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46 Natürlich | 8-2003 D er Vater des kleinen Anton war verzweifelt. Der 6-Jährige war an Kinderlähmung erkrankt und an beiden Beinen vollstän- dig gelähmt. Aus Sicht der Schulmedizin galt der Fall als «austherapiert», sprich: hoffnungslos. Als letzten Ausweg suchte der Mann die Schweizer Heilpraktikerin Emma Kunz auf. Die sensitive Frau kam zu dem Schluss, dass der Junge mit einem speziellen Pulver geheilt werden könne, das sich in seinem unmittelbaren Lebens- bereich finden werde. Bei einem Besuch in Würenlos, dem Wohnort des Kranken, Heilerde hat seit Jahrtausenden einen festen Platz in der Volksheilkunde. Äusserlich angewendet, lindert sie Schmerzen und Hauterkrankungen, innerlich eingenommen, schwemmt sie schädliche Substanzen aus und lindert oder kuriert zahlreiche Beschwerden. Text: Willi Dommer Fotos: Matthias Tunger Heilende Erde

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Der Vater des kleinen Anton warverzweifelt. Der 6-Jährige waran Kinderlähmung erkranktund an beiden Beinen vollstän-

dig gelähmt. Aus Sicht der Schulmedizingalt der Fall als «austherapiert», sprich:hoffnungslos. Als letzten Ausweg suchteder Mann die Schweizer HeilpraktikerinEmma Kunz auf. Die sensitive Frau kamzu dem Schluss, dass der Junge mit einemspeziellen Pulver geheilt werden könne,das sich in seinem unmittelbaren Lebens-bereich finden werde. Bei einem Besuchin Würenlos, dem Wohnort des Kranken,

Heilerde hat seit Jahrtausenden einen festen Platz

in der Volksheilkunde. Äusserlich angewendet,

lindert sie Schmerzen und Hauterkrankungen,

innerlich eingenommen, schwemmt sie schädliche

Substanzen aus und lindert oder kuriert zahlreiche

Beschwerden.

Text: Willi Dommer Fotos: Matthias Tunger

Heilende Erde

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fand Emma Kunz das entsprechende Mit-tel in einer Gesteinsschicht des dortigenRömersteinbruchs. Die Heilerin verord-nete feuchte Umschläge mit dem feinge-mahlenen Heilgestein, und nach einigenMonaten konnte der Junge wieder gehen.

So geschehen im Jahre 1942. Anton C.Meier, der damals auf so wundersameWeise geheilt wurde, ist heute Mitte 60und verwaltet den Nachlass der Schwei-zer Heilpraktikerin, Naturforscherin undKünstlerin. Er hat sich dafür eingesetzt,dass auf dem stillgelegten Steinbruch-areal – laut Experten einem der stärksten

Energieplätze der Erde – das «Emma-Kunz-Zentrum» entstehen konnte unddas energetische Heilgestein der Allge-meinheit zugänglich wurde. So hatte essich Emma Kunz gewünscht. Sie nanntedas Steinpulver «Aion A» – abgeleitetvom griechischen Wort für «grenzenlos».Es wird heute oft als «Königin unterden Heilerden» bezeichnet, während dieWürenloser allerdings Wert darauf legen,dass es sich nicht um eine Heilerde, son-dern um ein Heilgestein handelt.

Aion A besteht zu über 70 Prozent ausCalciumoxyd und enthält die meisten

Mineralsalze in ihrer ursprünglichenForm. Heilpraktiker und Physiothera-peuten verwenden es äusserlich zur Be-handlung von Sportverletzungen undRheuma, denn es wirkt entzündungs-hemmend und schmerzlindernd. Im Ba-dewasser wirkt das Mittel entgiftend undausgleichend. Eingenommen beugt esKalzium-, Mineralstoff- und Kieselsäure-mangel vor.

Dass Heilerde auch innerlich ange-wendet wird, mag auf den ersten Blick be-fremden, hat aber eine jahrtausendealteTradition. Heilende Erden gehören zuden ältesten Arzneimitteln der Welt. «SeitMenschengedenken werden sie zur Vor-beugung und Behandlung von Krankhei-ten, als Nahrungsergänzung, für Schön-heit und Wohlbefinden sowie zur Körper-pflege genutzt», schreiben Margot Hell-miss und Falk Scheithauer in ihrem Buch«Natürlich behandeln mit Heilerde». DieAutoren vermuten, dass unsere steinzeit-lichen Vorfahren die «Geophagie», dasErde-Essen, von ihren tierischen Mitge-schöpfen abgeschaut haben, denn vieleTierarten ergänzen ihren normalen Spei-seplan durch Erde und versorgen sich somit heilkräftigen Substanzen und lebens-notwendigen Mineralien. Bei vielen Na-turvölkern hat sich diese Gewohnheit bisheute erhalten; Körperbemalungen mitErdfarben zu rituellen Anlässen zeugenvon der tiefen Verbundenheit dieser Men-schen mit «Mutter Erde». Auf Borneo es-sen Frauen Erde, um die Fruchtbarkeit zufördern und Fehlgeburten zu verhindern.Zudem soll Erdeessen die Entbindung er-leichtern und helfen, kräftige Kinder mitgesunder Haut zur Welt zu bringen. «Wasauf den ersten Blick wie der Aberglaubevon Eingeborenenstämmen aussehenmag, enthält Wahrheit», geben Hell-miss/Scheithauer zu bedenken. «Der Ver-zehr von Erde kann Mineralstoffmängelausgleichen, was gerade für werdendeMütter und das noch ungeborene Lebenvon grosser Bedeutung ist.» Sagte nichtmeine Mutter beschwichtigend «Sand rei-nigt den Magen», wenn wir als Kinder mitErde in den Mundwinkeln vom Spielenheimkamen?

Erde war Gold wert Ganz bestimmte Erdarten wurden in denalten Hochkulturen Indiens, Chinas undBabyloniens gegen viele Leiden eingesetzt

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Naturheilkunde GESUNDHEIT

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NaturheilkundeGESUNDHEIT

und demzufolge als «Geschenk der Göt-ter» gepriesen. Die alten Ägypter nutztenNilschlamm als Mittel gegen rheumati-sche Beschwerden, Gliederschmerzen,Entzündungen und Schwellungen undsogar für die Einbalsamierung und Mu-mifizierung von Toten, da er wirksam daszerstörerische Werk der Fäulnisbakterienunterband. Aus Ägypten stammen auchdie ersten schriftlichen Aufzeichnungenüber die erfolgreiche Anwendung von Heil-erde (3000 v. Chr.). Im antiken Griechen-land war Heilerde von der Insel Lemnosso begehrt, dass sie zeitweise mit Goldaufgewogen wurde. Hippokrates (460–370v. Chr.), Vater aller Ärzte, verabreichtejungen Müttern Heilerde von der InselSamos zur «inneren Reinigung». ClaudiusGalenus (129–201 n. Chr.), Leibarzt desrömischen Kaisers Marc Aurel, ver-mischte Erde mit Wein oder Wasser undverordnete sie bei Vergiftungen, frischenWunden, Hämorrhoiden, Wassersucht,Durchfällen und Hauterkrankungen.

Im Mittelalter war es die heilkundigeÄbtissin Hildegard von Bingen (1098–1179), die in ihren Schriften die thera-peutische Anwendung von so genannten«Wurzelerden» empfahl, die im Wurzel-bereich bestimmter Pflanzen zu findensind und die aufgrund des Mineralstoff-bedarfs der Pflanzen je nach Jahreszeiteinen unterschiedlichen Charakter undSäuregehalt aufweisen. Hildegard rietunter anderem zu Auflagen mit Apfel-baumerde bei Schulter-, Lenden- undBauchschmerzen und zu heissen Bädernmit Lindenwurzelerde bei Gicht und Läh-mungserscheinungen. Paracelsus (1493–1541), einer der bedeutendsten Ärzte undNaturforscher des Mittelalters, stellteArzneien auf der Basis von Heilerde herund behandelte damit nicht zuletzt Pest-kranke. Mit dem «Fortschritt» in Chemieund Pharmazie drängten indes synthe-tisch hergestellte Präparate auf denMarkt, während heilkräftige Erden durchQuacksalber in Verruf kamen. Die «auf-

geklärte» Ärzteschaft betrachtete Natur-heilmittel zunehmend kritischer.

Laientherapeuten trugen schliesslichim ausgehenden 19. und beginnenden20. Jahrhundert dazu bei, das alte Wissenum die Heilkraft der Erde wieder neu zuentdecken. Pfarrer Sebastian Kneipp(1821–1897) war von ihrer Wirkungebenso überzeugt wie der «Lehmpastor»Emanuel Felke (1856–1926). Kneipp ver-ordnete Erdtherapien überall dort, wokühlende, ausleitende Umschläge erfor-derlich waren – also bei Wunden, Ge-schwüren, Venenentzündungen, Haut-ausschlägen, Halsentzündungen undInsektenstichen. Felke hatte als Kind be-obachtet, wie ein im Kampf schwer ver-wundeter Hund sich ausgiebig in einerLehmsuhle wälzte. Als der Junge das Tiernach einigen Tagen wiedersah, stellte ermit Erstaunen fest, dass die tiefen Wun-den spurlos verheilt waren. Unter demEindruck dieser beeindruckenden Beob-achtung entwickelte er später seine The-rapien, bei denen Lehmumschläge und -wickel bei Hautverletzungen, Schwel-lungen, Blutergüssen und Verrenkungenim Mittelpunkt standen. Hinzu kamendie Heilfaktoren Wasser, Licht und Luftsowie Barfusswanderungen und Vollwert-

kost. Heute werden «Felke-Kuren» sogarbei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteo-porose und Arthrosen verordnet.

Umfassend erforscht Seitdem man im 20. Jahrhundert mit dermedizinischen Erforschung des «irdi-schen Wundermittels» begonnen hat, gibtes kaum eine Naturarznei, deren gesund-heitlicher Nutzen so umfangreich doku-mentiert ist. Pionier auf diesem Gebiet warder Würzburger Arzt Prof. Julius Stumpf(1856–1032). Ihm gebührt wohl das Ver-dienst, ein wissenschaftliches Fundamentfür die therapeutische Anwendung vonHeilerde geschaffen zu haben. Unter ande-rem wies er unter Laborbedingungen dieaustrocknende und somit antibakterielleWirkung von Lehm nach: In dem zurück-bleibenden trockenen Milieu können Bak-terien nicht gedeihen.

Nicht zuletzt angesichts der positivenErfahrungsberichte hat es die Heilerde bisin das grundlegende medizinische Wör-terbuch, den «Pschyrembel» geschafft.Sie ist dort vertreten als «terrestrischesPeloid in wechselnder Zusammensetzungmit adsorbierender und lokal reizenderWirkung zur innerlichen und äusserli-

«Lassen Sie die KerlsErde fressen!»Ratschlag des deutschen Leibarztesan den russischen Zar Nikolaus I.,als im Krim-Krieg unter den Soldatendie Cholera auszubrechen drohte.

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chen Anwendung, z. B. bei Durchfall-erkrankungen, nässenden und entzündli-chen Hautveränderungen». Unter denverschiedenen Erden mit ihren besonde-ren Vorzügen und Anwendungsgebietenwird in dem Wörterbuch nicht unter-schieden, obwohl sich je nach vorherr-schender Gesteinsart die chemische Zu-sammensetzung stark unterscheidet.

Als Arzneimittel für die innere Ein-nahme sind in der Schweiz die aus Löss-Ablagerungen gewonnene «Luvos»-Heil-erde und der Anliker Lehm zugelassen, derin der Region Brugg/Wildegg abgebautwird. Sie dürfen als mild wirkendes, tradi-tionelles Heilmittel bei Sodbrennen, Ver-dauungsstörungen, Durchfall, Störungendes Nagel- und Haarwachstums und ande-ren Beschwerden ausgewiesen werden. Da-neben gibt es etwa ein Dutzend weitereHeilerden, zum Beispiel das erwähnte AionA oder die «grünen Heilerden», die vor al-lem aus Frankreich stammen. Dass dieseHeilerden in der Schweiz nur für die äus-serliche Anwendung zugelassen sind, lässtnicht zwingend negative Rückschlüsse aufihre Qualität zu, sondern kann damit zu-sammenhängen, dass die betreffenden An-bieter ihre Heilerden nicht der obligaten,kostspieligen Prüfung durch die Swissme-

dic (ehemals: Interkantonale Kontrollstellefür Heilmittel) unterziehen lassen.

In jedem Fall – ob als äusserliche oderinnere Arznei – muss Heilerde frei vonKeimen oder sonstigen Belastungen sein.Daher werden sie zum einen aus grösse-ren Erdtiefen gefördert, wo Verunreini-gungen praktisch ausgeschlossen sind.Darüber hinaus wird durch Erhitzen bei130 Grad (Luvos-Heilerde) oder durchausgiebiges Trocknen in der prallenSonne der Provence (grüne Heilerde)eine eventuelle Belastung mit Keimenausgeschlossen. Chemische oder sonstigeZusätze sind gänzlich untersagt.

Breites WirkungsspektrumErfahrungsberichte von Therapeuten undPatienten präsentieren ein geradezu phä-nomenales Wirkungsspektrum. Äusser-lich angewendet – als Auflage, Wickel,Gesichtsmaske oder Badezusatz – sollHeilerde gegen Hautunreinheiten, leich-tere Brandwunden, Insektenstiche,juckende Ekzeme und nässende Ge-schwüre bis hin zu schmerzhaften Gelen-kerkrankungen, chronischen Venenent-zündungen und Krampfadern helfen.Aufgelöst in Wasser oder Tee und im

Rahmen einer Kur morgens auf nüchter-nen Magen getrunken harmonisiert Hei-lerde die Darmflora, entgiftet, entschlacktund entsäuert, regt den Stoffwechsel an,hilft bei Darminfektionen, Verstopfung,Durchfall, Sodbrennen, Lebensmittelver-giftung und wirkt sich günstig auf denCholesterinspiegel aus. Bei einigen Pati-enten verschwanden Kopf- und Rücken-schmerzen, bei anderen wurde die Hautstraffer, Unreinheiten gingen zurück,Gelenkbeschwerden besserten sich.

Viele Menschen, die in erster Linie aufGrund von Störungen im Magen-Darm-Bereich zur Heilerde griffen, erlebtengeradezu ein «kleines Wunder», wenn –so ganz nebenbei – auch Beschwerdenverschwanden, die der medizinische Laieauf den ersten Blick nicht mit dem Ver-dauungssystem in Verbindung bringt:Schmerzen, Gelenkprobleme, allergischeReaktionen oder das allgemeine Befin-den. Man darf dies getrost als Hinweis aufdie überragende Bedeutung des Darmsfür Körper, Geist und Seele werten – imschulmedizinischen Bereich nach wie vorarg unterschätzt.

Ihre Bedeutung für die Darmgesund-heit verdankt die Heilerde ihrer physikali-schen Beschaffenheit: Heilerden bestehenaus Gesteinsstaub. Sie setzen sich aus win-zigen Körnchen zusammen, die zum Teilnur einen tausendstel Millimeter grosssind. In der Fachsprache nennt man sol-che puderartigen Substanzen «Kolloide».Die zerklüftete Oberflächenstruktur derErdpartikelchen ist mit dafür verantwort-lich, dass sich in ihnen andere Teilchenleicht verfangen und hängen bleiben. Da-durch erhält Heilerde ihre ausser-ordentliche Bindungskapazität, ihr «Sorp-tionsvermögen» für andere Stoffe wieGifte oder Bakterien. So bindet Heilerdeunter anderem Gallenflüssigkeit, Speise-fette und Cholesterin sowie eine Reiheweiterer toxischer Substanzen und führtsie der Ausscheidung zu. Indem die Heil-erde also beispielsweise Bakterien, schäd-liche Substanzen und Gifte ausschwemmt,entlastet sie das Immunsystem, das sichanderen Aufgaben zuwenden kann.

Ein Freibrief für ungesunde Ernäh-rung ist die Einnahme von Heilerde aller-dings nicht! Wer übermässig Fett undZucker verzehrt, zu wenig Ballaststoffeund Vitamine und sekundäre Pflanzen-stoffe aufnimmt, wird auch mit Heilerdeauf längere Sicht keinen Erfolg haben.

Tägliche Körperhygiene:Elefanten suhlen sich imSchlamm.

Gut dokumentierteWirkung: Heilerde-Wickel aktivieren dieSelbstheilungskräfteund fördern die Aus-scheidung von krank-machenden Stoffen.

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Heilerde ist nicht gleich Heilerde Äusserlich wird Heilerde kalt oder warm,trocken oder feucht angewendet. Je nachArt des Leidens erzielt man mit bestimm-ten Erdarten und Anwendungsformenunterschiedliche Heilerfolge. So werdenbei Abszessen, allergischen Hautreaktio-nen und Entzündungen kalte, bei Ekze-men indes warme Wickel empfohlen.Feuchtkalte Umschläge gelten als wohltu-end bei degenerativen rheumatischen Be-schwerden und Gelenkerkrankungen, dasie die Eigenwärme des Körpers sehrstark anregen. Behandelt man Wunden,Geschwüre, Furunkel und andere Haut-probleme, so ist eine hohe Wasserdurch-lässigkeit von besonderer Bedeutung,denn die aufgetragene Erde soll sich mitWundsekreten, Eiter, Talg, Schweiss undBakterien vollsaugen, um den Heilungs-prozess zu unterstützen. Man verwendetin solchen Fällen eher körnige Erde, diewesentlich durchlässiger ist als Lehmoder Ton. Sogar mit grobem Seesand wur-den bei der Wundbehandlung schon guteErfolge erzielt.

Für die äusserliche Anwendung ver-wendet man hauptsächlich feuchte Erde,deren Saugkraft viel höher ist als bei

trockener. Eine feuchte Heilerdepackungtrocknet von aussen nach innen. Dadurchentsteht ein Sog, der Flüssigkeiten von in-nen nach aussen transportiert. Trocken-anwendungen sind hingegen bei nässen-den Wunden und Geschwüren, Blutungenund Verbrennungen vorzuziehen. Die imHandel erhältliche Heilerde ist zwar prak-tisch steril; dennoch wird empfohlen,zwischen offener Wunde oder nässendemEkzem und der Erdepackung einen dün-nen Mullverband anzulegen. Tiefe undgrossflächige Wunden gehören allerdingsstets in die Hand eines Arztes!

Einige Mediziner – zum Beispiel Dr.Heinrich Gabele, Oberarzt der Aeskulap-Klinik in Brunnen SZ – wenden Heilerde-pulver bei offenen Wunden nicht an.Ansonsten haben Aion A, Luvos-Heilerdeoder Lehmwickel einen festen Platz imTherapieangebot der komplementär-medizinisch orientierten Klinik – so etwabei Magen-Darm-Krankheiten und rheu-matischen Leiden. «Die Rückbesinnungauf die Natur und damit auch auf Heil-erde ist eine gute Sache», sagt HeinrichGabele, «doch bei schweren Erkrankun-gen wie zum Beispiel bei entzündlichenProzessen sollte man sich nicht aus-schliesslich auf Heilerde verlassen.» ■

Buchtipps

– Adolf Just: «Kehrt zur Natur zurück» Luvos Just GmbH, D-61381 Friedrichsdorf(Kontakt siehe unten)

– Ran Knishinsky: «Die Lehmkur. Den Körper entschlacken und reinigen durchHeilerde» (Goldmann Verlag)

– Jürgen Westphal: «Kuren nach Felke mit den Elementen der Natur – Die Licht-, Luft- und Lehmtherapie»(Wachthausen/Natura)

– Rose-Marie Nöcker: «Heilerde. Gesundwerden aus der Kraft der Natur» (HeyneVerlag/München)

– Margot Hellmiss/Falk Scheithauer: «Natürlichbehandeln mit Heilerde» (Südwest-verlag).Dieses Buch ist leider vergriffen und nur nochim antiquarischen Buchhandel erhältlich.

Bezugsquellen und weitere Informationen:

Heilerden sind erhältlich in Drogerien undApotheken. Adressen der Anbieter:

• Anliker Lehm, Delibon AG, Bodenackerstr. 51, Postfach, 4657 Dulliken, Telefon 062 295 46 66

• Luvos Heilerde, Telefon 089 10 01, Duomed AG, Hausenstrasse 35, Postfach, 9533 Kirchberg. Telefon 071 932 62 63E-Mail: [email protected], Internet: www.luvos.de

• Aion A – Würenloser Heilgestein, Gesundheitund Energie, Zürcherstr. 36, CH-8640 Rapperswil, Telefon 055 210 16 14

• Emma Kunz Zentrum (mit Emma-Kunz-Museumund -Grotte; jeden Donnerstag Ganztages-seminare über die Aion-A-Therapie), Steinbruchstr. 5, CH-5436 Würenlos, Telefon 056 424 20 60, E-Mail: [email protected], Internet: www.emma-kunz-zentrum.ch

• Aeskulap Klinik, CH-6440 Brunnen,Tel. 041 825 47 47, E-Mail: [email protected]

• Salus Heilerde, Dr. Otto Greither, Bahnhofstrasse 24, D-83052 Bruckmühl, Telefon 0049 8062 9010, E-Mail: [email protected], www.salus.de

• Naturgarten (weisse und grüne Naturerde), A-8462 Gamlitz, Telefon 0043 3453 48460, Mail: [email protected], www.naturgarten.com

• Felke-Kurhaus (Ganzkörper-Lehm-behandlungen, Heilfasten und Ganzheits-medizin), D-55566 Bad Sobernheim, Telefon 0049 6751 850, Mail: [email protected]

• Kurt Wenzel, Vivawenzel, Leubelfingstr. 117, D-90431 Nürnberg, Telefon 0049 911 617 925, [email protected]

Alter Brauch: Gibt man Heilerde morgens in ein Tongefäss, füllt dieses mit Wasser und lässt es tagsüber in der Sonne stehen, verbindet sich die heilende Kraft der Erde mit derjenigen der Sonne.

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Naturheilkunde GESUNDHEIT

IInnnneerrlliicchhee AAnnwweenndduunngg

• Zur inneren Anwendung gibt man 1 bis 2

gestrichene Teelöffel Heilerde in ein Glas

und giesst es mit Wasser oder Tee auf.

Umrühren und sofort in kleinen Schlucken

trinken. Man kann die Mischung auch

abends anrühren, über Nacht stehen lassen

und dann morgens trinken. Dritte Möglich-

keit: 1 Teelöffel Heilerde einnehmen und mit

Flüssigkeit hinunterspülen.

• Wem diese Art der Einnahme nicht behagt,

kann auf Heilerdekapseln (z. B. Luvos) aus

Drogerie, Apotheke oder Reformhaus

zurückgreifen. Sie werden unzerkaut mit

einem Glas Flüssigkeit geschluckt.

• Heilerde wirkt am besten, wenn man sie

30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück ein-

nimmt, eventuell zusätzlich abends vor

dem Schlafengehen (die Zähne erst nach

der Einnahme putzen).

• Heilerde sollte mindestens 1 Stunde vor

oder nach einer Mahlzeit eingenommen

werden. So wird verhindert, dass die Heil-

erde neben Schadstoffen nicht auch Vit-

amine und Nahrungsbestandteile absor-

biert (bei Einnahme von Arzneimitteln:

mindestens 1 bis 2 Stunden Abstand).

• Heilerde sollte stets mit einem Löffel

aus Keramik oder Holz umgerührt werden,

nie mit einem Metalllöffel. Der Kontakt zu

Metall kann Oxidationsprozesse auslösen,

die die Erde entwerten.

• Bis zum 12. Lebensjahr sollten Kinder nur

die Hälfte der für Erwachsene empfohlenen

Menge einnehmen.

• Ein häufiger Fehler bei der Einnahme von

Heilerde ist die Überdosierung: Heilerde

bindet im Dünndarm gesättigte Fettsäuren.

Diese Nebenerscheinung ist meist willkom-

men, da der moderne Mensch in der Regel

zu viel Fett isst. Eine während mehr als 3 bis

6 Wochen durchgeführte innerliche Heil-

erdekur kann den Dünndarm allerdings zu

stark entfetten und damit austrocknen.

• Die empfohlene Höchstdosis bei akuten

Durchfällen oder Vergiftungen liegt bei

5 gestrichenen Teelöffeln pro Tag.

• Wer zu Verstopfung neigt, nimmt nur1⁄2 Teelöffel Heilerde aufs Mal. Diese kleine

Menge wirkt abführend, eine zu hohe Dosis

würde verstopfend wirken.

• Bei leichteren Erkrankungen und Alltags-

beschwerden ist eine Selbstmedikation

unbedenklich. Bei unklaren Beschwerden,

chronischen Verläufen und stärkeren Symp-

tomen (Schmerzen, Fieber), oder wenn die

Selbstbehandlung auch nach 2 bis 3 Tagen

keine Wirkung zeigt, sollte unbedingt ein

Arzt, Naturarzt oder Heilpraktiker hinzuge-

zogen werden.

ÄÄuusssseerrlliicchhee AAnnwweenndduunngg

• Für Feuchtanwendungen verrührt man die

Heilerde mit etwas Flüssigkeit (Wasser,

Essigwasser oder Kräutertee von Kamille,

Salbei usw.) zu einem Brei und streicht

diesen direkt auf die betroffene Hautstelle.

Darüber legt man mit einem angefeuchteten

Tuch einen Wickel an. Für warme Heil-

erdepackungen wird der Brei vorher in

einem Wasserbad auf 40° erhitzt. Achtung:

Warme Anwendungen dürfen keinesfalls

bei Venenentzündungen und Krampfadern

vorgenommen werden.

• Für die Dicke des Breis gilt: Je grösser die

zu behandelnde Körperpartie, desto dünner

die aufgetragene Schicht (bei kleineren

Wunden fingerdick, bei grösseren Flächen

bleistiftdick, bei Wickeln, die ganze Glied-

massen oder Körperteile umhüllen, allen-

falls einen Millimeter).

• Über den Wickel mit dem feuchten Tuch legt

man ein trockenes Tuch, das mit Sicher-

heitsnadeln oder Verbandklemmen zusam-

mengehalten wird, und deckt sich schliess-

lich warm zu.

• Den Erdverband im Durchschnitt 1 bis

2 Stunden einwirken lassen, sicher jedoch

bis die Erde zu bröckeln beginnt.

• Akute Beschwerden behandelt man 2- bis

3-mal täglich, chronische Leiden 2- bis

7-mal wöchentlich.

• Gesichtsmasken mit Heilerde empfehlen

sich bei Hautunreinheiten, Kopf- oder

Nervenschmerzen. Der Brei wird mit kaltem

Wasser oder Kamillentee angerührt und mit

der Hand oder einem Pinsel aufgetragen.

Wenn die Maske getrocknet ist, die Erde

mit lauwarmem Wasser abwaschen.

Anschliessend die Haut eincremen.

• Heilerdebad: 1 bis 1,5 Kilogramm Heilerde

in eine Wanne mit angenehm warmem

Wasser geben. Die Badezeit sollte etwa

15 Minuten betragen. Beim kalten Bad nach

Emanuel Felke werden 750 Gramm Heilerde

in kaltes bis lauwarmes Wasser gegeben.

Die Heilwirkung wird erhöht, wenn man

anschliessend die Lehmreste am Körper

trocknen lässt und dann abrubbelt – ein

wirkungsvolles Peeling. Damit das Abfluss-

rohr der Wanne nicht verstopft, legt man ein

feinmaschiges Sieb oder Baumwolltuch

über den Abfluss.

• Gurgeln bei Erkrankungen des Mund- und

Rachenraums: 1 bis 2 Teelöffel Heilerde in

lauwarmes Wasser oder Salbeitee geben;

gurgeln, bis das Glas leer ist. Zusätzlich

einen Heilerdewickel um den Hals des

Patienten legen.

• Heilerde nach jeder Anwendung fortwerfen

– auf keinen Fall nochmals verwenden!

Mit dem Restmüll entsorgen, da gebrauchte

Erde mit toxischen Substanzen und Krank-

heitserregern belastet ist.

So setzen Sie Heilerde richtig ein