Hessenseiten im BUNDmagazin 4 / 2007

12
[4-07] Hessen-Seiten im BUNDmagazin 1 HESSENseiten HESSENseiten BUNDmagazin 4. Quartal Heft 4 / 2007 EDITORIAL Blick zurück im Zorn Fünf lange Jahre CDU-Alleinregierung unter Minister- präsident Koch neigen sich dem Ende zu, Zeit Bilanz zu ziehen aus Sicht eines engagierten Natur- und Umwelt- schützers, Zeitpunkt aber auch nach vorne zu schauen, Wünsche und Visionen zu entwickeln und Forderungen zu formulieren, die an alle Parteien gerichtet sind, die zur Landtagswahl im Januar 2008 antreten. Klimaschutz steht bei allen Parteien ganz oben auf der Liste der Umweltthemen. Die inhaltlichen Schwerpunk- te sind dabei oft gegensätzlich trotz ähnlicher Ziele. Die Gewichtung gegenüber anderen, konkurrierenden Zielen ist in den Parteiprogrammen durchaus sehr ver- schieden. Konkrete Maßnahmen für eine wirkungsvolle Klimaschutzpolitik lassen bislang auf sich warten, klare Programme verbunden mit verbindlichen Finanzierun- gen und zielgerichteten Hilfestellungen fehlen meist. Die möglichen Alternativen insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien werden im politischen Raum zum ideologischen Schaulauf missbraucht und in der Öffentlichkeit zum Teil diskreditiert. Erforderlich sind abgestimmte, gesellschaftlich tragfähige und auch auf ihre ökologischen Auswirkungen hin abgeklopfte Ziel- setzungen für Energieeinsparung, Effizienzsteigerung und regenerative Energien. Dies kann nur unter Beteili- gung aller Betroffenen gelingen und darf nicht auf- grund politischer Duftmarken zum parteipolitischen Gezänk degradiert werden, das der Sache nicht nützt und die Inhalte nicht voran bringt. Biomasse gegen landwirtschaftliche Vielfalt und Ökolo- gie im Wald,Windkraft gegen Aspekte des Landschafts- bildes,Wasserkraft gegen Gewässerökologie und Atom- kraft gegen die notwendige Sicherheit der Menschen sind keine geeigneten Gegensätze im öffentlichen Dis- kurs zur Machbarkeit einer alternativen Energieversor- gung. Auch regenerative Energien müssen sich an Krite- rien des Naturschutzes, des Ressourcenschutzes und der landschaftlichen Anpassung messen lassen. Aber:Wer Windräder pauschal verdammt, zu land- schaftsprägenden Hochspannungsleitungen dagegen ein unverkrampftes Verhältnis hat, bleibt unglaubhaft. Und:Wer die erkannte Klimaproblematik benutzt, um Ängste zu schüren um die Atomkraft wieder hoffähig zu machen, belegt damit nicht seine Glaubwürdigkeit sondern letztlich nur ein politisch motiviertes, kurzfris- tig angelegtes Vasallentum zu einer Energieform, die zu gefährlich und bereits heute bar jeder Zukunftsfähig- keit ist – hier bei uns und erst recht im Weltmaßstab. Gleiches gilt im Bereich der Landwirtschaft. Die Diskus- sion zur Neuorientierung der europäischen Landwirt- schaftspolitik ist in vollem Gange, aber die hessische Landesregierung zögert und verliert Zeit zur Umsteue- rung der Subventionszahlungen weg von einer intensi- ven Bewirtschaftung hin zu einer landschaftsangepas- sten, biologischen Landwirtschaft, die noch dazu die Verbraucher auf ihrer Seite hat. Bio-Lebensmittel kom- men zu einem immer größeren Anteil von außerhalb Hessens, ja außerhalb Deutschlands – ein Armutszeug- nis der aktuellen Landwirtschaftspolitik, die umgehend in neue, zukunftsfähige Bahnen gelenkt werden muss. Auch im Naturschutz, dem Kernbereich des Schutzes von Tieren und Pflanzen, von Biotopen, Lebensräumen und Landschaften wurden in den letzten Jahren die Räder weit zurückgedreht. Rechtliche Grundlagen zum Schutz von Natur und Landschaft wurden zurückge- nommen, die Nachhaltigkeit bei der Nutzung von Naturressourcen, insbesondere dem Flächenverbrauch, wurde zugunsten von Eingriffen verschlechtert und auch die Möglichkeiten der Mitwirkung von engagier- ten Naturschützern in Genehmigungsverfahren und bei der Zuarbeit in Naturschutzbeiräten wurden massiv eingeschränkt. Eine offene und aktive Bürgergesell- schaft sieht anders aus. All dies zeigt auf, dass sich Natur- und Umweltschutz in den letzten Jahren in Hessen auf einem politisch verord- neten Rückzug befand und von der Regierungspartei nur noch als Hindernis und Bremser angesehen wurde. Und da wundert es nicht, dass Hessen sich ganz vorne in der Reihe derjenigen eingeordnet hat, die die endlich greifenden europarechtlichen Regelungen zum Erhalt von Habitaten,Tieren und Pflanzen und der Rückgewin- nung von Lebendigkeit in unseren Gewässern zurück- drängen wollen. Dies zu verhindern muss Zielsetzung für die nächsten Jahre sein ! Auch im Kleinen müssen Möglichkeiten wieder eröffnet werden über ehrenamtliches Engagement etwas für Natur und Umwelt zu tun und letztendlich der Nach- haltigkeit in all unserem Tun zum Durchbruch zu verhel- fen. Dies zu erreichen muss Richtschnur für alle an unserer Umwelt Interessierten sein. Jörg Nitsch für den Landesvorstand des BUND Hessen Jörg Nitsch, Vorstandssprecher des BUND Hessen

description

Vier Mal im Jahr erhalten BUND-Mitglieder das bundesweite BUNDmagazin – in Hessen mit den extra Hessenseiten. Die Mitgliederzeitschrift des BUND informiert über zentrale Fragen des Umwelt- und Naturschutzes, berichtet über die Arbeit des BUND und gibt Öko-Tipps für den Alltag. Im Hessen-Einleger gibt es zusätzliche Informationen auf Landesebene, von den Orts- und Kreisverbänden, den Arbeitskreisen und der BUNDjugend Hessen. Ein Abonnement kostet 15 Euro im Jahr. Mitglieder erhalten das BUNDmagazin kostenlos.

Transcript of Hessenseiten im BUNDmagazin 4 / 2007

[4-07] Hessen-Seiten im BUNDmagazin 1

HESSENseitenHESSENseitenBUNDmagazin

4. QuartalHeft 4 /2007

EDITORIALBlick zurück im Zorn

Fünf lange Jahre CDU-Alleinregierung unter Minister-präsident Koch neigen sich dem Ende zu, Zeit Bilanz zuziehen aus Sicht eines engagierten Natur- und Umwelt-schützers, Zeitpunkt aber auch nach vorne zu schauen,Wünsche und Visionen zu entwickeln und Forderungenzu formulieren, die an alle Parteien gerichtet sind, diezur Landtagswahl im Januar 2008 antreten.

Klimaschutz steht bei allen Parteien ganz oben auf derListe der Umweltthemen. Die inhaltlichen Schwerpunk-te sind dabei oft gegensätzlich trotz ähnlicher Ziele.Die Gewichtung gegenüber anderen, konkurrierendenZielen ist in den Parteiprogrammen durchaus sehr ver-schieden. Konkrete Maßnahmen für eine wirkungsvolleKlimaschutzpolitik lassen bislang auf sich warten, klareProgramme verbunden mit verbindlichen Finanzierun-gen und zielgerichteten Hilfestellungen fehlen meist.Die möglichen Alternativen insbesondere im Bereichder erneuerbaren Energien werden im politischen Raumzum ideologischen Schaulauf missbraucht und in derÖffentlichkeit zum Teil diskreditiert. Erforderlich sindabgestimmte, gesellschaftlich tragfähige und auch aufihre ökologischen Auswirkungen hin abgeklopfte Ziel-setzungen für Energieeinsparung, Effizienzsteigerungund regenerative Energien. Dies kann nur unter Beteili-gung aller Betroffenen gelingen und darf nicht auf-grund politischer Duftmarken zum parteipolitischenGezänk degradiert werden, das der Sache nicht nütztund die Inhalte nicht voran bringt.

Biomasse gegen landwirtschaftliche Vielfalt und Ökolo-gie im Wald, Windkraft gegen Aspekte des Landschafts-bildes, Wasserkraft gegen Gewässerökologie und Atom-kraft gegen die notwendige Sicherheit der Menschensind keine geeigneten Gegensätze im öffentlichen Dis-kurs zur Machbarkeit einer alternativen Energieversor-gung. Auch regenerative Energien müssen sich an Krite-rien des Naturschutzes, des Ressourcenschutzes undder landschaftlichen Anpassung messen lassen.Aber: Wer Windräder pauschal verdammt, zu land-schaftsprägenden Hochspannungsleitungen dagegenein unverkrampftes Verhältnis hat, bleibt unglaubhaft.Und: Wer die erkannte Klimaproblematik benutzt, umÄngste zu schüren um die Atomkraft wieder hoffähigzu machen, belegt damit nicht seine Glaubwürdigkeitsondern letztlich nur ein politisch motiviertes, kurzfris-tig angelegtes Vasallentum zu einer Energieform, die zugefährlich und bereits heute bar jeder Zukunftsfähig-keit ist – hier bei uns und erst recht im Weltmaßstab.

Gleiches gilt im Bereich der Landwirtschaft. Die Diskus-sion zur Neuorientierung der europäischen Landwirt-schaftspolitik ist in vollem Gange, aber die hessischeLandesregierung zögert und verliert Zeit zur Umsteue-rung der Subventionszahlungen weg von einer intensi-ven Bewirtschaftung hin zu einer landschaftsangepas-sten, biologischen Landwirtschaft, die noch dazu dieVerbraucher auf ihrer Seite hat. Bio-Lebensmittel kom-men zu einem immer größeren Anteil von außerhalbHessens, ja außerhalb Deutschlands – ein Armutszeug-nis der aktuellen Landwirtschaftspolitik, die umgehendin neue, zukunftsfähige Bahnen gelenkt werden muss.

Auch im Naturschutz, dem Kernbereich des Schutzesvon Tieren und Pflanzen, von Biotopen, Lebensräumenund Landschaften wurden in den letzten Jahren die Räder weit zurückgedreht. Rechtliche Grundlagen zumSchutz von Natur und Landschaft wurden zurückge-nommen, die Nachhaltigkeit bei der Nutzung von Naturressourcen, insbesondere dem Flächenverbrauch,wurde zugunsten von Eingriffen verschlechtert undauch die Möglichkeiten der Mitwirkung von engagier-ten Naturschützern in Genehmigungsverfahren und beider Zuarbeit in Naturschutzbeiräten wurden massiveingeschränkt. Eine offene und aktive Bürgergesell-schaft sieht anders aus.

All dies zeigt auf, dass sich Natur- und Umweltschutz inden letzten Jahren in Hessen auf einem politisch verord-neten Rückzug befand und von der Regierungsparteinur noch als Hindernis und Bremser angesehen wurde.Und da wundert es nicht, dass Hessen sich ganz vornein der Reihe derjenigen eingeordnet hat, die die endlichgreifenden europarechtlichen Regelungen zum Erhaltvon Habitaten, Tieren und Pflanzen und der Rückgewin-nung von Lebendigkeit in unseren Gewässern zurück-drängen wollen.

Dies zu verhindern muss Zielsetzung für die nächstenJahre sein !

Auch im Kleinen müssen Möglichkeiten wieder eröffnetwerden über ehrenamtliches Engagement etwas fürNatur und Umwelt zu tun und letztendlich der Nach-haltigkeit in all unserem Tun zum Durchbruch zu verhel-fen. Dies zu erreichen muss Richtschnur für alle an unserer Umwelt Interessierten sein.

Jörg Nitschfür den Landesvorstand des BUND Hessen

Jörg Nitsch,Vorstandssprecherdes BUND Hessen

2 Hessen-Seiten im BUNDmagazin [4-07]

HESSEN-

WAHL

die unser Bundesland mit der Umsetzung dieses ehr-geizigen Energieprogramms übernähme, wäre bei-spielgebend nicht nur für die Bundesrepublik. Es wäredie konsequente Umsetzung der mittlerweile 15 Jahre

zurückliegenden Agenda 21, des globalenDenkens in lokales Handeln: Hessen machtder Welt vor, wie Klimaschutz wirklich undschnellstmöglich geht. Und das Ganze wäreauch noch mit einer aus der Sicht des Kli-maschutzes nebensächlichen, aber aus derSicht der Politiker bei der SPD, aber auchbei Bündnis 90/Die Grünen grundlegendensozialen und wirtschaftlichen Entwicklung

verbunden, nämlich der nachhaltigen Schaffung vonArbeitsplätzen mit Wertschöpfung in der Region.

Wer also der Energiepolitik der ewiggestrigen Atom-ideologen, die den Teufel Kohlendioxid mit dem Beel-zebub Atommüll auszutreiben versprechen, in Hessenkeine Chance mehr geben möchte, hat die Wahl.

Deshalb empfiehlt der BUND-Landesvorstand:Am 27. Januar 2008 wählen gehen!

BUND Hessen, Landesvorstand

usstieg aus der nicht mehr länger verantwort-baren Atomtechnik und damit Stilllegung von

Biblis A+B, keine Neugenehmigung fossiler Großkraft-werke mehr. Stattdessen Umstieg auf regenerativeEnergieträger, insbesondere Windkraft, Bio-massenutzung und Fotovoltaik. Dort, wo sichfossile Energieträger nicht sofort vermeidenlassen, Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplungund gezielte Förderung sowie gesetzliche Re-gelungen für mehr Energieeffizienz. Kurz zu-sammengefasst sind das die Forderungen,wie sie der BUND seit Jahrzehnten erhebt,doch fanden sie sich in dieser Absolutheitbislang nur in Wahlprogrammen von Bündnis 90/Die Grünen wieder. Das hat sich mit der SPD-Spitzen-kandidatin Andrea Ypsilanti nun grundlegend geän-dert. Unter Federführung des von Ypsilanti für das Amtdes Wirtschafts- und Umweltministers vorgesehenenHermann Scheer hat sich die SPD ein Wahlprogrammgegeben, das ebenfalls Hoffnung für die Zukunft Hes-sens aufkommen lässt.

Wenn eine rotgrüne Mehrheit bei der Hessenwahlim Januar 2008 zustande kommt, dann bestehen nachAuffassung des BUND-Landesvorstandes gute Chan-cen, dass Hessen wieder vorne ist. Die Vorreiterrolle,

Wählen gehen für Umwelt und Zukunft!Bei der Landtagswahl 2008 in Hessen geht es um wichtigeWeichenstellungen für den Umweltschutz, Klimaschutz,Verbraucherschutz und Naturschutz

Der BUND-Landesvorstand

empfiehlt:Wählen gehen –

dieses Mal lohnt es sich!

BUND-Wahlfaltblatt verteilen!Diese im Original farbigen Din A5 Faltblätter sind

demnächst in der Landesgeschäftsstelle erhältlich.Alle, die diese Flyer verteilen möchten, werden gebeten,

ihren Bedarf möglichst schnell dort zu anzumelden.

A

HESSEN-

WAHL

[4-07] Hessen-Seiten im BUNDmagazin 3

Folgende Kriterien solltendie Wählerinnen undWähler bei der nächsten Landtagwahl in Hessenam 27. Januar 2008 zu ihren eigenen Wahlprüf-steinen machen:

Klimaschutz verstärken Umweltverträgliche Mobilität fördern Flächenversiegelung stoppen Recht auf gentechnikfreie Lebensmittel sichern,Agrarwende voranbringen Natur schützen und Artenvielfalt erhaltenGewässer- und Hochwasserschutz verbessern Europäische Umweltgesetzgebung vollziehen (Umwelt-)Politik glaubwürdig und transparentgestaltenUmweltbildung verstärken

n der nächsten Legislaturperiode muss der Umwelt-und Naturschutz in Hessen wieder deutlich mehr Ge-

wicht bekommen. Mit einer Fortführung der derzeiti-gen Regierungspolitik werden weder die notwendigenMaßnahmen zum Schutz des Klimas ergriffen nochwird ein ausreichender Schutz der heimischen Naturerreicht.

Der BUND Hessen stellt in einem Faltblatt zur Wahlin Kurzform seine Kriterien für einen wirksamen Um-welt- und Naturschutz in Hessen vor. Eine ausführli-ches Positionspapier ist ab Ende November bei der Lan-desgeschäftsstelle oder über das Internet erhältlich,Auszüge daraus lesen Sie hier:

Klimaschutz verstärkenFür die Politik ist es allerhöchste Zeit die Phase der Ab-sichtserklärungen zu überwinden und endlich konkretund konsequent zu handeln.

Seriöse Konzepte für Hessen zeigen, dass innerhalbvon zwei Jahrzehnten durch einen Mix aus Energie-sparen, Energieeffizienz und Nutzung von erneuerba-ren Energieressourcen nicht nur auf das AtomkraftwerkBiblis, sondern auch auf Strom aus Großkraftwerken,die mit dem Klimakiller Kohle oder mit Erdgas betrie-ben werden, verzichtet werden kann.

In Hessen wurde parallel zum Abbau der Grund-wasserabgabe seit 1999 auch die Landesförderung derrationellen und erneuerbaren Energienutzung abge-baut. Ab Januar 2002 wurde die Förderung für Privat-personen auf Null gesetzt. Hessen gehört damit zu denSchlusslichtern im Reigen der Bundesländer.

Die Potentiale der Agrarmassenutzung und derWindkraftnutzung in Hessen müssen ökologisch ver-träglich und regional differenziert genutzt werden.

Landtagswahl in Hessen 2008

Positionen des BUND Hessen für einen wirksamen Umwelt- und Naturschutz

Positionspapier zurLandtagswahl 2008BUND HessenTriftstraße 4760528 FrankfurtTel. 069 [email protected]

Umweltverträgliche Mobilität fördernPolitik, die ernsthaft Maßnahmen zum Klimaschutzund zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Be-völkerung ergreifen will, muss Lenkungsinstrumenteentwickeln, die den motorisierten Individualverkehrauf die Schiene, das Fahrrad und das zu Fuß gehen ver-lagert. Infrastrukturmaßnahmen vor Ort können tägli-che Überlandfahrten überflüssig machen. Jede gebau-te Straße verbraucht unversiegelte Fläche. Dadurch ge-hen immer mehr landwirtschaftliche Flächen oderWaldflächen verloren. Zudem sollte die demographi-sche Entwicklung bei allen Planungen mit berücksich-tigt werden und der Trend „Zurück in die Stadt“ geför-dert werden.

Der BUND fordert den Verzicht der Autobahnpla-nungen A 44 Kassel-Eisenach, A 66 Riederwaldtunnel,A 49 Neuental-Gemünden sowie der Bundesstraßen-planung B 87n Fulda-Meiningen (Rhönquerung) sowiedie Überprüfung aller weiteren strittigen hessischenStraßenbauvorhaben.

Der BUND fordert wirksame Aktions- und Luftrein-haltepläne, um die Bevölkerung von Feinstaub, Stick-oxiden und anderen Emissionen zu entlasten und einintegriertes Gesamtverkehrskonzept für Hessen bis spä-testens Mitte 2009 mit dem Ziel einer Senkung der ver-kehrsbezogenen klimarelevanten Emissionen um 25%bis 2025.

Der BUND fordert eine Abkehr von allen Flugha-fenausbauplänen und eine Kontingentierung der Flug-bewegungen. Zudem sollte die Kerosinbesteuerung undeine nach Abgasklassen gestaffelte, streckenabhängigeGebühr für jedes Flugzeug als Instrument der Lenkungerhoben werden. Neben der Klimaschädlichkeit desFliegens und dem Verlust von Bannwald spielt beimFlughafenausbau in Frankfurt am Main insbesonderedie Fluglärmbelastung der Bevölkerung eine gravie-rende Rolle. Der BUND fordert den Verzicht auf denAusbau des Frankfurter Flughafens und ein striktesNachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr.

Der BUND fordert ebenfalls den Verzicht auf den ge-planten Ausbau des Flughafens Kassel-Calden, für denes keinen Bedarf gibt.

Flächenversiegelung stoppenDerzeit werden in Hessen täglich fünf bis sechs HektarFläche versiegelt (etwa 2000 ha /Jahr, das entspricht2850 Fußballfeldern). Gleichzeitig belegen alle Prog-nosen, dass die Bevölkerung in Hessen bereits mittel-fristig sinken wird. Der Flächenverbrauch durch Sied-lungserweiterungen, Verkehrsflächen und neue Ge-werbegebiete steht in direktem Gegensatz zu den Zie-len einer nachhaltigen Entwicklung, die auf den Erhaltder natürlichen Ressourcen, der biologischen Vielfalt,

I

HESSEN-

WAHL

4 Hessen-Seiten im BUNDmagazin [4-07]

auf konkrete Schritte zum Klimaschutz, auf eine na-turverträgliche und gesunde Landwirtschaft und eineintakte soziale Gesellschaft angewiesen ist.

Agrarwende voranbringenDie Landwirtschaft produziert nicht nur Nahrungs-mittel und Rohstoffe für die Lebensmittelerzeugung,sondern erbringt vielfältige Leistungen wie z.B. die Er-haltung einer vielfältigen Kulturlandschaft, die im In-teresse der Gesellschaft liegen. Diese Leistungen müs-sen angemessen honoriert werden.

Für den BUND ist der Ökologische Landbau das Leit-bild für die hessische Landwirtschaft. Im Rahmen derFörderung der Landwirtschaft muss deshalb der öko-logische Landbau wieder verstärkt gefördert werden,um die Landwirte insbesondere in der schwierigen Um-stellungsphase hin zu gefragten Bioprodukten zu un-terstützen.

Recht auf gentechnikfreie Lebensmittel sichernAuch in Hessen muss zukünftig eine Landwirtschaftohne Gentechnik beibehalten werden. Die kleinräu-migen hessischen Strukturen lassen keine Koexistenzvon Landwirtschaft mit und ohne Gentechnik zu.

Der Einsatz der Gentechnik im Ernährungsbereichbringt ungeklärte Risiken für Anwender, Umwelt undVerbraucher mit sich und soll deshalb in Hessen nichtzum Einsatz kommen. Der BUND fordert ein Gen-technikgesetz mit strengen Regeln zum Schutz der gen-technikfreien Landwirtschaft: Es müssen auf jeden FallAbstände von mindestens 800 Metern zwischen Fel-dern mit gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO) undFeldern ohne GVO eingehalten werden, es darf keineAusnahmen von den gesetzlichen Schutzmaßnahmendurch private Vereinbarungen zwischen Landwirtengeben, zwingend erforderlich ist eine Entschädigungder Landwirte sobald eine gentechnische Verunreini-gung von 0,1 Prozent in ihrer Ernte nachweisbar ist, dieKosten für Maßnahmen zur Koexistenz wie z.B. Labor-untersuchungen, Reinigung gemeinsam genutzter Ma-schinen etc. müssen von den GVO-Anwendern getra-gen werden und die Kennzeichnungsvorschriften beiVerzicht auf gentechnisch veränderte Futtermittel müs-sen verbessert werden.

Natur schützen – Artenvielfalt erhaltenDie in den letzten Jahren vorgenommenen Streichun-gen im Naturschutzgesetz (Natur ohne Schutz) und dieMissachtung des Ehrenamtes (Beispiel Naturschutz-beiräte) müssen zielgerichtet korrigiert werden. DerBUND fordert, zentrale Streichungen der letzten Jahresind zurückzunehmen und die Stiftung Hessischer Na-turschutz finanziell deutlich besser auszustatten.

Gewässer- und Hochwasserschutz verbessern Natürliche Gewässer sind Lebensräume für viele be-drohte Tier- und Pflanzenarten. Sauberes Wasser ist zu-gleich unser wichtigstes Nahrungsmittel. In Europa gibtdie Wasserrahmenrichtlinie den guten ökologischenbzw. chemischen Zustand unserer Gewässer vor, derbis 2015 erreicht werden muss. Ihre Umsetzung wirdeinen hohen Finanzbedarf haben. Daher ist die Ein-führung einer kostendeckenden Gebühr für Wasser-dienstleistungen (z.B. Bereitstellung von Kühlkapazität,Nutzung als Wasserstraße, Nutzung zur Energieerzeu-gung und als Trinkwasser) erforderlich.

Hochwasserschutz durch immer höhere Deiche beigleichzeitiger Verkleinerung der Auenfläche durch Be-bauung kann auf Dauer nicht funktionieren. Der BUNDfordert die Wiederherstellung natürlicher Wasserkreis-läufe, die Rückgewinnung von Überflutungsräumen,die Renaturierung der Fließgewässer und Maßnahmenzur Bodenentsiegelung.

Die direkte Einleitung durch die Firma Kali + Salz indie Werra sowie die Verpressung in den Untergrund vonSalzwasser der Abraumhalden muss ein Ende haben,der Grenzwert für Salz im Süßwasser muss auch in derWerra gelten.

Europäische Umweltgesetzgebung vollziehenDie Konflikte zwischen den Vorgaben der EuropäischenFFH-Richtlinie und vielen Großvorhaben wie der A 44oder der Erweiterung des Frankfurter Flughafens bele-gen den bis heute rücksichtslosen Umgang mit der Na-tur. Der BUND fordert deshalb, dass Planungen künf-tig die Unversehrtheit der Schutzgebiete von Anfangan berücksichtigen müssen.

Umweltbildung verstärken Im Jahrzehnt des Klimawandels muss Umweltbildungein Schwerpunktthema an allen Schulen werden. DieGrundlagen für eine verbesserte naturwissenschaftli-che Ausbildung müssen schon im Vor- und Grund-schulalter gelegt werden. Die Förderung von vernetz-tem Denken sowie die Vermittlung von Kenntnissen zurheimischen Flora und Fauna müssen Vorrang haben.Umweltprojekte sollten an allen Schulen als sinnvolleErgänzung des Ganztagsschulprogramms zur Pflichtwerden.

Der LandesvorstandBrigitte Martin, Dr. Claudia Weiand, Otto Löwer,

Hermann Maxeiner, Jörg Nitsch, Dirk Teßmer,Martin Stichel, Herwig Winter

Foto

:And

rea

Gra

f

Protest mit KuhZaire gegen denAnbau von GVO-

Mais in Hessen vor dem Landtag

in Wiesbaden

HESSEN-

WAHL

[4-07] Hessen-Seiten im BUNDmagazin 5

In Hessen haben es Natur- und Umweltschützerseit Beginn der Ära Koch besonders schwer.Warum dies so ist, erklärt sich vor dem Hinter-grund der Beziehungsgeflechte, die das Land regieren.

ls „Tankstellen“-Mitglied mit besonderen Aufga-ben betraut, tut sich der hessische Europamini-

ster Volker Hoff gegen den Umweltschutz hervor. Sei-ne zentrale Tätigkeit besteht darin, die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie in Brüssel zu Fall zu bringen. SollteKoch mit diesem Projekt Erfolg haben, würde schlag-artig wertvolle hessische Natur jeglichen Schutz ver-lieren. Nach der Änderung des Naturschutzgesetzes istKoch auch der verbleibende Schutz von FFH-Gebietenein Dorn im Auge. Er weiß, dass FFH-Gebiete dem Flug-hafenausbau oder Autobahnneubauten im Weg stehenkönnten oder sogar dem Bau eines von ihm gewünsch-ten neuen Atomkraftwerks.

Mit seinem Frontalangriff gegen den Naturschutz inHessen bedient er die Lobbyisten, die nach seinem Wil-len in den Ministerien ein und aus gehen:

Fraport genehmigt sich die Ausnahmen von Nacht-flugbeschränkungen selber, Lufthansa sitzt im Ver-kehrs- und Wirtschaftsministerium, Energie- undGentech-Saatgutkonzerne haben ein leichtes Spiel.Mittlerweile kann Franz-Josef Jung unter Bundes-kanzlerin Merkel sogar die Interessen der Rüstungs-industrie bedienen.Frau Wolff versucht eine fundierte naturwissen-schaftliche Ausbildung in den Schulen zu torpe-dieren.

Diese „Tankstellen-Connection-Mitglieder“ zeichnensich durch ihre perfekte Distanzlosigkeit gegenüberStraßenbau- und Asphaltwirtschaft, Atom-, Chemie-und Luftfahrtwirtschaft aus:

Wenn es darum geht, Entscheidungen für das Ge-meinwohl zu treffen, interpretieren sie diese als dieInteressen der gerade zu befriedigenden Industrie-lobby.Unter ihrer Führung wird wirksamer Klima- und Um-weltschutz so gut wie unmöglich.

Aber die drohende Klimakatastrophe und die Knapp-heit der fossilen Energieträger (Erdöl, Kohle, Uran) stel-len uns vor ganz neue Herausforderungen, die nur un-abhängige Politiker lösen können. Ein Umdenken istunter der Tankstellen-Connection undenkbar. Zu großsind die Verflechtungen mit der Industrie, die nicht be-reit ist, neue Wege zu gehen.

Der BUND Landesverband fordert deswegen von einerneuen Landesregierung:

(Umwelt-) Politik glaubwürdig und transparent ge-staltenLobbyisten raus aus den Ministerien

Dr. Claudia Weiand

Wie die Tankstellen-Connection die Politik in Hessen in den letzten Jahren bestimmt hatoder die Bekämpfung des Umweltschutzes mit allen Mitteln

Herausgeber: BUND Hessen e.V., Triftstraße 47, 60528 Frankfurt am Main, Tel. 069 /67 73 76-0, www.bund-hessen.deSpendenkonto: Konto-Nr. 369 853, Frankfurter Sparkasse, BLZ 500 502 01 Redaktion: Brigitte Martin (Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.)Layout und Satz: Julia Beltz

IMPRESSUM

Die Tankstellen-Connection: „Koch und Banzer waren und sind auch Mitglieder der legendären„Tankstelle“, einer inoffiziellen Vereinigung seiner-zeit aufstrebender hessischer JU-Politiker, die sichregelmäßig in der verkehrsgünstig gelegenen Auto-bahnraststätte Wetterau trafen. Andere Tankstel-len-Mitglieder wie Volker Bouffier, Karin Wolff oderKarlheinz Weimar sind längst Minister in Kochs Kabinett. Banzer war schon 2003 nach Kochs Wahl-sieg mit absoluter Mehrheit ernsthaft als Ministerim Gespräch.“ Quelle hr3, 15. November 2005

A

Foto

:Dr.C

laud

ia W

eian

d

6 Hessen-Seiten im BUNDmagazin [4-07]

Fristgerecht am 17. September 2007 reichte derBUND Klage gegen den Planfeststellungsbe-schluss zum Ausbau des Verkehrsflughafens Kas-sel-Calden beim Hessischen Verwaltungsgerichts-hof (VGH) ein. Auch mehrere Kommunen klagengegen den Flughafenausbau.

it der Verwirklichung des Vorhabens wären er-hebliche unumkehrbare Eingriffe in besonders

wertvolle und besonders geschützte Landschafts- undNaturbestandteile verbunden. Deshalb beantragte derBUND gleichzeitig, dass der Planfeststellungsbeschlussvorerst nicht vollzogen werden darf.

Der fehlende Bedarf für den Flughafen-Neubau,mehrfache schwerwiegende Verstöße gegen europa-rechtliche Vorgaben zum Naturschutz sowie fehlendePrüfung von Alternativen sind die Hauptargumente inder über hundertseitigen Klagebegründung des Berli-ner Rechtsanwalts Frank Boermann. Außerdem weister auf die neueste Rechtsprechung des Bundesverwal-tungsgerichts und des Europäischen Gerichtshofs hin,die im Planfeststellungsverfahren nicht berücksichtigtwurde.

„Diese Fehler führen zu unumkehrbaren Beein-trächtigungen der Natur, da zum Bau des neuen Ver-kehrsflughafens fast das gesamte Hegeholz sowieäußerst alte und wertvolle Bestände des Waldes ‘Wart-berg’ abgeholzt werden sollen“, so Horst Peter vomBUND. „Beide Gebiete dienen äußerst seltenen und eu-roparechtlich sowie bundesrechtlich besonders ge-schützten Tierarten als Lebensraum.“

bm

FLUGHAFEN-

AUSBAU

m Dezember 2006 bestätigte das Bundesverwal-tungsgericht die Rechtsauffassung des BUND Hes-

sen, dass für die Planung einer Wartungshalle der Con-dor-Cargo-Technik auf dem bestehenden Flughafen-gelände eine Beteiligung der Naturschutzverbände hät-te erfolgen müssen, da ihre Errichtung auch Umwelt-auswirkungen auf das Gebiet außerhalb haben kann.So erkämpfte der BUND eine bundesweite Stärkungdes Umweltschutzes gegen das übermächtige Luftver-kehrsrecht. Ein Vergleich mit den Prozessbeteiligtenwird zur Gründung einer Naturschutz-Stiftung desBUND Hessen verwendet.

Der BUND wollte mit der 2003 eingereichten Klage aufBeteiligung im Genehmigungsverfahren erreichen, dassdie Planungen zur CCT- und zur A380-Werft verknüpftwürden, um Flächen zu sparen und den wertvollenBannwald zu schonen. Die vom Land Hessen und derFraport AG gesteuerten Zeitabläufe der Klageverfahrenum die Hallen ließen dieses strategische Ziel des BUNDscheitern. Die CCT-Werft wurde errichtet, 20 HektarWald für die A380-Werft gefällt. Erst nach der Rodungwurde Gericht und Öffentlichkeit bekannt, dass der an-gebliche Zeitdruck nicht vorhanden war.

Nach Auffassung des BUND-Landesvorstandes istes nicht zu erwarten, dass ein Gericht letztendlich nacheinem neuen Verfahren mit BUND-Beteiligung die mitt-lerweile fertige CCT-Halle abreißen lässt. So entschlosssich der Landesvorstand in seiner Oktobersitzung, denvom Hessischen Verwaltungsgerichtshof vorgeschla-genen Vergleich zu akzeptieren und mit den für Zweckedes Naturschutzes projektgebundenen Zahlungen derProzessbeteiligten eine Naturschutzstiftung des BUNDHessen zu gründen. Aus dem jährlichen Zinserlös desStiftungskapitals in Höhe von 400.000 Euro werden Pro-jekte des BUND Hessen mitfinanziert.

Der Vergleich ist die handfeste Konsequenz der Be-harrlichkeit im Rechtsstreit mit der Fraport AG. Zugleichhat der Vorstand seinen festen Willen, gegen den Aus-bau des Frankfurter Flughafens mit allen rechtlichenMitteln vorzugehen und zu klagen, bekräftigt und denunverhohlenen Wortbruch des Ministerpräsidentenzum Nachtflugverbot kritisiert. Die Stiftung wird demBUND dabei helfen, der politisch unabhängige Anwaltfür die Natur zu bleiben.

bm

Flughafen Frankfurt

CCT-Klageverfahren erfolgreich abgeschlossenBUND Hessen gründet Naturschutzstiftung

Flughafen Kassel-Calden

BUND klagt gegen Planfeststellungsbeschluss

I

M

Infos zum Flughafenausbau

Kassel-Calden:BUND Kreis-

geschäftsstelle KasselWilhelmsstraße 2

34117 KasselTel. 0561/1 81 58

[email protected]

www.bund-kassel.de

Das Bündnis der Bürgerinitiativen, der BUND und andere Initiativen rufen dazu auf, am Samstag, den 1. Dezember 2007 gegen den Flughafenausbau Frankfurt zu demonstrieren.Start des Demonstrationszuges ist um 11 Uhr in Wiesbaden amHauptbahnhof.

„Kein Flughafen-ausbau Frankfurt“

Mensch und Natur brauchen

Ihre Hilfe!Spendenkonto:BUND Hessen,Konto 369853,

Frankfurter Sparkasse,

BLZ 500 502 01,Stichwort

„Flughafenausbau“

LUFT-QUALITÄT

[4-07] Hessen-Seiten im BUNDmagazin 7

Auch ein Jahr nach der Veröffentlichung des Luftrein- und Aktionsplanes Kasseler Becken, dendas Hessische Umweltministerium als späte Reak-tion auf eine seit Jahren bekannte Verschärfungeuropäischer Luftqualitätsstandards aufstellte,verbesserte sich die Luftsituation in Kassel kaum.

as Dezernat Verkehr, Umwelt, Stadtentwicklungund Bauen der Stadt vertrat im Sommer 2007 fol-

genden Standpunkt: „Mehr als zwei Drittel der Schad-stoffe stammen aus dem Ferntransport, Verhinde-rungsmaßnahmen entziehen sich bei diesem Fremd-anteil der gesamten Luftbelastung komplett den Hand-lungsmöglichkeiten der Stadt. Von dem Rest entfallenlediglich sechs Prozent auf den Verkehrssektor, dahersind Maßnahmen zur Verkehrsminderung wie die Um-weltzone nicht sinnvoll. Es muss bei Verkehrsein-schränkungen die Verhältnismäßigkeit gewahrt wer-den, daher sind Fahrverbote/-einschränkungen nichtzielführend.“

Der BUND meint dazu: Die im Zwischenbericht ge-nannten Maßnahmen der Stadt wie Brennstoffsatzung,Ausrichtung der KfZ-Beschaffungsrichtlinie an EURO5-Standard, Ausbau und Optimierung des ÖPNV, Rad-wegeausbau und kleinere Maßnahmen sind ohnehinbeabsichtigt. Von einer zielgerichteter VorgehensweiseKassels mit dem Ziel der Emissionsminderung kannnicht die Rede sein: Kritisiert werden der Nordhessi-sche Verkehrs-Verbund mit Fehlplanungen wie der Aus-dünnung des Regiotram-Fahrplans sowie der unzurei-chende Ausbau der Radinfrastruktur.

Besonders belastete Anwohner der großen Ausfall-straßen sind weiter die Leidtragenden. Daher wird derBUND dort die betroffenen BürgerInnen über ihreRechte auch in Verbindung mit der europäischen Lärm-schutzverordnung informieren. Diese wird 2010 recht-lich ebenfalls verbindlich und auch diese Grenzwertesind einklagbares Bürgerrecht, so dass die Stadt Kasseldringend bald tätig werden muss.

Kamine und Kachelöfen (Feststofffeuerungen)Die Umweltverbände und das Bundesumweltministe-rium sehen in der Nutzung von Holz als nachwach-sender Energieträger eine wichtige Säule im Klima-schutz. Es zeigte sich jedoch in verschiedenen Studien,dass besonders alte und unsachgemäß betriebene Holz-feuerungen eine erhebliche Feinstaubquelle darstel-len. Diese Situation ist besonders für den Raum Kasselrelevant, da wegen der waldreichen Umgebung derBrennstoff Holz schon immer einen erheblichen Anteilhat. Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass Fein-

stäube aus Holzfeuerungen 30 bis 40 Prozent der ge-samten Emissionen ausmachen.

Aus diesem Grund wird 2008 eine erheblich ver-schärfte Kleinfeuerstättenverordnung in Kraft treten.Bei neuen Holzfeuerungen wird endlich die technischeEntwicklung berücksichtigt, die erheblich verbesserteEmissionswerte erreicht. Die VO wird zu einer deutli-chen qualitativen Verbesserung führen, wenn sie nichtdurch Lobby-Aktivitäten in Berlin verwässert wird. Alt-anlagen haben Bestandsschutz bzw. zehn bis 15-jähri-ge Übergangsfristen (Referentenentwurf Juni 2007).Hier besteht dringender Handlungsbedarf wie dieSchornsteinfeger-Fortbildung, die Verbesserung derPrüfpflichten und Frist-Verkürzung.

Es bleibt allerdings festzuhalten, dass alle Holz-feuerungsbetreiberInnen in der Verantwortung stehenund zwingend folgende Standards einhalten müssen:

Keinen Abfall im Ofen verbrennen;kein Holz über 20Prozent Restfeuchte verbrennen;Lagerung mindestens 1 Jahr bei Nadelholz, 2 Jahre bei Laubholz, überdacht und gut durchlüftet; keine Drosselung der Wärmeabgabe durch dasSchließen von Luftklappen (Holzfeuerungen sindnur sehr eingeschränkt durch die Luftzufuhr zuregeln);Öfen und Kessel weitgehend unter Volllast be-treiben;Umstieg auf moderne Technik wie DIN plus, Mün-chener/Regensburger, Stuttgarter-Anforderungen,Holzvergaserkessel und Pelletsfeuerungen;für schnelles Erreichen der Betriebstemperatur beimAnfeuern sorgen;kein Schwelen im Ofen zulassen (optimal: Volllast-oder Glutphase);Holzfeuchtemesser benutzen.

Forderungen des BUND:

Citymaut nach Stockholmer/Londoner Vorbild;Umweltzone Kasseler Becken umsetzen;Feststoffsatzung im gesamten Stadtgebiet, Auf-klärung über Holzheizungen;offensiver und zukunftsweisender Radinfrastruk-turplan;Schornsteinfeger-Qualitätsmanagement;Information der Brennholz-Händler;Veröffentlichung aller Daten über Atemwegserkran-kungen an den großen Ausfallstraßen;Fokusierung der Maßnahmen der Stadt/Region aufeffiziente Handlungsfelder; Luftreinhaltemaßnahmen endlich in den KontextKlimaveränderung im Kasseler Becken stellen, keinweiterer Verbau von Frischluftschneisen (LangesFeld, Riedwiesen), Aufnahme in FN- und B-Pläne;fachliche Auseinandersetzung mit VW-Baunatal u.a.als starke Emissionsquelle/Hot Spot suchen.

Frank Pathe

Feinstaub

Kasseler Becken weiter unter Dunstglocke

D1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Veranstaltungs-hinweis:Feinstaub Kolloquium von BUND und Universität Kassel/FG Umwelt-meteorologie„Was können wir tun? Wer ist gefordert?“6.12.2007 16 bis 19 UhrZentrum Umwelt-bewusstes Bauen, EGGottschalkstr. 2834127 Kassel

Weitere Infos:www.bund-kassel.de

Weitere Infos undQuellen:www.tfz.bayern.de,Tipps für den Praktiker;www.bmu.de, Infos zurHolzfeuerungen;www.uba.de;www.fnr.de;www.hdg.com,Tel. 0561/1 37 21;www.carmen.de,Tel. 0214 6900920www.tfz.bayern.de,Feinstaubunter-suchungen.

Ein qualitativ hoch-wertiges Material-Feuchte-Messgerätaus deutscher Ferti-gung (TESTO 601-1)kann beim BUND Kassel im Umwelt-haus für 99 € erworben werden.

8 Hessen-Seiten im BUNDmagazin [4-07]

INTERVIEW Die Neue im TeamSonja Gärtner verstärkt die BUND-Arbeitim Netzwerk Naturschutz

Die vielfältige Naturschutzarbeit der einzelnen BUND-Gruppen in Hessen sind andern-orts zu wenig bekannt. Damit sich das ändert und gute Beispiele Schule machen,ist seit 1. Oktober 2007 Sonja Gärtner in der Landesgeschäftsstelle des BUND HessenAnsprechpartnerin im Netzwerk Naturschutz des BUND Hessen.Das folgende Interview, das Monika Mischke mit Sonja Gärtner führte, stellt „die Neueim Team“ und ihren Tätigkeitsbereich vor.

Frau Gärtner, wie sind Sie zum Naturschutz gekommen?Meine Familie kommt aus demOdenwald, wo ich schon in früherKindheit zunächst unfreiwillig,später aber sehr begeistert langeWanderungen und Naturbeob-achtungen unternahm. Gleichzei-tig fanden sich zu Hause immerUmweltmagazine, die die theore-tische Wissensbasis lieferten.

Und wann kamen Sie erstmals mitdem Ehrenamt in Kontakt?Während der Schulzeit trat ich einer NABU-Ortsgruppe bei, diezum einen klassische Natur-schutzarbeit wie die Biotoppflegebetrieb und zum anderen stets aufeine gute Selbstdarstellung achte-te, so dass ich hier früh sowohlmit ökologischen Belangen alsauch mit Öffentlichkeitsarbeitvertraut wurde. Außerdem lernteich hier die verschiedenen Ebe-nen der Ehrenamtsorganisationkennen und hatte für einige Zeitdas Amt der Schriftführerin inne.Fortgesetzt habe ich das ehren-

amtliche Engagement dann in der BUND-Gruppe Darmstadt.

Ging es dann auch beruflich naht-los mit dem Naturschutz weiter?Ich wusste zwar früh, dass ichLandschaftsplanung studierenwollte, entschied mich aberzunächst für eine Lehre zur Indu-striekauffrau, denn betriebswirt-schaftliche Kenntnisse sind auchbei der Naturschutzprojektorgani-sation oder im Gespräch mit Ver-tretern der Wirtschaft sehr nütz-lich. Als Nebenjob arbeitete ich imGarten-Landschaftsbau, wo mirdie Anlage von Privatgärten vielSpaß gemacht hat.

Dabei haben Sie es aber nicht be-lassen, oder?1998 habe ich dann endlich dasStudium der Landschaftsplanungan der TU Hannover begonnen,wobei ich mich sowohl mit demArten- und Biotopschutz als auchmit der Regionalplanung befassthabe. Den beruflichen Einstiegfand ich in einem Büro für Land-schaftsplanung im LandkreisBergstraße, wo wir vor allem dieklassischen Aufgaben wie Um-weltverträglichkeitsstudien bear-beiteten. Allerdings interessiertemich auch die Verwaltungsseitestark, so dass ich ein Referendari-at beim UmweltministeriumNordrhein-Westfalen anschloss.

Und wo haben sie sich spezielldem Naturschutz gewidmet?Da ist beispielsweise meine Di-plomarbeit: ein Managementplanfür ein Natura 2000-Gebiet imLandkreis Darmstadt-Dieburg, woes um die Pflege von Gewässern,Wiesen und Binnendünen undden Schutz ihrer Bewohner geht.

Für den französischen Natur-schutz habe ich bei der Kartierungvon Fledermäusen mitgewirktund auf Ehrenamtsbasis war oftder Amphibienschutz ein Schwer-punkt.

Jetzt sind sie hauptberuflich zumEhrenamt und dabei zum BUNDgekommen, warum?Während die Arbeit in Planungs-büros und Behörden teils von Auf-traggebern und politischen Strö-mungen beeinflusst wird, kannsich nur das Ehrenamt wirklichunabhängig und kreativ für denUmweltschutz einsetzen undauch die Öffentlichkeit aktivieren.Dabei steht der BUND für michfür die richtige Kombination ausnaturschutzfachlicher Arbeit, po-litischer Einmischung und Bür-gerbeteiligung.

Wie wollen Sie mit Ihrer Stelle im„Netzwerk Naturschutz“ denBUND unterstützen?Ich möchte die Aktiven weitermotivieren, den gegenseitigenAustausch fördern, neue Projekt-ideen einbringen und ein An-sprechpartner sein. Dabei soll derBUND verstärkt nicht als ver-meintlicher Verhinderer, sondernauch durch „schöne“ Projekte auf-fallen. Ich höre schon die Frage„Wer soll das alles vor Ort umset-zen?“ Aber mittelfristig kann unsgenau das neue Mitglieder undAktive bringen. Dabei ist es v. a. zuBeginn wichtig, dass die Ortsver-bände mir ihre Wünsche mittei-len, damit ich genau weiß, wo ichansetzen kann.

Auch privat ist Sonja Gärtnergerne mit dem Fernglas in

der Natur unterwegs odergenießt einen Spazier-

gang nach Feierabend.Sie freut sich aberauch darauf, diestädtischen Aus-gehmöglichkeitenin ihrem neuenWohnort Frankfurt

zu erkunden.

Foto

s:pr

ivat

[4-07] Hessen-Seiten im BUNDmagazin 9

INTERVIEW

NETZWERK

NATURSCHUTZ

Hat der BUND-Hessen für all dasgute Voraussetzungen?Ich weiß, dass man im Ehrenamtmanchmal die selbst erzielten Er-folge unterschätzt, aber zurück inHessen kann ich nur sagen, ichbin begeistert von den wirklichguten Projekten, die hier schonumgesetzt wurden und der Band-breite an Fachwissen, die hier vor-handen ist.Und auch die allgemeine Stim-mungslage ist besser als vermutet.Der Klimaschutz ist in aller Mun-

Er ist wohl der imposanteste derheimischen Käfer, dieser „flie-gende Hirsch“. Berühmtheit er-langte er auch im Ausbaustreitum den Frankfurter Flughafen,wo ihm durch die Rodung großerWaldflächen wichtige Lebens-räume genommen werden sol-len. Umso wichtiger ist es, seineVorkommen zu dokumentierenund so weiteren Fehlplanungenfrühzeitig entgegenzuwirken.

Seit 2005 gingen über 1000Fundmeldungen des Hirschkä-fers bei Hessen-Forst ein, diezum Ausbau des Wissens überden Käfer beitrugen. Dieses „hes-sische Hirschkäfer-Beobachter-netz“ soll nun erweitert werden,um den Zustand der Hirschkäfer-Vorkommen widerspiegeln zukönnen. So können dann die Le-bensbedingungen des Hirschkä-fers durch waldbauliche Maß-nahmen oder spezielle Arten-hilfsmaßnahmen verbessertwerden.

Vom Beobachten sollte mansich nicht durch die anspruchs-vollen Lebensraumpräferenzendes Käfers abschrecken lassen,denn überraschend oft taucht erauch in sonnigen Gärten und anOrtsrändern mit altem Baumbe-stand oder in der Dämmerungangelockt von Lichtquellen auf.

Wer in das Beobachternetzaufgenommen und jährlich zur

Situation des Hirschkäfers in Hes-sen informiert werden oder einfachnur eine Sichtung mitteilen möch-te, kann sich beim Netzwerk Natur-schutz des BUND Hessen bei SonjaGärtner in der Landesgeschäftsstel-le melden.

Der Hirschkäfer freut sich sehrüber Ihre Teilnahme!

Steckbrief des HirschkäfersAussehen: Bis zu 8 cm groß.

Nacken- sowie Halsschild, Beineund Unterseite schwarz gefärbt.Flügeldecken braune bis kastanien-braune Färbung. Fühler blattartigaufgefächert. Männchen mit zu ge-weihartigen Greifzangen umgebil-detem Oberkiefer. Die etwas kleine-ren Weibchen mit zwei kräftigen,leicht vorstehenden Zangen.

Lebensraum: Alte Eichen- und Ei-chenmischwälder sowie Buchen-wälder mit Totholz, bzw. absterben-den dicken Bäumen, meist in südex-ponierter bzw. wärmebegünstigter

Lage. Sekundär auch Besiedelungalter Parkanlagen und Gärten.

Lebensweise: Dämmerungs-und nachtaktiv. Flugzeit Mai bisAugust. Paarungszeit Juni bis Au-gust. Zur Eiablage gräbt sich dasWeibchen in den Boden ein undlegt Eier bevorzugt in den mo-dernden Wurzelbereich abgestor-bener Alteichen oder in morscheStubben. Die Larven ernähren sichdrei bis acht Jahre vom bereitsstark von Pilzen zersetzten unter-irdischem Totholz und richten sokeinerlei Schaden an. Ihre Endlän-ge kann bis zu zehn Zentimeterbetragen. Zur Verpuppung verlässtdie Larve das Holz und legt im Erd-boden eine „Puppenwiege" an. Diemeisten Käfer schlüpfen bereitsim Herbst, bleiben aber zur Über-winterung bis zum Frühjahr imBoden. Adulte Käfer leben vonBaumsäften, die aus Rindenspal-ten oder Baumwunden austreten,vorzugsweise der Eiche.

Schutzstatus:Besonders geschützt nach

BundesnaturschutzgesetzAnhang II der FFH-RichtlinieAnlage I der Bundesarten-

schutzverordnung („besondersgeschützt“)

Rote Liste Hessen „gefährdet“Rote Liste Deutschland „stark

gefährdet“Sonja Gärtner

de und laut einer Umfrage hatzwar jeder Achte Angst vor Ar-beitslosigkeit, aber bereits jederZweite Furcht vor Umweltproble-men, außerdem finden im näch-sten Jahr wichtige Veranstaltun-gen wie z.B. der Biodiversitäts-kongress in Deutschland statt.Das müssen wir ausnutzen unddafür sehe ich im BUND-Hessensehr gute Voraussetzungen undfreue mich in diesem Sinne aufeine gute Zusammenarbeit!

Persönliches:Sonja GärtnerAssessorin der LandespflegeGeb. am 15.10.1976 inDarmstadt Seit 1.10.07 Mitarbeiterinin der LandesgeschäftsstelleFrankfurt im „NetzwerkNaturschutz“.Telefon 069/67 73 [email protected]

Foto

:U.M

alte

n,A.

Scha

ffrat

h

Hirschkäfer-BeobachterInnen gesuchtBUND beteiligt sich an Netzwerk mit ehrenamtlichen Hirschkäferbeobachtern

WeiterführenderLink:www.agnu-haan.de/hirschkaefer

10 Hessen-Seiten im BUNDmagazin [4-07]

MAGAZIN

Noch bis zum 31. Dezember können zum Wettbewerb „Luftverkehranzeigen verfrem-den“ des BUND Hessen Vorschläge für Anzeigen undPlakate eingereicht werden.Diese sollen auf die Schatten-seiten des klimaschädigendenFliegens aufmerksam machen.

Die Vorstandssprecherinnen desBUND Hessen Brigitte Martin undClaudia Weiand erläutern: „Flie-gen macht Krach und schädigt dasKlima nachhaltiger und stärker alsalle anderen Transportmittel,neue Start- und Landebahnenvernichten dauerhaft Lebensräu-me von Tieren und Pflanzen undwichtige Erholungsflächen für dieMenschen. Die Werbung vonFluggesellschaften und Flugha-fenbetreibern verschleiert dieseunbequemen Wahrheiten völligund setzt in Hochglanzbro-schüren und Werbekampagnenauf die Lust auf Billigstflüge undungebremstes Wachstum. Es wirdZeit, dass kreative Ideen diese Tat-sachen durch einprägsame Bilderaufdecken.“

Der Kreativität der Teilneh-menden sind (fast) keine Grenzengesetzt. Veröffentlicht werden dieEinsendungen im Internet. EinigeBilder und weitere Informationensind dort schon zu sehen. AmEnde der Kampagne stimmen In-ternetbesucher/innen vom 1. biszum 14. Januar 2008 über die be-sten Entwürfe ab, die mit attrakti-ven Preisen prämiert werden.

bm

Die Teilnehmer-Innen der Exkursion

konnten sich selbstvor Ort ein Bild

von den riesigen Abraumhalden des

Kalibergbaus in derRegion machen.

Die Exkursion der beiden Landes-arbeitskreise Wasser begann amSamstag, dem 30.09.2007 in Wall-dorf/Thüringen unter fachkundi-ger Leitung des Werra-Beauftrag-ten des BUND Stephan Gunkelmit einer wunderschönen Wande-rung entlang der Werra nach Wa-sungen. Bausünden wie die Anla-ge eines Fußballplatzes in der Aueaber auch naturnahe Abschnittewurden erläutert.

Weitere Stationen waren dieBesichtigung der Salzeinleitung inPhillipsthal durch die FirmaKali+Salz. Stephan Gunkel erläu-terte an verschiedenen Stationendie Problematik des Kaliabbausund die bisherige Verpressung deshochkonzentrierten Salzabwas-sers in den Untergrund, in den so-genannten Plattendolmit. Dieseunterirdischen Speicher sind aberbereits an vielen Orten voll, sodass die Trinkwasserbrunnen derGemeinden durch das die Brun-nen erreichende Salzwasser ge-fährdet sind. Der BUND begrüßtes daher, dass auch das LandThüringen die Verpressung in derhochgefährdeten Gerstunger Mul-de jetzt sehr kritisch sieht – esmüssen allerdings Taten folgen.

Eine Einleitung des Salzkon-zentrats in die Werra entsprichtnicht einem Süßgewässerstan-dard. Abgelehnt wird deshalbauch eine geplante Salz-Pipelinein die Werra, die die ohnehin

schon schlechte Situation fest-schreiben bzw. weiter verschärfenwürde. Auch nach der Wasserrah-menrichtlinie wäre diese erhöhteSalzbelastung nicht länger hin-nehmbar. Schon jetzt könnennormalerweise in den betreffen-den Gewässerabschnitten vor-kommende heimische Arten nichtüberleben. Fische können sichdurch die Belastung nicht fort-pflanzen. Gegen die Pipeline gibtes Widerstand auch von verschie-denen Kommunen an der Werra,die dagegen Klage erheben wol-len. Der BUND setzt sich für dieErarbeitung einer umfassendenund nachhaltigen Lösung zumSchutz von Werra, Weser undFulda ein und fordert eine baldigeEinberufung des durch die Politikversprochenen Runden Tisches.

Ziel der Exkursion war aber aucheine neu gebaute Fischumlei-tungsstrecke in Thüringen. EinWehr wird mit einem neuen Bo-gen umgangen, so dass Wanderfi-sche wieder eine Chance haben,heil nach unten bzw. oben imFluss zu gelangen. Dieses guteBeispiel sollte auch auf hessi-schem Gebiet Schule machenwünschen sich die Mitglieder desAK Wasser. Ein Silberreiher ließsich anschließend im Dankmars-häuser Rhäden in Dankmarshau-sen-Obersuhl neben unzähligenWildentenarten du Graugänsengebührend bewundern. Als Ab-schluss der überaus spannendenWerraexkursion wurde dann dievon Beton befreite renaturierte El-temündung in Sallmansshausen-Lauchröden begutachtet. bm

AK Wasser Werra-Exkursion der LandesverbändeHessen und Thüringen

Mitmachen!Kreativ-Wettbewerb:„Luftverkehrsanzeigenverfremden“

Foto

:pix

elio

/Dirk

Sch

mid

t

MAGAZIN

[4-07] Hessen-Seiten im BUNDmagazin 11

Triftstr. 47 60528 FrankfurtTel: 069/67 73 76 30 Fax: 069/67 73 76 20www.bundjugendhessen.deBundjugend. [email protected]

Veranstaltungs-Berichte • Veranstaltungs-Berichte • Veranstaltungs-Berichte • Veranstaltungs-Berichte

Naturschutz pur

beim Bergwaldprojekt

in der Rhön

In diesem Sommer fand zum er-sten Mal eine Kooperationswochemit dem Bergwaldprojekt e.V.statt. Bei Gersfeld in der Rhön er-fuhren ca. 20 Jugendliche und Er-wachsene viel über die Kultur-landschaft im BiosphärenreservatRhön und ihre Bewohner, vor al-lem die der Tier- und Pflanzen-welt. Insbesondere beschäftigtenwir uns mit dem Schutz des Birk-wilds. Dazu führten wir praktischeNaturschutzmaßnahmen im Na-turschutzgebiet Lange Rhöndurch, die die Erhaltung der offe-nen Landschaft zum Ziel hattenund dem Birkhuhn neue Lebens-räume schaffen sollten: Wir ent-buschten eine mit Haselnuss be-wachsene Fläche, mähten mitSensen eine Wiese und setztenEbereschen auf den Stock. DasEbereschenholz wird – ganz zeit-gemäß und annähernd CO2-neu-tral – für die Hackschnitzelpro-

duktion verwertet. Außerdemstanden Vorträge zum Birkhuhn-Schutz und zum Verein Bergwald-projekt e.V. auf dem Programm.Am letzten Tag führte uns eine Ex-kursion ins Schwarze Moor, einesder letzten nahezu unberührtenMoore in Deutschland.

Die Mischung aus jugendlichenund erwachsenen Teilnehmern

war prima und sowohl die Zusam-menarbeit im Gelände als auchdie Stimmung profitierten davon.Untergebracht war die Gruppeübrigens in der einfachen, abernetten Frankfurter Hütte mit Blickauf die Wasserkuppe. Und wie beiBergwaldprojekt und BUNDju-gend üblich, gab es leckeres vege-tarisches Bio-Essen.

Frühstückspausebeim Bergwald-projektFo

to:B

UN

Djug

end

scheint, ist es nicht nur fürPädagogen, sondern für alle imUmweltbildungsbereich Tätigenzunehmend wichtiger, Arten undihre Ansprüche an die Umweltkennenzulernen und diese Kennt-nisse jungen Menschen auch wie-der zu vermitteln. Alleine die 130kopierfähigen Arbeitsblätter mitnaturgetreuen Graphiken, diezum genauen Beobachten anre-gen und zur Erweiterung der oftnicht nur bei Schülern sehr dürfti-gen Artenkenntnisse beitragen,lohnen die Anschaffung.

Herwig Winter

Unbedingt empfehlenswert undüberdies kostenlos; wo gibt es soetwas heutzutage noch? Bei Hel-mut Hintermeier! Gegen die Er-stattung von Porto und Ver-packung in Höhe von 2,50 € erhältman von ihm zwei Bücher mithervorragend aufbereiteten Un-terrichtsmaterialien zum Arten-und Naturschutz sowie zu einigenallgemeinökologischen Themen.Eine wahre Fundgrube nicht nurfür BiologielehrerInne), die fürsich die Entscheidung getroffenhaben, dass die (Schul)biologienicht erst dort beginnt, wo siegrün aus dem Homogenisatortropft. In einer Zeit, in der durchLehrpläne vorgegeben mehr oderweniger nur noch die molekulareBiologie eine Rolle zu spielen

Buchbestellungbeim Autor Helmut HintermeierRingstraße 291605 Gallmerst-gartenTel. 09843/9 78 [email protected]

Infos zum Kreativ-Wettbewerb:Brigitte Martin, Tel. 06151 37931 Dr. Claudia Weiand, Tel. 06174 969309www.kreativ.bund-hessen.de

Einsendungen:[email protected] als jpg-Datei per E-Mailmaximal 1,5 MB Breite: min. 500 px Auflösung: 72 dpioder unkomprimiert auf CD an die Landesgeschäftsstelle des BUND Hessen

BuchempfehlungArtenschutz in Unterrichtsbeispielen

Wettbewerbsbeitrag von Rudi Hechler

200812 Hessen-Seiten im BUNDmagazin [4-07]

Triftstr. 47 60528 Frankfurt

Tel: 069/67 73 76 30 Fax: 069/67 73 76 20

www.bundjugendhessen.de

Bundjugend. [email protected]

Herbst-Interaktiv-

Treffen: Aktion und

Planung für 2008

Gut besucht mit über 20 Teilneh-mer/innen war unser diesjährigesHIT, das Herbst-Interaktiv-TreffenAnfang Oktober in Bad Nauheim,bei dem traditionell neben einerAktion auch die Jahresplanung imVordergrund des Programms ste-hen.

Am Samstag Vormittag spieltendie Jugendlichen bei schönstemWetter mehrfach mit großem En-gagement das StraßentheaterWTOpoly. Das Spiel kritisiert dieintransparenten Regeln der WTO,bei den wirtschaftliche InteressenFragen zu Arbeitsbedingungen,sozialen Standards und Umwelt-schutz völlig vernachlässigt wer-den. Daran schloss sich das ge-meinsame „Singen für den Klima-schutz“ an, bei dem immerhin 65Euro Spenden eingenommen wer-den konnten. Anschließend konn-ten sich die Jugendlichen als Kli-mabotschafter in Szene setzen.Abendliche Referate sorgten fürden inhaltlichen Input.

Am Freitag gab Peter Nickel vomev. Dekanat Wetterau eine kom-pakte Einführung in die ThemenGlobalisierung und Gentechnik.

Sabine Wolters berichtete amSamstag über die Situation derFreisetzung von gentechnisch ver-änderten Pflanzen in Hessen undstellte ihr Maistagebuch vor, das

im Rahmen der Bantam-Aktionentstanden ist (www.bantam-mais.de/bantam-treff/bantam-bilder/sabine-wolters-maistage-buch.html). Die Botschaft „WoBantam steht, wächst keine Gen-technik“ kam an, viele Jugendli-che wollen im nächsten Jahr nunebenfalls Bantam-Mais anbauen.

Foto

:BU

NDj

ugen

d H

esse

n

Foto

:BU

NDj

ugen

d

Singen für den Klimaschutz

WTOpoly

Ausblick 2008 • Ausblick 2008 • Ausblick 2008 • Ausblick 2008

Globalisierung, Klimaschutz & regenerativen Energien, Landwirt-schaft, Ernährung und grüne Gentechnik werden auch im nächsten JahrSchwerpunkte der Aktionen der BUNDjugend Hessen bilden. Dies sollsich auch in den Veranstaltungen wiederspiegeln. So sind wieder eineFreizeit auf dem Bauernhof, ein Seminar zu regenerativen Energien undFortbildungen zu den Projekten „Gesund durch die Freizeit“ und dem glo-balisierungskritischen Stadtrundgang geplant. In Berlin ist in den Som-merferien ein Seminar der politischen Bildung zu Umweltthemen ge-plant und für die Aktionsvorbereitung soll es im Januar ein Musikwo-chenende geben, an denen Technik geübt und Lieder getextet werdenkönnen, um sie auf den Aktionen der BUNDjugend einsetzen zu können.

Einen weiteren Themenschwerpunkt bildet die praktische aber auchtheoretische Auseinandersetzung mit Formen alternativer Mobilität.Dazu sollen eine Wandertour in den Alpen, Wanderreiten mit Ponys imNaturpark Kellerwald, eine Radtour zu Knackpunkten der hessischer Ver-kehrspolitik und das Wochenende „Ohne Geld durch die Welt“ angebotenwerden.

Nicht zuletzt wird uns das Thema Biodiversität beschäftigen. In denzahlreichen Angeboten für große und kleine Naturforscher – erstmals istauch ein Familienwochenende dabei, bei der Fortführung der Kooperati-on mit dem Bergwaldprojekt und in den Beiträgen der BUNDjugend zumnächsten Jugendkirchentag in Rüsselsheim soll die bedrohte Vielfalt derNatur thematisiert werden.Neugierig geworden? Das Programm gibt es ab Anfang 2008 kostenlosbei der BUNDjugend Hessen zu beziehen.

Aktionstipp für Jugendgruppen:Müllarmes, faires Bio-Frühstückin FrankfurtMitten auf der Zeil in Frankfurtdeckten etwa zehn Jugendlichean einem Samstag im Septembereinen Frühstückstisch mitleckeren, fair gehandelten undökologisch produzierten Speisenund luden Passant/innen dazuein, mitzufrühstücken. Dabei in-formierten sie über die gesund-heitlichen, sozialen und ökologi-schen Auswirkungen von Fast-Food-Produkten und machtendarauf aufmerksam, dass die all-seits beliebte Fast-Food-KetteMc Donalds nach wie vor keinegentechnikfreie Ware anbietet.

Die Aktion hat Spaß gemacht,ist nicht besonders aufwändig inder Vorbereitung und lässt sichgut noch mal wiederholen.

Weitere Hinweise und Aktionstippsfindet Ihr auf der Seite der BUNDju-gend: www.bundjugendhessen.de

Einsendeschluss fürdas Naturtagebuchwar eigentlich der

31. Oktober.Solltest Du es nichtrechtzeitig gschafft

haben, dann hastDu jetzt noch ein

Chance:Wir haben die

Frist bis zum 30. November

verlängert!Jetzt also ab die

Post mit den Natur-tagebüchern, die

noch in irgendeinerEcke schmoren!