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medianet.at health economy Auszeichnung Migrati- onsprojekt bei Gesund- heitsforum prämiert 66 Gesundheitsreform Ärzte wollen eigene Kon- zepte ausprobieren 67 Herz-Vorsorge Hohes Cholesterin kann auch erblich bedingt sein 70 Gesundheitsakte IT- Hersteller geben sich ELGA-fit 71 Wechsel Peter McDonald geht vom Hauptverband in die ÖVP-Spitze 66 Freitag, 16. Oktober 2015 COVER 65 © Sandoz GmbH Antibiotika oft unwirksam: Jetzt startet Kampagne Multiresistente Keime, auch in Spitälern, werden zunehmend zur Ge- sundheitsgefahr. Nun steuern die WHO, die EU und die G7 gegen. 68 Diagnostik: Kundenservice Daniel Weber Das Management Team von Roche Diagnostics Öster- reich hat ein neues Mitglied in seinen Reihen: Mit Oktober 2015 hat Daniel Weber die Leitung des Kundenservices bei Roche Diagnostics Österreich übernommen. Spital mit neuem Chef Ludwig Gold Der Burgenländer Ludwig Gold verstärkt als neuer Geschäfts- führer die bisherige Leitung im Krankenhaus Schwarzach. Das Pongauer Spital ist das zweitgrößte im Bundesland Salzburg, als Schwerpunktkran- kenhaus verfügt es aktuell über 518 Betten und 13 Primariate. © Roche Austria/Franz Pfluegl © Klaudia Vinkovic Mehrweg-OP-Textilien von Wozabal bewähren sich für die Umwelt: mit wesentlich weniger Müll und deutlich niedrigerem CO2-Ausstoß. Weitere Informationen finden Sie auf www.wozabal.com WEIL SICH UMWELTSCHONGUNG NACHHALTIG RECHNET. DIE NEUE APP FÜR MEHR THERAPIESICHERHEIT BEI TRANSPLANTATIONSPATIENTEN myOrgan Fortschritt bis ins Detail myOrgan für iPhone myOrgan für Android FORSCHUNG Life-Science-Szene wächst kräftig WIEN. Kaum ein Wirtschaftssek- tor in Österreich boomt derzeit so stark wie die Life-Science-Bran- che. Im vergangenen Jahr waren im Life-Science-Bereich öster- reichweit 51.000 Menschen in ins- gesamt 823 Unternehmen beschäf- tigt – 14% mehr als zwei Jahre zuvor – und fuhren einen Umsatz von 19,1 Mrd. € ein: 8% mehr als 2012. Knapp 20.000 Personen da- von waren direkt im Forschungs- bereich im Einsatz. Seite 70 © APA/Georg Hochmuth

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health economy

Auszeichnung Migrati-onsprojekt bei Gesund-heitsforum prämiert 66

Gesundheitsreform Ärzte wollen eigene Kon-zepte ausprobieren 67

Herz-Vorsorge Hohes Cholesterin kann auch erblich bedingt sein 70

Gesundheitsakte IT-Hersteller geben sich ELGA-fit 71

Wechsel Peter McDonald geht vom Hauptverband in die ÖVP-Spitze 66

Freitag, 16. Oktober 2015 coVer 65

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Antibiotika oft unwirksam: Jetzt startet KampagneMultiresistente Keime, auch in Spitälern, werden zunehmend zur Ge-sundheitsgefahr. Nun steuern die WHO, die EU und die G7 gegen. 68

Diagnostik: Kundenservice

Daniel Weber Das Management Team von Roche Diagnostics Öster-

reich hat ein neues Mitglied in seinen Reihen: Mit Oktober

2015 hat Daniel Weber die Leitung des Kundenservices bei Roche Diagnostics Österreich

übernommen.

Spital mit neuem Chef

Ludwig Gold Der Burgenländer Ludwig Gold verstärkt als neuer Geschäfts-

führer die bisherige Leitung im Krankenhaus Schwarzach. Das Pongauer Spital ist das zweitgrößte im Bundesland

Salzburg, als Schwerpunktkran-kenhaus verfügt es aktuell über 518 Betten und 13 Primariate.

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Life-Science-Szene wächst kräftigWIEN. Kaum ein Wirtschaftssek-tor in Österreich boomt derzeit so stark wie die Life-Science-Bran-che. Im vergangenen Jahr waren im Life-Science-Bereich öster-reichweit 51.000 Menschen in ins-gesamt 823 Unternehmen beschäf-tigt – 14% mehr als zwei Jahre zuvor – und fuhren einen Umsatz von 19,1 Mrd. € ein: 8% mehr als 2012. Knapp 20.000 Personen da-von waren direkt im Forschungs-bereich im Einsatz. Seite 70

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medianet.at66 HealtH:care Freitag, 16. Oktober 2015

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Reinhold Mitterlehner hat bei der Besetzung seiner Parteizen-trale auf einen Landsmann zurück-gegriffen – auch wenn der Name des neuen ÖVP-Generalsekretärs nicht sofort darauf schließen lie-ße. Der bisherige Hauptverbands-vorsitzende Peter McDonald hat zwar irische Wurzeln, sein Akzent verheimlicht den Oberösterreicher im Chef des Hauptverbands der So-zialversicherungsträger aber nicht.

McDonald will in seiner neuen Funktion als Generalsekretär sei-nen Beitrag dazu leisten, dass die ÖVP wieder um die Meisterschaft

mitspielt. Von seiner bisherigen Aufgabe als Chef des Hauptver-bands der Sozialversicherungen wurde er faktisch noch nicht ent-hoben, hat darum aber bereits an-gesucht. McDonald möchte von sei-nem Vorgänger Gernot Blümel auch die Medienagenden übernehmen.

Politischer Sekretär„Wir sorgen für Bewegung“, ver-wies Mitterlehner auf das ÖVP-Motto und erklärte damit die personellen Änderungen nach der Wien-Wahl. Die Situation am Wahlabend habe „absolute, unmit-telbare Konsequenzen gefordert“, in struktureller und personeller

Hinsicht. Blümels Wechsel in die Wiener Partei führte dann auch zu einem neuen Generalsekretär: „Ich bin für rasche und qualitativ gute Erledigungen“, so der Vizekanzler.

Mit der Neubesetzung gebe es auch eine Änderung „in Richtung eines politischen Generalsekretärs“; dies sei in einer Zeit, in der es Ori-entierungen brauche, notwendig, erklärte Mitterlehner. McDonald habe durch seine Management-fähigkeiten, die Kenntnis der politi-schen Inhalte und unkonventionelle Ideen überzeugt. Aus Mitterlehners Sicht entspreche er genau den Vo-raussetzungen, und alle Vorstands-mitglieder teilten diese Meinung.

McDonald erklärte bei seiner gestrigen Vorstellung in der Partei-zentrale, er habe sich „mit großer Freude“ für die neue Aufgabe ent-schieden. Für ihn stehen Parteien nicht für eine Farbe, sondern für eine „Richtung, in die man ein Land wie Österreich weiterentwickeln möchte“. Dass ihm der Abschied vom Hauptverband der Sozialver-sicherungen „ein bisschen leidtut“, räumte er mit Verweis auf die dor-tige Reformarbeit ein. McDonald zeigte sich aber überzeugt, dass er mit der „Stärkung der ÖVP“ eine wichtigere Arbeit leisten könne.

Seine Überzeugung sei, dass man dann Zuspruch in der Politik be-komme, „wenn man nicht nur redet, sondern auch handelt“. Ebenfalls meinte er, dass die Zukunft jenen gehören wird, die nicht auf wö-chentliche Umfragen schielen, son-dern Parteien, die Wertehaltungen und Ziele konsequent verfolgen so-wie sich für Standort und Arbeits-marktpolitik einsetzen und diese Arbeit vor „Klientelpolitik“ stellen.Wer McDonald in seiner Funktion als Hauptverbandsvorsitzender nachfolgt, ist noch offen.

Aufstieg in SozialversicherungKarriere-Beginn des gebürtigen Welsers war in der Hochschüler-schaft. Während des Studiums der Wirtschaftswissenschaften in Linz vertrat er als Vorsitzender der lo-kalen ÖH rund 20.000 Studenten. Seine inhaltlichen Schwerpunkte beim Studium waren Strategisches Management, Marketing und Or-ganisation. Mit 30 heuerte er dann beim Wirtschaftsbund an, wo er sich rasch im Bereich der Sozi-alversicherung – gefördert vom heutigen Zweiten Nationalrats-präsidenten Karlheinz Kopf – zum Verhandler aufschwang. Ab 2009 war McDonald Direktor des Wirt-schaftsbunds, von 2010 bis 2014 leitete er die Geschicke der SVA der gewerblichen Wirtschaft, wo er durch ein Bonussystem, in dem der Versicherte Gesundheitsziele mit dem Arzt vereinbart und dadurch geringere Selbstbehalte zahlt, auf-fiel.

ÖVP-Hilfe folgt auf KassensanierungHauptverbandsvorstand Peter McDonald ist neuer Generalsekretär der ÖVP. Wer ihm an die Kassenspitze folgt, ist noch offen.

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••• Von Ulli Moschen

BAD HOFGASTEIN. „MiMi“ steht für Gesundheit mit Migranten für Migranten in Europa und ist ein interkulturelles ehrenamtliches Gesundheitsprogramm von und für Mitbürger mit Migrationshin-tergrund.

Nachhaltiges KonzeptBeim European Health Forum Gas-tein (EHFG) wurde MiMi kürzlich mit dem europäischen Gesund-heitspreis European Health Award ausgezeichnet. Mit dem Preis sol-len grenzüberschreitende Projek-te honoriert werden, die mit der Entwicklung von nachhaltigen und innovativen Konzepten zur Verbes-serung der öffentlichen Gesundheit in Europa beitragen.

Das Projekt wurde im Jahr 2003 in Deutschland vom Verein Ethno-Medizinisches Zentrum e.V. gestar-tet und wächst stetig. MiMi bildet erfolgreich integrierte Migranten mit sehr guten Deutschkenntnis-sen und hohem Bildungsniveau zu interkulturellen Gesundheitslot-sen, den sogenannten Mediatoren, aus.

In Österreich sind die Volkshil-fe Wien und Linz Projektpartner. „Ziel des Projekts ist es, bei Men-schen mit Migrationshintergrund die Eigenverantwortung für ihre Gesundheit und Präventionsmaß-nahmen zu stärken und langfristig einen Beitrag zur Reduzierung von Ungleichheiten bezüglich der Ge-sundheitschancen zu leisten“, sagt Ramazan Salman, Gesamtleiter des MiMi-Projekts.

„Das Projekt trifft natürlich ge-rade in diesen Tagen und Monaten den Nerv der Zeit und stellt einen wichtigen Beitrag dar, um die He-rausforderungen der Flüchtlings-krise in Europa zu bewältigen“, begründete die EHFG-Jury ihre Entscheidung. MiMi ist mit ihrer peer-to-peer-Ausbildung eine tech-nisch leicht umsetzbare Initiative, die bereits eine große Zielgruppe erreicht hat, und kann einfach in andere Länder transferiert werden.

Akzent gegen UngleichheitIngo Raimon, Präsident des Fo-rums der forschenden pharma-zeutischen Industrie in Österreich (FOPI) und Partner des EHFG, fasst zusammen: „Ungleichheit ist ein No-Go – insbesondere im Hinblick auf die Gesundheit.“

Preis für MigrationsprojektBeim European Health Forum Gastein wurde nun ein Projekt aus-gezeichnet, das Gesundheit von Migranten fördert.

EHFG-Spitze zeichnete in Gastein Migrationsprojekt aus.

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Peter McDonald machte sich innerhalb der Sozialversicherung als Querdenken einen Namen.

Rechnungen, die wenig bringenMartin rümmele

Kennen Sie das 1x1 des Con-trollings? In jedem System und jedem Unternehmen sollen sich Effizienzpotenziale finden, die Einsparungen in der Höhe von fünf bis zehn Prozent bringen. So lernte man es zumindest an der Wirtschaftsuniversität in einer der ersten Vorlesungen – Kos-tenrechnung und Buchhaltung I und II. Im Gesundheitswesen hat man ab und zu den Eindruck, dass frischgefangene WU-Studenten versuchen dürfen, Reformen zu entwickeln. Und so tauchen dann immer wieder Rechnungen über mögliche Einsparungspo-tenziale im Gesundheitswesen auf; die Details bleibt man dann zwar schuldig, aber die Summe sorgt immer für Schlagzeilen. Etwa dass man im Gesamt-system rund 1,7 Mrd. € sparen kann. Gegenrechnung: Bei Ge-samtausgaben von 34 Mrd. € im System sind die 1,7 Mrd. gerade einmal 5%. Jetzt gibt es eine neue Rech-nung: Durch die Liberalisierung des Apothekenmarkts kön-ne man rund 170 Mio. € bei Arzneimitteln einsparen, hat ein Beratungsunternehmen erklärt und damit wieder für mediale Schlagzeilen gesorgt. Bei Kas-senausgaben für Medikamente in der Höhe von 3,4 Mrd. € pro Jahr sind das – erraten: 5%. Es ist nur zu hoffen, dass die Studie nichts gekostet hat. Obwohl: Hier gäbe es sicherlich auch Einsparpotenzial, wenn man aus solche Rechnungen verzichtet.

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medianet.at Freitag, 16. Oktober 2015 HealtH:care 67

••• Von Ina Karin Schriebl

WIEN/GRAZ. Die Ärztekammer läuft weiter gegen das Gesetz zur Neuordnung der Primärversorgung Sturm – und will neue Strukturen nun selbst und ohne Regulative aufbauen. Präsident Artur Wech-selberger und sein steirischer Kol-lege Herwig Lindner verweisen da-bei auf das Netzwerk „Styriamed.net“, in dem Ärzte in regionalen Verbünden kooperieren.

Das bereits 2009 gegründete Sty-riamed.net besteht in zehn der ins-gesamt 13 steirischen Bezirke mit je einem Netzwerk; darin sind aktuell 356 Arztpraxen und 15 Spitäler vereint. Neben alltäglicher patien-tenbezogener Kommunikation tau-schen sich die Ärzte auch regelmä-ßig in Netzwerktreffen aus, wo sie etwa Urlaubs- und Öffnungszeiten abstimmen. Im Gegensatz zu den Plänen der Politik sind in den Netz-werken andere Gesundheitsberufe formal aber noch nicht vertreten.

Keine Kosten für KassenDie Netzwerke würden von den Ärzten selbst finanziert, das Land oder die Kassen kosten sie nichts, versichert Lindner. Ähnliche Mo-delle sollen auch in anderen Bun-desländern aufgebaut werden. Wechselberger wünscht sich, dass die einzelnen Ärztekammern diese Idee in ihren jeweiligen Ländern verbreiten. Der Ärztepräsident fürchtet, dass mit dem Gesetzes-plan Vertragsvorgaben kommen würden, die jene Freiheit ein-schränken. Er hat „Angst vor Admi-nistration, Restriktion und einem Machtgehabe der Politik“. Die Po-litik verstehe unter Primärversor-gung eine Einheitsstruktur und Bürokratisierung, die Ärztekammer

hingegen eine Stärkung bestehen-der Strukturen und Entbürokrati-sierung.

Die Kassen wiederum kontern mit einer neuen Umfrage: Die Ös-terreicher sind demnach mit ihrer ärztlichen Versorgung zufrieden und befürworten auch mit über-

wältigender Mehrheit von 93% die geplante neue Primärversorgung. Wie aus einer GfK-Befragung her-vorgeht, steigt der Wunsch nach den darin vorgesehenen, längeren Öffnungszeiten und einer inten-siveren Zusammenarbeit der ver-schiedenen Gesundheitsberufe.

Ärzte wollen nun SelbstverwaltungStatt einer gesetzlichen Regelung mit Inhalten, die ihnen nicht passen, wollen die Ärzte die Versorgung im niedergelassenen Bereich nun selbst organisieren.

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Ethiker diskutieren über ÖkonomieWIEN. Mit einer öffentlichen Sitzung hat die Bioethikkommis-sion eine Diskussion des Themas „Medizin und Ökonomie“ gestar-tet. Unter anderem soll dabei der gerechten Verteilung begrenzter Ressourcen und dem Generika-einsatz nachgegangen werden. Empfehlungen der Kommission sollen spätestens in zwei Jahren vorliegen. Die Bioethikkommissi-on hat im Februar dieses Jahres Empfehlungen zum Thema „Würde am Ende des Lebens“ vorgelegt, im Sommer dann zu Impfungen und partizipativer Medizin. Nun beginne man das Thema „Medizin und Ökonomie“, kündigte die Kom-missionsvorsitzende, Christiane Druml, an. Das Thema spiele in etlichen anderen Bereichen mit ei-ne Rolle und daher habe man sich nun für eine tiefere Auseinander-setzung entschieden, erklärte sie.

Die neue Primärversorgung soll teure und volle Spitalsambulanzen entlasten.

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medianet.at68 coverstory Freitag, 16. Oktober 2015

Antibiotika-resistenzen als globales Problem Genaue Zahlen gibt es nicht. Klar ist aber, dass sich das Problem antibiotika­resistenter Keime zu einer globalen Gesundheitsgefahr auswachsen kann. Jetzt reagieren sogar die G7 und die Weltgesundheitsorganisation.

Insgesamt wurde ein Zusammen-hang zwischen der Verwendung von Antibiotika in der Tierzucht und dem Auftauchen von Resistenzen bei den meisten verwendeten Kombinationen beobachtet.

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medianet.at Freitag, 16. Oktober 2015 coverstory 69

Sie gehören wohl zu den wich-tigsten und effizientesten Medi-kamenten, überhaupt. Antibio-tika. Seit ihrer Entdeckung im Jahr 1928 durch den britischen Forscher Alexander Fleming im Jahr 1928 feierten Antibiotika

einen Siegeszug als weltweit umjubelte Wun-derwaffe in Kampf gegen Infektionskrankhei-ten. Doch heute bereitet ausgerechnet diese Wunderwaffe den Medizinern immer öfter Sorgen. Der Grund sind resistente Bakterien. Kommt ein Patient mit einer schweren Infek-tion ins Krankenhaus, liegt das Risiko, dass die bisherige Standardtherapie mit Antibio-tika nicht mehr wirkt, bereits bei 25% und bei einigen Tuberkulose-Stämmen liegt die Resis-tenzrate sogar bei 50%.

Ist das allein schon schlimm genug, kommt noch eine zweite Entwicklung dazu: Antibio-tikaresistente Keime machen zunehmend so-gar Menschen, die mit ganz anderen Proble-men kommen, im Spital krank. Das Europäi-sche Zentrum für Krankheitskontrolle (ECDC) in Stockholm geht von jährlich in der EU auf-tretenden 4,1 Mio. Infektionen aus, die „ge-sund“ ins Krankenhaus gekommene Patien-ten dort erst erwerben. Das führt den Zahlen zufolge jährlich zu 37.000 Todesfällen. Die Autoren einer anderen Studie der Berliner Großklinik Charité warnen wiederum, dass die Zahl der Toten von jetzt weltweit etwa 700.000 pro Jahr bis 2050 auf zehn Millionen steigen könnte. Dafür legen sie Schätzungen der britischen Regierung von 2014 zugrunde und setzen voraus, dass keinerlei Gegenmaß-nahmen getroffen werden. Für Europa würde dies einen Anstieg von jetzt etwa 23.000 auf 400.000 Tote bedeuten. Damit würden dann mehr Menschen an multiresistenten Kei-men sterben als an Krebs, so die Autoren. In Deutschland geht das Gesundheitsministeri-um von insgesamt 400.000 bis 600.000 Pati-enten aus, die jedes Jahr durch medizinische Behandlungen Infektionen bekommen, und von bis zu 15.000 Toten. Umgerechnet auf Österreich, wären das in jedem Fall mehr als 1.000 Tote pro Jahr. Zum Vergleich: Im Stra-ßenverkehr kamen im Vorjahr 430 Menschen ums Leben.

Leichtfertiger EinsatzGut ein Zehntel der Krankenhauskeime gilt heute bereits als multiresistent (MRSA). Das heißt, sie reagieren nicht mehr auf gängige Antibiotika. Die Gründe dafür liegen unter anderem im unkontrollierten und ausufern-den Einsatz von Antibiotika in den vergange-nen 30 Jahren. Oft greifen Ärzte leichtfertig zu Antibiotika und nicht selten unter dem Druck von Patienten, Antibiotika zu ver-schreiben, etwa wenn sie Atemwegsinfektio-nen haben. Viele Ärzte geben dem nach, um Patienten nicht zu verlieren oder weil sie in der Diagnose nicht ganz sicher sind. Rund 90% der Atemwegsinfektionen sind aber virale Infektionen – und da wirken Antibio-tika nicht. Ein weiterer Grund ist die Leis-tungsexplosion in der modernen Medizin: Bei immer mehr Eingriffen werden immer öf-ter medizinische Barrieren überwunden, und die Zahl der bakteriellen Infektionen steigt in Kliniken rasant – ebenso die Zahl der dort eingesetzten Antibiotika –, was ebenfalls zu Resistenzbildungen führt.

Österreich liegt hier im europäischen Durchschnitt. „Unsere Infektionsrate liegt in etwa beim europäischen Durchschnitt von sechs Prozent. Pneumokokken, Harn-wegs- und Wundinfektionen stehen im Vordergrund“, zitierte zuletzt Elisabeth Presterl, Chefin der Universitätsklinik für Hygiene und Infektionskontrolle im Wiener AKH (MedUni Wien) neue Daten aus einer österreichischen Studie ihres Referenzzen-

trums. Immer mehr rücken Infektionen mit dem Durchfallkeim Clostridium difficile in den Blickpunkt von Hygienikern und Infek-tionsfachleuten. „Was wir gesehen haben, ist eine Mortalität von mehr als zehn Prozent“, sagte vor Kurzem AGES-Experte Franz Aller-berger. Die Sterblichkeit könne bei solchen im Krankenhaus erworbenen Infektionen so-gar bei 20% liegen. „Faktum ist, dass die Be-lagstage in einem solchen Fall um zehn Tage steigen. Zehn bis 15 Prozent der Patienten erleiden später einen Rückfall.“ Damit haben Krankenhaus-Infektionen und postoperative Wundinfektionen nicht nur problematische medizinische Konsequenzen, sondern verur-sachen auch erhebliche Kosten.

Zusammenhang mit LandwirtschaftNeue Studien belegen zudem nun einen Ver-dacht, der schon lange erhoben worden ist: Es gibt eine Verbindung zur Verwendung von bestimmten Antibiotika bei Mensch und Tier und dem Auftauchen von resistenten Keimen. Zu diesem Schluss kamen vor dem Sommer die federführenden Expertengremien der EU in einem neuen, gemeinsamen Bericht. Die ECDC, die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA/Parma) und die EU-Arzneimittelagen-tur (EMA/London) haben erstmals gemein-sam die Situation in Europa untersucht und Daten aus Agrarindustrie und Medizin ana-lysiert. Demnach wurden von jedem Men-schen in der EU im Jahr 2012 durchschnitt-lich 116,4 mg Antibiotika pro Kilogramm Körpergewicht „konsumiert“. Die Nutztiere aus der Lebensmittelproduktion kamen mit im Schnitt 144 mg pro Kilogramm Biomas-se deutlich schlechter weg. Die Experten in ihrem Bericht: „Insgesamt wurde ein Zusam-menhang zwischen der Verwendung von Anti-biotika in der Tierzucht und dem Auftauchen von Resistenzen bei den meisten verwende-ten Kombinationen beobachtet.“

Am stärksten sei das bei Escherichia coli-Bakterien von Tieren gewesen. Das hätte aber

auch für Salmonellen und Campylobacter gegolten. Umgekehrt wurde beim Menschen gezeigt, dass speziell die Verwendung von bestimmten Antibiotika (Cephalosporine der 3. und 4. Generation) sowie von Fluorchino-lonen mit dem Auftauchen von resistenten E. coli-Keimen in Verbindung stehen dürfte, ebenso bei bestimmten Salmonellenarten. Das Besorgniserregende dabei: Bis 2030 werden weltweit um zwei Drittel mehr Anti-biotika in der Nutztierhaltung verwendet als 2010, prognostizieren Forscher kürzlich im Fachjournal PNAS. Daran seien wachsender Fleischkonsum und intensivere Viehhaltung in Schwellenländern schuld.

Antibiotika werden in der modernen Vieh-zucht eingesetzt, um Tiere gesund zu halten, und damit sie schneller wachsen. In einer Studie mit Daten unter anderem aus Öster-reich zeigten Forscher in der Fachzeitschrift Journal of Antimicrobial Chemotherapy, dass Schweine, Geflügel und Rinder umso öf-ter resistente Bakterien tragen, je mehr Anti-biotika man verwendet. Ein Drittel der Steige-rung führen die Experten auf einen erhöhten Fleischbedarf in Schwellenländern zurück, wodurch mehr Tiere gehalten werden müs-sen. Das restliche Drittel sei einem Wechsel zu intensiverer Viehzucht in Ländern wie Bra-silien, Indien, China und Russland geschul-det. In diesen Ländern erwarten sie sogar ei-ne Verdoppelung der verabreichten Antibioti-kamengen. Da hilft es auch wenig, dass laut einem anderen Bericht der EMA in Österreich und den meisten anderen EU-Ländern immer geringere Antibiotika-Mengen in der Vieh-zucht verwendet werden. (Hierzulande sank der Gebrauch von 2010 bis 2012 um 13%.)

Das wirkt aber noch kaum: Die Umwelt-schutzorganisation Greenpeace hat erst im August Schweinefleisch aus österreichischen Supermärkten untersucht. In rund einem Viertel der Proben wurden antibiotikaresis-tente Keime, darunter MRSA und ESBL-Erre-ger, nachgewiesen. Das Fleisch stammte aus

konventioneller Haltung. Damit Antibiotika auch in Zukunft wirksam bleiben, fordert Greenpeace eine deutliche Reduktion des Medikaments in der Intensivtierhaltung. Ei-ne Chance dafür bietet das Tierarzneimittel-Verordnungspaket, das derzeit in der Euro-päischen Union diskutiert und im November beschlossen wird. „Fleisch unbedenklich zu genießen ist, wie auch unser Schweine-fleischtest zeigt, nicht mehr möglich. Auf je-dem Stück Steak oder in jedem Faschierten können bereits antibiotikaresistente Keime lauern“, sagt die Konsumentensprecherin von Greenpeace in Österreich, Nunu Kaller. Die Umweltschutzorganisation fordert, aus-schließlich kranke Tiere mit Antibiotika zu behandeln und auf Reserveantibiotika, die als Notfallmedikamente für Menschen ge-dacht sind, in der Tierhaltung gänzlich zu verzichten. Auch der Handel mit Tierarznei-mitteln über das Internet müsse verboten bleiben. Zur Unterstützung dieser Forderun-gen hat Greenpeace eine Petition (www.resis-tenz.at) gestartet.

Nicht zuletzt aufgrund dieser Zahlen hat die US-Behörde für Lebensmittelüberwa-chung und Arzneizulassung (FDA) angeord-net, den Einsatz von Antibiotika in der Tier-haltung einzuschränken. Demnach dürfen Antibiotika, die auch zur Behandlung von Menschen dienen, nur noch auf tierärztli-ches Rezept in der Vieh- und Hühnerzucht verabreicht werden. Außerdem dürfen sie ausschließlich zur Behandlung bestimmter Krankheiten und nicht mehr zur Wachstums-förderung bei den Tieren eingesetzt werden. Auch die EU will künftig Landwirte ver-pflichten, Antibiotika nur sehr zurückhaltend einzusetzen. Parallel haben sich die Mitglied-staaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf einen globalen Aktionsplan für den Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen verständigt. Ziel sei es, eine wirksame Be-handlung und Vorbeugung bakterieller Infek-tionen durch effektive und sichere Medika-mente auch weiter gewährleisten zu können, erklärte die Organisation. Vergangene Woche haben sich im Kampf gegen die zunehmen-de Bedrohung durch tödliche Keime auch die G7-Staaten in Berlin auf einen Maßnah-menkatalog verständigt. Um Resistenzen zu verhindern, sollten Antibiotika nur zu thera-peutischen Zwecken und nach individueller Diagnostik verabreicht werden.

Öffentliche Hilfe Der G7­Gipfel in Deutschland wird nach Einschätzung von Bayer­Chef Marijn Dekkers Milliardenhilfen für die Anti­biotikaforschung auf den Weg bringen. Er hofft auf das Auf­legen eines entsprechenden multinationalen Fonds. Schät­zungen, wonach die Entwick­lung von neuartigen Antibiotika 20 Mrd. € kostet, nannte er dem Vorabbericht zufolge „ein bisschen“ zu hoch. „Aber es wird richtig teuer.“

Forschung aus Wien Das Wiener Biotech­Unterneh­men Nabriva Therapeutics hat rund 110 Mio. € bei Investo­ren eingesammelt. Nabriva Therapeutics AG ist auf die Entwicklung von Pleuromutilin, eine neue Art von Antibiotika, spezialisiert. Mit dem Mittel sollen ernsthafte Infektionen, die durch resistente Bakterien ausgelöst werden, bekämpft werden können. Nabriva wurde 2006 vom Pharmaunter­nehmen Sandoz abgespaltet.

Diagnose wichtig Forscher des AIT Austrian Institute of Technology in Wien setzen im Rahmen eines kürzlich gestarteten EU­Projekts auf die schnelle und kostengünstige Diagnose von lebensbedrohlichen Infektions­krankheiten. Weil immer mehr Antibiotika ihre Wirkung verlie­ren, hoffen die Forscher durch die rasche Analyse der Erreger auf zielgerichtete Therapien.

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Faktum ist, dass die Belagstage im Spital bei Infekti-onen mit resisten-ten Keimen um zehn Tage steigen. Zehn bis 15 Pro-zent der Patienten erleiden später einen Rückfall.

Franz Allersberger AGES

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medianet.at70 Pharma:rePort Freitag, 16. Oktober 2015

••• Von Ulli Moschen

WIEN. Kaum ein Wirtschaftssek-tor in Österreich boomt derzeit so stark wie die Life-Science-Branche. „Während wir in anderen Berei-chen aufgrund der internationalen Wachstumsschwäche kaum zule-gen, verzeichnen die Biotechnolo-gie-, Pharma- und Medizintechno-logie-Unternehmen ein deutliches Umsatz- und Beschäftigungs-wachstum“, erklärt Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP).

Im vergangenen Jahr waren im Life-Science-Bereich österreichweit

51.000 Menschen in insgesamt 823 Unternehmen beschäftigt – 14% mehr als zwei Jahre zuvor – und fuhren einen Umsatz von 19,1 Mrd. € ein: 8% mehr als 2012. Knapp 20.000 Personen davon waren di-rekt im Forschungsbereich im Einsatz. In Summe haben die Un-ternehmen der Branche im Vorjahr 917 Mio. € in F&E (Forschung und Entwicklung) investiert. Außerdem absolvierten rund 8.000 der knapp 60.000 Studenten im Life-Science- Bereich.

Allein am Standort Wien sind insgesamt 430 Unternehmen in der

Life-Science-Branche tätig, mehr als ein Drittel davon im Bereich For-schung, Entwicklung und Produk-tion. Im vergangenen Jahr erwirt-schafteten die Wiener Life-Science-Unternehmen in der Biotechnologie, der pharmazeutischen Industrie und im Medizinprodukte-Bereich Umsätze von knapp 10 Mrd. €.

Beschäftigung wächstDie Zahl der Beschäftigten stieg in den vergangenen beiden Jahren um 5% auf insgesamt 36.000. „Diese er-folgreiche Entwicklung zeigt, dass wir mit unserer Standort- und För-

derpolitik in Wien richtig liegen“, sagt Vizebürgermeisterin und Wirt-schaftsstadträtin Renate Brauner (SPÖ). Dabei ist die Life-Science-Branche eine vergleichsweise sehr junge Branche: Mehr als die Hälfte der 133 Wiener Unternehmen, die im Bereich Forschung, Entwicklung und Produktion aktiv sind, wurde innerhalb des vergangenen Jahr-zehnts gegründet.

Junge Wilde in WienAllen voran boomt die Biotechno-logie mit 16 Neugründungen allein in den vergangenen zwei Jahren – darunter die stark wachsenden Wiener Unternehmen Apeiron Biologics AG, Dutalys GmbH und Nabriva Therapeutics AG, die sich auf die Entwicklung neuer Arznei-mittel fokussieren. Die Stadt Wien hat für das Wachstum der Branche über die Wirtschaftsagentur Wien und den Wiener-, Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) seit 1997 rund 225 Mio. € für innovative Projekte zur Verfü-gung gestellt.

Auf Basis eines Life-Science Re-port Austria, den das Austria Wirt-schaftsservice (aws) im Auftrag des Wirtschafts- und Wissenschafts-ministerium erstellte und in dem erstmals der Forschungsbereich der Life-Sciences analysiert wurde, will das Ministerium zur Weiter-entwicklung des Life-Science- und Medizinstandorts Österreich nun eine Strategie ausarbeiten, die die gesamten Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette abbilden soll.

Unis werden eingebundenRektoren aller relevanten heimi-schen Universitäten, die Chefs der Akademie der Wissenschaften und des Institute of Science and Tech-nology (IST) Austria und Vertreter der Industrie sollen bei der Ausar-beitung der Strategie eingebunden werden, betonte Staatssekretär Mahrer. „Die wirtschaftliche Ent-wicklung der Life-Sciences wird durch ein dichtes Netz von inter-national renommierter Expertise in Forschung und Lehre unterstützt“, heißt es im Life-Science Report des aws.

Life-Science-Szene spürt aufwindDie Wiener Wirtschaftsagentur will Forschung gezielt fördern und startet Ausarbeitung einer Life-Science- Strategie auf der Basis des Life-Science Report Austria.

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••• Von Martin Rümmele

WIEN. Kardiovaskuläre Erkran-kungen stellen in Österreich und zahlreichen anderen Industrie-staaten trotz aller medizinischen Fortschritte nach wie vor die häu-figste Todesursache dar. 34.000 Todesfälle jährlich sind in Öster-reich auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems zurückzuführen, mindestens 3 Mio. der heimischen Bevölkerung sind von Hypercholes-terinämie betroffen.

Erbliches RisikoAber auch erbliche Veranlagungen können ein erhöhtes Risiko bedin-gen, beispielsweise die familiäre Hypercholesterinämie. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum ak-tuellen Stand der Behandlung von

Fettstoffwechselstörungen haben sich am Mittwoch namhafte Ex-perten in der Arena 21 des Muse-umQuartiers ausgetauscht.

Anlass dafür war der Choleste-rin-Report 2015, der von Update Europe herausgegeben und vom Pharmaunternehmen Sanofi un-

terstützt wurde. „Es werden enor-me Kraftanstrengungen auf un-terschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen und in allen Altersgruppen notwendig sein, um diesen Krank-heitsbildern zu begegnen“, schreibt Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) im Vorwort des Cholesterin-Reports. Österreichi-sche und internationale Fachge-sellschaften formulieren daher re-gelmäßig der wissenschaftlichen Evidenz entsprechend Empfehlun-gen und Leitlinien zur Vorbeugung durch Änderung des Lebensstils und durch medikamentöse Inter-vention.

Erkenntnisse gebündeltDer Österreichische Cholesterin-Report 2015 bündelt die aktuellen Erkenntnisse dieser Fachgesell-schaften und Experten, zeigt die Problematik auf, erläutert Hinter-gründe und leistet so einen wert-vollen Beitrag, um die Gesund-heitskompetenz der Bevölkerung zu fördern. Der Cholesterin-Report steht allen Interessierten zur Ver-fügung und kann direkt bei Sa-nofi angefordert werden (juliette. [email protected]).

erbliches CholesterinrisikoHerz-Kreislauf-Erkrankungen haben nicht nur etwas mit dem Lebens-stil zu tun. Selbst hohe Cholesterin kann erblich bedingt sein.

Namhafte Experten aus dem Bereich Fettstoffwechsel präsentierten Cholesterin-Report.

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Die Biotech-Szene und die Life-Science-Branche in Wien wächst. Jetzt soll es zusätzliche öffentliche Unterstützung geben.

ImPfaktIon

Pneumokokken: Gefahr wächstWIEN. Mit Beginn der kalten Jahreszeit erhöht sich das Ri-siko für Krankheiten, die durch Tröpfcheninfektion übertragen werden. Dazu zählt auch die Lungenentzündung, ausgelöst durch Pneumokokken-Bakte-rien. Da eine Pneumokokken-Infektion rasch einen äußerst dramatischen Verlauf nehmen kann, empfehlen Experten be-sonders für Babys und Klein-kinder sowie Personen über 50 Jahren eine Schutzimpfung. Die österreichischen Apothe-ken starteten nun im Oktober die alljährliche Impfaktion.

UnterSChrIften

Homöopathen starten KampagneWIEN. Mit einer neuen Initia-tive wollen deren Proponenten die Homöopathie in Österreich als Leistung der Krankenkas-sen durchbringen. Mehr als die Hälfte der Österreicher vertraue auf diese Art der Heil-kunst, hieß bei einer Presse-konferenz. Schon vor dem offi-ziellen Start der Initiative habe man fast 20.000 Unterschriften für dieses Anliegen gesammelt (www.kassenleistung.at ). Laut einer aktuellen GFK-Studie mit der Dr. Peithner KG als Her-steller von Homöopathieprä-paraten als Auftraggeber bei 2.000 Personen über 15 Jahren nutzen offenbar 50 Prozent der Österreicher solche Mittel.

InformatIon

Diskussion über TransplantationWIEN. „Immunsuppressi-on heute & morgen“ – unter diesem Motto stand eine In-formationsveranstaltung für Transplantierte aller Organe, Betroffene auf der Warteliste, chronisch Kranke, Angehörige und Interessierte. Auf Initiative von Claus Pohnitzer, Obmann der Selbsthilfe Niere, und mit Unterstützung von Astellas Pharma lauschten rund 180 Interessierte und Betroffene im Wiener C3 Convention Center Vorträgen der österreichischen Transplantationsmediziner Alexander Rosenkranz (Unikli-nik Graz), Andreas Zuckermann und Ferdinand Mühlbacher (beide AKH Wien).

InItIatIve

Pfizer informiert zu RheumaWIEN. Millionen Menschen le-ben weltweit mit Rheuma – ein Überbegriff für mehr als 100 Krankheitsbilder. Eine häufige Form ist die rheumatoide Ar-thritis. In Österreich sind es über 50.000 Menschen, die tag-täglich unter entzündeten und schmerzenden Gelenken leiden. Anlässlich des Welt-Rheuma-Tages am 12. Oktober zeigte Pfizer weltweit Solidarität mit den Erkrankten und will das Bewusstsein für die schwere chronische Erkrankung und deren Behandlungsmöglichkei-ten schärfen.

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medianet.at Freitag, 16. Oktober 2015 e-HealtH 71

••• Von Ina Karin Schriebl

WIEN. Der Start der Elektronischen Gesundheitsakte ELGA ist mit De-zember fixiert. Die Industrieplatt-form Medizinsoftware hat nun IT-Dienstleister für niedergelassene Ärzte und Apotheken zu einer Ver-anstaltung eingeladen, um verfüg-bare Lösungen für die Anbindung an ELGA vorzustellen. Eduard Schebesta, Sprecher der Plattform: „Österreichs Medizinsoftwareher-steller sind ELGA-ready. Wir kön-nen das Projekt technisch und or-ganisatorisch umsetzen.“

Implementierung entscheidendNach Branchenschätzungen ent-stehen mehr als drei Viertel der ELGA-relevanten Daten im nieder-gelassenen Bereich. Über den Er-folg oder Misserfolg von ELGA ent-scheidet daher, zu welchem Grad die ELGA-Software bei Ärzten, Radiologen, Labors und Apotheken implementiert wird. „Die gesamte eHealth-Branche arbeitet seit meh-reren Jahren an der Umsetzung des ambitionierten Projekts und hat dafür ihre volle Innovations-kraft unter Beweis gestellt“, sagt Manfred Müllner, stellvertretender Geschäftsführer des Fachverband der Elektro- und Elektronikindus-trie (FEEI).

Die Einführungsregion für die eMedikation ist der Bezirk Deutschlandsberg, die Umsetzung startet im zweiten Quartal 2016. Die nötigen Testsysteme wurden seitens SVC Sozialversicherungs-Chipkarten Betriebs- und Errich-tungsgesellschaft für Ende des Jahres zugesagt. Jürgen Brandstät-ter, Experte für die Industrienorm IHE und Eigentümer der CodeWerk GmbH, ergänzt: „eMedikation ist

ein Paradebeispiel, wie ein nationa-les Projekt mit internationalen Nor-men und Organisationen zusam-menarbeitet und umgesetzt wird.“

Neben der optimalen Einbin-dung der ELGA-Komponenten in die Softwaresysteme der Ärzte und Apotheker ist der zuverlässige Be-

trieb der ELGA-Bereiche, also der Betrieb und die Verfügbarkeit der Datenspeicher und Verweisregis-ter, sicherzustellen. Dazu stellten A1 und Siemens bei der Veranstal-tung ihre Konzepte vor. Beide Un-ternehmen versicherten, auf ELGA gut vorbereitet zu sein.

It-Branche ist für elGa gerüstet Ab Dezember wird die Elektronische Gesundheitsakte starten. Die Industrieplattform Medizinsoftware lud zu einer Infoveranstaltung und versicherte, alles im Griff zu haben.

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Burn-out durch SmartphonesSTANFORD. Der deutsche Medi-zin-Nobelpreisträger des Jahres 2013, Thomas Südhof, warnt vor zu viel Stress durch Smartphones. „Es wundert mich nicht, dass viele Menschen an Burn-out erkranken, wenn man sich anschaut, wie wir heute leben“, sagt der Hirn-forscher an der US-Universität Stanford. Grund seien die vielen Smartphones: „Wir sind nie mehr unerreichbar, nie außer Dienst. Per Mail stehen wir minütlich im Kon-takt zu der Arbeit. Das kann nicht gut sein.“ Es führe zu chronischem Stress, der den Menschen und das Gehirn verändere. Südhof rät zu Auszeiten: „Das sagt uns der ge-sunde Menschenverstand.“ Alles, was den Geist ablenke, helfe. „Das kann Sport sein, Yoga, ein gutes Buch oder Musik.“ Eltern rät er, den Medienkonsum ihrer Kinder zu überwachen: „Eine Begrenzung ist nötig.“

Eduard Schebesta freute sich über das große Interesse der zahlreichen Besucher.

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medianet.at72 Menschen & Karrieren Freitag, 16. Oktober 2015

aUFFOrsTUnG

Wald für LungenkrankeSAUERSTOFFSPENDER. Bei rund 200 Menschen in Österreich wurde die Lungenerkrankung IPF dia gnostiziert, Schätzungen gehen aber von rund 1.600 Betroffenen aus. Um ein Zeichen für die meist tödliche Krankheit zu setzen, wurden 200 sauer-stoffspendende Bäume und Sträucher – einer für jeden IPF-Diagnostizierten – in einem neuen Wald im Norden von Wien gepflanzt. Das Team von Roche Austria beteiligte sich unter der fachlichen Anlei-tung von Mitarbeitern der MA 49 beim Pflanzen.

„Der IPF-Wald ist ein wichtiges Zeichen, um auf diese seltene Erkrankung öffentlich aufmerksam zu machen und damit die Zahl der Diagnosen zu erhöhen“, erklärte Günther Wanke, Betroffener und Vertreter der Selbsthilfegruppe LOT-Austria (oben). „Wichtig ist es, rasch mit der richtigen The-rapie zu beginnen, um die Lungenfunktion länger zu erhalten und alltägliche Einschränkungen mög-lichst zu minimieren“, ergänzte Lungenfacharzt Hubert Koller vom Otto Wagner Spital Wien (re).

„Der große Einsatz unserer Mitarbeitenden beim Baumpflanzen für den IPF-Wald ist beeindruckend und beweist einmal mehr, dass wir uns leiden-schaftlich für Patientenanliegen einsetzen“, zeigte sich Wolfram Schmidt, General Manager von Ro-che Austria, erfreut. Roche investiert jährlich welt-weit 7,3 Mrd. € in Forschung und Entwicklung. (red)

saLOn a

Mehr Digitalisierung nötigINNOVATIONEN. Referent beim jüngsten Salon A war Harald Mahrer, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Er re-ferierte vor Vertretern aus Apothekerschaft, Politik und Gesundheitssystem über aktuelle Herausfor-derungen und Chancen für den Wirtschafts- und Forschungsstandort Österreich. Eingeladen hatte Ulrike Mursch-Edlmayr, Obfrau des Salon A und Präsidentin der Apothekerkammer Oberösterreich.Der Innovationsstandort Österreich liege sowohl bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung als auch bei der Forschungsquote auf Rekordkurs. Das zeige Mahrer, dass die Richtung stimme. Trotz-dem müsse Österreich einen Gang höher schalten. „Die Digitalisierung stellt alles auf den Kopf – mor-gen noch viel mehr, als wir es uns heute vorstellen können“, mahnte Mahrer Digitalisierung ein. (red)

FOrschUnGsPreis

Würfel fürs WohlbefindenINNOVATION. Ein digitaler interaktiver Würfel informiert Angehörige lau-fend über das Wohlbefinden von älteren oder pflegebedürftigen Menschen. Der Prototyp wurde am Austrian Institute of Technology (AIT) entwickelt und erhielt beim europäischen Active and Assistive Living Award nun den Publi-kumspreis für das beste Projekt 2015. Martin Morandell, Senior Engineer am AIT, leitet seit zwei Jahren das EU-Projekt „RelaxedCare“. Herausgekommen ist ein dekorativer und innovativer Würfel, der eine permanente Verbindung zwischen den pflegenden Personen und ihren Angehörigen herstellt. Er zeigt mit Farbsignalen an, wie es dem anderen geht, ob er oder sie aktiv ist oder Ge-sellschaft möchte. So lässt sich auch aus der Distanz, etwa aus der Wohnung oder dem Büro, feststellen, ob alles in Ordnung ist. „Wir versuchen im Projekt ‚RelaxedCare‘ speziell das Leben pflegender Angehöriger zu erleichtern“, sagt Morandell. „Den persönlichen Kontakt soll das System nicht ersetzen.“ Ab Jänner 2016 wird der Prototyp in Feldversuchen in Salzburg getestet. (red)

TerMine

reise-sicherheitsgipfel der Europäischen Reise­versicherungThema: „Silver Agers – die wachsende Ziel­gruppe“ 19.10., 17 Uhr, Austria Trend Parkhotel Schönbrunn, Hietzinger Hauptstraße 10–14, 1130 Wien

Messe Gustav inter­nationaler Salon für Konsumkultur, Design, Genuss und Nachhaltig­keit 23.–25.10., Dorn­birner Messe, Messe­platz 1, 6850 Dornbirn

Gesundheitsmarkt-forschung im Umbruch. Informationsveranstal­tung von GfK Austria und IGEPHA 12.11., 9 Uhr, GfK, Ungargasse 37, 1030 Wien

symbolische Forstaktion Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pflanzen unter Anleitung von Stadtgärtnern am Rand von Wien einen Wald als Symbol für Menschen mit der seltenen Lungenerkrankung IPF.

Fernhilfe Über digitale Hilfsangebote können Angehörige künftig mit pfle­gebedürftigen Menschen vernetzt sein und werden laufend über deren Zustand informiert. .

interessanter Vortrag Staatssekretär Harald Mah­rer war Gast beim Salon A. Eingeladen hatten Obfrau Ulrike Mursch­Edlmayr (li.) und ihre Stellvertreterin Co­rinna Prinz­Stremitzer (re). Gekommen ware zahlreiche Gäste aus Apothekerschaft, Politik und Gesundheits­wesen.

rehaBiLiTaTiOn

neues sonderkrankenhausERÖFFNUNG. Die Pensionsversicherungsanstalt stellte kürzlich ihre neu gestaltete Sonderkran-kenanstalt Bad Aussee vor. Unter den Festgästen fanden sich der steirische Landeshauptmann Her-mann Schützenhöfer sowie zahlreiche Vertreter aus der Landespolitik, dem Gesundheits- und dem Sozialwesen. Manfred Felix, Obmann der Pensi-onsversicherungsanstalt: „Die Versorgung mit einer medizinisch hochwertigen Rehabilitationsleistung ist unerlässlich, um den Patienten zu helfen, nach einer Akutbehandlung wieder in ihr gewohntes be-rufliches und gesellschaftliches Leben hineinzufin-den.“ Die neu gestaltete Reha-Einrichtung betreut jährlich rund 2.400 Patienten. (red)

Karriere

Mehr Anreiz für VorsorgeJulian hadschieff, Ob­mann des Fachverban­des der Gesundheits­betriebe, ist überzeugt, dass ein stärkeres Bewusstsein für eine gesunde Lebensweise und die Förderung per­sönlicher Gesundheits­vorsorge die wichtigsten Schritte auf dem Weg zu mehr gesunden Lebens­jahren sind. Er fordert daher mehr Anreize wie beispielsweise die steu­erliche Absetzbarkeit von persönlicher Gesund­heitsvorsorge.

Gruppierte DiagnostikWolfgang speiser ist stolz auf die Eröffnung: „Wir sind neun Fachärz­te für Labordiagnostik, die in der Ärztekammer organisiert sind und sich zu einer Gruppenpraxis zusammengeschlos­sen haben.“ Speiser ist Sprecher und Gesell­schafter von „Labors.at“, Österreichs größtem Anbieter im Bereich der Labormedizin, die nun als erste Gruppenpraxis im neuen Vienna Medical Innovation Center (VMIC) ihren Standort eröffnete.

Geförderte Schulungenanna Mayer, Bundes­vorsitzende der Österrei­chischen Diabetikerverei­nigung (ÖDV), hat für die Organisation den Gerti Reiss Fonds zugespro­chen bekommen. Der von Sanofi mit 5.000 € dotierte Preis versteht sich als Beitrag des Pharmakonzerns, um Organisationen, die die Schulung von Diabetes­patienten zum Organi­sationszweck haben, zu unterstützen.

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