Heimatblatt 2003 Heft 5 September/Oktober · meiner Mutter das Zimmer teilen und mich ... nur durch...

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GROSS WARTENBERGER ilimztbla Mitteilungsblatt für Familie - Kultur und Zeitgeschehen Jahrgang 46/ISSN 0017-4599 SeptembetYOktober 2003 Nr. 5 Laßt uns den 9-Lerht 6ei Tagßenikßen in !@rze wird der Yler6st regieren, ‘ES kann ein Mensch nicht davon bben, Bunt wirdim Sr6st das Lau6 der !l&me der Sommer mu# dann wiedergehen, daf er sich an den Blüten l;r6t, undmangeniept die Far6enpracht, doch a&z Menschen werden spüren, es sind die reifen Früchte e6en, so sctin sind wohl nur 6unte Träum, da& auch der 3ferbst 6ezau6erndschk die uns der Her6st ja nie versagt. doch die erl26t man nur 6ei %&cht. Wer &6t sie nicht, die sonngen Tatlee, Wer kennt nicht den flltwei6ersommer, Laft uns den Ser6st 6ei Tggeniepen, die uns der Her6st metit noch Geschert, ein Name, der nicht sehr charmant, 6ei heiellem Licht undformenschein, es ist und6l26t wohlkeine Frage, er tit, weiCsonn& erfact immer, es wird, wenn wir dte flugen schli@en, man sct%tit seinen Gesonderen Wert. ab schönste Zeit im Herbst Gekannt. noch vielzu fnifi dann dun&lsein. Rudoif Schneider

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GROSS WARTENBERGER

ilimztbla Mitteilungsblatt für Familie - Kultur und Zeitgeschehen

Jahrgang 46/ISSN 0017-4599 SeptembetYOktober 2003 Nr. 5

Laßt uns den 9-Lerht 6ei Tagßenikßen

in !@rze wird der Yler6st regieren, ‘ES kann ein Mensch nicht davon bben, Bunt wirdim Sr6st das Lau6 der !l&me

der Sommer mu# dann wiedergehen, daf er sich an den Blüten l;r6t, undmangeniept die Far6enpracht,

doch a&z Menschen werden spüren, es sind die reifen Früchte e6en, so sctin sind wohl nur 6unte Träum,

da& auch der 3ferbst 6ezau6erndschk die uns der Her6st ja nie versagt. doch die erl26t man nur 6ei %&cht.

Wer &6t sie nicht, die sonngen Tatlee, Wer kennt nicht den flltwei6ersommer, Laft uns den Ser6st 6ei Tggeniepen,

die uns der Her6st metit noch Geschert, ein Name, der nicht sehr charmant, 6ei heiellem Licht undformenschein,

es ist und6l26t wohlkeine Frage, er tit, weiCsonn& erfact immer, es wird, wenn wir dte flugen schli@en,

man sct%tit seinen Gesonderen Wert. ab schönste Zeit im Herbst Gekannt. noch vielzu fnifi dann dun&lsein.

Rudoif Schneider

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Seite 2 Groß Wartenberger Heimatblatt Nr. Y2003

Eine Reise auf den Spuren der Familiengeschichte

Vor 7 Jahren habe ich mich schon einmal auf die Suche nach der Vergangenheit mei- ner Familie gemacht. Kurz entschlossen kaufte ich mir eine Bahnfahrkarte nach Bres- lau und steckte meinen Jugendherbergaaus- weis ein. In wenigen Stunden traf ich dann, aus Berlin kommend, auf dem Breslauer Hauptbahnhofein. Eine halbe Stunde später war mein Bett in der Herberge heLogen. Nun konnte ich für eineinhalb Tagt die Stadt erkunden, in der meine Mutter geho- ren wurde und ihre Jugend vcrhracht hatte. Zu Fuß. mit Stadtplan und Fotoapparat bewappnet, machte ich mich auf den Weg, all die Orte, von denen mir in meiner Kind- heit berichtet worden ist. zu entdecken. Und tatsächlich, es gelang mir. ein Stück Familiengeschichte im Bild und in meinem Herzen aufleben zu lassen! Wochen später, beim Besuch meiner Eltern konnten wir anhand dereingefangenen Bilder noch viele Erinnerungen und Erzählungen wieder her- vorholen.

Was aber war mit der Geburtsstadt meines Vaters? Wie sollte ich als Nichtmotorisierte

in den Kreis GroB Wartenberg und nach Neumittelwalde kommen und mich dort von Ort zu Ort bewegen‘?

Inzwischen waren nun einige Jahre verstri- chen. Da erzählte mir beim Heimattreffen 2002 in Rinteln Familie Mahler aus Sedlitz bei Cottbus, daß sie eventuell für 2003 eine Busreise in den Kreis Groß Wartenberg plane. Das war die Gelegenheit für mich! Kurz entschlossen gab ich ihnen meine Anschrift und bat sie. mich zu informieren, falls die Planungen Realität werden sollten.

Im Spätherbst kam dann die Nachricht aus Sedlitz, im nächsten Sommer werde es los- gehen. Nun liefen die familiären Telefonlei- tungen heiß. Als erste sagte mir ganz begei- stert meine Cousine Rosemarie Sautter. Tochter von Gottfried Eisert, dem Bruder meines Vaters Karl-Heinz, zu. Gemeinsam wollten wir die Heimat unserer verstorbe- nen Väter und unseres Großvaters Karl Eisert für uns entdecken. Meiner Mutter erzählte ich von unserem Vorhaben. Sie äul3erte vor- sichtig den Wunsch, am liebsten mitkom- men zu wollen, aber das ginge ja wohl nicht bei ihrem Gesundheitszustand. Im Frühjahr 2002 hatte sie einen schweren Autounfall mit Beckenbrüchen und kann seitdem nur noch sehr schlecht laufen. Ich dachte mir, irgendwie müßte das doch zu machen sein. Also überredete ich meine Schwester Chri- stine und ihren Mann Gerd Ferdinand eben- falls mitzufahren und meine Mutter mitzu- nehmen. Sie wohnen im selben Haus in Bühlertann in der Nähe von Schwsbisch

Hall. Während der Reise würde ich mit meiner Mutter das Zimmer teilen und mich um sie kümmern. Nun konnte ich unsere kleine Gruppe zur Reise in die Geschichte unserer Familie anmelden!

In den nachfolgenden Monaten fanden sich dann weitere Reiseinformationen aus Sedlitl in meinem Berliner Briefkastenein. Es solle am Sonntag. den 6. Juli morgens um 8.00 Uhr ab Bahnhof Cottbus mit dem Reise- veranstalter Ferienclub Cottbus losgehen, am Dienstagabend, den 8. Juli wären wir dann alle wieder zurück. Für die drei Reise- tage gab es einen vorläufigen Reiseverlauf.

Während dieser Zeit versuchten Rosemarie und ich bei unseren vielen abendlichen Tref- fen in Berlin-Mitte (sie wohnt seit etwa sechs Jahren in Berlin-Adlershof, ich in Berlin-Schöneberg) herauszufinden und abzugleichen, was uns unsere Eltern über ihre Zeit in Schlesien vermittelt haben, was sie uns über unseren Großvater berichtet haben. Würden wir noch viele Spuren sei- nes Lebens finden? Wir freuten uns auf diese Reise!

Endlich ist das erste Juliwochenende da. Meine Nichte Barbara ist für ein paar Tage nach dem bestandenen Abitur Lusammen mit einem Schulfreund bei mir zu Besuch. Sie wollen auch noch während meiner Ab- wesenheit die Hauptstadt weiter erkunden. Am Samstagabend schaut dann auch noch ihr älterer Bruder Ulrich (er ist gerade bei einem Fernsehfilmprojekt über Gral Staufenberg beschäftigt und deshalb für ei- nige Zeit in Berlin) mit seiner Freundin bei mir vorbei. Kurz und gut, nach etwa zwei Stunden Nachtruhe klingelt mein Wecker gegen 3.30 Uhr am Sonntagmorgen. Mit der U-Bahn und S-Bahn, umgeben von der Ber- liner Nachtschwärmerszene, mache ich mich aufden Weg nach Berlin-Schöneweide. Dort wartet Rosemarie bereits aufmich. Gemein-

sam steigen wir übernächtig und erwar- tungsvoll in den Zug nach Cottbus.

Nach einer guten halben Stunde Wartezeit rollt der Bus an. Die meisten Reiseteilnehmer waren bereits VW und dann in Sedliti cinge- stiegen. wie auch der Rest unxxr Familie. Mein Schwager war am Vortag mit dem Wohnmobil angereist und Familie Mahle1 hatte meine Mutter iur Übernachtung in ihr Haus eingeladen. Dafür nochmals ein her/- liches Dnnkexhiin!

Jetzt sind alle Reiseteilnehmer eingesam- melt und los geht es Richtung polnische Grenze. Am Übergang Forst werden wir nach einiger Wartezeit problemlos abgefer- tigt, niemand hat seinen Pa13 vergessen! Unsere Fahrt Richtung Breslau führt uns streckenweise durch ausgedehnte Waldge- biete. Immer wieder können wir im grenz- nahen Gebiet die Galuschel (Pfifferling)- und Blaubeerenverkäufer sitzen sehen, die sich ein kleines Zubrot damit verdienen. Weiter in Richtung Breslau lichten sich die Wälder und machen einer eher flachen, sanf- ten Agrarlandschaft Platz. Nicht allzuweit vor der Stadt erhebt sich dann in einiger Entfernung die markante Silhouette des Breslauer Hausberges Zopten. Mutter er- zählt, daß dort früher oft die ersten Schul- ausflüge für die städtischen Kinder hingin- gen. Sie habe leider damals nicht mitge- durft, weil das Geld in der Familie zu knapp war. Gegen Mittag erreichen wir den südli- chen Stadtrand Breslaus und verlassen die Autobahn, um uns quer durch die östlichen Stadtgebiete über die Oder hinweg nach Nordosten Richtung Oels zu orientieren. Mutter ist glücklich. noch einmal, mit fast 85 Jahren in ihrer Geburtsstadt sein zu kön- nen, auch, wenn wir nur mit dem Bus durch- fahren. Immer wieder sagt sic: “Schau hier - schau dort!“ Andererseits hat sich seit

ihrerJugend so viel verändert. dall> ihr manch- mal die Orientierung schwerfällt. Über die Landstraße geht es knappe 30 km weiter durch ländliches Gebiet nach Oels. Bald sieht man die Kirchtürme der Stadt und schon steht unser Bus vor dem einzigen größeren Hotel der Stadt mit dem schönen Namen Perla. Es ist kurz vor 14.00 Uhr und wir werden hier freundlich empfangen.

Nach dem Verteilen und Beziehen der Zim- mer- ach ja, Geld umtauschen nicht verges- sen - treffen sich alle zur Fahrt nach Trebnitz. Dort wollen wir, gemeinsam mit unserer inzwischen zugestiegenen polnischen Reise- führerin, die Grabeskirche derheiligen Hed- wig besichtigen. Eine Nonne berichtet uns in gutem Deutsch ausführlich über das Le- ben und die wohltätige Wirken der Hedwig.

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Nr. 5/2003 Groß Wartenberger Heimatblatt Seite 3

Die Kirche und die Klosteranlage sind in

einetn guten Zustand und beeindrucken -

trotr wechselvoller Geschichte ~ durch

die Grabmalgestaltung und die barocke

Prachtdes Kirchenschiffes sowie den schii-

nen Klostergarten. Nun aber wieder zu-

rück Tutn Hotel Perla nach Oels. Es ist

\tark windig und /iemlich kühl für die

Jahreszeit, itnmer wieder droht der Hitn-

mel mit Regen! Vor dem Abendessen ge-

nießen wir noch einen Kaffee im Hotelre-

staurant. Nebenan im Saal. nur durch eine

Glaswund getrennt, findet get-ade eine

Hochzeitsfeier statt. Das Festessen ist be-

endet, nun wird zum Tanz aufgespielt. Wit

kiinnen also “mit Musike” in guter Stin-

murig unser Abendessen einnehmen, auch

wenn die Verständigung untereinander mo-

mentan etwas leidet. Aber schlie0lich wird

nicht jeden Tag geheiratet!

Nach dem Essen setLen wir unsere Mutter

in den tnitgenommenen Rollstuhl - und los

geht es! Wir wollen gemeinsam Oels erkun-

den. Meine Mutter hat hier als junge Frau

vor ihrer Hochzeit gearbeitet und war schon

in Kinderjahren oft bei ihrem Onkel und

seiner Frau hier LLI Rauch. Zuerst der Ring

(Marktplat/), dann einige Seitengas\cn. Nun

stehen wir vor der SchloBkirchc. Hier sind

meine Eltern 1938 getraut worden. Tatsäch-

lich ist die Tiir offen, es findet gcradc ein

Gottesdienst statt und wir hiinncn durch die

Glasscheiben der Innentür einen Blick ins

iippig ausgestattete und ~LI( erhaltene Innert

der Kirche werfen. Meine Mutter er/ählt

von ihrer Hoch/eit. Sie habe damals die

bexheidenstc Hoch/eits/ercnlot~i~ bestellt

und al\ die kleine Hoch7eitstesellsch~tf~ NI-

Feier erschien. sei alles aufs Schiinate und

ße\tc‘ arrangiert gcwaen. Freunde aus der

Kirchengemeinde hatten sich dieses Hoch-

/cit\geschenk xtsgcdacht. Nun hatm sie /LII~

erstenmal wieder einen Blick in da\ Kir-

chcnschiffucrfen. Wir verlassen die Kirche

und gehen weiter /um Kronprittienschloß.

Das prächtigt und müchtipc. wenn auch

nicht renovierte RcnaissanccfebäLtde be-

eindruckt uns schwer. 4uf den Parhwc~cn

hinter dem Schloß miissen wir aufgeben,

denn der Rollstuhl meiner Mutter läßt sich

hier nicht fahren. Weiter geht e\ Richtung

Amtsgericht. Hier vor dem Haus hat sie

unseren Vater kennengelernt. Er hat sie da-

mals angeqxochen, weil sie rat- und hilflos

liingcre Zeit da vor dem Haus auf- und

abging. Sie traute sich nicht in ein danehen-

liegendes Gebaude ILI gehen. LII~~ sich fiit

die Mitgliedschaft bei einer NS-Jungtnäd-

chenorganisationeinschreiben ~‘LI lassen. Das

ist dann auch nie mehr geschehen. Stattdes-

sen hat sie dann einige Jahre @er meinen

Vater geheiratet. was ich für die viel bessere

Entscheidung halte.

Danach gehen wir zurück zum Ring und als

unsere Suche nach einerGaststätte, utn noch

einen Guten-Abend-Drink zu nehmen, er-

folglos bleibt, kehren wir für diesen zurück

ins Hotelrestaurant. Der erste lange Tag

unserer Reise ist zu Ende gegangen. Müde

und voller neuer Eindrücke fallen wir in

unsere Betten. Was wird uns der tnorgige

Tag bringen‘!

Um 6.00 Uhr klingelt der Wecker. Aufste-

hen! Es dauert so seine Zeit, bis die all-

tnorgendlich notwendigen Dinge erledigt

und wir Lwei in die Gänge gekommen sind.

Zum Frühstück um 7.3OUhr treffen wir fünf

uns wieder. Heute werden wir Neutnittel-

Walde sehen.

Um 9.00 Uhr geht t\ pünktlich tnit dem ßu\

los. Unzere Reiseleiterin ßarbara vom Reise-

club Cottbus hatte gatern iuf%llig die von

unserem Vater verf’a0te Chronik des Krei-

\es GroR Wartenberg bei einer Mitreiscn-

den entdeckt. Sic hatte sich das Buch übet

Nacht ausgeliehen und liest nun begeistert

wtihrcnd unserer Fahrt über und YU den

Diirl~t-n daraus vor. Sie habe gan/ viele

interessante Informationen iiber den Kreis

gefunden und miichte uns nun daran teilha-

ben lassen. Währenddc\sen jongliert LII~S~I

Fahrer Uli den ßus iibcr atemberaubend

schmale SrräBchcn und Wege von Ort /u

Ort. Ein atfällig vorbeikotnrrrcnd~r poln-

scher junger Mann fäht-t sogar einmal mit

\cincm cigcncn Auto vorxts. als unser Bus

wegen einer Baustelle nicht weitet-kommt.

Auf der angegebenen Umleitung wäre unser

Geftihrt sonst unter einer Brücke hängenge-

blieben. Alle Mitreisenden werden so nach

und nach “entlassen”. Nach ca. vier Stunden

sollen alle wieder an gleichem Ort und plei-

cherStelleeingesatnmelt werden. KurTnach

10.00 Uhr steigen wir schräg gebenüber det

Neumittelwalderevangelischen Kircheaus.

Wir werden bereits von Herrn Miller - er ist

seit kurletn der Gemeindepfarrer für das

Gebiet Groß Wartenberg und Umgebung -

der Küsterin und einer alten Dame. Frau

Winczek. erwartet. Da Letrtere nach detn

Krieg Schlesien nicht verlassen hat. spricht

sie sehr gut deutsch und wird uns während

unserer Anwesenheit im Ort als Übersetre-

rin behilflich \ein. Auch Pfarrer Miller

spricht deutsch. er hat es in seiner Ausbil-

dungszeit an der Universität gelernt. Wir

besichtigen gemeinsam die Kirche und Pfar-

rer Miller erläutert uns deren Geschichte.

Obwohl sie nicht im Krieg xrstiirt wurde.

\ieht man überall den ständigen Verfall und

auch mutwillige Zerst<irungen. Die hiesige

evangelische Gemeinde hat nur etwa 70

Mitglieder. das Geld /urRestaurierung fehlt.

Man wünscht sich dringend eine neue Or-

gel. und, und, und... Allerdings ist inzwi-

schen die Seitenkapelle im Eingangsbereich

mit Spendenmitteln aus Deutschland wie-

derhergerichtet unddient nun als Andachts-

raum Weitere Spenden für das 1839 einge-

weihte klassizistische Gebäude sind stets

willhemmen und dringend notwendig! Etwa

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Seite 4 Groß Wartenberger Heimatblatt Nr. 512003

eine Stunde halten wir uns hier auf. Es ist die

berufliche Wirkungsstätte unseres Großva-

ters Karl Eisert, der hier im Jahr 1908 seine

Stelle als Kantor angetreten hat und für die

nächsten 32 Jahre hier seinen Dienst versah.

Es gibt ein Bild von unserem Grobvater, das

ihn an der Orgelbank sitzend zeigt. Natür-

lich fotografieren wir Enkeltiichter uns ge-

genseitig an demselben Ort. Wir gehen die

Emporen entlang und mein Schwager Gerd

wagt sich sogar /usammen mit der Küxterin

aufden Turm. Uns Frauen ist das /u gefiihr-

lieh, denn die Balken. über die wir hinweg-

gehen müßten. sehen schon reichlich angc-

fressen und lerstört aus. Wir steigen wieder

herab in den Kirchenraum. Hier haben unse-

re Väter ihren ersten Segen bekommen.

Inzwischen füllt sich der Raum mit einigen

Menschen. Der Bürgermeister mit seinem

Stellvertreter,derGemeindemtsvorsit/ende.

die Redakteurin der Gazeta Sycowska (Groll

Wartenberger Tageszeitung) und Herr

Bachlinski. der sich intensiv mit der Ge-

schichte der Region beschäftigt, sind ge-

kommen. Wir werden freundlich begrüßt

und zu Kaffee und Kuchen in das nahegele-

gene Restaurant eingeladen. Dort berichtet

uns der Bürgermeister über die momentane

wirtschaftliche und soziale Lage der Ge-

meinde. Man setze grolle Hoffnungen und

Erwartungen in den EU-Beitritt Polens im

nächsten Jahr. Auch die Fiirderung des Tou-

rismus in der Region sei ein wichtiges Anlic-

gen. Einige Exemplare der Gaze@ Sycowska

vom 2. Juli dieses Jahres werden uns über-

reicht. Sie enthalten einen längeren Artikel

über meinen Vater und dessen Arbeit als

Chronist der Region. Herr Bachlinski hat

ihn geschrieben.

Nun wird es aber Zeit, auf unserer Spuren-

suche weiter zu ziehen. Beim Verabschie-

den bedanken wir uns nochmals für die für

uns überwältigende Gastfreundschaft bei

den Vertretern der Gemeinde. Nun begleitet

uns nur noch Herr Bachlinski. Er wul3te von

unserem Besuch hier, weil ich ihm ein Hoch-

zeitsgeschenk für seine Tochter übergeben

sollte. Berliner Freunde - ehemalige Neu-

mittelwalder - hatten mich darum gebeten

und unseren Besuch angekündigt.

Mutter wird wieder in den Rollstuhl gesetzt

und nun schieben wir sie die ehemalige

BahnhofsstraBe hinauf. In welchem Haus

hier hat denn der Großvater gewohnt? Hier?

Oder war es hier? Ach nein, dort! Aber da

steht doch gar kein Haus mehr! Das ist doch

ein Hof. eine Ausfahrt! Herr Bachlinski ist

sich ganz sicher. Ja, dann wird es wohl an

dieser Stelle gestanden haben. Also dort

oben, so etwa fünf bis sechs Meter über

diesem roten Auto, das dort gerade geparkt

steht. hat Rosemaries Grol.imutter oft aus

dem Fenster geschaut. wenn \ie auf die

Heimkehr ihres Mannes von seiner Kir-

chenarbeit wartete!

Wir gehen weiter in Richtung Kirchstral.ie.

An der katholischen Kirche wartet der Pfar-

rer und ieigt uns hein Gotteshaus. Es ist. im

Gegensatz /urevangelischen Kirche, in ei-

nem ausgezeichneten Zustand. Weiter die

KirchstraBe hinauf! Das ist aber ganz schiin

anstrengend, so einen Rollstuhl bergauf I.U

schieben! Schwester, hilf mal bitte! Kurz

bevor wir nach rechts in Richtung Friedhof

abbiegen, steht noch die Hausreihe. in der

meine GroRmutter wohnte. Dort oben, im

ersten Stock war das also! Dort waren die

“Familiengeschichten”einstmalsRealität! Das

also ist derOrt, an dem an Fest- und Feiertagen

die Familienfotos “geschossen” wurden!

Auf dem Friedhof angekommen, leigt uns

Herr Bachlinski die Stelle, an der unser

GroBvater 1946 begraben wurde. Es ist nichts

mehr, außer einem Stückchen Rasen zu se-

hen. Er ist sich ganz sicher, seine Nachfor-

schungen haben ergeben, daM er hier liegt.

Wir verweilen einen Augenblick in seinem

Gedenken und während sich die anderen

bereits ZLI einem anderen Teil des alten

Friedhofes begeben, entnehmen Rosemarie

und ich aus einem unbewachsenen Stück

der ehemaligen Grabstelle je eine Handvoll

Erde. Wir wollen sie, als einen Gruß aus der

Heimat, unseren verstorbenen Vätern auf

das Grab streuen. Hoffentlich hat uns jetzt

niemand beobachtet, wir wissen nicht ob es

erlaubt ist! Man kann auch nicht sehen, daß

der Inhalt unserer Plastiksäckchen fehlt!

Gott sei Dank!

Inzwischen sind wir den anderen gefolgt.

Herr Bachlinski zeigt uns den Sockel des

Grabsteines meiner Urgrollmutter, Clara

Labitzke, geb. Simon. Eine Inschrift ist nicht

zuerkennen, BruchstückederSymboleGlau-

be-Liebe-Hoffnung noch zu sehen.

Zurück im Ort nehmen wir noch kurz eine

Erfrischung im Restaurant zu uns. Pünkt-

lich, vier Stunden nach unserer Ankunft in

Neumittelwalde, l’shrt der Bus vor und lädt

uns auf seiner Sammeltour wieder ein. Im

Bus geht es lebhaft zu. Fastjeder ist voll von

persiinlichen und beeindruckenden Erleb-

nissen und möchte sich den anderen mittei-

len. Es waren gute Stunden!

Als wir in Oels im Hotel ankommen, will

sich Mutter ein wenig Ruhepause @innen.

Wir anderen vier machen uns noch einmal

auf den Weg in die Stadt. um heute -- bei

besserem Wetter und Lichtverhältnissen -

all die Orte im Bild einzufangen. die wir

gestern Abend besucht hatten. Dabei ent-

deckt mein Schwager sogar noch ein Paar

schiinc Bernsteinohrringe fiir seine Frau.

Pünktlich /um Abendessen sind wir wiedel

furück. Es gibt heute Sekt für die gesamte

Gruppe. Gut gelaunt stoßen wir a~~f unsere

gelungene Reise an. Später. nach dem Es-

sen, bleiben noch viele an ihren Tischen

sitzen und erzählen sich gegenseitig vom

Tag und von den früheren Zeiten. Auch wil

sind dabei! Es ist nach Mitternacht, als ich

mich todmüde. aber glücklich, in mein Zim-

mer schleiche. Mutter schläft schon.

Inzwischen ist der dritte und letzte Tag

unserer Reise in die Vergangenheit ange-

brochen. Die Zimmer sind geräumt, die

Schlüssel abgegeben und alle Gepäckstük-

ke im Bauch des Busses verstaut. Pünktlich

um 9.00 Uhr sollen wir starten. Herzlich

werden wir von der Hotelchefin persönlich

verabschiedet. Heute ist unsere polnische

Reiseführerin wiederdabei. WirwollenGroß

Wartenberg besuchen. Nach etwa einer hal-

ben Stunde erreichen wir die Stadt. Der

Besuch des Stadt- und Heimatmuseums am

Ring ist als erstes an der Reihe. Ein junger

Lehrer aus einer hiesigen Schule erklärt uns

die Ausstellungsstücke und gibt über die

Geschichte der Region Auskunft. Während

ein Teil der Gruppe weiter im Museum

verweilt, Lieht es andere auf den Turm der

katholischen Kirche. Auch wir sind mit von

der Partie. Nur Mutter muß leider unten

bleiben. Der Blick von oben auf die Stadt

lohnt wirklich den anstrengenden Aufstieg.

Man hat eine Aussicht bis in die weite Um-

gebung. Inzwischen ist Pfarrer Miller von

derevangelischen Kirchengemeindegekon-

men und zeigt uns die in den letzten Jahren

restaurierte Schlol.ikirche. Sie erstrahlt in

frischen. hellen Farbtönen. Angeregt durch

die friedvolle. erhabene Schiinheit des Bau-

es, stimmen Frau Mahler und meine Schwe-

ster spontan im Duett “Donna nobis pacem”

an. Es klingt wunderbar. der Kuppelbau hat

eine ausgezeichnete Akkustik! Pfarrer Miller

führt die Anwesenden kur/ in die Geschich-

te der Kirche und Gemeinde ein. Er berich-

tet, da1.i man für den morgigen Tag Prinz

Biron von Kurland erwarte. Die Kirche soll

offiriell nach der Restaurierung eingeweiht

werden.

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Zum guten Schluß lädt Pfarrer Miller die gesamte Gruppe noch in das Gemeindehaus zum Kaffee ein. Nach etwa einer Stunde brechen wir auf. Es ist Mittagszeit. Unser Bus wartet schon zur Abfahrt. Hier treffen wir den Ethnologen Dr. Zielnica und seine Frau. Er beschäftigt sich zur Zeit mit der Geschichte der Markusgemeinde in der Nähe Groß Wartenbergs, seine Frau sammelt Sa- gen und Legenden aus der Region. Wir werden herzlich von ihnen begrüßt, müssen uns aber leider auch gleich wieder verab- schieden, denn unsere Zeit drängt, die Heim- fahrt beginnt.

Kurz vor dem Grenzübergang hält der Bus noch einmal an. An den Verkaufsständen erstehe ich noch schnell mit dem letzten polnischen Geld zwei Körbe mit Galuschel und einen mit Blaubeeren. Es sind noch einige Zlotys übrig, die in zwei hübsche Bunzlauer Krügel umgesetzt werden. Zufrieden und müde von den drei ereignis- reichen Tagen verlassen wir fünf in Sedlitz den Bus und fahren mit dem Wohnmobil meines Schwagers nach Berlin. Am näch- sten Tag wird es zur Erinnerung an die Reise ein Pilzessen mit Blaubeerquark zum Nach- tisch geben... Barbara Eisert-Urbschat

Das Land Niedersachsen verleiht den Kulturpreis Schlesien

1977 wurde der Kulturpreis Schlesien ge- stiftet und 1978 erstmalig an die beiden Schriftsteller Hans Lipinsky-Gotterdorf und Horst Bienek in Hannover vergeben. Bis zur Wende 1989/90 erhielten den Preis Schlesi- er, die aus der Heimat vertrieben worden waren oder in ihrem Schaffen einen beson- deren Bezug zu Schlesien hatten. Seit 1991 wurden in Auszeichnung mit dem Kultur- preis auch die heutigen Bürger Schlesiens in Polen einbezogen. Und der Preis wird jetzt im zweijährigen Wechsel in Niedersachsen oder in Schlesien, bislang stets in Breslau, überreicht. In diesem Jahr, in der Aula der Göttinger Universität, war der Festakt reich an Besonderheiten.

Zum ersten Mal seit vierzehn Jahren war es wieder der Innenminister einer CDU/FDP- Landesregierung, Uwe Schünemann, derdas Land Niedersachsen repräsentierte. Er be- grüßte unter den vielen Gästen erstmals na- mentlich und ausdrücklich die Landsmann- schaft Schlesien, auf deren Anregung der Kulturpreis Schlesien zurückgeht, und teilte gleich zu Beginn im Auftrag von Minister- präsident Christian Wulff mit, “daß das

n der Schlesier ab 2005

das gehört zu den Besonderheiten, daß einer der Preisträger mehrmals mit seinem Bei- trag des Dankes minutenlanges Lachen aus- löste, daß ein Laudator, der aus Warschau gekommen war, als seinen Geburtsort Bres- lau nannte und im besten Deutsch seine Laudatio vortrug und daß ein anderer Laudator, der bekannteste deutsche Litera- turkritiker, in seiner improvisierten Lauda- tio leichtfüßig vom Deutschen ins Polnische wechselte.

Auf das herzlichste wurden die Vertreter der Woiwodschaft Niederschlesien begrüßt, an ihrer Spitze der Repräsentant der Selbstver- waltung, Woiwode Henryk Golebiewski, und sowohl Innenminister Schünemann als auch der polnische Gast verwiesen auf die

seit zehn Jahren bestehende enge Zusam- menarbeit von Niedersachsen und Nieder- Schlesien. Der Woiwode zitierte die Schrift- stellerin und diesjährige Preisträgerin, Olga Tokarczuk, “daß das ganze Schlesien und Pommern im kulturellen und psychologi- schen Sinne unsergemeinsamer Boden sind. Was nützt nämlich einem Polen ein Land, welches keine Vergangenheit und keinezeit- kontinuität hat? Was nützt den Deutschen ein Land, welches nur in Erinnerung blieb?“

Der als erster aufgerufene Preisträger war Dieter Hildebrandt, “Kabarettist, Schauspie- ler und Schriftsteller“. Stanislaw Krzeminski, der vor 12 Jahren in Bunzlau, dem Geburts- ort von Hildebrandt, während dessen Be- suchs in der Heimatstadt einen Film gedreht hatte, schloß seine Laudatio mit den Wor- ten: “Du hast genug Phantasie, um Dir vor- stellen zu können, daß Deine Ehrung eigent- lich aus Bunzlauer Porzellan (gemeint war der Bunzlauer Ton) geformt ist. Von deut- schen und polnischen Händen hergestellt, und mit schlesischen Herzen erwärmt“. Der in Satire und Ironie bewanderte Laudator trug selbst vor, vom Virus Humor ange- steckt, wie er bemerkte: “Aus dem Tage- buch eines polnischen Partisanen: Montag: wir haben die Deutschen aus dem Wald gejagt. Dienstag: die Deutschen haben uns in unserem Wald besiegt. Mittwoch: wir haben es geschafft, die Deutschen aus dem Wald zu treiben. Donnerstag: die Deutschen sind wieder im Wald und kämpfen knallhart gegen uns. Freitag: der russische Förster ist gekommen und hat Deutsche und Polen aus dem Wald geschmissen!“

Da es dieses Mal so eingerichtet war, daß jeder Preisträger das Wort zu eigenen Aus- führungen erhielt, nutzte Dieter Hildebrandt die Stunde, dem Auditorium einige Kabarett- Szenen zu vermitteln, im Stile der jetzt aus dem Programm des Fernsehens genommenen “Scheibenwischer“. Das “Händeschütterl“ zwischen dem amerikanischen Präsidenten

und dem deutschen Bundeskanzler sowie daß Polen mit zweihundert Mann am Irak- Krieg beteiligt, nunmehr ein Kriegsgewinner sei, pointiert vorgetragen, lösten Lachsal- ven aus.

Professor Norbert Conrads hatte es im An- schluß schwer mit seiner ausgezeichnet kon- zipierten Laudatio auf Professor Horst Fuhr- mann, die festliche Versammlung in die mittelalterliche Geschichte, deren hervor- ragender Vertreter der Preisträger ist, hin- zuführen und zugleich in die Arbeiten, die der aus dem oberschlesischen Kreuzburg stammende Ortschronist über seine Hei- matstadt verfaßt hat. “Falls es einer Ehren- rettung der heute 750 Jahre alten Stadt Kreuz- burg je bedurfte, so ist dieses Buch ‘Fern von gebildeten Menschen: Eine ober- schlesische Kleinstadt um 1870‘ bis heute das schönste und liebenswerteste Buch, das je über diese Stadt geschrieben wurde. Es ist, wenn man so will, ein Heimatbuch der besonderen Art“. Auch die Heimatstadt hat den Professor inzwischen ausgezeichnet. In seiner Dankesrede erinnerte er daran, daß vor 50 Jahren in Göttingen die Patenschaft zwischen den vertriebenen Kreuzburgern und der Stadt Göttingen gestiftet worden ist.

Als Marcel Reich-Ranicki ans Rednerpult trat, führte er sich mit dem Hinweis ein, daß dieser festliche Akt bereits zwei Stunden dauere und noch drei weitere Reden zu hören sein werden. Die anderen Laudatoren hatten bereits zuvor ihre Reden schriftlich vorgelegt, wie es stets gute Gewohnheit war, aber Reich-Ranicki hatte sich dieser Gewohnheit nicht unterworfen und impro- visierte, mit dem Ergebnis, daß seine Lobre- de auf den polnischen Germanisten Norbert Honcza von der Breslauer Universität recht oberflächlich ausfiel. In dem wieder ausge- zeichnet redigierten Begleitheft zum dies- jährigen Kulturpreis Schlesien sind Texte von Honcza, in Loslau unweit Ratibor gebo- ren, abgedruckt, auch über Reich-Ranicki: “Mit scheinbarer Widerborstigkeit unter- sucht der Meister ein Schmuck- und Wert- stück, das ganz einfach Literatur heißt. Auch seine Irrtümer und Fehleinschätzungen dür- fen wir zu den Perlen seiner Kritik zählen.“ Was Honcza zu Gerhart Hauptmann in die- sen Texten zu sagen weiß, verlangt aller- dings deutliche Gegenrede.

Die schon zitierte Schriftstellerin Olga Tokarczuk würdigte in polnischer Sprache, aber die deutsche Fassung lag gleichzeitig vor, Professor Andrzej Zawada. Die Schrift- stellerin ist 1962 in Züllichau bei Grünberg geboren, ihr vor allem in Deutschland be- kannt gewordener Roman “Taghaus Nacht- haus“ spielt in der Grafschaft Glatz, in der Umgebung von Neurode. Nur einige Sätze

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Seite 6 GroR Wartenberger Heimatblatt Nr. 512003

seien aus der Würdigung herausgegriffen: jährigen Verleihung des Kulturpreises Schle-

“Es gibt gesonderte Uhren für die Tageszeit sien des Landes Niedersachsen, was ge-

und für die Zeit der Nacht, für das prakti- meinhin die musikalische Umrahmung ge-

sehe Leben und das Leben der Gedanken. nannt wird. Es spielte die Akademische

Zum Wesen der letzteren gehört die Fähig- Orchestervereinigung Göttingen unter der

keit zu einer grenzüberschreitenden Exi- Leitung von Thomas-Michael Gribow nicht

Stenz. Sie durchdrangen alle Barrieren zwi- nur meisterlich, sondern auch das Programm

sehen den Kategorien ‘heute‘ und ‘gestern’, mit Werken von Leonard Bernstein, Heitor

zwischen dem ‘Materiellen’ und ‘Geisti- Villa-Lobos und GeorgeCershwin war über-

gen‘, dem ‘Rationalismus‘ und ‘Irrationa- raschend. “Schlesien in Göttingen“, eine zu

lismus”‘. Wer das Buch kennt wird diesei rühmende Piäsentation des Landes Lwischen

Interpretation nur zustimmen können. Kreuzburgund Bunzlau,BreslauunddieGraf-

Auch das gehört zum Besonderen der dies- Schaft Glatz einbezogen. Herbert Hupka

L

Das neue Gesicht des Vertriebenenbundes

Im Alleingang krempelt eine Frau das Image

derVertriebenenum: ErikaSteinbach bricht

endgültig mit den alten Denkweisen. Für

ihren Kampf um ein “Zentrum gegen Ver-

treiburigen” in Berlin konnte die Präsiden-

tin des Bundes der Vertriebenen sogar den

scharfzüngigen Holocaust-Überlebenderr

Ralph Giordano gewinnen.

Es war eine Geste. undenkbar noch vor

Jahren: Ralph Giordano umarmte Erika

Steinbach. Er. der Überlebende des

Holocaust. der scharfLiingtge Kritiker hun-

desdeutscher Zustände und sie, die CDU-

Politikerin und Präsidentin des Bundes der

Vertriebenen. gemeinsam und cintrüchtig

aut’einer Veranstaltung. Das war Ende Juni.

nachdem Giordano die Laudatio auf den

“Franl-Weriel-Menschenrechtspreis” gc-

halten hatte. Einen Preis, den die von Stein-

bach mit ins Leben gerufene “Stiliung ge-

gen Vertrcibungen” erstmals verlieh.

DaBdieChristdemokratin dengro0en Mann

der deutschen Publizistik auch für ihr Pro-

jekt eines “Zentrums gegen Vertreibungcn”

gewinnen konnte. ieigt, wie sich alte Fron-

ten auf/ulösen beginnen. Noch vor gut ei-

nem Jahrlehnt straften sich die linksliberale

Öffentlichkeit und die Vertreter der Vertrie-

benen mit gegenseitiger Verachtung. Dabei

waren einst viele Vertriebencnfunktionäre

mit der SPD verbunden - bis im Zuge den

neuen Ostpolitik des Kanzlers Willy Brandt

der iiffentliche Bruch vollzogen wurde.

Vielleicht bedurfte es erst der resoluten In-

formatikcrin aus Hessen und eines /eitli-

chen Abstands von fast 30 Jahren, um den

Brückenschlag LU wagen. Die vor drei Jah-

ren gegründete Stiftung symbolisiert den

neuen Versuch: Steinbach, die 1943 in

Westpreußen zur Welt kam, steht ihr zu-

sammen mit Peter Glotz vor.

Die Konservative und der frühere SPD-

Bundesgeschäftsführer - kann das gut ge-

hen? Glotz, 1939 im böhmischen Eger ge-

boren. engagiert sich flir das Projekt eines

“Zentrums gegen Vertrcibungen”. weil ei

die Veranderurigen anerkennt, die sich im

Verband unter der Vorsitlendcn Steinbach

voll/ogen haben. “Da hat sich wirklich was

getan, und das muß man auch honorieren”.

erklartc erjüngst in der “Süddeutschen Zei-

tung.

Es ist vor allem Steinbachs offene Art. mit

der sie clnstigc Kritiker gewann. Cm

Giordano \bal-b die charmante Frau. nach-

ilcin sie \ich im Frühjahl- 2002 Uhcr clncn

seiner hritischcn Artikel IUI’ “Charta CICI

i>eutschcn ~teiin;it\crt!-ieberlcl7” geiir-gcrt

hatte. “Ich habe iihcrlegt. \chrelbst du ihm

oder rui‘st du an ~ da habe ich dann angcru-

Ien”, erllihlt \ic. Eine Stunde daucrtc das

Gespräch.

Am nächsten Tag erhielt sic cincn Briefvon

Giordano. Was lolptc waren weitere Tclc-

fonatc, pcrstinliche Begegnungen. Mit

Giordano habe sich ein “lebendiger Dialog”

entuichelt, wie sic CS nennt. “Mich hat fax-

Liniert”. \;rgt SteInhach, “da1.i ein XO.jrihrigel

Mann 111 der Lage 1st. noch einmal seine

Position LII iihcrpl-iiI<:n:.Steinbach. erklärte

Ralph Giordano im Gcspriich mit Spiegel

online, sei die “lnitial/ündung gcwescn”.

Vor allem ihr Bekenntnis /ur Einmaligkeit

des Holocaust habe ihn beeindruckt: “Da

wurde ein altes Feindbild eingerissen durch

Selbsteinril~.”

Doch Erika Steinbachs Werben verfängt

nicht tiberall. Der Streit, ob ein Zentrum

gegen Vertreibungen in Berlin oder nicht

besser woanders angesiedelt werden soll.

geht mitten durch alle Parteien. Markus

Meckel. SPD-Bundestagsabgeordneter und

letzter Aulienminister der DDR, legte kürz-

lich einen Appell für ein “Europäisches

Zentrum gegen Vertreibungen“ vor - unter

den Unterzeichnenden sind der SPD-Bun-

destagspräsident Wolfgang Thierse, Günter

Grass und die CDU-Politikerin Rita

Süssmuth. Der Bund der Vertriebenen rufe

mit “diesem nationalen Projekt das Mißtrauen

der Nachbarn hervor“, so ihr Vorwurf.

Steinbach ärgert die Initiative Meckets. Ihm

gehe es nicht um das Projekt an sich. son-

dern darum, den Vertriebenenverband “au-

Oen vor zu lassen“. vermutet sie. Es gebe

eine “latente Furcht” der Kritiker, daß das

von ihrgewünschteZentrum”amEndenicht

eine internationale Ausrichtung hat.“ Da-

bei, sagt sie. sei die “Stiftungssatzung doch

so aufgebaut, daß man nur schwer Nein

sagen kann.” Den von der Stiftung verliehe-

nen “Werfel-Menschenrechts-Preis“ etwa

erhielten Initiatoren eines “Kreures der

Versöhnung“ in Tschechien - und der For-

scher Mihran Dabag, der sich vor allem

dem Viilkermord der Türken an den Arme-

niern 1914/15 widmet.

Die begeisterte Viotinspielerin setzte von

Anbeginn darauf, das “Zentrum gegen Ver-

treiburigen” nicht nur auf die Geschichte

von Flucht und Vertreibung der Deutschen,

ob in den früheren Ostgebieten. im Sudeten-

land oder I ITI Wolgagebiet TU beschränken.

So wären ihre Vorgänger 1n1 Amt vorgegaii-

gen - UIKI tiättcn damit die alten Positions-

kampl‘c wicdcr heraulheschworen, Ihr Mot-

to, \agt Set’, laute: “Dir Zahl der Freunde

mehl-cn. nicht die der Gegner”.

Doch noch ist Steinbach nicht so weit. DalS

\ie für Berlin als Sitz des Zentrums plüdiert.

sttißt bei ihren Kritikern auf Unbehagen.

Wicdcrholt \burdc in der Jtingsten iiffentli-

chen Debatte Breslau als Standort eines

Zentrums genannt, cbcnso Gijrlitz an der

deutsch-polnisclleli Grenze. Doch dagegen

ist Steinbach nicht iulet/t. ucil ein Ort wie

I3reslau im heutigen Polen eine “Vcrkiir-

/urig der Vcrtreibungsgc~chichte auf das

deutsch-r)olnischc Verhältnis“ hedeuten

uiirclc.

in der Bundesregierung kann Steinbach auf

einen wortgewaltigen Bcfürwort’cr hoffen:

Otto Schily. Der Bundesinnenminister, du

sich seit fast \ ler Jahren für das “Zentrum

gegen Vertreiburigen” clnsctrt, sel der “po-

litische Türiiffner filr die politische Linke

gewesen“, sagt Steinbach. Schily ist es. det

offene Worte sprach. als er anmerkte, die

Linke habe”zeitweisc überdie Vertreibungs-

verbrechen, über das millionenfache Leid,

das den Vertriebenen Lugefügt wurde hin-

weggesehen”. Schily bekam aber auch IU

spüren, daC> in den Vertriebenenverbänden

noch nicht alle so denken wie Erika Stein-

bach. Als er im vergangenen Jahr auf dem

SudetendeutschenTagdas”verbrecherische

Hitler-Regime” als Mitverursacher für die

Vertreibungen nannte, schalten ihm empör-

te Buhrufe entgegen. Severin Weiland

Einsender: W. v. Korn

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Nr. Y2003 Groß Wartenberger Heimatblatt Seite 7

Grünberg - die schlesische Weinstadt

Griinberg. eine Stadt inmitten von Giirtcn

LIIKI Weinbergen, gegründet 1222 durch

friinkiache und f‘lämischc Siedler. eingcbet-

tet in einer Hiigcllandachal‘t. dem xhlc+

xhcn Landriichen. inmitten dcrGrUnbergcI

Heide.

Doch miichtc ich heute nicht iibcr die Gc-

schichte der Stadt ~~ncl ibrcr Bauwcrkc bc-

richten. sondern über den Wein- und Ob+

anbau in dicxrGcgend. Vorweg miichtc ich

darauf’ hinuci\en. daU \om 0. bis t 3. Sep-

tember 2003 in Grünberg da\ Win/crfe\t

xtattfïndet unter- der Schirmherrschaft von

BXLI\. Wie man einem poinixhen Werbc-

pt-o\pekt entnehmen bann. wird dieses Fest

in Grünberg seit 1857 gefeiert.

Doch kehren wir /urück /LII~ Wein, ohne

den es kein Win/erfst giibe. Da5 Land ist

xmdig, war spärlich besiedelt, LII~ es wurde

vorwiegend BuchenweiLen angebaut. Erst

die Einwanderer brachten ;ILIX ihrer Heimat

die Reben und die Stecklinge ~ÜI- den Obst-

anbau mit sowie die Tradition des Woll-

webens und der Schaflucht. An den Süd-

hiingen bauten sie ihre Rehen an. Es gibt

Quellen, die den Weinanbau mit t 3 14 be-

xugen. andere Quellen verweisen auf das

Jahr 1330. Es war Her/og Heinrich IX. von

Glogau. der den Weinanbau torderte, in

dem er edle Sorten aus Ungarn, Franken und

Tirol einführte. So kam 1466 die Tiroler

Traminov-Rebe nach Grünberg. und bereits

1500 hatte der Weinanbau eine bedeutende

Ausdehnung erlangt. Der Hauptabnehmer

des blühenden Weinhandels war Polen, die

Kliister und Kirchen sowie der Adel.

Leider wurde um 1740 hinsichtlich der

Weinpflege wenig getan. Erst im ersten

Viertel des 19. Jahrhunderts, als die Regie-

rung die Grünberger WinLer an Rhein und

Mosel schickte, um den Weinanbau und die

Pflege kennenruiernen, erlangte der

Grünberger Wein einen besseren Ruf.

Die Weingärten sind durch Raine voneinan-

der getrennt, die Stöcke stehen in Reihen im

Abstand von einem halben Meter. Ein dane-

ben stehender Pfahl dient den Reben als

Stütze. Mit Stroh wurden früher die Rcb-

Stöcke an den Pfahl gebunden. Im Winter

wurden die Weinstöcke niedergelegt und

mit einer Bodenschicht abgedeckt. So

schüt/te man sie vor Frost. Nach der Schnee-

schmelre wurden die Weinstiicke gehoben

und aufdrei Augen xtrückgeschnittcn. Ktei-

ne Sandhäufchen dienten dazu, daß das

Regenwasser nicht abtließen konnte. Wei-

ches waren die Hauptsorten. die in dieser

Gegend um Grünberg angebaut wurden‘?

Nun, dies waren der gelbe und der blaue

Schiinedci. der Traminer, der Silvaner und

der ßiihmische. Die Augustsonne kochte

den Wein, im September beginnt das ALIS-

schneiden der Trauben.

In einer Deputation wurde der Anfang der

Weinlese festgelegt. Morgens [wischen 6.00

und 7.00 Uhr wurde die Lese mit einem

Glockengeiüut eingeleitet. Die Kinder hat-

ten Weinleseferien. Die Trauben wurden

gleich sortiert und oft gleich im Garten

ausgepref.it. Abends brannten auf den Hü-

geln Freudenfeuer, und es wurden ßiiiler-

Schüsse abgefeuert.

Wir schrieben das Jahr 1824, als der Kauf-

mann Karl Samuel Häusler aus Hirschberg

den ersten deutschen Sekt herstellte. Die

Kellerei wurde IX26 gegründet, und bis

1945 bestand diese unter dem Firmennamen

Grempier & Co. Der Sekt wurde nach einer

Methode hergestellt, die man in der Chan-

pagne entwickelte.

GewiihnticheTruuben werdengemahlenund

gepreßt, rote Trauben dagegen gären erst

einige Tage mit Schale und Kernen, wo-

durch der Wein seine Farbe und Säure er-

hält. Der Weißwein dagegen kommt als

Most in die Fässer.

Der Grünberger Sekt waretwas besonderes,

denn ihm wurden Liköre, Wein und Kognak

xugeset/t. Seit dem Jahr 1900 wurde in

Grünberg Weinbrand-Kognak hergestellt,

es entstand eine Zweigniederlassung der

Scharlachberg GmbH Bingen. Die Herstel-

lung erfolgte nach fran/iisischen Rexpten.

Der Wein. der auf den Sandbiiden wuchs.

war besonders flüssig und daher besonders

gut geeignet fiir die Weinbrandherstellung.

Da die einheimischen Trauben nicht ~LIY-

reichten. wurden ‘Trauben aus Frankreich

eingeführt. Der Kognak aus Grünberg ver-

drängte den Kognak aus Frankreich aus

grol.ien Teilen des deutschen Markts.

Mit dem Weinanbau war auch eng verbun-

den die Herstellung von Weinessig.

Seit 1900 ist ein Rückgang des Weinanbaus

LU verxichnen, dies ist vor allem auf zu

hohe Produktionskosten zurückzuführen.

Etwa i 890 wurden 1.400 ha Wein angebaut.

1928 waren es nur noch 1 SO ha, und trotz-

dem ist bis heute ein Weinberg erhalten

geblieben. An die Stelle des Weinanbaus

trat nun der Obstanbau, und es wurde auch

Obstwein hergesteilt.

Wir Schlesier sagten ja nicht Weinberg, wir

sagten “WeingärteI”. In Grünberg gab es

auch eine Lehranstalt für Obst-. Wein- und

Gartenbau. Leider steht heute das Wein-

bergshaus nicht mehr auf dem Ziegelberg.

dafür steht auf seiner Kuppe heute das

“Palmenhaus“ in dem man gut essen und

trinken kann unter schattigen Palmen. Ja,

und am Hang des Ziegelberges wachsen die

Weinreben.

Für die Zukunft plant Grünberg den Bau

einer Umgehungsstrallre, damit der Verkehr

nicht mehrdurch die Stadt geht, sondern um

diese herum. Noch im Jahr 2003 soll mit del

Sanierung der Altstadt begonnen werden.

Weiterhin ist eine Müllverbrennungsanlage

geplant. und der Weinanbau soll weiter aus-

geweitet werden Manfred Form

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Seite 8 Groß Wartenberger Heimatblatt Nr. 5/2003

Groß Wartenberg, geblättert bei Joseph Franzkowski

Wegen Aus- und Aufbaues des Glockentur-

mes erhoben sich Schwierigkeiten. Die Stadt

Wartenberg machte nämlich Eigentumsan-

sprüche auf den Glockenturm. wie auf den

vordiesem liegenden St. Johannesplatz, ohne

indes ihr Eigentumsrecht erweisen zu kiin-

nen. Um eine friedliche Regelung der leidi-

gen Streitsache zu ermöglichen, trat man in

Vergleichsverhandlungen ein. die auch LU

erwünschtem Ziele führten. Unterm 17. Ja-

nuar 1907 schlossen die stüdtischen Kör-

perschaften mit den Vertretern der katholi-

schen Kirche einen Vertrug, der von

Staatsaufsichtswegen unterm 30. Mai und

von Kirchenaufsichtswegen unterm 6. Juni

1908 bestätigt wurde. Darnach wurde der

Glockenturm und der vor dem Kirchenoffizi-

antenhause (südwestlich der Kirchstralje)

liegende Teil des Johannesplat/es als Ei-

gentum der Kirche, der nordii\tlich der

Kirchstralie liegendeTeil dieses Platzes aber

als Eigentum der Stadt anerkannt. iiberdies

noch ein Streifen des Kirchplatzes behulr

Verbreiterung der Wallstral3e an die Stadt

abgetreten. Als im Frühjahr 19 IO das inmit-

ten des St. Johannesplatzes gestandene

Denkmal des hl. Johannes Nepomucenus

auf den Kirchplatz versetit worden. traten

die kirchlichen Körperschaften auch noch

die von der Johannesstatue eingenommene

Fläche unentgeltlich rum Eigentum der Stadt

ab. Im August 1909 konnte mit dem Turm-

bau begonnen werden. Die Bauleitung hatte

Kiihlers Amtsnachfolger, der Königliche

Kreisbauinspektor Stössel-Oels iibernom-

men, die Ausführung war dem Baumeister

Weber-Kempen übertragen. Freitag, den 24.

September 1910 nachmittags 2 ‘/:Uhr wur-

de das TurmkreuL aufgesetzt und am IO.

November desselben Jahres galt der Turm-

bau als vollendet. Die Glocken hatte man

schon im Herbst des Vorjahres aufgezogen.

Am 27. November 1909 erklangen sie das

erstemal vom Turme. Letzterer hat eine Höhe

von S6,2 Metern. Von seiner Galerie ge-

nie13 man eine prächtige Aussicht. Nach-

dem der Kirch- und Turmbau bisher ohne

jeden Unfall vonstatten gegangen. ereigne-

te sich am 27. Oktober 19 IO beim Abrüsten

leider ein schweres Ilnglück. Aus einem

herabgelassenen Bretterbund liiste sich ein

Brett, das dem Handlanger Bernhard

Latussek aus GroR Kose1 die Schädeldecke

durchschlug, so da8 derselbe auf der Stelle

tot liegen blieb. Im Herbst 1910 erhielt der

Kirchplatz eine neue Umfriedung und auf der

Fortsetzung

Nordseite desselben wurde die Marienstatue

aufgestellt. Im Frühjahr 191 1 wurde der

Kirchplatz mit schiinen gärtnerischen Anla-

gcn versehen, welche der Prinzliehe Garten-

direktor Köche1 in uneigennützigster Weise

zur Ausführung brachte.

Die Gesamtkosten des Kirch- und Turm-

Wiederherstellunpsb&es belaufen sich auf

nahezu 150.000 Mark. Sie werden durch

den Patronatsbeitrag und den auf die

Parochianen entfallenden Beitragsteil aufge-

bracht. Der Anteil der Parochianen wird durch

Sammlung freiwilliger Gaben unter densel-

ben LiIsammengebracht. Diesen freiwilligen

Gaben flossen IU aus dem Nachlasse des

Stadtpfarrers Ku@/ 24.000 Mark, aus dem

Nachlassedes Erzpriesters ~illa~().OO(~Mark.

Dank Unterstüt~ungdes kunstsinnigen Pfar-

rers haben Baurat Kiihlcr und Kreisbau-

inspektor Stiisscl CS verstanden. bei ofi

mühevoll gewahrter Stileinheit das altehr-

würdige Gotteshaus mit seinem Glocken-

turm in so hübsche ßauwerkc um/uschaffen.

daß diese nun. schiiner denn ie, der gan/en

Stadt /ur vornehmsten Zierde gereichen.

An Kunstwerken besitzt die Kirche: eine

schiinc. weiBsilbernc, teilwcis vergoldete

Monstran/, nach dem Urteile Sachvrrstän-

diger eine gediegene. aparte Arbeit aus dem

IX. Jahrhundert: ein sehr interessantes goti-

sches Sakramentshriuschen aus Sandstein

mit wertvollem Eisengitter in der Stidwand

der Marienkapelle: einen Taufstein. eben-

falls aus Sandstein mit achteckigem Recken

auf geviertförmigem Fuße mit Spätrenais-

süncemotiven.

Grabdenkmale. 1. Das ganr vorzüglich gear-

beitete Denkmal der Elisabeth von Haugwitz.

eine Sandsteinplatte von 2 m Länge. 1.29 m

Breite, deckte bis 1905 die im Chor unter der

Staflel der Assisten/stühle befindliche Gruft.

Dasselbe leigt in Basrelief eine anmutige

Frauengestalt in edler Haltung und reicher

Draperie der Gewandurig; &Ltißcn links das

HaugwitLsche, rechts das Schaffgotschsche

Wappen. Die an den Rändern laufende In-

schrift (eine deutliche Minuskel) lautet: “Anno

Mcccccii am mo-tage noch ambrosii ist vor-

scheide-lraw elisabet sisp gotczen vo-kinast

ercztochter des edlen wolgeporncn hinko

haugwitx hr-n vo-biskupitL ufwart-bergk etc.

etliche femael,clergotgenade.” Das Denkmal

hat bei der Renovation der Kirche seinen Plat/,

in der AuOenmauer der Sakristei erhalten und

ist mit einem schmucken kupfernen Schutl-

dächlein versehen worden.

2. Das Grabmal des Freiherrn Fran/ Maltran

in der Südwandder Marienkapelle. aus Sand-

\tein gearbeitet. zeichnet sich durch trcffli-

chen Aufhau aus. Es hat eine Hiihe von 2.64

m und eine Breite von I .JO m. Die Mitte hnlt

eine von Pilastern eingerahmte Inschrift-

tafel. Sic wird von einem Gebälk bekriint.

auf welchem seitlich rwei Engel lagern. den

Arm auf einen Totenkopfgestütlt: inmitten

dieser Bekriinung ist die mütterliche Liebe

sitzend dargestellt mit einem Kniiblein auf

dcrm Schoße. /wei andere umarmcnd. dar-

unter die Worte: Obiit 1560 die 22. Novem.

Seu vivimus seu morimur DniCsumus. Rö.

13. Zuseiten der Pilaster stehen zwei

Gewandfiguren. Hoffnung und Glaube. Die

Tafelinschrifi lautet:

3. Das Denkmal des Hans Bernhard von

Maltran. seit 1906 in der Grabkapelle

platjiert. bis dahin in der Ostwand der

Marienkapelle. 3,XO 111 hoch. 2.20 111 breit.

Fast gani in Sandstein gearbeitet. xigt es

im Mittelfelde die lebensgrolle Figur eines

Ritters. Die Bekriinung enthult das Malt-

/anische Wappen. Die darunter befindliche,

die ganie Breite cinnehmendc Platte hat

l’olgendc Inschrift:

Hir Jarl Hemhrrrdi Mtrlxr~cc .stiy ßuronis

Irr Chri: -Rcq\,ir Molliter OS.S~I c.1’Ixuzt.

C’vltor riungclii: vcri tlcjiwsor (Jt rrecp?

Trcu7wgit L,ittrnl c’\‘nl Pirtatc, .sL‘m?.

Eine /ufiil$en des Ritter\ angebrachte Tafel

aus rotem Marmor hat felsende Inschrift:

“Der Wolgeborne Her Herr Hanns Bern-

hard Maltran, Freiherr us Wartenberg und

Penzelin Rii. Kay. May. Kath. Oberhaupt-

mann der Fürstenthümer Oppeln und Ratibol

Legat zum Kunige von Polen ist zu Lublin

daselbst in Gott selig den 7. Mai 1569 Jahre

entschlafen. Dem und uns Gott gnädig.”

Die Denkmale der Gebrüder Maltzan ent-

stammten jedenfalls der Werkstatt ein- und

desselben Meisters (Erasmus Seiffert’!) Let/-

teres ist 1 SX 1 errichtet.

4. Eine gußeiserne Platte, 1.76 m lang. 0.95

IT> breit, bis 1905 am Nordende des Krcui-

ganps liegend. seitdem in die Aul3enmauer

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Nr. .5/2003 Groß Wartenberger Heimatblatt Seite 9

der Grabkapelle versetzt, trägt folgende In- schrift: “Im Johre 1 SS2 den 26. Octobris ist in Cot verschieden der edele erenveste Gorge Ohm von Januschowiecz Hofferichter zu Wartemberg allhie begraben dem Cot genedig sei: Seines Alters 93: (Wappen) G. v. M. G. H. 0.“

5. Eine sehr gut erhaltene Sandsteinplatte. I,80 m lang. 0.98 m breit, erst bei der Rcno- vation der Kirche (1905) in der Trinitatis- kapelle aufgefunden, mit folgender Inschrift: Im Jar 1567 den 20. Fe. ist in Gotentschlaffen der Ernveste Hans Ghvtt Borger vnd Geshmidler zv Breslau ligt alhir begrabe- denen Got vnd vns G-.“ (Wappen.) 1905 in die nördliche Außenwand der Grabkapelle eingemauert.

6. Eine bei der Kirchenrestauration (1905) in der Grabkapelle entdeckte I ,SO m lange, 0,9Om breite Grabplatte aus Sandstein, zeigt eine Frauenfigur in mittelalterlicher Tracht, an den vier Ecken Wappenschilder mit den Bezeichnungen 1.) D. v. S. (aufrechtstehen- der Hund.) 2.) D. v. W. (schräg gestelltes Schachbrett.) 3.) D. v. H. (bekrönter Hahnenkopf.) 4.) D. v. W. (zwei Krebs- zangen.) Am Rande lief-was noch vorhan- dene Spuren beweisen -eine Inschrift (Ma- juskel), die aber völlig abgetreten ist, wor- aus zu schließen, daß diese Grabplatte einst vor einer Tür gelegen haben muß. Sie hat nun ihren Platz in der südlichen Außenmau- er der Trinitatiskapelle erhalten. a

7. Das Sandsteinepitaph am äußeren Mittel- feld des Chors 1,20 m hoch, 0,81 m breit. Unter dem Kruzifix kniet eine Frau mit sechs meist kleinen Kinder; die darunter befindliche Inschrifttafel ist mit Kartuschen- schmuck umrahmt. Die Inschrift lautet:

“Sechs meiner lieben Kindtt So in Christa vorschieden sind Ruhen allhie sunfft und lindt Bis der Jüngstetag geschwindt Seliglieh sich hertzu uns,findt. “ Bernhardt Krumbhoff (Wappenschild)

8. Das Denkmal des Freien Standesherrn Prinzen Gustav Biron von Curland, eine gußeiserne 1,67 m lange, 0,91 m breite Plat- te mit starken Handringen an den Ecken, deckte bis 1905 den Eingang zur Gruft im nördlichen Seitenschiff und ist damals nach Kassation der Gruft in die Westwand der Grabkapelle, gegenüber dem Hans Bernhard Maltzan’schen Denkmal, gesetzt worden. Es hat folgende Inschrift in Antiqua:

(Wappen.1 Hic cineres et ossa sita sunt illustrissimi principis Gustavi Biron de Curlandia Dynastae in Silesia Wartenbergae et Bralin, potentissimo Regi Borussorum a supremis belli legatis, gubernatoris Glacensis equitis inclitorum ordinum qui ab aquila rubra a

cruce ferrea a Sancta Anna et a Sancto Wladimiro nomen habent nati die XXIX Januarii 1780 denati die XX Junii 1821 viri incomparabilis verequeprincipisquipietate in deum fidelitate in regem, amore in conjugem ac liberosconsiliofortitudineque in belle. comitate in omnes, clementia et liberalitate in subditos, calamitatibusque aftlictos, Constantia in adversis, morum, lepore litterarum bonarumque artium scientia insignis, jam his terris, praematura morte ereptus multis eheu multis flebilis occidit dulceque sui ac mansurum desiderium in eorum pectore reliquit.‘:

Dotation der Kirche und Pfarrei. Bei Aus- setzung Wartenbergs zu deutschem Recht war die Pfarrkirche mit einer Widmut von zwei Hufen begabt worden. Diese Widmut ist ihr zur Zeit der Glaubensspaltung durch den Freiherrn von Maltzan entzogen wor- den. In der Urkunde vom 1. August 1601 bemerkt Abraham von Dohna, daß bezüg- lich der der Kirche legierten, von der (prote- stantischen) Geistlichkeit ihrem Anbringen nach aber niemals genossenen Widmut sei- nerseits rechtmäßiger Austrag und Resolu- tion erfolgen solle. Diese stiftungsgemäß der Pfarrkirche gehörende Widmut gab Abraham von Dohna der Kirche auch bald heraus, behielt sie jedoch bis auf weiteres in Pacht. In dem Extrakt eines standes- herrlichen Wirtschaftsurbars vom Jahre 16 16 heißt es, daß “auf den zwey in Mietung zue Warttenberg gehaltenen Pfahrhuben 22 Scheffel 1 V. ausgesähetem Korn 54 Schock zugewachsen seien. Vor 1656 war die Widmut für jährlich 100 Gulden rh. an Frau Juliane von Royn verpachtet. Nachdem in- folge letztwilliger Verordnung Karl Hanni- hals von Dohna das Gut Himmeltal mit der Schölzerei der Pfarrkirche als ein Legatum bestimmt war, wurde die bisherige Widmut mit Himmeltal vereinigt, ein Teil der Himmeltaler Aecker aber 1644 zu einer neuen Pfarrwidmut ausgesetzt. Die Ueber- gabe des Gutes Himmeltal an die Pfarrkir- che bzw. den Stadtpfarrer als Nutznießer erfolgte erst 1660. Außer der Widmut besalJ die Kirche und Pfarrei noch andere Grund- stücke und Gerechtsame, welche aber in den Wirren der Glaubensneuerung des 16. Jahr- hunderts nach dem Vorbilde anderer der Magistrat sich aneignete. Die noch heut bestehende Verpflichtung der Stadt zurZah- lung einer Gehaltsentschädigung an den Stadtpfarrer und die Kirchenoffizianten dürf- te auf diesen Umstand zurückzuführen sein. Von verschiedenen städtischen Grundstük- ken, auch einigen Rittergütern des Weich- bildes bezog die Kirche gewisse Zinsen, so z.B. die St. Nickels- und St. Johanniszinsen, denZinszurMatur(~urAbhaltungeinesF~h- gottesdienstes) zu “Unserer lieben Frauen“,

auch Marienzins genannt. Letzterer ruhte auf 22 städtischen Grundstücken und wurde 1821 abgelöst. Burggraf Max Ernst von Dohna überließ 1639 der Pfarrkirche “zur Kirchenjurisdiktion mit aller Kirchenrecht, Gerechtigkeiten und Freiheiten mit gewis- sen Obligen zu seiner Seelen Trost und bevoraus zur Ehre Gottes“ - zwei Haus- gärten, den einen in der Kalischer- (jetzt Villa Martha) den andern in der Kempener

Vorstadt (Hypothek Nr. 2 1.) Sie hieben spä- ter “Kirchvatergärten”, weil sie den Kirchvätern (Vorstehern) als Entschädigung ihrer Mühewaltung überlassen waren.

Umfang der Parochie. Bis zur Glaubens-

spaltung des 16. Jahrhunderts umfaßte die Kirchengemeinde nur Stadt und Schloß Wartenberg mit den angrenzenden Ortschaf- ten. Infolge der kirchlichen Umwälzung wur-

dendie bisherigenPfarrgemeindenGroßKose1. Ottendorf bezw. Langendorf, Schieise und Niederstradam und Wartenberg vereinigt.

Aufgrund des Religionsprivilegs vom Sonn- tag Sexagesima 1593, löste der Besitzer von

Groß Woitsdorf, von Koschembar, am 4. Mai desselben Jahres die bisherige Verbindung mit der Kirche zu Langendorf und hielt sich von da ab nach Schollendorf. Durch Verfü-

gung des Bischöflichen Amtes vom 9. Mai 1682 wurde Groß Woitsdorf der Pfarrkirche zu Wartenberg überwiesen, nachdem es frü- her schon mit Wattenberg vereinigt gewesen, 1680 aber wieder der Schollendorfer Kirche zugeschlagen worden war. Infolge Aufhe- bung des Parochialnexus durch Friedrich 11. ward noch die Parochie Mangschütz der Pfar- rei Wartenberg zugeschlagen. So blieb es bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts Seit Errichtung der Kuratie Medzibor, der Pfarrei Kunzendorf und der Seelsorgstation März- dorf-Mangschütz gehören zur Parochie: Stadt und Schloß Wartenberg, Bischdorf, Cam- merau, Groß und Klein Cosel, Himmeltal, Langendorf, Neuhof, Ottendorf, Paulschütz, Peterhof, Schleise, Weinberg, Wioske, Groß und Klein Woitsdorf.

Außer der Haupt- und Stadtpfarrkirche zu St. Peter und Paul bestanden zu Wartenberg ehe- mals noch vier kleinere Nebenkirchen:

1. Die Michaeliskirche zwischen der Haupt- kirche und dem Glockenturm. Sie hieß auch “polnische Kirche“, weil in ihr, um Kollisio- nen mit der deutschen Gemeinde zu vermei- den, die Gottesdienste und sonstigen kirchli- chen Handlungen für die zur Stadtpfarrei ge- hörigen polnischen Parochianen gehalten wurden. Im Stadtbrande von 1554 war sie niedergebrannt, 1573 aber wieder aufgebaut worden. Seit 1601 befand sie sich im aus- schließlichen Gebrauch der Protestanten bis 1637, da sie, abermals durch Feuer zerstört, nicht mehr aufgebaut werden durfte.

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Seite 10 Groß Wartenberger Heimatblatt Nr. .5/2003

Das Patronat über die genannten beiden

Stadtkirchen besaß und übte allezeit der

Landesherr, bis 1489 also der Herzog. seit-

dem der Standesherr. niemals aber der Ma-

gistrat. wie Kurts und Königk irrig meinen.

Dagegen besaß die Stadt wohl das Patronat

über die drei Vorstadtkirchen.

2. Die St. Nikolai- oder Hospitalkirche in

der polnischen Vorstadt, an der Kalisch-

Neumittclwalder Straßcneckc neben dem

Hospital St. Nikolai.

3. Die Kirche St. Anna und Johannes in der

Cammerauer Vorstadt auf dem Platx dcl

sogenannten “Geduld”. Hypotheken-Nr. 35.

3. Die Kirche 111 “Unserer liehen Frauen“

oder die Marienkirche in der deutschen

Vorstadt, links an der Gabelung der Bres-

lauer und Bahnhofstraße.

Im Berichte über die Kirchenvisitation am

12. April I63X wird erwähnt, daß die let,+

genannten drei Kirchen bei der Erstürmung

und Einnahme Wartenbergs ( 1634) zugrun-

degegangen sind. Die Besitzungen und Ein-

kommen dieser Kirchen hat der Magistrat in

der Zeit des kirchlichen Umschwungs an

sich gezogen; nur der Kirchhof Unserer

lieben Frauen ist bis aufdie jüngste Zeit im

Besitz der Pfarrkirche geblieben.

Außerhalb des städtischen Territoriums, 4

km von der Stadt entfernt. am Bischdorfer

Wege, liegt das wahrscheinlich aus dem 14.

Jahrhundert stammende Wallfahrts- und

Begräbniskirchlein St. Markus. Der Sage

nach soll es bei einer Pest infolge eines

Gelöbnisses von unseren frommen Vorfah-

ren errichtet worden sein. Das auf uns ge-

kommene Gebäude ist ein Sehrotholzbau

vom Jahre 1622, mit eingezogenem nach

drei Seiten des Achtecks geschlossenem

Chore. Der Dachreiter stammt aus dem IX.

Jahrhundert. Das Gliicklein darin trägt die

Jahrzahl 1599 mit der Umschrift: “Gottes

Segen macht reich.” Als Abrahm von Dohna

sein Gut Cammerau 15% an Barthel von

Studnitz und Geroltschütz verkaufte, be-

hielt cr sich “das Markuskirchlein nebst

dem Kirchhofe und dem an der Straßen

helegenen Schatzberge” vor. Im Kirchlein

befindet sich ein spätestmittelalterlicher

Altarschrein, ein Holzrelief - Marie mit

dem Jesuskinde - aus der ersten Hiilfte dcs

16. Jahrhunderts und ein an Ketten hiingen-

des HolLepitaph für die Kinder dcs Landes-

hauptmanns ßalthasar von Burwitz auf

Cammerau aus dem 17. Jahrhundert. Einer

von Karl Hannibal von Dohna herrührenden

Bestimmung gcmä1.i kommen am Sonntag

nach dem 25. April die Katholiken der Par-

ochien Standesherrlichen Patronats proles-

sionaliter /um Fest: aber auch Wallfahrer

aus anderen Parochien, selbst aus dem

Posenschen finden sich recht lahlreich ein.

Sonst wird daselbst nur bei feierlichen Be-

gtiibnissen Gottesdienst gehalten. In der er-

sten Hälfte des 19. Jahrhunderts geriet das

Kirchlein in Verl’all so/war. das IX35 das

Markusfest nicht gefeiert werden konnte; dul-ch

Sammlungen wurden die Mittel LU einer no-

dürftigen Instandsct/& aufebracht. 1 X3X

wurde das Kirchlein gründlich renoviert.

Friedhiife befanden \ich bei jeder der ge-

nannten Kirchen. Der älteste war der um die

Pfarrkirche Peter und Paul belegene. auf

welchem aber seit Oktober 1 X03 nicht mehr

begraben wird. Der vor dem polnischen Tor

belcgene St. Nikolaikirchhof wird 1666 als

evangelischer Kirchhof bezeichnet. galt

zuletrt aber als Simultanfriedhof bis 1837.

wo er geschlossen wurde, nachdem der ge-

genwärtige Kommunalbegräbnisplatz er-

richtet war. Als nach der Dreikaiserschlacht

bei Austerlitz russische Truppen hier durch-

zogen. errichteten sie 1 XOh auf dem Grund-

stück dem Adelenstift gegenüber (zwischen

Bahnhof- und Himmeltaler Straße) ein La-

zarett. Die darin am Typhus verstorbenen

Russen wurden auf dem Kirchhof zu Unse-

rer lieben Frauen begraben. Seitdem ward

1etzterer”Russenkirchhof“genannt. Umdie

Mitte des vorigen Jahrhunderts ist ein Teil

dieses Kirchhofes gegen Abtretung eines

Stückes Cammerauer Dominialackers be-

hufs VergriiBerungdes St. Markuskirchhofes

von der Standesherrschaft eingetauscht wor-

den. und als später sich die Notwendigkeit

einer abermaligen Vergrößerung des St.

Markuskirchhofes ergab, trat der katholi-

sche Kirchenvorstand 1889 das nur noch IO

a 70 qm große Reststück des Russen-

kirchhofes gegen ein weiteres Stück

Cammerauer Dominialackers /um Eigen-

tum der Standesherrschaft ab. Auf dem St.

Markuskirchhofe, welchereigentlich nur für

Cummerau. Ober und Mittel Langendorf,

Neuhof und Klein Woitsdorf bestimmt ist.

werden indes auch Städter begraben.

Fortsetzung folgt!

Einsender: Joh. Hellmann

Auf den Spuren der Vergan- genheit

Wir, die gebürtigen Schlc\ierinnen Wal-

traud Bauer (geh. Reimann) aus Rübenfelde

und Dietlinde Kühn (geb. Gohla) aus Bu-

chenhain, wollten ein paar Tage nach den

Spuren unserer Kindheit suchen. Mit unse-

ren Männern machten wir uns auf den Weg

nach Groß Wartenberg.

Aufgeregt und mit großer Spannung trafen

wir an der SchlolJkirche ein. Dort wurden

wir herzlich von Michael Kaschytza. unse-

rem “Reiseführer“ und dem Pfarrer in Emp-

fang genommen.

Michaels nette Art nahm unsiede Scheu und

weckte unsere Neugier mf das, was uns

erwarten würde.

Im “Hotel Mama”. bei Michaels Muttel

ßonny fühlten wir uns sofort wie zu Hause.

Beim Abendessen lud uns Herr Adamski füt

den nächsten Tag zu Kaffee und Kuchen

ein. Bei leckerem schlesischen Gebäck und

Eis liell>en wir die kurze, gemeinsame Ver-

gangenheit in Schlesien aufleben.

In Rübenfelde lernten wir sehr nette Men-

schen kennen. die wir gleich in unser Herz

schlossen. Mit Heinz Fron, dem ehemaligen

Nachbarn von Waltraud Bauer, sprachen

wir über alte Zeiten und die Veränderungen

seitdem.

Michael führte uns weiter durch die Orte

Grunwitz, Resewitz, Ottendorf, Groß

Woitsdorf. Distelwitz und Buchenhain. Im

Geburtshaus von Dietlinde Kühn unterhiel-

ten wir LIIIS noch sehr lange mit den jetzigen

Bewohnern überdas Anwesen und die Men-

schen. die hier lebten und noch leben.

Die wenigen Tage, die wir in unserer friihe-

ren Heimat verbrachten, werden lange in

unserer Erinnerung bleiben. Überall wut--

den wir gastfreundlich empfangen. Für die-

se schiinen Stunden miichten wir uns bei

allen Beteiligten bedanken! Vor allem beim

“Hotel Mama” für Unterkunft und die tolle

Verpflegung und bei Michael. der durch

sein Wissen und seine Vorbereitungen, un-

seren Aufenthalt YU einem vollen Erfolg

machte. Vielleicht kommt Ihr ja mal LU

einem Gegenbesuch in unsere neue Heimat.

wir würden uns freuen.

Tschüß und Danke.

Waltraud Bauer und Dietlinde Kühn

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Nr. 5/2003 Groß Wartenberger Heimatblatt Seite 1 1

Groß Wartenberg Wir sind die “Neuen“ in der Heimatgruppe GrolS Wartenberg und Umgebung

wir L\ollllcll in Hcdin und \Vill'CIl /LI t?c\Lich

bei IIIIXI-cr Tochter in der Nicderlat.t\ir/.

Durch Zufall lasen wir in der l.ausil/et

Rundxhau cinc kleine An/eigc: “Heima-

treffen der Groli Wartenbcrgcr in Secilit/.

September 3(!OL.” Mein Mann. Jet- in Groll

Wartenbcrg/Klein Kose1 geboren i\l. ual

begeistert, und wir meldeten uns fiir diese\

Treffen an. Leider kam Krankheit da/wi-

sehen, und wir muldten absagen.

Am 31.5.2003 in Kramlau waren wir aber

dabei ~ das allererste Mal.

Wir wurden durch Herrn Mahler nett vorge-

stellt: Herr Sterrial und Frau. Einigen Teil-

nehmern war der Name bekannt, und so kam

dann heraus, daß eine gemeinsame Schul-

Leit in Erinnerung gerufen wurde. Dies nur

kurz zu dem ersten Heimattreffen für uns

nach 23 Jahren.

Schon vor diesem Treffen wurde uns durch

Herrn Mahler mitgeteilt, dal3 es eine Bus-

fahrt in die Heimat gäbe, wozu wir uns

sofort anmeldeten.

So fuhren wir von 6.7:8.7.2003 mit dem

gröliten Bus. den es beim RCC (Reiseclub

Cottbus) gibt. Es waren so viele Interessen-

ten, die in die Heimat CroO Wartenberg und

Umgebung wollten.

Nach einer angenehmen Fahrt waren wit

gegen 13.00 Uhr in Oels itn Hotel, w’o wit

deutschsprachig nett empfangen wurden.

Am gleichen Nachmittag fuhren wir mit

Wanda. einer polnischen Reiseleiterin nach

Trchnit/. LIIII dort die Kirche und da\ Frau-

enkloster 111 bcsuchcn. Im Kloslct- fiihrtc

unseine Nonne. die \ehrguI deulxh spricht.

durch das Klo\tet- und xigtc un\ die Se-

hen~würdigkcitendieser heiligen Stiitcc und

/Lt welchen Zwecken dieses Gehiiudc einst

“cnut/t wurde. Es war 1% LID\ bccindruk- t kCJld.

Der 1. Tag sing mit cinc‘t- g~~leii Bcw it-lung

Ill1 tlo~cl /LI tltlde.

Dct-3. Tag un\crcr Kcisc warder tlciniuttag.

Nach clc~n I;riih\liick fuhren wir mit unse-

rcm Bus in die jeweiligen Heimatorte. IX-

für miichtcn wir LIII\ an dieser Stelle bei den

Organisalorcti bedanken, die dic,c Rei\c-

roule /Lt~arntnengeslcllt haben. Auch eine

einzelne Person wurde in ihren Heimatort

gebracht. Wir waren die Vorletzten, die in

Groß Wartenberg um 1 1 .OO Uhr abgesetzt

wurden. Herzlich wurden wir von unserer

Verwandtschaft in Etnpfang genommen. Sie

sind 1945 dort geblieben und haben die

polnische Staatsangehörigkeit angenom-

men.

Jeder hatte in seinem Heimatort 4 Stunden

Zeit. Wir haben uns gleich bei unserer Rei-

seleiterin für den Rest des Tages abgemel-

det. Es gab mit Cousin und Cousine so viel

zu erzählen, wodurch auch die Deutsch-

kenntnisse aus der Kindheit wieder etwas

aufgefrischt wurden. Am Nachmittag des

schönen Tages fuhr uns der Cousin durch

GroI.3 Wartenberg. Das Elternhaus in Klein

Kosel. Kemptener Str. 3 1, konnten wir nur

fotografieren. Die jetrigen Eigentiimer las-

sen keine Deutschen auf das Grundstück.

Wir fuhren weiter- /um Dy-etthof, wo einst

die Großeltern Josef und Sophie Sterrial

(Heb. C’icho\ Ichten und nebenan Onkel und c Tante mit ihren Kindern.

Aul‘deirr Friedhof in Groß Wal-tenberg ehr-

ten wir die vci-\torhcnen Vctx andtcn mil

Kown und /iitdckn Kcr/cn an.

All1 .3. Tag glll= i‘\ dNll1 IlOCll i‘llllll:ll 11;1c/1

(iJX>I,: W’Xicnbcrf b\'ll- it LII~dCt~ \ Oll L'llli'lll

~Liti~cii c\ xig~li~chcti Pfxrcr 111 dct- re\laLt-

riet-ten c\. Kirche cmpfanscn. t\ gibt in der

(~enieindc ca. 60 Prolc~tanten. I>annclt cr-

li)lgte eine her-rlichc Einladung in\ Pfarr-

IKILI\ AI einer Ta\w Kaffee.

Un\cr ßc\uch galt auch der kath. Kirche.

IJn\crCou\in holrc die Schlüssel für Kirche

und Glockcn~urm, so konnten wir beide\.

Kirche und Glockenturm. bis in die Spitze

ansehen. Die Aussicht von dort oben iihct

<Tan/ GroIJ Wartenberg wareinfach wunder- ‘2 schiin. Fiir mich war es bewegend. mein

Mann und viele aus miserer Reisegruppe

wurden in dieser Kirche getauft. Sie zeig-

ten, in welcher Reihe sie mit ihren Eltern

gesessen waren.

Unsere Verwandtschaft begleitete uns auch

an diesem Vormittag.

Um 12.00 Uhr hieß es dann Abfahrt in

Richtung Grenze Forst. Es waren für uns

beeindruckende Tage.

Wir waren 1990 einmal privat in Groß

Wartenberg und haben nach 13 Jahren fest-

gestellt, daß GroB Wartenberg sehr schön

geworden ist.

Wir warten keine 13 Jahre mehr. Im näch-

sten Jahr fahren wir wieder in die alte Hei-

mat. Alois Sterrial und Frau

Page 12: Heimatblatt 2003 Heft 5 September/Oktober · meiner Mutter das Zimmer teilen und mich ... nur durch eine Glaswund getrennt, findet get-ade eine ... vor ihrer Hochzeit gearbeitet und

Seite 12 Groß Wartenberger Heimatblatt Nr. 5/2003

Groß Wartenberg Am 9.10.2003 feiert unser Heimatfreund

Georg Schneider seinen 80. Gehurtstae. Er

Dyhrnfeld Die Geburtstage in den Monaten Septem- her und Oktober:

. I

war der Sohn von Schlossermeister Schnei- Groß Wartenberger Heimatblatt erschelnt 6 mal im 80. am 5.9. Heinz Igel. Ol’ostr. 18, 07Y80

der atls GroU Wartenberg und wohnte auf Jahr. Schriftleitung: M Deuchler, Helmut Preußier Ver- Markerdorf: der Wallstraße. AuchGeorg hattedasSchlos- lag, Telefon (09 11) 9 54 78-11, Fax (09 11) 54 24 86.

Verlag: Helmut Preußler Verlag, Dagmarstraße 8, 8 1, ;IIII 6.9. Elfriede Kawelke. Schellen- serhandwerk im Betrieb \eine\ Vaters er- 90482 Nurnberg, Telefon (09 11) 9 54 78-0 Bank- lernt. Seine IICLIC Heimat ist .jct/t in 6SX30

hergcr\tr. 34. Y6040 Bamhc~-g: verbindung Postbank Nurnberg, BL2 76C 100 85,

73. am 1i.Y. Alfred Kawelke. Schlcaienstr. Kriftel. Eichendorl’f‘~tr-. 1 X. Tel. 06 I Y7/-1 33 Konto-Nr 11788-855. Berugsgebuhr lahrlich E

X7. 96 1 17 Me~~~~~~elsdo~-f: Sc). Licher Georg, w ii- gratulieren Dir gaii/

22.60 Bestellungen nur beim Verlag Kundlgungen des Abonnements nur bis rum 1. Oktober (auf Schluß

lier/licli. clic bc\tcii Wiinsche für I>cin iicb des Kalenderjahres) nur beim Verlag Redaktions- X-L. am 1S.Y. Ruth Fischer. Werner-

Pctxold-Str. 12. 0753Y Gera: CS Lehcn\,jahr und \ iclc Griil3c

Schluß ist der 20 des Vormonats. Fur Anzelgen gilt die Preisliste Nr. 9 vom 1 1.2002. Druck: Helmut

ran I.ic\el. Heitlel und Dctrle. Preußier Druck t Versand GmbH, Nurnberg. 73. am 2 I .Y. Herbert Freyer. Posscnhei-

merstr. 17. Y73G Mat-kt Eintr\heim:

77. ani 1 S. IO. Walter Wollny. Friedenstr.

Distelwitz Eine kleine Nachlese /LI unserem Ortstrefl’en

in Falkcn\tein.

Alle’~eilnehmttrunscresTreffens inFalken-

Stein haben unserer Mitschiilerin Lu/ie

Kursawc /um 80. Geburtstag Glückwün-

sche iibermittelt. Darüber war sie sehr er-

freut, sie miichte sich a~~f diesem Wcgc bei

allen recht herzlich bedanken. Sie wäre gcr-

ne auch gekommen. aber leider war CS nicht

mijglich. Sie griißt alle Heimatfrcundc,

Im September/Oktoher gratulieren wir: 78. am 6.9. Erna Seela. FKILI von Erich S.:

73. am 27.Y. Edeltraud Wollny. Frau VW

Otto w.: 7.1. am 2. IO. Willi Przybilla; 82. m~ 5. IO. Elli Lendeekel geb. Gon-

5chorck. Charlottenfeld:

X3. am 30. IO. Georg Oberdorfer, Ehern.

von ßiirbcl Geldncr. Buchenhain:

X?. am 77. IO. Erich Seela: 5 I am 20. IO. Gitti Giibel, Tochter von

Eriha Jung;

70. am 7. IO. Peter Berghof. Partner von

Frau Liichel:

An alle Jubilare viele gute Wünsche, vor allem aher Gesundheit. Eß.

22. 047.58 GrolJbiihla;

X6. am 15.10. Gertrud Schneider. Alarich-

str. 47, 44803 Bochum:

77. am 21.10. Ruth Wollny, Parkstr. IO.

047% GroOhiihla:

Allen Heimatl’reuntlen fiir da ncuc Lehms-

jahralle guten Wiinxhc. Gesundheit. recht

viel Freude und Gottes Segen.

I.iebe fleimati’rcundc, ich freue mich auf

un\er Treffen vom 25. his 27. September in Woll’edorf in Thüringen. Wer noch an

un\erem Dyhrnl’clclcr Treften teilnehmen

miichtc. kann sich noch anmelden. Alle sind

her/lich eingelacicn.

Euer Heimatfrtxnd Gerhard Kauelke

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Nr. Y2003 Groß Wartenberger Heimatblatt Seite 13

Kotzine

Kotzine war ein kleines Bauerndorf. Das

Gesamtareal des Ortes betrug ca. 350 ha.

Dies verteilte sich auf Parzellen von 1-25

ha. Im Ort selbst war bis etwa 1904 auch

eine Ziegelei in Betrieb, die zum Baronat

von Diergard gehörte. Wenn von einer al-

ten, guten Zeit des Ortes gesprochen werden

könnte, dann war das, als die Ziegelei noch

in Betrieb war und der Beginn der Mechani-

sierung in der Landwirtschaft stattfand.

Durch die Ziegelei wohnten viele Leute im

Ort (auch zur Miete). welche dort dauernd

beschäftigt waren. Folgedavon war, da8die

Anzahl der Schulkinder utn 1885 so groß

war, da0 zusätzlich eine Klasse an die vor-

handene Schule angebaut werden mußte. 2

hauptamtliche Lehrer (welche auch ihre

Wohnung im Schulgebäude hatten) haben

die Kinder unterrichtet. Auch die Bauern

profitierten von der Ziegelei, denn der Trans-

port in damaliger Zeit erfolgte ausschli&-

lieh mit dem Pferdefuhrwerk. Hierdurch bot

sich ein Nebenverdienst für die Bauern an.

Doch um 1904 wurde die Produktion in der

Ziegelei eingestellt. Man kann heute nur

spekulieren, warum‘?

Nun, I .) Es liegt sehr nahe, da13 das Rohmate-

rial (Lehm)zu Endeging.dain unsererRegion

es sehr wenig Lehmadern itn Boden gab.

2.) Der Fortschritt der Technik entwickelte

sich auch auf diesem Sektor weiter, sodaß

man mit den alten Produktionsmethoden

nicht mehr konkurrenzfähig war. Erwähnt

sei noch, die Ziegelei lag mitten im Wald,

wo Rohmaterial und Brennmaterial (Holz)

in unmittelbarer Nähe vorhanden waren.

Als die Ziegelei stillgelegt wurde, zogen die

dortigen Beschäftigten aus dem Dorf ab. Die

Einwohnerzahl hat sich hierdurch stark ver-

mindert. Anzumerken wäre noch, daR die

Ziegelsteine der Kirche in Suschen aus der

Ziegelei von Korzine stammen. In meiner

Kindheit wurde noch erlählt, daß der Baron

von Diergard der Kirchengemeinde das Bau-

grundstück und die Ziegelsteine zum Bau det

Kirche kostenlos /ur Verfügung gestellt hat.

Nun lurück [um Ort selbst. Das Dorfwar von

drei Seiten mit Wald umgehen. Dicscrgehiirte

/um Baronat von Dicrgard. Folge davon war.

da13 die Felder stark unter Wildschaden /u

leiden hatten. Hierdurch wurden mitunter die

Erträge immens gemindert. ßix 1920 ging es

den Bauern relativ gut. Das kann man heute

noch an der Viel;rahl der Gebäude sehen.

welche bis 1920 rnussiv gebaut wurden und

noch stehen. Ab 1920 wurde das Dorf mit

noch vielen anderen Diirfem von Kr. Gr.

Wartenberg abgetrennt. Wie es dann weiter-

ging, ist in dieser Zeitung schon berichtet

worden. 1939 zählte das Dorf etwa 3.50 Ein-

wohner, wobei 35 Kinder die Volksschule

besuchten. Die angebaute Klasse, von der

eingangs die Rede war, wurde nicht mehr

gebraucht und stand leer ungenutzt da. Ein

Lehrer hat uns Kindern prophezeit, Kotzine ist

aus einem Waldareal entstanden und wird

eines Tages darin auch wieder untergehen.

Die Voraussage dieses Lehrers damals scheint

sich zu bewahrheiten. Heute sind 25 c/c der

Häuser bereits abgerissen. 40 c/r des Ackerlan-

des werden nur noch landwirtschaftlich ge-

nutzt und bebaut. Die brach liegenden Flächen

bewalden sich mit Bäumen und Gestrüpp von

selbst. Insofern erscheint mir die Weitsicht

des damaligen Lehrers realistisch zu sein, da6

Kotzine eines Tages in einer Bewaldung un-

tergeht bzw. verschwindet.

Erwin Ganther. fr. Kotzine

Die im Dorfplan mit lfd. Nr. aufgeführten Parzellen waren 1939 bewohnt von:

1: Giinthcr. Wilhelm: 2: Günther. Johann: 3:

Kulawik. Karl: 4: Günther. Gtlstav: 5: Gondek,

Gottfried: 6: Gondek. Balzt-r 1: 7: Gondek,

Balzer 11; 8: Günther. Johann; 9: Gaida. Wil-

helm: 10: Golik. Susanna: 1 1: Bartsch. Gott-

lieb: 12: Surek, Wilhelm; 13: Gonschorek.

Page 14: Heimatblatt 2003 Heft 5 September/Oktober · meiner Mutter das Zimmer teilen und mich ... nur durch eine Glaswund getrennt, findet get-ade eine ... vor ihrer Hochzeit gearbeitet und

Seite 14 GroB Wartenberger Heimatblatt Nr. 5/2003

Balzer 1: 14: Kudach-Häusler; 15: Lassowski,

Christina; 16: Gottschling. Wilhelm: 17:

Broda-Matiha: IX: Dubieliig. Johann: 19:

Bunk, Gustav: 70: Sulla. Wilheltn: Zl:

Gondek, Gustav: 72: Goral-Bartsch: 21:

Giel, Johann; 24: Häusler-Gonschorek: 75:

Bothur, Adolf: 26: Ciondek. Michael: 27:

Lassowski. Johann; 2X: Wrubel. Friedrich;

29: Stasch. Ferdinand: 30: Mosch, Balier;

31: Bunk. Balzer: 33: Bunk. Wilhelm: 33:

ßunk. Alfred: 34: Gonschorek, BalLerlE;

35: Wruhel-Nowak: 36: Wrubel. Friedrich:

37: Gondek-Bunk: 38: Häusler. Hertnann;

39: Kink, Wilhelm: 40: Tscheczak. Fritz;

41: Mosch, Gottlieb: 42: Kitzka. Balier 1;

33: Pr/yhilla, Anna; 33: KitLka. Halfer 11:

45: Wnthrl-Hodek-Schwarl: 46: Bothur. Jo-

hann: 47: Gottschling, Balzer: 4% Friihlich.

Karl; 49: Bien&Wrubel: SO: Gottschling.

Paul; 5 1: Giel, Karl: 52: Bunk. Gottlieb; 51:

Kühn. Christoph: S4: Funda, Friedrich; SS:

Wrubel. Wilhelm; 56: Pascheka, Fritz; 57:

Przynosch: 58: Bodner-Obieglo Jerzekowsky:

59: Pohl-Försterei; 60: Schule

Niederstradam Am 20.9.2003 feiert unser Heimatfreund

Herbert Neumann seinen 80. Geburtstag.

Herbert wurde in Niederstrad:tm geboren

und hatte noch /wei Brüder, Erich und Herr-

mann. Diese drei Buben hatten eine sehr

schwere Kindheil. nach der Einschulung

\on Herbert versrarb seine Mutter und Vatct

versorgte die Jungs. KurJe Zeit clatxtf ver-

\tarb auch der Vater und die drei Jungs

kamen ins Waisenhaus nach GroO Warten-

herg, wo sie sieben Jahre bis /ur Auiliisung

des Heims Lebten. Nach der Schlicl3unp des

Hauses mußren sie wieder /urUch in die

Grmeinde Nicdcrstradan~. Herbert und Erich

wurden \ om tlanialigcn ßürgernieistcr von

Niedcrstradam Mux Hoppe aufgenommen

und Hitcyan u iederein %ttltausc. Bru&r Het-r-

m3tin wurde von einer Tante aufgenon-

men. Herbert half bei Hoppe in der l.antl-

uirtxhali ttichtig mit LIMI konnte krätiig

qxtcken. denn Hoppe hatltz nur drei Miicl-

chen. Nun harn clcr \innloae Krieg und rm11

clrückte auch Herbert ein Gewehr in die

Hand. Dieser Krieg endete l’iir ihn im 1‘ut-cht-

harcn GefangJ_cnenlagel- von Dot~magen und

nach einem Jaht- Arbeit in Franhrcich in dct

Lanclwirt\chali Iand et- cinc neue Heimat in

Delmcnhor\t bei Bremen. 1950 heiratete et

Hedwig Heger Lind 1 US 1 wurde sein Sohn und

I956 seine /wei Tiichtcr (Zwillinge) geboren.

Diese gliickliche Familie LIIILJ Ehe ging 37

Jahre. dann verstarb Herberts liebe Frau.

Herbert hat immer in der Landwirtschati

gearbeitet. so auch in seiner jetiigen Hei-

mat. wo er bis o,ttn Eintritt in die Rente im

Gartenbauamt beschäftigt war. Er lebt jetzt

mit einer Lebenskameradin (Christel) /u-

sammen und kann seinen Hobbys nachge-

hen. Blumen lüchten, Hiihner und Kanin-

chen, das ist seine Leidenschaft. Wir

Niederstradatner wünschen Dir, lieber Her-

bert. /um Ehrentag besteGesundheit, Wohl-

ergehen. noch viele gemeinsame sch«ne

Jahre mit Deiner Christel und Gottes Segen.

Seine /wei Brüder kehrten ;ILIS dem Krieg

nicht ariick. Hellmann

Oberstradam Wie wir bcitn Schle~iertreff’cn erfahren ha-

ben. i\t der in Oberstradam gchorenc Oskar Blasek. 102 Jahre alte geworden!

Er wohnt am r\ltenhill’~/~nrl-uln Karlsruhe-

Nordo\r, (~log~tucr Str. 10, (Postleit/ahl

76139).

Wir gratulict-cn nachtt-iiglich und uiinxhcn

alle\ Gute. Eß.

Schleise Im September

79. LIIII 3.9. GreteGrund geb. GI-abalow &e

(;ILIS Fc5tenbcr.g):

7X. am 5.9. Altions Dämny: 75. am I1.9. Luzia Ortner geb. Lid/ba:

83. am 14.9. Martha Kak geb. Ga~ol:

75. am IX.9. Elli Lücht geb. Kojuch:

78. am 35.9. Hubert Mundry: 8 1. am 26.9. Paul Doktor: 63. am 27.9. Katharina Priller geb. Kauka;

83. atn 27.9. Alois Bunk; 80. am 27.9. Gerhard Doktor. Im Oktober

65. am 5. IO. Christa Fischer geb. Kauka;

72. atn 6. IO. Hedwig Wilk geh. PietLonka:

76. am 8. IO. ,Joachim Mundry: 63. atn 19. IO. Monika Nagel geh. Pier/onka:

X 1. am 20. IO. Irene FUSS geb. Lachmann:

73. ;m 2 1. IO. Ruth Nickel geb. Quaschny:

64. am 29. IO. Norbert Kawollek. Liebe Lc\er(lnnen)! Für den Fall von Ände- rungen, Abweichungen oder sonstigem. bitte ich Sie, sich unter Tel.: 06144/14 43 tnit tnir in Verbindung IU setzen! Es be-

dankt sich Hubert Kawollek

Ehepaar Paula feierte goldene Hochzeit

Am 3. Mai diesen Jahres durfte das Ehepaar

Herbert und Murgarete Paula in MeilJen das

Fest der goldenen Hoch/eit begehen. Zahl-

reich erschienen die ptxe Familie und Ver-

wandtschaft. An der Festmesse in der St.

Agnes-Kapelle in MeiBen nahmen sehr vie-

le Leute teil, unter ihnen auch einige Leute

aus dem Heimatdorf Schleise.

Herbert Paula wurde am 30. Dezember 1923

in Schleise geboren. Er erlernte den Beruf

eines Maschinenschl«ssers in Oets bei da

Reichsbahn. Noch 1 Y4S wurde er zur Wehr-

macht eingelogen und geriet in russische

Gefangenschaft. aus der er im Mai 1949

xuriickkehrte.

Nach dem Krieg verschlug es ihn nach Mei-

Oen. wo er dann auch \eine Familie gründe-

te. Er heiratete. hat 2 Kinder und 7 Enkel.

Seine Frau Margarete (geb. PoILer) stammt

alt\ dem Kuchenland (jeta Lokraine. frühct

Rumrinien).

Friihcr or5ptti4ierte Herbert Paula selbst

fiei\cn in \ein xhlesisches Heimatland.

fleutc hingegen kann er diese Reisen nicht

mehr \clb\t orgutttsitxen. Aber an den Fahr-

~cn der- Heimatgruppe DrexleniMeiBen

nimmt et- gerne noch teil. Auch die\e\ Jaht

führte eine Reix mit xinct- Frau und seinen

at1 der ur~priingltchen Heimat tnteta\ierten

Kintlcrn und Verwandten nach Grol.i Watrten-

her-g, Schieise und LJmgcbung.

Page 15: Heimatblatt 2003 Heft 5 September/Oktober · meiner Mutter das Zimmer teilen und mich ... nur durch eine Glaswund getrennt, findet get-ade eine ... vor ihrer Hochzeit gearbeitet und

Nr. 5/2003 Groll Wartenberger Heimatblatt Seite 15

Durch seinen Optimismus, seine Friihlich-

keit und Begeisterung für Schlesien wird

eine Reise mit ihm immer zu einem schiinen

Erlebnis. Da seine Eltern keine ßaucrn wa-

ren, erfuhr ich von ihm viel Interessantes

aus dem nichtbauerlichen Leben damals,

zum Beispiel wie es bei der Lehre hci del-

Reichsbahn in Oels zuging.

Ich wünsche dem Ehepaar Paula weiterhin

alles Gute für die Zukunft. vor allem viel

Gesundheit. Gottes Segen und Interesse IG

die schlesische Heimat.

Michael Pietlonka

Mitteilung für unsere Abonnenten in den EU-Staaten Seit 1. Juli 2003 kiinnen Sie Bank-

spesen sparen. wenn Sie bei Ihren

Überweisungen an uns folgende

Nummern angeben:

IBAN DEX I 760 IO085 001 1 7888 SS

BIC PBNKDEFF.

Dies zu Ihrer Information.

Ihre Red.

19. Treffen der Festenberger Heimatfreunde in Hirschhorn-1,angenthal vom 12.- 15. Juni 2003

Man mag es ja nicht glauben, da13 so schnell

ein Jahr nach unserem letiten Treffen in

Lohr vergangen ist. wo wir uns alle auf ein

gemeinsames Wiedersehen gefreut hatten.

Es wurde damals beschlossen. schiinc Tage

im Odenwald /u verbringen. da dieser den

meisten doch nicht bekannt war. Meine

Tochter Hanrrelore und ich hatten un\ he)-eit

erkliirt. die Organisation /u übcrnchmen,

liegt doch der Odenwald für uns quasi vol

der “Haustür”.

Nach einigen Überlegungen hatten wir un\

l’ür Hirschhorn - “Die Perle ani Necker” ~

cntschiedcn. Allein schon das Ncckartal /LI

durchf‘ahren. hat \eincn besontlercn Rei/.

Hil-\chhorn \elb\t i\t ein hiih\chc\ mittelal-

terliche\ Stiicltchen. und oben am Berg tl-ul/t

die Biiryruinc mit einem hcrrlichcn Blich

auf ilcn Neckar. l>;i L+ ir ein tiotcl \uchten.

da\ ~~~iww Vor~rellungcn cnt\pi-echcn voll-

ti’. cntdcchtcn u ir da\ Hotel “Zur 1 ,in&“ im

Ort\teil I~an~enthal.

I)ic\c\ Hau\ u urcltz bcl-citx 17S6 crhaut.

1907 um~ctxiur und mit den Jahren ;iul’ den

heutigen Stan&trcl gebracht. t\ hat schiin

eingerichtete Zimmer. in denen man Geh

wohlfühlen kann. Im Hotel herrscht eine

gemütliche Atmosphäre. die Wirtin hat die

Räumlichkeiten mit alten und ausgesuchten

Einrichtungsstücken liebevoll ausgestattet.

Nachdem wir auch noch ein Omnibusunter-

nehmen fiir eine Fahrt durch den Odenudd

gefunden hatten. konnten wii- die Einladun-

gen wersenden und un5ercm Trefl’tzn stand

nichts mehr im Wege.

Nun war ea endlich soweit: Donnerstag War

der Anreisetag und bis /um Abend waren

dann auch alle eingetroffen. Mit viel Freude

und grol&m “Hallo” begriil3ten sich alle. Es

war natürlich sehr schade. da13 einige Freun-

de aus Krankheitsgründen nicht kommen

konnten oder anderweitig verpflichtet u’;I-

ren. Nach dem Abendessen ging es /um

gemütlichen Teil über, dabei wurden natür-

lich Neuigkeiten ausgetauscht. Ahcr immer

w>iecIer hieB es: “Weißt Du noch und kannst

Du Dich noch erinnern in Festcnberg, da-

lllals’?!”

Freitagmorgen stand pünktlich um 10.00

Uhr der Bus VOI- dem Hotel. der uns /ur

Rundl’rthrt durch den Odenwald abholte. Bei

hoch~ornmerlichen Temperaturen mit Son-

Iien\chein und guter Laune fuhren wir LLI-

erst El-hach an.

Das Städtchen Erbach ist fürseine Elfenbein-

schnitiereien berühmt. und wir konnten das

bekannte Eltenbeinmuscum besichtigen. Es

warschon beeindruckend. wie dieses Kunst-

handwerk beherr\cht wird und so wunder-

schiine Exponate entstehen. Es war sehi

intcre\sant. cinc Stunde verging wie im Flu-

ge. Wie sicher bekannt ist, hatte Festenberg

viele Drechslereien. und die Bearbeitung

des Elfenbeins geht ja auch in diese Rich-

tung. Nach einem gemütlichen Mittagessen

im angrcnLenden Lokal cles M~~seurns ging

unsere Fahrt weiterdurch eine schöne Lantl-

Schaft cle\ Odenw~aldes nach Kreidach. Hier

pn/ oben auf der Anhiihe hatte man einen

wundervollen Au\btick. In dem sehr schii-

nen Lokal konnten wir bei Kaffee. Kuchen

oder auch Eis so richtig schiin die Stele

baumeln lassen! Nach der Rückkehr im Hotel

konnte, wer wollte, im hauseigenen Hallen-

bad noch eine Runde schwimmen oder sich

\oerholen. Den schiinen Sommerabend ver-

brachten wir aufder Terrasse. dabei wurden

natürlich wieder Erinnerungen an unseren

Heimatort ausgetauscht. Für mich persiin-

lieh waren die Unterhaltungen sehr interes-

sant, ich hatte ja nur einige Jahre in Festcn-

berg gelebt, \omit konnte ich wieder viel

iiber dieses kleine Städtchen und seine ße-

wohner erfahren.

Den Sonnabend hatten wir zur freien Verfü-

gun(T <resteIlt, aber nach einer Abstimmung ec

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Seite 16 Groß Wartenberger Heimatblatt Nr. Y2003

stand fest. daß die meisten von uns eine

Schiffahrt nach Heidelberg unternehmen

wollten. Der Rest der Gruppe wollte sich

das alte Städtchen Hirschhorn ansehen. Von

Neckarsteinach fuhren wir dann mit dem

Schiff”Alt Heidelberg” und der aufgezoge-

nen Schlesiertlagge. die lustig im Wind

flatterte, los. Es war ein herrlicher Tag mit

Bilderbuchwetter-eine sehenswerte Land-

schaft, der Neckar schlängelt sich an viel

Burgen entlang. die da heiljen: Vorder-.

Mittel- und Hinterburg, Burg Schadeck (auch

Schwalbennest) genannt. Da der Neckar nui

durch Schleusen passierbar ist, war dies

schon sehr interessant.

In Heidelberg - eine alte Universitätsstadt

mithist«rischerGeschichte~angekommen.

trennten wir uns. So konnte sich jeder das

ansehen. wozu er Lust hatte. Denn die Alt-

stadt lädt geradezu zum Bummeln und Ver-

weilen ein. Zur vereinbarten Rückfahrtszeit

mit dem Schiff fanden wir uns alle wieder

ein. Indes fing Petrus fürchterlich zu grollen

an, und wir konnten gerade noch trockenen

Fußes das Deck erreichen, bevor ein hefti-

ges Gewitter über uns hinwegzog und wir

außerdem wegen eines Defekts fast eine

halbe Stunde in einer Schleuse festsaßen.

Wie wir wieder in Neckarsteinach anka-

men. konnte kein Wässerchen mehr den

Himmel trüben. Auf jeden Fall hatten wir

einen ereignisreichen Tag. Unsere andere

Gruppe erzählte uns begeistert von der

Hirschhorner Altstadt und wie sie in einem

Caf6 am Neckar mit Blick auf die vier Bur-

gen diesen Tag abgerundet hatten.

Nach dem gemeinsamen Abendessen lie-

IJen wir den letzten Abend auf der gemütli-

chen Hotelterrasse ausklingen. Wir waren

eine fröhliche Runde, es wurde viel erzählt

und gelacht. Dabei ist dann beschlossen

worden, daß unser Treffen im nächsten Jahr

wieder in Lohr stattfinden wird. Die Fami-

lien Ernst und Gerhard Weber übernehmen

die Organisation und wollen uns überra-

schen. Das Jahr 2004 ist ein besonderes

Jahr, da dann das 20. Treffen gefeiert wcr-

den kann.

Am Sonntagmorgen nach dem Frühstück

war allgemeine Aufbruchstimmung und es

hieß Abschiednehmen. denn es ging wiedel

in alle Richtungen heimwärts. Ich hatte das

Gefühl. dar.3 es allen gut gefallen hat, die

Resonanz war einhellig positiv. Für mich

persönlich waresein schiines Erlebnis, konn-

te ich mich doch mit meinen Freunden aus

der Schulxit in die Festenberger Jugend-

,iaht-c /uriickverset/t fiiblcn.

Nun I'~CLICII wir un\ aufdas %LlsamIncntrcf’-

Ien im nächsten Jahr und hol‘lcn sehr. da13

wir 11115 alle gesund und munter wicder\e-

hen kiinnen. Bärbel Molsen

Zur Bäckerei Gottschling Die Bäckerei Gottschling ist mir in lebhaf-

ter Erinnerung geblieben. Haben doch mei-

ne Eltern. Bauern in Eichenhain bei Festen-

berg, das Brot und die Semmeln von dort

bezogen. Nach Abgabe des Mehls konnten

wir dort unseren Bedarf decken. Nachge-

wiesen wurde das in einem sogenannten

“Brotbüchel”.

Festenberg war etwa 3 km von unserem

Dorf Eichenhain entfernt und mit dem Fahr-

rad in 15 bis 70 Minuten IU erreichen. Ich

hatte damals als Junge oft die Aufgabe, mit

dem Fahrrad und einem groUen Rucksack

die Backwaren LU holen. Es waren meist

drei runde 4-Pfund-Brote. Damit radelte ich

entlang der Negersiedlung (Straße nach

Grollgraben und Eichenhain) in Richtung

Heimat.

Das ganze hatte aber auch eine angenehme

Seite. Im Sommer durfte ich mir nämlich ab

und YU eine oder zwei Kugeln Eis kaufen.

Eine Kugel kostete einen Böhm, so nannte

man bei unsdas IO-Pfennig-Stück. Im Krieg

mußte man dazu Zuckermarken abgeben

( 10 gr.). Aber noch eins kann ich berichten:

Die auf dem Bild Berta genannte war Berta

Pfeiffer aus Grüneiche. Ortsteil von Groll-

graben. Sie war dort in der Backstube und

auch als Verkäuferin tätig.

Bemerken miichte ich noch, daß Bertel

Pfeiffer die Verlobte von Paul Moch aus

Eichenhain war, welcher leider im Krieg

gefallen ist. Über den Verbleib der Familie

Pfeiffer ist mir leider nichts bekannt.

Werner Becker,

fr. Eichenhain bei Festenberg

Frischfeuer Fahrt in unsere schlesische Heimat

Wie jedes Jahr rüsteten auch wir wieder zu

einer Fahrt in unsere Heimat.

Meine Schwestern und ich freuen uns schon

immer sehr darauf. Da mein Sohn Werner

ein großes Auto hat und auch gern in unsere

Heimat fährt, so hatten wir alle (7 Personen)

Platr. und die Fahrt ging am 14.62003 um

4.30 Uhr ab Puschwitz Krs. Bautzen los.

Meine Schwestern kamen mit ihren Män-

nern aus Dresden und waren auch pünktlich

zur Abfahrt da. Wir verstauten noch unseren

Proviant für die Fahrt und ein paar Geschen-

ke für die Polin im Auto.

Die Fahrt ging über Bautzen zur Grenze

nach Görlitz. Nach der Grenzkontrolle konn-

ten wir unsere Fahrt fortsetzen. Es ging

weiter auf Breslau zu mit einer schönen

Sicht auf den Berg Zobten. Zwischen Bres-

lau und Oels machten wir ein Picknick.

Jeder hatte etwas Gutes Lum Essen mitge-

bracht und es schmeckte vorzüglich in dei

schlesischen Natur.

Frisch gestärkt ging die Fahrt weiter. Wir

machten einen Abstecher in die Wallfahrts-

kirche Trebnitz. Es ist eine wunderschiine

Kirche, die man unbedingt. wenn man so

eine Fahrt macht, besuchen mul3.

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Nr. 5/2003 Profi Wartenberger Heimatblatt Seite 17

Weiler gin? die Fahrt nach Fe\tenherg mit

einer kleinen Rundt;thrt und dann nach

Cioschiit/. wo wir liinger vetweilten. In

Goschiir/ bc\ichtigten wir clic Pi’xrkirche.

die wir al\ Kinder Sonntag fiir Sonntag

besuchten. Die Kirche sieht sehr gut aus.

WeitergingdieFahl- nachDrLtmgawe(Wild-

heide). Wir fuhren bis zum Dominiuni

Henke. einst ein staatliches Dominiutn.jet/t

verwahrlost. nur das Herrenhaus steht noch.

Weiter geht es nach Sakrau. wo wir auch

eine bekannte Familie besuchten. die sich

auch sehrgeti-eut hat. Wir fuhren nochdurch

die Orte Droschenschine, Beuschine und

kamen in unseren Heimatort Frischteuer.

unseren Geburtsort. Unser Ziel ist erreicht.

Die Polin in unserem Haus empfing uns mit

einem guten Mittagessen. Wir konnten uns

unser Haus und den Hof ansehen, es ist

traurig. wie alles rLtntergewirtschaftet ist.

doch alles hat sich verändert. sogar unser

Teich, in detn wir als Kindergebadet hatten.

ist mit Biiumen veru achsen.

Mein Schwager, mein Sohn und ich nahmen

dann unsere Fahrräder und fuhren Wqe.

chic u ircinmztl al\ Kindergegangen \incl. die

aber jct/t nicht nlehr /LI bcfhret~ xind. Die

Heimat hat \ich veriintlcr1, aber fiir un\ blei-

ben die ;tllt’n IIrinncrungen. und c\ wird

immct- un\erc Heimar bleiben.

Mit ein paar Geschenken verabschiedeten

wir uns von der Polin und machten uns auf

die Riickreise. tlicse\ Mal ging die Fahrt

über Lichtenhain. wo wir /ur Schule gin-

gen. weiter über Domaslawit/. Goschüt/.

Fe\tenherg. Oels. Breslau nach Ciiirlit/ Iut

Grenrc. Alles ging reibungslos. und glück-

lich waren wir LIIII 22.00 Uhr wieder at

Hause in Puschwit/. Dort sangen wir noch

das Schlesicrlied mit %ieharmonika-Hetlei-

rung.

Und wir verabschiedeten uns. Meine Schwe-

stern mit Männern fuhren wiedernach Dres-

den. Meine Frau, tnein Sohn und ich liel.ien

den Tag bei einem Glas Rotwein ausklin-

gen.

Konrad Dombrowski

mit SchwcQcrn Agnes, Lcnchen.

Ger1rud und Sohn Werner und

Angehiirige

Konrad und 1:rxtla Dombrow\ki konnten

;tm 35.8.3003 das Fest tlcr yddencn Hoch-

/t‘it im Krcix ihrer Idiebcn IL‘ict-n.

Am 13.2. 1930 ~~urilc Konrad in Frixh-

feucr/Schlc\ien ~cboren und \ erlcbtc auch

dot-1 xinc Kinclhcit bi\ 1935.

In1 .Ianua~- 1935 mul.!tc et-die Heinlat \cI.~;I\-

WII. tltc f.lucht bt-:tchLe ihn nach JcUnii/ Kl-x.

ti;ltlr/~rl.

Ihr Icrtl~c Konrad WIW i‘rwla I\cnttctt.

lieben - und 1957 n;w die lloclwcit. Die

Krtinung diaer Iibc war die Geburt \ on

Sohn Wet-tict- und Tochter Inc\. Die h tlnhcl-

kitdct- brachten dem Jubelpaar auch imtnet

Frcucfe in\ Hau.

Wir C;t’\chw iater wiinschcn dem Jubelpaar

alles erdenklich Gute. noch viele gemeinsa-

me. xhiine. gliickliche und gesunde Jahre

in ihrem chiinen. einsamen Häuschen.

In Liebe und Her/lichkcit

dir Geschwister Agne\.

Laichen. Gertrud mit Angehiiriycn

Neues von der Stiftung Kulturwerk Schlesien

Ab 1, Juli 7003 ist die Homepage der

Stil’tung Kulturwerk Schlesien allfc-

mein /ugänglich, Sie bietet neben In-

torrnationen iiber die Sril’tung. ihren

Vorstand und ihre Mitarbeiterauch so-

ehe iiber aktuelle Veranstaltungen LIII~

Ausstellungen des Kulturwerks.

Wir empfehlen Ihnen den Besuch un\e-

rer Internerseite unter

www.kulturwerk-schlesien.de.

Page 18: Heimatblatt 2003 Heft 5 September/Oktober · meiner Mutter das Zimmer teilen und mich ... nur durch eine Glaswund getrennt, findet get-ade eine ... vor ihrer Hochzeit gearbeitet und

Seite IX GroR Wartenberger Heimatblatt Nr. Y2003

“Illcr. Lech und Isar. Irin xtrchcn /Lt der

Donau hin...“einc frühei-eillfeblctttc Schu-

weisheit. Betrachtet man in dieher Hinsicht

fit- den Bereich um Honig die ‘Polnische

Bache’ und das ‘Honiger Waser‘, so ist

sicher. da1.i jene der ‘Bart\ch’ (und diese

schließlich der Oder) iufliel3en.

Etwa\ verwirrender wird es aber. wcml man

sich auf einer genauen topographischen

Karte die Verläufe. besonders die Verbin-

dungen. dieser Gewässer im genannten Ge-

biet anschaut. Greift tnan dazu noch (zum

Vergleich) aufältere “Meßtischblätter” zu-

rück. dann werden, statt deserhofften Durch-

blicks. die Fragezeichen noch gröf.ier. ße-

fragte Zeitzeugen eryählen dazu noch von

der Hoffmann-, Baron-, Zwirner- und

Lehrerschleuse. Ebenso vergesien sie nicht

von den sommerlichen Badevergnügen in

den Gewässern und dem Schlittschuhlattf’~r1

aufden winterta=s/ugel‘rorenen Flutwiesen

Von Suse1 und Kusche1 /LI bet-ichten.

Offensichtlich greift viele\ ineinander und

h ill nachcinnndcr auseinander gehalten

werden. Hier mein Vcr\uch:

Die Zeit vor 1829 Bctrachtcr man die prsttOi\che “llrkarte”

Honig von 1 X20. \o i‘iillt neben der An\ictl-

lttng ein pt-oller Teich tn\ Auge. Er fiihrr die

Ke/ctchttttng “Hammer” und i\t n;rclr We-

\tcn urld Norden cingctleicht. t:\ hantlclte

\ich L\ohl um cincn Hammcrtcich. ctn nngc-

stattlcs (;c\\;i\\er. uas /ti Ketrtcb citic\

U’a~~crraclc\. tritt iletneinc hijl/ctw Nxshctl-

nclle ftttii Hcbcn cina Schlriicdch~trnni~r~

und /ttr Beschul‘fung von Ofenluft (Bla\c-

balg, Luftsack) gedreht wurde. diente. Eine

Schtnel/- oder Hammerhütte ist für Honig

auf dieser Karte aber nicht /Lt finden!

Wasset~ufl~1l.3 erhielt dieser grol.ie Teich von

Westen aus dem sehr nahe vorbeiflielienden

‘Honiger Wasser’ (Mühlbach) über die bei

Sobkc liegende Ratajzik Schleuse’l’unddie

nahe an Dorf liegende Zwirner Schleuse “‘.

Hinter der Letzten erfolgte der Abfluß des

Restwassers über einen (heute verfüllten)

Graben quer über die Hofstelle Kammer,

unter deren Scheune und der Dorfstraße

(Lindenallee) hindurch, um sich weiterniird-

lieh wieder tnit dem Teichuusflullr /um

Mühlbach LU vereinigen.

Im<eiche des Wassers Erkundungen zu Oberflächengewässern in Honig

Franikowski “’ berichtet. da0 ISXI Mathe\

Hain ßcsit/er des Gute\ Honig war. Bei

dem Gute befand 5ich ein bedeutender Ei-

\cnhammcr. von welchem Hain all,jiihrlich

,LI Marttnt der f fert-\chaft Mcd/ibor fiinl’

Wqcn Ei\cn \on ,jc 23 Schienen /in\ai

tiitih2. bl’ie langt2 cficw\ Wei-k Litt&? Lt w. ob

ex nut- ein rctnc\ Hanmcr\tct-h II;I~ Oden-

auch I’ri\chcn d.h. Roheiwi iii Sclitnicde-

clwtl L ctx andcln -- konnte odct- ob t‘\ pl- in

ctncII1 ~iol/hohl~nhochoien die: Vcrhitttttng

h /llL!i in dcr1 liaLlltli~ii~~tttl~~ll \ oi-hom

rlictliictl ii~l~~tl~l~~tl~telll~ i \cih\t Lot-11;111111.

1\t tltlhehatltlt.

Die Zeit nach 1829

In der tol”)~r”phischen Karte \on 1 XX7 ist

der Honiger Hammerteich schon nicht mcht

vet-Ieichnct. An seiner Stelle befinden sich

Weide- und Wiesenfltichen. Ein Verbin-

dungsgraben von der ‘Polnischen Rache‘

attn ‘Honiger Wasser’ ‘51. der exakt det

niirdlichen Deichlinie des ehemaligen

Hammerteiches folgt. ist aber wohl rwi-

schcnzeitlich angelegt worden. Die Frage

nach dem Warum läßt sich auch aus da

Karte beantworten: Im nördlichen Teil von

Honig, am Weg nach Kalkowski. ist aut

dem Gelände der Försterei eine “Sägemüh-

le”(S.M. -siehe Kartenausschnitt-)errich-

tet worden.

Auch eine tnerkliche Verbreiterung des

Mühlbaches bis Lur Brücke, die das

Fiirsterei-Gelände mit dem Kalkowskier

Weg verbindet. ist zu erkennen. Diese Stau-

lone ist heute noch als tieferliegende Weide-

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Nr. 5’2003 Groll Wartenberger Heimatblatt Seite 19

fläche zu erkennen. Eine weitere Einleitung

in diesen Stau erfolgte auch aus westlicher

Richtung, durch die sich die im dortigen

Wald befindlichen Teiche “U und Wasseran-

sammlungen entwässerten.

Mit dem angestauten Wasser, geleitet über

ein Wasserrad, wurde in jener Zeit die Säge

betrieben.

Da das Wasser des Mühlbaches aber offcn-

sichtlich nicht ausreichte um den Stau dau-

erhaft gefüllt lu halten, damit das Sägewerk

industriell - also kontinuierlich - arbeiten

konnte, hatte man die wesentlich meht

Wasser führende ‘Polnische Bache’ über

den eingedeichten Verbindungsgraben “’

angezapft.

Jetzt kommt die Baron Schleuse “ins Spiel“.

Diese lag direkt an der “Anzapfstelle“ und

ist als Querung der ‘Polnischen Bache’ in

der Karte von 1887 bereits kenntlich ge-

macht. Nicht gan/ klar ist allerdings, auf

wen die Namensgehurig dieser Schleuse

zurückgeht.

Ist als Erbauer der HerLog Wilhelm von

ßraunschweig-Oels gemeint?

Er hat wohl die “Brettschneidemühle“ LU

Honig errichten lassen IX’, wie er auch viele

andere Aktivitäten “’ - wenn diese sich

“rechnen” IieBen - /ur Vermarktung des in

der Herrschaft Medzibor bestehenden Holz-

reichtums befiirdert hat.

König Albert von Sachsen, sein Erbe und

Freiherr Richard von Buddenbrock-

Hettersdorf ““‘, in deren Händen sich die

Herrschaft Medzibor immer nur kurzzeitig

bePand, haben sich nur mit der Veräußerung

und Teilung der übernommenen Liegen-

schaften abgegeben. Es ist nicht bekannt,

daß sic hier industriell arbeitende Wirt-

schaftsbetriebe gegründet haben.

Oder ist der Freiherr Daniel Heinrich von

Diergardt der Namensgeber? Die Honiger

Brettmühle scheint bereits im Herbst 1886

in seinen Besitz übergegangen zu sein, als er

die Waldgüter Suschen, Kotzine. Kalkowski

mit Wilhelmshütte, Niefken und Mariendorf

aus der Buddenbrock’schen Teilung für sci-

ne Frau Agnes von Klitzing erwarb.

Wahrscheinlicher ist letzteres, denn wenn

man (auch in späteren Jahren noch) von den

Eheleuten Diergardt sprach. so bezeichnete

man diese allgemein als “Baron/Baronin”.

Zurück Lur Baron Schleuse selbst: Die Rest-

wssser der ‘Polnischen Bache’ fielen im

weiteren Verlauf über einen kleinen Was-

serfall in eine (heute noch vorhandene) Sen-

ke. die sich - je nach Wassermenge - zu

einem Badeteich für die Dorfjugend anfül-

len konnte. Die ‘Bache’ durchflol3 diese,

über Kalkowski und Surmin. vorbei an

Mariendorf, der Bartsch zu.

Die Zeit nach 1887

Nur ca. 100 m llu0aufwärts. vor einer Bie-

gung, befand sich die Hoffmann Schleuse

““. Diese Anlage konnte die ‘Polnische

Bache’ anstauen und deren Wässer auf die

Wiesen von Kuschel/Suscl, alsodas ehema-

lige Hammerteichgebiet. Iciten. Sicher ge-

Schah das 7ur Zeit des “Wasserbetriebs” der

Honiger Stigemühle nur nach Absprache”“.

Folgt man dem Verbindungsgraben nach

Westen. so findet man. nicht weit vor sei-

nem Eintritt in den Mühlbach (Honigei

Waxscr), eine weitere Schleusenanlage -

die Lehrer Schleuse. Hier konnte der Vcr-

bindungsgraben aufgestaut werden. Oher-

halb in Ftießrichtung rechts befand sich eine

Einlal.%vorrichtung. Durch Entfernen eini-

ger Einlagebretter konnte jetxt das aufge-

staute Wasser in die Suselwiese in Richtung

Dorfschule abfließen. Auf dem Weg dort-

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Seite 20 Groß Wartenberger Heimatblatt Nr. 5/2003

hin füllte es eine Wiesenmulde. Dieses Ge-

wässer diente den Schulkindern Sommer-

tags als ungefahrliehe Badestelle. Die klci-

ne Senke war nicht tief und eine Durch- ” . .

\trömung konnte durch Offnen der Ver-

hindungsyrabenspei-re verhindert werden.

Über die (oder besser unter der) Hofstellt

Gonschorek “” liefen die Was93 dieses

“Lehrerfließes” unter der Dorfstmlle het

wieder in den Mühlbach ab.

Die Wasserverhältnisse in 2003 Alle Schleusenanlagen sind, und das nicht

erst seit kurzer Zeit, außer Betrieb!

Das “Lehrerfließ” ist als solches nur noch an

wenigen Stellen zu erkennen. Die heutigen

Inhaber von Gonschoreks Stelle brauchen

auch keine Angst vor “nassen Füßen” mehi

/u haben, denn die Seitenschleuse am Vcr-

bindungsgraben ist verstopft worden und

nur noch mit grolicr Mühe im Gestrüpp /u

erkennen. Auch den niirdlich der Dorfstral.le

liegenden Abf1ul.i dieses Astes des Honigei

Wassersystems kann man nur noch crah-

nen. Die Wiesen im Bereich des früheren

Hammerteiches und spateren “Winter-

bewässerungsgebietes” 4nd stark vcrwil-

dert. werden aber weiterhin als Weide gc-

nut/t. Nördlich des eingedeichten Verbin-

dungsgrabens liegen bebaute landwirtschaft-

liche Nutzflächen.

Die Ableitung von der Zwirner Schleuse /UI

Kammersehen Stelle ist verfüllt und das

Ablaufrohr. das unter der Scheune hervor-

tritt. verstopft. Damit ist auch die von Paul

Kammer mit so viel Mühe in den Fließ

hineingebaute natürliche Milchkühlung (in

der Scheunenecke) au0er Bctrieh. Jenseits

derDorfstra&e ist der Verlaufbis ami Mühl-

bach iiberhaupt nicht mehr a~~/~~na~l~tn.

Auch an der Ableitung der Wasser der ‘Pol-

nischen Bache’ in den Verbindungsgraben

hat es griilScre Veründerungen gegeben.

Etwa SO m l‘lußaufwiirts der Hoffmann

Schleuse hat man der ‘Polnischen Bache‘

eine neue (begradigte) Richtung gegeben.

Somit ist die Hoffmann-Schleuse heute ein

Teil des Verbindungsgrabens. Die Haupt-

wassermenge der ‘Rache’ fließt unreguliert

durch das neue Flußbett ab. Folglich liegt auch

die Baron-Schleuse auf dem Trockenen!

Von ihr ist nur noch ein dürftiger Mauerrest

(meist zugewachsen) m erkennen. Der

“Wasserfall”und weitere Baulichkeiten sind

wohl lugeschüttet.

Der somit abgesperrte Altarm der ‘Polni-

schen Bache’ mit der Bademulde steht, ist

sommers total vermückt und verlandet lang-

sam...

Schlull An dieser Stelle möchte ich meinen Reise-

gefährten, den noch in Honig geborenen

“alten“ Honigern, für die Nachsicht und die

Mühedanken, die sie meinen vielen Fragen

zu den beschriebenen Sachverhalten ent-

gegengebracht haben. Gerne denke ich auch

an unsere samstagnachmittäglichc Exkur-

sion ins “Reich des Wassers” zurück, bei

der uns Ruth Kulosa führte. Dabei wurde

meiner Schwester Brigitte. meiner Cousi-

ne Gudrun, meinem Vetter Manfred und

mir, den irgendwo in Deutschland Nachge-

borenen, so manch neuer Blick auf Bege-

benheiten und Ereignisse eriiffnet, die wir

bisher nur aus Erx$hlungen kannten.

Alfred Leider

Anmerkungen: ( 1 ) Rat-jzik-Schleuse = benannt nach einem

polnischen Landwirt. der entweder nach

der Aufhebung des Rittergutsbezirkes

Honig im De/. 19 IO oder nach der Entste-

hungderRepublik Polen 1919/7O(undde~

Abtretung des Honiger Gebietes an diese)

die Landwirtschaft des ehemaligen Vor-

werks Sobke übernommen hat.

(2) Zwimer-Schleuse = benannt nach dem

Honiger Land- undGastwirtZwirner. hin-

ter dessen Hofstelle sich diese Schleuse

Lur Befüllung des Hammerteiches (und

spüter der Winterteichgebiete) befand.

Heute ist auf Zwirners Anwesen ein

Futtermittelwerk angesiedelt.

(3) Franrkowski. Josef: Geschichte der freien

Standesherrschaft. der Stadt und des

landräthlichen Kreises Groß Wartenberg:

Breslau 1912. s. S. 322

(3) Leider. Alfred: Vom Eisenerz im Winterteich-

gebiet der Polnischen Bache; in: GroR

Wartenberger Heimatblatt. Nr. 4.3001, S. S-7

(5) Mühlbach = Honiger Wasser: betrieb an

seinem Oberlauf in Kenchenhammer be-

reits (wohl ab der Mitte des 19. Jahrhun-

derts) eine Kommühle und entwässert, zu-

sammen mit der Polnischen Bache, in die

im Norden befindkiche Bartschniederung.

(6) Waldteiche: Weiße Kehle, Karfreitags-

kehle, Raben Kehle

(7) Bei der Besichtigung im Reiche des Was-

sers waren die Eindeichurigen des Verbin-

dungsgrabens immer noch gut LU erkennen.

(8) Im Schlesischen Güteradreßbuch, Ausg. 3

von 1886. als ßrettschneidemühle benannt.

(9) I-.ß.: Suschenhammer (Frischfeuer. Züin-

hammerwerk); Glasfabrik Wilhelmshütte

bei Kottowski; Hol&qerplätze (Suschen,

Kiefernkretscham): befestigte Straße von

Oels nach Kottowski...

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Nr. 512003 Groß Wartenberger Heimatblatt Seite 2 1

(l0)Richard Freiherr von Buddenbrock- Hettersdorf; damals Landrat in Polnisch Wartenberg (Groß Wartenberg), hatte zusammen mit einem Konsortium die Herrschaft Medzibor von König Albert von Sachsen, dem Erben des Vorbesit- zers Herzog Wilhelm von Braum- schweig-Oels (i 18x4 zu Sybillenort b. Oels), erworben und aufgeteilt. Das Rittergut Honig mit dem Vorwerk Sobke (ohne die Brettschneidemühle in Honig) und ein kleineres Waldgebeit des Gutes Niefken hat er für sich helbst in Besitz behalten.

( 1 1 )Der Name dieser Schleuse geht auf die Landwirtsfamilie Hoffmann aus Honig (Hofstelle westlich des heutigen Futtermittelwerkes - Zwirner - gele- gen) zurück.

(12)Erst ab l904/05 wird das v. Dier- gardt’sche Sägewerk in Honig als rei- nes “Dampfsägewerk” bezeichnet und betrieben.

(l?)Gonschoreks in Honig (an der Schule) betrieben ein Lebensmittelgeschäft und Landwirtschaft.

Zum Geburtstag im September gratu- lieren wir: XO. am 1.9. Elli Langegeb. Müller, Kirchstr.

41. 99765 Windehausen, fr. Bischdorf 66. am 2.9. Ilse Bartmuß geb. Mahler,

Rheinefahrtstr. 100. 062 17 Merseburg, fr. Klein Kose1

80. am 4.9. Else Poschlod geb. Schegke. Heiligenthul, fr. Groll Wartenberg

76. am S.9. Gerhard Galinsky, Bergring 5. 84347 Pfarrkirchen. fr. Rudelsdort

83. am 6.9 Alfred Sperling, Uttershausen. Waberberg, fr. Suschenhammer

73. am 6.9. Irmgard Raasch geb. Stach. Bahnhofstr. 9,39 175 Biederitz, fr. KotLine

67. am 6.9. Werner Bunk, Aselebener Weg 15. 063 17 Erdeborn, fr. Kotzine

95. am 7.9. Herbert Simon, Aufder Brache X, 5 1766 Engelskirchen, fr. Neumittel- walde

8 1. am 8.9. Marthel Metzger geb. KubitLa, Holderweg 13. 7 1540 Murrhardt- Fornsbach, fr. Schönsteine

X7. am 9.9. Ruth Gebhardt geb. Win- schiers, Seniorenzentrum St. Martin, Vorstadtstr. 70. 978 16 Lohr, fr. Neu- mittelwalde

XO. am 11.9. Bernhard Padrok, Reisweg 39, 72768 Reutlingen, fr. Schlottental, Kr. Groß Wartenberg

86. am 12.9. Max Wahner, Stettiner Str. 2, 42859 Remscheid

82. am 12.9. Ruth Beck geb. Urban, Dorf- str. 10, 39590 Herne, fr. Buchenhain

77. am 12.9. Hanna Drews geb. Hampfler, Buschstr. 84. 47877 Willich-Anrath, fr. Neumittelwalde

XO. am 13.9. Elfriede Krüger geb. Kleinert. Dissenchener Str. 76A. 03042 Cottbus, fr. Ostfelde

81. am 14.9. Margarethe Koschollek. Haller Str. 10. 90419 Nürnberg, fr. Festenberg

75. am 14.9. Luzia Ortner geb. Lidzba. Manholding 1. X3339 Chieming. fr.

Schleise 8 1. am 15.9. Frau Maria Fijrster. Klosterbusch

34. 04703 Leisnig, fr. GroH Woitsdorf 71. am 16.9. Hildegard Schipke geb.

Skiebe. Ortander Str. 14. 01561 Thien- dorf, fr. Lichtenhain

75. am 17.9. Ursula Schmidt geb. Becker. Unterland 3, 39439 Warmsdorf, fr. Ei- chenhain bei Festenberg

74. am 17.9. Hans Albsmeier, Hermann- Hahn-Platr 17, 81377 München. fr. Rischdort

7 1, am 17.9. Anni Nottrodt geb. Jendricke. 99092 Erfurt: fr. Neurode/Buchenhain

92. am 18.9. Anna Basedow geb. Kosiol. Ginsterweg 9, 22880 Wedel. fr. Neu- mittelwalde

7 1, am 19.9 Elli Ulbricht geb. Gensel, An der Collmermühle 9, 04758 Neubiihla, fr. Rübenfelde-Groß Woitschdorf

74. am 20.9. Else Thiemann geb. Pomoitz. Adenoyser Str. 4.3 1 17 1 Nordstemmen, fr. Ostfelde

73. am 21.9. Hildegard Okaniek geb. Pryybilla, Turnerstr. 29 1.28779 Bremen, fr. Neumittelwalde

96. am 22.9. Heinrich Hoffmann, Alten- heim St. Elisabeth, Ebern, fr. Festenberg

78. am 24.9. Helene Herzau geb. Gasa, Dorfstraße, 06268 Steigra, Kreis Quer- furt. fr. Neumittelwalde

77. am 25.9. Erich Ringeltaube, Kheren- hüller Str. 8, A-9800 Spittal/Drau. fr.

Ostfelde 78. am 25.9. Hubert Mundry, Zweibach-

egge 32, 25279 Essen, fr. Schleise 8 I am 2X.9. Fritz Mohr. Kanonierstr. 16,

76 IX5 Karlsruhe XO. am 28.9. Lydia Oberndorffgeb. Orywal

(Milde), Blumenthalstr. 7,523 1 Düren. fr. Neumittelwalde

70. am 28.9. Manfred Peter. Mahndorfer Str. 27a, 3XX20 Halberstadt. fr. Festen- berg

77. am 29.9. I?l&iede Günther geb. Schwarz. Carl-Thiesen-Str. 8.95460 Bad Berneck. fr. Groll< Woitzdorf, Kr. Groß Wartenberg

95. am 30.9. Paul Mosch, Pfr. i. R.. Marstall- str. 30, 76227 KarlsruhelDurlach. fr. Honig

X7. am 30.9. Willi Weidel. Liegnitzer Str. 5. 84028 Landshut. fr. Festenberg

75. am 30.9. Gretel Sturm geb. Schubert. Baumgarten 3.39240 Klein Rosenburg, fr. Ostfelde

75. am 30.9. Heinz Schubert. Am Rande1 4. 292 IX Schiinebeck/Elbe. fr. Ostfelde

6X. am 30.9. Margarita Hanusch, Am Hang 3. 0 1462 Mobschatz, fr. Trebnitz

Zum Geburtstag im Oktober gratulieren wir: 7 1. ;1111 1. IO. Günther Skiba, Hauptstr. I 17.

63486Bruchköbel,Tel.O61 8117 34 91, fr. Kunzendorf

80. am 2.10. Anna Weinert geb. Mar- schallek, Altenzentrum St. Martinshof. Hannoversche Str. 1 18, 30627 Harm»- ver. fr. Kunxndorf

7 1. am 3.10. Karlheinz Iwanski, Holr.hal- denstr. 4. 88069Tettnung. fr. Groll War- tenberg

82. am ‘5.10. Elli Lendeekel geb. Con- schoreck. Bremen, fr. Charlottenfeld

80. am 5.10. Lieselotte Stanze1 geb. Horning. Hundsfüllig 19, A-4142 Hof- kirchen, fr. Neumittelwalde

70. am 5. IO. Klaus Mann, Einhorn-Apo- theke. Alleestr. I IO. 46049 Oberhausen. fr. Neumittelwalde

90. am 6.10. Meta Hojetzki, Fuhrberger- Str., 30983 Großburgwedel, fr. Klein

Schiinwald 96. am 7.10. Berta Fiehig geb. Lachmann

(Weinberg), Murienplatz 6, 12207 Ber- lin/Lichtefelde, fr. Neumittelwalde

66. am 7.10. Else Schwarzbach geb. Kam- mer, Harthaerstr. 27, 04720 Döbeln. fr.

Krachen 80. am 8. IO. Joachim Wanzek, Von-Elm-

Weg 10,22 1 1 l Hamburg, fr. Kunzendorf 76. amX.10. Joachim Mundry, Box 6, RR 1,

Kirkfield. Ontario Canada, Korn 2BO. fr. Schleise

68. am 8. IO. Edmund Kupiec, Bussard- weg 5. 30827 Garbsen, fr. Neumittel- walde

65. am 8. IO. Brigitte Schnitzer geb. Ohla, Albert-Einstein-Str. 27~. 092 12 Lim- hach-Oberfrohna, fr. Grenzhammer

80. ~19. IO. GeorgSchneider, Eichendorff- str. IX. Tel.: 06 192/434S9,6SX30 Kriftel. fr. Groll Wartenberg

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Seite 22 Groß Wartenbereer Heimatblatt Nr. 5/2003

94. am 10. IO. Hermann Fromm, H.-Scipio-

Str. 3, 34474 Diemclstadt

9 1. at11 10. IO. Margarete Gonschorek geb. Hoffmann. Glogüuer Str. 34. 26YS4

Nordenharn. fr. Rudelsdorf

67. am 10. IO. Hildegard Kujus &. Gier- lach. 01623 Rüsseina, Nr. 14b. Kr.

Meißen. fr. Wildheide

X7. am I 1. IO. MargreteOlomekgeb. Soiha.

Leithenbaucrstr. Y, 84364 Bad Birnbach.

fr. Rudelsdorf

XO. am 12. IO. Martha Kuropka geb.

Pietrek. W.-Frunsc-Str. 24.. 06 130 Hal-

Ic, fr. Kun/cndorf’

70. 3111 12.10. Lea Skudlarek. Uriger Str.

16, 14-17 1 Potsdam. fr. CiroB Wnrten-

berg

73. am 12.10. Marianne Krippl geb. Mah-

Icr, W.-Raabe-Stl-. 26.06 1 IX HallciSaale.

fr. Klein Ko\cl

84. am 9.10. Frieda Born geb. Langner,

Brunnelwcg Y. 93121 Salbweg, fr. Ei-

chenhain

84. am 9. IO. Martha Lemmens geb. Lang-

ner. Altenheim Neandertal, Talstr. 1 XY,

40822 Mettmann, fr. Eichenhain

82. am 14.10. Gerhard Ulbrich, Tarostr. I /

8 IO, 04103 Ixipiig, fr. Neumittelwalde

77. am 14. IO. Willi Pregla. Werner Seclen-

binder-Str. 27, 07747 Jena. fr. GI-013

Wartenberg

7.3. am 14.10. Charlotte Röhr geb. Mech.

Schönrathstr. 14, 52066 Aachen. fr.

Miihlenort

82. am 15. IO. Charlotte Winkler geb.

Trenkel, Reichelsheim, fr. Ossen

73. am 15. IO. Bernhard Gottschlik, Berg-

str. 20, 391 16 Magdeburg, fr. Sandra-

schütz

72. am 16.10. Agate Dellke geb. Soika,

Ebersteinweg 2a, 22455 Hamburg, fr.

Grünbach

97. am 17. IO. Frieda Girsemehl geb. Reip-

rich, Finkenstr. 16, 32139 Spenge. fr.

Rudelsdorf.

70. am 17.10. Zalud Hedwig, geb. Ksoll,

044 16 Markkleeberg. Bornaische Str.

14, fr. Kunzendorf

87. am 18. IO. Else Gräfin von Schwerin (Teh. Bobka, Georgstr. 23,3 167.5 Bücke-

hurg, fr. Neumittelwalde

8 1. am 20. IO. Lydia Knauer-Hampfler. Goethestr. 2 1. 78467 Konstanz/Boden-

sec, fr. Neumittelwalde

75. am 20. IO. Anna Gabriel, Schützenstr.

8. 42283 Wuppertal

8 1. am 22. IO. Irene Wendegeh. Lxhmann,

Franz-Hennes-Str. 24. SO226 Frechen,

fr. Schleise

7 1. am 22. IO. Brunhilde Hessegcb. Petlka,

Mittelgasse 28. 99195 Schloßvippach,

fr. Gosch&/

89. am 23. IO. Alfons Koppe. Lilo-Herr-

mann-Str. 1 1. 99086 Erfurt, fr. Festcn-

herg. Oberring I 19

80. am 23. IO. Celli Scheibe geb. Jakiel.

I.inden\tr. 3Oa. 061 84 Oamünde. fr.

Hischdori

63. am 2.3. IO. Rudolf Marzok. StraDc dcs

1 X. Oktober Nr. 1 Y, 03 IO3 Leiyig

78. am 23.10. (Georg I,aube. Cunostr. 5.

3X364 Schiiningen. fr. Fcstcnbcrg

73. am 33. IO. Inge Kiirner geh. Meister.

Halden\leber Str. IX, 39333 IVCIII-odc.

fr. Ostfelde

70. am 74. IO. Faul blyudry. Teichweg X.

133Y7 RictbcrgiWc~tfalcn

75. 211x1 3.10. Arno Driemel, Neue Sied-

lung 22. 0635 Schal’stlidt, fr-. Neuhiitte

75. am 25. IO Lydia Groll geb. Kolata. Hinterga5\e 50. YY62.5 Rurgwcndcn, fr.

Suschcn

73. all1 25. IO. Margarete Schulz geb.

Frenxl. Am Glaswerk 35, 9x701 Groll-

breitenbach. fr. Groll Wartenberg

80. am 28. IO. Klara Menge geh. Holl‘mann.

Galgcnstr. 38. 604.17 Frankfurt/M., fr.

Neumittelwalde

78. am 2X.10. Hubert Helbig, Friedrich-

Str. 27, 9502X Hof. fr. Festenberg

97. am 30.10. Elisabeth Nelke geb. Knie,

Hauptstr. 66.29364 Langlinpen. fr. Groß

Wartenberg

Nachträglich: 75. am 2Y.h. Edith Schmidt geb. Jendricke.

Zum Kornfeld 15,99 198 Kerspleben, fr.

Neurode/Buchenhain

72. am 24.8. Inge Monser geb. Surek, Weil

am Rhein. fr. NeurodelGoschütz

Goldenen Hochzeit: Herrn Heinz Bobka und Ehefrau am 19.9.03

in Hohenfichte; fr. Neurode

Unsere Verstorbenen: Am 2 1.8.2003 verstarb Frau Charlotte Gerke geb. Langner, fr. Ossen, Kr. Groll

Wartenberg. ruletzt im Pflegeheim ,,Cape

diem”. Humboldtstr. 20, Minden. Es trauert

um sie ihre Schwester Frieda Karnasch

Sie erreichen. die Redaktion von Mo bis DO, von 8.00 bis 13.00 Uhr unterTel:0911/95478-12

Die Vertriebsabteilung errei- chen sie von Mo bis k, von 8.00 bis 13.00 Uhr unterTel:O911/95478-14

Düsseldorf I,iebe Heimatfreundinnen und -freundc!

Nach diesem xhiinen. aber viel ft1 heil.ien

Sommer wollen wir uns alle üiii 18. Oktolw

/um Erntedankfest in unserem Stan~n~lokal

Miin\terxtr, 350 in I~~sscltiorfcc~ieder~etien.

Wir- hoffen, da0 Ihr alle die grol5c Hitze

~~csundheitlich gut übcr~tanden habt. c

Wir feiern diemal auch das 3Ojährigc Be-

\teben der Heimatgruppe in Dii\seldorf.

Also, ,jeder wird hiermit her/lich eingeln-

den.

Und zum Geburtstag gratulieren wir:

79. am 6.9. Ilse Gutsehe. früher Bresla~~:

76. am 12.9. Oskar Menzel. friiher Klein

Gühle:

70. :rtn 15.9. Elisabeth Dahmen, früher

Domaslawiti:

84. äm 17.Y. Margareta Szonn. früher

Liepnitz;

73. am 1 X.9. ,Jutta Reb. früher Hindenburg:

81. am 1Y.Y. Alfred Schmidt, früher Leib

Kr. Sauer;

79. am 2 t .9. Helma Grabs, früher Gottes-

berg:

64. am 21.9. Ursula Hojetzki. früher

Gimmels Kr. Oets;

79. am 28.9, Bernhard Janiets, früher

Grunwitz;

86. am 1. IO. Christine Bargende, früher

Goschütl:

78. am 5. IO. Theo Herrmanns. früher Weg-

berg;

88. am 6.10. Elisabeth Surek. früher

Mühlenort;

77. am 7. IO. Martha Langner. früher Bres-

lau:

79. am 8. IO. Anneliese Czurlok, friiher

Thüringen;

X7. am IO. 10. Martha Krause, früher

Festenberg:

87. am 20. IO. Erwin Walluszyk, früher

Oberstraden;

77. am 26.10. Sonja Lauber. frühe1

Großgollnich:

64. am 27. IO. Gerhard Hoffmann, früher

Sattel;

9 1. am 30. IO. Wilhelm Schady. früher

Suschcnhammer:

67. am 30. IO. Doris Gläser, früher Festen-

herg.

Der Vorstand mit Günter Neumann

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Nr. 5/2003 Gral! Wartenberger Heimatblatt Seite 23

DresdenMeißen Treffen der Heimatgruppe

Am 2 1. Juni fand unser alljährliches Hei- Danach gab CS genügend Zeit zum Reden.

mattreffen wieder in der BahnhofstraBe in rum Neuigkeiten austauschen und um in

Cossebaude statt. Ruhe Kaffee ILI trinken und Kuchen at

Mit 86 Heimatfreunden war wieder eine essen. Diae Treffen werden gerne genutzt.

sehr rege Teilnahme zu verzeichnen. Alle um Neuigkeiten IU erfahren. sich über Ver-

waren gut gelaunt angekommen. und man gangenes ILI unterhalten und Erlebnisse aus-

freute sich. wieder Bekannte und Freunde /utauschen. Einige testeten auch. wie viel

zu sehen. Polnisch \ic noch sprechen konnten. Für

Kurx nach 13.00 Uhr eröffnete Johannes mich (da ich diese Zeit ja nicht erlebt habe)

Hellmann unserTreffen. Er hielt kurz Resü- ist es immer interessant. etwas vom Leben

mee über das vergangene Jahr. insbesonde- früher in Schlesien /u-erfahren. von dei-

re über die gelungene Heimatfahrt im Jahr Arbeit. den Sitten und Bräuchen. von der

7002 xtsammen mit der Heimatgruppe Nie- Vertreibung und der Flucht.

derlausit7. Er gedachte der Verstorbenen Mit mu\ikali\chcr Unterstützung wurdeda

und stellte drei verschiedene Bücher de\ Schlesierlied gesungen, und anschliel3end

Hx/cr Schrit’t\tcllers Lothar Kolk. ~~clcllet-

du, Nani41~i stammt. \or. I>er Titel dic\ct

KGchcrrcthe t\t: “Von SchlcGen gchii\Sl’..

Intcrc5xant I\ 81.. d;r13 die HeimaQi-tippe IIrc+

den/MciIlrcn plant. .Ant’ang Juli Nachen .lah-

res ~4 ~cdzr nach Groll> Wwtcntwrg /LI I’ahrcn.

Da\ wi‘i-den \ rcle gern gchtirt hahcn. denn in

Gcmcirt~chaft rct\t c\ \ich ;iti~~ti&mcr. und

t‘\ rd ‘r‘iir den ein~cineti ;i~icli nicht \o ;u-

\trcngcnd. Bcxonders gel’reut habe tch mtch

Ühcrda~Ciesch~nk vonJohannes Hcttmann,

~~ctche~er~nirals Dank fürdie Fotoarbcitcn.

die ich bei den Heimattrelïen und -i‘ahrten

gemacht hahc, tibet-reichte.

Im Juni cliex\ Jahres hatten 4 Heim&

I’reundinnen kur/ hintereinander ihren 65.

Gchurt\tag. Dies M arcn Dr. Johanna Pol\tet

(geb. Ulbrich) XI\ Sackrau-Wildheide, Re-

nate Mlet/ko aus Rübenfelde, Ruth Kiraly

(geh. Pictronka) aus Groß Wartcnberg und

Hanna Dietze (geb. Patxold) aus Niederstra-

dam. Hierzu unsere herzlichen Glückwün-

sche.

Zum Schlul3 des offiziellen Teiles stiefien

alle mit einem Glas Sekt an.

spielte die Gruppe “Stefan Oswald” /um

Tan/ auf. Diese Gelegenheit wurde dann

reichlich genutzt. und bei giingiger Musik

kam richtig gute Stimmung a~~f.

Wer nicht tanxn wollte. ah sich /LII~

Beispiel Foto\ an. welche die Runclc tnacl~-

ten, unter anderem Johanne\ Hellmanns

Fotoalbum von unseren Heimattreffen.

I)erSchtuBttns~rc4 heutigenTreffensM LIIF

de mit dem l.icd “Hohe Tannen...” eingc-

iliutet. Gegen 17.00 Uhr traten die mci-

\tcn die Heimreise an in der GL’M tl.ihett.

cinctn \chiinen und i‘rohcn Nachmittaf

~crbracht /II haben. An dienet- Stelle da-

hc ich cletn Ehepaar Hcll~mmn iinci clem

Vorstand der He~matgt-uppe l’itr tlic unt‘l--

mitdlichc Orpni~;itioii dic~crTrel’i’t?n nun

schon ühcr viele Jaht-e binweg.

Michael Piet7onh,t ‘

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Seite 24 GroB Wartenberger Heimatblatt Nr. 512003

Wir möchten alle Heimatfreunde recht herz- lich grüßen. Den Geburtstagskindern die besten Glückwünsche, Wohlergehen und Gottes Segen.

September:

74. am 19.9. Elisabeth Tobias geb. Lebek, Herzogswalter Str. 4,01723 Grumbach, fr. Rodenau;

62. am 24.9. Horst Pelka, Antonstr. 3,09 117 Chemnitz, fr. Grünbach;

82. am 25.9. Frieda Klose geb. Tomisch, Lange Str. 7 1, 01 159 Dresden, fr. Mangschütz;

83. am 27.9. Alois Bunk, 01665 Schletta, Nr. 32, Kr. Meißen, fr. Schleise;

41. am 1.9. Michael Pietzonka, Sohn v. Robert, Dobritzer Berg 7 b, 01662 Mei- Ben, fr. Schieise;

72. am 19.9. Käte Wagner geb. Wollny, Am Birkenhain 16, 01689 Weinböhla, fr. Mühlenort;

68. am 30.9. Margaritta Hanusch geb. Guckel, Am Hang 3,01462 Mobschatz, fr. Trebnitz;

67. am 2.9. Bernhard Jäckel, Spenerstr. 1 1 a, 01309 Dresden, fr. Frischfeuer;

80. am 17.9. Werner Riedel, Karl-Lieb- knecht-Ring 9, 01612 Nünchritz, fr. Glogau;

84. am 14.9. Martha Rak geb. Gawol, Moritzburger Str. 90 a, 01640 Coswig, fr. Schleise;

62. am 19.9. Hildegard Lidzba geb. Fußy, Frau v. Johannes, Grenzstr. 47a, 01640 Coswig, fr. Beuthen.

Im Oktober: 65. am 5.10. Katharina Kastner geb. Ruby,

Gartenweg 13, 01723 Wilsdruff, fr. Sanden;

75. am 5.10. Ingeborg Ahlmann geb. Hell- mann, Gut Wildberg, 01665 Wildberg, fr. Niederstradam;

74. am 26.10. Ruth Dietze geb. Kutsche, Beethovenstr. 10, 01640 Coswig, fr. Mühlenort;

7 1. am 14. IO. Werner Becker, Am Pfarr- holz 11, 04720 GroMsteinbach, fr. Ei- chenhain;

69. am 30.10. Manfred Kastner, Garten- weg 13, 01723 Wilsdruff, fr. Neurode;

64. am 22.10. Rita Bergloff geb. Jasef, Schweinsberger Str. 14, 01705 Freital, fr. Rodenau;

78. am 7.10. Elfriede Hoppe geb. Bortke, Teffa 23, 02894 Viekirchen, fr. Grün- bach;

78. am 8.10. Margarete Rämmler geb. Geburek, Beethovenstr. 34, 04564 Böhlen, fr. Festenberg;

Brille Am 21.6.2003 zum Heimattreffen wur- de eine Brille liegengelassen, es war der Tisch, an dem die Festenbcrger sa-

ßen. Wer vermißt eine’?

Telefon 0351/4 53 83 92.

München In der Sommerpause fanden keine Heimat- nachmittage statt.

Vor einiger Zeit fand ich in einem Buch einen sehr interessanten Bericht über den Verbleib der Kirchenglocken von Groß Wartenberg. Der Bericht wird ebenfalls in dieser Ausgabe des Heimatblattes erschei-

nen.

Am Montag, 6.10. sehen wir uns alle zur gewohnten Zeit um 14.30 Uhr im Mühl- dorfer Hof, Ecke Einstein-/Flurstraße wie-

der.

Unseren Geburtstagskindern gratulieren wir herzliehst und wünschen Gesund- heit, Glück und Segen:

76. am 24.9. Ruth Buchner geb. Zapke, Mitterfeldstr. 12, 80689 München, frü- her Schollendorf;

68. am 7.1 1. Elisabeth Sedlmeier geb. Kauka, Bauberger Str. 24b, 80992 Mün- chen, früher Schleise;

73. am 8.1 1. Agnes Weil% geb. Posprich, Beuneweg 13,63683 Bleickenbach, frü- her Geschütz-Hammer;

79. am 12.11. Gertrud Ristau geb. Surowy, Hackmahdgasse 10, 80939 München, früher Wildheide. Herta Kotzerke

Heimattreffen Niederlausitz Mit einem Vers aus unserem Heimatlied: “0, du Heimat lieb und traut...“ eine herzli-

che Gratulation allen Heimatfreunden zu ihrem Geburtstag.

Dein gedenke ich stets gern, oh dir nuhe oder,fern, bleibt mein Flehn zu Gott gewundt, Herr, beschirm mit deiner Hund dich, mein liebes Schlesierland, dich mein liebes Heimutlund. Ganz herzliche Segenswünsche, alles Gute, Gesundheit und Freude.

September 62. am 2.9. Edith Kiepsch geb. Menzel.

Dorf+. 2 1, 04916 Friedersdorf, fr.

Sandraschütz; 7 1. am 7.9. Leopold Lachmann, Weststr. 2

a, 03229 Altdöbern, fr. Dalbersdorf; 67. am 11.9. Maria Nawroth geb. Pfeiffer,

Dorfstr. 53,0493 1 Altenau, fr. Althütten, CSR, Ehefrau von Franz aus Kammerau;

63. am 12.9. Brigitte Bogus, Siedlerstr. 18, 04928 Plessa-Süd, Ehefrau von Horst aus Markusdorf;

68. am 18.9. Hedwig Nawroth, Dorfstr. 1 1, 0493 1 Altenau, fr. Kammerau;

65. am 23.9. Georg Kositza, Saxdorfer Str. 1 a, 04895 Koßdorf, fr. Kammerau;

7 1, am 24.9. Alfred Jeske, Feuerbachstr. 9, 01983 Großraschen, fr. Großräschen, Ehemann von Elli, geb. Nowak aus Mangschütz;

64. am 29.9. TheresiaPfannegeb. Kositza, Briesker Str. 1, 01968 Senftenberg, fr. Kammerau;

Oktober 69. am 10. IO. Eleonore Thorenz geb.

Schnelle aus Sagan, Dissenchener Str. 78, 03042 Cottbus, Ehefrau von Georg T. aus Festenberg.

77. am 12.10. Paula Kula geb. Dubiel, Waldstr. 4, 03130 Spremberg, fr. Görnsdorf;

69. am 16.10. Gisela Mahler geb. Heß, Steindamm 30, 01968 Senftenberg, fr. Senftenberg, Ehefrau von Wilfried aus Bischdorf;

82. am 16.10. Iris Bigos geb. Begga, Drebkauer Str. 3, 03050 Cottbus, fr. Görlitz, Ehefrau von Leo aus Wioske;

66. am 19. IO. Horst Bogus, Siedlerstr. 18, 04928 Plessa-Süd, fr. Markusdorf;

62. am 21.10. Ursula Guroll geb. Jork, B.- Brecht-Str. 29, 02977 Hoyerswerda, Ehefrau von Heinz aus Ottendorf;

74. am 24.10. Hans-Siegfried Kutzner, W.- Pieck-Str. 40, 01968 Senftenberg, fr. Groß Wartenberg, Steinstr.;

68. am 27.10. Gerhard Groger, Schloß- bezirk 3, 03222 Lübbenau, fr. Klein Beuchow, Ehemann von Heide geb. Kuring aus Gr. Wartenberg;

61. am 28.10. Veronika Hanusch geb. Kendzia, Schloß Il,O2953 Kromlau, fr.

Ihr Gerold Mahler Groß Wartenberg, Steinstr.

Liebe Heimatfreunde!

Eine herzliche Einladung an Sie für unser nächstes Heimattreffen in der Niederlau- sitz. Wir treffen uns am Sonnabend, dem 18. Oktober 2003, ab 14.00 Uhr in Sedlitz, Schulstr. 2 (Ev. Gemeindehaus), um miteinander zu erzählen und Erinne- rungen auszutauschen. Wer Bilder von unserer Busfahrt im Juli in die ehemalige Heimat hat, sollte sie mitbringen zur Ansicht und Erinnerung. Denken Sie bitte auch daran - wer das Heimatblatt bezieht, erhält keine besondere Einladung.

Anfragen, Anregungen usw. bitte an: Gerold Mahler, Hauptstr. 11, 01968 Sedlitz; Tel. 03573/79 61 46.

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Nr. 5/2003 Groß Wartenberger Heimatblatt Seite 25

Eine Reise in meine “Kinderheimat“ Schlesien

Heute möchte ich von einer lange vorberei-

teten und mit Spannung erwarteten Reise

berichten. Herr Mahler aus Sedliti infor-

mierte uns itn Januar 2003 über die M«g-

lichkeit. an einer Busfahrt in den Kreis GroB

Wartenberg teilzunehmen. Begeistert sag-

ren wir 711.

Nachdem alle organisatorischen Probleme

überwunden waren, fuhren wir, mein Mann

und ich. Lusatnmen mit SO weiteren Mitrei-

senden atn 6.7.2003 von Cottbus in Rich-

tung ..alte Heimat”, in derjetzt noch ehema-

lige Schlesier. aber überwiegend Polen woh-

nen.

Ich hoffe. daß ich diese Menschen nicht

verletze. wenn ich die deutschen Ortsnamen

(zum besseren Verstehen) verwende. sic

haben jetzt dort ihre Heimat gefunden. und

wir fiihlen uns in Leipzig xt [Iause.

Das Hotel “Perla” in Oels beragen wir am

frühen Nachmittag.

Dann fuhren wir /usammen mit unseret

polnischen Reiseleiterin Wanda nach

Trebniti /ur Besichtigung der Basilika des

Klosters, heute Mutterhaus der Kongregati-

on ßarmherriger Schwestern vom hl. Karl

Borromäus. In der gotischen St. Hedwigs-

kapelle befindet Geh der imposante barocke

Sarkophag der hl. Hedwig.

Wanda und eine Nonne dcs Klosters ver-

amden c\ hervorragend, uns das Leben und

Wirken der hl. Hedwig LU schildern. Für

mich U’;II- es ein be\ondet-\ erhebender Mo-

ment an der Grub\t5tte meiner Namens-

patronin /LI stehen.

Ikr wichtigste Tag un\crcr Reise war Je-

doch der 7.7.7003. clcnn wir fuhren endlich

in miscrc Heimatorte. Unser Busfahrer. Herr

Ulrich Winkler und unsere Reiseleiterin.

Frau Barbara Mathias vorn Reiseclub

Cottbus meisterten an diesetn Tag mit ßra-

vour die nicht immer leichte Strecken-

führung von Ort /LI Ort.

Ich kann es gar nicht schildern. welche ge-

waltigen Emotionen bei den Mitreisenden

frei wurden. als Geh unser ßus den einzel-

nen Geburts- und Heimatorten näherte. Ei-

nige erinnerten sich beim Anblick der Kir-

che an ihre Erstkotntnunion, andere sahen

ihre Schule wieder, in die sie nur wenige

Jahre pchen durften. Wieder andere ent-

deckten ehetnalige Geschäfte, in denen sie

Briitchen kauften oder die Schuhe Turn

Schuhmacher brachten.

Ich selbst bin nach S7 Jahren das erste Mal

wieder in meinem Heitnatort Kun;rendorf

gewe\cn. Dort lebt noch meine Tante Agnes

tnit ihretn Mann Jan und ihrer gr&en Fatni-

lie. Meine Tante arbeitete damals 1946 in

einem polnischen Nachbardorf und hat un-

sere plötzliche Vertreibung in Richtung

Westen verpafjt. denn sie konnte nichtrecht-

teitig benachrichtigt werden. Als sie dann

davon erfuhr. war es ihr in den Nach-

kriegswirren unm@lich. nach/ukomtnen.

So blieb Ge in SchleGen und war dann

einigen Rcpre\salicn ausgeliefert.

Sie ktinnen sich be\rimtnt vorstellen. wie

her/lich ttnd mit vielen Ft-eudentränen das

Wiedcrxhen au\fiel. Es gab \ icl ICI cr/iih-

len. Altes und Neues, von Kindern und

Enkeln, vom Leben in der alten Heimat und

von unserem Leben in der DDR und,iet/t im

vereinten Deutxhland.

Bei mir \chlitgen die Eniotioncn be\onder\

hoch. als ich in mein Elternhaus trat. Die

jct/igc Bcuohnertn war so entgegenkom-

mend und freundlich. uns durch das Haus AI

führen. Mit TCinen in den Augen konnte ich

in alle Zimmer schauen. in denen ich mit

meinen Eltern und Brüdern 6 Jahre lebte. Ex

war ein äußerst bewegender Augenblick.

weil ich auch sah. mit welcher Miihe und

Finanziellem Aufwanddas Haus in Ordnung

gehalten wird.

Nun kann ich sagen. daß es mir besser geht.

denn ich konnte meine geringen Erinnerun-

(ren auffrischen und vertiefen. Ich konnte c mich aber auch vor Ort mit einigen Dingen

auseinandersetren. Es wird sicher noch lan-

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Seite 26 Groß Wartenberger Heimatblatt Nr. 512003

ge dauern bis ich alles für mich verarbeitet habe. So wie mir geht es bestimmt vielen Mitgereisten.

Am 8.7.2003 fuhren wir dann in die Kreis- stadt Groß Wartenberg. Dort gab es Gele-

genheit, das Heimatmuseum, die katholi- sche Kirche, das Schloß oder einfach nur die Stadt zu besichtigen.

Eine besondere Überraschung bereitete uns der evangelische Pfarrer Herr Miller. In deutscher Sprache informierte er uns über die baulichen Besonderheiten und die Re- novierung des evangelischen Gotteshauses.

Er und seine Frau luden uns zu einer wohl- tuenden Tasse Kaffee ins Gemeindehaus ein.

Es gab nicht nur hier, sondern bei allen Ausflügen Gelegenheit, zum persönlichen Gespräch mit den polnischen Einwohnern.

Zusammenfassend mochte ich die Fahrt als einen gelungenen “Ausflug“ in die Vergan- genheit, aber auch in die Gegenwart be- zeichnen.

Besonders beeindruckt hat uns folgendes Erlebnis: Bei unserer Abfahrt winkten uns fremde Polen, alte aber auch junge, freund- lich zu und wünschten uns eine gute Reise.

Großen Anteil am guten Gelingen der Fahrt hat das Ehepaar Mahler, aber auch die Rei- seleiterin Frau B. Mathias und ganz beson- ders der Fahrer Herr U. Winkler. Diesem haben wir es zu verdanken, dab wir wohlbe- halten und gesund wieder zu Hause ange- kommen sind.

Allen Organisatoren ein herzliches Danke- schön sagt Hedi Scholz

Spende für Heimatzeitung “Groß Wartenberg”

30.7.2003 Kurt Wollny, Nürnberg

f 5,oo

Nürnberg Unser Herbsttreffen findet am Samstag, den 18.10.2003 wie immer im “Gasthof Gartenstadt“ ab 14.30 Uhr statt. An alle Freunde der Nürnberger Gruppe ergeht eine herzliche Einladung.

Wir gratulieren im September/Oktober:

79. am 14.9. Margarete Koscbollek; 67. am 11.9. Frau Bystricb, Fr. v. Alfred

B., Schönsteine; 83. am 1 1.10. Herbert Wuttke; 72. am 25. IO. Edeltraud Pioscecny; Herzliche Glückwünsche E.B.

Heimatgruppe Oels-Groß Wartenberg-Namslau

Treffen der Heimatgruppe Oels-Groß Wartenberg-Namslau in der Gaststätte

“India Mahal“ am 12. Juli 2003 in BerlinlAlt-Mariendorf

Beschwerlich war am Samstag, dem 12. Juli 2003, der Weg nach Alt-Mariendorf, einmal durch die “Love Parade“ zum anderen durch Bauarbeiten bei der Straßenbahn. Aber wir Schlesier lassen uns nicht unterkriegen.

Zur gleichen Zeit, als wir in gemütlicher

Runde zusammensaßen, fand in Nürnberg das Deutschlandtreff& der Schlesier statt. Leider fuhr von Berlin kein Sonderbus nach Nürnberg, es hatten sich nur 18 Teilnehmer gemeldet, und so blieb uns eine Teilnahme verwehrt. Hier muß man sich die Frage stellen, wäre es nicht möglich gewesen, einen kleineren Bus zu nehmen oder gar auf die Bahn auszuweichen. Bei 18 Personen hatte es sicher einen Rabatt gegeben, und mit dem ICE kommt man bequem ohne Umsteigen nach Nürnberg.

Wie es in unserer Heimatgruppe üblich ist, gab es nach der BegrüMung durch unseren Vorsitzenden Herrn Form einige Informatio- nen, es wurde auf das Erntedankfest, welches am 26.Oktober2003 stattfindet, hingewiesen. Leiderfielen alle Reisen, die vom Deutschland- haus geplant waren, wegen zu geringer Betei- ligung aus, und so wurde ein neuer Versuch gewagt und auf die Reisen nach Breslau - Glatzer Bergland-Riesengebirge (eine Rund- reise) hingewiesen und auch aufdieSchlosser- fahrt in die niederschlesische Oberlausitz und das Hirschberger Tal vom 29. Oktober bis 1. November 2003.

Nach der langen Anfahrt für einige Mitglie- der stärkten wir uns zunächst bei Kaffee und

Kuchen, es gab Erdbeertortemit Schlagsahne, und dann brachen wir zu einer Wanderung durch unsere drei Heimatkreise auf, leider nur in Gedanken. Viele alte Erinnerungen konnte Herr Form dabei wecken und manches Ver- gessene in Erinnerung bringen. So zum Bei- spiel, daß der Kaiser die Bronze für den Glok- kenguB der katholischen Kirche in Festenberg aus erbeutetem französischen Kanonengut

(1870/187 1) spendete.

Frau Woesthoff berichtete über eine Reise in ihren Heimatort Malen/Kreis Oels und war beeindruckt über die Kommunion, die gerade in Breslau stattfand.

Herr Form berichtete über eine Busreise, eine Tagesfahrt nach Ost-Brandenburg, und es wurde gesungen, wobei uns Herr Alfon Sowa auf seiner Mundharmonika begleitete, und so manches Gedicht wurde vorgetragen. So merk- ten wir kaum, wie die Zeit verging, und es blieb uns nur noch zu sagen: Wir sehen uns wieder am 11. Oktober, am 8. November und am 13. Dezember 2003, jeweils um 15.00 Uhr.

Manfred Form

Die Heimatgruppe gratuliert zum Ge- burtstag und wünscht alles Gute zum:

68. am 28.9. Helga Proske geb. Schumacher (Biesenthal), Bahnhofstr. 74, 16359 Biesenthal;

72. am 1.10. Prof. Dr. Joachim Marcinek, Giesestr. 12-14, 12621 Berlin, fr. SchwirzlNamslau;

64. am 13.10. Irmgard Thobaben geb. Nel- ke, Enkircher Str. 44, 13456 Berlin, fr. Bad Kloster-Lausitz;

74. am 20.10. Harry Proske, Bahnhofstr. 74, 16359 Biesenthal, fr. Galbitz/Oels;

80. am 29.10. Ingrid Behrendt, Moll- nerweg 37, 12353 Berlin, fr. Oels.

Starke Preissenkung Nur noch 9,- f (zuvor 1 S,X £) kostet jetzt jedes der beiden Bücher. herausgegeben von Rudi Maskus: Auch das geschah damals. Hundert Zeitzeugen über Flucht und Vertreibung, 7. Autla- ge, Gießen 2003. Brutale Übergriffe. Gewalt an deutschen Heimatvertriebenen, 5. Auflage, Gießen 3003. Jedes Buch umfaßt 256 Seiten. Zu bestellen bei: Verlag R. Maskus, Hochstraße 13, 35398 GieOen. Telefon und Fax: 06403/2S 46. Keine Versandkosten! Rechnung bzw. Überweisungsschein liegt bei.

Diese Bücher sind bereits stark beachtet worden und haben schon in fünfzehn außer- deutschen Ländern Eingang gefunden. In den USA ist nun das zuerst genannte Buch in englischer Übersetzung erschienen unter dem Titel: This too Happened. One Hundred Witnesses of Exodus, Expulsions and Deportati- on. Hausner Foundation, Oak Brook, 11. USA. Dieses traurige Kapitel darf nicht vergessen werden, damit so etwas nie wieder passiert. Nun kann jeder auch an Angehorige und Bekannte diese Bücher verschenken. Immerhin waren damals nicht weniger als I6,7 Millionen Deutsche vertrieben worden. von denen 2.1 1 I Millionen dabei zu Tode kamen. Dies sind die amtlichen Zahlen. Damals waren die Deutschen nicht nur die Täter, sondern auch Opfer. Diese historische Wahrheit sollte man zur Kenntnis nehmen.

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Nr. 512003 Groß Wartenberger Heimatblatt Seite 27

In eigener Sache!

Liebe Leser der schlesischen Heimatliteratur!

Seit vielen Jahren ist es in unserem Hause Tradition. da8 wir den Abon- nenten der Heimatzeitungen zwei Ka- lender unseres Verlages zum Kauf an- bieten. Sie erhalten im September/Oktober von uns das ,,Jahrbuch der Schle- sier“ und den ,,Schlesischen Kunst- kalender“ zur Ansicht! Es würde uns freuen. wenn Ihnen die- se Kalender gefallen, Sie bringen Ih- nen ein Stück Heimat ins Haus.

Mit dem Kauf der Kalender tragen Sie zum Erhalt der Heimatzeitung bei. Sie ermöglichen es uns. unsere Heimatarbeit fortzufiihren. Wir bitten um freundliche Abnahme. Zur Beza,hlung können Sie den beilie- genden Uberweisungsschein verwen- den. Sollten Ihnen ein Kalender nicht zusagen. stecken sie ihn in das gleiche Kuvert. kleben es zu. vermerken dar- auf ,,Annahme verweigert” und wer- fen den Umschlag wieder in den Brief- kasten. Dadurch entstehen weder Ih- nen noch uns weitere Portokosten. Ihr Heimatverlag

Nachbestellung- (nur solange Vorrat reicht) einfach mit Postkarte an: Helmut Preußler Verlag, Dagmarstraße 8, 90482 Nürnberg, Telefon (09 11) 9 54 78-18, Fax (09 11) 54 24 86

“Breslauer Zentrum gegen Vertreiburigen“ ff

M.L. Breslau . 24. Juli. Namhafte polni-

sche Wissenschaftler. Politiker und Künst-

ler setzen sich dafür ein, im nieder-

schlesischen Breslau (Wroclaw) ein “Eu-

ropäisches Zentrutn gegen Vertreiburigen”

zu errichten. In einem öffentlichen Aufruf

an die europäischen Staats- und Regie-

rungschefs. der dieser Tage im deutschen

Generalkonsulat in Breslau übergeben

wurde. heißt es. es gelte die einmalige

Chance zu nutzen, durch ein solches Zen-

trum den Millionen unschuldigen Opfern

der kriegerischen und ethnischen Kon-

flikte Achtung zu erweisen. Die Grün-

dung des Zentrums wäre Ludern ein Be-

weis für den unbedingten Willen, eth-

nisch begründeten Haß ein für allemal zu

überwinden. In dem Zentrum solle dieser

tragische Aspekt der europäischen Ge-

schichte im 20. Jahrhundert dokumentiert

werden. Breslau sei der geeignete Ort für

ein solches Zentrum, denn uus dieser Stadt

seien im Gefolge des vom Hitlerismus

angezettelten Kriegs seinerzeit die deut-

schen Einwohner verbannt worden, und

diese Stadt sei heute mehrheitlich von

Menschen bewohnt. welche das Regime

Stalins aus anderen Regionen Europas

vertrieben hätte. Die Bürger Breslaus

wünschten, aus ihrer Stadt eine Stätte det

Begegnung und der Versiihnung LU ma-

chen.

linterieichnet haben den Aufruf der ge-

genwärtige Bürgermeister von Breslau,

Rafal Dutkiewicz, sowie zwei seiner Vor-

gänger. der Vorsitzende des Stadtrates,

Stanislaw Huskowski, eine Reihe bekann-

ter Künstler und Historiker wie der Leiter

der Nationalstiftung Ossolineum. Adolf

Juywienko, und der Vorsitzende des pol-

nischen Historikerverbandes, Wojciech

Wrlesinski. Die Unterzeichnergriffen mit

diesem Aufruf einen Vorschlag auf, mit

dem die beiden polnischen Publizisten

Adam Krzeminski und Adam Michnik

undder SPD-Abgeordnete Markus Meck4

vor einem Jahr an die Öffentlichkeit ge-

treten waren. Der Vorschlag, in Breslau

ein europäisches Zentrum LU gründen.

wx damuls uber sowohl in der städtischen

Elite. als auch in der Breslauer Bevölke-

rung mit Zurückhaltung aufgenommen

worden. Der Breslauer Aufruf /ur Unter-

stütxung eines europäischen Zentrums

gegen Vertreiburigen in der nieder-

schlesischen Metropole könnteeinen Sin-

neswandel der städtischen Elite belegen.

;tus: FAZ vom 2S.7.2003

Tägkh such ’ /ch cf<zb ’ und ;Fethe/r In dem Menschen, den ich Iieb:

Doch ich seh ’ nur viel Gemeinheir, Die mir bald das flerz zerbrfcht

Was ich mir erhaftcr vom Leben Wur ein jlidus voll Sonnenschein. Und nun bin ich ganz daneben,

7enn O(sfel hat ein ,Rerz aus Stein,

Langsam schtortiden meine Jahre, Ales, alles geht dahin -

Ich besinn ’ mich mit Atem jzI,I, Und sag: “So hat alles keinen S~inn?~

Drum gedenke deiner Wtirde. Trau >e n/chr dem UngJiick nach

Strd den Busen, nimm die ;Lcürde. Denn das G&%P das isr so nah!

/Ich, jetzt bin ich wieder glücksich. Jauchzen macht ich wie ein Spatz? Sonne, Xond und Sterne Iieb ich Wfeder wie im Xai. mein Schatz!

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Postvertriebsstück B 09656 Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt

Verlag Helmut Preußler Dagmarstraße 8 90482 Nürnberg

Bekannt sind bisher nur drei Fälle, in denen Glocken aus Kirchen des früheren Kreises Groß Wartenberg aull>erhalb Schlesiens nach dem Krieg in der Bundesrepublik Deutsch- land einen neuen Platz fanden. Bereits 1960 berichtete Superintendent i.R. Walter Blech, daß et- in Parensen. KreisGiittingen, seinem damaligen Amts- sitL als Geistlicher ( 194% I9SS), die Mit- teilung bekam, dal.3 sich auf dem Hambur- ger “Glockenfriedhof” eine Glocke aus der alten Festenberger Kapelle befindet. Die Kapelle hesal.3 nur diese eine Glocke. Da c\ eine \ehr alte und wertvolle Glocke war, hat man sie in die Rcihc der C- Glocken eingereiht und dadurch hat sie den Krieg überdauert. Zuerst wurden sämtliche Glocken der A- und B-Reihe eingeschmolzen. Die Glok- ke ist auf seine, Superintendent Blechs Anregung der Gemeinde Parensen zur Verfügung gestellt worden und wurde am 30. März 19.52 ihrem neuen Gebrauch übergeben. “Die Glocke ist der Gemeinde Parensen als Patenglocke übergeben wor- den, bleibt aber Eigentum der Kirchenge- meinde Festenberg und soll dorthin zu- rückkehren, wenn sich das Tor zur Hei- mat wieder auftut“, wie Superintendent Blech dazu schrieb. Die Glocke hat folgende Inschrift: Anno 1655 nach Christi, unseres Erlösers und Seligmachers Geburt, hat der wohledel- geborene, gestrenge, auch hochbenambte Herr Sigemund von Köckeritz und Friedland auf Festenberg, Gr. Sirchen, Linsen und Neudorf, Fürst]. Württemberg Oelsnischer Rat, nebst dessen herzliebsten Ehegenossin, der wohlgeborenen Frauen, Frauen Mariae Köckeritzin, geborene Sauermann Freyen von der Jeltsch, Frau- en auf Festenberg -diese Glocke bereiten und verfertigen lassen, treuliehst wün- sehend, das solche bei reynem (= reinem) Gottesdienste zur Fortpflanzung dessen Ehre unddes allein selig machenden Wor- tes bis zum lieben jüngsten Tage gebraucht werden möge“.

Darunter steht das w,ort Psalm 146 V 1 und 2: “Lohe den Herrn. meine Seele, - ich will den Herrn loben, solange ich lebe. und meinem Gott lobsingen, solange ich hier bin”. Fernerzeigt die Glocke das von Kcickeritz- sehe Wappw und auf der anderen Seite die Inschrift: “Sebastian Giit/ goß mich /u Breslau”. ßei der Tweiten erhalten gehlicbenen Kir- chenglockc handelt es sich um eine Glok- ke aus dem Geläut derC;oschüt/erSchlo~~- kirche. Auch diese Glocke war auf dem Hamburger “(;lockerlfricdhof” dem Schicksal des Einschmcl/ens entgangen. Sie wurde im Jahre 195 1 durch den evan- crelisch-lutherischen Landeskirchenrat in c München als I.eihglocke derevangclisch- lutherischen Kirchengemeinde Edelsfeld, Kreis Sulzbach-Rosenberg (Opf.) /~tge-

wiesen. Die Glockenweihe fand am Oster- sonntag 1952 in Edelsfeld statt. So hat auch diese Glocke eine neue Heimat ge- funden. Die über 200 Jahre alte Glocke wurde 1752 in Breslau von Meister Gottfried Schnellrad gegossen. Sic trägt ein Wappenbild der ehemaligen Eigentümer der Schloßkirche, der Grafen von Reichen- hach-Goschiitz und außerdem den Spruch: “Dem großen Gott zu Ehren, Ia13 ich mich oftmals hören.“ Diese Mitteilung machte der am 2.4.1969 verstorbene ehemalige Gtiäfl. Amtmann Otto Scholz, zuletzt wohnhaft in Winds- hach (Mfr.), Denkmalstraße 14. Zwei weitere erhalten gebliebene Kir- chenglocken sind die beiden Glocken der Groß Wartenbergerschloßkirche. Sie sind bereits über 180 Jahre alt und haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Propst Werner Seibt berichtete darüber: Einer echten Odyssee gleicht die Geschichte der beiden Glocken, die heute im Turm der Preetzer Stadtkirche hängen. Der Bres- lauerGlockengießermeister Johann Krie- ger goß die beiden etwa 28 bzw. 14 Zent- ner schweren Bronzeglocken im Jahr der

französischen Revolution 1789. 127 Jah- re lang läuteten sie vom Turm der evan- gclischen Schloßkirche in Groß Warten- herg. Sie läuteten Lum Einzug der Kiini- gin Luise und /um Kaiser- und Kiinigs- treffen 18 13, LU manchen anderen Festta- gen des Hauses Biron von Curland oder der Stadt Grof3 Wartenberg im 19. Jahr- hundert und wanderten im 1. Weltkrieg 19 16 aufden grol.len HainburgerGlocken- platz. um zu Kartuschhülsen verarbeitet LU werden. Allein ihr Klang und Alter, vielleicht auch der auffallend reiche latei- nische Text auf dem Glockenmantel be- wahrte die beiden Glocken vor dem Ein- schmelzen. 19 19 kehrten die beiden Harn-

burg-Reisenden nach Groll Wartenberg zurück. w~o sie bis 1933 weitere 24 Jahre zu Freud und Trauer läuteten. Als man sie schlielSlich im Januar 1943 wiederum vom Turm herunterholte, glaubte jeder. daß das letzte Stundengeläut auch derendgül- tige Abschied sein würde. Wieder lande- ten die beiden Glocken auf dem Hambur- ger “Glockenfriedhof“ am Freihafen, wo sie erstaunlicherweise erneut vor dem Schicksal des Einschmelzens bewahrt blieben. Seit der Freigabe durch die briti- sche Militärverwaltung im Jahre 1947 sind sie als Patenglocken in Preetz in Holstein zusammen mit dem letzten Pfar- rer von Groß Wartenberg, der seit 1946 an der Preetzer Stadtkirche eine neue Tätigkeit fand. Pastor Seibt ist nun inzwi- schen als Propst nach Neustadt in Hol- Stein gegangen, die Glocken der Schloß- kirche fanden im Turm derpreetzer Stadt- kirche eine vorläufig endgültige Heim- statt. (Nach W. Seibt, Preetz Holstein in Groß Wartenberger Heimatblatt 1965, Nr. 2, Februar) Einsenderin: Herta Kotzerke

Aus dem Buch “Groß Wurtenberg Studt und

Kreis “ , ~usammenRestelltvon Karl-Heinz Eisert,

herausgegeben vonderHeimatkrei.wrgunisation Groß Wurterzberg, erschienen im Karl-Hein:-

Eisert-Verlag, A~fdogYWürtt., 1974.