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Institut f¨ ur Finanz- und Versicherungsmathematik an der Technischen Universit¨ at Wien SEMINARBEIT Hedge Funds Structure, Strategies, and Performance Verfasser: Georg Stofner Betreuer: Assoc. Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Stefan Gerhold 28 Februar 2019

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Institut fur Finanz- und Versicherungsmathematik an der TechnischenUniversitat Wien

SEMINARBEIT

Hedge FundsStructure, Strategies, and Performance

Verfasser: Georg StofnerBetreuer: Assoc. Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Stefan Gerhold

28 Februar 2019

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Inhaltsverzeichnis

1. Einfuhrung 3

1.1. Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

1.2. Aufbau von Hedgefonds . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

2. Hedgefonds Strategien 7

2.1. Long/Short Aktienstrategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

2.1.1. Marktrisiko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

2.1.2. Managementstil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

2.2. Market-Neutral Aktienstrategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

2.2.1. Beispiel eines Fonds mit Market-Neutral Aktienstrategie . . 14

3. Risikomessung und dessen Management bei Hedgefonds 16

3.1. Risikoarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

3.2. Risikomanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

3.2.1. Due diligence process . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

3.2.2. Bottom-up Ansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

A. Abbildungsverzeichnis 20

B. Quellenverzeichnis 20

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1. Einfuhrung

1.1. Allgemeines

Hedgefonds ist fur die meisten ein Begriff, welcher zum einen mit hohen Renditen

und andererseits auch mit hohen Risiken verbunden wird. Dabei war die Grundi-

dee wie das Wort ”Hedge”bereits verrat, den Kunden vor Risiken zu schutzen. Der

erste Hedgefonds namens Jones wurde bereits im Jahr 1949 von Alfred W. Jones

gegrundet. Dieser verwendete die Long/Short Aktienstrategie auf die in Kapitel

2 eingegangen wird und er fuhrte die bis heute verwendete Performancegebuhr

mit 20% vom erzielten Profit ein. Prinzipiell sind Hedgefonds eine private Part-

nerschaft zwischen einem general partner (GP) und einem bzw. mehreren limited

partners (LP). Diese LPs sind qualifizierte Investoren wie beispielsweise Privat-

personen mit $ 1 Mio. Kapital, oder auch Finanzgesellschaften mit $ 5 Mio Asset

under Management (AUM). Bei diesen Partnerschaften profitieren die LPs vom

besseren Investment-Know-How des GP und dieser wiederum vom Kapital das er

verwaltet. Das einseitige Wissen fuhrt allerdings zum Moral-Hazard-Problem, da

die LPs die Investitionen des GP nicht nachvollziehen konnen und somit auf seine

Entscheidungen vertrauen mussen. Infolgedessen verlangen gute GPs, abgesehen

von der bereits erwahnten Performancegebuhr (20%) zusatzlich ein Honorar in

Hohe von 1,5% bis zu 2% vom AUM des LP. Deshalb ist es auch nicht verwunder-

lich, dass im Jahr 2014 die Top funf der bestbezahlten GPs mit einem Jahresgehalt

von uber $ 900 Mio. mehr Gewinn erzielten als die CEO’s der zehn großten Firmen

zusammen ($ 835 Mio.). Die Top zehn Hedgefonds-Manager des Jahres 2014 sind

in der Abbildung 1 ersichtlich. Im Laufe der Zeit hat sich das AUM von Hedge-

fonds auf mehrere Billionen US-Dollar aufgestockt, Ende 2018 lag es bereits bei

3,2 Trillionen US-Dollar. Wie man in der Abbildung 2 sehen kann Stieg das AUM

bis zur großen Wirtschaftskrise im Jahr 2007 exponentiell an. 2008 war dieses nur

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halb so groß wie im Jahr davor und brauchte acht Jahre, um wieder auf die 2,3

Trillionen US-Dollar zu erlangen. Das BIP weltweit lag im Vergleich dazu 2018 bei

87,5 Billionen US-Dollar.

Abbildung 1: Top 10 Hedgefonds Manager 2014

Abbildung 2: AUM-Verlauf-1997-2017

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Ranking Name des Fonds AUM(Billion-$) Hauptsitz1 Bridgewater Associates 123 USA2 AQR Capital Management 77 USA3 Man Group 53 England4 Renaissance Technologies 50 USA5 Two Sigma Investments 50 USA6 Millennium Management 36 USA7 Elliott Management Corp. 34 USA8 The Baupost Group 31 USA9 BlackRock 28 USA10 Winton Group 27 England

1.2. Aufbau von Hedgefonds

Wenn man an den Erfolg eines Hedgefonds denkt, impliziert man damit den Er-

folg der Strategie des jeweiligen Hedgefonds Manager. Hier trifft das Zitat ”No

man is an island”von John Donne zu. Dieses Zitat sagt aus, dass niemand eine

Insel fur sich selbst, sondern jeder Teil des Kontinents ist. In Zusammenhang mit

einem Hedgefonds ist dies eine Anspielung, dass der Manager zwar eine wichtige

Rolle spielt, aber weitaus mehr Positionen fur einen Erfolgreichen Fond notwendig

sind, als eine Person allein. In der Abbildung 3 sieht man den Aufbau beziehungs-

weise die benotigten Funktionen eines funktionierenden Hedgefonds. Diese haben

Abbildung 3: Aufbau eines Hedgefonds

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folgende Aufgaben:

• Der Administrator ist unter anderem fur die unabhangige live-Ermittlung der

Vermogenswerte des Fonds zustandig. Allerdings gehoren zu den Aufgaben

des Administrators auch die Buchfuhrung, die Erstellung von Risikoanalysen,

sowie die Compliance. Deshalb wird diese Funktion entweder auf mehrere

Mitarbeiter aufgeteilt, oder ublicherweise von einer oder mehreren externen

Firmen ubernommen.

• Der Transfer Agent/Registrar ist fur die Verwaltung der Investoren zustandig.

Zu seinen Aufgaben gehoren die Zeichnung beziehungsweise die Auflosung

von Vertragen mit Aktionaren und die Verwaltung des Investorenregisters.

Diese Aufgabe wird ebenfalls meisten auf Banken ubertragen und nur selten

selbst ubernommen.

• Der Custodian ist fur die Verwahrung der Vermogenswerte zustandig. In der

Regel besteht dieser aus mehreren Banken. Dies dient zum einen der Absi-

cherung gegen einen Gesamtverlust des Vermogens bei Konkursen, generell

aber um die Gesamtstrategie des Hedgefonds fur diese zu verschleiern indem

nicht auf alle Transaktionen eingesehen werden kann.

• Als Prime Broker bezeichnet man Großbanken oder Firmen die bestimmte

Dienstleistungen anbieten. Dazu zahlt beispielsweise das Cash-Management,

die Abwicklung von Transaktionen sowie das Wertpapierdarlehen. Prime

Broker werden zudem haufig in vier Großen eingeteilt, namlich in: Major

Primes >Big Primes >Mid Primes >Independent Mini Primes / Large Firms

with Small Primes. Die Gliederung der aktuellen Banken/Firmen, die Prime

Brokerage anbieten, wird in Abbildung 4 widergespiegelt.

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Abbildung 4: Prime Broker Hierarchie

2. Hedgefonds Strategien

2.1. Long/Short Aktienstrategie

Die Long/Short Aktienstrategie ist ein Portfoliomanagement, welches der Stra-

tegie des ersten Hedgefonds-Managers Alfred W. Jones am meisten ahnelt und

ist die weit verbreitetste Strategie unter allen Hedgefonds. Dabei suchen die Ma-

nager Aktien, bei denen sie denken, dass diese vom Markt uber- beziehungswei-

se unterbewertet sind und kaufen (long positions) oder tatigen sogenannte Leer-

verkaufe (short positions). Meistens werden bei Portfolios sowohl long- als auch

short-Optionen verwendet um die Moglichkeiten fur den Investor zu erweitern und

somit von mehr Aktien profitieren zu konnen. Dabei haben short-Optionen zwei

Vorteile: Sie stellen ein negatives Risiko in uberbewerteten Wertpapieren dar und

reduzieren zusatzlich das Marktrisiko des Portfolios durch die Absicherung des

systematischen Risikos. Bei einem long/short Portfolio unterscheidet man im All-

gemeinen neun Positionen.

1. Rein Long: Ist eine long-Position auf Aktien von Firmen, die vom Manager

geschatzt werden.

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2. Rein Short: Ist eine short-Position auf Aktien von Firmen, die vom Manager

nicht geschatzt werden.

3. Aktienklassen-Abitrage: Hierbei sind Abitrage-Optionen gemeint, die bei den

verschiedenen Aktienkategorien eines Unternehmens entstehen, zm Beispiel

zwischen Stammaktien und Vorzugsaktien.

4. Paar Trades: Hierbei profitiert man von zwei Aktien gleichzeitig. Dabei ver-

traut man meist auf Technische Analysen oder Prognosen. Man erstellt zum

Beispiel eine long-Position auf Audi und gleichzeitig eine short-Position auf

BMW

5. Long Position gegen den Sektor: z.B.: Nestle gegen den Konsumgutersektor

6. Long Position gegen den Markt: z.B.: Apple gegen den S&P 500

7. Mehrere long-Positionen gegen den Sektor: z.B.: long auf Total und gegen

den Olsektor

8. Mehrere long-Positionen gegen den Markt: z.B.: long auf verschiedene Ban-

ken von Italien gegen den italienischen Aktienmarkt

9. Gruppe von Aktien gegen eine andere Gruppe von Aktien mit anderen Ei-

genschaften: z.B.: long Stoxx Europe 600 gegen den S&P 500

Manager die auf die Long/Short Aktienstrategien setzen, verwenden dabei diesel-

ben Analysetechniken, Statistiken und Aktienmarkte wie traditionelle Manager,

die rein auf Aktien setzen, bei denen sie auf einen Anstieg spekulieren. Wichtig

bei der Strategie ist es, festzulegen ob man sich mehr fur long- oder short-Optionen

entscheidet, wobei durch das Wirtschaftliche Wachstum auf Dauer gesehen die ers-

te Variante leichter ist. Außerdem hangt die Erfolgschance dieser Methode von den

ausgewahlten Aktien ab in die investiert wird.

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2.1.1. Marktrisiko

Der Manager muss sich, wie oben bereits erwahnt, entscheiden ob er auf ein

positives (Netto long Tendenz) oder auf ein negatives Marktrisiko (Netto short

Tendenz) setzt. Generell wachst die Wirtschaft zwar, allerdings gibt es Fonds,

die uber kurzere Zeitraume Netto-short-Tendenzen einnehmen. Im Allgemeinen

gibt es bei einer Long/Short Strategie zwei fundamentale Indikatoren: Netto- und

Bruttorisiko. Diese Risiken ergeben sich aus folgenden Formeln.

Nettorisiko =L∑i=1

wi − |S∑

i=1

wi| (1)

Bruttorisiko =L∑i=1

wi + |S∑

i=1

wi| (2)

Bei der Ermittlung des Risikos werden die Summen der Anzahl an long-Positionen

subtrahiert/addiert von/mit der Anzahl an short Positionen. wi ist dabei der Pro-

zentanteil der i-ten Aktie im Portfolio. Bei der Long/Short Strategie liegt das

Nettorisiko im Normalfall bei 30 bis 70 Prozent und das Bruttorisiko bei 150 bis

200 Prozent. Dadurch, dass das Nettorisiko falschlicherweise sehr gering ausfallen

kann gibt es noch einen dritten Indikator. Dieser nennt sich Beta-Faktor und stellt

das Wachstumsverhaltnis einer Aktie im Vergleich zum Markt dar.

β −Nettorisiko =L+S∑i=1

wi · βi (3)

Durch ihn konnen Portfolios, die ein geringes Risiko aufweisen auch schlechter

ausfallen, wie im folgenden Beispiel ersichtlich.

Es ergibt sich durch die Anwendung des Beta-Faktor ein um 7% erhohtes β -

Nettorisiko. Theoretisch kann ein Portfolio das nach Netto-Long aussieht durch

diese Formel und dementsprechenden β zu Netto-Short wechseln.

Zum Thema Marktrisiko gehort auch die Liquiditat eines Fonds. Diese Kennzahl

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Abbildung 5: Beta Faktor Anwendung anhand eines Beispiels

zeigt bei Hedgefonds die Anzahl der Tage an, die ein Portfolio benotigen wurde um

es aufzulosen, ohne den Gewinn zu mindern. Hierfur muss man bedenken, dass die

Aktienanteile einer Firma in solchen Fonds mehrere Millionen Euro betragt und

wenn man alle Anteile gleichzeitig verkaufen wurde, der Kurs stark sinken und in

Folge dessen der Verkaufspreis sinken wurde. Um den Gewinn nun zu maximieren

gibt es speziell dafur Strategien, die mit dem Limit-Order-Buch arbeiten wie im

Vortrag von Herrn Wimmer uber Algorithmic and High-Frequency Trading bereits

besprochen.

2.1.2. Managementstil

Hedgefonds mit einer Long/Short Strategie werden zusatzlich in acht Punkten

unterschieden. Beispielsweise zwischen einer globalen und lokalen Orientierung,

kurzzeitigen und langfristigen Investierungszeitraumen und willkurlichen und sys-

tematischen Anlagemethoden. Der Manager hingegen spiegelt nur eine der drei

folgenden Eigenschaften wieder:

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1. Bottom-up beschreibt Manager, die einzelne Unternehmen untersuchen und

anschließend entscheiden, ob er auf eine long- oder short-Position setzt.

2. Top-down sind jene Manager, die makrookonomisch denken, also sich fur

Sektoren oder Regionen entscheiden, in die sie investieren wollen und sich

daraus dann Aktien aussuchen.

3. Stereoscopic nennt man Manager die eine Mischung aus den zwei oben ge-

nannten Auswahlverfahren bei Investitionen anwenden.

Des Weiteren weisen sie beim Trading entweder einen intensiven kurzzeitigen oder

einen langfristigen orientierten Stil mit weniger Portfolioveranderungen auf. Beim

Portfolio selbst gibt es je nach der Große des Fonds verschiedene Streuungsbreiten

von 100 (stark konzentriert) bis zu 600 (breit aufgestellt) verschiedenen Aktien. Im

Allgemeinen sind Long/Short basierte Fonds konzentrierter aufgebaut als jene die

mit der speziellen Form namens Market-neutral Strategie arbeiten, da bei dieser

von Haus aus in mehreren Landern/Sektoren gleichzeitig investiert wird.

2.2. Market-Neutral Aktienstrategie

Eine Variante der Long/Short Strategie ist die Market-Neutral Strategie. Diese

setzt wie bereits erwahnt das Ziel, weniger Risiko durch ein breiter gestaltetes

Portfolio hervorzurufen. Hierbei gibt es sechs Positionen die verwendet werden:

1. Aktie gegen Aktie: man setzt eine long- gegen eine short-Position

2. Aktie gegen Markt: man setzt eine long-Position gegen einen Aktienindex

Future

3. Aktie gegen Sektor: man setzt eine long-Position gegen einen Sektor-Swap

4. Sektor gegen Sektor: klassischer Sektor-Swap

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5. Mehrere long- gegen mehrere short-Positionen: man tatigt auf eine Gruppe

von Aktien einen long Kauf und verkauft gleichzeitig eine andere Gruppe

short

6. Gruppe von Aktien gegen Gruppe von Aktien mit anderen Eigenschaften:

hierbei verwendet man das sogenannte Momentum Investing bei dem man

long in Aktien investiert, die in letzter Zeit hohe Gewinne erzielt haben und

gleichzeitig setzt man short auf jene, die schlecht abgeschnitten haben.

Ziel einer Market-Neutral Strategie sollte es sein das β-Nettorisiko nahe bei Null zu

haben. Dieser Wert kann allerdings irrefuhrend sein, da er lokal bei Null und global

betrachtet weit hoher liegen kann. Deshalb wird das Risiko in mehrere Risikoberei-

che unterteilt wie beispielsweise dem Sektorrisiko oder dem Staatsrisiko um in allen

Bereichen nahe Null zu liegen. Die Strategie profitiert bei einem Marktaufschwung

davon, dass die long-Positionen schneller ansteigen als die short-Positionen sinken.

Bei einem Abwartstrend wird der Gewinn durch das genaue Gegenteil erzielt. Die

zu erwartenden Renditen auf Basis der damit verbundenen Risiken werden mithilfe

des Capital Asset Pricing Modell (CAPM) ermittelt. Laut des CAPM hangt die

zu erwartende Rendite von zwei Parametern ab: (1) von der erwartenden Rendite

einer risikolosen Anlage und (2) des Risikoaufschlags. Die CAPM-Gleichung sieht

dann wie folgt aus:

Rp = Rf︸︷︷︸1

+ β(Rm −Rf )︸ ︷︷ ︸2

(4)

Rp erwartende RenditeRf risikoloser ZinsRm Marktrenditeβ gibt an wie eine Aktie auf Veranderungen des Marktes reagiert

Graphisch dargestellt ist das CAPM in der Abbildung 6. In der Grafik zeigt die

y-Achse den zu erwartenden Gewinn eines Portfolios an und die x-Achse dessen

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Abbildung 6: CAPM

Risiko. Eine der zwei wichtigen Funktionen des CAPM ist die sogenannte Capital

Market line (CML). Diese startet beim risikolosen Zins und steigt dann mit 45◦.

Somit stehen alle Portfolios die sich auf dieser befinden im optimales Verhaltnis

zwischen Risiko und Ertrag. Ebenfalls wichtig ist die Efficient Frontier, welche den

hochsten zu erwartenden Gewinn fur das entsprechende Risiko darstellt. Bei der

Auswahl des Portfolios fallen also jene weg, die sich unterhalb dieser Linie befin-

den, da sie entweder ein zu hohes Risiko oder einen zu geringen Gewinn aufweisen.

Im Idealfall findet man ein Ideal Market Portfolio, welches sich auf dem Schnitt-

punkt der beiden Linien befindet. Vergleicht man nun wie in der Abbildung 7 zwei

Abbildung 7: CAPM Beispiel

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Portfolios A und B, dann fallt auf, dass sich das Risiko um 6% erhoht und der

zu erwartende Gewinn allerdings nur um 2% steigt. Das Ziel einer Market-Neutral

Strategie ist allerdings einerseits auf der einen Seite sein den risikolosen Zins zu

maximieren und gleichzeitig aber das β zu minimieren. Deshalb sollte das Portfo-

lio A gewahlt werden, welches das Ideal Market Portfolio ist. Insbesondere, weil

diese Aktienstrategie auf ein geringes Risiko setzt. Die Gewinne fallen deshalb

auch deutlich geringer als bei risikoreichen Anlagestrategien aus. Die folgenden

drei Strategien sind Beispiele einer Market-Neutral Aktienstrategie:

1. Share class arbitrage

2. Pair trades

3. Mean reversion strategies

2.2.1. Beispiel eines Fonds mit Market-Neutral Aktienstrategie

Die Abbildung 8 zeigt einen Fond mit folgenden Gesamtrisiken: (1) long-Positionen

64,3%; (2) short-Positionen -58,9%; (3) Bruttorisiko 132,2% und (4) Nettorisiko

5,4%. Das maximale Nettorisiko aller Sektoren liegt bei 5,6% und das negativste

Abbildung 8: Beispiel eines Fonds mit Market-Neutral Aktienstrategie Teil 1

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Abbildung 9: Beispiel eines Fonds mit Market-Neutral Aktienstrategie Teil 2

Abbildung 10: Beispiel eines Fonds mit Market-Neutral Aktienstrategie Teil 3

bei -3,7%, was typisch fur die Market-Neutral Aktienstrategieist. Was ebenfalls

auffallt ist, dass der Fond in den unterschiedlichsten Sektoren Aktien vertreten ist.

Zusatzlich weist er sowohl Markt-, als auch Sektorneutralitat auf, was wie bereits

erwahnt nicht zwangslaufig gegeben sein muss. Betrachtet man die Abbildung 9,

ist ersichtlich, dass sich das Nettorisiko von der Entstehung des Fonds weg knapp

bei 0% bewegt. Das Bruttorisiko hingegen hat schon in den ersten zwei Monaten

die 100% Marke uberschritten. Dies ist zum einen der breiten Aufstellung am

Markt zu verdanken, allerdings ist dessen Neutralitat ebenfalls ausschlaggebend.

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Die Abbildung 10 zeigt die geographische Aufteilung des Fonds an. Es ist deutlich,

dass dieser auf den amerikanischen Markt ausgerichtet ist, da uber die Halfte des

Bruttorisikos dort entsteht. Allerdings ist er in geographischer Sichtweise, wie auch

bei der Sektorverteilung, breit aufgestellt und weltweit vertreten.

3. Risikomessung und dessen Management beiHedgefonds

Eine wichtige Rolle bei Hedgefonds bildet, wie im Kapitel 2 bereits verdeutlicht,

das Risiko. Dies ist sowohl fur den Manager als auch fur die Investoren einer der

wichtigsten Faktoren des Portfolios. Das große Problem auf Seiten der Geldgeber

ist, dass es im Allgemeinen keine Regelung fur ein maximales Risiko bei Hed-

gefonds gibt und sie somit dem Manager vollkommen vertrauen mussen. Diese

wiederum arbeiten mit aufwendigen Tools und Experten zusammen um mit ih-

rer Strategie Erfolg zu haben, was nicht immer gelingt, da die Risiken teilweise

falsch prognostiziert wurden. Allerdings spielt das Risikomanagement eines Fonds

oft nicht die ausschlaggebende Rolle eines gewinnbringenden Fonds. In diesem Ka-

pitel wird deshalb erklart, was hinter dem Risiko steckt beziehungsweise wie es

bewertet wird und anschließend wie es gemanagt wird.

3.1. Risikoarten

Harvey,Liu und Zhu definierten im Jahr 2016 den Risikofaktor als eine unbe-

rechenbar variierende Variable der Zeit. Zum Thema Risikoarten gibt es des-

halb verschiedene Ansichten. Das Cochrane 2011 von einem SZoo an Faktorenß-

pricht, ist verstandlich, wenn man bedenkt, dass Harvey eine Liste mit 316 Risi-

koarten erstellt hat. Jeder dieser Risikofaktoren beschreibt eine unvorhergesehene

Veranderung in einem Portfolio. Zu den am haufigsten einkalkulierten Faktoren

zahlen unter anderem zwei bereits erwahnte Risiken, namlich das Markt- und das

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Liquiditatsrisiko, sowie das Kreditrisiko.

• Das Marktrisiko beschreibt das Risiko, welches fur die Rendite des Marktes

entsteht und ist das einzige des CAPM.

• Das Liquiditatsrisiko zu kalkulieren ist außerst schwierig, da es sich abhangig

vom Gewinn eines Fonds, der Marktlage und gleichzeitig noch von anderen

Faktoren abhangt. Allerdings sind starke Liquiditatsengpasse in der Regel

mit Finanzkrisen verbunden.

• Das Kreditrisiko beschreibt den Risikofaktor, der fur den Ausfall einer Kre-

ditruckzahlung steht. Am Markt gibt es dafur eigene Tabellen die das aktuelle

Risiko darstellen.

Ein Risikofaktor, der oft unterschatzt wird ist das Betriebsfuhrungsrisiko, da min-

destens die Halfte aller Hedgefonds an fehlerhaftem Betriebsmanagement zugrunde

gehen. Da mehrere unbestimmbare Variablen auf ihn einwirken, wie beispielswei-

se die Tagesverfassung des Managers, ist er sehr schwer zu berechnen. Brown,

Goetzmann, Liang und Schwarz entwickelten deshalb den sogenannten ω-score,

der dieses Risiko darstellt. Nach mehreren Analysen diverser Fonds bestatigten sie

mit den Resultaten, dass das Betriebsfuhrungsrisiko einer der haufigsten Grunde

fur Konkurse bei Hedgefonds ist.

Das Hedgefonds Strategien nun Gemeinsamkeiten bei der Auswirkung von Risiko-

faktoren aufweisen ist offensichtlich. Das diese weit hoher als erwartet ausfallen ist

in der Abbildung 11 erkenntlich. Dargestellt ist hierbei ein 36-monatiger Auszug

der Korrelation zwischen CISDM CTA (Global Macro) und Equity Market Neutral

Strategie basierten Funds: CTA, GLMNA und EMN. Bei der Auswertung dieser

Gemeinsamkeiten wurde ebenfalls festgestellt, dass die drei aufgezahlten Risiko-

faktoren ausschlaggebend fur 79% der Kursschwankungen des Portfolios waren. Im

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Abbildung 11: Korrelation zwischen Investmentarten

Vergleich dazu hatte die speziell eigenentwickelte Strategie des Fonds nur wenig

Einfluss auf diese.

3.2. Risikomanagement

Die Messung des Risikos ist der Hauptteil des Risikomanagements. Folglich wird

in diesem Unterkapitel auf bekannte Verfahren zur Messung eingegangen.

3.2.1. Due diligence process

Der ’due diligence process’ ist ein wichtiger Vorgang bei der Investition in neue

Aktien etc... Hierbei wird uberpruft ob das neue Investitionsobjekt mit dem beste-

henden Portfolio zusammen passt. Wichtig ist die Uberlegung vor der Investition

zu uberlegen ob die Investmentstrategie nicht durch beispielsweise geographische-

oder Sektorrisiken beeintrachtigt wird. Das Ergebnis dieses Verfahrens lauft nicht

direkt in die Risikobemessung eines Portfolios ein sondern dient rein zur vorbeu-

genden Analyse.

3.2.2. Bottom-up Ansatz

Hedgefonds-Manager verlassen sich bei der Risikobewertung ihres Portfolios auf

die eigenen Erfahrungswerte und auf ein einzelnes Gesamtrisiko. Dahinter stecken

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allerdings eine Vielzahl an Formeln zur Berechnung der einzelnen Risiken. Um

zum Beispiel das sogenannte Fixed-Income Risiko zu berechnen definiert man ein

sogenanntes PDirty. In der Formel 5 wird eine Anleihe mithilfe eines Coupon C,

mit k Zahlungen pro Jahr, einer Zahlungshohe von r bis zum Zeitpunkt T gezahlt.

PDirty =T∑i=1

CFi

(1 + rk)k×i

=T∑i=1

Ck

(1 + rk)k×i

+P

(1 + rk)k×T

(5)

CFi steht hierbei fur den Cashflow zum Zeitpunkt i. Die Formel 7 wird ’modified

Macaulay’, kurz DMod, genannt und soll den prozentualen Preiswechsel approxi-

mieren.

DMod = −∂ln(PDirty)

∂r=

1

(1 + rk)PDirty

T∑i=1

i× CF(1 + r

k)k×i

(6)

Will man die prozentuelle Anderung in Wahrungsform angegeben haben, wird die

Formel folgendermaßen umgewandelt.

D$ = −∂PDirty

∂r= PDirtyD

Mod

100(7)

Weitere interessante Formeln zur Messung der gegebenen Risiken eines Fonds sind

im Kapitel 16 des Buchs zu Arbeit zu finden. Die Aufgaben des Risikomanagements

sind also vorbeugend Berechnungen des geplanten Risikos vom Portfolio zu tatigen.

Dazu kommt noch laufend dessen Entwicklung zu beobachten, mit den Prognosen

zu vergleichen und teilweise dieses neu kalkulieren. Dies sollte in regelmaßigen

Abstanden wiederholt werden, wobei die meisten Risiken in der Regel sowieso

mithilfe von Softwareprogrammen live kontrolliert werden und diese Warnungen

bei Abweichungen anzeigen.

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A. Abbildungsverzeichnis

1. Top 10 Hedgefonds Manager 2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

2. AUM-Verlauf-1997-2017 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

3. Aufbau eines Hedgefonds . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

4. Prime Broker Hierarchie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

5. Beta Faktor Anwendung anhand eines Beispiels . . . . . . . . . . . 10

6. CAPM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

7. CAPM Beispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

8. Beispiel eines Fonds mit Market-Neutral Aktienstrategie Teil 1 . . . 14

9. Beispiel eines Fonds mit Market-Neutral Aktienstrategie Teil 2 . . . 15

10. Beispiel eines Fonds mit Market-Neutral Aktienstrategie Teil 3 . . . 15

11. Korrelation zwischen Investmentarten . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

B. Quellenverzeichnis

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2. https://www.relbanks.com/rankings/top-hedge-funds

3. https://www.statista.com/statistics/271771/assets-of-the-hedge-funds-worldwide/

4. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/159798/umfrage/entwicklung-

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5. https://www.investopedia.com/

6. https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Glossareintraege/H/004

Hedgefonds.html?view=renderHelp https://hedgeconnection.com/blog/?p=779

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