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Psychische Erkrankungen und Psychische Erkrankungen und christlicher Glaube – Hilfe oder christlicher Glaube – Hilfe oder

HindernisHindernis

Prof. Dr. med. Andreas BroocksProf. Dr. med. Andreas Broocks

Carl-Friedrich-Flemming-KlinikCarl-Friedrich-Flemming-KlinikAkademisches Lehrkrankenhaus der Universität RostockAkademisches Lehrkrankenhaus der Universität Rostock

HELIOS-Kliniken SchwerinHELIOS-Kliniken Schwerin

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Überblick

Bedeutung religiöser Faktoren im Hinblick Bedeutung religiöser Faktoren im Hinblick auf psychische Erkrankungenauf psychische Erkrankungen

Möglichkeiten und Grenzen im Umgang Möglichkeiten und Grenzen im Umgang mit psychisch erkrankten Menschen im mit psychisch erkrankten Menschen im Raum der GemeindeRaum der Gemeinde

Sinnvolle Zusammenarbeit von Seelsorge Sinnvolle Zusammenarbeit von Seelsorge und Psychotherapieund Psychotherapie

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Glaube und psychische GesundheitGlaube und psychische Gesundheit

–Metaanalyse führender Journals von 1978-89 Metaanalyse führender Journals von 1978-89

David B. Larson et al David B. Larson et al (Am J Psychiatry (Am J Psychiatry 1990)1990)

•• Positiver Zusammenhang: Positiver Zusammenhang: 84% der Studien84% der Studien

•• Negativer Zusammenhang: Negativer Zusammenhang: 3% der Studien 3% der Studien

•• Kein eindeutiger Effekt:Kein eindeutiger Effekt: 13% der Studien13% der Studien

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Glaube und psychische GesundheitGlaube und psychische Gesundheit

–Umfrage bei Mitgliedern der Umfrage bei Mitgliedern der American Psychological Association (1998)American Psychological Association (1998)

  

–Religiöse Überzeugungen bei Klienten sindReligiöse Überzeugungen bei Klienten sind

• hilfreich für die Therapie:hilfreich für die Therapie: 53%53%

• eher problematisch:eher problematisch: 14%14%

• weder-nochweder-noch 33% 33%

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Glaube und psychische GesundheitGlaube und psychische Gesundheit

Korrelationen intrinsischer Korrelationen intrinsischer Glaubensüberzeugungen Glaubensüberzeugungen mit mit

-- Suizidrate Suizidrate ((Comstock and Partridge, 1972)Comstock and Partridge, 1972)

-- Drogenabhängigkeit Drogenabhängigkeit ((Loch and Hughes, 1985)Loch and Hughes, 1985)

-- Straffälligkeit bei Jugendlichen Straffälligkeit bei Jugendlichen

-- ScheidungsrateScheidungsrate

-- psychischem Wohlbefindenpsychischem Wohlbefinden (Williams et (Williams et al.1991)al.1991)

-- Lebenszufriedenheit Lebenszufriedenheit (Partnerschaft, (Partnerschaft, Sexualität)Sexualität)

-- Remissionrate von depressiven Remissionrate von depressiven Episoden bei älteren Patienten Episoden bei älteren Patienten (Koenig et al., Am J (Koenig et al., Am J Psychiatry, 1998)Psychiatry, 1998)

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Wie merkt man, dass eine Wie merkt man, dass eine nahestehende Person psychische nahestehende Person psychische Probleme hat?Probleme hat?

Weniger aktiv, weniger Interesse als früher

Sozialer Rückzug

Reizbarkeit, Empfindlichkeit

Selbstvorwürfe, Schuldgefühle

Müdigkeit, Schlafstörungen

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Abnahme der Leistungsfähigkeit durch depressive Störungen

Abnahme der Leistungsfähigkeit durch depressive Störungen

• Leistungsminderung: qualitativ /quantitativ

• Erhöhte Leistungsschwankungen, hohe Fehlerquote, vermehrte Flüchtigkeitsfehler

• Häufiges Nachfragen, Vergewissern, häufiges Kontrollieren

• Hohe Vergesslichkeit, „Zerstreutheit“,

• Vermeidung bestimmter Tätigkeiten und Verantwortungsübernahme

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Beeinträchtigung von Grundarbeitsfähigkeiten

Beeinträchtigung von Grundarbeitsfähigkeiten

• Unpünktlichkeit

• mangelnde Disziplin, vermindertes Durchhaltevermögen

• verspätete Abgabe von Krankmeldungen, unentschuldigtes Fehlen

• ungewöhnliches Entfernen vom Arbeitsplatz

• vermehrte Pausen und Arbeitsunterbrechungen

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Veränderungen im Kontakt

zu anderen Menschen

Veränderungen im Kontakt

zu anderen Menschen

• Anspannung, Blickkontaktvermeidung, veränderte Körpersprache

• Rückzug von Kollegen, Vermeidung von Kontakten

• Kritikempfindlichkeit (nimmt sich alles „zu Herzen“)

• Konfliktvermeidung (traut sich nicht „nein“ zu sagen)

• Eigene Schuldzuweisung („Ich bin eben ein Versager.“)

• Löst bei anderen anfänglich Mitgefühl / Mitleid aus, später eher Hilflosigkeit und Aggression

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Der Hausarzt als erster AnsprechpartnerDer Hausarzt als erster Ansprechpartner

• „Hausarztstudie“ in 400 Arztpraxen (Wittchen et al. 2000): über 10% der Hausarztpatienten leiden unter Depressionen (Männer: 9,4%; Frauen:11,9%)

• 50% der Betroffenen suchen keinerlei Behandlung gegen die Depression auf!

• Was schätzen Sie: Wie hoch ist der Anteil depressiver Patienten in Ihrem Wartezimmer?

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Warum bleiben 90% der Erkrankten ohne ausreichende Behandlung?

Warum bleiben 90% der Erkrankten ohne ausreichende Behandlung?

Depression wird unzureichend behandelt

Viele Betroffene haben Angst, sich in psychiatrische Behandlung zu begeben (vor allem Vorbehalte gegen Psychopharmaka)

Auch bei „geeigneter“ Medikation viele Anwendungsfehler:

unzureichende Aufklärung,

zu niedrige Dosierung,

frühzeitiges Absetzen der Medikation (Compliance-Probleme).

Depression bleibt oft unerkannt

Viele Betroffene erkennen die eigene Depression nicht

Körperliche Symptomatik überdeckt häufig die Depression

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Ausschluss anderer körperlicher Ursachen:

endokrine Störungen (z.B. Schilddrüse)

neurologische Erkrankungen

Viruserkrankungen

Tumore

Autoimmunerkrankungen

medikamentöse Ursachen

DifferentialdiagnoseDifferentialdiagnose

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Aids

Mord

Verkehr

Drogen

Suizid

Todesursachen im Vergleich: 2001

Todesursachen im Vergleich: 2001

(Daten des Bundesamtes für Statistik und BMI)

11000

1835

900

914

7100

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Zusammenfassung: Suizidalität

Suizid geschieht in den meisten Fällen als Folge einer psychiatrischen Erkrankung.

Nehmen Sie Hinweise auf Suizidalität ernst.

Sprechen Sie Suizidalität direkt an.

Ziehen Sie einen Arzt hinzu.

Bei Behandlung der zugrunde liegenden Depression wird auch die Suizidalität abnehmen.

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Stressoren am Arbeitsplatz

Zu große Arbeitsmenge zu komplizierte Aufgaben unklare Erwartungen Ihres Chefs unklare Verantwortungsbereiche wenig Handlungsspielraum zu viele Projekte - Fluktuation der

Arbeitslast Angst vor Arbeitsplatzverlust Konkurrenzdruck keine bzw. negative Rückmeldungen Konflikte mit Kollegen und Vorgesetzten zu viele Überstunden keine Ferien

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Stressoren in Familie und Freizeit

Konflikte mit Partner / Partnerin Konflikte mit Kindern Konflikte mit Freunden Mehrfachbelastungen (Haushalt /

Erziehung / Beruf) --- „Multitasking“ finanzielle Sorgen Mangel an Kontaktmöglichkeiten Aufgeben von Hobbys oder sportlichen

Aktivitäten Vernachlässigung des Privatlebens

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Wer ist besonders gefährdet?

Burnout trifft oft die besten Mitarbeiter Hohes persönliches Engagement im

täglichen Umgang mit anderen Menschen

Hoher Anspruch an sich selbst: „Ich will gut sein - Ich will erfolgreich sein - Ich will es den andern zeigen!“

Sensibilität für Mitarbeiter und Situationen

ethisches Verantwortungsgefühl schlechte Abgrenzungsfähigkeit

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„Sei nicht allzu gerecht und allzu weise, damit du dich nicht zugrunde richtest“

Prediger 7,16

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Erkennen, dass wir auch wertvoll sind, wenn wir an unsere Grenzen geraten sind

Neue Weichenstellung für die Gestaltung des Lebens

Mehr Verständnis für andere Menschen

Tiefere Erkenntnis darüber, was wirklich wichtig ist

Psychische Krise als Chance

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GRUNDREGEL:GRUNDREGEL:

Angehörige sind in erster Linie

MITBETROFFENE

und nicht Schuldige.

Deshalb müssen sie in die Behandlung mit eingeschlossen werden.

Sie brauchen Hoffnung und Unterstützung auf dem schweren Weg mit einem depressiven Menschen.

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Tipps für Angehörige

• Akzeptieren Sie die Depression als Erkrankung!

• Informieren Sie sich über die Erkrankung!

• Ziehen Sie den Arzt zu Rate!

• Bleiben Sie geduldig!

• Überfordern Sie sich nicht!

• Suchen Sie selbst Unterstützung!

• Seien Sie zurückhaltend mit gut gemeinten Ratschlägen!

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Häufige dysfunktionale Grundannahmen

• Ein richtiger Christ dürfte eigentlich gar nicht unter Ängsten und Depressionen leiden

• Als Ursache von Ängsten und Depressionen kommen in erster Linie verborgene Sünden, Unglaube oder Ungehorsam in Frage

• Wer Stimmen hört, ist wohl okkult belastet

• Er/sie müßte sich einfach mehr zusammenreißen

• Psychopharmaka sind schlecht, verändern die Persönlichkeit, machen abhängig, etc.

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Wie wirken sich solche Grundannahmen Wie wirken sich solche Grundannahmen auf die Betroffenen aus?auf die Betroffenen aus?

• „Ich fühle mich dort nicht verstanden“Ich fühle mich dort nicht verstanden“

• „„Ich werde von den anderen gemieden“Ich werde von den anderen gemieden“

• „„Ich spüre häufig einen versteckten Vorwurf“Ich spüre häufig einen versteckten Vorwurf“

• „„Vielleicht glaube ich wirklich nicht richtig“Vielleicht glaube ich wirklich nicht richtig“

• „„Mein Seelsorger gibt sich solche Mühe, aber ich Mein Seelsorger gibt sich solche Mühe, aber ich versage in allem“versage in allem“

• „„Ich bin kein gutes Zeugnis für Jesus“Ich bin kein gutes Zeugnis für Jesus“

• „„Ich bin eine Belastung für die Gemeinde“Ich bin eine Belastung für die Gemeinde“

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Fakten

• Christen sind mit denselben Problemen und Christen sind mit denselben Problemen und Erkrankungen konfrontiert wie andere Erkrankungen konfrontiert wie andere MenschenMenschen

• Jedes psychische Symptom kann eine Jedes psychische Symptom kann eine organische Ursache habenorganische Ursache haben

• Psychische Erkrankungen können Fühlen, Psychische Erkrankungen können Fühlen, Denken, Einsichtsfähigkeit ... und auch den Denken, Einsichtsfähigkeit ... und auch den Glauben beeinträchtigen Glauben beeinträchtigen

• Nicht jede Erkrankung ist heilbarNicht jede Erkrankung ist heilbar

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Wie kann ich mich als Seelsorger sinnvoll verhalten?

• „„So verhalten, wie ich mich auch sonst als So verhalten, wie ich mich auch sonst als Christ verhalte!“ Gal 5: 22-23, 1.Thess Christ verhalte!“ Gal 5: 22-23, 1.Thess 5:14-165:14-16

• Dasein, Zuhören, Ermutigen, Trösten, Dasein, Zuhören, Ermutigen, Trösten, Begleiten, BetenBegleiten, Beten

• Auch ermutigen, ärztliche und ggf. Auch ermutigen, ärztliche und ggf. psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmennehmen

• Kenntnisse über psychische Störungen Kenntnisse über psychische Störungen aneignenaneignen

• Grenzen erkennen und auch Grenzen setzenGrenzen erkennen und auch Grenzen setzen

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Häufigkeit von ZwangshandlungenHäufigkeit von Zwangshandlungen

0 20 40 60 80

Waschen/Waschen/

Reinig.Reinig.

KontrollierenKontrollieren

WiederholenWiederholen

ZählenZählen

OrdnenOrdnen

SammelnSammeln

AndereAndere

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Typische Inhalte von Zwangsgedanken

• Kontamination, Verschmutzung:Kontamination, Verschmutzung:

„„die Türklinke ist mit HIV verseucht“die Türklinke ist mit HIV verseucht“

• Aggression: Aggression:

„„ich werde mein Kind erstechen“ich werde mein Kind erstechen“

• Zufälliges Unglück, Versagen:Zufälliges Unglück, Versagen:

„„ich könnte jemanden mit dem Auto anfahren“ich könnte jemanden mit dem Auto anfahren“

• Sozial unangepasstes Verhalten:Sozial unangepasstes Verhalten:

„„ich werde etwas Obszönes tun“ich werde etwas Obszönes tun“

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Häufig gestellte Frage:

• Hat sein Glaube ihn in die psychische Erkrankung getrieben?

• Ist der Patient ein Opfer seiner „religiösen Gemeinschaft“ geworden?

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Skrupulosität in der christlichen Tradition

• Ignatius von Loyola: Ignatius von Loyola: 2 Pole der Gewissensdeformation:2 Pole der Gewissensdeformation:

„„abgestumpft“ versus „skrupulös“ abgestumpft“ versus „skrupulös“ – „„aus einer kleinen Sache zu viel machen“ („kleiner Stein“)aus einer kleinen Sache zu viel machen“ („kleiner Stein“)

– „„Sünden sehen, wo keine sind“Sünden sehen, wo keine sind“

– Sünde zu groß, kann möglicherweise nicht vergeben werdenSünde zu groß, kann möglicherweise nicht vergeben werden

– Sünde wider den Heiligen GeistSünde wider den Heiligen Geist

– Sünde aus Schwachheit wider besseren WissensSünde aus Schwachheit wider besseren Wissens

– Sündige Gedanken erfordern ständiges Beichten/BetenSündige Gedanken erfordern ständiges Beichten/Beten

– Übersehen von Sünden wegen mangelnder GewissenprüfungÜbersehen von Sünden wegen mangelnder Gewissenprüfung

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Skrupulosität in der christlichen Tradition

• Therapeutische Grundsätze (nach Ignatius von Loyola)

„AGERE CONTRA“– Tue, was du eine kluge Person tun siehst– Folge den Anweisungen deiner geistlichen Lehrer –

auch gegen dein Gewissen– Gehe den schwierigen Situationen nicht aus dem

Weg– Wenn dein Gewissen sagt: ‚tue es nicht‘ – dann tue

es gerade– Wiederhole keine ritualisierten Handlungen,

wiederhole nicht dieselben Bekenntnisse

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Kooperation zwischen Seelsorger und Therapeuten ist sinnvoll

– Therapeut

kann nicht alle verschiedenen Glaubensrichtungen und Glaubenspraktiken überblicken: Problem der Abgrenzung von Zwangssymptomen und allgemein akzeptierten Praktiken

– Seelsorger

kann bei Unkenntnis die Störung verschlechtern

(wiederholte Rückversicherung, „Befreiungsgebete“) und zur Chronifizierung beitragen)

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Fazit

• Lebendiger Glaube ist mit einer Vielzahl von positiven Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit verbunden

• Lebendiger Glaube ist kein sicherer Schutz vor körperlichen und psychischen Erkrankungen

• Seelsorgerlich-diakonisches Handeln darf nicht die ärztliche Behandlung behindern oder verzögern

• Der christliche Glaube ermöglicht sowohl dem Helfer als auch dem Betroffenen zusätzliche und tiefergreifende Möglichkeiten von Heilung und Veränderung