HIFU-Therapie bei inoperablen Pankreastumoren HIFU-Therapie bei inoperablen Pankreastumoren...

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Patienteninformation HIFU-Therapie bei inoperablen Pankreastumoren Ultraschall-gesteuerter hoch-intensiver fokussierter Ultraschall Ultrasound-guided High Intensity Focused Ultrasound

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HIFU-TherapiebeiinoperablenPankreastumoren

Ultraschall-gesteuerterhoch-intensiverfokussierterUltraschall

Ultrasound-guidedHighIntensityFocusedUltrasound

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SehrgeehrtePatientin,sehrgeehrterPatient,an der RadiologischenUniversitätsklinik Bonn steht das ersteUltraschall-gesteuerte HIFU-SystemimdeutschsprachigenRaum.ImGegensatzzuanderen,bereitsinstalliertenGerätenerlaubt dieses System auch die Behandlung von bösartigen Tumoren z. B. derOberbauchorgane.Inden letzten JahrenwurdeüberdenEinsatzdeshochintensiven fokussiertenUltraschallsbei einer Vielzahl an Erkrankungen berichtet, wobei die Behandlung gut- und bösartigerTumorerkrankungenimVordergrundsteht.Mögliche Einsatzgebiete sind beispielsweise die Behandlung inoperabler Tumoren derBauchspeicheldrüse (Pankreas), Leber, Niere, Brust, Knochen, sowie die Behandlung vonUterusmyomen (gutartigen Wucherungen der Gebärmuttermuskulatur), Adenomyose derGebärmutter(EndometriosederGebärmutter)undFibroadenomenderBrust.Im Folgenden soll auf den Einsatz der HIFU-Therapie bei inoperablen Tumoren derBauchspeicheldrüse(Pankreastumoren)eingegangenwerden.WasistHIFU?HIFU ist die englische Abkürzung für „High-Intensity FocusedUltrasound“, im Deutschenhochintensiver fokussierterUltraschall.AlsUltraschallwerdenhochfrequentemechanischeSchwingungenbezeichnet,dieoberhalbderHörschwelledesMenschenliegen(>16kHz).InderDiagnostikvonErkrankungenwirdderUltraschallseitvielenJahrzehnteneingesetzt.ImGegensatzzumdiagnostischenUltraschallwerdenbeimHIFUwesentlichhöhereEnergienerzeugt. Die Ultraschallwellen werden hierbei durch spezielle Wandler gebündelt undkönnensoaufeinwenigeMillimetermessendesGebietfokussiertwerden(sowieeineLupedasSonnenlichtbündelt).HierdurchentstehenimZielgebietTemperaturenvonbiszu80°C,wodurchTumorzelleneffektivabgetötetwerdenkönnen(sog.Tumorablation).WannkanndieHIFU-TherapiebeiPankreastumorenangewandtwerden?Bereits bei der Diagnose eines Pankreastumors befinden sich viele Patienten infortgeschrittenenKrankheitsstadienundkönnennichtmehrinkurativer(heilender)Absichtoperiertwerden, da der Tumor in- oder um angrenzendeGefäßewächst,welcheMagen,Milz, Leber, und Darmmit Blut versorgen. Auch die lokal-ablativen Verfahren, bei denennadelförmige Instrumenteeingebrachtwerden,können indiesenFällenwegenderGefahreinerGefäß- undOrganverletzung in der Regel nicht angewendetwerden, so dass in denmeistenFällennureineChemotherapiebleibt.

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Mit dem nicht-invasiven „berührungsfreien“ HIFU steht für diese Patienten eine neueBehandlungsmöglichkeit zur Verfügung, die die Einschränkungen einer operativen oderminimal-invasivenTherapienichtaufweist.DerHIFUkanndabeialleinoder–imRegelfall-ergänzendzueinerChemotherapiezurSchmerzlinderungund/oderlokalenTumorkontrolleeingesetztwerden.VorteilederHIFU-BehandlungImGegensatzzueinemchirurgischenEingriffoderanderenlokal-ablativenVerfahrenistderHIFU nicht-invasiv und dadurch mit einer sehr geringen Rate an Nebenwirkungenverbunden. Dies resultiert daraus, dass kein Schnitt notwendig ist und auch keineInstrumenteindenKörpereingebrachtwerdenmüssen.NachderzeitigemKenntnisstandwirddavonausgegangen,dassdasumgebendeGewebedurchHIFUgeschontwird.ZudemkannHIFUauchdannangewandtwerden,wennderTumordirektaneingrößeresGefäßangrenzt,daderfokussierteUltraschallgrößereGefäßenichtverletzt.Mit der HIFU-Behandlung kann die Tumorgröße vor allem bei lokal fortgeschrittenenTumoreninpalliativerAbsicht(zurVerbesserungderLebensqualität)verringertwerden.OftkönnentumorbedingteSchmerzennacheinmaligerAnwendungvonHIFUgelindertwerden,sodassPatientennachderBehandlungaufstarkeSchmerzmittelverzichtenkönnen.DieVorteilegegenübereinerBestrahlungundeinerChemotherapieergebensichdadurch,dassdieBehandlungmitHIFUineinerEinzelsitzungdurchgeführtwird.ZudemkannHIFUbeieinem Restbefall oder einem wiederkehrenden Erkrankung (sog. Rezidiv) theoretischbeliebigoftwiederholtwerden.In Bezug auf die lokale Tumorkontrolle konnte bei unseren bisherigen Patienten einemittlereVolumenreduktiondesGesamttumorsvonetwaeinemDrittelnach6WochenundvonetwazweiDrittelnnach3Monatenerzieltwerden.BeiderMehrzahlderPatientenmitSchmerzsymptomatikwurdeeinedeutlicheSchmerzlinderungerreicht.BeiwelchenPatientenkommteineHIFU-TherapieinBetracht?Ob eine HIFU-Behandlung durchgeführt werden kann bzw. sinnvoll ist, muss für jedenPatientindividuellgeklärtwerden.AlsgenerelleVoraussetzungenkönnengelten:• InoperablesBauchspeicheldrüsenkarzinom• StarkesSchmerzsyndrom• DerTumoristmitUltraschalldarstellbar,sichererZugangdesUltraschallszumTumor

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• NarkosefähigerPatientBeiwelchenPatientenkommteineHIFU-TherapienichtinBetracht?• DerTumoristz.B.aufgrundvonNarbenoderVerwachsungennacheinerOperationmit

demdiagnostischenUltraschallnichtdarstellbar(sollteabervonunsüberprüftwerden,auswärtigeUntersucherhabenoftnichtdiegleicheQualifikation)

• EntzündungenderBauchspeicheldrüse• schlechteBlutgerinnung• schlechterAllgemeinzustanddesPatienten• weitfortgeschritteneKrankheitsstadien• nichtnarkosefähigerPatientWieläuftdieBehandlungab?ZurHIFU-BehandlungwerdenSiefür3-4Tagestationäraufgenommen.DieTherapiewirdunterVollnarkosedurchgeführt,damitSiekeineSchmerzenverspürenundvollkommenruhigliegenkönnen.DaherwirdfürSievorderBehandlungeinTermininderKlinikfürAnästhesiologiefürdas Narkosegespräch und die Prämedikation vereinbart. Am Tag der stationären Aufnahmewerden vorbereitende Maßnahmen durchgeführt, Blut zur Kontrolle der Blutgerinnungabgenommenundggf.ergänzenderadiologischeUntersuchungendurchgeführt.Am zweiten Tag findet die Behandlung statt. DieDauer der Therapie ist von derGröße desTumors und der Lage innerhalb des Körpers abhängig. Die eigentliche Behandlungmit HIFUkann 1 bis 3 Stunden betragen, die Gesamtdauer mit Vor- und Nachbereitungen 2 bis 6Stunden. Während der Behandlung werden Herzfrequenz, Blutdruck und Atmung vomAnästhesisten fortwährend kontrolliert. Da es sich nicht um einen chirurgischen Eingriffhandelt,istdasRisikofürKomplikationenwährendderNarkosesehrgering.NacherfolgreicherBehandlungwirddieNarkoseausgeleitet.ImAnschlusswerdenSieunterÜberwachungwiederaufIhrZimmergebracht.WasistvorderBehandlungmitHIFUzubeachten?Für eine erfolgreiche Behandlung sind Vorbereitungsmaßnahmen erforderlich. So ist eswichtig, dass am Vortag eine Darmvorbereitung erfolgt, um z. B. Darmluft zu reduzieren.DazuerhaltenSieeinAbführmittelund3LiterFlüssigkeit (dreiFlaschen).DasAbführmittelmüssen Sie am Vortag gegen 14 Uhr einnehmen. Dazu müssen Sie 1 Liter abführendeFlüssigkeit innerhalb einer Stunde trinken. Den zweiten und dritten Liter nehmen Sie ingleicherWeiseum16Uhrbzw.18Uhr zu sich.Wichtig ist,dassSieabMitternachtnichts

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mehrtrinken.MorgensamTagderBehandlungwirdeinBlasenkathetergelegt.Unmittelbarvor der Therapiewird die Haut der Bauchwand zusätzlich gereinigt, rasiert, entfettet undentgast.Nach Absprache mit allen beteiligten Ärzten müssen eventuell blutgerinnungshemmendeMedikamente (z. B. Aspirin®, Marcumar® oder Plavix®) 7 Tage vor der HIFU-Behandlungabgesetztwerden.VorderTherapiemussmindestens12StundenNüchternheiteingehaltenwerden,d.h.keinEssen, Trinken oder Rauchen. Regelmäßig genommene Medikamente sollten nur nachärztlicherRückspracheeingenommenwerden. WiegehtesnacherfolgterBehandlungweiter?Wir bemühen uns, dass Sie nach der Behandlung keine Schmerzen haben. Sollte diesdennochderFallsein,zögernSienicht,sichzumelden,sodasswirdirektetwasgegendieSchmerzen unternehmen können. In der Regel wird die liegende Infusion ausSicherheitsgründenüberNachtbelassen.AmnächstenMorgenwirdeineUltraschalluntersuchungdurchgeführt,umzukontrollieren,obdieBehandlungerfolgreichgewesenist.In Abhängigkeit von Ihrem Befinden können Sie nach 48-stündiger Überwachung wiedernach Hause entlassen werden. Wenn Sie sich wohl fühlen, können Sie nach drei TagenSchonung Ihre gewohnten Aktivitäten wieder aufnehmen. Vor ihrer Entlassung werdenIhnenTerminefürnotwendigeKontrolluntersuchungenmitgeteilt.DieNachbetreuungerfolgtimRahmenderradiologisch-onkologischenSprechstunde,derenÄrzteinengemKontaktmitIhrenbehandelndenÄrzten(Onkologe,Hausarzt)stehen.NachderHIFU-BehandlungsindKontrolluntersuchungen(Ultraschall,CT,MRT,evtl.PET-CT)inbestimmtenZeitabständennotwendig.Dieserfolgteinerseits,umdenErfolgderTherapieeinzuschätzen, und andererseits, um - nicht zu erwartende - Spätkomplikationenauszuschließen.RisikenundNebenwirkungenderHIFU-TherapieDieAblationeinesTumorsmittelsHIFUisteinzwareinrisikoarmesVerfahrenmitinsgesamtwenigen und nur in den seltensten Fällen schweren Nebenwirkungen. Nichts desto Trotzwerden Sie wahrscheinlich am Behandlungstag und am Folgetag Oberbauchschmerzenhaben,gegendiewir IhnenSchmerzmittelgeben.DieBeschwerdenklingendannmeistensabundauchdieggf.zuvorbestandenenSchmerzenwerdenlangsambesser.HäufigwirdeinMissempfindenoderleichteSchmerzenanderStelleaufderHautverspürt,die über dem behandelten Tumor liegt. Diese Beschwerden sind meist kurz, klingen vonalleinewiederabundbedürfenkeinerweiterenTherapie.

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AndiesenHautstellenkönnenauchHautveränderungen(beiwenigerals5%derPatienten)festgestellt werden, die von einer leichten Rötung, über Schwellungen der Haut bis zukleinen Bläschen reichen können. Diese Hautreaktionen können mit kühlenden Cremesbehandeltwerden,bissienacheinigenTagenwiederverschwinden.In ca. 5 – 10 % der Fälle kann nach der Behandlung leichtes Fieber auftreten, das mitfiebersenkenden Mitteln behandelt werden kann und i. d. R. nach 24 Stunden wiederabklingt.AlsZeicheneinermildenEntzündungsreaktionkönnengeringVeränderungendesBlutbildesmiteinemleichtenAnstiegderEntzündungswerte(CRP,Leukozyten)undorganspezifischerWerte(Lipase,Amylase)imBlutauftreten.Sehr selten (in weniger als 1 % der Fälle) können angrenzende Hohlorgane (Darm,Gallenblase oder Harnblase) verletzt werden; oder es kann sich – nach Infektion – eineEiteransammlung ander Stelle des zerstörten Tumors bilden.Wie bei allenmedizinischenEingriffen istes–wenngleichunwahrscheinlich-auchmöglich,dassSieandenFolgendesEingriffsversterben.KontaktFallsSieFragenhaben,könnenSiesichgerneanunswenden.RadiologischeUniversitätsklinikBonnDirektor:Univ.-Prof.Dr.H.H.SchildAnsprechpartnerProf.Dr.med.HolgerStrunkDr.med.Dr.rer.nat.MilkaMarinovaDr.med.MaximilianRauchOlgaRamigIngridManderla-FrankeFunktionseinheitInnereMedizin/HIFUSigmund-Freud-Strasse25,53127BonnTel.:0228-287-15395eMail:kontakt-hifu@ukb.uni-bonn.dewww.hifu-bonn.dewww.uni-bonn-radiologie.de