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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung www.hessen-biotech.de 1 | 2016 Hessen-Biotech NEWS Sulfotools: Umweltfreundliche Produktion von Peptiden Professor Dr. Eberhard Hildt: Virusforscher im Dienst des Staates Innovationsmanagement: „Grenzen aufbrechen, Synergien nutzen“ Rückblick: Bioökonomie in Hessen – Nachhaltiges Wirtschaften mit Bioschmierstoffen Science4Life Venture Cup 2016 SuperBIO – Förderprojekt für Unternehmen der Bioökonomie © Uta Neubauer

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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

www.hessen-biotech.de

1 | 2016

Hessen-Biotech NEWSSulfotools: Umweltfreundliche Produktionvon Peptiden

Professor Dr. Eberhard Hildt: Virusforscher im Dienst des Staates

Innovationsmanagement: „Grenzen aufbrechen, Synergiennutzen“

Rückblick: Bioökonomie in Hessen – Nachhaltiges Wirtschaften mitBioschmierstoffen

Science4Life Venture Cup 2016

SuperBIO – Förderprojekt für Unternehmen der Bioökonomie

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2 Hessen-Biotech NEWS 1/2016

hessische Unternehmen tragen mit ihren innovativenEntwicklungen dazu bei, natürliche Ressourcen spar-samer und nachhaltiger zu nutzen. Die Erfolge reichenvon der Bauwirtschaft bis zur Pharmazie. Beeindru-ckende Beispiele zeigt die Workshopreihe zur Bio-ökonomie in Hessen.

Auch der Hessische Ressourceneffizienz Kongressim Rahmen des Hessischen Innovationstages 2016legt den Schwerpunkt auf den effizienten Umgangmit begrenzt verfügbaren Gütern. Neben zahlreichenPraxisbeispielen bietet er eine umfassende Innova-tions- und Förderberatung zu regionalen, nationalenund europaweiten Programmen in Coaching Cafés.

Innovationen bedürfen oft besonderer Unterstüt-zung, damit sie sich durchsetzen. Das Land Hessenhat dies erkannt und seine monetäre Wirtschaftsför-derung um ein neues Kreditangebot ergänzt. Aus

einem privat kofinanzierten Innovationsfonds stehenfür kleine und mittlere innovative Unternehmen vonder Unternehmensgründung über die Wachstums-phase bis zur Finanzierung einer Unternehmens-nachfolge passgenaue Kredit-, Bürgschafts- und Be-teiligungsinstrumente in Höhe von bis zu 7,5 Millio-nen Euro bereit.

Über all dies informiert Sie die neue Hessen-BiotechNEWS 2016. Ich wünsche Ihnen eine inspirierendeLektüre.

Tarek Al-WazirHessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

Liebe Leserinnen und Leser,INHA

LT

1 Hessen-Biotech Aktuell

Von Insekten lernen, mit Oliven heilen und in Zukunft alles nur noch digital? 3

Hessen-Biotech NEWS zukünftig als E-Mail-Newsletter – neues Technologie-magazin ab 2017 4

Ankündigung: Hessischer Ressourceneffizienz Kongress im Rahmen des Hessischen Innovationstages 2016 4

Bioökonomie in Hessen – Nachhaltiges Wirtschaften mit Bioschmierstoffen 5

Bioökonomie in Hessen – Daten und Fakten 6

2 Hessen ModellProjekteAutomatisiertes Testsystem zur Bestimmung von Blutgruppenmerkmalen des Rhesus-Systems 7

3 Enterprise Europe Network (EEN) Hessen

SuperBIO – Förderprojekt für Unternehmen der Bioökonomie 8

Internationale Geschäfts- und Technologiekooperationen 8

4 Neues von Ci3

Ci3-Veranstaltungen

Ci3-Schaufenster 9

CIMT Endeavour Workshop 9

PERMIDES – Konsortium mit Ci3-Beteiligung unterstützt Biopharma-KMU bei IT-Innovationsprojekten 9

5 Wissenschaft im Porträt

Virusforscher im Dienst des Staates 10

6 Wirtschaft im Porträt

Umweltfreundliche Produktion von Peptiden 12

7 BioFuture

Innovationsmanagement: „Grenzen aufbrechen, Synergien nutzen“ 14

8 Hessen Mix

Megasynthasen: Schlüssel zum Design neuer Antibiotika? 15

Eröffnung des Bio Business Parks in Gemünden(Wohra) – Inkubator für Medizintechnik und Biotech 15

Science4Life Venture Cup Gewinner 2016 ausgezeichnet 16

9 Nachrichten aus der Wissenschaft 17

10 Nachrichten aus der Wirtschaft 18

Broschürenbestellung/Faxformular 19

Veranstaltungen/Termine/ Impressum 20

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3Hessen-Biotech NEWS 1/2016

Hessen-Biotech Aktuell 1

Drei Themen, die auf den ersten Blick nichts mit- einander zu tun haben, standen im Fokus der Hes-sen-Biotech Lounges, zu denen Hessen-Biotech imSommer interessierte Teilnehmer aus Wissenschaftund Wirtschaft eingeladen hatte.

Am 29. Juni präsentierte Professor Dr. Andreas Vilcinskas, Insektenbiologe aus Leidenschaft undLeiter des LOEWE-Zentrums für Insektenbiotechno-logie und Bioressourcen in Gießen, einem faszinier-ten Publikum von gut 60 Personen auf der Burg Stau-fenberg seine Studienergebnisse zum Potenzial vonInsekten. „Von Insekten lernen heißt siegen lernen“lautete der Titel seines Vortrags, den er mit der Er-läu terung ausführte, dass Insekten die erfolgreichs-te Tiergruppe auf der Erde sind. Mehr als eine Milli-on beschriebene Arten haben in der Evolution ge-lernt, unter schwierigsten Bedingungen zu überle-ben. Diese Mechanismen erforschen Vilcinskas undsein Team mit großem Erfolg und internationaler An-erkennung bei Wissenschaft und Politik, um darauslangfristig Wundsalben, Enzyme und Antibiotika her-stellen zu können.

Zur zweiten Hessen-Biotech Lounge am 13. Juli imMuseum für Kommunikation in Frankfurt folgtenrund 50 Spezialisten aus den Bereichen IT und Ge-sundheitswesen der Einladung der Hessen Trade &Invest GmbH. Professor Dr. Martin Przewloka, Physi-ker und Futurist, der an der Technischen Hochschu-le Mittelhessen und der Provadis Hochschule lehrt,erklärte mit zahlreichen praxisnahen Beispielen dieDigitalisierung des Gesundheitswesens. Unter demVortragstitel „eHealth, mHealth, iHealth, … alles inZukunft nur noch digital?“ stellte er unmissverständlichklar, dass die Digitalisierung – auch im Gesundheits-

wesen – nicht mehr zur Diskussion steht, sondern einunaufhaltsamer Prozess ist, bei dem vor allem derPatient profitieren wird.

Zur dritten und letzten Hessen-Biotech Lounge am29. September im Kulturdenkmal Wasserturm Darm-stadt kamen ebenfalls rund 50 Teilnehmer, vom in-novativen Start-up bis zum pensionierten Biotechno -logen. Thema des Abends: die Olive! Dr. Stefan Marxvon der N-Zyme Biotech GmbH, einem ersten Preis-träger des Science4Life-Wettbewerbs, hielt einenspannenden und unterhaltsamen Vortrag zu denvielfältigen biotechnologischen Nutzungsmöglich-keiten von Oliven und Olivenblättern. „Oliven – eskommt darauf an, was man daraus macht“ war Titelseines Vortrags. Dabei wurde klar, dass die Olivenicht nur schmeckt, sondern auch gerbt, pflegt undsogar heilt. Da einschlägige Studien ihre Wirkungbelegen, dürfen Hersteller mit der Olive nun auchentsprechende „Health Claims“ machen.

Auch für 2017 ist geplant, die Veranstaltungsreiheweiterzuführen, inhaltlich erweitert um spannendeThemen aus verschiedensten Schlüsseltechnologien.

Von Insekten lernen, mit Oliven heilen undin Zukunft alles nur noch digital?

Prof. Vilcinskas erläuterte im historischen Rittersaal der BurgStaufenberg, warum Insekten in der Evolution die großen Kämpfer und Gewinner sind.

Prof. Przewloka zeigte, dass die Digitalisierung in der Gesund-heitswirtschaft immer weiter voranschreitet.

Dr. Marx verkostete mit einigen Probanden aus dem Publikumhochwertiges Olivenöl, das nicht jedem zu schmecken scheint.

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4 Hessen-Biotech NEWS 1/2016

Nach mehr als zehn Jahren Hessen-Biotech NEWSstellt die Technologielinie Hessen-Biotech zukünftigauf einen monatlichen E-Mail-Newsletter um. Sokönnen wir monatsaktuell über die Entwicklungender Biotech- und Medizintechnik-Branche in Hessenberichten, neue Förderprogramme vorstellen undzu spannenden und informativen Fach- und Netz-werkveranstaltungen einladen.

Neues Technologiemagazin startet 2017

Ab 2017 bringt die Abteilung Technologie & Zukunftder Hessen Trade & Invest GmbH zusätzlich zu denE-Mail-Newslettern ein neues Technologiemagazinmit wechselnden Schwerpunkthemen und Informa-tionen zu den Aktivitäten der hessischen Wirtschafts -förderung heraus.

Unter www.hessen-biotech.de/newsletter können Sie sich für den E-Mail-Newsletter und das Technologiemagazin anmelden.

Hessen-Biotech NEWS zukünftig als E-Mail-Newsletter – neues Technologie-magazin ab 2017

Am 16. November 2016 findet der Hessische Res-sour ceneffizienz Kongress in Frankfurt am Main imKongresshaus Kap Europa statt. Ressourceneffizienteund vernetzte Produktion, ökologische Produktge-stal tung und das Schließen von Stoffkreisläufen sindSchwerpunktthemen der Veranstaltung, die parallelzur formnext, der Messe für intelligente industrielleProduktion, ausgerichtet wird.

Im Plenum des Ressourceneffizienz Kongresses wer-den neue Forschungsergebnisse, effiziente Produkteund Verfahren von hochkarätigen Rednern aus Wirt-schaft, Wissenschaft und Politik vorgestellt. In ver-schiedenen Sessions stehen Interaktion und Aus-tausch der Teilnehmer in einer kreativen Atmosphäreim Vordergrund. Den Kongressteilnehmern wird zu-dem eine umfassende Innovations- und Förderbera-tung zu regionalen, nationalen und europaweitenProgrammen in sogenannten Coaching Cafés ange-boten.

Unter www.ressourcen-effizienz-hessen.de finden Sieweitere Informationen und können sich jederzeitkostenfrei für den Hessischen RessourceneffizienzKongress anmelden.

n Ansprechpartner:Dr. Felix KaupProjektleiter Hessen-UmwelttechTechnologie & ZukunftHessen Trade & Invest GmbHTel.: 0611/95017-8636E-Mail: [email protected]

Ankündigung: Hessischer Ressourcen-effizienz Kongress im Rahmen des Hessischen Innovationstages 2016

Hessischer Ressourceneffizienz Kongress im Rahmen des Hessischen Innovationstages 2016

Datum: 16. November 2016 Ort: Kongresshaus Kap Europa, Frankfurt am Mainwww.ressourcen-effizienz-hessen.de

Veranstaltungshinweis

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5Hessen-Biotech NEWS 1/2016

Die Umstellung auf eine biobasierte Wirtschaftgenießt in Hessen höchste Priorität. Tarek Al-Wazir,Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Ver-kehr und Landesentwicklung, ließ es sich dahernicht nehmen, die Veranstaltungsreihe „Bioöko-nomie in Hessen“ persönlich zu eröffnen. Der ers-te Workshop fand unter dem Titel „NachhaltigesWirtschaften mit Bioschmierstoffen“ am 24. Juniin den Räumen der BRAIN AG in Zwingenbergstatt. Al-Wazir verwies in seiner Begrüßung aufdie in Hessen gut etablierte industrielle Biotech-nologie. Wenn Hessen seinen Weg in RichtungBioökonomie konsequent weitergehe, sagte er,werde man Arbeitsplätze schaffen, die Umsätzesteigern und gleichzeitig das Klima schützen.

Hessens Bioökonomie-Strategie

Im Vorfeld der neuen Veranstaltungsreihe hatten dasHessische Wirtschaftsministerium und die Wirtschafts -entwicklungsgesellschaft Hessen Trade & Invest ge-meinsam mit der BRAIN AG, der Gesellschaft fürChemische Technik und Biotechnologie (DECHEMA),dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) Hessenund der Industrie- und Handelskammer Hessen Inno- vativ ein Positionspapier zur Bioökonomie erarbeitet.Darin werden zwei Lösungsansätze genannt, um diezukünftigen Herausforderungen – von der Verknap- pung fossiler Ressourcen über den Klimawandel biszur wachsenden Weltbevölkerung – in den Griff zu be-kommen: zum einen die Optimierung und Neuge-staltung von Produktionsprozessen mit biotech nolo-gischen Verfahren, zum anderen die effiziente undnachhaltige Nutzung nachwachsender Rohstoffe.

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion stellten Vertreterder Institutionen, die das Papier unterzeichnet hatten,ihre Positionen vor. „Der Übergang von fossi len aufnachwachsende Rohstoffe ist ein Muss, aber nicht vonheute auf morgen umsetzbar“, sagte DECHEMA- Geschäftsführer Professor Dr. Kurt Wage mann undgab zu bedenken, dass selbst pflanzliche Rohstoffelimitiert seien, da man Böden nicht beliebig aus-beuten könne. Angesichts der drohenden Verknap-pung von Phosphat, unverzichtbar für die Pflanzen-ernährung und daher ein wesentlicher Düngerzu-satz, zeigte er sich skeptisch, ob nachwachsendeRohstoffe den Bedarf tatsächlich decken könnten.„Es geht darum, die begrenzte Biomasse effizient zunutzen“, pflichtete ihm Gregor Disson, Geschäfts-führer des VCI-Landesverbandes Hessen, bei undergänzte, dass chemische Verfahren auch in einerbiobasierten Wirtschaft eine Rolle spielen werden.

Wegen der begrenzten Ressourcen führt an Recyc-lingprozessen und der sogenannten Kaskadennut-zung, bei der ein Rohstoff über mehrere Stufen derWertschöpfung erst stofflich und schließlich energe-tisch genutzt wird, kein Weg vorbei. Auch in diesemPunkt setzt Dr. Holger Zinke, Gründer und stellver-tretender Aufsichtsratsvorsitzender von BRAIN, aufWissen aus der Biologie: „Die Kreislaufwirtschaft istein biologisches Prinzip.“ Zudem soll die verstärkteNutzung von Abfällen und Nebenströmen die Kon-kurrenz zwischen Industrierohstoffen und Nahrungs-mitteln entschärfen. „Food first“, hatte Al-Wazir schonzu Beginn der Veranstaltung klargestellt.

Bioökonomie in Hessen – NachhaltigesWirtschaften mit BioschmierstoffenKick-off zur Workshopreihe Bioökonomie in Hessen

Der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir stellte gemeinsam mit weiteren Akteuren die hessischen Positionenzur Bioökonomie vor.

Diskutierten über die Zukunft biobasierter Produkte: Dirk Bogaczyk (Emschergenossenschaft), Dr. Jürgen Eck (BRAIN AG), Dr. Karin Rübberdt (DECHEMA e.V.) und Dr. Detlef Terzenbach (Hessen Trade & Invest GmbH) (v.l.n.r.). Moderation: Dr. Jens Freitag (genius)

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6 Hessen-Biotech NEWS 1/2016

Die Bioökonomie in Hessen konzentriert sich auftechnologische Lösungen, in Anlehnung an die vonder Europäischen Kommission stammende Defini -tion einer „knowledge-based bio economy (KBBE)“.Entsprechend haben das Hessische Wirtschaftsmi-nisterium und die Hessen Trade & Invest GmbH eineStudie zur „Wirtschaftlichen Bedeutung der wissens -basierten Bioökonomie in Hessen“ in Auftrag gege-ben. Mit den vorliegenden Ergebnissen sind nun-mehr erstmals konkrete Zahlen für Hessen verfügbar:Die wissensbasierte Bioökonomie in Hessen hatrund 16.000 Beschäftige und verzeichnet einen Um-satz von knapp acht Milliarden Euro. Bereits heutewerden 13 Prozent der Rohstoffe in der chemischenIndustrie aus nachwachsenden Quellen geliefert undbis zum Jahr 2030 lässt sich die CO2-Emission um biszu vier Millionen Tonnen pro Jahr reduzieren.

Die hessischen Kompetenzfelder liegen insbeson-dere in den Branchen Biotechnologie, Chemie, Phar-ma, Prozesstechnik, Maschinen- und Anlagenbau so-wie Umwelttechnik. Zudem ist Hessen nicht nur ein

zentraler Verkehrsknotenpunkt, sondern auch Sitzzahlreicher Einrichtungen und Verbände und somiteine wichtige Kommunikationsdrehscheibe für dieBioökonomie.

Die zentralen Ergebnisse der Studie werden in Kürzeim Rahmen einer Publikation veröffentlicht, die aufwww.hessen-biotech.de/publikationen zur Bestellungoder zum Download bereitgestellt wird.

Bioökonomie in Hessen – Daten und Fakten

Neue Rohstoffe für Hightech-Schmier-mittel

Wie sich die Rohstoffbasis erweitern lässt, zeigte derFachvortrag von Dirk Bogaczyk von den Wasserwirt-schaftsverbänden Emschergenossenschaft und Lip-peverband, die insgesamt 55 Kläranlagen betreiben.Einige Inhaltsstoffe aus Abwässern und Klärschlammwerden bereits genutzt, etwa Sand für den Straßen-bau oder kohlenstoffhaltige Substanzen für die Faul-gasproduktion zwecks Energiegewinnung. Die Em-schergenossenschaft und der Lippeverband wollendie Palette noch erweitern und organischen Kohlen-stoff im Abwasser mit Hilfe von Mikroorganismen zuhochwertigen Ölen umsetzen. Dafür geeignete Bak-terien, die Öle produzieren und in den Zellen anrei-chern, hat Kooperationspartner Brain in einemScreening identifiziert. Die Kultivierung funktioniere,das Zellaufschlussverfahren und die Produktisolie-rung befänden sich in den letzten Zügen der Ent-wicklung, erklärte Bogaczyk.

Dass die Schmierstoffindustrie Bedarf an ressour-censchonend hergestellten, ungiftigen sowie biolo-gisch abbaubaren Grundflüssigkeiten und Zusätzenhat, unterstrich Rolf Luther von der Fuchs EuropeSchmierstoffe GmbH. Das Unternehmen kooperiert

schon seit einigen Jahren mit BRAIN, um neueSchmierstoffadditive biotechnisch herzustellen.

Als unkonventionelle Alternative zu Schmierölenpräsentierte Dr. Heinz Dwuletzki von der BechemGmbH einen wässrigen Schmierstoff, der mit Biopo-lymeren eingedickt und in der Metallverarbeitungals Kühlschmierstoff verwendet wird. Für die Lebens -mittel- und Pharmaindustrie sind unbedenkliche Mittel auf wässriger oder pflanzlicher Basis ebenfallsinteressant.

Arian Nek von der Danico GmbH und Nicolai Ottovon der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hoch-schule Aachen wiederum stellten Bioschmiermittelvor, die konventionellen überlegen sind. DanicosProdukte für Fahr- und Motorräder, die das Öl einervor 100 Jahren in Russland entdeckten Sonnenblu-me enthalten, sind wegen ihrer speziellen Zusam-mensetzung besonders oxidationsstabil. Außerdemweisen sie in der Hitze geringere Viskositätsverlusteauf als Mineralöle. Nicolai Otto und seine Kollegenhaben mineralische und Bio-Hydrauliköle verglichenund bestätigen die positiven Eigenschaften vonSonnenblumenöl. Das Beispiel zeigt: BiobasierteProdukte müssen den Vergleich mit ihren konven-tionellen Pendants nicht scheuen.

Uta Neubauer

Reger Austausch auch inden Pausen und beim Get-together.

Bild: © Coloures-pic/Fotolia.com

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7Hessen-Biotech NEWS 1/2016

Die Blutgruppensysteme AB0, Rhesus und Kellsind die klinisch bedeutsamsten und können beinicht-kompatiblen Bluttransfusionen von bereitsimmunisierten Patienten zu schweren Transfusions -zwischenfällen führen. Daher werden diese Blut-gruppen vor Bluttransfusionen standardmäßig er-mittelt. In der bisherigen Praxis der Blutgruppen -typisierung mit Antiseren sind insbesondere Rhe-sus-D-negative oder schwach positive Reaktionennur schwer zu charakterisieren. Die molekular -genetische Typisierung schließt die Lücke in derRhesus-Diagnostik:

Ein im Rahmen des ForschungsförderungsprogrammsLOEWE entwickelter Test löst die Probleme beischwach ausgeprägten Rhesus-D-Antigenen und er-möglicht eine eindeutige Aussage für den Transfusi-onsmediziner. Außerdem bietet er den untersuchen -den Laboren eine einfach anzuwendende Plattformmit größtmöglicher Automatisierung für die mole-kulargenetische Blutgruppenbestimmung.

Als erstes europäisches Land hat die Schweiz ein zu-sätzliches Rhesus-D-Screening in die Vorschriften zurBlutspende aufgenommen. Dieses wird sich in dennächsten Jahren verstärkt auch in weiteren Länderndurchsetzen, soweit nicht schon geschehen. Insbe-sondere bei veränderten Rhesus-D-Antigenen ist einmolekulargenetisches Rhesus-D-Typisierungsverfah-ren für Blutspender von großem Vorteil, um serolo-

gisch möglicherweise falsch klassifizierte Empfängeroder Spender zu identifizieren. Auch in Deutschlandsoll demnächst eine Richtlinie eingeführt werden,die ein molekulargenetisches Rhesus-D-Screeningwie in der Schweiz vorsieht.

BAG Health Care entwickelte daher die im Bereichder Transplantationsdiagnostik bereits erfolgreicheingeführte MR.SPOT® SSO-Plattform weiter. In Zu-sammenarbeit mit Professor Dr. Gregor Bein vomUniversitätsklinikum Gießen und Marburg ist ein au-tomatisiertes Testsystem zum Nachweis der bedeut-samsten Rhesus-Blutgruppenmerkmale auf moleku-largenetischer Ebene entstanden. Das neue Produkthat den Namen ERY SPOT®. Die Markteinführungdes CE-zertifizierten ERY SPOT® Rhesus-Testsystems(IvDD, Liste A) ist für das Frühjahr 2017 vorgesehen.

Hessen ModellProjekte 2

Automatisiertes Testsystem zur Bestimmungvon Blutgruppenmerkmalen des Rhesus-Systems

Dieses Projekt (HA-Projekt-Nr.: 419/14-09) wurde imRahmen von Hessen Modell-Projekte aus Mitteln derLOEWE – Landes-Offensivezur Entwicklung Wissen-schaftlich-ökonomischer Exzellenz, Förderlinie 3:KMU-Verbundvorhaben gefördert.

n Ansprechpartner:Dr. Rolf-Reinhard Marell

Leiter Forschung &

Entwicklung/Produktion

BAG Health Care GmbH

Tel.: 06404/9250

E-Mail: marell.rolf-reinhard@

bag-healthcare.com

Dr. Marina Albrizio

Produktmanagerin

BAG Health Care GmbH

Tel.: 06404/9250

E-Mail: albrizio.marina@

bag-healthcare.com

Nadine Osorio Villazan

Hessen ModellProjekte

HA Hessen Agentur GmbH

Tel.: 0611/95017-8331

E-Mail: nadine.osorio@

hessen-agentur.de

Der MR.SPOT®-Prozessor für die automatisierte Abarbeitungdes Tests (Bild: BAG).

Schematische Darstellung des Testablaufs (Bild: BAG).

Beispiel für Mikrospots nacherfolgtem Assay (Bild: BAG).

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8 Hessen-Biotech NEWS 1/2016

3 Enterprise Europe Network (EEN) Hessen

n Ansprechpartnerin:Tanja Göb-Zeizinger

Hessen Trade & Invest GmbH/

Enterprise Europe Network

Hessen

Tel.: 0611 95017-8958

E-Mail: tanja.goebzeizinger@

htai.de

www.een-hessen.de

n Ansprechpartner:Adrian Stypka

Hessen Trade & Invest GmbH/

Enterprise Europe Network

Hessen

Tel.: 0611/95017-8494

E-Mail: [email protected]

www.een-hessen.de

SuperBIO ist ein Horizont 2020-Innovationspro-jekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, neue, innova-tive länder- und sektorübergreifende industrielleWertschöpfungsketten im Bereich Biotechnolo-gie zu entwickeln.

Das Projekt verfolgt eine gezielt wirtschaftliche Aus-richtung. Stakeholder aus dem Bereich Biotechno-logie, insbesondere Unternehmen, können bei Su-perBIO ihre Vorschläge für neuartige Wertschöp-fungsketten einreichen. Die vielversprechendstenund innovativsten Ideen werden durch SuperBIOausgewählt und gefördert.

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die bereitsTeil einer neuen, validierten Biotech-Wertschöp-fungskette sind, können darüber hinaus von vielfäl-

tigen Innovationsdienstleistungen, zum Beispiel Ef-fizienz- und Nachhaltigkeitsbewertung, Patent- undIPR-Strategien, Lebenszyklusanalyse, industriellemProof-of-Concept oder Zugang zu Investoren profi-tieren. Diese Dienstleistungen werden zu 75 Prozentgefördert, die übrigen 25 Prozent müssen durch dasKMU selbst aufgebracht werden.

SuperBIO wird im Rahmen des Horizont 2020-Pro-gramms Innosup, Thema „Cluster facilitated projectsfor new value chains“, gefördert. Das Projekt hat einBudget von 3,8 Millionen Euro und läuft von Juni2016 bis November 2018. Hinter SuperBIO steht eininternationales Konsortium mit insgesamt zehn Part-nern aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbri-tannien, Polen sowie Spanien.

Point-of-Care-Diagnostiksystem für die automa-tische, schnelle und kostengünstige Quantifizie-rung von Proteinen

TOAT20160703001

Eine österreichische Forschungsorga-nisation hat ein mikrofluidisches Sys-tem für den schnellen (innerhalb von

30 Minuten) und quantitativen Nachweis von Plas-ma-Biomarkern bei Patienten entwickelt. Das hoch-empfindliche, patientennahe Testsystem kann aufder Intensivstation, in ambulanten Zentren oder vonHausärzten angewendet werden. Die Forschungsor-ganisation möchte gerne Kooperationen mit Life-Science-Unternehmen für Produktentwicklung, Mar-keting und Vertrieb eingehen.

Aptamere für biotechnologische Anwendungen

TOES20160203002

Ein spanisches Biotechnologieunter-nehmen hat eine Methode zur Selek-tion und Charakterisierung von Apta-

meren entwickelt. Diese kann in Therapie, Diagnostikoder anderen biotechnologischen Anwendungenverwendet werden. Aptamere sind kurze einzelsträn-gige DNA- oder RNA-Oligonukleotide beziehungs-weise Peptide, die ein spezifisches Molekül über ihre3D-Struktur binden können. Aptamere können Anti-körper in vielen diagnostischen und/oder therapeu-tischen Systemen ersetzen und können auch die bio-logische Funktion von Proteinen beeinträchtigen.Das Unternehmen sucht biotechnologische oderpharmazeutische Unternehmen für die gemeinsameEntwicklung neuer Wirkstoffe, eine technische Zu-sammenarbeit oder eine Produktionskooperation.

SuperBIO – Förderprojekt für Unternehmender Bioökonomie – SUpport and PartnERship for the development of multiple sustainable and market ready value chains in the BIO-based economy –

Das Enterprise Europe Network bietet gezielt Un ter stützung, um Technologien zu vermarktenoder um innovative Technologien oder Projekt-partner für gemeinsame Vorhaben zu finden.

Aktuell befinden sich zum Thema biologische Wis-senschaften über 850 Partnergesuche in der in-ter nationalen Kooperationsdatenbank des Netz-werks.

Internationale Geschäfts- und Technologiekooperationen

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9Hessen-Biotech NEWS 1/2016

Ci3-Veranstaltungen Ci3-Schaufenster

Die Auftaktveranstaltung der Schaufenster-Reihe2016 fand bei der BioNTech AG in Mainz statt. DasBiotech-Unternehmen erhielt im letzten Jahr hohemediale Aufmerksamkeit, da ihm der Abschluss zahl-reicher Deals mit namhaften Pharmaunternehmengelungen war. Entsprechend zog die Veranstaltungviele Besucher an. Über 60 Teilnehmer interessiertensich für das Erfolgskonzept von BioNTech, das vomFinanzvorstand Dr. Sierk Poetting vorgestellt wurde.Weitere Vorträge und Poster von BioNTech-Wissenschaftlern informierten über die IVAC®-Plattform so-wie die Microbody®-Technologie als individualisier-te Immuntherapien gegen Krebs. Beim anschließen -den Get-together konnten die Besucher Fragen stel-len und Kontakte knüpfen.

Auch das Ci3-Schaufenster bei der AbbVie Deutsch-land GmbH in Wiesbaden war ein voller Erfolg. 50 interessierte Teilnehmer, darunter viele Nachwuchs-

wissenschaftler, informierten sich über die Arbeit desBiopharma-Unternehmens. Nach der Vorstellung desUnternehmens durch Dr. Patrick Horber, Geschäfts-führer Commercial, ging die Leiterin der Talentent-wicklung, Liza Follert, auf die Vorzüge AbbVies alsArbeitgeber ein, während Dr. Stefan Simianer, Ge-schäftsführer Forschung und Entwicklung, Einblickein die Entwicklung innovativer Krebsmedikamentegab. Bei Snacks und Erfrischungen konnten die Teil-nehmer anschließend mit den Referenten in Kontaktkommen.

Das letzte Ci3-Schaufenster 2016 findet am 25. Ok-tober bei der TH Bingen statt und bietet insbeson-dere Oberstufenschüler/-innen die Möglichkeit, sichüber die an der TH Bingen angebotenen naturwis-senschaftlichen und technischen Studiengänge zuinformieren.

Ci3-Schaufenster

Im Rahmen der CIMT-Jahrestagung fand der 4. CIMTEndeavour Workshop statt. Die Veranstaltung, diedie Translation und Kommerzialisierung von Immun-therapien für die Krebsbehandlung vorantreibensoll, wurde von CIMT (Association for Cancer Immu-notherapy) in Kooperation mit Ci3 und dem OsloCancer Cluster organisiert. Gründungswillige Wissen -schaftler hatten hier die Möglichkeit, ihre Geschäfts -idee einer Expertenjury aus den Bereichen For-schung und Entwicklung, Patentrecht sowie Wagnis- kapital vorzustellen.

Darüber hinaus gab es weitere interessante Vorträge:Lothar Germeroth, Geschäftsführer der Juno Thera-peutics GmbH, berichtete von der Übernahme seinerFirma Stage Cell Therapeutics GmbH durch das US-Unternehmen Juno Therapeutics, Inc. David Philipps,Investitionsexperte für Europa bei SR One, gab Ein-blicke in seine Arbeit und in die unterschied lichen Investitionskulturen in Europa und den USA. Undschließ lich zeichnete Derek Jantz, Mitgründer und wis- senschaftlicher Leiter von Precision Bioscien ces, dieErfolgsgeschichte seines Start-up-Unternehmens nach.

Gemeinsam mit führenden Biopharma- und IT-Clus-tern aus Deutschland, Österreich und Norwegenstartet Ci3 im September 2016 das EU-geförderteProjekt PERMIDES (Personalised Medicine Innovati-on through Digital Enterprise Solutions). PERMIDESzielt darauf ab, die Innovationsfähigkeit kleiner undmittlerer Unternehmen (KMU) aus der Biopharma-Branche durch gemeinsame Innovationsprojekte mitIT-KMU zu erhöhen. Hierfür vergibt das Konsortium„Innovation Vouchers“ in Höhe von bis zu 60.000Euro an Biopharma-KMU, um gemeinsam mit IT-Fir-

men bedarfsgerechte Lösungen zu entwickeln. Da-rüber hinaus unterstützt das Konsortium die Part-nerfindung durch Workshops sowie durch eine On-line-Plattform. Das Ziel des Projekts, die Überwin-dung von Innovationshürden bei der Digitalisierungder biopharmazeutischen Forschung und Entwick-lung, ist besonders für die Weiterentwicklung derpersonalisierten Medizin von Bedeutung, da Themenwie Big Data und Automatisierung bei der Herstel-lung von Therapeutika und Diagnostika eine immergrößere Rolle spielen.

PERMIDES – Konsortium mit Ci3-Beteiligung unterstützt Biopharma-KMU bei IT-Innovationsprojekten

n Kontakt:Ci3 ClusterbüroTel.: 06131/5019322E-Mail: [email protected]

Neues von Ci3 4

Die Expertenjury lauscht Dr. Nadia Mensali (ganz rechts)vom Universitätsklinikum Oslo.(Bild: Ci3/A. Enderlein)

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10 Hessen-Biotech NEWS 1/2016

Virusforscher im Dienst des StaatesDie Forschungsgruppe von Professor Dr. Eberhard Hildt am Paul-Ehrlich-Institut in Langen beschäftigt sich mit Hepatitis-Viren und hat dabei Gemeinsamkeiten zur Schlafkrankheit undzu Zika entdeckt.

Hepatitis B zählt zu den weltweit häufigsten Infekti-ons krankheiten. Etwa ein Drittel der Erdbevölkerunghat die durch das Hepatitis-B-Virus (HBV) ausgelös-te Leberentzündung überstanden und entsprechen-de Antikörper gebildet; bei über 300 Millionen Men-schen findet sich das Virus im Blut. HBV-Infektionenkönnen einen chronischen Verlauf nehmen, der zu ei-ner Leberzirrhose und schließlich zu Leberversagenoder Leberkrebs führt. Jedes Jahr sterben 600.000bis 800.000 Betroffene. „Das ist ein weltweites Ge-sund heitsproblem, das uns in Westeuropa gar nichtso bewusst ist“, sagt Professor Dr. Eberhard Hildt,der sich schon seit seiner Doktorarbeit mit Hepatitis-Viren beschäftigt. Seit 2011 leitet er die Abteilung Virologie am Paul-Ehrlich-Institut in Langen und be-wältigt einen Spagat zwischen experimenteller Wis-senschaft und staatlicher Regulierung von Arzneienund Impfstoffen. Das Paul-Ehrlich-Institut ist demBundesgesundheitsministerium unterstellt und zu-ständig für die Zulassung von biomedizinischen Arz-neien, zu denen Impfstoffe, Gentherapeutika undviele andere Medikamente gehören. „Eine gute Re-gulierung basiert auf wissenschaftlicher Kompe-tenz“, betont Hildt. Eigene Forschung sei daher es-senziell für das Paul-Ehrlich-Institut.

Warum regeneriert sich die infizierte Leber nicht?Warum kann die Infektion zum Tumor führen? Wiewerden die Viren aus ihren Wirtszellen freigesetzt?Mit diesen und verwandten Fragen beschäftigt sichdas Team um Hildt. Getreu seinem Motto „Wer Bsagt, muss auch C sagen“ interessiert sich die Grup-pe nicht nur für HBV, sondern auch für HCV, das Hepatitis-C-Virus. Die molekularen Mechanismender beiden Infektionen unterscheiden sich zwar, dieFolgen – gehemmte Leberregeneration, Zirrhose,Krebs entstehung – aber sind ähnlich. Die HCV-For-schung werde besser finanziert, betont Hildt, da Hepatitis C auch in den Ländern der ersten und zwei-ten Welt ein Problem sei. Zudem ist HCV eng ver-wandt mit dem derzeit vor allem in Süd- und Mittel-amerika grassierenden Zika-Virus: „Viele unserer Er- kenntnisse bezüglich HCV können wir auf das Zika-Virus übertragen.“

Ungeahnte Zusammenhänge

Mit der Narkolepsie, umgangssprachlich Schlaf-krankheit genannt, hat Hepatitis ebenfalls etwas ge-meinsam. Das Leiden, bei dem Betroffene bis zu 40Mal täglich schlagartig einschlafen, trat unter ande-rem bei einigen Personen nach der Schweinegrippe-Impfung mit dem Mittel Pandemrix auf. Vermutlichführte eine Impfstoff-Zutat zur Fehlregulation desProteins Nrf2 und so letztendlich zur Zerstörung be-stimmter Zellen im Gehirn, die einen Botenstoff bil-den, der den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert. Dasfehlregulierte Protein wiederum spielt auch bei derLeberregeneration und somit bei Hepatitis eine Rolle.„Das ist eins meiner Lieblingsprojekte“, sagt Hildt.„Tolle Sache, wie sich Mechanismen, die wir für dieLeber untersuchen, auf eine ganz andere Krankheitübertragen lassen.“

Auch Doktorand Fabian Elgner beschäftigt sich miteiner Substanz, die bei Hepatitis eine Rolle spielt, ur-sprünglich aber in einem anderen Zusammenhangcharakterisiert wurde. Der Pharmawirkstoff U18666Ahemmt den Cholesterin-Transport und kann so dasBild der Niemann-Pick-Krankheit auslösen, eine ei-gentlich genetisch bedingte Fettspeicherkrankeit.Interessant für die Virusforscher ist vor allem, dassdie Substanz zudem die Ausschleusung von HCVund anderen Viren aus den Wirtszellen mindert undviel über die Pfade verrät, auf denen die Viren aus

5 Wissenschaft im Porträt

Portal des Paul-Ehrlich-Instituts in Langen: An dem deutschen Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel wird nicht nur geprüft und zugelassen, sondern auch geforscht (Foto: Buck/PEI).

Prof. Dr. Eberhard Hildt, Leiter der Abteilung Virologie(Foto: Buck/PEI).

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11Hessen-Biotech NEWS 1/2016

der Zelle gelangen. Das weist den Weg zu neuenTherapien. „Eine mit HCV infizierte Zelle produziertpro Tag rund 1.000 Viren, setzt aber nur 50 frei“, er-klärt Hildt. „Wenn wir die Mechanismen verstehen,können wir die Zelle vielleicht dazu bringen, nochweniger oder gar keine Viren freizusetzen.“

Besondere Schutzvorkehrungen

Die Arbeit mit Krankheitserregern wie HBV, HCV undZika-Viren findet im Sicherheitslabor der Stufe S3statt, das über eine Schleuse betreten wird und indem ein permanenter Unterdruck herrscht, damitkeine Luft aus dem Labor entweicht. Zudem sindSchutzkleidung, Mundschutz und Handschuhe er-forderlich. Daniela Ploen, Postdoktorandin und wieHildt seit 2011 am Paul-Ehrlich-Institut, stört der Auf-wand und die potenzielle Gefahr nicht. Im Gegen-teil: „Die Arbeit mit Viren, die Menschen betreffen,ist spannend.“ Pflanzenviren würden sie nicht inte-ressieren: „Da nehme ich lieber das Risiko in Kauf.“

Ein anderer Aspekt ihrer Tätigkeit als Forscherinstimmt Daniela Ploen aber weniger enthusiastisch:Die meisten Arbeitsverträge in der Wissenschaft – anHochschulen ebenso wie am Paul-Ehrlich-Institut –sind befristet auf maximal drei bis fünf Jahre. „Schonwährend dieser Zeit müssen wir uns um neue Förder -gelder bemühen“, erklärt Ploen. Potenzielle Dritt- mittelgeber sind die Deutsche Forschungsgemein-schaft, die Deutsche Krebshilfe und ähnliche Orga-nisationen. Die Pharmaindustrie als Geldgeber hin-gegen ist für die Forscher am Paul-Ehrlich-Institutkeine Option – zu groß ist die Gefahr eines Interes-senskonflikts. Auch Hildt wünscht sich ein höheresMaß an personeller Kontinuität, zumal neue Projektemeist auf vorhergehenden aufbauen. Gerade hatseine Gruppe mit Forschung zu Hepatitis-E-Virenbegonnen. Die gemeldeten Fallzahlen steigen hier-zulande, doch über die Erreger ist erst relativ wenigbekannt. Ausgeforscht sind die Hepatitis-Viren nochlange nicht. Uta Neubauer

Modell des Hepatitis-C-Virus: Die Virushülle (hellblau), gespiktmit Oberflächenproteinen, umgibt das Kapsid (braun), in demdas Virusgenom steckt (Bild: fotolia/Dr_Kateryna).

Zellkulturversuch im Labor: Die Forschungsgruppe der Abteilung Virologie erforschtHepatitis-Viren und entwickelt neue Konzepte für Impfungen und Therapien (Foto: Buck/PEI).

Eine Plattform für die schnelle Impfstoffentwicklung

Herkömmliche Impfstoffe regen die B-Zellen unseres Immunsystemszur Produktion von Antikörpern an. Bei vielen Infektionskrankheiten,auch bei Hepatitis C, funktioniert das Konzept allerdings nicht. Impf-stoffe, die eine direkte Immunantwort der T-Zellen auslösen, könntendas Problem lösen. Die Rezeptoren der T-Zellen erkennen Antigeneallerdings nur, wenn sie auf der Oberfläche anderer Zellen gebundensind oder von sogenannten antigenpräsentierenden Zellen vorge-zeigt werden.

Die Forschungsgruppe von Eberhard Hildt hat einen Carrier entwi-ckelt, der Antigene in antigenpräsentierende Zellen schleust. Er be-steht aus dem Kapsid des Hepatitis-B-Virus, also aus der kleinen Pro-teinkapsel, die eigentlich das Virusgenom umschließt. Damit das Kap-sid die Zellmembran passieren kann, haben die Forscher seine Ober-fläche mit membrangängigen Peptiden dekoriert. Kleine Genschnip seletwa können in die Kapsel gepackt und so in die Zelle geschleust wer-den. Hildts Mitarbeiter Sami Akhras hat während seiner Doktorarbeitnoch eine andere Methode entwickelt: Auf der Kapsidoberfläche ver-ankerte er zusätzlich Adapter-Proteine, die verschiedene Antigenebinden können. Damit steht eine gut charakterisierte, variabel einsetz -bare Plattform zur Verfügung, die eine schnelle Impfstoffentwicklungmöglich macht – je nach Infektion muss das entsprechende Antigennur an den Adapter gebunden werden und kann dann sowohl eine Antikörperantwort als auch eine zelluläre Immunantwort auslösen undso die infizierte Zelle zerstören.

Den Proof-of-Principle hat Akhras im Zellversuch anhand eines Modell-Antigens erbracht. Jetzt untersucht er, ob sich die Plattform auch füreine Impfung gegen Hepatitis B und C sowie für die Therapie derchronischen Infektion mit diesen Viren eignet – zunächst in Zellkulturen,dann an Mäusen. Die weitere Entwicklung müssen andere Institutionenoder Pharmafirmen übernehmen. „Wir können schließlich nicht einenImpfstoff entwickeln und dann selbst prüfen“, unterstreicht Hildt.

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12 Hessen-Biotech NEWS 1/2016

Umweltfreundliche Produktion von PeptidenDie Darmstädter Sulfotools GmbH revolutioniert die industrielle Peptidsynthese, indem sie organische Lösungsmittel durch Wasser ersetzt.

Sascha Knauer, Doktorand im Fachgebiet Biochemieder TU Darmstadt und Gründer der Sulfotools GmbH,hat seiner Doktorarbeit den vorläufigen Titel „Mer-ri field reloaded“ gegeben. Was für Laien eher nachder Neuauflage eines Films oder einer Band klingt,bezieht sich auf ein Verfahren der Peptidsynthese,für das der amerikanische Chemiker Robert BruceMerrifield im Jahr 1984 den Chemie-Nobelpreis er-hielt. Trotz der hohen Auszeichnung besitzt die Mer-rifield-Synthese einige Nachteile, die Knauer undsein Team jetzt ausmerzen wollen.

Peptide für Arzneien, Cremes und mehr

Peptide, kettenförmige Moleküle aus zwei bis 100Aminosäuren, sind an zahlreichen biologischen Pro-zessen beteiligt. Sie regulieren unser Hungergefühl,die Blutgerinnung und das Schmerzempfinden eben- so wie die Fruchtbarkeit und den Blutzuckerhaushalt.Industriell hergestellte Peptide kommen als Wirk-stoffe in Medikamenten, Nahrungsergänzungsmit-teln und Kosmetika zum Einsatz. So enthalten einigeAnti-Aging-Produkte eine Aminosäuresequenz desfaltenglättenden Proteins Botox. Auch Insulin ist einPeptid, allerdings ein relativ großes aus über 50 Ami-nosäuren. Merrifields Labor gelang die erste Total-synthese von Insulin – wegen seiner Komplexitätwird das Hormon mittlerweile aber biotechnologischproduziert.

In der Herstellung kürzerer Peptide ist die nobel-preisgekürte Merrifield-Synthese nach wie vor dieMethode der Wahl, obwohl sie große Mengen angiftigen organischen Lösungsmitteln verbraucht. Dasich das Recycling des Lösungsmittels häufig nichtlohnt, wird es in der Regel als Sondermüll verbrannt

und treibt die CO2-Bilanz in die Höhe. Zudem müs-sen die fertigen Peptide aufwendig von Lösungs-mittelresten befreit werden. Weiterer Minuspunkt:Die Merrifield-Synthese ist teuer, da Aminosäurenund andere Reagenzien im Überschuss verwendetwerden müssen.

Per Zufall zur Unternehmensgründung

Alle Bemühungen, die Peptidproduktion in Wasserstatt in organischen Lösungsmitteln durchzuführen,scheiterten bisher. Der Knackpunkt: Für die Merrifield-Synthese müssen die Aminosäuren speziell modifi-ziert werden (siehe Kasten). Dadurch aber lösen siesich nicht mehr in Wasser. Per Zufall entdeckte Knauereine Methode, bei der die Aminosäuren wasserlös-lich bleiben. Schnell wurde ihm klar, dass er einenWeg zu einer nachhaltigeren Merrifield- Syn thesegefunden hatte. Die Geschäftsidee war geboren.

Knauer wechselte das Thema seiner Doktorarbeit,um sich ganz der umweltfreundlichen Peptidpro-duktion zu widmen. Er meldete die Methode zumPatent an und gewann seine Kollegin Christina Uth,ebenfalls Doktorandin in der Biochemie, als Ge-schäfts partnerin. Die beiden gründeten im März2016 zusammen mit ihrem Doktorvater Harald Kol-mar, Professor für Allgemeine Biochemie an der TUDarmstadt, die Sulfotools GmbH, die ihren Sitz nochin Räumen der Universität hat. Kolmar fungiert alsBerater der beiden Jungunternehmer, im operativenGeschäft mischt er nicht mit. Der promovierte Che-miker Niklas Koch verstärkt die Forschung und Ent-wicklung des Start-ups.

6 Wirtschaft im Porträt

Das Team von Sulfotools: Sascha Knauer, Christina Uth, Prof. Dr. Harald Kolmar undDr. Niklas Koch (von rechts nach links) (Bild: Sulfotools).

Reagenzien für die grüne Peptidsynthese: Sulfotools versieht Aminosäuren mit wasserlöslichen, fluoreszierenden Schutz-gruppen (Bild: Sulfotools).

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Einige kurze Peptide haben die Darmstädter Wis-senschaftler mit ihrer „Clean Peptide Technology“,wie sie das Verfahren nennen, schon hergestellt. Nunvalidieren und optimieren sie den Prozess. „Wir sindim Gespräch mit verschiedenen Partnern aus der In-dustrie und konzentrieren uns jetzt auf kommerziellrelevante Peptide“, sagt Uth. Sie und ihre Kollegenwissen, dass allein die „grüne“ Optimierung die che-mische Industrie nicht veranlassen wird, einen etab-lierten Prozess umzustellen. Neben dem Verzicht auforganische Lösungsmittel besitze das neue Verfah-ren aber weitere Vorteile, betont Knauer: „Wir habenden kompletten Prozess verbessert.“ Kosteneinspa-rungen bis zu 50 Prozent seien möglich, da der Che-mikalienverbrauch insgesamt deutlich gesunken unddie Reinigung der Produkte einfacher sei. Sulfotoolsbediene sowohl den ökologischen als auch den öko-nomischen Aspekt und erhalte daher von verschie-denen Unternehmen eine positive Resonanz, freuensich Knauer und Uth.

Gesicherte Startfinanzierung

Das Konzept klingt zukunftsträchtig, zumal der Marktfür Peptide wächst. Kein Wunder also, dass Sulfo-tools schon mehrere Preise und Fördermittel ge-wonnen hat. Seit August 2015 erhalten die Darm-städter Gründer eine 18-monatige Startfinanzierungaus dem EXIST-Programm des Bundeswirtschaftsmi-nisteriums. Zuvor belegten sie beim Gründerwett-bewerb Science4Life Venture Cup 2015 den mit10.000 Euro dotierten zweiten Platz. Ihre Teilnahmeam Acceleratorprogramm des Darmstädter Chemie-und Pharmaunternehmens Merck brachte ihnennicht nur strategische und operative Unterstützungin der Startphase ein, sondern auch 25.000 Euro inForm einer stillen Beteiligung. Im November 2015erhielt Sulfotools den vom Bundesumweltministeri-um geförderten StartGreen Award. Im Juli 2016 folg-te die Auszeichnung „HIGHEST Start-up“. Mit diesemLabel, das die Einwerbung von Risikokapital erleich-tern soll, bescheinigen die Industrie- und Handels-kammer und die TU Darmstadt dem jungen Unter-nehmen „einen hohen Innovationsgrad und eineüber durchschnittliche Überlebenswahrscheinlichkeit“.

Das sind viele Auszeichnungen für ein Unternehmen,das noch kein Produkt auf dem Markt hat. Kurzfristigmöchte Sulfotools Geld über die Vergabe von Li-zenzen verdienen, mittel- bis langfristig auch eine ei-gene Produktion aufbauen. Ab 2017 soll die „CleanPeptide Technology“ schrittweise kommerzialisiertwerden.

Snapshot aus dem Imagefilm: Sascha Knauer erklärt seine Geschäftsidee, zu sehen aufYoutube oder www.sulfotools.com

So funktioniert die grüne Merrifield-Synthese

Bei der Merrifield-Synthese werden Aminosäuren schrittweise zu einemkettenförmigen Peptid verknüpft. Chemiker bezeichnen den Prozessals Festphasen-Peptidsynthese: Das erste Kettenglied wird an ein Harzgekoppelt, das fertige Peptid schließlich wieder vom Harz abgespalten.

Damit die Aminosäuren korrekt aneinander binden, werden sie an be-stimmten Molekülteilen mit Schutzgruppen versehen, die eine Reak-tion an der falschen Stelle verhindern. Diese Modifikation macht dieAminosäuren allerdings so wasserunlöslich, dass die Peptidsynthesein organischen Lösungsmitteln durchgeführt werden muss, meist in Dimethylformamid (DMF), das nach der Europäischen Chemikalien-verordnung REACH als besonders besorgniserregend eingestuft ist.Der Verbrauch an Lösungsmitteln ist enorm, denn nach jedem Kupp-lungs schritt müssen überschüssige Reagenzien, Nebenprodukte unddie nach erfolgter Verkettung abgespaltenen Schutzgruppen wegge-spült werden. Für die Produktion von einer Tonne Peptidwirkstoff wer-den fast 10.000 Tonnen Lösungsmittel verbraucht. Damit soll jetztSchluss sein: Die „Clean Peptide Technology“ von Sulfotools verän-dert die Schutzgruppen chemisch durch Einführung von Sulfonat-gruppen (-SO3-). Auf die Idee kam Knauer, als ein von ihm betreuterDiplomand Peptidbausteine in Anwesenheit von Schwefelsäure her-stellte und sich dabei als Nebenprodukte gut wasserlösliche schwe-felhaltige Schutzgruppen bildeten. Dank dieser Zufallsentdeckungkönnen die giftigen organischen Lösungsmittel durch Wasser ersetztwerden. Im Labormaßstab funktioniert das Konzept, jetzt arbeitet Sulfotools am Scale-up.

Uta Neubauer

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Um die Innovationskraft zu steigern, geht diePharmaindustrie verschiedene Wege. Ein Gesprächmit Dr. Ulrich Betz, der bei Merck Biopharma inDarmstadt die Abteilung Innovation & Entrepre-neurship Incubator leitet und Initiativen wie denMerck Innovation Cup ins Leben gerufen hat.

Welche Neuigkeiten gibt es im Innovations-management?

„Innovation“ ist inzwischen in aller Munde, es gibteine stark steigende Menge an Literatur zu diesemThema und Heerscharen von Innovation Consul-tants, letzten Endes eine endlose Wiederholung derimmer gleichen Trivialitäten. Beim Thema „Innovatehow to Innovate“ gibt es nur wenig Fortschritt. Ichhabe mir selbst zum Ziel gesetzt, das zu ändern,neue Dinge auszuprobieren – das ist mein Motto.

Was konnten Sie für Merck Biopharma schonumsetzen?

Wir haben beispielsweise den Merck Ideenwettbe-werb „innospire“ ins Leben gerufen, den Merck Bio-pharma Innovation Cup konzipiert und groß ge-macht und dafür auch letztes Jahr den Innovations-preis der Deutschen Wirtschaft erhalten. Zusammenmit der BioMedX GmbH haben wir weiterhin einneues Open-Innovation-Konzept entwickelt und inNature Biotechnology publiziert, genannt Outcuba-tion: Ein junges Team, das von einem akademischenund einem Merck-Forscher betreut wird, beschäftigtsich dabei mit einem für Merck interessanten Thema,allerdings nicht bei uns, sondern eingebettet in einakademisches Umfeld, also an der Schnittstelle zwi-schen akademischer und industrieller Forschung.Das Konzept ist aus dem Merck Innovation Cup her-vorgegangen.

Zum Innovation Cup, einem einwöchigenSummer Camp, lädt Merck jedes Jahr Studenten, Doktoranden und Postdocs ein.

Ja, wir erreichen damit Nachwuchsforscher von denglobalen Hotspots, von Eliteuniversitäten aus allerWelt. Sie bringen Ideen mit und entwickeln in fünf-köpfigen internationalen Teams einen Projektplan.Jedes Team wird in einem Treffen der Generationenvon einem Coach, einem pensionierten Merck-Mit-arbeiter, betreut. Auch unsere aktiven Forscher ste-hen mit Rat und Tat zur Verfügung. Die ausgearbei-teten Pläne verschwinden nicht in der Schublade,

sondern können weiterverfolgt werden. Klares Zieldes Innovation Cups ist auch, Talente für Merck zubegeistern. Wir denken dabei an das klassische An-stellungsverhältnis und darüber hinaus und bauenein Netzwerk von Top-Talenten auf, die als Consul-tants mit uns in Kontakt bleiben.

Die Zusammenarbeit mit Externen wird fürviele Pharmakonzerne immer wichtiger.Reicht die unternehmenseigene Innovations-kraft nicht mehr aus?

Egal, wie viele intelligente Mitarbeiter sie beschäfti-gen: Außerhalb der Unternehmensmauern gibt esimmer noch mehr schlaue Leute und noch mehr tol-le Forschung. Erst kürzlich haben wir daher eine Ini-tiative gestartet, um Allianzen mit externen For-schungseinrichtungen noch zu verstärken.

Welche innovationsfördernden Maßnahmengibt es innerhalb des Unternehmens?

Wir brechen Grenzen auf zwischen den Abteilun-gen, nutzen Synergien zwischen den verschiedenenGeschäftsbereichen. Neulich haben wir eine Platt-form eingeführt, in der jeder Mitarbeiter Fragen stel-len kann. Ein System künstlicher Intelligenz identifi-ziert dann denjenigen Merck-Experten, der sehr wahr- scheinlich die Antwort kennt. So hat jeder Zugriff aufdas ganze Wissen von Merck. Wie wichtig das ThemaInnovation für Merck ist, sehen Sie auch daran, dasshier in Darmstadt gerade ein großes Innovations-zentrum gebaut wird, erste Aktivitäten laufen bereits,so zum Beispiel ein Acceleratorprogramm. Merckhat auch einen Venture Fund aufgesetzt, der in viel-versprechende Start-up-Unternehmen investiert.

In welchem Umfeld gedeihen Innovationenam besten?

Innovationen sind oft stark getrieben von Individuen,die fest an eine Sache glauben und diese dann mitihren Teams zum Erfolg führen. Ein für Innovationengeeignetes Umfeld gibt solchen „Intrapreneurs“ dennotwendigen Spielraum. Wichtig ist die Minimie-rung der Bürokratie, die Bereitschaft, neue Dingeauszuprobieren ohne Angst vor dem Scheitern, derregelmäßige Austausch über Fach- und Industrie-gren zen hinweg, ein langer Atem und vor allem einunbändiger Wille zum Erfolg gepaart mit harter Ar-beit.

Uta Neubauer

Innovationsmanagement: „Grenzen aufbrechen, Synergien nutzen“

Teilnehmer des Merck Bio -pharma Innovation Cup 2016.Beworben hatten sich 900Nachwuchsforscher aus 53Ländern. Die Bewerbungsfristfür den nächsten InnovationCup beginnt am 1. November2016(http://innovationcup.merck-group.com) (Bild: Merck).

7 BioFuture

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?Dr. Ulrich Betz bringt Innovationen in der Biopharma-Sparte vonMerck voran (Bild: Merck).

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Megasynthasen: Schlüssel zum Design neuer Antibiotika? LOEWE-Schwerpunkt MegaSyn erforscht Syntheseprinzip riesiger Enzyme

Frankfurt – Antibiotika und viele andere pharma-zeutische Wirkstoffe werden im Labor von Mikroor-ganismen produziert und oft nur noch chemisch„veredelt“, bevor sie in die Apotheke kommen. DieWirkstoffe werden von riesigen, multifunktionalenEnzymen, den Megasynthasen, erzeugt. Im neuenLOEWE-Schwerpunkt MegaSyn möchten Forscherjetzt herausfinden, wie die Natur die riesigen Mole-küle Schritt für Schritt synthetisiert, damit sie selbstmaßgeschneiderte Megasynthasen herstellen kön-nen. Das Hessische Ministerium für Wissenschaftund Kunst fördert MegaSyn mit 4,64 Millionen Euroin den nächsten vier Jahren.

Zwar ist die Struktur der Megasynthasen bisher kaumerforscht, dennoch konnten Forscher bereits einigeder wertvollen Riesenmoleküle in den Dienst neh-men: „Wir haben in den letzten Jahren Regeln fürdie Modifikation natürlicher nicht-ribosomaler Pep-tid-Synthetasen gefunden. Damit können wir neueMegasynthasen und schließlich aminosäurebasierteWirkstoffe erzeugen, die es so in der Natur nochnicht gab“, erläutert Professor Dr. Helge Bode,Merck-Stiftungsprofessor für Molekulare Biotechno-

logie und einer der beiden Sprecher von MegaSyn.„Die Informationen aus den geplanten strukturbio-logischen Arbeiten werden uns erlauben, bestimm-te Klassen von Megasynthasen besser zu kontrollie-ren, so dass wir vielleicht schon in wenigen Jahrenviele Produkte über maßgeschneiderte Megasyn-thasen in biosynthetischen Prozessen herstellen kön-nen“, sagt Martin Grininger, Lichtenberg-Professorder Volkswagenstiftung an der Goethe-Universitätund auch Sprecher von MegaSyn.

Für das Design von Megasynthasen werden in Zu-sammenarbeit mit der Universität Marburg, denMax-Planck-Instituten für terrestrische Mikrobiolo-gie (Marburg) und für Biophysik (Frankfurt) sowie derTechnischen Hochschule Mittelhessen in GießenBaupläne für verschiedene Megasynthasen erarbei-tet. Die Forscher wollen einerseits Methoden zur ef-fizienten molekularbiologischen Manipulation derGene entwickeln und andererseits moderne struk-turbiologische Methoden nutzen, um detaillierteEinblicke in die zugrunde liegenden molekularenMechanismen zu gewinnen. Auch Unternehmen wieMerck (Darmstadt) unterstützen MegaSyn.

Hessen Mix 8

Eröffnung des Bio Business Parks in Gemünden (Wohra) – Inkubator für Medizintechnik und Biotech Gemünden (Wohra) – Auf dem Gelände der ehe-maligen Vectura GmbH in Gemünden (Wohra) habensich neue Unternehmen angesiedelt. Nachdem derPharmakonzern mit Hauptsitz in England Mitte 2015die Schließung des Gemündener Standorts bekanntgegeben hatte, wurde durch Dr. Gerhard Scheuch,Geschäftsführer der GS Bioinhalation GmbH, einneues Konzept entwickelt.

Dieses Konzept wurde im Rahmen einer Eröffnungs-feier mit Gästen aus Politik und Wirtschaft im Mai2016 vorgestellt. In Gemünden werden in Zukunftnicht nur Inhalationsgeräte entwickelt und vermark-tet, sondern der Bio Business Park bietet Räumlich-keiten und Infrastruktur für junge Unternehmen ausMedizintechnik und Biotechnologie. Schneller Inter-

netanschluss, IT-Infrastruktur, Telefonanlage, Emp-fang und Sekretariat, Konferenzraum mit Präsentati-onstechnik, Rechnungswesen und Administration,Produktions- und Logistikflächen stehen den Firmenzur Verfügung. Ca. 100 Quadratmeter Bürofläche sindmomentan noch frei.

Drei junge Firmen nutzen bereits das Angebot desBio Business Parks. „Dabei geht es uns um mehr alsdie reine Zurverfügungstellung von Infrastruktur“, soScheuch, „Mit dem am Standort vorhandenen Know- how können wir Firmen in vielen Fragen der Pla-nung, Fördermittelbeschaffung und Umsetzung un-terstützen. Von der Idee über Entwicklung, klinischeErprobung, Produktion bis zum Markt“.

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16 Hessen-Biotech NEWS 1/2016

Dr. Rainer Waldschmidt, Geschäftsführer Hessen Trade & Invest GmbH, stellte fest: „Ich habe oft er-lebt, dass Dr. Scheuch als Mitglied des hessischenUnternehmerbeirates viele neue Initiativen anstößt.Dies ist auch hier der Fall.“ Bürgermeister MichaelGleim fügte hinzu: „Wir freuen uns auf eine wirt-schaftlich positive Entwicklung des Bio BusinessParks.“

n Ansprechpartnerin:Karin CasparTel.: 06453/58530 36E-Mail: [email protected]

Science4Life Venture Cup Gewinner 2016ausgezeichnetNanoWired aus Darmstadt sichert sich 1. Platz mit revolutionären Nano-Klettverschlüssen

Frankfurt am Main – Auf der Abschlussprämierungdes Science4Life Venture Cup 2016 hoben dieSchirm herren, der Hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und Professor Dr. Jochen Maas, Ge-schäftsführer Forschung und Entwicklung der Sano-fi-Aventis Deutschland GmbH, die Bedeutung derProduktinnovationen für Unternehmen und das Ge-meinwohl hervor.

128 Gründerteams aus ganz Deutschland, Öster-reich und Luxemburg nahmen am Science4Life Ven-ture Cup 2016 teil. Die Gewinner, NanoWired ausDarmstadt, haben durch eine clevere Beschich-tungstechnologie einen Nano-Klettverschluss ent-wickelt, mit dem Mikrochips durch einfaches Zusam-menpressen miteinander verbunden werden. Kon-ventionelle Lötverfahren entfallen und in der Halb-leiterindustrie können beispielsweise bei höhererQualität Material, Energie, Kosten und durch die Mi-niaturisierung auch Platz gespart werden. Zudem

müssen keine schädlichen Schwermetalle verwendetwerden.

Al-Wazir freute sich darüber, dass ein hessischesTeam den Venture Cup gewonnen hat und die Hes-sen in der Businessplan-Phase die meisten Teilneh-mer stellten: „Das ist ein Beleg für das gute Innova-tions- und Gründungsklima in Hessen.“ Der Ministerhob dabei die Bedeutung innovativer Unternehmens -gründungen für die Wirtschaft hervor: „Die Unterneh -mensgründungen wirken mit ihren neuen technolo-gischen Lösungen und Geschäftsideen auf etablier-te Branchen wie eine Frischzellenkur. Auch die Ener-giewende braucht technologische Innovationen.Deshalb werden wir künftig mit Science4Life aus-drücklich Gründer von Energietechnologie-Unter-nehmen unterstützen.“

www.science4life.de

n 1. Preis, dotiert mit 25.000 Euro: NanoWired (Darmstadt)

n 2. Preis, dotiert mit 10.000 Euro: PreOmics GmbH (Martinsried)

n 3. Preis, dotiert mit 5.000 Euro: CYPRUMED GmbH(Obsteig/Österreich)

n 4. Preis, dotiert mit 3.000 Euro: Oculyze (Wildau)

n 5. Preis, dotiert mit 3.000 Euro: SpinDiag GmbH (Freiburg)

Die Gewinner des Science4Life Venture Cup 2016 sind:

(In alphabetischer Reihenfolge)

n Ad-O-Lytics (Ulm)

n Braingineering Technologies(Esch-sur-Alzette/Luxemburg)

n feelSpace GmbH (Osnabrück)

n pd2m GmbH (Darmstadt)

n watttron GmbH (Dresden)

Teams der Plätze 6 bis 10, dotiert mit jeweils 2.000 Euro:

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17Hessen-Biotech NEWS 1/2016

Nachrichten aus der Wirtschaft 9

Forschungskooperation: Überwindung der Blut-Hirn-Schranke bei Alzheimer und Multipler Sklerose

Wiesbaden/Bonn – AbbVie Deutschland und das Bonner Bio-tech-Unternehmen NEUWAY Pharma starten eine Kooperationzur Verbesserung der Behandlung von Erkrankungen des zen-tralen Nervensystems. Ziel des auf drei Jahre angelegten Pro-jekts ist die Analyse, Validierung und Anwendung einer neuenTechnologie zum Transport hochaktiver Wirkstoffe über dieBlut-Hirn-Schranke.

„Die neue Technologie basiert auf sogenannten EngineeredProtein Capsules. Dabei werden Wirkstoff-Moleküle in einemvirusartigen Partikel verpackt und dadurch über die Blut-Hirn-Schranke ins zentrale Nervensystem transportiert“, sagt Dr. Hei-ko Manninga, Geschäftsführer und Gründer von NEUWAY Phar-ma. „Das große Potenzial dieses Mechanismus liegt darin, dasser für unterschiedliche Wirkstoffgruppen nutzbar ist. In Koope-ration mit AbbVie können wir neue Möglichkeiten zur Therapievon Alzheimer und Multipler Sklerose entwickeln.“

n www.abbvie.de

BRAIN und PS Biotech kooperieren auf demGebiet biotechnologischer Prozessoptimierung

Zwingenberg und Aachen – Im Rahmen der von der BRAIN AGkoordinierten strategischen Allianz NatLifE 2020 arbeiten die PSBiotech GmbH und BRAIN an der Optimierung der Substrat-bereitstellung bei der Biofermentation.

PS Biotech entwickelt individuell abgestimmte Freisetzungs-systeme zur optimierten Fütterung der Mikroorganismen; dasermöglicht eine frühe Selektion der optimalen Produktions-stämme unter produktionsnahen Bedingungen. „Durch dieNutzung der polymerbasierten Freisetzungssysteme sowohl imScreening als auch in der Prozessentwicklung verspricht sichBRAIN eine Zeitersparnis von mehr als 30 Prozent im Vergleichzur klassischen Verfahrensentwicklung“, stellt Dr. Christian Nau-mer, Plattform-Koordinator BioProcess Development vonBRAIN fest. „Zusätzlich ist es in den prozessnahen Mikrotiter-platten möglich, eine Vielzahl von potenziellen Produktions-stämmen parallel zu analysieren und so den bestmöglichenStamm frühzeitig im Prozess zu identifizieren. Ein weiterer Vor-teil liegt in der guten Übertragbarkeit der im Screening erziel-ten Ergebnisse bei der Prozessentwicklung auf größere Maß -stäbe, was dazu führt, dass das Scale-Up in unseren Anlagenwesentlich vereinfacht wird.“

n www.brain-biotech.de, www.psbiotech.com

Neue Kooperation von R-Biopharm AG undMerck KGaA zur Entwicklung und Markteinfüh-rung von Companion Diagnostics

Darmstadt – R-Biopharm und Merck sind eine Kooperations-vereinbarung zur Entwicklung von Companion Diagnostics ein-gegangen. Die Zusammenarbeit erstreckt sich auf die For-schung, Entwicklung und Markteinführung neuer CompanionDiagnostics. Damit steckt das Projekt die Rahmenbedingungenfür zukünftige Kooperationen mit einer potenziell großen Pa-lette an therapeutischen Bereichen und einem breiten Spek-trum an Technologien ab.

„Wir freuen uns sehr über diese Partnerschaft mit Merck, einemder weltweit führenden Unternehmen im Gesundheitsbereich“,so Dr. Frank Apostel, Bereichsleiter der Companion Diagnos-tics, R-Biopharm AG. „Diese Kooperation ist ein Beispiel für dieFachkompetenz und den Service, die R-Biopharm seinen Part-nern im Bereich der Companion Diagnostics bietet.“

n www.r-biopharm.com

Dr. Falk Pharma GmbH und Zedira GmbH starten klinische Phase 1b zur medikamentösenBehandlung der Zöliakie

Freiburg und Darmstadt – Dr. Falk Pharma und Zedira setzendie Erforschung der Sicherheit, Verträglichkeit und Pharmako-kinetik von ZED1227 im Rahmen einer Phase-1b-Studie mit stei-genden Mehrfachdosen (MAD) fort. Die Studie baut auf der er-folgreich abgeschlossenen Phase-1a-Studie für mehrere unter-schiedliche Einzeldosen (SAD) des direkten Gewebetransglu-taminase-Blockers auf. Das small molecule ZED1227 soll dieÜberaktivität der Transglutaminase in der Dünndarmschleim-haut regulieren und so die gluteninduzierte Entzündung bei derZöliakie unterbinden. Den Betroffenen soll damit eine medika-mentöse Behandlungsoption zur Unterstützung der glutenfrei-en Diät eröffnet werden, die einen Zugewinn an Sicherheit undLebensqualität ermöglicht.

n www.zedira.de

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Wichtige Erkenntnisse über hautablösende Autoimmunerkrankungen

Gießen – Desmosomen sind knopfartige Strukturen in Zell-membranen, die dazu dienen, benachbarte Zellen fest anei-nander zu binden. Bei Hautkrankheiten wie Pemphigus vulga-ris (PV) werden diese Strukturen durch körpereigene Antikörperangegriffen. Die Adhäsion von Hautzellen (Keratinozyten) undZellen der Schleimhäute geht verloren.

Proteine aus der Flotillin-Familie regulieren die Zelladhäsion inKeratinozyten, indem sie Zusammenbau und Auflösung vonDesmosomen regulieren. Flotilline treten in direkten Kontaktmit den sogenannten Desmogleinen, die als Haftproteine inDesmosomen dienen. Fehlen die Flotilline, werden Desmog-leine verstärkt abgebaut und die Keratinozyten haften folglichdeutlich schwächer aneinander. Die Autoantikörper beinflussenbei PV jedoch nicht nur die Lokalisation von Desmogleinen,sondern auch von Flotillinen. Dies begünstigt vermutlich dieAuflösung von Haftkontakten bei PV.

n www.uni-giessen.de

Internationales Team erforscht Gerüst des Zellkerns Mehr als eine Million US-Dollar Förderung durch „Human Frontier Science Program“

Marburg – Nahezu alle Wirbeltierzellen benötigen das Gerüst-protein Aktin, um ein Zellskelett zu bilden, das die Organisati-on und die Beweglichkeit der Zelle sicherstellt. Ein Team umden Marburger Pharmakologen Professor Dr. Robert Grosseentdeckte vor drei Jahren, dass auch der Kern von Säugetier-zellen über ein dynamisches Aktin-Netzwerk verfügt.

Die Aktin-Aktivität wird durch andere Proteine gesteuert. Gros-ses Labor hat eine Methode entwickelt, mit der sich solche Re-gulatoren mittels Licht anschalten lassen. Dadurch kann mandie Bildung von Aktinketten im Zellkern hervorrufen und stu-dieren, welchen Einfluss dies auf die Organisation und Wir-kungsweise des Genoms ausübt, also des Gesamt-Genbestan-des der Zelle.

n www.uni-marburg.de

Keine Blutgefäße ohne Cloche

Bad Nauheim – Vor über 20 Jahren isolierte Didier Stainier vomMax-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nau-heim eine Zebrafisch-Mutante namens Cloche, in deren Em-bryonen sich weder Blutgefäße noch Blutzellen entwickelten,ein bis heute einzigartiges Phänomen. Jetzt hat seine Arbeits-gruppe jenes Gen gefunden, das dafür verantwortlich ist. Eshatte sich am äußersten Ende des Chromosoms 13 gewisser-maßen versteckt und war erst durch den Einsatz neuester mo-lekularbiologischer Methoden aufzuspüren. Die Entschlüsse-lung des Gens dürfte nicht nur von wissenschaftlichem Interes-se sein, sondern könnte auch für die regenerative Stammzell-medizin wichtig werden.

n www.mpi-hlr.de

Darmkrebs: Zellen in Tumor-Umgebung sind wichtig Neue Forschergruppe erforscht Mikromilieu auf der Suche nach gezielteren Therapien

Frankfurt – Dickdarmkrebs lässt sich nur unzureichend gezieltbekämpfen, da nicht nur die eigentlichen Tumorzellen, son-dern auch Immunzellen und Bindegewebszellen in direkter Um-gebung der Tumorzellen, das sogenannte Tumormikromilieu,einen entscheidenden Einfluss auf das Tumorwachstum haben.Die Forschergruppe „Cell Plasticity in Colorectal Carcinogene-sis“ unter Federführung von Professor Dr. Florian R. Greten, Di-rektor des Georg-Speyer-Hauses sowie Professor an der Goe-the-Universität, beabsichtigt, die komplexen molekularen undzellulären Zusammenhänge im Mikromilieu des Darmkrebses zuentschlüsseln und neue Therapiekonzepte zu testen.

n www.uni-frankfurt.de

18 Hessen-Biotech NEWS 1/2016

10 Nachrichten aus der Wissenschaft

Kein Blutgefäßwachstum ohne Cloche: Während nach rund 16 Stunden im Kontrollembryo erstmals Blutgefäßzellen (blau, Pfeile) nachgewiesen werden können, entstehen in der Cloche-Mutante weder Gefäß- noch Blut-zellen (Pfeile). In der Mitte ist der Dotter als großer Kreis zu erkennen (Bild: MPI).

Ein Netzwerk aus Aktin (grün gefärbt) dominiert nicht nur das Zellinnere außer-halb des Kerns, sondern findet sich auch in dessen Inneren, wie das Team um denMarburger Pharmakologen Robert Grossezeigte. Die Kernhülle ist rot markiert (Bild:AG Grosse, Philipps-Universität Marburg).

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19Hessen-Biotech NEWS 1/2016

„Nek1“ könnte bei der Tumortherapie einewichtige Rolle spielen

Darmstadt - Biologen der TU Darmstadt haben mit Kollegender University of California eine Proteinkinase namens Nek1identifiziert, die die Reparatur von DNA-Doppelstrangbrüchenfördert und sie zeitlich von der Replikation trennt. Nek1 schal-tet erst nach abgeschlossener Replikation das MotorproteinRad54 an, um die Reparatur zu vervollständigen. Da Rad54 wäh-rend der Replikation zusätzliche Funktionen an der Replikati-onsgabel besitzt, würde eine vorzeitige Aktivierung zu einer er-heblichen Störung der Prozesse führen.

Die Entdeckung besitzt hohes Anwendungspotenzial für dieEntwicklung neuartiger Chemotherapeutika. Fände man Inhi-bitoren, die die Funktion von Nek1 blockieren, würde das zu einem Verlust der Reparaturfunktion führen. Hierunter würdenins besondere Tumorzellen leiden, da in ihnen während ihres un-kontrollierten Wachstums besonders viele DNA-Schäden ent-stehen. Eine Inhibition von Nek1 würde eine Anhäufung unre-parierter DNA-Schäden mit sich bringen, was zum Absterbender Tumorzellen führen könnte.

n www.tu-darmstadt.de

Wie Hefezellen ihren Fetthaushalt regulieren

Frankfurt - Wie Hefezellen die Verfügbarkeit von Fetten in derNahrung messen und die Produktion ihrer Membranfette darananpassen, haben Wissenschaftler am Buchmann-Institut fürMolekulare Lebenswissenschaften der Goethe-Universität undam Max-Planck-Institut für Biophysik herausgefunden: Der Me-chanismus basiert auf zwei zylinderförmigen Strukturen, die sichin biologischen Membranen aneinanderlagern. Sie besitzen jeeine raue und eine glatte Oberfläche und drehen sich umei-nander. Da sich gesättigte Membranfette nicht ideal an dieraue Oberfläche anlagern können, ungesättigte Fette diese al-lerdings bevorzugen, ändert sich die Struktur des Fettsensors,wenn ein hoher Anteil gesättigter Membranfette vorliegt. Die-se Strukturänderung erlaubt es dann, die Synthese ungesättig-ter Fettsäuren zu aktivieren.

Die Erkenntnisse eröffnen neue Möglichkeiten, die Produktionund Verteilung verschiedenster Fettsäuren und von Choleste-rin in den Zellen besser zu verstehen und zukünftig kontrollier-bar zu machen.

n www.uni-frankfurt.de

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20 Hessen-Biotech NEWS 1/2016

16. November 2016 Frankfurt

Hessischer Ressourceneffizienz-Kongressim Rahmen des Hessischen Innovationstags n www.ressourcen-effizienz-hessen.de

28. November 2016 Frankfurt

Future Conventionn www.future-convention.de

08. Dezember 2016 Wiesbaden

Beratungstag – Innovative Ideen gesuchtn www.innovationsfoerderung-hessen.de/beratungstage

30. März 2017 Kassel

Bioökonomie in Hessen – Nachhaltiges Wirtschaften mit biogenen Baustoffenn www.hessen-biotech.de/biooekonomie

09. Mai 2017 Frankfurt

Bioökonomie in Hessen – Nachhaltiges Wirtschaften durch bioökonomische Prozesse und Verfahrenn www.hessen-biotech.de/biooekonomie

Veranstaltungen/Termine

Die Technologielinie Hessen-Biotech ist eine Maßnahmedes

Hessischen Ministeriums für Wirtschaft,Energie, Verkehr und Landesentwicklung Jens KrügerKaiser-Friedrich-Ring 75D-65185 WiesbadenTel.: 0611/815-2493, Fax: 0611/815-492493E-Mail: [email protected] Internet: www.wirtschaft.hessen.de

Projektträger ist die

Hessen Trade & Invest GmbHDr. Detlef Terzenbach (Projektleiter), Lena Ewert-HauptKonradinerallee 9D-65189 WiesbadenTel.: 0611/95017-8610, Fax: 0611/95017-58610E-Mail: [email protected] Internet: www.hessen-biotech.de | www.htai.de

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RedaktionLena Ewert-Haupt, Hessen Trade & Invest GmbH

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Auflage3.300 Exemplare

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