herne...Sie hat ihren eigenen Charakter, der gut ankommt und gleich-zeitig Gemütlichkeit...

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1 herne das Stadtmagazin Ausgabe Nr.3 • Februar 2003 Trainierte Haut Im Interview: Bernd Heidicker Laufsteg durch die Geschichte Museum für Archäologie eröffnet Feines aus Frankreich „Elsässer Stube“ im Revier beliebt Trainierte Haut Im Interview: Bernd Heidicker Laufsteg durch die Geschichte Museum für Archäologie eröffnet Feines aus Frankreich „Elsässer Stube“ im Revier beliebt Special: Jung, cool, dynamisch Die Jugend von heute Jung, cool, dynamisch Die Jugend von heute Mach‘ dich schlau! Ausbildungstipps 2003

Transcript of herne...Sie hat ihren eigenen Charakter, der gut ankommt und gleich-zeitig Gemütlichkeit...

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    herned a s S t a d t m a g a z i nAusgabe Nr. 3 • Februar 2003

    Trainierte HautIm Interview: Bernd Heidicker

    Laufsteg durch die GeschichteMuseum für Archäologie eröffnet

    Feines aus Frankreich„Elsässer Stube“ im Revier beliebt

    Trainierte HautIm Interview: Bernd Heidicker

    Laufsteg durch die GeschichteMuseum für Archäologie eröffnet

    Feines aus Frankreich„Elsässer Stube“ im Revier beliebt

    Special:Jung, cool, dynamisch

    Die Jugend von heuteJung, cool, dynamisch

    Die Jugend von heute

    Mach‘

    dich s

    chlau!

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    Nina Bulitz, 19 Jahre, Auszubildende „Kauffrau für Bürokommunikation“:Das „Café del Sol“ gefällt mir sehr gut. Das ganze Ambiente ist aus meiner Sichtsehr ansprechend, das Publikum ist auch in Ordnung. Ich vermisse für meineAltersklasse Geschäfte zum Einkaufen für Bekleidung. Im Sommer treffe ich michviel mit Freunden am Kanal oder wir fahren an den Halterner Stausee, das ist dortimmer ein bisschen wie im Urlaub.

    Bettina Zechel, 25 Jahre, Stadtinspektoranwärterin:Leider gibt es in Herne keine Kinos und keine Discos. Ich mache viel Sport, binaktive Volleyballerin im Baukauer Turnclub Herne (BTC). Dann leite ich noch denArbeitskreis (AK) Sodingen vom Kinder- und Jugendparlament. Freitags gehenwir gerne ins „Cafehaus“ an der Behrensstraße. Im Sommer spiele ich Beachvol-leyball im Gysenberg, leider wird hier wenig für die Pflege der Sandflächengetan.

    Nils Janßen, 16 Jahre, 10. Klasse, Realschule Crange: Ich finde, dass eigentlich das ganze Ruhrgebiet eine einzige Stadt ist. Darum binich auch ganz gerne mal in Bochum, Dortmund oder Essen - das sind halt großeEinkaufsstädte. Ich habe den persönlichen Eindruck, dass man Wanne-Eickel ein-fach verkommen lässt, eine Ausnahme ist die Kirmes: Ein echter Höhepunkt, einrichtiger Freizeitpark.

    Kyra Stricker, 15 Jahre, Mont-Cenis-Gesamtschule:Wenn ich aus der Schule komme, spiele ich Playstation oder ich male irgend-welche Figuren. Ab und zu treffen wir uns mit der Clique an der Akademie Mont-Cenis, da gibt es so einen Steingarten und dann quatschen wir da und sehen denJungs beim Skaten zu. Wir fahren auch gerne in die Stadt ins „Nils“ oder ins„Cafehaus“.

    Jens Schilling, 25 Jahre, Student der Sozialpsychologie und Geschichte:Ich mache gerne Musik, spiele Gitarre, klassisch und „E“. Mit der Kultur in Herneist es so eine Sache: Eine positive Ausnahme finde ich die „Clublounge“ in denFlottmannhallen. Sie hat ihren eigenen Charakter, der gut ankommt und gleich-zeitig Gemütlichkeit vermittelt. Ich würde mir weitere kreative Projekte wün-schen.

    Was ist los in Herne?Eine Umfrage unter Jugendlichen

    3 Intro4+5 Inside6+7 Inspiration

    Laufsteg durch die Geschichte8+9 InAktion

    Jung, cool, dynamisch11 Geht nicht, gibt’s nicht13 Trendiges gegen den

    MainstreamClub Lounge im Flottmann-Foyer

    15 Hüftschwung als Hausaufgabe17 In persona

    Trainierte Haut18 Her mit dem Ingenieur!19 Chancen zählen,

    nicht Kirchtürme20 Mach dich schlau!21 In puncto

    Ein richtig schweres Jahr22 Hand in Hand

    Helfen, organisieren, trainieren23 Kulinaria

    Feines aus Frankreich24+25 In Fahrt

    Aus Wanne in die weite Welt26 Wirtschaft intern

    Sauber mit System27 Von Herne in die Ferne29 Mittendrin

    Busschule kommt ohneHausaufgaben aus

    30 InnovationKein Stillstand in der Höhledes Löwen

    31-33 InspirationDer wahre Fidele-Horst-CharakterKultur-News

    34 KinderFrühling hautnah erleben

    35 Schnapp’ dir ein Buch!36 Medizin

    Durchs Schlüsselloch in die Wirbelsäule

    37 "Sprechende Medizin" sichert Therapieerfolg

    38+39 In KontaktBürgerservice

    40 InnovationVoller Energie ins Lifestyle-Portal

    41 In KontaktKompetenz bleibt ihre Stärke

    42 In EileLetzte Seite

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    Herner Sehenswürdigkeit: Führung durch die Akademie Mont-Cenis

    Gewiss ist es schon vielen so ergangen: Man will Freunden, der Familie oder Arbeitskollegen aus derNachbarstadt das schönste und modernste Gebäude der Stadt zeigen und stellt dann leicht enttäuschtfest: Nach fünf Minuten wird wieder der Heimweg angetreten, weil man selbst als Touristenführerwenig taugt. Passieren kann so etwas nicht mit den Stadtwerken, die schon seit Mai 2002 Führungendurch den Energiepark Mont-Cenis anbieten. Dabei erfahren die Teilnehmer viel über die umwelt-freundliche Energienutzung in diesem fortschrittlichen Bauwerk, das schließlich auch für Superlativegut ist: Über die beeindruckende Glashülle spannt sich eines der größten Solardächer der Welt.

    Wer genau wissen möchte, wie das Solarkraftwerk auf dem Dach der Akademie Mont-Cenis funk-tioniert oder wie aus Grubengas umweltfreundlich Strom und Wärme erzeugt wird, der kann sich jetztdirekt vor Ort informieren. Gezeigt und erklärt werden die Akademie Mont-Cenis mit ihrer ungewöhn-lichen Architektur und der größten gebäudeintegrierten Photovoltaikanlage Deutschlands, die 1,2 MWBatteriespeicheranlage und das grubengasbetriebene Blockheizkraftwerk.

    Die kostenlosen Führungen unter Leitung von technisch fachkundigen Mitarbeitern der Stadtwerkesind auf 20 Personen begrenzt. Eine Voranmeldung ist darum Voraussetzung für die Teilnahme. DieVeranstaltungen beginnen jeweils um 10 Uhr und dauern etwa 1,5 Stunden.

    Die nächsten Termine15.3., 12.4., 10.5., 7.6., 26.7., 30.8., 27.9., 11.10., 8.11.

    Info-Telefon: 02323/592-331InfoOnline: www.stadtwerke-herne.de

    Spanische Nacht imFriseursalonSingende Friseure kennen wir seit „Figaro“.Auch im Herner „Schnittpunkt.com“ gibt es Fi-garos mit Musik im Blut: Rolf Buchwald undUwe Beyer. Die beiden gehören der Gruppe„Romancero Gitano“ an, die am Samstag, 5. April, 20 Uhr, eine „Spanische Nacht“ imFriseur-Salon an der Freiligrath-/Behrensstra-ße gibt. Die siebenköpfige Formation glänzt mitFlamenco-Tänzen, spritzigen Rumba-Rhythmenund romantischen Liebesliedern.

    InnovativeQualifizierung Die last mile logistik netzwerk gmbh bietetim Februar und März 2003 im Innovations-und Gründerzentrum Herne zwei jeweilsvierwöchige Trainingsmaßnahmen für die imMai 2003 beginnende Qualifizierungsmaß-nahme „Fachkraft Beschaffungslogistik undIT“ an. Die Trainingsmaßnahmen dienen derVermittlung von Grundkenntnissen und derAuswahl der Teilnehmer. Für die Termine imMärz sind noch einige Plätze verfügbar.Bewerbungen sind ab sofort möglich. DasQualifizierungsangebot richtet sich an ar-beitslos gemeldete Personen. Eine kaufmän-nische Ausbildung und EDV-Kenntnisse sindvorteilhaft. Eine Förderung durch dasArbeitsamt ist möglich.

    Nähere Infos: Tel. 02323/925-440eMail: [email protected].

    Raus aus den Pantoffeln!

    Raus aus den Pantoffeln, setzt eure faulenGlieder in Bewegung, lauft euch fit: Dies allesist mit dem Begriff „RausZeit“ gemeint, dendie 15. Herner Gesundheitswoche sich zumMotto gemacht hat. Bei rund 60 Veranstaltun-gen vom 31. März bis 6. April erfahren HernesBürger, was sie für die Gesundheit und gegenKrankheiten tun können. Die Highlights: dieEröffnung am Montag, 31. März, der Aktivtagfür Senioren am Dienstag, 1. April, oder der 6.Herner Lebertag am Mitwoch, 2. April. Inter-essant für das allgemeine Publikum sind dievielen Mitmachaktionen rund um das ThemaGesundheit.

    Weitere Infos: 02323/16-4574

    Meldungen +++ Meldungen +++ Meldungen

    Jörg Gliewe von den Stadtwerken (rechts) zeigt den Besuchern die Akademie

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    Internationale Elite zu Gast in HerneDart-Sport: German Open 2003

    Die internationale Elite des Dart-Sports trifft sich vom 14. bis 16. März in Herne. Austragungsort der15. German Open, eines der teilnehmerstärksten und hochklassigsten Dart-Ranglistenturniere derWelt, sind die Flottmann-Hallen.

    Punkte und Preise Höchste Starterzahlen ereichte die German Open Mitte der 90-er Jahre als größtes Turnier weltweit.Auch in diesem Jahr werden über 2.500 Dart-Profis und -Laien in sechs Wettbewerben ihre Bestensuchen. Mehr als ein Drittel der Spieler reist aus dem Ausland an. Es werden nicht nur Punkte für dieWeltrangliste (WDF) und die deutsche Rangliste (DDV) vergeben, sondern auch für die British DartsOrganisation (BDO), die den erfolgreichen Profi-Spielern weitere Startplätze in hochdotierten Turnierensichert. Aber auch Preisgelder locken die Spieler nach Herne. Dank Unterstützung der Brinkhoff`sBrauerei können in diesem Jahr insgesamt 16.000 Euro an Preisgeldern ausgeschüttet werden.

    Turnier-Übersicht:14.03., ab 18.30 Uhr: Begrüßungs-Doppel (Anmeldung am Spieltag)15.03., ab 10:00 Uhr: Herren-Einzel, Damen-Doppel 16.03., ab 10:00 Uhr: Herren-Doppel, Damen-Einzel, Jugend-Turniere

    Die German Open ist ein freies Turnier. Jeder kann mitspielen. Anmeldungen für das Begrüßungsturnier am Freitag Abend sind direkt am Spieltag zwischen 18.30 Uhr und 19.30 Uhr möglich. Der Eintritt ist frei.

    Karola E. Mono

    Infos: 1. DSC Bochum, Kai Westermeyer, Telefon 0177/6868617, [email protected]

    Karten für dieSportlerehrung

    Manche haben ein Dauerabo auf Edelmetall:Achtmal in Folge und zwölfmal insgesamt hatdie Stadt Herne dem Erfolgsruderer Bernd Hei-dicker die Sportlerehrenplakette in Gold verlie-hen, zehnmal nacheinander Annina Ruppel, dieebenfalls Spitzenergebnisse im Rudern erziel-te, während Janina Jeworutzki (Pferdsprung)mit ihren 16 Jahren schon zum 7. Mal zu dieserEhre kommt. Rund 130 weitere Athleten neh-men bei der Sportlerehrung, Freitag, 14. März,edles und weniger edles Metall für Höchst-leistungen in Empfang. Der Fachbereich Sportder Stadt sorgt für ein abwechslungsreichesUnterhaltungs-Programm: Zu den Highlightszählen die Gospel Combo von Projekt Ruhr unddie Tanzshowdarbietung der VTG Grün-Gold. Durch das Programm führt wieder die „Stimmedes Ruhrgebiets“. Wer den Namen des promi-nenten Moderators kennt, kann zwei Eintritts-karten für die begehrte Veranstaltung gewinnen.Die ersten sechs Anrufer, die sich ab Dienstag,25. Februar, ab 9 Uhr bei Ede Belker vom Fach-bereich Sport melden, erhalten den Zuschlag.

    Telefon 02323/16-4249

    Meldungen +++ Meldungen +++ Meldungen

    „In“ in Herne• Die ersten Sonnenstrahlen auf der Holly-

    wood-Schaukel des „Café del Sol“ genießen• Resturlaub für einen Wellness-Tag im

    „Lago“ aufbrauchen• Letzten „Eistag“ in der Gysenberg-Halle

    nutzen (31.3.)• Am Aschermittwoch Heringe und Kartoffeln

    in der Künstlerzeche schlemmen• Freunde zu einer Motto-Karnevalsparty

    einladen, z. B. „80-er Jahre“

    „Out“ in Herne• Beim Rosenmontagsumzug Pfand- und

    andere Dosen auf dem Rathausplatzhinterlassen

    • Am Stammtisch über die Heimatstadt motzen• Bei der Wanner „Mondnacht“ keine

    Runde ausgeben• Beim ersten Straßencafé-Date die

    Fransenjacke anbehalten• Herner, die grundsätzlich nicht nach Wanne-

    Eickel und Wanne-Eickeler, die prinzipiell nicht nach Herne fahren

    Veranstaltungsort: Flottmann-HallenFlottmannstr. 94, Haltestelle Jahn-/Flottmannstr., Linie 312

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    L a u f s t e g d u r c hL a u f s t e g d u r c hMuseum für Archäologie eröffnetHerner Museum setztMaßstäbe in EuropaHerne hat dem Westfälischen Museum fürArchäologie einen großzügig bemessenenPlatz im sonst dichtbesiedelten Stadtzentrumzwischen Kreuzkirche und Kulturzentrum vor-behalten. Keine andere Investition der letztenJahre wird sich so vorteilhaft auswirken wiediese: Mit dem Neubau aus dunklem Ziegel-stein und verglasten Sheddächern, aus lauterkleinen Giebeln, die an das Gebiss eines ge-fährlichen Sauriers erinnern, erhält die Stadtein Prunkstück, das künftig als Nummer zweider kommunalen Attraktionen figuriert - gleichnach der Cranger Kirmes.

    Von der Steinzeit bis heuteWer die große Ausstellungshalle ansteuert,der muss erst absteigen in den Untergrund, inden Bauch des Museums. Die Architektenhaben das Bauwerk bewusst so angelegt: DieBesucher begeben sich unter die Erdoberflä-che, dorthin, wo die Archäologen sonst auf ihreFunde stoßen. Das Buddeln allerdings bleibtihnen erspart. Gewaltige, uralte Kiefer- undBirkenstämme mit knorrig zerrissenen Ober-flächen deuten einen Urzeit-Wald an, der indas unterirdische Archiv führt. Ein Archiv zumStaunen und Betrachten. Ein Laufsteg ausStahl auf einem lehmiggelben Aufbau führtdurch eine imposante Dauerausstellung. DieChronik startet 250.000 Jahre vor Christus miteinem Geröllfeld, in dem die Hinterlassen-schaften von Jägern und Sammlern liegen. Sieendet in der Jetztzeit ebenfalls auf einemGeröllfeld, in dem statt der Werkzeuge einePuppe liegt. Ein trauriges Fundstück im Bom-benschutt. „Der Puppenkopf alleine sagt unsnicht viel. Erst im ‚Kontext‘ (ein bei denMuseumsleuten häufig benutztes Wort, d.

    Red.) mit dem Bombenschutt erzählt der Fundseine Geschichte“, erklärt Dr. Yasmine Frei-gang, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, dasPrinzip der Ausstellung.

    Das modernste Museum seiner ArtDas Museum in Herne, das modernste seinerArt in Europa, besiegelt die Ära der Glas-schränke: „Mit dem Bau in Herne ist das Vitri-nenmuseum endgültig passé“, sagt Freigang.„Trumpf ist die Grabungslandschaft, in der wirdie Fundstücke so präsentieren, wie sie ent-deckt wurden.“

    Kalt läuft es dem ahnungslosen Besucherden Rücken herunter, wenn er vor dem Riesen-grab steht, das aus Warburg, Kreis Höxter,stammt. Umgeben ist die Stätte mit gewalti-gen Kalk- und Sandsteinplatten. Die Fundstel-

    len ragen reliefartig aus dem abgetragenenBoden heraus, drapiert mit Pinsel, Zeichen-block, Zentimeterrolle, Fundzettel und Wasser-sprühpistole, den Werkzeugen der Archäo-logen. Die frühen Bauern vor circa 7.000Jahren bestatteten hier 71 Tote, wenn einneuer Verblichener dazu kam, wurde einSkelett auf die Seite geschoben.

    Die Gestalter des Stuttgarter AteliersBruckner präsentieren Waffen, Werkzeuge,Gefäße und andere Gegenstände auch mitoptischen und technischen Effekten: 70.000Jahre altes Steinwerkzeug, in einem Bach ent-deckt, liegt in Herne, kunstvoll beleuchtet, inglasklarem Wasser. Auch die Sinne sollenangesprochen werden.

    Fenster in die WeltUnd so defilieren die Besucher denn auf demLaufsteg vorbei an 250.000 Jahre westfäli-scher Geschichte - von der Steinzeit bis heute.Vorbei an einem gewaltigen Erdwerk ausGräben und Wällen, das den Übergang desMenschen vom Jäger und Sammler zumAckerbauer und Viehzüchter markiert. DasMuseum ließ dazu 50 Tonnen Steine bewegen.Sie passieren die Balver Höhle, die mit über80.000 Artefakten eine der wichtigsten Fund-orte der Steinzeit in Mitteleuropa ist, dasGräberfeld von Warendorf, die Römerlager,durchqueren den Kubus der Sachsenkriege undwerfen einen Blick in die „Fenster in die Welt“,die Geschichtliches jenseits von Westfalen zei-gen (Pyramiden, Ötzi, Kaiser Augustus). Undnach dem Durchqueren des Bombenfeldes ste-hen die Besucher wieder vor den Bäumen.Wenn das kein böses Omen ist: Steht am Endeder Menschheitsgeschichte wieder der uralteWald ?

    Horst Martens

    Aus dem Keller eines mittelalterlichen Hauses in Hammbargen die Archäologen im Sommer 2002 diesen kleinenHirschen. Er gehört zu den aktuellsten Funden im neuenLandesmuseum in Herne. Foto: H. Menne

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    d i e G e s c h i c h t ed i e G e s c h i c h t eDr. Barbara Rüschoff-Thale (Bild links), 40 Jahre, ist die neue Leiterin des Museumsfür Archäologie. Sie kommt vom Fach, istExpertin für die Steinzeit.

    inherne: Welche Beziehung haben Sie zudem Museum in Herne?Ich war von Anfang an bei der Planung dabei.Als Sprecherin des „Teams Herne“ habe ichmit meinen Kollegen zusammen dieKonzeption erarbeitet.

    inherne: Was lag Ihnen bei der Umsetzungbesonders am Herzen?Dass Menschen erfahren, wie interessant undwichtig Archäologie ist. Ich habe dieses Fachstudiert, weil ich es als ein unglaublichesErlebnis empfinde, unter der Erde Zeugnisseaus der Vergangenheit zu finden, die von denheute lebenden Menschen noch niemandgesehen hat. Die Funde erlauben unsEinblicke in die privatesten Bereiche desLebens – und das ist hochspannend.

    inherne: Was halten Sie vom StandortHerne?Die Museumsleute werden hier mit offenenArmen empfangen. Wir sind sehr mutig,gehen neue Wege – ich glaube, an unseremalten Standort Münster hätten wir dieseExperimente nicht gewagt.

    Fotos linke Seite: Stefan Brentführer, wma

    spirationTop Ten

    1. Balver Höhle2. Kubus Ackerbau und Viehzucht3. Großsteingrab von Warburg4. Gräberfeld von Warendorf5. Germanischer Kultplatz: Zeche Erin6. Grab des Fürsten von Beckum7. Mittelalterlichen Kirche8. Kubus „Stadt“9. KZ von Witten-Annen

    10. Kubus zum Thema „Sex“

    Eröffnung: Freitag, 28. MärzInformation und Reservierung: 02323/94628-11 oder www.landesmuseum-herne.de

    Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 9-17 Uhr, Do 9-19Uhr, Sa + So 11-18 UhrEintritt: steht noch nicht fest, etwa 4 Euro fürErwachsene

    Europaplatz 1 / Telefon: 02323/94628-0E-mail: [email protected]

    Außerdem sehenswert: Die Kuben Zehn Pavillons in Form von Kuben. Themen u.a.:der Neandertaler und der moderne Mensch;Sexualität (aufgebaut wie eine Peepshow miteinem roten Dildo aus Glas aus der Bronzezeit).

    Die Studiensammlung Typologische und chronologische Entwicklung vonWaffen, Schmuck und Keramik. Für Studenten,Hobbyarchäologen, ehrenamtliche Mitarbeiter.

    Das Forscher-LaborDas Publikum kann selbst Hand anlegen.

    Die Sonderausstellungen zu speziellen Themen.

    Kosten: 28,1 Mio. EuroLand NRW und Landschaftsverband Westf.-Lippe

    Haltestelle: Archäologie-Museum/KreuzkircheU35, 303, 311, 312, 323, 333, 362

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    Jung, cool, dynamisch -Jung, cool, dynamisch -

    Im Stakkato laut wummernder Musik drehensich die Breakdancer um ihre Achsen, sie flie-gen durch die Luft, fallen auf den Boden, rotie-ren, stützen sich mit einem Körperteil ab(Power-Moves), sie imitieren Roboterbewe-gungen (Electronic Boogie) oder gehen in ruck-artige Bewegungen über (Locking). Rappen,breaken, sprayen, Platten auflegen – das istdie Viererkette des HipHop, der derzeit erfolg-reichsten Jugendkultur Deutschlands.

    Zweimal wöchentlich versammeln sich dieB-Boys im Haus der Jugend, Wilhelmstraße 89 a.Einer ihrer Leitwölfe ist HipHop-DJ ZekaiFenerci, der als Missionar des Breakdanceunterwegs ist: „Die Szene hat sich allmählichentwickelt. Zuerst waren die Leute da, die inden 80er Jahren getanzt haben, dann kamendie jungen dazu, und plötzlich hatten wir denBoom.“ 40 bis 50 Jugendliche aus Herne und

    den umliegenden Städten treffen sich seitdeman der Wilhelmstraße und feilen an ihrenTanzbewegungen. „Das Feeling ist etwas ganzanderes als in der Tanzschule“, grinst Fenerci.

    Ungeheures HipHop-Potenzial„Breakdance ist vor allem etwas für Kinder undJugendliche aus sozial schwachen Stadtteilen.Die merken plötzlich: ‚Du wirst akzeptiert‘, dukannst was“, sagt Fenerci. Das ungeheure kre-ative HipHop-Potenzial, das sich da im Hausder Jugend entwickelte, musste gefördert,musste kanalisiert werden, und schon war beiFenerci die Idee zu „Ruhrpottbattle“ geboren.Im Schlepptau dieses Wettbewerbs folgtenAuftritte seiner Jungs bei der Youth, Deutsch-lands großer Jugendmesse, in TV-Sendungenvon RTL, SAT 1 und WDR. Zur Zeit bereitetFenerci sich für die Tanztheatershow „Rumble“

    des Renegade-Theaters vor. Wird eine großeSache, ganz sicher.

    Einer von denen, die so häufig wie möglichins Haus der Jugend wandern, ist der 18-jähri-ge Schüler Christoph Greiffenbach. Für ihn istBreakdance ein Mittel zur Selbsterziehung:„Ich mache keinen Unsinn, baue Stress ab, unddie Mädchen machen schöne Augen.“ MichelePriore (Foto links) hingegen ist 29 Jahre undgehört damit schon zur Old School, die großenWert auf die „Kür“ und auf ästhetische Be-wegungen legt: „Von Breakdance kann manleben“, ist er überzeugt. Als Tanzchoreographzu arbeiten, das wäre der größte Traum desIndustriemechanikers.

    Haus der Jugend, Wilhelmstraße 89a, Telefon 02323/16-3449

    Aktion

    S z e n e n a u s d e r H e r n e r J u g e n d k u l t u r

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    die Jugendvon heute

    die Jugendvon heute

    Tanz auf dem magischen BrettOliver, Gregor, zweimal Adam, Dirk und Patrickhaben jeder ein magisches Brett, um das sichihr ganzes Leben dreht: das Skateboard. Aufder Halfpipe (Steilwandrohr) oder der Mini-ramp (kleiner, weniger steil als die Halfpipe)fahren sie ihre kunstvollen Figuren – die Kick-turns (Drehen auf den hinteren Rädern), Kickflips (Brett dreht sich in der Luft), Tic-tackings,Daffys und Power slides.

    Ein richtiger Skater fährt Markendecks,trägt dazu Schuhe einschlägiger Firmen, weiteHosen und Sweatshirts mit den Emblemen derBretthersteller. Im „Monster-Skateboard-Maga-zin“ erfährt er News aus der Branche, spieltauf seiner Playstation „Tony Hawk“ und aufseiner Hifi-Anlage die Songs von NoFX, SexPistols, Penny Wise. „Die Musik ist schnell, diepasst zum Skateboardfahren. Wir spielen nurPunkrock“, sagt Adam. Und weil Punkrockihnen wie das Skaten in Leib und Seele über-gegangen ist, machen sie auch selbst Musik,üben im Bunker. „Bullshit“ heißt ihre Cliqueund Band, [email protected] ihreHomepage, und in ihrer frechen Sprache istvieles Scheiße - zum Beispiel die Rechten, dieWirtschaft, die Politik. Sie sprechen von Anar-chie und Pogokapitalismus und können sich einGrinsen nicht verkneifen - eigentlich meinensie es nicht wirklich so, ihre Welt ist nur dasSkateboarding.

    Dass sie sich gut organisieren können, hat das„Bullshit“-Team im vorigen Jahr bewiesen, alses geschlossen in den Ratssaal marschierteund von den Politikern den Aufbau der Skater-Rampen forderte, die in einem Depot vor sichhinrosteten. Die Rampen sind aufgebaut amStöckmannshof, und die Welt der Bullshits istwieder in Ordnung.

    Kreative PhantasieAnscheinend ist es nur eine Gruppe von debat-tierenden Studenten. Bei näherem Hinsehenoffenbart sich hier aber eine Welt wie in „DerHerr der Ringe“, bevölkert von Orks, Elfen,Magiern, Riesen, Zwergen und - eben--Menschen. Die Gilde der Fantasy-Rollenspie-ler (GFR) hat sich - wie übrigens alle leiden-schaftlichen Brettspieler in Herne und über dieStadtgrenzen hinweg - im Spielezentrum ander Jean-Vogel-Straße verschanzt, von wo aussie ihre „Conventions“ organisieren. „Welt-flucht“ wird den Wanderern im Reich derPhantasie hin und wieder von eifernden Päda-gogen vorgeworfen. Die messerscharfe Replikvon Günther Milbradt, Student der Kommu-nikationswissenschaften, lautet: „Das Fantasy-Rollenspiel ist ein kreatives Hobby. Wir lernen,ein Problem gemeinschaftlich zu lösen.“

    Spielezentrum, Jean-Vogel-Straße 17, Telefon 02323/460418

    Die „Gothics“ -düstere PhantasieweltFantasyrollenspieler ist auch Peter Nennstil,genannt „Fen“ nach dem germanischenGötterwolf, dem Beschützer der Wälder. „AlleEnergien entspringen der Natur“, sagt der 21-Jährige, der sich gern mit den Mythen deralten Germanen befasst. Seine Lieblingsmusikist Gothic-Metal, er bewundert die HernerGruppe „Crysalis“ (Bild rechts oben).

    „Gothics“ leben in einer düsterenPhantasiewelt, bevorzugen alte Kultstätten.Christina Müller, genannt „Chrys“, von derGothic-Metal-Band „Chrysalis“, mag dieExternsteine im Teutoburger Wald, wo sie lautAuskunft ihrer Homepage gerne in der Wildnislebt und sich mit „Vagabunden, Mystikern undKiffern“ trifft, um Musik zu machen. Für dieHerner „Gothic’s“ oder „Grufties“, wie sieschon mal genannt werden, ist „Crysalis“ derBezugspunkt in unserer Stadt.

    „Künstlich verstärkte Augenringe, blasseGesichter, lange Lodenmäntel, schrille Frisurenund dazu Amulette, Ketten, Eisennieten undTotenköpfe prägen die Erscheinung“, be-schreibt ein Autor im Internet die „Schwarz-fraktion“. Hier wie überall gibt es auch Aus-wüchse, Nennstil bevorzugt jedoch die softeVersion: „Jeder wird akzeptiert wie er ist, esgibt unter uns Heiden und Christen.“

    www.crysalis.de

    Heute links, morgen rechtsBahnhof Herne, später Nachmittag: 13- bis 17-Jährige stehen dort beisammen, tragen Nike-Airmaxx-Schuhe und Hosen mit Keil im Schlag.„Das sind Gabbas“, sagt StadtjugendpflegerHolger Höhner-Mertmann, „eine Untergruppeder Technos“. Streetworker Nagel, ebenfallsim Jugendamt der Stadt beschäftigt, warnt vorStereotypen: „Man kann zwei Gleichgekleidetenebeneinander stellen und hat doch zweiunterschiedliche Typen. Die Jugendlichenspringen gerne, heute bin ich links, morgenrechts. Ein wichtiges Erlebnis genügt, um sicheiner anderen Szene zuzuordnen.“

    Jung, cool, dynamisch - das sind die Teensund Twens von heute. Noch nie war die Jugend-kultur so facettenreich wie heute. Selbst ineiner kleinen Stadt wie Herne tummeln sichviele Szenen vom HipHop zu den Skateboard-Fans, vom Techno bis zu den Streetballern. Undalle haben zahlreiche Untergruppen. Höhner-Mertmann: „Die Jugendlichen richten es sichin der Konsum- und Medienweltwelt ein, siestehen den Erwachsenen und ihrer Politik aberrelativ distanziert gegenüber.“

    Holger Höhner-Mertmann, Stadtjugendpfleger, Telefon 02323/16-3259Thorsten Nagel, Streetworker, Telefon 02323/16 -3567

    Texte: Horst Martens

  • Frischer Wind in der Musikbranche

    Musik ist das Lebenselixir der Jugend. Für frischen Wind in der ein wenig abhängenden Musikszenesorgt die Gruppe „Los Perversos“. Das unkonventionelle Quintett war die Überraschungsband beimvorigen Heisterkamp Open Air. Kahlschädel Boris Vietinghoff (Gitarre und Gesang), der zur Erheiterungdes Publikums häufig mit schwarzer Perückenmähne auftritt: „Die meisten hängen am Mainstream –wir machen etwas ganz Neues“, sagt er und fügt ironisch hinzu: „Nämlich das, was vor 30 Jahren imRadio gelaufen ist.“ „Trash-Rock“ nennen sie dies. Wer die Show gesehen hat, braucht keine Erläu-terungen für die Namensfindung, für alle anderen erklärt Chris Wawrzyniak (Schlagzeug): „Jeder kammit unterschiedlichen Vorstellungen zu uns, daraus entstand eine perverse Mischung.“ inherne verlostdie erstePerversos-CD, „The Great Love and Misery Contest“. Die ersten drei Anrufer am Dienstag, 25.Februar, bekommen den Zuschlag: 02323/16-2733

    www.losperversos.deInfos über Herner Bands, Proberäume etc.: www.suppkultur-herne.de.vu

    Das Mädchenbüro

    „Die meisten Jugendszenen werden von Jungsdominiert, Mädchen kommen nur als Farbtup-fer vor“, sagt Marion Heuer vom Jugendamt.Das „Mädchenbüro“ des Jugendamtes sorgtfür Ausgleich. Heuer: „Wir bieten den MädchenFreiräume an. Sie treffen sich hier, um zu plau-dern, Videos anzusehen, den Computer auszu-probieren, Musik zu hören, Theater zu spielenund zu fotografieren. Und wir hören uns ihreProbleme an.“

    Marion Heuer, Telefon 02325/16-3398

    Los Perversos - Verlosung

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    Geht nicht, gibt’s nicht!Drei in der Partei - Jenny, Michelle und Martin sagen, warumGeht nicht, gibt’s nicht!Drei in der Partei - Jenny, Michelle und Martin sagen, warum

    Ich engagiere mich politisch

    Meine Schwerpunkte sind

    Wenn ich morgenOberbürgermeisterIn vonHerne wäre, dann würde ichals erstes für Kinder undJugendliche

    Meine Vorbilder sind

    Geburtsdatum/-ort:

    Das mache ich gerade:

    In der Partei/Funktion:

    Mein Motto:

    Michelle Schumann (SPD)

    weil Sozialdemokratie für mich das Strebennach Freiheit, Gleichheit und Solidaritätbedeutet und sozialdemokratische Politikein Zusammenleben nach diesen Grund-werten will.

    Schul- und Jugendpolitik, Bildung undForschungspolitik, ein wichtiges Zukunfts-thema für das Ruhrgebiet und NRW.

    die Mitsprachemöglichkeiten, wie im HernerKinder- und Jugendparlament, erhalten, dieFreizeit- und Betreuungsangebote ausbauenund vor allem die Kinder selbst fragen, wassie sich am meisten wünschen.

    Menschen mit grenzenloser Güte (meinOpa), Menschen mit Visionen (Willi Brandt),Menschen mit scharfer Zunge (HelmutSchmidt oder Regine Hildebrandt) undMenschen mit unabhängigem Geist (JuttaLimbach oder Erich Fried).

    9. April 1980, Herne

    Studium „Journalismus/Technik-Kommunikation“ an der FachhochschuleGelsenkirchen

    Seit Silvester 1998. StellvertretendeVorsitzende der Herner SPD, stellv.Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Herne-Mitte sowie der Jungsozialisten in Herne.Überörtlich im Vorstand der SPD-RegionWestliches Westfalen

    „Geht nicht, gibt’s nicht!“ (Regine Hildebrandt)

    Martin Schmidt (CDU)

    weil ich frei von idiotischen ZwängenPolitik machen kann, die der Realität desLebens entspringt. Die Junge Union nimmtsich der Probleme junger Menschen an.Freundschaft, Gemeinschaft undVerantwortung haben noch Bedeutung.

    Forschung und Bildung,Lebensmitteltechnologie, Energiepolitik,sowie rote und grüne Gentechnik.

    die Weichen so stellen, dass Kinder undJugendliche in Herne eine Perspektivehaben. Dass sie in Schulen gehen können,die nicht auf dem Stand der 70èr Jahrestehen geblieben sind oder deren Wändeso aussehen wie Blauschimmelkäse.

    Ich habe keine Vorbilder. Jeder mussseinen eigenen Weg und Stil finden.

    17. Oktober 1979, Paderborn

    Ausbildung zum Brauer und Mälzer in derBrauerei Brinkhoff in Dortmund

    Seit 1993. Kreisvorsitzender der JungenUnion Herne, Mitglied desBezirksvorstandes der JU Ruhrgebiet,stellv. Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Sodingen/Constantin,Sachkundiger Bürger im Schulausschuss

    „Geht nicht, gibt’s nicht!“

    Jenny Richter (Grüne)

    weil mir die Umwelt am Herzenliegt. Außerdem bin ich durch daspolitische Engagement meinesVaters sozusagen bei den Grünen(auf)gewachsen.

    Schulpolitik, Kinder- undJugendliche, Leben mit behindertenMenschen.

    mehr Freiflächen und Spielplätzezum Austoben schaffen, mich fürmehr Ausbildungsplätze in Herneeinsetzen und an die Bürgerinnendieser Stadt appellieren, unserenKindern mehr zuzuhören.

    Martin Luther King und Anne Frank,da sie auch unter größtem Druck nieihre Ziele aus den Augen verlorenhaben.

    17.12.1979, Bochum

    Magister-Studentin derAmerikanistik an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg

    Seit 1999. Beisitzerin imParteivorstand, Ratsmitglied seit2000, stellvertretendeFraktionsvorsitzende seit 2001

    „He who neglects learning in hisyouth loses the past and is dead forthe future.” Das gilt natürlich auchfür die weibliche Form.

    Aktion

  • 13Aktion

    „Illus“ (=Diaprojektionen) konfrontieren mitausgefallenen Motiven alltägliche Sehge-wohnheiten. Trend-Musik erfüllt den Raum,von DJ Frate Late mehr oder minder laut auf-gelegt: Chillhouse, Trip-Hop und Big Beat –gespielt wird alles, nur kein Mainstream. „Wirsind kein Riff- oder Tarm-Ersatz. Wir wollenjungen Leuten mit Room-Service eine ganzneue Alternative bieten: Kultur-Häppchen, prä-sentiert in Club-Athmo. Und wenn der eineoder andere durch die teilweise abgefahrenenBeiträge Lust auf mehr Kultur kriegt, dannhaben wir das erreicht, was wir wollen.“ ChrisWawrzyniak, 24 Jahre, füllt zusammen mitdem 23-jährigen Patrick Praschner (Bild oben)jeden zweiten Samstag im Monat die Club-Lounge ab 21.30 Uhr mit Leben. Die beidenHerner Studenten experimentieren in Zusam-

    Trendiges gegen den Mainstream

    Trendiges gegen den Mainstream

    menarbeit mit den Flottmann-Hallen innerhalbdes neuen Programmfensters „Jugend-Stil“ (s.Interview).“ Egal, ob Film, Theater, Tanz,Gesang oder Projektionen. „Wir lassen unsimmer wieder etwas Neues einfallen und sindoffen für alles.“ Vor allem für versteckteTalente. Chris: „Bei Room-Service kann jederauftreten oder ausstellen. Wir bieten jedemHobby-Künstler, der sonst zu Hause in derBadewanne sein Liedchen trällert, Gedichteschreibt oder geile Bilder malt, ein Forum, sichzu präsentieren.“ Ein offenes Format für allekulturellen Spielarten finden in der Club-Lounge auch diverse etablierte Künstler wiedas „Impro-Theater Trau ´Ma“ oder das „JungeTheater Kohlenpott“. Sie schätzen die privateAtmosphäre und bleiben nach ihrem Auftrittnoch auf einen Cocktail und zum Gespräch da.Wie z.B. die walisische Gruppe „Earthfall“, dieden Laden aufmischte und bis spät in die Nachtmit Clubbesuchern abtanzte.

    Die Grundidee scheint aufgegangen unddie Resonanz besser als erwartet. Patrick:„Solch ein neues Angebot muss sich erst einmalrumsprechen. Viele glauben gar nicht, dass soetwas in Herne existieren könnte. Aber geradeder regionale Bezug ist uns wichtig.“ Unddamit sind die beiden Herner den richtigenWeg gegangen.

    Der Weg muss gesucht werden: Doch hat man ihn erst einmal gefunden, nimmt einen die Club-Atmosphäre sofort gefangen. Hinter der Stahltür zum Flottmann-Foyer liegt ein abgedunkelter Raum,effektvoll durch vereinzelte Lichter in Szene gesetzt. Palmen, Liegestühle und alte Sofas laden zwi-schen rotem Backstein zum Chill-Out (entspannen/wohlfühlen) ein.

    D i e C l u b - L o u n g e i m F l o t t m a n n - F o y e r

    Jugend-Stil heuteinherne im Gespräch mit dem Programmmacherder Flottmann-Hallen, Christian Strüder, über„Jugend-Stil“

    inherne: Was verbirgt sich unter dem Titel„Jugend-Stil“?

    Strüder: „Jugend-Stil“ ist ein neues Pro-grammfenster der Flottmann-Hallen, in demVeranstaltungen aller Bereiche laufen, die be-sonders junge Menschen ansprechen, wobei eskeine exakte Altersbegrenzung gibt. Aber wirhaben festgestellt, dass in den 16 JahrenFlottmann-Hallen das Publikum mit uns ältergeworden ist und ein Jüngeres kaum nachwächst.inherne: Haben sich schon erste Veränderungenin der Alterstruktur ergeben?

    Strüder: Erste Erfolge sind zu verzeichnen. Dererste Schritt war, dass Willi Thomczyk sein Theaterin „Junges Theater Kohlenpott“ umbenannt undsein Ensemble sehr stark verjüngt hat - zum Teil mitAmateuren. Ab September kam das Programmfen-ster „Jugend-Stil“ hinzu. Da haben wir schonbemerkt, dass bei den Veranstaltungen dieAlterstruktur sich verändert. Bei „Earthfall“ habensogar einige ihre 15-16jährigen Kinder mitge-bracht. inherne: Erschließt „Room-Service - die Club-Lounge im Flottmann-Foyer“ ein junges, kulturinte-ressiertes Publikum?

    Strüder: Die Club-Lounge ist kein reinesKulturprogramm. Wir bieten ihnen bei „Room-Service“ in entspannter Atmosphäre die Verbin-dung von Musik und DJ, gepaart mit kulturellenBeiträgen in einer vernünftigen Zeitspanne, diekeinen überfordert. Wem der Beitrag nicht zusagt,der schlürft seinen Cocktail und relaxt imLiegestuhl. Und vielleicht traut sich demnächst malder eine oder andere ins Theater. Das funktioniertnicht von heute auf morgen, aber solcheGeschichten wie die Club-Lounge zeigen, dass esfunktionieren kann.

    Regina Stieler-Hinz

    Telefon: 02323/16-2951mailto: [email protected]: jeden 2. Samstag im Monat

    Veranstaltungsort: Flottmann-HallenFlottmannstr. 94, Haltestelle Jahn-/Flottmannstr., Linie 312

  • 15

    Einmal Superstar sein, - diesen Traum macht Dieter Bohlen wahr.Den kleinen Traum vom großen Ruhm, - den erfüllt die Tanzschulenebenan. Walzer und Mambo waren gestern. Heute heißen Kurse„Dance4Fans“, „HipHop“ oder „DJ Bobo“. Und sie verzeichnenRiesenzulauf. Einer, der sich damit auskennt wie nur wenige, hatvor vier Monaten bei der Tanzschule Diel in Wanne-Eickel seineZelte aufgeschlagen: Sascha Drohla, 28, ausgebildeter Tanzlehrerund seit Oktober 2002 amtierender Weltmeister im HipHop-Tanz.

    Superfit und immer auf dem SprungDie Nacht zuvor war wieder lang, und Sascha Drohla (Bild) ist noch ein bisschenmüde. Bis zu sieben Kurse täglich, sonntags von 11.15 Uhr morgens bis 22 Uhrabends, fordern ihren Preis. Ein schneller Kaffee macht den drahtigen Tanzlehrerwieder munter. Während ein Elektriker im leeren Spiegelsaal an der Hauptstraße inWanne-Eickel die brummende Musikanlage für den Schülerkurs am Nachmittagwieder in Takt bringt, nimmt sich „Sash“ - wie ihn seine Fans nennen - die Zeit fürein Gespräch über die Tanzschule von heute. Schmal ist er, fit wie ein Turnschuhund immer auf dem Sprung. Vor allem dann, wenn es um sein Lieblingsthema geht:HipHop und Videoclip-Dancing.

    Mitziehen, um up to date zu bleibenSascha ist der Typ, der den Herner Teenies zur Zeit Beine macht. Nicht nur bei Diel, in fast allen deut-schen Tanzschulen erleben Videoclip-Dancing und HipHop zur Zeit einen absoluten Boom. „Da müssenwir mitziehen, um up to date zu sein,“ sagt Sascha Drohla. Vier Videoclip-Dancing Kurse laufen beiDiel zur Zeit parallel, jeder mit durchschnittlich 20 Teilnehmerinnen. Bei „Dance4Fans“ sind Mädcheneher unter sich, Jungs arbeiten sich mit Sascha lieber nach HipHop-Rhythmen ab.

    Alles für den öffentlichen AuftrittOb Nachwuchs-JLo oder Möchtegern-Eminem, - sie geben alles für den öffentlichen Auftritt: Überallfinden von großen Firmen gesponsorte Contests mit mehr als 1000 Teilnehmern statt. In diesenWettbewerben messen sich die jungen Tänzer mit leidenschaftlichem Eifer. Und auch diese Eventssind auf Monate ausgebucht. Eine Tanzschul-Soap auf VOX und der Medienrummel um „Deutschlandsucht den Superstar“ facht die Begeisterung zusätzlich an.

    HipHop-Szene in Herne aufbauenIn den Kursen üben die Kids nach aktuellen Videoclips systematisch Choreografien ein, - Hüftschwungals Hausaufgabe inklusive. Shakiras „Wherever - whenever“ ist natürlich dabei, Alcatraz mit „Cryingat the Discotheque, kurzum MTV und VIVA rauf und runter. „Sash”, der selbst schon als Anheizer fürDJ Bobo und Luna auf der Bühne stand, wählt mit der Gruppe die Musik aus, gibt Bekleidungstipps,übt Schritte ein. Einfach für Anfänger, anspruchsvoller für Fortgeschrittene. Anfang Februar kommt dererste HipHop-Kurs hinzu. „Mein Ziel ist es, in Herne eine echte HipHop-Szene aufzubauen. Mit regel-mäßigen öffentlichen Auftritten bei Veranstaltungen, einer eigenen Wettkampfformation, mit einemHipHop-Club“, träumt Drohla von der Zukunft, die sich der gebürtige Hildesheimer als Teilhaber derHerner Tanzschule aufbauen will. Dafür hat er vier Jahre lang seine Ausbildung zum ADTV-Tanzlehrergemacht, dafür besucht er immer neue Fortbildungen. Regelmäßig trainiert der Wahl-Wanner mit sei-ner Weltmeister-Formation, denn mit einem Titel ist Sascha Drohla noch längst nicht zufrieden.

    Susanne Schübel

    Der Star bin ich!

    Hier können Kinder und Jugendliche lernen, wieihre großen Vorbilder zu tanzen. Wir nennenAdressen und Angebote:

    Tanzschule DielHauptstraße 159, 44652 HerneTel. 02325/74665www.tanzschule-diel.deTipp: Dance4Fans (ab 7 Jahre), HipHop-Workshops, Pumucklclub (ab 5 Jahre)

    Tanzschule Schmidt-HuttenBahnhofstraße 70 - 72, 44623 HerneTelefon 02323/10202www.ts.schmidt-hutten.deTipp: Dance4Fans (ab 7 Jahre)

    ADTV-Tanzschule Karin LudwigGoethestraße 1, 44623 HerneTel. 02323/54444www.tanzschule-ludwig.deTipp: Dance4Fans (ab 12 Jahre), Karin’s Tanzmäuse (ab 4 Jahre)

    Hüftschwung alsHausaufgabe

    Tanzschulen erleben Nachwuchs-Boombei „Dance4Fans“ - HipHop mit demWeltmeister

    Aktion

  • ersetzendurch PDF

    WAZ

  • 17

    Trainierte HautRuder-Weltmeister Bernd Heidicker kennt nur eine Maxime: „Nie nachlassen!“

    persona

    Start beim RV EmscherDenn nicht umsonst wird Bernd Heidicker inSzenekreisen die „trainierte Haut“ genannt.Ungezählte Kilometer spulte er auf demRollsitz des Riemen-Zweiers und -Vierers ab,nicht zu vergessen die im Achterboot, derKönigsklasse im Rudersport. „Nie nachlassen“war und ist seine Devise, seit er vor gut 12Jahren beim Wanne-Eickeler TraditionsvereinRV Emscher erstmals in ein schmales Ruder-boot stieg.

    Der beste Mann für den ViererNach Erfolgen im Jugendbereich und dem -immer schwierigen - Übergang zu den Seniorenmachte sich der Modellathlet schnell einenNamen in der nationalen und internationalenSzene. Den Lohn fuhr er 2002 ein. Beim Früh-test in Köln, den er mit seinem Stammpartnerund Freund Philipp Stuer siegreich abschloss,ruderte er im Zweier die Konkurrenz in Grundund Boden. Schnell war Bernd für einen wichti-gen Posten im seit den Zeiten des Ruderprofes-sors Karl Adam legendären Deutschland-Achtervorgesehen, doch Bundestrainer Dieter Grahnwollte seinen besten Mann im Vierer sehen.

    Sahnehäubchen in SevillaEine gute Idee des Riemen-Chefs im DeutschenRuderverband. Heidicker und Co. gewannen inBerlin die Deutsche Meisterschaft, sichertensich mit Siegen auf dem Rotsee in Luzern undin München den Weltcup und sorgten dann imSeptember bei den Weltmeisterschaften inSevilla für das Sahnehäubchen.

    Höhentraining in St. Moritz„Nie nachlassen“ – dies gilt vor allem jetzt imvorolympischen Jahr 2003. Gerade aus demHöhentrainingslager in St. Moritz zurück, wo eretliche Loipenkilometer abspulte, gönnt sichBernd Heidicker nur eine kurze Pause. MitteFebruar geht es ins Trainingslager in die Nähevon Rom, „um die Grundlagen zu schaffen.“Anfang April stehen die wichtigen Frühtestsauf dem Programm, Mitte Mai die erste natio-nale Regatta. „Ordentlich fahren, alles verplät-ten“, will der Wanner in dieser Zeit, denn imMannschaftsport darf man nicht nachlassen.„Individualisten dürfen sich vielleicht mal einekleine Pause gönnen. Wir nie, denn dann istman ganz schnell raus aus dem Boot“, weißauch der Weltmeister, dass er zwar einenNamen, aber keinen Bonus, geschweige denneinen Freifahrschein hat.

    Ticket für Olympische Spiele lösenBei den Deutschen Meisterschaften inRatzeburg im Frühsommer geht’s um dieFahrkarten zur WM in Mailand am letztenAugust-Wochenende. „Das ist in diesem Jahrder Saisonhöhepunkt“, so Heidicker, der dortnicht nur seinen Titel verteidigen, sondern auchdas Ticket für die Olympischen Spiele lösenwill. Zwischendurch, quasi als Auflockerung imharten Trainingsalltag, will er zum Spaß bei derRoyal-Henley-Regatta in London das Wasserder Themse durchpflügen. „Das ist immer einetolle Abwechslung. Dort spürt jeder echteRuderatmosphäre und man kann mal ohne densonstigen Weltcup-Stress ins Boot steigen.“

    Volle Kraft voraus für Athen 2004Stress, den der Maschinenbaustudent im fünf-ten Semester an der Ruhruniversität Bochumnach der Olympiade etwas abbauen will. Athen2004 hat er im Focus, denn „für einenAmateursportler wie mich gibt es im Sportnichts Schöneres.“ Dafür wird er wahrschein-lich zwei Semester auf dem Weg zum Diplomopfern, um in Griechenland seinen Traum vomGold verwirklichen zu können. Aber nicht nurdie Medaille hat er im Kopf, auch das ganze

    Drumherum. „Der Einmarsch, das Leben imOlympischen Dorf, der Kontakt mit Athletenaus allen Ländern und der Erde und dasZuschauen bei anderen Wettkämpfen“, diesalles will der Wanne-Eickeler erleben, auchwenn er jetzt schon weiß: „Es gibt für unsRuderer ein Verbot, an der Eröffnung teilzuneh-men, weil uns das in der Vorbereitung störenkönnte. Das sehe ich aber ganz anders.Darüber wird noch mit dem Verband zu spre-chen sein“, ist Heidicker auch hier ein Freundklarer Worte.

    Einmal gegen Oxford rudernNach den Spielen will er sich intensiver fürsein Studium in die Riemen legen, eventuellins Ausland gehen. Ein Semester in Cambridgehat er fest geplant. Natürlich, denn dort dürfteer vielleicht im weltberühmten Cambridge-Achter gegen die Konkurrenz aus Oxfordrudern.

    Jochen Schübel

    Trainierte HautRuder-Weltmeister Bernd Heidicker kennt nur eine Maxime: „Nie nachlassen!“

    Er ist Hernes Aushängeschild in Sachen Leis-tungssport: Bernd Heidicker, Weltmeister undWeltcup-Sieger sowie Deutscher Meister imRudern. Der Goldjunge vom Wanne-EickelerWesthafen wird immer wieder als Indiz dafürgenommen, dass auch in unserer Stadt, langeJahre nach Rudi Cerne, Medaillenträumesprießen dürfen. Sogar bei einer Olympiade,denn die Spiele 2004 in Athen sind das erklär-te Ziel des 25-jährigen Wanne-Eickelers. Dochbis dahin fließt noch eine Menge Wasser durchden Kanal und am Körper des Maschinenbau-studenten herab.

  • Her mit dem Ingenieur!I + I = Z. Diese Rechnung geht auf, denn dieFormel steht für den Satz: „Ingenieure plusInformatiker gleich Zukunft”. Abiturientenjedoch haben mit diesen Bereichen zur Zeit nurwenig am Hut. Obwohl die Zukunftschancenfür angehende Ingenieure ausgezeichnet sind,berichten die Studiengänge Elektrotechnik,Maschinenbau und Informatik von bis zu 40Prozent weniger Einschreibungen. Alarmstim-mung am Wirtschaftsstandort Ruhrgebiet!

    Auf gut ausgebildetenNachwuchs angewiesenDamit es in Zukunft nicht an gut ausgebildetenFachkräften mangelt, haben die StadtwerkeHerne das Projekt „I + I = Z“, eine Initiative desVereins pro Ruhrgebiet, nach Herne geholt.„Wir möchten bei Schülern das Interesse fürdiese Studienfächer wecken,“ sagt SabineArndt von den Stadtwerken Herne, die dasProjekt vor Ort koordiniert. Nicht ganz uneigen-nützig, schließlich sind auch die Stadtwerkeauf gut ausgebildeten Ingenieurnachwuchsdringend angewiesen.

    Her mit dem Ingenieur!Stadtwerke Herne machen Schulabgängern mit Projekt „I + I = Z“ Lust

    auf Elektrotechnik, Maschinenbau und Informatik

    Informationslücken schließenZiel der Aktion ist es, vor allem die Infor-mationslücken bei den Jugendlichen zu schlie-ßen und sie konkret mit den Berufsfeldern inKontakt zu bringen. Schritt für Schritt knüpfendie Stadtwerke ein tragfähiges Netz quer durchdie Stadt: Knotenpunkte sind Praktika inUnternehmen, Führungen durch die Betriebe,Gesprächsrunden und Vorträge in Schulen. Diesind besonders wichtig, denn die Weichen füreine Berufsentscheidung werden ja schonlange vor dem Schulabschluss gestellt. VonAnfang an mit im Boot: das Haranni-Gymnasium und die Herner TraditionsfirmaHeitkamp.

    Erfolg hängt von Resonanz der Schulen abAllen Herner Gymnasien, Gesamtschulen undRealschulen wurde das Projekt bereits vorge-stellt. Einige Informationsveranstaltungen undWerksbesichtigungen konnte die Projektkoor-

    dinatorin Sabine Arndt bereits organisieren:„Der Erfolg unserer Initiative hängt aber zuguter Letzt auch von der regen Beteiligung derSchulen ab.“

    Kontakt: Stadtwerke Herne, Sabine Arndt, Telefon 02323/592270

    Schnupperstunde: In der Fachhochschule Bochum machensich Schülerinnen mit dem Ingenieurstudium vertraut.

  • Chancen zählen, nicht KirchtürmeChancen zählen, nicht Kirchtürme

    Das Lehrstellen-Rennen für 2003 in Herne isteröffnet. Wer schnell ist, hat die Nase vorn,denn die Unternehmen starten ihre Auswahl-runden immer früher. Wählen können diemeisten Ausbildungsleiter aus guten Bewer-bungen aus dem gesamten Ruhrgebiet, und 13von 100 Jugendlichen treten bereits eineAusbildung außerhalb ihres Arbeitsamts-bezirks an. Während andere über die Ruhrstadtnoch diskutieren, ist sie für junge Leute beimStart ins Berufsleben längst Wirklichkeit.Chancen zählen, nicht Kirchtürme: inherne hatsich bei Degussa, Sasol, TER HELL PLASTICund STEAG in Herne umgeschaut.

    Viele Stunden mit Bus undBahn unterwegsAnna Kristina kommt aus Gevelsberg, Claudiaaus Hattingen. Die 19jährige Anna stammt ausWarstein und hat sich in Witten eine kleineWohnung genommen, denn sonst wäre derWeg zur Arbeit gar nicht zu schaffen. VieleStunden lang sind sie mit Bus und Bahn täglichunterwegs, um zur Verbund-Lehrwerkstatt vonDegussa und Sasol an der Shamrockstraße inHerne zu gelangen. Ausbildung hat hier seit1965 eine große Tradition, pro Jahr treten 14neue Auszubildende im Verbund ihreAusbildung an. Anna Kristina, Claudia undAnna sind die ersten Mädchen, die im dortigenAusbildungszentrum zur Chemikantin ausgebil-det werden.

    Bei dem Run auf interessante Ausbildungsplätze ist die Ruhrstadt für jungeRevierbürger längst Realität

    Gute Karriere- und Weiterbildungsaussichten„Ich wollte keinen Bürojob, sondern mitTechnik und Chemie arbeiten,“ sagt AnnaKristina. Sie erwartet eine abwechslungsrei-che Allround-Position in der chemischenProduktion, die Arbeit im Vier-Schichten-System bedeutet und großes Verantwortungs-bewusstsein erfordert. Dass sie dafür weiteWege in Kauf nehmen müssen, schreckt dieMädchen nicht. Sie wissen, dass sie im Unter-nehmen selbst gute Karriere- und Weiterbil-dungschancen haben. Nur manchmal, wennAnna in ihre Wittener Wohnung kommt, woniemand auf sie wartet, kribbelt das Heimweh:„Zuhause waren immer meine Schwester undmeine Eltern zum Reden da, - hier ist keiner.“Entschlossen rückt sie dann die Schutzbrillezurecht und macht sich mit ihren Kolleginnenam Versuchsreaktor zu schaffen.

    Auf dem Markt gute ChancenDer Kraftwerksbetreiber STEAG stellt an sei-nem Ausbildungsstandort Lünen/Herne jedesJahr sechs Jugendliche ein - ganz bewusstüber Bedarf. Der Andrang ist groß. Rund 180Bewerbungen gehen für die sechs Plätze ein.„Da suchen wir uns natürlich die besten aus.Wer bei uns ausgebildet wird, hat auf demArbeitsmarkt wirklich gute Chancen“, betontein Unternehmenssprecher. Nach Abschlussder Lehre bemüht sich die STEAG intensiv um

    eine Vermittlung „ihrer“ Leute, überbrückt mitbefristeten Verträgen sogar die Zeit bis zumZivildienst oder dem Studium.

    Bewusst für QualitätentschiedenFür sie ist die Lehre in einem Jahr beendet, undDennis Neumann, Dirk Szafranek und MikeReschke sind überzeugt, genau den richtigenAusbildungsplatz für sich gewählt zu haben.„Ich hatte vier Zusagen auf meine Bewerbun-gen und habe ganz bewusst bei der STEAGunterschrieben,“ sagt Mike Reschke, ein ange-hender Industriemechaniker. Dennis und Dirkwerden im STEAG-Heizkraftwerk Herne zuEnergie-Elektronikern ausgebildet, - sie denkenschon heute über Anschlussqualifikationennach, zum Beispiel ein Studium. Dennis, Dirkund Mike kommen nicht aus Herne. Sie reisentäglich aus Marl und Gladbeck an. DieEntfernung? Kein Thema.

    Wenig Bewerber für Top-JobsBeste Übernahme- und Aufstiegschancen bie-tet dagegen TER HELL PLASTIC, ein internatio-nal operierendes Unternehmen in Herne, sei-nen Auszubildenden. Und trotzdem hat dieexpandierende Firma der Kunststoffbranche esnicht leicht, qualifizierte Bewerber aus Hernefür ihre Ausbildungsplätze zu finden. Neu aus-gebildet werden sollen zwei Industriekaufleuteund zwei Verfahrensmechaniker für Kunststoff-und Kautschuk-Technik, neu hinzugekommenist eine Stelle für eine Fachkraft für Lagerwirt-schaft. „Es passiert immer wieder, dass wir diegewerblichen Ausbildungspläze mangels quali-fizierter Bewerber gar nicht besetzen könnenund noch bis zum Ende der Ausbildungsrundeauf der Suche nach passenden jungen Leutensind“, wundert sich TER HELL PLASTIC-Geschäftsführer Klaus Kleeb über die Zurück-haltung. Dabei haben die Jugendlichen besteChancen, ins mittlere Management desUnternehmens aufzusteigen und Führungsver-antwortung zu übernehmen. Jüngst bekundeteeine junge Frau aus Hamburg Interesse aneinem Job an der Emscher, doch seltsam, - ausder Stadt Herne landeten bisher höchst seltenAnfragen auf seinem Schreibtisch, dabei - soKlaus Kleeb - „hätten Mitarbeiter aus derRegion bei uns die Nase vorn.“

    Susanne Schübel

    Aktion 19Geballte Power: Auszubildende vor dem Kühlturmdes STEAG-Heizkraftwerkes in Herne.

    Verantwortungsvoller Job: Bei Degussa/Sasol in Hernewerden die ersten Chemikantinnen ausgebildet.

  • 20

    Mach’ dich schlau!

    Es gibt über 350 Berufe, da ist für jede/nbestimmt etwas dabei! Natürlich: Wer dieWahl hat, hat die Qual. Aber es gibt ja eineMenge interessanter Informationsangebote.Ob im persönlichen Gespräch oder rund um dieUhr per Mausklick im Internet - der Weg zumJob klappt nur, wenn die Informationen stim-men. Fünf Fragen helfen dabei, die Spreu vomWeizen zu trennen:

    • Was macht dir Spaß?• Stimmt das Geld, - auch nach der

    Ausbildung?• Wie sind die Arbeitszeiten und

    Bedingungen für den Beruf?• Hat der Beruf Zukunft?• Welche Voraussetzungen bringst du mit?

    Wer seine Antworten auf einem Zettelfesthält, hat eine gute Grundlage, um dieAngebote zu beurteilen. Auf geht’s!

    Berufsberatung - von A bis ZArbeitsamtBerufsberatungMarkgrafenstraße 9, 44623 HerneTelefon 02323 / 595288

    Berufsinformationszentrum (BIZ) BochumUniversitätsstraße 66, 44789 BochumTelefon 0234/3051213Öffnungszeiten:mo - mi 8.00 - 16.30 Uhrdo 8.00 - 18.00 Uhrfr 8.00 - 14.00 Uhr

    Industrie- und Handelskammer zu Bochumim Mittleren RuhrgebietAusbildungsberatungOstring 30 - 32, 44787 Bochum 1Telefon 0234/9113-0

    Handwerkskammer DortmundAusbildungsberatungReinoldistr. 7 - 9, 44135 DortmundTelefon 0231/5493-129

    Kreishandwerkerschaft HerneAusbildungsberatung, Hermann-Löns-Straße 46, 44623 HerneTelefon 02323/9541-0

    www.was-werden.deBerufswahlorientierung des Arbeitsamteswww.fub-mr.deBerufswahl für Mädchen in der Regionwww.idee-it.deInfos und Tests zu neuen Ausbildungsberufenwww.azubi-online.comAlle Berufe von A-Z

    Mach’ dich schlau!

    Journalistenbüro Schübel

    per ISDN an Harald Krug

    Der Duft der weiten Welt:Bei Pieper lernen Auszubildende aus zehn Nationen.

  • Ein richtig schweres JahrDer Weg zum Büro von Gerd Pieper gibt zu den-ken. „In den Augen der Kunden bist du dasUnternehmen“ steht da. Und „Der Menschbesteht zu 65 Prozent aus Wasser, der Rest istEinstellung.“ Als Pieper, Geschäftsführer derbundesweit größten, privat geführten Parfü-merie-Kette und zugleich Präsident der IHK zuBochum, formvollendet seinen Besuch emp-fängt, ist es augenfällig: Der Mann lebt, was erglaubt. Vielleicht liegt darin das Geheimnis,dass Jahr für Jahr mehr als 1.000 Bewerbun-gen junger Menschen vieler Nationalitäten undaus allen Winkeln des Ruhrgebiets in die Wan-ner Unternehmenszentrale flattern. Lernen beiPieper, - eine Sache mit Wert. 120 Auszubil-dende sind auf die Filialen verteilt, Jahr fürJahr werden rund 80 Prozent von ihnen über-nommen. Von einer solchen Perspektive kön-nen viele der Jugendlichen, die zur Zeit inHerne noch eine Ausbildung suchen, nur träu-men. Im Gespräch mit „inherne“ spricht IHK-Präsident Gerd Pieper über die Nöte desJahres 2003.

    inherne: Herr Pieper, wie wichtig istAusbildung für Sie?

    Pieper: Ich bin ein glühender Verfechtervon Ausbildung, Qualifizierung und Weiterbil-dung. Jedes Unternehmen muss sich seineMitarbeiter selbst heranbilden, auch wenn daseine Menge Zeit und Geld kostet. Aber nurdann hat man die Mitarbeiter so, wie man siesich vorstellt. Die Unternehmenskultur, dasgegenseitige Vertrauen, das Arbeitsklima -alles stimmt. Nur weil mein Unternehmen inden letzten Jahren so konsequent ausgebildethat, konnten wir auch wachsen. Das ist es,was ich meinen Unternehmerkollegen immerwieder sage.inherne: Fallen Ihre Argumente auf fruchtba-ren Boden?

    Pieper: Die Verantwortung der Unterneh-mer, junge Menschen auch über Bedarf auszu-bilden, ist in jedem Fall größer geworden. ImKammerbezirk Bochum haben wir acht Jahrehintereinander steigende Zahlen gehabt. Wirwaren zwei Mal in NRW die beste Kammer mitden höchsten Zuwachsraten. Trotz schwierigerKonjunktur konnten wir unsere neuen Ausbil-dungsverhältnisse fast verdoppeln. Allein un-ser türkischer Ausbildungsberater konnte 60türkische Betriebe dazu gewinnen, die jetztausbilden. Inzwischen haben wir im Kammer-bezirk mehr als 100 türkische Auszubildende.Das ist unschätzbar wichtig angesichts der

    hohen Jugendarbeitslosigkeit bei ausländi-schen Jugendlichen, die leider bei über 20Prozent liegt.inherne: Eine Bilanz, die optimistisch stimmt,doch wie wird es 2003?

    Pieper: 2003 wird zum ersten Mal ein rich-tig schweres Jahr, weil die wirtschaftspoliti-schen Rahmenbedingungen so schwierig sind.Erzählen Sie einem Unternehmer, der Umsatz-rückgang hat, doch einmal, er solle noch einenAuszubildenden mehr einstellen. Die Bundes-regierung prognostiziert ein Prozent Wachs-tum. Das heißt: Die Unternehmer werden ent-lassen. Es gilt die Faustformel: Ab zwei ProzentWachstum bleibt die Beschäftigung erhalten.Alles, was darüber liegt, wird neue Arbeits-plätze schaffen. Wir rechnen damit, dass dieBeschäftigung in einigen Bereichen bis zu 10Prozent rückläufig sein wird. Speziell imEinzelhandel, im Handwerk und in der kleine-ren verarbeitenden Industrie, und das schlägtauf die Ausbildungsbereitschaft natürlich volldurch. In diesem Jahr allerdings wird es hart.Ich rechne damit, dass wir bis zu 10 Prozentweniger Ausbildungsplätze anbieten werdenals im Vorjahr, und dass rund 1.000 jungeMenschen zur Zeit große Mühen haben, nocheinen Ausbildungsplatz zu finden. Das sind 200mehr als 2002, da standen zu Beginn desJahres noch 800 auf der Suchliste.inherne: Durch die letzten geburtenstarkenJahrgänge wird das Problem noch verschärft?

    Pieper: So ist es, der Andrang reicht nochso bis ins Jahr 2006, also die nächsten vierJahre. Das Jahr 2005 wird der Höhepunkt,2006 schon nicht mehr so schlimm. Und danngeht es mit den Schulabgängerzahlen schlag-artig nach unten. Deshalb predige ich überall:Die, die heute ihre Ausbildung beginnen, wer-den 2005 oder 2006 fertig sein. Ich mache mei-

    nen Kollegen klar: Bildet jetzt aus! Der Knickkommt bald, schon in drei Jahren! inherne: Welche Rolle spielt Herne imKammerbezirk Bochum?

    Pieper: In Herne stellen sich die Problemenoch deutlicher als in Bochum. Bochum ist bes-ser dran, auch Witten und Hattingen. Hier gibtes einfach zu wenig Unternehmen, zu wenigSelbständige. Wir haben eine Selbständigen-quote von höchstens sieben Prozent, bundes-weit dagegen von 14 Prozent. Die Stadt könntegut und gerne bis zu 1.000 mehr selbständigeUnternehmer verkraften, und gut die Hälftedavon könnte ausbilden.

    Susanne Schübel

    Ein richtig schweres JahrIHK-Präsident Gerd Pieper über Ausbildungsbereitschaft und Zukunftsvorsorge

    puncto

    „Hohe Anforderungen“ lassen Schere auseinander klaffen

    Die Zahlen-Schere zwischen Jugendlichen, die in Herne einen Ausbildungsplatz suchen, undden tatsächlichen Angeboten auf dem lokalen Arbeitsmarkt klafft im Jahre 2003 besondersweit auseinander. Bisher wurden dem Arbeitsamt für 2003 insgesamt 450 freieAusbildungsplätze gemeldet, weitaus weniger als erwartet. Besonders zurückhaltend zeigtesich das von den aktuellen wirtschaftlichen Problemen stark gebeutelte Handwerk. Von dengemeldeten Lehrstellen waren Anfang Februar noch 354 frei. Ihnen standen 798 Jugendlichegegenüber, die noch einen Ausbildungsplatz suchen. Ein Grund für dieses Missverhältnis siehtdas Herner Arbeitsamt in den „sehr hohen Anforderungen“, die ausbildende Betriebe an ihrenNachwuchs stellen. Erwartet werde durchweg eine schulische Qualifikation der Bewerberoberhalb der Fachoberschulreife, so das Arbeitsamt.

    IHK-Präsident Gerd Pieper

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  • Jugendliche für Jugendliche, Jugendliche fürErwachsene, Erwachsene für Jugendliche. Drei„Ehrenamtler“ von unendlich vielen, die Mutmachen. Von „Null-Bock-Generation“ keineRede.

    Zwischen Kaffee und BananenBrasilianische Mate-Kalebassen, nicaraguani-scher Kaffee, kolumbianische Öko-Bananen –auf einer Uralt-Kasse aus den 50er Jahren tip-pen Carolina Cibulla und Anna Storm ein, wasder Kunde in seinen Jutebeutel gepackt hat.Die beiden Schüler des Haranni-Gymnasiums,15 und 16 Jahre alt, helfen ehrenamtlich imDritte-Welt-Laden an der Heinrichstraße. „Istja nur einmal in der Woche“, untertreiben sieauf sympathische Weise ihren Dienst für ande-re. „Wir helfen mit unserem Einsatz Menschenin der Dritten Welt“, sagt Carolina, „von die-sem Laden können 400 Familien leben“. DerTipp kam von Annas Eltern, die sich hier mitFair-Kaffee eindeckten. Anna „lernt hier vielüber andere Völker, Sitten und Gebräuche“.Stolz sind die beiden vor allem über eines:Dass sie den Laden auch mal ganz alleineschmeißen dürfen.

    Ein Organisationstalent„Wenn meine Freundin sich mit mir treffenwill, muss sie erst einen Termin mit mir aus-machen“, sagt Sascha Petereit nicht ganzernst. Im Terminkalender des attraktivenJugendlichen mit dem dunklen Teint gibt esaber wirklich nur wenig Lücken. „Mit dem

    Kinder- und Jugendparlament fing alles an. Damerkte ich plötzlich, was junge Menschen inunserer Stadt erreichen können.“ SaschaPetereit setzt sich seitdem auf vielfältige Artfür junge Menschen ein. Er ist Mitglied derArbeitskreise „Jugend“ und „Herne-Mitte“ desKinder- und Jugendparlaments sowie desJugendsprecherteams im Stadtsportbund undMitorganisator der Jugendaktionstage. Um nurein paar zu nennen. „Es ist wie beim Schnee-ballsystem. Wenn man einmal anfängt, geht esimmer weiter. Viele Sachen, die mich reizen,muss ich aus Zeitgründen absagen.“ Quasi imAlleingang stellte der Schüler vor Weihnach-ten den „Xmas-Dunk“ auf die Beine. Er verhan-delte mit dem Gysenberg-Park, schrieb 50Sponsoren an, entwarf und verteilte die Flyerund sorgte dafür, dass bei diesem Streetball-Overnight-Turnier alles glatt lief. „Das Organi-sieren liegt mir“, sagt Sascha Petereit, dergerade sein Abi in der Erich-Fried-Gesamt-schule baut. Organisationen aufgepasst: Hierwächst ein riesiges Organisationstalent heran.

    Training bei MinusgradenDas Spielfeld liegt unter einer drei Zentimeterdicken Schneedecke, das Thermometer zeigtminus 12 Grad. „Wenn ich das Training heuteabgesagt hätte, wären meine Jungs herb ent-täuscht gewesen“, rechtfertigt Rüdiger Döringdie harten Trainingsbedingungen. „Sie kom-men bei jedem Wetter, und das zweimal in derWoche“, lobt der Trainer die Moral seiner Fuß-baller, „wer sich mal entschuldigt, ist wirklich

    Junge Menschen im Ehrenamt

    krank“. Die 14- bis 15jährigen spielen in derC1-Jugend des DSC Wanne-Eickel, sie kickenin ihrer Klasse gegen Schalke und Dortmund.„Meine Betreuung ist nicht nur fußballerisch,ich spreche mit den Jungs auch über ihre sozi-alen Probleme.“ Der Erfolgsdruck macht sichbemerkbar: „Fressen oder gefressen werden,lautet die Parole“, meint der 33-jährige Döring,der hauptberuflich im Sport- und Bäderamttätig ist. „Ich sorge für Entspannung, indem ichden Entertainer auf dem Platz mime“. Horst Martens

    Helfen, organisieren, trainieren

    Ehrenamt gesucht?

    Bürger-Selbsthilfe-ZentrumGesundheitsamtRathausstraße 644649 HerneTelefon 02323/16-3636

    Alle für einen: Trainer Rüdiger Döring und seine Jungs (Bild oben).

    Ausgerechnet Bananen: Carolina Cibulla undAnna Storm im Dritte-Welt-Laden (Bild links).

    Achtung, Organisationstalent! Sascha Petereit macht’s möglich (Bild Mitte).

    Hand Hand

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    Feines aus Frankreich „Elsässer Stube“ unter altehrwürdigem Dach

    Feines aus Frankreich

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    Im schmucken Fachwerkhaus an der Kreuzkir-che 5, am südlichen Ende der Bahnhofstraßegelegen, ist so manche Delikatesse, aber auchso mancher Fraß angerichtet worden. EineZeichnung von 1885 zeigt das Gebäude als„Westfälischen Hof“ am „Alten Markt“. BevorHerbert und Gudrun Kroll dort einzogen unddas Haus unter der Marke „Elsässer Stube“wieder zu kulinarischen Höhen führten, hatteein Grieche unter dem altehrwürdigen Dacheine Pommesbude eingerichtet.

    „Eine Eröffnungsanzeige genügte, seitdemhaben wir nie wieder Werbung gemacht“,erinnert sich Gudrun Kroll an die Anfänge. Werhier speist, erhält nach gutem französisch-elsäs-sischem Stil einen netten Gruß aus der Küchein Form von Aioli (Knoblauch-Mayonnaise) undknackigem Baguette. Dem Frankreichkennerfällt die handgeschriebene Karte auf.

    Lammhaxe auf Ratatouille (für 2 Personen): 4 kleine Lammhaxen mit Salz, Pfeffer undKnoblauch würzen, kräftig anbraten und aufangeröstete Scheiben von Zwiebeln undMohrrüben legen. Mit Lammbouillon auffüllenund zugedeckt im Backofen bei 200° knapp 2Stunden schmoren lassen. Für die SauceTomatenmark zum Fond hinzugeben, aufkochenlassen und (mit Stärkemehl) abbinden.Ratatouille: Würfel von Paprika, Zucchini,Auberginen und Zwiebeln in Öl anschwenken,mit Salz, Pfeffer, Knoblauch würzen und kurzgaren (bis die Flüssigkeit verdünstet ist).Lammhaxe mit Sauce und Ratatouille anrichten.Bon appétit! Weinempfehlung: Corbières aus dem Languedoc - Roussillon

    Die Qual der AuswahlDie Gepflogenheiten aus dem Nachbarlandsetzen sich in dem „Auswahlmenü“ fort, dasjenseits des Rheins Pflicht, hierzulande ehereine Rarität ist. Bei allen Gängen gibt es meh-rere Möglichkeiten: Rehterrine oder Scampisoder Feldsalat oder Kartoffelpuffer mit Tartarvom Räucherlachs, und das, wohlgemerkt, giltnur für den 1. Gang. Besonders zu empfehlenunter den Fleischgerichten: Lamm. „MeinMann ist ein Fan dieser Fleischsorte“ (sieheRezeptvorschlag), sagt Gudrun Kroll.

    Stammkundschaft wächstMit der guten elsässisch-französischen Kücheist Küchenchef und Hausherr Herbert Kroll überdie Stadtgrenzen hinweg ohne Konkurrenz. Diefeinschmeckerischen Qualitäten und das gün-stige Preis-Leistungs-Verhältnis haben demsympathischen Paar eine ständig wachsendeStammkundschaft beschert, die das Ecklokalim Marcellino’s 2001 zum beliebtestenRestaurant im Ruhrgebiet machte.

    Der ständige Austausch ist Pflicht. DasEhepaar Kroll unternimmt ausgedehnte Reisenin den Elsass und darüber hinaus, um sich beiWinzern mit Wein einzudecken, auf Flohmärk-ten nach alten Möbeln Ausschau zu haltenoder um einfach nur zu schlemmen. DieKleinen werden hier übrigens an das „feinereEssen“ herangeführt: Die Speisekarte enthältein Kindermenü in mehreren Gängen. Von derSuppe als Entree bis zum abschließenden Eismit Schokosauce. So kann man Stammkunde inder „Elsässer Stube“ werden.Horst Martens

    kul aria

    An der Kreuzkirche 5, Telefon 02323/10580Haltestelle: Archäologie-Museum/KreuzkircheU35, 303, 311, 312, 323, 333, 362, 367

  • A u s W a n n e i n Globetrotter aus Herne haben ein Lieblings-spiel: Wer in europäischen Fernen den erstenrot-gelben Graf-Bus sieht, hat gewonnen. Obals Preis ein Drink, ein Abendessen oder Eismit Sahne ausgelobt wird, hängt nur vom Alterder Mitspieler ab. Lange warten muss man aufden Gewinner nie, denn der nächste Graf-Buskommt bestimmt. Mit heute 110 Omnibussenrollt die Anton Graf Reisen GmbH Reisen &Spedition seit 75 Jahren die weite Welt vonWanne aus auf.

    Größtes deutschesReisebusunternehmenÜber das kleine Spielchen schmunzelt mangern im Hause Anton Graf. Zeigt es doch dieVerbundenheit der Herner zu „ihrem“ Reise-unternehmen, das vom Handelsblatt jüngst ineinem Ranking als größtes deutsches Reise-busunternehmen eingestuft wurde. Gegründetwurde es vor 75 Jahren: Anton Graf, damals23, wagte den Schritt ins Unternehmertum inwirtschaftlich schweren Zeiten. Ein Schick-salsschlag folgte auf den nächsten. Der ZweiteWeltkrieg machte den Omnisbusbetrieb buch-stäblich dem Boden gleich. Der Wiederaufbaugelang, - auf dem Humus der Wirtschaftswun-derjahre fand das Unternehmen Graf schnellzur alten Größe zurück und übertraf diese bald.

    Gründervater mit WeitsichtWeitsicht bewies der Gründervater auch beider Bestellung seines Hauses. Mit fortschrei-tendem Alter integrierte er seine Söhne in denBetrieb und weckte in ihnen den Wunsch, dasHaus im Gründersinne weiter zu führen. DieZeichen der Zeit wurden in Röhlinghausenstets verstanden: Behutsam ergänzte man das

    Kerngeschäft - die Beförderung von Menschenund Gütern - durch den WachstumsmarktTouristik und Reiseveranstaltung.

    Traditionen würdigen LeistungZur Zeit bereitet sich das Führungsteam vonGraf’s Reisen intensiv auf das 75jährigeFirmenjubiläum vor. Solche Feste werden inRöhlinghausen zünftig gefeiert. Sie sindAusdruck einer gepflegten Tradition, die dieLeistungen der Mitarbeiter würdigt. Das Revierlässt sich nicht lange bitten, wenn Anton Graffeiert. Beim letzten Tag der Offenen Tür imJahre 2001 statteten mehr als 80.000 Besucheraus dem gesamten Ruhrgebiet dem Unterneh-men eine Visite ab.

    Stets bodenständig gebliebenGeleitet wird das Traditionshaus heute von dendrei Brüdern Autolackierermeister Theodor,Kfz-Meister Werner und Kaufmann Arno Graf.Verantwortlich ist Werner Graf für den Bereichder Werkstatt, Theodor Graf für den Busbetriebund Arno Graf für den Bereich Touristik.Engagiert arbeitet man an der Edmund-Weber-Straße an einem gleitenden Übergang derFührungsverantwortung auf die nächste Graf-Generation. Einst erhielten die jetzigen Inhaberund Geschäftsführer Arno, Theodor undWerner Graf die Führungsverantwortung ausden Händen der Firmengründer Mathilde undAnton Graf. Heute rüstet sich die dritteGeneration für die Herausforderungen derZukunftsmärkte. „Es gibt drei gute Gründe fürdas Gelingen des Generationenwechsels: AlleFamilienmitglieder sind wirklich bodenständiggeblieben, haben großes Vertrauen in dieFähigkeiten des anderen und fühlen sich demUnternehmen und der Region eng verpflichtet.“

    A u s W a n n e i n Pro Jahr 3,4 Millionen Fahrgäste -

    75 Jahre Anton Graf GmbH, Reisen & Spedition in Herne

    Firmengründer Anton Graf (oben). Gedränge am Tag der Offenen Tür (links).Historische Fahrzeuge (unten).

  • d i e w e i t e We l tDienstleistungspalette enormerweitertWer bei Anton Graf nur an Busse denkt, greiftviel zu kurz. Das Unternehmen hat seineDienstleistungspalette enorm erweitert. Umdas Kerngeschäft, den Reise- und Linienbus-verkehr mit 110 Fahrzeugen und rund 3,4 Mil-lionen Fahrgästen, haben sich neue Bereicheentwickelt. Dazu gehören die Reiseveranstal-tung, die mittlerweile fünf Kataloge mit insge-samt mehr als 750 Seiten bestückt, sechs Rei-sebüros, die Möbelspedition Graf mit 30Fahrzeugen und 40 Mitarbeitern mit denBereichen Neumöbel- und Umzugsverkehr so-wie die Werkstatt mit Tankstelle und Wasch-straße, deren 20-köpfigem Team zwei Meisterund eine Ingenieurin vorstehen.

    Eigene TÜV-AbnahmeBesonders stolz ist man bei Graf auf den hohenAnspruch, den die Werkstatt bei der Pflege undWartung des riesigen Fahrzeugparks erfüllt.Dort wickelt man sogar die eigene TÜV-Ab-nahme ab, der Stempel unterliegt strengsterKontrolle. Kein Bus geht auf eine lange Reise,bevor er nicht auf Herz und Nieren geprüftwird. Auf diese Weise lassen sich die Busseoptimal einsetzen, da die nötige Prüfung dannerfolgen kann, wenn die Fahrzeuge vor Ortsind, - bei Bedarf sogar mitten in der Nacht.

    Kein Reisebus wird älter als fünf JahreDie Graf-Flotte kann sich sehen lassen. KeinReisebus wird älter als fünf Jahre. Im März2001 setzte das Unternehmen zum Rundum-Schlag an. Graf veränderte nicht nur seine Un-ternehmensfarbe auf Gelb und Rot, sondernnahm auch auf einen Schlag 50 funkelnagel-

    d i e w e i t e We l tMehr als ein Omnibus-Unternehmen

    neue Luxusliner in Betrieb. Gleichzeitig setztdas Unternehmen mit Hilfe eines hausinternenQualitätsmanagement offensiv auf Qualität.Dass das Unternehmen in schwieriger Zeit einegroße Investition tätigte, zahlte sich aus, -auch auf dem Hintergrund weltweiter Terror-anschläge und der allgemein schwierigenWirtschaftslage. Der unternehmerische Mutschlug positiv zu Buche. Viele Gäste wolltenmit den neuen Fahrzeugen fahren, was dieTouristikexperten aus Wanne auch auf diegestiegene Flugangst zurückführen: „Der 11.September hat den Reisebus wieder verstärktin das Bewusstsein der Urlauber gerückt.“ Sokonnte Graf’s Reisen das Krisenjahr 2002 miteinem Umsatzplus von rund sechs Prozent inder Touristik abschließen.

    Susanne Schübel

    Wer reist, kann auch feiern!Drei tolle Tage lang steht bei der Anton GrafGmbH, Reisen & Spedition das gesamteUnternehmen im Zeichen des 75jährigen Fir-menjubiläums. Ab Freitag, 4. April, bisSonntag, 6. April 2003, geht es auf demBetriebshof 1 an der Edmund-Weber-Straße inHerne-Röhlinghausen von 10 bis 19 Uhr hochher. Geboten wird ein buntes Non-Stop-Unter-haltungsprogramm für kleine und großeBesucher. Eine große Bus-Show, eine Riesen-Tombola mit tollen Preisen, der große Auto-Scooter, eine Non-Stop-Bühnenshow mitbekannten Künstlern wie dem SchlagersängerMichael Kern und vielen anderen sowie einlustiges Kinderland lassen keine Langeweileaufkommen.

    Anton Graf Reisen & Spedition Zahlen, Daten, Fakten• 400 Mitarbeiter, 25 Auszubildende• 30.000 qm Betriebsgelände an zwei

    Standorten• 110 Reise- und Linienbusse mit

    140 Fahrern• 20 Möbelfernzüge• 50 Wechselcontainer• drei Bürogebäude• sechs Reisebüros in fünf Städten• 1300 Reiseagenturen• 5 Kataloge mit insgesamt über 750 Seiten

    Auf ein Wort:Wanne-Eickel ist für unser Unternehmen logis-tisch der ideale Standort, - mitten im Revier,umgeben von relativ wenig Verkehr und mitfreien Straßen zur An- und Abfahrt. An demFleck, wo die meisten Menschen in Deutsch-land wohnen, fühlen wir uns einfach wohl undwollen mit niemandem tauschen.

    Oliver Graf (36), Kaufmännischer Leiter Anton GrafReisen GmbH

    Fahrt

    Großer Andrang beim Jubiläum (rechts).Gelb - Rot: die neuen Luxusliner (unten rechts).Graf-Busse - in den Metropolen unterwegs (unten).

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    Er hatte eine Familie gegründet, gerade gebautund einen guten Job als Kaufmännischer Leiterbei einer großen Essener Reinigungsfirma.Doch der Gedanke - „Was ich hier tue, kann ichauch für mich selbst tun!“ - ließ PeterMöcklinghoff einfach nicht los. Mit beidenBeinen voran sprang er ins kalte Wasser,machte Schulden, kaufte 1983 das HernerReinigungsunternehmen Knoll mit 150Mitarbeitern. Jetzt oder nie! Die Wahl warrichtig: Im Juni 2003 feiert die MöcklinghoffGmbH ihr 20jähriges Bestehen.

    Mehr als 400 BeschäftigteDie FAZ vom Tage, das „Manager Magazin“und „Capital“ liegen noch ungelesen auf demTisch in Peter Möcklinghoffs gemütlichem Büroan der Werkshallenstraße 1. Sie warten aufeine Mußestunde des Chefs, doch bis der pas-sionierte Zeitungsleser an diesem Tag Zeit zumLesen findet, wird noch dauern. Möcklinghoffhat gut zu tun, - mehr als 400 Beschäftigte imganzen Ruhrgebiet reinigen und pflegen in sei-nem Auftrag.

    Sauber mit SystemGebäudereinigung Möcklinghoff

    setzt für die Zukunft auf Rundum-ServiceAuf Großprojekte spezialisiertSpezialisiert hat sich der Herner aufGroßprojekte wie die Sparkasse Essen mit 78Zweigstellen, große Hotels, Glasfassaden,Bauendreinigung. Auch die Herner können tag-täglich prüfen, wie gut MöcklinghoffsHeinzelmännchen gearbeitet haben. Die Bürosund Geschäftsräume der Herner Sparkasse undinsbesondere das „LAGO“ gehören zu denKunden des expandierenden Unternehmens.80 Prozent seiner Mitarbeiter sind Frauen, 60Prozent davon schaffen als 325-Euro-Kräfte,die Vielzahl der Teilzeitmodelle ist kaum zubenennen. „Da ist alles möglich“, sagt PeterMöcklinghoff. Der tarifliche Basisstundenlohnfür eine Reinigungskraft liegt bei 7,94 Europlus 30 Urlaubstage und 65 ProzentJahresleistung. Das, so meint der Chef, wüs-sten viele nicht, die ansonsten die Nase überdie „Putzfrauen“ rümpften.

    Neue AnforderungsprofileerfüllenDabei setzt auch Möcklinghoff gezielt auf gutausgebildetes Personal. Wer seine Kundenzufrieden stellen will, kommt mit demStaubwischen und Staubsaugen längst nichtmehr aus. Peter Möcklinghoff möchte in

    Zukunft ganz neue Anforderungsprofile erfül-len. „Was der Kunde wünscht, ist ein Service,der ihm möglichst viele Aufgaben abnimmt“,beschreibt der Kaufmann seine Ziele. Dazugehört neben dem Reinigen zum Beispiel dieGartenpflege, der Kantinenbetrieb, die War-tung der Heizung, der Klima-Anlage, derLüftung, - schlichtweg alles, was zum techni-schen Facility Management gehört, also demvorausschauenden und kostenoptimierten Be-wirtschaften von Gebäuden. „Marktnischengibt es überall“, sagt Möcklinghoff.

    Nachfolge geregeltDiesen Weg möchte Peter Möcklinghoff nichtallein gehen. Längst steht ihm Sohn Martin(24) zur Seite. „Es ist mir gelungen, in ihm denWunsch zu wecken, das Unternehmen weiter-zuführen“, sagt der Vater. Mit welchenArgumenten? „Ich habe ihm die individuelleFreiheit des Unternehmers vor Augen geführt.“Martin studiert Wirtschaftswissenschaft undarbeitet zweimal pro Woche beim Vater imUnternehmen mit. „Learning by doing“,schmunzelt der Senior, „das ist doch die besteSchulung.“

    Susanne Schübel

    Sauber mit System

  • 27

    Wirtschaft tern

    Das Güterverkehrszentrum Emscher (GVZ)macht Furore. Vom neuen Containerterminalgehen Güterzüge in weit mehr als 100 ver-schiedenen Logistikstandorte in ganz Europa.Der weiteste liegt 6.000 km entfernt inKasachstan.

    „Wo vor ein paar Jahren noch Wasser imHafenbecken schwappte, werden heute Con-tainer, Wechselbrücken oder Lkw-Sattelauflie-ger auf den Zug umgesetzt, um ihre große Reiseanzutreten“, schildert Karl-Heinz Wick, Ge-schäftsführer der Wanne-Herner Eisenbahn undHafen GmbH, die geschäftige Szenerie. DieTochtergesellschaft „Container Terminal HerneGmbH“ (CTH) sorgt für den reibungslosen Ab-lauf im Gateway-Terminal. Beteiligt ist an derTochter auch der europäische Branchenrieseund Netzwerkbetreiber für den kombiniertenVerkehr, der „Intercontainer Interfrigo (ICF).

    Oskar für X.netUnd damit kommt das zweite Standbein desGVZ ins Spiel. Platz ist Mangelware in den gro-ßen Seehäfen in Rotterdam, Antwerpen, oderHamburg. Aus Übersee kommende Containerwerden flugs bunt durcheinander auf die Bahngeladen und nach Herne transportiert. Erst hier,an einer Rangierstation hinter dem Güterver-

    Von Herne in die Ferne!Von Herne in die Ferne!Container-Drehscheibe in ganz Europa bekannt

    kehrszentrum, werden die Waggons nachihrem Zielort sortiert und Züge nach ganzEuropa zusammen gestellt. X.net. heißt diesesSystem, das schon den Oskar der Branche inRotterdam gewonnen hat, den „IntermodalAward 2002“. „Herne ist zur internationalenContainer-Drehscheibe geworden, Fachzeit-schriften in ganz Europa berichten darüber“,sagt Wick stolz. X.net-Betreiber „Intercon-tainer“ hat die wirtschaftlich starke RegionRuhrgebiet als neue Verkehrsdrehscheibe fürden Schienenverkehr in Europa entdeckt.

    Auf ErfolgskursNoch in der ersten Hälfte diesen Jahres rollenwöchentlich rund 130 Güterzüge mit über 3.000Containern nach Herne, um hier ihren neuenBestimmungsort zu erhalten. Auf diesem Wegewerden rund 170.000 Lkw-Fahrten pro Jahrökologisch sinnvoll auf die Schiene verlagertund entlasten somit das Straßennetz. „Mitzunehmenden Aufkommen wird das Container-Terminal ausgebaut, denn das Be- und Ent-laden muss sehr zügig erfolgen“, sagt MirkoStrauss, Prokurist der CTH. Im Endausbau-zustand können dann im Herner Terminal etwa200.000 Container pro Jahr auf die Schiene ge-bracht werden.

  • Nicht zuletzt die Einführung des SchokoTicketsim Februar 2002 zeigt die Bedeutung derKundengruppe Schüler für den öffentlichenPersonennahverkehr. Denn mittlerweile istjeder Dritte von rund 14 Millionen Fahrgästenauf den Linien der HCR ein Schüler.

    Seit Oktober 2002 ist die HCR-Busschulewieder ausgebucht. So staunen zahlreicheMädchen und Jungen immer wieder, wennihnen die HCR-Mitarbeiter Thomas Smeenkund Carlo Colomo dienstags und donnerstagsdie Vielfältigkeit des heimischen Nahverkehrs-unternehmens zeigen und Tipps zum Busfahrengeben.

    Gemeinsam mit dem VerkehrsverbundRhein-Ruhr (VRR) wurde ein verkehrspädagogi-sches Programm speziell für die vierten undfünften Klassen entwickelt, welches denSchulen kostenlos angeboten wird. Es bestehtaus Unterrichtsmaterialien und einerVorführung „vor Ort“ bei der HCR.

    Die Busschule beginnt jeweils um 8.30 Uhr.Die jungen Fahrgäste werden mit dem Bus von

    Busschule kommt ohne Hausaufgaben ausSchüler lernen den Nahverkehr kennen

    der Schule abgeholt. Zunächst werden sie ver-traut gemacht mit Haltestangen, Halteknöpfen,Entwertern, mit dem Fahrersitz, aber auch mitNothämmern. Bevor es los geht erhalten dieKinder und natürlich auch die Lehrer dasALLbert-Ticket, das jeder Fahrgast zu entwer-ten hat. Das außerirdische Wesen „ALLbert“ist die Hauptfigur der Science-Fiction-Ge-schichte in den begleitenden Unterrichtsma-terialien. Es taucht auch bei den praktischenÜbungen immer wieder auf.

    Nach Einfahrt auf den Betriebshof wird die„ALLbert-Haltestelle“ angesteuert. Am dorti-gen Beispiel wird den Schülern das Haltestel-lenschild erklärt, auf dem Name der Haltestel-le, Linie, Ziel und Fahrplan stehen. Mithilfe von„ALLbert“ werden besondere Gefahrensitua-tionen an der Haltestelle, während der Fahrtsowie beim Ein- und Ausstieg simuliert. Diemeisten Kinder sind überrascht, wie weit die„ALLbert-Tonne“ durch die Luft fliegt, wenndiese einem langsam fahrenden Bus in dieQuere kommt. Auch bei einer Vollbremsung

    des Busses erkennen die Schüler an Hand des„Plastik-ALLberts“, das man sich im Bus jeder-zeit einen festen Halt verschaffen sollte.

    Anschließend können es sich die Kinder im„Filmsaal“ bequem machen. „ALLbert“, natür-lich auch die Hauptfigur in einem Film, gibtviele Tipps für Fahrten zur Schule und in derFreizeit. Weniger außerirdisch, dafür aber nichtminder interessant geht es zu, wenn dasFahrausweissortiment vorgestellt oder vorbe-reitete Übungsblätter „bearbeitet“ werden.Zwischendurch wird natürlich eine kleineFrühstückspause eingelegt. Eine Betriebsbe-sichtigung sowie die beliebte Fahrt durch dieWaschanlage runden das Programm ab. Gegen11.30 Uhr werden die Schüler und Lehrer perBus zurück in die Schule gefahren.

    Dirk Rogalla

    HCR, An der Linde 41Haltestelle: An der LindeLinien: 303, 311, 333

    mittendr

  • 30 novation

    Als Frank Korte im Frühjahr 1994 nach einemGeschäftslokal suchte, da eröffnete er seinenSpezialshop für Mountain Bikes genau dort, woes sich im Umkreis fünf weitere Fahrradlädenschon bequem gemacht hatten, - an der HernerBahnhofstraße. „Ich wollte in die Höhle desLöwen,“ sagt der gebürtige Wanne-Eickeler.

    Auf Fahrräder spezialisiertKonkurrenz belebt das Geschäft, daran glaubtFrank Korte. Neun Jahre gingen ins Land. Dieanderen trennten sich vom Fahrradgeschäft,Korte spezialisierte sich darauf. Antizyklischhandeln, gegen den Strom schwimmen: DasRisiko zahlte sich aus. Mit seiner eigenenFahrradlinie „Kortec“ macht der junge Hernermittlerweile bundesweit Furore. 70 Händlervertreiben die Räder mit dem unverkennbarenDesign, das Kenner entweder hassen oder lie-ben. Und von den Fahrradhändlern ringsumblieb Korte als einziger übrig. „Schade eigent-lich,“ sagt der junge Unternehmer.

    Branchenfremd mit InsiderwissenDem Ladenlokal an der Herner Bahnhofstraßeist Kortes Renommee nicht ohne Weiteresanzusehen. Es ist wie sein Chef: ohne Schnick-Schnack, ohne Schnörkel, sofort auf demPunkt. Qualität, Beratung und Service sind dieAchsen, auf denen das Geschäft rollt. Dabeistieg Korte als Branchenfremder in denFahrradhandel ein. Mit seinem Insiderwissen,das sich der begeisterte Mountain-Biker wäh-rend seiner aktiven Rennsportphase angeeig-net hatte, stach der junge Mann, der auch alsTechniker bei Opel oder Hewlett-Packard hätteKarriere machen können, auf Anhieb alle aus.

    „Made in Herne“ – Frank Korte macht mit Fahrrädern bundesweit Furore

    Dass er mittlerweile von den größten deut-schen Fahrradfirmen für Spezialprojekte alsProduktmanager gebucht wird, - Frank Korteerwähnt es im Nebensatz.

    Kunde ist KönigFür den jungenhaften Tüftler ist der KundeKönig. Fast alle Fahrräder werden in Zahlunggenommen, Service auch über weite Entfer-nung gewährleistet. „Bei uns bekommt derKunde alles, was er will: das Kinderfahrradgenauso wie das hochwertige Tourenrad bishin zur Sonderanfertigung für Behinderte.“ MitSpürsinn und Dickkopf bewegt sich Frank Kortestets an der Spitze der Fahrradentwicklung, dieer durch die eigene Linie „Kortec“ selbst beein-flusst. Rund 1400 hochwertige Kortec-Räderrollen schon über deutsche Straßen, kaumeines unter 700 Euro, und es werden immermehr. Als die bekannte Zeitschrift „Rad“ 2001in einem Test das beste Tourenrad suchte,schickte der Wanne-Eickeler der Redaktionselbstbewusst seine Eigenkonstruktion „Tibet“zu. Einfach so, „wir wollten es mal wissen.“

    Traumnoten für „Tibet“80 Goliaths schlug der David aus Herne ausdem Felde, erhielt für sein innovatives Touren-rad „Tibet“ nicht nur Traumnoten, sondern - sodie Redaktion - „eine Bewertung, die seit dreiJahren nicht mehr vergeben werden konnte“.Die Qualität der Bauteile, die Verarbeitung, dasDesign, die Laufleichtigkeit - die Jury bliebauch dann noch bei ihrem Lob für den No-Name von der Emscher, als potente Anzeigen-kunden murrten. „Ihre Standhaftigkeit hat mirden Glauben an die Fachpresse zurückgege-ben“, sagt Frank Korte.

    Hernes neues GrubengoldDie Top-Noten aus dem Wettbewerb brachtendie Nachfrage richtig auf Touren. Das nächsteModell hat längst Konturen, - super-ergono-misch, auch für Schwergewichte geeignet undmit pfiffigen Details. Leder und Wurzelholzwird Frank Korte demnächst verarbeiten. AuchKarbon - auf Deutsch „Kohle“ - soll seinen„Maybach auf zwei Rädern“ veredeln. „Hernesneues Grubengold“, reimt man an der Bahn-hofstraße am neuen Werbespruch.

    Im Internet der echte RennerAuch im Internet entwickeln sich Fahrrädermade in Herne zum echten Renner, seit FrankKorte das Auktionshaus „ebay“ als Vertriebs-weg entdeckt hat. Fahrräder, Schlösser, Reifen,Bekleidung - Mausklick genügt. Die Zahlenüberzeugen: Allein am 19. und 20. Dezemberdes letzten Jahres verkaufte Korte 28 Kortec-Räder über das weltweite Netz und knüpfte aufdiese Weise wichtige Kontakte. Weit über1100 Interessenten schauen sich so einenRenner genauer an, für ein besonders edlesTeil gehen bis zu 60 Gebote ein. „So viele Leutewürden doch nie in meinen Laden kommen“,schmunzelt Frank Korte. Ab Februar geht's mitdem Internet richtig los, für die Entwicklungdes elektronischen Handels in einem eigenenShop - auch e-commerce genannt - hat derHerner eine neue Arbeitskraft eingestellt. DasRad der Zeit dreht sich, und Frank Korte drehtsich mit: „Ich hasse Stillstand, denn Stillstandist der Tod. Für mich gibt es keine Rast, - abergenau das macht mir Spaß.“

    Susanne Schübel

    Kein Stillstand in der Höhle des Löwen

    Pro Rad ein Meter RadwegWeil sich Frank Korte seiner „Heimatstadtverpflichtet“ fühlt, möchte er auch vor Ortaktiv werden und hat deshalb mit der StadtHerne einen Pakt geschlossen. Ab 1. Februar2003 gilt: Wer ein Fahrrad bei Korte kauft,sorgt dafür, dass ein Meter Radweg zusätz-lich gebaut werden kann. Bis zum 10jährigenFirmenjubiläum im Februar 2004 hofft derjunge Herner Unternehmer, auf diese Weise1000 Meter Radweg finanzieren zu können.

    Qualität, Beratung, Service: In der Korte-Werkstattentsteht das neue Top-Modell für 2003.

    In seinem Element:Frank Korte prüft sein Sortiment.

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    Sage nicht einer, Volkstheater sei passé. InHerne haben vier Amateur-Bühnen der leichtenMuse ihre Nischen gefunden. Manche könnensich auch über volle Säle freuen: Einen stetigwachsenden Besucherstrom verzeichnet „Fide-le Horst“. Während vor 20 Jahren nur 700 Zu-schauer pro gespieltem Stück kommen, sind esheute rund 5.500.Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter undMütter. Aufschluss gab ein Besuch von inhernebei den Proben für „Hier sind Sie richtig“, eineturbulente Verwechslungskomödie von MarcCamoletti, Start 15. März: „Wir sind im Mo-ment in der Phase, in der wir das Stück aus-einandernehmen“, sagt Olaf Weichert (44).Des „Spielleiters“ Kunst läge darin, den „wah-ren Fidele-Horst-Charakter“ aus Schwank undDarstellern herauszukitzeln, sagt PressewartMichael Salzmann. Über das Wesen diesesPhänomens lässt sich freilich trefflich streiten.

    Die Heidi Kabel von derReichsstraßeZum einem passt der Zeitraum, in der dasPublikum ständig zunahm, exakt in die Spiel-leiterzeit von Olaf Weichert. Der Mitarbeiterder Bochumer Stadtverwaltung sorgte für mehrProfessionalität. Die „Fidelen“ setzen zudemauf bekannte Gesichter und orientieren sich anBühnen, die über das Fernsehen Popularität

    erlangten. Heidi Kusiak zum Beispiel hat wäh-rend ihrer 37-jährigen Zugehörigkeit zumHolsterhauser Ensemble alle Rollen von der„Jugendlich-Naiven“ bis zur „komischenAlten“ verkörpert: „Die Zuschauer sehen in mirdie Heidi Kabel vom Ohnsorg-Theater. DerVorname stimmt ja auch.“ Einen hohenBekanntheitsgrad unter den Fidele-Fans hatauch Martha Schuster, die 1968 dazustieß undmit 74 Jahren das „älteste Schlachtross“ ist,wie sie selbst sagt.

    Einsteiger reparieren KulissenAber da scheint sich ein Paradoxon in das neueDomizil an der Reichsstraße ein