Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen...

40
Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten Menschen weder schreiben noch lesen konnten, markierte man Haus, Inventar und Besitz nicht mit Namen oder Initialen, sondern mit sogenannten Hausmarken (auch Merkzeichen, Merk oder Bolmarke genannt). Häufig findet man diese Marken noch im 17. Jahrhundert unter Verträgen als Ersatz für die eigene Unterschrift, oft verbunden mit dem Zusatz: „dit is dat Merk van N.N. mit sin egen Hand getogen“ oder ähnlich lautend. Das „Merk“, das sich der nicht schreibkundige Unterzeichner fest eingeprägt hatte, galt hier gleichzeitig als Unterschrift und Beglaubigungszeichen. 175

Transcript of Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen...

Page 1: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen anHäusern und Antiquitätenv o n A n d r e a s E i y n c k

In Zeiten, in denen die meisten Menschen weder schreiben noch lesen konnten,markierte man Haus, Inventar und Besitz nicht mit Namen oder Initialen, sondernmit sogenannten Hausmarken (auch Merkzeichen, Merk oder Bolmarke genannt).Häufig findet man diese Marken noch im 17. Jahrhundert unter Verträgen als Ersatzfür die eigene Unterschrift, oft verbunden mit dem Zusatz: „dit is dat Merk vanN.N. mit sin egen Hand getogen“ oder ähnlich lautend. Das „Merk“, das sich dernicht schreibkundige Unterzeichner fest eingeprägt hatte, galt hier gleichzeitig alsUnterschrift und Beglaubigungszeichen.

175

Page 2: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

176

In diesem Beitrag geht es jedoch nicht um die Hausmarken als Bestandteil vonarchivalischen Dokumenten, sondern um Hausmarken an Gebäuden, Ausstattungsstückenund Gegenständen, wie man sie in Museen und in Privatbesitz immer wieder fin-det.

Zur Gestaltung und Verwendung von Hausmarken

Die Zeichen selber sind meistens aus mehreren Strichen zusammengesetzt, diemit Querstrichen und Diagonalen zu Haken oder Winkeln angeordnet sind und soeine individuelle, unverwechselbare Marke ergeben. Die zumeist gerade Linienführunggeht wohl darauf zurück, dass diese Marken mit einfachen Werkzeugen alsBesitzzeichen in Gegenstände eingeritzt wurden. Doch auch rundlich gestalteteHausmarken kommen vor.

In ihrer Darstellung erinnern die Hausmarken manchmal an römische Zahlzeichenoder häufig auch an Runenbuchstaben. Diese Ähnlichkeiten sind aber rein optischund technisch durch das Einritzen der geraden Striche bedingt – die Hausmarkenhaben sich weder aus Zahlen noch aus Runen entwickelt. Es waren vielmehreinprägsame Merkzeichen, mit denen auch Analphabeten ihr Eigentum eindeutigkennzeichnen konnten.

Schon auf frühgeschichtlichen Fundstücken kommen einfache Besitzerzeichenbisweilen vor. Aber erst im Mittelalter mit der Herausbildung der Städte, demAufblühen von Handel und Handwerk sowie der zunehmenden Siedlungsdichte aufdem Lande nahmen die zunächst wohl willkürlich gewählten Zeichen die Form vonHausmarken nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten der Gestaltung und der Weiter-entwicklung an.

Anfangs bestanden die Hausmarken vornehmlich aus einem senkrechten Strich,dem sogenannten Schaft, dem man – einseitig oder durchgehend – gerade oderschräge Querstriche hinzufügte. Jedes Zeichen stand für den Besitz einer Familieoder eines Hauses im Sinne der Haus- und Hofgemeinschaft. Jeder weitere Sprossder Familie musste die Hausmarke aber geringfügig ändern, damit man sie eindeutigeiner Besitzerfamilie zuordnen konnte. So wurden die Zeichen im Laufe der Zeitdifferenzierter und komplizierter. Mit zunehmender Lese- und Schreibfertigkeitbezog man schließlich auch Namensinitialen in die Hausmarken mit ein. So entstandendie typischen Kombinationen aus Marken und Buchstaben, wie sie im 17. und 18. Jahrhundert weit verbreitet waren.

Nach dem Vorbild adeliger und bürgerlicher Wappen entstanden im 16. Jahrhundertauch sogenannte „sprechende“ Hausmarken. Ihre Darstellung knüpft an den jeweiligenFamiliennamen an, etwa ein Topf für den Namen Pötter, ein Baum für Böhmer, ein

Page 3: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

177

Kranich für Kranepohl oder eine Blume für Blohme. Auch diesen bildhaftenHausmarken stellte man später meistens Initialen an die Seite.

Hausmarken wurden einst in Stadt und Land gleichermaßen verwendet, habensich aber auf dem Lande durchweg länger gehalten. Anfangs dienten sie wohl reinpraktischen Zwecken als Besitzzeichen auf Hausrat, Arbeitsgeräten, Vieh und anderemBesitz. Seit dem 16. Jahrhundert lässt sich jedoch eine zunehmende repräsentativeVerwendung feststellen, wobei Hausmarken wie Wappen als Symbole der Familie inSzene gesetzt wurden. Rahmen, Kartuschen oder Wappenschilde unterstrichen denwappenartigen Charakter der Hausmarken im Zeitalter von Renaissance und Barock.Gerade aus diesen jüngeren Epochen sind überdies die zahlenmäßig meistenHausmarken überliefert.

Mit der zunehmenden Verschriftlichung des Rechtswesens und der Verwaltunghielten die Hausmarken schließlich auch Einzug in das Schriftgut und dientenAnalphabeten als Unterschriftszeichen, wobei die optische Nähe zu Siegelmarkenunverkennbar ist. Bei der handschriftlichen Kopie von Dokumenten galt die Abzeichnungder Hausmarken sozusagen als Echtheitsbeleg für die authentische Abschrift.

Hausmarke der Familie Tegeder zu Gleesenauf dem Titelblatt des Stammbaums

Hausmarke der Familie Tegeder zu Gleesenin der Hofchronik

Page 4: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

178

Forschungsgeschichte – Hausmarkenforschung in der NS-Zeit

Schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts erschienen die ersten umfassendenUntersuchungen zu Hausmarken, wobei neben ihrer Entstehungsgeschichte vorallem rechtshistorische und germanistische Fragestellungen im Vordergrund standen.Als Standardwerke gelten bis heute „Die Hausmarken – Eine germanistischeAbhandlung“, veröffentlicht 1853 vom Juristen A.L.J. Michelsen, sowie die vomRechtshistoriker Carl Gustav Homeyer verfasste Übersicht „Die Haus- und Hofmarken“von 1870, die in ihrer umfangreichen Quellensammlung auch interessante Belegeaus dem Osnabrücker Land und dem Emsland bietet.1

Schon im 19. Jahrhundert vermuteten manche Autoren eine Ableitung derHausmarken aus germanischen Runen und spätestens mit der Entstehung der Hei-matbewegung setzte allerorten die Dokumentation dieser vermeintlich „altgermanischen“Rechtszeichen ein.2 Nach dem Ersten Weltkrieg wurden diese Bemühungen nochintensiviert.3 In den 1920er Jahren galten die Hausmarken als wichtige Quelle derHeimatgeschichtsforschung und ihre Erfassung bildete einen festen Bestandteil derheimatkundlichen Arbeit.4

Die häufig postulierte Herkunft der Hausmarken aus dem altgermanischenSippenwesen und Rechtsbrauchtum sowie ihre vermutete Ableitung aus derRunenschrift kamen der nationalsozialistischen Volkstumsideologie sehr entgegen.Diese war ja allenthalben auf der Suche nach den germanischen Wurzeln desdeutschen Volkes und den vermeintlichen Überresten germanischen Kulturgutes inVolkskunst, Brauchtum und Erzählgut.

Bald schon rückten die ebenso geheimnisvollen wie weit verbreiteten Hausmarkenin den Fokus der NS-Pseudowissenschaften wie Sinnbildforschung, Runen- oderSippenkunde. Sie wurden von den meisten Universitätswissenschaftlern abgelehnt,fanden aber vor allem unter dem Dach der Organisation „Ahnenerbe“ der SS vielBeachtung und politischen Rückhalt. Im Sommer 1937 wurde der PrivatgelehrteKarl Konrad Ruppel, ein leidenschaftlicher Sammler deutscher Haus-, Hof- und Sip-penmarken, vom Ahnenerbe angestellt. Er und drei Mitarbeiter sollten in ganzDeutschland und später auch in der „Ostmark“ Hausmarken sammeln und in einerZentralkartei ordnen.5 Im Spätherbst 1938 rief Ahnenerbe-Präsident Wüst mit einemInformationsblatt die Öffentlichkeit zur Mitarbeit bei dieser Sammlung auf. Auchim Emsland setzte daraufhin die Hausmarkenerfassung durch engagierte Heimatforscherein.6 Nicht alle Mitarbeiter werden damals durchschaut haben, dass sie auf dieseWeise geschickt in die Propagandaarbeit des Ahnenerbes einbezogen wurden undmit ihren Forschungen vor Ort gleichzeitig auch pseudowissenschaftliches Gedankengutim Sinne der nationalsozialistischen Volkstumsideologie verbreiteten. So notierteein Heimatforscher aus dem nördlichen Emsland in einem Vortragsmanuskript:

Page 5: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

179

„Die frühere Auffassung über die Entstehung des Wappenwesens, dass dasselbemit der Bewaffnung für Krieg und Turnier zusammenhängt, weicht neuerlich derAnsicht, dass schon die Runen Grundlage von Hausmarken, Steinmetzzeichen undWappen bilden und die altgermanischen Runen- und Heilszeichen die Grundlagehergeben ... Heute mehr denn je muß sich das Augenmerk auf all die kleinenUrzellen richten, welche der Gesundung der völkischen Gesinnung dienen können.Dazu gehört das Schönste, was nicht mit Geldeswert zu messen ist – eben dieVergangenheit der dörflichen Geschlechter und die Erkenntnis, daraus zu lernenund weiterzuarbeiten.“7 In vielen heimatkundlichen und landwirtschaftlichenPublikationen erschienen in den folgenden Jahren Berichte über die angeblichenFortschritte bei der Erforschung der Haus- und Sippenmarken, die jedoch über eineintensive Sammeltätigkeit niemals herauskam.

Der mittlerweile zum Abteilungsleiter der „Pflegstätte für Hausmarken und Sip-penzeichen“ beim Ahnenerbe aufgestiegene Karl Konrad Ruppel legte 1939 alsBand 1 einer neuen „Schriftenreihe der Forschungsstätte für Hausmarken und Sip-penzeichen“ in Berlin seine Publikation „Die Hausmarken. Das Symbol der germanischenSippe“ vor. Damit war der ideologische Hintergrund der gesamten Sammelaktionklar bezeichnet. Weitere Forschungsergebnisse konnten durch den Zweiten Weltkrieg,aber auch wegen der unwissenschaftlichen Herangehensweise an das Gesamtprojektnicht erzielt werden. Schließlich wurden die Hausmarken im Rahmen der Kriegspropagandasogar als „Sinnbilder mittelalterlichen Wehrwillens“ deklariert.8

Hausmarkenforschung nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Hausmarken und ihre Erforschung waren durch die Tätigkeit des Ahnenerbesauf Jahrzehnte in Verruf geraten. Gleichwohl widmeten sich eifrige heimatkundlicheSammler im Emsland und der Grafschaft Bentheim auch nach 1945 weiterhin derDokumentation von Hausmarken.9 1963 erschien im Jahrbuch des EmsländischenHeimatvereins sogar ein Aufsatz über die Bedeutung der Hausmarken.10 Der Autor,der Trierer Bürgermeister Hans Horstmann, dessen Vorfahren vom Hümmlingstammten11, lobte den Ahnenerbe-Forscher Karl Konrad Ruppel darin als „verdienstvollenBegründer der ehemaligen Hausmarkenforschungsstelle in Berlin“.12 Horstmannhatte Ruppel 1954 veranlasst, seine nach Marburg ausgelagerte Hausmarkenkarteimit über 25 000 nach Provinzen und Orten geordneten Belegen dem StadtarchivTrier zu übereignen. Dort lagert das „Hausmarkenarchiv“ bis heute. Erst in denletzten Jahren wurden die Hausmarken als historische Quellen neu entdeckt, nunaber nicht mehr als vermeintliche Zeugnisse germanischen Altertums, sondern alsDokumente der frühneuzeitlichen Repräsentationskultur in Stadt und Land.

Page 6: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

180

Hausmarken an Gebäuden

Schon die Bezeichnung Hausmarke erinnert daran, dass diese Zeichen als Hinweisauf die Hausbesitzer einst bevorzugt an den Fassaden, Türen und Toren vonGebäuden in Stadt und Land angebracht wurden. Im 16. und 17. Jahrhundertgehörten Hausmarken zum festen Bestandteil der Giebeldekoration der Bürgerhäuserim niedersächsischen und im ostwestfälischen Raum mit ihren aufwendigen Fach-werkschnitzereien oder ihren reichen Sandsteindekoration im Stil der sogenannten„Weserrenaissance“.13 Dort läuft die chronologische Entwicklung von schlichtenHandwerkszeichen über wappenartig ausgebildete Hausmarken auf den Torbalkenschließlich zu ausgeschriebenen Namen der Bauherren.14 Als demonstratives Zeichenan Haus und Inventar wurden die Hausmarken in den katholischen Gegenden seitder Mitte des 17. Jahrhunderts vom gegenreformatorischen IHS-Zeichen abgelöst.15

Im 18. Jahrhundert kamen sie als Fassadenschmuck auch in den meisten protestantischenStädten außer Mode.

Doch selbst an den schlichter gestalteten Bürgerhausfassaden im Münsterland,im Emsgebiet und in den östlichen Niederlanden wurden im 16. und 17. Jahrhundertauf den Torbalken, Dielenbalken und Küchenbalken neben Jahreszahlen und kurzenInschriften häufig auch Hausmarken angebracht.16 Nur wenige überlieferte Beispielesind heute noch erhalten, denn anders als im Oberweserraum wurden im Nordwestendie meisten Torbögen der einfachen städtischen Dielenhäuser seit dem 19. Jahrhundertentfernt und durch moderne Haustüren ersetzt. Die Zerstörungen im ZweitenWeltkrieg und die Neubauwellen der Nachkriegsjahrzehnte taten hier ihr Übriges.

Der früheste Nachweis für die Verwendung von Hausmarken an einem Gebäudeim Emsland ist in Emsbüren an einem Inschriftstein zu finden, der heute in Zweit-

Hausmarke des Johann von Graes auf einem Kaminstein von 1583 aus Emsbüren(Alles Fotos, soweit nicht anders angegeben, von Andreas Eiynck)

Page 7: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

181

verwendung in der Seitenwand eines Bürgerhauses im Ortskern eingemauert ist.Vermutlich war dieser Sandstein ursprünglich als Kaminsturz an der Herdstelle desVorgängerbaus angebracht. Dieses Haus war einst der Sitz der Emsbürener Vögte.17

Im Mittelpunkt des Steines steht die Inschrift „IVG 1583“, die seitlich von zweikleinen Wappenkartuschen mit Hausmarken eingerahmt wird. Die Initialen stehenfür Johann von Graes, der zwischen 1577 und 1602 als Vogt in Emsbüren erwähntwird.18

Die älteste Hausinschrift in Lingen ist die einfache Jahreszahl 1583 auf demTürsturz des heutigen „Kivelingshauses“, einem kleinen steinernen Bürgerhaus amMarktplatz mit einem Schweifwerkgiebel im Stil der Spätrenaissance. VerschiedeneBacksteinbauten aus dem 17. Jahrhundert in Lingen zeigten früher eingemauerteSandsteine, sogenannte Haus- oder Giebelsteine, die mit Hausmarken und Inschriftenversehen waren. Im Emslandmuseum sind mehrere dieser Steine von früherenLingener Bürgerhäusern erhalten geblieben.

Ein Stein stammt vom früheren Haus Am Markt 7. Ursprünglich war es eingroßes Bürgerhaus, seit dem 19. Jahrhundert dann Sitz der Lingener Stadtverwaltung.An seiner Stelle steht heute die Sparkasse Emsland. Die schmiedeeisernen Mauerankerdieses Gebäudes waren als Jahreszahlen gestaltet und bezeichneten das Baujahr1651.19 Der Giebelstein war im Westgiebel des Gebäudes über der Haustür zumMarktplatz eingemauert.20 Die Vorderseite zeigt zwei geteilte Wappenschilde. BeideWappen weisen in der linken Hälfte eine Hausmarke und in der rechten Hälfte dieDarstellung eines Baumes auf. Es handelt sich dabei um die Hausmarken der FamilienPott (links) und Menken (rechts). Dies belegen die auf einer darüber liegendenSchriftleiste angegebenen Namen des Bauherrn und seiner Gemahlin: GERARDTPOT und MARG. MENCKE[N]. Der untere Abschluss des Steines, der vermutlich eineInschrift mit dem Bau-datum enthielt, warleider bereits vor derBergung des SteinesAnfang der 1960erJahre nicht mehr er-halten.21

Ein weiterer Haus-stein war früher amHause Schlachterstraße1 (heute Seiteneingangder Sparkasse) ange-bracht.22 Seine mehr-fach übermalte Vor-

Giebelstein mit Hausmarken von einem 1651 erbauten Haus amMarktplatz in Lingen

Page 8: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

182

derseite nennt auf einem Schriftband dieJahreszahl 1655 und zeigt eine Kartusche,darin einen geteilten Wappenschild mitzwei Hausmarken. Links ist eine Blumenvasemit den Initialen MP dargestellt undrechts eine Hausmarke mit den InitialenBM. Bei der Vase handelt es sich um dassprechende Zeichen der Familie Pott. DieHausmarke steht, wie der Wappensteinvon 1651 belegt, für die Familie Menken.23

Die Wappenkartusche wird eingerahmtdurch sogenanntes „Knorpelwerk“, einbeliebtes Barockornament der Mitte des17. Jahrhunderts. Den unteren Abschlussder Umrahmung bildet ein kleiner, stilisierterMaskenkopf.

Eine weitere Hausmarke befindet sichüber dem Seitenportal des 1655 erbauten Bürgerhauses Burgstraße 7 in Lingen. Ineiner kleinen Umrahmung im Stil der Mitte des 17. Jahrhunderts zeigt sie in einemgeteilten Feld links vier Bäume und rechts drei Zweige. Bislang ist es leider nichtgelungen, diese Hausmarke einer Familie zuzuordnen.24

Giebelstein mit Hausmarken von einem 1655erbauten Haus an der Lingener Schlachter-straße

Hausmarke über dem Seitenportal des 1655 erbauten Hauses Burgstraße 7 in Lingen

Page 9: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

183

Auch das vom bekannten LingenerChirurgen Andreas Wesken 1695 gestifteteSandsteinrelief am Hause Lookenstraße10 mit einer Darstellung des ApostelsAndreas und einer von chirurgischen Geräten umrahmten Inschriftkartuschemit dem Eid des Hippokrates zeigt imunteren Bereich eine Hausmarke, basie-rend auf dem Buchstaben W (für Wesken)und begleitet von den Initialen AW fürAndreas Wesken.25

Auffällig ist, dass alle erhaltenen Haus-marken an Gebäuden des 17. Jahrhundertsin Lingen zu stattlichen, massiven Stein-bauten oder zu aufwendigen Backstein-fassaden gehören und in Sandsteingehauen sind. Ob auch die zahlreicheneinfachen Fachwerkhäuser, die in Städten wie Lingen, Meppen oder Haselünnewohl den Großteil der städtischen Bebauung ausmachten, auf ihren Tor- undInschriftbalken mit solchen Zeichen markiert waren, kann mangels erhaltenerBeispiele nur vermutet werden.

An den dekorativen Fachwerkfassa-den, die nach einem Stadtbrand im Jahre1733 in Haselünne neu entstanden, sindjedenfalls keine Hausmarken mehr nach-weisbar, wohl aber das in der Barockzeitin allen katholischen Gebieten so beliebteIHS-Zeichen.26 Die Hausmarken warenhier im 18. Jahrhundert offenbar schonaus der Mode gekommen.

Auch im ländlichen Raum des Ems-landes sind Hausmarken auf Tor- undDeckenbalken nur selten überliefert.Neben der geringen Zahl der erhaltenenBauernhäuser aus dem 16. und 17. Jahr-hundert mag dabei auch die vergleichsweiseschlichte Baugestaltung eine Rolle gespielthaben. Holzreiche Fachwerkgiebel mitaufwendigen Zierschnitzereien und um-

Hausmarke des Medicus Andreas Wesken andem von ihm gestifteten Reliefbild

1695 stiftete der Medicus Andreas Weskenein Reliefbild mit seinem Namenspatron

Page 10: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

184

fangreichen Hausinschriften waren im Emsland wie auch im angrenzenden Müns-terland und in der Grafschaft Bentheim ja nicht üblich. Erst seit dem späten 17. Jahrhundert kam eine solche dekorative Fachwerkbauweise im Gebiet östlichder Ems in Mode. Aber bei den älteren Bauernhäusern gab es, zumindest außen amGebäude, kaum eine geeignete Stelle für die Anbringung von Hausmarken undInschriften. Ganz unbekannt waren sie im ländlichen Fachwerkbau dennoch nicht.

So zeigt eine frühere Scheune auf dem Hof Homeier in der Bauerschaft Ahldebei Emsbüren auf einem der Innenbalken neben der Inschrift ANNO 1619 auch eineHausmarke, die an ein Andreaskreuz mit zwei Querhaken erinnert.

Auf dem Torbalken eines 1631 erbauten früheren Altenteilerhauses auf dem HofButmeyer in Moorlage ist unter der Inschrift GBM ANNO 1631 DEN 14 MAI ebenfallseine Hausmarke eingeschnitzt. Im Schatten des weit auskragenden, verbrettertenGiebelfeldes ist die Inschrift jedoch nur schwer zu erkennen. Ähnlich verhielt es sich

Hausmarke und Jahreszahl 1619 an einem Balken bei Homeier in Ahlde

Hausinschrift von 1631 und Hausmarke am Torbalken bei Butmeyer in Moorlage

Page 11: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

185

wohl bei der Torbalkeninschrift der alten Kirchspielschule von Salzbergen mit derInschrift: KERSPEL SCHOLA Ao 1632 mit den Initialen IW AA, die wohl dendamaligen Kirchenräten zuzuordnen sind. Anstelle einer Hausmarke steht hier einWeihekreuz, da es sich ja um ein kirchliches Gebäude handelte.27 Eine Balkeninschriftmit Hausmarke zeigte auch der alte Schafstall des Hofes Hamann in Beesten. Unterder Schriftzeile ANNO 1658 DEN 7 MEI waren dort die Initialen I H (= JohannHamann) und eine Hausmarke eingeschnitzt.28

In Häusern, die im 17. Jahrhundert schon über einen Rauchfang verfügten,konnte man die Hausmarken auf der Vorderseite des Rauchfangbalkens anbringen,etwa an der Stelle, an der in späterer Zeit in den Bauernhäusern große Zinntellerund anderer Zierrat aufgestellt wurden. Überliefert ist ein solcher Rauchfangbalken

Linke Hausmarke am Rauchfang von 1658in Haselünne

Rechte Hausmarke am Rauchfang von 1658in Haselünne

Rauchfangrahmen von 1658 mit Hausmarken im Heimatmuseum Haselünne

Page 12: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

186

von 1658 mit zwei großen Hausmarken in runder Umrahmung im HeimathausHaselünne. Der ursprüngliche Standort dieses Rauchfangs ist leider nicht mehrbekannt – er dürfte wohl aus einem Bürgerhaus in der Stadt Haselünne und nichtaus einem Bauernhaus stammen. Eine Rauchfanginschrift mit dem Wortlaut JOSEPHSEI MIT UNS 1637 ist aus dem Dorf Salzbergen überliefert.29 Auch in der benachbartenGrafschaft Bentheim ist ein Beispiel von 1667 aus Bentheim dokumentiert.30

Eine bevorzugte Stelle für die Anbringung von Zeichen und Inschriften im nie-derdeutschen Bauernhaus war der „Löchtebalken“, der seitliche Längsbalken in derKüche, der sich stets über dem langen Esstisch befand.31 Auf den Stützkonsolen der„Löchtebalken“ wurden im späten 16. Jahrhundert auch im Emsland die erstenJahreszahlen eingeschnitzt32, später dann auf den Balken selber kurze Datumsangabenmit Hausmarken und nach dem Dreißigjährigen Krieg dann längere Hausinschriftenmit Bibelzitaten und Sinnsprüchen.33

So erscheint auf einem heute in Zweitverwendung eingebauten Löchtebalkenim alten Bauernhaus Dülmer in Lünne die Inschrift ANNO 1658 deN 8 MAI inKombination mit einer Hausmarke.

Auf dem früheren Löchtebalken des Bauernhauses Allering in Salzbergen lautetdie Inschrift:

ALLES NACH GOTTES WILLEN ANNO 1724 DEN 17 MAYARBEITET FLEISIG VND BETTET ANDECHTIGDAN HELFT VNS GOT ALMECHTIG

Baudatum und Hausmarke am früheren Löchtebalken im alten Haus Dülmer in Lünne

Page 13: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

187

Eingerahmt wird dieser Hausspruch dort von drei Wappenschilden mit Hausmarkenund Initialen.34 Die beiden linken Wappenfelder zeigen eine Hausmarke und dieInitialen DA (= Dirk Allering) sowie ein Zeichen aus drei Kreisen mit den InitialenTV (ungedeutet). Im rechten Wappenfeld erkennt man ein Handwerkssymbol mitden Buchstaben IL und TM, letztere vermutlich die Abkürzung für TimmerMannoder TimmerMeister.35

Auf dem Hof Otten in Ahlde ist ein ähnlicher Löchtebalken aus dieser Zeiterhalten. Er zeigt die sehr ähnlich lautende Inschrift:

ARBEIT : FLEISIG : HANDELT : VP : RICHTIG : VND : BEDET : ANDECHTIG : SOHELPET : IVW : GODT : ALMECHTIG : ANNO 1733 : DEN : 19. MAIVSAuch diese Inschrift wird von zwei schwungvoll dekorierten Wappenkartuschen

eingerahmt, wobei das linke Wappenfeld die Initialen HT aufweist und das rechtedie Initialen GO. HT steht für Henrich Theissing, der 1728 die Hoferbin Gebbe oderGebina Otten heiratete und damit den Hofnamen Otten annahm, sich hier aber mitseinem Geburtsnamen nennt.36

Wappenfeld mit den Initialen HT (= HenrichTheissing) auf dem Löchtebalken bei Ottenin Ahlde

Wappenfeld mit den Initialen GO (= GebinaOtten) auf dem Löchtebalken bei Otten inAhlde

Inschrift von 1733 auf dem früheren Löchtebalken des Hauses Otten in Ahlde

Page 14: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

188

Ähnliche Wappenfelder mit Initialen wurden im gleichen Jahr 1724 auch aufden Konsolen unter dem Löchtebalken des alten Bauernhauses Pöttering (heuteWobbe) in Listrup angebracht, wobei die dortigen Buchstaben IP für JohannPötter(ing) und SK für seine Frau Susanne Klümpering stehen.37 Auch wenn es sichdabei um keine Hausmarken im eigentlichen Sinne mehr handelt, so zeigt dieUmrahmung der Buchstaben durch eine Wappenkartusche doch noch den Typusder barocken Hausmarke als Wappenersatz.38

Das Haus Pöttering (heute Wobbe) in Listrup enthält außerdem die ältestenachweisbare Kaminwand in einem emsländischen Bauernhaus, die mit Sandsteinelementenverziert ist. Sie zeigt auf den Kragsteinen oberhalb der seitlichen Einfassung dieJahreszahl 1724 und auf den unteren Sandsteintafeln wiederum zwei großeWappenfelder mit den Initialen IP und SK.

Diese Verwendung von Hausmarken auf den Sandsteinplatten wiederholt sich1746 an einer Kaminwand im Dorf Emsbüren. Dort zeigt die linke Platte die InschriftANNO, die Initialen IAD (= Johann Anton Danckelmann) und die Hausmarke der Familie Danckelmann39, die rechte Platte die Jahreszahl 1746, die Initialen FT(= Fenne oder Euphemia Theißing) und die Hausmarke der Familie Theißing, dievom Stammhof Theißing in Engden bis heute geführt wird.40

Kaminwand von 1724 mit Wappenfeldern auf den Sandsteinplatten bei Wobbe, früherPöttering, in Listrup

Page 15: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

189

Und noch ein weiteres Beispiel ausdem Kirchspiel Emsbüren lässt sich hieranführen: der Kaminstein aus dem früherenFährhaus am Helscher Fähr in Leschede,das von alters her dem Bischof vonMünster gehörte und an den jeweiligenFährmann verpachtet wurde. Diese Sand-steintafel zeigt außer der Jahreszahl 1738unter einer Fürstenkrone die verschlungenenInitialen C und A, hinter denen sich keingeringerer als der damalige FürstbischofClemens August verbirgt.

Das dortige Monogramm des Lan-desherrn macht gleichzeitig deutlich,welch große Bedeutung die Initialen im18. Jahrhundert in der Heraldik hatten,so dass auch im bürgerlichen und bäu-erlichen Bereich die Initialen die altüber-lieferten Hausmarken immer mehr ver-drängten. So markieren die beiden Haus-marken von 1746 an der Kaminwand

des Hauses Danckelmann in Emsbüren den Endpunkt der Verwendung von Hausmarkenals Bauschmuck im Emsland. Spätere Beispiele für die Verwendung von Hausmarkenan Gebäuden sind bislang nicht bekanntgeworden.

Außerdem trat seit dem 17. Jahrhundertzunehmend das IHS-Symbol als signifi-kantes Segenszeichen an die Stelle derälteren Hausmarken auf den Löchtebalken.41

Belegt ist dieses Zeichen an diesem mar-kanten Platz über dem Esstisch erstmals1703 im Bauernhaus Laumann (früherNiehaus) in Lohe bei Freren und 1727im Bauernhaus Geising in Ahlde, dort inVerbindung mit einer längeren Inschrift:

Wappenfeld mit den Initialen IP (= JohannPöttering) auf der Konsole unter dem Löch-tebalken bei Wobbe-Pöttering

Kaminstein mit den Initialen des LandesherrnClemens August im Helscher Fährhaus

Page 16: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

190

AG GOT BEWARE DIES HAVS ALLE DI DAR GEN IN VND AVS EN FVR FEVERBRAND VND STVRM WINT LAT MISGVNNERS GVNNEN LAT HATERS HATEN KANNVNS NICHT BATEN WAN GOT IST MET VNS KANN NIMANT WEDER VNS. IOHANHELMINCK CHRISTINE GESINCK TOSAMEN ELEVTE. 1727 DEN 27. MAJVS.42

Im weiteren Verlauf des 18. Jahrhundert ist das IHS-Zeichen an Häusern undEinrichtungsstücken im südlichen Emsland vielfach belegt und wurde im 19.Jahrhundert sogar auf die Neubauten mit massiven Außenwänden übertragen.

Frühe Belege auf Schützensilber

Frühe Belege für Hausmarken im Emsland sind auch die Königsketten der altenSchützenvereine in Stadt und Land. An den Ketten der Lingener Kivelinge sindschon die ältesten Plaketten aus dem späten 16. Jahrhundert mit Hausmarken undInitialen, später dann mit Hausmarken und Namensangaben versehen. Auch die älterenKönigsplaketten der ländlichen Schützenvereine aus dem 17. und 18. Jahrhundertzeigen solche Hausmarken, etwa an den Königsketten von Thuine (ab 1613)43,Altenlingen (seit 1617), Freren (1722)44 oder Handrup. Da die Plaketten die Hausmarkefast immer in Kombination mit einem Namen und einer Jahreszahl zeigen und zudem

Kaminsteine mit den Hausmarken der Eheleute Anton Danckelmann und Fenne Theissingaus einem Haus in Emsbüren

Page 17: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

191

durch die Königsketten regional genau zuzuweisen sind, kann man die Schützenplakettenwohl als die wichtigste Quelle zur Identifikation von emsländischen Hausmarken be-trachten.45

Spätestens um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Verwendung vonHausmarken auf den Königsplaketten jedoch aufgegeben. An ihre Stelle tratenNamen und Inschriften, häufig auch Formeln oder Sinnsprüche. Sie dokumentierendie zunehmende Lese- und Schreibfähigkeit, während Hausmarken nun offenbarals antiquiert galten.

Hausmarken auf Fensterbierscheiben

Sehr häufig findet man Hausmarken auf den sogenannten Fensterbierscheiben,also aufwendig bemalten kleinen Glasscheiben für Bleiverglasungen, die einst invielen Kirchen, Rathäusern und Schlössern, Bürger- und Bauernhäusern zu findenwaren.46 Ihr Name geht auf das „Fensterbier“ zurück, ein Fest zum Einzug in einneues Haus, zu dem die Gäste bemalte Scheiben als Geschenke mitbrachten.47 DieserBrauch ist im 17. Jahrhundert für die Stadt Lingen ,48 aber auch für das KirchdorfSögel archivalisch belegt.49 Er war damals wohl im gesamten Emsland allgemein

Bäuerliche Hausmarken und Wappen der Familie Pinninck auf den Königsplaketten des 17. Jahrhunderts an der Kette des Schützenvereins Altenlingen; Foto: Lukas Raming

Page 18: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

192

verbreitet. Später wurden diese Scheiben auch zu Hochzeiten den Neuvermähltenübergeben und waren im 18. Jahrhundert auf dem Lande eines der beliebtestenHochzeitsgeschenke.

Der Reiseschriftsteller Johann Georg Kohl schreibt 1864 in seinen „NordwestdeutschenSkizzen“ über die Fensterbierscheiben: „Ohne Zweifel stammt wohl diese Sitte nochaus den ersten Zeiten der Erfindung oder doch der Verbreitung des Glases in Nord-deutschland. Wenn ein Bauer ein neues Haus baute, kamen seine Freunde mitGlasfenstern angezogen, auf denen ein kleines Bild, ein Spruch und der Name derGeber gemalt waren und die dann nachher in die Fensterrahmen eingesetzt wurden.Der Beschenkte musste dabei Bier spenden und ein Fest geben, das das ‚Fensterbier‘oder noch häufiger ‚Fensterteer‘ hieß.

Die gemalten Fensterscheiben waren nach alter Mode nur klein. Sie hatten denZuschnitt der Zeit, in der das Glas noch etwas sehr Kostbares war. Auch ließen siewegen der dick aufgetragenen Farbe nicht viel Licht durch. Als man in der Neuzeitanfing, weniger auf hübsche Bilder und Sprüche als darauf zu achten, dass dieFenster Licht hereinließen, und als die Scheiben zugleich größer wurden, da starbdas ‚Fensterteer‘ allmählich aus. Und so sind denn auch die gemalten Fensterscheibenund Fenstersprüche seltener geworden. Doch findet man sie noch in einigen altenHäusern, meist jedoch nicht in der Hauptstube, sondern nur hier und da in irgendeinerkleinen Nebenkammer, bei der es noch nicht so sehr auf Licht ankam ... Manchmalfindet man auch Wappen auf den Fenstern dargestellt, vor allem wenn ein adligerHerr der Geber war und seinen Bauern bei ihrem Fensterteer ein bemaltes Glassandte.“50

Die Ursprünge des Schenkens von dekorierten Glasscheiben sind wohl in derStiftung mittelalterlicher Kirchenfenster zu suchen. Die bekanntesten Fensterbierscheibenim Emsland befinden sich in den Fenstern der kleinen Kapelle in Höven bei Haselünne.Sie gelangten 1652 als Geschenke von Kirchenvorstehern der umliegenden Gemeindenin den Vorgängerbau des heutigen Gotteshauses.51 Auch aus den Kirchen zuBramsche52, Thuine53 und anderen Orten sind solche Scheiben mit Widmungen undStifternamen erhalten.

Fensterbierscheiben aus Bürger- und Bauernhäusern sind für viele Orte desEmslandes überliefert. Einst waren sie wohl in jedem größeren Haus anzutreffen.Doch im späten 18. Jahrhundert kamen sie – vielleicht im Zusammenhang mit demAufkommen der Gardinen – außer Mode und wurden schon im 19. Jahrhundertmassenhaft beseitigt. Die wenigen noch vorhandenen Beispiele befinden sich heutefast alle nicht mehr am ursprünglichen Standort, sondern in Museen und Sammlungen.Erhalten beziehungsweise nachweisbar sind Belege aus Lingen54, Haselünne, Herzlake55,Werlte56, Sögel57, Spahn58, Lengerich59, Emsbüren, Bramsche, Thuine, Plantlünneund Beesten60. Eine umfangreiche Sammlung solcher Scheiben aus Häusern im

Page 19: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

193

Hausmarken auf Fensterscheiben des 17. Jahrhunderts aus der Kapelle in Höven (oben) undaus der Sammlung des Lingener Emslandmuseums (unten)

Page 20: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

194

südlichen Emsland besitzt das Emsland-museum in Lingen. Sie wurde schon vordem Ersten Weltkrieg von Pfarrer GerhardTegeder aus Gleesen zusammengetragenund gelangte 1927 in das Kreisheimat-museum Lingen. Auch in allen Nachbar-regionen des Emslandes waren Fenster-bierscheiben im 17. und 18. Jahrhundertweit verbreitet.61 Der Bestand reichtvielerorts bis in das 17. Jahrhundertzurück, was angesichts der Zerbrechlichkeitder empfindlichen Scheiben doch be-merkenswert ist. Sie waren eben nichtbloße Gebrauchsgegenstände und Bauteile,sondern Erinnerungsstücke an Verwandteund Vorfahren sowie benachbarte undbefreundete Familien.

Die gemalten Darstellungen auf den Fensterscheiben zeigen die ganze Bilderweltbürgerlichen und bäuerlichen Lebens im 17. und 18. Jahrhundert. Zunftzeichenund Berufssymbole waren typische Motive im städtischen Bereich. Auf dem Lande

Vögel, Blüten und Hausmarken auf alten Fensterscheiben im Emslandmuseum Lingen

Hausmarke auf einer Fensterscheibe von 1691aus einem Bauernhaus in Spahn

Page 21: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

195

erscheinen pflügende und säende Bauern, Reiter auf springenden Rössern mitknallenden Peitschen und Pistolen, Hochzeitswagen mit Brautpaaren und Gästenbei der Anreise zum Fensterbier, stets festlich gekleidet wie vornehme Bürger oderAdelige. Darstellungen von Zimmerleuten beim Richtfest und Hochzeitspaarenzeigen den Zusammenhang der Scheiben mit dem Brauchtum von Fensterbier undHochzeitsfeier. Auf religiöse Aspekte weisen die Scheiben mit Darstellungen vonHeiligen und Wallfahrtsbildern hin. Blumen und Vögel vermitteln eine heitereStimmung, wie sie mit den guten Wünschen zum Einzug in das neue Haus ebenverbunden war. Jahreszahlen und Namen, Inschriften und Sinnsprüche erinnern anfröhliche Tage und großzügige Stifter.

Im Mittelpunkt vieler Fensterbierscheiben stehen mehr oder weniger aufwendigdekorierte Hausmarken. Mit Rankenwerk umrahmte und farbig hinterlegte Kartuschengeben den grafischen Zeichen eine wappenartige Wirkung, die den repräsentativenCharakter der Fensterbierscheiben deutlich herausstellt.

Auch bei den Fensterbierscheiben lässt sich seit dem 17. Jahrhundert einezunehmende Kombination von Hausmarken und Initialen feststellen. Gelegentlichfindet man sogar eine unmittelbare Verbindung von Bildmotiven und Hausmarken.Offenbar waren die Glasmaler in ihrer Darstellungsweise etwas freier als Zimmerleuteund Zierschnitzer bei der Fachwerkdekoration. Gelegentlich erwiesen sie sich wohlauch bei der Neuschöpfung von Hausmarken als recht erfinderisch.62

Hausmarken auf Möbeln

In zahlreichen Veröffentlichungen wird immer wieder behauptet, dass Hausmarkenregelmäßig an Möbelstücken zu finden seien, auch im Emsland. Doch am umfangreichenBestand historischen Mobiliars in den Museen und im Privatbesitz der Region lassensich Beispiele hierfür so gut wie gar nicht finden. Gekennzeichnet wurden Möbelhier erst seit dem 17. Jahrhundert, und zwar fast immer mit Jahreszahlen, Namenund Initialen. Dies gilt insbesondere für die sogenannten „Bauernmöbel“, also dieoft aufwendig dekorierten Aussteuermöbel der vollbäuerlichen Schicht. Die Möbelgehörten ursprünglich immer zur Aussteuer einer konkreten Person, meistens dereinheiratenden Frau, und zählten damit gerade nicht zum allgemeinen Besitz einesHofes oder einer Familie. Insofern ist es auch konsequent, dass sie nicht mitHausmarken gekennzeichnet wurden.

Im adeligen Bereich findet man auf solchen Aussteuermöbeln, vor allem auf denobligatorischen Aussteuertruhen, häufig die Wappen der entsprechenden Familien,meist das sogenannte Allianzwappen der Eltern mit dem Familienwappen des Vaterslinks und dem der Mutter rechts.

Page 22: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

196

Die „Pinnincksche Truhe“ von 1620 gilt als ältestes Einrichtungsstück des Gutes Beversundernbei Lingen (Fotos der Truhe: Richard Heskamp)

Wappen der Familie Pinninck auf der rechtenFüllung der „Pinninckschen Truhe“

Hausmarke auf der linken Füllung der „Pin-ninckschen Truhe“

Page 23: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

197

Aus dem adeligen Damenstift Wietmarschen sind zwei solche Wappentruhenüberliefert, die beim Eintritt der dortigen Stiftsdamen als Aussteuertruhen in dasKloster gelangten und nach deren Tod dort verblieben. Eine dieser Truhen, die sichheute im Emslandmuseum Lingen befindet, zeigt auf der Vorderseite die eingeschnitztenWappen der Familien von Viefhues und von Rorup sowie die Jahreszahl 1619. Dierelativ kleine Kastentruhe ist einfach dekoriert, aber sorgfältig gefügt und dienteursprünglich wohl als „Brieflade“, also zur Aufbewahrung von Dokumenten undWertsachen. Eine vermutlich aus der gleichen Aussteuer stammende Truhe befindetsich heute in Privatbesitz in Wietmarschen. Die mit Schnitzereien im Renaissancestildekorierte Kufentruhe wirkt auf den ersten Blick wie eine bäuerliche Aussteuertruheaus dem Münsterland. Auf den beiden Füllungen zeigt sie jedoch ebenfalls dieWappen der Familien von Viefhus und von Rorup mit den Unterschriften „VIFHVSG N S“ und „ROROP 1630“.

Ein vergleichbares Stück, die so genannte „Pinninck’sche Truhe“ aus dem Jahre162063, ist aus der alten Einrichtung des Gutes Beversundern in Altenlingen überliefertund befindet sich heute als Dauerleihgabe der Familie von Galen im Emslandmuseumin Lingen. Der Wappenschmuck auf dieser großen und aufwendig dekorierten Drei-feldertruhe mit Rollwerkkartuschen und einer Bogenfüllung im Mittelfeld ist etwasrätselhaft.

Auf der linken Füllung erscheint ein geteilter Wappenschild, der einen bärtigenMännerkopf und eine Hausmarke zeigt. Darüber stehen die Initialen „IP“, die als„Junker Pinninck“ gedeutet werden. Die rechte Füllung weist ein Wappen mit einemBalken und zwei Vögeln auf, offenbar das Wappen der Familie Pinninck, das inseiner Darstellung jedoch heraldisch nicht vollständig mit dem später üblichen Fa-milienwappen übereinstimmt. Die Innenfläche der Bogenfüllung besitzt in der Mitteein vertieftes Feld, in dem eine eigenartige Ritzdekoration erkennbar ist. Vermutlichhandelt es sich dabei um den Vorriss für eine Intarsienfüllung aus farblichunterschiedlichen Hölzern. Erkennbar ist noch eine reiche Blattwerkdekoration, diewohl einen Wappenschild umrahmte. Das Wappen selber ist leider nicht dargestellt.

Die aus Deventer stammende Familie Pinninck gelangte erst 1625 durch Kauf inden Besitz von Beversundern und gehörte damals auch noch nicht dem Adelsstandean. Der Käufer des Gutes, Adrian Pinninck, war kaiserlich-spanischer Amtsrentmeisterin Lingen. Sein Vater, der Großkaufmann und Leinenhändler Hermann Pinninck,hatte sich mit der Adeligen Lucie von Reede zu Brandlecht vermählt.64 AdrianPinninck heiratete am 6. Februar 1617 in Lingen Maria Boncamp oder Boenekamp,die Tochter seines Lingener Amtsvorgängers.65 Doch erst am 10. Januar 1652 wurdeAdrian Pinninck von Kaiser Ferdinand III. in den deutschen Adelsstand erhoben.66

Demnach könnte die Truhe die bürgerliche Hausmarke der Familie Boncamp unddas Wappen der Familie Pinninck zeigen.67

Page 24: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

198

Das einzige ländliche Möbel im Emsland,das zumindest eine den Hausmarkenähnliche Verzierung aufweist, ist eineaufwendig dekorierte Kufentruhe von1664, die heute auf einem Bauernhof inWettrup steht. Sie zeigt auf den drei Fül-lungen eine sehr sorgfältig gearbeiteteDekoration mit Beschlagwerk, dem ty-pischen Ornament der Zeit um 1600.Über dem Schlüsselloch in der Oberleisteist eine zweiteilige Wappenkartusche ein-geschnitzt, die links die Buchstaben HMund die Zahl 16, rechts dagegen dieBuchstaben AO und die Zahl 64 aufweist.Das Ganze ist so angeordnet und aus-geführt, dass man zunächst an eine Haus-marke denkt. Die Zahlen stehen jedochsicher für die Jahresangabe 1664, AO alsAbkürzung für Anno und H M wärenschließlich die Initialen des damaligenBesitzers oder der Besitzerin. Ob diese

Truhe 1664 allerdings tatsächlich als bäuerliche Aussteuertruhe angefertigt wurde,darf bezweifelt werden. Vermutlich stammt sie aus dem städtisch-bürgerlichenBereich und gelangte erst später an ihren heutigen Standort.

Hausmarken auf Bronzemörsern

In manchen alteingesessenen Haushalten, aber auch in vielen Museen undSammlungen findet man Bronzemörser aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die mitOrnamentfriesen, Inschriften, Jahreszahlen, Namen und Hausmarken dekoriert sind.Dabei handelt es sich keineswegs um alte Haushalts- oder Apothekergeräte, sondernum repräsentative Zierstücke, die für einen praktischen Gebrauch in Küche oderLabor viel zu wertvoll waren.68

Die norddeutschen Mörser aus dem 15. Jahrhundert zeigen in der Regel einschlichtes Dekor, dafür aber häufig eine reliefartig ausgeprägte Hausmarke.69 Dieältesten mit Namen gekennzeichneten Mörser in Nordwestdeutschland stammenaus dem frühen 16. Jahrhundert. Sie entstanden zunächst wohl im Zusammenhangmit Glockengüssen, denn die Herstellungstechnik – der Guss in einer individuell

Frontseite einer Truhe von 1664 in Wettrupmit der Datierung in einem Wappenfeld

Page 25: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

199

angefertigten „verlorenen Form“ – war bei Glocken und Mörsern identisch undviele Glockengießer sind auch als Hersteller von Mörsern nachweisbar.

Die Namen auf den Mörsern nennen meistens die Eigentümer des Mörsers.Soweit sich diese heute noch identifizieren lassen, handelt es sich um Personen ausder städtischen und ländlichen Honoratiorenschicht. Auch der Adel ist vertreten.Wappen und Hausmarken unterstreichen den repräsentativen Charakter der Mörserebenso wie die häufig genannten Amtsfunktionen, etwa Pfarrer, Richter oderVerwalter. Seit etwa 1570 werden häufig Ehepaare auf den Mörsern genannt undman geht wohl nicht fehl, wenn man diese Mörser als repräsentative Hochzeitsgeschenkein besseren Kreisen betrachtet.

Die in Nordwestdeutschland nachweisbaren Mörser wurden im 16. Jahrhundertgrößtenteils in Osnabrück, Münster, Kleve und in den Niederlanden hergestellt,später dann vorzugsweise in Deventer. Die meisten bekannten Stücke aus dem 17.Jahrhundert stammen aus Werkstätten dieser Stadt an der Ijssel. Der Text für dieInschriften, aber auch die Vorlagen für Wappen und Hausmarken mussten alsodorthin übermittelt werden, was angesichts der damaligen Post- und Handelsverbindungenfür Schreibkundige wohl kein allzu großes Problem war. So lassen sich besondersim Münsterland, aber auch im Weser-Ems-Gebiet noch heute zahlreiche Ziermörseraus niederländischer Produktion mit Namen und Hausmarken einheimischerHonoratioren nachweisen.

Eingraviert ist auch ein Wappenfeld mit einerHausmarke (Fotos: Richard Heskamp)

Mörser von 1589 mit eingravierten Ornamentenim Emslandmuseum Lingen

Page 26: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

200

Die Osnabrücker Mörser des 16. Jahrhunderts zeichnen sich dadurch aus, dassihre Dekoration nicht als Relief eingegossen, sondern in die glatte Oberfläche derMörser eingraviert wurde.70

Ein solcher Mörser befindet sich auch in der Sammlung des Lingener Emslandmuseums.Er zeigt neben verschiedenen Pflanzenornamenten auf der einen Seite ein Schriftbandmit der Jahreszahl 1589 und auf der anderen Seite einen Wappenschild mit einerHausmarke. Ein Name ist leider nicht angegeben und die Marke konnte bislangauch nicht identifiziert werden. Der frühere Standort dürfte aber in einem vornehmenBürgerhaus in Lingen zu vermuten sein.

Ein ebenfalls gravierter Mörser ist in Privatbesitz in Haselünne erhalten. Erstammt ursprünglich aus einer Juristenfamilie in Vechta und zeigt die eingravierteInschrift ENGELBERTH MVESELER ANNO 1600, verbunden mit einer Hausmarke.Nach der Form zu schließen, könnte dieser Mörser in Münster entstanden sein.

Genau verfolgen lässt sich die Herkunft eines Mörsers aus der Familie Danckelmann,die ursprünglich aus Rheine stammte und deren reformierter Zweig sich im 17.Jahrhundert in Lingen niederließ.71 Aufgrund der Zierornamente ist sicher, dassdieser Mörser in der Werkstatt des bekannten Bronzegießers Hendrik Wegewart d.J.(†1624) im niederländischen Deventer hergestellt wurde.72 Bei der Übermittlungdes Textes für die Inschrift dorthin ging wohl etwas schief, denn die Inschrift nenntaußer der Jahreszahl 1618 die beiden Männernamen IORGEN DANCKELMANN undJOHAN POTKENS. Dahinter verbergen sich jedoch die Eheleute Jürgen Danckelmannund Johanna Pöttken. Der Stammvater dieser Danckelmann-Linie war JohannDanckelmann aus Rheine, der nach Metelen zog und dort 1593 das Bürgerrechterwarb. Er wurde der Stammvater verschiedener Danckelmann-Linien im Münsterlandund in Emsbüren.

Sein Sohn, der auf dem Mörser genannte Jürgen Danckelmann, heiratete JohannaPöttken (um 1600–1653), die Tochter eines Burgsteinfurter Gastwirtes. DasHochzeitsdatum ist nicht bekannt, der Mörser nennt das Jahr 1618. Das erste Kindaus dieser Ehe wurde allerdings erst 1628 geboren. Jürgen Danckelmann war von1629 bis 1637 Bürgermeister in Metelen. 1633 wurde er von den hessischen Truppen,die damals das Münsterland besetzt hielten, nach Rheine verschleppt. Er starb 1662in Metelen. Der Mörser fiel vermutlich an den ältesten Sohn Johann, der sich 1670in Burgsteinfurt zum Calvinismus bekannte und die reformierte Burgsteinfurt-LinieDanckelmann begründete. Diese starb um die Mitte des 18. Jahrhunderts inmännlicher Linie aus.

Wie der Mörser damals weiter vererbt oder überliefert wurde, lässt sich nichtmehr rekonstruieren. Vor ein paar Jahren tauchte er auf einer Auktion bei Sotheby’sin London auf und fand über den niederländischen Antiquitätenhandel den Wegnach Lingen.

Page 27: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

201

Die Familie Danckelmann stammteaus dem Bürgertum im nördlichen Mün-sterland und nur der reformierte Zweigin Lingen wurde später in den Adelsstanderhoben. Daher führte die Familie ur-sprünglich auch kein Wappen, sonderneine Hausmarke. Diese wurde auf demMörser nicht eingegossen, sondern derHersteller modellierte lediglich ein schlichtesWappenfeld, in das die Hausmarke vorOrt eingraviert werden konnte – eindamals übliches Verfahren. Angesichtsder sehr harten Bronze war hier allerdings eine geübte Hand notwendig, die indiesem Fall wohl fehlte. So wurde die Hausmarke ziemlich grob in die Oberflächedes ansonsten sehr kunstvoll gearbeiteten Mörsers eingeritzt.

Hausmarken als Gravuren auf Silber und Zinn

Vielfach belegt sind Hausmarken auf altem Zinngeschirr, besonders auf Reprä-sentationsstücken wie Gildepokalen, Trinkbechern und anderen Ziergegenständen.Aus dem Emsland sind solche Stücke nicht überliefert und überhaupt fehlen hierjegliche Nachweise für Hausmarken auf Zinngegenständen. Das ist zunächsterstaunlich, aber leicht erklärbar. Die meisten erhaltenen Zinngeräte im Emslandstammen nämlich erst aus dem 18. und 19. Jahrhundert, also einer Zeit, als in denmeisten Bereichen der Repräsentationskultur längst Namensinschriften und Sinnsprüchean die Stelle von Hausmarken getreten waren.

Dass Hausmarken auf edlen Metallgefäßen auch im Emsland verbreitet waren,beweist eine Branntweinschale aus Emsbüren, die um 1750 vom Lingener GoldschmiedJan Hindrik Thiel angefertigt wurde. In ihre Wandung ist eine Wappenkartuschemit zwei Hausmarken eingraviert, links ein Kranich und rechts ein Dreieck mit dreiKugeln.73 Es handelt sich um die Wappen beziehungsweise Hausmarken der FamilienDanckelmann und Theissing. Die darüber angebrachten Initialen AD und FT stehenfür Anton Danckelmann und Fenne Theissing, die sich auch auf dem oben bereitsangeführten Kaminstein verewigt haben.

Mörser der Eheleute Danckelmann/Pöttkenvon 1618 mit eingravierter Hausmarke

(Foto: Richard Heskamp)

Page 28: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

202

Hausmarken auf religiösen Denkmälern

Seit dem Mittelalter wurde es üblich, Stiftungen religiöser Bildwerke und kirchlicheAusstattungstücke mit Stifterinschriften, Stifterwappen oder Hausmarken zu versehen.

Das früheste nachweisbare Beispiel für die Verwendung von Hausmarken imsakralen Bereich findet man an einer Totenlaterne auf dem alten Kirchhof inEmsbüren. Die aus Bentheimer Sandstein kunstvoll gearbeitete Lichtersäule, derenBekrönung schon seit langem fehlt, zeigt auf dem achtseitigen Unterbau vier Maß-werkblenden und Wappenfelder mit Hausmarken. Stilistisch gehört die Lichtersäulein die Zeit um 1500. Die Hausmarken lassen sich leider keinen bestimmten Familienzuordnen. So ist auch nicht feststellbar, ob sie für einen bestimmten Stifterkreisoder für die damaligen Kirchenräte stehen.

Im Zeitalter der Renaissance und desBarock erreichte diese Art der Selbstdar-stellung frommer Stifter durch Epitaphien(Erinnerungsdenkmäler) und Grabsteineihre weiteste Verbreitung.

Während kunsthistorisch wertvolle Ar-beiten vornehmlich adeliger Schenker imEmsland noch in vergleichsweise großerZahl erhalten sind, beispielsweise in denPfarrkirchen zu Meppen, Haselünne undAschendorf, Lengerich und Thuine, gingendie einfachen Stücke aus bürgerlichenund bäuerlichen Stifterkreisen wohl größ-tenteils verloren und sind heute nur nochin wenigen Resten greifbar.

Hierzu zählt ein Reliefbild mit einervolkstümlichen Darstellung der schmerz-haften Muttergottes in der Pfarrkirchezu Groß Hesepe. Die Gottesmutter erscheinthier – wie in der Barockzeit üblich –durchbohrt von einem Schwert als Ausdruckdes Schmerzes. Ungewöhnlich ist jedochdie Kombination mit den Leidenswerk-

Unterbau der früheren Totenlaterne auf demalten Kirchhof in Emsbüren aus der Zeit um1500 mit spätgotischem Dekor

Page 29: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

203

zeugen Christi.74 Unterhalb des Bildfeldes erscheint dort eine Kartusche mit derJahreszahl 1705 und den sprechenden Hausmarken der Eheleute I.C. KRANNIOLL(ein Kranich75) und M. PLAGGE (drei Marterwerkzeuge für Plagge = Plage). JohannConrad Kranioll, eigentlich Kranepohl, stammte aus Horstmar im Münsterland undwar von Beruf Reitersoldat. Margaretha Plagge, geb. Grüter aus Groß Hesepe, hatte1651 Gerhard Plagge geheiratet, Halberbe und Gastwirt in Dalum. Er starb 1665unter Hinterlassung mehrerer kleiner Kinder. Seine Witwe ging im Jahr darauf einezweite Ehe ein mit Johann Conrad Kranepohl, der 1689 Pächter der Dalumer Fährewurde. Auch aus dieser Ehe gingen mehrere Kinder hervor. Margaretha Kranepohl,verwitwete Plagge, geborene Grüter, starb am 18. Mai 1705. Das von den Eheleutengestiftete Marienrelief hatte also gleichzeitig den Charakter eines Erinnerungsdenkmalsfür die verstorbene Ehefrau.76

In der Barockzeit entstanden auch außerhalb der Kirchen und Kirchhöfe vielereligiöse Denkmäler. Neben Wegekreuzen und Kapellen mit Heiligenbildern warendies im 18. Jahrhundert vor allem die sogenannten „Bildstöcke“. Diese aus Sandsteingefertigten stelenartigen Gehäuse mit Reliefbildern gehen auf die barockenStationsbilder entlang der Prozessionswege zwischen Münster und dem WallfahrtsortTelgte sowie entlang des Großen Kreuzwegs in Coesfeld zurück.77 In der giebelartigenBekrönung sind häufig Stifternamen und Stifterwappen angebracht.

Auf dem Sockel der Totenlaterne sind neben gotischem Maßwerkdekor auch verschiedeneHausmarken angebracht

Page 30: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

204

Einer der ältesten Bildstöcke im Emslandsteht nördlich von Salzbergen am soge-nannten „Napoleondamm“, der alten„Friesischen Straße“ von Münster nachOstfriesland. Er zeigt auf der einen Bildseiteeine Kreuzigungsszene und auf der anderenSeite eine volkstümliche Darstellung dersieben Schmerzen der Muttergottes inForm von sieben Schwertern. Eine Inschriftunter dem Marienbild nennt als Stifterdes Bildstocks die Eheleute Lubertus Hin-terding und Gertrudis Albers aus Salzbergen,die Eltern des späteren SalzbergenerPfarrers Bernhard Hermann Hinterding.Als Stiftungsdatum ist an der Seite desBildstocks der 25. Oktober 1737 ange -geben.78

Der bogenförmige Giebelaufsatz istauf den Bildseiten mit einem Wolkenhimmelgefüllt, in den als oberer Abschluss aufbeiden Seiten zwei gekrönte Hausmarkeneingearbeitet sind: links das Zeichen derFamilie Hinterding und rechts das Zeichender Familie Albers. Bemerkenswert istdies vor allem, weil die Familie Hinterdingkeine alteingesessene Bauernfamilie war.Um 1750 wird die Familie den „Brink-sitzern“ zugeordnet und betrieb eineGastwirtschaft. Vielleicht wollten die Ehe-leute mit der Stiftung des Bildstocks undder Führung von Hausmarken ihren neuensozialen Status als Eltern eines Geistlichenund des zukünftigen Pfarrers unterstrei-chen.

Bildstock von 1737 in Salzbergen mit denHausmarken der Stifter

Reliefbild von 1705 in der Kirche zu GroßHesepe mit den Hausmarken der Stifter

Page 31: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

205

Hausmarken auf Grabdenkmälern

Hausmarken findet man auch aufvielen Grabdenkmälern, besonders aufden in manchen Gegenden Norddeutsch-lands verbreiteten steinernen Grabplatten,Grabstelen und Grabkreuzen.79

In Zeiten, in denen die meisten Familiensich mit zugewiesenen Grabstellen aufeinem völlig unregelmäßig belegten Kirch-hof begnügen mussten und die meistenBegräbnisplätze allenfalls mit einem Holz-kreuz markiert waren, bildeten Famili-engruften nicht nur einen wichtigen Be-standteil der Sepulkralkultur, sondernimmer auch der Repräsentationskultur.Gerade Hausmarken als Zeichen altein-gesessener Familien waren geeignet, aufder Familiengruft nicht nur einzelne Ver-storbene, sondern die gesamte Familieoder gar die Verwandtschaft zu reprä-sentieren.

Auf dem Alten Friedhof in Lingen sind noch etwa 25 Grabstellen aus der Zeitvom 17. bis zum frühen 18. Jahrhundert erhalten80, allerdings nicht mehr auf denursprünglichen Grabstellen, sondern sekundär eingebaut in die heutige Friedhofsmauer.81

In Lingen gehörte zu den größeren Häusern und Anwesen eine feste Begräbnisstätteauf dem Friedhof. Beim Verkauf des Hauses konnte die Grabstelle einem neuenEigentümer übertragen werden.82 In mehreren Fällen sind sogar die Hausnummernauf den Grabplatten angegeben.

Alle identifizierbaren Grabplatten auf dem Alten Friedhof in Lingen gehören zuführenden Familien der Stadt. Diese Honoratioren legten offenbar großen Wert aufeine repräsentative Ausgestaltung ihrer Familiengräber und statteten ihre Grabdenkmälerneben Namen, Inschriften und Ornamenten auch mit ihren Hausmarken oder Wappenaus.

Die Grabplatten aus dem 17. und 18. Jahrhundert zeigen größtenteils bürgerlicheWappen, die in den meisten Fällen aus den Familiennamen abgeleitet sind, etwaein Berg mit einer Kappe für Cappenberg, ein Haus für Blockhus, eine kunstvollverknotete Kordel für Cordes, eine Eiche für Zur Eick, ein Lindenblatt für Terlinden,

Page 32: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

206

ein Topf mit Blumen für Pott, eine Martinsgans für Martens usw. Man kann dieseideenreich gestalteten Darstellungen wohl getrost unter den Phantasiewappen ein-ordnen.

Drei der ältesten Grabplatten zeigen anstelle der Wappen traditionelle Hausmarkenmit strichhaften Zeichen. Im Mittelpunkt einer nur fragmentarisch erhaltenen,vermutlich 1630 entstandenen Platte erscheint ein umkränzter Wappenschild inbarocken Formen mit einer Hausmarke und den Initialen D R I M. Durch Vergleichmit den Hausmarken an den Königsketten der Kivelinge lässt sich diese Hausmarke

der Familie Drees zuordnen.83

Eine weitere Hausmarke ist als linkeHälfte eines bürgerlichen Ehewappensauf einer Grabplatte aus dem 18. Jahr-hundert dargestellt. Wie die Unterschriftdes Wappens und ein Vergleich mit denHausmarken an der Kivelingskette zeigen,handelt es sich um das Zeichen der Bür-germeisterfamilie Dreesmann.84

In die Mauer des Alten Friedhofs zu Lingen wurden im 19. Jahrhundert zahlreiche historischeGrabplatten eingesetzt

Fragment einer Grabplatte von 1639 mitHausmarke der Familie Drees

Page 33: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

207

Eine der am aufwendigsten dekorierten Grabplatten auf dem Lingener Friedhofzeigt in reichem frühbarockem Rankenwerk eine von zwei Säulen eingerahmte Kreu-zigungsszene mit zwei knienden Stifterfiguren sowie einer Sanduhr als Vanitas-Symbol. Die verwitterte Inschrift lässt neben wenigen Wortresten noch eindeutig dieJahreszahl 1663 erkennen. Die ursprünglichen Texte in den beiden Schriftkartuschenober- und unterhalb des Bildfeldes wurden später abgeschlagen und durch den Namendes Nachbesitzers, J.C. Müller, ersetzt. Deutlich erkennt man jedoch noch heute, dassin den vier Ecken der Grabplatte vier Wappenfelder angeordnet waren. Die beidenunteren Wappen wurden in späterer Zeit bei einer Einkürzung der Platte entfernt. Diebeiden oberen Wappenfelder zeigen links vermutlich einen Topf mit einer Blume,vielleicht die Hausmarke der Familie Pott, und rechts eine aus Strichen zusammengesetzteHausmarke. Leider lassen sich auch bei dieser Grabplatte die Namen der dort Bestattetennicht mehr identifizieren. Eindeutig feststellbar ist in diesem Fall jedoch der Herstellerder Platte, der Bildhauer Bernd Meiering aus Rheine.85

Auf den Grabplatten der Lingener Honoratiorenfamilien wurden die Hausmarkenals Gestaltungselement im 18. Jahrhundert durch die bürgerlichen Familienwappen

Grabplatte der Familie Dreesmann mit spä-terer Nachbeschriftung durch die FamilieSchmidt

Grabplatte von 1663 mit Wappen und Haus-marken auf den Eckpunkten sowie Nachbe-schriftung durch die Familie Schmidt

Page 34: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

208

abgelöst. Bei den vereinzelt erhaltenen steinernen Grabkreuzen von ländlichenFriedhöfen fanden sie im bäuerlichen Umfeld im 18. Jahrhundert noch allgemeineVerwendung.86

Zusammenfassung – Zur Verwendung der Hausmarken

Als Besitzerzeichen spielten die Hausmarken schon im 16. Jahrhundert keineRolle mehr. Im privaten Bereich, etwa auf Mobiliar oder Gebrauchsgegenständen,sind sie im Emsland nur selten nachweisbar. Sie sind in ihrem Gebrauch vielmehruntrennbar verbunden mit der bürgerlichen und bäuerlichen Repräsentationskulturin der frühen Neuzeit. Sie finden sich in dieser Zeit an Hausgiebeln und an wichtigenStellen im Gebäude, also an den Orten im und am Gebäude, an denen später dieHausinschriften angebracht wurden.

Häufig findet man Hausmarken auf prestigeträchtigen Luxusgegenständen auswertvollem Metall und an brauchtümlichen Gegenständen, die die bürgerliche undbäuerliche Gemeinschaft repräsentieren, allen voran die Fensterbierscheiben.

Detail des Wappenfeldes einer Grabplatte mit der Hausmarke der Familie Dreesmann undvermutlich dem Wappen der Familie Steding

Page 35: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

209

Nur die oberen Sozialschichten in Stadt und Land führten eine Hausmarke. Dieswaren zum einen die alteingesessenen Bauernfamilien, die durch die Agrarverfassunggegenüber Neubauern und Heuerleuten eine privilegierte Stellung besaßen. Zumanderen waren es die Kaufleute, Handwerker, Akademiker und Honoratioren in dengrößeren Orten. Diese waren in den Städten auch Inhaber des vollen Bürgerrechtes,während die meisten Stadtbewohner der unteren Sozialschichten nur Einwohnerohne volles Bürgerrecht waren. Für Kleinbauern und Heuerleute, aber auch für diestädtischen Unterschichten fehlen jegliche Nachweise von Hausmarken.

Die führenden Schichten in Stadt und Land versuchten in der gesamten FrühenNeuzeit, ihre privilegierte Stellung gegen die zahlenmäßig rasch anwachsenden Un-terschichten zu behaupten. Die Heiratskreise dieser Familien machen das besondersdeutlich. Aber auch nach außen hin waren sie bestrebt, zu zeigen, wer auf derunteren Ebene von Stadt, Kirchspiel und Bauerschaft das Sagen hatte. Ein Mitteldieser ständischen Abgrenzung war die Verwendung von Hausmarken, die ebennicht jede Familie aufzuweisen hatte. Daher haben die Hausmarken neben ihrerheraldischen und rechtlichen Funktion auch eine hohe kulturhistorische Aussage-kraft.

Detail einer Grabplatte von 1663 mit einer Hausmarke in der Wappenkartusche oben rechtssowie Nachbeschriftung durch die Familie J.C. Müller

Page 36: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

210

Anmerkungen

1 Andreas Ludwig Jacob Michelsen, Die Hausmarke – Eine germanistische Abhandlung. Jena 1853;Carl Gustav Homeyer, Die Haus- und Hofmarken. Berlin 1870, Nachdruck Saarbrücken 2007.Beide Bücher sind mittlerweile in digitalisierter Form auch als Google-Books im Internet einsehbar.Homeyer war Germanist und Rechtshistoriker, Michelsen Professor der Rechte in Jena.

2 Franz Diekmann, Geschichte des Kirchspiels Rhede. Rhede 1913, S. 35, Alte Bauernzeichen ausdem 16.–18. Jahrhundert.

3 Siehe hierzu z.B. Hans Förster, Alte volkstümliche Kunst Niedersachsens. Hannover 1926, S. 108–113.

4 Das „Handgemal“, die „Bolmarke“ des alten Bauern. In: Lingener Volksbote, Ausgabe vom17.3.1933; Heinrich Wellmann, Die Bauerschaft Mehringen a. d. Ems und Umgegend des KirchspielsEmsbüren im Kreise Lingen (Ems). Ein Beitrag zur Heimatkunde. Lingen (Ems) 1934, S. 162.

5 Michael H. Kater, Das „Ahnenerbe“ der SS, 1935–1945, ein Beitrag zur Kulturpolitik des DrittenReiches. Stuttgart 1973, S. 76; Einen Nachruf auf Karl Konrad Ruppel (1880–1968), der nachdem Zweiten Weltkrieg als Rechtsanwalt tätig war, publizierte ein Pfarrer i.R. Hermann Knodt imArchiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete, Bd. 35/36, 1969, S. 151.

6 Beispielhaft zitiert sei hier die Untersuchung der Lengericher Hausmarken von Hermann Meier,Über das „Merk“ der Landbevölkerung. In: Die Kunde. Gemeinsames Mitteilungsblatt desurgeschichtlichen Außendienstes am Landesmuseum der Provinz Hannover und der Arbeitsgemeinschaftfür Volkskunde Niedersachsens, Jg. 8, 1940, S. 90–92. Ferner: Emsländische Haus- und Hofmarken.In: Neue Volksblätter, Ausgabe vom 5.4.1939. Auch im Archiv des Heimatvereins Rhede befindensich Unterlagen über eine örtliche Sammelaktion, bei der 1938 Hausmarken aus alten Urkunden

Grabplatte mit den bürgerlichen Wappen der Familien Flaging und Pott auf dem AltenFriedhof in Lingen

Page 37: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

211

und Dokumenten, aus Hofchroniken und von Grabsteinen zusammengetragen und dann zu einerÜbersichtstafel aufgearbeitet wurden.

7 Kopie eines Manuskriptes von Franz Vogler, Rhede, wahrscheinlich von 1938.8 Adolf Dickes, Heimatliche heraldische Kunst. Wappen im Gau Weser-Ems. Sinnbilder mittelalterlichen

Wehrwillens. Ursprung und Werden der Hausmarken. In: Neue Volksblätter, Ausgabe vom 9.7.1944. 9 Ludwig Edel, Hausmarken in der Grafschaft Bentheim. In: Jahrbuch des Heimatvereins der

Grafschaft Bentheim 1954, S. 63–65 und 1955, S. 110–117; Gerhard Grävemäter, Hausmarken imKirchspiel Gildehaus. In: Jahrbuch des Heimatvereins der Grafschaft Bentheim 1956, S. 125–130und 1957, S. 44; Walter Tenfelde: Die Hausmarken im Kreise Lingen. In: Jahrbuch des EmsländischenHeimatvereins 10, 1963, S. 97–101.

10 Hans Horstmann, Die Entwicklung der Hof- und Hausmarken in ihren Grundzügen. In: Jahrbuchdes Emsländischen Heimatvereins 10, 1963, S. 86–96.

11 Hans Horstmann, Beiträge zur Geschichte der Familie Horstmann. In: Jahrbuch des EmsländischenHeimatvereins 4, 1957, S. 95–105.

12 Horstmann (wie Anm. 10), S. 89.13 Wilhelms Hansen, Fachwerk im Weserraum. Hameln 1980.14 Klaus G. Püttmann, Zur Chronologie und Funktion von Fachwerkornamentik, ausgehend vom

Bestand der westfälischen Stadt Wiedenbrück. In: Günter Wiegelmann und Fred Kaspar (Hrsg.),Beiträge zum städtischen Bauen und Wohnen ist Nordwestdeutschland. Münster 1988, S. 97–140.

15 Wilhelm Schmülling, Hausinschriften in Westfalen und ihre Abhängigkeit vom Baugefüge. Münster1951, S. 76–78 u. 132.

16 Schmülling (wie Anm. 15), S. 15–18; Everhard Jans, Burgerhuizen tussen Ijssel en Eems 1400–1850.Zutphen 1989; Andreas Eiynck, Häuser, Speicher, Gaden – Städtische Bauweisen und Wohnformenin Burgsteinfurt und im nordwestlichen Münsterland vor 1650. Bonn 1991. Einzelne Torbalken ausder Zeit um 1600 mit Hausmarken sind z.B. in Burgsteinfurt und Vreden noch erhalten.

17 Bernhard Feldmann, Untersuchungen zur Topographie des historischen Emsbüren. In: ChristineHermanns (Hrsg.), Saxlinga – Kirchspiel – Gemeinde. 1175 Jahre Emsbüren. Emsbüren 1994, S. 49–66, hier S. 63.

18 Walter Tenfelde, Urkunden und sonstige schriftliche Quellen zur Geschichte des KirchspielsEmsbüren. Lingen (Ems) 1990, Nr. 404, S. 64. Die gleiche Hausmarke wie auf dem Kaminsteinerscheint auch auf einem Siegel, das Heinrich von Graes 1596 als Vogt von Emsbüren unter eineUrkunde setzte. Siehe genealogische Sammlung Johann Rudolf van Lengerich, Haus Lengerich.

19 Arnold Nöldecke, Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. IV. Regierungsbezirk Osnabrück, 4.Die Kreise Lingen und Grafschaft Bentheim. Hannover 1919, S. 59.

20 Andreas Eiynck, Lingen – Stadt an der Ems. Erfurt 2001, S. 24–25.21 Ein entsprechendes Foto des Steines am alten Standort befindet sich im Bildarchiv des Emsland-

museums.22 Nöldecke (wie Anm. 19), S. 59.23 Siehe auch Tenfelde (wie Anm. 9), S. 42.24 Walter Tenfelde, Ein altes Bürgerhaus an der Burgstraße. In: Kivelingszeitung Lingen 1984,

S. 28–31.25 Andreas Eiynck, Das Andreasdenkmal am Andreasplatz und der Medicus Andreas Wesken. In:

Holger Berentzen (Hrsg.), Aus dem Glauben leben – 16 Stationen in Lingen. Ein Stadtführer fürjunge und jung gebliebene Menschen. Lingen 2011, S. 34–37; E. Püschel, Wundarzt A. Wesken,†1703 – Beurkundung einer ungewöhnlichen Operation. In: Kivelingszeitung Lingen 1972, S. 29–35.

26 Das IHS-Zeichen befindet sich am reich beschrifteten Torbogen des Hauses Nonnenwall 3, undzwar in Kombination mit einer Giebelinschrift in lateinischer Sprache, einer Giebelbalkeninschriftin deutscher Sprache mit dem Chronogramm 1734 sowie Torbogeninschrift mit den Namen derErbauer.

Page 38: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

212

27 Aloys Kohlstall, Salzbergen – die Geschichte eines Dorfes. Salzbergen 1977, S. 78. Der Torbalken,der schon im 19. Jahrhundert an einem Nebengebäude wiederverwendet wurde, befindet sichheute in der Kolpingbildungsstätte in Salzbergen.

28 Der Schafstall wurde in den 1970er Jahren bei einem Sturm umgeweht. Die Balkeninschrift istabgebildet bei Bernhard Garmann, Beesten in Vergangenheit und Gegenwart. Beesten 1975, S. 52.

29 Kohstall (wie Anm. 27), S. 152.30 Schmülling (wie Anm. 15), S. 18.31 Dieses Phänomen ist bislang noch nicht zusammenhängend untersucht. Frühe Beispiele bei Heinz

Riepshoff, Die Bedeutung von Baudaten und Inschriften in und an Gebäuden in der früherenGrafschaft Hoya. In: Der Holznagel 5, 2007, S. 6–21 (Luchtbalken mit Inschrift „IM JAR ANNO1579“ und Knagge unter einem Luchtbalken mit Jahreszahl „1595“) sowie an einem Bauernhausin Varel-Obenstrohe mit den Inschriften „Johan“ „B.V.H. 1565“ auf den mit Taustäben verziertenKnaggen unter dem Luchtbalken, abgebildet bei Niklas Hertwig und Andreas Eiynck, Bauernhöfein Nordwestdeutschland. Eine kulturhistorische Hofreise durch die Region Weser-Ems. Münster2011, S. 82/83.

32 So 1573 in der früheren Leibzucht des Bauernhofes Feye in Beesten und 1589 im BauernhausThy in Messingen.

33 Weitere Luchtbalkeninschriften aus dem 17. Jahrhundert ohne Hausmarken im südlichen Emslandfinden sich z.B. in einem früheren Altenteilerhaus in Bawinkel, wo nur die Datierung ANNO 1617angegeben ist. In einem früheren Bauernhaus in Ahlde lautet die Inschrift: ANNO 1646 DEN 26.SEPTEMBRI. HERMANN HÜSINCK SWENNE WOLBERS; zitiert nach Wellmann (wie Anm. 4), S. 160. Dies ist gleichzeitig die älteste Hausinschrift mit vollständig ausgeschriebener Namensnennungbeider Eheleute im Emsland. Auf dem erhaltenen Luchtbalken des früheren Bauernhauses Venbertin Spelle heißt es: ANNO 1648 DEN 19. FEBERVARIVS und auf dem Luchtbalken im früherenBauernhaus Sühlmeiners in Langen lautet die Inschrift: ANNO 1678 DEN 23. APRIL JohAN SVLANNA SINE hVESE FROVWE. Auch für das 18. Jahrhundert lassen sich im südlichen Emslandnoch zahlreiche Luchtbalkeninschriften nachweisen. Zu den Luchtbalkeninschriften in der GrafschaftBentheim siehe Schmülling (wie Anm. 15), S. 18.

34 Den gleichen Spruch wählte man 1727 auch für den noch erhaltenen Luchtbalken des altenBauernhauses Hopmann in Ahlde: ARBEITET FLEISSIG HANDELT AUFRICHTIG BETET ANDECHTIGSO HIFLT UNS GOTT ALMECHTIG GERT HOPMES GREITE ROLFES EHLEUTE ANNO 1727 DEN10 JUNIUS sowie 1732 auch für eine Balkeninschrift im früheren Bauernhaus Wintel, späterTeipen in Mehringen: ARBEIT FLEISIG HANDEL UPRICHTIG UND BEDDET ANDECHTIG SOHELPET JU GODT ALMECHTIG. BERND RICHTERINK. GESE HEMELS. ANO 1732, DEN 4. MERTEN.,letztere zitiert nach Wellmann (wie Anm. 4), S. 160.

35 Kohstall (wie Anm. 27), S. 153.36 Für die Klärung der genealogischen Zusammenhänge der Familien Otten und Theissing danke ich

Herrn Hans König, Darme.37 Die beiden Sandsteintafeln befinden sich heute in Zweitverwendung in einem Haus an der

Papenstraße; zur Deutung der Initialen siehe Norbert Tandecki und Reinhard Cloppenburg (Bearb.),Status Animarum 1749 in den Kirchspielen Emsbüren, Salzbergen und Schepsdorf (Beiträge zurEmsländischen und Bentheimer Familienforschung Band 3, Teilband 3). Sögel 1995, S. 85.

38 Um diese Zeit erscheinen solche Wappenfelder mit Initialen auch 1702 am Speicher des HofesGansfort in der Bauerschaft Drievorden, die ebenfalls zum alten Kirchspiel Emsbüren gehörte.Wie beim Haus Allering in Salzbergen lautet dort die Inschrift: ARBEITET FLEISIGH VND HANDELTVPRICHTIG VND BETET ANDECHTIG SO HILFET DICH GODT ALEMECHTIG DEN 16 MERTENANNO 1702. Ferner befanden sich Initialen in Wappenfeldern am 1736 erbauten Backhaus desHofes Hemelt in Mehringen, siehe Wellmann (wie Anm. 4), S. 160.

39 Tenfelde (wie Anm. 18), S. 547.40 Zur Identifizierung der Initialen siehe Tandecki/Cloppenburg (wie Anm. 37), S. 75.

Page 39: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

213

41 Auch im Raum Meppen ist das IHS-Symbol als Segenszeichen auf den Konsolen unter demLuchtbalken oder an Balken im Wohnteil der Bauernhäuser nachweisbar.

42 Josef Tiesmeyer, Bilder der Heimat. Lingen 1912, S. 23.43 Bernhard Lau, Fest 375 Jahre St. Georg Schützenverein Thuine 1614–1989. Thuine 1989, S. 29–31.44 Siehe den Beitrag von Sebastian Kulling in diesem Jahrbuch.45 Eine detaillierte Zusammenstellung würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen.46 Eine umfassende Übersicht zu diesem Thema bietet Joachim Kleinmanns, Wappen, Reiter, fromme

Sprüche. Bemalte Fensterscheiben in Westfalen. Detmold 1997.47 Otto Lauffer, Niederdeutsches Bauernleben in Glasbildern der neueren Jahrhunderte. Berlin und

Leipzig 1936.48 Friedrich Hilkenbach, Etwas über Fensterbierscheiben aus dem Kreise Lingen. In: Kivelingszeitung

1937, S. 5.49 Holger Lemmermann, Auf dem freien Hümmling. Ländliches Leben in vier Jahrhunderten (1530–

1870). Sögel 1995, S. 55.50 Johann Georg Kohl, Reisen durch das weite Land. Nordwestdeutsche Skizzen 1864. Herausgegeben

von Geert Demarest. Berlin 1990, S. 278.51 Ernst Simme, Die Kapelle in Höven. In: Jahrbuch des Emsländischen Heimatvereins 7, 1960,

S. 31–40.52 Heute in Privatbesitz in Handrup.53 Scheibe im Emslandmuseum Lingen.54 Mehrere Stücke im Emslandmuseum Lingen.55 Franz Jostes, Westfälisches Trachtenbuch. Münster 1904, 2. Aufl. 1961, S. 240. 56 Scheiben aus Werlte sind abgebildet bei Lemmermann (wie Anm. 49), S. 55. Eine weitere Scheibe

aus Werlte mit einem Reiter und einem Sinnspruch befindet sich heute in Privatbesitz in Hase-lünne.

57 Horstmann (wie Anm. 11), S. 101.58 Alter Privatbesitz in Spahnharrenstätte.59 Eine ganze Anzahl von Fensterbierscheiben aus Lengerich befindet sich im Falkenhof-Museum

der Stadt Rheine. Sie wurden aus einer Privatsammlung erworben und sind seit der Neugestaltungdes Museums 2003 magaziniert. Abbildung in: Das alte Kirchspiel Lengerich – Bilder erzählenaus vergangenen Tagen. Horb am Neckar 1990, S. 82.

60 Die Belege aus Beesten und Plantlünne sind abgebildet bei Franz Barth, „Wer christlich handeltin der Welt, hat selten großes Gut noch Geld“. 250jährige bunte Glasscheiben – Dokumente einessinnvollen Brauchtums. In: Lingener Tagespost, Ausgabe vom 16. Oktober 1976. Die Scheibenbefanden sich damals in der Sammlung von Pfarrer Josef Gockel in Andervenne. Ihr heutigerStandort ist unbekannt.

61 Zu den Fensterbierscheiben in der Grafschaft Bentheim siehe Rainer Marggraf: Glasmalerei des18. Jahrhunderts in Bauernhäusern der Niedergrafschaft. In: Jahrbuch des Heimatvereins derGrafschaft Bentheim 1975, S. 131–140; Walter Höltken, Fensterbier und Fensterbierscheiben. In:Bentheimer Jahrbuch 1982, S. 129–134.

62 Lauffer (wie Anm. 47), S. 37–39; Horstmann (wie Anm. 10).63 Walter Borchers, Kostbarkeiten des Emslandes aus öffentlichem und privatem Besitz. Ausstellungskatalog

Städtisches Museum Osnabrück 1968, S. 28, Nr. 80 und Tafel 28.64 Genealogie Pinninck. Genealogische Zusammenstellung im Archiv des Emslandmuseums Lingen.65 Seine Schwester Maria Pinninck heiratete laut der Genealogie Pinninck am gleichen Tage in

Lingen einen Cornelius Boncamp.66 Rudolf vom Bruch, Die Rittersitze des Emslandes. Münster 1962, S. 123.67 Das Pinnincksche Wappen erscheint übrigens auch auf dem silbernen Vogel, den Adrian Pinninck

1644 für die Königskette des Schützenvereins Altenlingen gestiftet hat, sowie auf einer Königsplakette,die an die Regentschaft Heinrich Pinnincks bei den Altenlingener Schützen im gleichen Jahr1644 erinnert.

Page 40: Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und ... · Hausmarken – geheimnisvolle Zeichen an Häusern und Antiquitäten von Andreas Eiynck In Zeiten, in denen die meisten

214

68 Dirk-Arnold Wittop-Koning, Bronzemörser (Monographien zur pharmazeutischen Kulturgeschichte4). Frankfurt a.M. 1975. Zahlreiche norddeutsche Beispiele enthält auch die umfangreiche privateMörsersammlung von Ernst Genz, dokumentiert bei B. Dubbe, Die Mörsersammlung Ernst Genz.1.000 Mörser aus 10 Jahrhunderten. Berg am Starnberger See 1993.

69 Speziell zu den norddeutschen Mörsern siehe Wolfgang Hömberg, Der norddeutsche Bronzemörserim Zeitalter von Gotik und Renaissance. Stuttgart 1983.

70 Hömberg (wie Anm. 69), S. 136–239.71 Hans Jürgen Warnecke, Die Familie Danckelmann. In: Wilfried Ehbrecht (Hrsg.), Lingen 975–

1975. Zur Genese eines Stadtprofils. Lingen (Ems) 1975, S. 115–144; Stammbaum der FamilieDanckelmann, zusammengestellt von Hans Jürgen Warnecke, im Archiv des EmslandmuseumsLingen.

72 Dirk Arnold Wittop-Koning, Nederlandse vijzels. Weert 1989, S. 51–53.73 Walter Tenfelde, Die Goldschmiede Lingens – Ihr Leben und ihre Arbeit. Lingen (Ems) 1979,

S. 123.74 Roswitha Poppe, Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Meppen, Nr. 53, S. 83; Hermann Prenger

(Bearb.), St.-Nikolaus-Kirche Groß Hesepe. Aus der Vergangenheit Hasba-Hesepe. Groß Hesepe1989, S. 38–40.

75 Der Kranich gilt auch als Symbol der Wachsamkeit. Nach dem Volksglauben stellen die Kraniche,wenn sie sich auf ihrem Zuge niederlassen, Wachen auf, die in ihrem erhobenen Fuß einen Steinhalten. Wenn einer der Wächter vor Müdigkeit einschläft, fällt der Stein nieder und er erwachtwieder. Reinhard Bojer, Emsländische Heimatkunde im Nationalsozialismus, Bd. 2. Lingen 2005,S. 56–58; zitiert nach der Ems-Zeitung, Beilage „Mein Emsland“, Nr. 7, 17.5.1936, Ein alteremsländischer Straßenknotenpunkt.

76 Für die genealogischen Angaben zur Familie Plagge-Kranepohl danke ich Herrn Martin Koers.77 Gertrud Stolte-Adelt, Wegbilder der Barockzeit im Münsterland. Ein Beitrag zur Geschichte der

volkstümlichen Plastik Westfalens. Wattenscheid 1936; Andreas Eiynck (Hrsg.), Kreuze, Klusen,Wegebilder. Sakrale Kleindenkmäler im Südlichen Emsland. Lingen (Ems) 2010, S. 18–22.

78 Aloys Kohstall, Die katholische Pfarrgemeinde Salzbergen (Der Kreis Lingen in Wort und Bild, Bd. 1). Lingen 1969, S. 73–74.

79 Dietrich Steilen, Norddeutsche Grabmalskunst. Bremen 1938; Wolfgang Runge, Sprechende Steine.Grabstelen im Oldenburger Land von 1600 bis 1800. Oldenburg 1979; Claudia Bei der Wierden,Erinnerungszeichen. Historische Grabmäler zwischen Elbe und Weser (1231–1900). Stade 2005.

80 Inge Dlugay, Der alte Friedhof zu Lingen-Ems. In: Lingener Heimatkalender auf das Jahr 1954, S. 74–89, hier S. 78–80.

81 Walter Tenfelde, Die Grabplatten der Stadt Lingen. Eine familiengeschichtliche Abhandlung. Lingen-Ems 1950.

82 Auf einer Reihe der Grabplatten befinden sich „Umwidmungen“ mit den Namen der späterBestatteten sowie den entsprechenden Hausnummern, während die älteren Inschriften weggemeißeltwurden.

83 Tenfelde (wie Anm. 81), S. 16–18; mit den späteren Besitzern der Grabstätte, der KaufmannsfamilieHuilmann, haben Marke und Inschrift wohl nichts zu tun, auch wenn in späterer Zeit derNamenszug DIRK HUILMAN geschickt in die Grabplatte eingefügt wurde.

84 Tenfelde (wie Anm. 9), S. 98, Nr. 13. Unklar bleibt allerdings, ob dort ein Ehepaar Dreesmannoder die in der leider nur fragmentarisch erhaltenen Grabinschrift erwähnte „Juffer Dreesmann“mit dem Wappen ihrer Eltern verewigt wurde.

85 Reinhard Karrenbrock, Zwei Generationen westfälischer Bildhauer – Heinrich Meiering – BerndMeiering – Bildwerke des 17. Jahrhunderts aus dem Oldenburger Münsterland, Emsland, OsnabrückerLand. Cloppenburg 1992, S.188–189.

86 Andreas Eiynck und Albert Finke, Hof- und Feldkreuze im Kirchspiel Rhede. In: Jahrbuch desEmsländischen Heimatbundes 56, 2010, S, 157–180.