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Heidelberg Stadtentwicklungsplan Heidelberg 2015 Leitlinien und Ziele 2015

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Heidelberg

StadtentwicklungsplanHeidelberg 2015Leitlinien und Ziele

2015

Amt für Stadtentwicklungund StatistikPostfach 10 55 2069045 HeidelbergTel.: 06221 - 5821500

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1. Vorbemerkung

2. Ausgangssituation

3. Präambel für ein

neues Leitbild

Wichtige

Querschnittsanliegen

4. Zielbereich

Städtebauliches Leitbild

Vielfalt in der Einheit,

Stadt am Fluss

5. Zielbereich regionale

Kooperation und

Regionalentwicklung

Durch neue Formen der

regionalen Kooperation den

Interessenausgleich sichern

Vorwort

Leitziele von 1974:

Warum neue Leitlinien?

Zeitperspektive bis 2010

Charta von Aalborg

Planung als Prozess, Wahlmöglichkeiten erhalten

Solide Haushaltswirtschaft auch in Zukunft

Bürger/innenbeteiligung und Partizipation

Vielfalt der Lebensformen ermöglichen

Gleichstellung von Frauen und Männern

Migration und interkulturelle Orientierung

Die Universität als wichtige Partnerin

Heidelbergs Einzigartigkeit bewahren

Bauland sparsam verwenden

Einheit von Stadt und Landschaftsraum bewahren

Wesentliche groß- und kleinräumige Freiflächen erhalten und entwickeln

Erhaltenswerte kleinräumige städtebauliche Qualitäten respektieren

Stadtteilzentren stärken

Bauliche Barrieren vermeiden

Mehr Mischnutzung und Aufenthaltsqualität

Warum stärkere regionale Kooperation?

Zusammenarbeit richtig verstanden

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6. Zielbereich Arbeiten

Vollbeschäftigung

anstreben

7. Zielbereich Wohnen

Preiswerten Wohnraum

schaffen und sichern

8. Zielbereich Umwelt

Verbesserung der Umwelt-

situation und dauerhafter

Schutz der natürlichen

Lebensgrundlagen Wasser,

Boden, Luft, Natur und

Landschaft

9. Zielbereich Mobilität

Förderung umweltfreund-

licher Mobilität durch

Angebotsverbesserungen,

Reduzierung der Belas-

tungen durch den motori-

sierten Individualverkehr

Wege aus der Krise eröffnen

Strukturwandel positiv nutzen

Neue Formen der Erwerbsarbeit unterstützen

Standortvorteile als Wissenschaftsstadt ausbauen

Verdrängungswettbewerb verhindern

Stärkung von Mittelstand und Handwerk

Position der Frauen auf dem Arbeitsmarkt stärken

Flächenverbrauch senken

Wiedereingliederung ins Erwerbsleben unterstützen

Kommunale Wirtschaftsförderung regional einbinden

Wohnraum für alle

Verdrängungsprozesse verhindern

Preiswertes Wohnen

Flächeninanspruchnahme bremsen

Unterschiedliche Lebensphasen und -formen berücksichtigen

Lebendiges Wohnumfeld

Förderung ökologischen Bauens

8.000 bis 10.000 Wohnungen mehr

Regionale Vorsorge einplanen

Regionaler Wohnungsmarktausgleich

Klima- und Immissionsschutz vorantreiben

Umweltqualitätsziele einführen

Naturhaushaltsplan fördert jährliche Bilanzierung

Dem Trend zur Zersiedlung entgegensteuern

Städtisches Freiflächenkonzept erforderlich

Umweltbewusstsein fördern

Chancen für eine gesündere Kindheit

Zielvorgaben des neuen Verkehrsentwicklungsplans

Umweltqualitätsziele und Verkehr

Mehr Mobilität ohne mehr motorisierten Verkehr

Stadt der kurzen Wege

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10. Zielbereich Soziales

Stadt des

sozialen Ausgleichs

11. Zielbereich Kultur

Stadt der

kulturellen Vielfalt

12. Zielbereich

Demographischer

Wandel

Die Chancen nutzen

13. Zusammenfassung

Ausgrenzung verhindern

Solidarität und Eigeninitiative fördern

Von der Zielgruppen- zur Quartiersarbeit

Wiedereingliederung ins Erwerbsleben unterstützen

Den Generationenvertrag bei der Jugend beginnen

Den Umgang miteinander lernen

Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderungen

Bis ins hohe Alter selbstbestimmt leben

Betreutes Wohnen in allen Stadtteilen anbieten

Gesundheitsförderung

Sport und Freizeit

Stadt der Kommunikation und Begegnung

Kulturelle Vielfalt richtig verstanden

Ausgangssituation für die Teilfortschreibung 2006

Heidelberg als familienfreundliche Stadt

Heidelberg als Wohnstandort stärken

Lebenslanges Lernen

Stadt der Fairness

In einer jungen Stadt alt werden – Kultur des Alterns ermöglichen

Integration ist die Aufgabe von allen

Mit Kultur Brücken bauen

Neue Partnerschaft zwischen Bürger/innen und Stadt

Aktives und solidarisches Stadtteilleben ermöglichen

Heidelberg als attraktiven Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort positionieren

Heidelberg als starker Partner in der Region

Stadtverwaltung als vorbildliche Arbeitgeberin und innovative Dienstleisterin

Mobilität für alle Altersgruppen

Der öffentliche Raum als Ort der Begegnung

Flexibel bauen

Bahnstadt als Schlüsselprojekt für die Stadtentwicklung

Anhang

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Seit 1997 hat Heidelberg eine LokaleAgenda, den StadtentwicklungsplanHeidelberg 2010 (STEP). Der STEP ist die richtungsweisende Leitlinie füreine Stadtpolitik, die sich zu ihrerVerantwortung für das soziale Mitein-ander bekennt und für die Wahrungeiner lebenswerten Umwelt in einerauch wirtschaftlich erfolgreichenKommune. Eine Fülle von Beschlüssenund konkreten Projekten sind bei derUmsetzung des STEP in den vergan-genen Jahren erarbeitet und erfolg-reich umgesetzt worden.

Nach fast zehn Jahren wurde derStadtentwicklungsplan um ein neuesKapitel und einen neuen Handlungs-schwerpunkt ergänzt: den Demogra-phischen Wandel, seine Herausforde-rungen und Chancen für die Stadt-politik. Im August 2006 beschloss derGemeinderat einstimmig, der Fort-schreibung des STEP zuzustimmen undden Demographischen Wandel mitangemessenen Zielen und Maßnah-men aktiv zu gestalten. Die Präambeldes Stadtentwicklungsplans wurdeentsprechend ergänzt und die Laufzeitvon 2010 auf 2015 verlängert. DieTexte der bestehenden Kapitel 1 bis 11blieben von dieser Fortschreibungunberührt. Die dort enthaltenen Leitlinien undZiele gelten – soweit nicht bereitsumgesetzt – weiterhin. Neu ist aller-dings das Kapitel 12, der „ZielbereichDemographischer Wandel“. Sein zentrales Bekenntnis: „Es gilt, nebender Familienfreundlichkeit für alle

Generationen den Charakter einerlebendigen, kreativen und tolerantenStadt zu erhalten.“

Zentrale Inhalte des Stadtentwick-lungsplans von 1997 sind die Bewah-rung und der Ausbau der StärkenHeidelbergs, Vollbeschäftigung unddie Stärkung von Mittelstand, Hand-werk und Einzelhandel. Es geht umeine „Stadt der kurzen Wege“, dieErweiterung der Bürgerbeteiligung,die Anerkennung der Vielfalt derLebensformen, die Gleichstellung vonMännern und Frauen, kulturelle Vielfalt und den dauerhaften Schutzder natürlichen Lebensgrundlagen.Solidarität wird im Stadtentwicklungs-plan umfassend auf die gemeinsameVerantwortung für sozialen Ausgleichund für Benachteiligte wie für diekommenden Generationen bezogen.Eine stabile wirtschaftliche Entwick-lung, die enge Kooperation in der Region und mit der Universität, dieAusschöpfung der inneren Entwick-lungsreserven und die effizienteNutzung der Flächen werden heraus-gestellt. Wir haben uns die Aufgabegesetzt, ausreichenden und preiswer-ten Wohnraum zu schaffen, innovativeBranchen zu fördern und stadtver-träglichen Verkehr zu gewährleisten.

Die Leitlinien im neuen Kapitel zumDemographischen Wandel setzen denSchwerpunkt bei der Familienfreund-lichkeit. So sollen die Rahmenbedin-gungen für familienfreundliches Wohnen und Arbeiten, für Betreuung,

Vorwort

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Erziehung und Bildung weiter ver-bessert werden. Die älteren Mitbürger/innen verfügen über vielfältigeLebenserfahrungen, die stärker in dieGesellschaft einfließen sollen. Inte-gration wird als Aufgabe aller Heidel-bergerinnen und Heidelberger her-vorgehoben. Barrieren zu Sprache undBildung gilt es abzubauen, den inter-kulturellen Dialog weiter zu fördern.Die Stadtteile sind Orte, wo sich Kulturen und Generationen begeg-nen und ein breites bürgerschaftlichesEngagement unterstützt werden soll. Darauf muss zukünftig mehrAugenmerk gelegt werden. Hier sinddie Beratungs-, Dienstleistungs- undServiceangebote den Bedürfnissenihrer Bewohner/innen entsprechendder demographischen Entwicklunganzupassen. Der Standortprofilierungals Wirtschafts- und Wissenschafts-stadt kommt große Bedeutung zu.Dazu gehört auch ein bezahlbaresWohnungsangebot mit sozialenQualitäten.

Der Stadtentwicklungsplan und seineFortschreibung sind im Dialog mit denBürgerinnen und Bürgern erarbeitetworden. Im Rahmen der Beratungen,der Beteiligung der Öffentlichkeitüber das Internet und das Stadtblattsowie bei den Gesprächen mit der Liga der Freien Wohlfahrtspflege unddem Ausländerrat/Migrationsrat gabes zahlreiche Anregungen, von denendie meisten übernommen werdenkonnten.

Jetzt gilt es, in den Stadtteilen unterBeteiligung der dort lebenden Men-schen und ansässigen Institutioneneine Infrastruktur zu schaffen, die den Herausforderungen des Demogra-phischen Wandels optimal begegnet.Bei dieser spannenden Entwicklungwird es auf eine kreative Zusammen-arbeit zwischen Stadt und Bürger/innen ankommen. Allen, die am STEPund an seinem neuen Kapitel mitge-wirkt haben, danke ich sehr herzlichfür ihr Engagement!

Die Leitlinien und Ziele des Stadt-entwicklungsplans werden uns auchweiterhin den Weg weit über diesesJahrzehnt hinaus weisen. Wir ver-pflichten uns zu einer nachhaltigenEntwicklung, die auf den StärkenHeidelbergs fußt. Wir stehen zu unse-rer globalen Verantwortung und zeigen uns als Stadt der Toleranz undOffenheit. Heidelberg übernimmtVerantwortung für die Zukunft!

Dr. Eckart WürznerOberbürgermeister

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Die Chancen einer globalen Politik fürnachhaltige Entwicklung entschei-

den sich vor allem in den Städten. Inihnen konzentrieren sich Wohnungsbau,Güterproduktion und -umschlag sowieEnergieverbrauch und Verkehrsleistun-gen. Heidelberg hat sich bereits frühzu Zielen bekannt, die später in derAgenda 21 der Konferenz für Umweltund Entwicklung in Rio de Janeiro fest-gelegt worden sind. Es geht um eineStadtentwicklungspolitik, die dieLebens- und Arbeitsbedingungen derMenschen mit der Tragfähigkeit1 dernatürlichen Umwelt in Einklang bringt.

Die zu diesem Ziel führenden Maß-nahmen sind festzulegen und kontinu-ierlich zu überprüfen. Der vorliegendeStadtentwicklungsplan Heidelberg 20102

zeigt den für die nächsten 13 Jahre vor-gesehenen Zielkatalog auf. Vor der end-gültigen Abstimmung über die verbind-lichen Ziele hat ein breiter öffentlicherDiskussionsprozess (November 1995 bisSeptember 1996) stattgefunden.

Die Stadt Heidelberg hat durch mehrereGrundsatzbeschlüsse und planungspoliti-sche Entscheidungen (u. a. Tourismus-leitbild, Verkehrsentwicklungsplan) eineEntwicklung eingeleitet, die durch denbehutsamen Umgang mit den vorhan-denen Ressourcen die Lebensqualität imStadtgebiet und der Region sichern undverbessern soll.

Vorbemerkung

1.

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Die alten Stadtentwicklungsziele von1974 bekennen sich zu einer maß-

vollen Entwicklung. In ihnen werdenimmer wieder die Aspekte Lebens-qualität, Stadt- und Landschaftsbild,Verkehrsbelastung und Zukunftsorien-tiertheit der Arbeitsplatzstruktur auf-gegriffen.

Die dort aufgeführten Ziele streben eine„unter Bewahrung der IndividualitätHeidelbergs" zukunftsorientierte struk-turelle Entwicklung an, die daran ausge-richtet ist, die Lebensqualität der hierWohnenden zu bewahren und zu ver-bessern.4

Die Aussagen zur Eigenart Heidelbergs,zum Stadtbild und zum Erholungswertder Landschaft heben stark auf Erhal-tungs- und Belastungsaspekte ab. DieGefahr, dass die prägenden MerkmaleHeidelbergs bei der Überschreitung von Grenzwerten verloren gehen, wirddeutlich gesehen.5

Dabei wird die Unverwechselbarkeit derStadt nicht nur durch ihr Landschafts-und Ortsbild bestimmt, sondern auchdurch die „nur intuitiv wahrnehmbarenBesonderheiten”6, die ihr Fluidum aus-machen. Ohne museal zu erstarren, soll die Eigenart Heidelbergs für „dieBürger der Stadt ... Angebot und Mög-lichkeit zur Identifizierung mit ihremGemeinwesen (sein)”. Individualität undUnverwechselbarkeit sollen erhaltenbleiben. Unverwechselbar für Heidelbergsind das Landschaftsbild, seine Stadt-gestalt, das studentische Flair, seineÜberschaubarkeit, Unaufdringlichkeit

Ausgangssituation3

2.

und Behaglichkeit, aber auch dieMischung aus städtischer und ländlicherNutzung. Das von der Universität undden anderen Lehr- und Forschungsein-richtungen geprägte innovative Milieu,seine Offenheit und Toleranz Fremdenund Neuem gegenüber sowie ein breiterKanon kultureller Aktivitäten sind wei-tere Merkmale. Damit kommt für dieHeidelberger stadtentwicklungspoliti-schen Vorstellungen aus dem Jahr 1974eine Generallinie zum Ausdruck, die lautet: Wirtschaftliches und räumlichesWachstum ja, aber nur soweit, wie dieProbleme des Wohnens, des Arbeits-marktes, der Umwelt, der Naherholungund des Verkehrs lösbar bleiben.

Viele der dort genannten Ziele habenbis heute Bestand. Die nachstehend auf-geführten Leitziele des alten Stadt-entwicklungskonzepts verdeutlichen denWillen der Stadt Heidelberg nach einermaßvollen, in Kooperation mit denNachbarn eingeleiteten Entwicklung.

1 Berücksichtigung der Tragfähigkeit bedeutet einenachhaltige Umweltnutzung, d.h. die Erhaltung desnatürlichen Kapitals. Die Verbrauchsrate von erneu-erbaren Rohstoff-, Wasser- und Energieressourcendarf nicht höher sein als die Neubildungsrate, undnicht-erneuerbare Ressourcen dürfen nicht schnellerverbraucht werden, als sie durch dauerhafte, erneu-erbare Ressourcen ersetzt werden können. DieEmission von Schadstoffen darf nicht größer sein alsdie Fähigkeit von Luft, Wasser und Boden, dieseSchadstoffe zu binden und abzubauen (Vgl. Chartavon Aalborg, S. 2).2 Mit Gemeinderatsbeschluss vom 2. August 2006wurde die Laufzeit auf das Jahr 2015 verlängert.(DS 0233/2006/BV)3 Die Daten in diesem Kapitel beziehen sich auf dasAusgangsjahr 19964 Stadtverwaltung Heidelberg, Stadtentwicklungs-planung Heidelberg, Gesamtstadtvariante D,Heidelberg 1974, Vorwort.5 ebd., S. 10, S. 31 ff, S. 34, S. 64 f.6 ebd., S. 9.

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besserungen ist die Zahl der Arbeits-losen und Wohnungssuchenden drastisch angestiegen. Die Suburbani-sierung ist weiter fortgeschritten unddie Einpendlerzahlen haben stark zuge-nommen. Die Trennung von Wohnen,Arbeiten, Versorgung und Freizeit hat zu mehr „erzwungener” Mobilitätgeführt. Gewandelte Familien- undHaushaltsstrukturen, vielfältige Lebens-stile sowie ein multikulturelles Einwoh-nerspektrum kennzeichnen wesentlichegesellschaftliche Veränderungen.

Immer klarer wird, dass Planung stärkervorbeugend statt reaktiv ausgerichtetwerden muss. Eine solche Entwicklungeinzuleiten, ist inzwischen das Bestrebenvieler europäischer Städte und Gemein-den, die zu diesem Zweck eine Kam-pagne zur Zukunftsbeständigkeit initiierthaben. Dieser hat sich auch die StadtHeidelberg mit der Unterzeichnung derCharta von Aalborg angeschlossen.

Stadtentwicklung8 bedeutet nach demVerständnis des neuen Leitbildes Gestal-tung des künftigen Zusammenlebens

7 Stadtverwaltung Heidelberg, Stadtentwicklungs-planung Heidelberg, Gesamtstadtvariante D;Heidelberg 1974, S. 4.8 „Stadtentwicklungsplanung kann allgemein ver-standen werden als der systematische und in ständi-ger Fortschreibung befindliche Ansatz, die Entwick-lung der Stadt nach politisch gesetzten Zielen undunter Berücksichtigung der ökologischen, sozialen,wirtschaftlichen, kulturellen, finanziellen und räum-lichen Faktoren bewusst zu steuern. Sie umfasst dasgesamte Aufgabenfeld gemeindlicher Daseinsvor-sorge und enthält dazu finanzielle, zeitliche undräumliche Angaben zu dessen künftiger Entwick-lung.” Quelle: Schultis, J. B. Entwicklungstendenzenkommunaler Planung. Materialien zu einer Ein-führung in die Stadtentwicklungsplanung. Nagold1984, S. 10 f.

Leitziele von 1974:Leitziele7 der Stadt Heidelberg waren:

• die Bedingungen, unter denen sich individuelles und soziales Leben (Wohnen, Arbeiten, Bildung, Freizeit)vollzieht, zu verbessern,

• die Eigenart Heidelbergs auch in der künftigen Entwicklung zu erhalten,

• die Gemeinde als Oberzentrum mit den Schwerpunkten Bildung und Wissenschaft sowie sonstige öffentli-che und private Einrichtungen zur Versorgung der Einwohner von Stadt und Region mit Gütern und Dienst-leistungen zu sichern und auszubauen,

• die Probleme des einheitlichen Lebens- und Wirtschaftsraums von Heidelberg und seinem Umland nachbarschaftlich zu lösen,

• alle Stadtteile an der Stadtentwicklungangemessen teilhaben zu lassen.

Heidelberg hat – trotz punktueller Irrtümer – auch im 20. Jahrhundert ausder historischen Kontinuität heraus eine gesellschaftliche und städtebaulicheEntwicklung eingeleitet, die dazu ge-führt hat, dass die Stadt für viele Men-schen im In- und Ausland als ein Symbolfür urbane Lebensqualität gilt. Dies trifft auch in der Selbsteinschätzung fürdie Bürgerinnen und Bürger zu.

Warum neue Leitlinien?Inzwischen sind mehr als 20 Jahre ver-gangen, und die Grenzen des Wachs-tums zeigen sich deutlicher. Gegenüber1974 verfügt die Stadt bei nur unwe-sentlich größerer Einwohnerzahl über20.000 Arbeitsplätze und 16.000 Woh-nungen mehr. Trotz der Angebotsver-

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von Menschen und ist damit mehr alseine nur räumliche Entwicklungs-planung: Stadtentwicklungspolitik hatebenso einen sozialen Bezug und einesoziale Verpflichtung. Es geht dabeiimmer um die Frage, ob der Wunschnach Befriedigung von individuellenLebensentwürfen nicht öfter zurückste-hen sollte zugunsten einer notwendigerwerdenden nachhaltigen und ökologi-schen Lebensweise in einer sozial ge-rechten Gesellschaft. Wirtschafts- undUmweltpolitik berühren das soziale Zu-sammenleben unmittelbar und müssenBestandteil einer umfassenden gleichge-wichtigen Stadtentwicklungspolitik sein.

Zeitperspektive bis 20109

Ziel des Stadtentwicklungskonzeptes istes, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sich ein soziales und kulturellvielseitiges Leben entfaltet. Es sollenRaum und Perspektiven geboten werdenfür wirtschaftliche Aktivitäten, die einbreites und zukunftssicheres Arbeits-platzangebot schaffen und die Erhal-tung der natürlichen Lebensgrundlagenfördern. Die dabei angestrebte sozialeBalance und regionale Kooperation sollletztendlich auch einer nachhaltigenund sozial gerechten Wirtschafts- undRaumentwicklung Rechnung tragen,indem sich Heidelberg zu mehr Mitver-antwortung bei der Regionalentwick-lung bekennt. Der Zeithorizont bis2010 umfasst 13 Jahre und ist demnachüberschaubar.

Charta von AalborgDie Stadt Heidelberg bekennt sich u. a.zur Charta von Aalborg.10 Das heißt, siesucht im Sinne einer zukunftsbeständi-

gen Entwicklung nach einer dauerhaf-ten Balance zwischen dem Anspruch, dienatürliche Ressourcen-Ausstattung zuerhalten und andererseits den siedlungs-strukturellen Anforderungen an diesenRaum Rechnung zu tragen. Grund-voraussetzung ist dabei die Einhaltungdes sozialen Gleichgewichts und dieBewahrung bzw. Herstellung derArbeitsplatzsicherheit. Sie fördert eineStadtentwicklung, die alle Stadtfunk-tionen an die Erfordernisse sozialer undökologischer Verträglichkeit anpasst. Die Stadt fördert das Engagement ihrerBürger für eine gerechtere und dauer-haftere Entwicklung auf lokaler und glo-baler Ebene, da eine solche Entwicklungohne die direkte Beteiligung aus derBürgerschaft nicht möglich ist. Die Ge-staltung der partnerschaftlichen Bezie-hungen der Stadt nach außen wird anden Zielen einer gerechten und nach-haltigen Entwicklung ausgerichtet. Derlokale Agenda 21-Prozess soll auf einebreitere gesellschaftliche Basis gestelltwerden. Um die Mitwirkung aller gesell-schaftlichen Akteure zu unterstützen,sollen Koordinationsmöglichkeiten undArbeitsstrukturen geschaffen werden.Ziel ist es, eigenverantwortliche Aktivi-täten zu unterstützen. In einem gesell-schaftlichen Dialog zwischen allenAkteuren sollen gemeinsame Ziele undHandlungsoptionen erarbeitet undumgesetzt werden.

9 Mit Gemeinderatsbeschluss vom 2. August 2006wurde die Laufzeit auf das Jahr 2015 verlängert. (DS0233/2006/BV)10 Gemeinderatsbeschluss vom 24. November 1994(DS 670/94).

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20051996198119701961

■ Siedlungsfläche■ Arbeitsplätze■ Einwohner/innen

Entwicklung der Siedlungsfläche, derArbeitsplätze und der Einwohner/innenin Heidelberg (Index: 1961=100)

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Planung als Prozess,Wahlmöglichkeiten erhaltenDie Unsicherheiten hinsichtlich der zu-künftigen wirtschaftlichen Entwicklungsowie des Erfolges der Strategien zurEingrenzung des Flächenkonsums undder damit einhergehenden Planungser-fordernisse bzw. Flächenbereitstellungensind erheblich. Entwicklungsplanung ist deshalb grundsätzlich als Prozess zuorganisieren. Sie ist kontinuierlichenVeränderungen unterworfen. Das be-deutet, dass die Planung offen und eineRevidierbarkeit möglich sein muss.Freiräume für neue Entwicklungen undPlanungsideen müssen freigehalten werden, sofern sie ökologisch und sozialvertretbar sind. Den nachfolgendenGenerationen müssen Gestaltungsspiel-räume verbleiben. Ein Berichts- undBeobachtungssystem11, das soziale Ent-wicklungen und auch frauenspezifischeDaten berücksichtigt, soll gewährleisten,dass die gesetzten Ziele, die erreichtwerden können, auch erreicht werdenund die Ziele, die modifiziert werdenmüssen, rechtzeitig fortgeschrieben undin der Umsetzung entsprechend ange-passt werden.

11 Siehe Veröffentlichungen zumStadtentwicklungsplan seit 1997 am Ende derBroschüre

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Heidelberg strebt eine Entwicklungan, die auch in Zukunft unter

Bewahrung seiner unverwechselbarenEigenart gleichermaßen sozial verant-wortlich, umweltverträglich und wirt-schaftlich erfolgreich ist. Es orientiertsich dabei am Ziel der regionalen undglobalen Verantwortung im Sinneder Charta von Aalborg. Die mit demDemographischen Wandel verbundenenVeränderungen werden als Chance empfunden und aktiv gestaltet. Es giltneben der Familienfreundlichkeit füralle Generationen den Charakter einerlebendigen, kreativen und tolerantenStadt zu erhalten. Die Leitziele desStadtentwicklungskonzeptes aus demJahre 1974 dienen dabei als Grundlage.

Alle drei Ziele stehen gleichwertig ne-beneinander; sie sind Ziele und Voraus-setzungen in einem. Die Präambel setztan die erste Stelle die Bewahrung derEigenart Heidelbergs, betont die sozialeVerantwortung, welche auch die Gleich-stellung von Frauen und Männern bein-haltet, und weist unter dem Ziel einernachhaltigen Entwicklung auf die globa-le Verantwortung für die Umwelt undEntwicklung hin. Die Unterstützung derAgenda 21 und der Charta von Aalborgbringt den Willen der Stadt zum Aus-druck, in einem Städteverbund zum Zielder nachhaltigen Entwicklung zu gelan-gen. Die Verbindung zu den alten, alsOrientierungslinie immer noch wichti-gen Leitlinien aus dem Jahre 1974 zeigtden Willen zur Kontinuität. Dies wurdeauch in dem Slogan für die öffentlicheDebatte der Stadtentwicklungsziele„Verantwortung für die Zukunft” auf-gegriffen.

Präambel für einneues Leitbild

Wichtige Querschnittsanliegen

3.

Solide Haushaltswirtschaft auchin ZukunftDie politischen Gestaltungsmöglich-keiten hängen in starkem Maße von derfinanziellen Situation der Stadt und vomWillen der Bevölkerung Heidelbergs ab,die notwendigen Veränderungen mit-zutragen, die dem Ziel einer nachhaltigwirtschaftenden und sozial gerechtenGesellschaft dienen. Bei jeglicher finan-ziellen Investition ist zu prüfen, ob siedem Ziel der Nachhaltigkeit und derSozialverträglichkeit genügt. Bei allen in Angriff zu nehmenden Maßnahmenist deshalb darauf zu achten, dass sie so gestaltet sind, dass die Einnahmen-situation der Stadt nicht nachteilig be-einflusst wird.

Mittel- und langfristig ist die Strukturdes städtischen Haushalts im Sinne eines intergenerativen Gerechtigkeits-ausgleichs auszurichten, d. h. jede Generation trägt und finanziert den aufsie entfallenden Ressourcenverbrauch.Die eingeleitete Verwaltungsreform istfortzusetzen.

Bürger/innenbeteiligung undPartizipationEin weiteres wichtiges Anliegen derHeidelberger Stadtentwicklungspolitikist die Förderung einer offenen Diskus-sions- und Dialogkultur. Die Alltags-bedürfnisse der Menschen ernst zu neh-men heißt, ihnen Einwirkungsmöglich-keiten auf politische und planerischeEntscheidungen zu geben. Jegliche Formder Beteiligung von Bürgerinnen undBürgern erfordert ein hohes Maß anZeit, Kommunikations-, Konflikt- undKooperationsbereitschaft. Prinzip einer

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bisher eingeschränkt waren oderdurch wachsende Belastungen und Ausgrenzungen zunehmendbeschnitten werden.

Gleichstellung von Frauen und MännernStadtentwicklung muss ihren Beitragdazu leisten, dass die Gleichberech-tigung von Mann und Frau in der StadtWirklichkeit wird, dass sich die Wahl-freiheit bei der Rollenverteilung verbes-sert und sich Freiräume für ein selbst-bestimmtes Leben im Rahmen desGemeinwohls vergrößern.

Kernanliegen von Frauen ist dabei dieSicherung gleichberechtigter Beteili-gungs- und Mitbestimmungsmöglich-keiten bei allen wichtigen stadtentwick-lungspolitischen Entscheidungen.Darüber hinaus muss die Bewältigungder verschiedenen Anforderungen aus Beruf, Familie und Haushalt für dieMenschen erleichtert werden.

Gesellschaftliche Normen und Rollen-klischees müssen öffentlich hinterfragtwerden, damit sich die entsprechendenRahmenbedingungen ändern.

Die Gestaltung der räumlichen Woh-nungsprofile, die sich an den tatsäch-lichen Lebenslagen und der Einkom-menssituation von Frauen orientiert,spielt dabei eine wichtige Rolle. Außer-dem ist der Ausbau einer ausreichendensozialen, kulturellen, versorgungs- undfreizeitbezogenen Dienstleistungs-infrastruktur von größter Bedeutung.Wesentlich ist die Nutzbarkeit desWohnumfelds und der öffentlichenRäume überhaupt, ihre Sicherheit und

Lebendigkeit sind Grundvoraussetzungfür mehr Lebensqualität in der Stadt.

Migration und interkulturelleOrientierungDie Migration als Folge der Nord-Süd-bzw. West-Ost-Entwicklung stellt dieStadt Heidelberg vor vielfältige Auf-gaben. Die Stadt Heidelberg will Verant-wortung tragen für eine konstruktiveGestaltung des interkulturellen Lebens.Migration ist eine Querschnittsaufgabe,die alle Verwaltungsbereiche berührt.Sie fordert deshalb konsequente undkontinuierliche Koordination. Bei derPlanung soll der ethnischen und religiö-sen Heterogenität unserer GesellschaftRechnung getragen werden.

Die Universität als wichtige PartnerinEine weitere wichtige Partnerin derHeidelberger Stadtentwicklungspolitikist die Universität. Sie prägt nicht nurdas geistige, kulturelle und soziale Le-ben in der Stadt, sondern hat mit ihrenBauten auch einen prägenden Einflussauf das Stadtbild. Aufgrund der hohenZahl der Studierenden und als größteArbeitgeberin hat die Universität darüberhinaus einen gewichtigen Einfluss aufdie wirtschaftliche Entwicklung, das Ver-kehrsaufkommen und die Wohnraum-nachfrage in Heidelberg und Umge-bung. Die intensive Zusammenarbeit sollin der Zukunft weiter ausgebaut wer-den. Als Impulsgeberin für eine wissen-schaftsinduzierte wirtschaftliche Entwick-lung wird die Bedeutung der Universitätin der „Informationsgesellschaft" nochweiter wachsen. Die Stadt fördert dahereine intensive Zusammenarbeit zwischenWissenschaft und Wirtschaft.

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geordneten Stadtentwicklung muss sein,einen Interessenausgleich aller Beteilig-ten zu schaffen und die Gemeinwohl-belange zu berücksichtigen. Die StadtHeidelberg wird weiterhin neue Wegein der Einbindung der Menschen in diepolitische und planerische Entschei-dungsfindung beschreiten. Hierbei sindinsbesondere die Zugangsmöglichkeitenfür Frauen zu verbessern und solcheTeile der Bürgerschaft zu aktivieren, diebisher dem politischen Geschehen ferngeblieben sind. Dazu gehört, dass beiPlanungen frühzeitig und systematischFachfrauen einbezogen werden.

Die Verwirklichung einer Stadtentwick-lungsplanung auf partizipatorischerGrundlage kann nur realisiert werden,wenn ausländische Einwohner/innen alsgleichberechtigte Bürger/innen Heidel-bergs anerkannt werden.

Hierzu ist erforderlich, die institutionelleStärkung der mit Ausländern befasstenOrganisationen sowie deren Integrationin die Strukturen der städtischen Entwicklung anzustreben.

Vielfalt der Lebensformen ermöglichenEine Aufgabe der Stadtentwicklungs-politik soll sein, durch die Berücksichti-gung einer größtmöglichen Vielfalt vonLebensformen, sofern sie sozial ver-antwortlich und ökologisch verträglichsind, und Alltagserfordernissen dieWahlfreiheit der Lebensgestaltungaller Bürgerinnen und Bürger zu unter-stützen. Soweit wie möglich sollenbessere Bedingungen für diejenigengeschaffen werden, deren Chancen füreine selbstbestimmte Lebensführung

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ZielbereichStädtebauliches Leitbild

4.

Heidelbergs Einzigartigkeit bewahren

Heidelberg ist durch seine einzigarti-ge naturräumliche Lage, sein welt-

offenes, von der Universität geprägtesFlair sowie seine Kulturdenkmäler welt-berühmt und auf sein kulturelles Erbebedacht. Es gilt für viele Besucher alsSynonym für die Romantik in Deutschland.

Heidelbergs Image mag romantisch ver-klärt sein, es spiegelt jedoch das Bild„erreichter Harmonie" und „urbanerLebensqualität" wider. Dieses Image giltes um die „Wissenschaftsstadt" fortzu-entwickeln. Daraus erwächst auch fürdie weitere städtebauliche Entwicklungeine besondere Verpflichtung.

Es gilt, für alle Stadtteile, nicht nur fürdie Altstadt, die (historische) Identitätund den eigenständigen Charakter zubewahren. Hierzu müssen die Stadtteil-rahmenpläne* und Schutzsatzungen fürdie alten Dorfzentren wichtige Aussa-gen liefern. Sie haben sich in ihren Aus-sagen jedoch am Stadtentwicklungsplanauszurichten und seine Ziele zu konkre-tisieren.

Trotz vieler Umstrukturierungen stelltsich das Erscheinungsbild der „InnerenStadt” (Altstadt, Bergheim, Weststadt,Neuenheim) weitgehend homogen dar.Die eigentlichen Problemzonen der städ-tebaulichen Entwicklung konzentrierensich auf die Äußere Stadt und die Peri-pherie. Gerade in diesen Bereichen müs-sen in Zukunft Siedlungskonzepte*umgesetzt werden, die dazu beitragen,die in Teilen „verlorene Struktur” derStadt neu zu bestimmen. Dies gilt um

Vielfalt in der Einheit,Stadt am Fluss

so mehr, als die zunehmende Flächen-knappheit den Druck sowohl auf denInnenbereich wie auch den Außen-bereich erhöht und die Zielkonflikte verschärfen wird.

Bauland ist sparsam zu verwendenDabei ist die Mobilisierung der Innen-entwicklungspotentiale von zentralerBedeutung. Diese stößt in Heidelbergjedoch gerade in den landschaftlichempfindlichen Bereichen an ihre Gren-zen, so dass der Aktivierung von Stadt-umbaupotentialen vor allem in Berg-heim und der Bahninsel12 neben derbehutsamen Stadtarrondierung eineganz erhebliche Bedeutung zukommenwird. Neue Siedlungsflächen sollen beiausreichend gemischter Bebauung mitVorrang dem Bau von preiswertenWohnungen dienen. Um den Zuwachsder Siedlungsfläche so gering wie mög-lich zu halten, muss in allen Bereichenauf eine intensivere Flächenausnutzunghingewirkt werden. Es ist eine maßvolleInnenentwicklung durch Nachverdich-tung gemäß eines nach sozialverträg-lichen, stadtbildpflegerischen und stadt-klimatologischen Gesichtspunkten zuerarbeitenden städtebaulichen Dichte-plans* anzustreben.

Vorrang bei einer Bebauung haben inder Regel diejenigen Gebiete, die demMittelpunkt der Stadt am nächsten undentlang der ÖPNV-Trassen liegen.

12 Nach einem Namenswettbewerb unter Heidel-berger Bürger/innen mit fast 800 Einsendungen entschied sich der Gemeinderat am 9. April 2003 fürden Stadtteilnamen Bahnstadt.*

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Die Einheit von Stadt- und Land-schaftsraum als wichtiges Struktur-merkmal der Stadtentwicklung ist auch zukünftig zu bewahrenDurch die besondere Lage im Neckartalwird das Bild der Stadt neben derQualität des historischen Stadtbildes*nachhaltig durch die landschaftsräumli-che Einbindung geprägt. Sowohl unterstadt- und landschaftsgestalterischenGesichtspunkten als auch unter denAspekten einer ökologisch sinnvollenWeiterentwicklung ist dieses vorhande-ne Potential langfristig zu sichern.Städtebaulichen Eingriffen in der Kern-stadt ist das Leitbild „Stadt am Fluss”voranzustellen. Das Landschaftsbild istplanerisch zu schonen und zu pflegendurch bauleitplanerisch festgelegteBebauungssperren.

Die für die Stadt wesentlichen groß- und kleinräumigen Freiflächensind zu erhalten und zu entwickelnDabei sind die Abhängigkeiten zwischenlandschaftsräumlichen und siedlungs-strukturellen Qualitäten zu berücksichti-gen. Die für das Stadtbild in weitenTeilen typische offene Bebauung mithohen Vegetationsanteilen verbietet inweiten Teilen der Stadt eine zusätzlichebauliche Verdichtung; dies gilt insbeson-dere für die empfindlichen Hangberei-che beidseitig des Neckars und die fürden Luftaustausch lebensnotwendigenFrischluftschneisen.

Trotz Verdichtung und Arrondierung derbebauten Stadtfläche muss Heidelbergseinen Charakter als Stadt im Grünenmit hochwertigen Erholungsflächen undeinem funktionsfähigen Naturhaushalt

bewahren. Diese noch vorhandenenstädtebaulich/landschaftsplanerischenQualitäten sind zu stärken. Es ist des-halb ein gesamtstädtisches Freiflächen-konzept* zu erstellen.

Gebietsprägende und erhaltens-werte kleinräumige städtebau-liche Qualitäten sind bei der zukünftigen Siedlungsentwicklungzu respektierenMit der planungsrechtlichen Sicherungzu erhaltender städtebaulicher Struk-turen ist die Entwicklung der kleinräu-migen Identität zu gewährleisten. Dabeiist mit Ausnahme der Gebiete mit städ-tebaulichen Mängeln die gegenwärtiggebietsprägende Bebauungsform alsLeittyp maßgebend. Die „stadtbildprä-genden Quartiere” sind langfristig inihrem gegenwärtigen Erscheinungsbildzu sichern. Sie sind aufgrund ihrerGestaltelemente in Form des Quartiers-grundrisses sowie der Bau- und Frei-flächenstruktur durch eine vergleichs-weise homogene Maßstäblichkeit ge-prägt. Sie sind typische Beispiele einerspezifischen, dem jeweiligen Zeitgeistunterworfenen Architektur- undStädtebauvorstellung. Es sollte eineumgehende Einsetzung einesBeirates* für Stadtgestaltung undStadtbildpflege erfolgen.

Die Stadtteilzentren sind alsVersorgungsschwerpunkte und als Identifikationsräume derStadtteile zu stärkenAus den historischen Siedlungskernender einzelnen Stadtteile, die bis heuteim Stadtgefüge ablesbar sind, habensich lokale Zentren entwickelt, deren

14

Bedeutung unter dem Grundsatz derFörderung der „Stadt der kurzen Wege”zunehmen wird. Sie unterliegen jedochheute mehr denn je der Gefahr, durchdie Konkurrenz auf der Grünen Wieseihre Funktion als Angebotsschwerpunktzu verlieren. Diesen Funktionsverlust gilt es zu verhindern. Dabei ist die Cityin ihrer Bedeutung als übergeordnetesZentrum unter Beachtung der histori-schen Struktur zu sichern.

Bauliche Barrieren vermeidenStädtebauliches Ziel ist es, die gesamtebauliche Umwelt in Heidelberg barriere-frei* zu gestalten, damit alle Menschen in der Stadt unbehindert den gesamtenLebensraum erreichen und weitgehendohne fremde Hilfe benutzen können.Dies ist die Basis einer selbständigenLebensführung und Grundlage für dieKommunikation zwischen den Menschenund dem Zusammenleben verschiedenerGenerationen (vgl. Grundsatzbeschlussdes Gemeinderates vom 28.09.95).

Mehr Mischnutzung undAufenthaltsqualitätZentrales Thema des Städtebaus ist dieRekonstruktion des öffentlichen Raumes,der Straßen und Plätze. Dazu ist einekonsequente Mischung der Funktionenauf engem Raum – also Wohnen –Arbeiten – Freizeit etc. – anzustreben,damit Urbanität entsteht. Dichtere Bau-formen, komplexe Nutzungsstrukturen,die Rückgewinnung der Straße alsLebensraum, Reduzierung von Angst-räumen und eine Ausgewogenheit vonprivatem und öffentlichem Raum sinddie Leitgedanken dabei.

*Mehr Informationen dazu im Anhang

SiedlungsentwicklungHeidelberg

bis 1838 bis 1906 bis 1938 bis 1980 bis 2005

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Warum stärkere regionale Kooperation?

Die intensiven VerflechtungenHeidelbergs mit der Region, die

Komplexität sozialer, wirtschaftlicherund ökologischer Probleme macheneinen stadtentwicklungspolitischenAnsatz erforderlich, der nicht vor denToren Heidelbergs Halt macht. DieDringlichkeit der anstehenden Auf-gaben, wie die Abstimmung der Boden-,Wohnungs- und Arbeitsmärkte im regio-nalen Verbund*, lässt mehr denn jeeinen Ausbau der Koordination in derRegion richtig erscheinen. Die drängen-den Probleme, ob im Verkehr, beimWohnungsangebot, bei der Wirtschafts-entwicklung oder beim Schutz dernatürlichen Lebensgrundlagen,* könnennur gemeinsam in nachbarschaftlichemEinvernehmen gelöst werden. Die Stadt-entwicklungspolitik von Heidelbergmuss sich ihrer Verantwortung für dieRegion bewusst sein und sich als Teileines Ganzen betrachten.

Zusammenarbeit richtig verstandenFür die Zukunft wird eine Stadtentwick-lung benötigt, die die interkommunaleZusammenarbeit stärkt und Lebens-qualität regional definiert. Es sollen des-halb Wege zur partnerschaftlichen undkooperativen interkommunalen Zusam-menarbeit gesucht werden.

Dies bedeutet konkret: Die Aufgaben,die Heidelberg alleine bewältigen kann,soll es alleine bewältigen, die Aufgaben,die in Zusammenarbeit mit anderenKommunen besser zu lösen sind, sollengemeinschaftlich gelöst werden. DieStadt Heidelberg entwickelt hierzu

Zielbereichregionale Kooperationund Regional-entwicklung

5.

Durch neue Formen der regionalen Kooperation den Interessenausgleichsichern

offene Konzepte und geht mit diesenauf die Gemeinden der Region zu.

In der Umsetzung bedeutet dies, dassauf dem Wege interkommunaler Verein-barungen eine bessere Abstimmung mitden Umlandgemeinden in wirtschafts-,wohnungs-, verkehrspolitischer, infra-struktureller, ökologischer und kulturel-ler Hinsicht angestrebt wird.

Heidelberg beteiligt sich an der Verwirk-lichung des Zieles, regional ein aus-reichendes Wohnungsangebot bereit-zustellen, das effizient genutzt und unter sozialen Kriterien vergeben wird.

Bei der Akquisition neuer Arbeitsplätze(Ersatzarbeitsplätze) gilt es zukünftigverstärkt zusammenzuarbeiten, um diejeweiligen Standortpotenziale in derRegion optimal zur Geltung zu bringen.

Auch die Kooperation mit den Kultur-institutionen des Rhein-Neckar-Drei-ecks13 ist weiter auszubauen, wobei diespezifischen Merkmale Heidelbergs einzubringen sind.

Bei der Lösung sozialer Fragen werdenebenfalls regionale Kooperations-strukturen angestrebt.

13 Am 24. Mai 2005 wurde die Region Rhein-Neckar in den Kreis der europäischen Metropol-regionen aufgenommen. Seit 1. Januar 2006 gibt es den Verband Region Rhein-Neckar.

*Mehr Informationen dazu im Anhang

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Dienstleistungen ProduzierendesGewerbe

41928

27930

65380

2191719100

73180

79500

17300

1970 1987 1996 2005

17

Wege aus der Krise eröffnen

Die Stadt Heidelberg ist bestrebt, imRahmen ihrer Möglichkeiten die

wirtschaftliche Entwicklung so zu beein-flussen, dass die in den Leitlinien ge-nannten sozialen und ökologischen Zielesoweit wie möglich erreicht werdenkönnen.

Strukturwandel positiv nutzenOberstes Ziel für die Stadt Heidelberg isteine stabile wirtschaftliche Entwicklung,die langfristig ein breites Arbeitsplatz-angebot sichert und wirtschaftlich er-folgreich ist. Der wirtschaftliche Struk-turwandel ist dahingehend zu unterstüt-zen, dass ein sozial und ökologisch sinn-volles Arbeitsplatzangebot mit verstärk-ten regionalen Warenströmen entsteht,die Flächeninanspruchnahme reduziertwird und sich die räumliche Zuordnungvon Wohnen und Arbeiten verbessert.

Die bestehenden Produktionsstättensollten erhalten bleiben. InnovativenUnternehmen, vor allem im Bereich derUmweltforschung und -technologie,* istdie Ansiedlung in Heidelberg zu ermög-lichen. Damit eine möglichst konstantewirtschaftliche Entwicklung in der Stadterreicht wird, muss eine gute Mischungder Produktionssparten angestrebt werden.

Insgesamt gilt es, die Entwicklungs-chancen der Heidelberger Unternehmendurch entsprechende Rahmenbeding-ungen zu sichern, neue dort zu fördern,wenn sie den Zielen der Stadtentwicklungentsprechen. Kann dies nicht flächen-neutral geschehen, sind ausreichendFlächen bereitzustellen. Hierfür ist recht-zeitig Vorsorge* zu tragen.14

Die Stadtverwaltung fördert steuer- undsozialversicherungspflichtige Arbeits-verhältnisse mit allen tariflichen undgesetzlichen Rechten und Gesetzen, alsAuftraggeberin wie auch als Arbeit-geberin.

Heidelberg ist dann „gesund”, wenn eseine möglichst große Synthese derverschiedensten Arbeitsplatzangebotegibt. Parallel zu den hochqualifiziertenArbeitsplätzen ist der gewerblich-tech-nische Bereich, also auch Handwerk,Handel und Dienstleistungen zu ent-wickeln.

Neue Formen der Erwerbs-arbeit unterstützenDa Vollbeschäftigung aus vielerlei Grün-den nicht erreichbar sein wird, sind neue Formen gesellschaftlich nützlicherArbeit und neue Formen der Existenz-sicherung auf kommunaler Ebene zuunterstützen. Dazu gehört auch diegerechte Umverteilung von ökologischund sozial sinnvoller Erwerbsarbeit.Modelle der Teilzeitarbeit, der Arbeits-zeitreduzierung sind zu fördern. Einewichtige Vorreiterrolle spielen dabei diestädtische Verwaltung und die städti-schen Eigenbetriebe. Außerdem fördertdie Stadt Heidelberg zukunftsweisendeProjekte aktiver und nachhaltig wirken-der Beschäftigungspolitik sowie Projekteökonomischer Selbsthilfe und stärktallgemein die Selbsthilfepotenziale.

14 Abweichendes Votum der GAL-Fraktion: Dieletzten beiden Sätze „Kann dies nicht ... Vorsorgezu tragen.” seien zu ersetzen durch: „Langfristig ist durch Flächenrecycling im Bereich von Gewerbe-und Verkehrsbrachen genügend Reserve vorhanden,um die Entwicklungschancen der Wirtschaft durchverkehrsgünstige Standorte zu wahren. Dies ist imDichteplan ausreichend zu berücksichtigen.”

ZielbereichArbeiten

6.

Vollbeschäftigung anstreben

Beschäftigte in Heidelberg nach Wirtschaftssektoren

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sich die Stadt als Moderatorin. Eine fürdie Stadt Heidelberg besonders nahe-liegende und gleichzeitig wichtige Auf-gabe ist es, den Transfer von universitä-rem Wissen in die Wirtschaft zu fördernund damit zu innovativen Entwicklung-en beizutragen. Der Technologiepark ist hierfür ein interessanter Ansatz, derdurch eine Förderung der Risikofolgen-abschätzung zu ergänzen ist.

VerdrängungswettbewerbverhindernEine einseitige Entwicklung mit Ver-drängungseffekten für den Produzieren-den Sektor gilt es zu verhindern.

Einkaufszentren und großflächigeEinzelhandelsbetriebe* mit innerstädti-schen Sortimenten am Stadtrand sindabzulehnen, wenn sie die Attraktivitätdes innerstädtischen Handels und damitauch die Stadt als Kommunikations- und Tourismuszentrum beeinträchtigen.

Es ist alles zu tun, um die HeidelbergerEinzelhandelsstruktur zu erhalten undsomit die vorhandenen Arbeitsplätze,die vor allem Frauenarbeitsplätze sind,zu sichern.

Stärkung von Mittelstandund HandwerkKleinere und mittelständische Betriebe*– vor allem des Handwerks und des Ein-zelhandels der Nahversorgung – sollen eine besondere Standortsicherung erfah-ren. Hierzu sind unter anderem Ver-gaberichtlinien unter Berücksichtigung sozialer und ökologischer Aspekte zuentwickeln, die das regionale Handwerkdurch eine bevorzugte Vergabe öffent-

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Standortvorteile alsWissenschaftsstadt ausbauenZur internationalen Vielfalt unserer Kom-mune trägt die Universität Heidelberg in erheblichem Maße bei, die als eineder ältesten Universitäten der Welt mitihrem umfangreichen internationalenwissenschaftlichen Austausch weltweitbekannt ist. Es sollte eine engere Ko-operation mit der Universität und denForschungseinrichtungen angestrebtwerden, um den internationalen wissen-schaftlichen Austausch zu bewahren und auszubauen.

Das Zusammenwirken von Wissenschaftund Wirtschaft wird gefördert. Ziel istdabei vor allem ein Belebungseffekt fürdie Arbeitsplätze im ProduzierendenSektor, sofern sie den Kriterien des nach-haltigen Wirtschaftens entsprechen.Hierzu ist eine enge Kooperation mitder Universität und den vorhandenenForschungseinrichtungen anzustreben.In der zukünftigen wirtschaftlichenEntwicklung Heidelbergs werden wissen-schaftliche Erkenntnisse eine immerbedeutendere Rolle spielen.

In der Förderung der Innovationskulturliegt ein wesentlicher Beitrag zur Zu-kunftssicherung. Es gilt, die Innovations-kraft an den Industriestandorten derStadt Heidelberg und des Rhein-Neckar-Dreiecks15 zu stärken. Die Synergie-effekte der vielfältigen Wirtschafts- undHochschulstruktur durch die Initiativedes Zukunftsforums Rhein-Neckar-Dreieck16 sollen genutzt werden.

Beim Ausbau der Kooperation vonWissenschaft und Wirtschaft versteht

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licher Aufträge an dasselbe stärken. Es sollen zentral gelegene Handwerks-quartiere geschaffen werden.

Position der Frauen auf demArbeitsmarkt stärkenErreicht werden soll die gleiche Teilhabevon Frauen und Männern an der bezahl-ten und unbezahlten Arbeit. Die ökono-mische Eigenständigkeit von Frauenmuss unterstützt werden. Die Verein-barkeit von beruflicher Tätigkeit mitErziehungs- und Pflegeaufgaben mussfür alle Erwerbstätigen erleichtertwerden.

Es ist wichtig, alle Handlungsspielräumeauszuschöpfen, um Frauen am Arbeits-markt zu schützen und zu fördern.Nötig ist eine konsequente Umsetzungdes Frauenförderplans in der Stadtver-waltung. Bestehende Benachteiligungender Frauen in der Arbeitswelt müssenauf allen politischen Ebenen ausgegli-chen werden.

Flächenverbrauch senkenUm die wirtschaftliche Entwicklung vonder gewerblichen Flächeninanspruch-nahme zu entkoppeln, sollen u. a. unter-genutzte Flächen mobilisiert und derGewerbeneubau möglichst verdichtetrealisiert werden. Die Bereitstellungzusätzlicher Gewerbeflächen soll nurdann erfolgen, wenn eine höhereFlächenausnutzung zur Erreichung derwirtschaftlichen Ziele der Stadtent-wicklung nicht ausreicht. Grundsätzlichist die Stadt bestrebt, das kommunaleGewerbeflächenmanagement in einregionales Gewerbeflächenmanagementeinzubringen.

Insgesamt muss darauf hingewirkt wer-den, dass angesichts der allgemeinenRessourcenknappheit auch im Wirt-schaftsbereich eine höhere Flächenaus-nutzung erreicht wird. Die Standortwahlist auch im Hinblick auf die wachsendeVerkehrsbelastung innerhalb der Regionzu optimieren.

Funktionsmischung muss verträglicherals bisher mit anderen gesellschaftlichenInteressen und den natürlichen Anfor-derungen in Einklang gebracht werden.Stärker als bisher müssen auch klein-teilige und dezentrale Lösungen sowieFlächenrecycling, höhere Dichten und gemischte Strukturen (Funktions-mischung) angestrebt werden.

Wiedereingliederung insErwerbsleben unterstützenGerade unter beschäftigungspolitischenAspekten kommt der Wiedereinglie-derung in das Erwerbsleben ein hoherStellenwert zu. Entsprechende Maß-nahmen werden wie bisher gezieltgefördert.

Die Stadt Heidelberg wird die Ausgabeihrer Investitionsmittel an die effizienteSicherung örtlicher Arbeitsplätze bin-den. Im Interesse einer aktiven Arbeits-marktpolitik soll die Vergabe eines Teilesder öffentlichen Aufträge an die Be-schäftigung Langzeitarbeitsloser und leistungsgeminderter Personen gebun-den werden.

Der Beschäftigung behinderter Men-schen widmet Heidelberg besondereAufmerksamkeit, indem sie Projekte mitentsprechender Zielsetzung fördert.

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Quantitativer Rahmen (Stand1996):Derzeit gibt es in Heidelberg 94.000Arbeitsplätze17. Unser erklärtes Ziel ist es, dieses Niveau zu halten. Hierzubedarf es großer Anstrengungen. Der Strukturwandel zur Dienstleistungs-gesellschaft ist aktiv zu nutzen. EinAnsteigen der Beschäftigtenzahl lässtsich mit hoher Wahrscheinlichkeit nurdurch Umwandlung von Vollzeit-arbeitsplätzen in Teilzeitarbeitsplätzeerreichen.

15 Am 24. Mai 2005 wurde die Region Rhein-Neckarin den Kreis der europäischen Metropolregionenaufgenommen. Seit 1. Januar 2006 gibt es denVerband Region Rhein-Neckar.16 Jetzt: „Zukunft Metropolregion Rhein-Neckare.V. (ZMRN)“ und „Metropolregion Rhein-NeckarGmbH“*17 2005 liegt diese Zahl bei 97.000 bedingt durchdie hohe Zahl an Teilzeitarbeitsplätzen.

*Mehr Informationen dazu im Anhang

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Städtische Auftragsvergaben bindet siean die Erfüllung der gesetzlichen Be-schäftigungsquote des Auftragnehmers.

Die Stadt sieht einen hohen Bedarf anArbeit für soziale und ökologischeZwecke sowie in der Nachbarschaftshilfe.Die Stadt wird Initiativen von und fürMenschen unterstützen, die im erstenArbeitsmarkt keine Beschäftigung finden.

Auch der Ausbildungsstellenmarkt inHeidelberg und der Region muss verbes-sert werden.

Kommunale Wirtschaftsförderung regional einbindenAls Grundlage für eine erfolgreichekommunale Wirtschaftsförderung ist einregionales Gewerbebeobachtungssystemzu entwickeln. So ist bei der Akquisitionvon neuen Arbeitsplätzen verstärktinterkommunal zusammenzuarbeiten,wenn sie über den Ersatz der bestehen-den Arbeitsplätze in Heidelberg hinaus-geht. Bei sämtlichen Maßnahmen sinddie sozioökonomischen und ökologi-schen Folgen zu beachten.

Heidelberg sollte in Abstimmung mitanderen Kommunen im Rhein-Neckar-Dreieck neue Formen der Wirtschafts-förderung erarbeiten. Hierbei ist insbesondere an die Ausweisung inter-kommunaler Gewerbegebiete zu denken. Im Industriesektor ist ein regionalesStrukturmanagement am dringlichsten.Wichtig ist jedoch die Bestandspflege, d.h. die Betreuung der ansässigenFirmen. Ein entsprechendes Informa-tionssystem für eine gezielte Wirtschaftsförderung ist aufzubauen.

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Wohnraum für alleDas Menschenrecht auf Wohnung ist zusichern.

Die Stadt Heidelberg strebt eine ausrei-chende Versorgung mit Wohnungen an,insbesondere für Haushalte mit durch-schnittlichen oder unterdurchschnitt-lichen Einkommen und anderen Benach-teiligten am Wohnungsmarkt, die ihrenArbeits-/Lebensmittelpunkt in Heidel-berg haben. Der mittlerweile regionali-sierte Wohnungsmarkt soll insgesamtfunktionsfähiger werden, damit sichwieder größere Gruppen aus eigenerKraft am Wohnungsmarkt versorgenkönnen.

Es ist ein Konzept zur bedarfsgerechtenVersorgung mit Wohnraum in Heidel-berg vorzulegen. Bezahlbarer Wohn-raum muss auch in den gewachsenenStadtbezirken, so auch in der Innen-stadt, geschaffen werden.

Verdrängungsprozesse verhindernVerdrängungs- und Segregations-prozesse, von denen die oben genann-ten Gruppen betroffen sind, sollen ver-mieden werden. Aufwertungsprozessevon Stadtteilen sollen nicht zu Lastender Sozialverträglichkeit gehen. SozialeHärten sind in jedem Falle zu vermeiden.

Preiswertes WohnenDies lässt sich nur realisieren, wenn dieStadt besseren Zugriff auf Bauland*erhält. Dazu ist ein kommunaler Boden-fonds einzurichten. „StädtebaulicheEntwicklungsmaßnahmen" und preis-werte Baumöglichkeiten im Innenbe-reich sind zu prüfen.

Genossenschaftliches Bauen mit Eigen-beteiligung zwecks Kostensenkung istzu erwägen. Die Möglichkeiten zumkostengünstigen Bauen sind intensiv zuprüfen. Durch Reduktion der Erschlie-ßungskosten und Nutzung von Rationa-lisierungsreserven in der Bauplanungund beim Ablauf von Bauprojekten er-geben sich u. a. Einsparmöglichkeiten.Flächen für den Bau bezahlbarer Woh-nungen für verschiedene Bevölkerungs-gruppen sind in ÖPNV-günstigenStadtgebieten zu schaffen.

Heidelberg hat gemeinsam mit fast allenanderen Großstädten das Problem auslaufender Belegungsbindungen imSozialwohnungsbestand. Die Stadtstrebt an, den Bestand an belegungsge-bundenen Wohnungen nicht nur durchden Neubau, sondern auch durch denAnkauf von Belegungsbindungen zusichern.

Darüber hinaus bleibt es Ziel der Stadt,durch Schaffung oder Sicherung vonBelegungsbindungen für jene Haus-haltsgruppen Wohnraum bereitzustel-len, die sich auch bei verbesserten Be-dingungen am Markt nicht versorgenkönnen.

Wohnungsbau und Beschäftigungs-politik sollen miteinander verknüpftwerden. Dabei sind Formen des genos-senschaftlichen Eigentums von Selbst-hilfeinitiativen zu unterstützen. DasWohnungsentwicklungsprogramm solldementsprechend ergänzt werden.

ZielbereichWohnen

7.

Preiswerten Wohnraum schaffen und sichern

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reduziert werden. Generell sind Strate-gien zu entwickeln, die eine freiwilligeEinsparung von Wohnraum fördern.

Lebendiges Wohnumfeld Wohnumfelder sind so zu gestalten, dassdurch ihre quantitative und qualitativeDienstleistungsinfrastruktur ein selbst-bestimmtes Leben in lebendigen sozia-len Beziehungen gefördert wird. Die Bedürfnisse von Kindern sollen stärkerberücksichtigt werden (z.B. durch Spiel-raumrückgewinnung). Der Schaffungeiner angemessenen sozialen Infra-struktur wird dabei besondere Bedeu-tung geschenkt. Bei der Planung städte-baulicher Maßnahmen und bei derInfrastrukturplanung (Verkehrswege,Spielflächen, Kindergärten etc.) musseine „Familien- und Kinderverträglich-keitsprüfung" durchgeführt werden.Wohnungs- und Umfeldplanung müssenfamilien- und frauengerechte Aspekteberücksichtigen.

Förderung ökologischen Bauens Die Stadt setzt sich insbesondere für einenergiesparendes, ökologisches Bauenund Umbauen ein und strebt hoheBaudichten an, die aber das menschlicheMaß beibehalten. Es geht dabei sowohlum die Besinnung auf ökologischeZusammenhänge und Erfordernisse alsauch um die Anwendung von ressour-censparenden und umweltschonendenVerfahren und die Beachtung von sichselbst regelnden Kreisläufen. Ökologi-sche und energiesparende Baustandards,in Bebauungsplänen festgesetzt, tragennicht nur zum Umweltschutz bei, son-dern senken auch die Wohnneben-kosten.

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Flächeninanspruchnahme bremsenAuch im Wohnungsbau soll eine unnöti-ge Flächeninanspruchnahme vermiedenwerden. Deswegen sollen durchschnitt-liche Mindestdichten im Neubau ein-gehalten und der Trend zum Wachstumder Wohnflächen pro Person insgesamtgebremst werden. Dem steigendenWohnflächenkonsum soll durch einkleinteiliges und differenziertes Maß-nahmenpaket der Stadt, wie z. B. stadt-teilbezogener Wohnungstausch, begeg-net werden. Die Stadt Heidelberg ent-wickelt hierzu geeignete Angebote undEntwicklungskonzepte.

Unterschiedliche Lebensphasen und-formen berücksichtigenDie Stadt strebt an, neue Wohnformenzu fördern und zu unterstützen, die den geänderten Lebens- und Arbeitsver-hältnissen Rechnung tragen und wech-selnden Bedürfnissen unterschiedlicherLebensalter und Lebensformen gerechtwerden.

Ältere Menschen leben oftmals nachdem Auszug der Kinder und nach demTod des Partners in den ehemaligenFamilienheimen/-wohnungen weiter.Dabei werden die großen untergenutz-ten Flächen vielfach zur Last, und eineBereitschaft zum Umzug in eine kleinereWohnung ist latent vorhanden. Aller-dings müssen bestimmte Voraussetzun-gen erfüllt sein. Die Stadt Heidelbergsollte hieran anknüpfen und versuchen,alten Menschen Angebote zum Umzuginnerhalb des Stadtteils zu unterbreiten,damit soziale Bezüge bestehen bleiben.So könnten große Familienwohnungenfür nachrückende Generationen verfüg-bar gemacht und der Neubaubedarf

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8.000 bis 10.000 Wohnungen mehr18

Die Stadt strebt an, unter Konzentrationihrer Anstrengungen auf den preisgün-stigen Mietwohnungsmarkt, die Wohn-versorgung auf den konzeptionell be-reits vorgesehenen Flächen zu sichern.Diese reichen für etwa 8.000 bis 10.000Wohnungen und eine Bevölkerung vonetwa 143.000 Einwohnern19 aus. Die Zahlder zu bauenden Wohnungen soll demBedarf und der Nachfrage angepasstwerden. Das Nähere regelt die jeweiligeFortschreibung des Wohnungsentwick-lungsprogramms. Dabei wird angestrebt,dass der Zuwachs des Wohnflächenkon-sums nicht über 2,5 qm pro Kopf steigt(Durchschnitt 2010: 37 qm/Einwohner20).Ziel ist es, diesen Zuwachs durch geeig-nete Maßnahmen zu senken.

Regionale Vorsorge einplanenSollten Indikatoren dafür sprechen, dassdiese Annahmen nicht zutreffen und ein Bauvolumen von maximal 10.000Wohnungen bis 2010 selbst unter deut-licher sozialer Schwerpunktsetzung nichtausreicht, den Bedarf zu befriedigen,sollte an die Region das Angebot einerfinanziellen Beteiligung an der Bereit-stellung von Wohnungen gemacht werden. Die Stadt Heidelberg sollte imGegenzug Zugriff auf Wohnraum be-kommen, den sie bevorzugt an jungeFamilien und sozialorientierte Bauträgervergibt. Heidelberg unterstützt in derRegion nur die Erschließung von Wohn-raum in günstiger Zuordnung zu Trassendes öffentlichen Personennahverkehrsund zu Arbeitsplatzschwerpunkten.

Quantitativer Rahmen (Stand 1996):Die Zahl der Einwohner in Heidelbergnimmt bis zum Jahr 2010 in der mittle-

ren Entwicklungsvariante auf rund143.000 Personen zu. Daraus ergibt sichein Wohnungsbedarf von 8.000 bis10.000 Wohnungen.19 Dies setzt aller-dings bereits voraus, dass Maßnahmenzur Reduzierung des Wohnflächen-zuwachses pro Kopf erfolgreich sind und dieser nicht über 2,5 qm pro Kopfansteigt.

Regionaler Wohnungsmarkt-ausgleichInsgesamt gilt es, eine verbesserteFunktionsfähigkeit des Wohnungs-marktes auf regionaler Ebene herzustel-len sowie alle Möglichkeiten der besse-ren Flächen- und Wohnraumausnutzungauszuschöpfen. Wesentliche Voraus-setzung hierfür ist die Kooperation mitder Region, wenn es um die Akquisitionneuer Arbeitsplätze (Ersatzarbeitsplätze)und die räumliche Verteilung derArbeitsplätze geht. Mittelfristig ist einregionales Siedlungsrahmenkonzept zuentwickeln.

18 Abweichendes Votum der GAL-Fraktion: In derÜberschrift, im Text und im quantitativen Rahmenseien „bis 10.000” zu streichen bzw. durch „8.000”zu ersetzen.19 Aktuelle Angaben sind dem neuen Flächen-nutzungsplan 2015/2020 zu entnehmen. DasWohnungsentwicklungsprogramm (DS 74/2005) von2005 schätzt den Bedarf an Wohnungen bis zumJahr 2020 auf 8.000 Wohnungen, d.h. 500Wohnungen pro Jahr. Zur Einwohnerentwicklungsiehe Kapitel 12.20 Bezogen auf alle Einwohner (sog. Wohnberech-tigte Bevölkerung = Einwohner mit Haupt- oderNebenwohnsitz in Heidelberg).

*Mehr Informationen dazu im Anhang.

56,2 %

9,5 %

8,5 %

25,8 %

Einpersonen-Haushalte

Mehrpersonen-Haushalteohne Kinder

Haushaltemit 2 undmehr Kindern

Haushalte miteinem Kind

Haushalte insgesamt in Heidelberg am 31.12.2005

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Klima- und Immissionsschutz vorantreiben

Der Energieverbrauch ist infolge derEmission von Kohlendioxid (bei

fossilen Brennstoffen) der Hauptverur-sacher der global drohenden Klima-katastrophe. Klima- und Immissions-schutz* sowie die Erhaltung der natür-lichen Ressourcen erfordern wirksameMaßnahmen zur Energieeinsparung undMinderung der Kohlendioxid-Emissio-nen. Die Stadt Heidelberg hat sich zueiner Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen um mindestens 20 % bis zumJahre 200521 (bezogen auf die Werte von1987) verpflichtet. Die bisher eingeleite-ten Maßnahmen (Verkehrsberuhigung,ÖPNV-Förderung, Einsatz regenerativerEnergien, Fachberatung etc.) habenbereits zu erkennbaren Verbesserungengeführt. Sie reichen jedoch immer nochnicht aus. Hierzu ist weiterhin die schritt-weise Umsetzung des HeidelbergerKlimaschutzkonzeptes22 erforderlich. Essieht u.a. Maßnahmen zur Energieein-sparung bei den kommunalen Liegen-schaften, zur Senkung des Energie-bedarfes bei privaten Gebäuden undbeim Verkehr vor. Sie sollen durch ent-sprechende Information und Motiva-tionsaktionen unterstützt werden.

Umweltqualitätsziele einführenDarüber hinaus wurden bereits imRahmen des Luftreinhalteplanes für denGroßraum Mannheim/Heidelberg eineReihe von Umweltqualitätszielen zurReduzierung der LuftschadstoffeStickstoffdioxid, Benzol, Dieselruß undOzon beschlossen. Über diese bereitsbeschlossenen, im Wesentlichen auf den

ZielbereichUmwelt

8.

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Energieverbrauch und die Luftqualitätbezogenen Ziele möchte die StadtHeidelberg auch einen vermindertenZugriff auf natürliche Ressourcen* inden Bereichen Boden, Wasser, Land-schaft gewährleisten und einen Beitragzum Biotop- und Artenschutz* leisten.Auch für die anderen Umweltmediensind deshalb Umweltqualitätsziele zuentwickeln, die im Rahmen eines Natur-haushaltsplanes regelmäßig zu überprü-fen sind.23 Bei der Formulierung vonUmweltqualitätszielen gilt es, auf wirt-schaftliche Verträglichkeit und Zumut-barkeit zu achten.

Naturhaushaltsplan fördert jährliche BilanzierungZur Einleitung einer zukunftsbeständi-gen Entwicklung besitzt die Erstellungeines Naturhaushaltsplanes eine tragen-de Rolle. In bewusster Anlehnung an die kommunale (Finanz-) Haushalts-wirtschaft soll ein Haushaltsplan für dieNaturgüter und die Umweltqualität ent-worfen, vom Gemeinderat beschlossenund während eines festzusetzendenHaushaltsjahres ausgeführt werden. Zielist, die natürlichen Ressourcen – wiemenschliche Gesundheit, Landschaft,Klima, Luft, Boden, Wasser, Flora undFauna – mit derselben haushälterischenSorgfalt zu behandeln wie die künstlicheRessource Geld. Mit einem derartigenHaushaltsplan können Gemeinderat undVerwaltung eindeutige und nachvoll-ziehbare kommunale Umweltstandardsund -ziele setzen und diese in der Praxisverwirklichen.

Dem Trend zur Zersiedlung entgegensteuernDie zukünftige Siedlungsentwicklung inder Region sollte auf einer kompaktenund durchmischten Neubauweise, diesich an ökologischen Kriterien orientiert,aufbauen. Der derzeitige Trend zur Dis-persion muss aufgehalten werden.Dabei kommt der Steuerung der Wohn-standortwahl und der Beeinflussung derNachfrage eine entscheidende Bedeu-tung zu. Eine in die genannte Richtungwirkende Konzeption erfordert einkoordiniertes Vorgehen in der Region.Standorte städtebaulicher Entwicklungmüssen durch den ÖPNV ausreichenderschlossen werden. Heidelberg solltesich dafür in der Region einsetzen undsich für einen Verband24 stark machen,der die Kompetenzen zur Flächen-nutzungsplanung, Wirtschaftsförderungund Verkehrsplanung vereinigt. Darüberhinaus sollte eine regionale Bodenvor-ratspolitik ins Leben gerufen werden.Eine maßvolle Nachverdichtung (Sied-lungskonzentration und Innener-schließung) nach klimaökologisch ver-tretbaren Vorgaben ist möglich.

Städtisches FreiflächenkonzepterforderlichUm auch den Raumansprüchen derNatur in der Stadt gerecht zu werden,ist ein Freiflächenkonzept zu entwic-keln, das auch die Land- und Forstwirt-schaft einschließt. Freiflächen-, Sied-lungs- und Verkehrskonzept bilden ge-meinsam die Grundlage für das räumli-che Strukturkonzept der Gesamtstadt.25

Verbesserung der Umwelt-situation und dauerhafterSchutz der natürlichenLebensgrundlagen Wasser,Boden, Luft, Natur undLandschaft

Siedlungs- und Freiraumplanung müssendas Gesamtsystem der miteinander ver-bundenen Freiräume betrachten, wenndie nur noch begrenzt in der Stadt zurVerfügung stehenden Flächen optimalgenutzt werden sollen. WichtigstesGestaltungselement im Außenbereichwird die Biotopvernetzung bzw. dieSchaffung eines Biotopverbundsystemssein. Ziel ist die Erhaltung und Förde-rung der biologischen Vielfalt der Land-schaft und ihres ökologischen* Grund-musters sowie eine Verbesserung desLandschaftsbildes.

21 Mit Beschluss der „Fortschreibung des Klima-schutzkonzeptes der Stadt Heidelberg 2004” am16.12.2004 wurde der Zeithorizont 2015 festgelegt(DS 0237/2004/BV). Die quantitativen Vorgaben wur-den nicht geändert.22 Vgl. hierzu: Stadt Heidelberg, (Hrsg.), Klima-schutz Heidelberg – Handlungsorientiertes kommu-nales Konzept zur Reduktion von klimarelevantenSpurengasen für die Stadt Heidelberg, bearbeitetdurch das ifeu-Institut für Energie- und Umwelt-forschung Heidelberg GmbH, Heidelberg 1992.23 Dies könnten sein:- Reduzierung des Frischwasserverbrauchs pro Kopf- Verringerung des Schadstoffgehaltes im Abwasser- Versickerung des Regenwassers - Entsiegelung von versiegelten Flächen- Reduzierung der Lärmbelastung- Reduzierung der Abgasbelastung- Reduzierung des Abfallaufkommens- Sicherung und Ausbau der Biotopflächen imFreigelände und Wald- Förderung der Umstellung der HeidelbergerLandwirtschaft auf ökologische Bewirtschaftung- Gestaltung der Heidelberger Forstwirtschaft nachden Grundsätzen der Naturnahen Waldwirtschaft- Unterstützung der Heidelberger Unternehmen undBehörden beim Aufbau von Umweltmanagement-systemen.24 Am 24. Mai 2005 wurde die Region Rhein-Neckarin den Kreis der europäischen Metropolregionenaufgenommen. Seit 1. Januar 2006 gibt es denVerband Region Rhein-Neckar. 25 Auf die Grundsatzbeschlüsse im ZielbereichStädtebauliches Leitbild (siehe Anhang) wird verwiesen.

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Die Kalt- und Frischluftgassen (Tal-ausgänge, Tälchen, Hangkerben) sowiedie gesamten, als Frischlufttransport-flächen dienenden Hangbereiche desStadtgebietes sind als bauleitplanerischauszuweisendes „klimatologisches Vorranggebiet” freizuhalten.

Umweltbewusstsein fördernDie Ziele einer zukunftsbeständigenStadtentwicklung sind ohne die massiveUnterstützung durch die Bevölkerungnicht erreichbar. Es bedarf deshalb vonAnfang an eines sehr breit gefächertenInformations- und Kommunikations-angebotes zur Förderung des Umwelt-bewusstseins. Wesentliches Ziel derFörderung des Umweltbewusstseinssollte es sein, dass Eigeninitiative unter-stützt wird.

Chancen für eine gesündere KindheitFür die Entwicklung von Kindern undJugendlichen stellen „gesunde” Lebens-,Spiel-, Arbeits- und Wohnräume eineder wichtigsten Voraussetzungen dar.Bei Maßnahmen zur Gestaltung undErhaltung der städtischen Umwelt ist darauf zu achten, dass Kinder und Jugendliche in ihrem Lebensbereich Erfahrungen mit der Natur machen können.

*Mehr Informationen dazu im Anhang

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Zielvorgaben des neuenVerkehrsentwicklungsplans

Der Stadtentwicklungsplan Heidel-berg 2010 bezieht sich in seinen

Aussagen zur Verkehrsentwicklung und umweltfreundlichen Mobilität imwesentlichen auf die Vorgaben desneuen Verkehrsentwicklungsplans ausdem Jahr 1994. Die dort detailliertdurchgeführte Bewertung der Heidel-berger Verkehrssituation und der Um-weltbelastung wird hier nicht mehrwiederholt. Aus dem neuen Verkehrs-entwicklungsplan* ist desgleichen dasPrinzip der globalen Verantwortungerkennbar.

Die Stadt Heidelberg möchte einenumwelt-, stadt- und sozialverträglichenVerkehr fördern, das heißt eineMobilität,26

• die die Umweltbelastungen reduziert,• die Freiräume schafft und erhält,• Räume für städtisches Leben wieder-

herstellt, bei der die einzelnen Verkehrsarten gleichberechtigt sind,

• die allen gleiche Mobilitätschancen einräumt und die besondere Situation mobilitätsbehinderter Menschen berücksichtigt,

• die Gefährdungen und Beeinträchti-gungen verringert.

Die Förderung eines barrierefreienöffentlichen Personennahverkehrs undder sonstigen umweltfreundlichen Bewegungsarten hat Vorrang. Dabei ist für alle Stadtteile eine gleichwertigeErschließung vorrangig durch Straßen-bahnverbindungen anzustreben. DieUmweltbelastungen sollen geringer, die

städtebauliche Situation (Stadt der kur-zen Wege) besser, die Verkehrssituationentspannter, der Wirtschaftsverkehrfunktionstüchtiger und der Straßenver-kehr sicherer werden. Der arbeitsplatz-und freizeitbezogene private Auto-verkehr, der durch den Umweltverbundersetzbar ist, ist zu reduzieren. DieFörderung ökologischer und sozial ver-träglicher Mobilitätsformen, die Rück-sicht auf die spezifischen Alltagswegeund Nutzungsbedürfnisse der nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmerinnenund Verkehrsteilnehmer nimmt, ist zuintensivieren.

Die vorhandene Verkehrsinfrastruktur istweiter auszubauen und zu verbessern.Die Erreichbarkeit der Innenstadt ist zu gewährleisten durch ein ausreichen-des Parkplatzangebot, die Einrichtung eines Verkehrs- und Hotelleitsystems,den Ausbau des öffentlichen Personen-nahverkehrs und verkehrsentlastendeMaßnahmen.27

An den geplanten S-Bahn*-Halte-punkten muss eine Verknüpfung mitdem innerstädtischen öffentlichenNahverkehr (auch OEG) sichergestelltwerden. Am Hauptbahnhof müssenoptimale Umsteigebedingungen zwi-schen Fern-, Regional- und Nahverkehrgeschaffen werden. Es sind schnelleZugverbindungen für Pendler über denÖPNV-Bereich hinaus einzurichten.

26 Vgl. hierzu: Stadt Heidelberg, Verkehrsentwick-lungsplan Heidelberg 1994, Heidelberg 1994, S. 6.27 Abweichendes Votum der GAL-Fraktion: Der Satz„Die Erreichbarkeit ... verkehrsentlastende Maß-nahmen” sei zu ersetzen durch: „Die Erreichbarkeitder Innenstadt ist zu gewährleisten durch denAusbau des öffentlichen Personennahverkehrs.”

ZielbereichMobilität

9.

Förderung umweltfreund-licher Mobilität durchAngebotsverbesserungen,Reduzierung der Belastungen durch denmotorisierten Individual-verkehr

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Verkehr anzustreben, um auch im Ver-kehrssektor Energie und Zeit zu sparen.Es geht darum, das Verkehrsaufkommensoweit wie möglich zu verringern(Verkehrsvermeidung) und auf umwelt-und stadtverträglichere Verkehrsartenzu verlagern.

Stadt der kurzen WegeMit der Entscheidung über dieSiedlungsflächenentwicklung und dieZuordnung neuer Baugebiete zu denbisherigen Stadtteilen und den Grad derMischung unterschiedlicher Nutzungenund Funktionen wird gleichzeitig daskünftige Verkehrsaufkommen erheblichmitbestimmt. Dies gilt auch für denBestand. Eine Stadt der kurzen Wege(größere Funktionsmischung) gilt nichtnur für die Versorgungsinfrastruktur,sondern auch für das Freizeitangebot.Dabei wird durch die Siedlungsentwick-lung auch die Wahl der Verkehrsträgerstark beeinflusst. Es sind deshalb durch-mischte, kompakte Strukturen anzustre-ben, die die Möglichkeit zu einemhohen Anteil an Fuß- und Radwegenbieten. Sie halten auf engem Raum viel-fältige Arbeitsplatz- und Dienstleistungs-angebote bereit und eröffnen somitauch die Möglichkeit zur Bündelung vonWegen. Eine dichte Bebauung entlangdes schienengebundenen Nahverkehrsmit einer hohen Bevölkerungsdichte, vor allem aber die Erschließung direktbebauter städtischer Gebiete und derer des Umlandes, sind Grundlage einerattraktiven Versorgung mit Angebotendes öffentlichen Verkehrs.

Es sollte ein City-Logistik-Konzept* fürHeidelberg unter Einbeziehung der vor-handenen Industriegleise entwickeltwerden. Der Schwerlastverkehr ist logis-tisch zu bündeln. Ebenso sind großzügi-ge Park-and-Ride-Lösungen für städti-sche Tageseinpendler und Besucher zuplanen und zu realisieren.28

Umweltqualitätsziele und VerkehrEs ist kein Zufall, dass die bereits be-schlossenen Umweltqualitätsziele sichausschließlich auf die Luftqualität, denEnergieverbrauch und damit auch aufmögliche Veränderungen des globalenKlimas beziehen. Nachdem die Industrie-und Kraftwerksemissionen deutlichzurückgegangen sind, ist der wachsendeAutoverkehr bei disperser Siedlungs-entwicklung das bedeutsamste Umwelt-problem in der Region geworden. Mitca. 65 % ist die Quellengruppe Verkehrfür die luftverunreinigenden Emissionenverantwortlich. Darüber hinaus ist dermotorisierte Verkehr der Hauptverur-sacher von Lärmbelastungen.

Ein Schwerpunkt einer sowohl umwelt-als auch sozial- und wirtschaftsorientier-ten Stadtentwicklungspolitik ist folglichauf den Verkehrssektor zu beziehen. Mitdem Verkehrsentwicklungsplan vom Mai1994 liegt für Heidelberg ein detaillier-ter und beschlossener Maßnahmenplan(unterteilt in vier Realisierungsphasen)für den Verkehrssektor vor, der sich dengenannten Zielen verpflichtet fühlt.

Mehr Mobilität ohne mehr motorisierten VerkehrAls Ergänzung ist eine Strategie derEntkoppelung von Mobilität und Kfz-

28 Abweichendes Votum der CDU-Fraktion: Derganze Abschnitt „Zielvorgaben des neuen Verkehrs-entwicklungsplans" bis „für städtische Tagesein-pendler und Besucher zu planen und zu realisieren.”(S. 27-28) sei zu ersetzen durch: „Die StadtHeidelberg möchte einen umwelt-, stadt- undsozialverträglichen Verkehr fördern, das heißt eineMobilität,- bei der die einzelnen Verkehrsarten gleichberech-tigt sind,- die Umweltbelastungen reduziert,- die allen gleiche Mobilitätschancen einräumt,- die Gefährdungen und Beeinträchtigungenverringert.Die Bewältigung der Verkehrsprobleme braucht diePartnerschaft aller Verkehrsteilnehmer, wobei nichtverkannt werden soll, dass auch in Zukunft das Autodas wichtigste Verkehrsmittel bleiben wird. BessereAngebote haben den Vorrang vor Verboten. Deröffentliche Nahverkehr soll auf Hauptlinien durchdie Straßenbahn, im Übrigen durch Busse bedientwerden. Das Liniennetz soll mit Vorrang für denBerufs- und Ausbildungsverkehr erweitert werden.Der Autoverkehr auf der südlichen Neckarseite sollin einen Tunnel verlegt werden. Rittel und Neuen-heimer Feld sollen durch Brücke oder Tunnel ver-bunden werden. Radwege sind vorrangig auf ver-kehrsarmen Straßen zu führen. Einschränkungendes Verkehrsflusses durch sog. „verkehrsberuhigen-de" Maßnahmen mit der Folge der Herbeiführungvon energieverbrauchender, umweltbelastenderZähflüssigkeit des Verkehrs mit Staus und Stillstandsind zu vermeiden. Aus Gründen der Umwelt-entlastung sollten bei der Verkehrslenkung über-flüssige Wege für Kraftfahrzeuge vermiedenwerden.”

*Mehr Informationen dazu im Anhang

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Ausgrenzung verhindern

Heidelberg will eine Stadt des sozia-len Ausgleichs sein, die Armut

bekämpft, Ausgrenzungen verhindertund sozialräumliche Spaltungstenden-zen überwindet. Im Sinne einer sozial-verträglichen Stadtentwicklung wirdschutzbedürftigen gesellschaftlichenGruppen wie Kindern, Jugendlichen,Behinderten, Ausländern und altenMenschen Rechnung getragen. Das Mit-einander von Menschen unterschied-lichen Alters, unterschiedlicher Herkunftund Interessen soll gefördert werden.Dem Entstehen und der Ausübung vonDiskriminierung und Gewalt ist ent-gegenzuwirken. Von Gewalt Betroffenemüssen geschützt werden. Präventiveund schützende Maßnahmen sind alswichtige Querschnittsaufgabe besonderszu fördern.

Heidelberg will das Zusammenlebenaller in der Stadt und die gegenseitigeToleranz fördern. Heidelberg will eineEntwicklung einleiten, die allen Bewoh-nern die Chancen einer offenen Gesell-schaft bietet und jene unterstützt, dieOpfer des gesellschaftlichen Wandels zuwerden drohen.

Die Tendenzen in den letzten Jahrenhaben vor allem eine großräumige, überdie Grenzen Heidelbergs hinaus wirken-de Entwicklung zur sozialen Segregationgefördert, der es entgegenzuwirken gilt. Aber auch innerhalb der Stadt gibt es Gebiete, die mit einem breiten Maß-nahmenbündel vor einer weiteren Ab-wertung zu schützen und sozial orien-tiert zu erneuern sind. Verantwortung

und Verpflichtung der Stadtgesellschaftist es, bei den Bürgerinnen und Bürgernein soziales Bewusstsein für „Menschenam Rande der Gesellschaft” zu entwi-ckeln und damit deren Ausgrenzungund Abstieg entgegenzuwirken.

Solidarität und Eigeninitiative fördernStadtentwicklungsplanung soll Eigeninitiative (Kommunitarismus),Kooperation und Nachbarschaft unter-stützen, Hilfe zur Selbsthilfe bzw.Selbstorganisation fördern. Hier sind dievielen privaten und kirchlichen Ange-bote zur Nachbarschaftshilfe und Selbst-hilfeaktivitäten im Sozial- und Gesund-heitsbereich in Heidelberg Vorbild. Sie leisten einen Beitrag zu individuellerProblembewältigung und zur Artiku-lation sozialpolitischer Anliegen.Heidelberg fördert die gleichberechtigteMitsprache und Beteiligung von Betrof-fenen und unterstützt das praktischeund politische Handeln von Selbsthilfeund bürgerschaftlichem Engagement im Sinne aktiver Subsidiarität. Die StadtHeidelberg unterstützt die Belebungund Stärkung von solidarischen, nach-barschaftlichen Beziehungsnetzen, indenen sich Professionalität und Ehren-amtlichkeit ergänzen. Dieses Bemühenum eine integrative Nachbarschafts-kultur kommt nicht nur bestimmtenGruppen von Menschen mit besonderenBehinderungen entgegen, sondern kanndas Leben aller bereichern. Die StadtHeidelberg will ihren Beitrag dazu lei-sten, dass in Heidelberg Familien- undErwerbsarbeit gleichwertig anerkanntwird. Das Recht von Frau und Mann,

ZielbereichSoziales

10.

Stadt des sozialen Ausgleichs

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beide Lebensbereiche unabhängig vonkonjunkturschwachen und -starkenZeiten auch zu leben, bleibt unbezwei-felt. Aus diesem Grunde sollen fürFrauen relevante Dienstleistungen undSelbsthilfeaktivitäten besonders unter-stützt werden.

Von der Zielgruppen- zurQuartiersarbeitIm Sinne einer nachhaltigen Stadtent-wicklung werden stadtteil- und gemein-wesenorientierte Projekte der Sozial-arbeit die Zielgruppenarbeit ablösenmüssen. Bei diesen werden sozial- undlokalökonomische Konzepte ein wesent-liches Gewicht haben. Sie bieten sozialsinnvolle und bezahlte Arbeit im lokalenUmfeld an zur Behebung strukturellerDefizite und verbinden diese mit Kon-zepten der Jugendarbeit, Altenarbeitusw. An den Schnittstellen zwischenStadtentwicklung und Sozialpolitik sindFachstellen einzurichten. Die Finanzie-rung der sozialen Arbeit erfolgt künftig in Form von Zuwendungs- undLeistungsverträgen und unterliegt einerQualitätssicherungskontrolle.

Wiedereingliederung insErwerbsleben unterstützenArbeitslosigkeit ist zwischenzeitlich mitdie wichtigste Ursache für den Bezugvon Sozialhilfe29. Auch in Heidelberg istder Aufwand für Sozialhilfe in den letz-ten Jahren kontinuierlich gestiegen. Das Programm „Hilfe zur Arbeit“ ist deshalb unter der Prämisse „Wiederein-gliederung in das Erwerbsleben durch

29 heute Bezug von Grundsicherungsleistungennach dem novellierten Sozialgesetzbuch II (Hartz IV).

Arbeitsangebote im Rahmen befristeterArbeitsverhältnisse” quantitativ undqualitativ auszubauen und über eineErfolgskontrolle abzusichern.

Den Generationenvertrag bei derJugend beginnenHeidelbergs Weg zu einer „kinder- undjugendfreundlichen Stadt” bedarf derAnstrengung vieler Menschen in derStadt, besonders dort, wo die Bedürf-nisse im Interessenkonflikt zu anderenGruppen der Bevölkerung stehen. Umdieser Verantwortung gerecht zu wer-den, muss den jungen Menschen in vielfacher Hinsicht mehr Raum zur Ver-fügung gestellt werden. Die Interessenund Belange von (nicht-behinderten undbehinderten) Kindern und Jugendlichensind in der Stadtplanung und -entwick-lung stärker zu berücksichtigen durch:

• mehr Spiel- und Bewegungsräume sowie Begegnungsmöglichkeiten auf Straßen und Plätzen im Wohnumfeld,

• Mitsprachemöglichkeiten für Jugendliche,

• eine frühzeitige Beteiligung von Kindern an den betreffenden Planungen,

• eine konsequente Anwendung der Kinderfreundlichkeitsprüfung,

• sicherere Fuß- und Radwege innerhalbdes Stadtteils,

• mehr und bessere Spielplätze und -flächen,

• einen bedarfsgerechten Ausbau und eine inhaltliche Weiterentwick-lung der Angebote offener Kinder- und Jugendarbeit in den Stadtteilen,

• einen bedarfsgerechten Ausbau*

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und eine flexible Gestaltung des Angebotes an Kindertagesstätten, Krippenplätzen, Ganztagsschulen, Hortplätzen und Freizeitangeboten für Jugendliche auf Stadtteilebene,

• Integration behinderter Kinder und Jugendlicher in allen genannten Bereichen sowie spezielle Angebote, dort wo sie notwendig sind.

Den Umgang miteinander lernenViele komplexe ökonomische und gesell-schaftliche Entwicklungen der letztenJahre stellen gerade im schulischenBereich neue Anforderungen. ZentraleAufgaben sind u. a. die Koedukationvon behinderten und nicht-behindertenKindern, die Stärkung der Hauptschulen,die zeitliche Erweiterung der Kernzeit-betreuung sowie die Einführung einesGanztagesschulangebotes. Diese Stichworte zeigen, dass das bisherigeSchulsystem im Wandel ist. Aus diesemGrunde befindet sich derzeit ein vomSchulverwaltungsamt erarbeiteter Schul-entwicklungsplan* in der Diskussion, der alle wesentlichen Belange der sichändernden Schullandschaft berück-sichtigen soll.

Die Frage der Ausbildung und Qualifi-zierung von jungen Menschen muss einfester Bestandteil der Zukunftsplanungsein. Ausbildungsstellen müssen erhaltenund neue geschaffen werden. Die Stadtsollte entsprechend ihrer Kompetenzenund Möglichkeiten darauf hinwirken,dass die Berufsschulen ein möglichstvielfältiges Angebot erbringen und bau-lich und technisch optimal ausgestattetsind.

Selbstbestimmung für Menschenmit BehinderungenHeidelberg will geistig, körperlich oderseelisch behinderten und krankenMenschen ein selbstbestimmtes Lebenermöglichen und sorgt für eine vielfälti-ge, bedarfsgerechte Infrastruktur, diesich an den Bedürfnissen und Wünschender Betroffenen orientiert.

Bis ins hohe Alter selbstbestimmtlebenZiel der Heidelberger Altenhilfe muss essein, möglichst vielen alten Menschenein selbstbestimmtes, selbständigesLeben mit Teilnahme an der Gesellschaftim Alter zu ermöglichen. Das heißt, diegerontopsychiatrischen Hilfen und diestationären Pflegemöglichkeiten müssendeutlich verbessert werden. Im aktivie-renden Bereich hat Heidelberg inzwi-schen ein hochwertiges, beispielhaftesAngebot entwickelt, das es zu erhaltenund bei den Seniorenzentren* zu ergän-zen gilt. Die Infrastruktur eines jedenStadtteils muss es erlauben, dass diealten Menschen sich in diesen integrie-ren können.

Betreutes Wohnen in allenStadtteilen anbietenEin besonderes Augenmerk wird aufquartiersnahe Angebote zum BetreutenWohnen zu richten sein. In Kombinationmit Wohnraumberatung und Wohn-raumanpassung sowie Hilfen zum Um-zug gilt es, für jeden älteren Menschendie optimale Wohnsituation in vertrau-ter Umgebung zu erreichen und gleich-zeitig Wohnraum effizienter zu nutzen.

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Das Modell des Wohnsparsystems für einselbstbestimmtes Wohnen im Alter ist zuprüfen.

GesundheitsförderungDer Schwerpunkt städtischer Gesund-heitspolitik liegt bei der Gesundheits-förderung und Krankheitsprophylaxe.Die Stadt Heidelberg unterstützt dieAnstrengungen der Krankenhausträger(Universität etc.) zur Sicherstellung undbedarfsgerechten Weiterentwicklungder stationären und teilstationärenGesundheitsversorgung. Die Stadt möch-te gesundheitsfördernde Lebensweltenschaffen30, gesundheitsbezogeneGemeinschaftsaktionen unterstützensowie die persönliche Kompetenz undVerantwortung für die eigeneGesundheit fördern.

Gesundheitsbezogene Selbsthilfeaktivi-täten fördert die Stadt als wichtigeErgänzung zum professionellen Ver-sorgungssystem. Sie trägt zur infrastruk-turellen und finanziellen Unterstützungvon Selbsthilfe und ihrer Vernetzung mitdem professionellen Bereich aktiv bei.

Für unsere Stadt ist es unabdingbar, dassfür alle Ziel- und Altersgruppen dieSicherstellung eines pluralen Beratungs-angebotes gewährleistet ist. Dazugehört die unabhängige, beratendeUnterstützung und Begleitung bei ver-schiedenen Fragestellungen in folgen-den Bereichen:

• medizinische und Gesundheitsfragen sowie Prävention,

• Ehe-, Familien-, Erziehungs- und Lebensfragen,

• verschiedene soziale Angelegenheiten.

Sport und FreizeitDer Sport ist ein soziales Bindeglied, istherausragende Möglichkeit zur Inte-gration aller Bevölkerungsschichten(Ausländer, Behinderte etc.) und verbin-det Generationen miteinander. DerUmfang der Freizeit nimmt stetig zu, die sportliche Betätigung wird deshalbweiter an Gewicht gewinnen: Es istdaher für alle Alters- und Zielgruppenein breites, zeitgemäßes Sportangebotin allen Stadtteilen zu sichern, wobei die demographische Entwicklungberücksichtigt werden muss.

30 Vgl. Beschluss des Gemeinderates vom10.07.1991: Beitritt der Stadt Heidelberg zumNetzwerk der „Gesunden Städte”.

*Mehr Informationen dazu im Anhang

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Stadt der Kommunikation und Begegnung

Die Stadtentwicklung beeinflusst dieMöglichkeiten des Zusammenlebens,

kann sie fördern oder behindern.Stadt als Ort, wo Menschen auf engemRaum existieren, kann so organisiertwerden, dass dieses Zusammenlebeneine Serie von Anregungen, von Kontak-ten, gegenseitiger Unterstützung undBereicherung wird.

Eine Stadtentwicklung, die Kommuni-kations- und Begegnungsmöglichkeitenschafft, bildet gleichzeitig einen optima-len Hintergrund für spezielle kulturelleAktivitäten, die aus einer engen Bezie-hung zwischen den Bürgern und ihrerStadt entstehen. Stadtleben beinhaltetunterschiedlichste, kulturelle Ausdrucks-formen; ihnen ist der entsprechendeFreiraum mit den zur Verfügung stehen-den Mitteln zu fördern. Die Stadt ist sichbewusst, dass Stadtentwicklung undStadtkultur in einem Kontext stehen, indem Lebensformen nicht auf das bloßZweckdienliche und Kommerzielle redu-ziert werden können.

Kulturelle Vielfalt richtig verstandenDie künftige Stadtentwicklung strebt dieBewahrung und Fortentwicklung derunverwechselbaren Eigenart an, die sichaus der historisch gewachsenen Stadtergibt. Die jahrhundertealte TraditionHeidelbergs als Musik- und Literatur-stadt und sein geistiges, liberales unddemokratisches Erbe sind Selbstver-pflichtung und Ansporn. Ziel ist einreichhaltiges, anspruchsvolles Kultur-angebot, das Heidelberg in seiner Viel-falt repräsentiert. Es gilt daher:

• ein gutes kulturelles Klima für alle in der Stadt zu schaffen, für die Kulturschaffenden und ihr Publikum,

• ein hohes qualitätsvolles Angebot zu sichern, weiterzuentwickeln und sich Neuem zu öffnen,

• den Besonderheiten Heidelbergs Rechnung zu tragen,

• das kulturelle Leben in den Stadtteilenund deren eigenständiges Profil zu fördern, u.a. durch die Einrichtung vonVeranstaltungszentren, wobei darauf zu achten ist, dass bestehende Ein-richtungen vielfältig genutzt werden, bevor neue geschaffen werden,

• die Kooperation mit den Kultur-institutionen des Rhein-Neckar-Dreiecks31 weiter auszubauen, wobei die spezifischen Merkmale Heidelbergseinzubringen sind,

• die Medien als Partner in den Diskus-sionsprozess einzubinden,

• das Schloss für kulturelle Veranstal-tungen intensiv zu nutzen.

Stadtkultur ist Begegnung und Kommu-nikation. Für die künftige Stadtentwick-lung gilt daher im kulturellen Bereich:

• die besondere Förderung nicht insti-tutionalisierter Kulturgruppen und -vereine, der freien Kunstschaffenden und soziokultureller Zentren,

• die Schaffung von „Spielräumen” zur Begegnung, zur freien Entfaltung undGestaltung der Bürgerinnen und Bürger, d. h. nicht zweckgebundene, kommunikationsfördernde Räume und Flächen,

• die Verbesserung von Zugangsmög-lichkeiten zum kulturellen Leben und soziokulturellen Miterleben.

ZielbereichKultur

11.

Stadt der kulturellen Vielfalt

Um die kulturelle Entwicklung inHeidelberg präzise und umfassend auf-zeigen zu können, ist ein Kulturentwick-lungsplan* zu erstellen.

31 Am 24. Mai 2005 wurde die Region Rhein-Neckarin den Kreis der europäischen Metropolregionenaufgenommen. Seit 1. Januar 2006 gibt es denVerband Region Rhein-Neckar.

*Mehr Informationen dazu im Anhang

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und arbeitsmarktpolitische Erfordernisse lassen sich nicht mit dem Hinweis aufdie fernere Zukunft ausblenden, son-dern müssen gelöst werden, um uner-wünschte Entwicklungen zu verhindernund gewünschte zu fördern.

Die Universitätsstadt gehört zu denwenigen Großstädten in der Bundes-republik, die aufgrund ihrer Standort-gunst in den nächsten Jahren in deutli-chem Umfang Einwohner/innen hinzu-gewinnen wird, vorausgesetzt es ge-lingt, hier das entsprechende Wohnungs-angebot bereit zu stellen. 2004 beurteil-te die Prognos AG die Zukunftsfähigkeitvon 439 Stadt- und Landkreisen. Dabeikonnte Heidelberg den Spitzenplatz 6erreichen. Es besteht in einer von dyna-mischer Wirtschaftsentwicklung gepräg-ten Stadt allerdings die Gefahr, dassArmut, Vereinzelung, fehlende Integra-tion nur in wenigen Quartieren erkenn-bar und deshalb zu spät wahrgenom-men werden.

Heidelberg wird unter allen Stadt- undLandkreisen Baden-Württembergs dieim Durchschnitt jüngste Bevölkerunghaben. Kennzeichnend für die nächstenJahre ist weniger die Zunahme derSenioren und Seniorinnen als die Abnah-me von Kindern und Jugendlichen.32

• Wegen der hohen Zuwanderung wird die Einwohnerzahl Heidelbergs bis 2020 um 6.400 Einwohner/innen (+4,3 %) ansteigen.

• Die Geburtenziffer wird bei 0,9 sehr niedrig bleiben (Bund: 1,4), die Lebenserwartung weiter steigen.

34

Ausgangssituation für dieTeilfortschreibung 2006

Alle Prognosen zur demographischenEntwicklung in Deutschland stim-

men darin überein, dass es je nachRegion früher oder später zu teilweisetiefgreifenden Veränderungen derBevölkerungs- und Altersstruktur kom-men wird. Bundesweit ist die Zukunftvor allem durch Bevölkerungsrückgang,einen höheren Anteil älterer Menschen,ethnische und kulturelle Vielfalt undveränderte Haushalts- und Familien-strukturen sowie vielfältige Lebensstilegekennzeichnet. Die Entwicklung, dieunter den Schlagworten „weniger, älterund bunter" zusammengefasst wird,verläuft jedoch nicht überall gleich.

Heidelberg hat aufgrund des zunächstzu erwartenden deutlichen Bevölke-rungszuwachses voraussichtlich etwasmehr Zeit als andere Städte zur Ver-fügung, um sich auf Schrumpfungs-folgen einzustellen. Der Prozess miteiner in der ersten Phase stark anwach-senden, ab 2020 stagnierenden undlangfristig nach 2030 abnehmendenBevölkerung macht eine differenziertePolitik erforderlich, die beide Phasen imBlickwinkel behalten muss. Die in derWachstumsphase zu bewältigendenIntegrationsaufgaben sowie wohnungs-

32 Vgl. Stadt Heidelberg, Amt für Stadtent-wicklung und Statistik: Bevölkerungsentwicklungin Heidelberg nach Stadtteilen 2003 – 2020,Heidelberg 2004 sowie Statistisches Landesamtvon Baden-Württemberg, diverse Berichte zurvoraussichtlichen Bevölkerungsentwicklung inBaden-Württemberg und in den Gemeinden ab10.000 Einwohnern sowie Landesinformations-system (LIS), Prognosedatenblatt für Heidelberg,September 2003.

ZielbereichDemographischerWandel

12.

Die Chancen nutzen

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Die Zuwanderung überkompensiert den bis 2020 jährlichen negativen Geburtensaldo.

• Der Anteil der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen (0 bis unter 20 Jahre) wird bis 2020 erheblich stärker als im Land oder Bund sinken.Die positive Bevölkerungsentwicklung wird vor allem durch die Alters-gruppen zwischen 18 und 30 Jahren bestimmt.

• Der Anteil der Erwerbsfähigen wird bis 2020 zwar nicht zurückgehen, sichaber im Altersaufbau erheblich nach oben verschieben.

• Die Zahl der älteren Menschen ab 65 Jahren nimmt stark zu, darunter vor allem die Zahl der 80-Jährigen und Älteren.

• Es wird von einem wachsenden Ausländeranteil ausgegangen (Anstiegauf ca. 20 %). Der Anteil vor allem der älteren Ausländer über 65 Jahre wird deutlich steigen.

So wird die nahe Zukunft in Heidelbergstärker als anderswo von Fragen derIntegration von Migrantinnen und Mi-granten sowie einer forcierten Familien-politik bestimmt sein. Die Kinderbetreu-ungssituation in Heidelberg zählt zu denbesten unter den westdeutschen Kom-munen. Der Ausbau an Betreuungs-plätzen muss kontinuierlich fortgesetztwerden, um das städtische Klima insge-samt noch familienfreundlicher zugestalten.

Was sich bereits bei der Erarbeitung des1997 verabschiedeten Stadtentwick-lungsplans Heidelberg 2010 abzeichnete,

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nämlich sich wandelnde Familien- undHaushaltsstrukturen, vielfältige Lebens-stile sowie ein multikulturelles Ein-wohnerspektrum, setzte sich in den letz-ten Jahren fort und wird auch weiterhinanhalten. So finden sich in den vorher-gehenden Zielbereichen eine ganzeReihe von Zielvorgaben, deren Um-setzung gerade im Umgang mit denAnforderungen des DemographischenWandels unverzichtbar sind. Zusammenmit anderen stadtentwicklungspoliti-schen Zielen bleiben sie weiterhinDaueraufgabe und gelten deshalbunverändert fort. Sie werden deshalb indiesem Kapitel nicht wiederholt. Nurwenn sie für den Umgang mit demDemographischen Wandel von besonde-rer Bedeutung sind und in einem neuenund/oder erweitertem Zusammenhanggesehen werden, erfolgt eine nochmali-ge Aufnahme im vorliegenden Text.

Neben der Notwendigkeit zur Kontinu-ität bei der Umsetzung des Stadtent-wicklungsplans ist es jedoch erforderlich,weitere Zielaussagen für die nächstenJahre vor dem Hintergrund des Demo-graphischen Wandels aufzugreifen.

Die Leitlinien in diesem Kapitel

• wenden nach dem Motto „wo Kinder sind, da ist Familie” den Familien-begriff so an, dass alle Haushalte mitKindern unabhängig von der Lebens-form sowie Familienverbände daruntererfasst sind,

• verlangen von allen noch mehr Ein-satz für Chancengleichheit zwischenden Geschlechtern,

• betonen die wachsende Bedeutung

des Stadtteils und der unmittelbaren Wohnumgebung als Ort der Identifi-kation mit dem Gemeinwesen,

• unterstreichen die Notwendigkeit generationenübergreifender, interkul-tureller und an Menschenrechten orientierter Handlungsansätze,

• differenzieren die Bedürfnisse älterer Mitbürger/innen,

• arbeiten eine neue Rolle der Stadtverwaltung heraus,

• orientieren sich am Grundsatz derSubsidiarität und

• verstehen Integrationspolitik bei der erwarteten Pluralisierung als eine Querschnittsaufgabe aller Politik-bereiche wie auch der Gesellschaft generell.

Mit der Verstetigung der bereits einge-leiteten Maßnahmen sowie den nachfol-genden Leitlinien eröffnen sich fürHeidelberg durch den DemographischenWandel große Chancen, die es für einlebendiges Gemeinwesen zu nutzen gilt.Die Zielaussagen aus den vorangegange-nen Kapiteln gelten unverändert weiter.

Heidelberg als familien-freundliche StadtHeidelberg setzt sich konsequent ein füreine bessere Vereinbarkeit von Familieund Beruf. Die Stadt versteht Kinder,Jugendliche und Familien in allenLebensphasen als wichtige gesellschaftli-che Bereicherung, für die sie ein positi-ves Klima schafft. Die Entscheidung fürKinder sowie das Arbeiten und Wohnenmit Kindern in Heidelberg sollen leichtfallen. Die Stadt will das Engagementaller in allen Bereichen hierfür stärkenund bündeln. Die Rahmenbedingungen

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für familienfreundliche Betreuung,Erziehung und Bildung von Kindernwerden ebenso weiter verbessert wiedie Rahmenbedingungen für die Pflegevon Familienangehörigen. Vernachläs-sigung und Verarmung werden durchkonsequente Prävention verhindert.

Heidelberg als Wohnstandort stärken Heidelberg will sich für neue Maßstäbebeim familien-, senioren- und behinder-tengerechten, bezahlbaren Wohnen inder Stadt einsetzen. Um Heidelbergauch als Wirtschafts- und Wissenschafts-standort zu sichern, ist ein nachfragege-rechtes, attraktives Wohnungsangebotganz besonders wichtig. Soziale Quali-täten, die auch veränderte Wirklich-keiten des Zusammenlebens berücksich-tigen, werden dabei immer wichtiger.Sie sollen durch gemeinschaftsorientier-te, generationenübergreifende Projekteund nutzungsflexibles, barrierefreiesBauen entwickelt werden. Ein Wohn-umfeld, das nachbarschaftliche Begeg-nung und Kinderspiel ohne Beeinträchti-gungen durch den Verkehr zulässt, trägtim besonderen Maße zum Erreichen dieses Ziels bei. Wohnungsnotfälle giltes zu verhindern. Heidelberger Wohn-sitzlosen ist eine Rückkehr in ein geord-netes Leben zu ermöglichen.

Lebenslanges LernenDer Lebens- und Bildungsraum Kinder-tagesstätte und Schule sowie außerschu-lische Lernorte werden weiterentwickelt.Alle Kinder erhalten die Förderung, diesie brauchen, damit alle Jugendlichenausbildungsfähig werden. Heidelbergs

Bildungseinrichtungen müssen sich aufveränderte Lebenswirklichkeiten vonKindern und Familien einstellen und denganzen Menschen im Blick haben.Bildung findet immer mehr auch außer-halb der Schulen statt, in der Freizeit,der Familie, in der Kindertagesstätte,der Jugendarbeit, der Berufs- undWeiterbildung sowie im Alter. Sie isteine Herausforderung für jede Alters-stufe und alle Heidelberger Institutio-nen. Heidelberg trägt dazu bei, dass diePrinzipien nachhaltiger Entwicklungfester Bildungsbestandteil werden kön-nen. Damit unterstützt die Stadt die vonden Vereinten Nationen für die Jahre2005 bis 2014 ausgerufene Weltdekade„Bildung für nachhaltige Entwicklung”.Darüber hinaus führt sie junge Men-schen, insbesondere junge Frauen, anBerufe im Umfeld von Wissenschaft undTechnik heran.

Stadt der Fairness Das geänderte Rollenverständnis vonFrauen und Männern wird als Auf-forderung verstanden, das bisherigeEngagement für Chancengleichheit imGeschlechterverhältnis auszubauen.Insbesondere die Verantwortung fürKinder und für die Pflege älterer Men-schen muss von allen Heidelbergerinnenund Heidelbergern getragen werden,die Rahmenbedingungen dafür sind zuverbessern. Heidelberg ist eine Stadt derFairness für Kinder, zwischen Frauen undMännern, für Zugewanderte, für Men-schen mit Behinderungen, zwischen denGenerationen, für Menschen mit Pro-blemen. Gleiche Bildungschancen sindselbstverständlich.

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Eine niedrigere kommunale Verschul-dung und ein nachhaltiger Umgang mitden Ressourcen lassen der jüngerenGeneration ausreichende Lebensgrund-lagen und Entwicklungsmöglichkeitenund sind damit auch ein Beitrag zurSolidarität zwischen den Generationen.

In einer jungen Stadt alt werden –Kultur des Alterns ermöglichenDie Lebenserfahrung unserer älterenMitbürger/innen ist eine wichtigeRessource, die stärker in die Gesellschafteinfließen soll. Jede Generation, jedeAltersstufe hat ihre jeweiligen Stärkenund Schwächen und ihre eigene Würde.Kommunales Handeln muss deshalbkünftig weitaus differenzierter auf dieseUnterschiede eingehen und den vielfälti-gen Anforderungen durch vorausschau-ende, entwicklungsoffene, flexiblePlanung gerecht werden. Generationen-beziehungen und Generationensoli-darität sowie das Ehrenamt sollen ge-stärkt werden. Bei der Fortentwicklungder Stadtteilangebote werden sowohldie Bedürfnisse der jungen Alten alsauch der Hochbetagten und Demenz-kranken berücksichtigt, ebenso wie die-jenigen älterer ausländischer Mitbürger/innen. Flexible Versorgungsnetzwerkehaben Priorität; darüber hinaus sindauch weitere Spezialisierungen wichtig.

Integration ist die Aufgabevon allen Heidelberg soll den Charakter einerlebendigen und toleranten Stadt, in derviele unterschiedliche Milieus und Ethnien ohne soziale Konflikte zusam-

33 Vgl. Anlage 1 zu DS 0082/2006/IV Kulturbericht2006

menleben, bewahren. Integration benö-tigt das Engagement aller; sie ist eindauerhafter Prozess. Barrieren zuSprache und Bildung gilt es abzubauen,den interkulturellen Dialog weiter zufördern. Migrantinnen und Migrantensoll eine Existenz ermöglicht werden, dieauf Gleichberechtigung, Selbstständig-keit und Unabhängigkeit basiert. DasEingewöhnen in das soziale Umfeld istdurch die Vermittlung von Kenntnissenund Fertigkeiten zu fördern. Die Mög-lichkeiten des Ausländerrechts sollen fürdie Integration voll ausgeschöpft wer-den. Für ausländische Flüchtlinge geltendie Heidelberger Leitlinien zur sozialpä-dagogischen Betreuung.

Mit Kultur Brücken bauenKultur ist – wie Sport auch – als wichtigesBindeglied zwischen den Generationenzu begreifen und als Chance der Aus-einandersetzung mit anderen Kulturen.Angebote sind, vor allem auch aufStadtteilebene, auszubauen. Am Endeder derzeit geführten kulturpolitischenDiskussion33 sollen Grundsätze und Leit-linien stehen, die den weiteren Wegweisen.

Neue Partnerschaft zwischenBürger/innen und Stadt Ehrenamtliche Aktivitäten werden ver-stärkt gefördert und unterstützt. Solida-rische, nachbarschaftliche Beziehungs-netze, in denen sich Professionalität undBürgerengagement ergänzen, sind zubeleben und zu stärken. Migrantinnenund Migranten sowie ältere Mitbürger/innen sind gezielt zu gewinnen. Bürger-schaftliches Engagement ist als selbstbe-stimmter und zielgerichteter Einsatz für

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Verbesserungen sowohl im persönlichenLebensumfeld als auch im Gemeinwesenanzusehen.

Aktives und solidarischesStadtteilleben ermöglichenHeidelbergs Stadtteile sind der Ort, wosich Kulturen und Generationen begeg-nen. Sie sind das Hauptaktionsfeld desbreiten bürgerschaftlichen Engage-ments. Daher ist es wichtig, die erforder-lichen professionellen Unterstützungs-angebote direkt vor Ort zu haben. Esgilt hier das soziale Miteinander bewusstzu machen, den Stadtteilbezug zu stär-ken, Solidarität zu pflegen, Gestaltungs-möglichkeiten zu eröffnen sowie Eigen-initiative und Bürgerschaftliches Engage-ment im Sinne aktiver Subsidiarität zufördern. Die Beratungs-, Dienstleistungs-und Serviceangebote im Stadtteil be-deuten Lebensqualität und sind denBedürfnissen ihrer Bewohner/innen ent-sprechend der demographischen Ent-wicklung anzupassen. Möglichkeiten zurinterkulturellen Begegnung und zumKennenlernen des Anderen sind hierwichtig. Der Stadtteil ist auch der Ort,Armutsrisiken aufzudecken und sozialerAusgrenzung wirksam entgegenzusteu-ern. Die dortigen Netzwerke, Initiativenund Institutionen sind einzubinden.

Heidelberg als attraktivenWirtschafts- und Wissenschafts-standort positionierenMenschen ziehen dorthin, wo es ihrerAusbildung entsprechende Arbeitsplätzegibt. Damit kommt der Standortprofilie-rung als Wirtschafts- und Wissenschafts-stadt eine große Bedeutung zu. Es giltHeidelberg zu einem Standort weiterzu-

entwickeln, der in seiner Internationa-lität und Weltoffenheit, seinen Lebens-bedingungen und seiner Lebensqualitätnicht nur für Fach- und Führungskräfteund ihre Familien, sondern für alleMenschen hoch attraktiv ist. Dies bedeu-tet erhebliche Anstrengungen in allenBereichen, die diese Lebensqualitätsichern. Die Weiterentwicklung alsWissenschaftsstadt soll Impulse für dengesamten Arbeitsmarkt einschließlichder nachgeordneten Arbeitsplätzegeben. Unterschiede der Geschlechter,ethnische und kulturelle Differenz berei-chern dabei nicht nur die Arbeitswelt(Management of Diversity). Die beste-hende kommunale Arbeitsmarkt- undBeschäftigungspolitik ist konsequentweiterzuführen.

Heidelberg als starker Partner in der Region Die Stadt Heidelberg leistet ihren Bei-trag, um die Region weiterhin als attrak-tiven Standort im Wettbewerb umInvestitionen und Köpfe zu positionie-ren. Bei der Weiterentwicklung oberzen-traler Einrichtungen vor dem Hinter-grund des Demographischen Wandels istein abgestimmtes Vorgehen mit denNachbargemeinden wichtiger denn je.Dies gilt auch für den Wohnungsneubauund den notwendigen Ausbau des schie-nengebundenen Nahverkehrs zwischenHeidelberg und den Nachbargemeinden.Darüber hinaus wird die Kooperationund Koordination innerhalb der Metro-polregion Rhein-Neckar an Bedeutunggewinnen. Das Leitbild der NachhaltigenEntwicklung ist auch hierfür richtungs-weisend.

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Stadtverwaltung als vorbildlicheArbeitgeberin und innovativeDienstleisterin Heidelberg baut die kommunaleArbeitsmarktpolitik für benachteiligtePersonengruppen weiter aus, insbeson-dere für junge Menschen und ältereArbeitslose und wirkt darauf ein, dassjunge Menschen eine Lebensperspektiveentwickeln können. Die Stadtverwaltungmuss Vorbild für andere Arbeitgeber inHeidelberg im Umgang mit dem Demo-graphischen Wandel werden. Sie istVorbild beim Umgang mit eigenem Per-sonal hinsichtlich Familienfreundlichkeit,Chancengleichheit, Umgang mit älterenBeschäftigten und bei der Qualifizierungvon Jugendlichen sowie der interkultu-rellen Öffnung. Sie bleibt weiterhin eine„menschliche Verwaltung”, die woh-nungsnah, freundlich, kompetent, inter-kulturell geschult, persönlich und umfas-send berät. Sie wird auch weiterhin fle-xibel, angemessen und zeitnah auf Ver-änderungen zugunsten des Gemein-wohls reagieren und dabei neue Koope-rations- und Organisationsformen inner-halb und außerhalb der Verwaltung zureffizienten Leistungserbringung suchenund ihre Fachkompetenzen vor Ort res-sortübergreifend bündeln. Dabei wird esimmer mehr darauf ankommen, entspre-chende Prozesse anzustoßen, zu organi-sieren und Verbündete zu gewinnen,anstatt alle Projekte und Maßnahmenselbst durchzuführen. Die Stadtver-waltung wird ihre Rolle zunehmend als Initiatorin, Moderatorin und Unter-stützerin von Prozessen sehen und aus-füllen.

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barkeit der Eingriffe bei Umbauten vonvornherein ermöglicht werden. Dabeigilt es Nachhaltigkeit und Barriere-freiheit zu berücksichtigen. Die Qualitätdes Gebauten wird in jeder Hinsichtimmer wichtiger, Stadtbaukunst brauchtmehr Geltung. Es gilt zudem, sozialeBelange bei Bau- und Planungsprojektenzu beachten. Dabei wird künftig nochmehr Wert auf die Vernetzung entspre-chend vorhandener Fachkompetenz inden unterschiedlichen Fachämterngelegt werden und dies bereits in derPlanungsphase. Um soziale Belange inalle neuen Bau- und Planungsprojektegezielter einzubringen, sollten die fürdie Planung von Wohngebieten entwick-elten Einzelchecklisten (wie z. B. dieKinderfreundlichkeitsprüfung) in einekonsequente Sozialverträglichkeits-prüfung überführt werden, die für allesoziale Qualitäten sichert.

Bahnstadt als Schlüsselprojekt für die StadtentwicklungMit gesamtstädtischem Engagement fürden neuen Stadtteil Bahnstadt sollendiese Leitlinien auch praktisch umge-setzt und erlebbar gemacht werden. DieBahnstadt wird nicht nur ein wichtigerneuer Arbeitsplatzstandort, sondernleistet einen wesentlichen Beitrag, umdie Herausforderungen des Demo-graphischen Wandels zu bewältigen. Indiesem sozial- und altersgemischtenneuen Stadtteil sind Familien besonderswillkommen, hier sollen sie bezahlbareWohnungen finden. Die Bahnstadt istdeshalb zügig nach den Kriterien derNachhaltigkeit zu entwickeln. Gestalte-rische Vielfalt, flexibles und barriere-

Mobilität für alle AltersgruppenMit dem Ausbau an gesellschaftlichenMöglichkeiten und der Aktivierung allerAltersgruppen, wachsen die Mobilitäts-anforderungen an den ÖPNV. Diesermuss sich künftig noch stärker an diesich verändernden Bedürfnisse anpassenund ausgebaut werden. Es gilt, mög-lichst viele schienengebundene Direkt-verbindungen zu schaffen, die Fahr-zeiten den Bedürfnissen anzupassen,Barrierefreiheit und Sicherheit – auchnachts – zu bieten, die Hangerschließungin den betreffenden Stadteilen zugewährleisten sowie für angemessene,sichere Fuß- und Radwegverbindungennicht nur im Quartier zu sorgen.

Der öffentliche Raum als Ort der BegegnungKaum ein Bereich prägt das Image unddie Integrationsfähigkeit einer Stadtmehr als ihr Umgang mit öffentlichenOrten. Hier begegnen sich Menschenunterschiedlichen Alters und unter-schiedlicher Kulturen und Bedürfnisse.Auf eine qualitätsvolle Gestaltung mussdaher besonderer Wert gelegt werden.Plätze, wohnungsnahe Grünflächen und attraktive Spielflächen, die geradefür Kinder, Jugendliche und ältereBewohner/innen wichtig sind, gilt es zuerhalten und neu zu schaffen.

Flexibel bauenSowohl beim Neu- als auch beim Um-und Rückbau müssen bereits jetzt größ-te bauliche Flexibilität und Umnutzbar-keit eingeplant werden. Angesichts dergrößeren Dynamik der demographi-schen Entwicklung sollte die Wiederhol-

freies Bauen und unterschiedlicheWohnformen, die auch veränderteWirklichkeiten des Zusammenlebensberücksichtigen, sollen zu lebendigenNachbarschaften führen. Von Anfang an sollen hier mit professioneller Unter-stützung das Engagement der Bürger/ innen geweckt und verschiedensteDienstleistungen organisiert sowie dasVerantwortungs- und Zugehörigkeits-gefühl gefördert werden. VerschiedeneGenerationen, Kulturen und Religionensollen sich hier wohl fühlen können. DieEntwicklung der Bahnstadt darf nichtzulasten der bestehenden Stadtteilegehen.

Entwicklungsprojekt Bahnstadt:Modell des Wettbewerbssiegers, Büro Trojan und Trojan, Darmstadt

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Quantitativer Zielrahmen(Stand 1996)Nach den gegenwärtig erkennbarenEntwicklungen wird die Zahl derEinwohner in Heidelberg bis zum Jahr2010 auf maximal 143.000 Personenzunehmen.34 Daraus und aus denerwartbaren sozio-demographischenÄnderungen ergibt sich ein zusätzlicherWohnungsbedarf von 8.000 bis 10.000Wohnungen35. Dies setzt voraus, dassMaßnahmen zur Verringerung desZuwachses an Wohnfläche pro Kopf aufmaximal 2,5 qm erfolgreich sind. DieZahl der zu bauenden Wohnungen solldem Bedarf und der Nachfrage ange-passt werden. Das Nähere regelt diejeweilige Fortschreibung des Wohnungs-entwicklungsprogramms.

Derzeit gibt es in Heidelberg 94.000Arbeitsplätze36. Erklärtes Ziel ist es, die-ses Niveau zumindest zu halten. Hierzubedarf es großer Anstrengungen.

Mit der Heidelberg Deklaration hat sichdie Stadt zu einer Verringerung derKohlendioxid-Emissionen um 20 % biszum Jahr 2005 verpflichtet.37

34 Zur aktuellen Einwohnerentwicklung sieheKapitel 1235 Aktuelle Angaben sind dem jeweiligenWohnungsentwicklungsprogramm zu entnehmen.Das von 2005 geht von einem Bedarf von 8.000Wohnungen bis zum Jahr 2020 aus.(DS 74/2005) 36 2005 sind es 97.000 Arbeitsplätze bedingt durchdie hohe Anzahl an Teilzeitarbeitsplätzen.37 Mit Beschluss der „Fortschreibung des Klima-schutzkonzeptes der Stadt Heidelberg 2004” am16.12.2004 wurde der Zeithorizont 2015 festgelegt(DS 0237/2004/BV). Die quantitativen Vorgaben wur-den nicht geändert.

Zusammenfassung

13.

PräambelHeidelberg strebt eine Entwicklung an,die auch in Zukunft unter Bewahrungseiner unverwechselbaren Eigenartgleichermaßen sozial verantwortlich,umweltverträglich und wirtschaftlicherfolgreich ist. Es orientiert sich dabeiam Ziel der regionalen und globalenVerantwortung im Sinne der Charta vonAalborg. Die mit dem DemographischenWandel verbundenen Veränderungenwerden als Chance empfunden undaktiv gestaltet. Es gilt neben der Fami-lienfreundlichkeit für alle Generationenden Charakter einer lebendigen, kreati-ven und toleranten Stadt zu erhalten.Die Leitziele des Stadtentwicklungs-konzeptes aus dem Jahre 1974 dienendabei als Grundlage.

Die Ziele stehen gleichwertig nebenein-ander. Sie sind Ziele und Voraussetzungin einem. Die Stadt Heidelberg willdamit eine nachhaltige Entwicklung ein-leiten. Dies setzt voraus, dass

• die finanzielle Handlungsfähigkeit des städtischen Haushaltes gewahrt bleibt,

• in einer offenen Diskussions- und Dialogkultur sich die Bürgerschaft aktiv am politischen Geschehen in unserer Stadt beteiligt,

• die Chancen einer selbstbestimmten vielfältigen Lebensführung, soweit sie sozial verantwortlich und ökologisch verträglich ist, für alle Bürgerinnen und Bürger verbessert werden,

• die Beanspruchung der natürlichen Ressourcen vermindert wird.

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ist eine maßvolle Innenentwicklungdurch Mobilisierung untergenutzterFlächen, höhere Dichten, gemischteStrukturen und Flächenrecycling.Stadtarrondierungen sind behutsam mitden naturräumlichen Gegebenheitenabzustimmen. Die Bereitstellung zusätz-licher Gewerbeflächen soll nur dannerfolgen, wenn eine höhere Flächen-ausnutzung im Bestand oder inGewerbebrachen nicht ausreicht; dem-entsprechend ist eine frühzeitigeVorsorge* zu treffen. Dem steigendenWohnflächenkonsum soll durch ein dif-ferenziertes Maßnahmenpaket, das einefreiwillige Einsparung von Wohnraumfördert, begegnet werden.

Durch neue Formen der regionalen Kooperation denInteressenausgleich fördernHeidelberg will die regionale* und kom-munale Zusammenarbeit ausbauen.Angestrebt wird eine bessere Abstim-mung mit den Umlandgemeinden inwirtschafts-, wohnungs-, verkehrspoliti-scher, infrastruktureller, ökologischer,sozialer und kultureller Hinsicht.Wesentliche Basis hierfür soll ein regio-nales Siedlungsrahmenkonzept mit ent-sprechender Bodenvorratspolitik sein.Die Wirtschaftsförderung soll unterBewahrung der lokalen Kompetenz ineinen regionalen Verbund eingebundenwerden.

Standortvorteile alsWissenschaftsstadt ausbauenHeidelberg will die vielfältigen Poten-ziale als Wissenschaftsstadt gemeinsammit der Universität und den weiteren

Einzigartigkeit von Stadt- und Landschaftsraum bewahren und entwickeln, „Stadt am Fluss”Heidelberg will sein kulturelles Erbe*und den eigenständigen Charakter derStadtteile mit ihren kleinteiligen, über-schaubaren Strukturen bewahren.Grundlagen bilden der Dichteplan*, dasModell Räumliche Ordnung* sowie dieStadtteilrahmenpläne*. Die Einheit vonStadt- und Landschaftsraum ist als wich-tiges Strukturmerkmal weiterzuent-wickeln. Die hochwertigen Grün- undErholungsflächen und ein funktionsfähi-ger Naturhaushalt sollen mit einemFreiflächenkonzept*, das auch die Land-und Forstwirtschaft mit einbezieht,gestärkt werden.

Mehr Mischnutzung undAufenthaltsqualität, „Stadt der kurzen Wege”Die Lebens- und Aufenthaltsqualität sollmit vermehrter Mischnutzung, dichterenBauformen, der Rückgewinnung derStraßen als Lebensraum, Vermeidungvon Angsträumen und einer barriere-freien Gestaltung für alle verbessertwerden. Dem Grundsatz einer „Stadtder kurzen Wege” entsprechend sinddie Stadtteilzentren* als Versorgungs-schwerpunkte und Identifikationsräumezu stärken und die Zuordnung vonWohnen, Arbeiten und Freizeitein-richtungen zu verbessern.

Bauland sparsam verwenden,Innenentwicklung vor Außen-entwicklungHeidelberg will den Flächenverbrauch inallen Bereichen senken. Zentral hierfür

Schwerpunkte

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stützen, die vom Arbeitsmarkt ausge-grenzt sind. Der Beschäftigung behin-derter Menschen widmet Heidelbergbesondere Aufmerksamkeit. Sie willneue Formen gesellschaftlich nützlicherArbeit und der Existenzsicherung unter-stützen.

Preiswerten Wohnraum schaffenund sichernDie Stadt Heidelberg will das Menschen-recht auf Wohnung sichern. UnterKonzentration ihrer Anstrengungen aufden preisgünstigen Mietwohnungsmarktwill sie die Wohnversorgung* insbeson-dere für Personen, die ihren Arbeits-/Lebensmittelpunkt in Heidelberghaben, sichern. Dies gilt vor allem fürHaushalte mit durchschnittlichem undgeringem Einkommen sowie für sonstige Benachteiligte. Das gilt auchauf regionaler Ebene. Aufwertungs-prozesse von Stadtteilen sollen nicht zuLasten der Sozialverträglichkeit gehen. Soziale Härten sind in jedem Falle zuvermeiden.

Dauerhafter Schutz der natürlichen LebensgrundlagenDie Stadt Heidelberg will im Rahmeneiner zukunftsbeständigen Entwicklungden Zugriff auf die natürlichen Res-sourcen* vermindern. Sie will den Klima-und Immissionsschutz* weiter vorantrei-ben. Über die hierzu bereits beschlos-senen Ziele hinaus möchte die StadtHeidelberg weitere Umweltqualitäts-ziele entwickeln, die im Rahmen einesNaturhaushaltsplanes regelmäßig über-prüft werden und einen Beitrag zumBiotop- und Artenschutz* leisten. Die

Forschungsstätten weiterentwickeln. Esgilt, die Synergieeffekte zwischen Wirt-schaft und Wissenschaft aufzuschließen,um die Innovationskraft zu stärken undnachhaltige Arbeitsplätze auch im pro-duzierenden Sektor zu gewinnen.

Vollbeschäftigung anstreben, Wege aus der Krise eröffnen, denStandort sichernDie Stadt Heidelberg will eine stabilewirtschaftliche Entwicklung, die langfri-stig ein breites Arbeitsplatzangebotsichert und wirtschaftlich erfolgreich ist.Der Strukturwandel zur Dienstleistungs-gesellschaft ist aktiv zu nutzen. Verände-rungsprozesse sind dahingehend zuunterstützen, dass ein sozial und ökolo-gisch sinnvolles Arbeitsplatzangebot mitverstärkten regionalen Warenströmenentsteht. Die Entwicklungschancen derHeidelberger Unternehmen sind zusichern.

Verdrängungswettbewerbverhindern, Stärkung vonMittelstand und HandwerkDie Stadt Heidelberg will kleinere undmittelständische Betriebe – vor allem des Handwerks und des Einzelhandels –besonders sichern und mit entsprechen-den Rahmenbedingungen Entwicklungs-chancen eröffnen. Bestehende Produk-tionsstätten sollten erhalten bleiben.

Wiedereingliederung insErwerbsleben, neue Formen derErwerbsarbeit unterstützenDie Stadt will durch eine aktiveArbeitsmarktpolitik zukunftsweisendeProjekte von und für Menschen unter-

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liches Engagement. Im Sinne einer nach-haltigen Stadtentwicklung werdenstadtteil- und gemeinwesenorientierteProjekte der Sozialarbeit die Zielgrup-penarbeit ablösen müssen, um solidari-sche Nachbarschaften zu stärken.

Gleichstellung von Frau und MannDie Stadt Heidelberg betrachtet dieUmsetzung der Gleichberechtigung zwi-schen Frauen und Männern als eineGemeinschaftsaufgabe, die bei derWahrnehmung aller kommunalen Auf-gabenbereiche zum Ausdruck kommenwird. Angestrebt wird eine Überwin-dung der typischen Gleichstellungs-probleme, insbesondere im Hinblick aufangemessene Mitbestimmungsmöglich-keiten, die Absicherung einer eigenstän-digen Existenz, die Verbesserung derArbeitsbedingungen, die gerechtereVerteilung von bezahlter und unbezahl-ter Arbeit sowie die Sicherheit vonFrauen.

Selbstbestimmt leben, Vielfaltder Lebensformen Die Stadt Heidelberg will eine Vielfaltder Lebensformen ermöglichen, die sozi-al verantwortlich und ökologisch ver-träglich sind. Sie will eine vielfältige,bedarfsgerechte Infrastruktur*, die sichan den Bedürfnissen und Wünschen derBetroffenen orientiert.

Die Interessen von Kindern und Jugend-lichen sind in der Stadtplanung und -entwicklung stärker zu berücksichtigen.Die Frage der Ausbildung und Qualifi-zierung von jungen Menschen mussneuen Anforderungen gerecht werden.

Stadt Heidelberg will eine ökologischeLandwirtschaft unterstützen und dieForstwirtschaft nach den Grundsätzender Naturnahen Waldwirtschaft gestal-ten.

Umwelt- und stadtverträglicherVerkehrDie Stadt Heidelberg will einen umwelt-,stadt- und sozialverträglichen Verkehr*fördern. Sie setzt sich ein für eineMobilität, die Freiräume für städtischesLeben wiederherstellt, bei der die ein-zelnen Verkehrsarten gleichberechtigtsind und Gefährdungen verringert wer-den. Dazu zählt auch grundsätzlich dieAusweisung von neuen Bauflächen ent-lang von schienengebundenen ÖPNV-Trassen. Die Förderung eines barriere-freien öffentlichen Personennahverkehrsund der sonstigen umweltfreundlichenBewegungsarten hat Vorrang. Die Um-weltbelastungen sollen geringer, diestädtebauliche Situation (Stadt der kur-zen Wege) besser, die Verkehrssituationentspannter und der Wirtschaftsverkehrfunktionstüchtiger werden.

Stadt des sozialen Ausgleichs,Ausgrenzung verhindernHeidelberg will eine Stadt des sozialenAusgleichs sein, die Armut bekämpft,Ausgrenzungen verhindert und sozial-räumliche Spaltungstendenzen überwin-det. Dem Entstehen und der Ausübungvon Diskriminierung und Gewalt ist ent-gegenzuwirken. Die Stadt Heidelbergwill Solidarität und Eigeninitiative för-dern. Sie will die gleichberechtigte Mit-sprache von Betroffenen fördern undunterstützt Selbsthilfe und bürgerschaft-

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bedingungen für familienfreundlichesWohnen und Arbeiten, für Betreuung,Erziehung und Bildung sollen weiter verbessert werden. Integration ist Auf-gabe aller Heidelbergerinnen undHeidelberger, der interkulturelle Dialogist weiter zu fördern. Barrieren zuSprache und Bildung gilt es abzubauen,lebenslanges Lernen zu ermöglichen.Die Lebenserfahrung der älterenMitbürger/innen ist eine wichtigeRessource, die stärker in die Gesellschafteinfließen soll. Heidelbergs Stadtteilegewinnen als Ort der Identifikation anBedeutung. Dort begegnen sichKulturen und Generationen und wirdein breites bürgerschaftliches Engage-ment unterstützt. Die Beratungs-,Dienstleistungs- und Serviceangebotesind den Bedürfnissen ihrer Bewohner/innen entsprechend der demographi-schen Entwicklung anzupassen. DerStandortprofilierung als Wirtschafts- undWissenschaftsstadt kommt große Bedeu-tung zu. Dazu gehört auch ein bezahl-bares Wohnungsangebot mit sozialenQualitäten. Die Bahnstadt ist Schlüssel-projekt für Heidelbergs künftigeStadtentwicklung.

Die Handlungsansätze müssen sich anMenschenrechten orientieren. DerGrundsatz der Subsidiarität gilt weiter-hin. Die Chancengleichheit imGeschlechterverhältnis verlangt nochmehr Engagement von allen.

*Mehr Informationen dazu im Anhang

Heidelberg will alten Menschen und geistig, körperlich oder seelisch behin-derten, kranken Menschen ein selbst-bestimmtes Leben mit Teilnahme an derGesellschaft ermöglichen. Die Stadtmöchte gesundheitsfördernde Lebens-welten schaffen und Verantwortung fürdie eigene Gesundheit fördern. Sie willfür alle Alters- und Zielgruppen ein brei-tes, zeitgemäßes Sportangebot in allenStadtteilen sichern.

Migration und interkulturelleOrientierungDie Stadt Heidelberg will Verantwor-tung tragen für eine konstruktiveGestaltung des interkulturellen Lebensund ausländische Einwohner/innen als gleichberechtigte Bürger/innenHeidelbergs anerkennen.

Stadt der kulturellen VielfaltDie Stadt Heidelberg will unterschied-lichsten kulturellen Ausdrucksformenden entsprechenden Freiraum mit denzur Verfügung stehenden Mittelngewähren. Ziel ist ein reichhaltiges,anspruchsvolles Kulturangebot, dasHeidelberg in seiner Vielfalt repräsen-tiert. Hierzu soll ein Kulturentwicklungs-plan* erstellt werden.

Den Demographischen Wandel aktiv gestaltenDie Veränderungen des Demogra-phischen Wandels betreffen alle Berei-che der Stadt Heidelberg, die mit ihrerLebensqualität und Zukunftsfähigkeitverbunden sind.

Heidelberg setzt den Schwerpunkt beider Familienfreundlichkeit. Die Rahmen-

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Rang mit seiner landschaftlichen Einbin-dung zu erhalten, sollen das HeidelbergerSchloss und die Altstadt von der UNESCOals Welterbe ausgewiesen werden. Miteiner Befürwortung des Antrages wird2007 gerechnet.

Als Voraussetzung hierzu hat der Ge-meinderat am 27.November 1997 dieGesamtanlagenschutzsatzung (Satzungzum Schutz des Bereichs Alt Heidelbergals Gesamtanlage) gem. § 19 Denkmal-schutzgesetz beschlossen, die auch dieumliegenden Hänge umfasst. 1998 wurdeein Beirat zur Gesamtanlagenschutz-satzung eingesetzt.

Zielbereich regionale Kooperationund Regionalentwicklung

Am 24. Mai 2005 wurde die Region Rhein-Neckar in den Kreis der europäischenMetropolregionen aufgenommen. DieStadt hat den Antrag unterstützt. MitUnterzeichnung eines neuen Staats-vertrages zwischen den Ländern Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz am 26. Juli 2005 wurde der Weg freifür eine grenzüberschreitende einstufigeRegionalplanung im Verband RegionRhein-Neckar, der am 1. Januar 2006seine Arbeit aufnahm.

Der Verband Region Rhein-Neckar wirdunterstützt durch eine neue regionaleMarketingorganisation, die durch denVerein „Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar e. V.“ (ZMRN) und die Metro-polregion Rhein-Neckar GmbH (MRN)gebildet wird. Alle wichtigen Partner derRegionalentwicklung aus Wirtschaft undWissenschaft, aus den Städten undLandkreisen arbeiten in den Gremien die-ser Institutionen zusammen.

Die von der Stadt angeregte Gründungdes Umweltkompetenzzentrums Rhein-Neckar UKOM e. V. 2003 ist ein ersterSchritt, die vorhandenen Umweltkompe-tenzen der Metropolregion zu vernetzen,auszubauen und auf gemeinsamer Basisgezielt zu vermarkten.

Zielbereich Arbeiten

Das Gewerbeflächenentwicklungskonzept2000 stellt die gewerbliche Flächenvor-sorge sowie die Nutzungsschwerpunktedar (DS 40/2001). Dabei hat die Bahnstadterste Priorität.

Mit dem Beschluss des Zentrenkonzeptesauf Grundlage einer Einzelhandelsstruk-

Ausgewählte Projekte und Beschlüsseseit 1997

Heidelbergs Lokale Agenda lebt. Seit demBeschluss des Gemeinderates im Jahr 1997zum Stadtentwicklungsplan Heidelberg2010 (STEP) hat die Stadt Heidelberg eineFülle von Projekten und Beschlüssen aufden Weg gebracht und umgesetzt. ObArbeiten, Umwelt, Wohnen, Soziales oderKultur: In allen Zielbereichen des STEP hatsich Konkretes getan, um eine nachhalti-ge Stadtentwicklung voran zu bringenund die Lebensqualität der Menschen inHeidelberg und der Region zu bewahrenund zu verbessern. Nachfolgend eine Aus-wahl an Projekten und Beschlüssen ausden einzelnen Zielbereichen des STEP:

Zielbereich Städtebauliches Leitbild

Seit Juli 2006 liegen für alle HeidelbergerStadtteile Stadtteilrahmenpläne vor.

Am 28.Juli 1999 wurde das Siedlungs-strukturkonzept und das Modell Räum-liche Ordnung (MRO) beschlossen, in dasein Freiflächenstrukturkonzept und derUmweltplan eingegangen sind (DS363/1999). Ein Baudichtenplan sowie einstädtebaulicher Leitplan sind Bestandteildes Siedlungsstrukturkonzeptes. Das MRObildet die Grundlage für den neuenFlächennutzungsplan 2015/2020 desNachbarschaftsverbandes Heidelberg-Mannheim, der am 15. Juli 2006 rechts-kräftig wurde. Die Bahnstadt, für die seit2003 ein Rahmenplan vorliegt, bietet dasgrößte InnenentwicklungspotenzialHeidelbergs.

Um das historische Stadtbild als architek-tonisches Ensemble von internationalem

Anhangturuntersuchung am 19. Juni 1997 (DS269/1997) wird der Einzelhandel inintegrierten Lagen gestärkt. Das von derGesellschaft für Markt- und Absatz-forschung 2006 erstellte Zentrenkonzeptvertieft diese Leitlinien unter besondererBerücksichtigung möglicher großflächigerEinzelhandelsansiedlungen sowie derNahversorgung. (DS 42/2006/IV)

Mit der Einrichtung des TechnologieparkUmweltparks im Heinsteinwerk 2005 wur-den die Kompetenzen des Technologie-parks in den Bereich Umwelttechnologieund Umweltconsulting erweitert undgebündelt.

Eine konkrete Maßnahme im Bereich derMittelstandsförderung ist das ProjektNachhaltiges Wirtschaften. Es unterstütztkleine und mittlere Unternehmen bei derEinführung eines Umweltmanagement-systems und der damit verbundenenErschließung von ökologischen und öko-nomischen Einsparpotenzialen.

Zielbereich Wohnen

Im Rahmen des Wohnungsentwicklungs-programms wurde ein Grundsatzbeschlusszum Baulandmanagement am 2. Juni2005 (DS 74/2005/BV) gefasst.

Einrichtung einer Fachstelle für barriere-freies Bauen und Wohnen unter derBezeichnung „Wohnberatung“ beimTechnischen Bürgeramt seit dem 1. März2006.

Mit dem Beschluss zur Entwicklung desneuen Stadtteils Bahnstadt ist der Neubauvon rund 2.500 Wohnungen verbunden.

Zielbereich Umwelt

Über den Schutz der natürlichen Ressour-cen und alle wichtigen Umweltprojekteinformiert der Umweltbericht 1999–2005.

Seit 2001 liegt ein Artenschutzplan vor,dessen Ziel es ist, die biologische Vielfaltzu erhalten.

Mit der Fortschreibung des Klimaschutz-konzeptes 2005 werden die bisher einge-leiteten Maßnahmen fortgesetzt undSchwerpunkte ( u.a. Bahnstadt, Energie-effizienz im Gewerbe) der lokalen Klima-schutzpolitik definiert. (DS 237/2004/BV)

Der Umweltplan stellt ökologisch sensibleUmweltbereiche dar und macht Vor-schläge, wie sie gesichert werden können(DS 363/1999).

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Zielbereich Mobilität

Der Verkehrsentwicklungsplan wurde imJahr 2000 fortgeschrieben (DS 218/2000).

Am 14. Dezember 2003 nahm die S-Bahnin der Region den Betrieb auf.

Ein City-Logistik-Konzept für Paketdiensteist für die Altstadt seit 2006 verwirklicht.

Die Straßenbahn nach Kirchheim nimmtam 10. Dezember 2006 ihren Betrieb auf.

Zielbereich Soziales

Der bedarfsgerechte Ausbau der Kinder-betreuung bewirkte, dass der Rechts-anspruch auf einen Kindergartenplatz zujeder Zeit erfüllt war. Der bedarfsgerechteAusbau an Betreuungsplätzen für Kinderunter drei Jahren wird zum 1. Oktober2010 abgeschlossen sein. Seit dem Schul-jahr 2000/2001 gibt es an HeidelbergsGrundschulen Betreuungsmöglichkeitenbis 15 Uhr.

Am 02. August 2006 wurde ein Konzeptzur Weiterentwicklung der Hauptschulenbeschlossen, das sich am Entwurf desdamaligen Schulentwicklungsplanesaus dem Jahre 1995 orientiert(DS 215/2006/BV).

Im Herbst 2002 wurde das letzte der ins-gesamt 10 Seniorenzentren in Heidelbergeröffnet.

2001 Aufnahme des nördlichen Teils desEmmertsgrundes in das Bund-Länder-Förderprogramm „Die soziale Stadt“.

Zielbereich Kultur

Die ursprüngliche Entscheidung einenKulturenwicklungsplan zu erarbeiten,wurde im Jahr 2000 seitens des Gemein-derats verworfen. Mit dem Kulturbericht2006 wurden, zusammen mit einerBestandsaufnahme, kulturpolitischeLeitlinien eingebracht und zur Diskussiongestellt. (DS 82/2006/IV). Der Kulturberichtwird alle 5 Jahre aktualisiert werden.Zusammen mit der von Vertretern derKommunen und der Wirtschaft aus demRhein-Neckar-Dreieck erarbeiteten‚Kulturvision 2015’, stellt der Kultur-bericht 2006 die Basis der kulturellenFortentwicklung in Stadt und Region dar.

Veröffentlichungen zum Stadt-entwicklungsplan seit 1997

Amt für Stadtentwicklung und Statistik

Stadt HeidelbergStadtentwicklungsplan Heidelberg 2010Leitlinien und ZieleJuli 1997, August 2001

Stadt HeidelbergDer Beratungsprozess zum ModellRäumliche OrdnungDezember 1999

Stadt HeidelbergModell Räumliche OrdnungMärz 2000

Stadt HeidelbergWo stehen wir, was haben wir erreicht?Erster Bericht zur Umsetzung desStadtentwicklungsplans Heidelberg 2010 KurzfassungMai 2002

Stadt HeidelbergWo stehen wir, was haben wir erreicht?Erster Bericht zur Umsetzung desStadtentwicklungsplans Heidelberg 2010 LangfassungMai 2002

Stadt HeidelbergHeidelberger Nachhaltigkeitsbericht 2004Indikatorengestützte Erfolgskontrolle desStadtentwicklungsplans Heidelberg 2010August 2005

City of HeidelbergHeidelberg Sustainability Report 2004Indicator-based success rate of the CityDevelopment Plan Heidelberg 2010March 2006

Stadt HeidelbergStadtentwicklungsplan Heidelberg 2015 Leitlinien und ZieleNovember 2006

Veröffentlichungen zum Demographischen Wandel

Stadt Heidelberg Bevölkerungsentwicklung in HeidelbergBevölkerungsentwicklung in Heidelbergnach Stadtteilen 2003-2020November 2004

Stadt HeidelbergDemographischer WandelBevölkerungsentwicklung, Einschätzungder Folgen und Konsequenzen,Zielentwicklung, Strategien undMaßnahmen Heidelberg 2004

Stadt HeidelbergDemographischer Wandel in HeidelbergErgebnisse einer Bevölkerungsumfragedurchgeführt von der ForschungsgruppeWahlen im Auftrag der Stadt Heidelbergim Januar 2006März 2006

Stadt HeidelbergKommunale Strategien zur Bewältigungder Herausforderungen des „Demo-graphischen Wandels”Umfrage der FachkommissionStadtentwicklungsplanung des DeutschenStädtetages im Februar 2006Mai 2006

Stadt HeidelbergHandlungskonzept zumDemographischen Wandel in Heidelberg(Veröffentlichung in Vorbereitung)

Veröffentlichungen

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Bildnachweis

Akademie für Ältere: Seite 32Peter Dorn: Titel oben rechts, Seite 2rechts außen, Seite 31 rechts, 36 rechts,37 rechts Heidelberger- Kongress- und TourismusGmbH (HKT): Seite 6, 16, 43Klaus-Tschira-Stiftung: Titel oben links, Seite 2 – Drittes von links, Seite 45 rechtsPhilipp Rothe: Seite 30 rechtsFranz Schlechter: Seite 33 Universitätsklinikum Heidelberg – Zentrale Fotoabteilung: Seite 18Max-Planck-Institut für Astronomie:Seite 39 linksAlle übrigen: Stadt Heidelberg

Gestaltungkomplus Heidelberg

März 2007

ImpressumHerausgeberDer Oberbürgermeister der StadtHeidelberg

Bearbeitung und KoordinationAmt für Stadtentwicklung und StatistikPostfach 10 55 2069045 HeidelbergTel.: 06221 - 5821500

step2015_NEU.qxd 27.11.2007 15:17 Uhr Seite US3

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Heidelberg

StadtentwicklungsplanHeidelberg 2015Leitlinien und Ziele

2015

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