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HAMLET, PRINZ VON DÄNEMARK Hamlet ist ein rohes und barbarisches Stück. Im zweiten Akt verliert Hamlet den Verstand, seine Geliebte den ihrigen im dritten. Der Prinz mordet ihren Vater, indem er vorgibt, eine Ratte töten zu wollen, und die Heldin geht ins Wasser. Auf der Bühne wird ihr Grab geschaufelt; die Totengräber – Totenschädel in den Händen – machen dazu Sprüche, die ihnen angemessen sind, und Prinz Hamlet beantwortet ihre abstoßenden Geschmacklosigkeiten mit nicht minder abscheulichen Albernheiten. Unterdessen erobert ein anderer Akteur Polen. Hamlet veranstaltet mit seiner Mutter und seinem Stiefvater auf der Bühne ein Gelage, man singt bei Tisch, man streitet sich, gerät sich in die Haare und bringt sich schließlich gegenseitig um. Man könnte meinen, dieses Stück sei der Phantasie eines betrunkenen Wilden entsprungen. Voltaire In welcher Relation stehen Handeln und Wissen in einer tragischen Konstellation? Die grundlegende Opposition ist die zwischen Ödipus und Hamlet: Ödipus vollbringt die Handlung (den Vater zu töten), weil er nicht weiß, was er tut. Im Kontrast zu Ödipus weiß Hamlet und ist aus diesem Grund nicht fähig, zur Handlung zu kommen (den Tod des Vaters zu rächen). Slavoj Žižek

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HAMLET, PRINZ VON DÄNEMARK Hamlet ist ein rohes und barbarisches Stück. Im zweiten Akt verliert Hamlet den Verstand, seine Geliebte den ihrigen im dritten. Der Prinz mordet ihren Vater, indem er vorgibt, eine Ratte töten zu wollen, und die Heldin geht ins Wasser. Auf der Bühne wird ihr Grab geschaufelt; die Totengräber – Totenschädel in den Händen – machen dazu Sprüche, die ihnen angemessen sind, und Prinz Hamlet beantwortet ihre abstoßenden Geschmacklosigkeiten mit nicht minder abscheulichen Albernheiten. Unterdessen erobert ein anderer Akteur Polen. Hamlet veranstaltet mit seiner Mutter und seinem Stiefvater auf der Bühne ein Gelage, man singt bei Tisch, man streitet sich, gerät sich in die Haare und bringt sich schließlich gegenseitig um. Man könnte meinen, dieses Stück sei der Phantasie eines betrunkenen Wilden entsprungen.

Voltaire In welcher Relation stehen Handeln und Wissen in einer tragischen Konstellation? Die grundlegende Opposition ist die zwischen Ödipus und Hamlet: Ödipus vollbringt die Handlung (den Vater zu töten), weil er nicht weiß, was er tut. Im Kontrast zu Ödipus weiß Hamlet und ist aus diesem Grund nicht fähig, zur Handlung zu kommen (den Tod des Vaters zu rächen).

Slavoj Žižek

WILLIAM SHAKESPEARE (1564 – 1616)

Wie sah William Shakespeare wirklich aus? Und will man es eigentlich wissen? Schon Shakespeares Freund und Rivale Ben Jonson empfahl den Lesern der ersten Ausgabe der gesammelten Stücke Shakespeares, "nicht auf sein Bild, sondern auf sein Buch" zu schauen. Der angesehene Shakespeare-Forscher Stanley Wells präsentiert nun ein neues Portrait. Das "Cobbe-Porträt" ist auf 1610 datiert und befand sich zunächst im Besitz der Familie des Grafen von Southampton, Henry Wriothesley. Der war nachweislich ein Patron Shakespeares und möglicherweise der "schöne Jüngling", an den die meisten Sonette Shakespeares gerichtet sind. Was aber gegen die Annahme spricht, hier hätten wir es endlich mit dem echten Shakespeare zu tun, ist zunächst die Tradition der Familie Cobbe, in deren Besitz das Porträt im frühen 18. Jahrhundert gelangte. Die Cobbes gingen davon aus, dass es den Höfling Sir Walter Raleigh zeigte, zumal sein Name in Tinte auf der Rückseite geschrieben war und das Bild die Losung trägt: "Principum amicitias!" Also: Vorsicht vor der Freundschaft von Fürsten. Raleigh, ein Günstling Elisabeths I., wurde von ihrem Nachfolger Jakob I. hingerichtet. Vor allem aber hat das Porträt kaum Ähnlichkeit mit dem Shakespeare, den wir von Droeshout kennen. Schon die volle Haarpracht passt nicht zum 46-jährigen Shakespeare des Jahres 1610, der sich selbst bereits mit 40 als "alt" beschrieb. Dass dieses Porträt kaum ernsthafter Prüfung standhalten dürfte, ist aber eine gute Nachricht: Die Suche nach dem wahren Shakespeare kann weitergehen und alle paar Jahre ein neuer, sensationeller Fund dem Publikum präsentiert werden.

Alan Posener/ Die Welt 11.03.2009

ETWAS IST FAUL Bis zu Il principe blieb die Geschichte – wenigstens soweit sie als solche anerkannt wird – ein Kapitel der Ethik. Als Spiel von Leidenschafen und Kräften interpretiert, wird sie zu einer völlig autonomen Aktivität, in der kein Werturteil Platz finden und keine göttliche Absicht sich manifestieren könnte. Durch die Verabsolutierung ihrer Zwecke und durch die Billigung all ihrer Mittel erschließt Machiavelli der modernen Zeit den uns bekannten Weg: die Vertreibung Gottes, damit das Abenteuer des Menschen beginnen kann.

Durch einen merkwürdigen kulturellen Umweg fließen nun im England Elisabeths diese revolutionären Kräfte zusammen und vermischen sich in ihren Auswirkungen. In den katholischen Ländern vom Vatikan verdammt, durch Luther und Melanchton in Deutschland bekämpft, stößt das Werk de Revolutionibus des Kopernikus in England auf seine ersten Adepten. In England auch inspirieren die 1603 von Giovanni Florio übersetzen Essais Montaignes die Dramatiker zu den schönsten Verzweiflungen. Gegen die anglikanische Kirche schließlich, vertreten durch die Person Heinrichs VIII., schleudert Kardinal Polo 1555 jenes neue und teuflische Schimpfwort: Machiavelli! Dieser dreifache Umbruch erklärt zum großen Teil den Schrecken, den das elisabethanische Theater ausdrückt. Von Thomas Kyd bis zu John Ford überdeckt das Getöse dieses Zusammenbruchs ständig die Schreie der Wut und Angst, das Schreckens-, Hochmuts- und Wahnsinnsgezeter, den Trauergesang seiner Zeugen. Mißgeburten, Ungeheuer von lüsternen Frauen, irrsinnige Könige, satanische Verbrecher, blutrünstige Tyrannen, Verräter, Trunksüchtige, Wahnsinnige, Wüstlinge, Renegaten,

Feiglinge, Diebe..: dies ist die Menschheit, die wir im Aufleuchten der schrecklichen Blitze dieses Gewirrs gewahren. Zerfall von Reichen, endlose Kriege, eingeäscherte Städte, Plünderungen, Massaker, Schändungen, Raub, Hungersnöte, Blutschande, Verschwörungen, Ursupationen, Aberglaube, Hexerei..: dies ist der Todeskampf, dessen Schrecken das lyrische Talent von zwanzig Dichtern nicht erschöpfend darstellen konnte. Gott ist im Sterben, die Welt stirbt, Phantome führen die Herrschaft, alles ist verloren, verleugnet, verdammt, vernichtet.. In diesem Zeitalter, in dem alles zugrunde geht, aber zugleich im Begriffe ist, wieder zu erstehen, in dem der Mensch, seiner Privilegien verlustig, auf tragische Weise sein Schicksalö befragt – in diesem „Staat, in dem etwas faul ist“, müssen wir Hamlet zu begreifen suchen.

Jan Paris WAHNSINN UND GESELLSCHAFT (1961)

Foucault setzt sich in diesem Werk mit dem Selbstverständnis der Psychologie, im weiteren Sinne der Humanwissenschaften, auseinander. Er tut dies, indem er die Geschichte des Wahnsinn, so wie die moderne Psychologie sie darstellt, nachzeichnet und eine alternative Geschichte entwirft. Für die Humanwissenschaften ist die Geschichte des Wahnsinns, die seiner fortschreitenden Erkenntnis und Humanisierung, so Foucault. In dem Maße wie die Einsicht in die Natur des Wahnsinns gewachsen war, wurde auch der Umgang mit den Kranken menschlicher.

Foucault widerspricht dieser kontinuierlichen Fortschritts-geschichte vehement: Es gäbe nicht ein beständig wachsendes Wissen, sondern qualitativ verschiedene Arten des Wissens vom Wahnsinn. Rekonstruiert man die jeweils erkenntnisleitenden Fragen (und dies ist ja der Anspruch der Archäologie), so Foucault, wird man der Brüche in den Wissensstrukturen gewahr. Die Art und Weise, in der Wahnsinn erfahren und gedacht werden konnte, habe sich fundamental geändert im Übergang von der Renaissance zum klassischen Zeitalter (dem Zeitalter der Aufklärung). Diese Änderung hat für Foucault zugleich ihren Niederschlag im praktischen Umgang mit den Wahnsinnigen. In der Renaissance setzte man die Wahnsinnigen auf die sogenannten Narrenschiffe und ließ sie 'treiben'.

Auf diesen Schiffen aber waren nicht nur solche Gestalten, die wir heute als 'wahnsinnig' klassifizieren würden, sondern als Narren galten ebenso Trunksüchtige, Landstreicher, Prostituierte etc. Wahnsinn bzw. Narrheit galt zwar als Bedrohung, die Narren wurden ausgeschlossen, aber dieser Ausschluss ist ein 'freier Ausschluss', Wahnsinn ist zugleich eine eigenständige Erfahrungsform und Anzeige einer besonderen Wahrheit. Im 17 Jahrhundert wurden die Wahnsinnigen, und zwar nun in dem engeren Verständnis von Verwirrten, in die frei werdenden Leposorien eingewiesen. Diese Leposorien waren lange die Verwahrungsorte von Leprakranken und befanden sich innerhalb der Stadtmauern, im Zentrum der Städte. Der Ausschluss ist nun also eine Einkerkerung, ein 'Ausschluss innerhalb dessen, von dem ausgeschlossen wird'. Diese Veränderung, so Foucault, entspricht einer neuen Erfahrung des Wahnsinns. Wahnsinn wird im Zeitalter der Vernunft und der Aufwertung des rationalen Subjektes

schlicht als Abwesenheit von Vernunft verstanden. Das Subjekt definiert sich als Subjekt durch seine Fähigkeit zum methodischen Zweifel, wer dies nicht zu tun in der Lage ist, gilt nicht mehr als Subjekt. Wahnsinn wird so von einer eigenständigen Sinnform zum bloßen Nicht-Sinn. Das rationale Subjekt konstituiert sich durch einen Akt gewaltsamer Abgrenzung gegenüber einem Bereich der Unvernunft. In diesem Verständnis kann Vernunft nicht autonom sein, weil sie nur ist, was sie ist, in Bezug auf das, was sie nicht ist. Subjektkonstruktion und Geschichte werden hier also am Thema des Wahnsinns diskutiert. Auffällig dabei ist, dass Foucault häufig von einer 'Diskriminierung der Erfahrungsform Wahnsinn' spricht und somit impliziert, es gäbe eine ursprüngliche Erfahrungsform, eine Wahrheit des Wahnsinn, die nur auf jeweils unterschiedliche Weise zum Schweigen gebracht wird. Damit nimmt er gerade den Wahnsinn, als eine ursprüngliche Erfahrungsform, von Geschichte aus. Foucault hat dies später selbst kritisiert und vor allem in "Die Ordnung der Dinge" (1966) konsequent versucht, der Geschichtlichkeit 'auf allen Ebenen' statt zu geben. TOTENSCHÄDEL Hamlet meditiert mit dem Totenschädel in der Hand über Leben und Tod. Dieses ist einer der großen Momente des Dramas. Shakespeare hat hier eine der eindringlichsten dramatischen Verge-genwärtigungen der für das Renaissance- und Barockzeitalter so wichtigen Vorstellung von der Präsenz des Todes im Leben geschaffen, für die es in der bildenden Kunst viele Vorbilder und Parallelen gibt, z. B. Albrecht Dürers Dar-stellung des Heiligen Hieronymus. Wie sehr der Totenschädel als Symbol in die Kultur der Epoche eingeschrieben war, zeigt sich auch darin, dass kleine, aus Elfenbein hergestellte Totenköpfe als Mode-Accessoires bei Damen

und Herren im 16. Jahrhundert beliebt waren. Direktere Entsprechungen zu Hamlets Auftritt auf dem Friedhof sinmd Portraits von jungen Männern mit Totenschädeln, z.B. ein etwa acht Jahre vor Hamlet entstandener Stich von Theodor de Bry, auf dem ein modisch gekleideter junger Mann von einem Skelett schwermütig und brütend angeblickt wird. Das berühmteste Werk in dieser Tradition ist Frans Hals’ Ölgemälde „Ein junger Mann mit einem Totenkopf“ (1641) in der National Gallery in London, das lange Zeit für eine Illustration zu Shakespeares Hamlet gehalten wurde. Der elegische Ton in den Worten, die Hamlet mit

Yorriks Schädel in der Hand spricht, rührt daher, dass der Hofnarr in der Kindheit des Prinzen dessen geliebter Spielgefährte war. In die Erinnerung an den unendlichen Witz und Einfallsreichtum Yorriks, mischen sich angesichts des Totenschädels Schauder und Übelkeit.

AMOKLÄUFER SIND GEKRÄNKTE TÄTER Spott, gemobbt werden, schulisches Versagen, Ohnmacht, Isolation und gescheiterte Lebensentwürfe - Amokläufer haben meist einiges gemeinsam: Sie stehen in der Hochblüte der Adoleszenz und befinden sich noch nicht im Erwachsenenleben, haben aber ein Vielfaches an Frustration erfahren, verspüren Rachegefühle und besitzen ein hohes Maß an Narzissmus. Auslöser für die Tat sind meist Kränkungen. Die Täter selbst seien aber individuell unterschiedlich, sagte Friedrich. Über das Gefühlsleben der jugendlichen Amokläufer wisse man wenig, meist überleben sie ihre Taten nicht, daher gebe es auch keine Untersuchungen. Den Zustand, in dem sich der Täter befindet, bezeichnete der Jugendpsychiater Max Friedrich als "Bilanzdepression". Der Betroffene will aufräumen mit all dem, was er über sich ergehen hat lassen müssen. Die Ursache für diese Form der Depression liege oft in der Schule: Spott, gemobbt werden, versagen, keine Freunde finden. All das führe zu einer situativen und affektiven Einengung. Die Täter haben nur mehr ein "Röhrensehen" und "-fühlen", danach folgt die Amokfantasie.

APA/Der Standard, 11.03.2009

H A M L E T ( F A C E B O O K N E W S

F E E D E D I T I O N ) .

Horatio thinks he saw a ghost. Hamlet thinks it's annoying when your uncle marries your mother right after your dad dies. The king thinks Hamlet's annoying. Laertes thinks Ophelia can do better. Hamlet's father is now a zombie.

- - - - The king poked the queen. The queen poked the king back. Hamlet and the queen are no longer friends. Marcellus is pretty sure something's rotten around here. Hamlet became a fan of daggers.

- - - - Polonius says Hamlet's crazy ... crazy in love! Rosencrantz, Guildenstern, and Hamlet are now friends. Hamlet wonders if he should continue to exist. Or not. Hamlet thinks Ophelia might be happier in a convent. Ophelia removed "moody princes" from her interests.

Hamlet posted an event: A Play That's Totally Fictional and In No Way About My Family The king commented on Hamlet's play: "What is wrong with you?" Polonius thinks this curtain looks like a good thing to hide behind. Polonius is no longer online.

- - - - Hamlet added England to the Places I've Been application. The queen is worried about Ophelia. Ophelia loves flowers. Flowers flowers flowers flowers flowers. Oh, look, a river. Ophelia joined the group Maidens Who Don't Float. Laertes wonders what the hell happened while he was gone.

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The king sent Hamlet a goblet of wine. The queen likes wine! The king likes ... oh crap. The queen, the king, Laertes, and Hamlet are now zombies. Horatio says well that was tragic. Fortinbras, Prince of Norway, says yes, tragic. We'll take it from here. Denmark is now Norwegian. BY SARAH SCHMELLING

AUS DER WELT DER BUNTEN BILDER: Für Eilige : http://www.youtube.com/watch?v=k8z4E0_-si4 Für melancholische Literaturwissenschaftler: http://www.youtube.com/watch?v=IwbB6B0cQs4 Für Governator -Fans: http://www.youtube.com/watch?v=SCVc5TaPpe8 Für Kunst freunde: http://www.youtube.com/watch?v=iQyrk04jCxo Für Musikfreunde : http://www.youtube.com/watch?v=AvktL4qu3us Für Ophelia-Fans : http://www.youtube.com/watch?v=I0uVGCYRP4I DER TOTALE TEXT: http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=2615&kapitel=1#gb_found http://www.hyperhamlet.unibas.ch/hh_action/ http://thehamletweblog.blogspot.com/