«Heute hört bei uns fast kein Jungtambour mehr auf» · Trommelkollegen aus Näfels (siehe...

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Newsletter (1/2017) Editorial Roman Lombriser Präsident STPV Ausbildungsstufen besteht ein Lektionenziel. Die Vorgabe ist es, dass die Jungtambouren der bei- den untersten Stufen jede Woche zuhause 100 Minuten üben. Die Eltern müssen einen Zettel unterschreiben und bestätigen, dass ihr Kind die Hausaufgaben erledigt hat. An der nächsten Pro- be werden die Ziele überprüft. Jeweils im Dezember findet eine Übetrittsprüfung in die nächst- höhere Gruppe statt. «Die Jung- tambouren trommeln dort Grundlagen und einen Marsch vor, sie werden nach der offiziel- len Taxationstabelle bewertet», sagt Haller. An einem Vereinsan- lass, an dem auch die Eltern dabei sind, werden dann die Diplome verteilt. Wer die Prüfung nicht besteht, kann sie 2 Monate später wiederholen. Das komme aber fast nie vor, so der Präsident. Das sechsstufige Ausbildungs- konzept hat der GTV Näfels sel- ber erarbeitet. «Es ist dort klar definiert, bis wann ein Jungtam- bour welches Niveau erreicht ha- ben muss.» Philippe Haller ist überzeugt vom Konzept, der Er- folg gibt ihm recht: Der Anteil an selber ausgebildeten Militärtam- bouren, die das Niveau des Stammvereins anheben, ist mitt- lerweile sehr gross. Und auch die Grösse der Nachwuchsabteilung kann sich mit 28 Jungtambouren mehr als sehen lassen. Ein Obmann als Bindeglied Haller sieht neben der konse- quenten Umsetzung des Ausbil- dungskonzepts zwei weitere Gründe für den Erfolg des Ver- eins, der 2014 am Eidgenössi- schen Tambouren- und Pfeifer- fest in Frauenfeld in der höchsten Kategorie S1 den fünften Rang belegt hat. Erstens die Kamerad- schaft. «Wir versuchen, die Jung- tambouren vom ersten Jahr an aktiv in den Verein zu integrie- ren.» So nehme jeder Jungtambour von Anfang an an drei bis vier An- lässen teil. «Das verbindet und stärkt den Zusammenhalt in der Gruppe. Heute hört fast kein Jungtambour mehr auf.» Früher, als der Zusammenhalt nicht so gross gewesen sei, sei das anders gewesen. Zweitens hat der GTV Näfels seit diesem Jahr in der Person von Stefan Hösli einen Jungtambouren-Obmann. Er lei- tet selber keine Gruppe, sondern sieht sich als Bindeglied zwischen den einzelnen Gruppenleitern. Er nimmt den einzelnen Leitern sämtliche administrative Arbei- ten ab, übernimmt die Organisa- tion von Auftritten und Lagern, besucht die Gruppen. «So können sich die Leiter voll und ganz aufs Musikalische konzentrieren, das ist ein Glücksfall für uns», sagt Haller. Mit 12 ausgebildeten Jungtam- bourenleitern und den 28 Jung- tambouren hat der Glarner Tam- bourenverein Näfels die Krise der 90er-Jahre längst und nachhaltig vertrieben. Philippe Müller Keine Nachwuchsprobleme: Der Glarner Tambourenverein Näfels. JESSICA LOI Schweizerischer Tambouren‐ und Pfeiferverband Association Suisse des Tambours et Fifres Für uns gibt es in der Ausbildung keine Kompro- misse.» Philippe Haller Präsident GTV Näfels M it grosser Freude stelle ich Euch, liebe Verbandsmitglieder, unseren ersten Newsletter vor. Er adressiert gleich drei Themen, welche der neu gewählte Zentralvorstand als zentrale Handlungsfelder für die nächs- ten Jahre definiert hat. Kommunikation mit unseren Mitglie- dern. Im Herbst 2008 wurde die ehemali- ge Verbandszeitschrift «Tambourmajor» eingestellt. Der vorliegende Newsletter soll nun dieses langjährige «Kommunika- tionsvakuum» beheben, in zeitgemässer Form (schlank, digital), mit möglichst we- nig Werbung und für die Leser trotzdem kostenlos. Die thematische Gestaltung und Pflege des neuen STPV-Newsletters verantwortet unser Zentralvorstandsmit- glied Philippe Müller, der sowohl musika- lische wie – berufsbedingt – journalisti- sche Fähigkeiten ideal in sich vereint. Nachwuchsförderung. Alternative (digi- tale) Freizeitbetätigungen, Kurzlebigkeit oder der Wunsch nach sofortigem Spass statt nach langfristiger Bindung an ein Hobby oder einen Verein sind gesell- schaftliche Trends, die sich auch auf die Entwicklung der Vereine auswirken. Wie andere Verbände ist auch der STPV gefor- dert. Die Tatsache, dass wir in all unseren Regionalverbänden über alle Instrumen- talkategorien bei den Jugendwettspielen in den letzten Jahren einen spürbaren Rückgang an Teilnehmern verzeichnen, soll bei uns nicht zu Lethargie oder gar Resignation führen. Im Gegenteil, wir müssen uns mehr denn je nach leuchten- den Beispielen im eigenen Verband orien- tieren. Der Glarner Tambourenverein Nä- fels zeigt uns auf eindrückliche Art und Weise den Weg eines Vereins in eine er- folgreiche Zukunft. Persönlich darf ich schon seit Jahren die Früchte seiner kon- sequenten Nachwuchsarbeit bewundern, sei es an Wettspielen, Konzerten oder bei freundschaftlichen Treffen mit den Trommelkollegen aus Näfels (siehe Arti- kel unten). Kooperation zwischen Tambouren und Pfeifern. Machen wir uns nichts vor, die- ses Verhältnis war auch schon besser. Oder überspitzt formuliert: die Tambou- ren machen Pfeiferwitze, die Pfeifer füh- len sich von den Tambouren missverstan- den, und die Claironisten stellen vernach- lässigt fest, dass niemand über sie Witze macht. Das Interview mit Barbara Berli soll zeigen, dass wir im Zentralvorstand und in den beiden Musikkommissionen dieses Thema aktiv angehen werden. Dieser Newsletter enthält mehrere Arti- kel zum Thema Jugendförderung. Der nächste Newsletter wird (voraussichtlich im Spätherbst) ein anderes Oberthema behandeln. Was halten Sie von dieser Art der Verbandskommunikation? Fehlt Ih- nen eine Rubrik? Gefällt Ihnen die Ge- staltung? Teilen Sie uns Ihre Meinung bitte mit, am besten auf der Facebook- Seite des STPV: www.facebook.com/ stpvastf. Dort finden Sie auch weitere ak- tuelle Infos aus unserem Verband. Der Zeitgeist fordert uns heraus «Heute hört bei uns fast kein Jungtambour mehr auf» Hört man sich landauf, landab bei den Tambourenvereinen und den gemischten Sektionen um, klingt es fast überall gleich: Das Haupt- problem ist vielerorts der fehlen- de Nachwuchs. Das kann einer- seits daran liegen, dass tatsäch- lich das Interesse bei den Jungen sinkt, ein Hobby zu betreiben, das vor allem am Anfang Fleiss ver- langt. Andererseits kann fehlen- der Nachwuchs auch darauf zu- rückzuführen sein, dass ein Ver- ein keine Leiter hat oder ein gutes Ausbildungskonzept fehlt. Eine Sektion, die dieses Pro- blem einst kannte und daran fast zugrunde gegangen wäre, ist der Glarner Tambourenverein Nä- fels. Es war zu Beginn der 1990er- Jahre, als ein Streit den Verein lähmte. Die Folge: Der Verein hatte kaum mehr Mitglieder mehr und selbstredend auch kei- ne Jungtambouren. Als es prak- tisch keinen Ausweg mehr gab, übernahmen Martin Landolt und Philippe Haller den Verein. Ab 1994 erfolgte der Neustart mit klarem Fokus: «Wir setzten von da an voll auf die Karte Nach- wuchs. Wir wussten: Nur mit der Jugend haben wir eine Zukunft», erinnert sich Philippe Haller, heutiger Präsident des Glarner TV Näfels. 100 Minuten Üben pro Woche Dass die Nachwuchsförderung das Fundament eines gesunden Vereins ist, ist kein Geheimnis. Dennoch klappt es längst nicht überall. Was macht also Näfels anders und vielleicht besser? Das wollten wir von Philippe Haller wissen. In seinen Ausführungen fällt auf: Im Glarner Verein be- steht eine klare Vision. «Für uns gibt es in der Ausbildung keine Kompromisse, wir erwarten eine sehr hohe Disziplin.» Für jede einzelne Lektion in den sechs JUGENDFÖRDERUNG Es ist kaum Zufall, dass der Glarner Tambourenverein Näfels der Verein der Stunde ist: Er erntet nun, was er zuvor über Jahre in der Nachwuchsarbeit gesät und investiert hat. Bis sich der Verein der nationalen Spitze angenähert hat, war es ein steiniger Weg. Vor 25 Jahren stand der GTV Näfels vor dem Aus. 2017 Juni: 17.6.: URTSFC-Jungtambouren- wettspiel in Nyon 23.-25.6.: OTV-Wettspiele in Wädenswil Juli/August: 28.7.-6.8.: STPV-Juniorencamp Juca September: 22.-24.9.: 34. ZTPV-Jungtam- bouren- und Pfeiferfest in Lenz- burg 2.-3.9.: Juca-Auftritte am Un- spunnenfest in Interlaken 2018 Juni/Juli: 15.-17.6.: OWTPF in Saas-Balen 28.6.-1.7.: Eidgenössisches Tam- bouren und Pfeiferfest in Bulle September: 29.-30.9.: 35. ZTPV-Jungtambou- ren- und Pfeiferfest in Arth-Gol- dau November: 10.11.: 64. STPV-Delegiertenver- sammlung in Zürich Agenda 80 Leute arbeiten im Hintergrund Der Tambourenverein La Gruvia in La Tour-de-Trême hat die Ehre erhalten, das nächste Eidgenössi- sche Tambouren- und Pfeiferfest zu organisieren. Ein über 80-köp- figes, hochmotiviertes Komitee arbeitet nun fleissig an der Orga- nisation dieses grossen Festes. Es wird vom 28. Juni bis 1. Juli 2018 in Bulle, im Herzen des Greyer- zerbezikrs im Kanton Freiburg, stattfinden. Das Wettspielpro- gramm wird am 1. Juli 2017 veröf- fentlicht. Vom 1. bis 31. Januar 2018 wer- den die endgültigen Anmeldun- gen stattfinden. Der Zeitplan wird ab dem 1. März 2018 bekannt gegeben und die Festkarten vom 1. bis 31. März 2018 zur Bestellung bereit stehen. Alle Festdokumen- te werden am 31. Mai 2018 ver- schickt. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Festes www.bulle2018.ch Wir freuen uns, Sie alle in Bulle zu sehen, da wo das Fest stärker pulsiert! Daniel Gachet BULLE 2018 Die Vorbereitun- gen für das 27. Eidgenössische Tambourn- und Pfeiferfest laufen auf Hochtouren. NEUE KATEGORIE SoloDuo wird «eidgenössisch» Die neue Kategorie SoloDuo, bei der jeweils 1 Tambour und 1 Pfei- fer gemeinsam vor die Jury tre- ten, wird 2018 in Bulle erstmals an einem Eidgenössischen Tam- bouren- und Pfeiferfest durchge- führt, und zwar in den Sparten SDTP (Tambour/Piccolo), SDTN (Tambour/Natwärrisch) und SDTA (Tamboiur/Anciens). phm In Kürze

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Newsletter (1/2017)

Editorial

Roman Lombriser Präsident STPV

Ausbildungsstufen besteht einLektionenziel. Die Vorgabe ist es,dass die Jungtambouren der bei-den untersten Stufen jede Wochezuhause 100 Minuten üben. DieEltern müssen einen Zettelunterschreiben und bestätigen,dass ihr Kind die Hausaufgabenerledigt hat. An der nächsten Pro-be werden die Ziele überprüft.Jeweils im Dezember findet eineÜbetrittsprüfung in die nächst-höhere Gruppe statt. «Die Jung-tambouren trommeln dortGrundlagen und einen Marschvor, sie werden nach der offiziel-len Taxationstabelle bewertet»,sagt Haller. An einem Vereinsan-lass, an dem auch die Eltern dabeisind, werden dann die Diplomeverteilt. Wer die Prüfung nichtbesteht, kann sie 2 Monate späterwiederholen. Das komme aberfast nie vor, so der Präsident.

Das sechsstufige Ausbildungs-konzept hat der GTV Näfels sel-ber erarbeitet. «Es ist dort klardefiniert, bis wann ein Jungtam-

bour welches Niveau erreicht ha-ben muss.» Philippe Haller istüberzeugt vom Konzept, der Er-folg gibt ihm recht: Der Anteil anselber ausgebildeten Militärtam-bouren, die das Niveau desStammvereins anheben, ist mitt-lerweile sehr gross. Und auch dieGrösse der Nachwuchsabteilungkann sich mit 28 Jungtambourenmehr als sehen lassen.

Ein Obmann als BindegliedHaller sieht neben der konse-quenten Umsetzung des Ausbil-dungskonzepts zwei weitereGründe für den Erfolg des Ver-eins, der 2014 am Eidgenössi-schen Tambouren- und Pfeifer-fest in Frauenfeld in der höchstenKategorie S1 den fünften Rangbelegt hat. Erstens die Kamerad-schaft. «Wir versuchen, die Jung-tambouren vom ersten Jahr anaktiv in den Verein zu integrie-ren.»

So nehme jeder Jungtambourvon Anfang an an drei bis vier An-

lässen teil. «Das verbindet undstärkt den Zusammenhalt in derGruppe. Heute hört fast keinJungtambour mehr auf.» Früher,als der Zusammenhalt nicht sogross gewesen sei, sei das andersgewesen. Zweitens hat der GTVNäfels seit diesem Jahr in derPerson von Stefan Hösli einenJungtambouren-Obmann. Er lei-tet selber keine Gruppe, sondernsieht sich als Bindeglied zwischenden einzelnen Gruppenleitern.Er nimmt den einzelnen Leiternsämtliche administrative Arbei-ten ab, übernimmt die Organisa-tion von Auftritten und Lagern,besucht die Gruppen. «So könnensich die Leiter voll und ganz aufsMusikalische konzentrieren, dasist ein Glücksfall für uns», sagtHaller.

Mit 12 ausgebildeten Jungtam-bourenleitern und den 28 Jung-tambouren hat der Glarner Tam-bourenverein Näfels die Krise der90er-Jahre längst und nachhaltigvertrieben. Philippe Müller

Keine Nachwuchsprobleme: Der Glarner Tambourenverein Näfels. JESSICA LOI

Schweizerischer Tambouren‐ und PfeiferverbandAssociation Suisse des Tambours et Fifres

Für uns gibt es in der Ausbildung keine Kompro-misse.»

Philippe HallerPräsident GTV Näfels

M it grosser Freude stelle ichEuch, liebe Verbandsmitglieder,unseren ersten Newsletter vor.

Er adressiert gleich drei Themen, welche der neu gewählte Zentralvorstand als zentrale Handlungsfelder für die nächs-ten Jahre definiert hat.

Kommunikation mit unseren Mitglie­dern. Im Herbst 2008 wurde die ehemali-ge Verbandszeitschrift «Tambourmajor» eingestellt. Der vorliegende Newsletter soll nun dieses langjährige «Kommunika-tionsvakuum» beheben, in zeitgemässer Form (schlank, digital), mit möglichst we-nig Werbung und für die Leser trotzdem kostenlos. Die thematische Gestaltung und Pflege des neuen STPV-Newsletters verantwortet unser Zentralvorstandsmit-glied Philippe Müller, der sowohl musika-lische wie – berufsbedingt – journalisti-sche Fähigkeiten ideal in sich vereint.

Nachwuchsförderung. Alternative (digi-tale) Freizeitbetätigungen, Kurzlebigkeit

oder der Wunsch nach sofortigem Spass statt nach langfristiger Bindung an ein Hobby oder einen Verein sind gesell-schaftliche Trends, die sich auch auf die Entwicklung der Vereine auswirken. Wie andere Verbände ist auch der STPV gefor-dert. Die Tatsache, dass wir in all unseren Regionalverbänden über alle Instrumen-talkategorien bei den Jugendwettspielen in den letzten Jahren einen spürbaren Rückgang an Teilnehmern verzeichnen, soll bei uns nicht zu Lethargie oder gar Resignation führen. Im Gegenteil, wir müssen uns mehr denn je nach leuchten-den Beispielen im eigenen Verband orien-tieren. Der Glarner Tambourenverein Nä-fels zeigt uns auf eindrückliche Art und Weise den Weg eines Vereins in eine er-folgreiche Zukunft. Persönlich darf ich schon seit Jahren die Früchte seiner kon-sequenten Nachwuchsarbeit bewundern, sei es an Wettspielen, Konzerten oder bei freundschaftlichen Treffen mit den Trommelkollegen aus Näfels (siehe Arti-kel unten).

Kooperation zwischen Tambouren und Pfeifern. Machen wir uns nichts vor, die-ses Verhältnis war auch schon besser. Oder überspitzt formuliert: die Tambou-ren machen Pfeiferwitze, die Pfeifer füh-len sich von den Tambouren missverstan-den, und die Claironisten stellen vernach-lässigt fest, dass niemand über sie Witze macht. Das Interview mit Barbara Berli soll zeigen, dass wir im Zentralvorstand und in den beiden Musikkommissionen dieses Thema aktiv angehen werden.

Dieser Newsletter enthält mehrere Arti­kel zum Thema Jugendförderung. Der nächste Newsletter wird (voraussichtlich im Spätherbst) ein anderes Oberthema behandeln. Was halten Sie von dieser Art der Verbandskommunikation? Fehlt Ih-nen eine Rubrik? Gefällt Ihnen die Ge-staltung? Teilen Sie uns Ihre Meinung bitte mit, am besten auf der Facebook-Seite des STPV: www.facebook.com/stpvastf. Dort finden Sie auch weitere ak-tuelle Infos aus unserem Verband.

Der Zeitgeist fordert uns heraus

«Heute hört bei uns fast kein Jungtambour mehr auf»

Hört man sich landauf, landab beiden Tambourenvereinen und dengemischten Sektionen um, klingtes fast überall gleich: Das Haupt-problem ist vielerorts der fehlen-de Nachwuchs. Das kann einer-seits daran liegen, dass tatsäch-lich das Interesse bei den Jungensinkt, ein Hobby zu betreiben, dasvor allem am Anfang Fleiss ver-langt. Andererseits kann fehlen-der Nachwuchs auch darauf zu-rückzuführen sein, dass ein Ver-ein keine Leiter hat oder ein gutesAusbildungskonzept fehlt.

Eine Sektion, die dieses Pro-blem einst kannte und daran fastzugrunde gegangen wäre, ist derGlarner Tambourenverein Nä-fels. Es war zu Beginn der 1990er-Jahre, als ein Streit den Vereinlähmte. Die Folge: Der Vereinhatte kaum mehr Mitgliedermehr und selbstredend auch kei-ne Jungtambouren. Als es prak-tisch keinen Ausweg mehr gab,übernahmen Martin Landolt undPhilippe Haller den Verein. Ab1994 erfolgte der Neustart mitklarem Fokus: «Wir setzten vonda an voll auf die Karte Nach-wuchs. Wir wussten: Nur mit derJugend haben wir eine Zukunft»,erinnert sich Philippe Haller,heutiger Präsident des GlarnerTV Näfels.

100 Minuten Üben pro WocheDass die Nachwuchsförderungdas Fundament eines gesundenVereins ist, ist kein Geheimnis.Dennoch klappt es längst nichtüberall. Was macht also Näfelsanders und vielleicht besser? Daswollten wir von Philippe Hallerwissen. In seinen Ausführungenfällt auf: Im Glarner Verein be-steht eine klare Vision. «Für unsgibt es in der Ausbildung keineKompromisse, wir erwarten einesehr hohe Disziplin.» Für jedeeinzelne Lektion in den sechs

JUGENDFÖRDERUNG Es ist kaum Zufall, dass der Glarner Tambourenverein Näfels der Verein der Stunde ist: Er erntet nun, was er zuvor über Jahre in der Nachwuchsarbeit gesät und investiert hat. Bis sich der Verein der nationalen Spitze angenähert hat, war es ein steiniger Weg. Vor 25 Jahren stand der GTV Näfels vor dem Aus.

2017Juni:17.6.: URTSFC-Jungtambouren-wettspiel in Nyon

23.-25.6.: OTV-Wettspiele in Wädenswil

Juli/August:28.7.-6.8.: STPV-Juniorencamp Juca

September:22.-24.9.: 34. ZTPV-Jungtam-bouren- und Pfeiferfest in Lenz-burg

2.-3.9.: Juca-Auftritte am Un-spunnenfest in Interlaken

2018Juni/Juli:15.-17.6.: OWTPF in Saas-Balen

28.6.-1.7.: Eidgenössisches Tam-bouren und Pfeiferfest in Bulle

September:29.-30.9.: 35. ZTPV-Jungtambou-ren- und Pfeiferfest in Arth-Gol-dau

November:10.11.: 64. STPV-Delegiertenver-sammlung in Zürich

Agenda

80 Leute arbeiten im Hintergrund

Der Tambourenverein La Gruviain La Tour-de-Trême hat die Ehreerhalten, das nächste Eidgenössi-sche Tambouren- und Pfeiferfestzu organisieren. Ein über 80-köp-figes, hochmotiviertes Komiteearbeitet nun fleissig an der Orga-nisation dieses grossen Festes. Eswird vom 28. Juni bis 1. Juli 2018in Bulle, im Herzen des Greyer-zerbezikrs im Kanton Freiburg,stattfinden. Das Wettspielpro-gramm wird am 1. Juli 2017 veröf-fentlicht.

Vom 1. bis 31. Januar 2018 wer-den die endgültigen Anmeldun-gen stattfinden. Der Zeitplanwird ab dem 1. März 2018 bekanntgegeben und die Festkarten vom1. bis 31. März 2018 zur Bestellungbereit stehen. Alle Festdokumen-te werden am 31. Mai 2018 ver-schickt.

Weitere Informationen findenSie auf der Webseite des Festeswww.bulle2018.ch

Wir freuen uns, Sie alle in Bullezu sehen, da wo das Fest stärkerpulsiert! Daniel Gachet

BULLE 2018 Die Vorbereitun-gen für das 27. Eidgenössische Tambourn- und Pfeiferfest laufen auf Hochtouren.

NEUE KATEGORIE

SoloDuo wird «eidgenössisch»Die neue Kategorie SoloDuo, bei der jeweils 1 Tambour und 1 Pfei-fer gemeinsam vor die Jury tre-ten, wird 2018 in Bulle erstmals an einem Eidgenössischen Tam-bouren- und Pfeiferfest durchge-führt, und zwar in den Sparten SDTP (Tambour/Piccolo), SDTN (Tambour/Natwärrisch) und SDTA (Tamboiur/Anciens). phm

InKürze

Schweizerischer Tambouren‐ und PfeiferverbandAssociation Suisse des Tambours et Fifres Newsletter (1/2017)

Die Bundesgelder liegen parat

1. Entstehung des ProjektsAm 23. September 2012 habenVolk und Stände einen neuenVerfassungsartikel zur Stärkungder musikalischen Bildung in derSchweiz angenommen. Das Pro-gramm Jugend und Musik ist Teilder Umsetzung dieses Verfas-sungsauftrags.2. Was beinhaltet dieses Pro­gramm?Das Programm Jugend und Mu-sik (J+M) hat zum Ziel, Kinderund Jugendliche zur musikali-schen Aktivität zu führen und da-mit ihre Entwicklung und Entfal-tung unter pädagogischen, sozia-len und kulturellen Gesichts-punkten ganzheitlich zu fördern.Es steht für die Breitenförderungvon Kindern und Jugendlichenund ist ein Programm des Bun-des.3. Das Programm J+M basiert aufdrei Säulen:a. Unterstützung von Musikkur-sen für Kinder und Jugendlicheim Alter von sechs bis zwanzigJahren (ab 2017)

b. Unterstützung von Musikla-gern für Kinder und Jugendlicheim Alter von 6 bis 20 Jahren (ab2017)c. Unterstützung der Aus- undWeiterbildung von Leiterinnenund Leitern dieser Kurse und La-ger (ab 2016).4.Was ist bis jetzt gelaufen?Von Sommer 2014 bis Sommer2015 diskutierte das Bundesamtfür Kultur (BAK) zusammen mitVertreterinnen und Vertreternverschiedener MusikverbändeVorschläge zu den inhaltlichenEckwerten des Programms «Ju-gend und Musik». Der STPV warin der Arbeitsgruppe Ju-gend+Musik seit April 2015 ver-treten und hat die Befürfnisse desVerbandes einfliessen lassen. DieVorschläge wurden in der Förder-verordnung zum Programm «Ju-gend und Musik» verankert.

Das Programm hat im Herbst2016 mit den ersten Ausbildungs-gängen begonnen. Seit Ende No-vember 2016 können Beitragsge-suche für J+M-Kurse und -Lager

über die Förderplattform desBAK eingegeben werden.

Der STPV hat im Juni seineExperten und Ausbildner er-nannt und in die Ausbildung ge-schickt. Es wurden 3 Expertenund 9 Ausbildende nominiertund von der Vollzugsstelle bestä-tigt. Bis heute haben sich rund 20Personen für die Ausbildung zumJ+M Leiter angemeldet. Einerder ersten zertifizierten Tam-bouren ist Andreas Joos vomTambourenverein Lenzburg (sie-he Artikel über ihn auf www.stpv-astf.ch). Die ausgebildeten J+M-Leiter können ab sofort ihreLager und Kurse auf der Förder-plattform des BAK anmelden undFördergelder beantragen.

Am Workshop vom 26./27. Au-gust 2016 haben sich die nationa-len Verbände SBV, EOV, Akkor-deon Schweiz und STPV darübergeeinigt, dass das Musikmodulspartenübergreifend angebotenwird. Die ersten Kurse gelangenim Mai / Juni 2017 zur Durchfüh-rung.5. Was bedeutet das Programmfür die Tambouren­ und Pfeifer­szene?Das Programm steht für die Brei-tenförderung von Kindern und

Jugendlichen. Es soll die staatli-chen Struktur- und Projektbei-träge im Laienbereich erhöhen.6. Wie geht es weiter?Auf der BAK Homepagewww.bak.admin.ch/jm findensich die Anmeldeformalitäten fürdas Projekt. 7. Wie kann der STPV profitie­ren?Künftig können Kurs- und Lager-angebote in der Tambouren- und

Pfeiferszene über das Programmentschädigt werden. Die Defini-tion Kurse bezieht sich auf Pro-jekte, welche mit einem Anfangund einem Ende definiert sindbzw. nicht länger als 6 Monatedauern. Die wöchentlichen Ver-einsproben können also per senicht entschädigt werden. Es be-nötigt ein spezifisches Projekt,welches angegeben werden kann.8. Berechnungsbeispiel

Am Beispiel Lager: Ein Lagerdauert 7 Tage und hat 35 Teilneh-mende. Für das 7-tägige Lagerkann ein Beitrag von 4950 Fran-ken ausgerichtet werden.9. längerfristige ZieleDer STPV möchte als nationalerVerband aktiv zur Umsetzung desProjekts bei der Breitenförde-rung beitragen. Das bestehendeAusbildungskonzept soll denneuen Gegebenheiten angepasstund mit den Angeboten des Pro-gramms J+M ergänzt werden. Sowird sichergestellt, dass künftigeKursabsolventen die musikali-schen Mindest-Anforderungendes Programms erfüllen.10. an wen richtet sich das Pro­jektDas Projekt richtet sich an alleAusbildner und Vereine, welcheJugendliche zwischen 6 und 20Jahren ausbilden. Wer bei denRegionalverbänden oder bei derMilitärmusik einen Leiterkursabsolviert hat und Praxiserfah-rung bei der Ausbildung von Jun-gen hat, kann zum Programm zu-gelassen werden. Nähere Infor-mationen zum J+M-Programmaus STPV-Sicht erteilen auf An-frage gerne Philipp Rütsche undUrs Gehrig. Philipp Rütsche

PROGRAMM JUGEND+MUSIK Stabsadjudant Philipp Rütsche vom Kompetenzzentrum für Militärmusik erklärt schematisch, was das mit Bundesgeldern geförderte Programm Jugend+Musik für die Tambouren- und Pfeiferszene bedeutet.

Andreas Joos (2.v.l.) ist einer der ersten J+M-zertifizierten Tambouren.

«Ich möchte Tambouren und Pfeifer wieder näher zusammenbringen»

Seit langem hat der STPV wieder eine Bläserchefin. Was hast Du angetroffen, als Du vor ein paar Monaten deine Arbeit aufge-nommen hast?Barbara Berli: Ich habe gemerkt,dass sich die einzelnen Regionenvoneinander entfernt haben, weilder Austausch untereinander ge-fehlt hatte und quasi keine Dach-organisation mehr vorhanden ge-wesen war, die das ganze Pfeifer-wesen vereint hätte. Deshalbhabe ich viel Zeit für persönlicheGespräche aufgewendet, um dasVertrauen wieder herzustellen.

Es ist anzunehmen, dass man in der Piccolohochburg Basel froh und stolz ist, dass die Stadt wie-der eine Bläserchefin stellt.Ich begegne ehrlich gesagt bei-dem: Zuspruch und Widerstand.Ins Detail gehe ich hier nicht.

Wie gehst Du mit Widerstand um?Es klappt immer besser.

Welche Projekte möchtest Du als nächstes angehen?Ich werde mich mit den Regional-präsidenten und der Bläserkom-

mission des ZTPV zusammenset-zen und unser Hauptproblem er-örtern: die rückläufige AnzahlPfeifer und der fehlende Nach-wuchs. Zudem möchte ich einenJurykurs durchführen und vor al-lem neue Juroren aus der Ro-mandie hinzugewinnen. Dort ha-ben wir heute eine Lücke.

Was ist für dich die Triebfeder, deine Zeit dem Pfeiferwesen zu widmen?Idealismus. Ich habe mir zum Zielgesetzt, das Pfeiferwesen wiederauf die Beine zu stellen und auchTambouren und Pfeifer wiedernäher zusammenzubringen.

Denn die sind auch auseinander-gedriftet.

Inwiefern? Von aussen hatte man zuletzt eher den Eindruck, dass sich Tambouren und Pfeifer wieder näher gekommen sind, etwa durch die neue Wettspiel-kategorie SoloDuo.Ebengerade was SoloDuo betrifft,ist man sich in den beiden Grup-pen uneinig. Beim Wertungssys-tem haben wir noch nicht denidealen gemeinsamen Nenner ge-funden.

Interview: Philippe Müller

PFEIFERWESEN Barbara Berli amtet seit November 2016 als Bläserchefin des STPV. Weil der Posten vorher jahrelang vakant gewesen war, war sie am Anfang vor allem damit be-schäftigt, Gespräche zu führen und Vertrauen zu schaffen. Auch wenn sie Fortschritte sieht: sämtliche Widerstände konnte sie noch nicht beseiti-gen.

Trägt die Verantwortung fürs Pfeiferwesen: Barbara Berli.

STECKBRIEF

Wohnort: BaselJahrgang: 1978Beruf: ZoologinVerein: «Die Passive», BaselPfeift seit: ...sie 14 Jahre alt ist

«Ich begegne ehr-lich gesagt beidem: Zuspruch und Widerstand.»

«Unsere Haupt-probleme sind die rückläufige Anzahl Pfeifer und der feh-lende Nachwuchs.»

Juca ist am Unspunnen dabei

Das Lagerteam ist an den Vorbe-reitungen für das STPV-Juni-orencamp JuCa 2017 in Tschor-ren Brünig im Kanton Bern. Esfindet vom 28. Juli bis 6. Auguststatt. Das Lagerteam versprichtwiederum ein tolles Konzertpro-gramm mit diversen Auftritts-orten sowie den Jugendlicheneine tolle Freizeitgestaltung. DieKonzerte finden wie folgt statt:

Donnerstag, 3.8., 19 Uhr, Appen-zell AI

Freitag, 4.8., 19 Uhr, Fribourg FR

Samstag, 5.8., 19.30, Naters VS

Sonntag, 6.8., 14 Uhr, Wangen a.Aare BE

Samstag, 2.9., Auftritt am Gala-abend des Unspunnenfestes inInterlaken

Sonntag, 3.9., Auftritt am Fest-umzug des Unspunnenfestes inInterlaken

Das Juca des STPV wird unter-stützt vom Bundesprogramm Ju-gend+Musik des Bundesamtesfür Kultur. Daniel Frey

JUCA In Tschorren Brünig tref-fen sich Ende Juli zahlreiche junge Trommlerinnen und Pfeifer im Juniorencamp 2017. Ein Highlight werden im Sep-tember die Auftritte am Un-spunnenfest sein.