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    Europa ill1 10. J hrhundertArchaologie einer Aufbruchszeit

    Internationale Tagung in Vorbereitung derAusstellung "Otto der GroBe, Magdeburg und Europa"

    Herausgegeben von Joachim Henning

    VERLAG PHILIPP VON ZABERN . MAINZ AM RHEIN

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    JOACHIM HENNING, FRANKFURT AM MAIN

    Der slawische Siedlungsraum und die ottonische Expansionbstlich der Elbe:Ereignisgeschichte - Archaologie - DendrochronologieAls Heinrich 1. in den Jahren 928-929 die militarische Offensive gegen die astlich de r Elbe siedelnde n Slawen einleitete, die dann unter Otto clemGroBen zu ersten Ansatzen eines Aufbaus staatlicher un d kirchlicher Strukturen in diesem RaumfUhrte, muB es nach AlIssagen de r Schriftquellenhier bereils cin dichteres Netz von Burgen gegebcnhaben. Bci de n Kampfen urn die Orte ~ r a n d e n b u r gGana in Daleminzien , Prag un d schlieBlich bei Lenze n ging es um Burgcn, urn slawische Burgcn.Die Archiiologie hat solche Anlagen in groBer Zahlerschlossell. Es handelte sich urn I3urgwalle inHohen- oder in Niedcrungslage, mit einer ringformig-geschlossenen oder einen Gelandespornabtrennemil>n Holz-Erde-Mauer untcrschiedlicherKonstruktion, manchmal mit einer vorgeblendt.:tenTrockenmauer (Abb. 1) . Und auch auf sachsischerSeite gab es nach Auskunft der archaologischenun d de r Schriftquellen Burgen, die in dieser Zt'itZiel der Angriffe der Slawen (z. B. Walsleben ill derAltmark) oder auch der Ungarn (z. B. Puchau ander Mulde) waren . Widukind von Corvcy schreibtbekanntlich Heinrich I. umfangreiche lnitiativen ineinem gegen Normannen, Ungarn und Slawen gerichteten I3urgenbau zu .1

    Bei der Erforschung von Verfassung und Sozialgeschichte der Slawen hat die Frage des slawischenBurgenbaus stets cine zentrale Rolle gcspidt.Gntnd dafiir ist zum einen die grofsc Zahl und dieIcichte Auffindbarkeit dicscr Objekte, die bereits im19. Jahrhllildert Aktivitiiten Zll ihrer Erforschungauf sich gezogen und praktisch die erste sichcrl'Identifi z ierung von Altertiimern aus de r slawischenBesiedlungszeit des astlichen Teils DClitschlands ermaglicht haben. 1m Vcrlauf des 20. Jahrhundertstrat ein weiterer, eher geschichtskonzeptionellerAspekt hinzu . Jewcils von einzelnt.n Zweigen lIer

    deutschen landesgeschichtlichen, dann auch derarchiiologischen Forschung wurde se it den 1930erJahrcn cine Auffassung aufgegriffen und nach 1945weilcrentwickelt, wanach der Bau von Burgen liefin die germanische bzw. slawische Friihgeschichtezurtickreiche und ein sicheres Indiz fur das jahrhundertelange Vorhandenscin bestimmter Artendes Adels und der Herrschaft sei. Sowohl im Be-reich der archaologischen Forschungen zur SoziaJgeschichte der Germanen hat dies eine - letzt lichvergebliche - Suche nach schr friihen Uberrestendes Burgenbaus, zum Beispiel in der Gertlllll1illlibernwahrend deT rc)mischcn Kaiserzeit,2 i1usgelast alsauch in de r slawischen Archaologie, die den Bauvon Burgwallen bcreits mit friihslawischl'n Hinterlasscnschaften des 6./7. Jahrhunderts in Ost- undMitteleuropa in Verbindung brachte und der Erscheinung eine AusbTeitung von Ost- nach Mitteleuropa bis in die astlichen Randgebiele des frankischen Reichl's wahrend de r spiiten Vi:ilkcrwanderllngszeit zuschreiben wollte.]

    I Die Tl:'ndenz zlim verstarkten, lilnd l:'ssichernden Bur-gl'nbau ist ;edoch alter: s. dazu Henning 1997b.Mildenberger 1'::178 .

    3 Die von der ostellrop;lischen Forschung lange vermittellen sehr frlihen Datierungen slawisc\wr Burgenin dils 6./7. Jahrhundert (z. B. Herrmann 1%7; Szy mi1l1ski 1983) haben schlil:'lSlich selbst im Westen dieSicht bdordert, daB cs in der iistlichen Zone des Frankl'nreichcs Zl i einer durch Burgen gesichcrten slawischen Einwanderung gekoll1l11en sci , ctwa in Oberfranken (Losert 1991), westlich der Niederelbe (Wachtl'r 1994; Laux 1985, 11) und wcstlich der Elbe llmMagdeburg sllwie westlich der Saalc (I3rachmann197H). Die Tendenz gt:ht allerdings auf altere Wurzelnzmuck (Pcterst.'n \

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    132 JOACHIM IIENNING

    Abb. 1 SlIft/ellell, Nieder/allsit:. RekollslTllktiollszeicllllllllg der Bllrg d t ' ~ f r i i h e n 10. Jahrlllllld,rls. Sc/l/litt du/'ch die WIII/l l l l l l la ill /{ustko/lslrukti(J/lallfgnmd des Grabllllgsbeflllldt's.

    Fortschritte bei de r archiiologischcn Erforschungvon Burgen im slawischen Siedlungsraum ostlichder Elbe, vor allem die bedeutend verbessertenDatierungsmoglichkeiten dank del' Dendrochronologie:1 zwingen uns dazu, von diesem Bild Abschied zu nehmen, die Rolle des fruhen Burgenbausbei den Slawen neu zu definieren.

    Scit der klirzlich erfolgten Vorlilge del' Dendrodalenaus dem fruhmittelaIterIichen Burgwall von Brandenburg durch K.-U. lieuBner und Th. Westphal'v.urde unvem1ittelt klar, dillS diese von Heinrich I.eroberte Anlage keinesfalls ein jahrhundertealtesHerrschaftszenLTInn der !-leveller darstelltl', gegri.inddschon in de r Einwandcrungszeit de s 7. Jahrhunderts, sondern dalS man die Burg bum erst 10 Jahrevo r Heinrichs Angriff erbaut hatte. Fast identischeDaten hat de r unwcit Brandenburg, cbl'nfalls an de rHavel gelegene Burgwilll von Berlin-Spandau erbracht. Auch er ist nicht - wie zuersL angenommenim 7. Jahrhundert, also uber 200 Jahre vo r Heinrich J., sandern fast zeitgleich mit der Brandenburg,das heilSt eben falls nur rund 10 Jahre VOl ' Heinrichs

    Angriff auf das !-Iavelgebid erbaut worden. Einiihnliches Datum hefertc dn ostlich a n s c h l i e f ~ e n d eBurgwall von Berlin-Blankenburg, del' wahrscheinIich schon im Sprewanen-Gebiet lag.

    Auch bci de n Burgen, die im sachsischen Raumerrichtet wurdcn, ist ein Umdcnkcn notig. NilCh de rdendrochronologischen Datierllng verschiedenerRingwaUe, zlIm Beispiel del' Stcllilburp/' sowie del'Westbllrg am Kudensee im Raum Ditmarschen/des Ring\",alls von HoUcnsledt bei HamburgS sowiedes ki.irzlich neu entdeckten Ringwalls im Stadtgebiet von Osterburg in del' "ltmark,'" steht zwcifels-

    1940) un d fand nach 1945 cine gewisse Fortsetzung,z. B. in Schleswig-Holstein (L1ngenheim 1955).I l-lenning/lleuBner 1992, llenning/Westph.ll 1999,

    Herrmilnn/lleuBner 1991.5 Zu de n folgcnden Diltienillgen: HcuBner/Westphal

    1999.b Laggin 19H9.Frdl. I-linwcis von D. Meier (Kid).11 Ahrens 199H.q Schwarz 19911.

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    DER 51 AWISCHE SIED1.LNGSRAUM OSILlCH DF R HIIE 133

    Abb. 1 S i i c h . ' i ~ c h { ' Krieger ""wachen illl IT/IIIC11 10 . /lIhrlllllld..,.t eille (1/1 cler Saale gcleSe1lt' BllrS da 51I1WCIIX,.CIIZt'. Um dlls Klll/llrgefiillc:1I,j5dlt'll dell Gml:mlchlem IIl1d delll imllllS"il'i:;sclI DlIllkel hI'S,,"dt'll Slml'c/lxC/.iel :11 bt'/Ollt'll, :cigt dit'5e Sclllcll,"c1,darstd/zII1X 'illS dell 1930crJahTL7Z elllt'll BlIrgmtyp mit "';"/I/,;rldlt'1Il Qlllld"nllalwriCerk il l clltil'icte/ta 51"l1llllct:It'dmik, 11'it' es 11m illl (lst/id,l'll Delllsdl/mld erst Tlmd200 Jahre sl'iilcr ~ g e l l t ' 1 1 Ilal.

    frei fest, daB mit den slawisehen Ringwallen fastidentisehe Anlagen \V'lhrend de r gesarnten Ottonenzcit aueh (lUf sachsisehem Cebiet existierthaben. Fri.illl'r war man eher geneigt, die frlihmittelalterliehen Ringwalle dieses R.1Umes mit denSaehsen vor Karl dem CrolScn Zl I verbinden lindmit de n Fr,lI1ken cincn steinernen Fl'stungsbau 'Illfkommen Zl I lassen. Heute kann als sieher gel len,daB sieh an Elbe lind Saale keine I inie ottonischcrSteinburgen entlangzog, \'on denen die Crenzwachter aufmcrksarn in das barb,uische Slawl'nland schautt:n, wie es cine Sehulbuchdarstellungalls denllJ30er Jahren nahelegt (i\bb. 2)JlI und \viees bis in jungste Zeit noch bisweilcn in Faehdarstellungen anklang. Erinnl'rt sci hier nur an die immernoeh in de r Literatur vl'rankertl' Meinllng, derHolz-Erde-Ringwall unter der in Stein gcballienHildagsburg bei Wolmirstedt-Elbeu sei slawischvorkarolingisch und erst die darllber erbaute Stl'inburg oltonisch, obwohl das Fund- lind Befundmaterial hier cine eindcutige Sprache spricht.1l

    AlIS de r enormen Zahl fri.ihmittelalterlicher Burgen, die nu r aufgrund ihrer Holz-Erde-Konstmktionsowie von FlInden bestimmter Keramiktypcn alsslawisch gedclItl't wurden, sind mit Sicherheit zahlreiche Objekte als "saehsisch" im politischen Sinneauszugliedern. Die besonders fiir das 10. Jahrhundert zahlreieh in den Schriftquellen genannten siichsisehen Burgen des Elbe-Sa.lIc-Raumes (Abb. 3) waren von den slawischen kllnstmktiv kaum untersclwidbar und mi.issen uberwicgend auf die archao-

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    (!]lun9.ltt

    Abb. 3 KnTolillgisc1IC wId o//onisclze 811rgf/l illl flbe-Snale-Rallmall/gnmd illTer Erslcnviillllllllgcl/ ill scllTif/lich

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    DER SLAWISCIIE SIEDLUNCS[{AUM bSTLICH DER EI.BE 135F r i r n g ~ s c h i c h t 1 i c h t Durgtll c1tr Nitdtrlausitz

    artilliolo&,sch, dendrochronologUch undarchaobotnnisch ontersuchl (DFG- I'rognunm)r:-. nur archliubotani,che Untonuchane\! I vurgo hen (DFG-Programm)

    UntersurhUJti .uJI.rhalb des Programms(archaoloKisch und .T. dendrochronologisch)Obj.kt horb- odec spatmirtelalterli'hweite," Bure'w:Ule mit mittelsl",,;scher Keramik : k.ine Unlersuchung miillllrhIlonaue lage and Charakter unbekannt

    Abb. 4 Die friihgescliichtliche Bllrgelllalldschafl dcr Nieder/tll/sitz. Arcilii%gisciJcr F o , . ~ c l l l l I I g s s t a l / ( l .

    Untersehiede zu den zahlreiehen Burgen im [nnernder Niederlausitz selbst erkennen. Letztere sindallerdings ausnahmslos kleiner und befinden siehin Niederungslagen, wahrend die Anlage von Gehren auf einem Endmoranenhohenzug ilm Randede r ausgedehneten Niedemngslandschaften derNiederlallsitz errichtet wurde. Die Ringwalle imInnern der Lausitz sind im Untersehied zur siichsisehen Burg Gehren offenbar mehrheillich - illlChpolitisch - den slawischen Lusizi zllzllordnen, denndie Holzeinschlagdaten fUr den Bau dieser Burgen(Abb. 5) zeigen gerade jeweils vor sachsischen Aktiolll.:n gegen die Lusizi, so 932 unter lleinrich I.und 963 unter Markgraf Gem, einen starken Anstieg. Diese Burgenbaugipfc1 konnen nu r als fortifikatorische Aufrusttmgsphascn vor den drohenden sachsischen Angriffen inlerpreliert werden. Esscheint kein Zufall Zl I sein, daH sich urn das Jahr de rKonigswahl Heinrichs I. (919) in de r Niedcrlausitzein enormer "Bauboom" bei den Burgen zeigt.Heinrich hatte ja bereits zuvor als Hcrzogssohn

    liureh Kampfe gegen die den Lusizi unmittelbar benachbarten und zeitweilig verbiindeten Daleminzern auf sich allfmcrksam gemacht und diesen eineMitschuld an den Ungarneinfiillen zugesehrieben.Was bald naeh seiner Kr6nung geschehen wlircie,konnte man sich leicht ausrechnen und !(istePraventivmafSnahmen aus.

    Zwar liegen die genauen politischen Ursa chennir den in der Niederlallsitz ohne Wurzeln in deriilteren 200jiihrigen slawischen I3esiedlung urn 890vollig unvem1ittelt einsetzenden Burgenbau nochim dunkeln,18 doch zwingen die Dendrodaten bereits heule dazu, von einer Datienmg des sogenannlen Bayerischen Geographen, der von 30 civita-tes der Lusizi bcrichtet, in seiner Gesamtheit in das8. oder fruhe 9. Jahrhundert Abstand zu nehmen. w

    Vg!. clazu Henning 1997b.19 Einc solchc Fri.ihdatienlllg hat die Jandesgeschichtlich

    orientierte Forschung (Fritze 1982, mit Literatur) auf-

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    136 JOACHIM HENNING2016 --- WK + KSG (DulchschniHI,. _ ._ ._ ._ .- WK,. . ..._ ......... KSG

    1: 122C 10

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    DEI( SI.AWISCHF. SIEDI.UNGSRAUM bSTLlCH DER EllIE 137das letzte Orittel des 10. Jahrhundl'rts verweisen,kommt man angesichts von Funden sekundar inder Burg verbauter Holzer des Tempels nieht umhin, de n Bau der Burg - wenigstens in einer zweitenBauphase - erst in die Zeit urn oder nach 983, de mJahr de s groBen Slawenaufstandes gegen die ottonisehe Hcrrsehaft im Norden, zu setzen .Oer in GroB Raden vermittelte Eindruek cinerengen Bindung von Hauptbauphasen des Burgcnbaus an die politische Geschiehtc erhartet sieh angesichts einer Gesamtauswertung der Dendrodatenaus BurgwillJen ostlich von Elbe und Silale (Abb. 7)getrennt naeh de m Raum Mecklenburgs im Vergleich zu Brandenburg/Niederlausitz. Das 10. Jahrhundert als Periode der milWirischen Expansionder Gttonen in den slawischen Sied lllngsraum stelltsich hierbei als die absolute Kulminationszeit desslawischen Burgenbaus dar. Seine Bindung an diepolitische Ereignisgeschichte liegt zweifelsfrei aufder Hand. Die Burgenbaugipfel im Norden und imSiiden unterscheiden sich auBerdem signifikantund offenbar nicht zufallig. 1m Siiden (Gipfel BlindD) gehen sie unmittelbar den bercits erwahntenAktionen von Heinrich I. (928/29 und 932) gegenHeveller, Daleminzer lind Bahmen sowie kurz darau f gegen die Lusizi lind dann dem groBen Zug desMarkgrafen Gero erneut gegcn die Llisizi sowie Sclpoli bis in die Zentren Polens (963) voraus . Aueh imNorden s tehen sie in einem ganz offensichtliehenzeitlichen Zusammenhang mit de n beiden graBlenmilitarischen Konfrontationen in diesem Raum, diein die gro{5c Schlacht Oltos I. gegm die Slawcn ander Raxa (955; Gipfel C) sowie den grol5en Slawenaufstand (983; Gipfel E) mundeten. Neben Grog Ra-den trill das Baudatum urn 983 in Form zahlreicherDendrodaten in den z.T. groBflaehig arehaologischunterslichten Burgen von Behren-Li.ibchin lind vonVipperow hervor. 25 NUT schwach, aber immerhinmit einigen Daten, spiegeln sieh illl Rallm Meeklenburgs die frankisch-slawischen Auseinanderselzul1-gen (Wilzen, dann Obodriten) der Zeit vor 800 bisetwa 850 wider. Fur diesc Periode bl'legen auch dieSchriftque\len die Existenz slawischer wie frankischer Burgen besonders im Raum zwischen Unterelbe und Wismarcr Buehl. 50 wird von einemdanisch-wilzischen Vorgehen gegen die Obodritenberiehtet. wobei die Oiincn nach Lmdllng an de robodritisehen Ki.iste 808 mehrere slawisehe Burgeneroberten (et Inml l l captis aliqllod SclIlVOrl/1II cl/stellis)un d bci der Belagerung eincr wciteren Burg (illobplIgllatiolll' wisdom "ppidi) schwere Verluste erlit-

    Anzah! Dendrodolen (WKIKSG)50 '____-r .... - - - - - - - " - T ..--,

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    600 700 800 900 1000B r U c ~ e Sukow:0Burgan M9C\deOburg: um 800 urn 950 @ urn 980

    1100A.D.

    Burgan SrondenburgINieder1ousrtz:

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    138 IOI\CHIM HENNING

    N

    NKIRCHENl1RREN-STEI

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    DER SLAWISCHE SIEDLUNGSRAUM OSTLICH DER ELSE 139frankische Anlage bisher nicht sicher identifiziertwerden. Dendrodaten aus der Bauzeit von BurgenOstholsteins, wie Lubeck (818), Scharstorf (835),Bosau (837) und neuerdings IIow (840) spiegelndiese Kampfe unmittelbar wider.29

    Die Dendrodaten des Moorweges von Sukowkonnen nicht fur eincn Burgenbau im 7. oder friihen 8. Jahrhundert in Anspruch genom men werden, da der erst auf die Zeit urn 747 daticrbare Baudesselben zunachst mit einer unbdestigten Siedlung aus de r Einwanderungszeit auf einl'm Sandhorst in der feuchten Niedenmg zu verbinden ist.Die handgemachten unverzierten GefalSscherbenaus dieser land lichen Siedlung, die hier im Verbandmit Formen des reich verzierten Feldberger Keramiktyps auftrcten, wurden namengebend fUr denTyp de r Sukower Keramik. Eine erste Erneuerungdes Moorweges (Phase 2) erfolgte offenbar einfachdurch AbriB der alteren Trasse und Neuverlegungder alten Bohlen, wobei die Grundierung des Moorweges verbessert wurde. Die Dendrodaten sindfolglich mit der Phase 1 identisch und lassen niehterkennen, wieviel Zeit verging, che dieser Ausbesserungsvorgang notig wurde. Erst nach der Zerstorung der offenen Siedlung wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt auf die alten Kulturschiehtende s Sandhorstes ein Burgwall gesetzt. Die bis dahinherangewachscne Machtigkeit der alteren Kulturschichten wa r teilweise betrachtlieh. Die illte Trassedes fruhen Moorweges wurde mit Sand und Erdedammilrtig aufgcschiittct und erneut mit Holz belegt. Da naeh der Zerstorung cler Burg keine erneute Nutzung des Pli1tzes erfolgt ist, muB diesl'Naehnlltzung der alten Moorwegtrasse auf jedenFall mit der Burg in Verbindung gebracht werden.Leider blieb kcin Holz auf der Dammhohe erhalten.Der Burgwall hat offenbar nur sehr kurze Zeitbestanden und zu keiner sichtbaren A l \ s p r ~ i g u n gciner neuen Kliiturschicht in seinem Inneren gefiihrt. Eine hypothetische Zuordnllng zu der um800 entstandenen fruhen Burgengruppe bildet dilher nur den friihestmoglichen Zeitansatz. Die Anlage konntc auch 110ch deutlich spater entstandensein.3

    A/lb. 8 Grabungs/lcfimd der slnwischCII Siedi1mg bei LiibbellSteillkirchen, Nietit'rlallsitz.A/lb. 9 RekonSimkliollszeicJlIIlIIlg tier sl(l{oisciwll Sire/11m.\( bl'iLii/I/len-Stdllkirchm, Niederlal/sit=.

    Grul1dsatzlieh kann nicht ausgesehlossen werden, bzw. dieses ist sogar anzunehmen, daB die slawisehen Oberschichten den Burgenbau besondersin Kriegszeiten organisiert und bef6rdert haben.Das dendrochronologisch erwiesene zyklische undzeitlich begrenzte Auftreten zahlreicher Burgen imsli1wisehen Raum verbietet es jedoeh, in diesen Anlagen shindig bewohnte Orte ciner slawischen liindlichen Adelsschicht zu sehen. Langer dauerndepolitisehe und okonomische Herrschaft ist nur anwenige groBe slawische Mittelpunktsburgen, wieetwa die Oldenburg in Holstein,3] etwas spater die

    29 leh danke K.-U. HeuBncr (Berlin) fur den Hinweis, daBes sich bei de m Datum zur Burg How um cin Waldkantendatum handelt, wahrend andere fiir diese Anlagehervorgehobene Daten (F. Liith in: J6ns/Li.ith/MiillerWille) wecler tiber Waldkante noch Kernsplint-Grenzeverrugen. Sie k6nncn cine spckulativ friihe Datierungvon llow nicht stiitzen. Zu den iibrigen Daten: Henning 199H.

    JO Gegen die von J. Herrmann in: Herrmann/HeulSner1991 vertretenc Datienmg der Burg in das 7. Jahrhun-dert vgl. Henning 1998.

    31 Angesiehts der Dendrodatcll aus der Oldenburg(westlichcr Wall: Daten ohne Kernsplint-Grenz(', dieau f Baumfiillungen "friihestens in de r ersten Ilalfledes 9. Jahrhunderts" schlief5en lassen; iistlicher Wall:zwei Daten 866 mit Kernsplint-Grenze) scheint sichdie Notl'vendigkeit zu ergeben, den Ausbau des iiiteren Ringwalles zur "Grof5burg" in die zweite H:ilftcdes 9. Jahrhunderts Cum 866") zu setzen. Oem al terenRingwall (Phasen 1 und 2), der folglich wohl bis in diezwcite H:ilfte des

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    140 JOACHIM HENNINGBrandenburg und dann die Mecklenburg sowie dieBurgwardsmittelpunkte der ottonisch beherrschtenslawischen Gcbiete zu kni.ipfen.

    Strukturen slawischer bndlicher Siedlungcn, wiezum Beispiel jene de s in de r Niederlausitz fast voIlstandig aufgedeckten Wohnplatzes von Li.ibbenSteinkirchen aus dem 9./10. Jahrhundert (Abb.8und 9),32 zeigen im Unterschied zu denen imWesten keine innere Gehoftgliederung, wie sicletztlich die Basis landlicher Grundherrschaft desAdels im Westen war.33 Die homogenen, eher undifferenzierten Siedlungs- un d Lebensformen derSlawcn im land lichen Bereich diirften es erklarcn,daB vor der Periode der hochmittelalterlichen Ostkolonisation de r Gebiete rechts de r Elbe keineadlig-grundherrschaftlichen Verhaltnisse, sondernverschiedene Formen landschafts- und vielleichtortsgebundener Tributherrschaft nachweisbar sind.

    Ein Blick auf friihslawische Fundstellen des 7./8.Jahrhunderts im Magdeburger Umfeld (Abb. lOa)3-1zeigt einerseits die groBe Bedeutung der slawischen Aufsiedlung des Raumes nach de r relativenSiedlungsleere der spaten Volkerwanderungszeit,aber eben auch da s typische Bild ciner au f FluBtalerun d Niederungen begrenzten Bodenokkupationund -nutzung. Die fruchtbare LolSlandschaft derBorde blieb praktisch ungenutzt, was auf dieVerwendung des Hakenpfluges und einfilcherAgrarsysteme bei den Slawcn zuriiekzufi.ihren ist.Hier wurden leiehtere, aber weniger ertragreieheSandbijden bevorzugt.

    Oas Siedlungsbild der spaten Karolinger- undbesonders de r Ottonenzeit (Abb. lOb) zeigt einenradikalen Wandel an. Mit Ausnahme de r Sandflaehen de r Letzlinger Heide nijrdlich von Magdeburg wird jetzt eine flachendeckende Okkupation50wohl der Li.jBbOden im Siiden als auch derschweren Lehmboden im Norden erkennbar.SchriftqueHen bezeugen die grundherrschaftlicheOrganisation dieses Vorgangs, de r sich vor aHemau f die sachsische, in biiuerlichcn Hafen lind D6rfern organisierte Bevolkcrung stlitzte un d in dennachweislich

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    DER SLAWISCHE SIEDLUNGSRAUM OSTLICH DER EllIE 141

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    A/J/J 10 a I/Ild /J Friihmiltelaltalic1le Besit'dllmg im Umfeld POll Magdeburg (gmll; lii!1boden der Magdeburger Borde): (II) F,mds/ellen des7./8. Jalrrill/llderts mit jriilrslawisdler Keramik I/Ild (b) Siedlullgel1 (kleiner Pllllkt) IlIId Bcjesliglmgt'll (grofta Pllllk/) des 9./10. Jalrrlllm-der/s.

    wahrend an Daten ab de m 8. Jahrhundert keinMangel besteht.36Viel fruhere Versuche slawischer Einwande-

    rung un d Integration, die tatsaehlich in das 6. un d7. Jahrhundert gehoren, hat es dagegen an de rbayerischcn und dann an der thiirigischen AulSengrenze des frankischen Reichl's gegeben. Ais imJahre 741 dem neugegrundeten Bistum WurzburgAnteile de r jahrlieh vom friinkischen Konig in diese m Raum erhobenen Abgaben zugewiesen wur-den, miissen - de n spateren Bestiitigungsurkundl'l1zufolge - im Wirkungsbereieh des Bistums nebenFranken auch bereits Slawen gesiedelt und die beide n verschiedenen Volksgruppen rechtlich offenbareinheitlich einem cOllies unterstanden haben.

    150 Jahre zuvor, im letzten Jahrzchnt des 6. Jahrhunderts und bis gegen Mitte des 7. Jahrhunderts,war die Situation an den Ostgrenzcn des Frankenreiches noch eine ganz andere: Milit:lrisch in Kiirnten un d Osttirol erstmals eindringenden Slawenwurde 592 durch den Baiernherzog Tassilo I. unddann durch seinen Sohn Garibald II. nur mit Miihein mehreren, zum Teil vcrlustreiehcn und zeitweilig

    nieht immer erfolgreiehen Treffen eine Abfuhr erteilt. Ahnliches creignete sich wenige Jahrzehntespiiter an de r Ostgrenze in Thuringen. Auch hiermuBten erst empfindliche Niederlagen hingenom-men werden, ehe es 634/35 Herzog Radulf nachvielen Zusammenst61Sen gelang, militarisch aufReichsboden vordringende Sbwen zu besiegen.

    Was jene in den Schriftquellen vermerktenKricge nieht erreiehen konnten, muB irgendwann inder Zeit bis zu r Grundung des Wurzburger Bistumsdennoch zustande gekommen sein, niimlich derEintritt von Slawen in die Grenzen des Frankenreiches lind schlieBlich deren Ansiedlung. Leider fehlen hir diesen Vorgang zeitgenossische Naehr iehten

    3h Diese Vcrschiebllng de r slawischcn Einwandcrung indas ostliche Deutschland in cine fast 200 Jahre jungereZeit (werst: I-ienning 1991a, ders. 1991b) hat heftigeKontroversell ,1lIsgelost (Herrmann in: Herrmann/l-IeuBner 1991), gilt heute aber naeh Vorlage zahlreicher nellcr fruhslawischer Dendrodaten als gesichert(Biermann /Dahlitz/ HettBner 1(99).

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    142 JOACHIM HENNING~ ~ 7-;3 ~ ~

    \ ~7. - Anfang 9. Jahrhundert n. Chr. ;( (

    3 0 0 ~- - ~

    Abb. 11 Friihmilldalterliclle Gmbfzmde ",i/ lkigabe einer Bogensichd. Kilr/ierl isl lIier die Zei/cbene dcs 8. lind friihen 9. la/If/lIlnderts. il ltier eillc AI/sbrcillmg tier Zlloor illl 6./7- lallrllllllderl nllr illl mittlercll Donal/mulII verbrei/etell Sitte I1l1ell Siitiosten (unlere Do/wit) lindNordwesten (Bay!.'"" Tlliiringen) begillllt.

    der Schriftquellen vbllig. 630/31 sollen zwar vonalamannischcn lInd langobardischen Kontingentennach einem erfolgreichen Kriegszug nach BbhmengroBe Mengen (slawischer) Gefangener mitgefuhrtworden sein, lioch ob infolge solcher Aktionenganze Siedlungslandschaften im bstlichen Frankenreich slawisch wurden, erscheint eher fraglich.

    Die fruhe VerbreitlIng von Kulturelementen do-naulandischer Tradition, zum Beispiel del' auch flirden Magdeburger Raum typischen, mit Wellenbandverzierten Keramik entlang der Osttlanke des Frankenreiches (Oberbsterreich, Oberpfalz, Thtiringenun d uber Magdeburg praktisch bis in die Riiume

    l)stlich des unteren Elberaumes), laBt einen SlidNord gerichteten Weg friihen slawischen Eindrin-gens cntlang del' Donal! in die bstlichen Grcnz-raume des Frankenrciches vermuten. Eben dieserWeg bis an die Mittclelbe laBt auch die Kartierungder Sichelbeigabe in Grabem bis zum Anfang des9. Jahrhunderts - eines typisch donauslawischenKulturelements - erkennen (Abb. 11 ).37 Die Bin-

    17 Vom Autor wird zu dieser offenbar vorwiegcnd slawi-schen Grabsitte eine detaillierte 5tudie mit Fundort-katalog tlnd weiteren Kartierungen vorbereitet. Der

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    DEI{ SLAWISCHE SIELJI.UNGSRAU1-.llISTLICH DER EUIE 143dung an fruhkarolingische Waffengraber, wie zumBeispiel im Graberfeld von Marchtrenk, Oberosterreich,38 sowie Grabfunde mit Waffenausstattungenbis nach Thiiringen und den Harzrallm lassendarauf schlieBen, daB diese schon fruh in grllndherrschaftliche Verhaltnisse integrierte slawischeGrenzbevolkerung auch eine Rolle im frankischenHeeresaufgebot gespielt haben mllB39 Hinwciseder SchriftqueJlen auf slawische Teilkontingente inden gegen die Sachsen sowie gegen ostelbischeSlawenstamme operierenden frankischen llcerelegen es nahe, solche bereits fruh in das Frankcnreich integrierte Slawen auch als Besatzungen infrankischen, spaler ottonischen Burgen der iistlichen Markenzone Zll sllchen. Flir MeiBen ist zlImBeispiel die Stationierung offenbar ortsfremder slawischer Reiter bekannt.

    Zeitlich bereits nach de r Aufnahme erster donaulandischer Slawen vielleicht mit einer Art vonF6deratenstatus in die ostliche Reichszone, kam esvon Osten bzw. Sud osten zur Einwandenmg anderer Slawengruppen, fur die Kulturelemente dessogenannten Prager Keramiktyps, verbunden mitBrandbestattung in Urnen und eingetieften Grubenhausem, typisch waren. Dendrodaten deutenauf einen Zeitpunkt fruhesten im spaten 7., cher imfruhen 8. Jahrhundert. An de r thiiringischen GrcnzestieBen diese kricgerischen Slawenverbande auf andere Slawen, die bereits in Thliringen lebtcn unddie, wie es in den SchriftqueJlen heil5t, den Thiiringe m die Treue hielten, also die Grenzc verteidigtcn.Dcr Begriff "Bundnisgenossen" fiillt auch in bezugauf die Obodritcn. die fur die Franken die ni'lrdlichen Grenzen gegen Oanen und Wilzen verteidigen soli ten.

    Die kulturell "slawischen" Ziige ciniger Burgenwestlich der politischen Grenze zwischen dem llstfriinkischen bzw. ottonischen Reich und den freienSlawcn diirfte sich durch die Einbeziehung von 51a-wischen Gruppen in das frankische und ottonischeMilitarwesen sowie durch eine in die landlichcnGrundherrschaftskomplexe de r betreffenden Cebiete intergrierte, zumeist aus dem Sudosten cingewanderte slawische LandbevoJkerung erklaren.

    Solche Synthesesituationen in den Grenzgebietenscheinen vor aHem eiIien ProzeB in Gang gcsetzt zuhaben, den wir jetzt dank der nClIen flachendeckenden Dendrodatierungen im slawischen Siedlungsraum ostlich von Elbe und Saale immer dellilicherverfolgen konncn und der auf cine Rezeption desBurgenbaus an solchen Nahtstdlen durch dit Sla-

    wen hinauslauft. Nicht von Ost nach West, sondernvon Wcst nach Ost verlief die Hauptcntwicklungsund Ausbreitungsrichtung des Burgenbaus. Die altesten Daten fur slawischc RingwaHbefestigungende r Zeit um und bald nach 800 stammen bisJangaus den Gcbieten ostlich der Unterelbe,40 in denendie Obodriten zunachst als "Foderaten" gegen dieOanen und Wilzen in ehemals sachsische, strategisch wichtige Siedlungsraume der Grenzzone eingewicsen wurden und Burgwalle flir den Grenzschutz besetzten und bautcn. Oiese militarischenAnlagen erwiesen sich bald als ein vortrefflichesMittel zum Schutz slawischer Siedlungsraume unddamit hi r die Behauptung eigener Jnleressen gegeniibcr denen, von denen man einst als Pufferstrukturen in den Grenzraumen instalJicrt wurde.Oer gebietsweise ubcr Jahrhunderte erfolgreicheWiderstand de r Slawen gegen eine aus dem Westenangcstrcbte Ausweitung einer tributaren Oberherrschaft nach Osten diirfte im groBen Umfang auf diecrfolgreiche Rezeption des in den Grenzzonenprakhzierten militarischcn Befestigungsbaus zuriickzufuhren sein.

    Ein 1 9 9 ~ 1 9 9 4 durchgefUhrtes gemeinsamesdeutsch-polnisches Forschungsprojekt im nordlichen Masowien, also ostlich der Weichsel, in dessenVcr/auf zehn Ringwalle in NiederungsJage untersucht wurden (Abb. 12), die mit denen an der Westgrenze sla\"ischer Besiedlung nahezu v6Uig identisch sind. ergab auf der Grundlage gewonnener

    Versllch von K. Dinklage (1941,498). die Sichelbcigabe inThiiringen als "germanisch" zu deutcn. erfolgte mitmliglicherweise bewlIgt gefiilschten. sidler aber unzutreffenden Beziigcn zum merowingerzeitlichen Reihengraberfeld von Fallais in Belgicn und mug wahlvor dem Hintergrund des "volkischen" Denkens de rNS-Zeit gesehe n werden. !eh danke G. Gabriel (Schleswig) hir den zuniichst vorliiufigen I-1inweis auf denoffcnbar bisher nordlichsten Nachweis de r Sichelbeigabe alls dem friihmittelalterlichen Criiberfeld inde r Oldenburg, de r den von mir vermutetcn "Traditionsweg" von Wellenbandkeramik und Sichelbeigabebis in die Raume (1stlich de r Unterelbc komplettierenwiircle.

    38 Stein 1967 (Marchtrenk).39 Das Muster dieser Eingliederung slawischer Gruppcnin grundherrschaftliche Organismen wird in cler

    Criindungsurkunde des Klosters Kremsmunster ausdem Jahr 777 deutlich. Vgl. dazu: Tovornik 1988.

    40 Henning 1998a.

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    Abb. 12 SOlldagescllllitl am friillmillcltllterlicilell BllrgwlllI l'D1lWola SZlldlowska, Nordmasowiell (Polell), del' illl Rahmcll eillE'Sdeutsch,poillischm Forsclnmgsprojektes angel!':;:t wurde. Diegeftll1denen Holzreste datierl'll sei//f1l BUll in die ers/ell Jahre des10 . Jllhrlllmderts.

    Dendrodaten, daB auch hier die Burgenbaumethode in der Zeit um 900 und danaeh tliichendeckend zur Anwendung kam.41 Ohne Zweifel bilden dabei die von der Piastendynastie angestrebteBesitzergreifung und die spatere l3esitzsieherung indiesem Raum den historisehcn Hintergrund. Dieauch in Polen immcr haufiger zum Einsatz gelangende Methode dendrochronologischer Daticrungfriihmittelalterlieher Burgwalle hat dort in den letztenJahren das Bild von der frtihmitteblterlichen Entstehungsgcsehichte Polens vollig verandert. Geradedie Befestigurigen der Hcrrsehaftszentren Grogpolens haben sich i.iberrasehenderweise als vieJ spatere Bauanlagen erwiescn, als dies bislang vermutctwurde. Wahrend in den von der piastischen Expansion betroffenen Randzonen schon seit etwa denJahren um 900 Burgen gebauL wurden, kam cin 501-

    cher Vorgang im raumliehen Zentrum der piastisehen Macht erst seit de r Mitte und im weiterenVerlauf des 10. Jahrhunderts in Gang. 42 Das aufstrebende Herrschaftszentrum im Osten wurde jetztzunehmend selbst Ziel auslandischer Militaraktionen, die zunachst aus der sachsischen Ostrnark unddann aus dem bohmisehen Furstentum vorgetragenwurden. Auch hier zeigt sich, daB militarische undpoiitische Ereignisgeschichte den entscheidendenHintergrund des fruhen Burgenbaus im slawischenRaum bilden. Bdestigungen wurden im wesentlichen erst dann gebaut, wenn sie militiirisch undstrategisch notwendig wurden. Mit Ausnahme einiger bedeutender Zentralorte der Furstenherrschaftwaren sie im Fruhmittelalter keine Sitze des Adelszu r eigenen Herrschaftssicherung, sondern eherkurzzeitig genutzte strategisehe Verteidigungspunkte und Militiirlager, allenfalls zeitbedingteGarnisonsorte zur furstlichen oder koniglichenHerrschaftssieherung uber unterworfene Territorien und Sammelpunkte der vom Fursten oderKonig aus umliegenden Landschaften erhobenenTribute.

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    durch einen aus dem Osten kommenden "Integrationsdmck" ausgelost wurde, liiBL sich erst sagen,wenn mehr Angaben zum Burgenbau unmittelbar ostlich de r NeifSc vorliegcn. Die Ausbreitung des landschaftspragenden Tornower Keramiktyps um 900 inder Niedcrlausitz, dessen Protoformen in GroBpolenund Niederschlesien verbreitet Zl l sein schein en.wahrend westeuropaische Beztige ftir seine Erkliimngausscheiden, konnte sich als Zeugnis einer solchenEntwickIung erweisen (Henning 1998c; vgl. auch Dulinicz 1994).

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