Heft 2/2012 4.50 € Garten alte Website...Mit dem Erdheiler Marko Pogacnik einen Tag unter-wegs im...

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& Natur Garten Die Mitgliederzeitschrift des Naturgarten e.V. Heft 2/2012 4.50 € April 2012 Mitgliederzeitschrift Naturgarten e.V. Tagungsband Naturgartentage 2012

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  • & Natur GartenDie Mitgliederzeitschrift des Naturgarten e.V.

    Heft 2/20124.50 €

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    Tagungsband Naturgartentage 2012

  • Natur & Garten April 2012 32 Natur & Garten April 2012

    Vorwort Inhalt

    Inhalt Leserbrief40 Netzwerk Blühende Landschaft (Holger Loritz)

    Kolumne 43 Die dunkle Welt der Wurzeln (Werner Gamerith).

    Pressemitteilung 44 Ideenreich für die Natur:

    Wettbewerb „Deutscher Naturschutzpreis“ 45 Wettbewerb: Auf dem Sportplatz lockt der Dschungel

    Wettbewerb: UN-Dekade-Projekt Internes46 Regiogruppe Rhein-Main hat

    „Wiesbadens Grünen Daumen“ (Sabine Kohlstadt)49 Regiogruppe Schleswig-Holstein:

    Blume des Jahres 2012: Heidenelke Dianthus deltoides (Heinke Marxen-Drewes)

    50 Willkommen bei Eurer Schlichtungsstelle! 52 Arbeitskreis zur Vorbereitung der Naturgartenfach-

    tagung 2013 in Grünberg gegründet (Silke Gathmann)52 Arbeitskreis BfN-Anträge (Heidrun Nelle)53 Mitgliederdialog in Grünberg (Ralf Becker) 53 Internes und Neues – Dezember 2011 bis Februar 2012

    (Kerstin Lüchow und Vorstand)

    55 Termine

    Literaturtipps56 KinderAbenteuerGarten.

    Naturnahe Spielräume gestalten (Reinhard Witt)57 Witt, Rolf (2011): Bienen & Wespen in Nisthilfen

    (Rolf Witt) 57 Witt, Rolf (2009): Wespen (Rolf Witt)58 Boomgaarden/Oftring/Ollig (2011): Natur sucht Garten

    (Reinhard Witt)58 Hawken, Paul (2010): Wir sind der Wandel.

    (Urban Kurscheid)59 Veronika Straaß: Mit Kindern die Natur entdecken.

    (Reinhard Witt)59 “A Pattern Language” und

    “The Timeless Way of Building” (Markus Kumpfmüller)60 Witt, Reinhard (2012): Nachhaltige Pflanzungen

    und Ansaaten (Ulrike Aufderheide) und Impressum

    Vorwort 2 Landschaft heilen? Wir tun das!

    (Reinhard Witt und Vorstand)

    Geomantie und Erde heilen4 Geomantisches Arbeiten mit der Erde und

    die Rolle des Erdenhüters (Marko Pogačnik)

    Naturgärten im Norden und Osten Deutschlands6 Naturgärten in Ostdeutschland

    Sandige, saure Böden und mehr … (Renate Froese-Genz)

    8 Naturgärten in Norddeutschland (Matthias Bergmann)11 Mein einer, feiner, kleiner Naturgarten

    Anfang , Fehler und Erfolge (Barbara Lorenz)

    Naturgarten als Lebensraum14 Naturnahe Kletter- und Kleinstrauchrosen

    Der Versuch eines Überblicks (Reinhard Witt)19 Naturschutz mit Messer & Gabel. Mein Appetit – kein

    Herbizid. Neophyten genießen lernen (Peter Becker)22 Von Eidechsen, Katzen, Naturgärten und Menschen

    (Tilman Sommerien)24 Warum Kinder Natur brauchen (Gabi Lindinger)

    Visionen im naturnahen Grün26 Wie wir wurden, was wir sind – Über 200 Jahre

    Gärtnern „nach der Natur“ (Anja Löbbecke)28 Die Ökoflächen der Gemeinde Haar

    Ein naturnahes Pflegekonzept (Reinhard Witt)30 Urban Gardening. Über die Rückkehr der Gärten

    in die Stadt (Christa Müller)

    Fotoimpressionen 32 Mitgliederdialog – Markt der Möglichkeiten – MV

    Rechtssprechung 34 Englischer Rasen oder Blumenwiese?

    Was kann und darf ein Mieter? (Martin Klimesch)

    Gestaltungsbeispiele 36 Gestaltungsbeispiele Teil 2:

    Lebendige Totholzbank (Kalle Niehus)38 Lebenszyklen und Ihre jeweilige Ausformung

    (Volkmar Weiß)

    Landschaft heilen? Wir tun das!

    Die wenigsten, die das lesen, waren dabei: Schade! Mit dem Erdheiler Marko Pogacnik einen Tag unter-wegs im mittelhessischen Bergland. Saukalt war es, und so mancher hätte viel gegeben für ein bisschen mehr Wärmegespür in klapprigen Knochen und zä-hen Muskeln. Und doch, keiner möchte den Tag mis-sen. Die gespürte Energie, die Visionen mancher, die starke Kraft der 50köpfigen Gruppe, mündend

    in einem Heilungsritual für ein Stück menschenzerstörte Erde. Wir wissen, das kommt nicht bei jedem unserer Leser (gut) an, doch all das gibt es und noch viel mehr darüber hinaus. Wir müssen uns nur offen machen dafür.

    Dann werden auch die nicht so Gespürigen sehen, dass unsere Landschaft Wunden hat. Verletzungen oft schlimmer Art. Monokulturen und Chemie-wirtschaft, Maisäcker und Raps noch auf dem letzten Zentimeter Feld-rand, wo dereinst der Schwalbenschwanz um Wilde Möhren gaukelte und Permutterfalter um Kornblumen. Heckenlose Ebenen, blumenlose Wiesen, kurvenlose Flüsse und Bäche. Wenn die Landschaft weinen könnte, sie würde es tun, andauernd und nie aufhörend wie ein kanalisierter Bach.

    Doch was hat das mit uns Naturgärtnern zu tun? Viel, sehr viel. Denn wir tragen über unser Konsumverhalten dazu bei, wie groß die Verletzungen unserer Landschaft ausfallen. Biologische Fruchtfolgen schonen Boden und Wasser. Bio tut gut, Biolebensmittel sind besser. Jedes ökologisch er-zeugt Brot hilft Mutter Erde, jeder Biosaft aus Streuobst der Blumenwiese untendrunter.

    Und, jetzt mal ans naturgärtnerische Herz gefasst: Kann neben und durch das Einkaufsverhalten nicht jeder von uns dazu beitragen, dass die Land-schaft heilen darf. Pflanzen wir Hecken aus heimischen Wildsträuchern, wandeln Fettwiesen in Blumenwiesen um, säen am Wegrand Wildblumen-säume und Blühstreifen ein – immer nachhaltig und immer für die Natur.

    Können Sie sich das Leben vorstellen, das in ein paar Hundert Metern Feld-hecke pulsiert? Nein, dann gehen Sie mal raus und besuchen es! Und was ist mit Blütenmeeren voller Margeriten, Wiesenschaumkraut, Wiesenpip-pau und Knautie? Mit Distelfinkenschwärmen und Aurorafaltern? Mit Erd-kröten und Grasfröschen? Laufkäfern und Nachtschwärmern.

    „Naturgärten sind die Atemlöcher der Erde“, hat Marko Pogacnik gesagt. Wir tun das!

    Ihr Vorstandnaturnahe historische Rosen, Wildrosen,

    Wildrosen-Hybriden, Ramblerrosen aus eigener Kultur

    Onlineshopwww.rosenhof-schultheis.de

    Bestellkatalogmit 700 Rosenbildern - 3,90 Euro

    Bad Nauheimer Str. 3 • 61231 Bad NauheimTel: 06032 - 9 25 28 0 • Fax: - 9 25 28 23 Titelbild: Nachbarschaftsgarten Ton Steine Gärten (Berlin Kreuzberg)

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    Geomantie und Erde heilen

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    Geomantie und Erde heilen

    Geomantisches Arbeiten mit der Erde und die Rolle des Erdenhüters

    Quantensprung und Selbstheilungsprozesse der Erde

    Was versteht man unter dem Begriff der modernen Geomantie? Der Autor stellt das Modell des mehrdimensionalen Raums dar und die Rolle der Pflanzengeister, El-ementarwesen und anderer Wesenheiten der Landschaft darin. Danach führt er die Gruppe in das Freie zu verschiedenen Na-turorten in der Umgebung, um an der Wah-rnehmung der dargestellten Phänomene aus der Natur unter seiner Anleitung zu

    üben. Weitere Themen wären: wie kann man mit der Hilfe des geomantischen Wis-sens mit den Herausforderungen unserer Epoche der Naturentfremdung umgehen? Wie kann die Kommunikation mit der Welt der Elementarwesen entwickelt werden? Kann man durch die gärtnerische Arbeit zum Erdgärtner werden, also zu einem Hüter der Erde und ihres wundervollen Lebens?

    Wenn man die Erde als ein kosmisches Bewusstsein zu verstehen beginnt und als Schöpferin allen Lebens an ihrer Ober-fläche zu ehren, so kann man sie auch in ihrer Entwicklung unterstützen. Der Autor erzählt über seine Wahrnehmungen der Wandlungsprozesse auf der Erde, die er seit 14 Jahren beobachtet und stellt den Selbstheilungsprozess des Planeten in die Perspektive der Menschheitsentwicklung. Die Frage ist, wie man sich mit dem Zuku-nftsweg der Erde einstimmen kann, um die Erde nicht zu verlieren.

    Marko Pogačnik (1944) ist Künstler und Geomant aus Slowenien; hat Lithopunktur, eine Methode der energetischen Heilung von Orten und Landschaften, entwickelt, zusam-men mit der Kunst der Kosmogramme. Seine Tätigkeit der letzten zehn Jahre ist vorerst der gegenwärtigen Erdwandlung gewidmet und der Gründung einer planetaren Geokultur. Marko lehrt an der Hagia Chora Schule der Geomantie. Seine Bücher in Deutsch, u.a.: Die Erde heilen, Die Tochter der Erde, Liebeserk-lärung an die Erde, Elementarwesen, Das ge-heime Leben der Erde, Venedig – Spiegel der Erdseele, Quantensprung der Erde, Synchrone Welten.

    Literaturtippsp Elementarwesen – Begegnungen mit

    der Erdseele. AT Verlag, 2009 p Quantensprung der Erde – Mensch und

    Natur im Wirbel der planetaren Wandlung, AT Verlag, 2010

    p Synchrone Welten – Geomantie des zwölfdimensionalen Lebensraums, AT Verlag, 2011

    Hüter des Ortes erkennen und um den Schlüssel zum Schloss bitten. Foto: Susanne Raschke

    Naturgärten sind kleine Plätze, wo sich die Erde in homöopathischen Dosen ausdrücken darf. Sie sind Atmungslöcher der Erde. Foto: Susanne Raschke

    Marko Pogačnik zeigt einfache Übungen, um sich mit der belebten und unbelebten Natur zu verbinden und das Bewusstsein zu erweitern. Foto: Kerstin Lüchow

    Einssein: sich erlauben, Teil zu sein von Erde und Kosmos, ohne sich selbst zu verlieren. Natur ist ein Gesamtbewusstsein. Foto: Kerstin Lüchow

    In jeder Einzelheit in der Natur findet man das Kosmische. Foto: Susanne Raschke

    Singen hilft, den Raum zu klären. Als Reset, um durch sich überlagernde Schichten an den Kern, an das Wesentliche zu gelangen. Foto: Kerstin Lüchow

    Ein Bewusstsein für das eigene Handeln als Naturgärtner entwickeln. Foto: Kerstin Lüchow

    Wenn man in einen Ort hineingeht, ist es wichtig, sich beim Verlassen wieder von ihm zu trennen. Foto: Susanne Raschke

    Leben ist etwas Heiliges, Mystisches. Etwas, was den Verstand übersteigt. Foto: Kerstin Lüchow

    Marko Pogačnik Šempas 160 Slo-5261 Šempas 3 00386 (0)5 301 23 26 www.markopogacnik.com

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    Naturgärten im Norden und Osten Deutschlands Naturgärten im Norden und Osten Deutschlands

    Wildpflanzenplanung2 | Mein grundlegendes Handwerkszeug: Die Pflanzengesellschaften sind wunder-bar beschrieben in der „Vegetation Mittel-europas“ von Ellenberg, hilfreich auch die Gehölzzusammenstellungen im „Erlass zur Sicherung gebietsheimischer Gehölze“ so-wie dem „Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Ostdeutschlands“. Stets besteht die Möglichkeit, die Verbreitung der jeweiligen Art in Deutschland sowie den Status der einzelnen Pflanze (Archa-eophyt, Indigen, eingebürgerter Neophyt) über die Seite des Bundesamtes für Natur-schutz „Flora web.de“ zu überprüfen – in-vasive Neophyten sind tabu. Bei der Wild-staudenplanung werden die ausgewählten Pflanzengruppen nach dem für Pflanzpla-nungen üblichen Vorgehen nach Gerüst-bildnern, Begleitstauden, Füllstauden, Bo-dendeckerstauden unter Beachtung der Blühzeitpunkte und Farben nach Wunsch der Gartenbesitzer sortiert und wenn nö-tig ergänzt – der Eine mag lieber nur Blau/Rosa oder ein Frühlingsbeet ist gefragt. Die Komplettierung erfolgt durch das Ausbrin-gen von Blumenzwiebeln und ggf. durch Einzelsaaten wie z.B. Pechnelke, Lein, Hei-denelke oder Färberkamille.

    Spezielle Standortbedingungen berücksichtigenNicht umsonst trägt die Region Branden-burg das Synonym „Märkische Streusand-büchse“. Zur Austrocknung neigende, nähr-stoffarme Sandböden treten großflächig auf. Gebildet wurden sie aus überwiegend eiszeitlichen Sedimenten oder deren Um-lagerungsprodukten, flächig dominieren damit Böden aus Sanden und Lehmsanden. Brandenburg ist reich an Seen und Flüssen, aber trotzdem herrscht Wasserarmut in den Böden vor. Verursacht wird diese proble-

    matische Situation durch die geringen Nie-derschläge: Ostdeutschland liegt im Über-gangsbereich vom subatlantischen zum subkontinentalen Klima mit überwiegend nur 550 mm Niederschlag (mm/a) und hat damit Trockengebietscharakter. In West-deutschland liegen die durchschnittlichen Mittelwerte bei ca. 750 - 1000 mm/a. Ver-schärfend für den Bodenwasserhaushalt ist die zunehmend auftretende Häufigkeit von Trockenperioden im Frühjahr, die für das Pflanzenwachstum besondere Bedeu-tung haben.

    Grundlagen meiner Wildpflanzenauswahl1 | Grundlage meiner Wildpflanzenaus-wahl für die Gartengestaltung ist daher die Verträglichkeit der zu pflanzenden Arten mit diesen besonderen Standortbedingun-gen: denn im Naturgarten wird nicht ge-wässert und gedüngt. Was liegt da näher, als offenen Auges durch die Umgebung zu streifen und viele, viele Anregungen aus der Vielzahl von Wildpflanzen-Zusammen-stellungen aus Feldrainen, Brachen und Wiesen zu schöpfen und immer wieder Neues kennenzulernen, Bilder und Zusam-menstellungen zu speichern.

    zusammenstellen. Sie ergeben jedoch deutlich niedrigere und feingliedrigere Pflanzenbilder als naturnahe Pflanzungen und Ansaaten auf nährstoffreichen Böden.

    Literatur und Linksp D. Benkert et al.: Verbreitungsatlas der

    Farn- und Blütenpflanzen Ostdeutsch-lands, Gustav Fischer, 1998

    p H. Ellenberg et al.: Vegetation Mitteleuro-pas mit den Alpen, Ulmer, 1996

    p Amtsblatt für Brandenburg – Nr. 46 vom 19. November 2008: Erlass des Ministeri-ums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz zur Sicherung gebietsheimischer Herkünfte bei der Pflanzung von Gehölzen in der freien Landschaft vom 9. Oktober 2008

    p www.floraweb. de

    Hinweise zu Pflanzung und Saat der Wildpflanzen 3 | Die beschriebenen speziellen Standort-bedingungen in Brandenburg bedingen besondere Sorgfalt bei der Pflanzung der Wildstauden und Gehölze.

    Zur Qualität des Pflanzgutes: bewährt ha-ben sich Wildpflanzen gesicherter Herkunft in Biolandqualität. Da diese in mageren Substraten ohne Pflanzenschutzmittel an-gezogen werden, sind sie sehr robust und fühlen sich in den sandigen Böden wohl. Können Pflanzungen in der Anwuchszeit nicht sicher gewässert werden, wird auch bei Gehölzen auf Containerware zurückge-griffen, z.B. beim Bau von Weidenhäuschen. Um der Frühjahrstrockenheit zu entgehen, sollten die Pflanzungen und Saaten bis An-fang April fertiggestellt sein. Wenn dies die Witterung nicht zulässt, empfiehlt sich eine Herbstpflanzung und Saat – solange Frost-freiheit herrscht.

    4 | Den Gehölzen und Stauden wird zum besseren Start ausreichend gütegesicher-ter Kompost ins Pflanzloch zugegeben, bei Saaten sollten 6-8 cm Kompost zur Erleich-terung der Keimung flächig aufgebracht werden. Wenn möglich, empfiehlt sich eine Beregnung im gesamten Anwuchsjahr, bei fehlender Bewässerung kann sich die Ent-wicklung von Saaten bis über 4 Jahre hin-ziehen, hier ist viel Geduld gefragt. Bei ero-sionsgefährdeten Hängen bewährt sich der Einsatz von Mulchstrohmatten. Das Mul-chen der Stauden- und Strauchpflanzungen

    mit Kies oder Splitt bei sonnigeren Flächen, im schattigen Bereich mit Holzhackschnit-zeln hat sich bei fehlender Bewässerungs-möglichkeit als Anwuchshilfe bewiesen. Ergänzende Einzelsaaten werden nach dem Anwachsen und anschließendem Abräu-men des Mulchgutes eingebracht.

    Durch oft vorhandene „Lückigkeit“ der Saa-ten überrascht die Natur oft mit dem Ein-wandern von Wildpflanzen wie z.B. Zypres-sen-Wolfsmilch, Hundszunge, Graukresse, Sichelmöhre oder Königskerzen und heilt damit z.B. eine fehlerhafte Mischungsaus-wahl selbstständig, da doch noch oft ein Artenpotential in der Umgebung vorhan-den ist.

    5 | Beachten wir die Vorgaben der Natur, lassen sich jedoch auf den problematischen sandigen, sauren Böden „gartentaugliche“ wunderschöne Wildstaudenpflanzungen

    Sommer mit Wiesenwitwenblumen

    Schattenpflanzung mit Sternmiere und StorchenschnabelDeutsche SchwertlilieWildstaudenpflanzungSandthymian, Taubenkropfleimkraut, Hundsrose, Lein

    Brache: Königskerze und Natternkopf

    Dipl. Ing. Renate Froese-GenzLandschaftsarchitektinNaturgarten PotsdamFachbetrieb für Naturnahes Grün – Empfohlen von BiolandD – 14476 Potsdam OT Golm www.naturgarten-potsdam.de

    Naturgärten in Ostdeutschland. Sandige, saure Böden und mehr…Erfahrungen zur Ansiedlung von Wildpflanzen im Siedlungsbereich

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    Naturgärten im Norden und Osten Deutschlands Naturgärten im Norden und Osten Deutschlands

    Salix rosmarinifolia und Salix viminalis als Spielgebüsch und Willkommensbogen in einer Hamburger KiTa

    Naturgärten in Norddeutschland

    Lage und Entstehungsgeschichte Norddeutschlands

    Wo liegt Norddeutschland?1 | Als Hamburger hat man da ein ganz klares Bild: Norddeutschland liegt nördlich der Elbe. Diese gefühlte Heimat liegt in ei-nem größeren Gebiet, in dem es viel Him-mel, viel Weitblick und wenig Berge gibt: Die Norddeutsche Tiefebene. In Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklen-burg Vorpommern und Schleswig Holstein, sowie in den nördlichen Teilen Sachsen Anhalts und Niedersachsens gibt es keine natürliche Erhebung über 200 m Höhe.

    Die landschaftsprägende Weichsel-KaltzeitDie letzte Eiszeit, die Weichsel-Kaltzeit, bedeckte Nordeuropa bis vor ca. 10.000 Jahren nördlich der Elbe mit Eismassen. Diese waren teils mehrere Kilometer hoch und prägen die Bodenverhältnisse und Landschaftsmorphologie Norddeutsch-lands. Damals entstanden die Urstromtäler der großen Flüsse, die Seenlandschaften und auch die Ostsee. Für uns im Norden Hamburgs sind die Abflussrinnen in die Al-

    ster und von dort in die Elbe sehr prägend. Wir haben es auf Grund der unterschiedli-chen Strömungsgeschwindigkeiten in der Vielzahl von Entwässerungsrinnen mit kleinräumig stark wechselnden Bodenver-hältnissen zu tun. Insgesamt gibt es über-wiegend Lehm, aber auch lehmige Sande und Sande und es ist keine Seltenheit, dass ein Garten von 1000 m² sowohl reinen Sand als auch reinen Lehm zu bieten hat.

    Urbane Überprägung durch die GroßstadtWir haben hier, was die Bodenverhältnisse angeht, Unmengen von Kriegsschutt, der sich mit dem anstehenden Lehm und Ge-schiebe vereint. Mit diesen Bodenverhält-nissen haben wir regelmäßig zu kämpfen. Hier gibt es aber auch so etwas wie anste-hendes Gestein, vor allem in Form von Tief-garagendächern.

    Regionale Baumaterialien und ihre VerwendungMit dem Eis wurden ungeheure Mengen mineralischer Substrate aus Skandinavien nach Norddeutschland transportiert und

    verisiertes Tonmineral Bentonit. Gebrannt erhalten wir Backsteine, zum Hausbau und als Pflasterklinker.

    Kiesel und FindlingeAls Teichsubstrat verwenden wir unsere runden Kiesel in den Körnungen 2-8, 8-16 und 16-32 mm, mit einer Unterschicht aus lehmigem Sand in den Pflanzbereichen. Die Findlinge dienen der Abstützung des Substrats an den Böschungsneigungen und natürlich zur Zierde.

    3 | Da wir den Aushub aus den Teichgru-ben im Allgemeinen auf den Grundstücken belassen, ergibt sich häufig die Notwendig-keit, den Boden gegen Erosion zu sichern, auch hier sind Findlinge ein bewährtes Baumaterial für landschaftstypische Trock-enmauern.

    Gewaschene Kiesel der Körnung 8-16 mm können auch als Deckschicht für befestigte Flächen genutzt werden. Mit ausreichend dimensioniertem Unterbau und ca. 3 cm stark aufgetragen, ist dies eine kostengün-stige norddeutsche Befestigungsmöglich-keit, die den Boden nicht vollständig versiegelt.

    Eine andere, sehr regionaltypische Form der Pflasterung ist das Katzenkopfpflaster. Na-mens gebend ist hier die Größe der Steine, die etwa der eines Katzenkopfes entspricht. Eine rustikale und durch die Rundung der

    Steine eher unebene Befestigungsvariante (nicht behindertengerecht), die aber durch die großen Fugen gut entwässert und Platz für Fugenvegetation lässt. Bei dem An-spruch höherer Ebenheit nutzen wir gerne den zu Klinkern gebrannten Lehm.

    Holz4 | Obgleich die Eiche als Bauholz in unser-er Region das bevorzugte Holz sein sollte, greifen wir sehr viel auf brandenburgische Robinie zurück. Der Vorteil der Robinie liegt eindeutig darin, dass sie so gut wie kein Splintholz ausbildet. Bei der Eiche muss hingegen, um eine vergleichbare Halt-barkeit erzielen zu können, das Splintholz erst aufwendig entfernt werden. Entspre-

    chend nutzen wir Eiche vorwiegend als Schnittholz, oder unbehandelt als Spaltp-fähle oder Stammpoller.

    Weiden5 | Die Weide ist eine von uns häufig ver-wandte Pflanze, da sie eine enorme Wuchs-leistung besitzt und unsere lehmigen Böden liebt. Aus Steckhölzern der Korbflechter-weide (Salix viminalis) lassen sich alle mög-lichen nützlichen Bauten herstellen:

    Zäune aus Weidenrutenals Einfriedung. In sonnenexponierter Lage eine dauerhafte Zaunlösung, die aber, wie eine Hecke, regelmäßiger Pflege bedarf.

    wir haben folgende Situation: ALLES IST RUND. Durch den weiten Transport abge-schliffen, getrommelt und abgerundet. Lehm, Sande, Kiese und Steine, die wir Fin-dlinge nennen, alles ist rund. Zudem sind unsere Böden überwiegend sehr kalkarm.

    Lehm2 | Von unschätzbarem Wert in der Gestal-tung von Außenflächen für Kinder, weil das Gestalten mit Lehm ein sinnliches Vergnü-gen sondergleichen ist.

    Lehm und Ton dient uns aber auch zur Ab-dichtung von Teichen. Erdfeucht verbaut und mehrschichtig eingebaut, in Form von vorverdichteten Tonplatten, oder als pul-

    Typisch Norddeutsche Landschaft: Halboffene Weidefläche im Naturschutzgebiet Höltigbaum, nordöstlich von Hamburg

    Eichenspaltpfähle, Stammpoller und Robinien-holz (v.v.n.h.) in einer Hamburger Grundschule

    Natursteinmauerbau aus Findlingen. Privatgarten in Hamburg

    Offene Entwässerungsrinne aus Lehm und Findlingen. Weg aus Glensanda (siehe 5.1.)KiTa im Nordwesten Hamburgs

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    Naturgärten im Norden und Osten Deutschlands Naturgärten im Norden und Osten Deutschlands

    Mein einer, feiner kleiner NaturgartenAnfang, Fehler und Erfolge

    Als Sichtschutz zum Nachbargrundstück wurden schon vor 17 Jahren eine Hainbu-che, eine Linde, eine Traubenkirsche und eine Baumweide gepflanzt. Nicht nur zur Freude von Rotkehlchen, die ich persön-lich ganz besonders mag, wurde eine Wild-fruchthecke mit Pfaffenhütchen, Holunder, Schlehe, Haselnuss, Weißdorn, Hartriegel und Roter Heckenkirsche angelegt. Außer-dem wurden noch 3 Ebereschen und eine Felsenbirne gepflanzt. Die Felsenbirnen-früchte sind besonders für Amseln ein Le-ckerbissen, und wenn die Beeren der Eber-eschen reifen und der Holunderstrauch Früchte trägt, wird der Vordergarten zu ei-nem Gourmetrestaurant für verschiedenste Vogelarten.

    Am Stamm einer großen, 30 Jahre alten Lärche direkt vor dem Haus finden Kleiber, Specht und Baumläufer selbst bei strengs-tem Winterwetter immer etwas Fressbares und lassen sich direkt vom Wohnzimmer-fenster aus beobachten. An manchen Ta-gen, vor allem im Herbst und im Winter, picken Heerscharen von Finken und Mei-sen die Samen aus den Lärchenzapfen. Die

    Das Beobachten von Tieren im Naturgarten zählt sicher mit zu den schönsten Erlebnis-sen eines Naturgärtners. Verschiedenste Insekten, Säugetiere und Vögel können in naturnahe Gärten Einzug halten, wenn be-stimmte Voraussetzungen geschaffen wer-den, die für ihr Leben und Überleben unab-dingbar sind. Im folgenden Beitrag möchte ich über einige meiner eigenen diesbezügli-chen Beobachtungen berichten und neben-bei in ganz groben Umrissen meinen Natur-garten vorstellen.

    Der Anfang Die Umwandlung unseres Gartens zum Na-turgarten begann vor über 10 Jahren. Hohe Bäume hinter dem Haus und stellenweise fast reiner trockener Sandboden erschwer-ten die Auswahl von geeigneten Pflanzen gleich zu Beginn. Ich hatte, wie jeder Hob-bygärtner, meine Pflanzenfavoritenliste im Kopf, dazu zählen u.a. alle Salbei-, Königs-kerzen- und Nelkenarten sowie Mageriten und Malven. Diese Schönheiten sollten un-bedingt in meinem Vordergarten wachsen, obwohl ich wusste, dass die Bedingungen dafür alles andere als optimal waren. Es kam, wie es kommen musste, diese Arten wuchsen einfach nicht auf dem sauren Sandboden, noch dazu im Halbschatten. Ich habe mehrere Jahre immer wieder aufs Neue versucht, sie anzupflanzen bzw. aus-zusäen, aber sie kümmerten entweder vor sich hin, keimten erst gar nicht oder wur-den Schneckenfutter.

    Trotzdem gibt es von Anfang an einen großen Bereich mit erfolgreich eingesä-ten bzw. angepflanzten Wildstauden. Dort wo ich den Sandboden mit viel Kompost angereichert hatte, fühlten sich vor allem verschiedene Fingerhut- und Storchschna-belarten, Lungenkraut, Akeleien, Nacht-kerzen, Wildastern, Nachtviolen, Wilde Kar-den, Schlüsselblumen, Gilbweiderich und Orangerotes Habichtskraut recht wohl, auf reinem Sandboden waren es eher Schwar-ze Flockenblume, Taubenkropfleimkraut,

    Scharfer Hahnenfuß, Vergissmeinnicht, Ja-kobskreuzkraut, Berufskraut und Weißes Leimkraut. Alles in allem entstand ein Tum-melplatz für verschiedenste Insekten.

    Der 35 Jahre alte Miniblaufichtenwald, der vielleicht nicht unbedingt in einen Natur-garten gehört, hatte auch schon vor über 10 Jahren eine stattliche Höhe. Er bietet aber immer noch verschiedenen Vogelar-ten Schutz, Nahrung und Möglichkeiten zum Nestbau, auch die Eichhörnchen tur-nen gern im Geäst der Bäume. Vor dem Wäldchen befindet sich ein nährstoffrei-cheres Staudenbeet mit Waldgeißbart, Trollblumen, Gilbweiderich, Seifenkraut, Majoran, Waldstorchschnabel, Phlox, Stern-dolden und Wasserdost, um nur einige zu nennen. Von den Schmetterlingsarten sind dort Tagpfauenaugen und Ochsenaugen jedes Jahr zuverlässige Blütenbesucher. Eine inzwischen ca. 2 m hohe Essigrose, eine Blaue Heckenkirsche und viele andere Sträucher haben am Rand ihren Platz. Das Miniteichbecken ist für die Ringelnattern ein gedeckter Tisch, weil dort fast immer Grasfrösche zu finden sind.

    Dipl. Biol. Matthias Bergmann Biotop OHG

    D - 22395 Hamburg, 3 040-601 06 80 [email protected] www.biotop-hamburg.de

    Weidengebüscheaus Rosmarinweide (Salix rosmarinifolia), die wir wegen ihrer dauerhaft weichen Äste und Blätter sehr gerne und bevorzugt als Pflanzung für Spielgebüsche nutzen.

    Weidenbögen und WeidenbautenWillkommensbogen aus Weidenruten, der sich wegen seiner herrlichen Raumwirkung als Eingangsbereich für neue Gartenstruk-turen oder Spielbereiche anbietet.

    RecyclingZur Erweiterung unseres Materialsorti-ments greifen wir aber auch gerne auf das Recycling oder die Umnutzung vorhanden-er Materialien zurück. Dies ist eine Maxime, die nicht nur sehr sinnvoll, weil Ressourcen schonend, ist, sondern auch die eigene Kreativität anregt, weil die alten Gebr-auchsmuster verlassen werden müssen, um

    neue Nutzungsmöglichkeiten zu erfinden. So ist man gezwungen, die einem ganz bekannten Dinge unvoreingenommen zu betrachten und sich ablösend von der Nut-zungsbestimmung zu fragen: WOFÜR IST DIESES DING GUT?

    Wurzelstubben und StammpollerWiederverwendung des Holzes aus den winterlichen Fällungen. Stammsegmente von Lärche, Douglasie und Eiche, sowie Wurzelstubben als Erosionsschutz und Spielangebot an Hügeln, vorwiegend in Kinderspielräumen.

    Betonplatten und -pflaster6 | Zerschlagen und zu Mauern und Ab-stützungen aufgeschichtet. Im Allgemein-en mischen wir Naturstein, Findlinge und Holz mit ein. Auch für Treppenanlagen, dann in den Stufenbereichen vermörtelt.

    Gestaltungselemente von AußerhalbWassergebundene Wegedecke7 | Früher wurde überwiegend der gelbe stark lehmhaltige Promenadengrand 0-11 aus den regionalen Werken verbaut. Er wird aber bei Feuchtigkeit leicht matschig und trocknet zudem schlecht ab. Ein im Ham-burger Raum handelsübliche und auch von uns häufig genutzte Alternative ist da der rötliche Glensanda, ebenfalls 0-11, ein Granitbruch aus dem namensgebenden schottischen Glensanda.

    Saumsaat8 | Der bunte Saum kann natürlich nicht als norddeutsch angesehen werden, erzeugt aber eine angenehme Atmosphäre von Ur-laub und Erholung.

    Biotop 2010

    Abgrenzung zum Stellplatz mit Wildsträuchern und Saumsaat. Außengelände eines Architek-turbüros in Hamburg

    Glensanda zwischen Staudenbeeten. Privatgarten Hamburg

    Bruchsteinmauern aus gebrauchten Betonplatten, mit Findlingen und Granitborden. Privatgarten in Ahrensburg, bei Hamburg

    Oben: Vordergarten 2007Rechts: Königslibelle bei der Eiablage 2009

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    Naturgärten im Norden und Osten Deutschlands Naturgärten im Norden und Osten Deutschlands

    Eine besondere Freude ist es, den Molchen im Teich zuzusehen und deren Nachwuchs im Teich zu entdecken. In diesem Jahr nutz-ten erstmalig Teichfrösche die großen See-rosenblätter als Platz zum Sonnenbaden, das Froschkonzert (auch nachts) gab es dazu inklusive.

    Der Teich ist terrassenförmig gebaut, so dass auch die Vögel im Sommer dort siche-re Stellen zum Baden Ihres Gefieders fin-den. Spatzen suchen jedes Jahr Futter für ihre Jungen indem sie, hüpfend von Stein zu Stein, die Pflanzen am Teichrand nach Insekten absuchen.

    Nüsse, die der große Walnussbaum im Hof trägt, sammeln Eichhörnchen und Eichel-häher, im Meisenkasten brüten jedes Jahr Blaumeisen.

    Platz für noch mehr Naturgarten und TiereNach dem Kauf der beiden an das oben be-schriebene Grundstück angrenzenden Flur-stücke im Jahr 2007 bzw. 2009 konnte ich endlich mein kleines Naturparadies erwei-tern. Ich hatte nun zusätzlich auf 1.500 m² Platz, um meine Gartenträume zu verwirk-lichen.

    Ein Teich (ohne Filtertechnik) mit Ufergra-ben wurde gebaut (Kurzbeschreibung s. u.), kleine Mager – und Fettwiesen angelegt (Kurzbeschreibung s. u.) und an verschie-denen Stellen Stauden, Rosen, Sträucher und Bäume gepflanzt. Außerdem zwei ver-schieden große Hügel aus abgebaggertem Oberboden mit 20 cm Sandauflage model-liert. (Kurzbeschreibung großer Sandhügel s. u.)

    Mager- und Fettwiesen – Vielfalt auf kleinsten RaumIch finde Stieglitze wunderschön, leider sind sie sehr scheu und ich hatte sie bisher nur einmal vor vielen Jahren im Spätwinter an einem Samenstand der wilden Karde im Vordergarten entdeckt.

    Schon im ersten Sommer (2008), nachdem die eingesäte Feldblumenmischung am Rande des kleinen Sandhügels Samenstän-de gebildet hatte, waren Stieglitze da, die Kornblumensamen schienen besonders gut zu schmecken. In diesem Jahr waren die Samenstände des Wiesenbocksbartes ein besonderer Leckerbissen für diese Vö-gel, ich habe sie oft daran picken sehen. Trotzdem oder gerade deshalb samt sich Wiesenbocksbart im gesamten Garten von Anfang an gut aus und erscheint jedes Jahr an einer anderen Stelle.

    Auf den neu angelegten Bereichen mit Wiesencharakter, die z. T. mit Kies bzw. Kalk-

    wickelten, sowie Thymianpflanzen, die als Bodendecker gepflanzt wurden.

    Es versteht sich von selbst, dass auch hier viele Insekten, Schmetterlinge und Vögel Nahrung finden. Als ein Beispiel will ich hier nur die Wildbienen nennen, die ich beson-ders oft auf Malvenblüten entdeckt habe.

    Die größte Überraschung für uns war aber, dass dieser Hügel auch als Zauneidechsen-kinderstube diente. Es gab immer Bereiche ohne Pflanzenbewuchs und die Lage ist extrem sonnenbegünstigt, außerdem be-findet sich ein großer Holzhaufen in der Nähe, gute Voraussetzungen also damit Eidechsen einwandern, bleiben und sich vermehren. Die kleinen Eidechsen nutzten außerdem die flachen Thymianpflanzen gern als Versteck.

    Tiere am und im Teich – Leben zu jeder Jahreszeit In unserem Teich überwintern jedes Jahr Teich- und Grasfrösche sowie viele Libel-lenlarven und Kleinstlebewesen. Im Früh-jahr findet man dann an den Stengeln der Pflanzen am Teichrand die leeren Hüllen frisch geschlüpfter Libellen und im Ufer-bereich massenweise Frosch- und auch Erdkrötenlaich. Die kleinen Frosch- und Erdkröten findet man dann ab Juni überall im Garten. Für die jungen Ringelnattern im und außerhalb vom Teich gibt es in dieser Zeit Nahrung im Überfluss.

    Alle Libellen sind sehr schön, als aber die ersten Königslibellen am Teich erschienen, war nicht nur ich, sondern die ganze Fami-lie begeistert.

    Mit dem Besuch eines Eisvogels gleich im ersten Frühjahr (2008) kurz nach Fertigstel-lung des Teiches hatte aber nun wirklich niemand gerechnet. Die eingesetzten Bit-terlinge schienen genau in das Beutesche-ma dieses Vogels zu passen. Mein Mann und ich hatten an zwei Tagen großes Glück, wir konnten diesen seltenen und scheuen Gast für kurze Zeit am Teich beobachten. Leider habe ich diesen „fliegenden Edel-stein“ nicht wieder gesehen, es ist aber si-cher nicht ausgeschlossen, dass er hin und wieder an unserem Teich nach Bitterlingen Ausschau hält, die gibt es darin immer noch, auch dank eingesetzter Teichmuscheln.

    Das schönste Erlebnis war für mich aber, als mein gerade mal ein Jahr altes Enkelkind beim Anblick seines ersten bunten Schmetterlings und der klei-nen Eidechsen seine Freude darüber durch herzerfrischendes Lachen zum Ausdruck brachte.

    schotter abgemagert wurden, wachsen Kartäusernelken, Wund- und Hornklee, Ma-geriten, Wiesenknopf, Witwenblumen, Es-parsetten, Wiesensalbei, Taubenkropfleim-kraut, um nur einige zu nennen. Ein kleiner Hügel, bestehend aus sehr nährstoffreicher Erde (z. T. Erdaushub vom Teichbau) mit ein-gesäter „Universalmischung“ von Syringa, ist viele Wochen lang ein Insektenmagnet. Nicht nur im Juli zur Wiesenflockenblumen- und Wegwartenblüte, wenn der Hügel ein blauweißrosa Blütenmeer ist, sieht man unzählige Hummeln, Käfer und Bienen, den wunderschönen Distelfalter aber nur in dieser Zeit, meistens an Flockenblumen.

    Großer Sandhügel – Lebensgrundlage nicht nur für Insekten und VögelDer große Sandhügel war schon im ersten Jahr nach der Einsaat mit der „Wärmelie-bender Saum-Mischung“ von Rieger und Hofmann und z. T. selbst gesammelten Sa-men ein absoluter Erfolg.Viele meiner Lieb-lingspflanzen, auf die ich im Vordergarten aufgrund der standörtlichen Verhältnisse verzichten musste, wachsen und gedeihen dort prächtig. Verschiedene Königskerzen entfalteten ihre ganze Größe und Schön-heit, Natternkopf und Malven wuchsen vom Stängelumfang und von der Höhe her zu kleinen Sträuchern heran und Mageriten bildeten ganze Büsche.

    Der Platz an dieser Stelle reicht bei weitem nicht aus alle Arten zu benennen. Erwäh-nenswert sind aber noch Sträucher und Halbsträucher wie Dorniger Hauhechel, Rosmarinweide, Regensburger Geißklee und Rosen, die sich ebenso prächtig ent-

    Barbara Lorenz D - 01796 Pirna

    [email protected]

    Oben: Blumenwiesenhügel im Juli 2010Rechts: Blumenwiesenhügel im Mai 2011

    Großer Sandhügel 2011

    Teichfrosch auf Seerosenblatt 2011

    Links: Junge Zauneidechse 2011 Unten: Ringelnatter am Miniteich 2009

  • 14 Natur & Garten April 2012 Natur & Garten April 2012 15

    Naturgärten als Lebensraum Naturgärten als Lebensraum

    Es gibt nicht viele einheimische Kletterro-sen und gar keine einheimischen Rambler, am besten eignet sich für diesen Zweck noch die Kriechrose. Auch kleinwüchsige heimische Rosen unterhalb von einem Me-ter (Kleinstrauchrosen) sind rar. Neben der Essigrose kommen eventuell noch Zimt- oder Bibernellrosen in Frage. Alle heimi-schen Arten haben eine kurze Blütezeit und schließen ihre Blüte spätestens im Juli ab.

    Naturnahe Kletter- und Kleinstrauchrosen Der Versuch eines Überblicks

    Als naturnahe Alternative und Ergänzung bieten sich besonders reich blühende Gar-tenformen an, speziell die fruchttragenden Sorten. Dies sind eindeutig keine heimi-schen Arten, sondern Zuchtformen aus ver-schiedensten Wild- und Gartenrosen. Nach den Richtlinien der Fachbetriebe für Natur-nahes Grün - Empfohlen von Bioland (www.naturgarten-fachbetriebe.de) müssen in einem als naturnah zu zertifizierenden Gar-ten mindestens 60 % einheimische Arten stehen (= Indigene und Archäophyten). Daneben können maximal 40 % nicht-hei-mische Pflanzen aus Bioanbau verwendet werden. Hierzu gehören die hier genann-ten Sorten.

    Naturnahe KletterrosenDer Markt von Kletterern und Ramblern ist nahezu unüberschaubar und alljährlich werden neue Sensationen gefeiert. Der Rosenshop eines der größten deutschen Rosenversender preist über 200 Sorten an! Ersparen wir uns lieber einige Irrwege und kürzen ab. Was wäre, wenn Sie nicht nur eine blütenstarken Strauch wählen wür-den, sondern mit einem fruchtstrotzenden Rambler oder einer Kletterrose überzeugen könnten? Denn dies ist kein Ding der Un-möglichkeit, das gibt es wirklich. Hier aus dem unglaublichen Angebot diejenigen Sorten, die es wert sind, Fruchtrambler ge-nannt zu werden.

    Manche Rambler haben mich schier über-wältigt durch ihre Pracht, die wahre Größe, ihre Vollkommenheit. Als ich im November vor dem Verwaltungsgebäude von Lens-Rosen im belgischen Oudenburg stand, fiel mir sofort der riesige Rambler auf, der nahezu die Hälfte der Hausseite und seines Dachs einnahm: ´Sir Cedric Morris´. Aber ´Sir Cedric Morris´ ist nicht nur ein stark blü-hender Fruchtrambler, ein guter, bewähr-ter, zuverlässiger, immer reich und stets tra-gender normaler Fruchtrambler. Ich habe für ´Cedric´ und ähnliche Gestalten aus der Rosengeschichte einen eigenen Namen er-funden: Super-Fruchtrambler. So was hatte ich mein Lebtag noch nicht gesehen. Eine Überfülle hängender Fruchtdolden an lan-gen, eleganten Fruchtstielen von eleganter Rotfärbung. Die Früchte glänzend rotoran-ge, in einer bemerkenswerten Größe, die dennoch ratzeputz von allerlei Vögeln ab-gefressen würden. Eine Ramblerrose als ei-gener, sich selbst erhaltender Lebensraum

    für eine große Tierzahl. Mit solchen Urty-pen von Fruchtramblern könnte doch viel mehr Natur in unsere Städte und Siedlun-gen einziehen, zu aller Nutzen. Lassen Sie uns daran arbeiten und pflanzen diese.

    Naturnahe Kletterer und Rambler bieten eine breite, attraktive Farbpalette, so dass auch Anspruchsvolle fündig werden. Na-türlich kommt die nie an die Vielfalt von Strauchrosen heran (Naturnahe Rosen, Band 1), kann sie gar nicht, denn es sind nun einmal weniger Sorten im Spiel. Doch weil jedes Thema seine Faszination und Eigenheiten aufweist, finden sich doch in Sachen Blüten einzigartige Färbungen, die unseren Blick wie etwa ´Plaisanterie´ ban-nen. Freuen wir uns auf das, was da blühen könnte!

    Es finden sich etliche starkduftende Sor-ten. Besonders hervorzuheben wären etwa ´Flammentanz´, ´Trompeter von Säckin-gen´, ´Bobby James´, auf jeden Fall ´Guir-lande d´Amour´ und vielleicht noch ´Sum-merwine´. Auch ´Seagull´, oder ´Repandia´ gelten schlechthin als Duftrosen. Nicht zu vergessen die mit dem Lindenblütenf-lair: `Hermann Schmidt´, `Treasure Trove, oder `Frau Hilde Ruf´. Falls man ein Nasen-mensch wäre, empfehlen sich die nicht so hohen Sorten, am besten an Pergola oder Rosenbögen hochgezogen.

    Generell betrachtet tragen Rambler und Kletterer eher kleinere, manche sogar kleinste Blüten. Die Blüten von Maria Lisa erscheinen mit 2 cm für eine Rose unge-wöhnlich winzig. Die meisten der vorge-stellten Rosenblüten sind 3-4 cm klein, etwa ´Goldfinch´, ´Apple Blossom´, ´Re-pandia´, ´Hermann Schmidt´ sowie ´Super Fairy´ und ´Guirlande d´Amour´. Die zweit-größte Gruppe bringen 4-5 cm aufs Maß-band, man nehme ´Veilchenblau´, ´Donau´, ´Lykkefund´ und die wüchsige ´Kiftsgate´. Den für Rambler schon mittelgroßen Flor von 6-7 cm tragen etwa ´Trompeter von Sä-ckingen´, daneben ´Flammentanz´ und die bekannte Bobby James´. Verhältnismäßig groß ferner die Blüten von `Pas de Deux´ (8-9 cm) und ´Dortmund´, die mit rund 10 cm Durchmesser schon den Spitzenplatz besetzt.

    Blütenzahl

    2006 200726.6. 7.6.

    1 100 802 120 1003 500 1804 600 2005 500 3306 500 4507 500 4508 500 5009 500 530

    10 600 55011 700 80012 700 80013 650 80014 630 78015 630 75016 630 73017 600 70018 450 60019 430 50020 400 30021 400 20022 300 10023 250 5024 200 1025 15026 50

    Summe 11590 10490

    Rosa rambler Kiftsgate

    1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 1213141516171819202122232425260

    100200300400500600700800900

    Kiftsgate

    Column B Column CBlütentage

    Blütenzahl

    Diagramm1:Blütendiagramm der heimischen Kriechrose. 3-4 Wochen Blütezeit mit bis zu 400 Blüten im Höchstfall und bis zu 5843 Stück in einer Saison. (Quelle: Reinhard Witt: Naturnahe Rosen, Bd. 2)

    Diagramm 2: Blütendiagrmm der nichtheimischen Kiftsgate. 3-4 Wochen Blütezeit, maximal 800 Blüten pro Tag, insgesamt zwischen 10.000 und 12.000 pro Saison. (Quelle: Reinhard Witt: Naturnahe Rosen, Bd. 2)

    Rosa rambler Kiftsgate

    Blütenzahl 26.6.2006

    Rosa arvensis

    2008

    22.5. 3.6.1 2 352 4 633 7 804 18 905 10 1106 30 1207 30 1408 30 1809 30 200

    10 33 22011 40 25012 45 27013 50 28014 55 30015 58 35016 60 37517 75 40018 60 40019 35 38020 37 35021 30 35022 20 30023 18 25024 0 20025 1 15026 1

    Rückschnitt 779 5843

    2007

    Rosa arvensis Kriechrose

    Blütenzahl 2006Pfingsten 2 Wo sehr kalt

    April 4 Wo sehr warm

    1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 1213141516171819202122232425260

    50100150200250300350400450

    Arvensis

    Column B Column CBlütentage

    Blütenzahl

    1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 1213141516171819202122232425260

    50100150200250300350400450

    Arvensis

    Column B Column CBlütentage

    Blütenzahl Blütenzahl 22.5.2006Pfingsten 2 Wo sehr kalt

    Blütenzahl 3.6.2008

    Blütenzahl 7.6.2007

    Die heimische Kriechrose ist die einzige, die es mit einigen der nichtheimischen Rambler und Kletter-rosen aufnehmen kann. Hier als Maschendraht-Zaunberankung.

    Der aparte Fruchtstand von Kiftsgate, ein gefundenes Fressen für Wintervögel.

    Ein wunderschöner mittelgroßer Fruchtrambler

  • 16 Natur & Garten April 2012 Natur & Garten April 2012 17

    Naturgärten als Lebensraum Naturgärten als Lebensraum

    Hagebuttenzahl. Das ist eine einfache Rechnung. Die meisten der Sorten aus dem Buch Naturnahe Rosen, vor allem Moschus- und Büschelrosenhybriden, wandeln ihre Blütenmenge nahezu 1:1 in Fruchtkör-per um. Beispiele hierfür etwa ´Guirlande Rose´, ´Guirlande d´Amour´, ´Immensee´, ´Toby Tristan´, ´The Garland´ oder ´Ramb-ling Rector´.

    Naturnahe KleinstrauchrosenMit Kleinstrauchrosen werden all jene Sor-ten unter einem Sammelbegriff zusammen-gefasst, die zwischen 40-120 cm Wuchshö-he erreichen. In den Anfängen ihrer Zucht vor etwa 30 Jahren nannte man Klein-strauchrosen zunächst Bodendeckerrosen. Dabei wurde speziell an eine Verwendung im öffentlichen Grün gedacht, man wollte die Cotoneaster- und Feuerdorn-Einöden bunter, lebendiger und pflegeleichter ma-chen und durch blühende Rosenteppiche ersetzen. Viele der Arten wachsen sehr flächig und bilden in großer Stückzahl ge-pflanzt dichte, nahezu undurchdringliche Gebüsche. Kleinstrauchrosen sind also eine sehr spezielle Gruppe. Doch was hat das al-les mit naturnahen Rosen zu tun?

    Warum Kleinstrauchrosen?Sichten wir das Sortiment der Kleinstrauch-rosen, so entdecken wir die Vorteile dieser jungen Rosengruppe. Nicht alle, aber doch viele vereinen folgende Eigenschaften.p Offene oder nicht ganz gefüllte Blütep Ungemein lange Blütezeitp Prächtiger Hagebuttenschmuckp Außerordentlich robustp Ziemlich pflegeleicht

    Allerdings, uns erwartet eine Aufgabe. Denn unter den unzähligen Sorten (weit über 300!) ist eine sinnvolle Auswahl zu treffen, die naturnahen Ansprüchen ge-nügt. Und zweitens, müssen wir diese Ro-sen nicht in Monokulturen pflanzen wie im öffentlichen Grün vorgemacht, sondern einzeln oder in Kleingruppen. Warum nicht einmal eine ‘Juanita’ ins Blumenbeet oder die fein-duftige ‘Lupo’ zwischen Salbei, La-vendel und weitere Duftpflanzen?

    Mehr und länger BlütenKleinstrauchrosen bringen im Vergleich zu einheimischen Wildrosen und naturnahen

    Strauchrosen (Band 1) eine deutliche Stei-gerung sowohl von Blütendauer als auch Blütenmenge. Nun könnten wir allein da-mit gut leben, dass diese Arten schön und lange blühen. Sie würden bei einer Bewer-tung sicher hohe Punktzahlen einheimsen – sogar in der Kategorie Ökologie, denn eine lange Blüte bedeutet eben auch ein außerordentliches Pollenangebot für Insek-tenbesucher.

    ... und außerdem noch Fruchtbehang? Die Blüte allein ist für Naturnähe aller-dings kein ausreichendes Kriterium. Denn wir möchten am liebsten daneben bzw. danach noch reichlich Hagebutten. Da-mit geraten wir allerdings in ein Dilemma. Denn eine starke und lange Blütezeit be-deutet für die Pflanze nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Energie. Steckt sie ihre Kraft schwerpunktmäßig in die Blütenpro-duktion, bleibt weniger oder gar nichts für Hagebutten übrig. Deshalb werden

    Tabelle links: Naturnahe Kleinstrauch rosen auf einen BlickAus der überarbeiteten Empfehlungsliste, den Aufpflanzversuchen des Sächsischen Landes-amts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Dresden-Pillnitz und meinen eigenen Recher-chen entstand diese Zusammenstellung. Die Sorten sind weitgehend oder gar nicht anfällig gegen Sternrußtau. Außerdem produzieren die meisten zahlreiche Hagebutten.

    In der Tabelle habe ich diejenigen Sorten herausgefiltert, die blühen und fruchten, sich aber gleichzeitig krankheitsresistent erwiesen haben. Wir können sie ohne Reue (und ohne Giftspritze) pflanzen. Mit ihnen bekommen wir überreichen Blütenflor plus Hagebutten-schmuck frei Haus.

    Plaisanterie fällt durch vielfarbige Blüten und schöne Früchte auf, die von Vögeln ge-fressen werden.

    Hermann Schmidt ist eine eher kleine Kletterrose.

    Juanita: Eine der bestbewertesten Kleinstrauch-rosen überhaupt. Ein Strauch bei mir hatte im Jahr 2011 über 7200 Blüten.

    Kew Rambler und Bobby James an einem Staketenzaun, beide bilden reichlich Früchte.

    Sortenname Züchtung Blütemonat Höhe in cm Wuchsform

    weiß

    Apfelblüte(Noack 1990)

    6-10 40-50niedrig-buschig, kletternd

    Medeo(Kordes’ Söhne 2003)

    6-11 40-60niedrig, buschig

    Snow Star(Lens 2008)

    6-10 40-60 niederliegend

    Venice(Noack 2003)

    7-10 60-80aufrecht

    rosa-weiß

    Blühwunder 08 (Kordes’ Söhne 2006)

    7-112 Blüten

    60-80locker, aufrecht

    Robe Fleurie (Lens 1995)

    6-103 Blüten

    40-60aufrecht, buschig

    UNICEF-Rose (Kordes 2007)

    6-103 Blüten

    80-120niedrig, buschig

    hellrosa

    Alfabia(Noak 2001)

    7-11 70-90niedrig, buschig

    Cherry Lips (Kordes 2007)

    6-10 60-80locker, aufrecht

    Flash(Lens 1984)

    6-10 40-60aufrecht

    Limeszauber (Pearce 2004)

    7-10 40-80locker, aufrecht

    dunkelrosa

    Juanita(Kordes’ Söhne 2006)

    6-10 100locker, aufrecht

    Pretty Girl (Meilland 2008)

    6-9 40-50niedrig, buschig

    Purpurtraum 2000(Schultheis 2000)

    6-9 50-60dichtbuschig

    Ravenna(Noack 2000)

    5-10 60locker, aufrecht

    rot

    Candia(Meilland 2006)

    6-10 60locker, aufrecht

    Canzonetta (Noack 2004)

    6-10 60niedrig, buschig

    Early Red(Lens 1993)

    5-7 50-70buschig

    Heidefeuer (Noack 1995)

    6-9 60steif, aufrecht

    Lupo(Kordes 2006)

    6-9 50 -60aufrecht, buschig

    Red Meidiland (Meilland 1989)

    6-10 90-150 aufrecht, verzweigt

    Resonanz (Noack 2005)

    6-10 90-100steif, aufrecht

    Rotilia(Kordes’ Söhne 2000)

    6-10 60-80niedrig, buschig

    Quelle: Reinhard Witt, Naturnahe Rosen. Band 2.

    Blühwunder 08 verdient ihren Namen tatsäch-lich. Sie blüht vom Hochsommer bis in den Frost. Hier bis Mitte November.

  • 18 Natur & Garten April 2012 Natur & Garten April 2012 19

    Naturgärten als Lebensraum Naturgärten als Lebensraum

    Dr. Reinhard Witt, Biologe und Journalist. Fachbetrieb für Natur nahes Grün (Naturnahe Planung). Bauleiter vieler naturnaher Projekte. D - Ottenhofen, 3 08121 – 46483 www.reinhard-witt.de

    konventionellerweise auch viele Blüten abgeschnitten, doch das muss nicht sein. Also sind wir auf der Suche nach der eier-legenden Wollmilchsau: Kleinstrauchrosen mit langem Blütenangebot und trotzdem schönem Hagebuttenschmuck. Und sogar das gibt es, das zeigen die Pillnitzer Aus-wertungen.

    Literaturp Reinhard Witt: Naturnahe Rosen.

    Band 1: Strauchrosen. Garten- und Wildformen – Blütenfülle, Hagebuttenpracht, Ökologie. Das etwas andere Rosenbuch – die besten Sorten. Verlag Naturgarten, Ottenhofen 2012. Nicht im Buchhandel! Bestellung über Buchshop: www.reinhard-witt.de

    p Reinhard Witt: Naturnahe Rosen. Band 2: Kletter- und Kleinstrauchrosen. Garten- und Wildformen – Blütenfülle, Hagebuttenpracht, Ökologie. Das etwas andere Rosenbuch – die besten Sorten. Verlag Naturgarten, Ottenhofen 2012. € 29,95. Bestellung über Buchshop: www.reinhard-witt.de

    Ziemlich unbekannt, aber fantastisch: Robe Fleurie!

    Ebenfalls blütenreich und fruchtstark ist Lupo, dessen Hagebutten auch in der Floristik Verwendung finden.

    Summerwine hat dekorative Früchte und ebensolche Blüten.

    Super-Fruchtrambler Sir Cedric Morris. Ein Blick, der Menschen wie Vögel erfreut. Ein Rambler als Lebensraum. Als Zu(g)flucht. Als Brutort. Als Windschutz. Als Futterbasis. Als Nachquartier.

    Candia. Eine tiefrote Sorte mit großen, form-schönen Hagebutten.

    Unter diesem Motto ist Wildkräuterdo-zent Peter Becker seit 2005 in Wiesba-dens Naturschutzgebieten tätig und mit seinen Vorträgen und Seminaren im gesam-ten deutschsprachigen Raum unterwegs. Mit den Wildkräuterprodukten seiner Ma-nufaktur zeigt er, wie invasive Neophyten mit Messer & Gabel nachhaltig kontrolliert werden können. Gegenwärtig wird das Ge-wächs hauptsächlich mit Giften bekämpft. Der Japanische Knöterich finanziert über Beckers Ansatz seine eigene Bekämpfung, indem seine Biomasse zu Speisen veredelt wird. Ein Teil des Erlöses wird wieder in Naturschutzprojekte investiert. Vom Stau-denknöterich zum Indischen Springkraut war es nicht weit. Das hochgradig invasive Impatiens glandulifera verdrängt großflä-chig heimische Arten. Heimische Gewächse wie Mädesüß verkümmern inmitten ihrer Fruchtbildung, wenn das Springkraut im Juni seine Hauptwachstumsphase erreicht. Für die Bekämpfung des Indischen Spring-krauts werden immense Mittel aufgebracht, die einen Großteil aller Zuwendungen aus-machen, die dem Naturschutz alljährlich zukommen. In England ist das fast schon ein Gesellschaftsspiel: „Balsam Bashing“. Ehrenamtlich werden Schulklassen und Naturfreunde organisiert, um gemeinsam großflächig Impatienskolonien durch Raus-reißen und Zertrampeln zu zerstören. Für den Schutz der einheimischen Flora werden dagegen nur sehr geringe Summen bereit-gestellt. Zumeist findet nur ehrenamtliches Engagement statt, weil Behörden sich auf gefährliche Gewächse wie Ambrosie oder Riesenbärenklau beschränken.

    2006 hat das Umweltamt Wiesbaden Be-cker beispielsweise beauftragt, im Wiesba-dener Aukamm an bestimmten Stellen den japanischen Knöterich zu bekämpfen, weil dort die letzten örtlichen Vorkommen der Bachnelkenwurz vom stark wuchernden Knöterich verdrängt zu werden drohten. Aber das Projekt wurde letztendlich aus Kostengründen abgebrochen.

    Naturschutz mit Messer & Gabel. Mein Appetit – kein Herbizid. Neophyten genießen lernen.

    Aus Blüten oder Pflanzenteilen verschie-dener Neophyten werden kulinarische De-likatessen gemacht. So wird etwa aus den gesammelten Blüten des Springkrauts Si-rup hergestellt und bei Schulveranstaltun-gen und anderen Events verkauft. Mit den Einnahmen konnte ein Erhaltungsbeet für rotgelistete Pflanzen mitsamt Infoschild angelegt werden. So hat der Schädling für die heimischen Gewächse ein kleines Na-

    turschutzgebiet finanziert. Im Unterricht werden solche Beete gepflegt und die Kin-der entwachsen der Vorstellung, dass man Naturschutz nur mit Spenden unterstützen kann. Der Genuss von „Unkräutern“ hilft da-bei, dass die nächste Generation eine wich-tige Wertschätzung erfährt und dadurch zur Erhaltung der Biodiversität beitragen kann.

    Anlässlich einer Betriebsversammlung habe ich ein Wildkräuter- und Neo phyten Frühstücksbuffet gecatert.

  • 20 Natur & Garten April 2012 Natur & Garten April 2012 21

    Naturgärten als Lebensraum Naturgärten als Lebensraum

    Peter Becker Knöterich Manufaktur, NewTritionInk D-65197 Wiesbaden, 3 0611 1846014, 4 0152-21557963, [email protected] www.newtritionink.com

    Trotz fehlender Förderung durch Natur-schutzbehörden macht Beckers Neophy-tenprojekt große Vorschritte. Projektpartner haben beim „Sei ein Futurist“-Wettbewerb gewonnen. Seine kulinarischen Events er-freuen sich großer Beliebtheit. Im Nachhal-tigkeitskochbuch von Landhessen konnte er das Springkraut ebenso aufs Menü set-zen wie beim „Perfekten Klimadinner“ der Stadt Wiesbaden, dem „Taste the Waste à la Carte“ in Mainz; jeweils mit TV- und Zei-tungsreportagen präsentiert. Verschiede-ne Buchveröffentlichungen folgen 2012.

    Becker veranstaltet Fortbildungen für Kräu-terpädagogen zum Thema und sensibili-siert auch die Schüler seiner Wildkräuter-Werkstatt im Campus Klarenthal. Sie setzen bereits um, was die Gesamtheit aller Neo-phytenexperten der zivilisierten Welt noch lernen muss!

    Peter Becker bietet auf seiner Webseite eine bunte Palette an Zubereitungen, um seine Botschaft buchstäblich in aller Munde zu bringen. Er hat das langfristige Ziel, mit Partnerprojekten ein bundesweites, selbst-tragendes Naturschutzprojekt empor zu wirtschaften.

    Rezept:

    Springkrautbratlinge mit Zichorien Barbeque Sauce

    Getreidebratlinge sind die bekömmlichste Art unser wichtigstes Grundnahrungsmit-tel zuzubereiten. Ich kombiniere dabei jede bekannte Getreideart wie Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel und Hirse mit sämtlichen Pseudozerealien wie Amaranth und Quinoa (Hanf und Buchweizen zählen auch dazu, sind aber bereits als Zutat in den anderen Gängen berücksichtigt) lasse die Körner quellen und ankeimen, um die Speicher-stoffe aufzuschließen, die nötige Garzeit zu reduzieren und den Vitamingehalt zu vervielfältigen. Dann werden die Körner angeröstet und in Gemüsebrühe weichge-kocht bis diese größtenteils einreduziert ist, zwischenzeitlich kurz mit dem Zauber-stab pürieren, damit ein Teil der Körner zur Bindung beiträgt. Dann fügen wir Spring-kraut, Zwiebeln, Mehl und Haferflocken hinzu, simmern die Masse noch einige Mi-nuten. Durch die quellenden Haferflocken zieht die Masse gut an. Ei beifügen und mit den restlichen Zutaten abschmecken und kühlstellen. Aus der kalten Masse mit feuchten Händen kleine, dünne Frikadel-len formen und in Paniermehl gewälzt von

    beiden Seiten, bei mäßiger Hitze, knusprig braun braten.

    150 g Getreide 2 l Gemüsebrühe 50 g Springkraut Früchte 40 g gewürfelte Zwiebel 40 g Haferflocken 20 g Mehl 1 EL Aijvar 1 Ei, Salz, Pfeffer

    Blitzrezept Zichorien Barbeque Sauce:

    100 g Zichorienwurzel (Wegwarte) putzen, würfeln und rösten. Mit 1 Liter Gemüsebrü-he aufgießen und 10 min kochen. Durch-seihen und in neuem Topf 100 g Zwiebeln dunkelbraun karamellisieren, am Ende 2 Knoblauchzehen und zwei Chilischoten und den Zest und Saft einer Orange beifü-gen. Mit dem Zichorienkaffee auffüllen und einreduzieren bis dickflüssig. Mit dem Zau-berstab pürieren und mit 300 g Ketchup verkochen und mit Salz, braunem Zucker und grünem Pfeffer abschmecken. Dazu schmeckt Wildkräutersalat.

    Schülerin mit Blütensirup von Indischem Springkraut, dessen Vermarktung das Erhal-tungsbeet für rotgelistete Pflanzen wie den Bachnelkenwurz finanziert.

    Knöterichernte

    Springkrautbratlinge mit Wildkräutersalat und Zichorien Barbeque Sauce

    Im Team der Taste the Waste a la Carte Kochbrigade mache ich auch darauf aufmerksam, dass Lebensmittel verschwendet werden, weil die Allgemeinheit sie nicht kennt.

    Springkrautfrüchte verarbeite ich zu Bratlingen, die ich bei Caterings anbiete.

    Springkraut Gummibärchen. Schnukkeln für den Naturschutz. Grundschüler und Kräuterpädagogen zeigen sich bei meinen Fortbil-dungen gleichermaßen begeistert davon Schädling zu naschen.

    Foto oben:Mein Beitrag für das Ministerium für Wissen-schaft und Kunst zur Aktion “Nachhaltige Geri-chte in Hessischen Kantinen 2010”, anlässlich des 1. Tags der Nachhaltigkeit. “Rhein-Indischer Sauerbraten vom Glanrind mit Yamswur-zelklöschen und Candy Carparcio von Kelteräp-feln.” Indisches Springkraut und Bocksdorn für Marinade, Sauce und Garnitur. Vom Aussterben bedrohtes Rind. Zur Förderung des Transfairen Handel mit tropischen Grundnahrungsmittel die Beilage und die Nutzung von Streuobst fördern, indem gefährdete Apfelsorten wie der gelbe Edelapfel in Springkrautessig mariniert, konserviert auch in den riesigen Mengen vor dem Verderb am Baum konserviert und zu ku-linarischen Leckereien verfeinert, wieder mehr Marktwert erhalten.

  • 22 Natur & Garten April 2012 Natur & Garten April 2012 23

    Naturgärten als LebensraumNaturgärten als Lebensraum

    Ein Naturgarten ist ein guter Platz für Zaun-eidechsen. Doch nur, wenn folgende Bedin-gungen geben sind.

    Die FlächeNaturnah gestaltete Lebensräume kleiner als 600 m² sind nicht ideal. Die Echsen sind von April bis Juni mit Partnerwahl und Paa-rung beschäftigt. Da sind die Tiere 50 m im Umkreis unterwegs. Ist der Garten klein, läuft das Tier durch viele fremde Gebiete. Kommt es dort zur „Feindberührung“ mit Katzen, kann das der Echsenliebhaber nicht verhindern oder beeinflussen. Gleiches gilt auch für kleinere Insellagen, an die z.T. oder ringsum eher unnatürliche Areale oder viel befahrene Straßen grenzen.

    VersteckeBei den Echsen gelten bei Gefahr folgende Reaktionen: Wegrennen, Schwanz abwer-fen, verstecken, tot stellen. Ist eine Katze der Verfolger, hilft wegrennen nicht viel. Schwanz abwerfen bringt bestenfalls einen kleinen Vorsprung durch Ablenkung und Täuschung. Das letzte Mittel, tot stellen, beruht auf der Annahme, dass die Jäger vorzugsweise mit ihrer noch lebenden Beute spielen wollen, bevor sie ihr den Ga-raus machen. Ist die Beute schon tot (oder stellt sich tot) verlieren sie oft das Interesse am Fang. Bleibt als wichtigste Strategie, sich zu verstecken.

    Als Versteck gilt alles, was eine Öffnung hat, in die das Tier hineinpasst. Dabei ist es der Echse egal, ob der Baumeister ein Maul-wurf, eine Wühlmaus, irgendeine andere

    Maus oder der Mensch war. Notfalls geht auch dichtes Gestrüpp, das für Verfolger un-zugänglich ist. Wer aber im Garten mit Gas, Gift und Fallen für die Ausrottung von Maus & Co gesorgt hat, muss seine Verstecke sel-ber graben oder er hat eben für die Echsen keine Zufluchtsmöglichkeiten. Damit verli-ert der Standort an Attraktivität, er bietet zu wenig Sicherheit. Wenn dort lebende Ech-sen in der Nähe bessere Bedingungen fin-den, sind die Tiere weg und wandern ab. Ei-dechsen führen ein eher heimliches Dasein und sind ständig äußerst aufmerksam, was um sie herum geschieht. Wird die Lage un-übersichtlich, verschwinden sie blitzschnell – und wohin? Natürlich ins nächstgelegene Versteck, wenn denn eins da ist. Nach meinen Beobachtungen erkennen, fühlen oder wissen die Tiere sehr genau, wenn sie im Begriff sind, offenes Gelände zu durchqueren. Da wird richtig „Gas“ gege-ben um unbeschadet von der Ausgangs-deckung zur Zieldeckung zu gelangen.

    Andererseits sind Eidechsen auch neugierig. Wird in „ihrem“ Revier rumort und gewerkelt, sind sie bald zur Stelle und beobachten was da vor sich geht. Diese Neugier muss wohl sein, um auch z.B. anderswo neue (bessere) Lebensräume zu suchen.

    Batterie aufladenWichtigstes Gestaltungselement im Ech-sengarten ist die Energietankstelle. Die wechselwarme Lebensweise fordert von den Tieren, sich jeden Tag aufzuwärmen, in erster Linie morgens, wenn die Tiere nach kühler Nacht aus ihren Schlafverstecken die

    Morgensonne suchen. Entsprechend müs-sen Mauern, Steinwälle, Holzstapel oder, wie bei mir, ein alter Heuhaufen zur unver-bauten Ostseite aufgestellt werden, damit die Tiere Wärme tanken können. Echsen sind wahre Wärmespezialisten. Sie legen sich nicht irgendwie in die Sonne, sondern versuchen eine Liegeposition einzunehm-en, die in direkter Linie zur Sonne steht, oder anders ausgedrückt: morgens hängen die Tiere fast senkrecht an entsprechenden Stein- oder Holzelementen, weil die Sonne von der Seite kommt. Bei diesem unge-schützten Sonnenbad sind sie sehr schön aus der Nähe zu beobachten (und leider auch zu fangen, wie jede Katze weiß!). Wer Echsennachwuchs will, der muss für eine ca. 2 m² große Sandfläche sorgen, die nicht im Schatten liegen darf. Die Echsendamen verbuddeln dort ihr Gelege, das dann von der Sonne erwärmt und ausgebrütet wird.

    Abwehr von Beutegreifern p LuftangriffeDie Bedrohung von Greifvögeln kommt in Gärten eher selten vor. Wer allerdings Elstern, Raben oder Eichelhäher als stän-dige Gartenmitbewohner hat, hat even-tuell Probleme. Da kommt es auf das Nah-rungsangebot an, das sich diesen Vögeln sonst noch bietet. Bleibt als Hauptproblem die allseits hochgeliebte und geschützte Hauskatze. Dabei ist schon der Name falsch, das sind Fremdegärtenkatzen, die gemäß

    ihrem Beutespektrum jede Echse fangen und erledigen. Haben sie über Duftspuren Witterung aufgenommen, kehren sie so lange an diese Orte zurück, bis alle Tiere ge-fangen sind. Dazu muss man grundsätzlich sagen, dass es weniger um eine einzelne Ka-tze geht, die in einem großen Revier auch ab und an bei den Echsen vorbeikommt. Wenn aber in 30 m Umkreis unkontrolliert über 10 Katzen jeden Alters gehalten werden, ist das eine Plage. Da wird von Katzen auf Reviersuche ein nahe liegender, idyllischer Naturgarten geradezu umzingelt. Naive Gärtner glauben ja, dass man mit Hände klatschen und ksch – ksch – Rufen die unge-betenen Gäste dauerhaft vertreiben kann. Mitnichten, falsch gedacht, da muss man andere Geschütze auffahren.

    p Der katzendichte GartenzaunMeine Beobachtungen haben ergeben, dass Zäune ab 2,50 m Höhe für Katzen sehr unattraktiv sind, speziell wenn sie kein Holz enthalten. Katzen bewegen sich auf Holz problemlos in allen Ebenen. Holzelemente müssen mit Maschendraht locker um-mantelt, Pfostenköpfe mit Draht verkleidet werden, damit sie nicht als Aufsprungbasis dienen können. Ich habe als Zaunpfosten 6 mm dicke verzinkte T–Eisen verwendet. Ab 1,30 m Höhe wurden die T–Eisen mit nicht rostenden ¾ Zoll Rohren verlängert. Dazwischen wird dünner Maschendraht eingeflochten. Der sollte aber nicht straff gespannt werden, sondern locker und ver-schiebbar bleiben. Katzen hassen es, wenn Material nachgibt, das sie erklettern wol-len. Ein ähnlicher Effekt stellt sich ein, wenn man Maschendraht ca. 10 – 15 cm über dem Boden aufspannt. Klappt auch sehr gut bei Gemüsebeeten (Katzentoilette).

    Wie man ein hölzernes Gartentor in der Höhe für Katzen unüberwindbar gestalten kann, hat das mitgebrachte Muster gezeigt.

    Eine drehbare Rolle ist auch für Katzenkral-len nicht zu überwinden. Man kann damit auch niedrige Zäune katzensicher aufrüsten wenn die letzten 50 cm unter der Rolle nicht aus Holz bzw. verkleidet sind. Katzen kön-nen ohne Probleme aus vollem Lauf 2 m Höhe locker überspringen, machen das aber nur, wenn sie verfolgt bzw. auf der Flucht sind. Ein normaler Katzenspaziergang bein-haltet solche Anstrengungen nicht. Wenn auf der anderen Zaunseite Maschendraht am Boden „wartet“, erst recht nicht.

    p Vertreibung durch UltraschallDazu werden entsprechende Geräte mit Erdspießen im Boden befestigt. Sie verfü-gen über einen Bewegungsmelder, der in einem Winkel von 100 ° reagiert und für 5 Sekunden einen Ultraschallton aussendet. Bei jeder Bewegung wird erneut der Ton gesendet. Der Ton ist für Menschen nicht hörbar, Katzen empfinden ihn als unan-genehm und versuchen den Bereich zu meiden. Daneben gibt es sog. Carport – Wächter, die in ca. 2 m Höhe den Schall eher trichterförmig senden. Alle Geräte können entweder über 9 V Batterien oder 12 V Netz-teile mit Wechselstrom betrieben werden. Um richtig flächendeckend präsent zu sein, braucht man mehrere Geräte. (Preis bei Variona ca. 80-100 €). Die Abwehrwirkung tritt nicht sofort ein. Man muss Geduld haben, die Geräte müssen dauerhaft be-trieben werden, damit der Ton den Katzen immer wieder auf die Nerven geht und sie schließlich vom Besuch abhält. Gute Er-folge erzielt man, wenn außer den Schw-erpunkbiotopen die vorher festgestellten „Einfallstore“ beschallt werden. Gesamtur-teil: Brauchbar und hilfreich sind die Geräte. Allein selig machend sind sie nicht. p Vertreibung durch VerbündeteDa fällt einem gleich der Hund vom Nach-barn ein oder der eigene natürlich, den man ab und zu durch den Garten scheuchen könnte. Leider sind heutige Hunde schon solche Weicheier, dass man dem Tier u.U. vorher in einem archaischen Vortrag die Urfeindschaft von Hund und Katze neu ins Bewusstsein rufen muss. Hunde stellen für Echsen i.d.R. keine Gefahr dar. Wer die zuvor von mir gescholtenen Elstern oder Eichelhäher im Areal hat, staunt, wie diese Vögel Zeter und Mordio schreien, wenn Katzen im Revier auftauchen. Somit ist die

    Katze verpetzt und angekündigt. Zusätzlich fliegen Elstern sehenswerte Tieffliegers-cheinangriffe auf Katzen, so dass die sehr bald den Rückzug antreten.

    p Maßnahmen, die gar nichts bringen:Dazu gehören Diskussionen mit Katzenhal-tern etwa darüber,p sich doch auf maximal 2 Tiere zu be-

    schränken (Gerichtsurteil LG)p dass der Katzen– und Grundbesitzer

    sein Areal so einzäunt, dass die Tiere aus schließlich dort bleiben. Bei jedem anderen Tier, vom Wellensittich über Hasen, Schafe, Pferde usw. ist das selb-stverständlich. Wer das nicht regelt, dem nimmt das Ordnungsamt die Tiere weg, nur Katzen sollen hier Sonderrechte beanspruchen?

    p dass Verständnis, Einsicht und Rücksicht dem Anliegen entgegengebracht wird, heimische, bedrohte und frei lebende Reptilien zu erhalten.

    p oder dass man nicht gewillt ist, die Fäka-lienverschmutzung auf Gemüsebeeten durch die Nachbarskatze hinzunehmen.

    Es sind praktisch immer eher aggressive Antworten, die man dann bekommt, etwa, „dass man machen könne was man wolle und darüber niemandem Rechenschaft ablegen müsste. Im Übrigen kann die Ka-tze hingehen, wo sie will, das haben andere Leute eben hinzunehmen.“ Der wichtig-ste, immer gleiche Satz lautet in etwa: „…Außerdem tut das alles meine Katze nicht, die ist ganz lieb und will nur spielen und man sei wohl ein Katzenhasser“. Das Tier sei völlig unbeabsichtigt durch das Loch im Zaun gekullert und hätte ganz verstört den Ausgang aus dem Garten gesucht.

    Wenn man sich vorstellt, dass in Deutsch-land über 8 Mio. Katzen durchgefüttert werden, während die Reptilien bei uns aus-sterben, ist wohl erkennbar, wer wirklich unseren Schutz und unsere Unterstützung benötigt.

    Tilman SommerienD – 86609 Donauwörth3 0906 3994

    [email protected]

    Von Eidechsen, Katzen, Naturgärten und Menschen

    Katzenschutzrolle auf einem Gartentor.

    Zauneidechsenweibchen

    Ganz oben: Auch locker geschichtete, alte Heu-haufen bieten einen Lebensraum für Eidechsen. Darunter: Eidechsenburg.

  • 24 Natur & Garten April 2012 Natur & Garten April 2012 25

    Naturgärten als Lebensraum Naturgärten als Lebensraum

    Erinnerungen: Träumen Sie auch noch von einem ganz bestimmten Garten oder Fleck-chen Natur aus Ihrer Kindheit? Was war wohl das Geheimnis dieses außergewöhn-lichen Platzes?

    Doch gewiss nicht ein Indoorspielplatz oder ein Reihenhausspielplatz. Irgendwie scheint Kindheit heutzutage anders zu sein als zu unserer Zeit. Meist waren diese Lieb-lingsorte auch noch verboten, etwa einge-zäunte Brachen mit einem von uns vergrö-ßerten Loch als Einstieg. Versuchen Sie sich doch einmal daran zu erinnern, was so ganz besonders war an diesen Spielorten.

    Wenn Kinder Zeichnungen von ihren Lieb-lingsplätzen anfertigen, sehen die Bilder meistens anders aus, als unsere derzeitigen angebotenen Spielorte. Die Kinder malen fast immer eine bunte Blumenwiese mit Schmetterlingen und Vögeln. Sie malen Klettermöglichkeiten auf Bäumen und Stei-nen. Es gibt Erdrutschen, Plätze mit Was-serlachen und Plätze zum sich Verstecken. Meine Kindergartenkinder haben oft ein Baumhaus gemalt und große Bäume.

    Warum eigentlich malen Kinder im Vor-schulalter immer noch Blumenwiesen, Vögel und Bäume mit Häusern darin? In einem Baumhaus sind die Kinder unserem Blickfeld entzogen. Sie können endlich mal unter sich sein, können herausspähen, ohne selber gesehen zu werden und ihre ei-genen Spielideen umsetzen ohne Zeitlimit.

    Warum Kinder Natur brauchenGerade in einem naturnahen Spielraum, eine „wilde Insel“, wie ich unseren Garten auch gerne nenne, haben Kinder viele Möglich-keiten, die nicht auf den ersten Blick sichtbar sind. Elemente wie Feuer, Wasser, Erde und Luft sind direkt real erlebbar, vor der Haus-türe und praktisch umsonst. Jedes Kind kann Abenteurer sein, Elfe, Waldgeist, Entdecker, Forscher, Zauberer…Phantasie stößt an kei-ne Grenzen. Kinder lernen ihr Spiel wieder selbst zu organisieren, zu gestalten und auch so Verantwortung zu tragen. Alles Fähigkei-ten die von einem modernen Arbeitsplatz heutzutage gefordert werden.

    » Erwachsene wissen, wie wichtig es ist, dass Kinder auch grenzüberschreitend die Welt erfahren, weil Phantasie und der Reich-tum an Gedanken die Grundlage für eigene Entwicklung ist. Der Traum zu fliegen, an Ge-dankenseilen zu klettern und der Wunsch auf dem Rücken eines Vogels die Welt zu umrun-den, fasziniert immer mehr. Doch wird stattdessen dem Vogel ein golde-ner Käfig gebaut mit engem Gitter aus stähler-nem Rohr, wird das Fliegen verlernt. Der Sturz in den Abgrund ist vorprogrammiert. « (Armin Krenz)

    Wir haben uns inzwischen weit vom Erleben der Natur entfernt. Künstlich klimatisierte Räume, Designer Food mit tausenden künstlichen Aromen, virtuelle Spielräume, Kontakte im vermeint-lichen Schutz des Internets, ohne den ande-ren wirklich zu „erleben“.

    » In unserer Zivilisation liegt die Wahrheit längst nicht mehr in dem was die Dinge sind, sondern was sie nicht sind, wir haben uns eine illusionäre Welt zurechtgezimmert. « (Unbekannt)

    Im Kindergarten, Hort oder Schule verbrin-gen die Kinder inzwischen viel mehr Zeit als früher. Deshalb sollten wir gerade in diesen Spielräumen möglichst viel Natur zulassen und Naturerleben ermöglichen.

    Warum sind die ersten Lebensjahre vor der Schule so entscheidend?Die Erfahrungen, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren macht, sind entschei-dend für das weitere Leben. Sie legen den Grundstein für die spätere Entwicklung im gesamten Leben. Eine gute Verwurzelung findet nur in diesem Lebensabschnitt statt. Deshalb sagte schon Goethe:

    » Gebt den Kindern Wurzeln wenn sie klein sind und Flügel wenn sie groß werden. « (Goethe)

    Dazu zählt in erster Linie Vertrauen, Hilfsbe-reitschaft, Gestaltungsfreude und Begeis-terungsfähigkeit. Heute weiß man, welche Möglichkeiten ein vielfältiger naturnaher Garten unseren Jüngsten für Entdeckungs- und Forschungsmöglichkeiten bietet. Wenn Kinder ihre Umwelt erobern und sich darin selbsthandelnd bewegen, das heißt ohne ständige Anleitung eines Erwachsenen, dann haben sie die Chance zu einem eigen-

    ständigen Erwachsenen heranzuwachsen. Der Lerneffekt in selbst gewählten Beschäf-tigungen ist um ein Vielfaches höher. Beob-achten Eltern ihre Kinder, werden sie schnell feststellen, dass ihr Nachwuchs hohe Anfor-derungen an sich stellt und die Messlatte von sich aus immer höher legt.

    » Fähigkeiten wie vorausschauend zu den-ken, komplexe Probleme zu durchschauen und seine eigenen inneren Impulse zu steu-ern, können nicht per Bildungsplan verordnet werden. Nur unmittelbare, mit Leib und Seele gemachte Erfahrungen stoßen im Gehirn die wichtigen Lernprozesse an. Nur so können Kinder all das zu Entfaltung bringen, was sie in Zukunft brauchen: Innovationsgeist und Kreativität bei der Suche nach Lösungen. Motivation und Einsatzbereitschaft bei der Umsetzung guter Ideen, gepaart mit Durch-haltevermögen und Zuversicht. Und etwas Umsicht und Geduld, weil nicht alles, was sie versuchen, auch auf Anhieb gelingt. Sind sie sich ihrer Selbstwirksamkeit erst einmal bewusst, ist später auch das Aneignen und Umsetzen von Sachwissen kein Problem. « (Prof. Dr. Gerald Hüther)

    Was bedeutet Natur für Kinder? (Aussagen von Kindern)Draußen sein – Andere Lebewesen – Land-schaften – Freiheit – Zeit – Schönheit – Wei-te – Erholung – Ruhe – Harmonie – Wetter. Beängstigende Dinge kommen bei Kindern selten vor.

    Was lieben Kinder?Jungs. Ganz verwildert muss es sein, Sehn-suchtsland ihrer Spiele, dichter Wald, große

    Baumwurzeln, struppig und wüst soll es sein, frei still, menschenleer verwachsen, unheimlich…Mädchen. Bäume, Gebüsch, Tiere, hohes Gras, Wiese, Blumen, Bach, Wald…Wichtig für Kinder ist ein hohes Maß an Freizügigkeit und aus dem Blickfeld der Eltern „befreit“ zu sein. Was mit der mögli-chen Handyortung und dem Wunsch der Eltern nach Kontrolle kollidiert.

    Was brauchen Kinder?Unverplante Zeit zum Draußen spielen • Emotionale Sicherheit und Geborgenheit • Beziehungssicherheit • Rückzugsmöglich-keiten • Eigenverantwortung • Umgang mit Tieren, sie ermöglichen ein Gefühl der Si-cherheit und Vertrautheit, bieten taktile Kon-taktmöglichkeiten und direkte Erfahrungen • Eigenmotivation • Naturbezogene Bildungs-arbeit Bildung-Nachhaltige-Entwicklung • Stärkung der Sozialkompetenzen • Ganz-heitliches Lernen • Fantasie und Kreativität • wertvolle, große naturnahe Erfahrungs-freiräume zur Entwicklung von Motorik und Handlungsfähigkeit • Gespür für Sprache • Naturwissenschaften • Kunst und Musik • Abenteuer vor der Haustüre • Experimentier-felder • Stärkung der Gesundheit im Freien • Erfahrungen aus erster Hand • Stärkung der Lebenslust und Freude am eigenen Tun, sich selbst zu entdecken und zu verwirklichen • echtes Spiel als schöpferische Kommunika-tion mit der Wirklichkeit • Wiederbelebung der Sinne insbesondere der Nahsinne wie Riechen, Schmecken, Fühlen, sie sind verant-wortlich für Empathieentwicklung • erstes Demokratieverhalten erleben bei Umge-staltungen, Partizipation • Verschiedenste

    Wetter-Erfahrungen, eine Vielfalt an Reizen wie wechselnden Wind und Luftverhältnisse, unterschiedliche Jahreszeiten erleben • Ken-nenlernen und Umgang mit den Elementen und Naturgewalten. (Die Liste hat keinen An-spruch auf Vollständigkeit.)

    » Lernen ist Erfahrung. Alles andere ist nur Information. « (Albert Einstein)„Eine ganzheitliche Förderung unserer Kin-der in pädagogischen Einrichtungen, gera-de im Außengelände, ist immens wichtig! Ein naturnaher Spielraum schafft beste Bedingungen für ganzheitliches Lernen. Kinder brauchen vielfältige, abwechslungs-reiche Orte, an denen sie spielerisch ihre Umwelt entdecken, ihre Persönlichkeit ent-wickeln und dabei erst Erfahrungen mit Natur machen können. Gleichzeitig können langfristige Erfolge im Umweltschutz nur erzielt werden, wenn von frühester Kindheit an eine Natur- und Umweltbezogene Bil-dung und Erziehung stattfindet.“ Aus dem Buch „Kinder Abenteuer Garten“, Gaby Lin-dinger (s. Litertaturtipps).

    » Unsere Kinder von heute brauchen Natur um zu lernen, als Erwachsener von morgen verantwortungsvoll zu leben und zu handeln. Wir Erwachsene brauchen Beides: Kinder und Natur. «

    Gaby Lindinger D – 85457 Wörth gaby.lindinger@

    newkonzept.de

    Unverplante Zeit zum Draußenspielen Eine wilde Insel braucht jeder mal … Einfach mal spielen dürfen im Workshop Erfahrungen sammeln aus erster Hand

  • Visionen im naturnahen GrünVisionen im naturnahen Grün

    Natur & Garten April 2012 2726 Natur & Garten April 2012

    Die Geschichte des Naturgartens in Europa beginnt lange vor den 1970er Jahren. Schon zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurden manche eng-lischen Landschaftsgärten als „Naturgärten“ bezeichnet, da sie die damals ideale Natur-vorstellung einer lieblich-anheimelnden Hir-tenidylle nachahmten. Dadurch wird deut-lich, dass die Naturvorstellung eine Stellung der Gesellschaft zur Natur ist und „die“ Natur wiederum ein gesellschaftliches Konstrukt. Allein durch sein pflanzliches Material re-flektiert der Garten die gesellschaftliche Positionierung zur Natur. Insbesondere die Betrachtung der Naturgartenidee offenbart den engen Bezug zwischen Gartenkunstge-schichte und Gesellschaftsgeschichte sowie zur Wissenschaftsgeschichte, vor allem der Wissenschaft der Ökologie.

    Aus diesen Blickwinkeln betrachtet lassen sich vier Phasen feststellen, in denen sich die Naturgartenidee stark veränderte: Um 1800, um 1900, um 1970 und um 1990. Der Landschaftsgarten legte mit seiner der Ro-mantik geschuldeten Naturempfindsam-keit die Grundlage für eine gesellschaftliche Aufgeschlossenheit gegenüber „wilder“ Natur. Jedoch versuchte der Landschafts-garten eine idyllische landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft nachzubilden – gerade nicht die wilde Natur. Die Natur vervollkommnet durch das menschliche Eingreifen.

    Um 1900 kommen neue Einflüsse in die Naturdarstellung des Gartens hinzu: Zum einen entsteht die Idee Pflanzenphysio-gnomie und Pflanzengeographie, also die Erscheinungsform und Herkunft von Pflan-zen, systematisch in Gärten umzusetzen. In botanischen Gärten werden die ersten An-lagen mit nur „heimischen“ Pflanzen ange-legt. Zum zweiten entwickelt der Engländer William Robinson die „Wilderness“-Idee, die winterharte Stauden als pflegeleichtes Ge-staltungselement entdeckt. Von beiden Ide-en beeinflusst entwickelt Willy Lange nach 1900 sein Konzept eines „naturlichen“ Gar-

    tens. Er sorgt damit sowohl für die Verbrei-tung der Idee über die Grenzen Deutsch-lands – z.B. zu Jac P. Thijsse und Eli Heimans „instructive Natuurtuinen“ in den Nieder-landen – als auch für deren Untergang: Lange stellt den naturlichen Garten in den 1930er Jahren zunehmend ins Zeichen der nationalsozialistischen Blut-und-Boden-Ideologie. Nach dem zweiten Weltkrieg wird dadurch mit dem Nationalsozialismus auch der Naturgarten tabuisiert.

    Erst mit der aufkommenden Ökobewe-gung um 1970 blüht die Naturgartenidee wieder auf – diesmal mehr im Zeichen des Naturschutzes als der botanischen Wissen-schaft. Urs Schwarz machte diesen „Natur-schutzgarten“ als „Naturgarten“ bekannt. Ab hier offenbart sich die Doppelgesichtig-keit der Ökologie: Erstens als Wissenschaft der Ökologie, die mit ihrer Erforschung der

    Natur die Nachteile menschlicher Nutzung bestmöglich (technisch) kompensieren möchte. Zweitens als Weltbild, dessen Ver-treter das Nicht-Eingreifen bzw. die Unter-ordnung und Einordnung des Menschen in die Gleichgewichte und Kreisläufe der Natur fordern. Parallel zur Idee des Natur-schutzes im Privatgarten entwickelt sich in dieser Zeit eine Bewegung für mehr Grün in der Stadt. Die Anhänger der Kasseler Schule und der Künstler Louis Le Roy sind überzeugt, dass spontane Vegetation und Brachflächen als „Wildnisgärten“ oder „ver-wilderte Orte“ am flexibelsten nutzbar sind, somit in der Pflanzensoziologie der Schlüs-sel zur optimalen Freiraumplanung liegt. Beide Ansätze erwiesen sich in den folgen-den Jahrzehnten als Fehlschluss.

    Die Profession der Landschaftsarchitektur beobachtete deswegen die weitere Ent-wicklung der Naturgartenidee in Amateur-kreisen nicht weiter, obwohl ein bedeuten-der Schritt getan wurde: Ab 1990 wurde weniger die Natur selbst als der Mensch und sein ästhetisches Naturerleben in den Mittelpunkt der Bemühungen gestellt. Währenddessen nährt sich die Profession der Ökologie von der anderen, wissen-schaftlich und technisch versierten Seite. Dies hat zur Folge, dass in den Gestaltun-gen der Landschaftsarchitektur heute Pro-zesshaftigkeit angestrebt wird – bei einem Prozess kennt man Verlauf und Ende der Veränderung –, während im Naturgarten der Umgang mit Dynamik gelehrt wird – mit Mut zum offenen Ende.

    Literatur:p Andritzky, Michael / Spitzer, Klaus:

    Grün in der Stadt - Von oben, von selbst, für alle, von allen, Reinbek bei Hamburg/1981; Rowohlt.

    p Eisel, Ulrich / Schultz, Stefanie: Geschichte und Struktur der Land-schaftsplanung. Berlin/1991; TU Berlin Univ.-Bibliothek, Abt. Publ.

    p Le Roy, Louis G. / Boukema, Esther / McIntyre, Phillipe Vélez: Louis G. Le Roy – Natuur, cultuur, fusie – Nature, Culture, Fusion. Rotterdam/2002; NAI Uitg.

    p Schwarz, Urs: Der Naturgarten – Mehr Platz für einheimische Pflanzen und Tiere, Frankfurt a. M./1980; Krüger

    p Trepl, Ludwig: Geschichte der Ökologie – Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Frankfurt a. M./1994 [1987]; Athenäum.

    Eduard Neuenschwanders Park an der Uni in Zürich-Irchel nimmt in den 80er Jahren einen Sonderplatz zwischen der Naturgartenidee im Privatgarten und der Freiraumsoziologischen Planung im öffentlichen Raum ein.

    Andreas Winkler läutet mit seinen naturnahen Gärten die dritte Phase des ästhetischen Na-turerlebnisses im Garten ein. Planung: Andreas Winkler, Aus: Winkler, Andreas / Salzmann, Hans C.: Der andere Naturgarten – Ein Hand-buch für Praktiker/1986; Ringier, S. 34

    Dipl.-Ing. Anja LöbbeckeDoktorandin am Lehrstuhl für Landschafts architektur und industrielle Land-schaft, Prof. Dr. sc. ETH Zürich Udo Weilacher,

    Technische Universität München, gefördert von der Studienstiftung des deutschen Volkes CH - 5432 Neuenhof, [email protected]

    Wie wir wurden, was wir sind –

    Über 200 Jahre Gärtnern „nach der Natur“

    Die Wilderness-Idee von William Robinson meint winterharte Staudenverwendung in abgelege-nen Gartenteilen – keine Wildnis. Aus: Robinson, W. / Darke, Rick: The wild garden. Portland/2009 [1895]; Timber Press. S. 86

    Der Thijssehof in Bloemendaal ist ein Garten nach wissenschaftlichen pflanzengeogra-phischen und -soziologischen Ansätzen, der heimische Landschaften nachbilden möchte. Foto: Anja Löbbecke

    Willy Langes Garten in Berlin-Wannsee bildet seine Vorstellungen von natürlich aussehenden Pflanzengesellschaften ab: Hier ein Gartenweg zu einem Sitzplatz im „Wald“. Planung: Willy Lange, Bild gemeinfrei, über www.pictokon.de

    Der Naturschutzgarten von Urs Schwarz in Solothurn: Es dominieren ungemähte Wiese, ungeschnittene Sträucher und Bäume – nur eine Skulptur verdeutlicht, dass diese Ge staltung willentlich geschieht. Planung: Dr. Urs Schwarz, Foto: Anja Löbbecke

    Die Heemparks, hier der Thijssepark in Amste-veen, entwickeln die planzenphysiognomische Idee ästhetisch weiter. Foto: Anja Löbbecke

    Reinhard Witts Gestaltung der Umgebung des Biohotels Hohenbercha steht stellvertretend für die heutigen Naturgärten, bei denen das Naturerleben im Mittelpunkt steht. Foto oben und Foto darunter: Anja Löbbecke

  • Visionen im naturnahen GrünVisionen im naturnahen Grün

    Natur & Garten April 2012 2928 Natur & Garten April 2012

    Seit 1998 verfolgt die Gemeinde Haar eine nachhaltige Strategie bei ihren öffentlichen Grünflächen. Seit der Anlage des Natur-Schau-Gartens am Wertstoffhof unter Pla-nung von Reinhard Witt, Fachbetrieb für Naturnahes Grün - Empfohlen von Bioland, setzt sie konsequent auf naturnahes Grün. Manche alten Flächen und vor allem neue Flächen werden als Magerflächen auf dem anstehenden kiesigen Boden angelegt und in der Regel mit verschiedenen heimischen Mischungen angesät. Diese Strategie, das Haarer Modell, ist vorbildlich im Sinne eines umfassenden Natur- und Umweltschutzes. Obwohl es seit den 70er und 80er Jahren in verschiedenen Kommunen Deutschlands ähnliche Ansätze gibt (Dittrich/Witt: Blu-menwiesen, BLV Verlag, München 1995), z.B. in großen Städten wie Stuttgart, Karls-ruhe, München, ist mir keine andere Kom-mune bekannt, die das so konsequent und langfristig erfolgreich durchgeführt hat. Bundesweit ist das Haarer Modell unüber-troffen. Einer der Gründe ist Umweltrefe-rent Michael von Ferrari, der diese Maßnah-

    men seit anderthalb Jahrzehnten geleitet und durchgeführt hat. Ein anderer ist der Rückhalt dieses Magerflächenkonzeptes bei Bürgermeister, Gemeinderat und Be-völkerung. Durch seine 15jährige Praxis ist Haar Modellgemeinde geworden. Ihr Vor-bild strahlt weit in umliegende Gemeinden aus, wo seit Kurzem oder Längerem ähnli-che Ansätze zu beobachten sind.

    Nachdem sich schon bald zeigte, dass die Anlage des Natur-Schau-Gartens ein voller Erfolg werden würde, folgten 2000, 2001, etc. weitere Flächen. Zählt man alle bis zum Jahr 2010 umgesetzten Projekte zu-sammen, wurden 21 angelegt, die in der vorigen Studie in insgesamt 33 verschie-dene Standorte eingeteilt wurden. Sie um-fassen zusammengenommen inzwischen 3,75 ha, eine beachtliche Größenordnung. Die kleinsten sind dabei nur einige Dut-zend Quadratmeter groß (z.B. Nr. 19 Straße Am See mit 50 m²), die größten umfassen knapp einen Hektar (Nr. 16 Ökofläche Salm-dorf-Nord mit 9.467 m²).

    Grundlage des Pflegekonzeptes sind zahl-reiche Besuche aller Magerflächen wäh-rend der gesamten Vegetationsperiode 2010. Angefangen im April bis zum Ende im Dezember wurden immer wieder Begehun-gen durchgeführt. Dabei entstanden zahl-reiche Fotos, von denen sich viele in der Studie wieder finden. Diese Fotos und die 5tägige Kartierung der Arten und Flächen im September lieferten dann die Grundla-ge für die Auswertungen, Beurteilung und daraus folgend die Pflegeanweisungen der Flächen.

    Auswertung der Ökoflächen. Ästhetisch, ökologisch, pflegerischDer Bewertung der Flächen hängt immer vom Standpunkt des Betrachters ab. Wenn unser Ausgangspunkt eine nachhaltige Zukunft sein soll, dann sollten wir ein Pfle-gekonzept entwerfen, was die Flächen aus verschiedenen Perspektiven zeigt. Es geht um eine ansprechende Ästhetik, dazu eine möglichst hohe ökologische Bedeutung sowie gleichzeitig eine -finanziell wie kräf-

    temäßig– noch leistbare Pflege. Die Ergeb-nisse sind dabei aber so vielfältig wie die Flächen selber.

    Der Bauhof bemüht sich seit anderthalb Jahrzehnten, die Pflege der Flächen mög-lichst optimal zu gestalten. Herrn Hans Stei-ninger und all seinen Mitarbeitern gebührt hierfür an dieser Stelle größtes Lob. Nur dank ihrer Einsatzkraft haben wir 2010 solch ein positives Gesamtbild der Ökoflächen.

    Die zukünftige Pflege ist weitaus differen-zierter als die jetzige. Die Flächen wurden abgestimmt an ihren Bewuchs und ihr Po-tential in unterschiedliche Mähbereiche eingeteilt. Manchmal braucht man für eine Fläche weiterhin nur einen Mähtermin (z.B. Nr. 4 a Schneiderhofstraße), manchmal aber auch zwei Termine (Nr. 1 Natur-Schau-Garten), maximal sogar drei Mähzeitpunkte. Die unterschiedliche Frequenz wurde durch verschiedene Farbgebung verdeutlicht.

    Der Pflegeplan zeigt, dass sich die Mähter-mine weiter strecken als das bisher der Fall war. Das hat Vorteile für den Bauhof, da sich das Mähen nicht auf einige wenige Monate konzentriert. Mit dem neuen Pflegekon-zept kann jetzt ein leichter zu erfüllender Jahresplan gemacht werden.

    Aus ästhetischer und auch aus ökologischer Sicht ist der differenzierte und zum Teil auch gestaffelte Mährhythmus über große Teile des Jahres ebenso ein unschlagbarer Vorteil: Viele der jetzt noch unansehnlichen und schlecht bewerteten Flächen werden sich hierdurch in ihrer Qualität steigern, so dass insgesamt ein ansprechenderer Gesamteindruck entsteht. Durch alles in allem häufigerem Mähen entstehen gleich-zeitig mehr Blütenflächen, was für Tier und Mensch ebenso positiv ist.

    Literatur Reinhard Witt: Die Ökoflächen der Ge-meinde Haar. Investitionen in nachhaltige Artenvielfalt. Ein naturnahes Pflegekon-zept. Einen Auszug der Studie auf der In-ternetseite von Reinhard Witt: http://www.naturgartenplaner.de/aktuelle-projekte/nachhaltige-gruenflaechenpflege/p Die ganze 114seitige Studie gibt es

    beim Umwelta