Herculestaten auf Münzen des Postumus / Kurt Regling

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    275 PREUSZISCHEN KUNSTSAMMLUNGEN 276

    ON

    Abb. 10 ,Abb. 140

    gestochenen Blatt gleichen Gegenstandes in derervihnten Shakespearefolge ergibt, daB in derAnlage tier Komposition Ramberg von seinemLehrer nicht unbeeinfluBt blieb, in der Aus-deutung der Szene aber im Gegensatz zu ihmnicht das Schaurige und Tragische des Vorgangszu erfassen suchte, sondern uber das Ganze nureine leichte Wehmut zu breiten wuBte. Wo ersich aus seinem Kreise zu befreien sucht, muB eraber unweigerlich scheitern: eine groBe bezeich-nete und 1790 datierte Zeichnung (Kat. Nr. 9430),die Macbeth darstellt, wie er mit Entsetzen denSpruch des aus dem Hexenkessel aufsteigendengekr6nten Kindes vernimmt, wird ihrem Gegen-stande in keiner Weise gerecht.

    K. ZOEGE VON MANTEUFFEL

    MUNZKABINETTHERCULESTATEN AUF MUNZEN DESPOSTUMUS

    Die Heraklestaten auf antiken Miinzen hatBrauer vor einiger Zeit sorgfaitig bearbeitet 1).Einige vom Miinzkabinett in den letzten Jahrenerworbene Stucke der Art, die zu Berichtigungenund Bemerkungen AnlaB geben, seien hier zu-sammengestellt. Es handelt sich zunachst umsolche des Po s t umus, der von etwa 258 bis 268n. Chr. Gegenkaiser in Gallien und den iibrigen1) Zeitschrift fur Numismatik 28, 35 ff. Taf. II-V.

    Westprovinzen war1). Sie sind teils aus starklegiertem Silber (Billon), und der Kaisertragt dannden Lorbeerkranz (Abb. 142-144), teils aus soge-nanntemWeifkupfer, d. h. Kupfer mit einem ganzgeringfiigigen Silberzusatz, der durch Beizen ander Oberflache sichtbar gemacht wird2), sich abernur, solange die Miinze noch unabgenutzt ist,halt; auf diesen WeiBkupfermiinzen tragt derKaiser die Strahlenkrone (Abb. 141). Unbemerktist bisher geblieben, daB auch auf einigen jenerBillonmiinzen des Postumus in den Lorbeerkranzhineingesteckt einige Strahlen sichtbar werden(Abb. 143 und 144)3), denen aber nicht jene Be-deutung als Unterscheidungsmerkmal der Munz-sorten zukommt, sondern mythologische An-gleichung an den Sonnengott, dessen Kultusdamals namentlich im Heere groBe Bedeutunghatte. - Postumus nun bevorzugt in seinen Miinz-bildern den Hercules: einmal haIt er sich zu-weilen selbst als Hercules mit Keule und Lowen-fell darstellen; d an n ahmt er, worauf anscheinendnoch nicht hingewiesen worden ist, in seinem

    1) Uber Postumus' Miinzen siehe de Witte, Recherchessur les empereurs . . dans les Gaules (1868) und Cohen,Medailles imperiales 2. Aufl. Band V (1886). Die Postumus-miinzen mit Herculesszenen hatte de Witte schon in der Revuenumismatique 1844, 330ff. Taf. VIII-X zusammengestellt, da-nach Stevenson, Dictionary of roman coins (1889), 450ff.

    2) Vgl. Zeitschr. f. Num. 29, 138 m. Anm. 1.3) Hinweis von H. Dressel. Auf Miinzen von Perinth hat

    Caracalla den gleichen Kopfschmuck, vgl. v. Sallet, Be-schreibung der antiken Miinzen 1 213, 37.

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    277 AMTLICHE BERICHTE AUS DEN 278

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    Abb. 146

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    Auf3eren, namlich im Tragen eines damals sonstnicht modernen langenVollbartes, den Heros nach,dem ja die Kunst der Kaiserzeit meist die langeBarttrachtverlieh, nachdem in der hellenistischenZeit der unbartige, in alterer Zeit der kurzbartigeTypus beliebter gewesen waren. Auf Abb. 142bis 145 ist das Profilbildnis des Kaisers und desHeros nebeneinandergestellt, wobei trotz gleicherBarttracht der Kiinstler dieser stilistisch fur ihreZeit sehr hoch stehenden Pragungen doch durchdie Art der Langbartigkeit und andere Bildungder Nase, Mund- und Stirnpartienbeide Bildnissevoneinanderabzusondernversteht. E n dIi ch setztPostumus auf seine Miinzen einen vollstandigen

    Zyklus der zw6lf Taten des Helden, densogenanntenDodekathlos1),den diehellenistischen

    1) Uber Heraklesdarstellungen in der antiken Kunst uiber-bhauptsiehe Furtwiingler,Artikel >>Herakles

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    279 PREUSZISCHEN KUNSTSAMMLUNGEN 280Gelehrten in ihrer Vorliebe fur kanonische Fest-legung aus dem reichen herakleischen Sagenkreiszusammengesteilt haben. Von diesem Zyklus er-scheinen auf unseren Abbildungen 141-145 die 6.,10., 11., 12. und 8. Tat'). Die 6., der A mazon e n-k amp f (Abb.141)2),ist abgeschlossen, die Amazoneliegt besiegt am Boden, der Sieger setzt den FuBauf ihren Korperund ist bereit, ihr den Gurtel zurauben, ein Handgriff, der auf sonst ganz gleichenBillonmiinzen (de Witte n. 95) auch angegeben ist.Der Typus kommt auf Munzen nur hier vor(Bruuer S. 66 Typus 5), genau so auf Sarkophagen(Robert Taf. XXVIIIff., bes. n. 112. 116. 120). -Die 10. Tat, die Totung des dreileibigen RiesenGe ry o ne s inGades (Cadix), ist mitten in der Aus-fiuhrungdargestellt (Abb. 142) '): Hercules halt denReliefs 53-55; Fries vom Theater in Delphi, Fouilles deDelphes IV Taf. 76; Ara Giustiniani, Galleria Giustiniani 11135,Benndorf u. Schone, Bildwerke des later. Mus. (1867) n. 459;Relieffragment im Lateran, Benndorf u. Schbne n. 402, RobertS. 143 Abb.; Basrelief (Tavola) Borgia im Mus. Neapel, Abb.Millin, Mythol. Gallerie (1836) Taf. 117 n. 453, auch Roscher,Lex. d. Myth. III Sp. 895 bei >)Omphale

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    281 AMTLICHEBERICHTEAUS DEN 282Hercules (12. Tat, Abb. 144)1) die Apfel der Hespe-riden: er steht - vom Riicken gesehen, was atifMunzen ungewohnlich und hier noch nicht be-merkt worden ist - neben dem Apfelba=m4vondem die Schlange tot herabhangt, auf der anderenSeite steht die eine Hesperide mit staunenderGe-barde, von den beiden anderen sieht mandie Kopfe.Diese auf Miunzen seltene Szene (Brauer S. 90Typus4) wiederholt sich auf Sarkophagen (Robertn. 106 a. 113 und bes. genau n. 120, der Held auchhier vom Riieken gesehen).

    Schon der erste Herausgeber des Sarkophagesbei Robert n. 120,2),F. M-atz,hat S. 263/4 bemerkt,daB gerade dieser - und nur er - mit dem vonPostumus verwandten Darstellungszyklus aufs ge-naueste stimmt. Da weder Robert noch Brauernoch irgend jemand anders diesen Hinweis auf-genommen oder naher ausgefiihrt hat, komme ichhier auf ihn zuriuck. Ich wiederhole in Abb. 146die Zeichnung des Sarkophages auf RobertsTaf.XXXIII und verweisefiurdie Ubereinstimmungder 6., 10.,11., 12. und 8. Tat auf Abb. 141-145,fur die der anderen Abenteuer auf die Abbildungenbei de Witte: n. 96. 100 Lowenkampf (der Held istnurauf d i e s e m Sarkophage links gewandt wie aufden Miinzen); n. 68. 69 Hydrakampf; n. 67. 367.368 Hirschjagd (der linkeUnterarm des Helden, dernach der senkrecht stehenden Stange des Geweihsgreift, scheint auf dem Sarkophage nicht erhaltenzu sein); n.91 Eberfang3) (auf Miunze und Sar-kophag schaut Eurystheus aus dem Fasse, in daser sich verkrochenhat, nicht, wie sonst meist, her-

    1) Unser Exemplar 1910in Paris erworben. Vs. wie Sp. 280Anm. 1, derselbe Stempel. Rs. HercullRom(ano). Billon. 2,97g.Ein anderes Exemplar bei de Witte n. 109; das bei Cohen n. 135zeigt die Kopfe auf der Vs. rechtshin; auf Wittes Abbildungder Rs. ist Hercules irrig als nach vorn stehend gezeichnet.2) Gefunden 1866 bei Genzano, publiziert von F. Matz,Annali dell' instituto 1868, 249ff. Tav. F, 0, seit 1873 im Brit.Mus. Der Zyklus beoinnt mit dem Lowenkampf an der r.Ecke, setzt sich auf der r., dann auf der 1. Schmalseite fort,lauft dann auf dem Deckel von 1. nach r., dann auf derHauptseite von r. nach 1. fort. Auf dem Deckel sind nochl. die Erwuirgung der Schlangen durch den Herculesknabenund r. Hercules im Olymp angebracht; im Postumuszykluserscheint von solchen >Parerga( vielmehr der Kampf gegenAntaios, de Witte n. 97 = Cohen n. 128, Brauer S. 99 Typus 2,Goldstfick, friuher in Paris, 1831 geraubt und eingeschmolzen,aber im SchwefelabguB erhalten. Vs. wie Sp. 279 Anm. 3. - DerSarkophag gehort nach Robert S. 142 ins II. Jahrh. n. Chr. undist >von allen romischen Hercules-Sarkophagen wahrscheinlichder lilteste und jedenfalls der sch6nste