health 2711

8
medianet.at health economy Übernahme Das Wiener Rote Kreuz schluckt das Grüne Kreuz 66 Bilanz I Die Kranken- kassen erwarten ein Minus von 85 Mio. € 66 Bilanz II Die Ausgaben für die Krankenhäuser steigen weiter 67 Forschung Allergosan- Chefin Frauwallner punk- tet mit Probiotika 70 Auszeichnung Wiener Städtische wählt „Pflegerin des Jahres“ 72 Freitag, 27. November 2015 COVER 65 © Humanomed Kur „Neu“ soll Prävention ins Zentrum rücken Statt auf den Ernstfall zu warten und teure Rehas zu zahlen, soll Prävention forciert werden. Darauf pocht zumindest die Kurbranche. 68 Verlängerung für Stadträtin Sonja Wehsely (45) Als Wiener Gesundheits- und Sozialstadträtin hatte Wehsely (SPÖ) in den vergangenen Jahren gleich mehrere Krisen zu bewältigen, wie die Kritik der Spitalsärzte an neuen Arbeits- zeitregelungen in Spitälern. Künftig wird Wehsely auch die Jugendagenden betreuen. Engagement für Blinde Chris Lohner (72) Für ihr Engagement „für blinde und anders behinderte Men- schen in Entwicklungsländern“ wurde die Schauspielerin und Autorin, die auch Goodwill- Botschafterin von „Licht für die Welt“ ist, mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. © APA/Georg Hochmuth © APA/Herbert Pfarrhofer © APA/AFP/Timothy A. Clary Megadeal Viagra-Hersteller Pfizer schluckt den Botox-Hersteller Allergan – für satte 150 Mrd. €. 70 © Allergosan/Helmut Lunghammer www.omni-biotic.com Institut Allergosan Pharmazeutische Produkte Forschungs- und Vertriebs GmbH Diätetisches Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (Bilanzierte Diät) Dauerstress verursacht Entzündungen im Darm. OMNi-BiOTiC® STRESS Repair: Das richtige Nervenfutter für Ihren Darm. Damit Sie Ihren Stress besser verkraften. Stress? Tun Sie was dagegen!

description

 

Transcript of health 2711

Page 1: health 2711

medianet.at

health economy

Übernahme Das Wiener Rote Kreuz schluckt das Grüne Kreuz 66

Bilanz I Die Kranken­kassen erwarten ein Minus von 85 Mio. € 66

Bilanz II Die Ausgaben für die Krankenhäuser steigen weiter 67

Forschung Allergosan­Chefin Frauwallner punk­tet mit Probiotika 70

Auszeichnung Wiener Städtische wählt „ Pflegerin des Jahres“ 72

Freitag, 27. November 2015 cover 65

© H

uman

omed

Kur „Neu“ soll Prävention ins Zentrum rücken Statt auf den Ernstfall zu warten und teure Rehas zu zahlen, soll Prävention forciert werden. Darauf pocht zumindest die Kurbranche. 68

Verlängerung für Stadträtin

Sonja Wehsely (45) Als Wiener Gesundheits- und Sozialstadträtin hatte Wehsely

(SPÖ) in den vergangenen Jahren gleich mehrere Krisen

zu bewältigen, wie die Kritik der Spitalsärzte an neuen Arbeits-

zeitregelungen in Spitälern.Künftig wird Wehsely auch die

Jugendagenden betreuen.

Engagement für Blindechris Lohner (72)

Für ihr Engagement „für blinde und anders behinderte Men-

schen in Entwicklungsländern“ wurde die Schauspielerin und

Autorin, die auch Goodwill-Botschafterin von „Licht für die

Welt“ ist, mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich

ausgezeichnet.

© A

PA/G

eorg

Hoc

hmut

APA

/Her

bert

Pfa

rrho

fer

© A

PA/A

FP/T

imot

hy A

. Cla

ry

Megadeal Viagra-Hersteller Pfizer schluckt den Botox-Hersteller Allergan – für satte 150 Mrd. €. 70

© Allergosan/Helmut Lunghammer

www.omni-biotic.comInstitut Allergosan Pharmazeutische Produkte Forschungs- und Vertriebs GmbHDiätetisches Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (Bilanzierte Diät)

Dauerstress verursacht Entzündungen im Darm.OMNi-BiOTiC® STRESS Repair:Das richtige Nervenfutter für Ihren Darm. Damit Sie Ihren Stress besser verkraften.

Stress?Tun Sie was dagegen!

Page 2: health 2711

medianet.at66 HEaltH:carE Freitag, 27. November 2015

Pharma-Kritik Von einem Ausufern der Me-dikamentenkosten könne bei einem Wachstum von 2% im September nicht die Rede sein, wehrt sich Jan Oliver Huber, Generalsekretär der Pharmig.

Debatte Aufgrund der Preis- und Ausga-bensteigerungen bei Medikamenten wurden nun mit der Pharmabran-che Rabatte für die kommenden drei Jahre fixiert.

2%

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Die Krankenkassen rech­nen bei einem Budget von insge­samt 17,2 Mrd. € für das heurige Jahr mit einem Verlust von rund 85 Mio. €. Diese aktuellste Prognose des Hauptverbands der Sozialver­sicherungsträger liegt etwas besser als die vorigen; Grund dafür sind geringfügig höhere erwartete Bei­tragseinnahmen auf der einen und geringfügig niedrigere Ausgaben auf der anderen Seite.

Im Sommer ist man noch von einem Gebarungsabgang von 129 Mio. € ausgegangen. Wurde im Au­gust bei den Beitragseinnahmen noch mit einer Steigerung von 3,5% gerechnet, waren es nun im No­

Kassen rutschen in die roten ZahlenDie meisten Krankenkassen erwirtschaften heuer wohl wieder ein Minus. Zwar fällt es niedriger aus, als erwartet, die Verantwortlichen zeigen sich aber wachsam.

© H

aupt

verb

and

der ö

ster

r. S

ozia

lver

sich

erun

gsträ

ger

WIEN. Nachdem die Bundeswett­bewerbsbehörde (BWB) ein unab­hängiges Gutachten eingeholt und das Kartellgericht einen Zusam­menschluss unter bestimmten Auf­lagen genehmigt hat, übernimmt nun das Wiener Rote Kreuz (WRK) das Rettungs­ und Krankentrans­portunternehmen Grünes Kreuz. Voraussetzung für den Zusammen­schluss war die gesellschaftsrecht­liche Transformation des Vereins Grünes Kreuz in eine eigenständi­ge Gesellschaft, die Grünes Kreuz – Rettung und soziale Dienste ge­meinnützige GmbH (GK).

Die erste Auflage für den Zusam­menschluss betrifft die Preis­ und Markenpolitik der beiden Organi­sationen; diese müssen getrennt bleiben. Dies beinhaltet den ei­genständigen Außenauftritt der

GK­Gesellschaft und die Beibehal­tung der Marke Grünes Kreuz mit seinem bisherigen Erscheinungs­bild und Logo und wird durch die eigenständige Geschäftsführung gewährleistet. Der Personalstand wird trotz Zusammenführung bei­behalten.

Synergien im Back-OfficeDie zweite Auflage betrifft die Dienste außerhalb Wiens: Vom Zusammenschluss ausgenommen sind die Geschäftsbereiche des Vereins Grünes Kreuz in Niederös­terreich und in der Steiermark. Der Hintergrund für die Übernahme sind Kostenvorteile in Verwaltung, IT und Controlling.

„Durch die Kooperation wird sich vordergründig für die Kun­den unserer beiden Organisatio­

nen nichts ändern“, sagt Alexander Lang, Landesgeschäftsleiter des Wiener Roten Kreuzes. „Bei der operativen Umsetzung von Trans­portaufträgen werden wir durch die Optimierung gemeinsamer Pro­zesse die Kosten reduzieren und si­cherstellen, dass die hervorragende Qualität unserer Dienstleistungen bei optimierten Kosten gesteigert wird.“ Das Wiener Rote Kreuz und das Grüne Kreuz sind zusammen mit dem Arbeiter­Samariter­Bund (ASB), den Johannitern, den Malte­sern und dem Sozialmedizinischen Dienst Mitglieder im Wiener Ret­tungsverbund.

Das Grüne Kreuz wird nach der Fusion in Wien rund 125 Mitarbei­ter zählen, das Wiener Rote Kreuz im Krankentransportwesen etwa 140. (um)

Fusion bei „Kreuzrettern“ Das Rote Kreuz übernimmt das Grüne Kreuz, allerdings nur in Wien. In Niederösterreich und Steiermark bremst die Wettbewerbsbehörde.

Machen künftig gemeinsam Wiens Straßen sicher: Rotes Kreuz und Grünes Kreuz.

© W

RK

/Hec

henb

erge

r

Hohe Arbeitslosenzahlen drücken die Einnahmen, hohe Ausgaben für Arzneimittel lassen die Ausgaben der Kassen steigen.

Fusionsfieber grassiertMartin rümmele

2015 wird in die Geschichte der Pharmabranche eingehen: Nie zuvor gab es so viele Übernah-men und Fusionen wie heuer. Das lässt sich schon jetzt sagen – obwohl noch einige Deals in den kommenden Wochen kom-men könnten. Der jüngste Deal von Pfizer und Allergan markiert den Höhepunkt der Branche. Für rund 150 Mrd. € pusht sich Pfizer wieder an die Spitze der Branche. Zum Vergleich: Mit der Kauf-summe könnte man die Budgets der heimischen Krankenkassen knapp neun Jahre finanzieren. Mit dem Gesamtvolumen, das die Branche heuer für M&A ausgegeben hat, könnten die Kassen sogar rund 30 Jahre ohne Beitragseinnahmen leben. Das sind natürlich Zahlenspiele, sie verdeutlichen aber die Rela-tion, die hier in der Gesundheits-wirtschaft bewegt wird. Hinter-grund für die Fusionswelle sind ausgedünnte Produktpipelines, hohe Forschungskosten für neue Produkte und nicht zuletzt prall gefüllte Kriegskassen der Kon-zerne bei gleichzeitig niedrigen Zinsen. Da sind Milliardenzukäu-fe geradezu Schnäppchen.Dennoch erwarten die Aktionäre, dass sich solche Deals rasch rechnen. Das hat zuletzt dazu geführt, dass einige Firmen nach Übernahmen die Produkte für Arzneimittel massiv angeho-ben haben. Dann gewinnt der Vergleich mit den Kassenbugets wieder an Bedeutung. Sie müs-sen die Deals am Ende zahlen.

vember 3,6%. Auch bei den Ausga­ben sieht es etwas besser aus, zum Beispiel wurde im August für die Medikamentenausgaben noch ein Plus von 7,2% prognostiziert, jetzt nur mehr eines von 6,4%.

Rabatte wirken 2016 vollDie jüngste Vereinbarung über die Verlängerung des Rahmenvertrags zur Begrenzung der Medikamen­tenkosten zwischen Sozialversi­cherung und Pharmawirtschaft ist übrigens noch nicht eingerech­net – die ist nämlich erstens noch nicht in trockenen Tüchern, da so gut wie alle in Österreich vertrete­nen Pharmaunternehmen dem Ver­trag zustimmen müssen, und wirkt zweitens erst ab 2016.

Von den neun Gebietskranken­kassen sollen heuer jedenfalls fünf ein Minus machen: Das größte wird für die Wiener GKK erwartet, nämlich 51,8 Mio. €. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren trotz eines engen Sparkorsetts be­müht, unserem Versorgungsauftrag in all seinen Facetten nachzukom­men; parallel dazu konnte auch die finanzielle Lage deutlich verbessert werden“, resümiert WGKK­Obfrau Ingrid Reischl. Nach einer Phase von sechs Jahren, die die WGKK jeweils im Plus abschließen konn­te, kommt heuer aber die Trend­wende. Die größten Löcher reißen dabei einerseits die geringeren Einnahmen für pflichtversicherte Erwerbs tätige aufgrund steigen­der Arbeitslosigkeit – in Wien im Schnitt plus 10,4%. Andererseits würden die Medikamentenkosten ausufern. Reischl: „Mehr als der halbe Abgang geht auf Kosten einer Handvoll Medikamente.“

Nur noch geringe SchuldenDie GKK Niederösterreich wieder­um soll 26,5 Mio. € Verlust machen, die GKK Oberösterreich 22,3 Mio., die GKK Tirol 20 Mio. € und jene in Vorarlberg immerhin 6,7 Mio. Ausgeglichen bilanzieren werden hingegen die GKK Burgenland und Steiermark. Ein geringfügiges Plus von 0,7 Mio. € erwartet der Hauptverband für die Salzburger Gebietskrankenkasse, noch besser soll mit 5,6 Mio. € die Kärntner GKK liegen.

Allerdings stehen die Kassen noch gut dar: Ende des Vorjahres hatten sie ein Reinvermögen von mehr als 2,5 Mrd. €. Das teilten die Sozialversicherungen in der Beant­wortung einer parlamentarischen Anfrage des Team Stronach mit. Schulden wiesen nur noch die Ge­bietskrankenkassen in Wien und Kärnten aus.

Page 3: health 2711

medianet.at Freitag, 27. November 2015 HealtH:care 67

••• Von Ina Karin Schriebl

WIEN. In Österreichs Spitälern steigt die Zahl der Behandlungen in Tageskliniken deutlich an: In den vergangenen fünf Jahren gab es hier ein Plus von 28,6%, wie aus der nun veröffentlichten Spitals-Entlassungsstatistik der Statistik Austria hervorgeht. Etwas weniger wurden hingegen die stationären Aufenthalte – im Gegenzug stieg dafür die Zahl bei tagesklinischen Operationen. Bereits jede fünfte Spitals-Entlassung (22,1%) aus ei-ner Akutkrankenanstalt erfolgte nach einem tagesklinischen Auf-enthalt; seit dem Jahr 2009 stieg diese Art der Behandlungen um 28,6%.

Nicht zuletzt dadurch sinkt auch die Zahl der Aufenthalts tage im Spital deutlich: Die durchschnittli-che Aufenthaltsdauer (ohne tages-klinische Aufenthalte) verringerte sich gegenüber 2009 um 3,2%. Im Schnitt dauerte 2014 ein stationä-rer Aufenthalt 6,5 Tage. Die Ausga-ben für die stationäre Versorgung einschließlich der stationären Langzeitversorgung machten laut Statistik Austria 13,5 Mrd. € oder 38,7% der gesamten Gesundheits-ausgaben aus. Von 2003 bis 2013 sind die Ausgaben für den statio-nären Bereich um 43,6% gestiegen.

Kompetenzen stärkenKünftig wollen die Spitäler und Betreuungseinrichtungen die Ge-sundheitskompetenz stärken, wie anlässlich einer Tagung in Wien betont wurde. Die 20. Österreichi-sche Konferenz gesundheitsför-dernder Krankenhäuser und Ge-sundheitseinrichtungen (ONGKG) stand unter dem Motto „Die Ge-sundheitskompetenz von Gesund-

heitseinrichtungen entwickeln“. Dabei geht es weniger um das me-dizinische Know-how, sondern um die Information von Patienten und Mitarbeitern. Österreich schneidet im Ländervergleich hier nämlich schlecht ab – etwa, was das Wissen um Prävention betrifft.

ONGKG-Netzwerkpräsidentin Ulrike Sommeregger: „Die Patien-ten finden es oft schwierig, zu ver-stehen, was einem die Ärzte sagen.“ Darauf müssten auch die Kranken-häuser reagieren, beispielsweise durch entsprechende Unterstüt-zung der Betroffenen.

Spitäler werden erneut teurerMehr und kürzere Behandlungen – das ist die Bilanz der hei-mischen Krankenhäuser. Die Kosten steigen auf 13,5 Mrd. €. Die Spitäler selbst suchen nun mehr Austausch mit Patienten.

© p

anth

erm

edia

.net

/Axe

l Kill

ian

KranKenKaSSe

SVA sucht Nähe zu VersichertenWIEN. Die Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft (SVA) fei-ert ein Jubiläum: Sie ist seit zwei Jahren aktiv auf Facebook vertre-ten. „Wir haben als erste Sozial-versicherung Österreichs diesen Schritt getan – mit dem klaren Ziel, unsere Dienstleistungsorientie-rung weiter auszubauen“, sagt Alexander Herzog, Vizeobmann der SVA. Mit dem Einstieg in diesen vielgenutzten Social-Media-Kanal habe die SVA ein neues Service-, Informations- und Kommuni-kationsangebot für Österreichs Selbstständige geschaffen. Auf der Facebook-Seite der SVA werden re-gelmäßige aktuelle Informationen zu Themen aus der Sozialversiche-rung gepostet, aber auch allgemei-ne Fragen und Anliegen von Ver-sicherten sowie Interessierten zu Sozialversicherungsthemen beant-wortet. Das zusätzliche Servicean-gebot und die Möglichkeit, mit den Versicherten in Dialog zu treten, stehen dabei im Vordergrund.

Die Krankenhäuser versuchen immer effizienter zu werden, die Aufenthaltsdauer sinkt.

Bei akuten und chronischen Erkrankungen ist es unumgänglich, die beste Medizin zu bekommen. Die medikamentöse Fürsorge erleichtert den Alltag. Mehr Info unter www.pharmig.at

DIE PHARMAZEUTISCHE INDUSTRIE ÖSTERREICHS

TÄGLICH. DIE BESTE MEDIZIN.

maedchen_medianet_216x288_DU130415_ABF.indd 1 15.04.13 11:50

Page 4: health 2711

medianet.at68 COverstOry Freitag, 27. November 2015

Ein breites Bekenntnis gab es dieser Tage im Nationalrat zur Sinnhaftigkeit der Kuraufenthalte: SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grü-ne verteidigten sie,

nachdem die Neos Skepsis gegen „Wellnessurlaub“ auf Krankenkas-senkosten gezeigt hatten. Aber alle inklusive Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) traten für „Nachjustierungen“ ein.

Anlass für die Debatte war, dass Neos-Abgeordneter Gerald Loacker mit einer Anfragebeantwortung Oberhausers unzufrieden war. Er vermisste genaue Erhebungen des Hauptverbandes über Alter oder Diagnose der Kur-Patienten. Er stieß sich aber auch daran, dass laut der Beantwortung jährlich rund 150.000 Menschen auf Kur gehen. So schlecht könnten die Ös-terreicher doch nicht beieinander sein, meinte er – und bezweifelte auch, dass drei Wochen Kur die Lebensgewohnheiten nachhaltig ändern könnten.

Ministerin Oberhauser trat Loa-cker entschieden entgegen: Kur und Rehabilitation seien „äußerst sinnvolle“ Instrumente. Sie „würde davor warnen, diese Diskussion auf Ebene des gefühlten Neides zu hal-ten“ – dass Menschen, die eine Kur machen, nur einen Zusatzurlaub wollten. Die Voraussetzungen seien streng – ein medizinisches Attest –, und es werde „genau geschaut“. Nachjustieren müsse man, etwa was die Nachhaltigkeit von Kuren betrifft, und auch die Tatsache, dass die Praxis je nach Bundesland sehr unterschiedlich sei.

Breite AkzeptanzDie Kur habe auch präventiven Cha-rakter und sei notwendig – aber sie müsse weiterentwickelt werden, meinte auch Claudia Durchschlag (ÖVP). Dagmar Belakowitsch-Je-newein (FPÖ) mahnte: Wenn man wolle, dass Menschen länger er-werbstätig bleiben, müsste man auch dafür sorgen, dass sie gesund bleiben – und dazu brächten Kuren oft weit mehr als ambulante Be-handlungen. Für viele seien Kuren die einzige Möglichkeit, bei guter Betreuung Gesundheitskompetenz zu erwerben, merkte die Grüne Eva Mückstein an. Natürlich müssten aber für alle Länder gleiche Regeln gelten. Besonders scharf traten die Redner der anderen Fraktionen der Kritik Loackers an den vielen Kur-aufenthalten öffentlich Bedienste-ter – deren Tätigkeit doch körper-lich nicht sehr anstrengend sei – entgegen. Oberhauser erinnerte ihn, dass auch Müllabfuhr oder Kran-kenpflege von öffentlichen Bediens-teten geleistet werde, Belakowitsch-Jenewein an die Feuerwehren.

Unterstützung erhielten die Kur-betriebe zuletzt auch vom ehemali-

gen Generaldirektor der Pensions-versicherungsanstalt, Ewald Wet-scherek, bei ihrer Jahrestagung in Bad Radkersburg. Nur etwa jeder zweite Kurantrag werde von der PVA auch genehmigt. Im Durch-schnitt seien im Jahr 2014 etwa 1,4% der Menschen auf Kur gegan-gen – man könne also bei Weitem nicht von einem „Volkssport“ spre-chen. Allerdings sei das Potenzial im Kurbereich im Hinblick auf Prä-vention enorm, weil Frühpensionie-rungen verhindert oder zumindest hinausgeschoben werden könnten.

Gesundheitsvorsorge AktivDie Kurbetriebe wollen deshalb – durchaus in Abstimmung mit der PVA – die Präventionsangebote

ausbauen. In mehreren Betrieben läuft derzeit der Pilotbetrieb der „Gesundheitsvorsorge Aktiv“, die auf Lebensstiländerungen im Be-reich Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit abzielen, sagt auch der neue Präsident des Heil-bäder- und Kurorteverbandes, Josef Sommer (siehe Interview rechts).

Manche Betriebe der Branche setzten zudem auf privat zahlende Gäste und das Wellness-Segment. Hier bremst allerdings die aktuelle Ausgabe des Wellnesshotelführers „Relax Guide“ die Erwartungen der Kur-Branche und verweist auf die angespannte Situation im Well-nesstourismus. Die Boom-Jahre der Wellnesshotellerie seien vorbei:

Die schwächelnde Wirtschaftslage und der hohe Konkurrenzdruck ha-be laut dem Herausgeber des Re-lax Guide erstmals dazu geführt, dass die Zimmerpreise stagnieren, sagte Herausgeber Christian Wer-ner bei der Präsentation der 17. Ausgabe des Relax Guide. Für die Gäste sei das nicht unbedingt eine gute Nachricht, da die Qualität der Häuser darunter leide.

Die durchschnittliche Preiser-höhung gegenüber dem Vorjahr betrug 1,04% und lag damit noch unter der Inflationsrate. Die Gäs-te hätten durch die stagnierenden Preise kaum Vorteile, da die Häuser nun bei der Qualität sparen müss-ten. „Man kann sich unschwer vor-stellen, wie sich das unweigerlich auf die Küche und auf die Dienst-leistungsqualität auswirken muss“, sagte Werner. Folgerichtig hat es die Mehrzahl der Wellnesshotels 2015 auch nicht geschafft, ihre Leistung zu verbessern. 49 Hotels, die von den Testern des Relax Gui-de für die aktuelle Ausgabe unter die Lupe genommen worden sind, wurden schlechter bewertet als im Vorjahr, nur 29 Häuser konnten sich verbessern.

Im Gegensatz dazu würden die Kurbetriebe sehr wohl in Qualität insvestieren, sagt Sommer. Die Kas-sen würden hier nicht nur auf die Leistungen, sondern auch auf die Angebote achten. „Es ist auch das Bedürfnis der Betriebe, dass wir bei den Kurgästen gesundheitlich etwas weiterbringen. Wir wollen ja Erfolge vorweisen.“

Kurverband Der neue Präsident des Heilbäder- und Kurorteverbands (ÖHKV), Josef Sommer, will die Leistungen seiner Branche stärker wahrnehmbar machen.

Kur und Reha-bilitation sind äußerst sinnvol-le Instrumente, um Menschen im Berufsleben zu halten.

••• Von Ina Karin Schriebl

Kurbetriebe wollen Profil im Bereich Prävention schärfenDas heimische Kurwesen kämpft gegen das Image des Gratisurlaubs und will mit den Kassen die Angebote so ausrichten, dass man Menschen hilft, ungesunde Lebensweisen abzulegen und chronischen Erkrankungen vorzubeugen. So sollen teure Frühpensionierungen verhindert und Beschäftigte weiter arbeitsfähig im Berufsleben gehalten werden.

© p

anth

erm

edia

.net

/ligh

twav

emed

ia

© p

rivat

Page 5: health 2711

medianet.at

ge aktiv‘, die in allen Betrieben kommen soll. Dazu gibt es auch die Forderung des Heilbäder- und Kurorteverbandes an die Pensions-versicherungsanstalt, alle bishe-rigen Partnerbetriebe im Bereich Kur auch zu Vertragspartnern von Gesundheitsvorsorge aktiv werden zu lassen.

medianet: Worum geht es da ge-nau?Sommer: Das ist ein Pilotprojekt der Pensionsversicherung, mit dem auch jüngere Menschen zwischen 30 und 50 Jahren für die Kur an-gesprochen werden sollen mit dem

Ziel, ungesunde Lebensweisen zu verändern. Dazu gibt es detailierte Leistungskataloge für die Bereiche Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit. Wie wir hören, sind die ersten Pilotprojekte, die im kom-menden Jahr genau analyisert und evaluiert werden sollen, bereits

sehr positiv. Es wird für die Be-triebe sicherlich in Zukunft darum gehen, zu zeigen, was die Kur leis-ten kann. Eine Kur kommt etwa die Pensionsversicherung und damit die Betragszahler um 32 Prozent günstiger als eine Rehabilitation, wenn ein Krankheitsfall wirklich eintritt. Das Ziel ist und muss sein, Invalidität und Rehabilitation zu verhindern und Menschen gesund und arbeitsfähig zu halten.

medianet: Die Auslastung der Be-triebe liegt im Schnitt bei etwa 74 Prozent – viele Unternehmen set-zen auch auf Angebote für privat-zahlende Patienten.Sommer: Das ist für die Unter-nehmen sicher eine zusätzliche Möglichkeit und zeigt auch, dass die Qualitätsverbesserungen die in den Häusern passieren, und die Leistungen, die wir bieten, bei den Menschen gut ankommen. Es gilt, Maßnahmen zu planen und einzu-leiten, um die private Nachfrage nach Gesundheitsleistungen zu forcieren. Solche Maßnahmen kön-nen auch eine verstärkte Zusam-menarbeit mit privaten Kranken- und Personenversicherern sein und die Unterstützung der Menschen mehr Eigenverantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen.

medianet: Die Kritiker bemängeln die fehlende Evidenz.Sommer: Es gibt zahlreiche Studi-en, die die unterschiedlichen Ange-bot belegen. Wichtig ist aber, dass man Angebote auch individuell auf die Bedürfnisse der Menschen abstimmt. Wir sind aber bemüht, unsere Erfolge auch verstärkt öffentlich zu präsentieren. Dafür wollen wir auch die wissenschaft-liche Begleitung der Angebote aus-bauen.

Freitag, 27. November 2015 COverstOry 69

Der Österreichische Hei lbäder- und Kurorteverband hat mit dem Bad Rad-kersburger Hotelier Josef Sommer einen neuen Präsiden-

ten. Er will das Potenzial und das Image der Kur ausbauen, sagt er im medianet-Interview.

medianet: Im Sommer ist viel über das heimische Kurwesen disku-tiert worden. Kritiker bezweifeln die Sinnhaftigkeit. Welchen Stel-lenwert hat die Kur heute noch? Josef Sommer: Einen großen und einen zunehmend wichtigen. Wenn wir chronische Erkrankungen in einer älter werdenden Gesellschaft einbremsen wollen, müssen wir präventiv agieren und bei ersten Anzeichen oder schon davor anset-zen. Eine Kur kann eine Änderung im Lebensstil bringen und helfen, krankmachende Angewohnheiten zu verändern. Dadurch können die Menschen auch länger arbeitsfähig gehalten werden. Damit hat die Kur einen großen volkswirtschaftlichen Nutzen.

medianet: Stichwort Wirtschaft: Welche Bedeutung hat das Kur­wesen in Österreich eigentlich?Sommer: Kurorte liegen meist in Randregionen und konzentrieren dort wichtige regionale Wertschöp-fung und Beschäftigung. Sie sind aber auch kompetente Gesund-heitsstandorte, deren Leistungen in der Öffentlichkeit für Präventi-

Die Kurbetriebe und Heil-anstalten beschäftigten über 7.700 Mitarbeiter und leisten rund 15% der Übernachtungen im Ge-samttourismus.

Kurbetriebe wollen Profil im Bereich Prävention schärfenDas heimische Kurwesen kämpft gegen das Image des Gratisurlaubs und will mit den Kassen die Angebote so ausrichten, dass man Menschen hilft, ungesunde Lebensweisen abzulegen und chronischen Erkrankungen vorzubeugen. So sollen teure Frühpensionierungen verhindert und Beschäftigte weiter arbeitsfähig im Berufsleben gehalten werden.

© M

oorh

eilb

ad H

arba

ch

Nächtigungen Die Auslastung der Kurbetriebe lag im Vorjahr laut einer neuen Studie der Donau-Uni Krems bei 74%, die direkte Wertschöpfung und die Folgewir-kungen belaufen sich auf rund 420 Mio. €.

74%

on auch stärker bekannt gemacht werden sollen. Die in den Kurorten ortsgebundenen Heilmittel und die medizinische Kur haben wertvolle Inputs für die Gesundheit der Men-schen zu bieten.

medianet: Wie sieht das aber in Zahlen aus?Sommer: Eine aktuelle Studie zeigt eine direkte Wertschöpfung von über 200 Millionen Euro; dazu kommen weitere wirtschaftliche Effekte von noch einmal rund 220 Millionen für Betriebe in Kurorten. Den strengen Kriterien des Ver-bandes entsprechen in Österreich 116 Betriebe mit mehr als 13.000 Betten. Insgesamt tragen die Heil-bäder, Thermen, Kurorte und Kur-anstalten rund 15 Prozent der Gesamtübernachtungen im Tou-rismus bei. Dazu sind die Unter-nehmen wichtige und qualifizierte Arbeitgeber vor allem in Randge-bieten. Die Betriebe beschäftigen direkt mehr als 7.700 Mitarbeiter. Eine aktuelle Studie von Professor Gottfried Haber von der Donau-uni Krems beschreibt Kurbetrie-be wörtlich als Unternehmen mit Leuchtturmeffekten, die als Leitbe-triebe in den jeweiligen Orten sehr viel bewirken können.

medianet: Wo sehen Sie die Zu-kunft der Branche?Sommer: Die heimischen Kurbe-triebe und Kurorte sollen gestärkt werden und sich gleichzeitig auch weiterentwickeln hin zur bereits erprobten ‚Gesundheitsvorsor-

volkssport? Rund 1,4% der Bevölkerung gehen pro Jahr auf Kur. Man könne also von keinem „Volks-sport“ sprechen, wie das manche Kritiker tun, sagen Kurexperten; sie fordern, dass das Angebot sogar ausgebaut wird, um Frühpensi-onierungen zu reduzieren.

Page 6: health 2711

medianet.at

••• Von Ina Karin Schriebl

GRAZ. Etwa 30% der österreichi-schen Bevölkerung leiden bereits unter Fehlfunktionen der Leber, viele davon ohne Alkoholeinfluss. Bekannt ist auch, dass eine ein-geschränkte Leberfunktion auch als Auslöser für das metabolische Syndrom gilt; die neuere Forschung zeigt auch einen Einfluss auf Volks-krankheiten wie Migräne und De-menz. Wesentlichen Einfluss auf die Entstehung der nichtalkoholi-schen Fettleber und als Spätstadi-um der Leberzirrhose hat der Zu-stand der Mikrobiota (früher auch bekannt als sogenannte Darmflora) und der Darmbarriere.

Mit einem vom Grazer Institut Allergosan entwickelten Probioti-kum konnten Wissenschafter der Meduni Graz nun erstmals zeigen, dass die Regeneration des Darms über probiotische Bakterien die Le-berfunktion verbessern kann; das internationale Interesse ist enorm.

101 Patienten untersuchtDas Forschungsteam rund um Va-nessa Stadlbauer-Köllner hat dazu eine placebokontrollierte Studie an 101 Patienten mit Leberzirrho-se durchgeführt, die an der Grazer Uniklinik für Innere Medizin, Ab-teilung für Gastroenterologie und Hepatologie, in Behandlung stehen. Im Vergleich zur Placebogruppe verbesserte sich nach sechs Mo-naten bei denjenigen, die das aus acht verschiedenen Symbionten bestehende Probiotikum einnah-men, die Leberfunktion signifikant. Dieses speziell für Leberprobleme entwickelte Multispezies-Probio-tikum wird ab Februar unter dem Handelsnamen Omnibiotic-Hetox in Apotheken erhältlich sein.

Anita Frauwallner, Geschäfts-führerin und Forschungsleiterin von Allergosan: „Die herausragen-den Ergebnisse dieser Studie sind richtungsweisend für die moderne Medizin, in der die Mikrobiomfor-

schung bereits eine maßgebliche Rolle spielt.“ Neben der Leberfunk-tion wurden in der Studie auch die Immunabwehr, die Darmbarriere und die Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms untersucht. In allen Fällen konnte laut Stadlbau-er-Köllner eine signifikante Verbes-serung beobachtet werden.

Die Studienergebnisse wurden in der Vorwoche in San Francisco der American Association for the Study of the Liver vorgestellt. Die Arbeit wurde bereits vom wissen-schaftlichen Komitee begutachtet und als eine der besten Arbeiten dieses Jahres ausgezeichnet. Nun wird von Stadlbauer-Köllner und ihrem Team nach dem Mechanis-mus gesucht, der diese enorme Verbesserung der Leberfunktion bewirkt; die positive Beeinflus-sung der Mikrobiom-Zusammen-setzung und die Verbesserung der zu hohen Durchlässigkeit des Darms durch das Probiotikum sind die Basis.

Großes WirkungsspektrumEs wird vermutet, dass die pro-biotische Wirkung auch positive Auswirkungen auf das gesamte Immunsystem hat – was bereits im Frühjahr 2015 veröffentlichte Studien des Instituts Allergosan in Bezug auf Depression und Mi-gräne nahelegten: Auch bei die-sen Erkrankungen konnte gezeigt werden, dass eine verbesserte Leberfunktion und eine Stärkung des Immunsystems durch medi-zinisch relevante, speziell entwi-ckelte Probiotika zu Linderungen führt.

Daneben hat das Institut in wei-teren Studien gezeigt, dass spezi-elle Probiotika auch eine positive Wirkung bei Menschen mit Lak-tose- und Glutenintoleranz haben und ihnen die Ernährung leichter machen. Zudem, das haben Un-tersuchungen ergeben, kann die gezielte Gabe von probiotischen Darmbakterien helfen, Kinder vor Asthma zu schützen. Fehlen nämlich bestimmte nützliche Mi-kroben im Darm des Säuglings, so steigt dessen Asthmarisiko deut-lich an.

70 pharma:report Freitag, 27. November 2015

am anfang steht die DarmsanierungEin neues Probiotikum aus der österreichischen Forschung gilt als Hoffnungsträger für Leberkranke. Grazer Forscher entdecken weitere Benefits von probiotischen Bakterien.

© A

llerg

osan

/Hel

mut

Lun

gham

mer

NEW YORK/WIEN. Der Viagra-Hersteller Pfizer und der Botox-Produzent Allergan fusionieren zum weltgrößten Arzneimittelher-steller. Kurz vor Jahresende steigt damit das Übernahmefieber in der Pharmabranche noch einmal deut-lich an: Mit der Rekordübernahme übertrifft die Branche ihren Vor-jahresrekord von einem Gesamt-transaktionsvolumen von mehr als 500 Mrd. USD bereits jetzt deut-lich. Allein der Pfizer-Allergan-Deal kommt auf ein Volumen von 160 Mrd. USD (149,70 Mrd. €).

Die zwei Pharmakonzerne kämen nach ihrem Zusammenschluss auf einen Jahresumsatz von rund 60 Mrd. USD (56,14 Mrd. €). Damit holt sich Pfizer wieder Platz eins vom Schweizer Konkurrenten Novartis zurück, der im Vorjahr mit rund 58

Mrd. USD die Branche angeführt hat. Der schweizerische Pharma-konzern Roche setzte im vergange-nen Jahr 47,5 Mrd. CHF (43,80 Mrd. €) um.

Angetrieben wird die Über-nahmewelle durch die Billiggeld-schwemme der Notenbanken rund um den Globus; das Zinsniveau für Firmenanleihen ist dadurch stark gedrückt. Auch eigene Aktien sind angesichts gestiegener Börsenbe-wertungen – wie nun auch wieder bei Pfizer und Allergan – eine im-mer beliebtere Währung. Selten waren die Konditionen so günstig wie heute. In der Pharmabranche sorgen die Sparmaßnahmen der Regierungen im Gesundheitssektor sowie der Ablauf von Patenten für zusätzlichen Fusionsdruck.

Und auch steuerliche Aspek-

te spielen eine immer wichtigere Rolle. Pfizer etwa verspricht sich durch den Zukauf vor allem auch steuerliche Vorteile. Um diese zu sichern, ist die Transaktion so ge-staltet, dass Allergan mit dem steu-erlich günstigeren Firmensitz in Irland formell den größeren Kon-zern aus New York kauft.

„Ein Zusammenschluss ist aus steuerlichen Aspekten und mit Blick auf die Erweiterung des Pro-duktportfolios sinnvoll“, betonte Independent Research-Analyst Bernhard Weininger. Unter der Be-dingung einer deutlich gedrückten Steuerlast dürfte die Übernahme auch langfristig für die Aktionäre Wert schaffen. Entscheidend sei aber, dass die US-Behörden den Konzernen keinen Strich durch die Rechnung machen. (APA/iks

pfizer schluckt allerganBehörden beurteilen die geplante Megafusion von Pfizer und Allergan nun auch nach möglichen steuerrechtlichen Aspekten.

Pfizer übernimmt Allergan und steigt wieder zur Nummer eins der Branche auf.

© A

PA/A

FP/T

imot

hy A

. Cla

ry

Allergosan-Grün-derin Anita Frau-wallner punktet mit Forschung in Sachen Darmge-sundheit.

NeUe proGNoSeN

Roche liegt über den ErwartungenBASEL. Der Schweizer Phar-makonzern Roche hat seine Verkäufe heuer in den ersten drei Quartalen um 6% auf 32,7 Mrd. € steigern können. Daher rechnet Roche für das gesamte Geschäftsjahr nun mit einem Verkaufszuwachs im mittleren einstelligen Bereich.

Zudem stärkt Roche seinen Bereich der Immunforschung: Für insgesamt rund 515 Mio. € übernimmt Roche das US-Unternehmen Adheron The-rapeutics, spezialisiert auf Autoimmunkrankheiten.

Dennoch stellt Roche einen Teil seiner Medikamentenpro-duktion um und trennt sich von vier Standorten in Irland, Spanien, Italien und den USA, für die Roche nun Käufer sucht; 1.200 Stellen sind be-troffen. Bis 2021 wird der Aus-stieg 1,48 Mrd. € kosten.

LIeFerVertraG

Sanochemia gab Exklusivrecht abWIEN. Das Pharmaunterneh-men Sanochemia hat Herstel-lungs- und Lieferverträge mit seinem wichtigsten Kunden verlängert. Bisher hatte Sa-nochemia für den Hauptab-nehmer seines Alzheimerarz-neiwirkstoffs Galantamin, Janssen, Tochter des US-Riesen Johnson & Johnson, exklusiv produziert. Die Verträge liefen seit 1998, der Lieferumfang belief sich auf rund 6 Mio. € pro Jahr. Der Jahresumsatz der börsenotierten Sanochemia lag zuletzt bei 34 Mio. €. Die neuen Vertragsbedingungen für die Lieferung von Galantamin von Sanochemia an Janssen gelten nun für fünf Jahre, allerdings auf nicht-exklusiver Basis mit einer Option, um weitere fünf Jahre zu verlängern. Sano-chemia, dessen Patent für die synthetische Herstellung aus-gelaufen ist, darf künftig auch an andere verkaufen.

Page 7: health 2711
Page 8: health 2711

medianet.at72 Menschen & karrieren Freitag, 27. November 2015

18 PreisTrÄGer

ein herz für die PflegeEHRUNG. Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP), Sozialminister Rudolf Hundstorfer (ÖVP), WKO-Generalsekretä-rin Anna Maria Hochhauser, AK-Präsident Rudi Kaske, Erste Bank-Vorstand Peter Bosek, Wiener Städtische-Präsident Günter Geyer und-General-direktor Robert Lasshofer ehrten kürzlich die bes-ten und beliebtesten Pflegerinnen und Pfleger des Jahres. Aus rund 2.300 Nominierungen wählte die Jury zwei Gewinner pro Bundesland. Die 18 „Pfle-gerInnen mit Herz“ wurden im Wiener Ringturm für ihr herausragendes Engagement geehrt. Günter Geyer, Präsident und Initiator von „PflegerIn mit Herz“: „Jene Menschen, die tagtäglich Unermess-liches leisten und das Wohlergehen eines anderen in den Mittelpunkt stellen, wollen wir mitunter-stützen.“

Die Geehrten dieses Jahres sind: Gabriele Reg-ner und Monica Chesca (Burgenland), Cornelia Hribernik und Maria Dusea (Kärnten), Michaela Witsich-Lorbert und Martha Hullová (Niederös-terreich), Hannelore Huemer und Stanislava Dol-na (Oberösterreich), Thomas Wieland und Mihaela Elena Mirea (Salzburg), Gertraud Hübler und Car-men Maria Zumbil (Steiermark), Elisabeth Wieser und Silvia Kovácová (Tirol), Hildegard Rützler und Maria Hribova (Vorarlberg) sowie Daniela Akpinar und Angela Lupulescu (Wien). (red)

FOrschUnGsinVesTiTiOn

Boehringer stockt aufERÖFFNUNG. Boehringer Ingelheim hat vergan-gene Woche ein neues Forschungsgebäude am Firmengelände im 12. Wiener Gemeindebezirk er-öffnet. Im Beisein von Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SPÖ) sowie Wilhelm von Heyking, Darryl McConnell, Andreas Barner, Christian Boehrin-ger, Albert Boehringer und Irmgard Gettinger (alle Boehringer Ingelheim) wurde das Laborge-bäude den Forschern übergeben. Die 19 Mio. € teure Investition ist ein Bekenntnis zum Standort Wien, wo die Krebsforschung des internationalen Unternehmensverbandes angesiedelt ist.

In dem neu eröffneten Gebäude werden 80 For-scherinnen und Forscher an neuen Therapien im Bereich „Immunonkologie“ arbeiten. Die Strategie sieht weltweite F&E-Investitionen von 11 Mrd. € in den nächsten fünf Jahren vor. (red)

klinik awards

Graz räumte viermal abAUSZEICHNUNG. Kürzlich fand im Konzerthaus Berlin die Preisverleihung der Klinik Awards 2015 für hervorragende Leistungen im Bereich des Kli-nikmarketings statt. Zwei von den Barmherzigen Brüdern in Graz eingereichte Projekte, die „Kainba-cher Passionsspiele 2015“ des Johannes von Gott-Pflegezentrums und das „Walkabout Comic“ der Therapiestation für Drogenkranke, „Walkabout“, wurden von der international besetzten Jury je-weils mit Silber in der Kategorie „Sonderpreis der Jury“ ausgezeichnet. Die Preise entgegen nahmen Pater Prior Antonius Nguyen, Gesamtleiter Direk-tor Ivan Jukic, Theaterpädagogin Martina Puster-hofer, Primarius Werner Friedl (Ärztliche Leitung Walkabout) sowie Lydia Haider (Leiterin der Öf-fentlichkeitsarbeit der Barmherzigen Brüder).

Daneben gab es für die Steiermark zwei weitere „Oscars der Krankenhausbranche“, wie die Klinik Awards bezeichnet werden: Das Krankenhaus der Elisabethinen aus Graz wurde in der Kategorie „Bester Klinikfilm“ mit dem 3. Platz geehrt, und als „Manager des Jahres“ zeichnete die Jury den Ge-schäftsführer der Geriatrischen Gesundheitszent-ren der Stadt Graz, Gerd Hartinger, aus. (red)

TerMine

elGa startet Nach jahrelangen Vorbereitun-gen startet die Elektro-nische Gesundheitsakte (ELGA) am 9. Dezember. Den Anfang machen Spitäler in Wien und der Steiermark, gleichzeitig geht das ELGA-Portal in Vollbetrieb: www.gesundheit.gv.at9. DezemberWien, Steiermark

Mehr Transparenz GlaxoSmithKline hat eine Reihe von Initiativen ergriffen, um Vertrauen und Transparenz zu er-höhen. Nächster Schritt ist eine interessenskon-fliktfreie und transpa-rente Zusammenarbeit mit Ärzten. Das entspre-chende Geschäftsmodell wird am 3. Dezember vorgestellt, ab nächstem Jahr dann umgesetzt.

auszeichnungen Die Minister Hundstorfer und Mitterlehner übergaben Pflegepreise genauso wie Wiener Städtische-Präsident Günter Geyer.

Prämierung Steirische Gesundheitseinrichtungen und Manager wurden international ausgezeichnet: Pater Prior Antonius Nguyen, Ivan Jukic und Martin Pusterhofer (oben) sowie Gerd Hartinger (unten).

eröffnung Die Boehringer Ingelheim-Spitze – allen voran Konzernchef Andreas Barner (mitte links) – eröff-nete mit Stadträtin Renate Brauner (SPÖ) (unten 2.v. re) die neue Forschungs-einrichtung in Wien.

sPiriTUaliTÄT

Mehr als nur schulmedizinGANZHEITSMEDIZIN. Lange Zeit schien Spiritua-lität in der rein naturwissenschaftlich orientierten Medizin keinen Platz zu haben. Heute wird jedoch zunehmend ihre Bedeutung wiedererkannt. Auf ei-ner multidisziplinären Fortbildungsveranstaltung der GAMED (Wiener Internationale Akademie für Ganzheitsmedizin) diskutierten Experten mit rund 100 Teilnehmern über den Stellenwert von Spiri-tualität aus westlicher und östlicher Perspektive. Unter den Teilnehmern: Physiker Herbert Pietsch-mann, Medizinethiker Matthias Beck, Religions-wissenschaftlerin Birgit Heller, GAMED-Präsident Wolfgang Marktl und Harald Walach, transkultu-reller Gesundheitswissenschafter. (red)

karriere

Medaille für Sir Gregorysir Gregory winter, britischer Biotechnologe aus Cambridge, erhielt die Wilhelm Exner-Medaille für Beiträge zur Entwicklung humanisier-ter monoklonaler Anti-körper für die Therapie von Erkrankungen. Die Auszeichnung wird seit 1921 jährlich vom Öster-reichischen Gewerbever-ein an Wissenschafter und Erfinder verliehen. Bisher waren unter den 233 Laureaten auch 21 Nobelpreisträger.

Fehlender ReformwilleUrsula Frohner, Präsi-dentin des Österreichi-schen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands (ÖGKV), vermisst in der aktuellen Vorlage für die Novellierung des Ge-sundheits- und Kranken-pflegegesetzes die Ver-ordnungsermächtigung für Pflegeprodukte durch den gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege, obwohl im Regierungsprogramm vorgesehen und mit der Ärztekammer akkordiert.

Ein Lob der Solidaritätchristoph klein, stell-vertretender Leiter der Abteilung Sozialpolitik in der AK Wien und Ex-Vize des Hauptverbands der österr. Sozialversiche-rungsträger, verteidigt die Vorteile der solidari-schen Unfall-, Kranken- und Pensionsversiche-rung. Das System sei nicht unfinanzierbar, wie oft behauptet werde, das „Gesamtkunstwerk ASVG“, das auf Soli-darität aufbaut, müsse dringend erhalten und weiterentwickelt werden.

© X

xxxx

xxxx

xxx

xxxx

xx

© V

erei

n „P

flege

rIn m

it H

erz“

/Ric

hard

Tan

zer (

4)

© B

oehr

inge

r Ing

elhe

im/R

aine

r Mira

u (5

)

© w

dw

© B

arm

herz

ige

Brü

der,

Rot

thau

s M

edic

al/S

ebas

tian

Run

ge

© Ö

GK

AK

Obe

röst

erre

ich

© z

.V.g

.