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medianet.at health economy Privatkliniken Branche setzt rund 400 Mio. € um und ist heiß umkämpft 66 Forschung Baxalta will 20 neue Medikamente bis 2020 bringen 67 Investition Sandoz hat Werk in Schaftenau kräftig ausgebaut 67 Demografie Alzheimer nimmt zu, Industrie sucht Lösungen 70 Lebensstil WHO warnt: Lebenserwartung wird wieder sinken 71 Freitag, 25. September 2015 COVER 65 © panthermedia.net/photographee.eu Krebskongress in Wien zeigt neue Durchbrüche Bis Sonntag tagen 20.000 Krebsmediziner auf Europas wichtigstem Fachevent in Wien. medianet zeigt neueste Forschungsergebnisse. 68 Globales Netzwerk Sabine Radl Die Französisch-Österreichi- sche Handelskammer CCFA hat Sabine Radl, Geschäfts- führerin von Sanofi Österreich, in den Vorstand berufen. Radl sieht ihr Engagement im CCFA als Chance, die Unternehmens- herkunft zu betonen. Neuer Finanzchef Eugene Van Rensburg Astellas Pharma EMEA, die Re- gionalzentrale für Europa, den Nahen Osten und Afrika des japanischen Konzerns, hat Eu- gene Van Rensburg zum CFO befördert. Er tritt die Nachfolge von Niek Stander an, der nun die Leitung für den deutschen Betrieb managt. © sanofi/krischanz.zeiller © Astellas DIE NEUE APP FÜR MEHR THERAPIESICHERHEIT BEI TRANSPLANTATIONSPATIENTEN myOrgan Fortschritt bis ins Detail myOrgan für iPhone myOrgan für Android Mehrweg-OP-Textilien von Wozabal liegen bei der Ausgangsqualität erheblich über der geforderten Leistung. Das betrifft nicht nur die geringere Abgabe von Partikeln, sondern genauso die Robustheit und den atmungsak- tiven Tragekomfort für alle im OP Beteiligten. Weitere Informationen finden Sie auf www.wozabal.com WEIL QUALITÄT ALLES ANDERE ALS EIN DEHNBARER BEGRIFF IST. SPITÄLER Leitende Ärzte fordern Reformen WIEN. Nicht nur das Wetter brachte diesen Sommer Spitzen- werte mit sich, auch die Patienten- zahlen in den Spitalsambulanzen stiegen deutlich an. Sie verzeich- neten rund 10% mehr an Akutpati- enten, teilt der Verband leitender Krankenhausärzte (VLKÖ) mit. Statistisch gesehen besuche je- der Österreicher zwei Mal pro Jahr eine Klinik. VLKÖ-Präsident Primar Otto Traindl fordert – im Gegensatz zur Ärztekammer – eine Entlastung durch Primärversor- gungszentren. Seite 66 © panthermedia.net/Gennadiy Poznyakov

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medianet.at

health economy

Privatkliniken Branche setzt rund 400 Mio. € um und ist heiß umkämpft 66

Forschung Baxalta will 20 neue Medikamente bis 2020 bringen 67

Investition Sandoz hat Werk in Schaftenau kräftig ausgebaut 67

Demografie Alzheimer nimmt zu, Industrie sucht Lösungen 70

Lebensstil WHO warnt: Lebenserwartung wird wieder sinken 71

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Krebskongress in Wien zeigt neue Durchbrüche Bis Sonntag tagen 20.000 Krebsmediziner auf Europas wichtigstem Fachevent in Wien. medianet zeigt neueste Forschungsergebnisse. 68

Globales Netzwerk

Sabine radl Die Französisch-Österreichi-sche Handelskammer CCFA hat Sabine Radl, Geschäfts-

führerin von Sanofi Österreich, in den Vorstand berufen. Radl sieht ihr Engagement im CCFA als Chance, die Unternehmens-

herkunft zu betonen.

Neuer Finanzchefeugene van rensburg

Astellas Pharma EMEA, die Re-gionalzentrale für Europa, den Nahen Osten und Afrika des

japanischen Konzerns, hat Eu-gene Van Rensburg zum CFO befördert. Er tritt die Nachfolge von Niek Stander an, der nun die Leitung für den deutschen

Betrieb managt.

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Mehrweg-OP-Textilien von Wozabal liegen bei der Ausgangsqualität erheblich über der geforderten Leistung. Das betrifft nicht nur die geringere Abgabe von Partikeln, sondern genauso die Robustheit und den atmungsak-tiven Tragekomfort für alle im OP Beteiligten.

Weitere Informationen finden Sie auf www.wozabal.com

WEIL QUALITÄT ALLES ANDERE ALS EIN DEHNBARER BEGRIFF IST.

SPItäLer

Leitende Ärzte fordern ReformenWIEN. Nicht nur das Wetter brachte diesen Sommer Spitzen-werte mit sich, auch die Patienten-zahlen in den Spitalsambulanzen stiegen deutlich an. Sie verzeich-neten rund 10% mehr an Akutpati-enten, teilt der Verband leitender Krankenhausärzte (VLKÖ) mit. Statistisch gesehen besuche je-der Österreicher zwei Mal pro Jahr eine Klinik. VLKÖ-Präsident Primar Otto Traindl fordert – im Gegensatz zur Ärztekammer – eine Entlastung durch Primärversor-gungszentren. Seite 66

© panthermedia.net/Gennadiy Poznyakov

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medianet.at66 HealtH:care Freitag, 25. September 2015

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Nicht nur das Wetter brach-te diesen Sommer Spitzenwerte mit sich, auch die Patientenzahlen in den Spitalsambulanzen stiegen deutlich an: Sie verzeichneten rund 10% mehr an Akutpatienten, teilt der Verband leitender Kranken-hausärzte (VLKÖ) mit. Statistisch gesehen besuche jeder Österreicher zwei Mal pro Jahr eine Klinik, das macht 16 Mio. Ambulanzbesuche pro Jahr. „Immer noch kämpfen Österreichs Ambulanzen mit einem unverminderten Andrang der Pati-enten – Patienten, die auch bei un-

seren Kollegen in den Ordinationen bestens versorgt werden können“, erklärt der VLKÖ-Präsident Primar Otto Traindl.

Primärversorgung ausbauenDer VLKÖ fordert deshalb eine ra-sche Umsetzung der Gesundheits-reform und eine Lenkung der Pati-entenströme. Das Prinzip des „Best Point of Service“ mittels Primary Health Center (PHC) sei das erklär-te Ziel einer solchen Gesundheits-reform. Primary Health Center, aber auch Einrichtungen wie me-dizinische Call-Center für Patien-ten, seien jedoch nur erste Ansätze.

Der VLKÖ steht Einrichtungen wie dem medizinischen Call-Center po-sitiv gegenüber, wenn es sich dabei um international erprobte Modelle handelt und die qualitativ hoch-wertige Beratung zu einer Lenkung der Patienenströme führt. „Selbst-verständlich sind solche Einrich-tungen aber kein Ersatz für das Arzt-Patientengespräch, sondern lediglich ein Weg, den Patienten so rasch wie möglich an den richtigen Arzt zu bringen“, sagt Traindl.

Breit diskutiert werden sollte aus Sicht des VLKÖ auch die Wie-dereinführung der umstrittenen Ambulanzgebühr. Sie könne einer-

seits regulierend eingreifen und außerdem sei sie im Stande, auch teure Spitalsleistungen im ambu-lanten Bereich teilweise abzude-cken, sind die Primarärzte über-zeugt. „Diese Maßnahme ist jedoch nur sinnvoll, wenn der bürokra-tische Aufwand im Gegensatz zu früheren Jahren massiv reduziert und von der medizinischen wie pflegerischen Leistung entkoppelt wird.“ Wie das gehen soll, lässt der VLKÖ offen.

Parallel müsse das Angebot für berufstätige Patienten im nieder-gelassen Bereich entsprechend flächendeckend und mit zeitlich sinnvollen Ordinationszeiten aus-gebaut werden. „Durch dem Beruf angepasste Öffnungszeiten der Ordinationen und Praxen haben einige bereits erkannt, dass so der Bedarf der Patienten gedeckt ist“, meint Traindl. „Ein Patient mit Halsschmerzen gehört ins Bett und, wenn die Beschwerden zuneh-men, zum Hausarzt, aber nicht in die überfüllte Klink.“

Ebenso sei aber erforderlich, endlich österreichweit darzustel-len, wer wann wo und warum ei-ne Ambulanz aufsucht, meint der Chef der Primarärzte und fordert hier von den Kliniken Transparenz ein. Die Daten sind seiner Meinung nach nämlich durchaus vorhanden. „Es wäre ein schweres Versäumnis der österreichischen Spitalsträger, wenn sie nicht über entsprechen-des Datenmaterial verfügten.“ Es sei mit Sicherheit anzunehmen, dass große regionale Unterschiede bestehen, insbesondere zwischen Ballungsgebieten und dem länd-lichen Raum.“ Auf die müsse man bei den Reformen auch reagieren.

Ärztekammer skeptischDie Ärztekammer steht in ihrem Widerstand gegen Primärversor-gungszentren im heimischen Ge-sundheitswesen zunehmend iso-liert da. Bund, Länder und Sozial-versicherung übten bereits Kritik an den angedrohten Kassenver-tragskündigungen der Standesver-tretung. Die Kammer fürchtet um Einfluss und dass von Kammer und Krankenkasse ausverhandelten Ge-samtverträge ausgehöhlt werden.

Primarärzte sind für rasche reformÜberraschende Unterstützung für die Gesundheitsreform und den Ausbau der Primärversorgung kommt von den leiten-den Spitalsärzten. Unterdessen bremst die Ärztekammer.

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WIEN. Im Sektor der Privatkliniken rumort es weiter. Nachdem die Ärz-tekammer die Übernahme der Pri-vatklinik Goldenes Kreuz in Wien durch die zur Uniqa gehörende Pre-miqamed-Gruppe beim Kartellge-richt beeinsprucht hat, steigt jetzt offenbar ein unterlegener Investor einer anderen Klinik in den Ring. Der Wiener Rechtsanwalt Helmut Grubmüller rief den Verein „Uni-corrupti – Kampf der Korruption“ ins Leben, dessen Obmann er auch ist. Gemeinsam mit seinem Bruder Walter will er „Mauscheleien zwi-schen Politik, Wirtschaftskammer und Großkonzernen“ aufdecken.

Hintergrund: Walter Grubmül-ler wollte mit seiner Privatklinik „Vienna International Medical Clinic“ (VIMC) Aufnahme in den Privatkrankenanstalten-Finanzie-

rungsfond (PRIKRAF) finden. Oh-ne Abrechnungsmöglichkeit über diesen sei eine Privatklinik nicht konkurrenzfähig. Diese Aufnahme wurde verweigert – trotz zweier unabhängier Gutachten. „Man be-gründete die Verweigerung damit, dass die VIMC zu nahe am AKH lie-ge und somit kein Bedarf für eine Privatklinik bestehe.“ Gleichzeitig seien aber Bestrebungen im Gange, sogar auf dem AKH-Gelände eine Privatklinik zu errichten.

Ausbau in DöblingDer mögliche Errichter hier: die Premiqamed-Gruppe. Deren Pläne dürften allerdings mit der Über-nahme der Klinik Goldenes Kreuz, die direkt neben dem AKH liegt, so-wieso vom Tisch sein. Fix ist aber, dass die Premiqamed heuer rund

15 Mio. € in den Ausbau der Privat-klinik Döbling, deren Ambulanz-zentrum und das dortige Ordinan-tionszentrum investiert. Allein das Ordinationszentrum wird um rund 1.400 m² erweitert. „Die Nachfra-ge nach Ordinationsflächen mit so ausgezeichneter Infrastruktur und einer direkten Anbindung an die Privatklinik Döbling ist groß“, sagt Karin Zeiler-Fidler, Geschäftsführe-rin des Ambulatorium Döbling.

Insgesamt setzen die heimischen Privatkliniken – ohne Ordensspitä-ler – pro Jahr rund 400 Mio. € um, schätzt der zuständige Fachver-band in der Wirtschaftskammer. Neben Privatversicherungen zah-len auch die öffentlichen Kassen für jene Behandlungen, die sonst in öffentlichen Kliniken gemacht wer-den müssten. (red)

Debatte um PrivatklinikenDie heimischen Privatkliniken setzen rund 400 Mio. € um. Der Markt ist hart umkämpft, wie aktuelle Diskussionen zeigen.

Die Ärztekammer kämpft gegen den Verkauf der Privatklinik „Goldenes Kreuz“.

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Weil Spitalsambulanzen teuer sind und zum Teil unnötig frequentiert werden, fordern nun auch die Primarärzte Entlastungen.

Fortschritt als ReformmotorMartin rümmele

Viel ist an dieser Stelle schon über medizinischen Fortschritt diskutiert worden. In diesen Ta-gen zeigen sich wieder dynami-sche Entwicklungen im Rahmen des europäischen Krebskon-gresses ECC, der gerade in Wien tagt; 20.000 Mediziner informieren sich hier über neue Studien und Therapiemöglich-keiten. Dass diese die öffentlichen Sys-teme viel Geld kosten werden, ist zu erwarten. Das jüngste Beispiel eine neuen Hepatitis C-Medikaments, das die bisher unheilbare Krankheit in drei Monaten heilen kann, zeigte, wohin das führt: Die Budgets der Krankenkassen brachen wie Dämme, die Kassen rutschten ins Minus. Die Kassen versuchen nun gegenzusteuern, indem sie die hohen Preisforderungen der Industrie bremsen wollen. Auch wenn die Industrie jammert: Das ist die ureigenste Aufgabe der Kassen. Gleichzeitig hat die Pharmabranche aber recht, wenn sie Reformen im System einfordert und argumentiert, dass der Fortschritt auch etwas kostet. In Summe erhöht die Entwick-lung in jedem Fall den Druck auf Änderungen im System. Die entscheidende Frage wird sein, ob hier endlich sinnvolle Lösungen gefunden werden, die auch den Menschen helfen, oder nur der Rotstift regiert und damit die Probleme nur vor sich hergeschoben werden.

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medianet.at Freitag, 25. September 2015 Pharma:rePort 67

••• Von Ina Schriebl

WIEN. Die Abspaltung ging blitz-schnell. Ein großer Teil dessen, was früher unter Baxter firmierte, heißt heute Baxalta. Medical Products sind weiterhin bei Baxter, der ge-samte BioScience-Geschäftsbereich ist nunmehr unter Baxalta zusam-mengeführt – was insbesondere Österreich betrifft.

„Kein anderes Land hatte größere Herausforderungen zu meistern“, erklärt Karl-Heinz Hofbauer, Vor-standsmitglied und Plant Mana-ger Wien. Warum? Weil Österreich der größte Standort von Baxter außerhalb der USA und der wich-tigste Forschungsstandort des nun ausgelagerten Geschäftsbereichs BioScience weltweit war respek-tive ist. „Mit mehr als 4.000 Mit-arbeitern ist Österreich heute die größte Niederlassung von Baxalta, die weltweit rund 16.000 Menschen beschäftigt“, präzisiert Hofbauer. 90% der in Österreich entwickelten Produkte gehen in den Export.

„Keine Lifestyle-Pillen“Das Rebranding an den heimischen Standorten Wien, Orth an der Do-nau und Krems erfolgte in nur zwei Monaten. Die Struktur steht, die Strategie ist klar: Baxalta positio-

niert sich als hochinnovatives Bio-technologieunternehmen für sel-tene und schwere Erkrankungen. Zentrales Anliegen: „Wir produzie-ren keine Lifestyle-Pillen, sondern wollen die Lebensqualität schwer erkrankter Menschen verbessern“,

stellt Roland Bindeus, Geschäfts-führer des Baxalta Vertriebs in Österreich, klar. Sein Ziel: „20 neue Produkte bis zum Jahr 2020.“

Setzte das Unternehmen bisher auf Indikationen im Bereich Im-munologie und Hämophilie (Blu-

terkrankheit), soll nun neu auch die Onkologie hinzukommen.Einstwei-len zeichnet sich eine Innovation in der Immumologie ab – Immunglo-buline, die nicht mehr mehrmals wöchentlich, sondern nur noch einmal im Monat verabreicht wer-den müssen – und „eine Revolution in der Hämatologie“, wie Bindeus erklärt: Eine somatische Genthera-pie für Hämophilie-Patienten, bei der ein künstliches Virus gesun-de Informationen in kranke Zellen einschleust. Bindeus jedenfalls ist zuversichtlich: „Wir werden dieses Jahr mit einem guten Plus abschlie-ßen und auch in Zukunft wachsen.“ Wegen einer gut gefüllten Pipeline.

Kräftiges WachstumBaxalta Incorporated notiert seit Juli unter dem Kürzel BXLT an der New Yorker Börse. In den ers-ten sechs Monaten des Jahres 2015 konnte der Konzern seine Umsätze um rund 8% auf 2,87 Mrd. USD er-höhen. Das Unternehmen sieht sich mit einer vollen Pipeline gut gerüs-tet und will das eigene Portfolio in den Bereichen Rare und Orphan Diseases mit Übernahmen und Ko-operationen stärken. Die gute Posi-tionierung ließ den Konzern auch das jüngste Übernahmeangebot des irische Konzern Shire ablehnen.

20 neue Produkte bis 2020BioScience-Geschäftsbereich von Baxter firmiert nun unter Baxalta. Ziel der mehr als 4.000 Mit arbeiter in Österreich: Innovationen zur Verbesserung der Lebensqualität.

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Karl-Heinz Hofbauer, Vorstandsmitglied und Plant Manager Wien, will kräftig wachsen.

Wie Medikamente die Welt verändern

Herzgesundheit – Statine können Leben retten

Soziale BedeutungDie Sterblichkeit aufgrund

einer Herz-Kreislauf-Erkrankung

konnte in Österreich in den

vergangenen 10 Jahren um

27% gesenkt werden.1

Ökonomische BelastungDurch die Verhinderung von

Herzinfarkten oder Schlaganfällen

können vor allem die Ausgaben

im Krankenhaus-Bereich reduziert

werden.

ForschungInnovative medikamentöse

Entwicklungen haben wesentlich

dazu beigetragen, die Sterblichkeit

durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen

zu senken.

www.pfi zer.at/vom/herzgesundheit

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1 Quelle: Townsend N. et al. (2015). Cardiovascular disease in Europe: epidemiological update 2015. European Heart Journal

SCHAFTENAU. Die Novartis-Toch-ter Sandoz hat die neue Biophar-mazeutika-Produktion „BioInject“ in Tirol eröffnet. Durch das Invest-ment von 150 Mio. € entstehen 100 hochqualifizierte Arbeitsplätze. Bei der Eröffnung waren Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) sowie Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und weitere Gäste aus der Landespolitik und der regionalen Wirtschaft anwesend.

BioInject ist eine hochmoderne Produktionsanlage, in der künftig

Fertigspritzen und Autoinjektoren sowohl für Biosimilars von Sandoz als auch für innovative Biophar-mazeutika von Novartis Pharma hergestellt werden. 18.000 Spritzen können pro Stunde befüllt werden. Damit wird Schaftenau zum voll-integrierten Biotech-Standort: Alle Prozesse der Wirkstoffentwicklung und -produktion bis zur Abfüllung, Verpackung und Logistik finden hier statt. „Mit ‚BioInject‘ beweist Sandoz sowohl die technologische Führungsposition im Bereich Bio-

pharmazeutika als auch das Be-kenntnis zur weltweiten Vorreiter-rolle bei Biosimilars“, sagte Carol Lynch, Global Head of Biophar-maceuticals and Oncology Injectab-les. George Zarkalis, Country Presi-dent von Novartis Österreich: „Mit der Eröffnung verstärkt Novartis das außerordentliche Engagement in Österreich. Seit der Novartis-Gründung im Jahr 1996 wurden über 2,2 Mrd. € in Österreich inves-tiert und die Zahl der Beschäftigten auf 5.000 ausgebaut.“ (red)

Novartis baut Sandoz ausBiopharmazeutika-Produktion „BioInject“ in Tirol eröffnet; Schweizer Pharmakonzern investierte noch einmal rund 150 Mio. in Schaftenau.

Zahlreiche Prominenz bei der Eröffnung der Sandoz-Produktion in Tirol.

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Apotheken stellen in Wien zuWIEN. Das Zustellservice der Wiener Apotheken, mit dem dringend benötigte Arznei-mittel direkt ans Krankenbett geliefert werden, wird zuneh-mend nachgefragt. Unter dem Motto „Krank daheim, wir las-sen Sie nicht allein“ steht das Notfall-Service rund um die Uhr zur Verfügung – auch in der Nacht und am Wochenen-de. Das Zustellservice soll nun verstärkt beworben werden. „Wir leben zum Glück in einer immer älter werdenden Gesell-schaft. Viele Senioren wollen, solange es geht, zu Hause wohnen. Das bedeutet für uns, Pflege- und Betreuungsangebo-te bereitzustellen. Gleichzeitig freue ich mich, wenn auch der Alltag der Menschen mit Ser-vices wie etwa der Arzneimit-telzustellung erleichtert wird“, lobt Gesundheits- und Sozial-stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ).

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Zulassung für BoehringerWIEN. Boehringer Ingelheim hat bekannt gegeben, dass die österreichische Zulassungsbe-hörde die Therapie Spiolto (Ti-otropium/Olodaterol) Respimat als langwirksame Dauerthera-pie zur ein Mal täglichen Inha-lation für Patienten mit chro-nisch obstruktiver Lungener-krankung (COPD) zugelassen hat. Es führe bei Patienten, die eine COPD-Basistherapie benö-tigen, zu signifikanten Verbes-serungen der Lungenfunktion, des Air Trappings, der Le-bensqualität und der Atemnot sowie zum reduzierten Ver-brauch an Notfallmedikation gegenüber Spiriva allein. COPD ist eine chronische, progre-diente Lungenerkrankung, die weltweit etwa 210 Mio. Men-schen betrifft.Die behandel-, aber nicht heilbare Krankheit wird bis zum Jahr 2030 die dritthäufigste Todesursache sein, schätzen Experten.

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medianet.at68 coverstory Freitag, 25. September 2015

Heute, Freitag, be-ginnt in Wien der Europäische Krebs-k o n g r e s s E C C, der noch bis kom-menden Dienstag 20.000 internatio-

nale Expertinnen und Experten in die Bundeshauptstadt lockt. Neben zielgerichteten und individuellen Behandlungsformen gegen ver-schiedene Tumorarten steht ins-besondere die Immuntherapie im Fokus des Kongresses. „Selbst die konservativsten Forscher sprechen heute von einem Paradigmenwech-sel in der Krebstherapie“, zeigt sich Wolfram Schmidt, Geschäftsführer von Roche Austria, erfreut über die jüngsten Fortschritte in der Im-muntherapie von Krebs.

Das System umkehrenTumorzellen schafften es bisher stets, die körpereigene Immunab-wehr zu unterdrücken. Die neuen Immuntherapien zielen nun auf die Blockade eben dieser Hemmung ab – mithilfe monoklonaler Antikör-per, sogenannter Immun-Check-point-Inhibitoren. Damit kehren die Forscher das System um zu ei-ner Attacke der körpereigenen Im-munzellen gegen die Tumorzellen.

„Da wir die Physiologie des Kör-pers immer besser verstehen, kön-nen wir auch immer besser mit Krebserkrankungen umgehen“, erklärt Schmidt, der aber darauf hinweist, dass künftige Immunthe-rapien allein wahrscheinlich nicht ausreichen werden. Aber als Kom-binationstherapie mit anderen Im-muntherapeutika oder gemeinsam mit Chemotherapie, Bestrahlung oder zielgerichteten Therapien könnten hervorragende Ergebnisse erreicht werden.

Roche selbst hat laut Schmidt derzeit acht Moleküle in der For-schungspipeline, die für die Im-muntherapie eingesetzt werden könnten. Auf dem Kongress wird das Unternehmen darüber hinaus Daten aus 138 Abstracts vorstel-len. Präsentiert werden im Bereich Immun- und zielgerichtete Thera-pie Ergebnisse mehrerer klinischer Studien, welche die laufenden Zu-lassungsgespräche für drei poten-tielle Medikamente gegen spezifi-sche Formen von Lungen-, Blasen- und Hautkrebs unterstützen.

Globale Forschungskooperation„Die gezielte medikamentöse Mo-bilisierung der körpereigenen Ab-wehr gegen Krebszellen, die Immu-no-Onkologie, eröffnet vollkommen neue Perspektiven und Chancen in der Krebstherapie“, unterstützt auch Tobias Eichhorn, Onkologie-Chef bei Pfizer Austria, diesen The-rapieansatz: „Durch die globale Kooperation mit Merck Darmstadt treibt Pfizer den Fortschritt in dieser sehr wichtigen Domäne an

führender Stelle mit voran.“ Zum anderen bereite auch das rasant wachsende molekularbiologische Verständnis des Tumorzellwachs-tums „den Boden für vollkommen neuartige zielgerichtete Therapien, die auch gegen resistent gewordene Krebszellen Wirkung zeigen kön-nen“, erklärt Eichhorn.

Pfizer jedenfalls präsentiert beim Kongress Daten zu neuen, „geziel-ten Therapien“ – unter anderem beim metastasierten Brustkrebs. Durch besseres Verständnis der jeweiligen zugrundeliegenden Ur-sachen konnten Medikamente ent-wickelt werden, die zielgerichteter auf Krebszellen wirken als tradi-tionelle Therapien. Pfizer hat hier ein neues Ziel ins Auge gefasst und arbeitet an der Entwicklung ei-nes Arzneimittels, das betroffenen Frauen ein längeres Leben bei bes-serer Lebensqualität ermöglichen soll.

Neue Therapie bei ProstatakrebsDie Österreich-Tochter des japa-nischen Pharmakonzerns Astellas hingegen fokussiert auf dem Kon-gress auf einen weiteren wichti-gen Meilenstein in der Therapie des fortgeschrittenen Prostata-karzinoms: Seit 1. September 2015 wird ein Astellas-Medikament mit dem Wirkstoff Enzalutamid für die Behandlung des metastasierten kastrationsresistenten Prostata-karzinoms auch vor der Chemo-therapie uneingeschränkt von den Krankenkassen erstattet. Bereits seit zwei Jahren wird das Medi-

kament erfolgreich bei Patienten angewendet, bei denen die Chemo-therapie fehlgeschlagen ist. In der sogenannten Prevail-Studie wurde die Anwendung der neuen Arznei in einem frühen Stadium vor der Chemotherapie getestet. Dadurch konnte das Risiko auf ein Fort-schreiten des Tumorwachstums und das Sterberisiko signifikant reduziert werden. Das Risiko eines Fortschreitens des Tumorwachs-tums konnte gegenüber der Stan-dardtherapie sogar um 81% auf 19% gesenkt werden. Auch die Zeit bis zur Einleitung einer Chemothe-rapie konnte signifikant verlängert werden. Mehr als die Hälfte der Patienten, die mit Enzalutamid be-handelt wurden, erhielt eine Che-

motherapie erst nach 28 Monaten; die Nebenwirkungen waren mit Placebo vergleichbar.

„Mit der Aufnahme von Enzalut-amid in die ‚Gelbe Box‘ des Erstat-tungskodex wird Männern mit Pro-statakrebs nicht nur ein längeres Leben, sondern auch ein Leben mit guter Lebensqualität ermöglicht. Die Möglichkeit, Patienten mit metastasiertem kastrationsresis-tentem Prostatakarzinom vor der Chemo eine Therapieoption anbie-ten zu können, freut uns sehr“, sagt Miroslaw Jan Lubecki, Geschäfts-führer Astellas Österreich.

Mittel gegen RiesenzelltumoreDaiichi Sankyo Austria wiederum präsentiert auf dem Kongress ak-

20.000 Krebs­mediziner aus ganz Europa tagen derzeit in Wien und diskutieren neue Forschungser­gebnisse. Die Pharma branche sieht aktuell einen Paradigmen­wechsel in der Entwicklung neuer Krebsmedika­mente, bestätigt Roche Austria­Geschäftsführer Wolfram Schmidt (Bild rechts).

Selbst die kon-servativsten For-scher sprechen heute von einem Paradigmen-wechsel in der Krebstherapie.

••• Von Martin Rümmele

onkologie punktet mit Immuntherapie20.000 Forscher aus aller Welt diskutieren bis 29. September auf dem europäischen Krebskongress in Wien über neue Behandlungsformen.

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medianet.at Freitag, 25. September 2015 coverstory 69

tuelle Daten einer Phase-I-Studie mit dem Wirkstoff PLX3397, der das Wachstum von Riesenzelltu-moren der Weichteile, insbesondere der Sehenscheide, hemmt. 52% der Patienten erreichten eine partielle Remission, und 30% der Patienten hatten einen stabilen Krankheits-verlauf nach der Behandlung mit dem neuen Wirkstoff. Gegen die Er-krankung, die zu extremen Schmer-zen und zur Gelenkversteifung führt, gibt es bis heute noch keine sytsemische Therapie. Weiters prä-sentiert das Unternehmen Daten zu Medikamenten gegen Haut- und Darmkrebs.

Daneben präsentieren Dutzen-de weitere Pharmaunternehmen vielversprechende Daten zu neuen Therpieformen gegen Krebs, dar-unter auch Boehringer Ingelheim.Wien ist Sitz dessen globalen Krebsforschungszentrums – und der Standort wird weiter ausge-baut: Im November 2015 wird ein neues Forschungsgebäude eröffnet. Auf einer Nutzungsfläche von rund 2.400 m2 werden rund 80 neue Laborarbeitsplätze zur Verfügung stehen. Darüber hinaus finanziert das Unternehmen den Neubau des Forschungsinstituts für Molekula-re Pathologie (IMP), ein Hotspot der Krebsforschung.

Die Forschung bereitet derzeit den Boden für neuartige, zielgerichtete Therapien, sagt Pfizer Onkologie­Manager Tobias Eichhorn (oben).

Die Immuno-Onkologie eröff-net vollkommen neue Perspek-tiven und Chancen in der Krebstherapie.

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Big DataForscher sind heute bereits in Lage, anhand von Genomanalysen die jeweiligen Tumorformen exakt zu spezifizieren. In große internationale Datenbanken eingespeist, finden Ärzte mit diesen spezifischen Informatio­nen jene Fälle, in denen derselbe Tumor behandelt wurde; dabei erfahren sie, welche Therapie am bes­ten nutzt. Weltweit findet eine Vernetzung statt.

telemedizinInterdisziplinäre Tumor­boards erhöhen die Überlebensdauer von Krebspatienten um durch­schnittlich sechs Monate. Um diese Diskussions­plattformen, in denen die Erkrankung von mindes­tens fünf (internationalen) Experten, vom Fachonko­logen bis zum Radiologen, besprochen wird, besser zu organisiern, wird in Kliniken zunehmend Tele­medizin eingesetzt.

Nackte ZahlenKrebsleiden waren mit 20.501 Sterbefällen im Vorjahr die zweithäu­figste Todesursache in Österreich. 84,5% der an Krebs Verstorbenen waren 60 Jahre oder älter. Tödliche Tumore traten bei Männern am häufigs­ten in Lunge, Prostata, Bauchspeicheldrüse und Dickdarm auf, bei Frauen am meisten in Brust, Lun­ge, Bauchspeicheldrüse und Dickdarm.

Relevantes aus Zukunft und Gegenwart

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Die Geschichte der Krebstherapie

Datum ereignis

1894 Erste Brustkrebsoperation

vor 1900 Entdeckung der Röntgenstrahlen sowie der radioaktiven Strahlung durch Wilhelm Conrad Röntgen sowie Marie und Pierre Curie

1912 Erste Heilung durch Strahlenbehandlung

1957 Erste Chemotherapie

1967 Leukämie bei Kindern erstmals heilbar

1976 Hodenkrebs wird heilbar

seit 1996 Zielgerichtete Medikamente gegen Krebs

2012/2013 Immuntherapie gegen KrebsQuelle: APA

so wirkt die Immuntherapie

Ziel: Die körpereigene Abwehr soll gezielt gegen tumore gerichtet werdenTumorzellen können auf verschiedene Weise das Immun­system außer Gefecht setzen; so kann z.B. der Angriff körpereigener Abwehrzellen (T­Killerzellen) blockiert werden. Gelingt es, die Abwehrmechanismen der Krebszellen aus­zuschalten, werden diese von den T­Killerzellen vernichtet.

eNtWIcKLUNG

Immuntherapie bald als PilleWIEN. Das Biotech-Unter-nehmen Apeiron AG hat mit dem deutschen Pharma-For-schungsunternehmen Evotec kleine Wirkstoff-Moleküle als Kandidaten für eine Krebs-Immuntherapie per Pille entwi-ckelt. Neuer Partner, auch für klinische Studien an Patienten, ist der Pharmakonzern Sanofi. Er will bis zu 200 Mio. € inves-tieren. Apeiron wurde vom Chef des Instituts für Molekulare Biotechnologie in Wien, Josef Penninger, gegründet. Dieser erklärt zu neuen Krebstherapi-en: „Wir sehen Daten, die bis-her unvorstellbar waren.“

AUFstocKUNG

Krebshilfe Wien übersiedeltWIEN. Die Personalknappheit in Österreichs Spitälern hat nicht nur Konsequenzen für die Versorgung der Patienten. Ob es um psychologische Un-terstützung bei der Krebser-krankung oder um rechtliche Beratung zur beruflichen Reintegration geht – die Öster-reichische Krebshilfe kommt verstärkt zum Einsatz. 3.936 Patienten und Angehörige haben 2014 das Beratungs-zentrum der Krebshilfe Wien aufgesucht. Deshalb wurde der Personalstand um 20 Wochen-stunden erweitert, daher zog die Organisation in Wien in größere Räume um: in den Pier 50, Brigittenauer Lände 50-54.

eINsIcHteN

Krebs-Tarnkappe wurde gelüftetHEIDELBERG. Experten vom Deutschen Krebsforschungs-zentrum in Heidelberg erklären in einer Studie: Die schärfste Waffe, die das Immunsystem gegen Krebs zu bieten hätte, sind die T-Killerzellen. Anhand der Oberfläche anderer Zellen können sie zwischen Freund und Feind unterscheiden. Im Normalfall werden auch entar-tete Körperzellen als feindlich wahrgenommen und entfernt. Doch dem stehen die Strategi-en der Tumorzellen entgegen. Diese bringen eine Unterart von T-Zellen, die „Tregs“, dazu, die T-Killerzellen abzuschalten.

BroscHÜreN

Österreich steht sehr schlecht daKREMS. Die Qualität von In-formationsbroschüren zum Thema Krebs-Früherkennung in Österreich, Deutschland und der Schweiz wurde unter die Lupe genommen. Dabei schnitt laut dem Department für Evidenzbasierte Medizin der Donau-Uni Krems Österreich am schlechtesten ab.

Quelle/Grafik: APA

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medianet.at70 Life:Science Freitag, 25. September 2015

••• Von Ulli Moschen

GRAZ. CBmed, das K1-Kompetenz-zentrum für Biomarkerforschung in der Medizin in Graz, hat seinen Betrieb zu Beginn dieses Jahres aufgenommen, und die ersten Pro-jekte in verschiedenen Kooperati-onen laufen bereits auf Hochtou-ren. Die Ziele dabei sind durchaus ambitioniert: Von den Forschungs-ergebnissen erhofft man sich, in Zukunft Krebs und Stoffwechsel-erkrankungen mit maßgeschnei-derten Therapien entgegenwirken zu können.

Im Forschungsfeld Krebs wird die häufig unterschätzte Rolle des Immunsystems bei der Krebs-Ent-stehung und -bekämpfung unter-sucht. „Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass man am Verhalten des

Immunsystems die Entwicklung des Krebses voraussagen kann, und es wird intensiv daran geforscht, ob das Verhalten des Immun-systems nicht viel wichtiger ist im Fortschreiten der Krankheit als die Mutation der Krebszellen selbst“, sagt Thomas Pieber, wissenschaft-licher Geschäftsführer (CSO) von CBmed.

Krebs und StoffwechselFettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und Leberzirrhose sind mit einem er-höhten Risiko an Krebserkran-kungen verbunden. Der zweite Forschungsschwerpunkt des CB-med, das Thema Stoffwechsel und Entzündung, schließt also nahtlos an die Krebsforschung an. In Ko-operation mit Joanneum Research soll mittels sogenannten Metabo-

lomics-Technologien ein Profil des Stoffwechselzustands eines Men-schen generiert werden. „Was Sie mittels Metabolomics erstellen, ist gleichsam ein digitaler Fingerprint des Stoffwechselzustands“, erklärt Pieber. Die Messergebnisse können aus der Perspektive verschiedens-ter Fragestellungen beforscht wer-den. Die Metabolomics stellen eine der Kerntechnologien von CBmed dar, teilt das Netzwerk in diesem Zusammenhang mit.

Das K1-Kompetenzzentrum CB-med läuft wie berichtet im Rah-men des Comet-Programms der Bundesministerien für Wissen-schaft, Forschung und Wirtschaft sowie für Verkehr, Innovation und Technologie. Bis 2018 verfügt es über ein Budget von 17,4 Millio-nen Euro.

gelassen und mit der Pflegesituati-on überlastet. Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger und Monika Nat-lacen von der Selbsthilfeorgani-sation Alzheimer Austria fordern neben der besseren Vereinbarkeit von Pflege- und Berufstätigkeit vor allem den Ausbau regionaler

••• Von Ulli Moschen

WIEN. Weltweit leiden 46 Mio. Menschen an Alzheimer-Demenz. In Österreich leben rund 130.000 Menschen mit der Erkrankung, bis zum Jahr 2050 wird sich die Zahl der Betroffenen auf fast 400.000 verdreifachen – eine sozial- und gesundheitspolitische Herausfor-derung.

Karl Blecha, Präsident des Pen-sionistenverbandes Österreichs (PVÖ), forderte anlässlich des Welt-Alzheimertags am Wochenende ei-ne rasche und konsequente Umset-zung einer Demenzstrategie, deren Erarbeitung Gesundheitsministe-rin Sabine Oberhauser (SPÖ) und Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) Anfang 2015 initiiert hatten.

Beratung ist wichtigDarunter fallen umfassende Maßnahmen, etwa verstärkte Beratungsangebote, ein Rechts-anspruch auf eine Pflegekarenz, bundesweite einheitliche Quali-täts-Standards, Ausbau von statio-nären und mobilen Diensten, eine Stärkung der Prävention, frühzeiti-ge Diagnosen, eine verstärkte For-schung und Aufwertung des Pfle-geberufs.

„Die notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen müs-sen jetzt bereitgestellt werden, damit wir in Zukunft über ausrei-chend qualifiziertes Pflege- und Beratungspersonal, stationäre und mobile Einrichtungen sowie Unter-stützungsangebote für Erkrankte und ihre Angehörigen verfügen“, sagt Blecha.

Rund 80% der pflegebedürfti-gen Menschen werden zu Hause – zum Teil mit Unterstützung so-zialer Dienste – durch Angehörige betreut. Diese fühlen sich oft allein

Unterstützungsstrukturen und die Bereitstellung von Informationen zu sämtlichen Leistungen.

„Pflege und Betreuung ist eine solidarische Aufgabe, kein indi-viduelles Risiko. Wir müssen uns deshalb gemeinsam darum be-mühen, die bestmögliche Unter-

stützung für alle bereitzustellen“, sagt Fenninger. Michael Chalup-ka, Direktor der Diakonie Öster-reich, fordert zudem zusätzlich eine entsprechende Aufklärung der Bevölkerung, denn „Menschen mit Demenz dürfen nicht auf ihre Krankheit reduziert werden, son-dern sind ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft“.

Forschung an Meduni WienKlinische Therapien hingegen gegen Alzheimer sind Zukunftsmusik. An der Meduni Wien wird derzeit an einer Impfung geforscht, die Funk-tionsstörungen beim Stofftrans-port innerhalb der Nervenzellen und damit einer Verschlechterung der Gedächtnisleistung entgegen-wirken könnte. „Wir können Alz-heimer derzeit weder verhindern noch heilen, aber wir können den Ausbruch der Krankheit durch die richtigen Maßnahmen ins hohe Alter verschieben“, sagt Peter Dal-Bianco von der Meduni Wien. „Be-wegungsträge Menschen haben ein um 80 Prozent erhöhtes Alzheimer-Risiko im Vergleich mit körperlich aktiven Menschen.“ Durch die rich-tigen präventiven Maßnahmen – körperliche Bewegung, Vermeidung von Übergewicht, soziale Kontakte, lebenslange Neugier und den ver-mehrte Verzehr von Fisch, Gemüse und Obst – sei es möglich, den Aus-bruch der Krankheit zu verzögern.

Alzheimer wird zur HerausforderungExperten fordern rasche Umsetzung der Demenzstrategie und orten in Alzheimer eine gesundheitspolitische Herausforderung.

Biomarker als HighlightBiomarkerforschung am CBmed Kompetenzzentrum bringt neueste Technologien und eine weltweite Vernetzung.

Rund 80% der pflegebedürfti-gen Menschen mit Demenz werden derzeit noch zu Hause betreut.

Thomas Pieber, wissenschaftlicher Geschäftsführer von CSO, sieht enormes Potenzial.

Derzeit gibt es in Österreich rund 130.000 Men-schen mit Alzhei-mer-Demenz. Bis 2050 könnten sich die Zahlen nahezu verdreifachen.

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medianet.at Freitag, 25. September 2015 HealtH:care 71

••• Von Ina Schriebl

WIEN. Die Weltgesundheitsorgan-siation warnt in ihrer neuesten Europa-Analyse: Zwar nimmt ak-tuell die Lebenserwartung ständig zu, doch gleichzeitig weist Europa von allen Regionen der WHO den höchsten Tabak- und Alkoholkon-sum auf. „Diese Risiken könnten, zusammen mit der Ausbreitung von Übergewicht, dazu führen, dass die Lebenserwartung in künf-tigen Generationen wieder sinkt“, sagt die WHO. Tabak- und Alko-holkonsum tragen wesentlich dazu bei, die Lebenserwartung zu ver-kürzen. „Es besteht ein sehr reelles Risiko, dass diese Erfolge verloren gehen, wenn der Tabak- und Alko-holkonsum weiter auf dem gegen-wärtigen Niveau bleibt. Dies gilt insbesondere für junge Menschen, die Gefahr laufen, kürzer zu leben als ihre Großeltern“, sagte Zsuz-sanna Jakab, WHO-Regionaldirek-torin für Europa.

Positive DetailergebnisseDie WHO zeigt aber auch Chancen: Generell sei Europa gut unterwegs, einige der gesteckten Ziele zu errei-chen, etwa die Senkung der vorzei-tigen Sterblichkeit und die Festle-gung zusätzlicher Gesundheitsziele in den Ländern. „Dieser Bericht be-inhaltet ermutigende Fortschritte“, sagte Jakab. „Unsere Mitglieds-staaten haben ‚Gesundheit 2020‘ als Chance begriffen und genutzt, und wir können jetzt die ersten konkreten Ergebnisse sehen.“

Aus dem Bericht geht hervor, dass die Europäische Region auf bestem Wege zu einer Reduzierung der vor-zeitigen Sterblichkeit um 1,5% pro Jahr bis 2020 ist. Dies bedeutet, dass die Zahl der Menschen, deren

Leben durch Herz-Kreislauf-Krank-heiten, Krebs, Diabetes mellitus und chronische Atemwegserkrankungen verkürzt wird, stetig abnimmt.

„Der Bericht sollte uns alle alar-mieren“, reagiert Robin Rumler, Präsident des Branchenverbandes Pharmig. Nicht nur die Betroffenen

seien belastet, auch die Gesund-heitssysteme.Wichtig sei, das Be-wusstsein in der Bevölkerung für den Wert der eigenen Gesundheit zu stärken und klarzu- machen, wie sehr jeder einzelne positiv auf den eigenen Gesundheitszustand einwirken kann.

lebensstil verkürzt lebenserwartungDie Weltgesundheitsorganisation überrascht mit einer ungewöhlichen Warnung: Die Lebenserwartung könnte in den kommenden Jahren sinken.

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Prävention

Kompetenz für Gesundheit stärkenWIEN. Bund, Länder und Sozial-versicherung ziehen an einem-Strang, um die Gesundheits-kompetenz der österreichischen Bevölkerung zu stärken. Am Mitt-woch wurde die Österreichische Plattform Gesundheitskompetenz (ÖPGK) präsentiert. Ziel der Platt-form ist, österreichweit wirksame Maßnahmen zu bündeln und de-ren Umsetzung zu unterstützen. Viele Entscheidungen, die wir im Alltag treffen, beeinflussen unsere Gesundheit: ob im Krankheitsfall, beim tagtäglichen Einkauf von Le-bensmitteln, am Arbeitsplatz oder bei Freizeitaktivitäten. Gesund-heitskompetenz beschreibt die Fähigkeit eines Menschen, gesund-heitsbezogene Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und letztendlich in „gesundheits-wirksames“ Handeln umzusetzen.

Tabak, Alkohol und Übergewicht könnten die Lebenserwartung sinken lassen.

Förderung der medizinischen Forschung in ÖsterreichEngagement für heimische Hochschulen: Im Rahmen der „Sanofi Stiftung für medizinische Forschung in Österreich“ unterstützt das pharmazeutische Unternehmen herausragende wissenschaftliche Leistungen.

WIEN/ÖSTERREICH. Als eines der weltweit führenden, for-schenden pharmazeutischen Unternehmen und Partner im Gesundheitswesen möchte Sanofi zur Verbesserung der öf-fentlichen Volksgesundheit beitra-gen. Aus diesem Grund wurde die Stiftung zur Förderung der medi-zinischen Forschung in Österreich ins Leben gerufen. Seit 1964 wird den Medizinischen Universitäten Graz, Inns bruck, Wien und in jün-gerer Zeit der Paracelsus Medizi-nischen Privatuniversität in Salz-burg ein Forschungsbeitrag zur Verfügung gestellt, der zu gleichen Anteilen aufgeteilt wird.

Die Stiftung möchte durch diesen Forschungsbeitrag die herausragenden Leistungen und exzellenten Arbeiten von

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Sanofi ist es ein wichtiges An-liegen, neben der eigenen For-schung auch die Wissenschaft an den Hochschulen zu fördern. Den Medizinischen Fakultäten von Graz, Innsbruck, Salzburg und Wien wird deshalb jährlich ein namhafter Betrag für Preis-gelder zur Verfügung gestellt.

Know-how: Sanofi unterstützt talentierte Akademiker bei der Realisierung ihrer Forschungsideen; gleichzeitig tritt man mit klugen Köpfen von morgen in Kontakt.

jungen Forscherinnen und For-schern honorieren und sie zu weiterer Tätigkeit ermutigen. Denn gerade diese Potenziale tragen dazu bei, das Ansehen Österreichs als attraktiven Stand-ort für Wissenschaft mitzuprägen und mitzugestalten.

Das ProzedereBewerben können sich Dokto-rinnen/Doktoren der Medizin oder akademisch graduierte Na-turwissenschaftlerinnen/Natur-wissenschaftler. Im Fokus stehen jene Arbeiten, die eine wesent-liche Grundlage zur Entwicklung neuer Therapiestrategien bezie-hungsweise zur Vorbeugung von Erkrankungen und zur Gesund-heitserhaltung bilden. Die Medi-zinischen Universitäten agieren

für sich, schreiben ihre Preise aus und ermitteln ihre Preisträger. Dazu wird jeweils ein Kuratori-um gebildet – bestehend aus der Rektorin/dem Rektor bzw. seiner Stellvertreterin/seinem Stellver-treter für Forschung oder dem für Forschungsagenden zuständi-gen Mitglied des Rektorats, zwei unabhängigen Professoren der jeweiligen Universität und einer Vertreterin/einem Vertreter von Sanofi in Österreich.

Den Vorsitz hat die Rektorin/der Rektor für Forschung oder das da-für zuständige Rektoratsmitglied. Die Mitglieder des Kuratoriums stimmen ab, wer den Preis erhal-ten soll, wobei sich die Vertreterin/der Vertreter von Sanofi der Stim-me enthält; damit wird gewähr-leistet, dass die Entscheidung

auf rein wissenschaftlicher Ebene gefällt wird. Die Preisverleihung erfolgt jeweils im Nachhinein für das abgelaufene Jahr. Die näch-sten Termine fi nden diesen Herbst statt, den Auftakt dazu macht die Medizinische Universität Wien.

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