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Einleitung) Seit 1994 forschen die beiden Vereine Arbeitsgemeinschaft Höhle & Karst Grabenstetten e.V. (ARGE) und die Speläogruppe Letmathe e.V. (SGL) neben anderen Gruppen auf dem Gottesackerplateau am Ifen. Dabei konzentrierten sich die bisherigen Aktivitäten (1994 – 2002) überwiegend auf den Bereich der Auenmulde. Es wurden viele Höhlen gefunden, vermessen und auch schon publiziert (z.B. Karst und Höhle 2000/2001). Die bedeutendsten Objekte sind die Klaus-Cramer-Höhle, das Kellerloch und die Spitzeckhöhle. Hier warten seit längerer Zeit noch einige Fortsetzungen hinter extremen Engstellen bzw. Siphon auf ihre Erforschung. Ab dem Jahre 2002 wurden die ersten Oberflächenerkundungen im Gebiet Schaf- alpen Süd, das nördliche Randgebiet der Auen- mulde, abgesucht. Auf Anhieb wurde der Latschenschacht von der SGL gefunden, der nach dem tragischen Tod unseres Forschungskameraden Sebastian Alberts (SGL) in >>Sebastian-Alberts- Schacht<< umbenannt wurde. Weitere interes- sante Objekte folgten im Jahre 2003 und 2004. Diese müssen teilweise erst noch erkundet und vermessen werden. Darüber hinaus fanden erste Oberflächenbegehungen im Bereich Kürenwald Süd statt. In der Tabelle 1 ist der aktuelle Forschungsstand der bekannten Objekte in den aktuellen Forschungsgebieten aufgeführt: Forschung 2003 09./10.08.03 Besichtigungstour Teilnehmer: Achim Gulde, Tobias Kopp, Gabi Leibold, Fritz Mammel, Stefan Sauer, Tobias Schnitzler, Tobias Tränkle Von der Auenhütte fuhren wir mit der Sesselbahn zur Ifenhütte hoch und stiegen zum Eingang des Karlsquellschachts auf. Von dort sind wir in der Auenmulde weiter aufgestiegen und suchten den Sebastian-Alberts-Schacht. Innerhalb kurzer Zeit fanden wir den Eingang des Sebastian-Alberts- Schachtes. Anschließend wurde der Schacht von Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten e.V. Höhlenforschung 2003 und 2004 auf dem Gottesackerplateau (Ifen) Achim Gulde, Fritz Mammel Seite 21 bis 36, 24 Abbildungen Jahresheft 2004 Seite 21 Abb. 1: Blick über das Plateau zum Hohen Ifen von den oberen Gottesackerwänden (Foto: Jens Klusmann)

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Einleitung)Seit 1994 forschen die beiden Vereine

Arbeitsgemeinschaft Höhle & Karst Grabenstetten e.V. (ARGE) und die Speläogruppe Letmathe e.V. (SGL) neben anderen Gruppen auf dem Gottesackerplateau am Ifen. Dabei konzentrierten sich die bisherigen Aktivitäten (1994 – 2002) überwiegend auf den Bereich der Auenmulde. Es wurden viele Höhlen gefunden, vermessen und auch schon publiziert (z.B. Karst und Höhle 2000/2001). Die bedeutendsten Objekte sind die Klaus-Cramer-Höhle, das Kellerloch und die Spitzeckhöhle. Hier warten seit längerer Zeit noch einige Fortsetzungen hinter extremen Engstellen bzw. Siphon auf ihre Erforschung.

Ab dem Jahre 2002 wurden die ersten Oberflächenerkundungen im Gebiet Schaf-alpen Süd, das nördliche Randgebiet der Auen-mulde, abgesucht. Auf Anhieb wurde der Latschenschacht von der SGL gefunden, der nach dem tragischen Tod unseres Forschungskameraden Sebastian Alberts (SGL) in >>Sebastian-Alberts-Schacht<< umbenannt wurde. Weitere interes-sante Objekte folgten im Jahre 2003 und 2004.

Diese müssen teilweise erst noch erkundet und vermessen werden. Darüber hinaus fanden erste Oberflächenbegehungen im Bereich Kürenwald Süd statt.

In der Tabelle 1 ist der aktuelle Forschungsstand der bekannten Objekte in den aktuellen Forschungsgebieten aufgeführt:

Forschung 2003

09./10.08.03 Besichtigungstour

Teilnehmer: Achim Gulde, Tobias Kopp, Gabi Leibold, Fritz Mammel, Stefan Sauer, Tobias Schnitzler, Tobias Tränkle

Von der Auenhütte fuhren wir mit der Sesselbahn zur Ifenhütte hoch und stiegen zum Eingang des Karlsquellschachts auf. Von dort sind wir in der Auenmulde weiter aufgestiegen und suchten den Sebastian-Alberts-Schacht. Innerhalb kurzer Zeit fanden wir den Eingang des Sebastian-Alberts-Schachtes. Anschließend wurde der Schacht von

Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten e.V.

Höhlenforschung 2003 und 2004 auf dem Gottesackerplateau (Ifen)

Achim Gulde, Fritz MammelSeite 21 bis 36, 24 Abbildungen

Jahresheft 2004 Seite 21

Abb. 1: Blick über das Plateau zum Hohen Ifen von den oberen Gottesackerwänden (Foto: Jens Klusmann)

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Seite 22 Jahresheft 2004

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Abb. 2: Übersichtskarte Forschungsgebiete

Gottesackerplateau

(Zusammenstellung: Achim Gulde)

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Fritz, Stefan und 3 x Tobi befahren. Achim und Gabi erkundeten das Gelände Schafalpen Süd und haben dabei den Doppelschacht gefunden. Abends sind wir zu der Veranstaltung „Berge in Flammen“ zum Nebelhorn aufgefahren. Bevor wir mit der letzten Gondel abgefahren sind, haben wir noch ausgiebig den 50% Rabatt auf alle Getränke und Speisen in der Bergstation genossen. Als Basislager diente diesmal der Campingplatz in Riezlern.

2. Tag (ohne Achim & Gabi):Bei strahlender Sonne und Temperaturen von

über 30° C wanderten wir von der Ifenhütte über die Klaus-Cramer-Höhle zum Ifen und stiegen über die Schwarzwasserhütte zur Auenhütte ab.

03.-05.10.03 Forschungswoche

Teilnehmer: Achim Gulde (nur 1 Tag), Tobias Tränkle, Fritz Mammel, Jens Klußmann, Rasmus Dreyer, Oli Warland, Fabian Kolarik

03.10.03 Oberflächentour von der Bergwachthütte zum

Kellerloch und Doppelschacht. Die Befahrung des Seb.-Alb.-Schachtes war über den bisherigen Zustieg wegen Steinschlags zu gefährlich. Es muss-te ein neuer, sicherer Zustieg eingerichtet werden. Abends erhielten wir noch Besuch von drei Höfos vom Verein für Höhlenkunde in München. Für den nächsten Tag war mit ihnen eine Tour in die Spitzeckhöhle geplant.

Name (Land) Katasternummer GGL HD Bearbeitungsstand

[m] [m]

Klaus-Cramer-Höhle (A) 1127/33 610 -62 vermessen

Spitzeckhöhle (A) 1127/34 710 -145 vermessen

Kellerloch (A) 1127/39 142 -64 vermessen

Rumpelstilzchen (A) 1127/40 45 -43 vermessen

1. Schneiderküren (A) 1127/42 23 -19 vermessen

Kalte Platte (A) 1127/43 200 -40 vermessen

Die Röhre (A) 1127/44 28 -16 vermessen

Schwarze Loch (A) 1127/45 26 -15 vermessen

Doppelseilschacht (A) 1127/46 22 -19 vermessen

Schneeloch (A) 1127/47 50 -23 vermessen

Karlsquellschacht (A) 1127/53 35 -23 vermessen

Sebastian-Alberts-Schacht (A) 1127/... 65 -51 vermessen

Doppelschacht (A) 1127/54 35 -22 vermessen

Kellerlochschacht (A) 1127/... ca. 70 ca. 50 erkundet

Tabelle1: Höhlen in den Forschungsgebieten Auenmulde/Schafalpen Süd/Schafalpen Nord/Schneiderküren (Stand

09/2004)

Abb: 3 Blick von der Spitzecke zum Forschungsgebiet Auenmulde/Schafalpen Süd (Bild: Achim Gulde)

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04.10.03 Wegen Dauerregens fand die Tour in die

Spitzeckhöhle nicht statt. Es wurden in der Spitzeckhöhle und im Kellerloch nur Seile für spätere Befahrungen deponiert. Fritz, Jens und Tobias suchten den 1997 von der SGL entdeckten Kellerloch-Schacht (GAP 91). Tobias befuhr den Kellerloch-Schacht (GAP 91) auf eine Tiefe ca. –40 m; eine Fortsetzung ist sichtbar.

05.10.03Die Forschungswoche wurde wegen

Wintereinbruchs abgebrochen. Abstieg im Schnee von der Bergwachthütte zur Auenhütte (Parkplatz).

Forschung 2004:

06. Juni.04 Vortour

Teilnehmer: Fritz Mammel, Achim Gulde

Als Frühjahrsvortour wollten Fritz und ich die Schneelage im Forschungsgebiet erkunden. Fritz traf ich im Zug von Ulm kommend. Weiter ging die Fahrt mit der Bahn bis Oberstdorf, von dort stiegen wir in den Walserbus um, der über Riezlern bis zur Auenhütte fährt. Für Touren mit wenig Gepäck lässt sich das GAP auch pro-blemlos und kostengünstig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen!

Von der Auenhütte stiegen wir auf dem Fahrweg zur Ifenhütte auf. Unterwegs suchten wir die nähe-re Umgebung um den Fahrweg nach Höhlen ab. Bei der Talstation des Sessellifts entdeckten wir einen Einbruch mitten im Fahrweg. Wie es sich aber herausstellte, sind hier einige Spalten mit Baumstämmen abgedeckt worden, die jetzt nach-gegeben haben. Eine Befahrung erschien uns zu gefährlich.

Abb. 5/6: Auenmulde mit und ohne Schnee (Bilder Achim Gulde)

Abb. 4: Einbruch im Fahrweg zur Ifenhütte (Bild:

Achim Gulde)

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Ab der Ifenhütte (1586 m) säumten einige Grasmatten mit herrlichen Krokussen den Weg, bis wir dann bald komplett auf Firn aufstiegen. In der Auenmulde lag noch sehr viel Schnee.

Wir suchten den Eingang des Kellerlochs auf, das schneefrei war. Es blies uns ein starker Höhlenwind entgegen.

Nun stiegen wir zum Kellerschacht auf, des-sen Eingang trotz der Schneedecke frei war. Der Abstieg über die ausgedehnten Schneefelder war nicht ungefährlich, da wir immer wieder Löcher im Schnee entdeckten. Für das nächste Mal wer-den wir Gurtzeug und Seil mitnehmen. Wir ent-schieden uns, über das Kürental abzusteigen.

Zum ersten Mal erkundeten wir das Gelände nördlich der Auenmulde. Selbst unter Zuhilfenahme meines GPS-Gerätes war die in der Karte verzeich-nete Jagdhütte nicht einfach zu finden. Von dort führt ein schmaler, kaum sichtbarer Jägersteig zur Jagdhütte ins Kürental. Unterwegs haben wir sehr viele Spalten und Schächte entdeckt, so dass auch für die kommenden Generationen noch genügend Potential vorhanden ist.

31.07.04 Forschungstour

Teilnehmer: Fritz Mammel, Achim Gulde

Früh morgens holte mich Fritz hier in Durach ab. Wir hatten dieses Mal einiges an Gepäck dabei. Heute benutzten wir gerne den Sessellift als Aufstiegshilfe. Doch trotz des kurzen Anstiegs zum Materialdepot floss reichlich Schweiß. Eine Materialtonne mit Seilen, Laschen und Karabinern wurde dort deponiert, um für zukünftige Aktionen nicht immer alles aus dem Tal heraufbringen zu müssen. Wir stiegen dann weiter zum S.-Alberts-Schacht auf, wo wir Eckis Benzinbohrmaschine und weiteres Material für den Nachmittag ableg-ten. Unser nächstes Ziel war der Doppelschacht, der seit einem Jahr auf seine Erkundung wartete.

Fritz seilte sich in den Schacht ab, wobei er schon nach wenigen Metern auf Schnee lan-dete. Er erkundete kurz den Schacht, aber der Schneekegel war für eine weiter Erkundung leider noch zu hoch. Wir beschlossen, den Doppelschacht in der Forschungswoche im August zu vermessen.

Abb. 7: Fritz beim Abseilen in den Doppelschacht

(Bild: Achim Gulde)

Abb. 8: Achim Gulde beim Aufstieg aus dem S.-Alberts

Schacht (Bild Jens Klusmann)

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Bei sehr heißen Temperaturen stiegen wir wieder zum S.-Alberts-Schacht ab. Dort wollten wir noch einen neuen Zustieg einrichten.

Nach einiger Suche haben wir einen geeigneten steinschlagsicheren Zustieg gefunden und began-

nen dann diesen einzurichten. Unter Zuhilfenahme der Benzinbohrmaschine (Ecki sei Dank!) war das Setzen der Schwerlastanker kein Problem.

Beim Abseilen von einer Umsteigstelle passier-te mir beinahe ein Unfall, der ohne Redundanz sicherlich tödlich geendet hätte. Beim Anlegen der Ausrüstung habe ich mein Rack mit einem Schraubkarabiner am zentralen Schraubglied ein-gehängt und den Schrauber auch zugedreht. Leider vergaß ich aber den Schraubkarabiner so zu verdre-hen, dass sich der Schrauber auf der vom Körper abgewandten Seite befand. Nach dem Setzen des 2. Schwerlastankers wollte ich wieder abseilen. Ich legte das Seil wieder in das Rack ein, als Redundanz hängte ich meinem Shunt über das Rack. Als ich die Sicherungsschlinge aus der Umsteigstelle aushängte, entdeckte ich, dass meine Rack im geöffneten Schnapper des Schraubers hing. Geistesgegenwärtig hängte ich die Lounge sofort wieder in der Umsteigstelle ein. Was war passiert? Da ich den Karabiner nicht nach außen gedreht habe, wurde der Schrauber durch die Körperbewegungen beim Abseilen und Bohren der Anker aufgedreht. Shunt sei Dank ist mir bei der Belastung des Racks nichts passiert. Man sieht aber, dass ich ohne diesen wenig Chancen gehabt hätte

Abb. 9: Winni Wichmann bei der Oberflächenvermessung (Bild: Achim Gulde)

Abb. 10: Objekt F3 bei der Oberflächenbegehung (Bild

Achim Gulde)

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– unter mir war bis zum Schachtgrund ca. 40 m Luft. Deshalb kann ich hier nur an alle appellieren, immer eine zusätzliche Sicherung beim Abseilen zu verwenden – auch wenn es viele als lästig und zu zeitaufwendig ansehen.

Nach diesem Zwischenfall setzten wir noch einen weiteren Anker. Anschließend stiegen wir wieder auf, packten zusammen und stiegen ins Tal ab.

28.08.04 – 03.09.04 Forschungswoche

28.08.04 - 1.Tag Teilnehmer: Fritz Mammel, Tobias Tränkle,

Achim Gulde, Winni Wichmann

Fritz holte mich wieder zu Hause ab. Mit viel Gepäck für die kommenden Tage fuhren wir ins Kleine Walsertal zum Parkplatz bei der Auenhütte. Dort trafen wir Tobias und Winni. Mit viel Gepäck fuhren wir (außer Winni, der joggte ohne Gepäck hoch) mit dem Lift zur Ifenhütte. Im Materialdepot

deponierten wir zuerst noch weiteres Material. Danach stand der schweißtreibende Aufstieg in voller Sonne zum Kellerloch an. Am Anfang auf der ausgetretenen „Autobahn“ des Wanderwegs zum Adlerhorst, dann bald danach weglos zur Kellerlochmulde. Nach kurzer Suche fanden wir dann den Eingang des Kellerlochschachts. Fritz und Tobi wollten den Schacht erkunden. Winni und ich banden mit einer Außenvermessung den Kellerlochschacht ans Kellerloch an.

Danach suchten wir noch die Oberfläche nach möglichen neuen Objekten ab, doch meis-tens waren diese nach wenigen Metern verstürzt. Lediglich die Furzmulde (Name stammt von Winni – Insider wissen auch warum) wurde von mir und Fritz kurz befahren. Doch auch hier stießen wir nach wenigen Metern auf einen Schneekegel, der eine tiefere Befahrung verhinderte. Beim Abstieg über den Nordrücken der Auenmulde entdeckten wir noch einige weitere interessante Objekte (F2, F3) die uns auch für die kommenden Jahre noch Arbeit bescheren werden.

Abb. 11: Einkehr auf der Ifenhütte nach schweißtreibenden Stunden im Gelände (Bild Achim Gulde)

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Beim Seb.-Alberts-Schacht deponierten wir einen Großteil unseres Gepäcks für den kommen-den Tag. Anschließend nahmen wir noch einen Einkehrschwung bei Hermann auf der Ifenhütte. Seine Frau servierte uns trotz Küchenschluss noch einen hervorragenden Kaiserschmarrn . Gut gestärkt stiegen wir danach zur Auenhütte ab.

Die drei Sauerländer Jens, Rasmus und Holger reisten auch am Samstag an und nutzen das her-vorragende Wetter, um das GAP mal von einer anderen Perspektive zu besichtigen. Sie fuhren mit der Kanzelwand-Bahn zur Kanzelwand. Nach der Besteigung des Gipfels und den obligatorischen Panoramafotos stiegen sie ins Tal ab.

Als Quartier stand uns in diesem Jahr nicht wie gewohnt die Unterkunft oberhalb der Ifenhütte

zu Verfügung. Fritz quartierte uns alternativ im Mahdtalhaus bei Riezlern ein. Das Mahdtalhaus gehört der DAV Sektion Stuttgart und ist ein sehr modern eingerichtetes Selbstversorgerhaus. Gebetsfahnen vermitteln den Eindruck, als wäre man in Nepal oder Tibet sei.

Obwohl wir zuerst nicht sicher waren was uns erwartet, waren wir sehr angenehm überrascht. Der Ski- und Trockenraum war für die abendli-che Trocknung der feuchten Höhlenausrüstung absoluter Luxus. Die Hüttenwirte Sybille und Bernhard waren sehr hilfsbereit und versorgten uns abends mit der notwendigen Flüssignahrung beim Auswerten der Vermessungsdaten bzw. beim Speichern der Bilder. Voller Interesse verfolg-ten sie unser Treiben. Eine perfekte Infrastruktur (Strom, Wasser, Dusche, Getränke) wird uns in

Abb. 14: Achim und Fritz in Deckung unter Latschen

(Bild Rasmus Dreyer)

Abb. 15: Trocknen der nassen Ausrüstung an der

Ifenhütte (Bild Holger Alstetter)

Abb. 12/13: Mahdtalhaus bei Riezlern/Datenauswertung (Bilder Jens Klusmann)

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Zukunft wohl wieder anlocken. Einige Gäste werden uns als finstere, nachtak-

tive Gesellen in Erinnerung behalten. Nein nicht nur tagsüber waren wir aktiv, auch des Nachts – laut Erzählungen soll im kleinen Walsertal kein Baum mehr stehen – alle umgesägt. Scheinbar, so heißt es, war ich der Vorarbeiter – ich kann mich an nichts erinnern.

29.08.04 - 2. Tag Tour 1:Teilnehmer: Winni Wichmann, Tobias

Tränkle

Winni und Tobias wollten das GAP heute zu Fuß erkunden und wanderten vom Mahdtalhaus vorbei am Höllloch zur Gottesackerscharte. Von dort durchquerten sie das Kürental und das Plateau bis zum Adlerhorst. Sie stiegen über die Ifenhütte

Abb. 16/17: Zusammenfluss Aubach und Schwarzwasserbach/ Wasserfall (Bilder Jens Klusmann)

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und die Auenhütte wieder zum Mahdtalhaus ab. Da die beiden am folgenden Montag wieder arbei-ten mussten, reisten sie ab.

Tour 2:Teilnehmer: Fritz Mammel, Achim Gulde,

Holger Alstetter, Jens Klusmann, Rasmus Dreyer

Heute war die Erforschung und Vermessung des Sebastian-Alberts-Schachts geplant. Ich baute den Schacht bis zur Umsteigstelle aus, stieg dann aber wieder hoch, um Jens und Holger den Vortritt zu lassen. Jens und Holger wollten eine mögliche Fortsetzung am Schachtgrund erkunden, bei der man aber eine Kluft hinaufklettern musste. Fritz und ich begannen dann mit der Vermessung des Schachts. Rasmus wollte an diesem Tag eine Oberflächentour in Richtung Doppelschacht unternehmen.

Das anfangs tolle Wetter währte leider nicht lange. Lautstark kündeten Donner und Blitz ein Gewitter an. Eine der Ankerpunkte des Seils war eine der größten Tannen beim Schacht. Als das Wasser des Gewitterschauers „in Bindfäden“

am Seil herunterlief und irgendwo ganz in der Nähe der Blitz einschlug, gab es für mich (als Messknecht am Seil hängend) kein Halten mehr. So schnell ich konnte stieg ich auf und suchte mit Fritz (der noch an der Oberfläche die Lageskizze anfertigte) Schutz unter Latschen.

Auch Rasmus brach seine Tour sehr bald ab und gesellte sich zu uns. So schnell das Gewitter gekommen war, so schnell war es auch wieder vorbei. Nur wir drei waren bis auf die Haut nass und hatten keine Lust auf die Fortsetzung der Vermessung. Holger und Jens stiegen kurze Zeit später auf und berichteten, dass die vermutete Fortsetzung leider kurz später endet. So stiegen wir zur Ifenhütte ab und trockneten unsere Sachen.

Ein Mitarbeiter der Ifenbahn nahm uns mit seinem VW-Bus mit ins Tal.

Nachdem wir den Trockenraum mit unse-ren nassen Klamotten behängt hatten nutzten wir noch die frühen Abendstunden, um das Schwarzwasserbachtal näher zu erkunden. Ich war total überrascht, welch herrliche Wasserfälle und

Abb. 18/19 Sebastian-Alberts-Schacht (Bilder Fritz Mammel)

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eine imposante Naturbrücke dort zu finden sind. Weiter bachaufwärts haben wir noch den Eingang der Schwarzwasserhöhle gesucht und nach einiger Zeit auch gefunden.

30.08.04 3. – 3. TagTeilnehmer: Fritz Mammel, Achim Gulde,

Holger Alstetter, Jens Klusmann, Rasmus Dreyer

Die am Vortag unterbrochene Vermessung des Sebastian Alberts-Schachts wurde von Fritz und mir wieder aufgenommen. Nach deren Abschluss bauten wir den Schacht wieder aus.

Holger, Jens und Rasmus erkundeten und ver-maßen den Doppelschacht

31.08.04 - 4. TagUnsere Arbeitgeber hatten wieder Sehnsucht

nach uns, so traten Fritz und ich die Heimreise an.Tour-Teilnehmer: Holger Alstetter, Jens

Klusmann, Rasmus DreyerNachdem wir uns verabschiedet haben, führten

die verbliebenen Höfos eine Oberflächentour im

Gebiet Kürenwald Süd durch. Dabei entdeckten sie einige interessante Fragezeichen.

01.09.04Bei bestem Wetter beschlossen Jens und Holger

heute mal nicht speläologisch unterwegs zu sein. Sie unternahmen eine Bergtour auf Widderstein.

Rasmus nahm es gemütlicher und besichtigte die Aubachquellen bzw. die Aubachquellhöhlen.

02.09.04Zum Abschluss unternahmen die drei

noch eine Rundtour über das Hölloch zum Gottesackerplateau.

Zum Schluss:Blickt man auf die beiden vergangenen Jahre

zurück, haben wir wieder einige Objekte bearbei-tet, aber viele offene Fragezeichen sind noch vor-handen. Das Forschungsgebiet ist relativ schnell und einfach - vor allem auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln - erreichbar. Selbst Tagestouren

Abb. 20/21 Aufstieg im Doppelschacht / Rasmus auf dem Schneekegel (Bilder Jens Klusmann)

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Abb. 22: Plan des Doppelschachtes (Zeichnung Rasmus Dreyer)

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Abb. 23: Plan des Sebastian-Alberts-Schachtes (Zeichnung Fritz Mammel)

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Abb. 24: Übersicht Höhlen in den Forschungsgebieten Auenmulde und Schafalpen Süd (Zusammenstellung: Fritz

Mammel)

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sind problemlos machbar. Wir würden uns über neue Interessenten sehr freuen und fordern hier-mit diese auf, am Ifen mitzuarbeiten. Egal ob Oberfläche oder anspruchsvolle Schachttour, jeder kann sich mit seinem Können einbringen. Wir freuen uns über die rege Teilnahme an den zukünf-tigen Touren im Jahr 2005.

Neue Höhlen in den Forschungsgebieten

Auenmulde und Schafalpen Süd

Doppelschacht

Eingangshöhe 1796 m, Gesamtlänge 35 m, Gesamthöhendifferenz –22 m, Schrattenkalk

Lage: Der Doppelschacht liegt 300 m nord-westlich des Sebastian-Alberts-Schachts auf 1796 m üNN am Ende der ESE-WNW streichenden Störungszone, die über den Seb.-Alb.-Schacht in die Auenmulde mündet.

Erforschung: Der Doppelschacht wurde am 03.10.2003 bei einer Oberflächenbegehung von Achim Gulde und Gabi Leibold entdeckt. Im August 2004 wurde der Schacht von Mitgliedern der Speläogruppe Letmathe erforscht und vermessen.

Raumbeschreibung: Der Hauptschacht (20 m lang und bis zu 4 m breit), der an der ESE-WNW streichenden Störungszone angelegt ist, fällt bis auf eine Tiefe von –22 m ab. Im Schachtgrund, der durchgehend schuttbedeckt (Steine und Blöcke) ist, ist ganzjährig ein Schneefeld anzu-treffen. Die nordseitige Schachtwand ist im unte-ren Teil als Harnischfläche ausgebildet. Über eine Steilwanddoline öffnet sich parallel zum Hauptschacht in einer Tiefe von – 12 m der Schachtmund eines Schrägschachtes. Dieser Schrägschacht mündet in einer Tief von – 19 m in den Hauptschacht. Der Doppelschacht hat eine Gesamtlänge von 35 m bei einer Höhendifferenz von 22 m und im Schachtgrund konnten keine Fortsetzungen gefunden werden (Abb. 22).

Sebastian-Alberts-Schacht

Eingangshöhe 1692 m, Gesamtlänge 65 m, Gesamthöhendifferenz –51 m, Schrattenkalk

Lage: Der Sebastian-Alberts-Schacht liegt etwa 400 m nordwestlich der Ifenhütte an der nörd-lichen Talflanke der Auenmulde auf 1692 m üNN direkt neben dem ehemaligen Viehtriebweg zur Schafalpen. Der Eingang ist komplett mit Latschenkiefern zugewachsen.

Erforschung: Der Schacht wurde im August 2002 bei einer Oberflächenbegehung durch Mitglieder der Speläogruppe Letmathe e.V. entdeckt. Von Sebastian Alberts und Jens Klusmann wurde die Höhle bis auf eine Tiefe von – 50 m erforscht und an die Außenvermessung der Auenmulde angebunden. Im August 2004 wurde der Sebastian-Alberts-Schacht durch ein Team der ARGE Grabenstetten und Speläogruppe Letmathe auf weitere Fortsetzungen abgesucht und vermessen.

Raumbeschreibung: Der von Latschenkiefern umgebene Schachtmund präsentiert sich als recht-eckähnliche Öffnung (Länge 4 m , Breite 1,5 m) an der Sohle einer Steilwanddoline. Senkrecht fällt der mit gesimsten Wänden versehene Schacht in eine Tiefe von – 50 m ab. Die Schuttsohle (Steine und Blöcke) ist ganzjährig teilweise mit einem Schneefeld überdeckt. Am tiefsten Punkt des Schachtes konnten keine Fortsetzungen im Versturz gefunden werden. Die gesamte Schachthöhle ist an einer ESE-WNW streichenden Störungszone angelegt. Auch die Auenmulde selbst folgt in ihrer Anlage eindeutig einer ausgeprägten ESE-WNW streichenden Störungszone.

Die Gesamtlänge des Sebastian- Alberts-Schachtes beträgt 65 m bei einer Höhendifferenz von 51 m (Abb. 23).

Wegen starker Steinschlaggefahr im gesamten Schacht sollte eine Befahrung nur von der nord-seitigen Steilwand erfolgen!

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Die anderen Höhlen in den Forschungsgebieten Auenmulde und Schafalpen Süd (Übersicht Abb. 24; mit dem Programm CAVERENDER 15 erstellt), die von der ARGE Grabenstetten und der Speläogruppe Letmathe bearbeitet wurden, sind in der Reihe Karst und Höhle 2000/2001 „Hochifen und Gottesacker – eine Karstlandschaft zwischen Bregenzer Wald und Allgäuer Alpen“ des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V. München beschrieben.

Autoren:

Achim GuldeOberhof 130 1⁄287471 [email protected]

Fritz MammelAdolf-Reichwein-Weg 2189075 [email protected]