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René Jacobs V/2006

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René Jacobs

V/2006

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Rehabilitation eines Meisterwerks

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Was ist nicht alles über La Clemen-za di Tito gesagt worden, Mozarts letzte Oper, die angeblich innerhalb von 18 Tagen komponiert wurde und im Jahr 1791 durchaus nicht dem Zeitgeschmack zu entsprechen schien…

Titus ist zeitgleich mit der Zauberflöte entstanden und hat gegenüber sei-nem Schwesterwerk immer schlech-te Karten gehabt – der unpassende Vergleich der beiden Opern verdun-kelt allerdings die unleugbaren Quali-täten des Werkes. Die stellt René Jacobs mit seiner revolutionären Inter-pretation unter Beweis: Er gibt nicht nur der Originalpartitur, insbesondere den Rezitativen, ihr ursprüngliches Gewicht zurück, er findet auch zu der originalen Atmosphäre der opera seria zurück, die diesem Werk seine unver-wechselbare Eigenart verleiht.

W. A. MOZART (1756-1791)La Clemenza di Tito (Opera seria in zwei Akten)Mark Padmore (Tito) – Bernarda Fink (Sesto) – Alexandrina Pendatchanska (Vitellia) – Sunhae Im (Servilia) – Marie-Claude Chappuis (Annio) – Sergio Foresti (Publio) – RIAS Kammerchor – Freiburger Barockorchester, Leitung: René JacobsHMC 801923.4 (T02)

1. Im Jahr 1791 war die opera seria eine veraltete Gattung.FALSCH: Die Opera seria war 1791 durchaus eine lebendige Gattung, wenn auch in neuer, dem Zeitge-schmack angepaßter Form. Wir haben es also mit einer Erneuerung der Gat-tung zu tun, die sich immer noch an dem 1782 verstorbenen Metastasio orientierte: Die Schönheit seiner Verse begeisterte auch noch die Generation Mozarts, seine Dramaturgie aber lehn-te sie ab.

2. Mozart war in Gedanken ganz bei seiner Zauberflöte.FALSCH: Daß es so etwas wie eine Osmose zwischen der Zauberflöte und La clemenza di Tito gibt, ist nicht zu leugnen. Das ist nicht nur darauf zurückzuführen, daß Mozart die bei-den Opern praktisch gleichzeitig kom-poniert hat, hochmotiviert die erste-re, widerstrebend die zweite; sondern auch darauf, daß die beiden Opern, deren erste man in La clemenza di Sarastro umtaufen könnte, von Mozart als Zwillingsopern konzipiert waren.

Freiburger BarockorchesterFoto: Peter Witt

W. A. MOZART (1756-1791)La Clemenza di Tito (Opera seria in zwei Akten)

„Spätestens nach der Ouvertüre wußte ich, es gibt sie noch, die Aufnahmen, die man braucht.“Axel Brüggemann, WELT AM SONNTAG

Fünf vorgefaßte (und irrige) Mei nun gen über La Clemenza di Titovon René Jacobs

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3. Nach seiner Zusammenarbeit mit Lorenzo Da Ponte hatte Mozart kein Interesse mehr an der Gattung opera seria.FALSCH: Die Vokalensembles, ein wesentlicher Bestandteil der opera seria, übertreffen im Titus noch die-jenigen seiner Zeitgenossen, und zwar sowohl hinsichtlich der Quantität (drei Duette, drei Terzette und zwei Finales) als auch besonders der Qua -lität. Der Interpret kann es sich zur Aufgabe machen, den Reiz des Kon-trasts dieser drei „Stile“ und der damit verbundenen unterschiedlichen Ge-sangspraxis auszukosten: eine schlich-te, beinahe unbedarfte Gesangsart im Stil des Singspiels; die vollende-te Beherrschung des sotto voce (nur mit schwacher Stimme singen) und

ben worden – sind zwar musikalisch mittelmäßig, literarisch sind sie aber von erster Güte. Auch nur ein Wort zu streichen, wäre ein barbarischer Akt. Die musikalischen Schwächen können durch einen vollendeten Vor-trag wettgemacht oder durch „Retu-schen“ behoben werden. Die erstere - eine Notwendigkeit - ist Aufgabe der Sänger, die zweite - eine Möglichkeit - ist Sache des Dirigenten.

5. Die Orchestration ist banal.FALSCH: Die Instrumentation ist keineswegs einfallslos, sondern unmit-telbar und ungekünstelt. Sowohl in der einfachen und wirkungsvollen Instrumentation als auch in der Gestalt der Arien sucht Mozart den Kontrast von zwei Klangwelten gestal-terisch zu nutzen: die der Vergan -genheit, der alten Ordnung und die utopische Klangwelt einer nachrevo-lutionären, aufgeklärten, freimaure-rischen Zukunft. Zwischen diesen beiden Klangwelten tut sich - hörbar im Finale des ersten Akts - der klaf-fende Abgrund der Revolution auf, für Mozart körperlich ebenso spürbar wie für das aristokratische Publikum, das er, subversiv wie er war, bei der ersten Aufführung in Prag sicherlich irritieren wollte.

weitere Mozart-Einspielungen mit René Jacobs:

W. A. MOZARTCosì fan tutte

Véronique Gens – Bernarda Fink – Werner Güra – Marcel Boone –

Concerto KölnHMX 2961663- (I03)

„Die Così für die einsame Insel“FONO FORUM

„Eine Aufnahme, die Maßstäbe setzt“DER SPIEGELW. A. MOZARTLe Nozze di FigaroVéronique Gens – Patrizia Ciofi – Simon Keenlyside – Lorenzo Regazzo – Concerto KölnCD: HMX 2961818- (I03) SACD: HMC 801818.0 (P03)

des parlando (wie sprechend singen), wenn nötig in den a parte (beiseite gesprochen) und den quasi-rezitati-vischen Passagen in den Ensembles; schließlich jene ideale Verbindung von Virtuosität, Expressivität und Einfallsreichtum, die der Stil der opera seria dem Sänger abverlangt, von dem man in der damaligen Zeit erwartete, daß er ein wiederkehrendes Thema, das vom Komponisten nicht mit Verzierungen versehen war, mit noch größerem Einfallsreichtum auszierte als zur Zeit Händels.

4. Die mittelmäßige Qualität und übermäßige Länge der einfachen Rezi-tative erfordern rigorose Kürzungen.FALSCH: Die Rezitative – sie sind von einem Schüler Mozarts geschrie-

René JacobsFotos: Eric Larrayadieu

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Frédéric CHOPIN (1810-1849)Sämtliche WalzerAlexandre Tharaud, KlavierHMC 901927 (T01)

Beispiel die hierzulande wenig bekannte Marcelle Meyer (1897-1958), „eine gigantische Pianistin, für mich eigentlich ein Idol“, wie Tha-raud bekennt. Mit ihr teilt er einen luziden Klangzauber, der sein Spiel unter den Zeitgenossen so einzigar-tig macht. Seiner Neigung zur Kam-mermusik folgend konzentrierte er

Seit dem triumphalen Erfolg sei-ner Einspielung der Cembalosuiten von Jean-Philippe Rameau 2001 ist der Pianist Alexandre Tharaud mit Kritikerlob überschüttet worden und konnte sich der Bewunderung eines internationalen Publikums sicher sein. Die künstlerische Aner-kennung kam spät für den 1968 Geborenen, und der Weg dorthin war mit Schwierigkeiten gepfla-stert.

Alexandre Tharaud, Pariser von Ge -burt und aus Überzeugung, ent-stammt einer Künstlerfamilie: Sein Vater ist Sänger und Opernregisseur, seine Mutter klassische Tänzerin. Mit fünf Jahren begann der Klavierunter-richt, seine Begabung führte ihn steil aufwärts, und mit 14 war er bereits Student am Conservatoire National. Die Luft ist dünn auf dieser Höhe – der junge Mann durchlebte eine harte Lehrzeit, die ihn mit fast jedem sei-ner Lehrer in Konflikte brachte, hoff-nungslos verließ er mit 20 Jahren das Conservatoire, ohne Agenten, ohne Plattenverträge, ohne Konzertauf-tritte.Doch Tharaud hielt stand, er lernte, seinen eigenen Weg zu gehen. So wurde er sein eigener Lehrer, suchte sich seine Vorbilder unter den Pia-nisten der Generation seiner Groß-eltern, die er in Schallplattenein-spielungen studieren konnte. Zum

Auf steinigem Weg zum Gipfel – Der Pianist Alexandre Tharaud

sich auf ein eigenständiges Repertoire abseits der ausgetretenen Pfade. Er spielte Chabrier, Milhaud und Pou-lenc und kam auf diesem Weg zu Rameau. Mit der Aufnahme seiner Cembalosuiten gelang Alexandre Tharaud den Durchbruch, und so konnte er den Lohn für seine Unbeirr-barkeit und Beständigkeit ernten.

Alexandre TharaudFoto: Éric Manas

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großen Zyklus insgesamt zu spielen, und zwar in einer ihren eigenen Vorstellungen entsprechenden Ordnung und Rei henfolge.

Welches Instrument haben Sie für diese Einspielung gewählt?Der Steinway-Flügel, auf dem ich schon meine Bach-CD eingespielt habe, schien mir mit seinem war-men, holzigen Klang für dieses Re -pertoire genau richtig zu sein. Um seine Farben zur Geltung zu brin-gen, haben wir mit Cécile Lenoir eine Aufnahmetechnik gewählt, die die natürlichen Klangvaleurs wieder-gibt, breitbandig, aber so, daß selbst die Geräusche der Dämpfer zu hören sind.

An den Schluß dieser CD haben Sie eine Komposition von Mompou gestellt.Hundert Jahre nach Chopin lebte auch Mompou im Pariser Exil, fern seiner Heimat Katalonien, die in musikalischen Anklängen in seinem Werk omnipräsent ist. Ich erkenne bei ihm etwas wieder, das auch in jedem

Kürzlich haben Sie Bach eingespielt. Was verbindet Ihrer Ansicht nach Chopin mit der Barockmusik?Chopin steht in der unmittelbaren Nachfolge Bachs, Gemeinsamkeiten hat er aber vor allem mit François Couperin. Gleiche Differen zierung des Anschlags und der Spielhaltung, gleiche Be handlung der linken Hand, der Fingersätze, der Akkordbrechun-gen, des arpeggierten Stils. Das zei-gen auch die von beiden vorgelegten Lehr werke*. Zu einer Zeit, als sich ihr Instru ment mit immer neuen tech-nischen Verbesserungen stürmisch entwickelte, forderten beide einen intimen Klang.

Was hat Sie veranlaßt, Ihre erste Chopin-Aufnahme den Walzern zu wid-men?Aufnahmen von den Walzern sind heute selten. Im Konzert werden sie oft wie ein Feuerwerk herunter-gespielt. Ich wollte ihnen einen ande-ren Stellenwert geben und erinnerte mich an Pianisten wie Dinu Lipatti oder Samson François, die sich nicht davon abhalten ließen, sie wie einen

der Walzer dieser Gesamt-einspielung mitschwingt: ein Gefühl der Verlassenheit, eine tiefe Wehmut, die dem polnischen zal sehr ähnlich ist. Auch in dieser Hinsicht Chopin verbunden, den er glühend verehr-te, hat er den größten Teil seines Schaffens dem Klavier gewidmet. Die beiden Stücke sind eine ergreifende Hommage. Ich wollte diese Zugabe als einen sehr persönlichen Nachruf verstanden wissen...

mit Alexandre Tharaud bereits erschienen:

„Da begegnet uns ohne Zweifel

ein großes pianistisches Kaliber.“

FONO FORUM

Maurice RAVELSämtliche Werke für Klavier soloHMC 901811.2 (P02)

Jean-Philippe RAMEAUNouvelles SuitesHMC 901754 (T01) „Eine Sensation“

FONO FORUM

J. S. BACHItalienisches Konzert BWV 971,

Konzerte BWV 973 & 975 (nach Vivaldi), Konzerte BWV 974 & 978 (nach Marcello)

HMC 901871 (T01)

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„Wahrlich unvergleichlich“

BAYERISCHER RUNDFUNK

Der Standpunkt des Interpreten – Einige Fragen an Alexandre Thar aud

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LES NOUVEAUX MUSICIENS – Elite des künstlerischen Nachwuchses

Die in Minsk geborene Ekaterina Sementchuk begann ihre Studien an der Musikschule ihrer Heimatstadt, bevor ihr Weg sie über die Weiß-russische Musikakademie an die Nachwuchsakademie des Mariinsky-Theaters in St. Petersburg führte. Wettbewerbserfolge (unter anderem bei den Plácido Domingo Operalia) führten bald zu einer internationalen Karriere in Europa und Nordamerika. Inzwischen singt die Künstlerin auf den großen Bühnen der Welt. In Kürze wird sie in Pique Dame an der Bayerischen Staatsoper in München und in Krieg und Frieden an der New Yorker Met zu hören sein.Alexander Melnikov, 1973 in Moskau

geboren, hat sich im internationalen Musikleben bereits einen beachtlichen Ruf erworben. Er ist insbesondere mit dem Philadelphia Orchestra, dem BBC Symphony Orchestra und dem Concertgebouw Orchester aufgetre-ten, weiterhin mit dem Russischen Staatsorchester, Concerto Köln, der Academy of St. Martin-in-the-Fields und etlichen anderen. Solorecitals füh-ren Melnikov regelmäßig nach Lon -don, Wien, Paris und Amsterdam sowie zu zahlreichen Festivals. Darü-ber hinaus widmet sich der Künstler intensiv der Kammermusik.

Eine CD in der Serie LES NOUVEAUX MUSICIENS stand am Beginn der Karrieren von Isabelle Faust, Jean-Guihen Queyras, Piotr Anderszewski, Paul Lewis und mancher anderer, die sich inzwischen einen festen Platz in der Musikszene erobert haben. Jetzt wird die Reihe mit drei jungen Künstlern fortgesetzt, die ganz ohne Zweifel ebenfalls in Zukunft von sich reden machen werden.

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Ekaterina Sementchuk, MezzosopranRussische Lieder von Tschaikowsky, Rachmaninoff, Glière, Tanejew, Gretschaninow und GlasunowLarissa Gergieva, KlavierHMN 911881 (I01)

Alexander Melnikov, Klavier

Alexander SCRIABIN (1872-1915)

Sonaten Nr. 2 gis-moll op. 19, Nr. 3 fis-moll op. 23,

Nr. 9 op. 68, Fünf Préludes op. 74 u. a.

HMN 911914 (I01)

und in Yorker Met zu hören sein.

„Eine ganz

erstrangige Begabung“

SVIATOSLAV RICHTER

von James Galway für die Flöte. Schnell machte sie Fortschritte und trat 12jährig in die berühmte Mos-kauer Gnessin-Schule ein. Vier Jahre später stellten sich erste internationale Wettbewerbserfolge ein, die schließ -lich in ein Studium am Pariser Konservatorium mündeten. Weitere Studien an der Musikhochschule München und bei Emmanuel Pahud, Jean-Claude Gérard und Ransom Wilson vervollkommneten Alexandra Grots Ausbildungsgang. Inzwischen zeichnet sich eine international erfolg-reiche Laufbahn der Künstlerin ab.

Alexandra Grot, FlöteRussische Musik des 20. Jahrhunderts von Prokofieff, Strawinsky, Schnittke und DenisovPeter Laul, KlavierHMN 911918 (I01)

1981 wurde Alexandra Grot in Mos-kau in eine musikalische Familie

geboren und entschied sich im Alter von sechs Jahren nach einem Konzert

1981 wurde Alexandra Grot in Mos-

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lebens des Landes ge worden, und seine internationale Präsenz ist in beständigem Wachstum begriffen, nicht zuletzt durch die vielfach hoch-gelobten Einspielungen bei harmonia mundi.

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Junge Streichquartette haben Kon-junktur und sind demzufolge reich-lich vertreten. Doch das Jerusalem Quartet sticht aus der Menge der Ensembles hervor: Obwohl die vier Musiker alle noch in ihren Zwan-zigern sind, können sie sich als Quartett bereits „Alte Hasen“ nen-nen – musizieren sie doch schon seit 1993 zusammen.

Boygroup der klassischen Musik – Das Jerusalem Quartet

„Ihre Spiel- und Klang kultur genügt auch höch sten Ansprüchen.“FONO FORUM

Zwischen 1979 und 1981 sind die vier Streicher geboren, die einander als ganz junge Musiker im Orchester der Rubin Academy Highschool begeg -net sind. Diese Hochschule ist eine Art Talentschmiede für die eigentliche Akademie, und in ihrem Orchester saßen die vier als hochbegabte Stimm-führer ihrer Instrumente. Der Direk-tor der Hochschule regte an, es doch einmal als Streichquartett zu versu-chen, und der Funke sprang über. Da Israel seinen talentierten Nachwuchs ebenso liebevoll wie engagiert fördert, kam es bald zu ersten Konzertauftrit-ten im Jerusalem Music Center, die auch im Rundfunk übertragen wur-den. Das Jerusalem Music Center wurde zur Heimstatt des Quartetts; nicht nur bot es vielfältige Auftritts-möglichkeiten, es wurde auch jedes Jahr zu einer internationalen Ausbil-dungsstätte, an der die großen Musi-ker der Welt sich einfanden, um Meisterkurse zu geben. So konnte das Jerusalem Quartett schon früh vom gereiften künstlerischen Horizont so bedeutender Ensembles und Künstler wie Isaac Stern, dem La Salle Quar-tett, dem Emerson Streichquartett und Frank Peter Zimmermann profi-tieren. In besonderer Erinnerung ist eine Zusammenarbeit mit György Kurtág geblieben: „Er kam für eine ganze Woche, um mit uns zu arbei-ten…Das war eine großartige Erfah-

mit dem Jerusalem Quartett zuletzt erschienen:

Dimitri SCHOSTAKOWITSCHStreichquartette Nr. 1 C-Dur op. 49, Nr. 4 D-Dur op. 83 & Nr. 9 Es-Dur op. 117HMC 901865 (T01)

„Eine berauschend emotions-

geladene, frische Einspielung“

ENSEMBLE

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Jerusalem QuartetFoto: Alvaro Yañez

Antonín DVORÁK (1841-1904)

Streichquartett Nr. 12 F-Dur op. 96 „Amerikanisches Quartett“,

Klavierquintett A-Dur op. 81Jerusalem Quartet &

Stefan Vladar, KlavierHMC 901899 (T01)

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rung“ schildert Sergei Bresler, der zweite Geiger des Quartetts.1997 wurde der erste Wettbewerb gewonnen, und nun wurde es wirklich ernst. Man beschloß, als Formation zusammenzubleiben und so das Quar -tettspiel wirklich zum Beruf zu machen. Von nun an beschleunigte sich der künstlerische Werdegang des Quartetts noch: Ein Auftritt in der Londoner Wigmore Hall war der weltweite Karrierestart, beson-ders wichtig wurde die intensive Zusammenarbeit mit Mitsuko Uchida, die Konzerte mit den Klavierquintetten von Schumann, Brahms und Dvorák wurden zu Mei -lensteinen in der Lauf-bahn der vier Musiker.Mittlerweile ist das Je rusalem Quartet in seiner israelischen Hei-mat mit einer eigenen Kammermusikserie in verschiedenen Städ ten zu einem wichtigen Be standteil des Musik-

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lebens des Landes ge worden, und

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Carey, im April 1991 in Auftrag gege-ben wurde. „Das großartige Ereignis verlangte nach einem Stück mit lan-gem Atem; außerdem stand eine unge -wöhnlich stattliche Schar von Blech-bläsern zur Verfügung, um der Musik zusätzlich Farbe zu verleihen“, schil-dert der Komponist den Rahmen, für den er das repräsentative Werk schrieb.Ganz andere Umstände umgaben die Entstehung des Edington Service. Ives kommentiert: „Seit nunmehr vierzig Jahren versammelt sich gegen Ende des Sommers eine Reihe namhaf-ter Kirchenmusiker im Münster von Edington, Wiltshire, wo das alljährliche Festival der liturgi-schen Musik (Festival Within the Liturgy) stattfindet. Für das Festival des Jahres 1975 komponierte ich The Edington

Von der Meßkomposition zum geist lichen Wechselgesang des Abengebets, vom festlichen Te Deum bis zur Orgelminiatur spannt sich der Bogen der vorliegenden CD – sie präsentiert die schöpferi-sche Vielfalt eines Komponisten, der zunächst unter anderen Vorzeichen berühmt geworden ist.

Bill (Grayston) Ives kann auf eine viel-seitige musikalische Laufbahn zurück-blicken. Von 1978 bis 1985 war er als Tenor Mitglied der weltberühm-ten King’s Singers. An diese Zeit als Sänger schloß sich 1988 eine Tätigkeit als Prüfer für das Associated Board of the Royal Schools of Music an, die ihn in langen Auslandsaufenthalten nach Südafrika und Mauritius führte. Seit 1990 wirkt er als Leiter der Chor-musik am Magdalen College Oxford und ist als Komponist von Kirchen-musik weithin bekannt.Die vorliegende Einspielung porträ-tiert Ives gleichermaßen als Kompo-nist wie als Chorleiter, die Stücke sind eine Auswahl liturgischer Musik aus den Jahren 1973 bis 2000 und zeigen den Komponisten als Musiker, der stilistisch auf der Höhe der Zeit steht, ohne dabei seine Verankerung in der Tradition zu verleugnen. Seine mannigfache praktische Erfahrung als Sänger, Chorleiter und Organist befruchtet sein Schaffen in besonderer Weise.Ein zentrales Werk der CD ist das Canterbury Te Deum, das für die fei-erliche Inthronisierung des 103. Erz-bischofs von Canterbury, George

Ein weitgespanntes geistliches WerkService. Die Arbeit unterlag zweierlei Beschränkungen: Erstens gab es nur eine kleine, asthmatische Orgel; zwei-tens hatten die Sänger nur die Hälfte der Zeit zum Üben.“Ein Auftragswerk eines anderen be -rühmten englischen Chores ist die Missa Brevis, die 1987 von Edward Higginbottom für den Chor des New College in Oxford in Auftrag gege-ben wurde. „Die Bezeichnung brevis betonend, beherrschen kurze Motive die musikalische Landschaft“ cha-rakterisiert Grayston Ives seine Kom-position.

Grayston IVES (*1948)Listen sweet dove – Chormusik: Canterbury Te Deum, The Edington Service, Missa Brevis u. a.The Choir of Magdalen College, Oxford – Jonathan Hardy & Richard Pinel, Orgel – Leitung: Bill IvesHMU 907420 (T01)

mit dem Choir of Magdalen College, Oxford unter Bill Ives zuletzt erschienen:

Christopher TYELateinische und englische geistliche MusikHMU 907396 (T01)

„Über die Leistung des Oxforder Choir of

Magdalen College läßt sich nur Gutes

berichten. … Es beeindruckt vor allem die

satte Pracht der tiefen Stimmen, die Reinheit

und Strahlkraft der Knabensoprane sowie

die ideale Balance zwischen den einzelnen

Stimmgruppen.“

CONCERTO

Bill IvesFoto: Matthew Power

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Monteverdis sechstes Madrigalbuch ist ein Buch der Trennungen. Schmerzhaft-endgültig jene, die durch den Tod herbeigeführt wer-den; von sanfter Leidenschaft erfüllt jene, die zwei Liebende bei Sonnen-aufgang nach einer Liebesnacht erfahren. Doch tritt oft eine leichte Schwermut an die Stelle der Trauer und des Schmerzes, die die zärt-lichsten Erinnerungen überleben läßt, gemildert durch die verflos-sene Zeit.

Ein großer Teil der Madrigale dieser Sammlung läßt sich auf einige Jahre vor der Veröffentlichung im Jahr 1614 datieren. Der Tod Claudia Cattaneos, Monteverdis Ehefrau, im Jahr 1607 und der Tod Caterina Martinellis,

der jungen Sängerin und Lieblings-schülerin des Meisters, die für die Rolle der Ariadne als Premieren-besetzung vorgesehen war und im Hause des Komponisten lebte – diese beiden Ereignisse stellen anscheinend den emotionalen Anstoß für das ganze Buch dar. Die schwermütige Atmosphäre der Sammlung kommt weniger in den einzelnen Stücken als vielmehr durch ihre Zusammenstel-lung zum Ausdruck. Zwei große Zyk-len eröffnen äußerst wirkungsvoll die beiden Teile des Madrigalbuches. Das Lamento d’Arianna, der damals sehr populären und verlorengegange-nen Oper Arianna entnommen, war ursprünglich für Solostimme geschrie-ben und wurde auf Veranlassung eines unbekannten venezianischen Adligen als Madrigal bearbeitet. Die Sestina (Tränen eines Liebenden über dem Grab seiner Geliebten) entstand auf einen Text von Scipione Agnelli zum Gedenken an die verstorbene Caterina Martinelli – der Hirte Glaucus leiht

der Klage des in Caterina verlieb-ten Herzogs Vincenzo Gonzaga seine Stimme, wobei die Nymphe Corinna die junge Sängerin darstellt.Das sechste Buch trägt als einzige unter den Madrigalsammlungen keine Widmung. Es ist überdies diejenige mit der innigsten und anrührend -sten Musik, die zugleich engstens mit dem Lebensschicksal des Kompo-nisten verwoben ist. Versuchen wir uns den „Menschen“ Monteverdi vorzustellen: Leidgeprüft nach zwei Schicksalsschlägen (dazu belastet ihn – ohnehin schon am Rande seiner Kräfte – die schwierige berufliche Lage seiner letzten Jahren am Hof von Mantua) schildert Monteverdi mit diesem Buch der Welt seinen Schmerz und huldigt seiner beiden Frauen, indem er die Erinnerung an ihre Tugenden und ihre Anmut vere-wigt und ein Zeugnis seiner innigsten und zärtlichsten Empfindungen hin-terläßt.

Rinaldo Alessandrini

Claudio MONTEVERDI (1567-1643)

Il sesto libro de madrigaliConcerto Italiano,

Leitung: Rinaldo AlessandriniOPS 30-423 (T01)

Das Buch der Trennungen

von Monteverdis Madrigalbüchern mit dem Concerto Italiano unter Rinaldo Alessandrini außerdem erhältlich:

„Brillant im Klang wie in

Umsetzung der Affekte“

FRANKFURTER NEUE PRESSE

Claudio MONTEVERDISecondo libro de madrigaliOPS 30-111 (T01)

Claudio MONTEVERDIQuarto libro de madrigaliOPS 30-81 (T01)

„Das Concerto Italiano wird diesen so

ganz verschiedenen Stücken auf über-

ragende Weise gerecht.“

NEUE ZEITSCHRIFT FÜR MUSIK

Rinaldo Alessandrini

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Die Grande Dame der Alten Musik – Die Sopranistin Montserrat Figueras

In diesem Zusammenhang ist auch die gegenwärtige CD zu sehen, die eine Hommage an die Frau ist, und dies nicht nur im Zeitraum der 700 Jahre, aus denen die Musik dieser Aufnahme stammt. Montserrat Figueras hat ihr Porträt der Frau wie ein Kaleidoskop gestaltet, in dem sich mit jeder

Montserrat Figueras gehört seit den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts zu den herausragenden Gestalten in der Alte-Musik-Bewe-gung. Gemeinsam mit ihrem Mann Jordi Savall gründete sie die Ensem-bles Hespèrion XX (jetzt Hespèrion XXI), Capella Reial de Catalunya und Le Concert des Nations, mit denen das Künstler paar Musik vom hohen Mittelalter bis zum 18. Jahr-hundert aufführt und einspielt.

In den letzten Jahren gewann die künstlerische Mitwirkung der Kinder Arianna und Ferran Savall Bedeutung. Auch geriet die Beschäftigung mit den vielfältigen Wurzeln der Kunstmusik in den Überlieferungen der arabischen und jüdischen Kultur in das Blickfeld von Montserrat Figueras und ihrer Familie.

LUX FEMINAE Musik vom 10. bis zum 16. JahrhundertMontserrat Figueras, Sopran – Andrew Lawrence-King, Harfe – Rolf Lislevand, Gitarre – Jordi Savall, Gambe u. a.AVSA 9847 (U01)

Drehung die farbigen Glassplitter zu einem neuen Bild ordnen. So entste-hen verschiedene Aspekte des Themas „Frau“: Das Licht der Frau, die Frau der Antike, die Neue Frau (die im Mittelalter als Troubadora künstle-risch den Troubadoren eine ebenbür-tige Partnerin war), die Frau der höfi-schen Liebe, die mystische Frau, die geliebte Frau, die Frau als Mutter und die klagende Frau.Die Musik zu diesen Frauenbildern spiegelt in ihrer Mannigfaltigkeit die künstlerische Vielfalt von Montserrat Figueras wider: Von den sibyllinischen Gesängen des 10. Jahrhunderts über das arabische und sephardische Erbe geht die Reise zu den Gesängen der mittelalterlichen Troubadoure und setzt sich eindrucksvoll fort über Villancicos des spanischen goldenen Zeitalters im 16. Jahrhundert bis hin zu baskischer und andalusischer volks-tümlicher Überlieferung.

mit Montserrat Figueras bereits erschienen:

„Mit der bekannten natürlichen Virtuo sität

und Sinnlichkeit gestaltet sie die Strophen

mit solcher Intensität, daß Gelegenheit zur

Abschweifung gar nicht erst aufkommt.“

CONCERTO

DankEine Danksagung ist die Anerkennung der Tatsache, daß wir nicht allein sind und den Weg mit unseren Gefährten teilen. Ich möchte mich bei Jordi, meiner Lebensinspiration, sowie bei meinen Kindern Arianna und Ferran bedanken, die mir beigebracht haben, Mutter zu sein. Mein Dank richtet sich auch an meine Eltern und meine Familie, von denen ich lernte, Tochter und Schwester zu sein. … Ebenso möchte ich mich besonders bei allen Frauen von gestern und heute, sowohl bekannt als auch unbekannt, bedan-ken, die voller Mut, Wissen und Liebe in Gesellschaften gelebt haben, in denen sie ausgegrenzt wurden, jedoch stets ein Lichtblick waren und eigene Akzente setzten.

Montserrat Figueras

El Cant de la Sibil•laMallorca / Valencia 1400-1560La Capella Reial de Catalunya, Leitung: Jordi SavallCD: AVCD 9806 (T01) SACD: AVSA 9806 (U01)

Montserrat FiguerasFoto: Alexandre Causin

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Versenkung in die Mysterien der PassionIm Jahr 1680 widmete Dietrich Buxtehude, Organist an der Marien-kirche zu Lübeck, seinem „verehr-ten Freund“ Gustav Düben, Hof-kapellmeister des schwedischen Königs, eine ungewöhnliche Pas-sionsmusik mit dem Titel „Membra Jesu Nostri“. In sieben Kantaten vereinigt das Werk meditative Be -trachtungen von sieben Glied maßen des leidenden Jesus Christus.

Von der Empore der deutschen Kirche in Stockholm, die zu dieser Zeit auch Hofkirche war, sind die Membra Jesu Nostri vermutlich zum ersten Mal erklungen. Buxtehude stand zur Zeit ihrer Entstehung auf der Höhe seines Ruhms als Komponist. Der nordi-schen Sphäre war der im holsteini-schen Oldesloe geborene Buxtehude eng verbunden: Sein Vater bekleidete in Helsingør und Helsingborg musi-kalische Ämter, und auch für ihn selbst wurden die Städte erste Statio-nen seiner beruflichen Laufbahn. 1668 wurde Buxtehude auf die Stelle des Organisten der Lübecker Marien-kirche berufen, eines der bedeutends-ten kirchenmusikalischen Ämter in Norddeutschland, das er bis zu seinem Tod im Jahr 1707 bekleidete.Buxtehude gilt als der bedeutendste Vertreter der norddeutschen Barock-musik vor Johann Sebastian Bach, der 1705, zwei Jahre vor dem Tod des Meisters, nach Lübeck pilgerte, um sich bei ihm zu vervollkommnen.

Statt der ursprünglich beantragten vier Urlaubswochen dehnte Bach die Zeit in Lübeck auf vier Monate aus. Die Vorhaltungen seiner Vorgesetzten ob seiner Urlaubsüberschreitung fand er kaum einer Erwiderung wert: Wenn es darum ging, bei Buxtehude „ein oder anderes in seiner Kunst zu begreifen“ (so seine lakonische Erklärung), so schien ihm seine Eigenmächtigkeit völlig berechtigt.Über das so ungewöhnliche Werk schreibt Pieter Dirksen im Beiheft: „Dieser ausdrücklich nicht für die Liturgie bestimmte Zyklus ist ohne jeden Zweifel als Bekenntnis Buxte-hudes zu eigenem religiösen Empfin-den und persönlicher Frömmigkeit zu sehen. Wir wissen in der Tat außerge-wöhnlich wenig über diesen großen Musiker, da weder Briefe noch Anek-doten überliefert sind. Umso mehr spricht uns seine Musik an, nicht zuletzt sein Membra Jesu Nostri mit der so persönlichen Kombination aus

verinnerlichtem Ausdruck, bewußter Schlichtheit der Worte (ab und an schon fast naiv im Ton) und großem harmonischen Reichtum. Wie weit der lateinische mittelalterliche Text uns heute auch entfernt sein mag, so sicher ist, daß er Buxtehude zu einer visionären Umsetzung in eine bildhaf-te Reihe von Kompositionen inspiriert hat, die auch heute noch die Herzen der Hörer erreichen kann.“

Dietrich BUXTEHUDE (1637-1707)Membra Jesu Nostri

Johannette Zomer & Anne Grimm, Sopran – Peter de Groot, Altus – Andrew Tortise, Tenor – Bas Ramselaar, Baß –

Niederländische Bach-Gesellschaft, Leitung: Jos van VeldhovenCCS 24006 (T01)

kürzlich mit Johannette Zomer und Anne Grimm erschienen:

François COUPERIN (1668-1733)Leçons de TénèbresLa Sfera Armonica, Leitung: Mike FentrossCCS 20306 (T01)

Johannette Zomer

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Franz SCHUBERT (1797-1828) Variationen e-moll D 624, Rondo A-Dur D 951, Allegro a-moll D 947, Fantasie f-moll D 940Christian Ivaldi & Jean Claude Pennetier, KlavierAV 2116 (U01)

W. A. MOZART (1756-1791)

Klavierquartette g-moll KV 478 & Es-Dur KV 493

Jean-Claude Pennetier, Klavier & Mitglieder des Quatuor Ysaÿe

YR 08 (T01)

Jean Claude Pennetier – Ein pianistisches Multitalent

Orchesterleiter, am historischen Forte-piano, als Pädagoge und als Kammer-musiker hat er sich hervorgetan.Nach seiner Ausbildung am Pariser Konservatorium machte er auf inter-nationalen Wettbewerben von sich reden: Ein erster Preis im Gabriel-

Wenn er auch sein musikalisches Talent am besten als Solist artikulieren kann, ist die künstlerische Laufbahn von Jean-Claude Pennetier doch ge -prägt von einer Vielzahl erfolgreicher Aktivitäten. In der neuen Musik, im Musiktheater, als Komponist, als

Fauré-Wettbewerb, ein zweiter Preis im Marguerite-Long-Wettbewerb, ein erster Preis in Montreal und weitere Auszeichnungen führten zu einer weltweit beachteten Karriere, die neben der Zusammenarbeit mit inter nationalen Orchestern wie dem Orche stre de Paris, der Staatskapelle Dresden, dem Orchester des NHK Tokio u. a. auch eine vielbeachtete Präsenz auf Klavierfestivals wie La Roque d’Anthéron mit sich brachte.

Bernard STEVENS (1916-1983)Die KlaviermusikFlorian Uhlig, Michael Finnissy, Isabel Beyer & Harvey Dagul, KlavierCDEA 7160 (I02)

seine erste Sinfonie, die als Symphony of Liberation nach dem Ende des Krie-ges bei ihrer Erstaufführung in der Royal Albert Hall einen vielbeachteten Erfolg feiern konnte. Wenn er auch im Laufe seines künstlerischen Lebens in den Schatten der musikalischen Avantgarde geriet, blieb er doch seine

Bernard Stevens kam 1916 in London zur Welt und studierte in Cambridge und am Londoner Royal College of Music, wo er prestigeträchtige Aus-zeichnungen erringen konnte. Wäh-rend seines Militärdienstes im Zweiten Weltkrieg entstanden seine ersten gro-ßen Werke, ein Violinkonzert und

gesamte berufliche Laufbahn hin-durch ein hochgeachtetes Mitglied des britischen Musiklebens, in dem er als Professor am Royal College of Music und an der Universität London wirk-te. Stevens war ein begabter Pianist, und so spielte das Klavier in seinem Schaffen eine wichtige Rolle, wie diese Gesamtaufnahme seines Werks für Klavier solo, vierhändig und für zwei Klaviere verdeutlicht.

Ein vorwärtsgewandter Traditionalist

Bernard Stewens

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Der britische Komponist Sir Arnold Bax, geboren 1883 in Streatham/London, gestorben 1953 in Cork/Irland, hat außerhalb der britischen Inseln vor allem als Meister der orchestralen Klangfarben Ruhm er -langt. Von dieser besonderen klangli-chen Sensibilität profitiert auch sein

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Dimitri SCHOSTAKOWITSCH (1906-1975)Klavierkonzert Nr. 1 c-moll, Streichquartett Nr. 8 c-moll op. 110, Prelude C-Dur op. 87/1Bernd Glemser, Klavier – Reinhold Friedrich, Trompete – Festival Strings Lucerne, Leitung: Achim Fiedler

OC 561 (I01)

Solist auf der neuen CD der Festival Strings Lucerne unter ihrem Chef-dirigenten Achim Fiedler ist ein Pia-nist, der erst kürzlich zu Oehms -Classics gestoßen ist und mit seiner ersten CD auf dem neuen Label gleich einen exzeptionellen Erfolg verbu -chen konnte: Bernd Glemsers Rach-maninoff-Album wurde einhellig mit begeisterten Kritikerstimmen bedacht. Nun ist er in Schostakowitschs un - kon ventionellem ersten Klavier kon-zert zu hören, dessen charakteristi-

Glemser zum zweiten…

Arnold BAX (1883-1953)Sämtliche Klaviersonaten

Michael Endres, KlavierOC 565 (I02)

Klangliche Sensibilität

mit Bernd Glemser kürzlich erschienen:

Sergej RACHMANINOFFKlaviersonate Nr. 2 b-moll op. 36, Morceaux de fantaisie op. 3, Corelli-Variationen op. 42OC 558 (I01)

mit Michael Endres kürzlich erschienen:

W. A. MOZARTKlaviersonaten F-Dur KV 280, F-Dur KV 332, c-moll KV 457, C-Dur KV 545, D-Dur KV 576 Michael Endres, KlavierOC 563 (I01)

sches Merkmal die neben das Klavier gestell te Solotrompete ist. Diesen Part spielt Reinhold Friedrich, einer der gefragtesten Trompeter unserer Zeit. Das Programm wird ergänzt durch das berühmte 8. Streichquartett, hier in der Fassung für Streichorchester von Rudolf Baumgartner, und das Klavierpräludium op. 87 Nr. 1, sowohl in der Originalfassung als auch in der Fas sung für Streichquartett, die ebenfalls von Rudolf Baumgartner stammt.

Bernd GlemserFoto: Oli Rust

Œuvre für Klavier. Michael Endres interpretiert auf seiner neuen Ein-spielung die vier Klaviersonaten sowie die erste Sinfonie in der ursprüng-lichen Fassung für Klavier – hierbei handelt es sich um die erste Einspiel-ung dieses Werks. Bax hatte 1921 eine dreisätzige Sonate komponiert, die er instrumentierte und deren langsamen Satz er umarbeitete. In dieser Form wurde das Werk als seine Sinfonie Nr. 1 herausgegeben. Doch auch in der Klavierfassung haben wir es mit einem reichen und vielschichtigen Stück zu tun. Michael Endres bezeichnet es

sogar als „die wahrscheinlich origi-nellste und ursprünglichste aller seiner Sonaten“.

Michael EndresFoto: Kai Uwe Heinrich

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Robert SCHUMANN (1810-1856)Streichquartett a-moll op. 41/1

Felix MENDELSSOHN BARTHOLDY (1809-1847)Streichquartett D-Dur op. 44/1Quatuor Amedeo ModiglianiYR NS 01 (T01)

Béla BARTOK (1881-1945)

Streichquartette Nr. 5 & 6Párkányí QuartettPRD 250225 (T01)

der Kammermusik. Während die all-gemeine musikalische Entwicklung immer stärker zum mehr oder minder glücklichen Zusammenwirken eines gefeierten Solisten mit musikalischer Begleitung ging, bewahrte das Streich -quartett ein Ethos der Gleichrangig-keit der Partner, gelebte musikalische Demokratie gewissermaßen. Und das blieb so von den Wiener Klassikern

Joseph Haydn „erfand“ das Streich-quartett und hob die Gattung in lebenslanger Arbeit auf ein künstler-isches Niveau, das die beiden ande-ren Wiener Klassiker Mozart und Beethoven zu erstrangigen Werken anspornte. Goethe adelte das Streich-quartett mit seinem Ausspruch, er höre vier vernünftige Leute sich mitein-ander unterhalten, zur Königsdisziplin

Königsdisziplin Streichquartettüber Schubert, Mendelssohn und Schumann bis hin zu Nationalroman-tikern wie Borodin und Komponisten an der Pforte zur Neuen Zeit wie Hugo Wolf. Béla Bartók, eine der bestimmenden Gestalten der Musik des 20. Jahrhunderts widmete dem Streichquartett seine besondere Auf-merksamkeit und schuf mit seinen sechs Quartetten Meilensteine der Kammermusik für seine Zeit und kommende Generationen.

Kocian Quartett

Quatuor Amedeo Modigliani

Alexander BORODIN (1833-1887)Streichquartett Nr. 1 A-Dur, Streichquintett f-mollKocian Quartett & Michal Kanka, VioloncelloPRD 250222 (T01)

ˇ

Párkányí Quartett

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… weitere interessante NeuheitenEin Ball am Hof

König Heinrichs IV. von FrankreichMusik von Michael Praetorius

& Pierre GuédronEnsemble Doulce Mémoire,

Leitung: Denis Raisin DadreK 617186 (T01)

Friedrich CERHA (*1926)Violinkonzert (2004), Fasce (1959/1974)

Ernst Kovacic, Violine – RSO Wien, Leitung: Bertrand de Billy

& Johannes KalitzkeCOL 20251 (T01)

Süddeutsche Orgelmeister Vol. 3Werke von Bach/Marcello, Muffat, Kerll, Zipoli und FrobergerHeidrun Hensel, OrgelOC 542 (I01)

Mauricio KAGEL (*1931) & Alfred SCHNITTKE (1934-1998)KlaviertriosLiszt-Trio WeimarAECD 0639 (T01)

Claude VIVIER (1948-1983)Orion, Siddhartha,

Cinq chansons pour percussionChristian Dierstein, Schlagzeug –

WDR Sinfonieorchester Köln, Leitung: Peter Rundel

KAI 0012472 (T01)

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„Zu schön für unsere Ohren und gewaltig viele Noten, lieber Mozart“ befand Kaiser Joseph II. nach der Uraufführung der Entführung aus dem Serail – worauf der Angespro-chene erwiderte: „Gerade soviel, Eure Majestät, als nötig sind!“

Die Entführung aus dem Serail ist für Mozart, der damals gerade 26 Jahre alt wird und im Begriff steht, Constanze Weber zu heiraten, der erste große Erfolg in Wien. Sie ist nicht – wie man so oft hört – ein Jugendwerk, ein bloßer Vorläufer der großen Meisterwerke der Reifezeit. Vielmehr findet man in ihr zentrale Themen und grundlegende Inhalte des Mozart-schen Denkens, die in allen späteren Opern aufgenommen und dort wei-terentwickelt werden: Brüderlichkeit, Vergebung der Schuld, eine Rache-gefühle überwindende Gnade, starke

Gewaltig viele Noten

Frauenfiguren und – eine Konstante bei Mozart – den Gedanken an den Tod.Die äußerst nüchterne Inszenierung von Jonathan Miller setzt den Akzent auf die schwierigen und manchmal auch schmerzhaften Facetten der Verliebtheit: Konstanze zum Beispiel, die eine gefährliche Sehnsucht zu Bassa Selim durchlebt. Klaus Maria Brandauer als Selim erweist sich als glückliche Wahl, erhöht er doch die Mehrdeutigkeit des Geschehens, das bei aller Transparenz in leuchtender

Sinnlichkeit gespielt wird.

„Wo man singt, da laß dich ruhig nieder… Der Selim Bassa ist ein prachtvolle Gelegenheit dazu. Man ist irgendwie dabei, und doch hat man das Gefühl, Musiker und Sänger bringen einem ein Ständchen dar.Eine standhafte, mutige, lieb-reizende fremde Frau hat es einem angetan. Sofort bin ich verzaubert von ihrer Anmut

und ihrer Stimme. Ich möchte mitsin-gen, aber ich kenne ihre Lieder nicht. Und sie, die schöne Reine, nicht die meinen.Und wenn es ist, möchte man am liebsten sterben.Ein Baumeister namens Belmonte tritt auf … natürlich ein Tenor …Auch der Selim hat Verstand: «Wen man durch Wohltaten nicht für sich gewinnen kann, den muß man sich vom Halse schaffen.»Und alle dürfen weiterleben. Hoffentlich glücklich …“

Klaus Maria Brandauer

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IMPRESSUMHerausgeber: helikon harmonia mundi GmbHWernher-von-Braun-Straße 13D-69214 EppelheimRedaktion: Michael BlümkeTexte: Detmar HuchtingGraphik/Layout: Global Media

W. A. MOZART (1756-1791)Die Entführung aus dem Serail

(Singspiel in drei Akten)Klaus Maria Brandauer (Bassa

Selim) – Malin Hartelius (Konstanze) – Patricia

Petibon (Blonde) – Piotr Beczala (Belmonte) – Bogusław

Bidzinksi (Pedrillo) – Alfred Muff (Osmin) – Chor und Orchester der Oper Zürich, Leitung: Christoph König –

Inszenierung: Jonathan MillerBAC 007 (W01)

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