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senioren blätter blätter hessische Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (Hrsg.) Ausgabe 115 / September 2014 Gesichter der „Generation Kaufkraft“ Models über 50 Jahre

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Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (Hrsg.) Ausgabe 115 / September 2014

Gesichter der „Generation Kaufkraft“

Models über 50 Jahre

Liebe Leserinnen und Leser,

in der Politik, im Gesundheitswesen oder in der

Wirtschaft ist der demografische Wandel längst

ein Thema bei allen Planungen. Aber auch an

der Unterhaltungs-, Mode- und Werbeindustrie

ist der Trend einer älter werdenden Gesellschaft

nicht vorbei gegangen. Die Zeiten, in denen

alles auf die Jugend ausgerichtet war, sind vor-

bei. Rund ein Drittel der Menschen, die in Hessen leben, sind älter als

50 Jahre. Zwar werden die Älteren noch nicht in gleichem Umfang in

Zeitschriften oder in der Werbung dargestellt, aber auch hier ist eine

Entwicklung erkennbar. Modelagenturen, die Männer und Frauen über

50 Jahre vermitteln, haben sich mittlerweile auf dem Markt etabliert.

Mit ihnen befasst sich die Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe der

Hessischen Seniorenblätter.

In unserem zweiten Artikel geht es um ein bundesweit wegweisendes

Projekt des Gesundheitsnetzes Frankfurt und der Caritas zur Früher-

kennung von Demenz. Ziel ist es, die Erkrankung frühzeitig bei den

Betroffenen zu diagnostizieren, um sie abwenden oder zumindest

abmildern zu können. Ebenso befassen sich die Hessischen Senioren-

blätter mit dem Modellprojekt „getup Hessen“, das innovative Ideen

zur Unterstützung von Angehörigen von pflegebedürftigen Menschen

fördert.

Wie bereits bei unserer Titelgeschichte erwähnt, ist der demografische

Wandel ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Wie die

Regionalen Gesundheitsreporte zeigen, die wir Ihnen in dieser Aus -

gabe vorstellen wollen, werden auch Ärzte immer älter. Mit einer

regionalisierten Betrachtung der gesundheitlichen Versorgung soll

deutlich werden, in welchen Bereichen Handlungsbedarf besteht.

Außerdem stellen wir Ihnen ein neues Internetangebot vor, das über

die Themen Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und Betreuungs-

recht informiert.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen der Hessischen Senioren -

blätter.

Inhalt2

Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014

Editorial

Impressum

Stefan Grüttner

Herausgeber:

Hessisches Ministerium für

Soziales und Integration

Dostojewskistraße 4

65187 Wiesbaden

Telefon: 0611/817-0

E-Mail:

[email protected]

www.hsm.hessen.de

Redaktion:

Johanna Weigand (verantw.),

Werbeagentur Zimmermann GmbH

Druck:

Dierichs Druck +

Media GmbH & Co. KG,

34121 Kassel

ISSN 1616-5772

Gestaltung und

Anzeigenannahme:

Werbeagentur Zimmermann GmbH

Heddernheimer Landstraße 144

60439 Frankfurt/Main

Telefon: 069/951152-0Stefan GrüttnerHessischer Minister für Soziales und Integration

Titel„Best Ager“–Modelagenturen liegen voll im TrendSeiten 3–7

Demenz-FrüherkennungDie Demenz früh bekämpfenSeiten 8– 10

Pflegende AngehörigeDie sorgende Gemeinschaft stärkenSeiten 11 – 12

GesundheitsversorgungDem Strukturwandel im Gesundheitswesen und inder Pflege gerecht werdenSeiten 13 – 14

Leitfaden VorsorgeRechtzeitig vorsorgen Seite 15

Jeder zweite Euro des privatenKonsums kommt heute von denMenschen über 50 Jahren – Tendenz steigend. Deshalb haben die Marketingabteilungendie kaufkräftige Altersgruppefür sich entdeckt. Das wirkt sichauch auf die Nachfrage nachModels aus.

+++ ACHTUNG: VORÜBERGE-HEND KEINE NEUEN MODELS+++ vielen Dank für Ihr Interesseund für Ihr Bewerbungsmaterial.Durch die Berichte der Medienüber meine Agentur sind inzwi-schen über 1.200 Bewerbungen füreinen Modeljob bei mir eingegan-gen. Durch die entstandene „Über-kapazität“ bin ich nun gezwungen,niemanden mehr – und dies ohneAusnahme – bis Ende 2014 in dieAgentur aufzunehmen. Ich bitteum Ihr Verständnis. +++Diese Laufschrift sieht, wer gegen-wärtig die Website senio r mo -dels.de ansteuert. Agenturbetrei-

Nr. 115/September 2014 Hessische Seniorenblätter

berin Christa Höhs kann sich vorInteressierten nicht mehr retten,seit Zeitungen, Illustrierte undelektronische Medien ihre Initiati-ve zum Muster für den neuenTrend zur Werbung mit Älteren fürÄltere erkoren haben. Die heute72-jährige Trägerin des DeutschenAlterspreises der Robert BoschStiftung 2013 hatte ihre Vermitt-lung vor zehn Jahren nach eigenenAngaben als weltweit erste Agen-tur für über 30-Jährige gegründet.Zuvor hatte sie selbst in den USAeinige Zeit gemodelt, nachdem dieumtriebige Werbe-Fachfrau undMitarbeiterin der Vogue-Redaktionin New York zufällig auf der Straßefür dieses Metier entdeckt wordenwar.

Marketinginstrumente anpassenNur jung und schlank zu sein, giltin der Werbebranche nicht mehrals einziges Leitbild. Mit dem de-mografischen Wandel rücken auch

die Älteren verstärkt in den Fokusder Werbeindustrie. Die Kaufkraftder Senioren wächst. Nach Prog-nosen des Statistischen Bundes-amtes werden im Jahr 2035 Men-schen über 50 etwa die Hälfte derBevölkerung ausmachen. Die Al-tersgruppe ist überdurchschnitt-lich wohlhabend und durchaus be-reit, ihr Geld für hochwertigenKonsum auszugeben. (Siehe Infor-mationen in den Randspalten).Die Grundsätze des Marketingswerden durch den demografischenWandel nicht aus den Angeln ge-hoben, weiß Andreas Reidl, Inha-ber der A.GE Agentur für Genera-tionen-Marketing. Sehr wohl abermüssen sich Instrumente anpas-sen. Werbespots, die Erkenntnisseder Gerontologie (Lehre des Al-terns) nicht berücksichtigen, wer-den nicht erfolgreich sein, sagteReindl dem Fachportal Eurofo-rum. So brauche das ältere Gehirnlänger, um Informationen zu verar-beiten. Schnell gesprochene Hör-

„Best Ager“– Modelagenturen liegen voll im Trend

3Titel

Die Zielgruppe „50plus“wird immer wichtiger –und entsprechende Modelssind gefragt.

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Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014

Titel

funkspots machen es dem älterenZuhörer schwer, alles richtig wahr-zunehmen.Clevere Marketingverantwortlichesetzen nach Reidls Worten zusätz-lich auf die kristalline Intelligenz,die im Alter besser ausgeprägt ist.Gemeint ist damit das, was imVolksmund gewöhnlich als Alters-weisheit bezeichnet wird und mit

Intelligenz, die auf Erfahrung auf-baut, umschrieben werden kann.Immerhin verfüge die Generation50plus über 30 oder mehr JahreKonsumerfahrung. Das bedeute je-doch nicht, dass man es mit einerhomogenen Menge zu tun habe.Hier spiele Sozialisation ebenso ei-ne Rolle wie prägende Erlebnisse.Scheidung im Alter ist keine Sel-

Vor 50 Jahren am geburtenstärkstenDie Zugehörigen zum bishergeburtenstärksten Jahrgangin der Bundesrepublik fei-ern in diesem Jahr ihren 50.Geburtstag. Knapp 1,4 Mio.Menschen wurden allein1964 geboren. Da die Ge-burtenrate stark gesunkenist und die Zuwanderungnachgelassen hat, wird dieZielgruppe der Menschenim Alter 50 plus immerwichtiger.

Laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumfor-schung (GfK) aus dem Jahr2008 beläuft sich die Kauf-kraft der Bundesbürger, dieder Generation 50plus angehören, auf insgesamtmehr als 600 MilliardenEuro; allein in der Alters-gruppe ab 65 Jahren sind esknapp 340 Milliarden Euro.Künftig wird sich die Wippenoch mehr nach dieser Seiteneigen.

Ein Rechenexempel: Gegen-wärtig ist die Gruppe derFrauen im Alter zwischen30 und 39 Jahren mit rund4,8 Millionen laut Statisti-schem Bundesamt in etwaso groß wie die Gruppe der60- bis 69-Jährigen. Bereitsin sechs Jahren wird die ältere Gruppe gemäß Hoch-rechnung der Statistiker um419.300 Frauen größer sein.Quelle: GfK GeoMarketinghttp://www.aok-business.de/bremenbremer-haven/fachthemen/wirtschaft-und-soziales/konsummotor-generation-50plus/mit-kaufkraft-aus-gestattet/BMWI, April 2010

„Der Jugendwahn in der Werbung ist vorbei.“Christa Höhs, Agenturgründerin

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5Titel

tenheit mehr, neue Liebe im Alterauch nicht. Die neue Lebensphase„Rente“ verändert den Alltag unddie Routinen. Die Geburt des En-kelkindes oder die beginnendePflegebedürftigkeit der Mutter ver-ändern Interessen und beeinflus-sen Kaufentscheidungen.All das schlägt sich bei den Marke-tingfachleuten nieder. „Der Ju-

Faktenblatt: Wirtschaftsfaktor AlterSchon heute kommt jederzweite Euro des privatenKonsums von Menschenüber 50. Die über 50-Jähri-gen kaufen 45 Prozent allerNeuwagen, die Hälfte allerGesichtspflegeprodukte, siebuchen 35 Prozent allerPauschalreisen und sogar80 Prozent aller Kreuzfahr-ten. Das durchschnittlicheJahreseinkommen von Paaren über 65 liegt überdem von Familien mit kleinen Kindern.

Rentnerinnen und Rentnerhaben insgesamt ein gerin-ges Armutsrisiko. Auch dasVermögen der Älteren istgrößer als das der Jüngeren. Und die Älteren sind bereit,ihr Geld auszugeben. In einer Befragung von über45-Jährigen durch die KarstadtQuelle-Versiche-rung sagte 2009 mehr alsein Drittel, dass das Ersparte in erster Linie fürden eigenen Lebensstan-dard gedacht ist und weni-ger für die Erben. Ein großer Teil der Generation50plus will lieber ein gutesLeben führen als zu sparen.Die höchsten Konsumaus-gaben haben die 50- bis 59-Jährigen mit 2.580 Euro imMonat. Darunter sind vieleso genannte DINKS – Dou-ble Income no Kids: Dasheißt, entweder hatten sienie Kinder oder diese sindinzwischen aus dem Haus,beide Partner sind berufs-tätig. Diese Doppelverdie-ner-Paare haben einen Anteil von 72,6 Prozent andieser Altersgruppe.

Auch die 60- bis 65-Jähri-gen geben mit 2.320 Euroüberdurchschnittlich vielGeld für den privaten Kon-sum aus. Viele beenden in

gendwahn in der Werbung istGott sei Dank vorbei“, kon-statierte Christa Höhs imNachrichtenportal Spiegelonline. Als die Agentur-gründerin die „Best AgerModels“ 1994 in den Mit-telpunkt rückte, hätten„Menschen über 40 we-der als Werbeobjektnoch als Zielgruppe aufder Liste der Firmen“ ge-standen. Das habe sichin zwi schen gründlich ge-ändert. Die Kunden ihrer bei den Agenturen Clas-sics Agency und Senior-models sind große, interna-tionale Kon zerne. Dabei seies keinesfalls nur der „Zip-perlein-Markt“, der nachDarstellern über 50 verlange.Ältere Models würden nichtnur für Blasentees, Haftcreme

oder Treppenlifte engagiert. Gera-de die Versicherungs-, Kreuzfahrt-oder Autobranche setze oft auf äl-tere Modele.

Inzwischen viele Angler am TeichEine Ausnahme bildet für die Wer-beexpertin im Rentenalter aller-dings immer noch die Modebran-che. „Die zeigen nach wie vor 14-Jährige in den Klamotten, undwenn dann Ältere das kaufen wol-len, dann laufen die schreiend ausdem Laden, weil die Sachen ebenvöllig anders wirken, wenn mansie in Größe 40 trägt“, beklagte sieim Interview mit der Welt amSonntag. Dies sei umso bedauerli-cher, weil dadurch „die Zahl derFische im Teich“ der an Altersmo-dels interessierten Auftraggebernicht größer werde. „Nur die An-geln werden mehr. Bei der Zahl derKunden gibt es ein gewisses Level,und diese Aufträge wollen sichnun immer mehr Modelagenturengerne rausfischen.“Eine Vielzahl an Models aus der„Silver Generation“ spezialisierte Fortsetzung auf Seite 6

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Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014

Titel

Agenturen gibt es auch in Hessen.Zu den Vermittlern, die sich aufAltersnischen konzentrieren, ge-hört 5und50 Casting in Frankfurt.Die 5 steht dabei symbolisch fürKinder-Models bis 13 Jahre, die 50für Mannequins aus der Generati-on 50plus. „Warum gibt es eigent-lich keine Model- und Casting-agenturen speziell für reife Gesich-ter, wo es immer mehr interessanteund lifestylige Menschen in derbesten Lebensphase gibt? Das ha-ben wir uns auch gefragt und be-reits 2003 die erste spezialisierteCastingagentur für die Generation50+ gegründet“, heisst es auf derWebsite des Frankfurter Unterneh-mens.Obwohl es viel Interesse an demgut bezahlten Rentner-Job gibt,nicht alle sind dafür geeignet. Da-zu gehört natürlich vor allem eingepflegtes Äußeres, kamerascheusollten die Models selbstverständ-lich auch nicht sein. Die Agentur-verantwortlichen achten beimCasting auf Ausstrahlung und Cha-rakter. Erfahrung beim Posierenund ein gewisses schauspieleri-sches Talent sind von Vorteil. Da-zu kommen Eigenschaften wiePünktlichkeit und Zuverlässigkeit,die angesichts teurer Studiomietenunerlässlich sind. In den Listen derAgenturen stehen daher oft Mo-dels, die schon in ihrer Jugend Er-fahrung in dem Metier gesammelthaben.Bis zu 500 Euro für einen Shoo-tingtermin sind der Lohn für dieje-nigen, die all diese Voraussetzun-gen erfüllen. Von den Aufträgen leben können aber die wenigsten.„Man sollte möglichst ein zweitesStandbein haben. Denn auf regel-mäßiges Einkommen kann mannicht bauen“, verriet Nicola Siegelvon der Agentur Siegel-Models-Berlin in Spiegel online.

Mode für BehinderteIm Schlepptau der Bewegung wegvon der Idealfigur geraten nun

auch Zielgruppen ins Rampen-licht, die bisher ebenfalls im Schat-ten standen. Ganz im Sinne der ge-sellschaftlichen Integration wirdauch Mode für Behinderte zumThema. So hat sich die Modedesig-nerin Vivien Schlüter auf Mode fürRollstuhlfahrerinnen spezialisiert.Einige Besonderheiten muss dieMittdreißigerin beachten. So müs-sen Röcke angeschrägt werden,damit sie nicht in die Speichenkommen. Der Bund von Rockoder Hose sollte vorn niedrigersein als hinten, damit man sich be-quem nach vorne beugen kann –ohne dass die Unterhose hervor-schaut. Die Ärmel dürfen nicht zueng sein, sonst schränken sie dieBewegungsfreiheit ein. Ansonstengilt, was in der Modewelt auchsonst grundlegend ist: Die Klei-dung muss gefallen und dazu mög-lichst noch bequem und alltags-tauglich sein.

Miss 50 plus GermanyDie Seniorinnen und Senioren sindin der Werbung und der Modebran-che so hoffähig geworden, dass esinzwischen auch einen eigenenSchönheitswettbewerb für sie gibt.Die auflagenstarke Programmzeit-schrift rtv veranstaltete die Konkur-renz für Frauen ab 50 Jahren ge-meinsam mit der Miss GermanyCorporation im vergangenen Janu-ar im niederbayrischen Bodenmaisbereits zum zweiten Mal. Hunderteaktiver und attraktiver Damen hat-ten sich nach Verlagsangaben aufeinen Aufruf in der Illustrierten hinbeworben. In der TV-Zeitschriftwurden die Kandidatinnen vorge-stellt 19 Bewerberinnen standenschließlich auf der Bühne. DasRennen machte die 52-jährige Mo-nika Römer-Emich aus dem baden-württembergischen Flein. Rund elfMillionen Menschen konnten dieneue „Miss 50plus Germany 2014“daraufhin in der nächsten Ausgabeauf dem Titelblatt der Fernsehzei-tung sehen.

diesem Alter ihre Berufstä-tigkeit und nutzen die ge-wonnene Zeit für vielfältigeAktivitäten.

Die 65- bis 75-Jährigen lie-gen bei den Konsumausga-ben leicht unter demDurchschnitt von 2.180Euro. Hier ist der Anteil Alleinstehender mit 84 Pro-zent sehr hoch. Noch Älteregeben durchschnittlich1.600 Euro pro Monat fürden privaten Konsum aus.Die Durchschnittswerte zeigen: Trotz aller individu-ellen Unterschiede habendie Menschen über 50 zu einem großen Teil die finan-ziellen Mittel, um sich ihreWünsche zu erfüllen – undsie tun es.

LiteraturViel zu oft lassen sich die„neuen Alten“ vom Jugend-wahn ins Bockshorn jagen.Dabei hat die Generation50plus Kompetenzen, wiesie nur zunehmende Le-benserfahrung entwickelnkann. Und die Menschen imRentenalter haben noch diePower, um damit etwas anzufangen. Mut machenAgenturgründerin ChristaHöhs und die JournalistinAlexandra Cavelius in einem Buch über die „Successful Agers“, denenauch Falten und Zipperleinnichts anhaben können.Denn sie wissen, was siewert sind.

Christa Höhs, Alexandra Cavelius: Wenn ich alt bin, werde ichModel – Warum wir unsnicht kleinmachen sollten,Kailash-Verlag, München, 2013, 256 Seiten,16,99 €, ISBN: 978-3-424-63072-5

Fortsetzung von Seite 5

Omis mit Dutt gibt’s nichtmehrLängst sind die Models, welche diedynamische Generation jenseitsder 60 repräsentieren, dem Kli-schee der typischen Oma frühererJahre entwachsen. Doch bei den„Kreativen“ der Werbebranchescheint sich der Imagewandelnoch nicht überall herumgespro-chen zu haben. „Wissen Sie, ichbekomme dann Anrufe, da heißtes: Ich möchte eine Omi, etwa 60Jahre alt’. Aber die gibt es doch garnicht mehr! Wenn Sie eine Acht-zigjährige haben, die ,omamäßig’aussieht, dann ist das schonGlück. Meine Vorzeige-Oma istleider vor einiger Zeit gestorben.Nein, ich kann derzeit mit Duttund Nickelbrille nicht dienen“, be-lächelt Seniormodels-Chefin Chris-ta Höhs die nostalgischen Vorstel-lungen der Großmutter am Ka-chelofen.

Informationen • 5und50 Casting Frankfurt,Ansprechpartnerin: Lisa Ebrahimzadeh, Max-Hirsch-Straße 22, 60386 Frankfurt; Tel. 069/9050 0597; E-Mail: [email protected]; Internet: http://www.5und50.com/kontakt.php

Zur Wirtschaftskraft der Zielgruppe• Strategiemappe Zukunftsmarkt50plus des Bundeswirtschafts-ministeriums;http://bmwi.de/DE/Media-thek/Publikationen/publikatio-nenarchiv,did=342412.html;Publikationen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie; Scharnhorststraße 34-37, 10115 Berlin, Tel. 030/18/27 22 721, Fax: 01810/2722 721; E-Mail: [email protected]

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Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014

Demenz-Früherkennung

Gesundheitsnetz Frankfurt mit derCaritas Frankfurt „PräventiveHausbesuche“ bei Menschen ab 70Jahren an. Dadurch sollen Ver-dachtsfälle durch geschultes Per-sonal frühzeitig abgeklärt werden.Durch geschulte Ärztinnen undÄrzte des Zusammenschlusses kas -senärztlich niedergelassener Ärztein Frankfurt wird im Fall einer Er-krankung eine optimale Behand-lung sichergestellt. Auch die Bera-tung und Betreuung von Angehöri-gen gehört zu den Zielen des Mo-dellversuchs, der vom HessischenMinisterium für Soziales und Inte-

geben Dr. Carola Koch und Dr.Stefan Unglaub vom Gesundheits-netz Frankfurt (GNeF) zu beden-ken. „Viele wissen nicht, dassFrüherkennung auch bei Demenzwirklich funktioniert. Daher wer-den Demenzerkrankungen häufigerst im fortgeschrittenen Krank-heitsverlauf diagnostiziert, einefachärztliche Behandlung erfolgtdementsprechend spät“, wissendie beiden Mediziner, die das Mo-dellprojekt initiiert haben.Zur Bekämpfung der Scheu unddes Tabus, erste Krankheitsanzei-chen ernst zu nehmen, bietet das

Sich im Alter selbst zu verlieren,ist für viele eine schlimme Vor-stellung. Doch Demenz ist keinunabwendbares Schicksal. DasGesundheitsnetz Frankfurt hatsich in Zusammenarbeit mit derCaritas vorgenommen, dieKrankheit durch Früherken-nung abzuwenden oder doch zumindest abzumildern.

Wir haben es in der Hand,ob jeder Dritte oder nurjeder Sechste von uns

einmal an Alzheimer oder eineranderen Demenzform erkrankt“,

Die Demenz früh bekämpfenDemenzerkrankungen frühzeitig zuerkennen und eine optimale Behandlung sicherzustellen ist Zieleines hessischen Modellprojekts.

99Demenz-Früherkennung

Nr. 115/September 2014 Hessische Seniorenblätter

Definition der Demenz Demenz ist ein Syndrom alsFolge einer meist chroni-schen oder fortschreitendenKrankheit des Gehirns mitStörung vieler höherer korti-kaler Funktionen, ein-schließlich Gedächtnis,Denken, Orientierung, Auf-fassung, Rechnen, Lernfä-higkeit, Sprache, Sprechenund Urteilsvermögen imSinne der Fähigkeit zur Ent-scheidung. Das Bewusstseinist nicht getrübt. Für die Di-agnose einer Demenz müs-sen die Symptome übermindestens sechs Monatebestanden haben. Die Sinne(Sinnesorgane, Wahrneh-mung) funktionieren im fürdie Person üblichen Rah-men. Gewöhnlich begleitenVeränderungen der emotio-nalen Kontrolle, der Affekt-lage, des Sozialverhaltensoder der Motivation die ko-gnitiven Beeinträchtigun-gen; gelegentlich treten dieseSyndrome auch eher auf.Sie kommen bei Alzheimer-Krankheit, Gefäßerkran-kungen des Gehirns undanderen Zustandsbildernvor, die primär oder sekun-där das Gehirn und dieNeuronen betreffen.

(Weltgesundheitsorganisation zitiertnach Wikipedia)

des vom Land geförderten Modell-projekts eine Koordinierungsstelleim Bereich der ambulanten Be-handlung etabliert werden. Übereine elektronische Patientenaktewird die Kommunikation der Ak-teure untereinander beschleunigt.Damit wird ein Informationsver-lust an der Sektorengrenze, zumBeispiel über die aktuelle Medika-tion, vermieden.

Selbständigkeit möglichst erhalten Über allen diesen Maßnahmenschwebt als oberstes Ziel, die Selb-ständigkeit von Patientinnen undPatienten so weit als irgend mög-lich zu erhalten. Damit soll aucherreicht werden, dass die betroffe-nen Patientinnen und Patientenihre vertraute Umgebung nicht ver-lassen müssen. Denn es liegt aufder Hand, dass Seniorinnen undSenioren ihren Lebensabend,wenn irgend machbar, im eigenenHeim verbringen wollen. „Einenalten Baum verpflanzt man nicht“,heißt das im Volksmund. „Präventive Hausbesuche sindgrundsätzlich darauf abgestimmt,eine weitgehend selbständige undautonome Lebensführung ältererMenschen bei möglichst guter Le-bensqualität zu unterstützen“, un-terstreicht auch Alexandra Ladachvon der Caritas in Frankfurt. „Dieserfolgt durch die frühe Feststellungmöglicher Risiken für Pflegebe-dürftigkeit sowie daran ansetzen-der bedarfsgerechter Beratung undVersorgung. Diesen Ansatz ver-folgt der Caritasverband Frankfurte. V. bereits seit 2007“, berichtetdie Beraterin.

Betroffene im Mittelpunkt „Mit dem nun besonderen Augen-merk auf die Demenzfrüherken-nung werden Bedürfnisse von Be-

gration in den Jahren 2014 und2015 mit insgesamt 100.000 Eurounterstützt wird.

Alle Möglichkeiten nutzenDer Hessische Gesundheitsminis-ter Stefan Grüttner nennt das Pro-jekt „bundesweit wegweisend“. InDeutschland leben zurzeit ein bis1,4 Millionen Demenzkranke. Die-se Zahl wird sich aufgrund der de-mografischen Entwicklung bis zumJahr 2050 auf rund 2,5 Millionenverdoppeln, so Grüttner. „Es be-darf daher neuer, innovativer Ge-sundheitskonzepte, um dem ver-mehrt interdisziplinären Behand-lungsbedarf gerecht zu werden.“Das Modell geht allerdings nocheinen Schritt weiter, als nur ärztli-che Aufklärung und Behandlunganzubieten. Geschulte Versor-gungsassistentinnen sollen die be-nötigten Hilfen aus dem BereichMedizin, ambulante Pflege undSozialarbeit organisieren helfen.Auf diese Weise kann nach Über-zeugung der Initiatoren der Krank-heitsverlauf verzögert werden.Auch hilft diese Betreuungsform,Krisensituationen zu vermieden.Somit wird das Leben in der eige-nen Häuslichkeit trotz krankheits-bedingter Einschränkungen er-leichtert.

Koordination von Haus- und FacharztUm die Therapie zu optimieren, istes besonders wichtig, eine koordi-nierte enge Zusammenarbeit zwi-schen der haus- und fachärztlichenVersorgung zu organisieren. Zu-dem sollen die vorhandenenStrukturen der zugehenden Diens-te und der Kommune gebündeltwerden. Ziel dieser Maßnahmenist es, die Lebensqualität für diePatienten und ihre Angehörigen zuerhalten. Daher soll im Rahmen

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troffenen rechtzeitig in den Mittel-punkt gestellt“, so Alexandra La-dach. Entsprechend sollen nebender medizinischen Versorgungkrank heitsspezifische Angebotebesser zugänglich gemacht wer-den. Dazu gehören etwa die psy-chosoziale Beratung und Beglei-tung, Bewegungsgruppen und Be-treuungsangebote für Menschenmit Demenz. Außerdem fallen ent-lastende Gesprächskreise, Semi-nare und individuelle Schulungenfür die Angehörigen unter dieseRubrik. „Durch die Förderung unddamit Einbettung in das Frankfur-ter Programm ’Würde im Alter’ so-wie durch Netzwerke innerhalbdes Caritasverbandes und darüberhinaus, kann hierbei auf wichtigeRessourcen zurückgegriffen wer-den“, erklärt die Frankfurter Cari-tas-Expertin.Der Caritasverband Frankfurt legtnach Alexandra Lanachs WortenWert darauf, Brücken zu schlagen.„Allen Zielen gemein ist letztlich,die gefürchtete Diagnose ‚Demenz’zu enttabuisieren und die Men-schen in der Region dafür zu sensi-bilisieren, richtig darauf zu reagie-ren“, setzt sich die Caritas-Berate-rin für einen offenen Umgang mitdem Thema ein.

Ein Herz auch für SterbendeAuch die Aufklärung über dieFrüherkennung kann allerdingsden Blick dafür nicht verstellen,dass auch an sterbende Patientin-nen und Patienten gedacht werdenmuss. Als langjähriger Kooperati-onspartner des GNeF versorgt diePalliativTeam Frankfurt gGmbHzusammen mit den Hausärztenund Fachärzten des Netzes ster-bende Patienten zuhause und inHeimen sowie Hospizen in Frank-furt. Um auch in der Endphase ei-ner Demenzerkrankung den Ver-bleib in der vertrauten häuslichenUmgebung zu ermöglichen, wirddie Zusammenarbeit im Rahmendieses Projektes weiter vertieft. Be-sonders Impulse zur frühzeitigenKlärung von Patientenwünschenund den damit verbundenen not-wendigen Vorsorgemaßnahmenwerden neu etabliert und nieder-schwellig sowie bedürfnisorien-tiert angeboten. Die enge und ab-gestimmte Vorgehensweise soll ei-nen Beitrag zur verbesserten undmenschlicheren Begleitung am Le-bensende bieten.Gesundheitsminister Grüttner je-denfalls ist überzeugt, dass dasHessische Ministerium für Sozia-les uns Integration hier ein beson-ders wichtiges Projekt fördert.„Gerade der Ansatz, die verschie-denen Phasen der Erkrankungkompetent zu begleiten, ist zu-

kunftsweisend. Insbesondere dieFrüherkennung von Demenz kannwichtige Weichen für die Betroffe-nen stellen“, so der Hessische Ge-sundheitsminister abschließend.

Auskunft:Gesundheitsnetz Frankfurt amMain e.G. (GNeF), Höchster Schloßplatz 1, 65929 Frankfurt-Höchst; Tel. 069/2578 8008; Fax: 069/2578 8009; E-Mail: [email protected];http://www.gnef.de/netzbuero/

Caritasverband Frankfurt e.V. Präventive Hausbesuche Gesundheitsberatung für Senioren, Alte Mainzer Gasse 10, 60311 Frankfurt am Main; Tel. 069/2982-404; Fax: 069/2982-420; E-Mail: [email protected];http://www.caritas-frankfurt.de/55742.html

Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, Dostojewskistraße 4, 65187 Wiesbaden; Tel. 0611/817-0;https://soziales.hessen.de/ge-sundheit/gesundheitsversorgung

Demenz-Früherkennung

Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014

1111Pflegende Angehörige

Die sorgende Gemeinschaft stärkenOhne die große Betreuungsleis-tung der pflegenden Angehöri-gen wäre unser Gesundheitssys-tem jetzt schon hoffnungslosüberlastet. Um die sorgende Gemeinschaft zu stärken undÜberforderung in den Familien,bei den hauptamtlichen Pflege-kräften und bei den nachbar-schaftlich Helfenden vorzubeu-gen, hat das Hessische Ministeri-um für Soziales und Integrationgemeinsam mit den Pflegekassendas Modellprojekt „getup Hes-sen“ gestartet.

Die Pflegebereitschaft in Fa-milien ist immer nochhoch. Mehr als zwei Drit-

tel der Pflegebe-dürftigen wer-den zu Hau-se versorgt,viele davonohne Unter-stützung

durch Pflegedienste, Nachbarnoder freiwillig Engagierte, die hilf-reich zur Seite stehen“, konstatiertDagmar Jung von der DiakonieHes sen. Auf die Bewältigung eineslangjährigen häuslichen Pflegeall-tags seien viele Pflegende nichtvorbereitet. „Überforderung, Er-schöpfung und gesundheitlicheProbleme sind nicht selten die Fol-ge ihrer langjährigen Sorge für einpflegebedürftiges Familienmit-glied“, beschreibt die Referentinfür angewandte Gerontologie dieSituation vieler betroffener Famili-en.Hier will das Hessische Ministeri-um für Soziales und Integrationansetzen. „Wir wollen frischenWind in die Landschaft der Hilfenfür hilfsbedürftigeMenschen undpflegendeAngehörigebringen“,kündigteder Hessi-sche Ge-sundheits-minister Ste-

fan Grüttner in Wiesbaden an. Ge-meinsam mit den Pflegekassenwurde hierzu im Rahmen des Sozi-algesetzbuches ein Modellpro-gramm aufgelegt. „Es geht darum,kreative Ideen freiwillig Engagier-ter im Umfeld der Pflege zu unter-stützen und finanziell zu fördern“,so Grüttner.

Austausch und Entspannung„Getup Hessen“ heißt das Pro-gramm, dessen Koordinierungs-stelle bei der Diakonie Hessen an-gesiedelt ist. Zwei Projektkoordi-natorinnen in Dreieich und Kasselorganisieren das jährliche Aus-schreibungsverfahren. Sie stehenauch für die Beratung und fachli-che Begleitung interessierter Pro-

jektträger zur Verfügung. DieModellprojekte sind Aus-

gangspunkt für einNetzwerk, in dem pfle-genahes, freiwilligesEngagement dauer-haft Unterstützungerfahren soll. In jedem Landkreis

und jeder kreisfreien

„Wir wollen frischen Wind in die Landschaft der Hilfen für hilfsbedürftige Menschen und pflegende Angehörige bringen.“

Hessischer Gesundheitsminister Stefan Grüttner

Pflegende Angehörige12

Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014

Stadt wird ein Projekt gefördert.Die ersten Initiativen waren zumJahreswechsel in den LandkreisenDarmstadt-Dieburg, Marburg-Bie-denkopf und Odenwald an denStart gegangen. Im MarburgerHinterland soll es bald ein Café fürMenschen mit Demenz und ihreAngehörigen geben, das von Frei-willigen betrieben wird. Im Oden-waldkreis werden in Kooperationmit Sportvereinen Entspannungs-und Bewegungsangebote für Ange-hörige geplant und im LandkreisDarmstadt-Dieburg Angebote fürMenschen mit Migrationshinter-grund entwickelt.

Freiwilliges Engagement pflegenOhne die familiäre Betreuungsleis-tung und das freiwillige Engage-ment der Menschen aus deren Um-feld ist Pflege schon jetzt nichtmehr zu bewältigen, so Grüttner:„Wir wollen die Förderung ehren-amtlicher Strukturen, so wie sie imSozialgesetzbuch vorgesehen ist,in die Fläche bringen, weil wir wis-sen, dass das bürgerschaftliche En-gagement für die sorgende Ge-meinschaft unverzichtbar ist.“Grüttners Ziel ist es, mehr Entlas-tung und mehr Lebensqualität fürpflegebedürftige Menschen ebensowie für ihre Angehörigen zu ge-währleisten. Gleichzeitig will dasHessische Ministerium für Sozia-les und Integration engagementbe-reiten Menschen sinnvolle Aufga-

ben bieten. Die Laufzeit des Mo-dellprogramms beträgt dreieinhalbJahre. Das Land Hessen unter-stützt es mit 348.000 Euro. DiePflegekassen legen noch einmaldie gleiche Summe drauf, sodassbis 2016 insgesamt knapp 700.000Euro zur Verfügung gestellt wer-den können. „Die darin enthalte-nen lokalen Budgets sollen dieLandkreise und kreisfreien Städtebei der Umsetzung unterstützen“,erklärte Grüttner zu der Förde-rung.

Langjährige Erfahrung rundum das Thema Pflege Die Diakonie Hessen widmet sichschon seit langem allen Themenrund um das Thema Pflege und hatgleichzeitig viel Erfahrung zumThema Freiwilligenmanagementvorzuweisen. Sie ist deshalb eingeeigneter Träger für das Modell-projekt „getup Hessen“. Sie siehtes als ihre Aufgabe an, die Interes-sen der ambulanten Pflege auffachlicher und politischer Ebenezu vertreten. Eine wichtige Aufga-be für die Diakonie Hessen ist zu-dem die Beratung der Einrichtun-gen vor Ort. Beratungsinhalte kön-nen sowohl Qualitätsstandards inder Pflege eines ambulanten Pfle-gedienstes sein als auch die Wirt-schaftlichkeit bei neuen Projektenoder Unterstützung von regionalenZusammenschlüssen. Letzteres istauch ein wichtiges Anliegen desModellprojektes „getup Hessen“.

Informationen und Aus-schreibungsunterlagen:Koordinierungsstellen getup Hessen, Martina Geßner, Diakonie Hessen – Diakonisches Werk Offenbach-Dreieich-Rodgau, An der Winkelsmühle 5,63303 Dreieich; Tel.: 06103/987 515; E-Mail:[email protected];www.diakonie-hessen.deSandra Lüning, Diakonisches Werk Kassel,Stadtteilbüro, Weserstraße 38-40, 34125 Kassel; Telefon: 0151/1206 6218; E-Mail: [email protected];

Nr. 115/September 2014 Hessische Seniorenblätter

Dem Strukturwandel im Gesundheitswesen und inder Pflege gerecht werdenDas Gesundheits- und Pflege -wesen steht vor großen Heraus-forderungen: In einer alterndenGesellschaft wächst die Zahl derPatientinnen und Patienten mitchronischen und mehrfachenErkrankungen. Gleichzeitigsteigt das Durchschnittsalter vonÄrzten und Pflegekräften. Einerhöhter Fachkräftebedarf imGesundheitswesen und in derPflege ist absehbar.

Der demografische Wandelvollzieht sich landesweitnicht gleichmäßig. Damit

auch künftig eine bedarfsgerechteund qualitativ hochwertige medizi-nische, pharmazeutische und pfle-gerische Gesundheitsversorgungmöglich ist, sind Lösungen not-wendig, die sich aus der regionalenEntwicklung der Bevölkerung er-geben. Um den Strukturwandel imGesundheitswesen und der Pflege

sichtbar zu machen und damit dieBasis für regionale Versorgungs-konzepte zu schaffen, hat die Lan-desregierung mit der Kassenärztli-chen Vereinigung Hessen und demHessischen Apothekerverbande.V. erstmalig in Deutschland „Re-gionale Gesundheitsreporte“ fürdie 26 Kreise und kreisfreien Städ-te unseres Bundeslandes erstellt.„Die Sorge um den Erhalt einerqualitativ hochwertigen medizini-schen Versorgung ist in den letztenJahren zu einem zentralen Themafür die Kommunal- und Landespo-litik geworden“, erklärt der Hessi-sche Gesundheitsminister StefanGrüttner. „Dabei zeigt sich, dassdie Qualität der Gesundheitsver-sorgung für die Bürgerinnen undBürger gerade im ländlichen Raumein wesentliches Kriterium für dieLebensqualität ist. Umso mehrwird es in Zeiten knapper finan-zieller Ressourcen und einem zu-

nehmenden Fachkräftebedarf da-rauf ankommen, durch eine engeKooperation eine vorausschauen-de bedarfsgerechte Gesundheits-versorgung zu organisieren. BesteVoraussetzung für die Arbeit ander Zukunft ist eine objektive Be-standsaufnahme der gegenwärti-gen Versorgungsstruktur. Die „Re-gionalen Gesundheitsreporte“ be-leuchten die aktuelle gesundheitli-che und pflegerische Versorgung.Sie zeigen die künftigen Hand-lungsfelder auf.“In der sektorenübergreifendenAna lyse der komplexen Trends imGesundheitswesen und in der Pfle-ge, die das Land und die Kassen-ärztlichen Vereinigung Hessen(KV Hessen) unter Mitarbeit desHessischen Apothekerverbandesvorgenommen hat, wird unter an-derem Handlungsbedarf bei derärztlichen Versorgung sichtbar.„Das Durchschnittsalter der Ärzte

Gesundheitsversorgung 13

Regionale Gesundheitsreporte sollen den Strukturwandel im Gesundheitswesen und der Pflegesicher machen.

Gesundheitsversorgung14

Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014

steigt. Daher wird in den nächstenJahren zum Beispiel mit einem er-höhten Wiederbesetzungsbedarfvon Haus- und Facharztpraxeninsbesondere in ländlichen Räu-men zu rechnen sein“, konstatiertder stellvertretender Vorstandsvor-sitzende der KV Hessen, Dr. med.Günter Haas.

Beträchtliche regionale UnterschiedeMit den Reporten soll eine geeig-nete Grundlage für regionale Dis-kussionsprozesse zur künftigen Ent -wicklung der Versorgungsstruktu-ren geschaffen werden. Derzeitverteilen sich rund 4.000 Hausärz-te an ca. 2.700 Standorten in Hes-sen. Davon werden im kommen-den Jahr voraussichtlich rund 700Mediziner altersbedingt eine Nach -folge suchen. Im Jahr 2017 werdenes bereits etwa 1.100 Hausärzteund 2020 voraussichtlich 1.600Hausärzte sein, wenn die Hausärz-te ihre Praxis mit 65 Jahren abge-ben – ein Wiederbesetzungsbedarfvon rund 40 Prozent also. Wie wichtig die Berücksichtigungregionaler Gegebenheiten für diePrognose ist, zeigt sich beim The-ma Pflege. Insgesamt wird in Hes-sen die Anzahl der Pflegebedürfti-gen über 64 Jahren von rund160.000 im Jahr 2011 auf fast190.000 im Jahr 2020 steigen. Dasist ein Plus von 14 Prozent. Im Jahr2011 gab es hessenweit einen Be-schäftigtenstand von insgesamtrund 11.000 Altenpfleger/innen inden Einrichtungen der Altenhilfe.Für das Jahr 2020 ergibt sich lautden Erkenntnissen der Gesund-heitsreports ein Bedarf von ca.12.000 Pflegekräften. Der Bedarfan Helfern wird demnach bis 2030um 37 Prozent weiter anwachsen.Die einzelnen Regionen Hessensweisen jedoch große Unterschiedeauf. Der höchste Bedarf besteht imLandkreis Offenbach, im Land-kreis Darmstadt -Dieburg und imMain-Taunus-Kreis. Hier müssen

nach dieser Prognose bis 2030 zu-sätzlich 60 Prozent Stellen besetztwerden. Am unteren Ende derSkala stehen die Landkreise Wer-ra- Meißner und Hersfeld-Roten-burg, wo der Erweiterungsbedarfnur 16 Prozent beträgt.

Hessischer Gesundheitspaktstellt sich dem ZukunftsthemaDer Handlungsbedarf zur Sicher-stellung der medizinischen Versor-gung ist hoch. Aus diesem Grundhat das Hessische Ministerium fürSoziales und Integration bereits2011 mit den maßgeblichen Akteu-ren des hessischen Gesundheits-wesens, den kommunalen Spitzen-verbänden und den medizinischenFachbereichen der UniversitätenFrankfurt und Marburg den Hessi-schen Gesundheitspakt geschlos-sen. Darin ist unter anderem vorge-sehen, die Ansiedlung von Ärztin-nen und Ärzten in Gebieten mit re-gionalem Versorgungsbedarf mitjeweils bis zu 50.000 Euro je Arzt-Sitz zu fördern.Zudem fördert die Landesregie-rung den Auf- und Ausbau regio-naler Gesundheitsnetze in neunhessischen Modellregionen, diemit verschiedenen Kooperations-partnern sektorenübergreifendeKonzepte für eine zukunftsfähigeGesundheitsversorgung in der Re-gion entwickeln mit 800.000 Euroin 2014. Um die Diskussionspro-zesse zu begleiten, wurde im Hes-sischen Ministerium für Sozialesund Integration zudem eine Ser-vicestelle „Regionale Gesundheits-netze“ eingerichtet.

Auskunft: Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, Dostojewskistraße 4, 65187 Wiesbaden; Tel. 0611/817-0;https://soziales.hessen.de/gesundheit/gesundheits -shyversorgung/regionale-gesundheitsreporte

Auch Fachärzte werden älter

Aktuell gibt es in Hessen403 zugelassene Augenärzte,wovon bereits im kommen-den Jahr 70 Ärzte ihre Pra-xis mit 65 Jahren schließenkönnten. Das entspricht 17Prozent. Bis 2020 könnte

die Zahl auf 126 Augenärzteim Rentenalter ansteigen,was dann bei den ausge-schiedenen Augenärzten einen Prozentsatz von 31

Prozent ausmachen würde.

In der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde sind zum jetzi-gen Zeitpunkt 302 Ärzte inHessen zugelassen. Bis zumJahr 2020 steigt der Bedarfder Nachbesetzung auf 80Ärzte – dies macht einen

Prozentsatz von 26 Prozentaus.

Der Facharztbereich derUrologie ist aktuell in

Hessen durch 200 zugelas-sene Ärzte vertreten. Bis

zum Jahr 2020 werden nachden Prognosen 61 Ärzte ihrePraxis schließen - ein Rück-

gang von 31 Prozent.

Leitfaden Vorsorge 15

Rechtzeitig vorsorgen Viele Menschen fragen sich, wasgeschieht, wenn ich plötzlichkrank werde, einen Unfall habe,wenn ich operiert oder rechtlichbetreut werden muss? Vielfachkümmern sich Angehörige umdas in Not geratene Familien-mitglied. Aber auch sie könnenrechtsverbindliche Entscheidun-gen erst dann treffen, wenn siedazu berechtigt sind.

Zu diesem komplexen The-ma hat das Hessische Mi-nisterium für Soziales und

Integration einen übersichtlichenLeitfaden mit umfassenden Infor-mationen und Vordrucken entwi-ckelt. Unter dem Motto „Rechtzei-tig vorsorgen, selbstbestimmt le-ben“ wird im Sozialnetz Hessen je-der Punkt genau erklärt und erläu-tert. Denn jeder Bürger kann fürsich selbst vorsorgen, wenn errechtzeitig und vollständig Vorsor-gevollmachten, Betreuungs- undPatientenverfügungen hinterlegt.Auf den neuen Internetseiten desSozialnetzes Hessen wird genaugezeigt, wie dies geht: www.betreu-ungsrecht.hessen.de

Ärzte müssen Patientenwillenbefolgen In einer Vorsorgevollmacht kannman seine persönlichen Wünscheund Bedürfnisse äußern und damit

Anweisungen geben, wie die per-sönlichen Angelegenheiten gere-gelt werden sollen. So können et-wa eine oder mehrere Personen alsBevollmächtigte – z. B. Angehörigeoder Freunde – bestimmt werden. Hat jemand keine Vorsorgevoll-macht hinterlegt und ist aufgrundeiner Krankheit oder Behinderungnicht mehr selbst in der Lage, seineAngelegenheiten zu regeln (z. B.eine Entscheidung über eine ärztli-che Behandlung oder ein Umzugin ein Pflegeheim) kann das Be-treuungsgericht eine rechtliche Be-treuung einrichten. In einer Be-treuungsverfügung kann aber jederschon vorher festlegen, welchePerson dafür in Frage kommt oderwer beispielsweise auf gar keinenFall eingesetzt werden soll. Einesolche Entscheidung wird vomGericht grundsätzlich berücksich-tigt. Allerdings muss das Gericht injedem Einzelfall die Eignung derbenannten Person prüfen. In einer Patientenverfügung kannman festlegen, wie man im Falle ei-ner gesundheitlichen Beeinträchti-gung medizinisch versorgt werdenwill. So eine Patientenverfügungkann bis zur genauen Skizzierungder eigenen Vorstellungen über einwürdevolles Sterben reichen. Trittdann eine entsprechende Behand-lungssituation ein, muss die Pa-tientenverfügung von den Ärztin-

nen und Ärzten befolgt werden. Esist sinnvoll, zusätzlich zu einer Pa-tientenverfügung in einer Vorsor-gevollmacht oder auch einer Betreuungsverfügung festzulegen,welche Person im Falle der eige-nen Entscheidungsunfähigkeit be-rechtigt sein soll, die in der Patien-tenverfügung geäußerten Wünscheund Vorstellungen einzufordernoder umzusetzen.Vor dem Hintergrund des demo-grafischen Wandels kommt demBetreuungsrecht eine zunehmendeBedeutung zu. Immerhin sind etwa95.000 Bürger in Hessen aufgrundeiner psychischen Krankheit odereiner körperlichen, geistigen oderseelischen Behinderung nicht odernur teilweise fähig, ihre Angele-genheiten selber zu besorgen. Be-ratung gibt es außer in Anwalts-kanzleien und Notariaten auch inzahlreichen kommunalen Betreu-ungsbehörden und Betreuungsver-einen. Alle Informationen sowieKontaktdaten finden Sie auf derWebsite des Sozialnetzes Hessen:www.betreuungsrecht.hessen.de

Auskunft: Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, Dostojewskistraße 4, 65187 Wiesbaden; Tel. 0611/817-0;

Jeder kann für sich selber vorsorgen, wenn er rechtzeitig entsprechende Vollmachten und Verfügungen hinterlegt.

Werbeagentur Zimmermann GmbH · Heddernheimer Landstr. 144 · 60439 Frankfurt am MainPvSt · DP AG · Entgelt bezahlt

BETREUUNGSRECHTDurch einen Unfall, eine Krankheit oder fort-schreitendes Alter kann jeder von uns in eine Situation kommen, in der er seine Angelegen-heiten nicht mehr selbst regeln kann und auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Unser Rechts-system stellt für diesen Fall eine Reihe vonHandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.Mehr Infos unter: https://soziales.hessen.de/familie/senioren/betreuungsrecht