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medianet.at health economy Billigmedikamente Novartis macht Druck auf Biotech-Firmen 34 Gentests Apotheker diskutierten über die Zukunft 35 Reform Steirer und Ober- österreicher wollen Am- bulanzen auslagern 36 Expansion Biotech- Firma Affiris holt sich frisches Geld 39 Freitag, 1. Juli 2016 COVER 33 © APA/AFP/Leon Neal EU-Arzneimittel-Behörde soll von London nach Wien Die Pharmaindustrie fordert, dass die EMA und ihre 800 Mitarbeiter nach Wien kommen. Denn auch die EMA-Chefin ist aus Österreich. 34 Auszeichnung für Firmenchef Erich Erber Im Rahmen eines Festakts im Landtagssaal des Niederös- terreichischen Landhauses wurde Erich Erber das „Silberne Komturkreuz des Ehrenzei- chens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich“ in Anerkennung und Wür- digung seines langjährigen verdienstvollen Wirkens durch Landeshauptmann Erwin Pröll überreicht.Damit anerkenne und achte das offizielle Nieder- österreich die Verdienste und Leistungen von Erich Erber als Gründer und Miteigentümer der Erber AG, die für ihn seit mehr als 30 Jahren zum Lebensin- halt geworden ist. Als Erber 1983 den Grundstein für das Unternehmen legte, verfolgte er einen revolutionären, zukunfts- weisenden Ansatz: Er setzte auf natürliche und innovative Lösungen in Sachen Tierernäh- rung, von denen nicht nur Tier, Produzent und Umwelt profitie- ren, sondern auch die Basis für eine nachhaltige Verbesserung der Effizienz, Qualität und Sicherheit von Lebens- und Futtermittelprodukten bieten. Schon Mitte der 80er-Jahre war das Unternehmen Pionier bei der Entwicklung von antibioti- kafreien Futtermittelzusätzen für Rinder, Schweine und Geflügel. Im Vorjahr setzte die Die Erber Group rund 280 Mio. € um. © NLK Filzwieser BEI HALSSCHMERZEN VERTRAUT ÖSTERREICH AUF ANGELINI Tantum Verde ® von Angelini ist die Nummer 1* unter Österreichs Halsschmerz-Arzneimitteln in Sachen Vertrauen, Qualität, Zufriedenheit und Weiterempfehlung! www.angelini.at *Aktuelle Studie des Instituts für Marketing der Karl-Franzens-Universität Graz. © Knapp Medizintechnik Der steirische Spitalskonzern KAGes rüstet die Zentralapotheke mit einem Roboter aus. 38 © Affiris/Petra Spiola

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Billigmedikamente Novartis macht Druck auf Biotech-Firmen 34

Gentests Apotheker diskutierten über die Zukunft 35

Reform Steirer und Ober-österreicher wollen Am-bulanzen auslagern 36

Expansion Biotech-Firma Affiris holt sich frisches Geld 39

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EU-Arzneimittel-Behörde soll von London nach Wien Die Pharmaindustrie fordert, dass die EMA und ihre 800 Mitarbeiter nach Wien kommen. Denn auch die EMA-Chefin ist aus Österreich. 34

Auszeichnung für Firmenchef

Erich Erber Im Rahmen eines Festakts im Landtagssaal des Niederös-terreichischen Landhauses

wurde Erich Erber das „Silberne Komturkreuz des Ehrenzei-

chens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich“

in Anerkennung und Wür-digung seines langjährigen

verdienstvollen Wirkens durch Landeshauptmann Erwin Pröll überreicht.Damit anerkenne

und achte das offizielle Nieder-österreich die Verdienste und

Leistungen von Erich Erber als Gründer und Miteigentümer der Erber AG, die für ihn seit mehr als 30 Jahren zum Lebensin-halt geworden ist. Als Erber 1983 den Grundstein für das

Unternehmen legte, verfolgte er einen revolutionären, zukunfts-weisenden Ansatz: Er setzte auf natürliche und innovative

Lösungen in Sachen Tierernäh-rung, von denen nicht nur Tier, Produzent und Umwelt profitie-ren, sondern auch die Basis für eine nachhaltige Verbesserung

der Effizienz, Qualität und Sicherheit von Lebens- und

Futtermittelprodukten bieten. Schon Mitte der 80er-Jahre war das Unternehmen Pionier bei der Entwicklung von antibioti-

kafreien Futtermittelzusätzen für Rinder, Schweine und Geflügel. Im Vorjahr setzte die Die Erber

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*Aktuelle Studie des Instituts für Marketing der Karl-Franzens-Universität Graz.

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Medizintechnik Der steirische Spitalskonzern KAGes rüstet die Zentralapotheke mit einem Roboter aus. 38

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medianet.at34 coverstory Freitag, 1. Juli 2016

••• Von Ina Karin Schriebl

WIEN. Nach der Brexitabstimmung der Briten beschäftigt Gesund­heitspolitiker und Pharmaunter­nehmen in ganz Europa vor allem eine Frage: Wohin geht die in Lon­don sitzende, gewichtige Arznei­mittelbehörde EMA, die zuständig ist für europaweite Arzneimittel­zulassungen? Die European Medi­cal Agency EMA beurteilt und über­wacht Medikamente und spielt eine zentrale Rolle in der Arzneimittel­zulassung; sie sitzt ausgerechnet in London. Das weckt Begehrlich­keiten, wie das Wall Street Journal

und deutsche Medien berichten. Angeblich sollen sich Dänemark, Schweden, Deutschland und Italien für die Agentur mit rund 800 Mitar­beitern interessieren – nicht zuletzt, weil zu erwarten ist, dass mit der Agentur auch Hunderte Pharmalob­byisten umziehen dürften.

Gute Karten für WienBisher international noch kaum benannt, aber gute Karten hat auch Österreich als möglicher Standort – nicht zuletzt, weil die Vorsitzende des EMA Management Board die Geschäftsfeldleiterin der österrei­chischen AGES Medizinmarktauf­

sicht, Christa Wirthumer­Hoche ist. Sie hält sich auf medianet­Anfrage bedeckt, wohin die EMA wandert. Das entscheide die European Coun­cil; die Diskussion, dass Wien der neue Standort der EMA sein könn­te, gehe nur in Richtung Vermutun­gen, sagt sie.

Viel deutlicher wird hingegen der Branchenverband Pharmig. Generalsekretär Jan Oliver Huber fordert, dass Wien neuer EMA­Standort wird. „Wien ist dafür der beste Platz. Es ist eine lebenswerte Stadt mit ausgezeichneten wissen­schaftlichen Rahmenbedingungen. Wir haben mit dem AKH die größte

Klinik Europas in der Stadt.“ Dazu käme eine wachsende Zahl interna­tionaler Mediziner­Kongresse. „Wir haben ausgezeichnete Forschungs­einrichtungen und Pharmaunter­nehmen und eine wachsende Zahl klinischer Studien“, sagt Huber und erinnert zudem daran, dass Wien große Erfahrung mit inter­nationalen Einrichtungen hat. Von den dezentralen EU­Agenturen ist bisher allerdings nur die kleine Agentur FRA in Wien.

Kampf um EMADie Chancen stehen also nicht schlecht; zwar wollen auch Deut­sche und Skandinavier, Dänen und Italiener die EMA, doch die haben bereits wichtige EU­Einrichtungen und Deutschland könnte zudem von London die Bankenaufsicht er­ben. Nicht zuletzt deshalb betonte gestern, Donnerstag, auch Finanz­minister Hansjörg Schelling, dass er sich für Wien als EMA­Standort stark machen will.

Für Schweden als künftigen Sitz des Medizin­Regulierers spräche, dass die dortige nationale Arznei­mittelagentur schon häufiger den Vorsitz über Zulassungsprüfungen von Arzneimitteln in der EU hatte. „Es geht um Prestige und um ein positives Signal an die Pharma­industrie“, sagte Anders Blanck, Chef des obersten schwedischen Pharmaverbands, gegenüber den dortigen Medien. Gegen Dänemark spricht, dass es dort EU­Austritts­bewegungen gibt. Bliebe Italien. Lu­ca Pani, Chef der italienischen Arz­neimittelregulierungsbehörde, sag­te: Gerade weil sein Land keinen Pharmariesen beherberge, sei es prädestiniert als Sitz für die EMA. Allerdings sei Italien ein wichtiges Herstellungsland vieler multinatio­naler Arzeimittelkonzene und – pro Kopf gerechnet – der größte Medi­kamentenexporteur der Welt.

Egal für welches Land die Ent­scheidung fällt, ein Umzug werde eine „schmutzige Angelegenheit“, sagte Richard Bergström, Chef des Europäischen Pharmaverbands. Eine riesige Zahl von Spezialisten könnte die Agentur verlassen, falls sie in ein anderes Land gehe.

Brexit: Österreich will Arznei-AgenturMit dem EU-Ausstieg der Briten steht auch die Arzneimittelagen-tur zur Disposition. Finanzminister Schelling und Pharmavertreter fordern, dass die EMA nach Wien kommt – mit ihr 800 Mitarbeiter.

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WIEN/BASEL. Der Schweizer Phar­makonzern Novartis will seinen Rivalen über die Generikatochter Sandoz mit Nachahmerversionen von wichtigen Biotech­Medika­menten Milliarden­Umsätze ab­nehmen. Bis 2020 will der Konzern sogenannte Biosimilars von fünf wichtigen Arzneien auf den Markt bringen, wie die Schweizer mit­teilten.

Emorme UmsätzeMit den Originalversionen dieser Mittel erzielten die Konkurrenten Roche, Johnson & Johnson, Abb­Vie sowie Amgen im vergangenen Jahr einen Gesamterlös von 44 Mrd. USD (39,10 Mrd. €). Die Nach­ahmerversionen könnten bis zu 75% billiger als die Originalmedi­kamente sein, sagte Novartis­Chef

Joe Jimenez. Bisher bietet Novartis erst drei Biotech­Nachahmermittel an.

Angesichts des Kostendrucks im Gesundheitssystem setzt Novartis auf eine hohe Nachfrage nach günstigeren Nachahmermedika­menten. Doch die Herausforde­rungen sind hoch. Die Biotech­Medikamente können nicht exakt nachgebaut werden; der Aufwand für die Entwicklung und Zulas­sung ist daher deutlich höher als bei klassischen Generika. Während die Europäische Arzneibehörde EMA bereits drei Biosimilars von Novartis zugelassen hat, fehlt in den USA noch grünes Licht der Arznei behörde FDA.

AbbVie argumentiert zum Bei­spiel, dass sein Medikament Humira zur Behandlung rheumato­

ider Arthritis noch bis 2022 Patent­schutz genießt; Novartis sieht dies anders und zählt Humira zu den fünf Medikamenten, von denen der Konzern bis 2020 eine Nachahmer­version auf den Markt bringen will. Humira gilt als eines der teuersten Medikamente auf dem Markt; Abb­Vie erlöste damit 2015 weltweit 13 Mrd. USD.

Viele KrebsmedikamenteZudem plant Novartis Nachah­merversionen der Amgen­Arznei Neulasta, die zur Behandlung von Infektionen bei Krebspatienten ein­gesetzt wird, und des Rheumamit­tels Enbrel (Amgen), des Rheuma­mittels Remicade (J&J) sowie des Roche­Krebsmedikaments Rituxan, das auch als MabThera bekannt ist. (APA/iks)

Kampf um BiosimilarsNovartis will die Entwicklung von Nachahmermedikamenten von Biotechprodukten forcieren; das soll auch die Kosten senken.

Biotechmedikamente erzielen hohe Preise; in einigen Jahren laufen erste Patente aus.

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Über EU-weite Arzneimittelzulassungen wird derzeit in London entschieden; Wien hat Chancen, die Briten beim Brexit zu beerben.

EMA: Jetzt ist Lobbying gefragtMartin rümmele

Hört man sich in der Pharma-branche um, gilt Wien als heißer Insidertip für den neuen Standort der EU-Arzneimittelbehörde EMA, die beim EU-Austritt Eng-lands London verlassen wird. Und mit ihr 800 hochkarätige Experten und Hunderte Pharma-lobbyisten. Für Österreich wäre das ein enormer Gewinn – in mehrfacher Hinsicht.Österreich hat mit dem Rah-menpharmavertrag zwischen Industrie und Kassen europaweit für Furore gesorgt und wird zur Nachahmung empfohlen; das würde die Industrie am Standort stärken, weitere Forschungs-einrichtungen herbringen und gleichzeitig auch die Kranken-kassen in den Verhandlungen mit der Branche stärken. Es dürfte kein Zufall sein, dass Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser erst vor wenigen Tagen mit einigen Ländern eine intensive Zusammenarbeit vereinbart hat im Hinblick auf ein gemeinsamens Vorgehen gegenüber hohen Preisforde-rungen der Industrie; auch hier könnte die Beerbung der EMA helfen.Bei all den hausgemachten Problemen hat Österreichs Gesundheitswesen zudem die Wirtschaftskrise der vergan-genen Jahre deutlich besser überstanden als die Systeme in anderen Ländern; hier wiederum könnte man also Beispiel geben in Sachen Gesundheitspolitik.

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••• Von Ina Karin Schriebl

PÖRTSCHACH. Die diesjährige Sommerakademie der Apotheker-kammer stand ganz im Zeichen des Themenkreises „Pharmakogenetik, seltene Erkrankungen und perso-nalisierte Medizin“. Die Aussagen über ein „pharmakogenetisches Profil“ werden in Zukunft eine neue Dimension in die personalisierte Medizin bringen. Dies hat nichts mit Erkrankung, Krankheitsrisiko oder Gentherapie zu tun, vielmehr damit, wie der Körper und der Arzneistoff harmonieren. „Jeder Mensch ist mit seiner Medikation und seinem Umgang mit Arzneimit-teln einzigartig. Wir sind überzeugt, dass die personalisierte Medizin den Apotheken in den nächsten Jahren neue Möglichkeiten in der Betreuung eröffnet“, sagte Apothe-kerkammer-Präsident Max Wellan.

„Die Erkenntnisse, die uns die personalisierte Medizin ermög-

licht, werden unmittelbar ins Me-dikationsmanagement und in die tägliche Beratung in der Apothe-ke einfließen“, betonte Raimund Podroschko, Vizepräsident der Apo-thekerkammer. Mehr als 1000 Apo-thekerinnen und Apotheker haben bereits eine Schulung in Medikati-onsmanagement erhalten.

Fokus auf Beratung Insgesamt beraten in Österreich rund 6.000 akademisch ausgebil-dete Apothekerinnen und Apothe-ker in 1.360 Apotheken die Bevöl-kerung in Gesundheitsfragen. Sie sind verpflichtet, sich regelmäßig fortzubilden und kommen dem umfassenden Angebot der Apo-thekerkammer zahlreich nach. Die Beratungskompetenz ist eine der zentralen Leistungen; zusätzlich erbringen über 350 Apothekerinnen und Apotheker Versorgungs- und Beratungsleistungen für die Pati-enten in den Krankenhäusern.

LINZ. Zum 9. Mal diskutierten Ge-sundheitsexperten im Rahmen des Sommergesprächs der Apotheker-kammer Oberösterreich über Ge-sundheitspolitik und die Zukunfts-chancen des Berufsstands der Apo-theker. Rasch einig war man sich darüber, dass die Herausforderung der Zukunft die Optimierung der Therapietreue darstellt.

Laut einer Untersuchung von IMS Health besteht im Bereich der Adherence weltweit ein Ein-sparungspotenzial bis zu 475 Bil-lionen USD. „Voraussetzung ist das Erreichen unterschiedlicher Verbesserungsmaßnahmen im Be-reich der Medikation“, erläuterte Marcel Mesnil, Generalsekretär

des schweizerischen Apotheker-verbands. „Im Schweizer Modell begegnen sich Apothekerschaft und Ärzte auf Augenhöhe; von die-sem partnerschaftlichen Verhältnis profitieren beide Berufsgruppen, vor allem aber die Patienten. Das österreichische Gesundheitswesen hinkt dem hinterher“, kritisierte Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsiden-tin der OÖ-Apothekerkammer.

Martin Schaffenrath, Vizevorsit-zender im Hauptverband der So-zialversicherungsträger, verwies auf die Beraterrolle der Apotheken: „Die Apotheken haben einen be-deutenden Stellenwert in unserer Gesellschaft, gerade in ihrer Bera-tungsfunktion.“ (red)

Freitag, 1. Juli 2016 Pharma:rePort 35

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Gentest für apothekerDie 20. Sommerakademie der Apotheker-kammer in Pörtschach widmete sich ganz der personalisierten Medizin.

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therapietreue verbessernOberösterreichs Apotheker diskutierten über die Zukunftsmöglichkeiten der Branche.

Die Apotheker trafen sich in Pörtschach zu Wissensvermittlung und Gedankenaustausch.

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Abseits der Grundsatzdiskus-sionen ist man in der Steiermark und Oberösterreich schon dabei, das Gesundheitssystem neu zu re-geln. „Wir wollen, dass die Steirer gesünder sind und länger leben als der Rest der Welt“, steckt sich der steirische Landesrat Chris-toph Drexler (ÖVP) hehre Ziele. Im „Gesundheitsplan 2035“, zu dem in Graz kürzlich der erste Dialog stattfand, sind zwei Versorgungs-stufen vorgesehen. Außerdem sol-len Krankenhäuser Teil der fach-ärztlichen ambulanten Versorgung werden. Durch den demografischen

••• Von Katrin Waldner

LINZ/GRAZ/WIEN. Die Neurege-lung der Primärversorgung ist Kern der Gesundheitsreform. Vie-le Bundesländer planen schon die ersten Schritte und planen Aus-lagerungen aus den von ihnen fi-nanzierten und meist defizitären Krankenhäsuern. Gesundheitsmi-nisterin Sabine Oberhauser (SPÖ) hat sich bekanntlich zu einem von Hausärzten getragenen Primärver-sorgungssystem bekannt.

Ärzte bremsen etwasDerzeit laufen die Verhandlungen mit der Ärztekammer. Oberhauser wünscht sich, dass ein entspre-chendes Gesetz bis Herbst über die Bühne gebracht wird. Bei der Ärzte-kammer begrüßt man Oberhausers Bekenntnis, stimmt zu, dass die Primärversorgung durch die Ver-netzung der Hausarzt-Praxen und durch regionale Abstimmung ver-bessert werden muss, erwartet sich aber Unterstützung bei der Lösung von Vertragsfragen: „Die sinnvolle Konsensfindung muss auch hier an erster Stelle stehen und darf nicht von den Machtinteressen der So-zialversicherungen untergraben werden“, erklärt Ärztekammerprä-sident Artur Wechselberger.

Die Opposition zeigt sich von der Position der Gesundheitsministe-rin nicht erfreut: Die Grünen sehen im Gesundheitswesen viele offene Baustellen, mangelnde Fortschritte bemängelt man bei den Neos und dem Team Stronach; Gerald Loa-cker von den Neos fordert gleiche Leistungen der Krankenkasse für gleiche Beiträge. FPÖ-Gesundheits-sprecherin Dagmar Belakowitsch-Jenewein kritisiert: „Mit den Pri-mary-Health-Care-Zentren soll ein DDR-System implantiert und das bewährte System des Hausarztes ruiniert werden.“

Wandel und Neuerungen bei der Medizintechnik befinde sich der Gesundheitsbereich im Umbruch. Die Primärversorgung funktioniere nicht mehr so gut, immer weniger junge Ärzte wollen im allgemeinen Bereich bleiben oder am Land ar-beiten. Mit dem steirischen „Ge-sundheitsplan 2035“ will man ei-nen Wandel einleiten, der auf drei Eckpfeilern aufgebaut sein soll: telefonischer Erstkontakt, die erste Versorgungsstufe mit der Primär-versorgung und die zweite Versor-gungsstufe mit ambulanter fach-ärztlicher Versorgung; außerdem soll eine Hotline eingeführt wer-den, bei der medizinisch geschultes Personal 24 Stunden erreichbar ist und bei der Patienten anrufen und ihre Probleme schildern können.

An Primärversorgungszentren (PVZ) sollen sich Patienten in Zu-kunft – wie bisher beim Hausarzt – wenden, entweder spontan oder nach telefonischen Kontakt. In die-sen Primärversorgungszentren soll ein Ärzteteam die Versorgung der Menschen übernehmen. Die Zen-tren sollen am Tagesrand und am Wochenende geöffnet haben und neben Allgemeinmedizinern auch Physiotherapeuten und Kranken-pflegepersonal beschäftigen; Pilot-projekte dazu sollen in Eisenerz und Mariazell entstehen, und in der Oststeiermark wird ein Netzwerk-Modell im Pilotversuch aufgebaut.

Spitäler als FacharztzentrenStrukturell soll sich in der Versor-gung einiges ändern. Bei der fach-ärztlichen ambulanten Versorgung sind drei Organisationsformen an-gedacht: erstens die Fachärztliche Einzelordination, die es auch heu-te schon gibt; zweitens das Fach-arztzentrum mit einigen Funkti-onsbetten zur Überwachung. Dort soll es auch die technische Ausstat-tung für ein medizinisch sinnvol-

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Zentrum statt Spital Die Länder arbeiten daran, die medizinische Versorgung in Zukunft immer mehr in den niedergelassenen Bereich auszulagern.

reformen Der steirische Gesundheitslan-desrat Christoph Drexler will Kran-kenhäuser zum Teil der fachärztli-chen Versorgung im niedergelas-senen Bereich machen.

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Kritik an Uni-Plänen

LINZ. Im Herbst 2014 haben die ersten 60 Studie-renden ihr Medizinstudium an der neuen Medi-zinischen Fakultät Linz aufgenommen. Bis zum Studienjahr 2022/23 soll die Zahl der Studien-anfänger kontinuierlich auf 300 steigen. Ob es überhaupt sinnvoll war, einen fünften Standort für die medizinische Universitätsausbildung in Österreich einzurichten, ist allerdings fraglich – zumindest, wenn es nach dem Rechnungshof geht. Er hat die Planung der landläufig als MedUni Linz titulierten Fakultät penibel unter die Lupe genommen und dem Nationalrat einen kritischen Prüfbericht vorgelegt. Meinhard Lukas, Rektor der Johannes Kepler Universität Linz, ist jedoch über-zeugt, dass die Entscheidung für den Standort Linz eine gute war.

In seinem Prüfbericht verweist der Rechnungs-hof unter anderem auf die komplizierte Finanzie-rungsstruktur, die sich daraus ergibt, dass grund-sätzlich der Bund für die Finanzierung von Uni-versitäten zuständig ist, im Falle der MedUni Linz aber sowohl das Land Oberösterreich als auch die oberösterreichischen Gemeinden Finanzierungs-beiträge leisten. Und das, obwohl nur 58% der zu-gelassenen Studienanfänger im ersten Studienjahr aus Oberösterreich stammten, wie im Prüfbericht angemerkt wird. Aufgaben-, Ausgaben- und Fi-nanzierungsverantwortung klafften damit wieder einmal auseinander. (red)

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Heilgarten für Spital

WIEN. Das in Bau befindliche Krankenhaus Wien Nord hat nun auch ein Garten- und Grünraum-konzept: „Natur hilft Menschen, gesund zu wer-den; deshalb war von Anfang an klar, dass wir einen großen schönen Heilgarten für die künftigen Spitalspatienen haben möchten, aber auch für deren Besucher und das Personal“, sagt KAV-Vize-Generaldirektor Thomas Balázs. „Flora und Fauna am Areal werden sicher einen günstigen Beitrag zum Mikroklima in dieser Gegend leisten. Gemein-sam mit den sanierten Straßen und Kanälen rund um das Gelände, der neuen ÖBB-Station, die heuer noch fertig werden soll, sowie dem neuen Kran-kenhaus, wird das gesamte Gebiet und dadurch der Bezirk deutlich aufgewertet“, so der Florids-dorfer Bezirksvorsteher Georg Papai.

Die Gestaltung der Grünflächen startete bereits: Erste Bäume wurden gepflanzt, das rund 900 m2 große Grundwasserversickerungsbecken errichtet und die Vorkehrungen für die Bepflanzung der insgesamt 22.000 m2 Dachgarten-Flächen haben begonnen. „Mir war es wichtig, eine echte Ver-bindung zwischen Grünraum und Baukörpern zu schaffen; dies gelingt etwa, indem die Bettentrak-te fingerartig in die Landschaft ragen“, erzählt Krankenhaus Nord-Architekt Albert Wimmer. (red)

Wir wollen, dass die Steirer gesünder sind und länger leben als der Rest der Welt.

Die Versorgung im niedergelassenen Bereich soll ausgebaut werden. Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (re.) will Krankenhäuser damit entlasten.

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Gespag-Manager Harald Geck braucht mehr Ärzte.

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leitl bremst fusionenIn der Diskussion um die Zusammenlegung der Kranken kassen hält sich die Wirtschaftskammer zurück.

les Fächerbündel geben. Drittens sollen statt der heutigen Kranken-häuser „Facharztzentren mit tech-nischer Vollausstattung und Betten für längere Pflege und Überwa-chung“ kommen. Der Schwerpunkt der Krankenhäuser solle zukünftig auf den Ambulanzen liegen.

Ausbildung forcierenStrukturelle Änderungen gibt es auch in Oberösterreich, wo man mit Jahresende 2015 die Linzer Landesfrauen- und Kinderklinik so-wie die Landesnervenklinik in das neue Kepler Uni-Klinikum über-führt hat. Zur oberösterreichischen Gespag gehören jetzt noch sechs Krankenhäuser mit acht Standor-ten. Aus den knapp 10.000 Mitar-beitern wurden rund 7.000 – die Gespag bleibt allerdings mit 30% Marktanteil der größte Krankenan-staltenträger in Oberösterreich, der auch auf die Ausbildung von Ärzte-Nachwuchs wert legt. Mit Partnern aus der regionalen Wirtschaft will man dafür Stipendien vergeben, um junge Ärzte in der Region zu halten. Aktuell gebe es zwar noch keinen akuten Mangel, aber in Zu-kunft sei das zu erwarten, erklärt Gespag-Vorstand Harald Geck. Durchschnittlich müssten bereits jährlich etwa 60 Stellen wegen Pen-sionierungen nachbesetzt werden.

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WIEN. Die Bundesregierung will die Sozialversicherungsträger re-formieren und prüft eine Zusam-menlegung. Die Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft (SVA), die gerade selbst den Verände-rungsprozess „SVA 2020“ durch-läuft, würde ihre Expertise einbrin-gen: „Wir stellen uns gern zur Ver-fügung mit unseren Erfahrungen“, bot Obmann Christoph Leitl an; er wünscht sich zuerst aber eine Grundsatzdiskussion.

Leitl, der auch Wirtschaftskam-merpräsident ist: „Wir waren im-mer selbst flexibel.“ Er selbst ha-be einst davon gesprochen, dass man mit drei Trägern auskommen könnte. Ob dem so sei oder nicht, das sollten nun Studien eruieren: „Wir wissen, dass im Back-Office-Bereich enormes Potenzial drinnen

ist.“ Was der Obmann aber nicht will, ist eine „reine Organisations-diskussion“, wie es bei den Schulen der Fall gewesen sei. Zuerst müsse es eine Grundsatzdiskussion ge-ben: „Was soll eine Gesundheitsver-sicherung bewerkstelligen?“ (red)

WIEN. „Wir sind Pionier als inno-vative Gesundheitsversicherung und zeigen mit unserem Reform-weg, was die Selbstverwaltung leisten kann, wenn man sie arbei-ten lässt“, sagt SVA Obmann Chris-toph Leitl. Im Rahmen einer Pres-sekonferenz zeigte er den weiteren Reformweg der Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft (SVA) auf und forderte politische Refor-men ein: „Wir brauchen Rücken-wind von der Politik und keinen Gegenwind. Wir wollen, dass Pen-sionisten, die weiterarbeiten möch-ten, keine Pensionsbeiträge bezah-len müssen. In diesem Punkt steht der Gesetzgeber auf der Bremse – dabei ist gerade die SVA ein Vorzei-gebeispiel, wenn es um die soziale Absicherung geht.“

Forderungen an PolitikNeue Wege gehe man im Präventi-onsbereich, wo es entsprechende Angebote brauche, um Selbststän-digen möglichst viele gesunde Le-bensjahre zu ermöglichen. „Wir haben aber noch großen Hand-lungsbedarf bei Kindern und Ju-gendlichen; immerhin sind das unsere Kunden von morgen, denen wir dabei helfen müssen, einen ge-sunden Lebensstil zu entwickeln.“ Es gehe etwa darum, den ‚SVA- Gesundheitshunderter‘ in Sport-wochen für Kinder und Jugend-liche zu investieren.

„Ein oft kritisierter Punkt unse-rer Versicherten ist das Kranken-geld für Selbstständige. Mit dem ‚Krankengeld Neu‘ haben wir es be-reits geschafft, dass es eine bessere Absicherung bei langer Krankheit für Selbstständige gibt; für weitere Verbesserungen brauchen wir aber auch den politischen Rückenwind“, ergänzte SVA Obmann-Stellvertre-

ter Alexander Herzog. Bei Krank-heit oder Unfall haben Unterneh-mer ab dem 43. Tag Anspruch auf eine beitragsfreie Unterstützungs-leistung von 29,23 € pro Tag.

Herzog präsentierte weiters die Ziele des Arbeitsprogramms „SVA 2020“ und die bereits laufenden Reformumsetzungen: „Wir ent-wickeln uns in den vergangenen Jahren von der Anstalt zu einem Dienstleistungsunternehmen; da-bei geht es darum, dass wir unser Geschäft verändern und voll zum Kunden hin ausrichten. Dies be-deutet vor allem kundenorientier-ter und flexibler zu agieren. Ziel sei es, die SVA zur leistungsfähigsten Selbstständigenversicherung Eu-ropas zu machen. Wir sind der am schnellsten wachsende Versiche-rungsträger Österreichs.“

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Debatte um Kooperation

WIEN. Der Pharma Marketing Club Austria hat sich bei seinem jüngsten Treffen mit der Frage beschäftigt, wie man von der Zusammenarbeit zwischen Pharmaindustrie und Sozialversiche-rung profitieren kann, um ein erfolgreiches, funk-tionierendes Gesundheitswesen zu erhalten. Dazu diskutierten die Impulsredner, Ronald Pichler, Ge-neralsekretär des FOPI, und Ulf Maywald von der deutschen Gesundheitskasse AOK Plus.

Ziel des neuen Rahmen-Pharmavertrags und der Zusammenarbeit zwischen Pharmaindus-trie und Sozialversicherung ist eine solidarische, langfristige Unterstützung des österreichischen Gesundheitswesens. Kooperationsmodelle werden in Deutschland bereits mit positiven Erfahrungen eingesetzt und an weiteren Anknüpfungspunkten wird gearbeitet.

„Als Partner im Gesundheitswesen setzt sich das FOPI für den Zugang zu innovativen Arznei-mitteln und damit für die bestmögliche medi-zinische Versorgung in Österreich ein. Mit dem Rahmen-Pharmavertrag hat Österreich ein viel beachtetes Beispiel für einen solchen partner-schaftlichen Ansatz geliefert und zeigt damit eindrucksvoll die Vorzüge vertraglich akkordierter Selbstregulierung auf“, sagte Pichler. (red)

verSicherung

AUVA startet mit ELGA

WIEN. Die elektronische Gesundheitsakte (ELGA) geht mit Ende Juni auch in den sieben AUVA-Un-fallkrankenhäusern Meidling, Lorenz Böhler, Linz, Salzburg, Graz, Klagenfurt und Kalwang in Be-trieb. Entlassungsbriefe, Radiologiebefunde und Laborbefunde werden für Patienten, die ab diesem Zeitpunkt in den Unfallkrankenhäusern der AUVA in Behandlung sind, in ELGA bereitgestellt. Die vier Rehabilitationszentren der AUVA, Weißer Hof, Meidling, Tobelbad und Häring werden zunächst lesenden Zugriff zu ELGA erhalten.

„Gerade in Akutkrankenhäusern wie in den Un-fallkrankenhäusern der AUVA kann ein rascher Zugriff auf medizinische Daten und Vorbefunde Leben retten“, sagt AUVA-Obmann Anton Ofner. „Der Arzt kann über ELGA medizinische Informa-tionen erhalten, wenn zum Beispiel ein Patient nach einem schweren Unfall nicht ansprechbar ist, und kann ihn entsprechend richtig behan-deln“, so Ofner über den Nutzen von ELGA.

In den AUVA Unfallkrankenhäusern werden jährlich rund 46.000 stationäre und über 325.000 ambulante Patienten von mehr als 3.500 Beschäf-tigten betreut. Mitarbeiter mit Behandlungsbezug können nun während der Betreuungsphase in die Befunde von anderen teilnehmenden Krankenhäu-sern Einsicht nehmen. (red)

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WK-Präsident Christoph Leitl will Ziele definieren.

Sva baut ihr angebot ausDie Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft wünscht sich neue gesetzliche Regelungen, um ihr Angebot verbessern zu können.

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ZuwächseDie SVA ist mit 7% Plus der am schnellsten wachsende Ver-sicherungsträger Österreichs – bei gleichem Kosten-aufwand in der Verwaltung, sagen die SVA-Spitzen Herzog und Leitl.

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Gespag-Manager Harald Geck braucht mehr Ärzte.

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medianet.at38 Medizin:technik Freitag, 1. Juli 2016

••• Von Ulli Moschen

WIEN. Mitarbeiter der Zentralapo-theke der Steiermärkischen Kran-kenanstaltengesellschaft (KAGes), die mit Bestelllisten durch Regal-zeilen laufen, Auslieferungen für Spitäler zusammenstellen und neue Medikamentenlieferungen einordnen, gehören der Vergangen-heit an.

Neubau in GrazNach dem Bau des neuen Gebäudes für zentrale Dienste am LKH-Uni-versitätsklinikum Graz ist bei der

Übersiedlung der Zentralapotheke in die neuen Räumlichkeiten auch ein Hightech-Kommissionierungs-automat der Knapp-Gruppe einge-zogen.

Die Einlagerung und Ausgabe von Medikamenten an die Häuser am Klinikum und die Spitäler in den steirischen Regionen erfolgt nun zu 90% vollautomatisiert; bei den restlichen 10% handelt es sich um Medikamente, die gekühlt und deshalb extern gelagert werden müssen. Zentralapotheken von Krankenhausverbünden bestellen Arzneien in Großmengen – pa-

lettenweise. Das bedeutet für die Apotheker viel Routinearbeit beim Einsortieren und dann das alles ein weiteres Mal, wenn Bestellun-gen aus den Verbundspitälern ein-gehen.

1.500 Artikel stündlich„In dem Automaten können 60.000 Medikamentenpackungen lagern“, erklärt Knapp-Sales Manager Harald Hartl. „Der Roboter kann rund 1.500 Artikel stündlich einla-gern und gleichzeitig die Chargen- und Verfallsdaten erfassen. Auf Abruf können bis zu 2.250 Packun-

gen pro Stunde an die einzelnen Spitalsstationen oder auch an die 17 Krankenhäuser im steierischen KAGes-Verbund ausgegeben wer-den.“ Um maximale Sicherheit und Verfügbarkeit zu gewährleisten, ist der Kommissionierroboter ein red-undantes System; bei einer Störung arbeitet ein zweiter Roboter weiter.

Marianne Leitner von der Kran-kenhausapotheke des LKH Graz fasst die Vorzüge des neuen Sys-tems zusammen: „Personalentlas-tung, die platzsparende Lagerung der Medikamente, mehr Ordnung und Überblick etwa durch die Rückverfolgbarkeit der Chargen.“

Steirischer WeltmarktführerDie Knapp AG mit der Firmenzen-trale in Hart bei Graz zählt zu den Weltmarktführern im Bereich La-gerlogistik. Bereits in den 1970er- Jahren hat das auf Lagerlogistik und Automationssoftware spezia-lisierte Unternehmen Pionierarbeit bei der Automation von Distributi-onslagern in der Pharmabranche geleistet.

Im Jahr 2015 hat das Unterneh-men 49% der Gesellschafteranteile an der KHT-Unternehmensgruppe, dem ältesten Anbieter von Kom-missionier-Robotern, erworben. Damit ist der Grazer Logistiker auch an dem Gelsenkirchener Spe-zialisten für die Automatisierung von Lagerhaltung und Logistik in Apotheken, Apostore, beteiligt. Im Vergleich zum Apostore-Roboter ist der neue Kommissionierautomat allerdings für die vierfache Menge ausgerichtet. Fast 3.000 Mitarbei-ter, davon 2.000 in Österreich, be-schäftigt Knapp.

Als Solution Provider liefert das Unternehmen maßgeschneiderte intralogistische Systeme aus einer Hand. Weltweit vertrauen zahlrei-che Partner – unter anderem aus den Branchen Healthcare, Retail, Fashion, Media, Optik, Büro, Ver-sandhandel und Logistikdienst-leister – auf die innovativen Lo-gistiklösungen und die integrierte Logistiksoftware von Knapp. Zu den namhaften Kunden zählen unter anderem Hugo Boss, Olymp, Spar, Avon Cosmetics oder Würth.

Apotheken werden jetzt automatisiertDie Zentralapotheke der Steiermärkischen Krankenanstalten­gesellschaft beschreitet neue Wege in der Logistik und Lagerhaltung. Partner ist der Logistikkonzern Knapp.

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napp

LINZ. In einem Kooperationspro-jekt des Medizintechnik-Clusters der oberösterreichischen Wirt-schaftsagentur Business Upper Austria entwickelten die Unter-nehmen Autonom Talent und Netu-ral Group mit dem Caritas-Seni-orenwohnhaus Schloss Hall und der Forte FortBildungszentum der Ordensspitalsgruppe der Elisabe-thinen eine Diary App. Diese App verbessert die physische und psy-chische Leistungsfähigkeit sowie die Zufriedenheit von Mitarbeitern.

Die MedTech-Branche ist für die Oberösterreicher ein Zukunfts-markt und weist großes Innova-tionspotenzial und hohe Wettbe-werbsintensität auf; Oberösterreich versucht deshalb, die vorhandenen Zukunftschancen für den Wirt-schaftsstandort bestmöglich zu

nutzen. „Ansprechpartner Nr. 1 in diesem Bereich ist der Medizintech-nik-Cluster der oberösterreichi-schen Wirtschaftsagentur Business Upper Austria. Mit Unterstützung dieser Schnittstelle zwischen Wirt-schaft, Wissenschaft und Medizin konnten seit 2002 bereits 50 Ideen der MedTech-Branche in Cluster-Kooperationsprojekten mit 177 Partnerbetrieben erfolgreich um-gesetzt werden“, sagt Wirtschafts-Landesrat Michael Strugl.

Wichtige ZusammenarbeitJede Branche für sich – sei es Med-Tech, IT, Kunststoff, Mechatronik – verfüge über umfassendes Spezi-alwissen. Der Zukunftsmarkt Medi-zintechnik fördert und verlangt ein Zusammenführen dieses Einzel-wissens sowie der unterschiedli-

chen Technologiefelder. Der Vorteil: vorhandene Problemstellungen las-sen sich gemeinsam besser lösen, beziehungsweise können durch einen geänderten Blickwinkel neue Medizinprodukte und -dienstleis-tungen entstehen.

Die App wurde auf Basis beste-hender Ergebnisse der „Autonom Talent“-3-Schritt-Methode (Poten-zial messen, Talente entwickeln, Leistung sichern) entwickelt und unterstützt als „persönlicher Coach“ die Umsetzung von Maß-nahmen mit konkreten Anleitun-gen, Tipps und Übungen in den Be-reichen Entspannung, Bewegung und Sport, Selbstmanagement, Schlaf und Erholung, Pausenma-nagement, Energie und Ernährung, Stressmanagement und Potenzial-entfaltung. (red)

hilfe gegen BurnoutDie Digitalisierung bringt neue Marktchancen für die Medizintechnik: OÖ­Unternehmen entwickeln eine App zur Stress­Prävention.

IT­ und Gesundheitsspezialisten präsentierten Kooperationsprojekt in Linz.

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Das steirische Logistikunternehmen Knapp liefert an die Spitalsgesellschaft einen neuartigen Lagerroboter für die Zentralapotheke.

fortpflAnzung

Erstmals Kind nach PID geborenWIEN. Vor wenigen Tagen ist in Österreich das erste Kind mithilfe von Präimplantations-diagnostik geboren worden. Die Behandlung erfolgte im Kinderwunschzentrum Golde-nes Kreuz. Die Patientin war fünf Jahre in Behandlung und hatte zahlreiche IVF-Versuche. Seit 1.4.2015 ist die Novelle des Fortpflanzungsmedizingeset-zes in Kraft. Es erlaubt unter restriktiven Bedingungen auch Präimplantationsdiagnostik. Sie ist bei jenen Patientinnen zugelassen, die zumindest dreimal miterleben mussten, dass eine Schwangerschaft eintritt und dann doch in einer Fehl- oder Totgeburt endet. Bei der PID wird aus dem Emb-ryo im Blastocystenstadium am fünften Tag der Entwick-lung eine Zellprobe aus dem späteren Mutterkuchen, dem Trophoblast, entnommen. In einem Labor wird genetisch bestimmt, bei welchen Embry-onen die normale Anzahl von 46 Chromosomen vorliegt.

forschung

Roboter für GanganalyseWIEN. Im Rahmen eines EU-Projekts arbeiten zehn Projektpartner aus sechs eu-ropäischen Ländern, darunter Forscher von Siemens Öster-reich, an einem neuen System für die Ganganalyse; der dabei entwickelte Friendly Robot- Walker FriWalk besteht aus einem vierrädrigen Rollator, der mit Tiefensensoren und Kameras ausgestattet ist. Zu-sätzlich trägt der Nutzer für die klinische Analyse spezielle Schuheinlagen mit Drucksen-soren. FriWalk ermittelt die genaue Position der Füße am Boden, ihre Ausrichtung und Druckkraft. Veränderungen im Gangbild können erste Anzei-chen für eine neurologische Erkrankung sein.

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medianet.at Freitag, 1. Juli 2016 pharma:report 39

WIEN. Das Biotechunternehmen Affiris AG hat erfolgreich eine weitere Finanzierungsrunde mit einem Volumen von 10 Mio. € mit den bestehenden Investoren sowie der FCPB Affi GmbH als neuem In-vestor abgeschlossen. Die Kapital-erhöhung wird zu gleichen Teilen von den bestehenden Investoren, der Santo Holding – dem Family Office der Familie Strüngmann –, den MIG Fonds, vertreten durch die MIG Verwaltungs AG, sowie dem neuen Investor FCPB Affi GmbH gezeichnet.

Fokus auf ImpfstoffeDer Aufsichtsrat ernannte zudem Günther Staffler zum Chief Tech-nology Officer; Noel Barrett wurde neu in den Aufsichtsrat berufen. Barrett verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Entwick-lung von Impfstoffen zur Markt-reife. Er war zuletzt 13 Jahre als Vice President R&D Vaccines ver-antwortlich für die präklinische und klinische Entwicklung der Impfstoffe der Baxter Healthcare. Staffler wiederum war vormals als Leiter der Immunologie verant-wortlich für die erfolgreiche prä-klinische Entwicklung der beiden Impfstoffkandidaten AT04A und AT06A von Affiris.

Das Unternehmen testet AT04A und AT06A derzeit in einer klini-schen Phase 1-Studie in den Indi-kationen Hypercholesterinämie und Atherosklerose-Prävention und erwartet Daten aus dieser Studie im ersten Quartal 2017. AT04A und AT06A sind zwei Impfstoffkandi-daten der nächsten Generation, die auf der Basis der Affitome-Techno-logie entwickelt wurden, und zie-len auf ein Enzym, das eine Rolle im Fettstoffwechsel in der Leber

spielt. Die Blockierung erhöht die Dichte von LDL-Rezeptoren in der Leber und sorgt so für die Senkung von LDL-Cholesterin im Blut. LDL gilt als wesentlicher Risikofaktor für die Entstehung von Gefäßver-kalkung, auch Atherosklerose ge-nannt, und die daraus entstehen-

den Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall.

Bislang konnte Affiris insgesamt 130 Mio. € an Finanzierungsmitteln aufnehmen, davon rund die Hälfte aus Lizenzeinnahmen und staatli-chen Fördermitteln. Affiris beschäf-tigt 60 Mitarbeiter. (red)

affiris holt erneut frisches GeldDas Biotech-Unternehmen Affiris arbeitet an einer Impfung gegen Hypercholesterinämie und Atherosklerose. Investoren haben nun erneut 10 Mio. Euro zugeschossen.

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Hilfe gegen Chemo-NebenwirkungenWIEN. Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen sind eine der häufigsten Nebenwirkun-gen einer Chemotherapie. Diese kann auftreten, wenn Chemo-therapeutika die Freisetzung des Neurotransmitters Serotonin und des Neuropeptids Substanz P im Körper induzieren. Kommt es zur Bindung dieser Substanzen an be-stimmte Rezeptoren, so wird das Brechzentrum im Gehirn angeregt. Seit März hält das Pharmaunter-nehmen Angelini die exklusiven Verkaufs- und Marketingrechte für Akynzeo in Österreich. „Nach der im Jahr 2006 erfolgten Marktein-führung von Aloxi sind wir stolz darauf, Ärzten für ihre Krebspa-tienten nun auch diese neue Be-handlungsmöglichkeit zur Vermei-dung von Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapie anbieten zu können“, sagt Peter Wimmer, Coun-try Manager, Angelini Österreich.

Günther Staffler wurde zum Chief Technology Officer bestellt.

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