Himmlische Oasen

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Himmlische Oasen Irene M. Weiß Die sakralen Kleindenkmäler der Pfarre Wieselburg

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von Irene M. Weiß

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Himmlische OasenIrene M. Weiß

Die sakralen Kleindenkmäler der Pfarre Wieselburg

Irene M. Weiß

Himmlische Oasen Die sakralen Kleindenkmäler der Pfarre Wieselburg

Eigenverlag Irene M. Weiß

Band 8

Weiß, Irene M.:Himmlische Oasen

Die sakralen Kleindenkmäler der Pfarre Wieselburg1. Auflage – Wieselburg, 2008

ISBN 978-3-9501919-0-5

Eigentümer, Herausgeber und Verleger:Irene M. Weiß, A-3250 Wieselburg, Johann Wintergasse 9

Gestaltung:Mag. (FH) Johanna Weiß, A-3250 Wieselburg, Johann Wintergasse 9

Druck:radinger.print, A-3270 Scheibbs, Ruthesheimer Straße 17

Copyright © 2008 Irene M. Weiß, Wieselburg

Vorwort von Monsignore Dechant Mag. Franz Dammerer . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 5Geschätzter Leser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 6Eine kleine Geschichte zur Auffindung von Quellen und wieviel Glück man dazu braucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 7Kapellenstandorte – Orte der Kraft? . . . . . . Seite 8

Bauxberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 108Berging . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 12Bodensdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 17Brandstetten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 56Brunning . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 25Dürnbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 38Fohregg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 56Forst am Berg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 56Furth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 56Galtbrunn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 56Großa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 56Grub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 163Gumprechtsfelden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 82Haag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 104Hart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 151Hochrieß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 82Holzhäuseln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 127Hörmannsberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 56

Inhaltsverzeichnis

Krügling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 108Laimstetten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 179Marbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 127Moos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 191Mühling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 135Neumühl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 82Oed am Seichten Graben . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 145Oed beim Roten Kreuz . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 56Plaika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 151Rottenhaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 163Schadendorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 179Sill . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 82Ströblitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 191Wechling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 197Weinzierl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 210Wieselburg – Dürnbacher Straße . . . . . . . . . Seite 38Wieselburg – Kirchenberg . . . . . . . . . . . . . . Seite 233Wieselburg – Peripherie . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 261Wieselburg – Rabenschule . . . . . . . . . . . . . . Seite 135Wieselburg – Zentrum . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 273

Danke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 310Fußnoten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 312Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 317Literaturnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 320

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hungsgeschichte berichten können, diese wichtigen Kleinode des Glaubens zu fotografieren und ein Buch daraus zu machen, das ein wichtiges Dokument für unsere Pfarre darstellt. Hätte sie es jetzt nicht getan, wer weiß, ob die nächste Generation noch erzählen könnte, warum so ein Denkmal entstanden ist und an seinem Platz steht.Möge dieses Buch vielen ein besinnlicher Wegbeglei- ter werden und mögen alle, die vor diesen Kreuzen und Kapellen beten, getröstet und ermutigt in ihren Alltag zurückkehren.

Franz Dammerer, Pfarrer

Wir alle sind in eine Welt hinein geboren, die so viel Schönes bietet, dass wir nur staunen und dankbar sein können. Diese Welt ist aber nicht vollkommen und schon gar nicht wir Menschen. Wir haben immer wie- der mit Naturkatastrophen zu kämpfen, sind be- droht und gefährdet durch Schicksalsschläge und überraschenden Ereignissen, die uns manchmal ratlos machen.Weil wir unser Leben nie ganz in den Griff bekommen, haben Menschen zu aller Zeit Zuflucht in ihrem Glau- ben gesucht und da auch Trost und Zuversicht er- fahren. Die vielen kleinen Kapellen, Marterl und Wegkreuze in unserer Pfarrgemeinde sind deutlich sichtbare Zeugen dafür. Sie erzählen uns von dra- matischen Ereignissen und bitteren Erlebnissen, die Menschen in ihrem Leben machen mussten und sie sagen uns, dass Menschen daran nicht zerbrochen sind, weil sie an den großen und unbegreiflichen Gott glaubten.Sie laden uns auch heute ein, ein wenig nachdenklich und still zu werden und kurz zu verweilen, um un- ser eigenes Leben zu überdenken und das Gespräch

01 Monsignore Dechant Mag. Franz Dammerer.

Vorwort von MonsignoreDechant Mag. Franz Dammerer

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mit unserem Schöpfer zu suchen. Ich danke Irene Weiß, dass sie sich der mühevollen Aufgabe unterzogen hat, all diesen Wegkreuzen und Kapellen nachzuspü- ren, Menschen zu befra- gen, die über die Entste-

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aufgenommen wurde und wie eifrig Fotoalben durch- stöbert wurden, um alte Bilder ausfindig zu machen. Bei diesen Besuchen durfte ich so manche köstliche Mehlspeise verkosten und kam auch in den Genuss von selbstgebackenem Bauernbrot – danke dafür!Eines Tages suchte ich Maria Eilenberger auf, um sie zu fragen, ob sie einige „Objekte“ übernehmen wolle. Ich schätze ihre Kenntnis alter Urkunden aus den Archiven der Diözese, der Pfarre und anderer Archive. Sie verwies mich auf Texte in den St. Pöltner Nachrichten und auf Pläne und Bilder, die ich in der Folge zu beschaffen versuchte. Erfreut über die Zusage arbeitete ich weiter, und Teil um Teil fügte sich zusammen. Nachdem ich über Franz Wiesenhofer auf das Bildmaterial von Alois M. Wolfram gestoßen war, versuchte ich lange Zeit auch an seine Texte zu gelagen. Letztlich kontaktierte ich meinen Retter aus mancher lokalhistorischer Not, Hans-Hagen Hottenroth, der mir den Kontakt zu Dr. Fritz Wolfram verschaffte. Der Freundlichkeit von Dr. Wolfram ist es zu verdanken, dass sich viele Fragen noch klärten. Ich habe viele der Aufzeichnungen seines Vaters in meine Texte eingebunden. Somit finden die Forschungen von Alois Wolfram in diesem Buch einen würdigen Platz.Einen wunderbaren Fund machte ich zufällig im Internet. Ich fand auf der Homepage der NÖ Landesbibliothek eine Sammlung von Marterl-darstellungen aus Wieselburg aus dem Jahre 1937. Ich habe mich in diesem Buch nicht damit begnügt, die Daten und Geschichte der sakralen Denkmäler

... ich freue mich, dass ich Ihnen den achten Band meiner heimatkundlichen Serie präsentieren darf. Im Jahre 2003 habe ich begonnen, besonders malerische Bildstöcke und Kapellen zu fotografieren, um die Bilder zu Weihnachtskarten zu verarbeiten. Die Fülle der Bil-der brachte mich auf die Idee, ein Buch über die sakra-len Kleindenkmäler zu schreiben. Als ich erfuhr, dass unser Pfarrer bereits an einem Marterlbuch arbeitet, habe ich das Thema ad acta gelegt. Es vergingen einige Jahre und es erschien kein Buch. So fasste ich eines Tages ein Herz und fragte unseren Dechant, ob er nun an diesem Buch arbeite. Auch er hatte begonnen, die Bildstöcke zu fotografieren und einige Texte zu sam- meln, doch fehlte ihm letztlich die Zeit, um ein Buch heraus zu geben. Nachdem er mich sozusagen mit der Aufgabe, die sakralen Kleindenkmäler zu-sammenzustellen, betraut hatte, fotografierte ich weiter und versuchte ein vollständiges Verzeichnis aller Heiligendarstellungen in der Pfarre zu erstellen. Es gelang nur bedingt, denn wieder und wieder entdeckte ich neue Objekte oder erhielt von diesen Kenntnis. Zwischenzeitlich begann ich Literatur zu sammeln und die ersten Gespräche zu führen. Während Pfarrer Dammerer noch immer an ein kleines Taschenbüch-lein zum Einstecken dachte, wusste ich bereits, dass ich jedes mir bekannte Detail in das Buch aufnehmen musste, sollte es nicht in Vergessenheit geraten. Meine liebe Bekannte Christa Spörk knüpfte die ersten Kontakte für mich über den Pfarrkirchenrat. Nun begann jene Phase der Entstehung eines Buches, die ich am meisten liebe – nämlich der Kontakt mit den Menschen. Hatte ich bisher vorwiegend im Stadtge- biet meine „Ermittlungen“ durchgeführt, so brachte mich das neue Projekt vorwiegend mit den Menschen in den „Dörfern“ der Landgemeinde in Kontakt. Im Zuge meiner Erkundungen lernte ich die Umgebung von Wieselburg relativ gut kennen, waren doch Ortsbezeichnungen wie Galtbrunn, Forst am Berg oder Hörmannsberg für mich bisher nur Namen auf der Landkarte gewesen. Ich war überrascht, wie herzlich ich

02 Alois Maria Wolfram.01 Maria Eilenberger.

Geschätzter Leser, ...

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aufzulisten, sondern habe auch sozusagen das „Drumherum“, Geschicke und Abstammung von Per- sonen und Ähnliches beigefügt und daher manchmal den Rahmen des Notwendigen gesprengt. Dies ist mit voller Absicht geschehen, weil es oft von Interesse ist, Zusammenhänge zu wissen, die ansonsten verloren gehen würden, weil sie einfach schwer in einen Rahmen einzufügen sind.Wie bei allen meinen Büchern unterstützte mich auch hier wieder mein Mann mit seinen historischen Kenntnissen und dem Lesen der kurrenten Schriften. Meine Tochter Johanna hat wieder das Layout des Buches gestaltet und mein Sohn Sebastian hat einen Großteil der Bilder bearbeitet. So gesehen ist das Buch ein echtes Familienwerk. Ich habe dem Buch eine lange Dankesliste angefügt, in der alle meine Kontakte aufscheinen und ich hoffe wirklich, niemanden ver- gessen zu haben. Nachdem die Entstehung des vor- liegenden Buches sozusagen fünf Jahre dahingärte, freue ich mich, dass die Fertigstellung in jenes Jahr fällt, in welchem die Pfarre das 50-jährige Jubiläum der Weihe der neuen Kirche feiert. Ich hoffe, dass Sie, geschätzte Leser, doch auch wieder einige Neuigkeiten für sich selber finden können. Vielleicht werden Sie bei Ihren Spaziergängen nun das eine oder andere Kleindenkmal bewusster sehen oder überhaupt erst entdecken. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude mit dem Buch!Herzlichst Ihre Irene M. Weiß

erhielt ich die Bilder in digitaler Form, doch leider konnte ich über die Herkunft dieser Zeichnungen nichts erfahren. Bei näherem Betrachten bekam ich den Eindruck, dass es sich um Kinderzeichnungen handelte. Manche, wie jene vom Bildstock in der Grub, waren sehr kindlich, andere wieder schienen mit ziemlich sicherem Strich angefertigt worden zu sein. Laut der Beschreibung im Katalog der Topographischen Sammlung sind die Bilder durchwegs aus dem Jahre 1937. Wie untenstehende Abbildung eines Blattes zeigt, sind die Zeichnungen nummeriert. Ich konnte folgende Nummern ausfindig machen: 3 Hölzerner Bildstock bei Koller in der Grub 4 Holzkreuz bei Öd5 Gemauerter Bildstock bei Punz, Gemeinde Gumprechtsfelden6 Holzkreuz bei Schiefer in Weinzierl8 Kapelle bei Landstetter in Großa12 Bildstock zu Marbach21 Bildstock zu Bodensdorf26 Bildstock beim Grabenhof30 Kaninghof, Gemeinde Weinzierl

Eine kleine Geschichte zur Auffindung von Quellen und wieviel Glück man dazu braucht

Wie eingangs schon erwähnt, entdeckte ich eines Tages durch Zufall auf der Internetseite der NÖ Landesbibliothek einige Bilder von Kapellen und Bildstöcken aus der Pfarre Wieselburg. Natürlich nahm ich sofort Kontakt zur Landesbibliothek auf. Sehr rasch 03 Eines der Bilder aus der NÖ Landesbibliothek.

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Schon Wochen vor diesem höchst erfreulichen Fund hatte mir Maria Eilenberger in einem Gespräch mit- geteilt, dass in den 1930er Jahren die Schulen von der NÖ Landesregierung den Auftrag bekommen hatten, die Bildstöcke der Umgebung mit Hilfe der Kinder zu erfassen und das Ergebnis an die Landesregierung zu übermitteln. Sie erinnerte sich noch, dass in Wiesel- burg diese Aufgabe Fachlehrer Albrecht Steuer über-nommen hatte. Frau Eilenberger konnte im NÖ Landesarchiv seinerzeit im Eingangsbuch 1937/38 eine Mappe mit der Aufschrift „Marterlerfassung“ aus-findig machen, welche den Vermerk „exhibit“ trug und leer war. Die Bestätigung dieser Geschichte fand ich in der Chronik der Volks- und Hauptschule Wieselburg: „Am 17. April 1937 wurde ein genaues Verzeichnis sämtlicher im Pfarrsprengel Wieselburg befindlicher Marterl an die Direktion der nö. Landessammlungen eingesendet. Die Sammelarbeit hat in mustergültiger Weise Hr. Fl. Steuer durchgeführt.“ Durch weitere Recherchen im Landesarchiv konnte ich eruieren, dass bereits am 25. Februar 1935 ein Schrei- ben an die Bürgermeister ergangen war: „Ein wichtiger Faktor im n.ö. Landschaftsbilde sind die zahlreichen Marterln, Kapellen und Denksäulen, sie finden sich in jeder Gemeinde unserer Heimat. Die Sorge um die Kenntnis unserer niederösterreichischen Heimat ge- bietet, sie alle systematisch zu sammeln. Die Direktion der n.ö. Landessammlungen, mit dieser Aufgabe be-traut, bittet Sie, sehr geehrter Herr Bürgermeister, um Ihre wertvolle Mitarbeit bei dieser Sammlung durch kostenlose Einsendung von Lichtbildern (Min-destgröße 9 mal 12 cm) oder Zeichnungen. Auf der Rückseite jedes Bildes wären der genaue Standort des Marterls, der Kapelle oder Denksäule und allfällige Inschriften mit Tinte anzumerken. Die Vorderseite des Bildes ist jedenfalls von Bemerkungen frei zu halten. Sollte es nicht möglich sein, Bilder oder Zeichnun- gen anfertigen zu lassen, so ersucht die Direktion der n.ö. Landessammlungen wenigstens um ein vollstän-diges Verzeichnis aller in Ihrem Gemeindegebiete befindlichen Marterln, Kapellen und Denksäulen nebst genauen Standortsangaben und sagen für Ihre freundliche Mühewaltung schon im Vorhinein ihren verbindlichsten Dank.“

Vermutlich hatte dieser Aufruf an die Bürgermeister wenig Erfolg, weshalb zwei Jahre später ein Versuch unternommen wurde, über die Schulen an die Verzeichnisse und Bilder zu gelangen. Wie schon erwähnt, übermittelte die Direktion der Volks- und Hauptschule Wieselburg ein Konvolut von Zeichnungen mit folgendem Begleitschreiben: „In der Anlage wird ein genaues Verzeichnis sämtlicher im Pfarrsprengel Wieselburg befindlicher Marterln vorgelegt. Dieser Sprengel umfasst die Gemeinden: Wieselburg, Weinzierl, Wechling, Marbach, Mühling und Gumprechtsfelden.“ Gezeichnet ist dieses Schreiben vom damaligen Direktor der Volks- und Hauptschule Wieselburg Josef Fellinger 1). Mit 5. Mai 1937 sandte die Direktion der n.ö. Landessammlungen ein Dankschreiben an die Direktion der Wieselburger Schule: „Die Direktion der n.ö. Landessammlungen beehrt sich für die umfangreiche Marterlsammlung den besten Dank auszusprechen.“Leider sind mit dem Verschwinden der Zeichnungen auch Informationen von unschätzbarem Wert verschwunden. Mit Sicherheit hätte das Auffinden der Zeichnungen noch etliche in diesem Buche offen gebliebene Fragen zu beantworten vermocht.Weitere Anfragen beim Bundesdenkmalamt, im Diözesanarchiv und in der Bildersammlung der Nationalbibliothek blieben leider erfolglos.

Kapellenstandorte – Orte der Kraft?

Aufgrund verschiedener Hinweise aus der Literatur und eines glücklichen Umstandes, dem ich die Bekannt- schaft von Josef Koch aus Dürnbach verdanke, ließ mich die Idee nicht mehr los, die Standplätze von sakralen Kleindenkmälern auf Wasseradern, Erd- strahlen und Kraftfelder untersuchen zu lassen. Ich wandte mich also eines Tages an Herrn Koch und frag- te ihn, ob er Interesse an einem kleinen Experiment

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Organismen einwirken. Relativ nahe an der Erdober-fläche verlaufende Wasseradern können in Trocken-zeiten auch einmal verschwinden bzw. in Regenzeiten plötzlich auftauchen. Da sich die Wasseradern in unterschiedlichen Tiefen im Erdreich befinden, kann es auch sogenannte Wasseraderkreuzungen geben. Diese Zonen sind besonders gefährlich.u Ley-Linien, auch Drachenlinien genannt, sind ge- radlinig und verbinden Kultstätten und Orte der Kraft miteinander. Sie sind unsichtbare energetisch geladene Bahnen, welche hunderte von Kilometern lang sein können. Sie verfügen oft über eine Breite von mehreren Metern. Diese Energiebahnen sind mit jenen im menschlichen Körper zu vergleichen. Genauso wie man durch Akupunktur den Fluss der Energie steuern kann, kann auch der Mensch durch verschiedenste Maßnahmen Einfluss auf die Ley-

hätte. Er überlegte nicht lange, wollte aber noch seinen Bekannten, den Rutengänger Leopold Hirsch aus Pöbring, beiziehen. Inzwischen wählte ich jene Bildstöcke und Kapellen aus, die wir unter die Lupe nehmen wollten.Zum besseren Verständnis möchte ich hier eine kurze Information zur Klärung einiger Begriffe geben: Energien werden in zwei grundlegende Formen unterteilt, nämlich in die linksdrehenden und in die rechtsdrehenden. Die linksdrehenden Energien sind schwächend (negativ), die rechtsdrehenden sind stär-kend (positiv). Nicht zuletzt wirken Wasseradern, Erd-verwerfungen, Hartmanngitter, und Currylinien auf das gesamte Leben und auf unser Wohlbefinden. u Die Hartmannlinien bilden ein Netz, das über den gesamten Erdball verläuft – deswegen heißt es auch Globalgitternetz. Die Linien sind ca. 20 cm breit und verlaufen gleichmäßig im Abstand von etwa 2 - 2,5 m. Sie lassen sich nahezu nicht ablenken! An den Kreuzungspunkten ist das Strahlungspotential doppelt so hoch wie an den Linien selbst. Die Linien gelten als harmlos, die Kreuzungsflächen sollte man meiden. u Das Curry-Gitter oder Diagonalgitter nach Dr. Curry verläuft diagonal zu den Hartmanngitterlinien und es hat diesen gegenüber eine Besonderheit: Die Linien sind veränderlich. Sie sind abhängig vom Geländeverlauf, von Aktivitäten der Sonne und der Gezeiten, sie lassen sich auch von anderen Erdstrahlenphänomenen ab-lenken. Der Linienabstand schwankt zwischen 2,5 und 3,5 m, die Linien selbst sind meist 40 bis zu 70 cm breit! Auch hier ist das Strahlungspotential an den Kreuzungen doppelt so hoch wie an den Linien selbst.u Verwerfungen sind Zonen, in denen es durch geo- logische Aktivitäten zu Vermischungen von verschie-denen Erdschichten gekommen ist. Verwerfungen können als Folge von Erdbeben, Erdrutschen oder Vulkanausbrüchen entstanden sein. Solche Zonen kommen meist recht großflächig vor. Im gesamten Bereich von Verwerfungszonen ist erhöhte Erdstrahlung feststellbar sowie eine Veränderung des natürlichen Erdmagnetfeldes.u Wasseradern sind Zonen im Erdreich, in denen sich Wasser bewegt. Durch die Reibung am umliegenden Material entstehen Schwingungen oder Felder, die auf

04 Leopold Hirsch auf der Suche nach Wasseradern.

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Kraftplätzen rechtsdrehendes Wasser vorhanden ist, ebenso wie Curry- und Hartmannkreuzungen.u Als erstes Objekt wollte ich mit den beiden Herren den Bildstock beim Grabenhof aufsuchen, weil ich wusste, dass dieser versetzt wurde und ich auch den alten Standort kenne. Es zeigte sich, dass auf dem Platz der alten Kapelle rechtsdrehendes Wasser, Hartmann- und Currylinien vorhanden waren. Die Boviseinheit im seelischen, geistigen und materiellen Bereich betrug den hohen Wert von 13.500. Alle Messdaten wiesen auf besondere Harmonie an diesem Platz hin. Der Standort der alten Kapelle war – wie vermutet – kein zufälliger. Seine Kraft wurde noch durch die Anwesenheit der alten Linde verstärkt. Bei näherer Betrachtung des Standortes der neuen Kapelle zeigten sich weder magnetische Linien noch Wasser und die Boviseinheiten hatten hier nur einen Wert von 4000 bis 6000. Für mich ist das ein Beweis, dass man alte Bildstöcke nicht versetzen soll. In Rottenhaus wurde der renovierungsbedürftige und von den Wurzeln der alten Linde bedrohte Bildstock belassen, aber dafür die Linde entfernt – eine durchaus akzeptable und praktikable Variante zur Erhaltung des Standortes eines sakralen Denkmales.

Linien nehmen. Die sogenannte Lithopunktur versucht durch Steinsetzungen die Energie ungehindert fließen zu lassen, wo sie durch Architektur, Verkehrsflächen und andere Barrieren gestört ist. Ley-Linien können positiv oder negativ geladen sein. Wo sie sich kreuzen befindet sich ein Kraftort, ein sogenanntes Ley-Center. Die Römer sollen ihre langen geraden Straßen entlang von Ley-Linien gebaut haben, damit die Soldaten auf längeren Märschen Energie tanken konnten. Die großen Wallfahrtsorte sind durch Ley-Linien verbunden. Die Ley-Linien tragen enorme Lebensenergie in sich. Wo diese fließt, werden die Menschen inspiriert und das Wachstum von Flora und Fauna gefördert. Aus prähistorischer Zeit sind uns Plätze bekannt, an denen mit besonderer Kraft eigene Rituale ausgeführt wurden. Solche Kraftorte ermöglichen Tier und Mensch ein schnelles Auftanken mit Lebensenergie. Oft wurden Feldkreuze und Kapellen auf solchen Kraftorten gebaut.u Um die „Biologische Qualität“ messen zu können, entwickelte der Physiker Bovis das Biometer. Die Biologische Qualität wird in der entsprechenden Einheit, genannt Boviseinheit, gemessen. Nun muss noch angeführt sein, dass an den besonderen

05 + 06 Josef Koch bei seinen Mesungen beim Kreith-Stöckel.

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vorhanden. Hier zeigte sich noch die Besonderheit einer „Sakralen Zone“, die Herrn Koch zu denken gab. Ich erinnerte mich, dass ehemals der Altar in der Kapelle aus der Reinsberger Kirche stammte und der Engel und die Muttergottes mit dem Kinde noch immer als Relikte des alten Altares vorhanden waren. Möglicherweise sind die Figuren der Grund für diese besonderen Messergebnisse.u Die Zeit war schon fortgeschritten und ich wollte unbedingt noch das „Rote Kreuz“ in Oed begutachtet wissen. In der nahen Umgebug des fast vier Meter hohen, mit einem Schieferdach gedeckten Bildstockes waren weder Wasser, noch Curry- oder Hartmannlinien feststellbar. Das war sehr verwunderlich. Bei näherer Betrachtung fanden sich aber in elf Metern Entfernung sowohl Wasser wie auch Linien wieder. Was das bedeutete, zeigte sich erst bei der Messung der Boviseinheiten, die in allen drei Räumen 19.000 (!) betrug. Somit war klar, dass die Energie dieses Platzes so hoch ist, dass die Linien überlagert werden. Das Energieband, welches bisher höchstens 160 Einheiten angezeigt hatte, ließ das Pendel bis zum Wert von 1280 ausschlagen. Es zeigten sich auch sehr starke Ley- Linien. Nachdem keine geopathische Zone feststellbar war, ist es schwer zu glauben, dass sich hier ein Galgen befunden oder auch Schlachten stattgefunden hätten. Vielmehr könnten die Messungen eine Unter- mauerung der These Stefan Denks sein (siehe Kapel- lenbeschreibung „Rotes Kreuz“).

u Als nächstes besuchten wir das Kreith-Stöckel in Wechling. Wieder waren rechtsdrehendes Wasser, Curry- und Hartmannkreuzungen sowie auch Ley-Linien vorhanden. Die geistige und seelische Qualität hat hier den hohen Wert von 18.000 Bovis. Die Größe des Kraftfeldes beträgt etwa vier Quadratmeter, es ist jedoch eine geopathische Zone in der Umgebung, die eventuell auf ein früheres Schlachtfeld hinweist.u Ähnliches wie beim Grabenhof-Bildstock zeigte sich bei der Ströblitzer Dorfkapelle. Allerdings wussten wir zu Beginn nicht, dass es auch hier einen alten Standplatz gab und führten den geringen Kraftplatz auf den jungen Bau der Dorfkapelle zurück sowie auf die Tatsache, dass die Menschen des 20. Jahrhunderts andere Kriterien bei der Standortwahl ins Auge fassen als es früher der Fall war. Noch bevor uns Herbert Ramsauer von der alten Kapelle erzählte, stellte Leopold Hirsch fest, dass sich etwa 19 bis 20 m von der jetzigen Kapelle entfernt ein Kraftplatz befände. Während die Boviseinheiten am neuen Standort im geistigen und seelischen Berich 12.000 und im materiellen Bereich 6.500 betrugen, ließen sich am alten Standort im geistigen und seelischen Bereich 18.000 und im materiellen 13.000 Einheiten feststellen.u Meine Neugier stieg, als wir uns der Stelle näherten, wo sich früher das Deisel-Kreuz befand. Würde es möglich sein, den Platz mit der Rute und dem Biometer zu finden? Nach längerer Suche kamen meine beiden Begleiter zum Schluss, den Platz gefunden zu haben – und es war jener, den mir Anton Trümmel aus Schadendorf wenige Tage zuvor gezeigt hatte. Die gesamte Energie des Platzes war negativ und auf der emotionalen Ebene zeigten sich Messergebnisse, die auf das damalige Unglück hinweisen.u Die Schadendorfer Dorfkapelle zeigte wieder alle Indzien eines Kraftplatzes: rechtsdrehendes Wasser, Curry- und Hartmannkreuzungen sowie seelische und geistige Boviseinheiten von 16.000 und materielle Werte von 10.000 Bovis.u Anschließend hatte mich noch die Brunninger Dorfkapelle aufgrund ihrer bewegten Geschichte außerordentlich interessiert. Currykreuzung, Hart-mannkreuzung und rechtsdrehendes Wasser sind 07 Leopold Hirsch mit seiner Wünschelrute.

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Berging

HaagBodensdorf

Plaika

Mühling

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Berging

1 Der Dorfbildstock in Berging2 Florian auf dem Hof von Alois und Anna Teufl, Berging Nr. 5

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Kurz vor der Ortstafel „Berging“ befindet sich, wenn man von Wieselburg kommt, ein gepflegter Kapellen- bildstock am rechten Straßenrand. Das Bänkchen davor ladet zu einer kurzen Rast und zum Betrachten. Im Inneren des Bildstockes steht eine Marienstatue, die vom Mühlinger Schnitzer Ernst Waclavec stammt.Der Bildstock wurde 1990 neu erbaut und gehört der Dorfgemeinschaft Berging. Am 22. Mai 1990 wurde er im Rahmen einer Maiandacht von Pfarrer Dammerer feierlich geweiht. Alljährlich findet hier die Maiandacht der Dorfbewohner von Berging statt. Außerdem pflegt man in Berging noch das Kreuzbeten und den Florianirosenkranz. Schon lange Zeit bestand an dieser Stelle ein Bildstock, dessen Front allerdings zur Wieselburger Kirche gerichtet war und den zwei riesige Kastanienbäume behüteten. Angeblich ist die Kapelle über Pestgräbern erbaut worden. Leopoldine Steiner erinnert sich noch, dass die Hügel der Gräber zu sehen waren.

01 Die Weihe des Bildstockes nahm Dechant Mag. Franz Dammerer vor. 02 Der Kapellenbildstock von Berging. Links im Hinter-grund Weinzierl, rechts die Häuser von Haag und die Wieselburger Kirche.

Der Dorfbildstock in Berging01

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30 cm Tiefe, die ein auf Blech primitiv gemaltes Bild birgt. Man sieht oben die hl. Dreifaltigkeit, darunter die drei Pestpatrone Rochus, Rosalia und Sebastian. Das Bild ist gezeichnet: F. Foertsch. Die Nische ist durch ein schönes Schmiedeeisengitter abgeschlossen. Östlich zeigt die Seitenwand des Bildstockes außen eine kleine Nische von 35 cm Höhe, 30 cm Breite und etwa 5 cm Tiefe. Sie blickt gegen den Fahrweg und hat vermutlich einst auch ein Bild geborgen. Vor dem Bildstock steht eine Kniebank, etwas entfernt eine Sitzbank.“ In den Aufzeichnungen Wolframs findet sich die Geschichte von August Reisinger, geboren 1913, Bauer in Berging Nr. 1 wieder, welche dieser 1970 erzählte: „Die Kapelle gehört dem ganzen Dorfe. Sie ist 1868 erbaut worden, bis vor kurzem hat man noch die Jahreszahl über der Nische lesen können. Wie meine

Meine Freude war groß, als ich bei Familie Dachsberger das Bild aus dem alten Bildstock ausfindig machen konnte. Es ist auf Blech gemalt und noch in her-vorragendem Zustand. Am rechten unteren Bildrand ist die Signatur „F. Forrtsch“ zu erkennen. Angeblich wurde das Bild nach dem Krieg vom Maler Johann Schneider restauriert. Dieser war der Onkel von Helga Leitzinger und erlernte das Malerhandwerk bei seinem Onkel Leopold Schneider, der sein Maler- geschäft in der Mankerstraße hatte. Genaueres über den alten Bildstock weiß Alois Wolf- ram in seinen Aufzeichnungen zu berichten: „Etwa 100 Schritte nördlich der Häuser von Berging steht zwi- schen zwei alten Kastanienbäumen ein Bildstock ohne Kreuz auf dem Dache. Er ist 295 cm hoch, 170 cm breit und 75 cm tief. 85 cm über dem Boden beginnt eine Rundbogennische von 108 cm Höhe, 78 cm Breite und

03 Der Kapellenbildstock von Berging. 04 Der alte Bildstock zwischen den Kastanienbäumen.

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Großmutter und alle alten Leute erzählt haben, ist dort, wo die Kapelle steht, ein Pestfriedhof. Einmal soll bei der Pest der ganze Ort ausgestorben sein, nur ein Knecht soll als einziger übrig geblieben sein. Wann dies gewesen ist, weiß niemand mehr.“ Auch hier besteht angeblich, wie in Mühling und Gumprechtsfelden, ein altes Versprechen, die Leichen zum Friedhof nach Wieselburg zu tragen und beim Bildstock abzusetzen um für den Verstorbenen zu beten. Früher, so erzählte Herr Reisinger, fanden bei der Kapelle Maiandachten statt. Vorbeter war ein gewisser Schragl, Vorbesitzer des Hofes. Als er 1905 verstarb, hat man mit den Maiandachten aufgehört. 1906 brannte der ganze Ort infolge eines Blitzschlages ab. Dies, so meinten die Leute, sei die Strafe dafür gewesen, dass man die Maiandachten hat abkommen lassen.Möglicherweise stand auf dem Platz des Pestfriedhofes immer schon ein Kreuz, das 1868 durch den beschriebenen Bildstock ersetzt wurde.

05 Der alte Bildstock hatte an der östlichen Seitenwand eine kleine Nische, die zum Fahrweg gerichtet war und vermutlich einst auch ein Bild barg . 06 Franz Dachsberger, Maria Schnatt mit Maria Dachsberger auf dem Schoß, Traude Teufl, Christine Teufl, Josefa Schaufler am 14. Juni 1966 vor dem Bildstock. 07 Das Blechbild aus dem alten Bildstock, das noch gut erhalten ist, fand sich auf dem Dachboden der Familie Dachsberger.

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Seit 1876 ist Familie Teufl Eigentümer des Hofes Berging Nr. 5.Im Jahre 1906 wurde Berging von einer schrecklichen Feuersbrunst heimgesucht, bei der alle Häuser, bis auf ein am Rande des Dorfes gelegenes Gehöft, abbrannten. Das Feuer entstand durch Blitzschlag. Bei einem schrecklichen Gewitter fuhr ein Blitz in den Rauchfang des Hauses der Familie Dachsberger, bahnte sich den Weg durch den Ofen in die Stube und fuhr durch das Vorhaus in den Hof, wo er den Stadel anzündete. Da damals die Dächer noch strohgedeckt waren, brannte bald das ganze Dorf. Der von der Donau kommende Wind begünstigte die Brandausbreitung enorm.Beim Wiederaufbau des Hofes der Familie Teufl wurde, um künftig Schutz vor Feuer zu erbitten, eine Florianifigur in eine Nische an der straßenseitigen Hoffront gestellt. Hier steht sie nun seit bereits über 100 Jahren.

08 Der Florian auf dem Haus Berging 5. 09 Das Haus der Familie Teufl in Berging 5. 10 Die Inschrift über der Haustür lautet „N5 19 JJT 06“.

Florian auf dem Hof von Alois und Anna Teufl, Berging Nr. 5

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Bodensdorf

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1 Bildstock beim Hof von Franz und Anna Hölzl, Bodensdorf 92 Christophorus von Franz und Anna Hölzl, Bodensdorf 93 Kruzifix am Kellerstöckel der Familie Aigner, Bodensdorf 84 Florian auf dem Haus der Familie Gerstl, Bodensdorf 75 Bildstock beim Hof von Leo und Maria Wurzer, Bodensdorf 5

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Im Jahr 1977 hatte Franz Hölzl einen schweren Unfall. Bei Arbeiten im Stall hatte ihn ein Stier von 700 kg Körpergewicht mit der Schnauze hochgehoben und auf den Betonboden geworfen. Dabei erlitt Franz Hölzl schwerste Kopfverletzungen und es war nicht sicher, ob er den Unfall überleben würde. Jahre zuvor hatte er bereits eine schwere Erkrankung überlebt. „Zum schuldigen Dank“ errichtete Franz Hölzl 1998 einen Säulenbildstock mit tabernakelartigem Aufsatz, in dem sich eine Leonhardifigur eines Salzburger Schnitzers befindet. Der gesamte Bildstock entstammt der geschickten Hand Franz Hölzls – von der Planung bis zur Ausführung.

01 Der Bildstock neben dem Hölzl-Hof hebt sich von den Silberfichten im Hintergrund ab. 02 Die Statue des Hl. Leonhard ist das Werk eines Salzburger Künstlers. 03 Der stattliche Hof der Familie Hölzl in Bodensdorf mit dem Säulenbildstock.

Bildstock beim Hof von Franz und Anna Hölzl, Bodensdorf 9

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An der Straßenkreuzung vor dem Hof Bodensdorf 9 kann man das „Monumentengärtlein“ von Franz Hölzl nicht übersehen. Er hat es mit eigener Hand angelegt. Erstens deshalb, weil er Steine gerne mag; zweitens, weil er es um seinen Hof herum schön haben will und drittens, weil er zur Jahrtausendwende etwas Besonderes schaffen wollte.Er baute in das vordere Zentrum einen kreisförmigen Sockel auf dem ursprünglich eine Granitfigur des Hl. Christophorus platziert war. Er entschied sich für den Schutzheiligen der Autofahrer, weil erstens der Stand-ort neben der Straße gelegen ist und zweitens Franz Hölzl tausende Stunden auf seinem Traktor verbrachte – ganz Wieselburg kennt ihn als Lenker seines blauen Traktors.Den Christophorus bestellte Herr Hölzl bei der Firma Schuberth, welche die Figur in China anfertigen ließ. Entsprechend chinesischen Verhältnissen ist die Figur des Heiligen relativ gedrungen ausgefallen, doch nicht minder schwer, denn sie wiegt 2500 kg. Die am 3. De-zember 2004 aufgestellte Heiligenfigur stand aber nicht einmal ein Jahr, da sie dem Besitzer nicht gefallen wollte. Unglücklicherweise stand sie so, dass er sie aus dem Schlafzimmerfenster sehen konnte. Jeder Tag endete mit einem Blick auf den chinesischen Christophorus und jeder Tag begann mit einem Blick auf die ungeliebte Statue. So musste der steinerne Christophorus nach kurzem Aufenthalt in Bodensdorf das Backsteinpodestchen verlas-sen und einem Bacchus wei-chen.

04 + 05 Der „Chinesische Christophorus“ im Monumenten-gärtlein des Franz Hölzl.

Christophorus von Franz und Anna Hölzl, Bodensdorf 9

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Das alte Kellerstöckel, das immer schon zum Gasthaus gehörte, hatte unter dem üblichen Keller noch einen zweiten, tieferen Keller. Das erklärt sich so: Früher wur- de auf der Straße nach Gresten Maut eingehoben. Jene Fuhrwerker, welche die Maut nicht zahlen konnten, mussten ihre Waren als Pfand im Keller lagern.

06 Das Keller-stöckel der Familie Aigner in Bodensdorf. 07 Das alte Kellerstöckel mit der leeren Nische. 08 Der Abriss des alten Kellerstöckels. 09 Das Kruzifix am Kellerstöckel – ein Dachboden- fund von Hans Aigner.

Das Kellerstöckel hatte früher nur zwei Zimmer, die übrigen Räumlichkeiten waren als Körnerkasten in Verwendung. An die Nische am Kellerstöckel kann sich Hans Aigner sen. „immer schon“ erinnern, jedoch war sie leer. 1987 baute er das alte Gebäude zu einem Wohnhaus um. Die Front des Stöckels blieb erhalten, der Rest des Gebäudes wurde jedoch gänzlich abgerissen und im Zuge der Erneuerung auch vergrößert. Beim Abriss fand sich am Dachboden ein Kreuz, welches genau in die Nische passte. Das Kreuz wurde von Maler Kollmer restauriert und in der Nische angebracht.

Kruzifix am Kellerstöckel der Familie Aigner, Bodensdorf 8

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den Entschluss, die Schnitzerei zu ihrem Hobby zu machen. Sie besuchte einen Schnitzkurs in der Volks-hochschule Scheibbs und vertiefte ihr Können später durch vier Winterkurse bei Josef Lechner. Ihr erstes Werk, ein Christuskopf, ziert des Vaters Grabstein.

Im Jahre 2001 gestalteten Karl und Waltraud Gerstl die Fassade ihres Hofes neu und bauten bei dieser Gelegenheit eine Nische für eine Heiligenstatue über dem Hoftor. In das schwere, hölzerne „Sonnentor“ sind die Initialen „KG“ für Karl Gerstl und die Jahreszahl „1979“ geschnitzt. Die zierliche Nische, zentral über dem Tor, weist eine sockelähnliche Gestaltung auf. Die Statue des Hl. Florian, die auf einer Steinplatte in der Nische postiert ist, entstammt der Werkstätte der Mühlinger Schnitzerin Hilde Tötzl.u Hilde Tötzl wurde am 16. Juni 1936 geboren und ist die Tochter des Schnitzers Ernst Waclavec. Hilde war Sekretärin in der Kanzlei von Dr. Knechtl in Scheibbs und wechselte später in die Wirtschaftskammer, eben-falls in Scheibbs. Schon als ihr Vater in der Pension zu schnitzen begann, unterhielt sie sich gerne mit ihm am Feierabend über sein künstlerisches Tagewerk und wuchs so unbemerkt in dieses Genre hinein. Als der Va-ter im Spital einmal seine Sorge kundtat, was sie denn mit all den Schnitzmessern anfangen werde, fasste sie

10 Der Hl. Florian über der Hofeinfahrt. 11 Der Hof der Familie Karl und Waltraud Gerstl in Bodensdorf 7.12 Die Schnitzerin Hilde Tötzl aus Mühling.

Florian auf dem Haus der Familie Gerstl, Bodensdorf 7

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Einen ungewöhnlichen Standort hat der Kapellen-bildstock der Familie Wurzer, denn er befindet sich an der Rückseite des Hofes und ist der Umfahrungsstraße von Bodensdorf zugewendet. Er ist am alten Schul- und Kirchenweg von Marbach nach Wieselburg gelegen und öffnet sich mit seiner Nische direkt der Wetter- seite. Diese ungewöhnliche Ausrichtung und das drei- bälkige Kreuz lassen auf ein „Wetterkreuz“ schließen. Alois Wolfram schreibt dazu folgendes: 1) „In Ober-kärnten errichtete man große Wetterkreuze mit drei Balken, wobei der mittlere Balken über die beiden anderen hinausragt.“ Diese Kreuzform war bei uns nicht üblich und Wolfram schreibt, dass er eine solche Form nur einmal in unserer Gegend angetroffen hat und zwar am Bildstock in Bodensdorf hinter dem Hausgarten des Hofes Bodensdorf Nr. 5 (Wurzer), der

13 Der Bildstock in Bodensdorf. 14 Das Email-Bild von Inge Naske. 15 Das Marienbild, welches früher die Nische zierte.

Bildstock beim Hof von Leo und Maria Wurzer, Bodensdorf 5

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aber zum Haus Bodensdorf Nr. 8 (Gasthaus Aigner) gehört. Der Bildstock gehörte früher tatsächlich zu den Gründen des heu- tigen Gasthauses Aigner, kam aber durch Grundtausch in den 1930er Jahren in das Eigentum der Familie Wurzer. Leider ist es mir nicht gelungen, über den Bildstock und seine Geschichte etwas in Erfahrung zu bringen. Schon auf der alten Zeichnung aus dem Jahre 1937 steht „Widmung unbekannt“. Damals zierte ein Muttergottesbild das Marterl. Auf einem alten Bild, vermut-lich aus dem Jahre 1970, kann man im Inneren des Kapellen-bildstockes ein Marienbild erkennen. Auf einem weiteren Bild aus dem Jahre 1964 sieht man neben dem Bild noch mehrere Heiligenfiguren und kleine Bilder dazwischen aufgestellt. In der Vergrößerung ist eine Statue als Herz-Jesu-Darstellung erkenn- bar. Die Statue im Vordergrund ist möglicherweise ein Engel.

16 Die Zeichnung aus dem Jahre 1937 zeigt den Bildstock mit einem einfachen Kreuz auf dem Dach. 17 Der Bildstock im Jahre 1964. 18 Der alte Bildstock mit dem Marienbild von Abbildung 15. 16

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Heute befindet sich ein Emailbild von Inge Naske im Bildstock. Es zeigt eine Mutter mit Kind. Die Mutter ist mit roten und grünen Gewändern dargestellt. Das Bild ist datiert mit 1997.Auf den alten Fotografien ist links vom Bildstock eine Birke zu sehen. Heute sieht man Buchskugeln links und rechts neben dem Bildstock. Eine dichte grüne Wand aus Smaragdthujen gibt dem Ensemble ein fast südländisches Flair. Besonders auffällig und charakteristisch ist die Außengestaltung des Bildstockes. Links und rechts der Bildnische finden wir kanneliertes Putzwerk, das durch ebenfalls aus Putz bestehenden Quadern bo-genförmig miteinander verbunden ist. Das hervor- gehobene Giebeldreieck symbolisiert die Dreifaltig- keit. Alljährlich wird eine Maiandacht beim Bildstock abgehalten.

19 Familie Schneider vor dem Bildstock. 20 Der Bildstock im Winter. 21 Hans Aigner vor dem Bildstock.

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Brunning

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Unteretzerstetten

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Brunning

1 Schachinger Kreuz2 Heiligennische am Hof des Anton Jungwirth, Brunning 133 Die Dorfkapelle in Brunning4 Heiligennische am Haus von Josef und Martha Schachinger, Brunning Nr. 125 Haus der Familie Franz Kendler, Brunning Nr. 86 Heiligennischen am Hof von Anton und Gertrude Jungwirth, Brunning Nr. 37 Das Brunninger Wegkreuz

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von der Familie Schachinger – vulgo Scherzenbauer – Brunning 9, errichtet. Auf einem rund drei Meter hohen Holzkreuz hängt der auf Blech gemalte Christus. Darunter findet sich eine kleine Blechtafel, auf welcher folgender Spruch geschrieben steht:

„Woher wohin O' Wandersmannsteh' still und schau deinen Heiland an

Betrachte seinen blutigen SchweißBet' einen Vaterunser und setz fort die Reis“

An den Querbalken des Kreuzes sind an die Rückseite zwei Blechtäfelchen genagelt mit der eingestanzten Inschrift „Anton 23. 3. 1934“.

Dazu gibt es schaurige Geschichten zu erzählen: 1) Eines Tages ging eine Frau aus Wieselburg von Brunning heim. Als sie zur „Spirrahech“ kam, hörte sie hinter sich Rösser traben. Das war so unheimlich, dass sie vor lauter Angst so schnell rannte, wie sie nur konnte, aber die Rösser blieben hinter ihr.Anton Jungwirth erzählte mir im Jahre 2007 die Überlieferung seiner Mutter Maria, geboren 1902, Altbäuerin in Brunning 13. Ihr selbst war Folgendes passiert: Eines Tages ging sie mit ihrer Enkeltochter

Auf der Straße von Wieselburg nach Steinakirchen sieht man, bevor man die Höhe von Brunning er-reicht, linker Hand ein Wäldchen aus Laubbäumen und Sträuchern, das sich mehrere hundert Schritte entlang der Straße zieht. Es ist nicht breit. Wer es durchschreitet, steht schon nach wenigen Schritten vor einem fast senkrechten Abbruch, einem etwa 15 Meter hohen Steilhang. Der Name der Anhöhe, auf der sich das Wäldchen befindet, lautet „Spirrahech“ (= Sperr-höhe). Der Straße folgend sieht man etwa 150 bis 200 Schritte nach dem Wäldchen rechter Hand – rund 50 Meter vor der nördlichen Ortseinfahrt Brunning – zwischen einer Gruppe von Mostbirnbäumen, das Schachinger-Kreuz. Es wurde in den 1930er Jahren

Schachinger Kreuz01

01 Das Schachinger Kreuz, im Hintergrund eine schöne Mostobstbaumreihe. 02 Eine alte Aufnahme des Kreuzes.

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Aber auch Anton Schachinger, Bauer auf dem Haus Brunning 9, hatte dort seine unheimlichen Erfahrungen gemacht. Einmal wollte er in die Kirche nach Wieselburg gehen. Frau Jungwirth, die den gleichen Weg wenig später ging, traf auf den Nachbar ungefähr dort, wo heute das Kreuz steht. „I kann koan Schritt weitergehn, da halt mi was auf!“ sagte er. Wie aber dann Frau Jungwirth mit ihm gegangen ist, konnte er auch weitergehen. Der Scherzerbauer hat oft zu Maria Jungwirth gesagt: „I geh durt, du gehst durt – siagst du nix?“ Der Johann Schachinger – Scherzerbauer – hat immer „was ge-sehen“, deshalb ließ er in den 1930er Jahren das Kreuz bauen – er starb 1953, sein Sohn Anton Schachinger starb 1995. Josef Hofmarcher erzählte mir, dass Rudolf Vor-laufer, Maler in der Brauerei Wieselburg, immer dann herbeigerufen wurde, wenn das „Schachinger Kreuz“ zu streichen war. Dies bestätigte Walter Doll, Schwiegersohn von Herrn Vorlaufer.

schon vor sechs Uhr früh zur Zughaltestelle nach Mar- bach an der Kleinen Erlauf. Um den Weg abzukürzen, folgten die beiden aber nicht der Straße, sondern sie benutzten den alten Weg „im Boden“, der unterhalb des Wäldchens vorbeiführte. Plötzlich schwebte eini- ge Schritte vor den beiden eine „Totentrucha“, al-so ein Sarg, etwa einen Meter über dem Boden. Hinter ihnen schrieen Katzen ganz schrecklich. Das Kind drehte sich ein paar mal vor Angst um und entdeckte auch einen Hund mitten unter den Katzen. Noch bevor die beiden die „Spirrahech“ erreichten, hörten sie aber das Sechsuhrläuten der Glocke in der Brunninger Dorfkapelle, die jeden Tag drei Mal zum Gebet ertönt. Beim Ruf der Glocke schlug die Großmutter das Kreuz, nicht wegen der „Totentrucha“ und der Katzen, sondern weil sie den „Engel des Herrn“ beten wollte. In demselben Augen-blick sagte die Enkelin: „Die Katzen sind verschwun-den und a die Totentrucha is nimmer da!“ Wirklich war alles verschwunden gewesen. Die Enkeltochter, die 1945 geboren wurde, ging damals das letzte Jahr zur Schule, dieses Erlebnis muss also 1958 gewesen sein.

03 Das Kreuz steht direkt an der Straße in das Kleine Erlauftal. 04 Der Scherzerbauer in der Bildmitte sitzend.

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1880 wollte der Großvater von Anton Jungwirth sein im Rohbau stehendes Bauernhaus verputzen. Zu die-sem Zweck hatte er Sand aus der nahen Kleinen Erlauf geholt und der Sandhaufen wartete darauf, verarbeitet zu werden. Als 1886 die Dorfkapelle gebaut wurde, lag der Sand-haufen noch immer da, so wurde er zum Kapellenbau verwendet. Das Hausverputzen musste nun bis zum Jahre 1956 warten. Bei dieser Gelegenheit wurde an jener Seite, die der Kleinen Erlauf zugewendet ist und an der sich auch der Haupteingang zum Haus befindet, eine Nische errichtet, die seit 1956 eine Marienstatue aus Gips beherbergt. Maria Jungwirth, die Mutter von Anton, hatte sie aus St. Pölten geholt. Der Hauseingang mit der Nische ist zur ehemaligen Ei-senstraße gerichtet.

05 Die Madonna in der Nische ist durch eine Verglasung geschützt. 06 Der alte Hauseingang mit der Nische auf der ehemaligen Straßenseite des Hofes. 07 Die Gips-Madonna.

Heiligennische am Hof des Anton Jungwirth, Brunning 13

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den Grundbesitz des Halters und bauten über dem ehemaligen Schafstall 1886 die Kapelle. Frau Theresia Jungwirth, geborene Gschwandegger aus Reinsberg, Großmutter von Anton Jungwirth sen. in Brunning, Haus Nr. 13, hörte eines Tages, dass die Kirche in Reinsberg renoviert würde und die Seiten-altäre ausgetauscht werden sollten. Diese Gelegenheit fasste sie und kaufte einen der Seitenaltäre für die Brunninger Dorfkapelle. So kam der im Bauernbarock gehaltene Altar 1897 nach Brunning. Er berherbergte in seiner Mitte eine Mariazeller Muttergottes mit Kind und war von vier kerzentragenden Engeln umgrenzt. Es war Tradition, dass zu normalen Sonntagen zwei Kerzen angezündet wurden, zu den Heiligen Tagen wie Fronleichnam, Peterstag, etc. aber leuchteten alle vier Kerzen. Links und rechts waren im Altar zwei Reliquienschränkchen eingebaut und es war sogar ein Tabernakel mit einer Monstranz vorhanden, welche in ihrer Mitte ein bergkristallenes Kreuz barg.

Etwa zehn Meter entfernt von der heutigen Dorf-kapelle stand ursprünglich ein Pestkreuz – so die Überlieferung von Maria Jungwirth, geb. Kendler und Mutter von Anton Jungwirth. Vermutlich wurde, als das Kreuz desolat war, anstatt dessen eine Kapelle errichtet. Da aber unterhalb des Kreuzes eine Quelle entsprang und das Gelände auch unwegsam war, wollte man die Kapelle an einem andern Platz bauen. Brunning hatte früher einen „Halter“, der wahr-scheinlich gegenüber vom Schafstalle, welcher in einen Hügel hineingebaut war, ein kleines Häuschen hatte – vielleicht war es das Haus Nr. 14. Nach dem Tode des Halters erbten die Brunninger Urhäuser – es sind 13 –

08 Die Brunninger Dorfkapelle. 09 Der leider beim Brand völlig vernichtete Altar, ein ehemaliger Seitenaltar aus der Reinsberger Kirche.

Die Dorfkapelle in Brunning03

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rechtlichen Ansprüchen zu entspechen, wurde 1983 eine Agrargemeinschaft gegründet. Der Kapellengrund ist nun unumstößlich Eigentum dieser Gemeinschaft.Brunning hat heute noch einen Dorfrichter. Seine Aufgabe ist es unter anderem, die Dorfkapelle zu betreuen, die Kapelle bei festlichen Anlässen zu schmücken und die Kerzen anzuzünden. Auch das Vorbeten und das Zahlen der Messen ist seine Aufgabe, genauso wie das Schnee schaufeln und Wege schottern. In Brunning wechselt der Dorfrichter jährlich und kommt in absteigender Reihenfolge der Hausnum-mern immer aus einem andern Haus. Die Häuser sind etwa im Kreis angeordnet. Würde man den Wechsel des Dorfrichteramtes mit dem Haus „eins“ beginnen, so käme es zu einem Umlauf gegen den Uhrzeiger-sinn.1986 war eine große Feier zum 100-jährigen Bestehen der Dorfkapelle geplant. Zu dieser Gelegenheit wurde die zuletzt 1947 vom damaligen Dorfrichter Jungwirth renovierte Kapelle erneut einer Renovierung unter-zogen. Der Altar wurde von einem Restaurator begut-achtet und eine sachgerechte Renovierug empfohlen, welche 50.000 ATS gekostet hätte. Um diese Summe aufzubringen, veranstalteten die Brunninger ein Dorf-

Zur Kapellenaustattung gehörten damals auch zwei Bilder, welche von Maria Jungwirth gespendet worden waren, nämlich ein Bildnis der Pestheiligen Rochus und Rosalia und eines vom Hl. Leonhard sowie zwei Bilder der Familie Scherzer.Da die Brunninger das Grundstück für ihre Kapelle ja von ihrem Halter geerbt hatten, waren sie der Mei-nung, dass es auch weiterhin über all die Jahre in ihrem Besitz wäre. Was für ein Irrtum! Durch einen Zufall stellte sich heraus, dass die Brunninger den Obulus für den Grund schon längst umsonst entrichteten, denn ver- mutlich um die Zeit des Zweiten Weltkrieges stellte man fest, dass ein Dorf keinen Grund besitzen kann und man überschrieb das Grundstück der Gemeinde Mar- bach. Durch die Gemeindezusammenlegung gelangte es an die Gemeinde Wieselburg-Land. Als man eines Tages Einsicht in das Grundbuch nahm, stellte sich der Irrtum heraus. Die Brunninger versuchten nun, den Grund – immerhin etwa 1 ha – zurück zu bekommen. Um den

10 Das Bild der Pestheiligen Rochus und Rosalia. 11 Die auf einem Hügel stehende Dorfkapelle, dahinter das Haus der Familie Schachinger vulgo „Kapellenschachinger“.

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Wieselburger Kirchenglocke angeschafft.“ Die Glocke war früher nur mit dem Strick zu ziehen – Familie Schachinger, Haus Brunning 12, „Kapellen-Schachinger“ genannt, läutete dreimal am Tag die Glocke zum Gebet, um 6 Uhr morgens, um 12 Uhr mittags und um 18 Uhr. Diese Aufgabe war eine sehr bindende, weil immer ein Familienmitglied daheim sein musste, um die Glocke zu läuten. So kauften die Brunninger bei der Firma Grassmayr in Innsbruck um 39.000 Schillinge ein Läutwerk, welches am 16. Mai 2000 bei einer Maiandacht gesegnet wurde. Josef Schachinger ist der moderne „Glöckner von Brunning“ und hat die Aufgabe übernommen, das Läutwerk regelmäßig zu warten. Manche Brunninger sagen, dass durch das moderne Läutwerk die Glocke ihren Klang verloren hätte. Familie Schachinger sorgt auch dafür, dass die Anlage um die Kapelle immer sauber gemäht ist. Der Blumenschmuck ist jedoch des Dorfrichters Aufgabe.Am 24. Mai 2000 wurde abends in der Kapelle gebe-tet und noch niemand ahnte das herannahende Un- glück. Am Morgen des 25. Mai, um 8:00 Uhr, blickte Frau Jungwirth aus dem Fenster und bemerkte , dass Rauch aus der Kapelle aufstieg. Kurz darauf wurden die schlimmsten Befürchtungen war – die Kapelle brannte. Die herbeigerufene Feuerwehr löschte den Brand, doch der alte Altar war zur Gänze zerstört. Im Löschwasser fanden sich noch ein Engel vom Al- tar sowie die Mariazeller Muttergottes. Ein Feuer-wehrman entdeckte sogar das Krönlein vom Jesukinde. Auch das Bild der Pestheiligen Rochus und Rosalia, von einem St. Pöltner Künstler gemalt, blieb unver-sehrt ebenso wie das Florianibild. Vom Marienbild blieb nur der Rahmen übrig. Die beiden seitlich vom Altar hängenden Bilder der Familie Scherzer, vulgo Hofbauer, aber waren gänzlich verschmolzen. Auch das neue Läutwerk wurde in Mitleidenschaft gezogen.Der Schaden belief sich auf 157.000 ATS und wurde zu einem guten Teil von den Versicherungen der 13 Häuser auf dem Kulanzweg gedeckt.Nun aber galt es, die Kapelle wieder instand zu setzen. DI Hannes Scheruga zeichnete einen Entwurf für die Innengestaltung der Kapelle. Danach wurde ein neuer Altar aus Ytong aufgebaut. Dem großen

fest. Leider aber fehlten zur Restaurierung 5.000 ATS und so wurde der Altar einfach nur neu gestrichen, ebenso wie die Kapelle.Auffallend ist die Größe der Kapelle. Der Grund für ihr Ausmaß liegt angeblich in folgender Begebenheit: Der Eigentümer des Hauses Nr. 4 war in Besitz einer Glocke. Er stellte in Aussicht diese zu spenden, wenn die Kapelle so groß gebaut würde, dass die Glocke darin Platz fände. So geschah es auch.Im Ersten Weltkrieg musste die Glocke „einrücken“, was bedeutet, dass sie für Kriegszwecke eingegossen wurde. Dazu schrieb Maria Eilenberger Folgendes: 2) „1917 mußte die Dorfglocke mit einem Gewicht von 72 kg abgeliefert werden. Der Auftrag dazu muß bereits lange vorher erfolgt sein, denn nach der Überlieferung stand sie wochenlang vor der Kapelle. Niemand hatte den Mut, sie in der nahen Lacke verschwinden zu lassen oder zu vergraben. Die jungen Männer waren eingerückt und die älteren wagten es nicht. Zwei Jahre nach Kriegsende erhielt auch Brunning wieder eine Glocke. Laut einer Rechnung von Max Samassa in Wiener Neustadt vom 30. Juni 1920 wurde sie um den Preis von 2486 Kronen zur gleichen Zeit wie die

12 Die Glocke in der Dorfkapelle Brunning wird durch ein elektrisches Läutwerk betrieben.

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Engagement von Josef Hofmarcher ist es zu verdanken, dass die Wiederherstellung der Dorfkapelle zügig voran ging. Pfarrer Dam-merer spendete schließlich das Bild für den neu gestalteten Innen-raum. Die „Immaculata“ hing früher in der Pfarrkanzlei, später im Sitzungszimmer des Alten Pfarr-hofes von Wieselbueg und weist die Signatur „A. Bauer 1853“ auf. Die Kirchenbänke waren nur leicht angesengt, weshalb man froh war, sie weiter verwenden zu können, denn die Finanzen hätten eine Neuanschaffung sowieso nicht gestattet. Mit der Maiandacht am 27. Mai 2001 wurde die Kapelle von Pfarrer Dammerer eingeweiht.

13 Die nach dem Brand stark angesengten Kirchenbänke. 14 Das vom Feuer verschont gebliebene Florianibild. 15 Die Madonna aus der alten Kapelle wäre fachgerecht restauriert das Prunkstück der Dorfkapelle. 16 Einer der vier Engel vom Reinsberger Altar überlebte das Feuer.

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Auf älteren Fotos kann man über dem Kapellenein- gang eine Uhr sehen. Später wurde der Kreis, in dem sich das Zifferblatt befand, gelb ausgemalt und mit einem schwarzen Kreuz versehen. An der Rückseite der Kapelle befindet sich in einer Nische ein Dreifaltigkeitsbild mit der Inschrift „Zum Andenken Familie Jungwirth 1986“. Die Brunninger beteten ausgesprochen viel, nämlich vom Georgitag, dem 23. April an bis Peter und Paul, den 29. Juni, an jedem Sonn- und Feiertag, an den heiligen Tagen sogar zweimal täglich. Mit Schrecken denkt man noch heute in Brunning daran, dass der Scherzerbauer, als er Dorfrichter war, das Maibeten abgebracht hatte und kurz darauf sein Hof abgebrannt war. Seit diesem Zeitpunkt wagte es kein Dorfrichter, an den alten Gebetsbräuchen etwas zu ändern. Die Brunninger Dorfkapelle steht unter Denkmalschutz.

17 Das Dreifaltigkeitsbild, welches in der Nische an der Kapellenrückseite angebracht ist. 18 Das Bildnis Mariens hing früher im Alten Pfarrhof in Wieselburg. 19 Der neue Altar nach den Plänen von DI Scheruga.17

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1794 – diese Jahreszahl ist in den Holztram in der Stube des Hofes von Josef und Martha Schachinger in Brunning 12 geschnitzt. Um Verwechslungen durch Namensgleichheit auszuschließen, bekamen die Schachingers aufgrund der Lage ihres Hofes in unmittelbarer Nähe zur Dorfkapelle den Beinamen „Kapellen-Schachinger“. Im Jahre 1998 gestaltete Josef Schachinger die Fassade seines Hofes neu und baute im Zuge der Arbeiten eine Nische, die eine Heiligenfigur beherbergen sollte. Die Mühlinger Schnitzerin Hilde Tötzl bekam den Auftrag und schnitzte einen schönen Hl. Florian. Nun aber war die Statue so schön geworden, dass es die Familie Schachinger nicht übers Herz brachte, die Heiligenfigur außerhalb des Hauses aufzustellen und den armen Florian Wind und Wetter auszusetzen. Erst auf meine Bitte hin – weil ich doch das Haus mit Heiligenfigur fotografieren wollte – durfte der Hl. Florian an die frische Luft und blickt seither von seinem luftigen Standort schützend über Brunning.

20 Der von Hilde Tötzl geschnitzte Florian. 21 Der Holztram im Haus Brunning 12. 22 Das Haus der Familie Schachinger mit der Heiligennische.

Heiligennische am Haus von Josef und Martha Schachinger, Brunning Nr. 12

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23 Die schön renovierte alte Haustüre im Hof Brunning 8.

Ein alter Türrahmen aus Sandstein mit dem Spruch „Her Pleibe bei uns Es Wiert Abent“ zierte bis um 1970 den Eingang des Bauernhauses Brunning Nr. 8, damals im Besitz von Franz und Josepha Kendler.Bei der Außenrenovierung des Vierkanters war man sich einig, dass neben neuen Fenstern auch eine neue Haustüre kommen musste, denn die bisherige Türe war bereits undicht geworden. Als Franz Kendler eine neue Verwendung für die alte Türe suchte, war die Bäuerin entsetzt. Was wollte man noch mit dieser mehr als hundertjährigen Türe? Der Bauer lagerte sie trotz- dem im Stadel. Erst nach einigen Jahren ging er, handwerklich begabt, an die Restaurierung. Drei Wochen verwendete er nur darauf, den alten Lack aus allen Fugen und Winkeln der Türe abzukratzen. Sie wurde abgedichtet, neu gestrichen und zu einem Schmuckstück.Im Überlager des steinernen Türrahmens ist der Spruch der Emmaus-Jünger „Herr, bleib bei uns, denn es will Abend werden“ (Evangelist Lukas 24, 28) eingemeißelt und zeugt von der Gläubigkeit seiner Bewohner. Die Buchstaben „M“ und „Sch“ deuten auf den Besitzer Michael Schachinger, dazwischen steht die Jahreszahl 1885. Michael Schachinger wurde in diesem Haus am 31. August 1840 geboren. Er verehelichte sich am 25. August 1868 als Bauer und Hausbesitzer mit Theresia Sonleithner aus Rogatsboden. Der Ehe entstammten zwei Töchter. Die jüngere Tochter Josepha, 1872 geboren, heiratete ein halbes Jahr nach dem Tod des Vaters Michael Schachinger am 16. Jänner 1897 Michael Kendler aus Gumprechtsfelden. Heute bewirtschaftet die vierte Kendler-Generation den Hof, der seit Beginn der Wieselburger Matriken um 1650 immer im Familienbesitz war. Die Überlieferung berichtet, dass um 1885 im Haus Brunning 8 ein Tischler über ein Jahr „auf der Stör“ war und nicht nur die Holztür, sondern auch alle Fenster neu herstellte. Das Ehepaar Franz und Josepha Kendler beschloss um 1974, die renovierte Tür und

den steinernen Türrahmen als hofseitigen Eingang zu verwenden und machte sich gemeinsam an die Arbeit. Dabei gab es ein Missgeschick, das fast alles zerstört hätte. Mit dem Frontlader des Traktors wurde das schwere Überlager angehoben, am Traktor saß der Bauer, die Bäuerin wies ihn ein. Durch die Enge der Einfahrt streifte das Überlager und fiel zu Boden. Zum Glück blieb es vollkommen unversehrt und der Einbau gelang. Dem Verständnis der Familie Kendler ist es zu verdanken, dass dieser nun fast 125 Jahre alte schöne Eingang als Werk einer früheren Generation erhalten blieb. Er ist sicher in der ganzen Pfarre einmalig. [Text: Maria Eilenberger]

Haus der Familie Franz Kendler, Brunning Nr. 8

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Auf der Südseite des Hofes Brunning 3 befindet sich in einer Nische die Statue des Hl. Leonhard. Am unteren Teil der Nischenumrahmung ist die Jahreszahl 1986 zu sehen. Sie dokumentiert das Jahr der Hausrenovie-rung. Die sehr gefällig geformte und gefasste Holzsta-tue erhielt das Ehepaar Jungwirth von den Nachbarn als Hochzeitsgeschenk. An der Seite, wo früher ein Stadel stand, wurde eine neue Wand aufgestellt und eine kleine Nische eingebaut, in welcher sich seit 2007 eine weiße, aus Ton geformte Darstellung der Heiligen Familie befindet. Bemerkenswert ist auch das steinerne Kreuz auf einem Schornstein des Hauses. In der Giebelluke weist die Jahreszahl 1864 auf das Alter des Hauses hin.

24 Der Hl. Leonhard an der straßenseitigen Hausfront. 25 Das Kreuz auf dem alten Schornstein. 26 Die Heiligennische neben der Garage. 27 Vorderansicht des Hauses Brunning 3.

Heiligennischen am Hof von Anton und Gertrude Jungwirth, Brunning Nr. 3

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Direkt vis à vis der südlichen Dorfzufahrt von Brunning führt ein Güterweg zum Gleiskörper der Grestner Bahn. Unmittelbar vor der Kreuzung dieses Zufahrtsweges mit den Schienen steht linker Hand ein 1999 errichtetes Kastenkreuz mit einem Corpus Christi, welcher der Schnitzwerkstatt von Hilde Tötzl aus Mühling ent-stammt.

Auf einer Tafel unter dem Kreuz steht geschrieben:„Wechselnde Pfade,Schatten und Licht.Alles ist Gnade,fürchtet euch nicht!“

Franz Kendler, geboren und aufgewachsen in Brun-ning 8, derzeit mit seiner Familie wohnhaft in Blindenmarkt, hat dieses Kreuz errichtet und schreibt dazu: „Das Brunninger Wegkreuz wurde inmitten ei- ner Landschaft errichtet, zu der ich einen ganz be-sonderen Bezug habe. Es sind dies die Wiesen und Äcker, die von den Bauern meines Heimatdorfes be-wirtschaftet werden. In Brunning wurde ich geboren, habe dort mei- ne Kindheit und Jugendzeit ver-bracht und habe dort eine Vielzahl unvergesslicher Stunden erlebt, an die ich mich oft und gerne erinnere. Die Idee von der Errichtung eines Holzkreuzes inmitten der Brunnin-ger Felder stammt von meiner Mutter. An der Umsetzung waren eine sehr talentierte Holzschnit-zerin aus Wieselburg und ich beteiligt. Ich möchte mit meinem Beitrag zur Errichtung des Brunninger Wegkreuzes meine Dankbarkeit für alles Schöne, das ich in Brunning erleben durfte, zum Ausdruck bringen!“

28 + 29 Das Brunninger Wegkreuz an der Verbindungsstraße zwischen Brunning und Etzerstetten, dahinter die Schienen der Grestner Bahn.

Das Brunninger Wegkreuz07

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Wieselburg

Dürnbach

Großa

Rottenhaus

Ruprechtshofen

Breiteneich

Preßbach

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Wieselburg – Dürnbacher Straße und Dürnbach

1 Der Bildstock in der Dürnbacher Straße2 Die katholische Lagerkirche3 Die russische Lagerkirche4 Das Kreuz außerhalb des Lagerfriedhofes 1

5 Der Lagerfriedhof 16 Der Lagerfriedhof 27 Das Jägerkreuz8 Der Gedenkstein für Franz Jank9 Das Kreuz in Dürnbach10 Kapelle zum Haus Dürnbach 3

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Der Säulenbildstock an der Dürnbacher Straße wurde vor der sogenannten Ärztebaracke errichtet. Im Jahre 2007 wurde dieses Relikt aus dem Kriegsgefangenen-lager Wieselburg abgetragen, somit steht der Bildstock nun auf einem freien Wiesenstück an der Einmündung der Flurstraße in die Dürnbacher Sraße. Auf der Tafel am Fuße des Bildstockes findet sich folgende Inschrift:„Zum Gedenken an das k. u. k. Kriegsgefangenenlager 1915 - 1918. Errichtet von Zeil aktiv im Mai 1993Geweiht von Dechant Franz DammererDipl. Ing. Günther Hütl, Ing. Walter Wurzinger,Ing. Peter Thanel, Otto Hofmann, Herbert Hauer, Anton Lebhard, Josef Winkler, Gerhard Daurer,Werner Tazreiter“Die Stadtgemeinde Wieselburg stellte den Grund für den Bildstock, welcher ein Geschenk der Berufsschule für Maurer in Langenlois ist, zur Verfügung. Bedienstete des Bauhofes der Stadtgemeinde, Arbeiter der Straßenmeisterei und die Söhne der Familie Lebhard beteiligten sich an den Aufstellungsarbeiten. Die Marienbüste in der bruchsteinumgrenzten Nische ist ein Werk des Schnitzers Ernst Waclawec aus Mühling. Am 27. Mai 1993 wurde der Bildstock unter großer Beteiligung der Bevölkerung im Rahmen einer Maiandacht von Stadtpfarrer Mag. Franz Dammerer feierlich geweiht. Seither wird jedes Jahr am vorletzten Freitag im Mai eine Maiandacht abgehalten.

01 + 03 Der Bildstock in der Dürnbacher Straße. 02 Pfarrer Dammerer bei der Maiandacht 1996.

Der Bildstock in der Dürnbacher Straße

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Die katholische Lagerkirche stand nördlich der so-genannten Ärztebaracke im Mannschaftsbereich des Lagers I an der heutigen Flurstraße. Über sie gibt die Denkschrift, 1) welche im November 1916 von Oberstleutnant Gustav König, Bauleiter der k. u. k. Militärbauleitung Wieselburg verfasst wurde, Aufschluss. Unter Punkt 10 „Einrichtungen für got- tesdienliche Zwecke“ steht geschrieben, dass die Spei- sebaracke Nr. 104 des Lagers I in einfacher, aber würdiger Weise zu einer römisch-katholischen Kirche adaptiert wurde. Die Ausführung der Arbeiten erfolgte in Eigenregie. Im Juli des Jahres 1916 wurde die römisch-katholi- sche Barackenkirche von Feldbischof Bjelik einge- weiht. Wie das Bild zeigt, hob sich die Kirchenbaracke durch ein Türmchen von den anderen Baracken ab und trug an ihrer Spitze ein doppelbalkiges Kreuz. An der Frontseite der Baracke war ein großes, überdachtes Kreuz angebracht.

04 Ein Ausschnitt der Karte des k.u.k. Kriegsgefangenenlagers Wieselburg zeigt die Situation der beiden Lagerkirchen. 05 Außenansicht der katholischen Lagerkirche.

Die katholische Lagerkirche02

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04 Situation der russischen Lagerkirche. 06 Innenansicht der russischen Kirche.

Die russische Kirche des Lagers befand sich in der Baracke 126 an der Manker Straße, gegenüber dem heutigen Brunnen der Stadtgemeinde Wieselburg. Der Kirchenbau wurde vom „Christlichen Verein junger Männer“ unterstützt. Dieser amerikanische Kriegsgefangenenhilfsverein verfügte über ansehnliche Geldmittel. Es war die Aufgabe des Vereines, die Gefangenen zur Mitarbeit zu bewegen. 2) Die Kirche diente der Andacht aller Bekenntnisse. Der Altarraum, welcher russisch-orthodox gestaltet war, konnte durch Vorhänge abgeteilt werden. Der verbleibende Raum wurde auch von Muslimen und jüdischen Gefangenen für Gottesdienste genutzt.Die Religionsausübung der Kriegsgefangenen war im Dienstbuch des Kriegsgefangenenlagers beschrie-ben. 3) „Den Angehörigen der verschiedenen Religions- bekenntnisse ist das Abhalten von Gottesdiensten und Andachten insbesondere an ihren Feiertagen in tunlichst weitgehender Weise zu ermöglichen. Die Kriegsgefangenen sollen, wo nur immer möglich, religiösen Beistand erhalten.Speziell die russischen Gefangenen sind sehr fromm, weshalb sich bei ihnen häufigere Anordnung von Andachten empfehlen wird. Für den in der griechisch-orientali- schen Lithurgie hochgepflegten Kirchengesang wird sich aus den Gefangenen leicht ein Chor zu- sammenstellen lassen. Das Militär- kommando hat für die Komman- dierung von Priestern der ver- schiedenen Glaubensbekenntnisse zu sorgen. Der Lagerkommandant und einzelne Offiziere haben dem Gottesdienste abwechselnd beizuwohnen.“

Die russische Lagerkirche03

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Außerhalb des Lagerfriedhofes 1 befindet sich ein heute unscheinbares Kreuz. Früher war es nach Aussage von Josef Hofmarcher weiß gestrichen und hatte die Aufgabe, den Weg zum Lagerfriedhof zu weisen. Diese Aussage findet Bestätigung bei den Aufzeichnungen von Alois Wolfram, der zu Beginn der 1970er Jahre das Kreuz folgendermaßen beschrieb: 4) „Am Waldesrand sieht man dort ein 3 m hohes, weiß gestrichenes Kreuz ohne Bild und Corpus stehen; es soll als Wegweiser zu dem etwa 200 Schritte weiter drinnen befindlichen Russenfriedhof gesetzt worden sein.“Das Kreuz steht allerdings nicht am heutigen Zugangs- weg zum Friedhof und findet daher leider wenig Beachtung. Von der Lage her schmiegt es sich, wie ver- mutlich früher auch der Weg, an den Abhang des Hausberges, wie der Höhenrücken zwischen Dürnbach und der Grub genannt wird.Schade, dass man den weißen Anstrich nicht beibehal-ten hat, so würde man besser aufmerksam auf das stille Kreuz.

07 Das Kreuz auf dem alten Zugangsweg zum Lagerfriedhof 1 war früher weiß gestrichen.08 Situation des Kreuzes, links der heutige Weg zum Friedhof.

Das Kreuz außerhalb des Lagerfriedhofes 1

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In den 1970er Jahren beschrieb Alois Wolfram den Friedhof versteckt im Wald liegend und von einem Lattenzaun umgeben. 5) Der Friedhof misst 35 Schritte in der Breite und 45 Schritte in der Länge und ist über einen Eingang erreichbar, der von einem Holzgerüst gebildet wird, das die Aufschrift „Lagerfriedhof Wie- selburg“ trägt.Im Friedhof zeigen kleine Holztafeln mit der Aufschrift „Gruppe“ und der Nummer daneben die bestehende Ordnung an. Es sind etwa 30 einfache Holzkreuze von 1,5 m Höhe vorhanden, von denen jedes Kreuz eine Holztafel mit dem Namen des hier begrabenen Soldaten trägt. Dem Eingang gegenüber stand am rückwärtigen Zaun ein schönes Holzkreuz von 3,5 Metern Höhe mit einem Holzdach. Anstelle eines Corpus war ein Bild am Kreuz angebracht, welches das dornengekrönte Haupt Christi zeigte. Der Druck war nach dem Bild von Guido Reni angefertigt worden. Auf dem Kreuz befand sich folgende Inschrift: „Den 277 Kriegstoten aus 1914 - 1918“

09 - 13 Der Fried-hof mit den Holz-kreuzen und den Namensschildern darauf.

Der Lagerfriedhof 105

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Weiters beschrieb Alois Wolfram ein am Kreuz hängendes, mit Tin- te geschriebenes, in einen Bilder-rahmen gefasstes Gedicht:

„Du stiller verlassener Friedhofinmitten von Tannengrün,wie stummgewordenes Hoffenliegst du im Walde drinn.

Ernst stehen ringsum die Tannensie halten getreulich Wacht,dass nicht stört die stillen Schläferdie stumm ihr Opfer gebracht.

Bedeckt mit fremder Erdegibst du den Armen Ruh,im Zweig die Vöglein singenihr Schlummerlied dazu.

Und weht der Wind von Nordenbringt viele Grüße mit,von allen euren Liebenvergessen seid ihr nicht!

Schlaft stumm ihr stillen Schläferder Wind euch Märchen erzählt,vom glücklichen Wiedersehenin einer besseren Welt!

Wieselburg, am 14. Oktober 1948 H.B.“

Franz Wiesenhofer schreibt in sei-nem Buch über den Lagerfriedhof in Wieselburg 6) Folgendes: „Die k. u. k. Militärbauleitung Wiesel- burg hat in Wieselburg und in der Gemeinde Gumprechtsberg (heute Gemeinde Bergland) je einen Fried- hof für die verstorbenen Kriegs- gefangenen des Lagers Wieselburg angelegt. Die erforderlichen Grund- flächen wurden aufgrund des

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Kriegsdienstleistungsgesetzes in Anspruch genommen.“Ursprünglich war das Kriegs- gefangenenlager Wieselburg für 20.000 Mann bestimmt. Dement- sprechend wurde der Friedhof 1 angelegt. Später, als das Lager ver- größert wurde und für 51.000 Sol- daten Platz bot, wurde der Fried- hof 1 zu klein, weshalb der Fried- hof 2 geschaffen wurde. Die Parzelle Nummer 1411 des La- gerfriedhofes 1 liegt im Hauswald und hat ein Ausmaß von ca. 1.344 m2. Sie gehörte zur Herrschaft Rotten- haus. Julie Wüster 7) schrieb 1966, dass es üblich war, zu Allerheiligen die Gräber der Russen mit Blumen zu schmücken. Die Kerzen für die Gräber besorgte immer die Gattin des Schriftführers des Kamerad-schaftsbundes, Frau Pruckner.Bis 1982 war die Ruhestätte als Waldfriedhof mit Grabhügeln und Holzkreuzen angelegt, auf denen die Namen der 277 Kriegsgefangenen standen. Später wurden die Bäume gerodet, die Grabhügel planiert und 1984 die Anlage neu bepflanzt. Die teilweise morschen Holzkreuze wurden imprägniert und auf Betonfundamente geschraubt. Der Friedhof wurde generalsaniert und es entstand ein leicht zu pflegender, würdiger Soldatenfriedhof. Im Jahre 1997 wurden abermals neue Holzkreuze ohne Namensschilder aufgestellt, die 2002 von Schülern der Hauptschule Wieselburg unter der Leitung von Frau Fachlehrer Barbara Hager und Herrn Fach-lehrer Erwin Muttenthaler neu ge- strichen wurden. Mitglieder des 14 - 16 Bilder eines Begräbnisses aus dem Jahre 1915.

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Kameradschaftsbundes leisteten die Vorarbeiten dazu und reinigten die Kreuze von Schmutz und Moos. Die Holzschutzfarbe war vom Far- benhaus Schiefer kostenlos zur Ver- fügung gestellt worden. Jedes Jahr treffen sich die Ge- meindevertreter von Wieselburg, Wieselburg-Land und Bergland, die Vertreter des Kameradschafts- bundes, aber auch private Per- sonen, um zu Allerheiligen unter den Klängen der Stadtkapelle Wie- selburg einen Kranz niederzu- legen und mit Dechant Dammerer eine kleine Gedenkfeier abzuhalten. Diese endet alternierend in einem Gasthaus von Bergland oder Wie- selburg bei Würstel und Bier auf Einladung der entsprechenden Ge- meinde.

17 Der alte Lagerfriedhof 1. 18 Aller-heiligen 2007 – Kranzniederlegung durch den Kameradschaftsbund. 19 Die Stadtkapelle Wieselburg führt die Abordnungen der Gemeinden.

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hingewiesen. Mit dem Schreiben vom 26. September 1917 meldete das k. u. k. Militärkommando Wien dem Kriegsministerium, dass eine Erweiterung des Lagerfriedhofes um 970,47 m2 erforderlich ist.Die kriegsgefangenen Offiziere der Station Mühling bildeten ein Komitee, um für die Errichtung eines Denkmales auf dem Friedhof 2 des Lagers Wieselburg für die verstorbenen kriegsgefangenen Offiziere und Soldaten sorgen zu können. Vom Februar 1916 bis August 1916 konnten bereits 1.400 Kronen gesammelt werden. Die feierliche Segnung fand am 24. Oktober 1917 statt. Vertreter des schwedischen, dänischen und russischen Roten Kreuzes sowie zahlreiche Ehrengäste nahmen an dieser Feier teil. Dazu schrieb der Erlaftal-Bote: 9) „Am Waldfriedhof, der Begräbnisstätte russischer Kriegsgefangener, fand am 24. Oktober 1917 vormittags 11 Uhr, begünstigt

Der Lagerfriedhof 2 befindet sich zwar im Ge-meindegebiet von Bergland, seine Geschichte ist jedoch mit dem Lagerfriedhof 1 und mit jener Wieselburgs so verquickt, dass es sträflich wäre, ihn aus diesem Buch auszugrenzen.Zum Lagerfriedhof 2 schreibt Franz Wiesenhofer: 8) Der Friedhof 2 wurde auf der Parzelle Nr. 321, der Gemeinde Gumprechtsberg, welche im Besitze des Wieselburgers August Lasser war, errichtet. Durch die Aufschrift „k. u. k. Militär Friedhof“ wurde auf die Verwaltung durch die k. u. k. Heeresverwaltung

20 Der Eingang zum Lagerfriedhof 2. 21 Das Denkmal für die verstorbenen gefangenen Offiziere.

Der Lagerfriedhof 206

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mit ihrer Mutter, dann mit ihrem Sohn Josef. Die Pflege war sehr aufwendig, immerhin musste man zwischen den Gräbern die Wege mähen, die später dann mit Kies versehen auch nicht einfacher zu pflegen waren, weil das Gras im- mer wieder in den Kies wucherte. Jedes Jahr kam ein Offizier und begutachtete den Zustand des Friedhofes. Von Frau Koch hat das Schwarze Kreuz die Friedhofspflege übernommen.Frau Koch erinnert sich, dass Sol- daten aus dem Lager in Wiesel- burg nach Dürnbach herausgehen mussten, um die Löcher für die Gräber zu schaufeln. Die Soldaten waren schwach und konnten oft kaum mehr gehen und nicht sel-

ten schaufelten sie schon ihr eigenes Grab. In ihrer großen Hungersnot aßen die Soldaten das Most- obst und gruben am Acker der Familie Engel die Erdäpfel aus, aber niemand beschwerte sich des- wegen, obgleich die Familie selber in Not war – der Anblick der ausgehungerten Soldaten war zu erbärmlich, um ihnen die karge Mahlzeit strei- tig zu machen.Auch während des 2. Weltkrieges gab es noch verein- zelt Begräbnisse am Lagerfriedhof 2. So erinnert sich Frau Koch, dass einmal russische Soldaten einen Bauernhof am Weinzierlberg plündern und die Tiere wegführen wollten. In der Not riefen die Bauern russische Offiziere zu Hilfe. Zwei davon kamen und überraschten die diebische Bande, die sich aber von ihrem Beutezug nicht abhalten ließ und die eigenen Vorgesetzten kaltblütig erschoss. Diese Offiziere wur- den mit allen militärischen Ehren am Lagerfriedhof 2 bestattet. Frau Koch erinnert sich auch, dass einer von ihnen ein außergewöhnlich attraktiver Mann war. Sie weiß das, weil lange Zeit ein Bild von ihm am Kreuz hing, dann war es plötzlich weg. Frau Koch meinte, dass Wieselburger Mädchen, die den Offizier gekannt hatten, das Bild geholt hätten.

vom schönen Wetter, die feierliche Einweihung eines Denkmales statt, welches die russischen Offiziere des hiesigen Kriegsgefangenenlagers ihren Kameraden errichteten. Zu dieser Festlichkeit erschien das Lager- kommando, eine Deputation des schwedischen Roten Kreuzes aus Wien, die Offiziere und Mannschaften und die Gemeindevertretung von Wieselburg. Das Denkmal besteht aus einem 4 Meter hohen Obelisken, über einer Gruft erbaut. Welche seinerzeit nach dreißig Jahren zur Aufnahme der Überreste der am Friedhof Begrabenen dienen soll. Zahlreiche Kranzspenden mit Widmungen wurden am Denkmal und auf der Gruft niedergelegt.“ Bürgermeister Fahrner war bei der Einweihung anwesend.Auf diesem Friedhof ruhen 1.201 Russen, 155 Italiener, 47 Serben, 4 Rumänen, 1 Montenegriner und 1 Dal-matiner, insgesamt 1.409 Tote.Der Lagerfriedhof 2 befindet sich seit der Gemein-dezusammenlegung in der Gemeinde Bergland.Anna Engel aus Eichberg 3, heute Dürnbach 3, die Mutter von Aloisia Koch, betreute lange Zeit den Friedhof. Aloisia Koch ist im Mai dieses Jahres 95 Jahre alt geworden. Sie hat 60 Jahre lang – von 1925 bis 1985 – den Friedhof gepflegt, zuerst gemeinsam

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22 Die Einweihung des Denkmales im Jahre 1917.

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Als Dank für ihre langjährige Arbeit am Lagerfried- hof 2 erhielt Frau Koch vom Schwarzen Kreuz das silberne Verdienst-Kreuz am Bande verliehen.In den 1970er Jahren wurden die morschen Holzkreu- ze entfernt und 1981 durch Gruppenkreuze aus Por- phyr ersetzt. Im rückwärtigen Teil des Friedhofes wur- de ein Denkmal für die italienischen Kriegsgefan- genen errichtet.Im Jahre 2006 trugen die Schüler der Hauptschule Wieselburg unter der Leitung von Barbara Hager und Franz Schuster Wesentliches zur Pflege des Friedhofes bei. Zuerst befreite die FF Wieselburg die Steine von den schlimmsten Verunreinigungen. Danach nahmen Mitglieder des Kameradschaftsbundes die Detail- reinigung vor und die Schüler beschrifteten die Grabsteine neu. Generell kümmert sich das Schwar- ze Kreuz um die laufende Pflege der beiden Lager- friedhöfe.

23 Aloisia Koch mit ihrem Orden. 24 - 26 Bilder vom Lagerfriedhof 2.

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Zustand und der Herrgott ist verschwunden. Leider hat man sogar ein Wegmarkierungstäfelchen auf das Kreuz genagelt. Aloisia Koch aus Dürnbach 3 erinnert sich, dass angeblich in früherer Zeit beim Jägerkreuz ein Briefträger überfallen worden sein soll. Alois Wolfram beschrieb das 1970 von ihm aufgesuchte Kreuz folgendermaßen: 10) „Ein paar hundert Schritte oberhalb des Hofes Grub Nr. 5 steht auf einem Höhenrücken ein einfaches Holzkreuz von 2 m Höhe mit einem hölzernen Dachl, anstelle eines Corpus sieht man eine etwa 15 cm, breite, runde Broncescheibe mit dem dornengekrönten Haupte Christi.“ Dazu sagt Altbürgermeister Jäger Folgendes: „Das Kreuz steht an einem alten Wege über den Höhenrücken, der einst viel benützt worden ist, bevor noch die neuen Straßen gebaut wurden und fast jedermann ein Auto hatte. Wahrscheinlich ist an der Stelle einmal ein Unfall geschehen. Das heutige Kreuz haben wir vor etwa 15 Jahren (Anm.: also etwa 1955) machen lassen. Wann das erste Mal dort ein Kreuz gesetzt wurde, weiß niemand mehr.“

Das einfache Dachkreuz, welches früher einen guß-eisernen Herrgott trug, steht in herrlicher Lage auf einer Blumenwiese. Soweit der Blick reicht, erfreut ihn saftiges Grün und sanfthügeliges Land. Der Pfingst-rosenstock, der unter dem Kreuz gepflanzt war, ver-kümmert zusehends und wird bald der natürlichen Ausbreitung der Wiese weichen müssen.Früher wurde das Kreuz vom ehemaligen Bürgermeis- ter von Gumprechtsfelden, Franz Jäger aus Grub Nr. 5, betreut und gepflegt. Doch seit seinem Tode im Jahr 1996 verkümmert es unaufhaltsam und es ist leider bereits ziemlich verwahrlost. Das Holz ist in schlechtem

27 Das Jägerkreuz im Jahre 2008. 28 Das Jägerkreuz, wie es 2003 noch ausgesehen hat.

Das Jägerkreuz07

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fordern. Aber natürlich war auch das Benzin bei Familie Jank bald zu Ende. Am 26. Mai 1945 waren Helene und der Vater im Stall um die Kühe zu melken, als der Vater den Russen mit dem Motorrad kommen hörte. Franz Jank ging mit dem Soldaten vor den Stall, um mit ihm zu reden. Schließlich musste er ihn nach Wieselburg begleiten, das heißt, eigentlich ging er vor dem Russen her, der mit angeschlagener Pistole auf dem Motorrad hinterher fuhr. Die Mutter wollte den Vater begleiten, da es aber zu regnen begann und sie sich noch Schuhe holen musste, kam sie in Verzug. Plötzlich hörte sie einen Schuss. Furchtbares ahnend rannte sie aus dem Haus in Richtung Wieselburg und fand den Vater im Straßengraben liegend. Er griff sich ans Genick, konnte aber nichts mehr sagen. Ein vorbeikommender

Über die tragischen Ereignisse, die zur Errichtung des Gedenksteines für Franz Jank führten, berichtete mir seine Tochter Helene Groschupf aus Dürnbach Folgendes: Als die Russen 1945 ins Land kamen, versuchten die Menschen, Hab und Gut zu retten und vergruben und versteckten alles, was nur möglich war. Franz Jank, Bürgermeister von Großa, hatte ein Motorrad. Er dachte, dass es nicht sinnvoll sei es zu verstecken, weil ja sowieso jeder wusste, dass er das Motorrad besaß. So blieb es natürlich nicht aus, dass ein Russe das Motorrad sah und mitnahm. Vermutlich aber ging ihm bald das Benzin aus und er kam wieder und wieder, um von Bürgermeister Jank Benzin zu

29 Vor der Renovierung fehlte bereits der Christus. Das Buschwerk ließ einen Blick auf die Petzenkirchener Kirche frei. 30 Das Jankkreuz um 1970.

Der Gedenkstein für Franz Jank08

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erzählte, dass der damalige kommunistische Bürger- meister von Wieselburg, Herr Bittersberger, den Vorfall bei der Kommandantur angezeigt habe, worauf es zu einer Verhandlung kam. Der Mörder, der im Range eines Feldwebels war, zeigte Reue, verantwortete sich aber damit, dass er in Notwehr gehandelt habe. Der Genickschuss aber schließt Notwehr aus. Dem Soldaten wurden vor den Augen von Frau Jank die Rangabzei- chen von der Uniform gerissen und er wurde abgeführt. Was mit ihm geschehen ist, das hat niemand erfahren. Der Gedenkstein wurde auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Tatortes aufgestellt. Familie Haslauer hatte der Witwe ein Grundstück dafür überlassen.Im Jahre 2007 wurde das Marterl vom Architekten Parb aus Oberndorf restauriert.Und hier die Inschrift auf dem Gedenkstein:

„Wir gedenken hier des Herrn Franz JankWirtschaftsbesitzer

welcher am 26. 5. 1945im 46. Lebensjahre

den Kriegsereignissenzum Opfer fiel.

Weinet nicht an dieser Stelleüber dieses mein Geschick

was hier dunkel, wird dort helleLeiden werden jenseits Glück.“

Nachbar hielt an und half der Mutter, den Vater in das Wieselburger Lazarett zu bringen, aber schon am Weg dahin verstarb er. Auf einem Wagen wurde der tote Vater schließlich nach Hause gebracht und in der Stube mit seinem Kopfverband auf den Boden gelegt. Eigentlich wurden abends immer die Fenster ver-dunkelt, damit die Russen die Häuser in der Nacht nicht schon von Weitem sahen. An diesem Tag aber vergaß man aufs Verdunkeln und bald kamen Russen und sahen den Vater am Boden liegen. Am nächsten Tag kamen Offiziere und ordneten an, den Vater rasch zu beerdigen – und so geschah es auch. Am darauffolgenden Tag kamen wieder russische Offiziere und ordneten an, dass der Vater wieder ausgegraben werden müsse. Aber die Mutter war nervlich schon völlig am Ende und wollte nicht wieder den Sarg des Mannes ausgraben lassen. So beaufsichtigte der Mes- ner die Exhumierung. Die Russen ließen den Sargdek- kel öffnen, um sicher zu stellen, dass der Vater durch einen Genickschuss ums Leben gekommen war. Dann wurde der Vater endlich zur ewigen Ruhe gebettet. Frau Jank jedoch musste noch einige Male nach Scheibbs zum Verhör. Was wirklich zwischen Bürger- meister Jank und dem russischen Soldaten vorgefallen war, das weiß natürlich niemand. Die Witwe, Helene Jank, Bäuerin auf dem Hofe Hoberg, Dürnbach Nr. 2,

31 Das neu renovierte Jankkreuz, im Hintergrund zeigt der Petzenkirchener Kirchturm auf die Wallfahrtskirche Maria Taferl. 32 Bürgermeister Franz Jank.31

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Im Dorf Dürnbach, genau im Zwickel, welchen die Straße nach Großa und der alte Kirchenweg von Großa nach Wieselburg bilden, steht ein schönes Kasten- kreuz mit einem auf Blech gemalten Herrgott. Obgleich der Herrgott schon etwas verwittert ist, macht das Kreuz einen gepflegten Eindruck. Wie ich hörte, überlegt man in Dürnbach aber ohnehin eine Restaurierung. Das Kreuz befindet sich auf einem Grundstück, das früher zum Hof der Familie Kämpf gehörte; heute ist es in das öffentliche Gut der Gemeinde Bergland übernommen. Familie Hans und Gabi Heiligenbrunner, Dürnbach 18, mähen den Rasen rund um das Kreuz, und Frau Schrittwieser schmückt es mit Blumen. Leider konnte ich niemanden finden, der über den Aufstellungsgrund des Kreuzes Bescheid weiß. Aloisia Koch aus Dürnbach meinte, dass das Kreuz errichtet wurde, weil einst eine schreckliche Krankheit in Dürnbach wütete und es viele Tote gab. Zum Gedenken und Dank für das Ende dieser Krankheit könnte das Kreuz aufgestellt worden sein.Um es nicht gänzlich in Vergesseneheit geraten zu lassen, möchte ich nebenbei noch erwähnen, dass am Stadel der Familie Kämpf, nicht weit vom Kreuz entfernt, ein Heiligenbild angebracht war. Angeblich wurde es „zum schul- digen Dank“ aufgehängt, weil der Stadel beim Brand des Hofes als einziges Gebäude unbeschadet blieb. Vermutlich existiert das Bild aber seit etwa 50 Jahren nicht mehr.

33 +34 Das überdachte Kastenkreuz in Dürnbach mit einem auf Blech gemalten Christus.

Das Kreuz in Dürnbach09

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Fährt man auf der Straße von Dürnbach nach Großa, so kann man kurz nach der Abzweigung nach Rosenau inmitten der Felder eine schöne Kapelle sehen. Im Sommer ist sie durch das Blattwerk von vier alten Lin- den fast gänzlich verdeckt. Früher, so erzählte mir Hele- ne Groschupf, war da, wo sich heute fruchtbare Felder hinziehen, dichter Wald. So stand die Kapelle also di- rekt im Walde bzw. am Waldrand. Der Verbindungsweg vom Haus Groschupf zum Haus Hinterleitner in Dürnbach 2 soll angeblich auch an der Kapelle vor-beigeführt haben. Später aber kam das Kleinod, bedingt durch die moderne Landwirtschaft, welche möglichst große Felder braucht, die mit den gewaltigen Maschinen leichter bewirtschaftbar sind, direkt auf den Feldern der Familie Groschupf zu stehen. Immer schon gehör- te das sakrale Bauwerk zum Haus Dürnbach Nr. 3, dem Hof der Familie Groschupf. Im Jahre 1970 wurde das Feld an Franz und Maria Mayer in Rosenau 7 verkauft und somit auch die Kapelle, die in ihrem Inneren eine Muttergottesstatue und zwei Hinter-glasbilder birgt. Eines der Bilder zeigt den drachentötenden Hl. Georg, das andere den mantel-teilenden Hl. Martin. Beide Hin- terglasbilder wurden von Maria Lasselsberger aus Pressbach vor etwa 30 Jahren gemalt. Die gipser- ne Madonna wurde, weil sie eine Lourdes-Madonna ist, von Mela- nie Fröschl aus Schöllenbach bei der Neubemalung mit einem wei- ßen Mantel versehen.

35 Die Kapelle zwischen den Linden im Jahre 2004, noch mit der blau ummantelten Madonna und einer Ruhebank davor. 36 Blick nach Petzenkirchen.

Kapelle zum Haus Dürnbach 310

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Im obersten Feld des schmiedeeisernen Tores finden sich die Jahreszahl 1876 und die Initialen G Z G für Georg und Zäzilia Groschupf. Angeblich könnte die Jahreszahl falsch sein, denn vor langer Zeit fiel die dritte Ziffer aus der Verankerung. Bei der Renovierung vor etwa 30 Jahren wusste man dann nicht mehr ganz genau, welche Ziffer an dieser Stelle war. Aus welchem Grund auch immer man sich für die Sieben entschied, ist unbekannt.Franz und Manuela Mayer renovierten die Kapelle im Mai 2008 und sie sieht jetzt wunderschön aus. Die Kapelle ist zur Petzenkirchner Kirche gerichtet. Franz Mayer erzählte mir, dass an schönen Tagen die markanten Lindenbäume neben der Kapelle sogar von Maria Taferl aus zu sehen seien. Der Bauer Karl Groschupf erzählte im Jahre 1970 Alois Wolfram Folgendes: 11) Die Familie Groschupf hat den Hof 1832 gekauft. Gebaut haben die Kapelle die Urgroßeltern von Karl, nämlich Georg und Zäzilia Groschupf. Er bestätigt, dass die Kapelle damals in der Nähe eines Waldes stand und ein Weg an der Kapelle vorbeiführte.

Diesen Weg benutzten die Oberndorfer Wallfahrer auf ihrer alljährlichen Pilgerreise nach Maria Taferl. Bei der Kapelle machten sie Rast und beteten. Der Wald wurde längst gerodet und der Weg verlegt, sodass sich um die Kapelle ein einziges großes Feld ausbreitet. 1969 gibt Wolfram eine Renovierung der Kapelle an. 12)

Da der Wallfahrtsweg schon immer hier vorbeiführte, nimmt Wolfram an, dass vor der Kapelle bereits ein Kreuz existierte. Wäre die Kapelle 1876 gebaut worden, ohne dass ein Kreuz davor an dem Platze stand, dann müsste es wohl einen Grund dafür geben. Herr Groschupf erzählte auch, dass früher zwei auf Leinwand gemalte Bilder in der Kapelle waren – ein Dreifaltigkeitsbild und ein zweites Bild, welches die Muttergottes mit dem Jesukinde zeigte, zu ihrer Linken ein Engel, zu ihrer Rechten eine Heilige, vermutlich die Hl. Anna. Darunter stand in Bogenform angeordnet folgende Inschrift: „Ohne dem gehe nicht vorbei, ehe den die Mutter Gottes geehrte sei den Sie ist ja die in der letzten Noth die größte Fürsprecherin für uns bei Gott.“ Darunter waren der Hl. Sebastian und der Hl. Florian abgebildet.

37 Der Innenraum der Kapelle. Die nun weiß bemalte Lourdes-Madonna ziert die Mittelnische. 38 In der linken Nische befindet sich ein Bild des mantel- teilenden Martin. 39 In der rechten Nische befindet sich jenes des drachen-tötenden Georg. Beide Hinterglasbilder wurden von der Pressbacher Malerin Maria Lasselsberger vor etwa 30 Jahren geschaffen.37

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Brandstetten

Forst am Berg FurthHörmannsberg

Galtbrunn

Oed beim Roten Kreuz

Fohregg

Großa

WieselburgDürnbach

WieselburgSt. Leonhard

Ruprechtshofen

Oberndorf

Grub

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Großa, Brandstetten, Galtbrunn, Oed beim Roten Kreuz,Forst am Berg, Furth, Hörmannsberg und Fohregg

1 Die Dorfkapelle in Großa2 Christophorus der Familie Buchberger3 Das Siedl-Kreuz4 Kreuz der Familie Schönbichler-Kendler5 Malerei am Haus von Familie Holzer6 Sgraffito am Haus der Familie Moser7 Hubertuskapelle der Familie Schönbichler8 Oed beim Roten Kreuz9 Das Kreuz beim Haus von Maria Daxböck

10 Florian am Haus von Familie Jackl11 Der Bildbaum in Forst am Berg12 Kreuz beim Haus der Familie Pfeiffer 13 Punz-Marterl in Forst am Berg14 Das Feldkreuz der Familie Zöchbauer15 Kapelle in Hörmannsberg16 Kreuz beim Haus der Familie Kasser17 Florian am Haus der Familie Kasser18 Florian am Haus der Familie Wippl

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sturzgefährdet war und die Familie in Windeseile ein neues Haus bauen und beziehen musste. Die Kapelle, die auf einem Erdhügel steht, litt durch die Erd-bewegungen ebenfalls und bekam Risse in der Mauer. Im Vorjahr hat der Wind das Dach davongetragen, das aber eiligst wieder zum Schutz des Mauerwerkes aufgesetzt wurde. Die Kapelle macht einen gepfleg- ten Eindruck, der von weitem gesehen, über die Sanierungsbedürftigkeit des Mauerwerkes hinweg- täuscht.Früher, so erzählte mir Franz Babinger, stand die Kapelle näher am Haus der Familie Rafetzeder. Aber weil es immer geisterte, wurde sie weiter vom Haus entfernt aufgestellt. In der „Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs“ 3) liest man Folgendes zur Großa-Kapelle: Unweit von Hofe Großa Nr. 5, Gemeinde Wieselburg-Land, steht eine Kapelle mit der Jahreszahl 1872 über dem Eingang [...]. Gegenüber der Kapelle, auf der anderen Straßenseite, liegt ein großes Feld, das

Als neogotische Wegkapelle aus dem Jahre 1872 mit Spitzbogenöffnung und Schmiedeeisengitter ist die Dorfkapelle in Großa im Dehio angeführt 1). Alois Wolfram 2) beschreibt in ihrem Inneren ein Mutter-gottesbild und darunter in Farbe an die Mauer ge-schrieben „Maria mit dem Kinde lieb uns allen deinen Segen gib.“Die Kapelle steht auf dem Grund der Familie Babinger, Großa 5, gehört aber der Familie Herbert Rafetzeder, Großa 1. Familie Babinger betrieb bis zum Jahre 1981 ein Gasthaus, welches in unmittelbarer Nähe zur Ka- pelle gelegen war. Ausgelöst durch maschinelle Erd- bewegungen, zeigten sich bald im Haus der Familie Risse, die sich so ausweiteten, dass das Haus ein-

01 Die Kapelle in Großa, 2004. 02 Im Muttergottesbild in der Nische spiegelt sich das schmiedeeiserne Gitter.

Die Dorfkapelle in Großa01

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03 Das Marienbild der Kapelle. 04 Eine Zeichnung der Kapelle aus dem Jahre 1937. 05 Die Kapelle in Großa direkt neben der Straße nach Wieselburg, 2008.

„Birig-Feld“, das zum Hof Großa 1 gehört. Auf diesem soll, wie oft erzählt wurde, eine Burg gestanden sein. Das Feld heißt darum richtig Burgfeld. Auf der Straße vorbei am „Birig-Feld“ soll in der Nacht oft der Teufel mit dem Roß gefahren sein. Eine Bestätigung des Standortwechsels und der Geis- tergeschichte findet sich auf der Zeichnung der Landesbibliothek: „Man erzählt, dass dort oft abends ein Winseln zu hören war. Als der Bildstock auf die andere Straßen- seite versetzt war, hörte es auf.“ Auch bei Herbert Pöchhacker 4) fin-det sich ein Hinweis auf die frühe- re Burg und die Geistergeschichte: Auf dem Birifeld stand seit uralter Zeit ein Holzkreuz. Es wurde er-

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richtet, weil es auf dem Feld immer geisterte, ja es ist sogar der Teufel mit seinem Ross auf dem Weg am Burgfeld vorbei gefahren. Das Kreuz aber wurde morsch und brach zusammen. Zwei Mägde vom Hof Großa 1, die sich im Laufe ihres Lebens viel Geld erspart hatten, ließen auf der dem ehemaligen Kreuz gegenüberliegenden Seite im Jahre 1872 die Kapelle errichten. Die Altbäuerin von Großa 1 erinnerte sich laut Wolfram im Jahre 1970, dass ihr vestorbener Mann berichtete, die Kapelle sei früher auf der anderen Straßenseite gestanden und viel kleiner gewesen. Ob auf der anderen Straßenseite nun ein Kreuz oder eine kleine Kapelle stand, das wird sich leider nicht mehr eruieren lassen. Wie die Zeichnung aus dem Jahre 1937 zeigt, befand sich im Giebel früher ein Auge in einem Dreieck – Symbol für die Hl. Dreifaltigkeit – mit der Inschrift „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede dem Menschen auf Erden, die eines guten Willens sind“. In ihrem Inneren beherbergte die Kapelle ein Dreifaltigkeits- bild. Heute hängt ein Muttergottesbild in der Großa- Kapelle. Alle zwei Jahre gibt es bei der Kapelle eine Maiandacht, alternierend dazu auch im Zweijahres- rhythmus eine Bittmesse im Mai, bei welcher die Dorfbevölkerung von der Großa-Kapelle nach Galt- brunn zur Schönbichler-Kapelle geht.

06 Die Dorfkapelle in den 1970er Jahren. 07 Das Gasthaus der Familie Babinger mit der Kapelle 1978. 08 Das Gasthaus hinter der Kapelle wurde auch von Alois Wolfram im Bild festgehalten.

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Das Haus Großa 9a war ursprünglich ein kleines Gast- haus. Nach der Aufstockung des Hauses wurde es zweigeteilt: die linke Seite bewohnte Familie Mitterauer, die bis 2000 das Wirtshaus betrieb, die rechte Seite bewohnt Familie Buchberger. Im Jahre 1971 brachte Johann Buchberger am Haus eine Christophorusdarstellung an. Dazu zeichnete er den Heiligen mit einer Schablone an die Hausmauer und trug dann Putz in verschiedenen Farben auf. Mit dieser Technik fertigt Rupert Wagner seit Jahren seine Wappendarstellungen an 5). Eigentlich haben die meisten Häuser einen Hl. Florian, aber Johann Buch- berger fand an der Christophorusdarstellung mehr Gefallen. Die Idee, die Hausmauer mit einer Darstellung zu veredeln, hatte er sich bei seinem Bruder geholt.

09 Der Hl. Christophorus auf dem Haus Großa 9.10 Das Haus der Familie Buchberger.

Christophorus am Haus der Familie Johann und Gertrude Buchberger, Großa 9a

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Am Ortsende von Großa, da wo die Straße nach Waasen abzweigt, steht rechterhand ein Holzkreuz in der Wiese. Früher befand sich auf diesem Platz das Haus der Familie Fasching und deren Nachfolgern, der Familie Stamminger. Zu dieser Zeit stand das Kreuz gegenüber dem Haus auf der linken Seite der Waasener Straße. 1969 gelangte der Besitz in das Eigentum der Familie Siedl. Das Gebäude wurde in der Folge abgerissen und etwa 1970 das Kreuz an seine Stelle versetzt.Es weiß heute niemand mehr, warum dieses Kreuz aufgestellt wurde. Möglicherweise erinnert es an eine Frau, die vor langer Zeit in den etwas unterhalb gelegenen Teich stieg und sich auf diese Weise das Leben nahm.

11 - 13 Das Siedl-Kreuz in Großa. Der eiserne Christus auf dem Kreuz ist leider sehr unsachgerecht bemalt.

Das Siedl-Kreuz03

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Auf dem Wiesenstück beim „Ausnahmhäusel“ Großa 11, welches zum Gehöft von Franz und Regina Kendler, Großa 3, gehört, steht ein schmiedeeisernes Kreuz, vom Aussehen eines Grabkreuzes. Früher führte der Kirchenweg unterhalb des Hofes Großa 3 über ein Brücklein, welches den Ockerbach überspannte, und weiter den Hügel durch ein „Schacherl“ hinauf zum Hof der Familie Siedl. An- geblich soll bei diesem Steg ein betrunkener Mann in das Wasser gefallen und so zu Tode gekommen sein. Zu seinem Andenken war an dieser Stelle ein Holz- kreuz aufgestellt worden. Als das Holzkreuz morsch geworden war, ersetzte es Maria Hinterberger, die Großmutter von Frau Kendler, durch ein neues Kreuz. Später stellte Frau Leopoldine Schönbichler, Mutter von Frau Kendler, ein nicht mehr benötigtes Eisen- kreuz vom Friedhof auf den Platz vor dem „Ausnahm-häusel“, weil es dort nicht so arg vom Blütenstaub und den Blättern der Erlen in Mitleidenschaft gezogen wird wie am Bachrand.

14 + 15 + 16 Das Kreuz vor dem Haus Schönbichler 17 Hinter dem Kreuz der Hof von Franz und Regina Kendler, Großa 3, rechts das „Ausnahmhäusel“.

Kreuz beim Haus der Familie Schönbichler-Kendler

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Am Haus der Familie Holzer war früher an einem Pfeiler des Stadels ein auf Blech gemaltes Bild an- gebracht. Es hatte die ungefähren Ausmaße von 1 bis 1,20 m und stellte einen Unfall dar. In unmittelbarer Nähe des Bildes soll nämlich im 18. Jahrhundert ein Angehöriger der Familie Rafetseder aus Großa an den Folgen eines Unfalls verstorben sein. Da dieses Bild bereits sehr verrostet und kaum mehr erkennbar war, wurde es nach Rücksprache mit der Familie Rafetseder entfernt.Im Zuge des Hausumbaues ließ Familie Holzer in Gedenken an diesen Unfall ein Bild auf den nun gemauerten Stadel malen, damit das alte Bild nicht in Vergessenheit gerate. 1981 malte Karl Scholler aus Petzenkirchen das Bild, welches mir bei einer meiner Erkundungsfahrten sofort ins Auge fiel. Da der Tag bereits ziemlich fortgeschritten war und mir das Fotolicht nicht mehr gut genug schien, verzichtete ich darauf – entgegen

meiner Gewohnheiten – wenigstens ein „Notbild“ zu schießen. Als ich das nächste Mal nach Brandstetten kam, war das Bild bereits der Renovierung zum Opfer gefallen – somit gibt es wieder ein Stück Geschichte weniger.u Karl Scholler wurde im Jahre 1935 im Töpferdorf Stoob im Mittelburgenland geboren. Er war als Maler sein Leben lang in der Firma Scheiblauer in Petzen- kirchen tätig; arbeitete in 75 Kirchen und schuf zahl-

reiche Malereien an Hausfassaden. Die Malerei war in all ihren Facet-ten sein Lebensinhalt. In seiner Freizeit malte er Landschafts- und Blumenbilder, schnitzte Bil- derrahmen und Kruzifixe. Am 18. August 1998 erlag Karl Scholler seinem Krebsleiden.

18 Der Hof der Familie Franz und Hilde Holzer, Brandstetten 1. 19 Das von Karl Scholler gemalte Bild am Stadel.20 Der Maler Karl Scholler und seine Tochter Anny in den 1980er Jahren.

Malerei am Haus von Familie Holzer, Brandstetten 1

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Am Haus der Familie Moser befindet sich seit etwa 20 Jahren ein Sgraffito von beträchtlichem Ausmaß. Es zeigt in einem Wappen den Buchstaben „M“ und die Jahreszahl „1847“, daneben den Hof, einen Pferdekopf und einen Wald symbolisierende Bäume. Ein Gockelhahn und ein Zahnrad leiten über zur überlebensgroßen Figur des Hl. Florian. Der Heilige hält eine Fahne, auf der eine weiße Taube abgebildet ist. Neben sich hat er ein Wasserschaff und eine Schriftrolle, auf welcher die Hausbesitzer mit den entsprechenden Jahreszahlen geschrieben sind: „1847 Kaltenbrunner, 1951 Gratzer, 1964 Moser“. Darunter steht in großen Lettern „Brandstetten“.Familie Moser hatte auf dem Haus eines Bekannten ein Sgraffito gesehen, an dem sie großen Gefallen fand. Da auch sie ihr Haus mit solch einem Kunst- werk schmücken wollten, nahmen sie mit dem Hobby- künstler Karl Prettenhofer Kontakt auf.u Der Hobbykünstler Karl Prettenhofer war von Beruf Briefträger und lebt in Kammerhof bei Hofstetten im Pielachtal. Er arbeitet vorwiegend in Sgraffito-Technik.Sgraffito ist eine für Hausverzierungen sehr beliebte Technik, weil sie besonders witterungsbeständig ist. Hierbei werden die Pigmente, welche an den Mörtel gebunden sind, in mehreren Schichten aufgetragen. Der Handwerker ritzt, schneidet oder kratzt in den frischen, wei-chen Putz Linien und Flächen, so dass die durchgefärbte Schicht sichtbar wird. Diese alte Kratz-Putz-Tech- nik stammt aus Ita-lien.

21 Das Sgraffito an der Hofeinfahrt zum Haus Brandstetten 2. 22 Karl Prettenhofer. 23 Der Hof der Familie Moser.

Sgraffito am Haus der Familie Moser, Brandstetten 2

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Betreffend die alte Kapelle in Galtbrunn konnte ich bei den Aufzeichnungen von Alois Wolfram 6) fündig werden. Er beschrieb sie bereits 1970 als „weit vor-geneigt, sodass sie jeden Tag umzustürzen drohte“. Die Höhe der Kapelle betrug 3,40 m, die Tiefe 1,80 m und die Breite fast 2 m. Das Dach war mit Brettern ge- deckt und ohne Kreuz. In der Kapelle befand sich eine Rundbogennische, in welcher sich ein auf Blech ge-maltes Bild der Hl. Dreifaltigkeit befand. In der linken

unteren Ecke war zu lesen: „Renoviert 1940, Geschw. Kirchner“. In der rechten Ecke war leider der Name des Malers nicht mehr leserlich, die Jahreszahl 1940 aber noch erkennbar. Die Kapelle war mit einem ein-fachen Eisengitter abgeschlossen. In einem schmiede- eisernen Ring des Gitters fand Wolfram Reste von Ziffern, die möglicherweise die Jahreszahl 1897 oder 1891 ergeben könnten. Die Familie Schönbichler kaufte den Hof 1958 von Frau Kirchner. Diese erzählte, dass am Kapellenstand- ort ein großer Baum wuchs. Während eines fürchter- lichen Unwetters schlug ein Blitz in diesen. Weil dabei das Haus keinen Schaden erlitt, wurde zum Dank dafür die Kapelle erbaut. Wann das gewesen ist, weiß nie- mand mehr.

24 Die Hubertuskapelle trägt über dem Eingang die In-schrift „Gelobt sei Jesus Christus“. 25 Familie Schönbichler vor der neu erbauten Kapelle.

Die Hubertuskapelle beim Hof von Ilse Schönbichler, Galtbrunn 2

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Als 1958 Familie Schönbichler den Hof übernahm, war die Dreifaltigkeitskapelle bereits in einem sehr desolaten Zustand. Etwa im Jahre 1972 wurde die Ka-pelle weggerissen, da sie umzustürzen drohte. 1986 wurde anlässlich der Hofübergabe und des 60. Ge- burtstages von Johann Schönbichler eine neue Kapelle errichtet – eine Hubertuskapelle. Das Hubertusrelief hat Stefan Schalhaas aus Breiteneich geschnitzt. Die Einweihung nahm am 9. Mai 1986 Dechant Franz Dammerer vor. Anton Roher, damals Hegeringleiter, hielt die Festrede, auch Johann Schönbichler als sein Vertreter hielt eine Ansprache.Jedes zweite Jahr findet eine Dankmesse vor der Ka- pelle statt. Dabei treffen die Bewohner von Großa einander vor der Dorfkapelle und wandern nach Galt- brunn, wo dann die Messe stattfindet.

26 Im Mai 1986 wurde die Kapelle feierlich von Stadt-pfarrer Dechant Mag. Franz Dammerer eingeweiht. 27 Im Inneren der Kapelle befindet sich ein Holzrelief mit einer Jagddarstellung, geschnitzt von Stefan Schalhaas; darunter eine Holztafel mit der Inschrift „Erbaut 1986“. 28 Anlässlich der Einweihung hielt Johann Schönbichler eine Rede, links im Bild Fritz Baumböck, rechts Anton Roher. 29 Situation der Kapelle gegenüber dem Hof der Familie Schönbichler.

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An der Straße von Wieselburg nach St. Leonhard am Forst steht in der ehemaligen Gemeinde Gumprechts- berg dort, wo ein Weg in die Rotte Pellendorf abzweigt, das Rote Kreuz, ein gemauerter Bildstock mit der im- posanten Höhe von 3,10 Metern. Er hat eine Breite von 135 cm und eine Tiefe von 75 cm. 90 cm über dem Boden beginnt eine Spitzbogennische von 187 cm Hö- he, einer Breite von 70 cm und einer Tiefe von 53 cm. 7)

Über der Nische trägt der Bildstock die Jahreszahl 1897 und die Initialen A. A. H. Da der Bildstock zum Haus von Karl und Adelheid Haiden in Grub 2 gehört, könnte man diese Initialen leicht falsch interpretieren. Der Name Haiden ist zwar seit 1824 auf dem Haus, 8) jedoch mit zwei Unterbrechungen: 1848 übernahm die verwitwete Katharina Haiden mit ihrem Mann aus zweiter Ehe, Anton Simoner, das Haus und 1888 die verwitwete

30 Vor der Renovierung war der Bildstock stark von Efeu überwuchert und beherbergte neben dem Kreuz eine Totengedenktafel. 31 Das alte Bild von Alois Wolfram zeigt die Linden noch jung. 32 Markant umschließen die nun mächtigen Linden den Bildstock.

Oed beim Roten Kreuz08

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33 + 34 Der Bildstock präsentiert sich sehr gepflegt. Auf seinem Schieferdach steht ein einfaches Kreuz. Der senkrechte Balken des Kreuzes in der Nische endet unmittelbar unter dem Fuß des Christus. 35 Der Bildstock mit Blick auf Wieselburg.

Anna Haiden mit ihrem Mann aus zweiter Ehe, Anton Hager. So müssen die Initialen der Jahreszahl gemäß Anna und Anton Hager bedeuten.Früher ist anstelle des Bildstockes ein Eichenkreuz gestanden. Als dieses morsch geworden war, haben Anna und Anton Hager den heutigen Bildstock erbaut. Sicher war an dieser Stelle schon ein frühes Grenzzeichen. Hier verläuft nicht nur die Wasserscheide zwischen Melk und Erlauf, sondern auch die Bezirks-, die Gemeinde-, die Post- und auch die Pfarrgrenze. Angeblich führte die Römerstraße von St. Leonhard kommend über Wieselburg nach Steinakirchen direkt am Bildstock vorbei. Die rote Farbe hat er den blutrünstigen Geschichten zu verdanken, die sich um seine Entstehung ranken. So ist zu lesen, 9) dass anstelle des Roten Kreuzes in Gumprechtsberg früher ein Galgen stand, auf welchem viele Verbrecher hingerichtet wurden. Und weil dabei viel Blut geflossen sei, habe man das Kreuz, das später

zum Seelenheil der Hingerichteten gesetzt worden war, Rotes Kreuz genannt. Es wird auch erzählt, 10) dass da, wo heute der Bild- stock steht, 16 Franzosen begraben liegen, die in der Nähe bei Kämpfen gefallen oder von den Bauern um- gebracht worden seien. Für sie sei später das Kreuz ge- setzt worden. Weil bei der Ermordung der Franzosen viel Blut geflossen sei, habe man das Kreuz „Rotes Kreuz“ genannt. Für diese Annahme spricht, dass sich in der nahen Umgebung des Roten Kreuzes Gruben und Höhlen befinden, die den Menschen als Unter- schlupf und Versteck gedient haben. Ganz anderer Meinung ist Stefan Denk: 11) Die Klein-kapelle der Rotte Oed am Rothkreuz hat den roten Anstrich in der jetzigen Form seit 1897 und wurde an- stelle eines Kreuzes errichtet. Der Name hat mit der Farbe Rot nichts zu tun. „Geländenamen mit Rot (Rotenhaus) und mit G(K)rotten… sind vielleicht untereinander und beide mit dem Wort verrottet

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stammverwandt, womit auch ihr wiederholtes Zusam- mentreffen mit römischen Bodenruinen eine Erklä- rung fände; so ergaben sich ja an der ehemaligen Mi- litär oder Hochstraße über Rothkreuz bronzezeitliche und römische Funde.“ Lange Zeit konnte man im Bildstock eine Marmortafel mit zwei Bildern und folgender Aufschrift sehen:„Zur steten Erinnerung An die in Russland Gefallenen Helden Franz Haiden. Gefallen 22.6.1942. Im 30. Lebensjahre. Karl May. Gefallen 26.4.1942. Im 21. Lebensjahre. Auf Wiedersehen! R. Dier“Franz Haiden war der Onkel des jetzigen Besitzers Karl Haiden. Karl May war Knecht am Hofe der Familie Haiden.Als Alois Wolfram den Bildstock 1955 aufsuchte, beschrieb 12) er ihn „blutrot“ gestrichen. Der blecherne Christus-Corpus wies drei Kugeleinschüsse auf. Im No- vember des Jahres 1970 war der Bildstock braunrot gefärbt. In den drei Einschusslöchern befanden sich

nun Schrauben, sodass jene, die von den Einschüssen nichts wussten, meinten, das Bild sei etwas unge- schickt ans Kreuz geschraubt worden. Diese Wahr-nehmung bestätigte Herr Haiden 1970 im Gespräch mit Alois Wolfram: 1945/46 haben russische Soldaten drei Mal auf das Bild geschossen, Familie Haiden hat die Schrauben in die Löcher gedreht. Die Russen haben auch die Bilder der Gefallenen, die neben ihren Namen angebracht waren, herausgerissen.Karl Haiden machte mich darauf aufmerksam, dass am Kruzifix der senkrechte Kreuzesbalken unmittelbar unter den Füßen endet, sodass man den Eindruck hat, dass er abgeschnitten wäre. Bei der letzten Renovierung im Jahre 2007, welche vorzüglich gelungen ist, wurde die Gedenktafel, weil sie schon gebrochen war, herausgenommen. Heute blickt der Bildstock, der auf einem enorm starken Kraftfeld steht (siehe Kapitel „Kapellenstandorte – Orte der Kraft?“) in seiner ganzen Schönheit ins Wieselburger Umland.

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Hof gekauft; ich bin damals ein Schulerbub gewesen. Zu dieser Zeit ist das Kreuz mit einem Holzdachl schon gestanden; wann und warum es gesetzt wurde, weiß niemand mehr. Vor 4 - 5 Jahren (Anm.: also etwa 1965) war das Kreuz schon am Zusammenbrechen. Weil man aber ein Kreuz nicht abkommen lassen darf, hat mein Schwiegersohn ein Kreuz aus Eichenholz gemacht, hat einen Sockel betoniert und das Kreuz aufgestellt. Dann hat er im Friedhof einen eisernen Herrgott gekauft und an dem Kreuz angebracht.“Die Tatsache, dass das Kreuz abseits vom Hof, ver-steckt im sumpfigen Graben, errichtet wurde, lässt ver- muten, dass es sich um ein Gedenkkreuz handelt. Mög-licherweise kam an dieser Stelle jemand zu Tode. Im „Unterlauf“ des Ockerbaches bestand ein Brücklein, in dessen Nähe sich ebenfalls ein Kreuz befand (siehe „Kreuz der Familie Schönbichler-Kendler“). Der Aus-sage von Johann Meier entsprechend dürfte das Kreuz früher ein Holzdach gehabt haben – dieses fehlt heute.

Unter dem Gehöft von Maria Daxböck in Forst am Berg Nr. 1, wo der Ockerbach, der bei Diesendorf in die Melk mündet, ein kaum merkbares Rinnsal ist, sind die Wiesen entlang des Baches sehr feucht. In diesem fast sumpfigen Grund steht, unter einer Birke versteckt, ein altes einfaches Holzkreuz mit einem gusseisernen Christus darauf. Früher, so erzählte Frau Daxböck, führten Stiegen zum Kreuz hinunter und es gab einen Weg, der am Kreuz vorbei in Richtung Großa führte.Johann Meier, der Altbauer auf Forst am Berg Nr. 1, gab am 5. November 1970 folgende Auskunft: 13) „Meine Eltern haben 1907, von Maria-Taferl kommend, den

36 Das Kreuz am Ockerbach beim Hof von Maria Daxböck.

Das Kreuz beim Haus von Maria Daxböck, Forst am Berg 1

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1996 wurde der Hof von Johann und Anna Jackl in Forst am Berg 2 erneuert. Da sich am alten Haus im Oberstock eine Nische befand, sollte nun das neue Haus auch durch einen Heiligen geschützt sein – dazu suchte sich Frau Jackl einen gegossenen Florian aus, der sich schön ins Haus einfügt. Die Figur stammt von der Firma Guger in Scheibbs. Was in der alten Nische stand, ist bereits in Vergessen- heit geraten.

37 Der Florian auf dem Haus Forst am Berg Nr. 2.38 Das Gehöft von Johann und Anna Jackl.

Florian am Haus von Johann und Anna Jackl, Forst am Berg 2

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Folgt man der Straße von Großa nach Oberndorf, so zweigt rechterhand beim Hinweisschild „Forst am Berg 2 u. 6“ ein Güterweg ab. Diesem folgend gelangt man an einen rechts der Straße gelegenen Bauernhof. Danach wendet sich die Straße in einer scharfen Kurve nach links und führt eng am Stadel des Gehöftes der Familie Jackl, Forst am Berg 2 vorbei, welcher durch einen granitenen Radabweiser gesichert ist. Kurz da- rauf gelangt man in einen Wald. Alois Wolfram 14) beschrieb am Beginn des Waldes, direkt am Fahrweg, eine junge, aber ziemlich hohe Kastanie, welche ein neues Bildkästchen in etwa 3 m Höhe trägt. Darin befindet sich ein Bild des Hl. Josef mit dem Jesukinde vor sich, umgeben von Engeln. Als ich im Jahre 2004 den Bildbaum aufsuchte, fand ich den beschriebenen Kastanienbaum, darauf noch im-mer dasselbe Bild.

39 + 40 Das neu gerahmte, nach dem Sturm auf eine Buche gehängte, Bild.

Der Bildbaum in Forst am Berg

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Johann Schedelmayer, geboren 1922, erzählte 1967 die Geschichte des Bildbaumes: 15) „Meine Schwieger-mutter, die vor Jahren – über 80 Jahre alt – verstorben ist, hat allweil erzählt, dass der Bildbaum aus der Franzosenzeit stammt“. Es sollen angeblich beim Bild- baum Franzosen begraben liegen. Wie es bei Bildbäu-men so ist, wechselte hier sowohl der Baum, also auch das Bild. Noch 1968 ist an einer riesigen Tanne ein Schutzengelbild gehangen. Als westlich der Tanne der Wald gerodet wurde, war es für den Sturm ein Leichtes, die schutzlose Tanne umzulegen. Dabei ist das Bild zerbrochen. Nach Aussage von Frau Jank und gemäß dem Sagenbuch des Bezirkes Scheibbs blieb das Bild allerdings unversehrt. Johann Schedelmayer hat 1969 ein neues Bildkästchen angefertigt, das heutige Bild hineingehängt und das Kästchen am Kastanienbaum angebracht. Beim Abtransport des geschlägerten

Holzes hat angeblich der Schwiegervater von Johann Schedelmayer eine französische Münze nahe der Bild-tanne gefunden, was die Theorie bekräftigt, dass hier Franzosen begraben liegen. Da die Münze nicht mehr auffindbar ist, lässt sich leider nicht feststellen, um welche Münze es sich dabei handelt.Am 18. Jänner 2007 fegte der Orkan Kyrill über Eu- ropa hinweg. Auch Österreichs Wälder nahmen durch den Sturm großen Schaden. Dieser brach auch in Forst am Berg Bäume, von denen einer auf die Bildkastanie stürzte. Das Bild fiel zu Boden und blieb dennoch heil und unversehrt. Familie Jackl erneuerte bei dieser Gelegenheit den Rahmen, der das Bild umgibt und hängte es sodann auf eine Buche, an der es hoffentlich noch lange hängen wird. Leider werden die Bildbäume immer weniger, da Bilder von umgestürzten alten Bäumen meist nicht mehr aufgehängt werden.

41 + 42 Als ich das Bild 2004 entdeckte, hing es noch auf dem Kastanienbaum.

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Gegenüber dem Hof von Anna und Johann Pfeiffer in Brennödt, Forst am Berg 4, steht ein Holzkreuz mit der Inschrift „19 Gelobt sei Jesus Christus 93“.Früher stand das Kreuz direkt vor dem Haus, aber an-geblich wurde der Standort schon mehrmals geändert. Wie lang beim Haus Brennödt schon ein Kreuz steht, weiß niemand mehr, wohl aber erinnert sich Familie Pfeiffer noch an den Grund der Erbauung. Demnach waren wahrscheinlich in der Zeit der Franzosenkriege die Bewohner des Hauses in die nahen Wälder ge-flüchtet. Eine Magd ging jedoch ins Haus zurück, um das Vieh zu füttern. Dabei wurde sie von den Soldaten, man vermutet, dass es Franzosen gewe-sen sein könnten, ermordet. Zum Andenken an die Magd wurde ein Kreuz errichtet. Im Jahre 1993 wur- de das Kreuz erneuert. Die Einweihung fand am 26. Oktober 2006 anlässlich einer Dankmesse durch einen Bruder der Franziskus-Gemeinschaft statt.

43 + 44 Das Kreuz gegenüber dem Hof der Familie Pfeiffer in Brennödt, Forst am Berg Nr. 4, trägt auf dem Querbalken die Inschrift „19 Gelobt sei Jesus Christus 93“. Das Kreuz steht auf einem Bruchsteinsockel.

Kreuz beim Haus der Familie Anna und Johann Pfeiffer in Brennödt, Forst am Berg 4

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45 + 46 Das Punz-Marterl in Forst am Berg.

recht schadhaftes Kästchen von 80 cm Höhe ange- bracht, das ein bereits unkenntliches Bild enthielt. Da das Marterl zum Besitz der Bundesforste gehörte, wurde es später von Dr. Hans-Peter Lang betreut. Er meinte, dass es etwa um 1986 an die jetzige Stelle gesetzt wurde, um an das Forstarbeiterhaus der Bundesforste zu erinnern.Eines Tages traf ich Rosita Lauber im Zug. Sie erzählte mir, dass sie das Marterl im Wald vermodert und umgeworfen gefunden hatte. Natürlich wollte sie es so nicht liegen lassen und bat deshalb Dr. Lang, ein neues Kreuz in der Bundesforste-Zimmerei in Gaming anfertigen zu lassen. In der Zwischenzeit ließ sie von Rosa Leitner aus Randegg ein Hinterglasbild malen, welches Heinrich von Bozen darstellt. Als das neue Bildstöckel fertig war, wurde es von Pfarrer Leopold Teufel eingeweiht.

Etwa 200 m nordwestlich des Hofes der Familie Pfeiffer stand früher ein Haus für die Holzarbeiter der Bundesforste. 1932 bezog Michael Punz mit seiner Frau Magdalena das Haus, denn er war bei den Bundesforsten beschäftigt. Familie Punz hatte vier Kinder: Aurelia (geboren 1920, spätere Mesnerin Holzer), Ludmilla (geboren 1927, verehelichte Prankl in Purgstall), Johann (geboren 1928, wohnhaft in Wechling 2), Christine (geboren 1936, verehelichte Platzer in Breiteneich). Magdalena Punz selber lebte bis zu ihrem Tode in dem Haus, welches in den 1980er Jahren abgetragen wurde.Alois Wolfram 16) berichtete, dass ab der Gartenecke des Hauses acht große Eichen in einer sich gegen Westen erstreckenden Reihe standen, welche 1936 umgeschnitten wurden. Neben der ersten nur fünf Schritte vom Garten entfernten Eiche stand auf einem Pfahl ein Kästchen mit einem Heiligenbild. Johann Punz aus Wechling erzählte mir, dass er etwa 1940 dieses Marterl an die Gartenecke gesetzt hatte.Alois Wolfram 17) beschrieb das Marterl an der nordwestlichen Gartenecke des Häusels Forst am Berg Nr. 5. Demnach war auf einem 170 cm hohen, unbearbeiteten, bloß entrindeten Holzpfahl ein schon

Punz-Marterl in Forst am Berg13

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Beim Feldkreuz der Familie Zöchbauer in Furth Nr. 1 treffen die Grundstücke dreier Nachbarn zusammen, nämlich jenes der Familie Zöchbauer, Furth 1, der Familie Sieder (früher Fellner), Furth 2 und der Familie Hackner, Scheibenbach. Angeblich ist um 1850 an der Grenze zwischen Scheibenbach und Furth ein Kreuz errichtet worden, so erzählte mir Ignaz Zöchbauer. Schaurige Geschichten ranken sich um den Grund der Errichtung des Kreuzes. Damals wuchsen Sträucher und Bäume vom Wald her in einer Reihe und bildeten eine „Zeile“. Angeblich waren auch alte Birkenstöcke darunter, die sich in mondhellen Nächten in Gestalten verwandelten und auf dem Hügel ihren Spuk trieben. Weil dieses Treiben kein Ende nahm, beschlossen die Besitzer von Furth Nr. 1, ein Kreuz aufzustellen. Von da an herrschte Ruhe und Frieden. Die Birken beim Kreuz wurden 1905 gepflanzt und wie man auf einer alten Aufnahme sehen kann, stand frü- her ein Holzkreuz zwischen den Bäumen. Am Kreuz ist der Spruch zu lesen: „Wohin woher du Wandersmann – Steh still u. schau den Heiland an – Betracht sein blutigen Schweiß – Und setze weiter deine Reiß.“Die Bewohner des Dorfes Waasen gehen alle drei Jahre im Mai zu diesem Kreuz zum „Marterlbeten“.

47 Das schmiede-eiserne Feldkreuz.48 Das alte Holzkreuz.49 + 50 Die Gläubigen ziehen betend zum Kreuz, wo eine Maiandacht stattfindet.

Das Feldkreuz beim Haus der Familie Ignaz Zöchbauer, Furth 1

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Zweigt man von der Straße Großa - Oberndorf nach Hörmannsberg ab, so gelangt man über eine Steigung zu einem schönen Aussichtspunkt. Von hier kann man bis zu den Windrädern des St. Pöltner Umlandes sehen. An dieser wunderschönen Stelle steht an einer Weggabelung eine Kapelle in ruhiger Lage. Ihr charak-teristisches Aussehen gibt ihr die Backsteinumran- dung des Torbogens, in welches sich das Schmiede-eisengitter fügt. Im Giebel über dem Torbogen befin-det sich ein altes Dreifaltigkeitsbild, welches direkt auf die Kapellenmauer genagelt ist und von einem auf die Mauer gemalten gelben Rahmen umgeben ist. Unter dem Bild ist ein schwarzes Kreuz aufgemalt, welches zwischen den Balken jeweils drei Strahlen zeigt, die insgesamt gesehen ein Quadrat ergeben. An der Ka-pellenrückseite ist im Giebeldreieck eine Nische zu sehen, die allerdings kein Bild beherbergt. Im Inneren der Kapelle befindet sich ein Kruzifix, links davon eine Marienstatue, rechts davon der Hl. Johannes. Zur Geschichte der Kapelle erzählte mir Ignaz Zöchbauer Folgendes: „Am 17. Juli 1683 war der Türkeneinfall in unserer Umgebung; so auch in Hause Ödberg, Hörmannsberg 3, wo alles verwüstet wurde, Menschen zu Tode kamen und Kinder verschleppt wurden.“Im Oberndorfer Häuserbuch ist dazu Folgendes zu le-sen: 18) „1683, Schadensprotokoll der Herrschaft Ga- ming über den Türkeneinfall: Die Türken haben den Bauern Kendler Michael totgehaut, sein Weib mitsamt den fünf Kindern weggeführt, 2 Dienstboten ver-schleppt, das Haus ausgeraubt und am Feld alles verdorben. Die fünf Kinder waren Gertrude, 9 Jahre, Maria Magdalena, 6 Jahre, Andreas, 4 Jahre, Anna, 1 Jahr und Elisabeth, 1 Monat alt. Der Hof Ödberg war nach dem fürchterlichen Türkeneinfall nicht bewirtschaftet, wurde aber wieder durch das Kloster Gaming besiedelt.“ Wie es scheint, vergingen aber darüber einige Jahre, denn als die nächsten Bauern auf Ödberg 3 sind Jo- hann und Gertrud Punzengruber 1687 eingetragen. Zum Glück wurden nicht alle Höfe von einem so

51 Die Kapelle in Hörmannsberg. 52 Das Dreifaltigkeitsbild im Giebel.

Kapelle in Hörmannsberg15

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schrecklichen Schicksal ereilt. Als Dank für die Verschonung von arger Verwüstung und zum Ge-dächtnis der Opfer stellten die Hör-mannsberger ein Kreuz im Wald auf, welches später durch die Kapel-le ersetzt wurde. Maria Aigelsreiter erzählte mir, dass schon ihre Ah-nen immer sagten, dass die Opfer des Türkeneinfalls möglicherweise bei der Kapelle begraben liegen.Ursprünglich wurde an jedem Maiensonntag nachmittags eine Andacht abgehalten. Mit dem Jahre 1942 nahm dieser Brauch auf Grund der damaligen politischen Situation ein Ende.In den 1960er Jahren verkaufte der Besitzer des Grundstückes, auf dem die Kapelle steht, die beiden darin stehenden Statuen an einen Kunsthändler in St. Pölten. Die Be- völkerung von Hörmannsberg war darüber äußerst empört und be-stand darauf, dass die beiden Sta- tuen in die Kapelle zurück kämen. So mussten sie schließlich wieder um teures Geld zurückgekauft werden. Nach der Restaurierung der beiden Statuen wurden Kapelle und heimgekehrte Statuen von Pfarrer Leopold Teufel geweiht. Seither findet am letzten Maien- sonntag eine Andacht statt. Die Kapelle befindet sich heute im öffentlichen Gut der Gemeinde Wieselburg-Land. 2002 wurde sie von Familie Aigelsreiter, Hör-mannsberg 3, renoviert. Die Sta-tuen bemalte Aloisia Hainitz aus Brunnwiesen neu. Familie Aigels- reiter pflegt die Kapelle nun schon seit etwa 20 Jahren bestens, denn sie ist immer in sehr gutem Zustand.

53 In der Kapellennische befindet sich in der Mitte ein Kreuz, links eine Marien-statue und rechts eine Statue des Hl. Johannes. 54 Die Kapellenrückseite mit der Giebenische, in der möglicherweise ursprünglich das Dreifaltigkeitsbild angebracht war.

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Im Garten der Familie Kasser in Hörmannsberg 4, Wuzenöd, steht ein einfaches Eisenkreuz mit einem Corpus Christi. Hinter dem Haupt Christi symbolisie- ren die hellen Strahlen das Licht der Hoffnung. Im oberen Teil des Längsbalkens ist ein Täfelchen ange-bracht, in welchem sich möglicherweise die Inschrift „I.N.R.I.“ befand. Ein Breitbandeisen, das sich über die oberen Enden der Balken spannt, deutet eine Über-dachung an.Wie Frau Kasser berichtete, war das Kreuz früher aus Holz und hatte eine Überdachung. Es trug einen auf Blech gemalten Christus. Damals stand das Kreuz zwischen großen Kastanienbäumen, an der Grenze der beiden Bezirke Scheibbs und Melk. Diese Situierung an der Grenze lässt darauf schließen, dass das Kreuz schon früh als Grenzmarkierung vorhanden war.

Kreuz beim Haus der Familie Kasser, Wuzenöd, Hörmannsberg 4

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55 + 56 Das schlichte Eisenkreuz beim Haus der Familie Kasser, Wuzenöd. 57 Engelbert Kasser mit seinen Schwestern Anna und Peppi und einer „Rucksacklwienerin“, im Hinergrund die Kastanienbäume mit dem überdachten Holzkreuz.

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Der Name Kasser ist seit 1844 am Wuzenödhof in Hörmannsberg 4. Früher zierte das Haus eine Hei-ligennische auf der Seite des Hauseinganges. Darin stand ein aus Gips gegossener Florian, geschützt durch ein Fenster. Im Zuge des Hausumbaues, etwa im Jahre 1978/79, wurde die Nische zugemauert und der Flo- rian ins Haus genommen, wo er seine Funktion als Schützer vor Feuersbrunst genauso gut verrichtet wie in der Nische.

58 Der alte Hof der Familie Kasser hatte eine Heiligen-nische mit einer Statue des Hl. Florian. Heute steht die Figur im Haus der Familie. 59 Das Bild zeigt den Wuzenöd-Hof vor dem Umbau mit der Heiligennische zwischen den Fenstern im Obergeschoß. Vor dem Haus: Engelbert Kasser im Alter von etwa fünf Jahren mit Fanni Holzlechner.

Florian am Haus der Familie Kasser, Wuzenöd, Hörmannsberg 4

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Der Türbalken im Haus der Familie Wippl trägt die Jahreszahl 1852, die man wohl als das Erbauungs- jahr des Starkenhofes annehmen darf. Wann der Florian, der auf dem alten Bild des mit Strohdach ge- deckten Hauses zu sehen ist, gemalt wurde, kann nur gemutmaßt werden, jedenfalls aber vor dem Jahre 1902. Das alte Florianibild befand sich zwischen zwei Fenstern und war von einem Rahmen umgeben, der ein wenig an das Florianbild am Gasthaus Fritz in Wieselburg erinnert. 1960 haben Johann und Maria Wippl den Hof von den Eltern Karl und Maria Wippl übernommen (Besitzer seit 1931) und 1973 neu aufgebaut, weil das alte Haus einzustürzen drohte. 1979 wurde schließlich der Hausverputz angebracht und der Maler Karl Scholler (siehe Kapitel „Malerei am Haus der Familie Holzer, Brandstetten 1“) aus Petzenkirchen malte den Florian rechts schräg über dem Eingang. Seit 1988 ist der Hof in Besitz von Elisabeth und Johann Wippl, dem Bruder unseres all- seits bekannten Stadtkapellmeisters Sepp Wippl.

60 Der Starkenhof in Fohregg. 61 Der Florian auf dem Starkenhof, ein Werk des Petzenkirchener Malers Karl Scholler. 62 Das alte Haus der Familie Wippl mit der Floriandarstellung an der Vorderfront des Obergeschoßes zwischen zwei Fenstern.

Florian am Haus der Familie Wippl, Starkenhof, Fohregg 5

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Gumprechtsfelden, Neumühl, Hochrieß und Sill

Neumühl

Gumprechtsfelden

Sill

Rottenhaus

Oberndorf

Grub

Mühling

Oberndorf

Hochrieß

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1 Bildstock beim Hof der Familie Groiß 2 Bildbaum im Hamet-Holz3 Kreuz der Familie Franz Schönbichler4 Kapelle beim Hof der Familie Rupert Jäger5 Pestsäule in Neumühl6 Bildstock der Familie Wurzer7 Die Kurus-Kapelle der Familie Schrefel8 Kapellenbildstock der Familie Distelberger

9 Florian am Haus der Familie Distelberger10 Franziskus am Haus der Familie Distelberger11 Heiligennischen der Familie Scheibelauer12 Bildstock der Familie Daurer13 Bildstock der Familie Benedikt 14 Kapellenbildstock der Familie Haydn15 Bildstock beim Hof der Familie Kastenberger

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Im Zuge einer kleinen Radtour im Juli musste ich feststellen, dass die Bestandsaufnahme der sakra-len Denkmäler unserer Pfarre doch noch nicht abge-schlossen war. Voll Staunen entdeckte ich nämlich beim Hof von Anna und Anton Groiß in Gum-prechtsfelden eine „Bildstockbaustelle“.Von diesem Tag an fuhr ich jede Woche mit dem Rad nach Gumprechtsfelden, um den Baufortschritt zu beobachten. Meine Sorge war, dass ich die Arbeiten zu diesem Buch vor der Fertigstellung des Bildstockes abschließen musste. Ein Gespräch mit Anna Groiß ermutigte mich nicht gerade, denn auf die Frage, wann denn nun der Bildstock fertig werde und wann das Einweihungsdatum sei, zuckte sie nur verheißungsvoll mit den Schultern und lächelte schelmisch. Als meine Hoffnung schon ziemlich auf dem Tiefpunkt war, rief mich Anna Groiß an und nannte mir das Einweihungsdatum für den neuen Bildstock. Es sollte der Maria Him-melfahrtstag, der 15. August 2008, sein. Voller Freude hielt ich den Termin frei, um an Ort und Stelle aktuelle Fotos zu schießen. Dann kam der 15. August und eine Stunde vor Beginn der Zeremonie öffnete der Himmel seine Schleusen und ließ einen heftigen Gewitterregen auf Gumprechtsfelden nieder. Aber man wolle, so Anton Groiß am Telefon, das Bildstöckel dennoch einweihen. Ich fuhr mit meinem Mann nach Gumprechtsfelden und staunte nicht schlecht: Ss waren rund 70 Dorfbewohner gekommen,

Bildstock beim Hof von Anna und Anton Groiß, Gumprechtsfelden 3

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0201 + 02 Einweihung des Bildstockes in Gumprechtsfelden 3.

Neumühl

Gumprechtsfelden

Sill

Rottenhaus

Oberndorf

Grub

Mühling

Oberndorf

Hochrieß

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die sich bereits im Stadel der Fami- lie Groiß versammelt hatten. Auf den Tischen konnte man unter ad-rett gebügelten Geschirrtüchern süße Köstlichkeiten erahnen. Schließlich begann Pfarrer Dam-merer mit der Zeremonie, die er hier im Stadel abhalten wolle, um dann alleine mit einem „Schirmträger“ zum Bildstock hinauszugehen und diesen zu segnen. Im Anschluss an die Zeremonie saßen die Dorf- bewohner gemütlich bei Speis und Trank beisammen und tauschten Neuigkeiten aus. Anna Groiß, die mit ihren 72 Jah- ren noch immer eine leiden-schaftliche Traktorfahrerin ist, überwachte das Geschehen auf-merksam. Nun wollte ich aber mehr zur Baugeschichte des Taber-nakelbildstockes wissen.Gertrude Fiedrich erzählte mir, was sie von ihrem Großvater Leo-pold Resch, geboren 1858, wusste. Zur Zeit Kaiser Karls wütete, wie in vielen Orten und Städten, auch in Gumprechtsfelden die Pest. Die Leute wurden evakuiert und ihre Häuser niedergebrannt. In dieser Vorgangsweise sah man die einzi- ge Möglichkeit, der schrecklichen Seuche Einhalt zu gebieten. So geschah es auch in Gumprechts-felden. Um sicher zu gehen, dass alles seine Ordnung hatte, kehrte ein Soldat in das brennende Dorf zurück und sah ein kleines Mäd- chen, welches ihm mit erhobenen Ärmchen hilferufend entgegen- kam. Dem Befehl seines Kaisers gehorchend erschoss er das Kind und danach auch sich selber, denn mit dieser Tat hätte er nicht wei-

03 Das Pferdegespann mit den Milchkannen vor dem Bildbaum im Jahre 1973.Links auf dem Kutschbock Johanna Wagner, daneben Hermine Neuhauser und der Kutscher Franz Kendler. 04 Manöver in Gumprechtsfelden - hinter dem Panzer ist der Bildbaum zu sehen.

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terleben können. Zum Andenken an diese Geschichte wurde ein Bild, auf dem ein Mädchen und ein Soldat abgebildet waren, an einem Baum angebracht. Mög- licherweise hing es davor an einem Kreuz. Der Bild- baum aber ist fotografisch festgehalten. Es handelte sich um einen alten Birnbaum an der Straße neben dem Stadel, welcher zum Hof der Familie Groiß, Gump-rechtsfelden Nr. 3 gehörte. 1970 beschrieb Wolfram

ein Kästchen 1) mit einem Bilde der 13. Kreuzwegstation (Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt). Anton Groiß, geboren 1930, er-zählte, den Aufzeichnungen Wolf-rams entsprechend, dass das Bild einige Male den Baum wechseln musste und auch selber mehrmals ausgetauscht worden sei. Das 1970 hängende Bild hatte Herr Groiß 1967 gekauft, weil das vorige, auf Blech gemalte Bild, bereits verros-tet war.Anton Groiß hatte auch noch das alte Blechbild zur Hand, und Alois Wolfram beschrieb es folgender-maßen: 2) „Es ist auf Blech gemalt, 67 x 56 cm groß, mit einem klei-nen Dach. Man sieht darauf eine recht primitive Pietá, darunter die Signatur ,Görner‘. Der Taufname ist nicht mehr zu entziffern, doch kann es sich nur um Rudolf Görner handeln, der auch das Dreifaltigkeitsbild im Bildstock des Hauses Sill Nr. 3 gemalt hatte. Un- ter dem Bild fand sich die Inschrift ,O schmerzhafte Mutter Gottes bitt für uns alle! renoviert 1935 J. u. A. Picker‘.“ Johann und Anna Picker waren die Eltern von Anna Groiß.Ich habe die Geschichte davor schon einmal, etwas abgewandelt gehört. Als in Gumprechtsfelden die Pest wütete und viele Ein-

wohner hinwegraffte, verloren auch zwei Kinder ihre Eltern. Soldaten hatten den Auftrag bekommen, diese unschuldigen Geschöpfe zu erschießen. Einer von ihnen erschoss die beiden Kinder und hinterher sich selbst.Es ist nicht ganz sicher, wann der Bildbaum gefällt wurde und somit auch das Bild verschwand. Das Foto mit dem Pferdegespann ist datiert mit Mai

05 + 06 Mit Volldampf wurde am Bildstock der Familie Groiß gebaut. Besonders fleißig war der “„Zureicher“ und Nachwuchsmaurer Thomas Groiß.

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1973 und ist eigentlich das letzte mir bekannte Dokument zum Nachweis der Existenz des Bild-baumes.Nun ersetzt ein neues Bildstöckel den schon lange verschwundenen Bildbaum. Anna Groiß hat lange überlegt, wie es denn gebaut wer-den sollte. Schließlich fand sie ein Vorbild in Neustift bei Rosa und Ernst Aigelsreiter, die von ihren Kindern ein Bildstöckel zu ihrer Goldenen Hochzeit geschenkt be- kommen hatten. Der Zufall ließ Anna Groiß jene Männer treffen, die voll Eifer und Einsatzfreude den Bildstock bau-ten und das waren: Josef Fohringer aus Oberndorf, er erledigte die Maurerarbeiten; Josef Artmann, ebenfalls aus Oberndorf, pflasterte den Platz rund um den Bildstock; der Purgstaller Leopold Pfrendl deckte das Dach, nachdem Herbert Butter aus Scheibbs den Dachstuhl fertig gebaut hatte. Konrad Riegler aus Oberndorf er-ledigte die Spenglerarbeiten und Josef Aigelsreiter aus Neustift schmiedete das verglaste Türchen, welches die Nische mit der von Hilde Tötzl geschnitzten Madonna schützen soll. Die Marmor-Tafel, die belegt, dass Anna und Anton Groiß das Bildstöckel erbauen ließen, gestaltete Florian Doppler aus St. Georgen an der Leys. Die Inschrift „Hl. Maria beschütze uns“ wurde von der Firma Schiefer aus Wieselburg über die Nische gemalt.

07 Auch das „Urgestein“ am Hof der Familie Groiß, Leopold Waxenegger, war fleißig bei der Arbeit. 08 Anna und Anton Groiß mit Hilde Tötzl und den Kapellenbauern Konrad Riegler, Josef Artmann, Leopold Pfrendl und Josef Fohringer.

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Im Hamet-Holz, welches bereits zur Gemeinde Obern-dorf gehört, aber im Besitz der Familie Anna und Anton Groiß aus Gumprechtsfelden Nr. 3 ist, ereignete sich vor vielen Jahren ein schrecklicher Unfall, der das Leben von Anna Groiß und ihrer Mutter jäh ändern sollte. Es ist in unserer schnelllebigen Welt kaum mehr vorstellbar, dass früher, um jedes Stückchen Holz zu nutzen, nach dem Fällen der Bäume die Baumstöcke in mühsamer Arbeit ausgegraben wurden, um sie im Winter als Brennholz verwenden zu können. Johann Picker, der Vater von Anna Groiß hatte eine raschere Methode gefunden, die Stöcke aus der Erde zu holen. Er bohrte den Stock an einer bestimmten Stelle an, füllte Schießpulver hinein und zündete die Ladung mit- tels einer Sprengschnur. Die Wucht der Explosion hob den Baumstock aus der Erde und so konnte er leichter verarbeitet werden. Am 28. Februar 1943 ging der damals 42-jährige Johann Picker mit einem Russen, der am Hof zum Arbeiten zugeteilt war, in das Hamet-Holz zum „Stockschießen“. Doch diesmal wollte eine Sprengladung nicht explodieren. Johann Picker verließ die sichere Deckung und ging zum sprengstoffgelade- nen Baumstock zurück. Sein russi- scher Begleiter wollte ihn zurück-halten, doch es war zu spät. Gerade als Johann Picker die Sprengladung kontrollieren wollte, sprang der zündende Funke über, riss Johann Picker die Hand ab, das Pulver schoss ihm ins Gesicht und verletz- te ihn schwer. Es dauerte Stunden, bis Johann Picker ins Krankenhaus kam – es waren Stunden, die ihm das Leben hätten retten können. In der folgenden Nacht starb der Vater der damals sechsjährigen Anna. Zum Andenken an den Vater und Ehemann Johann Picker wurde später ein Marienbild an eine Tanne beim Unfallort gehängt.

Natürlich musste das Bild im Laufe der Jahre auch schon mehrmals den Baum wechseln. Jetzt hängt jenes Bild am Baum, welches zuletzt auf dem Birnbaum beim Haus der Familie Groiß in Gumprechtsfelden zum Andenken an den Vorfall zur Pestzeit hing.Es ist zu hoffen, dass auch nachkommende Generatio-nen die Tradition wahren und die Gedenk- und Dank- bilder immer wieder aufhängen; denn verschwinden die Bilder, dann verschwinden auch die Geschichten um die Bilder und somit ein Stück Erinnerung und Vergangenheit.

Bildbaum im Hamet-Holz02

09 + 11 Der Bildbaum im Hamet-Holz. 10 Johann Picker.

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Der „Kreuzanger“ nahe dem Hof der Familie Neuhauser in Gumprechtsfelden 5 ist in Besitz der Familie Franz Schönbichler, Gumprechtsfelden 10. Am 23. Mai 2006 nahm Stadtpfarrer Mag. Franz Dammerer die Weihe eines neuen Kreuzes vor, das von Albert Schönbichler gefertigt worden war. Andrea Schönbichler malte den Herrgott. Es besteht kein Zweifel, dass an dieser Stelle bereits früher ein Kreuz gestanden hatte, allein der Name „Kreuzanger“ für den Standplatz und „Kreuzweg“ für den an ihm vorbeiführenden Weg deuten darauf hin. Alois Wolfram 3) beschrieb in seinen Aufzeichnungen ein drei Meter hohes Kreuz mit einem Holzdachl und

einem aus Blech gestanzten Christus, am Fuß des Kreuzes eine Tafel mit der Aufschrift „Rette deine Seele“. Angeblich sei vor langer Zeit ein junger Mann, wel- cher von der Kirche heimwärts ging, an der Stelle, wo sich das Kreuz befindet zusammengebrochen und ge- storben. Möglicherweise handelte es sich dabei um den jungen Bürgermeister Reisinger aus Gumprechts-felden. Er war der Ehemann der Schwester von Katharina Schalhas (siehe Kapitel „Kapelle beim Hof der Familie Rupert Jäger“).Traditionellerweise trafen sich früher die Dorfleute beim Kreuzanger und gingen an den Bittagen vor Os- tern von da weg zur Kirche nach Wieselburg. Auch nach Säusenstein führten an den Bittagen Prozessio- nen, um günstige Wetterverhältnisse für die Feldfrucht zu erbitten.12 Das neue Kreuz. 13 Das alte Kreuz.

Kreuz der Familie Franz Schönbichler, Gumprechts- felden 10

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„GOTTES AUGE ALLES SIEHT; WAS AUF DER WELT GESCHIEHT.“ So lautet die Inschrift auf der Dorfkapelle Gumprechtsfelden. Die Kapelle mit dem Dreiecksgiebel und der Rundbogenöffnung, welche von Pilastern gesäumt ist, ist in neobarockem Stil erbaut 4) und stammt aus dem Jahre 1881. Als Erbauerin gilt die kinderlose und sehr vermögende Katharina Schalhas. Sie ließ den Kapellenbildstock „Zum schuldigen Dank“ für die Genesung nach einer Erkrankung er- richten. Katharina Schalhas spendete auch eine an- sehnliche Summe zur Erbauung des Armenhauses in Rottenhaus, welches später, nachdem die Armen in die Haydnschule nach Weizierl übersiedelt waren, zu ei- nem „Arbeiterwohnhaus“ 5) umgebaut wurde. Katharina wohnte zusammen mit ihrer Schwester, die den Fa- miliennamen Reisinger trug und möglicherweise mit jenem jungen Bürgermeister verehelicht war, der am Kreuzanger sein Leben ließ. Dies wäre auch die Erklä- rung dafür, dass auch sie kinderlos war. Auf der Suche 14 + 15 Die Kapelle beim Hof der Familie Jäger.

Kapelle beim Hof der Familie Rupert Jäger, Gumprechtsfelden 9

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nach einem Erben kamen Hof, Grund und Kapelle in das Eigentum des Urgroßvaters von Rupert Jäger, welcher heute der Eigentümer des Besitzes ist.Im Inneren der Kapelle befinden sich ein Holzkreuz mit dem Leib Christi sowie Statuen von Johannes und Maria. Ein Bild des Hl. Nikolaus und eines vom Hl. Florian sind bereits in einem derart schlechten Zustand, dass an eine Restaurierung kaum mehr zu denken ist. Ursprünglich befanden sich drei Figuren im Kapellenbildstock. Es waren dies eine Statue der Hl. Anna, eine der Hl. Maria und eine des Hl. Josef.Regelmäßige kirchliche Zeremonien gibt es zu Fron- leichnam, am Pfingstsonntag und am Dreifaltig-keitssonntag. Die Maiandacht und eine Bittmesse sind ebenfalls Tradition.

16 Eine Zeichnung der Kapelle aus dem Jahre 1937.17 Im Innenraum des Kapellenbildstockes befinden sich ein Kreuz und zwei Statuen. 18 Besuch von Bischof Krenn am 27. Juni 1993.

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Fährt man auf der L6142, der Straße von Neumühl Richtung Hochrieß, so stößt man rechter Hand, kurz nach dem Haus der Familie Klauser, Neumühl 37, auf eine Holzsäule, welche in ihrem oberen Bereich ein emailenes Dreifaltigkeitsbild birgt. Das Bild weist weder eine Jahreszahl noch eine Signatur auf, ist aber eindeutig der Randegger Emailkünstlerin Inge Naske zuzuordnen. Wie mir Johann Wurzer erzählte, diente ein Heiligenbild, welches schon Jahrzehnte auf seinem Hof war, der Künstlerin als Vorlage für das Emailbild. Das Vorgängerbild war auf Blech gemalt und bereits unkenntlich geworden.

Eigentümer und Betreuer des Bildstockes ist die Fami-lie Rupert Jäger, Gumprechtsfelden 9.Der alte Bildstock wurde aufgrund der Straßenverle-gung und den Arbeiten in der dahinter liegenden Schottergrube bereits mehrmals versetzt.Die letzte Versetzung wurde schließlich von der Stra-ßenverwaltung bezahlt und der Bildstock am 2. Mai 1989 von Pfarrer Dammerer geweiht.Nach mündlicher Überlieferung wurden an der Stelle des Bildstockes die der Pest zum Opfer gefallenen Dorfbewohner begraben, da der Weg zum Wieselbur-ger Friedhof zu weit war. Wie furchtbar die Krankheit hier gewütet haben muss, lässt sich erahnen, wenn man von dem Gelübde weiß, das die Gumprechtsfeldener

Pestsäule in Neumühl05

19 Die Pestsäule in Mühling. 20 Alois Wolfram fotografierte den Bildstock bei seinen heimatkundlichen Gängen Ende der 1960er Jahre.

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damals abgelegt haben. Wenn die Seuche ein Ende nähme, dann wollten die Dorfbewohner von diesem Zeitpunkt an ihre Toten zu Fuß nach Wieselburg tragen. Ausnahmslos hielten sie sich an das immer schwerer einzuhaltende Gelübde, denn der Verkehr auf der B25 wurde immer stärker. Beim Straßenumbau in den 1960er Jahren wurde die Kapelle am Raben-schuler Berg weggerissen, an welcher der Sarg nie-dergestellt wurde, um zu beten. Zudem war dies auch eine günstige Gelegenheit, die Träger zu wechseln. Schließlich, Mitte der 1970er Jahre, enthob Pfarrer Teufel die Gumprechtsfeldner aus Sicherheitsgrün- den ihres Gelübdes.Karl Kraushofer schreibt zum Gelübde 6) Folgendes: „Es gab einmal eine Epidemie, mache sagen es sei die Pest gewesen (was nicht stimmen kann) bei der in kurzer Zeit viele Gumprechtsfeldner verstorben wa-ren. Daraufhin machten die Gumprechtsfeldner ein Gelübde, sie würden für immer ihre Toten zur weit entfernten Kirche und zum Friedhof tragen, damit die unerklärlichen Sterbefälle aufhören. Jene die von der Pest sprachen formulierten das so ,Wenn die Pest aufhört und nimmer kommt‘. Nach dem Bericht vom Jahre 1888 wo die bisher steigende Tendenz der

Einwohnerzahl plötzlich fiel, aber erst nach Jahren wieder der alte Zustand hergestellt wurde, konnten diese damaligen häufigen Sterbe-fälle die Ursache des Gelübdes sein? Dann allerdings wäre es eine Epi- demie und keineswegs die Pest gewesen.“ Bei Stefan Denk 7) ist zu lesen, dass bei dem mehrmals er-neuerten Marterl südlich Neumühl, Gemeinde Gumprechtsfelden, an der Straße zum Ameringhof seit Jahren immer wieder Skelettreste in furchenartiger Reihung ausge- ackert werden, die den Bauern als Franzosen- oder Türkengräber gal-ten, bis der Verfasser 1954 auch hier auf Grund beigegebener Ton- gefäße ein großes heidnisch-slawi-sches Gräberfeld feststellen konnte.

21 Einer der letzten Särge, die noch nach Wieselburg getragen wurden, war jener von Frau Handl, 1970. 22 Die Einweihung mit Pfarrer Dammerer und dem damaligen Bürgermeister von Wieselburg-Land Franz Glösmann.

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Johann Wurzer, geboren 1936, Bauer in Gump-rechtsfelden Nr. 13, erzählte 1970: 8) „Früher ist dort, wo der Bildstock steht ein ,Zeiler‘ gewesen und an einer großen Eiche dieser Zeiler ist ein Kreuz gehangen. Dieses Kreuz hat ein Mesner von Wieselburg, der in Gumprechtsfelden gewohnt hat, auf dem Dachboden der Kirche gefunden und an einem Baum angebracht.Das muss um 1900 herum gewesen sein. Wir haben den Christus wohl vor Jahren renovieren lassen. Damals ist einer in der Gegend herumgezogen und hat verschiedene Kreuz renoviert; wir haben dafür 10 S bezahlt. Vor einiger Zeit hat aber der Sturm das Kreuz herunter geworfen und dabei ist der Christuskopf zerbrochen. Ich habe daher im Vorjahre das Bildstöckel selber gebaut, da man doch ein Kreuz nicht abkommen lassen darf. Schon vorher hatten wir den Zeiler gerodet. Jetzt steht das Bildstöckel ja mitten in einem Acker, der soll aber im nächsten Jahr Wiese werden. Das Bild und die beiden Statuen habe ich im Haus gefunden und einstweilen hineingestellt, bis ich etwas Passendes gefunden habe.“Etwa im Jahre 1950 wanderte Alois Wolfram den Fußweg entlang. Damals bestand der „Zeiler“ noch. Er machte folgende Notiz: „An einer riesigen Eiche ein Kreuz mit einem Dachel, geschnitztem Corpus von über 1 m Höhe, eine sehr gute Arbeit, aber schon so rissig und zersprungen, dass die Figur bald ganz verdorben sein wird!“ Damals erzählte ihm ein nicht genannter Bauer, dass das Kreuz früher in der Kapelle am Kirchenberg von Wieselburg gehangen habe. Als diese eine Pietá erhielt, sei das Kreuz ins Gießhübel gekommen. Möglicherweise hat der Mesner das Kreuz, nachdem er es auf dem Dachboden gefunden hatte, zuerst in die Kapelle am Berg gestellt, bevor es der Pietá weichen musste.Schon von weitem kann man den heute kahlen Hühnerkogel mit dem leuchtend weißen Bildstöckel sehen. Früher führte über den Hühnerkogel ein Gehweg, der als Abkürzung von Gumprechtsfelden auf

die Hochrieß diente. Vor etwa 100 Jahren, so erfuhr ich von Familie Wurzer, machte der damalige Nachbar Leopold Höfler den Vorschlag, ein Kreuz am Wegrand aufzustellen. Das Holzkreuz wurde im Laufe der Jahre morsch und der Wind stieß es mehrmals um. Daher entschlossen sich in Mitte der 1960er Jahre Johann und Christiana Wurzer ein Marterl aus Stahlbeton zu errichten. Der Bildstock steht auch zum „schuldigen Dank“ und um weiteren Segen für die Familie und den Ort zu erbitten.Im Inneren des kleinen Tabernakels befindet sich ein Holzkreuz und ein geschnitztes Marienbild.Offensichtlich wurde der Bildstock zwischen August 2003 und Juli 2004 mit einem Türchen versehen und das Marienbild hinzugefügt.

Bildstock der Familie Wurzer, Gumprechtsfelden 13

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23 Der Bildstock auf dem Hühnerkogel.

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Fährt man auf der Straße von der Neumühl Richtung Hochrieß – alte Wieselburger sprechen von der Ame-ringstraße – so wird man am rechten Straßenrand ei-ner schönen alten Kapelle ansichtig. Hinter ihr erhebt sich der Ameringhof. Die Kapelle hat eine Höhe von 260 cm, eine Breite von 150 cm und eine Tiefe von 100 cm. Das Satteldach trägt ein schlichtes Kreuz. Ge-teilt durch den spitzbogigen Eingang zur Kapelle ist die Jahreszahl 1922 zu erkennen. Im Kapelleninneren befindet sich eine Madonnenstatue und rechts und links davon je ein Porzellanoval mit dem Bildnis eines Mannes, darunter, in einer kleinen Nische, ein handbeschriebener Karton, der den Grund der Erbauung der Kapelle erzählt: „Diese Kapelle wurde von den Wirtschaftsbesitzern Leopold und Rosa Kurus zum traurigen Andenken unseres Sohnes Leopold erbaut, welcher am 6. November 1919 im 20. Lebensjahr beim Boot fahren über die Erlauf oberhalb der Zentrale verunglückte und seinen Tod durch Herzschlag fand. Heilige Maria bitte für Ihn!“Was 1969 der damalige Hausbesitzer erzählte, notier-te Alois Wolfam 9) folgendermaßen. Der junge Leo- pold ist am Abend „menschaln“ gangen. Damals war bei der „Zentrale“, das war das E-Werk der Firma Wüster, heute Firma Taubinger, noch kein Steg über die Erlauf und man musste den Fluss mit einer Zille übersetzen. An jenem Abend war aber, was der Bur- sche nicht wusste, das Wehr geöffnet um Wasser abzulassen. Das abschießende Wasser hat die Zille mitsamt dem Burschen mitgerissen.Der Verunglückte, Leopold Kurus, war der Sohn des damaligen Bürgermeisters gleichen Namens.Dazu schrieb Karl Kraushofer: 10) „1920 nennt der Amtskalender als Bürgermeister einen Knaus Leo- pold. Es handelt sich offensichtlich um einen Druck-fehler und sollte heißen: Bgm. Kurrus Leopold, Gumprechtsfelden 12“.

Die Kurus-Kapelle beim Ameringhof, Familie Schrefel, Gumprechtsfelden 12

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24 + 25 Die Kurus-Kapelle mit dem dahinter liegenden Ameringhof.

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Auf der linken Seite der Zufahrt zum Wildpark und Gasthaus der Familie Josef Distelberger befindet sich ein hübscher Kapellenbildstock, der seinen ursprüng-lichen Standort dort hatte, wo heute der Pferdestall steht. 1990 wurde der Bildstock mit dem Kran an seine heutige Stelle gesetzt und 1999 renoviert. Zur Erbau- ung des Bildstockes ist folgende Erzählung anzufüh- ren, die Alois Wieser, damals Bauer am Haus „Meslitz“, im Sommer 1957 erzählte: 11) „Einmal war in der Erlauf ein riesiges Hochwasser, das eine Menge Baumstämme und Holzblochs mit sich geführt hat. Das Hochwasser hat aber auch ein Kreuz herangetragen. Das hat sich in den Felbern (Anm.: = alter Ausdruck für Weiden) in der Au unter der hohen Wand verfangen. Als sich das Wasser wieder verlaufen hat, haben der damalige Besitzer von „Meslitz“ und der „Hubbauer“ das Kreuz in den Feldern gefunden und mit nach Hause genommen. Und sie haben gesagt: Das Kreuz ist im Wasser gefunden worden, so soll es wieder über einem Wasser stehen! Und weil beim Hubbauern eine Quelle gewesen ist, haben sie über dieser eine Kapelle gebaut

und das Kreuz hineingestellt.“ Tatsächlich sind als Erbauer des Bildstockes „Franz u. Anna Riegler an der Meslitz und Michael u. Theresia Brandhofer a. d. Hub“ und die Jahreszahl „1829“ auf einer hölzernen Tafel im Bildstock angeführt. Während das Originalkreuz noch in der Kapelle hängt, sind die Statuen von Johannes und Maria sowie die beiden Engel nur Abbilder der Originale, welche die Familie privat aufbewahrt. Eben diese Originale stammen aus dem ehemaligen Martinikircherl auf der Hochrieß. Das Kirchlein wur-de abgetragen, und aus den Steinen wurde ein Teil der Purgstaller Friedhofsmauer gebaut. Die Statuen ka- men an die Familie Distelberger. Ursprünglich gehörten die Häuser auf der Hoch- rieß zur Pfarre Purgstall, wurden jedoch mit Rechts- wirkung vom 1. Dezember 1965 aus dem Pfarrver- band Purgstall ausgeschieden und in die Pfarre Wieselburg eingepfarrt; „zur besseren Betreuung der dort lebenden Katholiken“, wie in der Pfarrchronik zu lesen steht. 12)

Kapellenbildstock der Familie Distelberger, Hochrieß 5

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26 Der Kapellenbildstock. 27 + 28 Die Heiligenfiguren stehen auf jener Holzplatte, welche die Erbauer nennt.

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An der dem Berghang zugekehrten Seite des Hofes der Familie Distelberger in Hochrieß 5 befindet sich eine Mauernische, in welcher eine Statue des Hl. Florian steht. Die gipserne Statue wurde von der Schwester des Hausbesitzers besorgt. Etwa seit 1993 steht die Heili-genfigur in der Nische.

Florian am Haus der Familie Distelberger, Hochrieß 5

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29 Die Ansichtskarte vom Gasthof mit der Heiligennische zeigt auch die Situation der Kapelle. 30 Der Hl. Florian. 31 Situation der Heiligennische.

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An der den Vogelvolieren zugekehrten Seite des Ho- fes der Familie Distelberger ist ein großes Bild des Hl. Franz von Assisi gemalt. Es zeigt den Heiligen, wie er Tiere füttert. Ein Vogel frisst ihm aus der Hand, zu seinen Füßen pickt ein Huhn Körner auf, ein Reh sucht seine Nahrung am Boden und eine Eule schlummert in einer Astgabel. Johann Fischer, ein Bekannter der Familie hat das Bild nach seinem ei-genem Entwurf im Jahre 2003 gemalt. u Johann Fischer stammt aus Lerchenfeld, einem Orts-teil von Krems und ist gelernter Maler und Anstrei- cher. Sein Hobby ist die Fassadenmalerei. Dass er den Franz von Assisi auf die Mauer malte, ist sehr nahe-liegend, weil Familie Distelberger unter anderem auch einen Tierpark betreibt.

Franziskus am Haus der Familie Distelberger, Hochrieß 5

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32 Der Hl. Franz von Assisi von Johann Fischer.33 Der Gasthof mit der Dar-stellung des Hl. Franz von Assisi.

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Peter und Josefa Scheibelauer aus Randegg kauften etwa um 1963 das Gehöft am Hollerberg. Der Hof wies an seiner Giebelseite eine Heiligennische auf, die eine Marienstatue aus Porzellan unbekannter Her- kunft beherbergt. Zum Schutz vor Wetterunbilden wurde die Nische mit einem Glasfenster versehen. Gleich neben dem alten Hof bauten Anton und Chris- tine Scheibelauer 1987/88 ein neues Zuhause für sich, die vier Söhne und die Eltern. Da das alte Haus eine Heiligennische hatte, wurde auch in das neue eine solche eingebaut. Nach dem Einzug im Jahre 1990 feierten Peter und Josefa Scheibelauer gemeinsam ihren 80. Geburtstag. Zu diesem Anlass erhielten sie von den Nachbarn eine „Maria von Krumau“ für die Nische im neuen Haus geschenkt, welche der Schnitzer Ernst Waclavec aus Mühling gefertigt hat- te.u Ernst Waclavec wurde am 27. Oktober 1914 ge- boren und war bei der Firma Rath-Tonwaren in Krummnußbaum beschäftigt. Nach seinem arbeits-

reichen Leben suchte er für seinen Ruhestand ein erfüllendes Hobby und wandte sich der Schnitzerei zu. Diese gab ihm, besonders nach dem Tode seiner Frau eine erfüllende Aufgabe, ja einen echten Lebenssinn. Ich erinnere mich noch gut an den freundlichen stillen Herrn. Alljährlich stellte er seine Schnitzereinen bei der von mir ins Leben gerufenen Ausstellung „Ge- schenk und Handwerk“ aus. Ernst Waclavec starb am 7. Jänner 1995. Die Madonna im Bildstock an der Dürnbacher Straße, jene in der Stegkapelle sowie die Madonna im Bildstock in Berging sind nur einige sei- ner zahlreichen Werke.

Heiligennischen am Haus der Familie Scheibelauer, Holler-berg, Gumprechtsfelden 29

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34 Das alte und das neue Haus der Familie Scheibelauer. 35 Die neue Nische. 36 Die alte Heiligennische. 37 Der Mühlinger Schnitzer Ernst Waclavec rauchte gerne in aller Ruhe seine Pfeife.

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1970 erzählte der Altbauer vom Hof Gumprechtsfel- den 15 folgende Geschichte: 13) „Früher ist, solang ich denken kann, ein Bild an einem Kirschbaum auf der Leitn gegenüber gehangen. In den Baum hat aber der Blitz eingeschlagen und er ist verdorrt. Die Familie hat danach das Bild an einem Birnbaum nahe dem Hof angebracht, an dem es 1970 noch hing.“ Leopold Daurer bestätigte die Existenz des Bildbaumes, der angeblich als Dank für gut überstandenen Blitzschlag ein Florianibild trug. In einer gewittrigen Nacht aber riss der Sturm das Bild vom Baum. Außerdem stand der Baum der bevorstehenden Straßenerweiterung im

Wege. So entschloss sich Leopold Daurer 1976 als Ersatz für den Bildbaum ein Bildstöckel neben dem Haus, auf der gleichen Straßenseite wie dieses gelegen, zu bauen.Natürlich sollte das Bildstöckel, ebenso wie die Bild- bäume davor, dem Hl. Florian gewidmet sein. Im Jah-re 1977 war der Tabernakelbildstock fertiggestellt. Das Schmiedeeisentürchen hat Roman Laher, Schmied bei der Fa. Roher in Wieselburg, angefertigt. Eigentlich sollte die Jahreszahl im Türchen 1977 sein, doch der Schmied riet Herrn Daurer, 1976 schmieden zu lassen, weil das besser aussehe als zweimal die „7“ hintereinander. Der Florian im Inneren ist ein Werk des Randegger Schnitzers Sieberer. Der Bild- stock wurde am Christi Himmelfahrtstag 1977 nach der Maiandacht in der Sill von Pfarrer Leopold Teufel und Kaplan Harrer eingeweiht. Jeden Samstagabend zündet Johanna Daurer eine Kerze an, um den Schutz des Heiligen zu erbitten.38 + 39 Das Bildstöckel der Familie Daurer.

Bildstock der Familie Daurer, Gumprechtsfelden 15

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Eines Nachts erschien Frau Anna Benedikt im Traum die Muttergottes mit dem Jesukind am Arm, sie stand vor der Tür und bat um Einlass. Frau Benedikt bat sie freudig einzutreten und bot ihr einen Platz an. Auf-grund dieses Traumes wurde vor dem Haus im Jahre 1960 eine kleine Lourdes-Grotte erbaut. Im Jahre 1975 heiratete die Tochter der Familie Benedikt. Bald darauf erwartete sie ein Baby. Leider aber erkrankte die junge werdende Mutter schwer. Als sie wieder genesen war und ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht hatte, bauten Anna Benedikt und ihr Mann 1976 anstelle der schon baufällig gewordenen Grotte das Marterl mit der Muttergottestatue, in des- sen Sockel die Worte „O Maria hilf!“ zu lesen sind.Im Mai 1977 wurde der Bildstock, der in unmittelbarer Nähe des Hauses steht, von Pfarrer Teufel und Kaplan Harrer eingeweiht. Seither zündet Anna Benedikt je- den Samstagabend, zu besonderen Ereignissen und an Feiertagen eine Kerze bei der Marienstatue an.

Bildstock der Familie Benedikt beim Haus Sill 6

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40 - 42 Der Bildstock der Familie Anton und Irmgard Benedikt direkt vor dem Hauseingang. Anna Benedikt, die Mutter von Anton jun., kaufte die Statue noch im Geschäft der Familie Nemecek auf dem Hauptplatz in Wieselburg.

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Neben dem großen Hof von Alois und Christine Haydn steht ein alter, sehr gepflegter Kapellenbildstock. In seinem Giebel ist folgende Inschrift zu lesen:

„Gelobt sei Jesus – MJ – Christus

in Ewigkeit – +++ – Amen.Erbaut im Jahre 1882 v.

Sebastian und Cäcilia Schaufler. Renoviert 1966 Gottlieb und Juliana Schaufler“

Im Bildstock befinden sich eine Marienstatue und ein Bild Mariens mit dem Jesukinde. 1970 beschrieb Wolfram 14) im Bildstock ein „primitiv gemaltes Drei-faltigkeitsbild, gez. Görner Rudolf, sowie andere Bil- der und Statuen und Kunstblumen“. Am Bildstock- sockel sieht man eine viereckige Nische von ca. 30 cm Höhe und 60 cm Breite. Hinter einem engmaschigen Gitter ist gerade noch ein Bild zu erkennen, das den Leichnam Christi im Grabe darstellt. Heute ist die Sockelnische durch ein dichtes Holzgitter verschlos- sen.Regelmäßig wird am Christi Himmelfahrtstag eine Maiandacht abgehalten. Am Dreifaltigkeitstag, am Pfingstsonntag und am Fronleichnamstag findet beim Bildstock das „Kreuzbeten“ statt.Gottlieb Schaufler, der Vater von Christine Haydn, er- zählte im Jahre 1970, 15) warum der Bildstock erbaut worden war. Zur Franzosenzeit, andere sagen, dass es in der Türkenzeit gewesen sei, wurde ein öster-reichischer Soldat von feindlichen Reitern verfolgt. Dort, wo heute die Kapelle steht, ist damals ein dich-

Kapellenbildstock der Familie Alois und Christine Haydn, Sill 3

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43 +44 Der Kapellenbildstock im Jahre 2004. Das „Grab Christi“ im Sockel des Bildstockes ist durch ein Holzgitter verdeckt.

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tes „Zeulawerch“ (Anm.: Gestrüpp) gewesen. In dem hat sich der Soldat versteckt, so dass die feindlichen Reiter ihn nicht gesehen haben und weiter geritten sind. Zum Dank für seine Errettung hat der Soldat später ein Kreuz gesetzt. Diese Begebenheit ist auch im im Sagenbuch des Bezirkes Scheibbs zu lesen. 16)

Seine Frau allerdings behauptet, 17) dass es sich bei den Soldaten nicht um Franzosen, sondern um Türken gehandelt habe. 1882 wurde beim Hof der Familie Schaufler der Hausstock aufgesetzt und der Stall neu gebaut. Weil damals Ziegel übrig blieben und das Kreuz gerade wieder gänzlich vermorscht war, ent-schloss sich Sebastian Schaufler, 1882 das Holzkreuz durch einen Bildstock zu ersetzen. Der Bildstock steht direkt in einem „Zeiler“, also in einer Baumreihe. Ihm gegenüber, auf der anderen Seite der Straße sind Bänke aufgestellt, damit sich die Menschen bei den Andachten setzen können.

45 Familie Haydn mit Pfarrer Dammerer im Jahre 1999.46 + 47 Christine Schaufler mit ihren Freundinnen. 45

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Vor dem großen Hof Sill Nr. 1 wurde eine Boden-welle abgetragen, um die Zufahrt zu erleichtern. Damit aber die senkrecht abgegrabene Erde nicht ab-rutscht, wurde eine etwa 2,5 Meter hohe Stützmauer errichtet. Ganz versteckt, im Schutze dieser Mauer und umgeben von zwei mächtigen „Segenbäumen“ steht der Bildstock der Familie Kastenberger. Er wur-de 1967 zum Dank für das gelungene Bauvorhaben errichtet. In seinem Inneren befindet sich eine Marien-statue, die durch ein schmiedeeisernes, verglastes Fens-ter geschützt ist. Leopold Kastenberger hat das Gitter des Tabernakelbildstockes selber geschmiedet. Alois Wolfram 18) beschreibt eine an der Rückseite in schwarzer Farbe ausgeführte Inschrift, die besagt, dass der Bildstock am 23. Mai 1968 von Pfarrer Leopold Teufel aus Wieselburg geweiht wurde.

Bildstock beim Hof der Familie Leopold und Annemarie Kastenberger, Sill 1

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48 Frau Kastenberger vor dem Bildstock im Jahre 1999. 49 Ganz im Verborgenem steht der Bildstock der Familie Kastenberger. 50 Der Bildstock noch ohne schützendes Grün.

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Haag

Bodensdorf

Wieselburg

Berging

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Haag

1 Bildstock der Familie Baumböck, Haag 12 Florian am Hof der Familie Baumböck, Haag 13 Florian am Hof der Familie Franz Punzengruber, Haag 3

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die Frau das Kind nicht zur Welt bringen. Daraufhin legte die Familie ein Gelübde ab. Sollten Mutter und Kind die schwierige Situation heil überstehen, so sollte hier ein Kreuz aufgestellt werden – und so geschah es auch. Wolfram 1) beschrieb den Tabernakelbildstock, den er im Jahre 1978 zum wiederholten Male aufsuchte, fol-gendermaßen: „Die den Feldern zugekehrte Rückseite des Tabernakels hat eine der vorderen gleiche Nische, die ebenfalls durch ein Schmiedeeisengitter mit der Jahreszahl 1957 abgeschlossen ist.“ Damals wie heute barg sie eine Herz-Jesu-Statue. Die straßenseitige Ni-sche war mit mehreren Bildern geschmückt, heute steht eine Marienstatue darin.

Vis à vis des Hofes der Familie Baumböck in Haag steht ein Bildstock, der in seiner Nische eine Marienstatue beherbergt. Auf dem schmiedeeisenen Türchen ist die Jahreszahl 1957 zu lesen. Seit diesem Jahr steht der Bild- stock an der Stelle, wo sich früher ein einfaches Kreuz mit einer Blechtafel stand. Darauf waren eine Madonna mit Kind und die Worte „Maria hat geholfen“ zu sehen. Links und rechts vom Kreuz war je ein Rosenstock gesetzt, auf der einen Seite ein rosaroter, auf der an-deren ein roter. Die beiden Rosenstöcke umrandeten das Kreuz und bildeten einen liebreizenden Anblick.Der Überlieferung nach soll auf dem Bauernhaus einst ein junges Ehepaar ansässig gewesen sein, welches ein Kind erwartete. Als der Geburtstermin da war, konnte

Bildstock der Familie Baumböck, Haag 1

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01 + 02 Der Bildstock zeigt straßenseitig eine Marienstatue, auf der Rückseite eine Nische mit einer Herz-Jesu-Statue.

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Am Haus der Familie Baumböck, Haag Nr.1, befin- det sich eine Nische an der Seite des Hofes, die der Straße zugewendet ist. Sehr viele Bauernhäuser ha- ben in ihren Hausnischen Statuen oder ein Bild des Hl. Florian direkt auf das Haus gemalt. Er ist jener Heilige, der Haus und Hof vor Feuersbrünsten und Blitzschlag bewahren soll. Etwa im Jahre 1990 hat Fritz Baumböck die Hausfassade erneuert und bei der Gelegenheit auch die Nische gebaut. Bei einem Schnitzer aus Oberösterreich, der am Wieselburger Volksfest ausstellte, erwarb er den Florian, der heute in der Nische zu sehen ist.

Florian am Hof der Familie Baumböck, Haag 1

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03 Der Florian in der Hausnische des Hofes der Familie Baumböck. 04 Das Bild zeigt die Heiligennische im Ober-geschoß und dem Haus gegenüberliegend den doppel-seitigen Bildstock. 03

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Auf einem Balken im Bauernhaus der Familie Pun-zengruber finden sich die Jahreszahl 1845 und die Namen Josef und Anna Trimmel. Die verwitwete Anna Trimmel heiratete in zweiter Ehe Franz Pun- zengruber. Seither ist dieser Name auf dem Haus.Maria Prankl, die Schwester von Franz Punzengruber, wohnhaft in Sill 2, erzählte mir, sie erinnere sich, dass immer schon ein Florian am Haus gestanden habe, Wind und Wetter der Jahre hätten ihm aber schon sehr zugesetzt. 1958/59 wurde anlässlich der Hochzeit im Hause Pun- zengruber das Haus neu verputzt und Franz Punzen-gruber kaufte einen neuen Florian.1991 wiederum heiratete die Tochter der jetzigen Besitzer des Hauses Haag Nr. 3 und Haus und Nische des Hl. Florian wurden wieder neu gefärbelt. Nun wird der Hl. Florian durch ein Schmiede- eisentürchen an seiner Nische geschützt. Die Äste eines Obstbaumes recken dem Hausheiligen im Frühling ihre duftende Blütenpracht entgegen und schützen ihn an heißen Som- mertagen vor der prallen Sonne. Im Winter aber, wenn die Äste kahl sind, dann kann man den Hl. Florian gut sehen.

Florian am Hof der Familie Franz Punzengruber, Haag 3

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05 + 06 Die Heiligennische am Hof der Familie Punzengruber in Haag Nr. 3 beherbergt eine Statue des Hl. Florian.

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Bauxberg

Krügling

Kaninghof

Grabenhof

Wechling

Weinzierl

B25

Wieselburg

Wieselburg

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Krügling und Bauxberg

1 Bildstock der Familie Franz und Hermine Karlinger, Grabenhof, Krügling 92 Bildstock der Familie Seiringer, Kaninghof, Krügling 103 Hl. Leonhard in der Nische des Kaninghofes4 Römerstein in Krügling5 Das Krüglinger Kreuz6 Bildstock der Familie Raab, Krügling 67 Bildstock der Familie Kammerstätter, Bauxberg 2

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Dank der Aufzeichnungen von Anna Kogler, geb. Kar- linger, aus dem Jahre 1997 wissen wir über die Ent-stehungsgeschichte des alten Bildstockes beim Gra- benhof Bescheid. 1) In der Mitte des 19. Jahrhunderts lebte ein Besitzer oder Pächter am Grabenhof, der im Streit mit einer Hacke nach seiner Frau warf. Da er durch Gottes schützende Hand seine Frau nicht traf, erbaute er aus Reue und einem Versprechen heraus an jenem Ort die alte Kapelle. Dank eines Fundes in der Topographischen Samm- lung der NÖ Landesbibliothek ist nun das Erbau-

Bildstock der Familie Franz und Hermine Karlinger, Grabenhof, Krügling 9

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01 Der neue Bildstock. 02 Der alte Bildstock. 03 Der alte Bildstock mit dem Grabenhof im Hintergrund.

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ungsdatum genau mit 1858 fest-zusetzen. Auch der Name des jäh-zornigen Ehemannes steht auf dem alten Bild geschrieben – es war Johann Mayerhofer. Laut der von Wolfram notierten Aussage aus dem Jahre 1970 2) von Franz Karlinger, geb. 1927, war dies der vorletzte Besitzer vor Franz Karlin-ger selbst. Sein Vater, Altbürger-meister Karlinger erinnerte sich, dass sein Schwiegervater, geboren 1840, bei der Einweihung des Bild- stockes ministriert hat. Beide, Franz Karlinger und sein Vater, berichteten auch, dass der genannte Vorbesitzer damals den Hof neu aufgebaut hatte. An der Vorder-front ließ er zwei Sprüche auf-

04 Auf einer Ansichtskarte sieht man deutlich die Situation zwischen Grabenhof und Bildstock. 05 Ein Foto des Bildstockes aus der Sammlung von Alois Wolfram aus den 1970er Jahren. 06 Die Zeichnung aus der NÖ Landesbibliothek aus dem Jahre 1937.

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malen. Einer lautet: „Dieses Haus ist mein und doch nicht mein. Beim Zweiten wird es auch so sein; den Dritten tragen's auch hinaus, Freund, rate, wem gehört dies Haus?“ Der zweite Spruch lautet: „Gott segne dieses Haus und alle die da gehen ein und aus, bewahre es vor teurer Zeit – vor Maurer und vor Zimmerleut.“ Wenn man die Zeichnung aus der Landesbiblio-thek für authentisch halten darf, dann schmückte das Innere des Bildstockes eine Darstellung einer Stadt, wobei die Stadtmauer mit dem Wachturm im Vordergrund das Bild dominierte. Bis zum Jahre 2006 stand der Bildstock beim Grabenhof im Schutz einer mächtigen Linde. Allerdings war der Baum nicht nur Schutz, sondern seine starken Wur-zeln hoben den Bildstock förmlich aus und er stand schon ziemlich schief. Familie Karlinger ent- schloss sich daher zum Neubau des Bildstockes und wählte den Standort einige Meter oberhalb des alten Standplatzes. Der Neubau begann am 5. April 2006 und schritt dank der freiwilligen Hel- fer zügig voran. So waren Ferdi- nand Barthofer, Franz Karlinger, Johann Brantner, Josef Dietrich und Franz Schmoll tatkräftig bei der Arbeit. Den Außenputz erle- digte Johann Landstätter, die

Dammerer unter großer Beteiligung der Bevölkerung eingeweiht. Er beherbergt, wie zuletzt der alte Bildstock ein Bild Mariens mit dem Kinde. Das Bild im alten Bildstock wurde nachweislich mindestens einmal ausgetauscht. Das Marienbild im neuen Bildstock wurde von Mag. Thomas Strohmayer gemalt, den Rahmen dazu fertigte Georg Györög.

07 Der Grabenhof „anno dazumal“. 08 Der alte und der neue Bildstock standen im Jahre 2006 eine Zeit lang einträchtig nebeneinander.

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Dachkonstruktion Stefan Pernkopf, das Kupferdach Franz Hametner, die Malerarbeiten Johann und Mathilde Schiefer und das Schmiedeeisengitter Her-bert Steiner.Eine kurze Zeit standen der alte und der neue Bildstock nebeneinander, was einen besonderen Anblick bot. Der neue Bildstock wurde am 20. August von Pfarrer

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u Mag. Thomas Strohmayer ist in Stephanshart beheimatet. Er war Professor am Gymnasium in Amstetten und befindet sich bereits im Ruhestand. Seine Ausbildung zum Maler absolvierte er an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Er betrachtet die Malerei als sein Hobby.

09 Mag. Strohmayer mit dem Marienbild für den neuen Bildstock.10 Der Bildstock wird bald vollendet sein. Im Bild Johann und Mathilde Schiefer. 11 V.l.n.r.: Franz Hametner, Franz Schmoll, Ferdinand Barthofer. 12 Die Einweihung des neuen Bild-stockes fand unter großer Beteiligung der Bevölkerung statt.

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Vermutlich weil beim Hausbauen kein Unfall geschah, wurde der Bildstock beim Kaninghof errichtet. Der alte Türbalken im Haus zeigt die Jahreszahl 1871 – etwa aus dieser Zeit dürfte auch die Kapelle stammen, meint Ing. Seiringer. Darf man der alten Zeichnung aus der NÖ Landesbibliothek trauen, so wurde der Bildstock im Jahre 1872 als Dank für Genesung nach einer schweren Erkrankung erbaut. Der Bildstock trug ein Heilig-Geist-Bild.Alois Wolfram erfuhr von Herrn Simoner im Jahre 1970 Folgendes: 3) „Die Simoner haben den Hof 1875 übernommen. Die Kapelle hat aber noch der Vorbe-sitzer, Ochsenbauer, erbaut. Das muss um 1860 ge-wesen sein. Warum er sie gebaut hat, weiß niemand

mehr.“ Dennoch hatte Herr Simoner eine Vermutung: Vor dem Hofe sind früher vier hohe Pappeln gestan-den, hinter ihm zwei besonders hohe Linden. Obwohl der Kaninghof auf dem Hügel den Blitzen besonders ausgesetzt ist, hatte der Bauer noch immer keinen Blitz-schutz angeschafft – diese Aufgabe hatten eigentlich die hohen Bäume übernommen. So sind die Blitze stets in die Bäume eingefahren, einmal hinter dem Hof, einmal in jene vor dem Hof. Möglicherweise wurde der Bildstock erbaut, weil der Hof immer vor Blitzschlag bewahrt blieb, obwohl die Bäume rund um ihn bereits alle in Mitleidenschaft gezogen worden waren.1986 wurde der Bildstock, der bereits in sehr schlechtem Zustand war, gründlich saniert. Da ursprünglich kein Unterbau vorhanden war, war das Mauerwerk des Kleinodes sehr feucht. Das nahe vorbeifließende Rinn- sal bewirkte, dass sich der Bildstock neigte, da der feuchte Grund immer mehr nachgab. Während Franz

Bildstock der Familie Seiringer, Kaninghof, Krügling 10

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13 Der Bildstock mit dem Bild „La Vergine“. 14 Die Zeich-nung aus der NÖ Landesbibliothek aus dem Jahre 1937.

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Holzer wertvolle Arbeit bei der Trockenlegung leistete, war das „Know-How“ von Peter Asimus, der bereits im Freilichtmuseum Niedersulz Erfahrung mit alten Gebäuden gesammelt hatte, sehr von Nutzen. Eigentlich hatte man daran gedacht, eine neue Kapelle zu errichten, doch Peter Asimus bestand darauf, dass der alte Bildstock saniert werden sollte.Auch das Schmiedeeisengitter wur-de saniert. Während der Innen- raum des Bildstockes früher ein Marienbild barg, ließ man nun ein Schutzengelfresko anbringen. Herr Seiringer erzählte, dass er mit seiner Frau aus einer sehr schwierigen Verkehrssituation völ-lig unbeschadet herausgekommen war, weshalb es der Familie nun gut erschien, das Bildnis eines

15 Sissy Buchinger, Lisi Binder (Seiringer) auf der Leiter, Peter Asimus und Hubert Seiringer bei der Renovierung des Kapellenbildstockes. 16 „La Vergine“, ein Bildausschnitt nach dem Original von Bernadino Luini (1470 - 1530), hing früher im Kapellenbildstock. 17 Das Schutzengelbild von Andreas Gamerith.

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Schutzengels malen zu lassen. Das Fresko fertigte An- dreas Gamerith aus Altenburg im Waldviertel an. Da der Bruder des Restaurators Gamerith Mitarbeiter im Betrieb der Familie Seiringer war, schien der Bezug zum Maler auch gegeben zu sein.Links und rechts des Bildstockes steht ein Blutahorn. Sie erinnern Traude und Alois Seiringer an ihre Hoch- zeitsreise, denn sie haben sie auf dem Heimweg aus Wilhering bei Linz in einer Baumschule gekauft und gemeinsam gesetzt – das war 1961.In dem nach Osten ausgerichteten Bildstock befand sich ein fichtenhölzerner Betschemel, den Alois Sei-

ringer zerlegte und in genauer Arbeit aus Eichenholz rekonstruierte. Das Eichenholz in seiner Dauerhaftig- keit wird wohl noch vielen Betenden Stütze sein.Am 15. Mai 2007, nachdem der Bildstock neu geweißigt worden war, fand eine Bittprozession statt, bei der Pfarrer Dammerer die Kapelle segnete. Die Prozession sollte vom Bildstock beim Kaninghof zum Bildstock beim Grabenbauer und zurück führen. Schlechtes Wet-ter und Regen verhinderten dies aber, und so wurde die Prozession kurzerhand abgebrochen und in den Most-heurigen der Familie Karlinger verlegt, wo man für die Messe einen behelfsmäßigen Altar gerichtet hatte.

18 Der Bildstock beim Kaninghof, etwa 1970 auf einem Bild von Alois Wolfram festgehalten. 19 Malerischer Herbst am Kaninghof.

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Im Jahr 1985 wurde die Fassade des Kaninghofes heruntergeschlagen und der Hof, mit dem Fachwissen von Franz Kaltenbrunner, der auch an der Restau-rierung des Stiftes Melk gearbeitet hatte, neu verputzt. Im Zuge dieser Arbeit wurde auch eine Nische für den Heiligen Leonhard geschaffen. Die Statue von mehr als einem Meter Höhe stammt aus der Pfarrkirche Wieselburg. Nach dem Kirchenbrand im Jahre 1952 wurde die Pfarrkirche vergrößert und neu eingerich-tet. Einige Figuren aus der alten Kirche wurden nicht wieder aufgestellt und am Dachboden zur Ruhe gebet-tet – so auch der Hl. Leonhard.Pfarrer Teufel erweckte die Figur zu neuem Leben und gab sie an Familie Seiringer als Leihgabe. Peter Asimus restaurierte die Statue und nun steht Leon- hard, Schutzpatron der Tiere, wachsam und gut befestigt in seiner Nische und blickt vom Kaninghof über Wieselburg bis hinein zum Ötscher.Nach dem Abschluss der Sanierungsarbeiten am Kaninghof fand am 6. November, dem Leonharditag des Jahre 1986, die Hauseinweihung durch Pfarrer Dammerer statt.

Hl. Leonhard in der Nische des Kaninghofes

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20 Die ca. ein Meter große Statue des Hl. Leonhard. 21 Der Kaninghof mit der Heiligennische, links die Kapelle.

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Nach den Erzählungen von Maria Eilenberger war es Alois Allinger, dem auf einem Spaziergang nach Krüg-ling der interessant verzierte Stein mit dem alten Kreuz darauf auffiel.Da Alois Allinger, Stefan Denk und Maria Eilenberger Bürokollegen in der Brauerei Wieselburg waren, ist dieser Bericht sicher authentisch. Allinger berichtete also dem Heimatforscher Denk von dem Stein, wo-rauf dieser aufmerksam wurde, Untersuchungen an- stellte und die Ergebnisse in seinem Buch 4) folgender-maßen festhielt: „Bis 1951 stand in Krügling, Gemeinde Weinzierl, völlig unbeachtet und unerkannt, auf dem zum Haus Nr. 3 (Pretz) gehörigen Grund am Treff- punkt der von Weinzierl und Wieselburg herführen-den Fahrwege und ihrer Fortsetzung nach Bauxberg ein eigenartiges Wegkreuz. Sein unansehnliches, weit zurück nachweisbar mehrmals ausgewechseltes Eisen- kreuz steckte in einem völlig vermoosten, halb in die

Erde eingesunkenen und mit einem Zementgupf abgedeckten Sockel, der sich nach der Freilegung als schöne Arbeit aus gutem, hellem Sandstein erwies.“ In der Folge beschrieb Denk den Monolith als Zylinder in einer Höhe von 78 cm und einem oberen Plattendurchmesser von 45 cm. Den Zylinderkern umgibt eine girlandenförmige Draperie von Tüchern, die an vier „Knoten“ aufgehängt zu sein scheinen. Möglicherweise, meinte Denk, stellten diese stark verwitterten Knoten einmal Tierköpfe dar. Denk kate- gorisierte den Stein als römischen Altarstein, wel-cher in seiner zylindrischen Form außerhalb des Mit-telmeerraumes sehr selten vorkommt und eine sehr geschmackvolle italienische Arbeit aus dem 1. bis 2. Jahrhundert nach Christi darstellt. Auf dem gesamten Stein zeigten sich Reste antiker hellroter Bemalung, die unter zwei Schichten weißen Kalkes verborgen war. Bildhauer Ernst Fisko vom Bundesdenkmalamt restaurierte den Stein. Denk hielt es für möglich, dass an der sanften Krüglinger Hanglage mit der frucht-

Römerstein in Krügling04

22 Der Römerstein hier noch in „Freiheit“. Heute steht er auf einem Hügelchen vor einem Einfamilienhaus. 23 Eine Zeichnung des Römersteines.

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baren Ackererde, der schönen Fernsicht und direkt an der Straße gelegen, ein großes römisches Anwesen ge- standen war, von dem nur der Hausaltar stehen blieb. Das auf den Stein gesetzte Kreuz bewahrte diesen mit Sicherheit vor Zerstörung. Dr. Johannes Kammerstätter 4a) schreibt, dass der rö- mische Ursprung des Steines wegen seiner ungewöhn-lichen Rundform und der „unrömischen“ Girlanden angezweifelt wird.Wie der Römerstein zu seinem Kreuz kam, berichtet Alois Wolfram nach einer Erzählung von Alois Pretz aus dem Jahre 1970: 5) „In dem Häusel hinter dem unsrigen ist vor Jahren ein Mann mit über 90 Jahren verstorben. Der hat uns oft erzählt, daß sein Urgroßvater gesagt hat, in unserem Haus hat einmal die Kaiserin Maria Theresia gewohnt. Diese hat auch das Kreuz über dem Römerstein setzen lassen. Wie die Kaiserin erfuhr, daß zu unserem wie ein paar anderen Häuseln von Krügling kein Grundbesitz gehört, hat sie jedem dieser Häusel ein halbes Joch Grund geschenkt mit der Auflage, dass diese Grundstücke nie vom Haus weg verkauft werden dürfen, also immer bei dem betreffendem Hause zu bleiben haben.“ Die erwähnte Kaiserin Maria Theresia war aber nicht, wie die Leute glaubten, die große Kaiserin, die sich ziemlich sicher nie in unserer Gegend aufgehalten hat, sondern die 2. Gemahlin Kaiser Franz I., Maria Theresia von Nea-pel, eine Enkelin der großen Kaiserin, die Franz I. nach

24 - 27 Stefan Denk fertigte mehrere Entwürfe für ein Kreuz für den Römerstein an. Schließlich wurde Entwurf im Bild Nummer 27 von Schmiedemeister Roher realisiert.28 Der Römerstein auf dem Kirchenberg, im Vordergrund steht Karl Kraushofer.

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dem im Februar 1790 erfolgten Tode seiner ersten Gemahlin Elisabeth von Württemberg noch im gleichen Jahr geehelicht hatte – so schreibt Wolfram weiter.Stefan Denk 6) erkannte erst 1950 die wahre Bedeutung des Krüglinger Steines und war bestrebt, ihn vor dem Verfall zu retten und aus seiner unbeachteten Abgeschiedenheit herauszuholen. Zu diesem Zweck wurde der Altarstein im Einvernehmen mit dem Österreichischen Archäologischen Institut und dem

Bundesdenkmalamt im Dezem- ber 1951 am Hang des Wie-selburger Kirchenberges auf ei- nem Granitsockel mit erläutern- der Inschrift neu aufgestellt. Auf Anregung des Landeskon-servators Dr. Josef Zykan soll- te die kulturgeschichtlich inter-essante Verbindung von Hei-

29 Bevor der Römerstein fest ver-ankert wird, versenken die Männer noch eine Urkunde. 30 Leopoldine Prankl trägt das Gedicht vor. 31 Stadtpfarrer Dechant Mag. Franz Dammerer nimmt die Segnung vor.

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denstein und Christenkreuz bestehen bleiben. Schmiedemeister Anton Roher hat den Kreuzentwurf von Stefan Denk in handwerklicher Vollendung unentgeltlich durchgeführt und somit die Aufstellung erst möglich gemacht. Hier, am Aufgang zum Kirchen-berg, war der Stein zum Symbol geworden. So erhielten die Erstkommunionkinder eine Miniaturnachbildung des Römersteines zum Andenken an einen ihrer gro-ßen Tage im Leben als Christen. Der Römerstein war

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Prankl in ihrem Festgedicht. Der Dorferneuerungs- obmann Dipl.-Ing. Prankl kann stolz sein auf den restlosen Einsatz seiner Mitarbeiter, es wurde ein Fest der gehobenen Art. Dr. Johannes Kammer-stätter stellte in seiner Betrachtung die Verbindung zur Römerzeit her und leitete zudem die Dorfmusik, Gedichte, vorgetragen von kleinen Krüglingerinnen und der dichtenden Bäuerin, und Chorgesang-darbietungen umrahmten den Wortgottesdienst. Pfarrer Dammerer, dem die Krüglinger für die glück- liche Heimkehr ,ihres Steines‘ dankten, bekräf-tigte seine Ausage, dass der Römerstein an der alten Römerstraße besser platziert sei als am Kirchenberg.“Im Frühjahr 2008 wurde auf dem Grundstück, auf dem der Römerstein platziert war, ein neues Haus ge- baut. Der Römerstein wurde ausgegraben, lag dann eine Weile neben dem Bauplatz in der Wiese und wurde schließlich auf einem Hügel vor dem Haus neu platziert. Seinen neuen Standplatz muss er allerdings mit einer hölzernen Tafel teilen, die den Namen der Blockhaus-Firma zeigt – dieses Schicksal wäre ihm am Kirchenberg wohl erspart geblieben.

eine wesentliche Bereicherung des ohnehin überaus geschichtsträchtigen Kirchenberges. Obgleich ihm an seinem Standort nicht die ihm gebührende bewusste Aufmerksamkeit zukam, war er doch omnipräsent im Bewusstsein der Wieselburger.Um den leeren Platz, den der Römerstein in Krügling hinterlassen hatte, auszufüllen, wurde das „Krüglinger-Kreuz“ aufgestellt.Nach vierzig Jahren aber wollten die Krüglinger ihren Stein wieder zurück haben. Wie ehrenvoll der Römer-stein in seiner angestammten Heimat empfangen wurde, lässt der Bericht im Erlaftal-Boten erahnen: 7) „Römerstein kehrt heim – ein Stein fördert die Dorfgemeinschaft in Wieselburg-Land.Der Römerstein vom Wieselburger Kirchenberg nach Krügling ,heimgekehrt‘, wurde zum Grundstein einer neugefestigten Dorfgemeinschaft. Die Segnung des Denkmales durch Pfarrer Franz Dammerer fand mit einem besonders netten Dorffest seine Fort- setzung. ,A Stoa kimmt hoam, is dös net a Freid, da Römerstoa aus uralter Zeit, der so still und leis vor 40 Joahr'n, von sein Platzl in Krügling weg- gführt is worn‘, dichtete die Altbäuerin Leopoldine

32 Der Römerstein wurde aufgrund eines Hausbaues ausgegraben und neu gesetzt. 33 Seinen neuen Standplatz muss der Römerstein – hoffentlich vorübergehend – mit einer Werbetafel der Blockhausfirma teilen.

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Der Erlaftal-Bote 8) berichtete 1951: „Sonntag, den 16. 9. 1951 wurde in Krügling das Gefallenendenkmal durch Pfarrer Votruba von Wieselburg feierlich ge-weiht. Es besteht aus einem Bruchsteinsockel, darauf ein dolomitfarbener Aufsatz aus Kunststein, der in einer Nische eine Eisenplatte mit den Namen der drei aus Krügling im 2. Weltkrieg Gefallenen trägt. Das schmiedeeiserne Kreuz ist ein altes Friedhofskreuz, das neu hergerichtet wurde. Der Plan stammt von Stefan Denk, Wieselburg, die Kosten trug die Gemein-de Wieselburg für die Überlassung des Römersteines.“ Wolfram beschrieb 1970 9) das Kreuz gegenüber dem Haus Nr.3, etwas erhöht am Straßenrand situiert und durch Gebüsch verdeckt. Die Tafel trägt die Inschrift:

„Zur Erinnerung anJohann Lasselsbergergefallen 23. 10. 1943

Anton Nestelbergergefallen 19. 2. 1943

Leopold Pichlergefallen 28. 4. 1945

Hier stand einst ein römischer Opferstein“

Über der Freude des heimgekehrten Römersteines vergaß man ganz auf den „Ersatzstein“, der nun achtlos in Krügling seines Schicksals harrte. Kurzerhand wurde er vis à vis vom Hof der Familie Prankl an den Straßenrand gesetzt. Als ich diesen Stein erstmals sah, wunderte ich mich, dass nun – laut Inschrift – der Römerstein an dieser Stelle gefunden worden sein sollte. Vielleicht wäre es sinnvoll, neu zu überdenken, welcher Bestimmung man das Krüglinger Kreuz zu-führen will. Eines aber sollte unbedingt bedacht wer-den: Ein Kreuz soll man niemals abkommen lassen – so haben es die Leut' schon immer gesagt!

Das Krüglinger Kreuz05

34 Das Krüglinger Kreuz war einst Ersatz für den Römerstein und stand an seiner Stelle. 35 Das Kreuz ist heute schräg gegenüber dem Hof der Familie Prankl neben einem Stadel aufgestellt und führt ein unbeachtetes Dasein.

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36 + 37 Das Krüglinger Kreuz wird ausgegraben, um den Römerstein wieder an seine Stelle zu setzen. 38 - 40 Die Totenbilder der drei Gefallenen, deren Namen am Krüglinger Kreuz angeführt sind.

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Der Bildstock auf dem Kreuzacker ist im Eigentum der Familie Raab. Am alten Kirchenweg von Bauxberg nach Weinzierl gelegen, ist er nach der weithin sicht-baren barocken Basilika von Maria Taferl ausgerichtet.Der Breitpfeiler mit dem doppelbalkigen Wetterkreuz auf seinem Dach ist der Überlieferung nach zum Dank für den gut verlaufenen Hausbau errichtet worden. Allerdings steht der Breitpfeilers so weit vom Haus entfernt, sodass ich annehme, dass es noch einen an-deren Erbauungsgrund gab.Das Doppelbalkenkreuz, welches nur wenige Bild- stöcke in unserer Pfarre tragen, lässt auf die Bestim-mung als Wetterkreuz schließen. Möglicherweise liegt der Bildstock auch auf einer Ley-Linie, einer besonde-ren Kraftlinie, die besondere Orte verbindet. Nahe liegt, durch die Ausrichtung nach Maria Taferl, eine Ley-Linie von der Basilika nach Gaming zur Kartause und dem alten Pilgerweg nach Mariazell anzunehmen. Denn wie man weiß, führen auch die alten Pilgerwege

auf diesen Kraftlinien. Stefan Denk 10) vermutete, dass ein Weg von Wieselburg über Krügling, vorbei am Römerstein und am Bildstock am Kreuzacker, nach Bauxberg und weiter nach Kemmelbach führte. Aber das sind unbewiesene Gedankengänge, die zum Nachdenken und Forschen anregen könnten. Der Na- me des Bildstock-Standortes „Kreuzacker“ ist ebenfalls ein Hinweis für einen alten Standplatz.

41 Der Bildstock der Familie Raab. 42 + 43 Der Bildstock mit dem Doppelbalkenkreuz in den 1970er Jahren.

Bildstock der Familie Raab, Krügling 6

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44 Die Situation des Bildstockes. 45 Bei der Einweihung: links Inge Naske, der damalige Dorf-Obmann Johann Reisenbichler, Dechant Franz Dammerer, Leopoldine und Karl Raab mit ihren Enkelkindern. 46 In der Nische des Bildstockes hängt noch das alte Bild.

Kehren wir zurück zur Theorie, dass der Grund der Ka-pellenerrichtung der gelungene Hausbau gewesen sei, so wäre – den Aussagen der Familie Raab zufolge – die Errichtung des Bildstockes im 19. Jahrhundert anzusetzen. Alois Wolfram berichtete 11) die Über-lieferung der früheren Besitzer Karlinger aus dem Jah-re 1970. Demnach hat ein Vorfahre namens Wallen-böck zwischen 1850 und 1860 den Hof erbaut. Der Bau dauerte mehrere Jahre, da der Hof von Grund auf mit Steinen erbaut ist. Zum Dank dafür, dass sich beim Bau kein Unfall ereignete, hat er „zur Ehre Gottes“ den Bildstock errichtet. Eine alte Tante erzählte, dass Wallenböck beim Dachabbinden in große Gefahr kam abzustürzen, ihn aber wahrlich ein Schutzengel

zur Seite gestanden habe und nichts passiert sei. Auch dies sollte angeblich mit ein Grund für den Bau gewesen sein. Wolfram 12) beschrieb im Bildstock ein „Ecce-Homo-Bild“ und ein Bild der schmerzhaften Muttergottes. Vor der Erneuerung war in der Bild-stocknische ein Madonnenbild. Aus Anlass ihres 60. Geburtstages wünschte sich Leopoldine Raab ein neues Bild. Die Dorfgemeinschaft, die Familien Wei-chinger und Raab legten zusammen und ließen bei der Randegger Emailkünstlerin Inge Naske eine Schutzmantelmadonna mit den sieben Enkelkin- dern der Jubilarin malen. Am 22. Mai 2002 wurde der Bildstock im Anschluss an die Maiandacht von Pfarrer Dammerer eingeweiht.

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Der Bildstock beim Hof Bauxberg 2, in Besitz von Adelheid und Dr. Johannes Kammerstätter, steht im Schutz zweier dicht von Efeu umwucherten Bäume in der Nähe des Hofes. Der übergiebelte Breitpfeiler befindet sich direkt am Römerweg zur Ybbsbrücke und markiert die Gemeinde-, Bezirks- und Pfarrgrenze. Die Geschichte des Bildstockes liegt durch den oftmaligen Besitzerwechsel am Hof Bauxberg 2 im Dunkeln. Franz Gützer meinte, dass er gehört habe, dass es sich um ein Pestkreuz handle. 13)

Dr. Kammerstätter konnte aus dem Grundbuch in Scheibbs folgende Besitzer ausfindig machen:Am 17. September 1852 schlossen Johann und Cäcilia Gindl einen Ehevertrag, am 28. Jänner 1853 kauften sie für 2.100 fl (Gulden) die Liegenschaft Bauxberg 2. (Der Name Gindl ist in die alte Mostpresse, die im Hof steht, eingeschnitten). Am 15. Februar 1882 war deren Tochter Anna Alleinbesitzerin. Am 9. Juli 1882 heiratete diese Johann Lasselsberger und am 25. Juli wurde die Hälfte der Realität durch einen Ehe- und

47 Der Bildstock in Bauxberg im Jahr 2004. 48 Ein Bild von Alois Wolfram aus den 1960er Jahren. 49 Der Bildstock mit der Figurengruppe der Anna selbdritt.

Bildstock der Familie Kammerstätter, Bauxberg 2

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Erbvertrag auf Johann Lasselsberger einverleibt. Am 19. August 1901 waren je zur Hälfte Anna und Leo- pold Lasselsberger Besitzer von Bauxberg 2. Anna Lasselsberger starb am 23. März 1918.Sowohl im Ersten wie auch im Zweiten Weltkrieg fiel einer der jungen Lasselsberger-Männer. Die Witwe des zweiten, Maria Lasselsberger, heiratete am 13. 11. 1945 Franz Gützer, der bei einem Fronturlaub von der Deutschen Wehrmacht desertiert war und sich im Bezirk Scheibbs versteckt hielt. Vom Ehepaar Gützer kaufte Familie Kammerstätter am 1. Dezember den Hof Bauxberg 2 und somit auch den Bildstock. Dieser trug ein Kreuz mit zwei Querbalken, und in seiner Nische stand eine Maria-Lourdes Statue, so berichtete Alois Wolfram. 14)

Im Jahre 1978 erfolgte eine Renovierung des Bild-stockes. In diesem Jahr wurde auch das alte „Anna-Bild“ aus der Nische genommen. Die Bildunterschrif-ten der 12 Medaillons des Annabildes, die rund um die Figurengruppe angeordnet sind, sind viersprachig, nämlich italienisch, französich, spanisch und deutsch. Auf der Rückseite des auf Karton gepressten Bildes steht handschriftlich kaum mehr leserlich geschrie- ben: Anna Lasselsberger, Bauxberg 2, Zust(?ändig) Wieselburg/Erlaf. In der Mitte der Rückseite klebt eine schlecht erhaltene „Marke“ mit der Umschrift „Societas Missionarum Reginae Apostolorum“. Dies lässt vermuten, dass Frau Lasselsberger das Bild von

der angeführten Missionsgesellschaft gekauft hat, möglicherweise anlässlich einer Volksmission in Wie-selburg. Das Annabild wurde durch eine Figurengruppe der „Anna selbdritt“ ersetzt. Anna selbdritt ist die Be-zeichnung für die gemeinsame Darstellung der Hl. Anna mit der im Allgemeinen als Mädchen wieder-gegebenen Maria und dem Jesuskind. Das Motiv ent-stand im 14. Jh., im Gefolge des damals aufgekom- menen Annakultes. Anna, die Mutter Marias, wird meistens als vornehme Matrone in rotem Kleid und grünem Mantel sitzend dargestellt, die mädchenhafte Maria auf einem und das Jesuskind auf dem anderen Arm haltend, oder das Marienkind steht neben der Mutter Anna. Es handelt sich um ein anachronistisches Bild, weil zugleich Maria als Mädchen und das Jesus-kind zu sehen sind. Später wurde manchmal auf die rationale Generationenfolge Rücksicht genommen und Anna sowie Maria gleich groß als Frauen ne-beneinander sitzend und zwischen ihnen das Jesus-kind dargestellt. Die Figur der Anna selbdritt ist ein Erbstück, das Fa- milie Kammerstätter nach Bauxberg mitgebracht hat. Sie steht normalerweise aus Wetter- und Sicher-heitsgründen im Haus und nur zu besonderen Anläs-sen im Bildstock. Sie dürfte aus einer Ganzkörperfigur zu einer Art Halbfigur verkürzt worden sein, ist gefasst und sehr gut erhalten. Das Kopftuch der Mutter Anna

50 Das Annabild mit den vier-sprachigen Medaillons. 51 Die Figurengruppe der Anna selbdritt.50 51

ist nicht geschnitzt, es besteht aus einem verleimten Leinentuch. Am 15. August 1978 weihte Pfarrer Teufel den neu renovierten Bild-stock ein.

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Marbach

BrunningSteinakirchen

WieselburgBodensdorf

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Holzhäuseln

Schadendorf

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Marbach und Holzhäuseln

1 Florian auf dem Hof der Familie Ing. Johann Hölzl, Marbach 12 Bildstock zwischen den Häusern Marbach 1 und Marbach 23 Dorfkapelle in Marbach4 Kreuz in Holzhäuseln5 Bildbaum im Wald der Familie Ing. Johann Hölzl, Marbach 1

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Von besonderem Reiz ist die Platzierung der Floriani-darstellung am Hof der Familie Hölzl in Marbach. Die Umrahmung des Bildes fügt sich perfekt in die Fensterfront. Unter dem Bild ist ein Spruchband zu sehen, auf welchem folgende Inschrift zu lesen ist: „Bitte für uns hl. Florian daß uns das Feuer nicht schaden kann.“ Neben dem rechten Fuß des Heiligen ist der Hof der Familie Hölzl zu erkennen.Bereits um 1920 ist das Bild des Hl. Florian auf dem Haus der Familie Lasselsberger, der Vorfahren von Ingrid Hölzl. Das Bild war damals auf Blech gemalt. Die Witterungseinflüsse und das Alter setzten dem Blechbild arg zu. Im Zuge der Fassadenerneuerung in den 1970er Jahren wurde das Bild ebenfalls erneuert und nun auf Holz gemalt. Der Hl. Florian vom Hause Hölzl ist ein ganz besonders guter Wächter des Hauses, denn das Haus Marbach Nr. 1 ist eines der wenigen Häuser im Dorf, das noch nie unter einer Feuersbrunst zu leiden hatte.

01 Der Hof der Familie Ingrid und Ing. Johann Hölzl.02 Der Hof um 1920. 03 Der Florian in der Fensternische.

Florian auf dem Hof der Familie Ing. Johann Hölzl, Marbach 1

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Zwischen den Häusern Marbach 1 und Marbach 2 stand eine große Linde, welche ein Bild der Gottesmutter mit dem Kinde trug. Mutter und Kind waren gekrönt und von einem Sternenkranz umgeben, der ihnen ein ge-heimnisvolles Leuchten verlieh. Das Bild ist zum Glück noch vorhanden und im Besitz der Familie Hölzl. Das Bild am alten Bildbaum war sogar elektrisch beleuch-tet, denn Marbach wurde mit Strom aus dem Kraft-werk Wüster in Gumprechtsfelden versorgt. Schon 1928 hatten drei Häuser in Marbach Strom, darunter auch das Haus Lasselsberger, heute Hölzl. Der Lichtschalter für den Bildbaum befand sich im

Haus Lasselsberger in der Stube neben dem Fenster. Auf dem Foto kann man noch den Isolator für die Stromzuleitung sehen. Die Beleuchtung wurde von Johann Lasselsberger, dem Vater von Ingrid Hölzl, installiert.Mit den Jahren war der ehemalige Bildbaum morsch geworden und musste umgeschnitten werden. Welche Bedeutung solche Bäume früher hatten, zeigt das Bild von der „Bankeinweihung“ bei der Linde, die 1928 sogar fotografisch festgehalten wurde und Johann Lasselsberger als Kind zeigt.Anlässlich der 500 Jahrfeier des Dorfes Marbach im Jahre 1999 schlug Ing. Johann Hölzl vor, in Gedenken an den Bildbaum einen Bildstock zwischen den Häu-sern Marbach Nr. 1 und Nr. 2 zu errichten.Der Vorschlag von Ing. Hölzl wurde angenommen. Andreas Simoner plante und baute mit Hilfe der Dorfgemeinschaft den neuen Bildstock.

04 Der moderne „Bildstock“ in Marbach. 05 Die alte Linde mit dem elektrisch beleuchteten Marienbild.

Bildstock zwischen den Häusern Marbach 1 und Marbach 2

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Der gelbe Punkt an der linken Seite des Bildstockes soll den Sonnenaufgang symbolisieren.Im Inneren befindet sich, wie schon am Bildbaum, ein Marienbild, welches aus dem Haus Nr. 1 stammt, wo es lange Zeit auf dem Dachboden lagerte. Der Ma- ler ist unbekannt. Vermutlich stammt es aus dem Be- sitz des Zuckerbäckers Josef Freudenschuss in Ybbs, welcher mit einer Tochter der früheren Besitzerin verheiratet war. 1) Auch ein von Eva Kerschner reproduziertes Bild von Marbach mit einer Schützenscheibe im linken oberen Bildteil befindet sich im Bildstock, links und rechts davon die Namen der Häuser und darüber die Aufzählung der Ehrengäste der 500 Jahrfeier. Das Originalbild wurde 1972 vom Petzenkirchener Maler Karl Scholler (siehe Kapitel „Malerei am Haus von Familie Holzer, Brandstetten 1“) gemalt und be-findet sich im Besitz der Familie Rab, Marbach Nr. 12. Die Schützenscheibe symbolisiert die Beziehung der Marbacher zur Jagd.Am 24. Juli 1999 segnete Pastoralassistent Bernhard Neumeier das neue Bild feierlich im Rahmen des Dorffestes.

06 Das Bild der Strahlenkranz-Madonna hing an der alten Linde. 07 Die „Bankeinweihung“ im Jahre 1928 unter der Bildlinde. V.l.n.r.: Johann Hager und Sohn, Wechling; Anton und Anna Marie Schlifelner, Katharina Aigner, Christine Herbeck, Josef Aigner sen. mit Töchterl Annerl, Josef Aigner jun. die Sommerfrischlerin Mizzi Theinel, Maria Hager aus Wechling, Emilie und Johann Lasselsberger.

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Der Besitzer des Hauses Marbach Nr.22, Josef und Magdalena Klinger, betrieben eine Leinenweberei. Herr Klinger kam als „Bandlkramer“ bis Oberöster-reich und machte gute Geschäfte. Zusätzlich betrieb er den Lehmabbau, ob er daraus selber Ziegel brannte, ist ungewiss. Als Dank für den guten Geschäftsgang und den gelungenen Hausbau hat Familie Klinger 1886 den neogotischen Kapellenbildstock mit Strebepfeilern und Giebelreiter erbaut, welcher schräg vis à vis des Gasthauses stand. Er war der Muttergottes geweiht und beherbergte einen Neorokoko-Altar. 2) Links und rechts der Marienkapelle waren zwei Linden gepflanzt.1918 übernahm Familie Dörfler die Kapelle. Frau Emilie Lasselsberger spendete der Dorfgemeinschaft eine Marienstatue. 1934 wurde die Kapelle von der Familie Gabriel übernommen. 1965 veranlasste Herr Gabriel mit seinen Arbeitskollegen der Firma Wieland das Fällen der Linden. Durch den Straßenbau wurde die Kapelle um drei Meter zurückversetzt und auf dem Grundstück der Familie Rab neu errichtet. Die gesamte Dorfgemeinschaft half, damit die Kapelle wieder neu errichtet werden konnte. In die Grundfeste der neuen Kapelle wurde, wie es oft üblich ist, eine Schatulle mit einer Urkunde eingemauert, welche die Namen der am Bau beteiligten Personen beinhaltet. Die besonders auffällige Dachkonstruktion wurde von

Dorfkapelle in Marbach03

08 Die Kapelle im Jahre 2005. 09 Das Marienbild an der rechten Innenwand der Kapelle. 10 Das Herz-Jesu-Bild an der gegenüberliegenden Seite. 11 Situation der Kapelle.

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Architekt Scholz aus Scheibbs, einem guten Bekannten des damaligen Bürgermeisters Kaindl, entworfen.Die alte Marien-Statue wurde nicht mehr in die Ka- pelle gestellt. Pfarrer Teufel stellte eine Statue des Hl. Florian zur Verfügung, welche in der alten Kirche gestanden hatte und nach dem Brand von 1952 nicht mehr aufgestellt worden war. An der linken Innenwand der Kapelle hängt ein Herz-Jesu-Bild und an der gegenüberliegenden ein Herz-Marien-Bild. Am 3. Mai 1970 wurde die Kapelle dem Hl. Florian geweiht – so ist es jedenfalls in der Pfarrchronik von Wieselburg zu lesen. Im Jahre 2008 wurde der Platz um die Ka-pelle nach den Plänen des Innenraumgestalters Andreas Simoner aus Marbach zu einem richtigen Dorfplatz umgestaltet. Der Kapellenbildstock wird von Elisabeth Rab gepflegt.

12 Der alte Kapellenbildstock in der Nähe des Gasthauses. 13 Eine Zeichnung aus der NÖ Landesbibliothek zeigt die Kapelle im Jahr 1937. 14 Der Plan von Andreas Simoner für den neuen Dorfplatz mit der Kapelle.

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Das Kreuz steht auf dem Grund der Familie Johann und Josefa Schachinger. Deren Eltern kamen 1920 nach Holzhäuseln und erzählten immer, dass das Kreuz an einen Unfall erinnern soll. Man muss sich vorstellen, dass nach der Jahrhundertwende die Straße von Schadendorf nach Holzhäuseln viel steiler war. So passierte es eben, dass im Winter, bei Eis und Schneeglätte, ein Pferdefuhrwerk, welches mit Holz beladen war, umkippte. Dabei kam ein Mensch ums Leben. Dieses Kreuz soll an den Unfall mit Todesfolge erinnern. Frau Affengruber, die seit 1936 in Holzhäuseln wohnt, erzählte mir diese Geschichte. Weiters sagte sie, dass dies sicher nicht der einzige Unfall auf dieser steilen Straße war, denn Sie erinnerte sich an zwei weitere Unglücksfälle, die jedoch – Gott lob – ohne Todesopfer abgelaufen war. Alois Wolfram schrieb 1970 zu diesem Kreuz: 3) „Etwa 50 Schritte südöstlich vom Hofe Holzhäuseln Nr. 3 steht an der Straße nach Schadendorf ein schon recht windschiefes Holzkreuz von 250 cm Höhe, das in ei- nem Kästchen ein auch bereits schadhaftes Mutter-gottes-Bild birgt.“ Weiters notierte er die Aussage der Altbäuerin vom Hof Nr. 3: „Wie wir 1919 den Hof über-nommen haben ist das Kreuz schon gestanden. Nie-mand weiß mehr, wann und warum es errichtet worden

15 Das Kreuz im Jahre 2008. 16 Im Jahre 1970 trug das Kreuz noch ein Eisenkreuzlein. 17 Situation des Kreuzes in Holzhäuseln.

Kreuz in Holzhäuseln04

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ist. Jetzt steht es schon etwas schief, aber mein Mann hat eh schon lan- ge gesagt, daß er es richten lassen wird, weil man ein Kreuz nicht abkommen lassen darf.“ Ein Nach-bar bestätigte, dass das Kreuz noch 1970 gerichtet und 1971 gesegnet wurde. Über dem Bild im Kasten-kreuz befindet sich, gleich wie beim Kreuz in Moos, ein Täfelchen mit der Inschrift „INRI“, obwohl kein Corpus Christi vorhanden ist. Vor ca. 10 Jahren, also etwa 1998, hat Herr Franz Glösmann aus Bodens-dorf Nr. 11 das Kreuz neu gemacht.

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Im Sommer 1972 erzählte der Landwirt Lasselsberger aus Marbach Nr.1, dass im Wald der Bundesforste nördlich von Marbach eine große Eiche mit einem Heiligenbild stand. Der Heimatforscher Alois Wolfram schrieb dies in seinen Aufzeichnungen. 4) Er selbst ha-be im September 1973 den Wald stundenlang durch-wandert und den Bildbaum nicht gefunden, obwohl ein Holzknecht, den er antraf, ihm den Standort der „Kreuztanne“ bezeichnete. Im Frühjahr 2008 sprach ich mit Ing. Johann Hölzl, Marbach Nr. 1, über den Baum. Er bezeichnete ihn als „Bildfichte“, die am Weg

nach der Hölzl-Wiese in der Beuge des Waldes, der im Besitz der Familie Hölzl ist, stand und im Jahre 1990 einem Sturm zum Opfer fiel. Seither, berichtete Ing. Hölzl, sei das Bild verschollen. Am Bildbaum vorbei führte der Weg von Kemmelbach nach Marbach. Die-sen Weg soll einst ein Mann gegangen sein, der seine Ochsen verkauft hatte. Als er mit dem Ochsengeld in der Tasche heimwärts ging, wurde er von Räubern überfallen und getötet. Zum Andenken an diesen traurigen Zwischenfall wurde damals, niemand weiß mehr, wann es war, das Bild an den Baum gehängt.

Bildbaum im Wald der Familie Ing. Johann Hölzl, Marbach 1

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18 Lageplan vom 16. September 2008. Am unteren Bildrand das Dorf Marbach. Der Kreis markiert den Standort des ehemaligen Bildbaumes.

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Mühling

Rabenschule

Wieselburg

PlaikaNeumühl

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Purgstall

Fa. Brandl

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Kinder-garten

Wieselburg – Rabenschule und Mühling

1 Bildstock auf der Rabenschul2 Bildstock in der Eisenstraße, die „Scherzer-Kapelle“ von Johanna und Franz Steiner3 Die „Maienkapelle“4 Giebelnische im Haus der Familie Votruba, Mühling 15 Kapellenbildstock der Familie Beham, Mühling 2

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In der Siedlung „Rabenschul-Haag“ am südlichen Ortsende von Wieselburg, steht ein Bildstock, der bis 1966 am damals höchsten Punkt der Straße auf dem Rabenschuler Berg stand. Im Zuge der Verlegung und Verbreiterung der B 25 nutzte der damalige Grund-eigentümer die Möglichkeit, das Mariahilfer-Kreuz, wie die Kapelle genannt wurde, von seinem Grund zu entfernen. Erst 10 Jahre später wurde ein neuer Bildstock etwa 300 Meter weiter stadtauswärts, di- rekt am Rand der Siedlung auf dem Rabenschuler Berg, neu erbaut. Das alte Mariahilfer-Kreuz war, wie viele andere Bildstöcke, eine Grenzmarkierung und kennzeichnete einen Grenzpunkt der Herrschaft Rottenhaus (vormals „Haus“). Erstmals wird 1180 Graf Konrad von Peilstein als Besitzer der Veste Haus bezeichnet. 1)

In einer „Gränzbeschreibung“ der Herrschaft Rotten- haus 2) heißt es: „Fängt sich an bey den weissen Kreutz an der Rabenschul, anstosset mit der Mitterwasser Gemeinde zusammen, gehet gerade über den Ra-benschulberg bis zu des Bernard Schatz seinen Kleinhäußl, drähet sich sodan über den Weeg an der Neumühl, alwo sie ihren Lauf der grossen Erlauf nach bis zu dem Bach Mößlitz nimt.“ Der weitere Grenzver-lauf ist schwer nachvollziehbar, es werden Äcker, Holze, Felder von verschiedenen Bauern genannt, später stößt er rechts mit der Gumprechtsberger, links mit der Wieselburger Gemeinde zusammen, führt zum Hausholz, zum Praittenhof, zur Hasmühl und „laufet aufwärts mit der grossen Erlauf bis zu den heroberen weissen Kreutz an der Rabenschul.“ Die Besitzgrenze zwischen Rottenhaus und Mitterwas- ser verlief nicht, wie man meinen sollte, von der „Haßmühl“ (bei der Wehr in Wieselburg) immer flussaufwärts entlang der Großen Erlauf, sondern umfasste auch einen kleinen Grundanteil von „Mit-terwasser“, dem Bereich zwischen Großer und Kleiner Erlauf. Die Grenze verlief vom „heroberen weissen Kreutz an der Rabenschul“ am Kirchenbergplateau entlang. Unterhalb dieser Stelle umschließt die Erlauf

mit ihrem linken Ufer in einem großen Bogen ein Stück Land mit den Häusern Rabenschule 1 bis 7. Der „Schol“, der Konglomeratfelsen, fällt hier beginnend vom ursprünglichen Standplatz des Bildstockes steil ab. Ungefähr 400 Meter oberhalb kommt die Erlauf der Felswand ebenfalls ganz nahe. Dieses Stück Land war ein sogenannter „Winkel“ aus dem Mittelalter, 3) eine Zufluchtsstätte für die Bewohner von Rottenhaus

Bildstock auf der Rabenschul01

01 Der Doppelbildstock am Rabenschuler Berg.

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und ihrem Vieh bei Feindüberfällen. Der Rest eines zusätzlichen ehemaligen Schutz-walles ist in der Wiese noch zu sehen, wie die Erforscherin der Fluchtstätten im Be- zirk Amstetten Dr. Leopoldine Pelzl und Maria Eilenberger bei einer Begehung feststellen konnten. Diese Wälle bestanden aus zwei Reihen Holzpfosten, in der Mitte gefüllt mit Steinen und Erde. Das Holz vermoderte, übrig blieb die Füllung als kleiner Wall. In diesem Bereich stand oberhalb des Felsens und nahe dem Bildstock nur ein einziges Haus, das noch zur Gemeinde Rottenhaus gehörte und die Hausnummer Rottenhaus Nr. 9 trug, ein sogenanntes Wachthaus für den Winkel. Das „weiße Kreuz“ kennzeichnete also ei-nen sehr alten Grenzverlauf, der bis ins Mittelalter zurück reicht. Josef Pfeiffer, der Benefiziat von Weinzierl (1819 - 1831) hat das Mariahilfer-Kreuz in seinen Skiz-zen mehrmals verewigt. Das Bild im Inne-ren der Kapelle zeigte eine Madonna mit dem Kind auf dem Arm. Zwei Einschüsse in diesem Bild, die heute noch zu sehen sind, stammen der Überlieferung nach von einem französischen Soldaten aus der Besatzungszeit von 1805 oder 1809. Bald nach dem 2. Weltkrieg erhielt, nach Aus-sage von Rosina Baumböck, verehelichte Stadler und Mutter von Maria Eilenberger, der Malermeister Friedrich Pleiner vom Pfarrer den Auftrag, das schon sehr nach- gedunkelte Bild zu restaurieren. Er über-malte es, ließ jedoch den unteren Teil mit der Signatur „Brix 1772“ und die Seitenteile unverändert. Rosina Stadler, 1885 in Mitterwasser geboren und 35 Jahre dort zu Hause, war schockiert über das Verschwinden der alten Darstellung. Auch Stefan Denk berichtet 1954 von der ganz verfremdeten Übermalung vor einigen Jahren. 4) Später wurde das Bild abermals übermalt.Die Gottesmutter in der Rabenschuler Kapelle genoss große Verehrung, wie Bittprozessionen beweisen. Die Lehrerin Leopoldine Kronfuß schreibt 5) in ihrer

Arbeit: „Zum ,Mariahilfer-Kreuz‘ zieht am Tag des Evangelisten Markus, dem 25. April, eine Bittprozes-sion, um Gottes Segen für die kommende Ernte zu erflehen. Am Markustag steht der Himmel offen, da kann man sich alles erbitten“. Auch an den drei Bitt-tagen vor Christi Himmelfahrt zog am ersten Tag eine Prozession zum Mariahilfer-Kreuz, wobei man den Weg über die Anhöhe des Kirchenberges, hoch über den Häusern an der Scheibbser Straße nahm und dann auf der Straße zur Kirche zurückkehrte. Am zwei-

02 - 04 Oftmals hat Benefiziat Pfeiffer das Mariahilfer-Kreuz gezeichnet.

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ten Bitttag führte der Weg über die Manker Straße und Dürnbacher Straße bis zum Brunnenhaus, über Brunngasse und Manker Straße wieder zurück zur Kirche. Am dritten Tag ging die Prozession den weitesten Weg nach Weinzierl. Man betete für eine gute Ernte und Segen für die tägliche Arbeit. Ein Gelübte der Bewohner von Gumprechtsfelden hat ebenfalls mit der Mariahilf-Kapelle zu tun. Zur Zeit einer verheerenden Seuche starben viele Dorfbewoh-ner. Man gelobte, wenn die Seuche ein Ende nähme, künftighin den Sarg mit dem Toten zu Fuß zur Kir-che zu tragen. Bei der Mariahilf-Kapelle wurde Halt gemacht, für den Verstorbenen gebetet und die Sargträger gewechselt. [Historische Forschung und Text: Maria Eilenberger]

Der Doppel-Bildstock auf dem Rabenschuler Berg gehört zur Gemeinde Wieselburg-Land und steht auf dem Grundstück von Hermine und Helmut Trinkl in Haag 17. Der Grund um den Bildstock ist vom Besitz der Familie Trinkl allerdings ausgenom-men und im Eigentum der Pfarre Wieselburg. Über die Einweihung des Mariahilfer-Kreuzes ist im Erlaftal-Boten folgendes zu lesen: 6) „Die Rabenschul- Kapelle, im Volksmund auch als Franzosen-Kapelle

bekannt, ist nach der Straßenverlegung wieder im neuen Glanz erstanden. Sonntag, den 16. Oktober 1977 wurde sie von Geistlichen Rat Leopold Teufel unter Assistenz von Kaplan Rudolf Harrer feierlich eingesegnet. Viele Wieselburger nahmen an diesem erinnerungswürdigen Festakt teil, die Stadtkapelle spielte kirchliche Lieder. Pfarrer Teufel hielt die Festansprache, in der er allen ,Vergelt's Gott‘ sagte, die sich um den gefälligen Neubau bemüht haben. Auch Bürgermeister Ing. Kaindl gab seiner Freude über dieses wiedererstandene Kleinod seiner Gemeinde (Anm.: Wieselburg-Land) Ausdruck. In der Kapelle sieht man die alte Madonna im Mariazeller Ornat, ein Werk des Malers Karl (Anm.: in der Pfarrchronik nicht Karl sondern Harald) Krainer aus Karlstetten. Die Rückseite beherbergt den heiligen Sebastian, eine alte Kirchenfigur, die der St. Pöltner Restaurator Leopold Zimmerl auf Tonfarbe umgearbeitet hat. Am Bau der Kapelle haben sich die Wieselburger Firmen Baumeister Ing. Peter Thanel, Zimmermeister Josef Winkler, Malermeister Friedrich Pleiner, Be-tonsteinwerk Friedrich Gröbner, Dachdeckerei F. Draschers Wwe. und Schmiedemeister Lindner aus Köchling sehr verdient gemacht. Von Grundnachbarn wurden auch zahlreiche unentgeltliche Arbeitsstun-den und Sachspenden geleistet, wofür Pfarrer Teufel herzlich dankte.“Die Gesamtkosten des Bildstockes betrugen 120.000 S, aufgebracht aus den Zinsen des Treuhandgeldes von Kirche und Pfarrpfründe. 7) Der Hl. Sebastian stammt aus dem Oktogon der Pfarrkirche, wo er zwischen Sakristei-Zugang und Kanzel auf einem Wandpodest über den Betstühlen stand. Betreut wird die Kapelle

05 Das übermalte Mariahilfer-Bild mit der Muttergottes im Mariazeller Ornat. 06 Die Initialen des Originalbildes sind am unteren Bildrand noch sichtbar.

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von Hermine Trinkl, Haag Nr. 17. Im Jahre 1990 wur- de der Bildstock renoviert. Bei den Arbeiten war der später leider verunglückte Johann Pfeifer maßgeblich beteiligt. 1992 gestaltete Famlie Trinkl die Umgebung des Bildstockes so, wie sie auch bei der alten Kapelle war. Für die Neugestaltung spendeten Leopoldine und Oskar Pichler zwei Linden und setzten sie fachkundig ein. Im Juni 2008 färbelte Helmut Trinkl, wie so oft schon, den Bildstock neu.Im Sagenbuch aus dem Bezirk Scheibbs 8) erzählt Josefa Riegler aus Laimgsetten Nr. 1 folgende Ge-schichte: „Ich habe in jungen Jahren auf dem großen Hof Plaika Nr. 6, Wieselburg-Land, gedient. Damals ist viel vom Maria-Hilfer-Kreuz geredet worden. So ist von einem Arbeiter aus Wieselburg erzählt wor-den, der hat allweil fürchterlich gescholten. Die Leute haben ihn oft zur Rede gestellt, er solle doch das grausliche Schelten lassen; es hat aber alles nichts genützt. Einmal ist der Mann in der Nacht über den Rabenschulerberg heimgegangen. Da ist ihm auf einmal ein großer schwarzer Hund nachgelaufen, der sich nicht hat abwehren lassen. Der Mann hat a riesige Angst kriegt und zur Maria Hilf gebetet. Wie er aber zur Kapelle kommt, ist der Hund auf einmal verschwunden gewesen. Der Mann hat nimmer ge-scholten!“

07 Der Hl. Sebastian stand einst im Oktogon der Wieselburger Pfarrkirche. 08 Die Mariahilfer-Kapelle zu Beginn des Straßenumbaues, 2. Jänner 1966. 09 Die alte Straße wurde bereits abgegraben, 20. Juni 1966.

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In Mühling an der Eisenstraße steht ein Breitbildstock, der durch sein flaches Betondach auffällt. 60 cm über dem Boden beginnt die Rundbogennische, die durch ein einfaches Eisengitter verschlossen ist. 1970 be-schrieb Wolfram 9) im Inneren ein Kreuzbild. Die heuti- ge Innenaustattung gestaltete Martin Dubkovic mit Ytong, die Madonna stammt von Hilde Tötzl. Vor der inneren Umgestaltung befand sich ein Herz-Jesu-Bild in der Nische. Bei Fielhauer 10) ist zu lesen, dass die Kapelle aus der Pestzeit stammt. Damals sind in Müh- ling und Gumprechtsfelden alle Leute bis auf einen Bettler der Seuche zum Opfer gefallen. Andere sagen, dass als einziger ein Knecht die Pest überlebt hätte. Zur Erinnerung an die schwere Zeit hat man später die Kapelle gebaut. Die Leute dieser beiden Gemein- den haben versprochen, ihre Toten zum Friedhof nach Wieselburg zu tragen. Theresia Wagner wohnte in ihrer Kindheit bei ihren Großeltern Theresia und

Josef Scherzer im Haus Mühling Nr. 19, heute Eisen-straße Nr. 58. Bis zum Jahre 1975 pflegte Familie Scherzer den Bildstock, weshalb er auch „Scherzer-Kapelle“ genannt wurde. Johann und Anna Steiner waren die Grundeigentümer und wurden in der Be- sitzfolge von Johanna und Franz Steiner abgelöst. Sie sind mit dem Grund auch Eigentümer des Bildstockes geworden. Jedes Jahr findet hier eine Maiandacht statt.

10 + 11 Der Bildstock in der Eisenstraße. 12 Der Bildstock mit der alten Nische im Jahre 1970.

Bildstock in der Eisenstraße, die „Scherzer-Kapelle“ von Johanna und Franz Steiner

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Kaum noch jemand erinnert sich an den Bildstock, welcher etwa in Höhe des Hauses Scheibbser Straße Nr. 5 direkt an der alten Straße in das Erlauftal gelegen war. Diesen Standort bestätigten auch Hermine Beham und Frau Halmer. Obwohl der Bildstock zeitgleich mit dem alten Mariahilfer-Kreuz auf der Rabenschule, also erst etwa 1968 abgetragen wurde, war es nicht möglich, ein Foto aufzutreiben. Rosa Giesriegel, welche in unmittelbarer Nähe des Bildstockes aufgewachsen ist, hat keine guten Erinnerungen an diesen. Der Grund dafür liegt in ihrer Kindheit, denn die Großmutter von Frau Giesriegel sagte oftmals zu den kleinen Kindern: „Hinter der Kapelle ist einer mit blutigen Füßen, der läuft euch nach, wenn ihr nicht rechtzeitig heimkommt.“ So hatte die Kapelle für die kleine Rosa

eher eine furchterregende Wirkung. Der Bildstock sah, wie Rosa Giesriegel sagte, jenem der Familie Haydn in Sill Nr. 3 sehr ähnlich. Frau Scherzer sagte 1970 aus, 11) dass der Bildstock jenem in der Eisenstraße gleiche. Das sind leider zwei sehr unterschiedliche Aussagen. Jedenfall befand sich der Bildstock auf dem Grund der Familie Braunauer. Später kaufte Familie Mayer Haus und Grund. Theresia Mayer und später Josefa Mayer pflegten und schmückten den Bildstock mit Blumen. Daran erinnert sich auch noch Tochter Traude Gutleder. In der Erinnerung von Theresia Wagner besteht der Bildstock unter dem Namen „Maien-Kapelle“, zurückzuführen auf den Standort, den Grund der Familie Mayer.Ob dieser Bildstock ident ist mit jenem auf einer Pfeifferskizze von den „Hadhäuseln“?

13 Vermutlich ist der Bildstock auf der Pfeifferskizze, welche die „Hadhäuseln“ zeigt, mit der „Maienkapelle“ ident.

Die „Maienkapelle“03

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Das Haus Mühling 1 ist etwa 300 Jahre alt und war früher im Besitz der Familie Gschaider, danach im Be- sitz der Familie Beham, welche es 1976 an die Wiener Familie Votruba verkaufte.Als Familie Votruba das Anwesen erwarb, befand sich in der Giebelnische des hübschen ebenerdigen Hauses ein auf Papier gedrucktes Madonnenbild. Dieses wur-de vorübergehend durch eine Hl. Familie aus Gips ersetzt. Etwa 1977 wurde die Fassade renoviert und um die Nische ein Schmiedeeisenrahmen sowie ein verglastes Türchen angebracht. Derzeit befindet sich ein gefass-tes Reliefbild einer Südtiroler Madonna im Giebel. Das Relief ist das Gesellenstück des Sohnes von Hans Planker, welcher seine Schnitzwerkstatt in Wolken-stein hat.

14 Die Madonna in der Giebelnische.15 Das Haus der Familie Votruba in Mühling.

Giebelnische im Haus der Familie Votruba, Mühling 1

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Fährt man auf der B 25 von Wieselburg nach Purgstall, so übersieht man leicht den schönen Kapellenbild- stock am rechten Straßenrand, wenige Meter nach der Einfahrt zur Firma Brandl. Er befindet sich im Eigentum der Familie Beham in Mühling 2.Etwa einen Meter über dem Niveau der Straße steht der Bildstock auf gleicher Ebene mit den hinter ihm liegenden Feldern. Vor dem Straßenumbau im Jahre 1968 stieg die Straße vor dem Bildstock etwas an und führte auf gleichem Niveau an diesem vorbei. Diese Steigung wurde im Winter den Autos immerwieder zum Verhängnis. So wurde im Zuge des Straßenneubaues der Hügel abgegraben. Herr Beham machte den Vor-schlag, die Kapelle tiefer zu setzen, sodass sie wieder

auf Straßenniveau gelangte. Eine kleine Zufahrt hätte ermöglicht, dass man auch stehenbleiben und zur Kapelle gehen kann. Leider wollte niemand die Aus- führung dieses Planes bezahlen. So steht die Kapelle heute völlig unzugänglich am Rande der Hauptver-kehrsader in das Erlauftal. Da weder Weg noch Stufe zu diesem Kleinod führen, müsste man, wenn man das Risiko eingeht in Bildstocknähe zu parken und auszusteigen, mit gutem Schuhwerk ausgerüstet sein, um die Böschung zu erklimmen. Möglicherweise steht der Bildstock auf sehr ge-schichtsträchtigem Boden. Ganz sicher ist sein Platz aber kein zufälliger. Im Zuge des schon erwähnten Straßenneubaues stießen die Arbeiter in der Um-gebung des Kapellenbildstockes auf Skelettteile.

16 Der Bildstock im Jahre 2008. 17 Der Bildstock bei der Einweihung im Jahre 1958. Das Bild zeigt deutlich, dass Bildstock und Straße auf gleichem Niveau waren.

Kapellenbildstock der Familie Beham, Mühling 2

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Absichtlich, um den Straßenbau nicht zu verzögern, „übersah“ man die Spuren alter Besiedlung oder möglicherweise auch Kriegstoter. In der Nähe des Bildstockes sind wiederholt Gräber aus der Köttlach-Zeit freigelegt worden. 12) Vermutlich hat man auch auf der kleinen Anhöhe, auf welcher der Bildstock steht, schon vor langer Zeit Gräber angeackert und daher ein Kreuz gesetzt.Es ist sehr schade, dass der hübsche Bildstock völlig unbeachtet und unbemerkt hier nahe der Gemeide- grenze zwischen Wieselburg-Land und Purgstall vor sich hin schlummert.Früher stand an derselben Stelle ein einfacher, klei- nerer Bildstock mit einem Bild der Sonntagberger Dreifaltigkeit, welches auf einer etwa 40 x 60 großen Holzplatte gemalt war. Durch die Witterungseinflüsse sprang das Holz und somit auch die Malerei. Weil das Bild nicht mehr restauriert werden konnte, verheizte Familie Zauner die hölzernen Überreste im Backofen, damit mit dem Geweihten kein Unfug getrieben wer-den konnte. Rund um den alten Bildstock ließ der Mühlinger Bür-germeister Penzenauer Bäume setzen. Beim bereits erwähnten Straßenbau 1968 wurden die alten Linden umgeschnitten. Die Bäume, welche den Bildstock jetzt umsäumen sind Wurzelaustriebe der ursprüng-lichen Linden.Hermine Zauner, Mutter von Hermine Beham, ließ vermutlich im Jahre 1954 den alten kleinen Bildstock durch den heute vorhandenen ersetzen. Diesen Auf-trag führte der Maurer Schirgenhofer aus Feichsen aus. Das Bild, nach einer Vorlage aus der „Biblischen Geschichte“ gemalt, stammt vom Purgstaller Maler Josef Gürtl aus dem Jahre 1954. Der Bildstock trägt ein Doppelbalkenkreuz, ein soge-nanntes „Wetterkreuz“, wie es in unserer Gegend nicht sehr oft vorkommt.Im Jahre 1958 wurde der neue Bildstock von Kaplan Johann Zöchbauer eingeweiht. Dieser war als Provisor am 1. Jänner 1958 nach Wieselburg gekommen, weil sich Pfarrer Votruba mit selbem Datum in die Pension verabschiedete. Am 13. April 1958 kam Leopold Teufel als Pfarrer nach Wieselburg. Johann Zöchbauer blieb als Kaplan bis zum 1. September 1963.

18 Das Einweihungbild zeigt von links nach rechts: Kaplan Johann Zöchbauer, Anna Zauner (verehelichte Herbeck in Marbach), Hermine Zauner (Mutter von Hermine und Anna), Hermine Zauner (Schwester von Anna) und Bürgermeister Alois Brandstetter. 19 Situation des Bildstockes an der B 25.

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Oed am Seichten Graben

StröblitzWechling

Wechling

Holzhäuseln

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Oed am Seichten Graben

1 Heiligennische am Hof der Familie Leopold Schachinger, Oed am Seichten Graben 22 Kapelle der Familie Adele und Stefan Eppensteiner, Oed am Seichten Graben 43 Wetterkreuz in Oed

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Am Hof der Familie Schachinger in Oed am Seichten Graben Nr. 2 befindet sich eine Heiligennische, deren Platzierung außergewöhnlich ist. Sie befindet sich auf jener Hausseite, die sich der Verbindungsstraße zwi-schen Oed und Wechling zuwendet und ist relativ knapp unter dem Dachvorsprung platziert. Für ge-wöhnlich reihen sich Heiligennischen in die Flucht der Fenster im Obergeschoß ein oder ersetzen sogar ein Fenster. Die schöne Rundung der Nische, welche sich über dem Haupte der Marienstatue in einem Winkel von etwa 45° trifft, geht durch die Eternitverschalung leider verloren.

01 Die Muttergottesfigur in der Nische. 02 Der Hof der Familie Schachinger in Oed am Seichten Graben.

Heiligennische am Hof der Familie Leopold Schachinger, Oed am Seichten Graben 2

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Eines Tages, es mag etwa in den 1920er Jahren gewe-sen sein, spielten die Kinder der Familie Plieweiß bei der Kapelle, während der Vater den Acker bestellte. Als ein Gewitter im Anzug war, schickte der Vater die Kinder heim, damit ihnen nichts passiere. Plötzlich schlug auch schon, von einem schrecklichen Donner be- gleitet, der Blitz in die Kapelle, die daraufhin ausbrann-te. Vielleicht ist dies auch der Grund, dass man ihre Geschichte nicht weiter zurückverfolgen kann. Meis-tens, so erzählte Herr Stamminger, schlugen die Zim-merleute ins Gebälk die Jahreszahl, doch an dieser Ka-pelle ist rein gar kein Anhaltspunkt an frühere Zeiten.Nach dem Blitzschlag wurde die Kapelle, die zum Hof Oed Nr. 4 gehört, sicherlich erneuert, doch die Jahre gingen an ihr nicht spurlos vorüber und der Zustand der Kapelle wurde immer schlechter.Mit der Zeit machte sie einen etwas verwahrlosten Ein-druck und weil alle Leute meinten, dass die Kapelle aufgrund ihrer Nähe zum Hof der Familie Stamminger auch ihr gehöre, restaurierte Familie Stamminger die Kapelle. Der Dachstuhl wurde erneuert und das Mauer-werk neu verputzt und geweißigt – wann das war, das lässt sich nicht mehr eruieren. Jedenfalls stand die Kapelle nun in schmuckem neuen Gewand da und erfreute die Vorbeigehenden.Eines Tages, als Johann Stamminger an einem ge-witterträchtigen Tag mit seinem Traktor nachhause fuhr, hörte er hinter sich einen schrecklichen Donner und ein markerschütterndes Krachen. Der Blitz hatte wieder in die Kapelle eingeschlagen. Erst am nächsten Tag, als Johann Stamminger die Milchkannen zur Straße bringen wollte, sah er am Weg Mauerbrocken liegen. Dies veranlasste ihn, etwas genauer nachzu-schauen. Er musste entdecken, dass der Blitz in den Kastanienbaum eingeschlagen hatte, der rechts von der Kapelle stand. Der Feuerstrahl hatte dem Baum die Rinde vom Stamm geschält und war schließlich auf die

neu restaurierte Kapelle übergesprungen, aus welcher er ein gewaltiges Mauereck gerissen hatte. Die Kapelle wurde wieder instandgesetzt und schließlich die beiden, nun schon ziemlich alten und hohlen Kastanienbäume weggesägt. Nun entfalten sich die beiden Linden wun- dervoll, breiten ihre Äste schützend über die Kapelle und verströmen verschwenderisch ihren verzaubern- den Duft zur Blütezeit.Die Bilder, die sich in der Kapelle befinden, stammen noch von Frau Plieweiß, ebenso die kleine Marien-statue, der Betschemel und die beiden hölzernen Ker-zenständer. Vor etwa 15 Jahren fand die erste Maian- dacht nach der Renovierung statt. Seither wird alljähr- lich bei der Kapelle eine Maiandacht abgehalten.Im Jahre 2006 hat Familie Eppensteiner die Kapelle einer Generalsanierung unterzogen und betreut das hübsche Kleinod auch regelmäßig.

03 Die Kapelle in Oed am Seichten Graben.

Kapelle der Familie Adele und Stefan Eppensteiner, Oed am Seichten Graben 4

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Das Wetterkreuz in Oed am Seichten Graben ist in Besitz der Familie Maria und Leopold Pfeifer in Oed Nr. 5. Die Geschichte des Bildstockes ist durch Erzäh-lungen überliefert und folgendermaßen abgelaufen: 1)

„Wenige hundert Schritte vom Hof Oed am Seichten Graben Nr. 6 entfernt steht an einem Feldwege ein Bildstock, das weithin bekannte ,Wetterkreuz‘. Dazu wird erzählt: An der Stelle, an welcher heute das Kreuz steht, haben sich einmal vier Schnitter zur Jause nie-dergelassen. Sie haben dabei aus Übermut mit den Speisen gewüstet, indem sie von dem ,Kas‘, den sie zur Jause hatten, Kugeln gemacht und sich damit gegen-

seitig wie mit Bällen beworfen haben. Ihre Frauen ha- ben versucht, sie von diesem frevelhaften Treiben ab-zuhalten, allein vergeblich! Und weil die Frauen das nicht länger habe mitansehen können, sind sie heim-gegangen. Da ist auf einmal ein schwarzes Wolkerl am Himmel aufgetaucht, ein Blitz hat niedergezuckt, es hat einen furchtbaren Kracher gemacht und alle vier Schnitter sind mit einem Schlag tot gewesen. Das war die Strafe Gottes für den Frevel mit dem ,Kas‘.“ Etwas abgewandelt erzählte mir Johann Stamminger die Geschichte. Demnach hätten die Schnitter den „sau-ren Kas“ mit den Worten „Herrgott friss ihn selber“ weggeworfen.

04 Eine Aufnahme von Alois Wolfram etwa um 1970 zeigt die ungewöhnliche kleine Nische unter dem Dachgiebel. Die unter dem Putz sichtbar gewordenen Ziegel möchten vermuten lassen, dass sich ursprünglich die Nische bis zum Boden öffnete und sie erst nachträglich verkleinert wurde. Somit könnte man annehmen, dass es sich um eine Kapelle gehandelt habe, die dann zu einem Bildstock umgebaut wurde. 05 Das Wetterkreuz von Oed, 2003.

Wetterkreuz in Oed03

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Zum Wetterkreuz von Oed schreibt Alois Wolfram, 2)

dass es früher der Brauch war, Kapellen, Bildstöcke und Marterl mit „Kreuz“ zu bezeichnen. So ist auch das sogenannte Wetterkreuz in Oed am Seichten Gra-ben in der Gemeinde Wieselburg Land kein Kreuz, sondern ein gemauerter Breitbildstock von 225 cm Höhe, 160 cm Breite und 65 cm Tiefe. Er steht wenige hundert Schritte vom Hof Oed Nr. 6 entfernt auf freiem Felde am Rande eines Fahrweges neben Bir-ken. Seine Nische ist durch ein Schmiedeeisengitter abgeschlossen. Auf dem Dach hatte er ein eisernes Kreuz, das Wolfram im Sommer 1966 in der Nische lehnend vorgefunden hat. Das Kreuz auf dem Dach des Bildstockes war das Wichtigste, der Bildstock sel- ber war gleichsam nur der Sockel für das Kreuz. Vor allem aber waren die Kreuze das Ursprüngliche, wes- halb alle diese religiösen Denkmäler „Kreuz“ genannt wurden.Wetterkreuze wurden zur Wetterabwehr errichtet. Sie sollten vor Hagel, Wirbelstürmen und Ungewitter schützen sowie jede Nachstellung des bösen Feindes

06 Im Vordergrund die Kapelle der Familie Eppensteiner, dahinter das Wetterkreuz. 07 Das Wetterkreuz, beschattet und beschirmt von einer großen Birke, die ein Nistkästchen trägt und die offensiochtlich dem Jäger als Aussichtspunkt dient. Die kleine Nische unter dem Dachgiebel ist leer. Beachtenswert ist das Dach aus großen Schieferplatten, die teilweise in zwei Schichten liegen.

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abwehren, bis die Früchte zur Reife gekommen und geerntet waren. Das doppelbalkige Kreuz erlangte durch die Kreuzfahrer große Beliebtheit, die es aus Konstantinopel in großer Zahl mitgebracht hatten. Kreuzreliquien wurden daraufhin bevorzugt in dieser Form ausgeführt, wodurch im Volksglauben diese Kreuzesform besondere Bedeutung erlangte und ihm eine außergewöhnlich Schutzkraft zugeschrieben wur- de. Schon die rein formelle Nachbildung dieser Kreuz-reliquien sollte besonderen Schutz geben. Dies ist der Grund, dass man auf den alten Bildstöcken und Kapel- len das zweibalkige Kreuz findet. Der starke Glaube an das Doppelbalkenkreuz ging sogar so weit, dass man selbst auf große Feldkreuze ein kleines eisernes Doppelkreuz aufsetzte.1966 waren in der Nische des Wetterkreuzes mehrere kleine Bilder und ein großes Bild der heiligen Familie.

Ursprünglich barg es aber ein auf Blech ge-maltes Bild der Hl. Dreifaltigkeit mit einer Inschrift, die besagte, dass an dieser Stelle am 28. Juli 1822 der Bauer Janisch von Oed Nr. 6 sowie sein Sohn, ferner der Gastwirt Baumgartner aus Bodensdorf und dessen Sohn, die beide dem Janisch beim Mähen geholfen hatten, vom Blitz erschlagen worden sind. Maria Eilenberger forschte in den Matriken der Pfarre Wieselburg 3) und kam zu folgender Erkenntnis. Am 28. Juli 1822 gab es keine Blitztoten, wohl aber am 26. Juli 1821. An diesem Tag kamen folgende Perso-nen durch Blitzschlag ums Leben:- Johann Janisch, Edt (Öd) 6, 14 Jahre alt, Vater Bauer- Caspar Perer, Schadendorf 38, Wirth- sein Sohn Johann Perer, 4 Jahre alt - Joseph Bruckner, Ströblitz 3, 19 Jahre, Maurer.So, geschätzter Leser, gehen oft Realität und Erinnerung verschiedene Wege. Jedenfalls ist dieser Bildstock in seinem Ursprung ei- gentlich ein Gedächtniskreuz, das aber sicherlich auch errichtet wurde, um künftige Unwetter abzuhalten. Ursprünglich reichte die Nische des Bildstockes bis zum Boden. Das

08 Die abgestufte Hauptnische mit den beiden Nebennischen, welche eine Besonderheit an den heimischen Bildstöcken darstellen.

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konnte Wolfram unter dem abbröckelnden Mauer- werk feststellen. 4) Heute hat das Wetterkreuz kein Kreuz auf dem Dach, dieses aber ist mit großen Schie- fertafeln gedeckt, die teilweise doppelt übereinan-dergelegt sind. Eine solche Dacheindeckung habe ich nur noch einmal in der Pfarre Wieselburg gefun-den und zwar beim Bildstock in Oed beim Roten Kreuz. Unterhalb des Dachgiebels befindet sich eine kleine rechteckige Nische – zu klein, um eine Statue zu beher-bergen. Im Inneren hängen zwei Bilder nebeneinan-der, ein Herz-Maria- und ein Herz-Jesu-Bild, darun-ter ein Bild der Gottesmutter. Links und rechts der abgestuften Bildstocknische befinden sich seitliche Nischen, von denen die linke eine Muttergottesstatue birgt, in der rechten steht ein große Kerze. Wie das Bild von Alois Wolfram zeigt, waren früher andere Bilder in der Nische, es ist leider nicht zu erkennen, welche.

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Plaika

Hart

Berging

Mühling

Purgstall

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Plaika und Hart

1 Bildstock beim Hof der Familie Heindl, Plaika 22 Florian am Hof der Familie Heindl, Plaika 23 Bildstock der Familie Müller-Affengruber, Plaika 14 Kapelle der Familie Stöckel, Plaika 45 Kastenkreuz der Familie Stefan und Eva Maria Stöckel, Plaika 86 Bildsäule beim Hof der Familie Reisinger, Plaika 57 Florian am Hof der Familie Braunauer, Plaika 68 Bildstock der Familie Jehle, Hart 19 Heiligennische am Hof der Familie Jehle, Hart 1

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Ein mit Sicherheit sehr alter Bildstock ist jener der Familie Heindl in Plaika 2. Nach den Erzählungen von Johann Heindl war der Bildstock ursprünglich eine Kapelle mit einer bis zum Boden reichenden Schmie-deeisentüre. Damals flankierten zwei mächtige etwa 100 Jahre alte Kastanienbäume die Kapelle. Etwa im Jahre 1945 oder 46 wurden die schon morsch gewordenen Bäume umgeschnitten und an ihrer Stelle zwei Linden gesetzt. Vor etwa 10 Jahren schlug der Blitz in eine der beiden Linden ein und richtete den Baum schrecklich zu, sodass er entfernt werden musste. Auch der zweite Baum wurde beseitigt, denn eine Linde allein schien der Familie doch etwas karg. Wenn man also nur nach dem Alter der Bäume geht, dann kann man ruhig anneh-men, dass der Bildstock an die 200 Jahre alt sein wird.Früher stand dieser im Niveau der Straße. Heute liegt er, bedingt durch den Straßenbau, beträchtlich da- runter. Josefa Heindl, die Mutter von Johann Heindl,

01 Der Bildstock der Familie Heindl befindet sich unter dem Straßenniveau und wird daher durch eine Liguster-hecke vor Spritzwasser geschützt.02 Situation des Bildstockes beim Hof der Familie Heindl in Plaika 2.

Bildstock beim Hof der Familie Heindl, Plaika 2

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ließ die Kapelle restaurieren. Bei der Gelegenheit wurde die Nische verkleinert und aus der Kapelle ein Bildstock gemacht. Ob das jet- zige, auffallend schöne Gitter neu gemacht wurde oder das alte Gitter vom Schmiedmeister Anton Roher abgeschnitten wurde, darüber war man sich in der Familie nicht einig. Jedenfalls hängt in der Nische ein sehr schönes Bild der Hl. Dreifaltigkeit. Es trägt die Signatur „J. Gürtl Purgstall 1962“.

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Am unteren Bildrand ist zu lesen: „Allerheiligste Drei-faltigkeit erbarme dich unser“. Tatsächlich wurde das Bild im Jahre 1962 vom Maler Josef Gürtl aus Purg-stall erneuert. Wenn man bedenkt, dass das Bild nun schon 46 Jahre im Bildstock hängt, dann kann man sich über den guten Zustand wirklich freuen. Nur wenige Bildstöcke unserer Pfarre verfügen über schöne alte gemalte Bilder, weshalb es wichtig ist, die bestehenden fachgerecht zu restaurieren und zu erhalten. Zur alljährlichen Maiandacht stellte Frau Heindl zum Bild eine etwa 80 cm große Marienstatue in die Bild-stocknische, wo sie dann auch für einige Zeit verblieb. Dazu eine nette Geschichte. Eines Tages bemerkte Elisabeth Heindl am Übergang vom Hals zum Körper der Madonna ein kleines Loch. Von Mal zu Mal wurde das Loch größer, und als Frau Heindl eines Tages die Madonna aus dem Bildstock nehmen wollte, sah sie

mit großem Staunen, dass sich im Brustkorb der Gottesmutter kleine Vogelköpfchen reckten. Vermutlich haben sie sich im Schutz der Gottesmutter besonders wohl und sicher gefühlt. Nach dem Auszug der Vogelfamilie ist die Madonna aber leider zerfallen.Der Grund der Erbauung der Kapelle ist heute nicht mehr wirklich zu eruieren. Angeblich aber seien Men-schen, ob Türken oder Franzosen bleibt im Dunklen, darunter begraben. Nach den Aufzeichnungen von Alois Wolfram 1) erzählte Johann Heindl, geboren 1899, dass schon seine Urgroßmutter sagte, dass un- ter der Kapelle Franzosen und Leute aus dem Dorf begraben liegen, die im Kampfe gegen die Franzosen gefallen sind. Für sie alle ist diese Kapelle angeblich gebaut worden. Johann Heindl erzählte weiters, dass jeder Verstorbene aus dem Dorf auf dem Weg zum Friedhof bei der Kapelle abgestellt wurde und die Trauernden beteten, bevor sie ihren Weg fortsetzten.

03 Der Bildstock, noch mit den alten Linden. 04 Das alte Blechbild von Josef Gürtl in der Kapelle zeigt die Hl. Dreifaltigkeit.03

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u Josef Gürtl wurde am 29. April 1902 in Purgstall geboren. Als 20-jähriger nahm er an einem Fernkurs für Malen und Zeichnen teil. Lange Zeit war er bemüht, in die Akademie aufgenommen zu werden. Als es dann endlich soweit war, musste er einrücken. Aber auch die schreckliche Kriegszeit konnte seine Freude am Zeich-nen nicht mindern, und er schuf Glückwunschkarten für die Kameraden. Sogar die Offiziere gaben Bilder bei ihm in Auftrag. Seiner Familie in Purgstall schickte er stets Feldposttkarten mit einem selbstgezeichneten Motiv auf der Vorderseite.1946 kehrte er aus dem Krieg heim und gründete mit Josef Krawczikowski, welcher gelernter Kaufmann war, eine kleine Firma zur Herstellung und zum Vertrieb von Reiseandenken. Josef Gürtl war der kreative Kopf und entwarf und malte die Andenken, vorzugsweise die allseits bekannten mit allerlei Motiven bemal-

ten schräg aus dem Baum geschnittenen Birkenholz-bretter. Sein Kompagnon sorgte dafür, dass die Wall- fahrtsorte gut mit den Reiseandenken aus Purgstall versorgt wurden. Zu Beginn waren das nur die Pilgerstätten in der näheren Umgebung, da Herr Krawczikowski nur im Besitz eines Fahrrades war. Als sich später der geschickte Verkäufer ein Motor- rad zulegte, weitete sich der Kreis der Wallfahrtsorte enorm aus. Neben diesem Geschäft nahm Josef Gürtl auch private Aufträge entgegen und malte eine Reihe von Bildern für Kapellen im Raum Purgstall. Josef Gürtl war verheiratet mit Aloisia, geborene Ellezhofer, ebenfalls aus Purgstall. Das Ehepaaar hatte zwei Töchter, von denen die jüngere, Hemine, mit dem weit über Purgstalls Grenzen hinaus bekannten Maler Josef Zagler verheiratet ist. Josef Gürtl starb hochbetagt im Jahre 1986, seine Frau vier Jahre davor.

05 Josef Gürtl machte aus Feld- postkarten oft-mals Glück- wunschkarten für seine Kame-raden. 06 Josef Gürtl. 07 Eine Karte aus dem Krieg an die Tochter daheim.

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Im Jahre 1980 gestaltete Familie Heindl die Fassade des Hauses neu. Bei dieser Gelegenheit wurde die schon etwas verwitterte Madonna aus der Nische ge-nommen und durch einen Florian ersetzt. Es handelt sich dabei um jene Madonna, die später zur Maian-dacht im Bildstock der Familie Heindl aufgestellt wur- de. Josefa Heindl legte Wert darauf, dass ein Blu-menkranz die Madonna zierte. Dieser bestand aus einem gebogenen Haselnussstock, der links und rechts der Madonna mit seinen Enden in einer mit Sand ge-füllten Dose steckte. Auf diesen Bogen waren kleine weiße und rosafarbene Röschen aus Krepppapier ge- wunden. Man darf annehmen, dass die Nische beim Aufstocken des Hauses im Jahre 1910 eingebaut wur-de. An der Decke der Stube des Hauses Plaika 2 sind schöne Stuckarbeiten mit der Jahreszahl 1854 zu sehen. Vermutlich ist dies das Erbauungsjahr des Hauses.

08 Die Nische mit der Statue des Hl. Florian. 09 Der Hof der Familie Heindl in Plaika 2. 10 Ein Bild des Hofes aus dem Jahre 1910. Damals gehörte der Hof Josefa und Johann Saustingl, die aus Naspern nach Plaika gezogen waren. Da das Ehepaar kinderlos war, ging der Besitz nach dem Tode des Ehepaares Saustingl an deren Neffen, den Vater von Johann Heindl.

Florian am Hof der Familie Heindl, Plaika 2

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Ein sehr junger Bildstock ist jener der Familie Müller-Affengruber. Er wurde im Jahr 2002 aus Dankbarkeit dafür erbaut, dass eine vermutete Krankheit nicht Realität wurde. Mit einer Maiandacht im selben Jahr wurde der Bildstock eingeweiht. Der Bildstock wurde von Engelbert Stöckel aus Plaika geplant und gebaut. Das Schmiedeeisengitter ist eine Arbeit der Firma Her-beck in Marbach. In der Nische des Bildstockes steht eine geschnitzte Madonna eines Salzburger Künstlers. Seit dem Tode von Cäcilia Stöckel im Jahre 2004 wird die Maiandacht in Plaika 1 abgehalten.

Bildstock der Familie Müller-Affengruber, Plaika 1

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11 Der 2002 erbaute Bildstock der Familie Müller-Affen-gruber. 12 Die Madonna in der Nische. 13 Situation des Bildstockes, im Hintergrund der Hof Plaika 1.

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Die Besitzerin der Kapelle, Frau Cäcilia Stöckel war 1962 an einem lebensgefährlichen Schilddrüsenleiden erkrankt. Die Mutter von fünf Kindern gelobte damals in ihrer Not, ein Marterl zu Ehren der schmerzhaften Mutter Maria bauen zu lassen, falls sie wieder genesen würde. Aus wirtschaftlichen Gründen konnte das Ehe- paar Stöckel dieses Versprechen nicht gleich verwirk-lichen, pilgerte aber jährlich aus Dankbarkeit am schmerzhaften Freitag nach Maria Taferl. Im Jahre 1992 erbaute Sohn Engelbert an der Stelle, an der ursprünglich ein großer Nußbaum stand, der aber durch die große Kälte des strengen Winters schwer gelitten hatte, die jetzige Kapelle und schuf

vermutlich den einzigen sakralen Backsteinbau in der Pfarre. Die beiden schön verzierten Hölzer an der Giebelverblendung lassen an ihrer Berührungsstelle ein hölzernes Kreuz entspringen. Für gewöhnlich wer-den Kreuze auf Kapellengiebel gesetzt. Diese Variante hier ist besonders reizvoll und ungewöhnlich. Das Gnadenbild von Maria Taferl, welches im Zentrum der Nische hängt, hat Frau Stöckel eigenhändig aus Maria Taferl nachhause getragen.Am 27. Mai 1994 weihte Pfarrer Franz Dammerer in einer schlichten Feier die Kapelle ein. Frau Stöckel war es immer eine große Freude, wenn die Maiandacht bei ihrer Kapelle abgehalten wurde. Nun sind Cäcilia und Augustinus Stöckel tot und das Haus ist verpachtet.

14 Die Kapelle im Garten der Familie Stöckel. 15 Eine Reproduktion des Gnadenbildes von Maria Taferl.

Kapelle der Familie Stöckel, Plaika 4

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Am Gartenzaun der Familie Stefan und Eva Maria Stöckel ist ein sehr gepflegtes Kastenkreuz angebracht, welches Stefan Stöckel Ende 1985 erbaute. Der Grund der Errichtung des Kreuzes beruht auf einem Gelübde von Frau Stöckel. Aus Dankbarkeit für die Heilung nach gut überstandener Krankheit sollte dieses Kreuz aufgestellt werden.Den Herrgott für das Kreuz kaufte Herr Stöckel spon-tan von einem Schnitzer, den er im Gasthaus Schager in Schauboden traf. Das Kreuz wurde 1985 nach der Maiandacht bei der Kapelle der Eltern eingeweiht.

16 Das Kasten-kreuz der Familie Stöckel in Plaika.17 Situation von Haus und Kreuz.

Kastenkreuz der Familie Stefan und Eva Maria Stöckel, Plaika 8

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An der Schuppenwand des Gehöftes der Familie Rei-singer in Plaika 5 steht eine Bildsäule, welche dem vorbeiführenden Wanderweg zugewendet ist.Die Überlieferung berichtet, dass ein Holzfuhrwerker hier bei einem Unfall seinen Sohn verlor. Ursprünglich stand ein hölzernes Kreuz auf der Hausseite, welches oftmals von den vorbeifahrenden Fuhrwerkern um-gefahren wurde. Die Familie entschloss sich daher, das neue Bildstöckel an einem sicheren Standort aufzu-stellen. Im Inneren des „Tabernakels“ befindet sich eine figürliche Darstellung der heiligen Familie.

18 Die Bildsäule an der Schuppenwand, von sommerlicher Blütenpracht umgeben. 19 Im Hintergrund die herbstlich bunte Stadelwand.

Bildsäule beim Hof der Familie Reisinger, Plaika 5

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Franz und Gertrude Braunauer bewohnen den Hof in Plaika 6. Am Haus befindet sich eine Heiligennische, deren Alter nicht zu eruieren ist. In der Nische steht eine Florianifigur von ganz besonderer Gestalt. Der kurze Oberkörper trägt einen großen Kopf. Unge-wöhnlicher Weise ziert das Gesicht ein Schnurrbart, der sich von den Nasenflügeln bis an das Kinn zieht. Die Handhaltung deutet darauf hin, dass der Florian, wie es üblich ist, einen Kübel hält, aus dem Wasser auf ein brennendes Gebäude fließt. Dem Florian allerdings fehlt leider der Wassereimer. Seine Beine sind ziemlich dürr und stecken in grauen Stiefeln. Wie mir Frau Braunauer erzählte, hat ihre Tochter anlässlich einer Hausrenovierung den Florian neu bemalt.

20 + 21 Der Florian in der Nische des Hofes Plaika 6.

Florian am Hof der Familie Braunauer, Plaika 6

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In Hart Nr. 1 vis à vis des Hofes der Familie Jehle befindet sich ein Bildstock, der im Jahr 2003 von Jakob Jehle selber anstelle eines Zwetschkenbaumes errich-tet wurde. Der Platz, an dem der Bildstock steht, ist der einzige wirklich auffällig trockene auf der sonst etwas feuchten Wiese. In der Nische befindet sich ein Muttergottesbild, welches von Jakob Jehle selber gemalt wurde und jenem in der Innsbrucker Basilika nachempfunden ist. Möglicherweise ist es eine Remi-niszenz an die Heimat des gebürtigen Tirolers. Die Buchstaben unterhalb der Bildstocköffnung sym-bolisieren den Namen Mariens.Der Bildstock wurde 2003 in Anschluss an eine Pfarr-gemeinderatssitzung von Diakon Bernhard Neumeier gesegnet.

22 + 23 Der Bildstock in Hart 1.

Bildstock der Familie Jehle, Hart 1

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Der Florian, der von Jakob Jehle eigenhändig aus Lin-denholz geschnitzt wurde, weist eine dunkle Färbung auf, die aufgrund der Wettereinflüsse entstanden ist. Seit etwa zehn Jahren wacht der Schutzheilige nun über den Hof der Familie Jehle. Die Heiligennische wurde in Zuge einer Hausfassadenerneuerung gebaut. Über dem Eingang in das Wohngebäude befindet sich die Inschrift „N. IHS 1“, wobei das „N“ für „Nummer“ steht.

24 Der lindenhölzerne Florian. 25 Die Haustüre mit der Inschrift. 26 Situation der Heiligennische am Hof Hart 1.

Heiligennische am Hof der Familie Jehle, Hart 1

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Grub

Rottenhaus

Großa

Neumühl

Wieselburg

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Rottenhaus und Grub

1 Das Sauer-Marterl beim Haus von Margarete Sauer, Fabriksgasse 12 Engelmedaillon auf dem Haus Rottenhauser Straße 63 Schlosskapelle Rottenhaus4 Bildstock in Rottenhaus5 Der geheimnisvolle Hauswald und seine Bildbäume6 Das Ludlbild7 Die Bildeiche im Hauswald8 Der Bildbaum in der Grub9 Kreuz der Familie Korner, Grub 4

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Vor dem Haus von Margarete Sauer in der Fabriks- gasse Nr. 1 steht ein Marterl zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit. Es wurde 1850 als Dank für Wieder-genesung gestiftet. Im schwer lesbaren Text heißt es: „Ein Maurer erbaute 1850 dieses Marterl als Dank für Wiedergenesung seines schwerkranken Sohnes. Frau Sauer ließ 1997 das Marterl Renovieren.“Wie das Bild von Alois Wolfram zeigt, war das „Mar-terl“ vor der Renovierung in seiner Grundgestalt so, wie es heute noch aussieht. Auf einer schlanken Betonsäule mit einem Querbalken, der als Stütze für das Bild

dient, ruht ein hölzernes Kreuz, welches damals wie auch heute, durch das Bild fast verdeckt ist. Aufgrund dieser Konstruktion kann man eigentlich von einem „Bildkreuz“ sprechen. Das Bild aber hatte ein völlig andere Gestalt. Es war rechteckig und am oberen Rande schön geschwungen. Diesem eleganten Schwung folgte eine Blechüberdachung, deren vorderer Rand nach oben gebogen einen durchbrochenen und gezähnten Abschluss bildete. Das Motiv war damals wie heute die Hl. Dreifaltigkeit.Weil das Bild schon sehr verwittert war, wurde es im Auftrag der Familie Sauer von Hubert Kastner aus Weinzierl 1997 neu gemalt, ist aber nun bereits wieder in sehr schlechtem Zustand.

01 Das Sauer-Marterl vor der Renovierung, abgebildet von Alois Wolfram. 02 Das von Hubert Kastner restaurierte Dreifaltigkeitsbild auf dem Sauer-Marterl vor dem Haus von Margarete Sauer.

Das Sauer-Marterl beim Haus von Margarete Sauer, Fabriksgasse 1

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03 Situation des Sauer-Marterls.04 Der Maler Hubert Kastner

Über einen alten Brauch berichten Otto Reithmeier und Leopoldine Wolfbeißer unabhängig voneinander Gleiches: Am Dreifaltigkeitssonntag, dem Sonntag nach dem Pfingstfest, versammelten sich beim Marterl die Bewohner von Rottenhaus, um in einer kleinen Prozession zur Wieselburger Kirche zum Gottesdienst zu gehen. Organisator und Vorbeter war Ignaz Lassels-berger aus Rottenhaus, beschäftigt bei der „Herrschaft“, wie man die Bundesversuchswirtschaft im Volksmund noch immer bezeichnet. Alois Wolfram berichtete in seinen Notizen, 1) was ihm ein Arbeiter in Rottenhaus im Oktober 1970 erzählte: „Ich wohne seit 40 Jahren hier und weiß das Kreuz schon immer so, wie es heute dasteht (Anm.: siehe Abbildung 01). Alle anderen Leute herum sind viel später als ich hierhergekommen und wissen darum viel weniger als ich. Wenn sie dort hinüberschauen, sehen sie um die Wiese lauter gleiche Betonpfeiler wie den, auf dem das Kreuz aufgesetzt ist. Gleich nach dem Ersten Weltkrieg hat dort die Herrschaft, der das Kreuz auch gehört, ein Gestüt angelegt und die Wiese eingezäunt. Damals hat man wohl einen der Beton-

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pfeiler, wie sie zum Zaun verwendet wurden, genom-men, und das Kreuz, das damals vielleicht schon morsch gewesen, durch das kleine heutige ersetzt und auf den Pfeiler gestellt. Denn ganz neu ist das Kreuz damals sicher nicht errichtet worden.“ Nach Wolframs Beob-achtungen sollte die Annahme des Mannes stimmen, denn das Kreuz machte den Eindruck, als ob man da-mals für das alte Kreuz, welches man nicht verfallen lassen wollte, so billig und dauerhaft wie möglich einen Ersatz schaffen wollte. Da kam der Betonpfeiler gerade recht, denn er ist von großer Widerstandskraft. Der obere Holzteil des Kreuzes mit dem Bilde stand so auf einem soliden Pfeiler.Hubert Kastner absolvierte seinen ersten Zeichen- und Malkurs im Jahre 1981 in Linz. Es folgten weitere Seminare in Schlierbach, Wien, Leiben, Gresten und auf Zakynthos. Der Künstler ist nicht nur durch seine Landschaftsaquarelle bekannt, er findet auch immer wieder Wege, Beton und Farbe in Kontrast zu bringen. Farbenprächtige Acrylbilder und Mischtechniken kann man nach vorheriger Anmeldung an seiner Wohnadresse besichtigen.

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Das kleine Haus Rottenhauser Straße Nr. 6 macht einen heimeligen Eindruck, gepflegt und mit blumen- geschmücktem Vorgarten lädt es zum Hinsehen ein. Ich hatte das Häuschen mit einem aufgemalten Engel- medaillon in Erinnerung und weiß, dass ich es fotogra- fiert hatte, um ein Modell davon in die Kastenkrippe des Wieselburger Adventhauses einzubauen. Das Foto habe ich verloren, doch der Eindruck war geblieben. Im Zuge meiner Recherchen zu diesem Buch läutete ich also an der Tür in Rottenhaus Nr. 6. Eine aparte Dame öffnete mir. Sichtlich erfreut, dass ich eine der wenigen Wieselburger war, die sich an das En- gelsmedaillon erinnerten, bat sie mich einzutreten und suchte, obwohl sie in Eile war, ein Bild vom Häuschen mit Malerei zu meiner Verwendung. Bei einem einige Tage später folgenden Gesprächstermin erfuhr ich, dass Milena Kerschbaumer, die mit ihrem Mann das Haus bewohnte, in Celje in Slowenien geboren und am 21. September 1987 nach Wieselburg gekommen war.

Engelmedaillon auf dem Haus Rottenhauser Straße 6

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Damals, so sagte sie, machte das Häuschen einen etwas unbewohn- ten Eindruck und sie wollte es sauber und hübsch herrichten. Das war der Grund dafür, dass sie im Jahre 1988 an der rechten Seite des straßenseitigen Eingan- ges ein Medaillon mit zwei En- geln an die Hausmauer malte. Leider beschädigte der von den vorbeifahrenden Autos aufgewir- belte Splitt die Malerei so sehr, dass Milena im Zuge einer neuen Fassadenfärbelung das Medaillon übermalte.Engel sind das Lieblingsmotiv von Milena. Sie malt Bilder, die viel Ge- fühl für Formen und Farben aus- strahlen und durch ihre außer- gewöhnliche Harmonie berühren. 05 + 06 Das Engelmedaillon auf dem Haus Rottenhauser Straße 6.

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Bis zum Jahr 1789 stand neben dem Schloss Rotten- haus die älteste uns bekannte Kapelle. Sie wird bereits 1513 als „von alters her“ bezeichnet. Am Tag St. Bar- tholomei anno 1513 verkauft Sigmundt von Auersperg zu Purgstall dem Hanns Geyer außer dem Fischwasser auf der Großen Erlauf und dem Steghof (Breitenhof) auch die „Vogtei der Capellen beym Hauß samt derselben Güettern, so zu bedachten Capellen von althers her gehören“. 2) Die Geyer v. Osterburg waren damals Besitzer des Schlosses Rottenhaus. Die „Veste Haus“, ab 1600 „Rottenhaus“ genannt, erscheint erstmals 1180 unter dem Besitzer Graf Konrad von Peilstein. 3)

Georg Mathäus Vischer zeichnete 1672 das Schloss Rottenhaus mit der frei stehenden Kapelle. Sie gleicht genau der Weinzierler Kapelle, die im Jahr 1602 neu erbaut wurde. Daher ist anzunehmen, dass auch in Rottenhaus an Stelle einer alten Kapelle ungefähr zur gleichen Zeit eine neue errichtet wurde. 160 Jahre vorher wird die Kapelle schon als „von alters her“ bezeichnet. 4) Im 16. Jahrhundert waren viele Herrschaftsbesitzer Lutheraner und setzten auf ihren Schlössern Prä-dikanten (Pastoren) ein. In Purgstall wird im Jahr 1550 der vormals katholische Pfarrer schon als Pastor bezeichnet. Auch in Rottenhaus gab es einen Prädikanten. Seit wann dieser amtierte, ist nicht bekannt. Erst in den Matriken von Purgstall, die im Jahr 1607 beginnen, hören wir davon. Im „November 1608 seind zway Kindter z. Tauf zum Rotten Haus getragen worden. – 7. Juli 1609 Summerlechen Paur sein Kind zum Tauffen zum Rotten Hauß getragen.“ 5)

Vermerkt wurde, dass einmal der Purgstaller Pfarrer in Krems, das andere Mal in Ybbs war, weshalb man zur Taufe nach Rottenhaus ging. Blasius Hager, Sohn des Mathia Hager zum Rotten Haus wurde am 7. Fe-bruar 1621 in Rottenhaus kopuliert (getraut). Sechs Jahre später ordnete Kaiser Ferdinand II. mit Dekret vom 14. September 1627 an, dass alle Prädikanten und lutherischen Schulmeister bis zum 27. September 1627 Österreich verlassen müssen. Es ist anzunehmen, dass

bis zu diesem Tag ein Prädikant in Rottenhaus tätig war.Die am rechten Erlaufufer gelegenen Dörfer Gump-rechtsfelden, Rottenhaus, die Zeil, der Breitenhof und die Hasmühl lagen an der ehemaligen römischen Erlauftalstraße und gehörten bis 14. September 1783 zur Pfarre Petzenkirchen. Von dort führten Prozessionen nach Rottenhaus. Im Urbarium der Pfarre Petzen-kirchen 6) ist vermerkt: „Capelln zu Rotten Haus. Dahin gehet man von Hierauß mit der proceßion dreymahl des Jahres alß Marci Tag, Feria 3ia Rogatorium vnd am Tag Mariageburth, ist alda patrocinium ...“ 7) Am 30. May 1731 berichtet Georg Sigismund Schifer, Vize- Dechant und Pfarrer von Wieselburg, an das Consis-torium Passau über die Prozessionen von Wieselburg nach Rottenhaus: „1. In Festo S. Marci (St. Markus 25. April) auf Rottenhaus, einer von hier in Petz-enkirchhner Pfahr halbe stundt entlegene Schloß Capellen, welche zwar schon von 40 undt mehr Jahren gepflogen worden.

07 Der Vischer-Stich vom Schloss Rottenhaus mit der Schlosskapelle.

Schlosskapelle Rottenhaus03

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2. Feria tertia rogationum eine uralte gewöhnliche proceßion (am dritten Bitttag in der Kreuzwoche).3. In festo nativitatis B.ma Virginis Mariä nacher Rottenhaus, noch nicht von villen, von einen da-mahligen H. Pfleger erbetten“ (Anm.: Maria Geburt 8. September). 8)

Während des ganzen Mittelalters waren die Bittgänge ein beliebter Brauch. Traditionell waren die Bitttage dazu da, Gott um Gnade zu bitten, um Fruchtbarkeit für Feld und Flur, um Verhütung von Hagel, Frost und anderem Unwetter. 9) Die erste Feldprozession hatte bereits Papst Liberius (352 - 366) zum heiligen Markus auf den 25. April festgesetzt. In der Reformation wurde allerdings jede Art von Prozession in Frage gestellt. 10) Im Jahr 1682 wird berichtet, dass vor 30 Jahren am Markustag nach Rottenhaus nur von Wieselburg eine Prozession kam, seit dem jüngst erwirkten Ablass auch eine Prozession von Petzenkirchen. Als „Kreuzwoche“ oder Bittwoche wurde die Woche nach dem Weißen Sonntag (erster Sonntag nach dem Osterfest) be-zeichnet. Für die Prozession zu Maria Geburt war ebenfalls ein Ablass erwirkt worden. 11) 1681 besaß Max Ignatius Braun das Schloss Rottenhaus und damit auch die freistehende Kapelle, wie sie Georg Mathäus Vischer 1672 in einem Stich zeigt. Bei den Prozessionen hatten Krämer und Bäcker ihre Stände zur Versorgung der Pilger aufgebaut. 12) Plötzlich gab es Streit zwischen dem Landgerichtsinhaber Carl Graf v. Auersperg vom Neuschloss Purgstall und dem Rottenhauser Schlossbesitzer v. Braun um das Standgeld für die Verkaufsbuden. Der Landmarschall wurde angerufen. Graf Auersperg beschwerte sich, dass Herr v. Braun das Standgeld für den Platz un-weit seines Schlosses einhebe mit Berufung auf den Burgfried, da die Buden auf seinem Besitz stünden. Auersperg dagegen bestand auf seine landgerichtliche Jurisdiction und das Recht, hier die Gebühr verlangen zu können. Er besaß das Landgericht, das schwere Verbrechen abzuurteilen hatte. Ein Jahre langer Streit entstand, sogar Mordhändel wurden befürchtet. Es wurden Zeugen befragt, wie die Bäcker Paul Schiller an der Zeil und David Vetter an der Neumill. Sie gaben an, dass sie 40 Jahre und länger Brot feilgehalten haben und kein Standgeld bezahlen mussten. Auch der

Maurermeister Hanß Erdl zu Wißlburg und Andreas Gaßner zu Mitterwasser, der öfter Kramerware an- geboten hatte, sagten das Gleiche. Der Landmarschall von Österreich unter der Enns Johann Balthasar von Dryes ist mit Brief vom 2. Sep-tember 1681 der Meinung, dass Braun dort Grund- herr sei und Auersperg mit seinem landgerichtlichen Recht nur über „peinliche Sachen“ (Mord, Verbre-chen) entscheiden könne. Dagegen legte 1682 Graf v. Auersperg Bestätigungen vor, dass bei der Kapelle von Schloss Ernegg das Standgeld vom Landgericht Alten Schloss Purgstall eingefordert wird, ebenso bei der Kapelle St. Georgen vom Gerichtsherrn der Herr- schaft Plankenstein und in Gottsdorf vom Land-gerichtsdiener Persenbeug. Der Herrschaftsbesitzer

08 Die Turmspitze von der Schlosskapelle wurde bei Grabungsarbeiten gefunden.

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von Schloss Ernegg bezeugt, dass er als Landgerichts-herr der Grafschaft Peilenstain bei allen Kirchtagen in Petzenkirchen, bei der Kirche St. Veit zu Sarling, in Ruprechtshofen wie auch beim Gotteshaus am Pöllaberg das Standgeld eingehoben hat und noch immer einnimmt.Weitere Zeugen sollten 1682 eidlich befragt werden, so auch ein Lebzelter und ein Neigerschmied von Purg- stall über nachstehende Punkte:Vor 30 Jahren war nur am Marcustag eine Prozession von Wieselburg.Seit dem jüngst erwirkten Ablass kommt eine Prozes-sion von Petzenkirchen.Vorher hatten nur zwei Bäcker feilgehalten (angebo-ten, verkauft).Erst vor wenigen Jahren kamen Kramerleute dazu.Braun hat niemals Standgeld eingefordert.Sie haben nie von einem Dorf beim Schloss Rotten-haus gehört.Etliche Häuser liegen verstreut.An einem Feldweg vom Schloss liegen bald dort bald da kleine Häusel, erst vor wenigen Jahren neu erbaut.Jetzt kommen Prozessionen nicht nur am Markustag, sondern auch in der Kreuzwochen und an Maria Ge-burt, auf welchen Tag der Ablass erwirkt wurde.Seit wenigen Jahren kommen auch etliche Kramer von Purgstall und andern Orten.Nicht einmal der verheerende Türkeneinfall 1683 mit seinen großen Verlusten an Menschen und Gütern konnte dem Streit ein Ende setzen. 1684 und 1685 geht er auch in der nächsten Generation weiter. Es wird eine Kommission von vier Adeligen eingesetzt, die nach einem Augenschein berichten, sie hätten sich bemüht, die beiden Gegner in Güte zu vergleichen. Keiner wollte sich aber seines vermeintlichen Rechts begeben. Am Markustag, dem 25. April 1686, forderte wieder Graf v. Auersperg das Standgeld, weshalb Mathias Gottfridt Braun, der Sohn von Max Ignaz, dem Herrn Norbert Groner, beider Rechten Doktor, Hof- und Gerichtsadvokat, am 13. Jänner 1687 eine Vollmacht ausstellt.Der geheime Ratkammerer Landmarschall und General-Landobrist in Österreich unter der Enns be- fiehlt am 8. April 1687 dem Grafen v. Auersperg, hie-

rüber einen Bericht einzureichen, worauf dieser eben-falls einem Hof- und Gerichtsadvokaten in Wien Voll- macht erteilt. Am 19. September 1687 schreibt Maxi-milian Graf zu Auersperg an den Landmarschall, dass sich der jüngst geschlossene Vergleich zerschlagen hat, weil der Gegner damit andere (Streit)Sachen da-mit verbinden wollte. Also ist auch er entschlossen, den Streit bis zu Ende entscheiden zu lassen. Zwei Jahre später am 18. April 1689 protestiert Graf v. Auersperg beim Landmarschall gegen den Beschluss des Landtages zu seinen Ungunsten und erhebt Beru-fung. Allerdings klagt nun am 2. September 1689 der Graf v. Auersperg bei der nö. Regierung gegen Braun wegen widerrechtlichen Verkaufs von einigen Tagwerk Holzluß (Wald- oder Auholz) an den Pulvermacher von Wißlburg. Die Grundstücke waren Geschenke an das Gotteshaus Petzenkirchen, deren Lehens- und Vogtherr der Graf v. Auersperg ist. Damit enden die vorhandenen Urkunden. Wie es mit den beiden Streithähnen weiterging, ist nicht überliefert.Maria Theresia (1740 - 1780) ordnete in ihren letzten Regierungsjahren die Einschränkung der Prozessionen an. Auch die nach Rottenhaus dürften davon betroffen gewesen sein. Denn am 23. März 1789 sucht der Herrschaftsbesitzer Baron v. Prandau um die Sperre und Entweihung seiner Schlosskapelle zu Rottenhaus an. Er will seine vorhandene öffentliche mit einem Geleit (Geläut) und Portatile (Altarplatte) versehene Schlosskapelle niederreißen und zum weltlichen Gebrauch verwenden lassen. Dies wurde ihm am 25. Mai 1789 von Kanzler Anton Kauschitz, St. Pölten, bewilligt. 13) Ging es bei den Rottenhauser Prozessen um das Standgeld von den immer mehr werdenden Stand-lern, so wollten die Wieselburger Bürger die drei großen Jahrmärkte auf dem Kirchenberg um des wirtschaftlichen Vorteils willen überhaupt in ihren Ort verlegen. Von der Rottenhauser Kapelle ist nichts geblieben als der Kupferstich des G. M. Vischer und die steinerne Turmspitze. Beim Bau der Besamungsstation in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts ist sie im Erdreich wieder zum Vorschein gekommen. [Text: Maria Eilenberger]

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Wenn man von Wieselburg kommt, steht nach dem Schloss und den dazugehörigen Wirtschaftsgebäuden rechterhand an der Straße ein Bildstock. Bis vor eini- gen Wochen stand eine alte Linde an seiner Seite. Sein hölzernes Gitter, welches die abgestufte Nische schützt, ist einmalg in unserer Pfarre. Der Bildstock war bis vor rund vierzig Jahren mit einer Madonnastatue und zwei Engelfiguren aus-gestattet, welche ein ansprechendes Zeugnis barocker bäuerlicher Volkskunst darstellten. 14) Später wurde ein Madonnenbild in die Bildstocknische gehängt, wie das Foto von Alois Wolfram zeigt. Auch das am unteren Mauerabsatz stehende Bild, welches den Gekreuzigten mit zwei betenden Engeln zeigt, ist auf dem alten Foto zu erkennen. Da die Nische nicht versperrt ist, finden sich in ihrem Inneren zahlreiche Marienstatuen und Engel, die Gläubige hier abstellten. Es ist zu vermu- ten, dass der Bildstock eine Bemalung oder ein auf die Mauer gemaltes Bild in seiner Nische aufwies, da durch den abbröckelnden Putz Farbreste zutage getreten

waren. Lange Zeit wurde der Bildstock von Frau Herd-litschka, deren Mann Schmied bei der „Herrschaft“ in Rottenhaus war, betreut.Wie viele andere ist auch dieser Bildstock eine alte Grenzmarkierung. Das erste Mal erfahren wir von ihm in der Beschreibung des Landgerichts der Herr-schaft Purgstall. Während kleine Vergehen von allen Herrschaften geahndet werden konnten, war bei Blutsverbrechen und schweren Delikten die höhere Gerichtsbarkeit zuständig, die bis zur Schaffung der Landgerichte Mitte des 14. Jahrhunderts von den Landesfürsten ausgeübt wurde. Der Inhaber der Herr- schaft Purgstall Reinprecht I. erhielt von Herzog Albrecht V. am 3. Mai 1415 das Landgericht, verbunden mit dem Hochgericht oder Blutbann. Bereits in die-sem Jahr werden wohl bereits Kreuze als Grenzzei-chen gesetzt worden sein. In der Grenzbeschreibung ist der Bildstock genannt: „Es beginnt in Wieselburg bei Ausmündung der kleinen in die große Erlauf, geht von da an der letzteren aufwärts bis Rottenhaus, von da der Erlauf folgend auf ein gemauertes Kreuz, dann nach dem Fahrweg über die Felder nach Gumprechtsfelden [...]“. Dieser Fahrweg quer über die Äcker nach Gumprechtsfelden ist noch in Plänen des vorigen Jahrhunderts zu finden, ältere Leute werden sich noch

09 Der restaurierte Bildstock in Rottenhaus. 10 Situation des Bildstockes.

Bildstock in Rottenhaus04

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daran erinnern. Bei Coelestin Schachinger heißt es: 15) „Die Grenzen gegen die Landgerichte der Nachbar-schaft waren an den Straßen und Wegen durch Ka-pellen oder Kreuze gekennzeichnet. Dort wurden die aus fremden Herrschaften einzuliefernden Delinquen-ten von den Landgerichtsdienern Purgstalls über-nommen. Keinesfalls durften diese die Grenze über-schreiten. Manches noch bestehende alte Feldkreuz erhält hiedurch seine geschichtliche Erklärung.“ Im Lauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte werden wohl öfters dieses gemauerte Kreuz erneuert und neu ausgestattet worden sein. Im Rottenhauser Bildstock blieben die barocken Figuren bis in unsere Zeit erhal- ten. Doch die Zeiten änderten sich und es wurde mo-dern, alte christliche Statuen privat zu sammeln. An- fang der Sechzigerjahre kam ein Auto mit Linzer Nummer in die Bundesversuchswirtschaft Rottenhaus und der Lenker erkundigte sich, ob die Figuren der Kapelle zum Kaufen wären. Er wurde abgewiesen. Bald darauf waren die zwei Engelfiguren weg, wäh-

rend die Madonna zurück blieb. Diese wurde sicher- gestellt und der Diebstahl der Engel der Gendarmerie gemeldet. Die Engel blieben vorerst verschollen. Nach einigen Jahren kamen zwei Kriminalbeamte mit dem Katalog eines Hehlers aus Linz-Urfahr. Man fand da- rin die Abbildung der beiden Rottenhauser Engel, die daraufhin zurückkehrten. Ihre Restaurierung erfolgte im Bundesdenkmalamt, die Kosten hiefür betrugen S 15.000. Auch die Ge- schichte des Diebstahles wurde aufgeklärt. Ein Wie- selburger Bursche, mit einem Moped unterwegs, hatte die beiden Engel dem Bildstock entnommen und in seinen Rucksack gesteckt. Die Madonnenstatue war vermutlich zu groß und fand keinen Platz mehr. Da das Fehlen der beiden Engel sofort auffiel und die Madonna entfernt worden war, konnte sie der Bur- sche nicht mehr holen, so erinnert sich Ing. Leopold Puchebner an den Vorfall.Eine etwas andere Darstellung des Sachverhaltes berichtet der Erlaftal-Bote: 16) „Der 23jährige Eisen-

11 Die Nischengestaltung im Bildstock vor der Restaurie-rung. 12 Eine Aufnahme aus der Zeit von Alois Wolfram.11

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bieger Ewald L., dessen 17jährige Lebensgefährtin Rosa Z. und der 19jährige Artist Adolf R., alle aus Oberhart bei Wels, O.Ö., wurden am 7. II. in Wiesel- burg wegen Diebstahles verhaftet. Sie haben in den Monaten November und Dezember 1957 sechs Heiligenfiguren gestohlen, zwei davon, Barockengel stammen aus der Kapelle von Rottenhaus bei Wiesel-burg, die übrigen Statuen stammen aus den Orten Laimbach und Pöggstall.“Der schon sehr desolate Bildstock wurde von der Land- wirtschaftlichen Bundesversuchswirtschaften GmbH unter dem Geschäftsführer Dr. Gerhard Draxler gerade rechtzeitig vor Erscheinen des Buches renoviert. Nach dem Abschlagen des Putzes zeigte sich der Bildstock gut erhalten. Das Fundament besteht aus behauenen Steinen, worauf mit Ziegeln aufgemauert worden war. Das Dach musste erneuert, das alte Holztürchen konnte mit den Beschlägen wieder verwendet werden. Auch die barocken Statuen, die ursprünglich den Bildstock zierten, kehrten, allerdings als Bilder in natürlicher Größe in die Nische zurück. Die fast hun- dertjährige Linde, die nahe am Bildstock stand, wurde gefällt. An ihre Stelle treten zwei frischgepflanzte. Der Maschendrahtzaun hinter dem Bildstock wurde entfernt, um dem alten Bildstock ein gefälliges Umfeld zu schaffen. [Text: Maria Eilenberger]

13 - 16 Bilder und Votivgaben in der Nische der Kapelle vor der Restaurierung im Sommer 2008.

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Fährt man von Wieselburg nach Rottenhaus, liegt linkerhand ein Hügel, der im Volksmund „Hausberg“ heißt. Dieser Name weist auf eine alte Besiedlung hin, von der aber nichts zu finden ist. Die ostwärts an-schließende Wiesensenke trägt den Namen „zwischen den Wäldern“. Der zweite, höher gelegene Wald ist auf den Plänen von 1822 mit „Hauswald“ oder „Hausholz“ bezeichnet. Vor Jahren wurde dort auf dem höchsten Punkt ein Wasserbehälter für die Ortswasserleitung der Stadtgemeinde errichtet. Von dieser Höhe hat man einen einmaligen Rundblick. Es ist ein strategisch idealer Platz für eine frühgeschichtliche Siedlung, ein Sichtberg, von dem aus man herankommende Feinde frühzeitig wahrnehmen konnte. Bildbäume haben oft eine Jahrhunderte alte Tradition, von der Bevölkerung aufrecht erhalten und gepflegt. So auch die Bildbäume rund um den Hauswald. Auf diesen Hügel führen von allen Seiten Fahrwege, an einigen stehen oder standen Bildbäume mit Heiligen-bildern. Auf eine Besiedlung dieses Gebietes deutet eine „Wallheckenanlage“ hin. Es sind einige hundert Meter lange niedrige Wälle, ehemals doppelwändige Palisadenzäune, die mit Erde und Steinen gefüllt wurden. Das Holz vermoderte, die Füllung blieb er-halten und hinterließ uns bis zu einen halben Meter hohe Wälle. Die Zeit ihrer aufwändigen Errichtung und ihr Zweck sind unbekannt. 17) Hat man nach der Besiedelung unserer Landschaft durch Christen „die Götzen zerbrochen, mit Füßen getreten, die Bildnisse Christi und deren Heiligen aufgerichtet und eingeführt“, wie es in einem alten Grundbuch 18) heißt? Oder gab es auf dem Hügel eine frühmittelalterliche Siedlung, wie es auch westlich der Erlauf im Raum Wieselburg karolingische Altsiedlungen gab? 19) Seit damals gibt es die Flurgrenzen, von denen man auf ihre Entstehungszeit schließen könnte. Interessant ist z.B. die Parzelle 274 des Hausholzes, sie besitzt laut Katasterplan eine kleine Auskragung, die tief in die Nachbarparzelle 275 hineinreicht. Sie umfasste die

Wasserstelle des Hausholzes, die bis in die Mitte des vorigen Jahrhundert durch Sumpfpflanzen noch fest-stellbar war, wie auch der „Wasserweg“ von der Höhe zu erkennen ist. War dieses Gelände vielleicht ein mittelalterlicher Zufluchtsort für Mensch und Vieh bei Gefahr? Wie die Erforscherin solcher Fluchtstät-ten, Dr. Leopoldine Pelzl, 20) berichtet, hat man auf den Anwegen gern ein Kreuz oder Marterl errichtet oder an einen Baum ein Heiligenbild gehängt. Am südwestlichen Waldrand direkt an der Grubstraße und der Auffahrt zur Höhe, die Armenhaus-Leitn ge- nannt, hing bis vor etwa fünfzig Jahren an einer Eiche ein Heiligenbild mit einer Ruhebank davor. Karl Landstetter, Grub, damals Schüler, berichtet, dass sie beim Vorbeigehen vor dem Heiligenbild das Kreuzzeichen machten, wie es bei allen Bildstöcken üblich war. Beim Bau eines Skeet-Schießplatzes wur-de der Baum entfernt und das Bild auf einem anderen höher gelegenen Baum befestigt. Davon zeugt nur mehr ein Nagel mit einem Holzstück, das Bild wurde nicht erneuert. Angeblich gab es auch an der nörd-lichen Hangseite in der Nähe des Russenfriedhofes einen Bildbaum, von dem aber nichts weiter mehr zu erfahren ist. [Text: Maria Eilenberger]

17 Die noch erkenntliche Wallheckenanlage im Hausholz über dem Steinbruch in der Armenhaus-Leitn.

Der geheimnisvolle Hauswald und seine Bildbäume

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Zwei Bildbäume sind im Hausholz noch erhalten, eines davon ist das Ludlbild. Unterhalb des Hochbehälters der Wieselburger Wasserleitung befindet sich am Weg zu diesem ein Bildbaum. Er zeigt ein Bild Jesu mit der Inschrift „Ich stehe vor der Tür und klopfe an“.Aloisia Koch aus Dürnbach erzählte, dass der Bild- baum unter dem Namen „Ludlbild“ bei den al- ten Wieselburgern bekannt sei. Herr Ludl war Auf- sichtsjäger und ein sehr musikalischer Mensch. Er selbst hatte das Bild am Baum angebracht. Seine Frau war Musiklehrerin und das Paar wohnte im Haus, das heute im Eigentum unseres Vizebürgermeisters Hermann Spring ist und davor Zita Käfer, der Schwes-ter von Zimmermeister Josef Winkler gehörte. Frau Ludl war die Schwester von Zimmermeister Winkler senior. In diesem Haus befand sich sozusagen die erste „Musikschule“ Wieselburgs, denn Frau Ludl und ihr Mann unterrichteten die Wieselburger Kinder im Umgang mit Musikinstrumenten.

18 + 19 Das Ludlbild im Hausholz. 20 Herr Ludl mit seinem Jagdhund.

Das Ludlbild06

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Das Marterl am Baum beherbergt zwei Bilder, eines der Muttergottes und eines vom Herzen Jesu.Früher wurde der Bildbaum von den Besitzern des Ameringhofes, Rottenhauserstraße 22, betreut und gepflegt. Nun betreut ihn Gerhard Umgeher aus Rottenhaus. Er hat das Marterl schon einige Male erneuert, da das Holz in bestimmten Abständen immer wieder morsch wird. Wie oft und in welchen Jahren es erneuert wurde, weiß Herr Umgeher nicht mehr. Jedenfalls ist es ihm und seiner Umsichtigkeit zu verdanken, dass dieser Bildbaum erhalten bleibt.

21 + 22 Die Bildeiche im Hauswald trägt ein Marterl mit zwei Bildern, daneben leider eine Markierung des Wanderweges.

Die Bildeiche im Hauswald07

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Der Bildbaum in der Grub gehört zum Besitz der Fami-lie Gansberger in Grub 2.Heute ist das Bild leider völlig unkenntlich, doch kann man an den Geweberesten noch erahnen, dass es sich um ein gesticktes Bild handelte. Das Holz des Mar- terls ist morsch und in Kürze wird dieser Bildbaum Geschichte sein, wenn sich nicht jemand findet, der das alte Andenken wahrt. Andenken – woran? Das werden wir leider nicht mehr in Erfahrung bringen können. Maria Stöckel, die Mutter von Maria Gansberger, ist leider aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr im Stande ihre Erinnerungen zu erzählen; dürfte jedoch eine besondere Beziehung zu diesem Bildbaum bzw. zu seinem Bild haben. Vielleicht hat sie das Bild vor vielen Jahren sogar selber gestickt?

Familie Korner weiß zu berichten, dass das Bild nicht immer an dem Baum hing, an dem es jetzt zu finden ist. Einstmals hing es an einem benachbarten Baum. Dieser stand am alten Weg, der von Brandstetten über das Jägerkreuz nach Rottenhaus führte. Wolfram 21) beschrieb das Bild am Mostbirnbaum als jenes des gekreuzigten Jesus. Ob das jenes gestickte Bild war, ist ungewiss.Leider haben auch Bäume eine begrenzte Lebenszeit, und daher wandern ihre Bilder oftmals von Baum zu Baum. Man muss jedoch glücklich sein, wenn die Bilder umgestürzter Bildbaume wieder auf anderen Bäumen aufgehängt werden. In unserer Pfarre sind leider schon einige Bildbäume verschwunden, weil sie an Altersschwäche starben, vom Sturm umgelegt wurden oder einer baulichen Maßnahme weichen mussten. Oftmals wurden die Bilder leider nicht wieder aufgehängt.

23 Das nun bereits unkenntliche Bild am Baum in der Grub.24 Der Bildbaum im blütenweißen Frülingskleid.

Der Bildbaum in der Grub08

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Gegenüber dem Haus von Maria und Alois Korner in Grub Nr. 4 befindet sich ein Kellerstöckel. Einige Meter von diesem entfernt steht ein schönes Holz- kreuz mit einem Christus. Das Kreuz wurde am 20. Ok- tober 1985 von Pfarrer Dammerer eingeweiht. Den Herrgott fertigte der Schnitzer Haselsteiner aus Steinakirchen an. Stefan Tod hat den Sockel für das Kreuz und den Weg dahin gebaut. Früher, so erzählte Herr Korner, stand das Kreuz näher an der Straße und trug ein Marienbild. Wolfram beschrieb 22) um 1970 das Kreuz mit einem Bild der Hl. Familie und 1973 bereits mit einem Muttergottes-bild.Bei diesem Kreuz versammelten sich an den Bitt-tagen die Leute aus Brandstetten, Grünöd und Brenn-

Kreuz der Familie Korner,Grub 4

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öd, um von hier aus „weg zu beten“ bis zur Pfarrkirche Wieselburg. Das ist ein ziemlich weiter Weg und man könnte schon fast von einer kleinen Wallfahrt sprechen. Als wir in die Stube gebeten wur-den, fiel mein Blick sofort auf ein Ölbild über dem Sofa. Es zeigt ein kleines romantisches Haus – das al- te Bauernhaus – mit einem Holzsta- del und einem Marterl daneben. Die Signatur gibt Aufschluss über den Maler: Carl Teubenbacher aus St. Pölten hat das Bild 1977 gemalt. Monate nach dem Gespräch mit der Familie Korner konnte ich un- ter den Zeichnungen aus der Lan-desbibliothek eine mit der Auf- schrift „Hölzerner Bildstock bei Koller in der Grub, Gem. Gump- rechtsfelden, Widmung unbekannt“, ausfindig machen. Herr und Frau Koller waren die Eltern von Maria Korner. Die Zeichnung aus dem Jahre 1937 zeigt als Bild auf dem

25 Situation des Kreuzes neben dem Kellerstöckel der Familie Korner. 26 Bei der Kreuzeinweihung: v.l.n.r.: Bgm. Franz Glösmann, Maria Tod, Pfarrer Dammerer, Stefan Tod und der Kreuzschnitzer Haselsteiner mit seiner Frau, danach Alois und Maria Korner.

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Kreuz eine Pietà und ein Kreuz dahinter. Hingegen zeigt das Foto vom alten Bildkreuz eine gekrönte Ma- donna mit dem Jesu Kinde. Wie mir scheint, war die Marienverehrung bei diesem sakralen Denkmal lange Zeit motivbestimmend; bis zum Jahr 1985, in wel- chem das Kreuz mit der Christusdarstellung aufge- stellt wurde.

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27 Das alte Bild-kreuz. 28 Die Zeichnung aus dem NÖ Landesarchiv aus dem Jahre 1937. 29 Das Bild in der Stube des Hauses der Familie Korner.

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Schadendorf

Laimstetten

StröblitzMoos

Köchling

Holzhäuseln

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Schadendorf und Laimstetten

1 Bildkreuz in Schadendorf2 Dorfkapelle in Schadendorf3 Florianbild am Hof der Familie Zöchbauer, Schadendorf 114 Das Deisel-Kreuz5 Das Lindtner Kreuz6 Bildpfeiler beim Haus der Familie Zwick, Laimstetten 17 Bildbaum beim Haus Laimstetten 2

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Auf dem Grund der Familie Johann Reiter stand früher ein Birnbaum, etwa fünf Meter neben dem heutigen Marterlstandort, auf welchem ein Bild hing. Als der Baum umgeschnitten wurde, hat Familie Wagner auf ihrem Grund ein Kreuz gebaut, in welches sie das Bild vom Birnbaum einfügte, damit es nicht verloren ging. Es ist ein Bild von der Basilika in Mariazell und nicht, wie an anderen Kreuzen und Denkmälern, ein Bild ei- nes Heiligen. Alois Wolfram 1) hielt allerdings in sei- nen Aufzeichnungen fest, dass ein Muttergottesbild am Baum hing. Angeblich war das Bild zur Erinnerung an einen Briefträger, der hier erschlagen und beraubt worden ist, aufgehängt worden.Das Marterl wurde Ende der 1980er Jahre am heutigen Standplatz aufgestellt und erhielt 1992 eine Betoneinfassung, sodass man die Blumen besser pflanzen kann. Die Familien Wagner und Trümmel kümmern sich um das Bildkreuz.

01 Auf der etwa 40 Jahre alten Aufnahme von Alois Wolfram ist der senkrechte Balken eindeutig länger als auf Abbildung 02 und die Umrandung noch nicht betoniert. 02 + 03 Das Bildkreuz in Schadensdorf.

Bildkreuz in Schadendorf01

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Bis zum Jahre 1972 stand die Dorfkapelle direkt neben der Straße gegenüber dem Haus Nr. 8. Alois Wolfram 2) beschrieb sie in seinen Aufzeichnungen mit den Ausmaßen 4 x 4 x 4 Meter ohne Dach. In der Mitte des Daches saß ein breiter Dachreiter auf. Die Kapelle zeigte ein schönes Barockgewölbe. Der Eingang war durch ein Holzgitter abgeschlossen. Neben dem Barockaltar waren zwei Statuen von 30 und 40 cm Höhe. Sie stellten den Hl. Leopold und den Hl. Florian dar, gehörten dem Bauern Fuchs und waren angeblich so alt wie die Kapelle selber. Im Juli 1966 führte Alois Wolfram mit Herrn Fuchs ein Gespräch und erfuhr, dass die Kapelle dem ganzen Dorf gehöre und schon über 200 Jahre alt sei. Warum sie erbaut wurde, wuss- te damals schon niemand mehr genau, aber angeblich sei es eine Pestkapelle. Die Pesttoten sind jedoch nicht neben der Kapelle, sondern am Waldesrand bei der sogenannten „Kunwiese“ begraben worden. Im Winter, wenn der Schneepflug den Schnee an der Kapelle vorbei schob, gelangte immer wieder Feuchtigkeit in die Kapelle, was sich auf ihre Bausubstanz nicht gut auswirkte. Wie das Bild zeigt, war die Kapelle bereits sehr desolat, und man entschloss sich daher zu einem Neubau, der aber etwas weiter abseits der Straße ausgeführt werden sollte.Die neue Kapelle wurde auf dem Grund von August Fuchs errichtet. Dieser gestattet den immerwährenden Zugang zur Kapelle. Der Bau wurde von der Dorf- gemeinschaft Schadendorf finanziert und betreut. Die neue Kapelle ist etwa 3,50 m hoch, 2,80 m breit und 3,20 m tief. Den Vorderkanten ist je ein Stützpfeiler vorgelagert. Auf dem Satteldach sitzt ein Turm von etwa 2 x 2 x 2 Metern vorn auf. Der Eingang von etwa zwei Metern Höhe und 1,20 m Breite ist durch ein schönes Schmiedeeisengitter abgeschlossen, wel- ches der Schmiedemeister Lindtner in Köchling an- gefertigt hatte. Unter dem vorderen Schallloch des Dachreiters ist ein Kreuz angebracht, welches aus Bronze gegossen ist. August Fuchs, geboren 1916, be- richtete, 3) dass Baumeister Ing. Anton Bauer aus

Neumarkt einen Plan für die Kapelle gezeichnet hatte. Dieser entsprach aber nicht den Vorstellungen der Schadendorfer Bevölkerung, weshalb August Fuchs selber einen Plan zeichnete, der schließlich vom Baumeister anerkannt wurde. Die zwei schräg an die Vorderkanten angebauten Pfeiler sind weniger als Zierde gedacht als zur Abwehr des Schnees. Der Wind bekommt durch die Pfeiler eine Drehung und weht nun keinen Schnee mehr zur Kapelle, sondern besei- tigt sogar jedes Stäubchen vor dem Eingang.Natürlich sollten auch der Altar und die Heiligenfi- guren restauriert in die neue Kapelle einziehen und wurden daher fachgerecht in einer St. Pöltner Werk- stätte „entwurmt“ und imprägniert. Angeblich hat der Sachverständige damals die beiden Heiligenfigu- ren mit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts datiert.

Dorfkapelle in Schadendorf02

04 Die Dorfkapelle von Schadendorf im Jahre 2008.

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Zwei Marmortafeln sollten an die Gefallenen erinnern.Die rechte Tafel hat folgende Inschrift:

„Im Weltkrieg 1939 - 1945Gefr. Hans Ortmüller Obergefr. Karl Sonnleitnergefallen am 2.2.1945 vermißt seit 6.12.1944im 19. Lebensjahre. im 35. Lebensjahre.Stgefr. Engelbert Stockinger Uffz. Johan Wieservermißt seit 5.2.1943 vermißt seit 7.2.1945im 24.Lebensjahre. im 33. Lebensjahre.

Herr lohne ihre Treue mit dem Lohn des ewigen Lebens!“

Die linke Tafel trägt die Inschrift:„Unsere Helden1939 1945Obgefr. Anton Schopf Obgefr. Karl Reitergefallen am 3. Sept. 1939 gefallen am 28. Okt.1943imn 21. (?) Lebensjahre. im 35. Lebensjahre.Gefr. Fritz Aiginger Gefr. Alois Salzergefallen am 8. Aug.1943 gefallen am 6. Nov.1941im 21. Lebensjahre. im 22. Lebensjahre.“

Neben jedem Namen ist ein Bild des Gefallenen oder Vermissten angebracht.Gemäß dem Bericht von Christian Reiter 4) begannen die Arbeiten zur neuen Kapelle am 6. März 1972. Für den Neubau leistete die Dorfgemeinschaft 480 Arbeits- stunden, die Baukosten beliefen sich auf 22.950 Schil-linge. Am 10. Juni wurden die Arbeiten abgeschlossen,

05 + 06 Die Gedenktafeln für die Gefallenen im Inneren der Kapelle. 07 Der Ädikula-Altar mit gesprengtem Giebel in der Dorfkapelle.

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am 1. Juni wurde die Kapelle von geistl. Rat Leopold Teufel geweiht. Im Anschluss an die Feier ließ man den Tag gemütlich im Gasthaus Wittek ausklingen.Am 18. Juni 1972 fand das erste Rosenkranzgebet der Dorfgemeinschaft vor der neuen Kapelle statt. Neben dem Maibeten von Floriani bis Fronleichnam gibt es jedes Jahr eine Maiandacht.Die Glocke aus der alten Kapelle musste im Ersten Weltkrieg abgeliefert werden, erzählte Bauer Fuchs. Auf dem Sammelplatz aber hatte ein Schadendorfer gearbeitet, der die Glocke beiseite schuf und an Ort und Stelle vergrub. Nach dem Krieg wurde sie aus- gegraben und heimgeholt. Wie alle Glocken sollte jene von Schadendorf auch im Zweiten Weltkrieg ab- geliefert werden, damit man genug Metall für Muniti- on habe. Die Schadendorfer bauten ihre Glocke sehr wohl ab, lieferten sie aber nicht ab, sondern vergruben

sie, bis der Krieg vorbei war. Eine andere Erzählung berichtet, dass die Glocke zwar abgebaut, aber vom Bahnhof Wieselburg wieder zurückgeholt wurde. Ein Augenschein ergab, dass die Glocke 1920 von Max Samasser aus Wr. Neustadt gegossen wurde. 5) Sie trägt ein Bild der Hl. Maria. Das bedeutet, dass die alte Glocke, die ein Gewicht von 108 kg und eine Höhe von 55 cm und hatte, 1917 doch abgeliefert werden musste. Die Glocke ertönt heute um 6:00 Uhr mor- gens, um 12:00 Uhr mittags und um 19:00 Uhr abends. Früher wurde sie um 11:00 Uhr geläutet, um den Bauern zu sagen, dass es Zeit sei, zum Mittagessen heim zu gehen. Im Jahre 2005 fasste die Dorfgemeinschaft den einstimmigen Beschluss, die Kapelle einer General-sanierung zu unterziehen. Die Arbeiten begannen be- reits im April 2005. Die Sitzbänke, die vor der Kapelle

08 Die Dorfkapelle im Jahr 2005. 09 Die Kapelle vor dem Neubau im Jahre 1972.

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stehen, wurden erneuert. Die Ka-pelle wurde völlig neu eingedeckt und mit einem Kaltdach versehen, das Schmiedeeisentor neu gestri-chen, der Schimmel von den Mau- ern gekratzt und neu verputzt, wo sie schadhaft waren. Bald schon konnte nach Beratung mit der Firma Schiefer der Kapelle Farbe verliehen werden. Die Kapelle wur- de aber auch sozusagen „in den Sand“ gesetzt, um stauendes Was- ser an ihren Wänden zu verhin- dern und sie trocken zu halten. Firma Schiefer restaurierte in der Zwischenzeit den Altar und die Figuren, die Schrift der Gedenk- tafeln wurde nachgezogen und diese nach den Malerarbeiten wie- der montiert. Am Sonntag, den 4. September 2005, waren alle Ar- beiten erledigt und die Kapelle auf Hochglanz gebracht. Der Obmann der Dorfgemeinschaft, Christian Reiter, begrüßte alle Ehrengäste zu einem Festakt und berichtete über die Sanierungsarbeiten. Bür- germeister Josef Braunshofer lob- te die Schadendorfer für ihren Ein- satz. Die Arbeiten wurden von der Landgemeinde subventioniert. Pfarrer Dammerer weihte die Ka- pelle und gab zu aller Freude auch noch eine Spende zur Sanierung. Auch der Pfarrer der Nachbarge-meinde Neumarkt, Johann Streißel- berger, war zur Weihe der neu re- novierten Kapelle gekommen. 6)

Mir ist aufgefallen, dass der Luster in der Kapelle ausgetauscht wurde. Vor der Sanierung hing eine schö- ne geschlossene eiförmige rote Mattglaslampe von der Decke. Nun ist es ein nicht minder gut passen-

10 Die Einweihung der neuen Dorfkapelle in Schadendorf im Jahre 1972 durch Pfarrer Leopold Teufel. 11 Die Schadendorfer Bevölkerung nahm zahlreich Anteil an der Feierlichkeit. Rechts in Bild der Bürgermeister der Gemeinde Wieselburg-Land, Ing. Kaindl.

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12 Die Sanierungsarbeiten gingen zügig voran. 13 Der Hl. Leopold. 14 Der Hl. Florian.

der durchscheinender, viel breiterer Lampenschirm im Jugendstil aufgehängt worden. Ich erwähne das, weil ich es für wichtig halte, dass sakrale Bauten auch über die passenden Beleuchtungskörper verfügen.Im optischen Mittelpunkt des Kapelleninneren be-findet sich der Ädikula-Altar mit dem gesprengten Giebel. Im Zentrum des Altares befindet sich ein Bild mit der Darstellung Jesu als „guter Hirte“. Vor dem Bild steht eine gekrönte Madonnenstatue, die vor der Renovierung einen grün-türkisenen Mantel mit einer blauen Schärpe trug. Nach der Renovierung zeigt sie sich in rotem Mantel mit grüner Schärpe. Der Altar wird flankiert von den beiden barocken Heiligenfiguren, die wie der Altar bereits aus der al- ten Kapelle stammen. Linkerhand befindet sich die Statue des Hl. Leopold, dargestellt als Kirchengrün- der mit hermelinumsäumten Ornat und Herzogshut, rechts die Figur des Hl. Florian.12

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Am Hof von Rosemarie und Franz Zöchbauer in Schadendorf 11 befindet sich links über dem Eingang in die Reihe der Fenster eingefügt ein Bild vom Hl. Flo- rian. Es ist ebenso von einer weißen Fasche umrahmt, wie es die Fenster sind. Das Bild stammt aus dem Jahre 1992 und wurde vom Petzenkirchner Maler Karl Scholler gemalt (siehe Kapitel „Malerei am Haus von Familie Holzer, Brandstetten 1“). Vor der Restaurierung befand sich ebenfalls ein Florianibild auf dem Haus, es stammte aus dem Jahre 1913 und war schon gänzlich verwittert.

15 Der Hl. Florian, gemalt von Karl Scholler. 16 Der Hof der Familie Zöchbauer in Schadendorf 11.

Florianbild am Hof der Familie Zöchbauer, Schadendorf 11

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Fährt man von Schadendorf Richtung Köchling, so war kurz nach der Abzweigung linkerhand ein „Buchen-Schacherl“, also ein kleiner Buchenwald, nachdem der Berg – der „Buchalaberg“ – seinen Na- men hat. Die Straße weist hier nicht nur eine bestimm- te Neigung auf, sondern es ist dort auch eine leichte Kurve. Gefälle und Kurve waren in früherer Zeit, in der noch Schotterstraßen die Orte verbanden, sicher größer. Angeblich fuhr einmal ein Holzfuhrwerk diesen Berg hinunter. Da das Fuhrwerk Langholz transportierte, musste am hinteren Ende des Gefährtes ein sogenannter „Stoaza“, also ein Mann, der die Hin-

terachse des Fuhrwerkes steuerte, stehen und mittels einer Stange lenken. Möglicherweise holperte das Fuhrwerk über einen größeren Stein und dem Stoaza namens Deisel schlug es die Lenkstange aus der Hand. Mt voller Wucht bekam er die Stange auf den Kopf und erlitt dadurch tödliche Verletzungen. Zum Andenken an diesen Unfall wurde ein Kreuz errichtet. Auf der Wiese waren in späterer Zeit Kühe „ausge- hängt“ und so geschah es, dass sich eine Kuh so un- glücklich am Deisel-Kreuz verhängte, dass sie es ausriss. Leider wurde es nie mehr aufgestellt. Angeblich war das Deisel-Kreuz ein Holzkreuz mit einem Bild darauf.

17 Etwa hier, wo Anton Trümmel steht, befand sich einst das Deisel-Kreuz. Im Hintergrund ist der Hof der Familie Zöchbauer zu erkennen.

Das Deisel-Kreuz04

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Elisabeth Lindtner aus Köchling 15 pflegte das Kreuz, weil es auf dem zu ihrem Besitz gehörigen Ackerrand stand. Nun aber ist der Acker schon längere Zeit verpachtet.Frau Lindtner meint, dass das Kreuz und der Acker nach Buch, Gemeinde Wolfpassing, gehören. Nach einem Blick in das „Marterlbuch“ von Steinakirchen wusste ich, dass das Kreuz darin keine Berücksichti- gung fand. Nun will ich es aufnehmen, damit es doch erwähnt und abgebildet ist, auch für den Fall, dass es nicht zur Pfarre Wieselburg gehört. Leider konnte ich nicht in Erfahrung bringen, warum das Kreuz hier steht. Vermutlich aber ist es ein Gedächtniskreuz – möglicherweise eine Erinnerung an einen Unfall.Das Kreuz steht auf einem Betonsockel, dessen Pro- filierung auffällt. Er ist etwa 46 cm hoch. Über dem Sockel erhebt sich ein Kreuz aus Vierkantrohren mit einer Höhe von etwa 1,80 m, darauf ein 44 cm gro-ßer Corpus Christi. Schmiedemeister Karl Lindtner in Köchling Nr. 15, geboren 1904, hat das Kreuz im Jahre 1975 ge- schmiedet und auch selber auf- gestellt. Vorher, so erzählte er dem Heimatforscher Wolfram 7) im Jah-re 1976, stand an dieser Stelle ein Friedhofskreuz. Der Überlieferung nach, so erzählte der Schmiede- meister, sei es für einen Mann er- richtet worden sein, den dort der Blitz erschlagen hatte.

Das Lindtner Kreuz05

18 + 19 Das schlichte Eisenkreuz an der Straße nach Köchling.

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Laimstetten 1 ist das Elternhaus von Josefa Riegler (1894 - 1976), der Mutter von Johannes Ressl und wird heute von der Familie Bernhard und Theresia Zwick bewohnt. Der Bildstock ist nicht ganz leicht zu finden, weil er am Abhang steht und noch dazu mit der Rückseite zum Haus zeigt. Die Vorderseite jedoch wendet sich dem heute fast kaum mehr erkennbaren Weg zu. Der Bildstock steht nämlich an der Kreuzung des Weges vom Seichten Graben über das Brückerl herauf nach Schadendorf und dem Abkürzer von Schadendorf über die Wiese nach Moos. An dieser Stelle stand füher schon ein Kreuz. Man sagt, dass dort Franzosen be- graben liegen. Leopold Riegler (1896 - 1970), Großvater von Johannes Ressl, baute anstelle des verfallenen Kreuzes 1945 das Beton-Bildstöckel, zum Dank dafür, dass die ganze Familie den Weltkrieg gut überstanden hatte. Ein Arbeitskollege des Großvaters, Herr Schaupp aus Ybbs, der ebenso wie der Großvater in der Schirmfabrik

20 Das Bildstöckel in Laimstetten. 21 Das Bildstöckel und dahinter der Giebel des Hauses der Familie Zwick.

der Firma Wüster in Ybbs beschäftigt war, gestaltete das Innere des Bildstöckels. Leopold Riegler hatte das Marterl aus zwei Teilen gefertigt: einer betonernen Trägersäule und darauf ruhend ein „Häuschen“ mit der Bemalung im Inneren. An der Säule ist eine Tafel mit folgendem Spruch festgemacht: „Im schönen Tempel der Natur siehst du des großen Gottes Spur – doch willst du ihn noch größer sehn dann bleib vor diesem Bilde stehn. Aus Dankbarkeit gewidmet von Familie Leop. u. Josefa Riegler 30. X. 1945“.Eines Tages , als Josefa Riegler bei der Arbeit war, band sie kurz die Kuh am Betonpfeiler der Bildsäule an. Die Kuh aber kratzte ihren Rücken am Bildstock, worauf dieser sein Oberteil abwarf – daraufhin war der Großvater „fuchsteufelswild“!Das Bild, welches jetzt über der Malerei hängt, ein kupferfarbenes Madonnenrelief, wurde von Theresia Zwick in den Bildstock gehängt.

Bildpfeiler beim Haus der Familie Zwick, Laimstetten 1

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Auf der Karte der Gemeinde Wieselburg-Land ist unterhalb des Hauses Laimstetten 2 ein Bildbaum eingezeichnet.Leopold Zehetner, der Rechenmacher war und die für die Heuarbeit unerlässlichen Holzrechen herstellte, bestätigte, dass unterhalb des Weges, welcher von Oed zum Gasthaus nach Schadendorf führte, an einem Apfelbaum ein Bild hing. Nun sei es aber schon gut zehn Jahre her, dass der Apfelbaum vom Wind um- gerissen wurde, meinte Herr Zehetner.Der erwähnte Weg war ein beliebter Spazierweg und hatte das Gasthaus zum Ziel, welches zuerst dem Schadendorfer Bürgermeister Stockinger, dann Herrn Wittek gehörte und derzeit von Monika Amesreiter geführt wird.

22 Ausschnitt aus der Karte von Wieselburg-Land mit dem eingezeichneten umgestürzten Bildbaum (in der Karte bereits durchgestrichen). 23 Das Areal, auf dem sich der Bildbaum befand.

Bildbaum beim Haus Laimstetten 2

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Ströblitz

Moos

Wechling

Schadendorf

B1Wolfsberg

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Ströblitz und Moos

1 Kreuz in Moos2 Dorfkapelle in Ströblitz3 Kreuz beim Haus der Familie Affengruber, Ströblitz 13

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Über das Kreuz in Moos ist uns die Erzählung von Franz Dachsberger überliefert: 1) „Unfern dem Hause Moos Nr. 6 und ganz nahe dem Hamatbach steht dort, wo diesen die Straße überquert, ein Holzkreuz mit einem Dreifaltigkeitsbild. Der Hametbach war früher eine Straße. Ich bin als junger Mensch noch selber auf dieser Straße gefahren. Der Bach entspringt heute oberhalb des Burgstalles im Hamet-Holz, auf dem Burgstall soll eine Burg gestanden sein, wie die Alten allweil erzählt haben. Sie haben aber auch erzählt, dass auf der Straße, die heute der Hametbach ist, allweil der Teufel mit zwei schwarzen Rössern gefahren ist, dass die Funken von den Hufeisen nur so gespritzt sind. Das ist immer ärger geworden und die Leute haben sich vor diesem Teufel schrecklich gefürchtet. Da haben sie dann das Kreuz gesetzt und seither hat niemand mehr den Teufel fahren gesehen.“Auf dem Kastenkreuz von Moos befindet sich ein Bild der Hl. Dreifaltigkeit. Es ist in der Technik der Hinterglasmalerei ausgeführt und wurde von der Köchlinger Glasmalerin Maria Landstetter renoviert. Wie das Bild unten zeigt, stand früher hinter dem Kreuz ein Apfelbaum, den Wolfram 2) 1973 noch, ebenso wie ein auf Blech gemaltes Dreifaltigkeitsbild, beschrieb.

01 Wie das Bild von Alois Wolfram zeigt, stand das Kreuz früher vor einem Birnbaum, war etwas anders gestaltet und trug vermutlich ein kleines Bild aus Blech. 02 + 03 Das Kreuz in Moos.

Kreuz in Moos01

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Am 24. September 1967 wurde die neue Dorfkapelle in Ströblitz von Pfarrer Leopold Teufel, Kaplan Josef Pilsinger aus Wieselburg und dem Pfarrer aus Neu- markt Ferdinand Krug, zu den Klängen der Stadtka- pelle Wieselburg, eingeweiht. Die Einweihungsfeier-lichkeit war sehr aufwändig gestaltet. Es wurden Fah- nen getragen, Gedichte aufgesagt, Jause und Mehl- speisen aufgetragen – kurzum: jeder im Dorf hatte seinen Teil bei dieser Feierlichkeit zu leisten.Die Bauzeit betrug drei Jahre und der Bau der Kapelle wurde über Spenden finanziert. Vorerst zahlte „jedes Haus“ 300 Schillinge, doch mit diesem Geld fand man längst nicht das Auskommen und es musste weiter gesammelt werden. Die Dorfbewohner ließen sich nicht „lumpen“ und griffen wieder in die Tasche, um ihrer Kapelle zur Vollendung zu verhelfen. Eigentlich ist es Frau Hödelsberger zu einem großen Teil zu verdanken, dass die Kapelle gebaut wurde, denn unermüdlich sammelte sie Spenden; die Müllner Liesl, wie sie noch immer genannt wird, weil ihr Vater von Beruf Müllner war.Den Grund für die neu Kapelle spendete Alois Hödelsberger, der damals auch Bürgermeister der Gemeinde Wechling war, zu der Ströblitz gehörte. Den Plan für das Bauwerk erstellte Ing. Anton Bauer aus Wieselburg. Die Handwerksarbeiten wurden von den Dorfleuten durchgeführt. So erledigte Karl Reiterleh- ner die Maurerarbeiten und Josef Lichtenschopf baute den Turm und verlegte die Steinplatten. Den Dach- stuhl fertigten Anton Hackner und Anton Dachsberger. Das schmiedeeisene Portal stammt von Johann Spiel- leitner. Die Pfarrgemeinde Wieselburg spendete das Glas für die neue Kapelle. Die Arbeiter wurden jeden Tag in einem anderem Haus des Dorfes verköstigt.Fünf breite Stufen führen zum Eingang der Kapelle, der zur Gänze aus goldgelb leuchtendem Glas, welches von Eisenrahmen gehalten wird, besteht. Die Kapelle ist etwa 3 Meter hoch, 3,5 m breit und 3,5 m tief. Das niedrige Satteldach springt auf allen Seiten etwa 50 cm vor. Im Dreiecksgiebel befindet sich ein

schmiedeeisernes Kreuz. In der Mitte der rechten Seitenwand ist ein Pfeiler aus Steinplatten angebaut, der optisch zur Hälfte in die Kapelle ragt und somit auch das Dach durchbricht. Über dem Dach öffnet sich im Pfeiler eine viereckige Nische, in welcher die Glocke hängt. Der Pfeiler endet mit einem kleinen Sattelach von gleicher Neigung wie das der Kapelle. Auf dem Turm befindet sich ein einfaches Eisenkreuz.In der Kapelle stehen die Figuren des Hl. Leonhard, des Hl. Sebastian und dazwischen der Mutter Anna mit Maria, flankiert von zwei Engeln. Alle Figuren übersiedelten von der alten Kapelle in die neue. Maler Leo Feyrer aus Amstetten, ein guter Bekannter der Familie Hödelsberger und Onkel meines Mannes res- taurierte die Heiligenfiguren. Auf dem Fenstergesimse steht eine etwa 80 cm hohe Statue der Lourdesmadon- na aus Gips, darunter ist ein Weihwasserkessel an- gebracht. Schließlich, als der Turm fertig gebaut war, übersie- delte die Glocke aus ihrem alten Zuhause in das neue. Zu dieser Glocke schreibt Maria Eilenberger: 3) „In

Dorfkapelle in Ströblitz02

04 Die Dorfkapelle von Ströblitz.

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des neuen Herz-Jesu- und Herz-Marien-Bildes in der schön restaurierten Kapelle vor, während welcher die Glocke unter den Klägen der Musikkapelle Heiß von Ennsbach, welche das Marienlied ,Glorwürdige Königin‘ und zum Schlusse ,Großer Gott‘ spielte, aufgezogen wurde. Unter dem ersten Läuten, der helle Ton erfreute alle Anwesenden, wurden 5 Vaterunser gebetet. Nach der kirchlichen Feier wurden die Festgäste im Hause des

05 Die alte Dorfkapelle von Ströblitz. 06 Das Innere der Kapelle. Alle Figuren waren bereits in der alten Kapelle vorhanden.

Ströblitz war die im I. Weltkrieg 1917 abzuliefernde Glocke 30 kg schwer und mit einem Wert von 120 Kronen geschätzt. Im Jahre 1925 wurde eine neue Glocke gekauft mit der Inschrift ,Hl. Maria, Mutter, Magd, all unsere Not sei dir geklagt. Ströblitz Orts- gemeinde 1925‘. “Laut Wolfram 4) trägt sie auf der anderen Seite die Inschrift „B.G.G. – a.D. 1925 – Ortschaft Ströblitz“.1925 war in der St. Pöltner Zeitung Folgendes zu le- sen: 5) „Ströblitz bei Wieselburg, Glockenfeier. Am Feste Maria Verkündigung gabs in dem sonst einsamen Dörfchen Ströblitz ein großes Fest. Die neue Glocke, Gewicht 52 Kilogramm, Ton A, Kosten samt Fracht und Klöppel 283 S 42 g, geliefert von der Glockengie-ßerei A.G. in Berndorf, wurde, nachdem sie schon vom Herrn Dechant in Berndorf die kirchliche Weihe erhalten hatte, feierlich aufgezogen. Bei der günstigen Witterung strömte eine große Menschenmenge aus der ganzen Umgebung zusammen, wie sie Ströblitz nie gesehen hatte, auch die Feuerwehren von Neu- markt und Kemmelbach waren zugegen. Der Herr Konsistorialrat und Pfarrer von Wieselburg J. Preuß nahm unter Assistenz des Pfarrers von Neumarkt, der die Glocke zugleich mit den zwei neuen für Neu- markt bestellt hatte, nach einer inhaltstiefen, zu Her- zen gehenden Ansprache, nachdem zwei Mädchen, Maria Auer und Josefa Schmidl, passende Gedichte vorgetragen hatten, die Weihe der Lourdesstatue und

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Herrn Gemeinderates Karl Schmidl, der sich neben Herrn Spielleitner, Wirtschaftsbesitzer in Ströblitz, um die Glockenbeschaffung am meisten verdient gemacht hatte, reichlich bewirtet und fühlten sich in der Gesellschaft des Herrn Bürgermeisters Trimmel von Köchling, erheitert durch Vorträge der Musikkapelle, außerordentlich wohl. Die Feuerwehr wurde im Hau- se der Frau Kunigunde Auer mit einer Erfrischung versorgt. Erwähnt sei noch, dass die Glocke die Aufschrift trägt: ,O Maria, Mutter und Magd, all unsere Not sei dir geklagt!‘ und auf den Namen Maria getauft ist .“Im 2. Weltkrieg wurde die Glocke immer dann zusätzlich geläutet, wenn Gefahr drohte, weshalb die herannahenden Russen fragten: „Warum immer bim-bim machen?“Die Glocke wird von Familie Hödelsberger geläutet, denn es gibt kein elektrisches Läutwerk! Das Glocken- läuten ist in der Familie Hödelsberger Tradition. Schon Josefa Stix, die Großmutter von Frau Hödels- berger läutete die Glocke. Später läutete Fritz Pichler. Karli Schmidl und Anneliese Höllersberger (verehe- lichte Hödelsberger) wechselten sich beim Läuten ab. Nach Anneliese lernte ihre Tochter Regina den Glockenstrang richtig zu ziehen und heute läutet auch Reginas Sohn Ulrich. Neben dem dreimaligen Läuten am Tag wird auch die Totenglocke geläutet, wenn sich ein Dorfbewohner von dieser Welt verabschiedet hat. Vor 10 Jahren etwa wurden die Toten noch im Haus aufgebahrt und von da zum Friedhof nach Wieselburg getragen. Dabei wurde die Glocke solange geläutet, bis der Sarg aus dem Dorf getragen war. Am Weg durch das Dorf Wechling wurde dann die Wechlinger Glocke geläutet und begleitete den Sarg mit ihrem Geläut bis ans Dorfende. Für das Geläut gibt man „Blumengeld“, damit die Kapelle des jeweiligen Dorfes wieder schön geschmückt werden kann. Zum Blumenschmuck bemerkte Alois Wolfram 6) in seinen Aufzeichnungen: „Den Altartisch habe ich am 20. 9. 1973 reich mit Blumen geschmückt an- getroffen, darunter auch mehrere Töpfe mit seltenen prachtvollen Blüten, die im Winter ins Haus genom- men werden, da sie in der Kapelle erfrieren würden. Man trifft hier viele schön geschmückte Kapellen,

07 Die Kapelle im Rohbau.

aber noch in keiner habe ich eine so geschmackvolle, ausgewählte Blumenzier angetroffen.“ Unter den Stu- fen zur Kapelle befinden sich beiderseits je drei Rei- hen von Sitzbänken, bestehend aus Holzbrettern, die über gemauerte Pfeiler gelegt wurden und dem Gelän- de folgend zur Kapelle hin etwas ansteigen.Jedes Jahr gibt es eine Maiandacht und jeden Samstag und Sonntag im Mai findet das Maibeten statt – das war auch schon in der alten Kapelle so üblich.Die alte Kapelle stand etwa 20 m von der heutigen entfernt und war von zwei großen Kastanienbäumen gesäumt. Sie besaß ein kleines Türmchen, welches die Glocke beherbergte. In einer Außennische unter dem Turm standen Anna und Maria. Das Innere war durch ein versperrbares Holzgittertor geschützt und ließ doch den Blick auf die Heiligenfiguren im Inneren zu.Leider – und das muss man hier schon kritisch anmerken – ist die Umgebung der Kapelle keine einladende. Rund um den Kapellenplatz sind Autowracks abgestellt. Bei diesem Anblick mag wenig Wohlfühlgefühl bei der Andacht aufkommen.

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Geschichte notiert, die ihm die Besitzer des Hauses Nr. 13 erzählt hatten: „Der heute (Anm.: 1973) etwa 41 Jahre alte Johann Spielleitner ist als Kind sehr schwer krank gewesen, er dürfte die Fraisen gehabt haben. Damals haben sein Großeltern da in unserem Haus gewohnt. Eines Tages ist die Mutter des Buben ganz verzweifelt her zu ihren Eltern gelaufen und hat geweint, weil es mit dem Kleinen allweil schlimmer wurde. Da haben die Großeltern versprochen, ein Bildstöckel zu bauen, wenn der Bub davon kommt.“Bei Wolfram 8) ist weiters zu lesen, dass früher im Bach vor dem Haus der Teufel gefahren sein. Weil sich die Leute fürchteten, wurden entlang des Baches Kreuze gesetzt, so auch jenes in Moos. Auch hier in Ströblitz soll dieser Bildstock aus dem gleichen Grund errichtet worden sein.

Auf dem Zaun des Grundstückes von Anton Affen- gruber in Ströblitz 13 ist ein Kastenkreuz befestigt. Früher stand ein Bildkasten mit dem Bildnis der Hl. Familie auf dem Grundstück. Durch die Feuch- tigkeit des Grases wurde das Trägerholz rasch morsch. Anstelle des Holzpfahles wurde ein Eisenrohr ver- wendet und das Kästchen in den Maßen etwas verändert (40 x 30 cm). Anton Affengruber erzähl- te, dass er in den 1970er Jahren anstatt des Mar- terls ein Kreuz mit dem Bildnis des Heilandes auf den Gartenzaun gesetzt hat. Das neue Kreuz zimmerte Anton Daxberger aus Moos. Das Bild dazu malte der Petzenkirchner Maler Karl Scholler.Über den Erbauungsgrund berichtete Anton Affen- gruber, dass über die Wiese herunter früher immer die „Wilde Jagd“ geritten sei – bis hinunter zum Bach.Wolfram 7) beschrieb 1973 einen Pfahl von 180 cm Höhe mit einem Kästchen von 38 x 34 cm, welches ein Muttergottesbild beherbergt und hat dazu folgende

08 Das Kastenkreuz auf dem Gartenzaun der Familie Affengruber in Ströblitz 13. 09 Das alte Marterl, fotogra-fiert von Alois Wolfram.

Kreuz beim Haus der Familie Affengruber, Ströblitz 13

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WechlingStröblitz

Weinzierl

Oed am Seichten GrabenOed am Seichten Graben

KemmelbachKönigstetten

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Wechling

1 Bildbaum in Wechling2 Dorfkapelle in Wechling3 Das Kreith-Stöckel4 Stangenbild der Familie Haas, Wechling 165 Das Hackner-Kreuz6 Bildstock für den Grestner Boten

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Der Bildbaum in Wechling steht auf dem Grundstück des Johann Karlinger, Wechling 7. Um den Bildbaum ranken sich verschiedene Geschichten; welche davon oder ob gar keine wahr ist, bleibt im Dunkel der Ver- gangenheit. Sicher ist, dass an dieser Stelle ein Er- eignis, vermutlich ein Unglück geschah, dessen sich die Menschen damals durch ein Bildnis erinnern wollten. Maria Karlinger, die Mutter des Grund- besitzers, erzählte Folgendes: Die Straße hatte früher einen anderen Verlauf und auch der Bildbaum war ursprünglich, wie es so oft bei Bildbäumen ist, ein an- derer. Angeblich sei in der Nähe des ursprünglichen Bildbaumes jemand erschlagen worden. Zum Anden- ken wurde ein Heiligenbild an einen Baum gehängt. Mathilde Nestelberger in Wechling 23 meinte, dass der Blitz in der Nähe des späteren Bildbaumes ein- geschlagen hatte. Nachdem nichts passiert war, wur- de zum Dank das Bild an den Baum gehängt. Maria

01 Der Bildbaum noch ohne die pro- fane Nutzung durch die Jägerschaft. 02 Situation des Bildbaumes in Wech- ling.

Bildbaum in Wechling01

Korner aus Marbach weiß von den Erzählungen ihres Vater, dass an der Stelle, wo der Bildbaum steht, ein Pferdefuhrwerk mit Holz verunglückte und dabei ein Mensch ums Leben gekommen ist, weshalb zum Gedenken das Bild aufgehängt wurde.

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„Wechling hat eine liebliche Kapelle, die jedem Be- sucher, der von der Wieselburger Seite kommt, sofort auffällt, nicht etwa weil sie knapp neben der Straße steht, sondern auch weil sie mit einem zierlichen Turm versehen ist und daher ein richtiges Dorfkirchlein darstellt.“ So beschrieb Karl Kraushofer die Dorfkapel- le in Wechling 1).Die neugotische Kapelle hat eine Grundfläche von 3 x 4 Metern. Den vier Kanten des Baues sind abgestuf- te Stützpfeiler vorgebaut. Der spitzbogige Eingang von 2,8 m Höhe und 1 m Breite ist durch ein schönes Eisengitter abgeschlossen. Auf dem steilen Satteldach

sitzt ein Dachreiter mit spitzem Zeltdach, welches ein Kreuz trägt. Unter dem vorderen spitzbogigen Schalloch des Turmes ist eine kreisförmige Erhebung im Mauerwerk zu sehen, welche möglicherweise für ein Zifferblatt geschaffen wurde oder vielleicht auch nur das Vorhandensein eines solchen vortäuschen sollte. Die Schalllöcher im Turm sind mit Holzjalousien ver- kleidet. An den seitlichen Mauern der Kapelle befindet sich je ein Spitzbogenfenster im Ausmaß von 160 x 85 cm. 2) An der Rückseite der Kapelle ist eine Mauer- nische zu sehen, die vermutlich für ein Bild geschaf- fen wurde und darüber eine große Holztüre, welche

03 Die Dorfkapelle im Jahre 1935. 04 Die Dorfkapelle heute.

Dorfkapelle in Wechling02

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den Zugang zur Glocke ermöglicht. Das Innere birgt in einer spitzbogigen Nische eine große, gekrönte Muttergottesstatue mit dem Jesukind am Arm, wel- che von der Familie Korner gekauft wurde und von Anbeginn in der Nische stand. In den seitlichen, klei- neren Spitzbogennischen hinter den Spitzbogenfens- tern befindet sich linkerhand eine Sebastianstatue und rechterhand eine Statue des Hl. Florian. Wolf- ram 3) beschrieb in den 1960er Jahren neben der Muttergottesstatue einige Bilder, darunter ein Leon- hardibild. In der Kapelle befindet sich an der linken wie auch an der rechten Seite je eine Sitzbank, vor der Muttergottesstatue eine Kniebank und vor der Kapelle stehen einige Bankreihen. Die Rückansicht der Kapelle zeigt ein angedeutetes Fenster, das allerdings keinerlei Bild enthält. Der im Juli verstorbene Franz Rafetzeder vom Grub- hof, Wechling 18, erzählte mir die Geschichte der Ka- pelle, die mehrmals Bestätigung fand, so bei Karl Kraushofer und bei Alois Wolfram, der die Erzählung des Altbauern Korner vom Hof Nr. 5 aus dem Jahre 1966 niederschrieb.An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gab es in vielen Dörfern bereits Kapellen. So wollten auch die Wechlinger eine eigene Kapelle, es ließ sich jedoch keine Einigkeit über den Standort erzielen. Aber der Krieg

löste die Frage. Zu Beginn des 1. Weltkrieges im Jahre 1914 mussten Leopold Korner und Johann Rafetzeder, die Söhne aus den entsprechenden Bauernhäusern, einrücken.Die Väter der beiden Burschen versprachen, eine Ka- pelle zu bauen, damit die Söhne wieder aus dem Krie- ge zurückkehren mögen. So ist die Kapelle von ihrer Widmung her eigentlich eine Votivkapelle. Sie wurde von Baumeister Reider aus Steinakirchen geplant und der Bau konnte beginnen.Im Jahre 1915 ist Johann Rafetzeder in Russland ge- fallen. Dennoch wurde der Bau gemeinschaftlich fort- gesetzt und am 8. Dezember 1916 wurde die Kapelle eingeweiht. Hier aber liegt ein Irrtum in der Jahres- zahl vor, denn die St. Pöltner Zeitung berichtet bereits in ihrer Ausgabe vom 16. Dezember 1915 Folgendes: 4) „Am Mittwoch den 8. Dezember fand um 3 Uhr nachmittags in der Ortsgemeinde Wechling die Weihe der neuerbauten Kapelle statt. Leute aus nah und fern sind herbeigeströmt, um dieser Festfeier der Gemeinde Wechling beizuwohnen. Zuerst trug das Töchterchen des Herrn Wirtschaftsbesitzers Korner ein der Feier entsprechendes Festgedicht wunderschön vor. Dann folgte eine kurze, zu Herzen gehende Ansprache des hochw. Herrn Pfarrprovisors Reitbauer, der auch die Weihe der Kapelle vornahm. Die Kapelle schmückt eine

05 Links im Bild Leopold Korner und rechts Franz Rafetzeder, die Väter der beiden Burschen, für deren Heimkehr die Kapelle gebaut wurde. 06 Johann Oismüller und Josef Landstetter 1965 vor der Kapelle.

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herrliche Marienstatue und eine Glocke trägt von nun an den Ave- gruß durchs Tal. Sein Dasein ver- dankt, wie bereits berichtet, diese zierliche Kapelle dem opferwilligen Herrn Bürgermeister Franz Rafetz- eder und dem Herrn Wirtschafts- besitzer Leopold Korner, die die finanziellen Opfer nicht scheuten und allein der Gottesmutter diese Kapelle erbauten.“Franz Rafetzeder erzählte mir über die Glocke Folgendes. Während der Kriegszeit war es nicht möglich, eine Glocke zu erhalten. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, es war 1920, kaufte jedoch Leo- pold Korner eine Glocke. Diese Aussage bestätigt ein Brief der Glockengießerei Grassmayr vom 11. Juni 1996, in welchem für die Kapelle ein Läutwerk angeboten wird. Im Brief ist eine Bronzeglok- ke, Gussjahr 1920, mit einem Durchmesser von 53 cm und einem Gewicht von ca. 85 Kilogramm beschrieben. Die Glocke wurde am 20. Juli 1920 geweiht.Bei Karl Kraushofer 5) ist zu lesen: „[...] als nach Kriegsende wieder Glocken gegossen wurden, bekam der zierliche Turm auch eine Glok- ke, die im 2. Weltkrieg einge- schmolzen wurde, aber ihre Nach- folgerglocke wird auch jetzt noch immer regelmäßig geläutet [...]“.Früher gab es jeden Sonntag im Mai das Kreuzbeten bei der Kapelle, doch dieser Brauch hat sich auf- gehört. Doch es wird nach wie vor eine Maiandacht abgehalten. An den drei Bitttagen wird auch re- gelmäßig in den Dörfern, so auch in Wechling, eine Bittprozession ab-

07 Die Wechlinger beim Maibeten im Jahre 1956. 08 Nach der Renovierung 1997 wurde die Kapelle erneut geweiht.

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gehalten. Sie führt von der Kapelle hinauf zum Gehöft der Familie Rafetzeder und wieder zurück. Im Anschluss wird bei der Kapelle eine Messe gehalten. Alois Landstetter aus Wechling 29 berichtete mir, dass im Jahre 1996 die Kapelle renoviert wurde. In diesem Jahr wurde das Läutwerk gekauft und am 28. August 1996 installiert. Hierfür zahlten alle Wech- linger zusammen, so ist die Kapelle sozusagen nun eine Dorfkapelle. Auch die Renovierung, welche am 2. November 1996 begonnen wurde und am 21. Juni 1997 abgeschlossen war, wurde finanziell von der Dorfgemeinschaft getragen. Nach 372 freiwillig geleis- teten Arbeitsstunden, wovon die Brüder Alois und Anton Landstetter 345 Stunden geleistet hatten, wur- de die Kapelle am 15. August 1997, es war ein Freitag, von Pfarrer Franz Dammerer eingeweiht.

09 Vizebürger-meister Kurt Leitzinger und Dr. Christoph Klimscha über-geben Alois Landstetter eine Spende des Lions Club Wieselburg zur Renovierung der Kapelle.10 Die Rückseite der Kapelle. 11 Die Madonna von Wechling.

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Der Erzählung 6) nach soll sich das Haus der Familie Kreith früher inmitten des Dorfes Wechling befunden haben. Als man daran ging, das neue Haus am heutigen Standort zu bauen, wurde natürlich auch Schotter benötigt. Der Fuhrmann aber lud unbeabsichtigt die erste Schotterfuhre an dem Platz ab, an dem sich heute der Bildstock befindet. In dem Glauben, es handle sich um eine Vorsehung, wurde zum Gedenken ein Marterl errichtet. Eine ähnliche Gründungsgeschichte erzählte mir Josefa Spandl, die Tochter der Familie Kreith. Beim Hausbau wurde der Schotter mit der Scheibtruhe herangeschafft. Diese aber bekam während der Arbeit ein Loch im Boden und der Schotter rieselte aus. Dies sah man als Zeichen, an dieser Stelle ein Bildstöckel zu erbauen. Eine Sage erzählt von einem Hexenhaus, das hier gestanden haben soll. Wanderer, die hier vorbeikamen, wurden ab dieser Stelle von einem schwarzen Hund ein Stück des Weges begleitet. Es soll der verwandelte

Teufel gewesen sein. Schließlich wurde das Haus abgerissen und an seiner Stelle der Bildstock errichtet, so erzählte Theresia Trimmel 1950 die Geschichte. 7)

Alois Wolfram 8) schrieb 1966 die Erzählung der Alt- bäurin auf dem Hof Wechling Nr. 14 auf: „Wie meine Eltern im Jahre 1892 den Hof gekauft haben,

12 Das alte Bildstöckel mit dem Betschemel davor und den Bänken links und rechts. 13 Das Kreith-Stöckel mit seinem zweibalkigen Wetterkreuz.

Das Kreith-Stöckel03

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ist der Bildstock, der zu uns gehört, schon gestanden, er war damals schon recht alt.“ Vor dem Bildstock haben früher Floriani- und Maiandachten für ganz Wech- ling stattgefunden. Seit dem Bau der Wechlinger Dorfkapelle aber kommen zum Kreith-Stöckel nur mehr die Leute aus Oberwechling. Wie zahlreich die Menschen frü- her zu religiösen Andachten hier- her kamen, zeigen die früher vor- handenen Bankreihen, von denen je eine zu beiden Seiten des Bild- stockes und zwei gegenüber auf der anderen Straßenseite standen. Das Bildstöckel war früher von zwei riesigen Birken flankiert.Das Kreith-Stöckel ist in Besitz der Familie Josef Kreith, steht aber näher zum Haus der Familie Jo-

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hann Gerstl. Die letzte Renovierung wurde von Matt- häus Barthofer durchgeführt, der damals in der Aus- bildung zum Restaurator stand und dem das Kreith-Stöckel für seine Praxis gerade recht kam. Der Breitbildstock trägt auf seinem schmalen, der Breite nach aufgesetzten Satteldach ein zweibalkiges Wetterkreuz. In der Nische des Bildstockes ist ein Bildnis von Maria mit dem Kinde zu sehen, links flan- kiert von einem Hinterglasbild des Hl. Florian, sig- niert mit „3. 12. 1993 Kastner“, rechts ebenfalls als Hinterglasmalerei der Hl. Josef mit dem Jesukinde signiert mit „2. 12. 1993 Kastner“. Nach Angaben der Besitzer sind die Bilder von Hubert Kastner aus Weinzierl gemalt worden.Die Neueinweihung fand am 1. Mai 1994 durch De- chant Franz Dammerer statt.Mathilde Nestlberger, Wechling 23, erzählte, dass bei der „Feldbegehung“ die Bevölkerung betend vom Kreith-Stöckel bis zum Bildstock des Grestner Boten wandert. Der Rückweg führt über die Straße.Das „Florianibeten“ findet noch immer alljährlich am 4. Mai beim Kreith-Stöckel statt.

14 Matthäus Barthofer bei der Restaurierung des Bildstockes. 15 Zur Einwei-hung am 1. Mai 1994 kamen viele Wechlinger.

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Der Bildstock steht in unmittelbarer Nähe des Hau- ses der Familie Haas in Wechling Nr. 16. Eigentlich weiß niemand darüber Bescheid, warum dieser Bild- stock da steht. Adele Haas, bereits 85 Jahre alt, erzähl- te mir, dass man früher sagte, es sei ein Briefträger hier überfallen worden.Franz Rafetzeder wusste, dass hier einst der Weg von Oed nach Wechling vorbeiführte. Da damals viele Bettelleute unterwegs waren, könnte es leicht sein, dass ein Überfall hier stattfand, meinte er. Der Bildstock besteht aus einem vierkantigen Holz, das am oberen Ende durch ein Holzdacherl vor Verwitterung geschützt ist. Der Vierkanter trägt eine überdachte Holztafel, in der sich ein viel zu kleines Bild der Muttergottes befindet. Unter dem Bild ist ein Holzkeil angebracht, der eine Abstellmöglichkeit für den Blumenstock dar-stellt. Hinter dem Marterl befindet sich ein schief gewachsenes Fichtenbäumchen, davor steht am Bo- den ein Blumenkisterl.

16 Das Stangen-bild der Familie Haas in Wechling Nr. 16. 17 Situation des Marterls, im Hintergrund der Hof der Familie Johann Gerstl.

Stangenbild der Familie Haas, Wechling 16

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An der Kreuzung der Wechling-Ströblitzer-Straße mit dem Fahrweg von Waasen nach Schadendorf steht das Hackner-Kreuz. Alois Wolfram 9) beschreibt es 1966 als 2,20 Meter hohes Kreuz mit Dachl, unter dem ein Bild der Hl. Familie angebracht ist. Auf dem Dachl ist noch ein doppelbalkiges Wetterkreuzlein aufgesetzt. 1973 war auf dem Kreuz ein Herz-Jesu-Bild.Franz Schoberberger, geboren 1907, Bauer in Oed am Seichten Graben Nr. 5, gab 1966 zu Protokoll, 10) dass das Kreuz den Namen „Bildföhrenkreuz“ trägt, weil an seiner Stelle früher eine große Föhre mit einem Heiligenbild darauf stand. Wer das Bild aufgehängt hat und warum, das weiß niemand mehr. Als die Föhre umgeschnitten wurde, setzte man das Kreuz und hängte das Bild daran. Im Jahr des Denkmalschutzes ist ein neues Kreuz gesetzt worden. Es ist 2,70 Meter hoch. Das hölzerne Dachl und die Hinterseite des darunter befindlichen dreieckigen Brettes sind mit bronziertem Blech überzogen. Anstelle des Bildes hing

18 Das Hackner-Kreuz ist heute dunkel gestrichen und verbirgt sich zwischen zwei großen Thujen. 19 An der Abzweigung des Fahrweges nach Oed von der Straße Wechling-Ströblitz fällt die große Thujengruppe auf, im Hintergrund der Ötscher.

Das Hackner-Kreuz05

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steht, weil zahlreiche Postboten überfallen worden waren. So sei auch beim Hackner-Kreuz ein Postbote erschlagen worden.Johann Stamminger aus Oed am Seichten Graben 3 wusste zu berichten, dass da, wo das Hackner-Kreuz heute steht, früher allweil unheimliche Reiter und Rosse gewesen seien. Als das Kreuz dann errichtet wurde, nahm der Spuk ein Ende.Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, ganz in der Nähe des Hackner-Kreuzes befindet sich das „Freidhof-Ackerl“. Familie Stamminger aus Oed erzählte mir, dass auf dem Ackerl früher auch ein Kreuz gestanden habe. Im „Freidhof-Ackerl“ sollen Franzosen begraben liegen. Dieses Kreuz steht aber längst nicht mehr und die Erinnerung daran ist bereits verblasst.

ein Corpus Christi von etwa 43 cm Länge am Kreuz. Die Kreuzbalken sind teilweise geschnitzt. Im oberen Teil des Längsbalkens ist die Zahl 1975 eingeschnitten. Das Wetterkreuzlein aber fehlt nun.Anton und Elfriede Hackner, Ströblitz 9, berichteten mir Folgendes. Das Kreuz war ursprünglich ein Fran- zosenkreuz. 1975 wurde durch die Jägerschaft die Renovierung des Hackner-Kreuzes angeregt. Anton Roher aus Wieselburg war der Urheber dieser Initia- tive. Anton Hackner schnitzte das Kreuz, welches von Pfarrer Teufel eingeweiht wurde. Es gehört zum Besitz von Johann Karlinger, Wechling 7.Maria Karlinger, Wechling 7, erzählte mir, dass entlang der alten Postlinie zwischen Kemmelbach und Wolfpassing eine Reihe von Bildstöcken und Kreuzen

20 Das Kreuz 1975. 21 Das alte Kreuz mit dem Bild und dem zweibalkigen Kreuz auf dem Dach.

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Nahe der Straße Wechling-Ströblitz, am Fahrweg nach Schadendorf, steht am Waldesrand ein Bildstock. Seine Nische birgt mittig das Bildnis vom Herzen Jesu, linksseitig ein Bildnis des Herzens Mariens und rechts ein auf Blech gemaltes Dreifaltigkeitsbild mit der In- schrift „Hier wurde auf Hilferuf Mariens der Grestner Bothe vor dem Räuberischen Überfall gerettet 1854. Gewidmet von Barbara Gutlederer 1881. Renoviert von Familie Trimmel 1932.“ Signiert ist das Bild mit „Freudenschuss 95“.

Zu diesem Bild wird erzählt: 11) „Bevor die Bahn in das Kleine Erlauftal gebaut wurde, ist zwei Mal pro Woche ein Bote von Gresten nach Kemmelbach und zurück gegangen, der ab und zu auch Geld nach Kemmelbach tragen mußte. Den haben eines Tages Räuber über- fallen. Auf seinen Hilferuf zur Mutter Gottes ist die Bäuerin Barbara Gutlederer herbeigeeilt, worauf die Räuber geflohen sind. Bei dem Bildstock war es nie recht geheuer, so heißt es. Früher ist der Bäcker von Kemmelbach, Hölzl hat er geheißen, mehrmals in der Woche mit seinen Schimmeln nach Wechling und Schadendorf gefahren, um Brot und Semmeln den Leuten zuzustellen. Wie er wieder einmal an dem Kreuz für den Grestner Bote vorbeikommt, sind dort lauter kleine Hunderl um das Kreuz herumgewuselt. Darüber hat der Schilmmel gescheut und ist mit dem Wagen duchgegangen. Noch heute wird es so manchen

22 Das Bildnis für den „Grestner Bothen“. 23 Eine alte Aufnahme des Bildstockes mit dem Doppelbalkenkreuz.

Bildstock für den Grestner Boten

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unheimlich, wenn er an dem Kreuz vorbei gehen muß.“ Karl Kraushofer 12) schrieb dazu: „Bei Schweikhardt konnte man erfahren, daß Wechling zur Poststation Kemmelbach gehörte, aber auch das ganze kleine und große Erlauftal hatte damals Kemmelbach zu ihrer Poststation. Diese Post wurde von Postboten, größten- teils zu Fuß, aus beiden Tälern nach Kemmelbach ge- bracht. So hatte der Postbote aus Gresten seinen Weg, aus der Grestnerstraße bei Marbach abzweigend, zwi- schen Ströblitz und Wechling nach Kemmelbach [...].“1984 renovierte Anton Hackner das Bildstöckel, das auf dem Grund von Johann Gerstl steht und auch ihm gehört.

24 Der Bildstock trägt heute ein einfaches Kreuz. 25 Die Straße nach Schadendorf, rechts davon das Bildstöckel mit dem mächtigen Baum dahinter.24

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Weinzierl

BodensdorfSteinakirchen

Krügling

WieselburgWechling

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Weinzierl

1 Kapelle im Schloss Weinzierl2 Kriegerdenkmal beim Francisco-Josephinum3 Bildstock der Familie DI Josef und Annemarie Pernkopf, Josephinerstraße 94 Kreuz am Haus der Familie Josef Petschk, Josephiner-straße 75 Das Weigl-Kreuz6 Das Hans-Kreuz im Winkel7 Blocksäule im Anwesen der Familie HR Dr. Josef und Hildegard Hofer, Gartenstraße 12

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Als im Jahre 2001 mit der Generalsanierung der Weinzierler Schlosskapelle begonnen wurde, musste diese zuerst, da sie sehr feucht war, sozusagen „aus- gegraben“ und zum Zweck der Isolierung horizontal durchgeschnitten werden. Beim den Grabungsarbeiten für die Fußbodenheizung entdeckte man, dass die Fundierung der Kirchenmauer eine andere war als jene der Sakristei. Dies gibt natürlich Anlass für Spekulationen und Vermutungen. So könnte es durch- aus sein, dass ursprünglich hier ein Turm oder Spei- cher stand. Die Kapelle wurde 1584 als evangelische Gotteshaus völlig neu erbaut. 1) Hans Gottfried von Greiffenberg feierte darin am 5. Mai 1602 die Hochzeit mit Maria Ursula von Concin, der Tochter eines ein- flussreichen niederösterreichischen Regimentsrates. Ein kaiserlicher Abgesandter nahm daran teil und überreichte dem Brautpaar ein kostbares Geschenk. Der Vater des Bräutigams, der Besitzer der Herrschaft Weinzierl, Johann Baptist Linsmayer, hatte beste Be- ziehungen zum Kaiserhaus. Am 3. Jänner 1579 wurde Linsmayer von Kaiser Rudolf mit dem Titel „Linsmayr zu Weinzierl“ in den rittermäßigen Adelsstand erhoben. Johann Linsmayer-Greiffenberg erwarb das Gebäude als mittelalterliche „Veste“ von der Familie Concin im Jahre 1579 und baute es zu einem ansehnlichen Wohnschloss mit vier runden Ecktürmen und einem Arkadenhof im Stil der italienischen Renaisance aus, und gab den Auftrag zum Neubau der Schlosskapelle. Stefan Denk schrieb über die Weinzierler Kapelle: 2) „Die Kapelle ist trotz ihrem Tonnengewölbe weit älter als ihre Erstbeurkundung (Anm.: damals erst seit 1675 bekannt). Schon äußerlich ist ihre Herkunft aus der Gotik, besonders an der Südseite und am Turm, noch deutlich erkennbar. Baulich bedeutsam ist das einfache, edle Renaissance-Portal, das schönste seiner Art in weitem Umkreis.“ Die Greiffenbergs waren, wie fast alle Adeligen, Pro- testanten. Gemäß dem Frieden zu Augsburg 1555, der besagt, dass der Landesfürst die Religion bestimmt (cuius regio, eius religio – wessen Land, dessen Reli-

gion), wurde in Weinzierl der Protestantismus gepflegt. Viele Bürger aus der Umgebung, speziell auch aus Ybbs, mussten daher nach Weinzierl „auslaufen“. Im Jahre 1643 zählte der Ybbser Pfarrer allein in den Fi- lialen St. Martin und Neumarkt 318 Lutherische, die „hauffenweis auf Wieselburg lauffen“. 3) Ybbs unter- stand dem katholischen Landesfürsten, den die Ybbser wie ein rohes Ei behandeln mussten, da sie bereits durch ihr Verhalten während der Bauernkriege in Un- gnade gefallen waren und den Titel „Getreue Liebe“ verloren hatten. Nach dem Tod von Dr. Johann Baptist Linsmayr, Edler von Greiffenberg, im Jahr 1608 erbte sein Sohn Hans Gottfried die Linsmayr'schen

Kapelle im Schloss Weinzierl01

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01 Der Eingang zum Schloss Weinzierl mit der Schloss- kapelle.

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Güter. Er hatte, so wie auch der Herrschaftsbesitzer von Rotten- haus, einen Prädikanten, einen lu- therischen Geistlichen. Der Wiesel- burger Pfarrer Johann Pock (1612 - 1614) beschwerte sich am 24. Mai 1613, dass der „Praedicant des Herrn Johann Greiffenberg zu Weinzierl mit Taufen, Speisen und copuliren ihm viel schade und selbst im Markt in den Häusern zu speisen (Anm.: die Kommunion reichen) sich unterstehe. Auch der Prädikant des Herrn von Zinzen- dorf in Gresten kopuliere in Wie- selburg.“ 4) Pfarrer Jonas (1614 - 1629) berichtet über den Prädi- kanten zu Weinzierl: „Er spürzelt auf die Mutter Gottes, verflucht das sacrificium, heißt die caeremonias (Anm.: Zeremonien) Teufelswerk, in kurzer Zeit erhebt sich Empö- rung und Aufruhr, denn die Läs- terungen sind zu unflätig [...]“. 5)

Der katholische Kaiser Ferdinand II. ordnete mit Dekret vom 14. Sep- tember 1627 an, dass alle Prädi- kanten und lutherischen Schul- meister bis zum 27. September 1627 Österreich verlassen müssen. Das kaiserliche Mandat wurde auch dem Pfleger Hans Krueg von Weinzierl zugestellt. Die Zeit eines lutherischen Geistlichen in der Weinzierler Kapelle war damit vor- bei.Nach dem Tod von Hans Gottfried v. Greiffenberg erbte sein Bruder Hans Rudolf, der seine Nichte Ca-tharina Regina v. Greiffenberg ehe- lichte. Infolge von Intrigen und aufgrund der „Blutschande“ durch die Heirat sowie durch die all- gemeine wirtschaftliche Situation

02 Schloss Weinzierl mit der zierlichen Schlosskapelle nach dem Stich von Georg Martin Vischer. 03 Eine Skizze von Benefiziat Pfeiffer, um 1820, zeigt Schloss Weinzierl, rechts davon die Schlosskapelle und zwischen den Bäumen die Haydnschule. Links im Bild die Stegkapelle.

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Pfarre Wieselburg hat [...] eine Kapelle im Schlosse Weinzierl, in welcher früher die Lutheraner ihr Exercitium gehabt. Solche bleibt derzeit unbedient.“ Unter den neuen Besitzern Graf und Gräfin von Hofkirchen wur- de am 28. Oktober 1681, am Tag der Heiligen Simon & Juda, das Söhnchen des Pflegers (Herr- schaftsverwalter) Joann Heinrich Meischinger und dessen Gattin Joanna Catharina im Schloss Weinzierl durch den Wieselburger Pfarrer Jacob Sibenthaller getauft. Zur Taufe getragen wurde es „durch die Vrändl Barbara Braun Eysin, Schmidtin an der Zeill. Dabey zum Gfattern (Anm.: Paten) gestanden Ihro Hochwürden und Gnaden Herr Marcellinus, Probst des löbl. Stüft und Closters Walthausen und der Edl gestrenge Herr Sebastian Edter, deren Hochgräffl. Stahrberg. Herrschaften Freinstain, Freydtegg und Schönegg bestellte Pfleg und Landgerichtsverwalter und dessen Ehefrauen.“ 7)

Am 5. Mai 1700 berichtete Pfarrer Johann Andreas Kupfer über die zwei Kapellen in seiner Pfarre: 8) „Die eine ist in Weinzierl, der Frau Generalin von Hofkirchen gehörig, hat eine Meßlizenz ddto. 4. Mai 1694, aber weder Opferstock noch Sammelbüchse. Darin wird selten

verloren die Greiffenbergs ihr Vermögen. 1681 kamen der Graf v. Hofkirchen und seine Gattin in den Besitz der Herrschaft Weinzierl. Nach der Gegenreformation gehörten bereits alle niederösterreichischen Adeligen dem katholischen Glauben an, die Weinzierler Kapelle stand nun den Katholiken zur Verfügung. Am 15. März 1675 heißt es in einem Verzeichnis des Ybbser Dekanats: 6) „Die

04 Bleistiftzeichnung eines unbekannten Künstlers, um 1820. 05 Die Darstellung von Weinzierl nach Johann Hollnsteiner, Stahlstich, Weinzierl 1835.

Messe gelesen, bisweilen vom Pfarrer, bisweilen von sammelnden Mönchen. Messe hören der Pfleger, seine Frau und ihre Dienstboten.“ Als später die Herrschaft Weinzierl in den Besitz des Johann Anton Braun kam, gibt Georgius Sigismundus L. B. Schifer, Vizedechant und Pfarrer in Wieselburg, dem Consistorium Passau am 30. May 1731 einen Be- richt über die 13 (14) gewöhnlichen Prozessionen. 9)

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Darunter zwei nach Weinzierl, wie er irrtümlich an- nahm. Bei der Übersetzung stellte Pfarrer Mag. Franz Dammerer fest, dass es sich nicht um zwei, sondern nur um eine Prozession handle. Richtig heißt es: „Bittprozession am Feste des hl. Josef zum ehrwürdi- gen Brauchtum durch ein besonderes Gelübde des Vol- kes nach Weinzierl, einer auf eine Viertel Stunde in hiesiger Pfarre gelegenen Schlosskapelle.“ Vielleicht war der Türkenüberfall 1683 Anlass für dieses Gelübde. 1738 kaufte Dr. phil. Dr. med. Johann Carl Weber Edler v. Fürnberg die Herrschaft Weinzierl. Unter seiner Herrschaft erhielten die Türme des Schlosses niedere Turmkappen, die Räume des ersten Stockwerkes wur- den mit Stuckdecken ausgestattet und die Kapelle er- hielt einen barocken Erweiterungsbau. 10) Er stellte ei-

nen katholischen Priester an und stiftet am 21. Febru- ar 1741 das Beneficium S. Josephi zu Weinzierl. Im Stiftsbrief heißt es: „Ich Johann Carl Weber Edler von Fürnberg, N. Öe. Regents Rath, als Herrschaft zu Weinzierl, Wocking und Weichselbach urkunde hie- mit [...] zu der Bey meiner Herrschafft Weinzierl un- ter der Pfarr Wiselburg befindlichen dem heiligen Josepho dedicirten öffentlichen Kapellen einen eige- nen Beneficiaten [...] zu stiften.“ In Punkt 4 ordnet er an, dass „[...] Bemelter Beneficiat verbunden sein solle, in dieser Capellen täglich (und zwar Wochentlich Vier nach meiner Intention) eine heilige Messe zu lesen, und zwar jederzeit zur Stund, wann in der Pfarrkirchen der ordinari Gottesdienst nicht gehalten wird, damit die Jenige, so bemelten ordinari Gottesdienst beyzuwoh-

06 Der Holzstich von G. Millmann aus dem Jahre 1883 zeigt das Schloss Weinzierl und die Schlosskapelle. 07 + 08 Die Portraits von Catharina Regina von Greiffenberg und ihrem Mann Hans Rudolf – zwei Medaillons, die in Seisenegg gefunden wurden.

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nen verhindert seynd, dannoch eine heilige Mess anhören können.“ 11)

1753 übernahm der Sohn Karl Joseph Edler v. Fürn- berg, den Besitz. Pfarrer Schmid berichtete am 27. Mai 1754: „Im Schloss Weinzierl ist eine unconsecrierte Kapelle; ein investierter Weltpriester als Beneficiat. Patron davon ist die Herrschaft Weinzierl, dessen gegenwärtiger Besitzer Karl Josef von Firnberg, n.ö. Regierungsrath, ist.“ Er war es, der Joseph Haydn nach Weinzierl einlud. Auf seine Anregung komponierte Joseph Haydn hier zwischen 1757 und 1759 seine ers- ten Streichquartette in vier Sätzen. Er musizierte mit dem Schlossbenefiziaten Johann Joseph Fromiller, dem Weinzierler Pfleger Mathäus Leonardus Penzinger und dem Organisten Johann Georg Albrechtsberger aus Maria Taferl. Wahrscheinlich spielte Haydn auch bei den Gottesdiensten in der Schlosskapelle auf der einfachen Orgel. 1796 verkaufte Joseph Weber v. Fürnberg die Herr- schaft Weinzierl an die k. k. Familiengüterdirektion. Weinzierl wurde zur kaiserlichen Sommerfrische, Kai- ser Franz I. verbrachte hier mit seiner Familie einige Sommer. Auf Wunsch der Kaiserin Mutter wurde die Kapelle zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis neu ausgestattet. „Der Altar ist aus Holz, auf Granit- marmorart staffirt und mit einiger Vergoldung. Aus dem Schloss Wieselburg stammt das Ölgemälde mit der Darstellung der Unbefleckten Empfängnis. An den Seitenwänden hängen das frühere Altarblatt ,Die Heilige Familie‘, der ,heilige Antonius von Padua‘ von Kremser Schmidt und der ,heilige Johannes Nepomuck‘. Im Turm befindet sich eine Uhr, welche Stunden und Viertel schlägt, nebst drei kleinen Glocken. Es gibt sehr schöne Paramente, dann eine silberne und vergoldete Monstranz von prachtvoller Arbeit, nebst einem silbernen und vergoldeten Kelch, welches alles der höchstselige (+) Kaiser Franz I. von Oesterreich als Geschenk der Kirche gab. Alle Tage wird eine Messe gelesen, dann an Sonn- und Feiertagen, nach geendigtem Frühgottesdienst in Wieselburg, eine Segenmesse hier abgehalten mit Absingung des vorgeschriebenen Meßliedes und Orgelbegleitung. Den Gottesdienst versieht ein gestifteter Beneficiat, der Weltpriester ist.“ 12)

09 Die Schlosskapelle mit den Deckenfresken. 10 „Mauerblümchen“ umrahmen die Fensteröffnungen.

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Wie berichtet wird, begann der Urlaub des Kaisers in der Schlosskapelle mit einem Gottesdienst, dem sicher- lich die ganze Familie und sein Gefolge beiwohnten.Auch der Sohn des französischen Kaisers Napoleon und der österreichischen Kaisertochter Marie-Luise verbrachte hier mit seiner Mutter bei den Großeltern, dem österreichischen Kaiserpaar, seine Ferien. Der wohl bekannteste Benefiziat von Weinzierl war Joseph Pfeiffer, der von 1819 bis 1831 hier wirkte. Er

konnte die Pflichten eines Pfarrgeistlichen mit langen Versehgängen nicht mehr erfüllen, da er nach einem Unfall mit einer Gehbehinderung leben musste. In seinem Ansuchen an „Eure Majestät Kaiser Franz von Österreich“ vom 12. November 1830 schreibt er: „[...] ist ihm am 10. August 1816 in der Pfarre Scheibbs das Unglück begegnet, daß er auf einem Versehgang in das Gebirge [...] sich Nerven und Bänder am linken Fuße abgesprengt hat, wodurch dieser Fuß immer geschwächt bleiben und nie mehr hergestellt werden wird. So wie es Herr Hofchirurg Semlitsch bei seiner in Weinzierl gepflogenen Untersuchung bestätigt hat, dessen ungeachtet er aber, entferntere Krankenbesuche ausgenommen, alle übrigen Geschäfte der Seelsorge wie predigen, katechisieren, Beichte hören etc. verrich- ten kann.“ 13) So konnte er seinem künstlerischen Ta- lent nachgehen und zeichnen. Pfeiffer hinterließ allein etwa 160 Wieselburger Skizzen, welche die einzigen Dokumente aus dieser Zeit sind.1835 starb Kaiser Franz I. Die Zeit des wirtschaftli- chen Aufschwungs Weinzierls war damit vorbei. Im Schloss kehrte für ungefähr fünfzig Jahre Stille ein.1882 wurde unter dem Protektorat des Gemeinderates der Stadt Wien anlässlich der Feier des 600-jährigen Bestandes der Dynastie des Hauses Habsburg ein Ve- rein zur Errichtung eines Asylhauses für die verwahr- loste Jugend gegründet. 1883 schenkte Kaiser Franz Josef diesem Verein das Schloss Weinzierl. Am 14. Mai 1884 wurde unter dem Namen „Franz Josef-Jugend-Asyl“, die Anstalt für verwahrloste Kna- ben eröffnet. Vier Jahre nach der Eröffnung, am 7. September 1988, besuchte Kaiser Franz Josef mit Kronprinz Rudolf samt Gefolge anlässlich der Manö- ver seine Schenkung. „Von den hervorragendsten Mit- gliedern der Commune Wien auf das ehrerbietigste begrüßt, unterließ er es nicht, ja war des Kaisers von Gottes Gnaden erster Gang in die Kapelle, um daselbst dem König aller Könige kurze Zeit in stiller Andacht zu huldigen.“ 14)

1896 wurde das „zierliche Kirchlein“, der heiligen Maria geweiht, vollständig renoviert. Die Zöglinge des Asyls katholischer Religion wohnten an Sonn- und Feiertagen der Hl. Messe bei und empfingen jährlich dreimal das Sakrament der Buße und des Altares.

11 Der Corpus Christi ohne Kreuzbalken. 12 Dr. Fritz Heckerling, Jurist und Künstler.

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Anfang der Dreißiger Jahre wurde die Erziehungsanstalt geschlossen.Die Eröffnung und Weihe der landwirtschaftlichen Mittelschule Francisco Josephinum, die bisher in Mödling untergebracht war, erfolgte am 15. November 1934 im Beisein der höchsten Behörden aus den Ministerien für Landwirtschaft und für Handel.[Historische Forschung und Text: Maria Eilenberger]

Während die Schule nach dem Krieg langsam instandgesetzt wur- de, blieb die Kapelle bis 1949 eine Rumpelkammer. 1949 kam DI Al- phons Kromer als Direktor an das Francisco-Josephinum. Da seine Frau eine ehemalige Kloster-schwester war, fand das Ehepaar Kromer rasch eine besondere Be- ziehung zur Schlosskapelle. Der neue Direktor ließ die Kapelle ent- rümpeln und wieder so herrichten, dass darin Gottesdienste für die Studierenden abgehalten werden konnten. Zu dieser Zeit waren an der Decke der Kapelle noch Fres- ken, die aber im Zuge der Neu- gestaltung übermalt wurden. Auch

13 Die feierliche Weihe der Glocke durch Monsignore Dr. Edelhauser. 14 Das alte Uhr-werk, ein Produkt der Wieselburger Firma Hans Morawetz.15 + 16 Die Glocke und das „Siegel“ auf der Glocke.

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kam man zur Ansicht, dass das Altarbild nicht „jugendgemäß“ sei und suchte eine Alternative. Dr. Josef Hofer, damals Lehrer, später Direktor der An- stalt, war bekannt mit dem Juristen Dr. Fritz Hecker- ling, der mit seinen Eltern oftmals zur Sommerfrische nach Pernitz in die Heimat der Familie Hofer kam. So kannten die beiden jungen Männer einander schon lange Zeit. Dies war auch der Grund, weshalb Dr. Hofer um die künstlerischen Fähigkeiten Heckerlings Bescheid wusste. Diese Verbindung führte schließlich dazu, dass Heckerling beauftragt wurde, ein Kruzifix für die neu renovierte Kapelle zu schnitzen.Einen neuen, dem Rahmen der Kapelle gut angepass- ten Altar entwarf Prälat Dr. K. Frank aus St. Pölten. Die prächtigen, aus Schmiedeisen gearbeiteten Wand- leuchten hat Prof. Dr. Dipl.-Ing. K. Simon entworfen,

die Schülerschaft der Bundesgewerbeschule in Steyr angefertigt und der Anstalt gespendet. Der Jahresbe- richt des Francisco-Josephinums 15) berichtet im Schul-jahr 1949/50 über die Renovierung Folgendes: „Am 26. Februar konnte dank dem Entgegenkommen Sr. Exzellenz des hochw. Herrn Bischofs Memelauer und dem Ergebnis einer Sammlung die völlig devastierte und ausgeplünderte Schloßkapelle wieder geweiht werden. Die notwendigen Reparaturen im Inneren der Kapelle, die Instandsetzung des Gestühles und Altares, der Sakristei sowie der Ankauf von Paramenten, Kirchengerät und Teppichen waren in den Monaten Jänner und Februar erfolgt. Seither wird wöchentlich zweimal Gottesdienst abgehalten. Anstelle der total demolierten Haydn-Orgel wurde ein Harmonium ge- kauft.“

17 Das rundbogige Portal ist von toskanischen Halbsäulen flankiert und trägt ein Gebälk aus Sandstein und Marmor. 18 An der Westseite befindet sich ein hübsches Rundbogenportal.

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1917 mussten die beiden Glocken, 17 und 48 kg schwer, abgeliefert werden, weil bekanntlich jegliche Metallreserven für die Kriegsführung benötigt wurden.Am 19. Juni 1955 wurde die neue, vom Absolventen- verband gespendete Glocke gemeinsam mit dem Kriegerdenkmal von Monsignore Dr. Edelhauser ge- weiht. Die Glocke wurde in der Glockengießerei Josef Pfundner in Wien gegossen und trägt die Aufschrift „Francisco Josephinum, mortuos meos plango“ („Ich beklage meine Toten“), weiters zeigt sie vier Wappen. Alle nötigen Paramente und sonstigen Kapellenein- richtungen spendeten je zur Hälfte Bischof Michael Memelauer und die Elternschaft. Unter der Direktion von Dr. Josef Hofer (1960 - 1980) wurden Priester als

ständige Religionslehrer angestellt, während vorher die Wieselburger Kapläne den Religionsunterricht hielten. Der Bischof von St. Pölten erteilte eine Messlizenz, die immer wieder verlängert wurde. Den Wortlaut der Messlizenz aus dem Jahre 1975 fand ich in der Pfarr- chronik von Wieselburg: 16) „Franzsikus, durch Gottes und des Apostolischen Stuhles Gnaden Bischof von St. Pölten entbietet Euch Gruß und Segen im Herrn! Und erteilt hiemit Kraft bischöflicher Vollmacht auf sechs Jahre bis 31. Dezember 1981 die Erlaubnis, dass in Eurer zur Pfarre Wieselburg gehörigen Schlosskapelle Weinzierl mit Zustimmung des Ortspfarrers an allen Tagen des Jahres die Hl. Messe gefeiert werden kann. Es muß Eure Sorge sein, die Schlosskapelle stets in

19 Das Innere der Kapelle stellt sich als dreijochiger, durch Pilaster gegliederter Saal dar. Hinter der Haydn-Orgel ist das ehemalige Altarbild zu sehen, rechts über dem Eingang die Nische mit er Marienstatue aus der Pfarrkirche.

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würdigem Zustand zu erhalten, vor Entweihungen zu schützen und dauernd die vorgeschriebenen liturgi- schen Geräte beizustellen, da sonst die Erlaubnis er- lischt. Der zuständige Dechant hat sich bei der jährli- chen Visitation davon zu überzeugen. Die Messlizenz-Urkunde ist in der Schlosskapelle zu Weinzierl allen sichtbar anzubringen. Gegeben zu St. Pölten am 14. Nov. 1975, Dr. Alois Tampier, Gen.Vikar“Im Jahre 1957 wurden Reparaturarbeiten am Dach der Schlosskapelle durchgeführt. Bei dieser Gelegenheit wurde die Kugel geöffnet, auf welcher das Turmkreuz sitzt. Wie mir Reg.Rat Karl Fehringer erzählte, waren darin eine Tageszeitung und Münzen. Leider hat man damals verabsäumt, das Entdeckte zu notieren und

zu fotografieren. Nun weiß man leider nicht, welchen Datums die Zeitung war – sie hätte Aufschluss über die letzte Renovierung des Daches gegeben. Jedenfalls wurde für nachfolgende Generationen wieder eine Tageszeitung und entsprechende Schillingmünzen in die Kugel dazu gelegt, ehe sie wieder geschlossen wurde und in aller Stille das Kreuz für weitere Jahrzehnte tragen wird. Die „Haydn-Orgel“ war von den Russen verwüstet worden. Auf dringende Empfehlung von Dr. Fritz Heckerling versuchte Direktor Dr. Hofer die Reste der Orgel restaurieren zu lassen. Das Offert für die Arbeiten war aber so hoch, sodass man von der Instandsetzung Abstand nehmen musste. Anstatt der Orgel ließ Hofrat Hofer aus dem Gewinn des Jah-

20 Harmonisch fügen sich moderne Elemente in historisches Bauwerk: der Christus ohne Gebälk, der moderne Altar, rechts die Glasvitrine für die Chagall-Bibel, links der goldene Tabernakel aus der Pfarrkirche, daneben das Vortragskreuz. Alle Elemente sind optisch durch die einfachen, aber aussagekräftigen Kreuzwegbilder verbunden.

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resberichtes der Schule ein Harmonium anschaffen.Unter Direktor Dr. Johann Ramoser gab es intensive Bemühungen, die Haydn-Orgel wieder instand zu set- zen. Ein Absolvent des Francisco-Josephinums, Ing. Neuhauser setzte sich mit all seiner Kraft für die Res- taurierung der Orgel ein. Schließlich gelang es ihm, dass der Absolventenverband die Renovierung über- nahm. Es muss aber auch erwähnt werden, dass ein anderer Absolvent der Schule, der Zahnarzt DDr. Zach aus Steinakirchen, eine außergewöhnlich hohe Spende für die Wiederherstellung des Musikinstrumentes gab.Auf diese Weise konnte das alte Gehäuse der Orgel gerettet werden, die Orgel selbst ist vollkommen neu. Geweiht wurde sie von Bischof DDr. Klaus Küng im Jahre 2006. Die Instandsetzung der Orgel war sozu- sagen der Schlusspunkt, der im Jahre 2000 begonne- nen Generalsanierung der Schlosskapelle unter Dir. Dr. Ramoser. Über diese letzte Renovierung berichtete mir Prof. Ernst Güntschl, der über Jahrzehnte als über-aus beliebter Religionslehrer im Francisco-Josephinum wirkte und dem man sozusagen als „Hofpriester“ der Weinzierler Schlosskapelle bezeichnen kann.

Vorerst wurde der Fußboden in der Kapelle entfernt, um eine Fußbodenheizung einzubauen, denn die bis- herige Heizung aus den 1990er Jahren bestand aus einer kuriosen „Überkopf-Gasheizung“ und wurde durch Propangas betrieben. 12 Gasflammen bildeten in Verbindung mit einem Reflektorschirm den „Heiz- körper“. Laut Aussage von Dr. Prammer fühlte man sich, kam man unter dem Schirm zum Sitzen, nach kurzer Zeit wie ein Grillhähnchen. Natürlich wurde die Kapelle neu ausgemalt. Zu diesem Zweck musste das Heckerling-Kreuz heruntergenommen werden. Prof. Güntschl ließ die Kreuzbalken entfernen und den Corpus wieder anbringen. Dadurch wirkt der ur- sprünglich leidende Christus in seiner Haltung wie ein segnender. Er hängt genau vor dem dritten, mit Bauschutt zugefüllten Fenster der Kapelle.Prof. Güntschl selbst hatte auch die Idee zur Neu- gestaltung des Altares. Er ließ den ursprünglichen Altarstein in Nirostahl fassen, denn es ist ja Grund- bedingung, dass ein Altar über dem Grab eines Märty- rers oder wenigstens über einer Reliquie stehen muss. Der Altarstein enthält eine solche. Da das Siegel zer-

21 „Hofpfarrer“ Prof. Ernst Güntschl tauft Linda, die zur Erinnerung eine Tasse mit ihrem Namen und dem Taufdatum erhält. 22 Richard Desch, Pfarrer aus Hohenberg, der seine Pension in Wieselburg verbrachte, wirkte manchmal als Gastpfarrer in der Schlosskapelle.

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brochen ist, weiß man leider nicht, von wem diese Reliquie stammt. Aus der metallenen Umfassung des Altarsteines erheben sich vier Nirostützen, welche die Marmor-Platte in zartem Florentiner Rot tragen, wo- durch der Altar eine schöne moderne Form zeigt, die mit dem Corpus Cristi in vollständiger Harmonie steht. Ein besonderes Geschenk machte der Absolventen- verband mit der Anschaffung der „Chagall-Bibel“ die sich in einer Glasvitrine dem Zuschauer präsentiert. Links vom Altar, wo sich früher der Aufgang zur Kanzel befand, hängt heute ein sehr geradliniger goldener Tabernakel, der aus der Pfarrkirche Wieselburg stammt. Die Nische über dem Tor des Haupteinganges war früher durch ein Maria Himmelfahrtsbild verhangen. Nach der Restaurierung wurde das frühere Altarbild hinter der Orgel aufgehängt. In der Nische steht eine Statue Mariens mit dem Kind, ein Geschenk von Stadtpfarrer Mag. Dammerer. Ursprünglich zierte die- se Statue die Taufkapelle der Stadtpfarrkirche. Inte- ressanter Weise wurde die Figur Mariens aus einem anderen Holz geschnitzt als jene des Kindes. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Statue später zusammengesetzt wurde.Die modernen Kreuzwegbilder wurden von einem afrikanischen Künstler geschaffen. Prof. Güntschl machte sie über ein Zeitungsinserat ausfindig. Das Vortragskreuz neben dem Tabernakel ist eine Replike eines romanischen Kreuzes aus dem Linzer Dom. Be- achtenswert ist dabei, dass der Lendenschurz des Cor- pus Christi ein Königsmantel ist.Am Samstag, den 12. Oktober 2002, erfolgte die Einweihung der neu gestalteten Kapelle durch Weih- bischof Fasching unter Beisein des Missionsbischofes Schäffler aus Brasilien, dem Stadtpfarrer von Wiesel- burg Dechant Mag. Franz Dammerer und zahlreicher Ehrengäste aus der Beamtenschaft.Schon einen Tag danach wurde als erstes Kind in der neuen Kapelle die Tochter von Robert Stein getauft. Die Schlosskapelle ist ein beliebter Ort für Taufen und Hochzeiten im kleinen Kreis. Eine Charakteristik unserer Zeit sind die „Traufen“ geworden. Prof. Güntschl prägt diesen Begriff für eine Kombination der Trauung und der anschließenden Taufe der bereits geborenen Kinder der Frischvermählten. Manchmal

werden auch Firmungen abgehalten. Regelmäßig hält Prof. Güntschl eine Messe am 15. Au- gust, dem Patromonialtag, und am 15. November, dem Tag des Landespatrones des Hl. Leopold. Am Samstag vor dem 1. Adventsonntag läutet die Glocke der Schlosskapelle zur Adventkranzweihe und am Jo- hannestag, dem 27. Dezember, ist die „Norgerlmesse“ Tradition. Bei dieser werden die angebrochenen Weinflaschen und Kekse mitgebracht und nach der Weinweihe wird das Mitgebrachte gemeinam genossen. Auch zu Maria Lichtmess hält Prof. Güntschl eine Andacht. Alljährlich wird eine Maiandacht in der Kapelle gefeiert. Die Weinzierler kommen auch zum „Nachtwachten“, also zum abendlichen Gebet für einen verstorbenen Weinzierler in die Schlosskapelle.

23 Die Schlosskapelle.

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Das Kriegerdenkmal im Gelände des Francisco-Josephinums in Weinzierl wurde vom Absolventen- verband der Schule in Auftrag gegeben und finanziert. Die Inschrift „Unseren Toten“ lässt darauf schließen, dass das Denkmal allen verstorbenen Josephinern gewidmet ist, nicht nur den Kriegstoten. Weiters ist auf dem Denkmal zu lesen: „Verband ehem. Hörer am Francisco Josephinum MCMLV“ – also 1955. Das Sgraffito von Prof. Sepp Zöchling stellt die Mutter Gottes mit dem Leichnam Jesu im Arm vor dem Kreu- ze dar. Das Bild, welches in eine seichte Nische ge- arbeitet ist, wird durch eine kunstvoll geschmiedete zweiflügelige Tür geschützt. Überkreuzende schmiede- eiserne Getreidehalme bilden ein Gitter. Das ge- schlossene Tor zeigt in der Mitte ein Schwert, auf wel- chem die Jahreszahlen der beiden Weltkriege einge- arbeitet sind, darüber einen Blätterkranz, der den Blick auf das Antlitz Mariens frei lässt.Am 19. Juni 1955 wurde das Denkmal zugleich mit der neugegossenen Glocke für die Schlosskapelle von

24 Das Krieger- denkmal beim Francisco-Josephinum.25 Situation des Denkmales.

Kriegerdenkmal beim Francisco-Josephinum

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Monsignore Dr. Edelhauser eingeweiht. Der Obmann des „Verbandes ehemaliger Hörer am Francisco-Josephinum“, Nationalratsabgeordneter und Land- wirtschaftskammerpräsident Josef Strommer, selbst ein Absolvent der Schule, hinterlegte die Denkmal-Urkunde und hielt die Festrede.

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Andrerseits versuchte er immer wieder Schüler aus dem ländlichen Raum zu fördern. Zu diesen zählte der Gollinger Sepp Mayrhuber und der um 10 Jahre jün- gere Sepp Zöchling. Während Mayrhuber eine spezi- elle Stuccolustromalerei entwickelte, ging Zöchling ei- nen ähnlichen Weg im Sgraffito. In dieser auf mehre- ren farbigen Mörtelschichten basierenden Wandtech- nik erprobte Zöchling eine ganze Reihe verschiedener Schabeisen, Spachtel und gezahnter Eisenblätter, um den freigelegten Mörtelschichten besondere Struktu- ren zu verleihen.1942 erwarb er sein Diplom und wirkte 1940 bis 1945 als Lehrer am BRG St. Pölten. Er verließ die Schule, um als freischaffender Maler tätig zu sein, kehrte aber

Im Zuge von Baumaßnahmen wurde das Denkmal zweimal versetzt, bis es am heutigen Standort landete. An der Mauer neben dem Denkmal erinnert eine Tafel an Johann Fahrnberger, den letzten Benefiziaten der Schlosskapelle. u Sepp Zöchling 17) wurde am 20. Jänner 1914 in Trai- sen geboren. Sein Talent führte ihn 1934 an die all- gemeine Malerschule. Ende der Dreißigerjahre bemüh- te sich der in Waidhofen/Ybbs geborene Professor Fer- dinand Andri (1871 - 1956) eine Fachmeisterschule für Freskomalerei zu etablieren, welche Zöchling ab 1937 besuchte. Andri war dem Landleben sehr ver- bunden und brachte das Szenarium bäuerlichen Le- bens in die Ausstellungen der Wiener Secession ein.

26 Der Aufmarsch der Studenten zur Denkmalweihe. 27 Nationalrat Ökonomierat Josef Strommer hinterlegt die Denkmalurkunde.28 Das Bild zeigt das Schmiede-eisengitter vor dem Sgraffito von Prof. Sepp Zöchling.

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1957 zurück und blieb, bis er 1964 als Professor an die Kunstgewerbeschule in Graz berufen wurde. Prof. Sepp Zöchling starb am 10. Dezember 1989 und fand in St. Pölten seine letzte Ruhestätte. Er hinterließ seine Frau Eva und seinen Sohn Wolfgang. Innerhalb seines künstlerischen Werkes nimmt die Wandgestaltung einen wesentlichen Teil ein.Aus dem Verzeichnis seines Oeuvres in Wieselburg:• Francisco-Josephinum, Sgraffito, Kriegerdenkmal• Francisco-Josephinum, Sgraffito, Sonnenuhr• Sgraffito an der Bundesversuchsanstalt für

Bodenkultur

Einige Werke in der näheren Umgebung von Wiesel- burg:• Sgraffito am NEWAG Erholungsheim in Winterbach• Sgraffito und Zifferblätter an der Kirche Sonntagberg• Fresko, Gasthaus Zeller in St. Leonhard/Forst • Sgraffito, Pfarrsaal Maria Taferl• Sgraffito, Herz-Jesu-Kirche Amstetten

Das Sgraffito am ehemaligen Internatstrakt des Fran- cisco-Josephinums soll hier, obgleich es offensichtlich kein sakrales Motiv darstellt, Erwähnung finden. Es zeigt einen Reiter und im Bogen darunter geschrieben das Goethe-Zitat „Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen“.

29 Das Deckblatt des Jahresberich-tes des Francisco-Josephinums zeigt den ursprüng-lichen Standort des Denkmals.30 Der nicht mehr bestehende Inter- natstrakt im Fran-cisco-Josephinum in Weinzierl mit dem Sgraffito der Sonnenuhr von Prof. Sepp Zöchling.

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Bei meinen Recherchen entdeckte ich in der NÖ Lan- desbibliothek die Zeichnung eines Kreuzes, welches ein geschwungenes Dach aufweist und ein reisigumkränz- tes Bild zeigt, das offensichtlich laut Beschriftung den Hl. Josef mit dem Jesukind darstellte. Erst wusste ich nicht, wie die Aufschrift „Holzkreuz bei Schiefer“ zu- ordnen sollte. Zufällig traf ich im rechten Augenblick Johann Schiefer, Sohn des Altbürgermeisters von Weinzierl. Er erzählte mir, dass der Hof der Familie Pernkopf das Elternhaus des Altbürgermeisters war. Somit war klar, dass die Zeichnung jenes Kreuz dar- stellte, welches vor dem Bau des Bildstockes an seiner

Stelle stand. Auf dem Bild findet sich in Kurrentschrift der Aufstellungsgrund für das Kreuz. Er lautet wörtlich: „Holzkreuz bei Schiefer in Weinzierl. Ein Blitz hat einen neben dem Haus stehenden Baum niedergebrannt, ohne sonst Schaden anzurichten.“Diese Geschichte wurde von Familie Pernkopf bestä- tigt. Tatsächlich soll ein Blitz in einen nahe dem Haus stehenden Nussbaum eingeschlagen haben. Der Baum wurde durch die Heftigkeit des Blitzes gespalten und brannte völlig aus. Glücklicherweise griff das Feuer nicht auf den Hof über. Zum Dank dafür wurde ein Kreuz mit einem Bild errichtet. Das Bild, im Jahre 1937 als Josef mit dem Kinde beschrieben, war in den 1960 Jahren bereits durch ein Christusbild ersetzt worden, welches schon seit Annemarie Pernkopfs Gedenken im Haus der Familie vorhanden war.

31 Die „Sommerausstattung“ der Nische. 32 Die „Winterausstattung“.

Bildstock der Familie DI Josef und Annemarie Pernkopf, Josephinerstraße 9

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Anlässlich des 50. Geburtstages von Annemarie Pernkopf wurde im Jahre 1989 anstatt des Kreuzes ein Bildstock gebaut und im Novem- ber desselben Jahres von Pfarrer Franz Dammerer eingeweiht. Die Bildstocknische schmückt im Win- ter das besagte Christusbild. Ab Os- tern wird anstatt des Bildes eine Statue der Muttergottes mit dem Kinde in die Nische gestellt. Die- se Marienstatue ist angeblich ei- ne Schöpfung eines Südtiroler Künstlers. Altbürgermeister Josef Schiefer hat die Statue zum 60. Ge- burtstag vom Lagerhaus Wieselburg geschenkt bekommen. Er schenkte sie seiner Nichte Annemarie Pern- kopf zum 50. Geburtstag. Alljähr- lich werden beim Bildstock Bitt- messe und eine Maiandacht abge- halten.

33 Eine Zeichnung aus dem Jahre 1937. 34 Das Kreuz der Familie Pernkopf mit dem Christusbild. 35 Situation des Bildstockes.

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1996 wurde das Haus der Familie Petschk in Weinzierl renoviert. Zur gleichen Zeit wurde das Elternhaus von Josef Petschk in Kilb, Bühren Nr. 3, abgerissen. Im Schutt fand Josef Petschk den gusseisernen Herrgott, der nach Ende des Ersten Weltkrieges als Dank für gute Heimkehr auf dem Haus in Bühren angebracht worden war. Eine Hand war dem Christus abgebrochen, doch das ließ sich reparieren. Herr Petschk fertigte ein neues Kreuz dazu an und brachte das sehr gelungene Kruzifix am 2. August 2006 am Haus in der Josephinerstraße 7 an. Nicht zuletzt deshalb, weil er das Haus an Schüler des Francisco-Josephinms vermietet und die könnten, so meint er, den göttlichen Schutz wohl für das Ablegen ihrer Reife- prüfung gut gebrauchen.

36 Der Herrgott aus dem Elternhaus von Herrn Petschk am Kreuz, das er eigens in die Nische einpasste. 37 Situation.

Kreuz am Haus der Familie Josef Petschk, Josephiner-straße 7

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Dort, wo die Roßgrabenstraße endet und der Roß- graben beginnt, steht ein Kastenkreuz mit einem Drei- faltigkeitsbild von Inge Naske. Bevor das Naskebild auf das Weigl-Kreuz kam, war eine bemalte Blechtafel mit der Darstellung einer Pietà, gemalt von einem unbekannten Künstler auf dem alten Kreuz. Danach trug es ein Kruzifix. 1969/70 wurde vom Zimmerer Franz Oberleitner aus Weinzierl im Auftrag der Fami- lie Pernkopf ein neues Kreuz angefertigt, das 1999 mit dem Naske-Bild ausgestattet wurde. Der Altbürgermeister von Weinzierl, Johann Schiefer, geboren 1909, erzählte die Geschichte folgenderma- ßen: 18) „Das Haus Nr. 6 in Weinzierl ist mein Eltern- haus, die Besitzerin Anna Barthofer ist meine Schwes- ter. Zum Haus gehört auch ein Grundstück, welches der Überlieferung nach dereinst zu einem der beiden Höfe Nr. 10 oder 12 gehört haben soll. Einer der Höfe gehörte einem gewissen Weigl. Dieser soll einmal mit einem Stier den Acker gewalzt haben. Dabei ist er vom Stier niedergetrampelt worden und die Walze ist über ihn hinweggegangen. Er soll tot liegen geblieben sein.

38 Das Weigl-Kreuz. 39 Das alte Weigl-Kreuz mit der Pietà-Darstellung. 40 Situation des Weigl-Kreuzes.

Das Weigl-Kreuz05

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Für ihn wurde das Holzkreuz gesetzt, das heute weit- läufig als ,Weigl-Kreuz‘ bekannt ist.“ Familie Pernkopf berichtete die Geschichte 1998 ähn- lich: Vor ca. 100 Jahren fuhr der Knecht Weigl mit den Ochsen und eggte den Leit'n-Acker. Als sich das Gespann vor etwas schreckte, ging es durch und der Knecht kam unter die Egge und starb. Daraufhin wur- de dort ein Kreuz errichtet. 19)

41 Das Kreuz im Jahre 1970, noch ohne Bild. 42 Die Zeichnung aus der NÖ Landesbibliothek aus dem Jahre 1937. 43 Kaplan Mag. Erich Hitz (von 1. Februar 1980 bis 1. September 1983 in Wieselburg) und Ing. Alois Seiringer bei der Abschlussmesse nach der herbstlichen Treibjagd, 1982.

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Das Hans-Kreuz im Winkel steht auf dem Grund der Familie Pernkopf und hat seinen Namen einerseits von seinem Standort, anderseits von jenem Manne, für den es gesetzt wurde. Der Standort des Kreuzes ist di- rekt neben dem Höhenweg, der von der Wechlinger Straße beim Haus der Familie Bernreiter abzweigt und über den man zum Waldrand gelangt, der die Be-zeichnung „im Winkel“ führt – angeblich deshalb, weil das Waldstück viele Innen- und Außenwinkel aufweist. Gesetzt wurde das Kreuz als Dank für den glimpflich verlaufenen Traktorunfall von Hans Barthofer, der fol- gendermaßen ablief: Johann Barthofer, geboren 1953, Bruder von Annemarie Pernkopf, mähte im August 1985 den steilen Wiesenhang zur Höhenstraße und stürzte dabei mit dem Traktor um. Dieser kam auf den Rädern zu stehen, kippte aber danach ein wei- teres Mal um und Hans Barthofer kam unter dem Fahrzeug zu liegen. Es gelang ihm jedoch, sich aus eigener Kraft zu befreien. Er schleppte sich zum nächstgelegenen Haus, von wo aus die Rettung ver- ständigt wurde. Man befürchtete Schreckliches, aber die Untersuchungen ergaben, dass Hans nur Prellun- gen erlitten hatte und er konnte das Krankenhaus nach einigen Tagen verlassen. Anlässlich seines 50. Geburts-tages im März 2003 wurde das „Hans-Kreuz im Win- kel“ für ihn errichtet.Das überdachte Kreuz trägt ein Bild der Randegger Emailkünstlerin Inge Naske und zeigt die Gottesmut- ter mit dem Jesukinde, das von Johannes dem Täufer ein Lamm entgegennimmt. Unter dem Emailbild ist ein Holzbrettchen angebracht, auf welchem die Inschrift „Maria mit Jesukind + Johannes d. Täufer“ steht. Im Mai 2004 weihte Prof. Ernst Güntschl das Kreuz ein. Maiandachten und Bittmessen finden regelmäßig hier statt.

43 Das Hans-Kreuz mit dem Bild von Inge Naske. 44 Vom Hans-Kreuz hat man einen herrlichen Blick zum Ötscher und seinen Nachbarbergen.

Das Hans-Kreuz im Winkel06

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Etwa im Jahre 1967 hat Familie Hofer die aus Neustadtl stammende Bildsäule auf dem Tauschwege erworben. Sie ist der Öffentlichkeit nicht zugängig, weil sie auf der Wiese direkt vor dem Haus der Familie platziert ist und somit auf privatem Grund steht. In ihrer Art ist sie für Wieselburg einzigartig. Nirgendwo in unserem Pfarrgebiet ist ein derartiger Säulenbildstock zu fin- den. Eine ähnliche Blocksäule findte sich in Kemmel- bach neben der Bundesstraße nach Neumarkt. Häufig ist diese Art der Bildsäulen jedoch im Wald- und Weinviertel zu finden. Die Bildsäule der Familie Hofer wurde 2001 anläss- lich des 80. Geburtstages von Hildegard Hofer reno- viert. Dabei wurden die alten, bereits unkenntlichen Blechtafeln durch vier Bilder von Inge Naske ersetzt. Ein Bild zeigt die Pietà, eines die Namensheiligen der beiden Söhne Wolfgang und Rupert, ein weiteres

45 Hildegard und HR Dr. Josef Hofer vor der Bildsäule. 46 + 47 Die Email-bilder von Inge Naske.

Blocksäule im Anwesen der Familie HR Dr. Josef und Hilde-gard Hofer, Gartenstraße 12

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Bild zeigt die Namensheiligen der Töchter Veronika und Hildegard, das vierte Bild schließlich ist der als Kind verstorbenen Tochter Gundi gewidmet und trägt die Aufschrift „Zum Gedenken an Gundi“.Am Sockel finden sich die Initialen S.L. und die Jahreszahl 1775. Im Renovierungsjahr wurde die In- schrift „Renov. 2001 Eltern Hilde-gard u. Josef Hofer“. Anlässlich der Renovierung wurde die Bildsäule von Pfarrer Mag. Franz Dammerer eingeweiht.

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Wieselburg – Kirchenberg

1 Wolfgangbild an der Pforte zum Alten Pfarrhof2 Die Kirchenbergkapelle3 Bild am Haus des Kirchenwirtes am Kirchenberg4 Die Statue des Hl. Wolfgang5 Gedenkkreuz am ehemaligen Friedhof6 Das Friedenskreuz7 Missionskreuz an der Kirchenmauer

8 Das Fürnberggrab an der Kirchenmauer9 Siedentop-Grabmäler10 Friedhofskapelle11 Das Friedhofskreuz12 Soldatengedenkstätte auf dem Friedhof13 Das „Tor der Hoffnung“14 Hubertuskapelle am Burggraben15 Stegkapelle

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Am Aufgang zum Kirchenberg befindet sich der Alte Pfarrhof, der bis zum Jahre 1973 mit einem hölzernen Gang zur Kirche am Berg verbunden war. Nachdem direkt am Kirchenberg ein neuer Pfarrhof (eingeweiht 1962) erbaut worden war, war die Verbindung über- flüssig geworden und wurde entfernt.Schon von weitem fällt das prächtige Gebäude des Al- ten Pfarrhofes, mit Baukern aus dem 16. Jahrhundert, 1) auf. Beim Abschlagen des Außenputzes wurde im Jahre 1973 die Jahreszahl 1584 sowie eine Sgraffito-Eck- quaderung entdeckt, die aus der Zeit des auslaufenden 16. Jahrhunderts stammt. Die reizvollen Fensterkörbe stammen aus der Zeit um 1800. Über der Steinpforte des Gartenportals, die 1836 errichtet wurde, ist ein

spätbarockes Temperabild angebracht. Das Bild zeigt einen offenen Prunksarg im angedeuteten Kirchen- inneren von St. Emmeram. Darauf sitzend die aufge- richtete Gestalt des Bischofs Wolfgang. Herzog Heinrich kniend rechts fasst sich voll Ehrfurcht und Staunen über die Erscheinung an die Brust. Engels- köpfe umschweben den Heiligen. Das Englein ganz links hält das „Wolfgangihackl“ in Händen. Wolfgang hält Heinrich ein Pergament mit den Worten „nach sechs“ entgegen. Diese Pergamentaufschrift ist, wie mir scheint, bei der letzten Renovierung leider ab- handen gekommen. Vor Heinrich ruhen auf einem Kis- sen Krone, Schwert und Zepter. Unter dem Bild sind die Worte „St. Wolfgang, Dir sei anvertraut / Dieser Ort, den Du erbaut“ zu lesen.Der Legende nach lag König Heinrich II. in tiefem Schlaf und träumte, zu Regensburg in der St. Emmeram-Kirche am Grabmal des Hl. Bischofs Wolfgang, seines Erziehers, zu beten. Plötzlich schien der Heilige selbst vor ihm zu stehen und auf die Mauer neben seinem Grabmal zu deuten. Dort aber war nur geschrieben: „Post sex“ (nach sechs). Als König Heinrich erwachte, überdachte er von früh bis spät die wenigen geheimnisvollen Worte seines nächtlichen Traumes.

01 Das Wolfgangbild. 02 Das Gartenportal mit der Stein- pforte und dem darüber angebrachten Wolfgangbild.

Wolfgangbild an der Pforte zum Alten Pfarrhof

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Zuerst glaubte er, nach sechs Tagen sterben zu müssen. Er legte ein Bußgewand an, ordnete seine Seele, wurde ein Wohltäter der Armen und erwartete betend sein nahe geglaubtes Ende. Die sechs Tage gingen vorüber. Es geschah nichts. Da dachte der König an sechs Monate. Er verdoppelte seinen Ei- fer in Buße, Gebet und guten Wer- ken. Als auch die sechs Monate verstrichen waren, ohne dass er Krankheit und Tod erlitten hätte, vermeinte er, die Zahl beziehe sich auf sechs Jahre. Er freute sich, dass ihm Gott noch eine so lange Zeit zur Vorbereitung auf den Hingang gewähren wolle. Als aber auch die sechs Jahre für ihn unversehrt verstrichen waren und der erste Tag des siebten Jahres gekommen war, empfing Heinrich die kaiserliche Würde durch päpstliche Weihe. Nun erst merkte Heinrich die güti- ge Absicht Gottes: Es sollte nicht eine Vorbereitung auf den Tod, sondern auf das hohe Amt des Kai- sers sein.Das auf Blech gemalte Wolfgang- bild ist eine typisch barocke Le- gendendarstellung, die allerdings sicherlich schon mehrmals über- malt wurde. Seit seiner Renovie- rung durch den Kremser Hubert Bauer im Jahre 1974 ist das Bild hinter Glas geschützt.

03 Ein Bild vom Kirchenberg mit dem Alten Pfarrhof, etwa um 1824. Auf die- sem Bild sind weder das Wolfgangbild noch die Kapelle am Berg zu sehen. 04 Der reizvolle Bau des Alten Pfarr- hofes mit der Sgraffito-Eckquaderung und den zierlichen Fensterkörben.

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Etwas nach der Abzweigung der Zufahrt zum Pfarrhof von der Straße nach Haag schmiegt sich eine schöne Kapelle an den Berg. Über ihre Entstehung konnte ich so gut wie nichts fin-den, weder ein Erbauungsdatum noch einen -grund. Den einzigen Nachweis, den ich bildlich fand, ist eine Zeichnung, die aus der Zeit stammt, in welcher Graf Gatterburg am Kirchenberg wohnte. Auf dieser Zeich- nung ist die Kapelle bereits berücksichtigt (etwa 1840?). Angeblich hing früher ein Kreuz mit einem sehr schön geschnitzten Corpus Christi in der Kapelle, welches aus der Kirche stammte. Als die Grödner Pietà angeschafft wurde, brachte der damalige Mesner das Kreuz zum Leitnbauer nach Gumprechtsfelden, wo es anstelle ei- nes ohnehin schon morsch gewordenen Bildes an ei-

nen Baum gehängt wurde. 1913 berichtete die St. Pölt- ner Zeitung über die Einweihung der Pietà: 2) „Die kleine Kapelle ,vom Berg‘, die schon recht repa- raturbedürftig ist und von welcher kein Eigentümer zu finden war, ließ unser hochw. Herr Pfarrer neu herrichten und eine Pietà aufstellen [...] Die feierliche Weihe der Kapelle und Statue fand Sonntag, dem 13. Juli 1913 nach dem Frühgottesdienst statt. Die Pie- tà stammt aus der Bildhauer-Werkstätte Stuflesser in Gröden, Tirol [...].“ Die Statue war bis zur Restaurie- rung färbig gefasst. In der Pfarrchronik 3) findet sich der Hinweis, dass die „Kirchenbergkapelle“, im Jahre 1972 mit einem Kostenaufwand von 26.800 S restauriert wurde. Die Restaurierung der Statue durch den Restaurator Leo- pold Zimmerl aus St. Pölten kostete allein 10.800 S. Wie eine Kupfertafel zeigt, wurde die Kapelle 1989 vom

05 Die Grödner Madonna. 06 Die Kirchenbergkapelle ist direkt an den Berg gebaut. Ihre Nische ist durch eine schöne Schmiedeeisentür geschützt.

Die Kirchenbergkapelle02

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Round Table Ybbs-Wieselburg erneut restauriert. In 200 Arbeitsstunden renovierte Franz Aschauer die Grödner Pietà. Über eine weitere Erneuerung durch den Round Table Club 33 berichtete der Erlaftal-Bote im Jahre 1993.Die letzte Renovierung wurde von Maria Huemer-Malaschofsky im Jahre 2002 veranlasst und bezahlt – allerdings nicht zu ihrer Zufriedenheit, weil bereits nach drei Monaten die Malerei wieder Schäden auf- wies. Dies ist sicherlich dadurch begründet, dass die

Kapelle direkt in den Berg gebaut ist und dadurch ste- tig Feuchtigkeit vom Mauerwerk aufgenommen wird. Die sicherlich gut gemeinte totale Verglasung verhin- dert eine Durchlüftung des Bauwerkes und hat zur Folge, dass nach einer Renovierung in kürzester Zeit wieder Schäden auftreten. Leider sind an der Pietà auch schon solche zu sehen. Die Kapelle ist in Besitz der Pfarre und wird von Josefa Kreith, deren Haus direkt neben der Kapelle gelegen ist, betreut.

07 Ein Bild vom Kirchenberg zur Zeit des Grafen Gatterburg. Alle Häuser, auch die Kirche, sind mit Ausnahme des Kirch-turms mit Schindeln gedeckt. Die Häuser von links nach rechts: Schule, Gatterburghaus, unterhalb der „Kirchenkrammer“ Steinberger. Rechts der Kirchenwirt, damals Hagenhuber. Der Kirchturm hat noch die Zwiebelform, wie er sie vor 1883 hatte.

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Noch heute findet sich am Kirchenberg, leider schon ziemlich morbid, das Gasthaus Schedlmayer. Früher dem Gastwirt und Schuhmacher Fuchs gehörig, war es allgemein als „Fuchs am Berg“ bekannt. Zum Gasthaus gehörte der gegenüberliegende Obstgarten, der sich herrlich für eine Rast nach dem sonntäglichen Spaziergang eignete. Der „Fuchs am Berg“ und später auch der Gastwirt und Sattlermeister Schedlmayer, erfreuten sich deshalb großer Beliebtheit. Auf der Giebelseite des Gasthauses, zwischen den beiden Fen- stern im Obergeschoß prangte ein fenstergroßes Hei- ligenbild, welches von drei Lämpchen beleuchtet wur- de. Über das Bildmotiv lässt sich leider nurmehr mut-

maßen – ich nehme an, dass es ein Florianibild war. Über den Zeitpunkt des Verschwindens des Bildes kann ich leider keine Angaben machen, denn kaum jemand erinnert sich heute noch daran.

08 Das Wirtshaus „Fuchs am Berg“ war wegen seines gemütlichen Gast- gartens ein belieb- tes Ausflugsziel.09 Das Bild zwischen den Fenstern im Obergeschoß ist zur Auffahrts- straße gerichtet.

Bild am Haus des Kirchen-wirtes am Kirchenberg

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Zu den jungen Denkmälern in Wieselburg zählt die Statue des Hl. Wolfgang beim Stiegenaufgang zur Stadtpfarrkirche Wieselburg.Die Pfarrchronik berichtet darüber folgendermaßen: „Nach dem Gutachten des Bundesdenkmalamtes hat der Hl. Wolfgang das Oktogon um 994 errichtet und dem Hl. Ulrich, Bischof von Augsburg, seinem großen Freund und Gönner geweiht.“ Aus diesem Anlass wurde am 9. Mai 1976, einen Tag nach der feierlichen Stadterhebung Wieselburgs, nach einer Festmesse die 2,50 Meter hohe Statue des Hl. Wolfgang enthüllt und geweiht. Sie ist aus Kunststein hergestellt – ein Werk des Kunibert Zinner aus St. Peter in der Au. Die Kos-

ten von 84.000 S wurden aus den Zinsen vom Treu- handgeld der Pfarrpfründe bestritten.u Kunibert Zinner wurde am 3. Juni 1906 in Kirch- berg am Wechsel geboren. Im Stift Seitenstetten ab- solvierte er das Unterstufengymnasium. Daran schlos- sen sich 4 Jahre Fachschule für Holzbildhauer in Hallstatt. Er studierte 3 Jahre an der Hochschule für angewandte Kunst in der Meisterklasse des Bildhaues Prof. Anton Hanak und war Mitschüler von Prof. Fritz Wotruba.Ab 1928 war Kunibert Zinner freischaffender Künstler. Kunibert Zinners schaffensreiches Leben endete am 24. Dezember 1990.

10 Der Künstler mit dem noch verhüllten Werk am 9. Mai 1976. 11 Die feierliche Einweihung der Wolfgangstatue nach einem Festgottesdienst am 9. Mai 1976, einem Tag nach der Stadterhebung Wieselburgs.

Die Statue des Hl. Wolfgang04

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Auf dem parkähnlichen Grundstück zwischen Pfarr- hof und Kirche, welches durch eine gepflegte Wiese und einige Bäume auffällt, befindet sich ein abgestuf- tes Marmor-Monument. Das Kreuz ruht auf einem zweiteiligen Quader. Auf dessen oberem der Kirche zugewendeten Teil steht zu lesen:

„Dem Gedächtnisseder auf diesen

Gottesacker RuhendenGewidmet im Jahre 1902“

Auf der Tafel darunter steht der Spruch:„Es ist ein heiliger und frommer Gedanke

Für die Verstorbenen zu beten damitSie von ihren Sünden erlöst werden

II. Buch d. Makk. 12. 46“

Über die Situation des alten Friedhofes berichtet Julie Wüster: 4) „Der vordere Teil des Friedhofes war also früher umgeben von der Kirche, der Schule, dem Biedermeierhaus und dem Gasthaus ,Fuchs am Berg‘ (jetzt Schedlmayer), sowie teilweise von einer Grenzmauer u.zw. anschließend an den ehemaligen ,Wehrturm‘. Der zweite Teil des ehemaligen Friedho- fes hinter der Kirche war umgeben von letzterer und der Grenzmauer vom Hause des Tischlermeisters Konop (jetzt Hochstöger).“ Bei Kraushofer 5) ist über das Kreuz zu lesen: „1902 wird berichtet, dass die Mauern des aufgelassenen alten Friedhofes um die Kirche abgetragen werden durch [...] Patronatskommissär [...] Wenzel Holinka [...] der auf eigene Kosten die Abtragungs- und Applanierungsarbeiten übernommen [...] hat. Das mo- numentale Kreuz am Kirchenplatz – es steht am Areal des aufgelassenen Friedhofes – von Georg Traxler, Steinmetzmeister und Gastwirt daselbst errichtet wurde.“ Im Frühjahr 1902, so berichtete der Erlaftal-Bote, 6)

wurde die den alten Friedhof Nordost begrenzende

Mauer weggebrochen, ein Teil des Friedhofes abge- graben, um einen freien Kirchenplatz zu gewinnen. Statt der noch vorhandenen vereinzelt stehenden al- ten Kreuze, welche entfernt wurden, wurde die Auf- stellung eines großen Kreuzes, dem Gedächtnisse der auf diesem Friedhofe Ruhenden gewidmet, geplant. Im Laufe der abgelaufenen Woche wurde dieses Kreuz, welches aus grauweißem Marmor angefertigt ist, auf- gestellt.“Am 5. Oktober war es dann schließlich so weit, 7) und es wurde das Steinkreuz durch den hochwürdigen Herrn Dechant von Ferschnitz eingeweiht.

12 Das Gedächtniskreuz auf der Wiese zwischen Kirche und Pfarrhof.

Gedenkkreuz am ehemaligen Friedhof

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Über die Geschichte der Errichtung des Friedenskreu- zes am Kirchenplatz bat ich den Architekten des Denk- males, DI Hannes Scheruga, zu berichten: „Nach dem Abriss des alten Schulgebäudes am Kirchenberg im April 1985 war plötzlich eine Lücke entstanden und dem Kirchenplatz fehlte ein optischer Abschluss. Der Platz schien auszuufern und es entstand der Wunsch, hier ein Friedensdenkmal zu errichten. Der ursprüngliche Gedanke, das Kriegerdenkmal des Kameradschaftsbundes von der Scheibbserstraße auf den Kirchenplatz zu versetzen, wurde nicht von allen gutgeheißen. So wurde ich von Dechant Dammerer ersucht, ein Friedensdenkmal für den Kirchenplatz zu gestalten. Es folgte eine lange Nachdenkpause. Es sollte kein ,Kriegerdenkmal‘ werden, einzig ein Frie- densdenkmal schien zeitgemäß. Aber wie schaut so etwas aus? Als mir Pfarrer Dammerer sagte, er stelle sich ein Kreuz vor, war die Form des neuen ,Frie- denskreuzes‘ sehr bald gefunden. Auf kreisförmigem Sockel als Symbol des Vollkommenen steht der drei-

13 Das Friedens-denkmal. 14 Josef Hofmarcher bei seiner Ansprache anlässlich der Einweihung des Denkmales.

Das Friedenskreuz06

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eckige Fuß des Kreuzes. Mit dem Dreieck verbinden wir die Drei- faltigkeit und Dreieinigkeit Got- tes. Darüber erhebt sich in Nirosta- stahl das Symbol des Kreuzes, das aber in seine einzelnen Elemente aufgespaltet ist. Eine vergoldete Kugel im Kreu- zungspunkt soll den verklärten Leib Christi versinnbildlichen. Er über- strahlt alles und das Gold steht zugleich als Zeichen des Unver- gänglichen und Dauerhaften. Man kann aber gleichzeitig die Kreuzesarme als Hände sehen, die eine Kugel tragen. Unser Erdball ruht wohl behütet in Gottes Händen. Und so beschützt möge Friede und Eintracht herrschen. Altpfarrer Teufel hat dies mit seinem Spruch am Sockel ,Friede der Heimat – Friede der Welt‘ von Gott erbeten.Das Friedenskreuz wurde am 31. Mai 1992 von Pfarrer Franz Dam- merer eingeweiht. Das Hauptbezirkstreffen des nö. Kameradschaftsbundes bildete ei- nen würdigen Rahmen für diese Feier.“Josef Hofmarcher, der Obmann des Kameradschaftsbundes, erle- digte mit seinen Kameraden die Betonarbeiten für das Denkmal. Die Stahlarbeiten (Niro-Kreuz, ver- goldete Kugel) wurden von der Schlosserei Fasching in St. Pölten duchgeführt. Die finanziellen Mit- tel zum Bau des Denkmales wur- den durch private Sponsoren und eine Bausteinaktion sicher gestellt.Am Vorabend der Einweihung wur- de ein Totengedenken und eine Kranzniederlegung beim Krieger-denkmal abgehalten.

15 Der Vorstand des Kameradschaftsbundes Wieselburg und Umgebung anlässlich der Feier „10 Jahre Friedensdenkmal“: Fritz Hintersteiner, Franz Krottenthaler, Josef Hofmarcher, Hans Käfer, Gerhard Schönbichler, Josef Handl, Franz Kendler, Johann Schnatt, Rupert Wagner. 16 Erntedankfest beim Friedensdenkmal mit Diakon Werner Scholz, Dechant Franz Dammerer und Altpfarrer Denk.

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Volksmissionen wurden abgehalten, um die Gläubigen immer neu an den katholischen Heilsweg zu binden. Sie sind Einrichtung zur Stärkung des religiös-sitt- lichen Lebens in den Gemeinden in Gestalt mehr- maliger Predigten pro Tag, Andachtsübungen, Beicht- gelegenheiten und Anbetungsstunden. Die Volks- missionen wurden hauptsächlich von Jesuiten, Re- demptoristen, Lazaristen und Franziskanern gepflegt. Zum Ende der ersten Volksmission in einem Ort wurde traditionsgemäß ein Missionskreuz aufgestellt, welches die Jahreszahl der ersten und jeder weiteren Mission aufwies. Über die Aufstellung des Missionskreuzes in Wieselburg waren mir leider keine Unterlagen ver- fügbar, jedoch schreibt Stefan Denk 1952 im Erlaftal-Boten 8) Folgendes: „[...] dass unter der ganzen Kirche vom Speisgitter bis bis zu dem Missionskreuz, das früher neben dem jetzt vermauerten kleinen gotischen Südtor (mit barocken Fresken oberhalb) stand [...].“Die Pfarrchronik berichtet von einer Glaubensmission, die von 14. bis 28. März 1976 in Wieselburg abgehalten wurde. Die Patres Josef Fischer, Franz Ponhold und Hannes Hütter aus dem Redemptoristen-Kolleg in

Eggenburg hielten Vorträge und Messen. Pfarrer Teufel meinte in einer Anmerkung, dass es sich erst zeigen müsse, ob die Mission auch Wirkung hätte.Das Wieselburger Missionskreuz war links vom Fürnberggrab in der Mauernische unter dem letzten Kirchenfenster an der Außenmauer der Kirche an- gebracht. Ich konnte zwei Bilder zum Beweis seiner Existenz ausfindig machen, von denen eines durch den am Schulberg begonnenen Schulbau mit Anfang der 1960er Jahre zu datieren ist. Wann das Kreuz aufge- stellt und wann es entfernt wurde, ließ sich nicht fest- stellen.

17 Auf der alten Auf- nahme ist das Missions- kreuz deutlich an der Kirchenmauer neben dem Fürnberggrab erkennbar.18 Andenken an die Volksmission.19 An der Kirchenmauer ist das Kreuz zu sehen. Im Hintergrund ist der Schulbau ersichtlich.

Missionskreuz an der Kirchenmauer

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Geht man auf die Wieselburger Pfarrkirche zu, so fällt links vom Haupteingag direkt an der Kirchenmauer ein altes Grabmal, das Fürnberggrab, auf. Es zeigt im Unterbau eine symbolische Torwölbung, darüber einen Sockel, in welchen eine rote Marmorplatte mit folgender Inschrift eingelassen ist: „Hier ruht Josef Edler von Fürnberg DHR u. DJ Erbl. Ritter N.Ö. Herr und Landstand k.k. Obrister der Infanterie und vormals Eigentümer der von ihm im Jahre –795 an den allerh.k.k. Hof verkauften großen durch ihn so sehr verschönerten und bereicherten besonders durch ihr Holz-Schwemmwerke so berühmten Herrschaft Weinzierl, Leiben, Pöggstall, Gutenbrunn u.m. in der Nähe der Gruft seiner Väter doch nach eigener Anordnung auf freien Gottesacker von den viellen Stürmen des Lebens aus Geb. den 24. Feber – 742 u. gestorben den 13. September – 799.Wahre Religion, heiße Vaterlandsliebe unermüdete Tätigkeit und durch keinen Undank abzuschreckende Wohltätigkeit waren die Haupttugenten seines biederen Charakters. Den besten verdientesten Lohn des Himmels erflehen unsere dankbarsten Wünsche für ihn.“ 9)

Darunter die Initialen E.v.P. und L.P. bedeuten Eleonore von Pelser, sie war die Schwester Fürnbergs und Leonhard Pelser, der Schwager Fürnbergs.Die linke Seite des Sockels zeigt im Relief zwei Posthörner und einen Merkurstab, versehen mit Flü- geln, dem Symbol der Eile, umschlungen von zwei Schlangen sowie zwei Postillionsstäben. Obwohl im Text der Grabtafel nicht auf die Verdienste Fürnbergs um das Postwesen hingewiesen wird, besorgt dies das Relief.Auf dem Steinquader mit der Marmortafel steht ein Gefäß mit kleinen Henkeln, die ägyptischen Sphinxen ähneln. In den Bauchungen des Gefäßes sind zwei Marmorplatten eingelassen, von denen die hintere die Inschrift „Trauere mit mir Rechtschaffener“, die vordere die Worte „Cosa rara!“ zeigt.

Links vom Sockel sitzt über dem Torbogen ein Putto mit dem Wappen der Fürnbergs. Rechts ist eine auf das Gefäß blickende Frauengestalt in fließenden Ge- wändern auf den Steinquader gestützt.Zum näheren Verständnis, warum Fürnberg ein der- art prächtiges Grabmal errichten ließ, möchte ich einige Daten zu seiner Person erwähnen: 10) Zur ersten Gene- ration der Fürnbergs, die in Weinzierl wirkten, gehörte Johann Karl Weber von Fürnberg. Von ihm stammte die Armenhausstiftung (späteres Bezirksarmenhaus in der Haydnschule), er ließ die Stuckdecken im Schloss Weinzierl anbringen, erneuerte die Schlosstürme und ließ Grundbücher anlegen. In zweiter Generation ist Karl Josef Weber von Fürnberg zu nennen. In dritter und letzter Generation ist Josef Fürnberg zu erwähnen. Er entstammte der ersten Ehe von Karl-Josef Weber, Edler von Fürnberg mit Antonia Germetten. Josef ging zum Militär und war mit 26 bereits Gre- nadierhauptmann. Er legte seinen Familiennamen Weber ab und behielt nur das Adelsprädikat „von Fürnberg“. Nachdem er im Rang eines Obersten aus dem Mi- litärdienst ausgeschieden war, widmete er sich dem Holzhandel. Das Holz aus den Forsten von Gutenbrunn, Pöggstall, Leiben, Ranna, Artstetten beförderte er auf

20 Das Fürnberggrab an der Mauer der Pfarrkirche.

Das Fürnberggrab an der Kirchenmauer

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Holzschwemmen auf dem Weitenbach. Er ließ sogar einen Berg durchgraben, um dem Wasser das nötige Gefälle zu verleihen, um das Holz zu Tal schwemmen zu können. Auf diese Weise lieferte er fast die Hälfte des Brennholzbedarfes der Kaiserstadt Wien. Um sei- ne Arbeiter immer unter Kontrolle zu haben, baute Josef das hölzerne Landhaus Luberegg, das von Franz I. umgestaltet wurde. In der Folge baute er die Papierfabrik Leiben und die Glasmanufaktur in Guten-brunn. Besondere Verdienste erwarb er sich aber um das Postwesen. So erbaute er die Posthäuser in Melk und Purkersdorf und gründete die Poststationen Gutenbrunn, Pöggstall und Luberegg. Sein Erfolg schürte aber auch Neid und Eifersucht. Ein Streit, der die Melker Bürger in zwei Lager spaltete, nahm seinen Anfang in Wieselburg: Fürnbergs Schwester Eleonore, verehelichte Pelser, hatte eine Tochter namens Elisa- beth. Ihr hatte Fürnberg mit Urkunde vom 14. Febru- ar 1795 die Poststation in Melk geschenkt. Laut den Pfarrbüchern von Wieselburg heiratete Elisabeth am 7. September 1795 den Franz Xaver Neupauer. Fürn- berg aber konnte den Bräutigam nicht leiden und sei- ne Abneigung ging so weit, dass er ihn öffentlich einen

21 Situation des Fürnberggrabes.22 Die linke Seite des Sockels über dem Torbogen zeigt die Insigni-en der Post und erinnert so an die Verdienste Fürnbergs um das Postwesen in Niederösterreich.

staatsgefährlichen Menschen nannte. Fürnberg begann gegen seine Nichte Prozess zu führen und ein großer Teil der Melker Bevölkerung stand auf Seiten Elisa- beths. Jedenfalls gab schließlich das Gericht der Nich- te Recht und sie konnte die Poststation in Melk behal- ten, obgleich sie einige Punkte der Schenkungsurkunde nicht einhielt. Das Urteil gegen Fürnberg erklärt viel- leicht eine sonderbare Verfügung in seinem Testament, nach der täglich um Mitternacht ein Armer (aus dem Armenhaus Wieselburg, das seine Stiftung war) am Grabe Fürnbergs einen Rosenkranz beten sollte. Fürn- bergs Enttäuschung über den Rechtsspruch schlug sich auch in der Inschrift auf der Urne seines Grab- mals nieder: „Trauere mit mir, Rechtschaffener“.1795 verkaufte Fürnberg seine Güter nördlich der Donau, 1796 jene im Erlauf- und Melktal an Kaiser Franz I. und behielt nur das Postwesen für sich. Als er am 13. September 1799 im 57. Lebensjahr verstarb, soll die Todesursache der Biss eines tollwütigen Hun-des gewesen sein. Die Pfarrbücher erwähnen die To- desursache nicht, es ist lediglich festgehalten, dass „Joseph v. Firnberg k.k. Obrist“ am bekannten Tag gestorben und „den 16, allhier begraben“ worden ist.

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Nachdem Frau Theresia Göschl ihre gesammelten Aufzeichnungen und Bilder dem Stadtarchiv übereig- net hatte, blätterte ich in diesen Unterlagen und stieß auf ein Bild, welches offensichtlich ein Klassenfoto, leider ohne Datumsangabe, war. Das Bild ist vor der Kirche aufgenommen und zeigt im Hintergrund an der Kirchenmauer ganz links einen Teil des Fürnberg- grabes, danach das mir wohlbekannte Siedentopkreuz, welches an der Mauer hinter der Kirche steht und anschließend ein mir unbekanntes Grabmal von im- posantem Äußeren. Bei Julie Wüster 11) fand ich die Antwort: „An der nördlichen Außenwand der Kirche standen zwei Grab- steine der Familie Siedendopp. Erstens ein klassi- sches Grabmal: Auf zwei gedrungenen Säulen ruhte ein breites Gebälk (mit Inschrift), das oben von einem dreieckigen Giebel gekrönt wurde. Zwischen den Säulen kniete ein trauernder Engel vor der Grabestür.

Siedentop-Grabmäler09

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23 Das Siedentop-Kreuz steht derzeit an der Mauer hin-ter der Kirche.24 Links im Bild ein Teil des Fürnberggrabes, rechts davon das Siedentop-Kreuz und anschließend das Siedentop-Grabmal.

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Die Inschrift lautete: Ruhestätte

DesFerdinand Siedendopp Ritters von Eitzen

Oberb. Der k. k. Ptr. Weinzierl Landstandes in N. Ö.Und

Seiner Gattin Therese geborene Rosenauer

Das zweite Denkmal der Familie, aber mit anderer Rechtschreibung der Inschrift, bestand aus einem Steinkreuz über breitem Sockel mit Schlangenring. Dieser war dargestellt durch eine sich in den Schwanz beißende Schlange, als Symbol der anfangs- und end- losen Ewigkeit; ferner einen durch die Schlange hin- durchgehenden Pfeil, als Symbol des durch die Ewig- keit flüchtig dahineilenden Lebens, und einen Rosen- kranz. Dazu die Inschrift:

Katharina Siedentopp Edle von EitzenGeborene Freiin von Moser

Sie war geboren den 29. Junius 1748

mal zuordnen, wollte aber nicht glauben, dass es gänzlich verschwunden sei – irgendwo sollte doch we- nigstens der Engel oder die Platte mit der Inschrift vorhanden sein. In einem Gespräch konnte ich Christa Spörk, die sich gerade mit dem Neubau der Kirche nach dem Brand 1952 beschäftigte, für das Grabmal interessieren. Nach einigen Tagen meinte sie, ich solle doch hinter dem Altar im Oktogon Ausschau halten, dort stünde ein Engel. Tatsächlich tauchte dort, reich- lich ramponiert, der Engel vom Siedentop-Grabmal auf. Er dürfte beim Putzen schon oftmals hin- und hergezogen worden sein, wodurch ihm die gefalteten Händchen abgebrochen worden waren. Auch die Flü- gel waren abgebrochen, doch neben dem Engel an die Mauer gelehnt. Nun hieß es, die Überreste des Grab- males zu retten. Das 50 Jahrjubiläum der Einweihung der neuen Pfarrkirche kam mir hier sehr zu Hilfe, denn die Stadtgemeinde hatte noch kein Geschenk für dieses Jubiläum gefunden. Nun sollten der Engel und das Siedentop-Kreuz, restauriert und neu aufgestellt,

25 Die Pfarrkirche vor dem Brand 1952 mit den Grabmälern an der Kirchen-mauer – Überreste des Friedhofes, der bis 1877 rund um die Kirche angelegt war.

und starb mit der Standhaftigkeit einer gutten Christin

Fromm wie sie lebte tief betrauert von ihren Kindern

Am 19. August 1822 im 75. Jahre ihres Alters

Und ihr EnkelFranz Siedentopp Edler von Eitzen

Geboren den 22. und gestorben den 24. August 1822

Sie harren hier im vereinten GrabeDer seligen Auferstehung entgegen

Kindes und Aelternliebe setzten ihrem werthen AndenkenDiese Erinerungszeichen.“

Im Bautagebuch 12) zum Bau der neuen Pfarrkirche steht unter dem Datum 29. Dezember 1955 notiert: „2 Denkmäler vor der Kirche werden abgetragen.“ Ohne Zweifel handelte es sich dabei um die Siedentop-Grabmäler. Nun konnte ich endlich das Grab-

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das Geschenk werden. Die Kosten aber überstiegen die ersten Schätzungen gewaltig, sodass vorerst der Engel wiederhergestellt und aufgestellt wird. Beim nächsten Jubiläum, welches schon im kommenden Jahr gefeiert wird, soll dann die Restaurierung des Siedentop-Kreuzes folgen, sodass rechts neben dem Hauptein- gang, sozusagen als Gegengewicht zum Fürnberggrab, ein schönes Ensemble entstehen wird, welches der Pfarre als Geschenk der Gemeinden Wieselburg Stadt und Land als Andenken in Erinnerung bleiben soll.Wer aber war dieser Siedentop, dass er ein derart monumentales Grabmal hatte? Kraushofer 13) schrieb, dass Ferdinand Siedentop Ritter von Eitzen 1848 Postmeister von Kemmelbach war. Er war aber auch in den 1840er Jahren der allerhöchste Beamte der Patrimonialherrschaft Weinzierl.Weiters schrieb Kraushofer: 14) „Als Franz I. die Graf Selder'sche Herrschaft Peilstein in St. Leonhard 1827 kaufte und 1828 auch Zwerbach mit Grabenegg und

Knocking von Moritz von Menningen erwarb, wurden sie nach 1848 mit allen bereits aufgezählten Herrschaften in Wieselburg als k. u. k. Familiengüterdirektion, zu der nach 1834 auch Wolfpassing gehörte, ebenfalls unter der Oberaufsicht von Siedentop im Perzelhof verwaltet.“ Nach der Aufzählung der Wieselburger Schlösser steht zu lesen: „Die Oberaufsicht über sämmtliche Gebäude ist bisher dem Verwalter der Konz. Kk Hschft Weinzierl, Ferdinand Siedentop Ritter von Eitzen übertragen.“Offensichtlich wohnte Siedentop im Perzelhof, welcher laut Beschreibung in den Jahren 1824/25 größtenteils neu erbaut wurde und welcher der Amtierungssitz sämtlicher mit Weinzierl vereinigter Herrschaften und in welchem das gesamte Amtspersonal untergebracht war.Weiters heißt es: „Das Amtspersonale dieser mit Wein-zierl hinsichtlich der Amtierung vereinigten Herr- schaften besteht derzeit aus nachgenannten Indivi-

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26 + 27 Der Siedentop-Engel vor und nach der fachgerechten Restaurierung durch den Restaurator Erich Pummer.

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duen: Aus dem Verwalter, Ferdinand Siedentop, Ritter von Eitzen, mit einem jährlichen Gehalte von 1000 f WW. [...] Die Aufsicht und Naturalverrechnung über die ganze diesherrschaftliche Oekonomie führt der diesherrschaftl. im Rottenhauser Schloß wohnhafte, Burggraf, Augustin Martini, unter ihm zunächst, je- doch unter der Leitung, Controlle und Oberaufsicht des für das ganze Verantwortlichen Oberbeamten Fer- dinand von Siedentop, sämtliche Höfe und Dienstler.“ An August Martini erinnert heute noch eine rechts vom Haupteingang in die Kirchenmauer eingefügte Platte mit der Aufschrift „Hier ruhen

August Martinik. k. Burggraf

geb. am 29. August 1792gest. am 12. Mai 1862

und dessen GattinFranziska Martini

geb. am 12. Mai 1799gest. am 24. Jänner 1877.“

28 Der Sockel des Engels mit der Inschrift „F. Kimmel“.29 Die Martini-Gedenktafel an der Kirchenmauer rechts vom Hauptportal.

Im Anschluss an die Aufzählung des Bestandes der Güter steht folgende Unterzeichnung:

„Donc. Kk.patrim. HerrschaftWeinzierl und Perzlhof am

12. Februar 1827Siedentop Verw.

Mathis RentmeisterMartini Bggf (Anm.: = Burggraf)Schramel 1. Amtsschreiber [...]“

Kraushofer beendete seinen Artikel mit folgenden, sehr aufschlussreichen Sätzen: „Im Jahre 1827 als die- ser Bericht von Siedentop geschrieben wurde, fungier- te im Markt als Marktrichter Leopold Lasser. Er war Gastwirt und Bäckermeister und hatte sein Domizil in jenem Haus, in dem sich heute die Brauhausrestaura- tion befindet. Er war also ein angesehener Bürger, aber die wahren Herren von Wieselburg waren die vier, die den Bericht unterschrieben haben und nicht der Marktrichter.“

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Von beachtlicher Größe und schön gepflegt, steht die Friedhofskapelle direkt an der Friedhofsmauer; ja man möchte meinen, dass sie mit dem Bau der Friedhofs- mauer entstanden ist. Ein Akt der Bezirkshauptmann- schaft 15) aber beweist, dass möglicherweise früher ein Kreuz statt der Kapelle am Friedhof stand. Der Akt legt fest, dass der Friedhof bis Ende Juni 1877 fertiggestellt werden muss, ebenso muss die Herstellung einer Lei- chenkammer abgeschlossen sein.Der beigefügte Friedhofsplan zeigt, dass die Kapelle nicht gleichzeitig mit der Friedhofsmauer errichtet wor- den ist, da die Beschreibung Folgendes aussagt: „Kos- tenvoranschlag von Maurermeister Otthmar Prukner aus Steinakirchen: Das Fundament der Kruzifixmauern lang 2,50, breit 1,50, tief 2,00. Die Aufmauerung für das Kruzifix: Lang 0,32, breit 2,10.“

Freilich bedeutet das nicht, dass das Kruzifix an jener Stelle der Friedhofsmauer stand, die heute die Kapelle inne hat. Auf dem Plan sind meiner Meinung zwei Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen, die sich für den Standort des Kreuzes anbieten. Erstens jene drei Meter breite Ausnehmung, die den senkrechten Mittelgang des Friedhofes abschließt. Zweitens die Stelle, die sich neben der Leichenhalle befindet und eine Wölbung zeigt, die für ein Kreuz prädestiniert gewesen wäre. 1876, das zeigt der Plan, war jedenfalls die Fried- hofskapelle noch nicht vorhanden. Über die Renovie- rung der Friedhofskapelle berichtet die Pfarrchronik: 16) „Die Friedhofskapelle. Wurde 1973 erneuert – von Fir- ma Thanel. Von der Firma Neu aus Amstetten stammt der Granit-Altartisch. Das Schmiedeeisentor stammt von der Firma Lindtner. Die Gesamtkosten der Reno- vierung beliefen sich auf 104.504 S.“

30 Die Friedhofskapelle. 31 Der Plan vom Friedhof.

Friedhofskapelle10

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des Werkunterrichtes unter der Betreuung ihrer Leh- rerin Gertrud Moser, eifrig bei der Sache. Die Tore mussten vom Rost befreit und neu gestrichen wer- den, die Bilderrahmen, in denen sich die Fotos und Namen der Gefallenen befinden, geschliffen und neu eingelassen werden. Kraftvolle Unterstützung beim Transport der schweren Eisentore leistete Herr Mar- tin Holzer von der Friedhofsverwaltung, der auch die Malerarbeiten an der Kapelle durchführte. Was den Schülern nicht möglich war, nämlich die fachkundige Restaurierung der neugotischen Herz-Jesu-Statue, wurde von Frau Michaela Hager (Restauratorin und Vergolderin) übernommen. Dies alles war natürlich nur durchführbar, weil die Kosten des Gesamtprojek- tes in dankenswerter Weise von der Stadtgemeinde Wieselburg, der Gemeinde Wieselburg-Land, der Pfarr-gemeinde Wieselburg und dem Kameradschaftsbund Wieselburg getragen wurden. Die Hauptschulgemeinde Wieselburg unterstützte das Projekt ebenfalls. Im Rahmen einer kleinen Feier und Segnung im Beisein aller Beteiligten konnte die Kapelle wieder ihrer Be- stimmung übergeben werden.“

32 Die Restauratorin Michaela Hager und die Jesusstatue aus der alten Kirche. 33 Der Seitenaltar mit der selben Statue. 34 Das „Restaurierungsteam“ der Hauptschule Wieselburg.

Die letzte Kapellenrenovierung fand im Jahre 2005 statt. Die Wieselburger Stadtnachrichten 17) berichteten darüber Folgendes: „Alle halfen zusammen, die einen durch tatkräftigen Arbeitseinsatz, die anderen durch Abdeckung des finanziellen Aufwandes. Aus Anlass des Jubiläumsjahres 60 Jahre Kriegsende, 50 Jahre Freiheit für Österreich, wurde von Schülern der 4b und 4d Klasse der Hauptschule Wieselburg, die Sanierung der Friedhofskapelle in Angriff genommen. Als Zei- chen der Wertschätzung den Gefallenen gegenüber, waren sie in Form eines Schulprojektes, im Rahmen

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Früher bezeichnete man das Kreuz bei der Gedenk- städte des unbekannten Soldaten als Friedhofskreuz. Das heutige Friedhofskreuz hat seine Existenz der Spendenfreudigkeit der Wieselburg und der Einsatz- freudigkeit des Kameradschaftsbundes zu verdanken. Um das Friedenskreuz finanzieren zu können, initiier- te der Kameradschaftsbund eine Bausteinaktion. Das nicht benötigte Geld wurde zum Ankauf eines neuen Friedhofskreuzes verwendet. Das Kreuz wurde von der Firma Holzbau Winkler gefertigt und vom Kame- radschaftsbund in 30-stündiger Arbeit aufgestellt. Mit einem Fackelzug wurde das Kreuz in der Osternacht des Jahres 1992, exakt am 18. April, gesegnet.

35 Das Aufstellen des Kreuzes war ein kompliziertes Unterfangen.36 Das Friedhofs-kreuz mit der Kirche im Hinter-grund.

Das Friedhofskreuz11

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Nicht zu übersehen ist im unteren Teil des Friedhofes die Gedenkstätte für die Soldaten aus dem 1. Weltkrieg und die Gräber der unbekannten Soldaten aus dem 2. Weltkrieg. Auf einem durch eine Bruchsteinmauer erhöhtem Wiesenstück stehen Kreuze mit den Namen der hier begrabenen Soldaten, darunter aus Schmiede- eisen geformt die Jahreszahl „1939 - 1945“. Daneben stehen mit dichtem Buschwerk im Hintergrund je zwei Steinsäulen mit den Namen der Gefallenen aus dem 1. Weltkrieg, dazwischen ein Tatzenkreuz mit den Jahreszahlen 1914 und 1918 im Zentrum, neben der rechten äußeren Steinsäule ein modern anmutendes Kreuz, ebenfalls mit den Jahreszahlen 1914 - 1918.Im Jahre 2001 wurden die Kreuze der Soldaten von den Schülern der Hauptschule unter der Leitung von Barbara Hager restauriert. 2004 leitete Barbara Hager ein ähnliches Projekt und restaurierte mit ihren Schü- lern die Steinsäulen. Diese wurden von den Schülern gereinigt und die bereits unleserlich gewordene Schrift nachgezogen. Das Kreuz, welches sich seit 1992 bei der Gedenkstätte befindet, war früher als Fried- hofskreuz tituliert. Die Gedenkstätte wird von der Stadtgemeinde Wieselburg betreut.

37 + 38 Das Denkmal am Friedhof für die Soldaten der beiden Weltkriege. 39 + 40 Die Hauptschüler von Wieselburg mit ihrer Lehrerin Barbara Hager bei den Renovierungsarbeiten.

Soldatengedenkstätte auf dem Friedhof

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„Der Tod ist nicht das Ende, er ist der Übergang oder das Tor zum ewigen Leben. Dies soll durch das Tormotiv ausgedrückt werden. Die Vergänglichkeit des irdischen Lebens wird in der Materialwahl des rostigen Stahles symbolisiert. Gleichsam wie eine Himmelsleiter zeigt der schwarze Marmor durch das Tormotiv zum Kreuz empor. Das Kreuz als Zeichen unseres Glaubens und des Ewigen und Unvergänglichen strahlt in poliertem Edelstahl.Der Tod ist nicht das Ende. Und so kommt hinter dem Torbogen durchscheinendes, transluzentes Glas, das abends von hinten beleuchtet ist. Es ist nicht klar zu erkennen, was sich dahinter verbirgt, aber Licht scheint durch, es ist hell wie das Licht am Ende eines langen Tunnels. Es gibt Hoffnung.“ Dies sind die Entwurfsgedanken des Schöpfers dieses Denkmales, DI Johannes Scheruga. Das „Tor der Hoff- nung“ steht in der Längsachse des Friedhofes, gegen-

über dem Eingangstor an der abschließenden Fried- hofsmauer. In der Festschrift zum 60. Geburtstag von Dechant Franz Dammerer 18) schreibt DI Johannes Scheruga Folgendes: „Ich hatte mir den künstlerischen Teil aus- gesucht, die Finanzierung überließ ich gerne ihm (Anm.: dem Pfarrer). Mit seinem Charme und bewähr- ter Überredungskunst holte er wiederum seine ,Mannen des Kameradschaftsbundes‘ mit Obmann Josef Hof- marcher zu freiwilligem Arbeitseinsatz. Nervenstärke bewies der Bauherr, als mit der Montage der Stahl- konstruktion begonnen werden sollte und von der EVN plötzlich ein Baustopp angeordnet wurde, da das Denkmal genau unter der Hochspannungsleitung steht. Der erforderliche Sicherheitsabstand musste durch Vermessung eines Geometers nachgewiesen werden, die Zentrale in der Südstadt musste zustim-

41 Das „Tor der Hoffnung“ wurde von Architekt DI Johannes Scheruga geplant. 42 + 43 Die Bauarbeiten am „Tor der Hoffnung“ schreiten voran.

Das „Tor der Hoffnung“13

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men, Allerheiligen nahte und der Fertigstellungstermin war gefähr- det. Mit seinem aufmunternden ,Ihr macht's des schon‘ sollte er recht behalten.“Die Maurerbeiten zum „Tor der Hoffnung“ wurden im Wesentlichen von Josef Hofmarcher, die Schlos- serarbeiten von der Firma Georg Roher und die Steinmetzarbeiten von der Firma Rainer Gröbner durchgeführt. Das „Tor der Hoff- nung“ wurde am Allerheiligentag 2000 durch Dechant Franz Dam- merer eingeweiht. u Architekt DI Johannes Scheruga wurde 1940 in Wien geboren, ma- turierte am humanistischen Gym- nasium Melk und studierte Archi- tektur an der Technischen Uni- versität Wien. Seine Planungen be- schränkten sich nicht allein auf Österreich, sondern fanden auch in Deutschland, Ungarn, Rumänien und Russland Anerkennung.Das Motto des Architekten DI Jo- hannes Scheruga lautet: „Die Welt mit offenen Augen sehen und dabei jede Blickrichtung zulassen – mein Arbeitsstil in Architektur und Ma- lerei.“

44 Das Bild zeigt die drei Ebenen des Denkmales am Friedhof. 45 Porträt des Architekten DI Johannes Scheruga.

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Schon seit langem wünschte sich die Jägerschaft eine Kapelle. Dies wurde auch im Hegering besprochen und schließlich beschlossen, dem Wunsch Taten folgen zu lassen. Anton Roher und DI Günther Hilscher tra- ten den Weg zum damaligen Pfarrer Teufel an, um ihr Ansinnen vorzubringen. Dieser ebnete verständnis- voll den Weg zu dem Vorhaben und stellte den Jä- gern den Grund am Burggraben bei der Auffahrt zum Friedhof zur Verfügung. Nun ergab sich die Frage, welches Aussehen die Kapelle haben sollte. Die Jäger besuchten und besichtigten die Kapellen der umliegenden Gemeinden und schufen sich so eine Vorstellung, wie ihre künftige Kapelle aussehen sollte. Der Hauptakteur, der „Chefmaurer“ beim Bau der Kapelle, war Josef Parb, wie mir DI Günther Hilscher erzählte.Anton Roher schmiedete das Gitter. Eine Rolle, wel- che die Namen der am Kapellenbau beteiligten Arbei-

ter enthält, wurde zum Andenken in die Kapelle ein- gemauert. Zu diesen Personen zählten Anton Roher, Johann Schönbichler sen., Edi Wieland sen., Ernst König, Franz Hackl, Josef Parb, Ignaz Landstetter, Alois Baumböck sen. und Walter Pontoni. Der Kapellenbau wurde von der Jägerschaft nicht nur initiiert, sondern auch finanziert.Anlässlich der Stadterhebungsfeier und der Veran- staltungen zu diesem Anlass, die sich über zwei Monate zogen, erfolgte im Rahmen des Bezirksjägertages am Abend des 27. Mai 1976 um 20 Uhr die feierliche Segnung der Hubertuskapelle durch Pfarrer Leopold Teufel. Die Festgäste sammelten sich beim Hochhaus und gingen mit musikalischer Begleitung zur Kapelle. Hu- bert Hilscher und Barbara Schubert sagten ein von

46 Die Hubertuskapelle am Burggraben mit Geweih und Statue. 47 Die Kapelle mit Kreuz und Geweih.

Hubertuskapelle am Burggraben

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Helene Maria Hajek verfasstes Gedicht auf:„St. Hubertus Du,stehst hier am Burggraben in aller Ruh.Von Jägerhand bist Du erbaut,Du bist sein Stolz, bist Ihm vertraut.Eingeweiht wirst du nun heut,Dein Aussehn alle uns erfreut.St. Hubertus, schau auf uns nieder,beschützte uns Jäger im Wald immer wieder.Macht einer für immer die Augen dann zu,hier stellt man Ihn ab, zur letzten Ruh.Ein letzter Gruß, ein Weidmanns Dank,Zum Abschied ertönt des Jagdhorns Klang.“

Nachdem alle Reden gesprochen waren, lud die Jäger- schaft zu einem Fest im Gasthaus Bruckner ein. Im Jahre 2000 wurde eine Stützmauer errichtet und Pfar- rer Dammerer segnete die Hubertusstatue, welche die Handschrift der Mühlinger Schnitzerin Hilde Tötzl trägt. Lange Zeit wurde die Kapelle von Frau Hilscher gepflegt, heute erfolgt die Pflege leider nur mehr sporadisch. Wenn ein Jäger stirbt, dann wird die Kapelle mit Blumen geschmückt und ein Kerzlein an- gezündet. Beim Begräbnis wird der Sarg vor der Kapel- le abgestellt und der verschiedene Jäger mit einem letzten Weidmannsheil zu den Klängen der Jagd- hornbläser verabschiedet.

48 Die Einweihung der Hubertuskapelle fand im Rahmen der Stadterhebungsfeierlichkeiten statt. 49 Die Einweihung durch Pfarrer Leopold Teufel. 50 Hubert Hilscher trug das Gedicht von Helene Maria Hajek vor.

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Auf dem Kirchenberg steht an der Straße nach Schacha beim Abgang zum Weinzierler Steg ein Bildstock, der ursprünglich als Grenzzeichen errichtet worden war. Es endete hier der Besitz der Pfarre. Bischof Johan- nes und der Reichsfürst zu Regensburg unterzeichne- ten in Pöchlarn am St. Maria Magdalena Tag der Hei- ligen Frauen im Jahr 1391 einen Stiftbrief, mit dem sie der Pfarrkirche St. Ulrich zu Wieselburg den Grund auf dem Kirchenberg zueigneten. Während die Kirche seit ihrer Errichtung zum Bistum Passau gehörte und im Jahr 1235 dem Stift Mondsee überlassen wurde, war „der übrige Teil des Kirchberges, darauf des Pfarrers Underthannen ligen, biß in die Tieffen, sambt den Ackher hinder der Kirch ligent und der Grueb, so daran stöst“ 19) bis 1391 Eigentum des Hochstiftes Regensburg.Bereits damals, vor mehr als 600 Jahren, wird wohl dort als Grenzmarkierung ein Kreuz errichtet worden sein. Als es Streit mit der Herrschaft Wieselburg um den Grund der Leinwandbleiche an der Kleinen

Erlauf gab, finden wir erstmals in einer Planskizze um 1756 den Bildstock unter „gemauerte Martersäullen“ eingezeichnet. Michael Resch, am 12. Dezember 1748 im Ort Berg Nr. 5 als Schullehrerssohn geboren, dort aufgewachsen und selbst „durch 17 Jahre hier Schul- lehrer, sodann als absolutus Philosophus zu Gräz in Steuermarkt, dann wirklicher Kapellmeister und Pro- fessor zu Grein und dermahliger Pensionist zu Krems“, hielt am 3. Juni 1814 sein Wissen um die Grund- und Besitzverhältnisse am Kirchenberg in einem „Zeugniß“ fest. Er schrieb: 20) „[...] wie ich alles gut weiß und oft genug gehöret habe.1. Der bemeldte Kirchen- und Pfarrhofgrund wurde schon vor vielen hundert Jahren laut Stiftbrief von einem Hochwürdigsten Herrn Bischof zu Regenspurg theils der Kirche, theils dem Pfarrhof zu Wieselburg frey geschenket.2. Dieser Grund gehet über den ganzen sogenannten Kirchenberg mit Einschluß der halben Strasse bis in die Tiefe der kleinen Erlauf und der Breite nach bis zum gemauerten Kreuz nächst dem Weinzierler Steeg. [...]“[Historische Forschung und Text: Maria Eilenberger]

51 Die Stegkapelle. 52 Auf dem Bild ist durch die Stufen erkennbar, dass die Straße früher deutlich unter dem Bildstockniveau verlief.

Stegkapelle15

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Die Bezeichnung „Stegkapelle“ ist eine in Wieselburg geläufige, ob- gleich festgehalten werden muss, dass es sich um keine Kapelle han- delt, sondern um einen Bildstock. Josef Pfeiffer, Benefiziat in Wein- zierl, der um 1820 viele seiner be- kannten Skizzen für Kaiser Franz und dessen Gemahlin anfertigte, hielt den Bildstock in mehreren Bildern in seiner damaligen Gestalt fest.Um den Bildstock ranken sich ei- nige sehr ähnliche Sagen: 21) „Ein geiziger Burgherr auf dem Kirchen- berg von Wieselburg hat einmal einen Bettler oder Wandersmann nur einen abgenagten Knochen vorgeworfen, als dieser ihn um ein Almosen anflehte. Daraufhin soll dieser die Burg verflucht haben. Je- denfalls ist bald darauf der Bettler vor den Toren der Burg verhungert aufgefunden worden. Worauf ihn der Graf einfach beim Weinzierler Steg einscharren ließ. Eines Tages ist der Burgherr mit seiner Frau um seinen Besitz herumgegangen. Wie sie zu der Stelle kommen, an welcher der Bettler verscharrt wor- den war, sehen sie dort drei schwar- ze, schauderhafte Katzen sitzen, welche die beiden angefaucht ha- ben. Der Burgherr hat daraufhin den Bettler ausgegraben und im Friedhof beisetzen lassen. An der Stelle des Grabes hat er den Bild- stock errichten lassen.“Ein paar alte Männer erzählten weiters, in ihrer Kindheit habe sich niemand nachts an dem Bildstock vorbeizugehen getraut. Dort hätte man öfters drei riesige schwar- ze Hunde mit Augen, so groß wie

53 Die Karte aus dem Diözesanarchiv aus dem Jahre 1756 zeigt die Stegkapelle.54 Eine Pfeifferskizze zeigt die Stegkapelle, dahinter die Haydnschule, das Schloss Weinzierl und die Schlosskapelle.

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Pflugräder, sitzen gesehen, welche gegen die Vorbei-gehenden die Zähne gefletscht haben.Über die letzte große Renovierung des Bildstockes be-richtete der Erlaftal-Bote: 22) „Ihr äußeres Bild war nicht mehr sehr ansehnlich, so dass sich beherzte Frauen und Männer der Seniorenrunde veranlasst sahen, sie von Grund auf zu adaptieren, in welchem Zusammen- hang Helene Punz aus Weinzierl die Initiative ergriff. Alsbald scharten sich um sie fleißige Helfer wie Leo- pold Kaltenbrunner (Weinzierl), der 82jährige Pen- sionist Engelbert Erber aus Schacha sowie der Hobby- Schnitzer Ernst Vaclavec aus Mühling, der in un- unterbrochener 14tägiger Feinarbeit eine 50 cm hohe prachtvolle Madonna aus Zirbenholz schuf. Die Stadtgemeinde Wieselburg leistete für die Kapellen- sanierung dankenswerterweise wertvollen materiellen Beitrag. Am 3. September 1987 war es nun so weit, dass die Andachtsstätte eingeweiht und ihrer Be- stimmung übergeben werden konnte, was durch Pfar- rer Franz Dammerer in Anwesenheit von 150 Personen aus ,Stadt und Land‘ feierlich vollzogen wurde. Dam- merer dankte in einer Ansprache allen Helfern die am Gelingen des Werkes teil hatten und gab der Hoff- nung für ein gern geübtes Aufsuchen der Kapelle Aus- druck. Seit mehr als 20 Jahren betreut Cäcilia Gruber diese Weihstätte und will sie auch weiterhin gerne pflegen und mit Blumen versehen wozu in nachbarli-

55 Eine alte Ansicht des Bildstockes. 56 Die Rückansicht des Bildstockes zeigt eine seichte Nische, die sicherlich früher ein Bild barg.

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cher Umgebung Franz Erber einen hölzernen Blumentrog schuf. Der festlichen Einweihung folgte eine freundliche Aufwartung.“ Hinzuzufügen ist noch, dass bei dieser Renovierung ein steinernes Fundament zum Vorschein kam. Der Bildstock selber wurde mit Ziegeln aufgemauert.Helene Punz organisierte nach der Renovierung im Jahr 1987 eine Maiandacht vor der Kapelle. Seit- her wird die Andacht dort alljähr- lich unter großer Beteiligung der Bevölkerung abgehalten. Der Bild- stock steht auf Grund der Stadt- gemeinde Wieselburg.

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Ybbs

Kaninghof

Weinzierl

Scheibbs

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Wieselburg – Peripherie

1 Die Kapelle in der Haydnschule2 Bildstock der Familie Melitta und Andreas Hrabe, Sonnleiten 13 Das Antonibildstöckel4 Das Wüsterdenkmal5 Bildstock am Kapellenweg6 Das Haus in der Scheibbser Straße 327 Bildbaum beim Pyhrawald

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In der Gemeinde Wieselburg-Land steht am Hang des „Schneeberges“ ein imposantes Gebäude, welches der älteren Generation als „Armenhaus“, der jüngeren als „Haydnschule“ bekannt ist. Seit 1964 ist das Gebäude im Besitz der Stadtgemeinde Wieselburg und wurde als Volksschule und später als Sonderschule genutzt. Seit 1998 befindet sich darin die Musikschule. Die Ge- meinde Wieselburg erwarb das Gebäude mit rund 7.000 m2 Grund um den Kaufpreis von 220.000 Schillingen. 1) Beim Bau eines Konzertsaales im Dachgeschoß stieß man im ostseitigen Anbau auf Fragmente von roten und grauen Schriftzeichen. Über dem niedrigen Tür- bogen, der dem Fenster gegenüber liegt, steht an der Innenseite des winzigen Raumes in grauen Buchsta- ben „Gelobt Sei Jesus Christus“. Gegenüber, links vom heutigen Fenster, ist in grauen Buchstaben zu lesen „Herr. bleibe. bei. uns. den. es. wird. Abend.“. Die einzelnen Worte sind dabei jeweils durch einen Punkt voneinander getrennt. Über dem Fenster kann man in roten Buch- staben „Wen. Gott. Hilft. Geht“ entziffern, die restli- chen Buchstaben sind unleserlich. Es erhebt sich nun die Frage, warum diese Inschriften hier angebracht wurden. Dazu ein Rückblick auf die Geschichte der Haydn- schule. Um 1578 erwarb Dr. jur. Johann Linsmayr Freiherr v. Greiffenberg die Herrschaft Weinzierl. Er erbaute am Fuß der Südseite des Schneeberges ein „Kastenhaus“ als Lager für die Getreidelieferungen seiner Untertanen. Als der Besitz im Jahr 1681 an den Grafen von Hofkir- chen kam, wurde das „Kastenhaus“ nicht mehr be- nutzt. Der nächste Besitzer, Johann Anton Braun zu Rottenhaus (ab 1715), gründete das Armenhaus Weinzierl für seine armen und kranken Untertanen. Erstmals findet sich in den Wieselburger Sterbe- matriken 1728 eine Eintragung vom „armen Hauß zu Weinzierl“. In dieser Funktion bestand das Gebäude bis 1949.

1738 kaufte Dr. phil. Dr. med. Johann Carl Weber Edler v. Fürnberg die Herrschaft Weinzierl und be- dachte das Armenhaus am 18. Oktober 1750 mit einer großzügigen Stiftung. Sechs Männer und sechs Wei- ber sollten dort einen gesicherten Lebensabend ver- bringen können. Fürnberg bestimmte unter anderem, dass diese Menschen eine einheitlich braune Kleidung mit blauen Aufschlägen erhalten sollten. F. X. Schweickhardt von Sickingen 2) schrieb 1838: „Dann befindet sich noch hier [...] ein großes Spi- talgebäude, zweistöckig, mit Schindeln gedeckt, wo- rin eine kleine Kapelle befindlich ist, gestiftet auf 6 männliche und 6 weibliche Personen.“ Als nach der Revolution 1848 die Herrschaften abgeschafft und für die Armenversorgung die Gemeinden zuständig waren, versuchte Pfarrer und Armeninstitutsdirektor Paul Renk in die Stiftung Klarheit zu bringen. In sei- nen vielen Eingaben wird um 1864 das Spital be- schrieben und auch die Kapelle erwähnt.Ende des 19. Jahrhunderts wurden in allen nieder- österreichischen Bezirken Altersheime errichtet. Die

01 Die Weinzierler Pietà.

Die Kapelle in der Haydnschule01

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Wahl für den Bezirk Scheibbs fiel auf das sogenannte Spitalgebäude in Weinzierl. Am 4. Jänner 1899 wurde die Umbaubewilligung erteilt, die feierliche Einweihung des „Bezirksarmenhauses“ erfolgte am 28. Jänner 1901 durch Dechant Strobl aus Purgstall. Im 1. Stock wurde eine Kapelle, dem Hl. Josef geweiht, eingerichtet. Über ihre Neuausstattung ist im Erlaftal-Boten 3) zu lesen: „Vergangenen Donnerstag wurde für die Kapelle des hiesigen Bezirksarmenhauses ein neuer Kreuzweg durch den hochwürdigen Herrn Dechant Huber von Ferschnitz eingeweiht. Da diese Kapelle mit einer Meßlizenz ausgestattet ist, las der Herr Dechant die erste hl. Messe in derselben, nachdem noch vorher die neuangeschaffte Kirchenwäsche und die neuen Mess- gewänder, davon einige von besonderer Schönheit, geweiht worden waren.“Wöchentlich einmal las der Wieselburger Pfarrer im Armenhaus die Messe. Versorgt wurden die Bewohner von Schwestern aus der Congregation vom heiligen Kreuz, Provinz OÖ., die laut nachfolgendem Brief die Kapellenausstattung zur Verfügung gestellt hatten. Am 31. Jänner 1917 „erhebt die Provinz Oberösterreich, zu welcher ja das Armenhaus in Wieselburg seit Tren- nung der Provinzen nicht mehr gehört, keinen An- spruch auf die seinerzeit von Sr. Ascellina angeschaff-

ten Kapelleneinrichtung samt Paramenten.“ 4) Zustän- dig sind nun die Kreuzschwestern mit Sitz in Laxen- burg, die mit Brief vom 7. Februar 1917 die Einrichtun- gen übernahmen, und zwar Hausaltar, ewiges Licht, Lampen, sämtliche Paramente in der Sakristei, Kreuzwegbilder und dergleichen. Die Kirchenbänke sind nicht inbegriffen, da sie zum Eigentum des Bezirksarmenrates Scheibbs zählten.Nach Aussagen von Zeitzeugen befand sich die Kapelle des Bezirksaltersheimes im rechtsseitigen Gebäudeteil im 1. Stock. Als Sakristei könnte der untere Raum des Mittelrisalits genutzt worden sein. 1949 wurde das Altersheim in Weinzierl aufgelassen und die Bewohner in andere Häuser verlegt. Ursache war angeblich der Schwesternmangel, vielleicht auch der schlechte Bau- zustand des Hauses. Dies bedeutete auch die Schlie- ßung der Kapelle.[Historische Forschung: Maria Eilenberger]Stefan Denk schrieb dazu: 5) „Bei dessen Übersiedlung (Anm.: gemeint ist das Bezirksarmenhaus) fand der Verfasser unter dem Dachbodengerümpel eine schlich- te, aber volkskunstgemäß im Geschmack des bäuer- lichen Barocks geschnitzte halbmeterhohe Pietà, die höchstwahrscheinlich einst auf dem Altar der heute räumlich nicht mehr feststellbaren Heimkapelle stand.

02 Die Inschrift in der Nische im Obergeschoß der Haydnschule.

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Die Statue kam zu denkmalschutzgemäßer Verwah- rung an die Bezirkshauptmannschaft Scheibbs, bis sich eine entsprechende Aufstellungsmöglichkeit in Wiesel- burg böte. Daß ein Marterl an der Wiener Straße in Wieselburg eine verblichene, auf Holz gemalte Abbil- dung dieser Weinzierler Statue enthält, zeugt von der Verehrung, die diese hier einst genoß.“Nachdem ich diese Zeilen gelesen hatte, machte ich mich auf die Suche nach der Pietà und konnte sie wirk- lich in der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs ausfindig machen.Ich wandte mich mit der Bitte an die Bezirkshauptfrau von Scheibbs, die Pietà wieder nach Wieselburg zu überstellen. Es wäre schön, so dachte ich, sie gleichzeitig zum Erscheinen vorliegenden Buches wieder in der Haydnschule zu wissen, wo sie einst beheimatet war. Mein Interesse und meine Anfrage waren Grund genug, die Pietà nach St. Pölten in die Kulturabteilung zu verfrachten, wo ich nach mehrmaliger Nachfrage dann die Antwort erhielt, dass es sich um eine beachtliche Arbeit handle, die restauriert und dem Landesmuseum einverleibt werde.

03 Die Inschrift über dem Türbogen, der aus der Nische herausführt. 04 Der kleine Raum mit den Schriftzeichen befindet sich im dritten Obergeschoß des Mittelrisalits.

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Nahe dem öffentlichen Weg, welcher von Wieselburg in der Verlängerung der Kastanienallee nach Pyhra führt, steht ein gemauerter Tabernakelbildstock mit einem Marienbild. „Errichtet aus Dankbarkeit für glückliche Heimkehr aus dem Zweiten Weltkrieg 1940 - 1945“ steht auf einer Tafel zu lesen, darunter auf einem ei-genen Täfelchen die Jahreszahl „1954“.

05 Früher stand der Bildstock im Schutze einer großen Birke. 06 Der Bildstock ist ein Symbol des Dankes.

Bildstock der Familie Melitta und Andreas Hrabe, Sonnleiten 1

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Franz und Marianne Nestelberger berichteten mir, dass der Bildstock im Jahre 1954 von Anna Wol- mersdorfer erbaut wurde. Der Grund für den Bau war die glückliche Heimkehr von Leopold Wolmersdorfer und Sohn Stefan Nestelberger aus dem Krieg. Der Bildstock befindet sich heute im Besitz der Familie Melitta und Andreas Hrabe.

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Das Antonibildstöckel steht auf der Sonnleiten am Weg von der Kastanienallee zum Pyhrawald. Früher stand hier ein Holzmarterl, das zum Haus Sonnleiten Nr. 2 der Geschwister Karl, Anna, Anton, Josefa und Loisl Winter gehörte. Die Geschwister erbauten in den 1920er Jahren anstelle des Holzmarterls den Beton-bildstock. Nach dem Tode Antos wurde seine Witwe die Lebens- gefährtin von Franz Stadler, dem Vater von Frau Ends- dorfer. Der Grund, auf dem das Bildstöckel steht, gehörte in der Folge zu den Gründen der Familie Endsdorfer, kam aber durch Grundtausch an Familie Wolmersdorfer.

Der Bildstock gehört heute den Nachfolgebesitzern des Hauses Wolmersdorfer, Melitta und Andreas Hrabe. Ursprünglich befand sich das Bildnis des Hl. Antonius im Bildstock, weshalb er auch „Antonibildstock“ ge- nannt wird. Zu unbestimmter Zeit wurde das Bild durch eine Darstellung der Hl. Theresia ersetzt, wel- che die Inschrift „Hl. Theresia vom Kinde Jesu – Patronin der Missionen“ trägt. Auf dem alten Bild von Alois Wolfram steht das Bildstöckel unmittel- bar neben einem Grenzstein, was die Frage aufwirft, ob es früher bereits eine Grenzmarkierung war.

07 Das Antonibildstöckel im Jahre 2004. 08 Das Bildstöckel in den 1960er Jahren fotografiert von Alois Wolfram.

Das Antonibildstöckel03

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„Dort wo die Wiesen der Sonnleiten an die Äcker der Gemeinde Bergland grenzen, steht zwischen zwei Bir- ken eine für unsere Gegend unüblich große Freiplastik, deren oberer überdachter Teil eine Herz-Jesu-Statue birgt. Auf einer Fotografie der 1960er Jahre ist im Sockelbereich ein Bild, ebenfalls eine Herz-Jesu-Dar- stellung, zu sehen.“ 6) Wahrscheinlich malte Julie Wüs- ter dieses Bild selber. Wie dem Buch „Julie“ zu ent- nehmen ist, war sie eine ausgezeichnete Malerin. Heute ist dieses Bild durch ein Kupferrelief ersetzt, welches vom Purgstaller Hollaus angefertigt wurde. Es zeigt eine lilienumkränzte Madonna mit dem Jesukin- de und darunter die Inschrift „Maria bitte für uns“.Nach langem Rätseln um den Sinn und Ursprung des Denkmales fand Thiele Wüster in Julies Tagebuch den entscheidenden Hinweis für eine fundierte Aussage aus ihrer Zeit in Breslau: „Bei strömendem Regen machte meine Freundin mit mir den Ausflug nach Oberschreiberhau. Gelegentlich meiner einsamen Spa- ziergänge am Kynast gelobte ich, auf einem Prome- nadenwege mit ähnlich schöner Fernsicht eine Herz-Jesu-Kapelle bauen zu lassen. Das sollte zum Dank geschehen falls Eugen nicht ins Feld geschickt würde.

09 Die überdachte Freiplastik auf der Sonnleiten mit dem Kupferbild im unteren Segment. 10 Die Lage der Parzelle, auf der das Denkmal steht.

Das Wüsterdenkmal04

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Während der betreffenden Entscheidung lag ich in der Hirschberger Kirche auf den Knien und mein Gebet wurde auch erhört.“ 7) Tatsächlich befindet sich das Denkmal am Ende des Wiesenweges, welcher als Ver- längerung der Kastanien-Allee anzusehen ist. Julies Enkelsohn Thiele Wüster erzählte mir bei einem Wie- selburgbesuch, dass ihn seine Großmutter als Kind an ihren Lieblingsplatz zu dieser Statue geführt hatte. Bemerkenswert ist, dass das Denkmal auf einer eigenen kleinen Parzelle im Kataster ausgewiesen ist. Wie ich in Erfahrung bringen konnte, erwarben Antonia Endsdorfer und Josef Nagelhofer im Jahre 1981 das Grundstück samt Denkmal. Im selben Jahr ließen sie über dem ursprünglichen Bild das Kupferrelief an- bringen.

11 Die große Freiplastik des Wüsterdenkmales. 12 Das Kupferbild, welches anstatt des Herz-Jesu-Bildes den unteren Teil des Denkmales füllt. 13 Das Wüsterdenkmal mit dem ursprünglichen Bild, welches möglicherweise Julie Wüster selber malte.

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Fährt man die Wiener Straße Richtung Petzenkirchen, so zweigt am Siedlungsende von Wieselburg der Ka- pellenweg links von der Wiener Straße ab. Hier steht zwar keine Kapelle, sondern ein Bildstock, der aber durch die weitläufige Bezeichnung „Kapelle“ namens- gebend für die Straßenbezeichnung war.Der Bildstock war wie manch anderer in der Gegend eine Grenzmarkierung. Die Herrschaft Purgstall war in diesem Gebiet bereits seit 1415 Inhaber des Land- gerichtes. Sigmund Nikolaus Freiherr v. Auersperg teilte im Jahr 1568 seinen Besitz unter seinen beiden Söhnen. Wolf Sigmund erhielt das „Landgericht Neuschluß“, Wolf Johann den nordöstlichen Teils als „Landgericht Altschloß“, zu dem Wieselburg gehörte.Die Grenze des Landgerichts Altschloß wird im Wie- selburger Bereich beschrieben: 8) „[...] gegen Senftenegg unters Schloß, wo die Tafern gestanden, von dannen an das Weidholz am Weg, vom Weidholz an das König- holz, vom Königholz gegen Petzenkirchen mitten aufs Feld beim Kreuz und dann am breiten Aicher Wehr der großen Erlauf und nach dem Wasser der Erlauf herauf wieder gegen Purgstall. [...] In diesem Gezirk liegen [...] Weinzierl samt dem Dorf, Wieselburg samt dem Markt, St. Ulrich und denselben umliegenden Dörfern [...]“ Nördlich davon schloss das Landgericht Peilstein an. Aus einem Häuserverzeichnis dieser Herrschaft Peil- stein von 1819 können wir die Landgerichtsgrenze ge- nau verfolgen und die mit Bildstöcken gekennzeichne- ten Grenzpunkte feststellen. Daraus ist abzuleiten, dass der Bildstock an der Wiener Straße dem Kreuz „vom Königholz gegen Petzenkirchen mitten aufs Feld“ entspricht.Erst wurde vermutet, dass die damalige Landes- gerichtsgrenze zwischen Purgstall und Peilstein die heutige Bezirksgrenze sei. Im Peilsteiner Häuserver- zeichnis 1819 lässt sich jedoch die Grenze verfolgen. Sie verläuft südlich der beiden Häuser in Bauxberg, ebenso südlich vom Kaninghof. Diese drei Häuser ge- hörten zu Peilstein, ebenso das Haus auf der Sonnlei- ten Nr. 1 und die drei Haarhäusl. Dann gegen Petzen-

kirchen mitten aufs Feld beim Kreuz. Zu dieser Zeit standen dort weit und breit keine Häuser. Bei dem Kreuz war die Übergabestelle von Verhafteten der Landgerichte Purgstall bzw. Peilstein.[Historische Forschung und Text: Maria Eilenberger]

Wolfram 9) beschrieb den Bildstock mit 3,10 Metern Höhe. Diese Angabe lässt Rückschlüsse auf das frühere Straßenniveau zu, denn heute scheint der Bildstock niedriger. Die Bildstocknische ist etwa 1 Meter hoch und durch ein einfaches Stabeisengitter abgeschlos- sen. Sie birgt eine offensichtlich sehr schlecht restau- rierte Pietà. Es ist jene Statue, die Stefan Denk 10) als die Weinzierler Pietà aus der Armenhauskapelle iden- tifizierte. Die Tatsache, dass sie hier noch einmal als Bild existiert, zeugt von großer Verehrung und Be- liebtheit der Statue bei der hiesigen Bevölkerung. An der Rückseite des Bildstockes befindet sich eine 44 cm hohe, 40 cm breite und 20 cm tiefe Nische, die aber kein Bild trägt, ist sie doch direkt in der Thu- jenhecke des Grundbesitzers verborgen. Früher trug sie sicher eines, sodass die auf dem Feld arbeitenden

14 Der Bildstock in der Wiener Straße im Jahre 2008.

Bildstock am Kapellenweg05

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Menschen auch einen Blick auf ein Heiligenbild werfen konnten, obgleich die Kapelle in gegensätzlicher Rich- tung orientiert ist. Im Laufe der Jahre kam das Grundstück, auf welchem sich die Kapelle befindet durch Tausch an die Gemeinde Wieselburg, die es als Bauparzelle an Familie Andrea und Robert Prohaska verkaufte. Allerdings wurde eine privatrechtliche Ver-

einfache, stark gebeugte Mann, der immer mit dem Rad unterwegs war und dem sein Rad im hohen Alter nur mehr als Stütze zum Gehen und zum Transport von „Lasten“ diente. Nun wird der Bildstock von Helga Sonnleitner aus der Wiener Straße 28 betreut, den Blumenschmuck davor und das Rasenmähen besorgt die Stadtgemeinde Wieselburg.

15 Das leider sehr schlecht restaurierte Bild der Weinzierler Pietà. 16 Der Bildstock im Jahre 1971. 17 Josef Kandler. 18 Der Plan mit dem Grundstück, auf dem der Bildstock steht und für den sich die Gemeinde das Nutzungsrecht vorbehalten hat.

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einbarung getroffen, sodass der Grund, auf dem der Bildstock steht, im Nutzungsrecht der Gemeinde blieb. Nachdem das Haus der Fa- milie Prohaska fertig war, beauf- tragte die Stadtgemeinde Wiesel- burg die Firma Pleiner, den Bild- stock zu restaurieren.Seit 1933 wurde der Bildstock von Frau Hagner aus der Wiener Stra- ße 33 betreut. Später übernahm die Pflege Josef Kandler, der den Wieselburgern bekannt ist als der

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Das Haus in der Scheibbser Straße 32 ist im Besitz von Annemarie Grabner. Fährt man an dem Haus vorbei, so fällt es gar nicht besonders auf. Erst wenn man sich die Zeit nimmt und es genauer betrachtet, so erkennt man die schöne Fassade. Im Dehio 11) ist das Haus aus dem Ende des 18. Jahrhunderts stammend beschrieben. Auffällig ist der reizvolle „Schweifgiebel“.Eppel 12) spricht von einem barocken Giebelbau mit zentralem Rundbogentor. Der bekrönende Dreiecks- giebel weist in seiner rustikalen Schlichtheit einen Strahlenkranz „Zum Auge Gottes“ auf. Tatsächlich zeigt sich der Giebel als Dreieck mit einer runden Öffnung, von welcher aus 22 Strahlen zu den Seiten des Drei- eckes laufen. Betrachtet man diese Komposition, so er- innert sie tatsächlich an die Darstellung der Hl. Drei- faltigkeit, symbolisiert durch das „Auge Gottes“. Der Hinweis auf dieses Haus in der einschlägigen Literatur hat mich veranlasst, es näher zu betrachten und sei- ne stille Schönheit zu sehen. Durch seine Lage an der stark befahrenen B25 ist es kaum möglich, den Blick auf das Kleinod zu richten, das durch die Holzzubauten leider an Flair verliert.

19 Das Haus Scheibbser Straße Nr. 32 verliert leider durch die Holzzubauten an Flair. 20 Bei genauer Betrachtung ist es ein Schmuckstück, das an der stark befahrenen B25 kaum Beachtung findet.

Das Haus in der Scheibbser Straße 32

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Der Obstgarten etwas unterhalb des Pyhrawaldes war früher im Besitz des Bindermeisters Plankenbichler. Auf dem Grund stand eine Bildeiche. Alois Buxhofer, selber gelernter Fassbinder aus Randegg, ehelichte die angenommene Tochter der Familie Plankenbichler, und so kam der Obstgarten mit der Bildeiche in den Besitz der Familie Buxhofer. Wenige Menschen erinnern sich noch an das Bild, und leider konnte ich niemanden ausfindig machen, der Näheres berichten konnte. Ing. Buxhofer erzählte mir, dass er die Eiche beim Bau des oberhalb befindlichen Hochbehälters der Stadt Wieselburg etwa 1991/92 umgeschnitten habe. Er erin- nert sich nicht an das Bild.Unter der Bildeiche befand sich eine Bank, auf der es herrlich auszuruhen war. Der Blick von dieser Stelle vereint die sanfte Wiese und die Obstbäume im Vor- dergrund mit den in der Senke liegenden Häusern von Wieselburg, dem herausragenden Kirchturm und der Hügellandschaft im Hintergrund, hinter der sich mächtig und doch beschützend der Ötscher erhebt.

21 Das Bild zeigt die Binderwerkstatt Plankenbichler mit den zum Trocknen aufgestapelten Fassdauben und einem Obstbaumhain gegenüber vom Haus. Im Hintergrund das baumbepflanzte Ufer der Kleinen Erlauf und die Kirche. 22 Der reizvolle Blick, der sich von der Bank unterhalb der ehemaligen Bildeiche bot.

Bildbaum beim Pyhrawald07

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Wieselburg – Zentrum

01 Die Bartensteinkapelle02 Fresko auf dem Lagerhaussilo03 Florian am Gasthaus Fritz04 „Gnadenstuhl“ am Haus Hauptplatz 605 Haus der Familie Zöchling, Hauptplatz 806 Schlosskapelle von Wieselburg07 Sonnenuhr am Marktschloss08 Evangelische Schlosskapelle09 Linsmayer-Tafel am Marktschloss10 Fresken auf dem Rathausturm11 Florian auf dem Gebäude der

Freiwilligen Feuerwehr12 Die Kreuze auf der alten Marktbrücke13 Die Brückenheiligen St. Ulrich und St. Nepomuk auf der Marktbrücke14 Die modernen Nepomukskulpturen auf der Bogenbrücke15 Das Kriegerdenkmal16 Christophorus am Haus Scheibbser Straße 617 Heiligenfiguren am Eingang zum ehemaligen Gasthaus Moser, Manker Straße 2 - 418 Bildstock in der Manker Straße

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„Als ich mit 10 Jahren schwer erkrankte, nahm mein Vater in der Herzensangst zu Gott seine Zuflucht.“ 1) So beschrieb Julie in ihrem Tagebuch den Beginn ihrer Krankheit, bei der es sich um ein Schilddrüsenleiden handelte. Die Problematik der bevorstehenden Ope- ration lag darin, dass der Eingriff nahe der Stimmbän- der vorgenommen werden musste und im schlimmsten Fall der Verlust der Stimme zu befürchten war. Julies Vater, Caspar Bartenstein, gelobte den Bau einer Ka- pelle, sollte die Operation gut verlaufen.Er hielt dieses Versprechen und ließ die uns wohl- bekannte Bartensteinkapelle bauen, die auch unter

dem Namen Brauerei- oder Kropfkapelle bekannt ist. Nach etwa zehn Jahren erkrankte Julie erneut und der Eingriff musste wiederholt werden. Julie beschrieb den Tag folgendermaßen: „Nachmittags besuchten wir eine Kirche, dann brachte mich der sonst so starke Mann mit Tränen in den Augen in das Sanatorium. Die Operation sollte frühmorgens stattfinden und Vater wollte noch eher zu mir kommen [...]. Mutter rief man telegraphisch nach Wien, als der Eingriff bereits ge- macht war. Es sollte ihr dadurch wenigstens Angst und Aufregung erspart bleiben.“ 2) Die Bartensteinkapelle hat eine ungefähre Höhe von sechs Metern und trägt auf ihrem Satteldach ein ein- faches Steinkreuz. Den Kanten des Bauwerkes sind Stützpfeiler vorgebaut. Der 2,70 Meter hohe spitz-

01 Die Bartensteinkapelle stand früher inmitten des Brauereigeländes und führte ein beschauliches Dasein. 02 Seit dem Abriss der Brauerei im Markt ist sie nun an einer Straße gelegen und mitten im Stadtgeschehen.

Die Bartensteinkapelle01

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bogige Eingang ist durch eine zweiflügelige, geschnit- zte Holztüre mit Fenstern abgeschlossen. Unter den Fenstern sind die Buchstaben „KB“ für Kaspar Bar- tenstein und „JB“ für Juliana Bartenstein zu sehen. Seitlich hat die Kapelle je ein Spitzbogenfenster, wel- ches einfache, aber schöne Glasfenster aufweist, deren Muster sich auf Blattornamente, geordnet durch ein diagonales „Gitter“, beschränkt. Die Fenster sind in den Farben blau-gelb gehalten und haben einen roten Rand, die Blätter sind mit zarten Konturen darge- stellt.Am Pfingstsonntag des Jahres 1892 wurde die von Ferdinand Andri aus St. Pölten erbaute Bartenstein- kapelle feierlich eingeweiht. Es erhebt sich nun die Frage, ob die Kapelle von Ferdinand Andri dem Vater oder Ferdinand Andri dem Sohn erbaut wurde. Der

Bekanntere von beiden ist der Sohn. Ich vermute aber, dass Vater Andri der Baumeister der Kapelle war, denn Ferdinand Sohn studierte von 1891 bis 1894 in Karls- ruhe. Die Bartensteinkapelle wurde 1892 eingeweiht, also zu einer Zeit, in der Andri Sohn nicht in seiner Heimat weilte. Es ist nicht anzunehmen, dass er von Karlsruhe aus den Bau geleitet hatte und es ist auch unwahrscheinlich, dass die Kapelle ein Jahr nach Bauende eingeweiht worden war. Daher denke ich, dass Ferdinand Andri der Ältere, also der Vater, der Baumeister unserer Bartensteinkapelle war. Die Inneneinrichtung der Kapelle ist noch im Original erhalten. Sie besteht aus einer geschnitzten Madonna, die ursprünglich eine farbige Fassung aufwies. Nach der letzten Restaurierung blieb sie naturbelassen, wo- durch eine Unzahl von Nägeln sichtbar wurde. Sie

03 Der neugotische Altar der Bartensteinkapelle. 04 Die Glasfenster sind noch im Original erhalten.

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sind, wie mir Thiele Wüster erklärte, ein Zeichen für das geringe Alter der Madonna. Er ist der Meinung, dass sie kurz vor 1900 entstanden ist. Die Nägel fügte man der Verleimung als Sicherung hinzu, denn möglicher- weise löst sich der alte Knochenleim in feuchten Räu- men. In der Kapelle befinden sich weiters zwei weni- ger wertvolle Gipsfiguren, deren Herkunft in Julies Tagebuch belegt ist: 3) „Mein sechzehnjähriger Eugen war bei Kriegsbeginn ebenfalls voll Begeisterung und ich empfahl ihm deswegen sehr das Buch der Baronin Bertha von Suttner ,Die Waffen nieder‘ zu lesen. Als mein Sohn davor bewahrt blieb, in den Weltkrieg 1914 - 18 zu ziehen, bekam dieses Kapellchen eine Statue, das von mir so verehrte Herz Jesu darstellend.“Eine andere Stelle in Julies Tagebuch belegt auch die Herkunft der Josefstatue: „Im Jahre 1916 spendete nun diese (Anm.: gemeint ist Julie selber) in dieselbe Kapelle eine Herz-Jesu- und eine Josefstatue, sowie ein dazu passendes Altartuch. Auch flackerten durch eini- ge Monate jedesmal am ersten Freitag zwei Wachs- lichter an der zugigen Straßenecke, um die Vorüber-

05 Die Statue des Hl. Josef. 06 Die Madonna, die den Altar der Kapelle ziert. 07 Die Herz-Jesu-Statue.

gehenden zur Herz-Jesu-Verehrung zu ermahnen. Das geschah zum Danke dafür, dass Eugen nicht in den Krieg ziehen mußte. Letzterer arbeitete aber ange- strengt an dem Friedenswerk ESPERANTO, damit auch andere in Zukunft nicht mehr durch Kriegsgreuel um ihr Leben, Augenlicht und die geraden Glieder kämen.“ 4)

Zwischen den Gipsfiguren, unter dem Marienstatuen- sockel, befindet sich als Relief eine Szene aus dem letzten Abendmahl. An den Altarsockel gelehnt ist ein Bild mit einer Darstellung der „Auferweckung der Tochter des Hauptmannes“. Die beiden Kerzenleuch- ter links und rechts am Altar sind ebenfalls mit ziem- licher Sicherheit die ursprünglichen. Solange Julie lebte, fühlte sie sich ganz persönlich für die Pflege der Kapelle verantwortlich und nur sie hatte den Schlüssel zu dieser an einer langen Kette mit anderen Schlüsseln um den Hals gehängt.Zu Fronleichnam wurde der Altar mit silbernen Ker- zenleuchtern und passenden Vasen mit Jasmin aus dem Park des Wüster-Anwesens geschmückt. Auf dem Altar lagen zwei rote Kissen in Gobelinstickerei, die ich

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erst kürzlich von Thiele Wüster erhielt und deren Res- taurierung schwierig und kostspielig werden dürfte, weshalb sie auch derzeit im Stadtarchiv aufbewahrt werden. Sogar ein Teppich war vom Inneren der Ka- pelle bis auf das Vorplätzchen gelegt.Später übernahm Julies Schwiegertochter Ingeborg die Pflege. Die Bartensteinkapelle hat seit langer Zeit im kirchlichen Leben der Stadt Bedeutung. Da, wo sich heute die Kapelle erhebt, stand nach alter Überliefe- rung ein Kreuz. Bei diesem sammelten sich am Flo- rianitag die Gläubigen, um von hier zur Pfarrkirche zu ziehen, wo alljährlich am 4. Mai um 17 Uhr eine Flo- rianiandacht stattfand. Diese soll nach einem der beiden Großbrände in Wieselburg gelobt worden sein. Möglicherweise handelte es sich dabei um den Brand von 1748. Damals brach das Feuer im Haus des Bäckers und Gastwirtes Riegler aus (heute Brauhof) und legte elf Häuser in Asche. Im Brauhof verbrannte „ein fremdes Weib“. Hat man für sie das Kreuz damals gesetzt? Die Kapelle war auch in die Fronleichnamsprozession eingebunden, die jahrzehntelang bei dieser endete. Seit einigen Jahren führt sie wegen der geänderten Stra- ßenführung nicht mehr hierher. Seit 1985 findet all- jährlich eine Maiandacht bei der Bartensteinkapelle statt.Nach dem Tode Caspar Bartensteins ging das ge- samte Betriebsareal an die Brauerei über. Die Barten-

steinkapelle blieb jedoch im Familienbesitz und ge- langte später in das Eigentum der Familie Riedmüller. DI Dr. Eugen Wüster, Julies Sohn, kaufte am 11. Mai 1967 die Kapelle um einen Schilling zurück. Sein Sohn Thiele Wüster verkaufte sie 1984 – abermals um einen Schilling – an die Österreichische Brau AG mit der Auflage, dass die Kapelle in der Obhut der Brauerei bleibe und für ihre Pflege gesorgt sei. Nach einer Sanierung durch die Brauerei wurde die Barten- steinkapelle am 31. Mai 1985 von Pfarrer Franz Dam- merer neu geweiht. In der Folge gelangte sie mit dem Verkauf des Brauereigeländes an die Eigner des Ein- kaufszentrums, von welchen die Stadtgemeinde mit Gemeinderatsbeschluss vom 14. Dezember 2005 das sakrale Kleinod um den symbolischen Betrag von ei- nem Euro erwarb. Damit wahrt Wieselburg das An- denken an einen großen und sozialen Mann seiner Stadt, an Caspar Bartenstein, und der traditionsbe- hafteten Kapelle ist eine sichere Zukunft beschieden. 2008 begannen die Arbeiten zur Generalsanierung der Kapelle. Für die fachkundige Gebäudesanierung war die Firma Hadeyer zuständig. Die Inneneinrichtung befindet sich zu Restaurationszwecken noch im Atelier von Michaela Hager in Ybbs. Die Kapelle überrascht nun mit einer neuen Außenfärbelung, die vermutlich der ursprünglichen nahe kommt. Die Farbe soll den damals teuren Sandstein imitieren und verleiht der Kapelle ein vornehmes und ruhiges Äußeres.

08 Maiandacht bei der Brau- ereikapelle. Links die Kapelle der Brauereijugend, Dir. Karl Böhm mit seiner Frau Anne- liese, Luise Weinhard, Dir. Hager, Bgm. Leopold Sedl- mayr, Braumeister Weinhard, Thiele Wüster, davor sein Sohn Arthur und seine Frau Margit.

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u Ferdinand Andri wurde am 1. März 1871 in Waid- hofen/Ybbs geboren und starb am 19. Mai 1956 in Wien. Er war Wand- und Tafelmaler, Bildhauer, Buch- illustrator, Druckgraphiker, Gestalter von Schulwand- tafeln, Möbeldesigner und Produzent von Spielsachen. Andri ging bei einem Holzschnitzer und Altarbauer in Linz in die Lehre und besuchte anschließend die Staatsgewerbeschule Innsbruck. 1887 wechselte er an die Wiener Akademie und von 1891 bis 1894 studierte er an der Kunstschule Karlsruhe. Zurück in Wien wur- de er Mitglied der Secession, später auch des Öster- reichischen Werkbundes. Andri hatte eine spezielle Vor- liebe für die Darstellung des Lebens der Winzer und Bauern. 5) Bis 1945 leitete der Künstler eine Schule für Freskomalerei. Der Vater von Ferdinand Andri, ebenfalls mit Vorna- men Ferdinand, war Tiroler und ließ sich als Vergolder

in St. Pölten nieder. Seine Heirat mit einer Pielachta- lerin festigte den Heimatsitz St. Pölten, obgleich die Familie, entsprechend den Aufträgen, viel in Nieder- österreich unterwegs war. So hatte Ferdinand sen. ei- nen großen Auftrag in Seitenstetten bekommen. Dies war der Grund, dass Ferdinand jun. in Waidhofen das Licht der Welt erblickte und seither als Waidhofner Maler bezeichnet wird, obwohl er seine ganze Kinder- und Jugendzeit in St. Pölten verbrachte, wohin die Familie nach Erfüllung des Arbeitsauftrages in Seiten- stetten, wieder zurückkehrte. Andri blieb zeitlebens der Stadt St. Pölten verbunden. Auch als er bereits in Wien studierte, besuchte er oft Eltern und Schwester in der jetzigen Landeshauptstadt.

09 Renovierungsarbeiten an der Kapelle. 10 Das Roitner-Bild von der Brauereikapelle.

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Der Lagerhaussilo wurde nach dem Krieg erbaut. Schon lange davor hatte die Fahrnermühle einen Silo, der als Speicher diente und auch vom Lagerhaus angemietet worden war.Auf dem Silo des Lagerhaus befindet sich eine Dar- stellung einer Familie, die neben einem Getreidefeld von der Arbeit inne hält. Während die Mutter vom großen Brotlaib ein Stück abschneidet, hat der Vater

11 Das Fresko auf dem Silo des Lagerhauses wurde von dem Eggenburger Maler Perermann ausgeführt. 12 Das Lager-haussilo liegt dem Wieselburger Bahnhof gegenüber.

Fresko auf dem Lagerhaussilo02

den Hut gezogen und scheint ein Dankgebet zu spre- chen, während der kleine Sohn schon freudig auf die Brotschnitte wartet. Neben der Mutter steht ein Krug und daneben liegt eine Sichel. Die Szene ist vor einem Bildstock dargestellt. Unter dem Ensemble ist eine Schrift angebracht: „Gib uns deinen Segen o' Herr“. Das Bild wurde 1957 vom Maler Perermann aus Eggen- burg angefertigt.

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An der Front des Hauses Josef-Riedmüller-Straße 1, das im Eigentum der Familie Dr. Dichtl ist, befindet sich ein Bild des Hl. Florian. Der verheerende Brand im Jahr 1858, der fast den ganzen Markt betraf, mag dem damaligen Bäckermeister und Gastwirt Engel- bert Lasser Anlass dafür gewesen sein, ein Bild des Hl. Florian an sein Haus malen zu lassen. Die Wiesel- burger Lehrerin Leopoldine Kronfuß, deren Mutter in diesem Haus aufgewachsen war, schilderte im Jahre 1929 das Geschehen: 6) „In der Nacht zum Peterstag 1858 (29. Juni) brach in der hölzernen Wagenschupfe, die unweit des Gasthauses zur Stadt Wien mitten auf dem Hauptplatz stand, das Feuer aus. Es war gelegt worden. Im Hause des Herrn Wiesbauer brannte das vorrätige Schmalz. Die Feuerwehr spritzte hinein, das brennende Fett flog aus und entzündete einige Häuser in der Bahnhofstraße.“ Die Mutter von Leopoldine Kronfuß, geborene Riedl, kam als 13-jähriges Kind von Erlauf nach Wieselburg, als ihre Mutter in zweiter Ehe den Hausbesitzer, Gast- wirt und Bäcker Lasser in Wieselburg Nr. 27 heiratete. Die überlieferte Erinnerung war ziemlich genau, nur stand die Wagenschupfe nicht unweit des Gasthauses zur Stadt Wien. Dieses Haus, heute Elektro Lindwurm, wurde erst einige Jahrzehnte später vom Baumeister Wenzel Holinka erbaut. Das letzte Haus am Platz war ein Gasthaus mit der Nr. 19, heute Volksbank. Die Wagenschupfe befand sich direkt an der westlichen Hausecke und stand vorspringend zur Gänze mitten am heutigen Hauptplatz gegenüber der Westecke des Schlosses. 7) Fälschlich vermutete man bisher diesen Schuppen auf dem Platz des heutigen Rathauses. Er war nicht mit dem auf alten Postkarten abgebildeten Stadel ident. Die Häuser waren damals mit Schindeln oder Stroh gedeckt. So konnte das Feuer leicht von der Wagen- schupfe auf das daneben stehende Haus Nr. 19 über- springen. Das Haus des Bauern Anton Wiesbauer, in dem das Fett brannte, hatte die Nr. 21; somit brannte auch das dazwischen liegende Haus Nr. 20.

Wahrscheinlich hatten auch weitere Nachbarhäuser Feuer gefangen, wenn sogar Häuser in der Bahnhof- straße brannten. Auch der „Florianiwirt“ dürfte be- droht oder geschädigt gewesen sein, denn die in der Nähe gelegene Brauerei erlitt „gleich den anderen Häu- sern am Marktplatz großen Schaden. [...] 1860 kaufte Josef Riedmüller die Brauerei um 12.000 Gulden K.M. Er stellte die Baulichkeiten, die seit dem Brande durch zwei Jahre fast ruinenhaft dagestanden waren, wieder her.“ 8) Jährlich am Florianitag, dem 4. Mai, gedachten die Be- wohner von Wieselburg des Jahres 1858, als Wiesel- burg brannte. In der Kirche wurde ein feierliches Hoch- amt gelesen und um 16 Uhr versammelten sich die Menschen beim Schmied auf dem Hauptplatz, heute Blumenstube, Hauptplatz 3, zum Floriani-Segen. Die Gläubigen zogen betend zur Kirche. Während des Rosenkranzes wurde das kleine Gebet „Bitt für uns, o' heiliger Florian, dass uns das Feuer nicht schaden kann“ eingefügt. Nach dem Segen gingen sie von der Kirche betend bis zur Brauhauskapelle. 9)

Florian am Gasthaus Fritz03

13 Das Prinzl-Bild auf dem Gasthaus Fritz.

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Das Bild am Floriani-Gasthaus könnte aber noch eine viel weiter zurückliegende Geschichte haben, wie uns ein Vermerk im Begräbnisbuch 1705 - 1755 berichtet. Am 10. Mai 1748 wurde „begraben Maria Pinderin des Nicolai Pinder Eheweib auß Böhmen. [...] alt 28 Jahr. Sie ist auf der Maria celler raiß bey Herrn Preymaister zu Wislburg [...] gestorben und um halber 12 Uhr in der Nacht ist bey Hern Rigler Pecken-Maister und Wirth zu Wislburg ein feyrbrunst entstanden, bey welchen 10 Hauß in die Aschen gelöget, auch der ent- selte Leib obererwehnter Maria fast verbrunnen und die gefundene Beyner dahier begraben worden.“ 10) Das Haus des Bäckermeisters und Wirtes Rigler war entweder der heutige Brauhof oder das Floriani-Gast- haus – auf beiden Häusern waren Wirte und Bäcker. Weiter wird berichtet, dass beim Wirt und Fleisch- hacker Schaller, heute Gasthaus Hinterdorfer Haupt-platz 6, das Zimmer, in dem ein Papierbild des Hl. Jo- hann Nepomuk war, unverletzt geblieben ist. Bei Jo- seph Lasser, Richter in Wieselburg, ist gleichfalls ein Papierbild des Heiligen unbeschädigt geblieben, ob- wohl der Raum völlig verbrannte. Die Rede ist vom „Lasserhaus“, das 1962 wegen der Ortsdurchfahrt ab- gerissen wurde. Ein weiteres Feuer bedrohte das Floriani-Gasthaus, als am 23. August 1932 das Nachbarhaus, der Brauhof, brannte. Das Gasthaus blieb aber verschont. Das 1929 von Kronfuß erwähnte Florianibild auf diesem Haus

war schon sehr beschädigt. Der Besitzer Johann Fritz be- auftragte daher seinen Stamm-gast, den akademischen Maler Walter Prinzl, an Stelle des zerstörten Bildes ein neues zu gestalten. Er malte nach dem Brauhofbrand und des- sen Umbau die Fresken und Gemälde in der Haydnstube. Im Sommer 1935 schuf er am

14 Das Gasthaus Fritz. 15 Auf einer Ansichtskarte von 1918 ist das Florianibild deutlich zu erkennen. 16 Walter Prinzl.

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Floriani-Gasthaus nach eigenem Entwurf das Fresko des Hl. Florian. [Historische Forschung und Text: Maria Eilenberger]

u Walter Prinzl wurde am 29. September 1891 in Wien geboren. Sein Großvater erwarb 1849 die Braue- rei Melk, die er 1905 an Caspar Bartenstein, Eigentü- mer der Brauerei Wieselburg, verkaufte. Prinzl matu- rierte am Gymnasium in Krems, und besuchte nach dem Krieg die Akademie der bildenden Künste, die er nach zwei Jahren als akademischer Maler verließ. Mit seiner Gattin Nina lebte er bis zu seinem frühen Tode am 12. Dezember 1937 in Melk. Die zahlreichen färbigen Radierungen mit Motiven aus der Wachau trugen ihm den Beinamen „Maler der Wachau“ ein. Prinzl schuf auch eine Reihe von Freskodarstellungen, die bereits fast alle übermalt oder zerstört sind. 11)

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Das Haus Hauptplatz 6 der Familie Hinterdorfer ziert über dem Torbogen eine spätbarocke Steinplastik mit der Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit, ein soge- nannter „Gnadenstuhl“. Er zeigt Gott Vater mit seinem toten Sohn in den Armen und darunter die Taube, das Sinnbild des Hl. Geistes mit dem Text „St. Trinitas Unus Deus Miserere Nobis“ – „Heilige Dreifaltigkeit, bitte für uns“. Auf der Rückseite des Torbogens war ebenfalls eine gleichartige Steinplastik eingemauert, die während des Umbaues in den 1980er Jahren lei- der abhanden kam. Wie jedes Einkehrgasthaus hatte auch dieses Haus eine Durchfahrt. Während sich die Fuhrleute im Gasthaus stärkten, wurden die Pferde im „Gaststall“ eingestellt und betreut. Bei der Abfahrt konnten die Wagen auf der rückwärtigen Seite hi- nausfahren. Kamen sie aus Richtung Petzenkirchen, so verabschiedete sie das zweite Relief bei ihrer Ausfahrt zum Hauptplatz. Zur verschwundenen Steinplastik

17 + 18 Der Gnadenstuhl auf dem Haus Hauptplatz 6.

„Gnadenstuhl“ am Haus Hauptplatz 6

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existiert eine Notiz von Stefan Denk aus dem Jahre 1951: 12) „Nun erst tritt das schlichte Dreifaltigkeits- relief ober der Wölbung wirkungs- voll hervor. Es hat ein gleiches Ge- genstück an der Rückseite des Hau- ses. Dieses jetzt ein wenig beach- tetes Bildwerk stellt der Haus-eigentümer in dankenswerter Weise zur Verfügung. Es ist beabsichtigt, mit diesem Relief unter Verwen- dung einer der beiden Steinsäulen vom Hofe des gleichen Hauses an geeigneter Stelle einen barocken Bildstock zu errichten. Als Unter- bau dafür würde sich der Stein- sockel vorzüglich eignen, der jetzt an der Südwestecke der Schloss- parkeinfriedung steht und von ei- nem der beiden Brückenheiligen stammt.“ Dieses Vorhaben wurde

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nie realisiert. Das Gasthaus an der Eisenstraße war seit Jahrhunderten im Eigentum von Gastwirten und Fleischhackern, die zu den wohlhabendsten Wiesel- burger Bürgern gehörten. In den ersten Wieselburger Taufmatriken scheinen 1647 Wolfgang und Maria Sturm als Besitzer auf. Ihnen folgten Georg und Bar- bara Sturm nach ihrer Trauung 1665. Wolfgang Sturm starb 83-jährig noch vor dem Türkeneinfall. Am 21. Ju- li 1683 kamen die Tataren auf ihren windschnellen Pferden so überraschend nach Wieselburg, dass sich wohl niemand ins Schloss retten konnte. Die gesamte Familie Sturm mit Ausnahme der 13-jährigen Tochter Maria muss an diesem Tag umgekommen oder ver- schleppt worden sein. Keiner der Familie ist in den Matriken nach 1683 genannt. Auch die Großmutter Maria ist nicht im Sterbebuch zu finden. Nachricht gibt es nur von Maria Sturm, als sie 1696 einen Färbergesellen ehelichte mit dem Bemerken, dass ihre Eltern Georg und Maria vom Erbfeind hinweggeführt wurden.

Michael Harrer, ein Fleischhackersohn aus der Zeil, übernahm Gasthaus und Fleischhackerei und hei- ratete 24-jährig am 2. Mai 1684 eine Bürgers- und Malerstochter aus Bruck an der Leitha, vermutlich ein Flüchtling vor den Türken. Fünfzehn Jahre nach dem Türkensturm renovierte er das Haus. Erst unter dem Besitzer Hinterdorfer kam bei einem Umbau ein Trambalken mit der Jahreszahl 1698 und den Buch- staben „MH“ für Michael Harrer zum Vorschein. Zwischen den beiden Buchstaben ist ein Fleischhacker- beil angedeutet. In Erinnerung an die Türkenzeit mit ihren großen Verlusten an Mensch und Gut sind im Bezirk Scheibbs viele Bildstöcke mit der Heiligen Drei- faltigkeit zu finden. Vielleicht hat bereits Michael Harrer die beiden Steinplastiken über seiner Hausdurchfahrt anbringen lassen. Der Torbogen unter der Steinplastik trägt im Schluss- stein die Jahreszahl 1782, die Buchstaben „MS“ für Matthias Schaller, ein Fleischhackerbeil und die Haus- nummer 24. Der Vater des Matthias Schaller war Jo- hann Adam Schall aus Röz aus der oberen Pfalz. Er war wohl auf seiner Wanderschaft nach Wieselburg gekommen und heiratete hier am 20. April 1717 eine Fleischhackerstochter aus Purgstall. Bei der Tauf- eintragung seines zweiten Kindes im Jahr 1720 hatte sich sein Name „Schall“ bereits nach dem Ortsge- brauch auf „Schaller“ verändert. Er hieß von da ab nur mehr Schaller, war ein angesehener Mann und ist im Begräbnisbuch 1752 als „Wohltäter“ verewigt. Sein Sohn Matthias verehelichte sich 1757 und ist seit der Taufe eines seiner Kinder 1769 im Taufbuch im Alter von 39 Jahren bereits als Marktrichter zu finden, was ungefähr dem heutigen Bürgermeister entspricht. Er starb 1788 im Alter von 58 Jahren, sechs Jahre nach Anbringung der Torbogentafel. Wohl schon seit Jahr- hunderten sind die Gasthausbesitzer für die Errichtung eines Fronleichnam-Altares zuständig. Für diese jähr- liche Prozession wurden die Fenster aller Häuser des Hauptplatzes mit Blumen geschmückt, vor allem das Haus Nr. 6. Bis vor wenigen Jahren wurde dort von den Besitzern ein prachtvoller Altar aufgebaut, der lei- der morsch wurde. Heute ziert ein großes altes Holz- kreuz den blumengeschmückten Altar. [Historische Forschung und Text: Maria Eilenberger]

19 Der Fronleichnamsaltar beim Gasthaus Schmatz, heute Gasthaus Hinterdorfer.

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Das Haus Hauptplatz Nr. 8 ist ein straßenseitiger Gie- belbau mit biedermeierlich imitierter Fassade. Die Giebelscheibe trägt ein Auge Gottes unter dem sich ein prachtvoll verziertes Fenster befindet. Links und rechts davon sind stilisierte Blumen zu sehen. 13) Kraushofer 14) schrieb, dass das Haus im Jahre 1910 renoviert wurde. Dir. Erika Dürr erinnert sich, dass früher ein metallener Florian auf der Giebelscheibe stand. Nachdem dieser herunter gefallen war, ließ ihr Vater, Ing. Franz Zöch- ling, eine hölzerne Statue des Heiligen als Ersatz schnit- zen, die aber nicht mehr auf dem Dach montiert wurde. Johann Winter, Bürgermeister von Wieselburg von 1883 bis 1913, bewohnte dieses Haus mit seiner Frau Theresia, geborene Grießler aus der Bruckmühle. Die einzige Tochter des Ehepaares, Rosa, heiratete Franz Zöchling, dessen Eltern den „Gasthof zur Stadt Wien“ – heute „Elektro Lindwurm“, Hauptplatz Nr. 24 – bewirtschafteten.

20 Das Zöchling-Haus mit dem Auge Gottes.21 Der „Gasthof zur Stadt Wien“, erbaut und ur- sprünglich be-wirtschaftet von Wenzel Holinka, später Gasthaus Franz Zöchling. In der Bildmitte das Haus des ehema- ligen Bürgermeis-ters Johann Winter mit dem Florian auf dem Giebel.22 Das Haus mit dem Florian.

Haus der Familie Zöchling, Hauptplatz 8

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„1693 - 1728 war Maximilian Ludwig Graf von Auers- perg Herr der Herrschaft Wieselburg. Er baute im Jahre 1698 eine Kapelle, die bis 1744 mit Messlizenz ausgestattet war. Der Kapellenraum ist jetzt nicht mehr feststellbar, da das Schloss 1823 bei Ankauf für den kaiserlichen Familienbesitz weitgehendst umgestal- tet wurde. Bei dem hohen Alter des Schlosses ist es aber wahrscheinlich, dass es sich 1698 nicht um eine Neustiftung, sondern nur um den Umbau einer schon bestehenden Kapelle handelte“, so Stefan Denk 15) zur ehemaligen Kapelle im Schloss Wieselburg.Schweikhardt 16) erwähnte für diese Zeit als Bild des hölzernen marmorierten Altares ein Gemälde „Mariae Empfängnis“, das erst bei der Kapellenumgestaltung aus dem Schloss Wieselburg in die Schlosskapelle zu Weinzierl kam.

Die Pfarrchronik Wieselburg berichtet über einen Ein- trag von Pfarrer Johann Andreas Kupfer, der am 5. Mai 1700 in seinem Bericht zwei Kapellen in seiner Pfarre beschreibt. Die eine ist in Weinzierl, die andere Kapelle ist zu Wieselburg und wurde erst vor zwei Jahren von Maximilian Ludwig Grafen von Auersperg erbaut und mit „Meßlicenz“ begabt. Messe hören dort an Sonn- und Feirtagen nicht bloß Graf und Gräfin, sondern es stehe der Eingang allen offen, zum Nach- teile der Pfarre und des Pfarrgottesdienstes. Die Lizenz lautet aber nur für Graf und Gräfin. An gemeinen Ta- gen werde mit einer Glocke geläutet. Opferstock und Sammelbüchse sind daselbst nicht. Am 27. Mai 1754 berichtete Pfarrer Franz Ludwig Schmid, dass im Schloss Wieselburg ebenfalls eine unkonsekrierte Ka- pelle, seit 10 Jahren ohne Messlizenz, bestand.

23 Das Schloss Wieselburg präsentiert sich seit der Renovierung im Jahre 1994 als stattliches Gebäude.

Schlosskapelle von Wieselburg06

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Auf Bildern, die das Marktschloss vor der Renovierung in den frühen 1990er Jahren zeigen, sieht man auf jener Seite des Schlosses, die dem Parkeingang zugewendet ist, eine Sonnenuhr mit der Jahreszahl 1951 und den Initialen „LD“. Leider konnte ich nicht ausfindig ma- chen, was „LD“ bedeutet, wer also der Schöpfer der Sonnenuhr war. Eine Darstellung des Hl. Georg des Drachentöters auf einem Pferd rechtfertigt die Aufnahme der Sonnenuhr in dieses Buch und soll auch den Sinn haben, sie nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen. Die Sonnenuhr wurde im Zuge der Schlossrenovierung übermalt.

24 Die Sonnenuhr auf dem Marktschloss. 25 Das Marktschloss im Jahre 1974.

Sonnenuhr am Marktschloss07

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Schon lange bevor die evangelische Kapelle im Markt- schloss Wieselburg adaptiert wurde, gab es eine Predigtstation in der Schule. Während der Kriegszeit durften die Evangelischen auch in die katholische Kirche. Pfarrer Votruba machte dem aber ein Ende und verwies die Protestanten der katholischen Kirche. Daraufhin stellte Bürgermeister Gottfried Thanel, sel- ber evangelischen Bekenntnisses, den Sitzungssaal des Rathauses zur Verfügung.Doch der Ruf nach einem Raum für die evangelische Gemeinde wurde immer unüberhörbarer. Nachdem die Stadtgemeinde Wieselburg das Marktschloss käuflich erworben hatte, stellte sie den Südtrakt als Raum für die evangelische Gemeinde unbefristet unter der Be- dingung zur Verfügung, dass die evangelische Gemein- de diesen sanieren und erhalten müsse. Eine einmalige, aber teure Chance, denn Mauern und Böden waren feucht und der Allgemeinzustand des Schlosses war katastrophal. 1982 schrieb der Erlaftal-Bote: 17) „Anläß-

lich des 60jährigen Bestandes der evangelischen Pre- digtstation Wieselburg fand am 10. Oktober 1982 eine Feier statt, die einen zahlreichen Zuspruch fand. Aus diesem Anlaß wurde im Südflügel des Stadtschlosses eine evangelische Kapelle samt einem Jugendzentrum (bisheriger Kostenaufwand: 1,5 Mio öS) der Bestim-

26 Der Inneraum der Kapelle. 27 Der Museumshof mit der evangelischen Schlosskapelle und dem von DI Scheruga entworfenen Kreuz über dem Eingang.

Evangelische Schlosskapelle 08

mung übergeben, obwohl die end- gültige Fertigstellung und offizielle Weihe erst für 1983 vorgesehen ist. Das Festprogramm gestalteten die Ökumenische Jugendgruppe und der Kammerchor des Gesangverei- nes Wieselburg. Umsichtig gelenkt von der evangelischen Religions- lehrerin Rosina Gibisch, bekannt unter dem Namen ,Schwester Sini‘, verlief die Feierstunde sehr ein- drucksvoll. Besonderer Dank für die Errichtung der evangelischen Kapel- le gebührt dem agilen Kurator-Stell- vertreter Hubert Dufek, der mit sei- nem Team seit geraumer Zeit höchst aktiv tätig war und noch ist. Wir gratulieren zum vortrefflich ge- glückten Werk!“ Am 9. Oktober 1983 nahm Superintendent Hellmut San- ter die Einweihung der Kapelle vor.

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In der Fensterreihe im 1. Stock- werk ist ein Fenster durch ein Sym- bol-Sgraffito ersetzt, das nach ei- nem Entwurf von Edith Kornfeld aus Wien von der Firma Pleiner in Wieselburg hergestellt wurde. Es hat folgende Symbolik: 18) „Der Mensch erhebt seine Hände, Werkzeuge sei- ner Arbeit und Macht, in die Höhe. Er sucht nach Höherem, das sei- nem Leben Sinn und Freude gibt, nach Rettung aus der Verstrickung von Schuld und Leid. Er bittet den allmächtigen Schöpfer um Segen für das Werk seiner Hände, er dankt seinem Herrn für täglich erfahrene Gnade. Gottes Sonne leuchtete über die ganze Welt, über Gute und Böse, sie wirkt das tägliche Brot, von dem wir alle leben. Ein Kelch umfasst den Wein der Freudenstunden un- seres Lebens, umfasst den Trank des Leides, das uns geschickt wird, umfasst die bittere Medizin, die Gesundheit schenkt. Das alles zu- sammenfassende Kreuz steht für Jesus von Nazareth, den Christus, es zeugt von unserer Schuld und von unserem Versagen, es kündet mehr noch von der Liebe dessen, der im Namen Gottes für uns am Kreuz starb und auferstanden ist.“ Bei der Renovierung des Markt- schlosses, etwa 10 Jahre später, wurde der Südtrakt neu gefärbelt und etwas umgestaltet. DI Hannes Scheruga gestaltete das Kreuz, das den Eingangsbereich zur Schloss- kapelle umspannt. Das Kreuz im Innenraum der Ka- pelle begleitet die evangelische Ge- meinde in Wieselburg bereits seit 1922. Es besteht aus Holz und ist mit Metall überzogen.

28 Das Schloss war 1980 in einem erschreckenden Zustand. 29 Drei Jahre später war durch viel Arbeit und Einsatzfreude der Südtrakt mit der Kapelle fertiggestellt.

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Die Grabplatte des „Linzmair zu Weinzierl“ wurde 1958 in zwei Teile gebrochen und als Bodenpflaster verkehrt liegend im Oktogon der Wieselburger Pfarrkirche ge- funden. Daraufhin wurde die Wappengrabplatte an der Umfassungsmauer hinter dem Chor des neuen Kir- chenraumes eingemauert. Der obere Teil der Platte aus rotem Marmor ist erhalten und zeigt in einfacher Rah- mung die zweizeilige Inschrift „Der Linzmair zu Wein- zierl begrebmus 1587“ und darunter ein Reliefwappen. Das Wappen zeigt in einem Geviert einen Balken hinter dem drei Pfeile nach oben deuten, im zweiten einen Greif und darunter, im dritten und vierten, einen flam- menden Berg. Im offenen Wappenhelm befindet sich zwischen Büffelhörnern der Greif als Symbol für das Geschlecht der Greiffenberg. Rechts neben dem Schild ist eine sitzende Gestalt, möglicherweise ein Schild- halter, zu erkennen. 19) Johann Baptist Linsmayer war der Stammvater des nur drei Generationen existieren- den protestantischen Adelsgeschlechtes der Greiffen- berg. Er entstammte einer wohlhabenden Bürgerfami- lie aus Wien, studierte in Italien und wurde 1565 in Pavia zum „Doctor beider Rechte“ promoviert. Zwei Jahre später wurde er in Wien zum Universitätspro- fessor ernannt. Sein hervorragender Ruf als Jurist führ- te ihn an den landesfürstlichen Hof nach Graz. Seine Stellung als kaiserlicher Rat und Finanzprokurator hatte zur Folge, dass er große Reichtümer anhäufte. Am 3. Jänner 1579 wurde Linsmayer von Kaiser Rudolf mit dem Titel „Linsmayr zu Weinzierl“ in den rittermäßigen Adelsstand erhoben. In der Folge er- warb er verschiedene Grundbesitztümer im Nieder- österreichischen Alpenvorland. 1579 kaufte er die Herr- schaft Weinzierl, 1598 Seisenegg und 1604 Freienstein, Karlsbach und Waasen. Sein größter Erfolg aber war der Erwerb der Kupfergrube in der Radmer bei Hieflau. Der ungemein erträgliche Abbau ermöglichte ihm 1601 den Bau des Edelsitzes Greiffenberg. Der Ertrag aus dem Bergwerk war so groß, dass er zusätzlich den Ausbau all seiner Schlösser forcieren konnte. Auch in Weinzierl

begann eine rege Bautätigkeit. Schloss Weinzierl wurde im Renaissancestil erweitert und die Schlosskapelle neu erbaut. Trotz dieser Investitionen war es ihm mög- lich, dem Kaiser 60.000 fl. vorzustrecken, die er aller- dings nie zurückerstattet bekam. Dafür aber erhielt er 1602 die kaiserliche Erlaubnis sich „Edler von Greiffenberg“ zu nennen. Die Krönung seiner Karri- ere erlebte Greiffenberg mit der Erhebung in den erb- lichen Freiherrnstand im April 1608. In Viehdorf nahe Seisenegg verfügte er testamentarisch den Bau der Greiffenberg'schen Gruft. Aus den drei Ehen des Jo- hann von Greiffenberg überlebten zwei Söhne: Hans Gottfried, der Vater Catharinas von Greiffenberg, der bedeutendsten Barockdichterin des deutschsprachigen Raumes, und Hans Rudolf, der Stiefonkel und spätere Ehemann Catharinas. 20) Heute befindet sich die Linsmayer-Tafel an der Außen- seite der evangelischen Schlosskapelle und stellt so die Verbindung der Geschichte der evangelischen Ge- meinde in Wieselburg, die zur Zeit Linsmayers in der Schlosskapelle zu Weinzierl ihre Heimat hatte, und der neuen Heimat im Marktschloss her.

30 Die Linsmayer-Tafel am Südtrakt des Marktschlosses.

Linsmayer-Tafel am Südtrakt des Marktschlosses

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Nimmt man sich die Zeit und betrachtet in Ruhe das Wieselburger Rathaus, so verliert sich der Blick in ers- ter Linie in der Bemalung der Rathausuhr und ihrer Umgebung. Bei näherer Betrachtung lässt sich eine „Tag-“ und eine „Nachtseite“ erkennen.Auf der Seite über dem Eingang in das Rathaus ist die „Nacht“ symbolisiert. Im Zentrum der Uhr zeigt sich die Mondsichel, während außerhalb des Zifferblattes dunkle Vögel und Fledermäuse erkennbar sind. Der Drache ist Symbol des Bösen. Der Erzengel Michael dominiert die „Tagseite“. Nach christlicher Auffassung stürzte Michael den Drachen (Symbol für den Satan) aus dem Himmel und wurde nach dieser Tat zum Erzengel erhoben. Er wird mit einem Schwert dargestellt und es wird ihm die Farbe Rot in allen Schattierungen zugeordnet. Die Turmkante trennt die beiden größten Figuren des Freskos, obgleich im Bereich der Zifferblätter eine farbliche Verbindung der beiden Seiten durchaus er- kennbar ist und sozusagen als Übergang vom „Tag“ zur „Nacht“ und umgekehrt als „Dämmerung“ ge- deutet werden kann. Die „Tagseite“, die der Grestner Straße zugewendet ist, zeigt eine hellere Bemalung des Zifferblattes mit der Sonne im Zentrum. Das Ziffer- blatt wird von weißen Vögeln umgeben. In der Dämme- rungsphase sind die Vögel grau dargestellt. Über der linken Hand des Hl. Michael ist das Wieselburger Marktwappen dargestellt. Es wurde sozusagen als „Draufgabe“ für den Auftrag zum Bau des Rathauses von Architekt Anton Valentin aus Wien geschaffen. In der Gemeinderatssitzung vom 22. März 1929 be- richtete der Bürgermeister, dass das Wappen von der NÖ Landesregierung genehmigt wurde. 21) Zur Stadterhebung im Jahre 1976 wurde das Wappen „gebessert“. Dabei wurden Hammer, Sichel und Zahnrad aus dem Wappen genommen, da diese Zei- chen dem Bundeswappen vorbehalten sind. Auf dem Rathausfresko allerdings ist das alte Wappen zu sehen.Laut Gemeinderatsprotokoll vom 16. August 1926 wurde in der Gemeinderatssitzung unter Punkt 4 die

31 Die Fresken auf dem Rathausturm.

Fresken auf dem Rathausturm10

Aufnahme einer Hypothek zum Bau eines Amtsge- bäudes beschlossen. Nachdem ein Architektenwett- bewerb ausgeschrieben worden war, erhielt Architekt Anton Valentin den Auftrag zum Rathausbau. Das Architektenlexikon 22) schreibt über das Wiesel- burger Rathaus: „Der Bau stellt eine höchst eigenwillige Synthese von romantischem Expressionismus und Heimatstil dar. Insbesondere durch die turmartige Ausformung eines Bauteils wird die Typologie eines Rathauses in einem retrospektiven Sinn beschworen, wobei die teilweise figurale dekorative Ausgestaltung diesen Aspekt noch zusätzlich unterstreicht.“Wieselburgs Gemeindeväter wollten einen repräsen- tativen Bau als Rathaus. Um diese Forderung zu unterstreichen, wurden Künstler der „freien Akade- miker-Werkstätte“ in der Staudgasse in Wien beauf- tragt, Pläne für Fresken zu erstellen. Eine Abrechnung über die gesamten Professionistenarbeiten für den

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Neubau des Rathauses belegt, dass für Fresken und Malerei den Malern Weiss und Holzinger 5.146 Schil- ling gezahlt wurden. Anhand der Rechnungen lässt sich allerdings dezitiert nur über die Malerarbeiten im Bürgermeisterzimmer feststellen, dass sie nach einem Entwurf des akademischen Malers Rudolf Holzinger ausgeführt wurden. Auf einer Rechnung vom 6. Februar 1929 ist zu lesen, dass für die „figurale Bemalung der Wände des Rathaussaales mit Darstellung einer Gemeinderatssitzung und Skizzen aus dem Gewerbe und der Landwirtschaft, Ausführung in Casein“ 3.000 Schilling bezahlt wurden, während sich das „Fresco am Turm d. Rathauses, darstellend die überlebensgroße Figur des heiligen Michael, mit Bemalung der Rat- hausuhr“ mit 1.000 Schilling zu Buche schlug. Aus den Rechnungen und den Gemeinderatsprotokollen lässt sich nicht ermessen, welcher der beiden akademi- schen Maler, Holzinger oder Weiss, das Fresko am Rathaus gemalt hat. Lediglich ein Foto aus der Bau- zeit zeigt den Rathausturm und darunter die Notiz

„Wieselburg a.E. Rathausturm Ru- dolf Holzinger 1928“.u Rudolf Holzinger wurde 1898 in Wien geboren und war ein Schü- ler von Ferdinand Andri. 1930 wur- de er Mitglied des Künstlerhauses. Holzinger wandte sich hauptsäch- lich der Freskenmalerei zu, schuf aber auch monumentale Wand- dekorationen. Holzinger heiratete 1929 die Schriftstellerin Dorothea Zeemann. 1949 erlag er einer Herz- attacke.u Architekt Anton Valentin wurde am 25. Mai 1895 in Wien als Sohn des Ministerialbeamten Anton Karl und seiner Frau Anna geboren. Er legte seine Reifeprüfung im Jahre 1914 an der Höheren Staats- gewerbeschule in Wien mit Aus- zeichnung ab und trat 1918 in die Akademie der Bildenden Künste, in die Meisterklasse Leopold Bauer und Franz von Krauss ein. Ab 1926

32 Das Wieselburger Rathaus noch ohne den Anbau des Traktes für die Post.

war er als Zivilarchitekt und freischaffender Architekt vorwiegend in Wien tätig. 1923 bis 1925 hatte er das Rathaus in Golling gebaut, 1927 bis 1928 baute er das Rathaus in Wieselburg und 1931 das Kriegerdenkmal. 1951 bis 1953 baute er ein Wohnhaus für die Stadt- gemeinde Scheibbs in der Uferstraße und gestaltete im Anschluss bis 1955 den Kapuzinerplatz. Valentin war einer der bedeutendsten Baumeister des „Roten Wien“ in den 1950er und 1960er Jahren und wirkte als solcher entscheidend an der Gestaltung des sozia- len Wohnbaues mit. In den Nachkriegsjahren hat Anton Valentin unter anderem auch für die Ofenfir- ma „Meller“ gearbeitet und einen Dauerbrandofen entworfen, der als „Meller-Kamin“ ein Klassiker der 1950er und 1960er Jahre war. Valentin, der sich ab Mitte der 1960er Jahre zuneh- mend ins Privatleben zurückgezogen hatte, starb am 1. Juli 1976 im 81. Lebensjahr in Wien. Aus seiner Ehe mit Theodora hinterließ er zwei Söhne, Peter und Georg. 23)

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Karl Kraushofer beschrieb in seiner „Sammlung der Hauszeichen“ 24) am Zeughaus der Freiwilligen Feuer- wehr die Figur des Hl. Florian an der Ostseite des Ge- bäudes, also an jener Seite, die dem Durchgang zwi- schen FF-Haus und Raiffeisenbank zugewendet ist. Das Fresko soll eine ungefähre Höhe von vier Metern und eine Breite von etwa drei Metern gehabt haben. Das Sgraffito war mit den Initialen „FK“ und der Jah- reszahl 1971 versehen. „FK“ steht für den Künstler Prof. Franz Kaulfersch.Mit 6. April 1998 begannen die Arbeiten am Umbau der Raiba im Erlauftal, Ende April 1999 wurde bereits die Benutzungsbewilligung für das neue Gebäude er- teilt. Dies dürfte auch die Zeit gewesen sein, in der das FF-Haus mit einem Vollwärmeschutz versehen worden

ist. Im Zuge dieser Baumaßnahmen verschmälerte sich der Durchgang zwischen dem Feuerwehrhaus und der Bank enorm, und kaum jemand hätte an dieser Stelle den Florian noch wahrgenommen. Er sollte deshalb an anderer Stelle neu gemalt werden. Bevor also der Vollwärmeschutz am Feuerwehrhaus angebracht wur- de, fotografierte Malermeister Pleiner den Florian, um ihn möglichst ident wieder neu zu malen. Nach Auskunft von Martha Schiefer, der Chefin des Farbenhauses und Malerbetriebes Schiefer, vormals Pleiner, hat im Jahre 1998 Werner Artmann, Maler bei der Firma Schiefer, den Florian an der jetzigen Stelle neu angebracht; allerdings nicht als Fresko, sondern als Wandmalerei. Angeblich existiert der „alte Florian“ noch unter dem Vollwärmeschutz.u Franz Kaulfersch 25) wurde am 3. Dezember 1901 in Luxdorf bei Gablonz in Böhmen als Sohn eines Tisch-

33 Das Florianibildnis, wie es sich heute präsentiert.34 Engelbert Dachsberger, Fritz Riegler und Anton Kreith vor dem Sgraffito von Franz Kaulfersch, 9. Oktober 1978.

Florian auf dem Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr

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35 Die alte Messehalle war üppig mit Sgraffiti von Kaulfersch ausgestattet.36 Prof. Franz Kaulfersch. 37 Das aufgemalte Florianibild in der heutigen Situation.

lermeisters und einer Bauerntochter geboren. 1915 bis 1919 besuchte er die Kunstgewerbliche Fachschule in Gablonz. Danach studierte er an der Akademie für angewandte Kunst in Wien. Seit dem Jahre 1926 war Kaulfersch als Maler tätig. 1935 gründete er die Malerschule im Schloss Leesdorf in Baden und wurde der Leiter der Schule, in der er auch Fresko- und Sgraffitokurse für freischaffende österreichische Künst- ler abhielt. 1955 gründete Franz Kaulfersch den Landesverband der NÖ Kunstvereine. Er war auch pädagogischer Lei- ter des Jugendheimes Hirtenberg, Lehrer an der Höheren Technischen Lehranstalt Mödling, Leiter des Fresko- und Sgraffitosymposions in Türnitz und Mitglied der Prüfungskommission für das Lehramt an gewerblichen Schulen. Die Bilderwelt von Prof. Franz Kaulfersch ist gegenständlich, jedoch entfernt von sklavischer Abbildtreue. Farblich bevorzugt er die „warmen“ Farben mit zahlreichen Nuancen des Braun- bis Rotbereiches. Es sind Erdfarben, die er bevorzugt in seinen Wandbildern verwendet. Kaulfersch starb am 9. Februar 1995. Im Werks-verzeichnis finden sich unter der Jahreszahl 1972 das Sgraffito an der Ausstellungshalle der Messe Wie- selburg mit 32 m2 und der Hl. Florian am Feuerwehr- haus mit 12 m2.

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Für die vielen Fuhrwerke der Eisen- und Proviant- händler der Eisenwurzen musste nach dem Ver- schwinden der Brücke bei der „Brückmühle“ um 1600 eine neue Straßenverbindung gesucht werden. 26) Seit damals führte der Weg über die „Rabenschul“ und Mitterwasser weiter durch die Kleine Erlauf. 1764 wur- de eine Holzbrücke über die Kleine Erlauf gebaut. Diese durfte nur befahren werden, wenn der Wasser- stand so hoch war, dass das Passieren der Furt nicht möglich gewesen wäre. Mitte des 18. Jahrhunderts hatte die Kleine Erlauf einen etwas anderen Verlauf als heute. Eine Brücke über das ganze Flussbett wäre zu lang geworden, weshalb man einen langen Damm errichtete. Als we- gen eines Kirchengrundes ein Streit entstand, gab Michael Resch, am 12. Dezember 1748 im Schulhaus Berg Nr. 5 geboren und 17 Jahre hier Schullehrer, ein schriftliches Zeugnis. Er schrieb am 3. Juni 1814, 27) dass die Kleine Erlauf zwischen jenen Felberbäumen

Die Kreuze auf der alten Marktbrücke

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(= Weiden) floss, die noch jenseits der Erlauf stan- den. Zwischen dem auf der damaligen Brücke stehen- den Kreuz und den St. Ulrichs- und St. Nepomuk-Statuen riss sie eine große Strecke des Kirchengrundes hinweg. Auf einer Skizze von Joseph Pfeiffer, Benefiziat in Weinzierl von 1819 bis 1831, ist in der Brückenmitte ein Holzkreuz mit einer geschwungenen Blech-Über- dachung zu sehen. Auf einem späteren Bild aus dem Jahre 1838 ist die Überdachung nicht mehr vorhan- den. Das bekannte Bild von Pollinger, datiert 1857, zeigt ein hochragendes Kreuz an der linken Brücken- seite im Vordergrund, das scheinbar nicht direkt auf der Brücke stand. Nach über hundert Jahren seit dem Bau der Holz- brücke, wurde 1877 über die Kleine Erlauf eine eiser- ne Brücke errichtet. Am 17. August 1877 hatte man bereits die Umsetzung der Figuren der beiden Brücken- heiligen St. Ulrich und St. Johannes Nepomuk bean-

38 Die Pfeiffer-Skizze mit dem überdachten Kreuz auf der Marktbrücke.

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39 Das Bild von C. Maraus aus dem Jahre 1838 zeigt das Kreuz ohne Dach.40 Das bekannte Bild von Pollinger aus dem Jahre 1857 zeigt die Furt durch die Kleine Erlauf und die Brücke mit dem Kreuz im Vordergrund.

tragt und daraufhin auch durch- geführt. Die Gemeinden Wiesel- burg, Rottenhaus, Weinzierl und Mitterwasser ersuchten am 6. Ok- tober 1877 den niederösterreichi- schen Landesausschuss um die Bewilligung zur Errichtung eines eisernen Kreuzesbildes auf dem Mittelpfeiler der neu erbauten Er- laufbrücke. Dies wurde bewilligt unter den Bedingungen, dass kein Servitut entstünde, sondern das Kreuz auf Verlangen zu entfernen sei. Es sei außerdem am Mittel- pfeiler anzubringen, ohne den Ver- kehr zu behindern und die Brücken- bauleitung müsse es begutachten und bewilligen. 28) Ob das Kreuz tatsächlich errichtet wurde, ist nicht bekannt. Es gibt aus dieser Zeit kei- ne Zeichnungen und auf späteren Fotos ist kein Kreuz mehr zu sehen. [Historische Forschung und Text: Maria Eilenberger]

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Beabsichtigt man die Marktbrücke stadtauswärts zu überqueren, so sieht man am Beginn der Brücke bei- derseits eine Heiligenfigur. Rechter Hand blickt der Hl. Ulrich, der Patron der Wieselburger Pfarrkirche, zur Kleinen Erlauf. Er trägt einen Bischofsstab in der rechten, ein Buch und zwei Fische in der linken Hand. Zu seinen Füßen ist eine Mitra abgelegt. Am linken Brückenbeginn steht der Hl. Nepomuk mit einem Kreuz in Händen. Beide Heiligen sind Sandstein- figuren. „An allen Wegen, Stegen und Brucken stehen hölzerne und steinerne Nepomuken“, sagt ein altes Sprüchlein.

Niederösterreich war und ist noch besonders reich an St. Johannes von Nepomuk-Standbildern. Versucht man, sich diese Fülle von Barockheiligtümern aus dem Bilde der Kunst- und Kulturlandschaft Nieder- österreichs wegzudenken, also den Zustand vor der Intensivierung des Kultes dieses Heiligen in der Ba- rockzeit zu rekonstruieren, so bermerkt man erst, um wieviel ärmer die Landschaft an Kunstdenkmälern wäre. Unmittelbar nach seiner Seligsprechung sind sehr viele Johannes von Nepomuk-Standbilder ent- standen. In Prag wurde die erste Statue um 1683 bzw. 1693, je nach Literatur, aufgestellt und diente als Vorbild für zahllose andere Statuen. In Wien stellte man 1703 die erste Nepomuk-Statue auf der Hohen Brücke über dem Tiefen Graben auf. 1706 wurde am Ufer der Traisen bei Lilienfeld das erste Standbild in Niederösterreich errichtet.

41 Der Hl. Ulrich. 42 Der Hl. Nepomuk.

Die Brückenheiligen St. Ulrich und St. Nepomuk auf der Marktbrücke

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Für die Wieselburger Brücke über die Kleine Erlauf schuf 1764 der St. Pöltener Bildhauer Grueber zwei Heiligenstatuen. Auf der noch vorhandenen Quittung steht zu lesen, dass die beiden steinernen Figuren für die „Hauptbrücke“ 50 Gulden gekostet haben und diese vom kaiserlich-königlichen Maut-Einheber Antoni Scheffold ausbezahlt wurden. Gefertigt ist die Quittung am 15. Mai 1764 von Andreas Grueber, Bildhauer zu St. Pölten. In diesem Schriftstück 29) ist somit auch der erste in Wie- selburg tätige Mautner namentlich genannt. Da die Einnahmen aus dem Wegfonds für die Straßen- reparaturen nicht mehr ausreich- ten, beschloss man am 18. Juli 1761, Wegmautschranken in Wie- selburg, Purgstall und Wang zu errichten. Aus diesem Erlös wurden vom Mautner die beiden Statuen bezahlt. Eine Änderung ergab sich, als 1877 die eiserne Brücke gebaut wurde. Man richtete damals ein Ansuchen an den Nö. Landesausschuss um Umsetzung der Statuen und erhielt am 1. September 1877 folgenden Bescheid: „Auf die Eingabe vom 17. August 1877 wegen Umsetzung der beiden auf dem Kamm der Pöchlarner - Lassinger Landesstra- ße vor der neuen Erlaufbrücke bei Wieselburg bestehenden Statuen des hl. Johannes Nepomuk und des hl. Ulrich. Für die Umsetzung der Statuen hat die Pfarrgemeinde Wieselburg zu sorgen, da mit dem Brückenbau keine Verbindung be- steht. Die zukünftigen Standorte für die Statuen werden im Ein-

43 Links vom Waage-Häuschen ist eine Anschlagtafel zu erkennen, neben der sich die Figur des Hl. Ulrich ausnehmen lässt. 44 Links vom Waage-Häuschen lässt sich der Steinsockel der Ulrichstatue ausnehmen.

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vernehmen mit der Gemeindevor- stehung ausgemittelt, sohin die Umsetzungskosten mit dem Unter- nehmer vereinbart und das Proto- koll ist zur Genehmigung vorzu- legen“. 30) Daraufhin wurden die beiden Statuen versetzt. Der Hl. Johannes von Nepomuk wurde auf einem der steinernen Südostpfeiler der Schlossparkumfriedung auf- gestellt. 31) Diese Situierung des Heiligen war auch ausschlagge- bend für die Namensgebung des an der Statue vorbeiführenden We- ges, der vis à vis des Rathauses entlang der Schlossparkumfriedung verläuft und vor den Geleisen der Erlauftalbahn in die Bahnhofstraße mündet. Die Statue des Hl. Ulrich wurde auf der gegenüberliegenden Seite der Straße aufgestellt, etwa da, wo heute das Rathaus steht. Bei Beginn des Rathausbaues im Jahre 1927 musste die Ulrichstatue daher weichen und beide Statuen wurden wieder am Beginn der Marktbrücke situiert. Die Statuen, zumindest die Ulrichstatue, standen auf einem schönen Sockel, dies wissen wir aus der Schilderung von Stefan Denk (siehe Kapitel „Gnadenstuhl am Haus Hauptplatz 6“), da der Plan bestand, den zweiten Gnadenstuhl und diesen Sockel zu einer Dreifaltigkeitssäule umzuarbeiten.Nachweislich wurden die beiden barocken Stein- bildwerke 1927 und 1945 restauriert. Im Juli 2001 wurde Mag. Christian Gurtner mit der Restaurierung der Brückenheiligen beauftragt. Die Arbeiten erfolgten im September 2001. Die Krume des Hl. Ulrich wur- de mit Dukatendoppelgold neu vergoldet. Die Restau- rierungskosten für beide Figuren betrugen 88.200 Euro. Doch der Glanz des Goldes war verlockend und der Bischofsstab wurde entwendet. Im April 2005 beauftragte die Stadtgemeinde Mag. Gurtner mit der Neuanfertigung der vergoldeten Krume sowie mit der Anfertigung einer Negativform. Die Kosten betrugen damals 2.352 Euro. [Historische Forschung und Text: Maria Eilenberger]

45 Bei dieser Aufnahme aus dem Jahre 1964 stehen die Figuren vertauscht. 46 Der „krumenlose“ Ulrich.

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Als die Wieselburger Bogenbrücke, auch unter dem Namen Karl Mathes-Brücke bekannt, sanierungs- bedürftig wurde, erhob sich für die Stadtgemeinde Wieselburg die Frage, ob die Brücke saniert oder durch einen Neubau ersetzt werden solle. Die Kos- tenvoranschläge sprachen eindeutig für den Brücken- neubau. In einer Rekordbauzeit von nur drei Monaten wurde die neue Bogenbrücke erbaut und beim Volks- fest des Jahres 2002 von Bgm. Mag. Günther Leicht- fried der Bestimmung übergeben. Aus Gründen der Barrierefreiheit wurde auf die bogige Ausgestaltung der Brücke verzichtet. Um aber ihrem alten Namen gerecht zu werden, entschloss man sich, die Metall- konstruktion in Bogenform zu gestalten. Die neue Brücke besticht nicht nur durch ihre Form und die Farbe, sondern auch durch ihre künstlerische Aus- gestaltung durch den Purgstaller Mag. Robert Kabas und einen Partner, den Schmiedemeister Franz Wahler aus Ybbsitz. 32)

47 Der Nepomuk im Dunkel der Nacht. 48 Die 2002 eröffnete Bogenbrücke mit der Nepomuk-Skulptur von Mag. Robert Kabas.

Die modernen Nepomuk-skulpturen auf der Bogenbrücke

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Jede Zeit hat ihre Architektur und ihre Künstler, darum denke ich, dass es wichtig ist, offen für Neue- rungen in der Gestaltung des Ortsbildes zu sein. Zum besseren Verständnis der Figuren von Kabas „Nepomuk 1“ und „Nepomuk 2“ möchte ich hier den Künstler sel- ber zu Wort kommen lassen: 33) „Durch Aufklappen und Anreihen von geometrischen Körpern ent- standen diese beiden modernen Nepomukfiguren. Sie sind visuelle Zeichen, geometrische und mensch- liche Figur zugleich. Überhaupt ist das Spiel mit konträren Positionen wie der mehrdeutigen Form, die ebenso abstrakt wie auch gegen- ständlich ist, ein künstlerisches An- liegen, das sich auf allen Ebenen

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dieser Arbeit ausdrückt. Die Wechselwirkung von Fläche und Raum ist übergeordnetes Thema. Der dynamische Gestus der Skulpturen und das verwen- dete Material bilden einen weiteren Kontrast, sie signalisieren einerseits moderne Technologie, wäh- rend die besondere Weise der Verarbeitung für tra- ditionelles Handwerk mit seinem kulturellen Hin- tergrund steht. Schließlich ergibt die metallische Oberfläche aus Chrom-Nickel und die geflochtene Struktur ein Spannungsfeld, in dem der Gegensatz zwischen Material und handwerklichem Einsatz mit dem geflochtenen Stahl spürbar wird. Die Wieselbur- ger Figuren gehören zu einer Werkgruppe von Skul- pturen, Schachtelfiguren nenne ich sie, der in den vergangenen Jahren das Hauptinteresse meiner plas- tischen Arbeit galt. Jede der bisher realisierten Figu- ren wurde für einen vorher festgelegten Ort gemacht, der ihre Gestaltung mitbestimmte. Unterschiedliche Materialien, Oberflächen, Dimensionen und inhalt- liche Schwerpunkte erweiterten und verlagerten das künstlerische Konzept und trieben mein Interesse an ihnen immer weiter voran. Was vor über zwanzig Jah- ren als ironisches Spiel mit Flächen und Raum begon- nen hat, wurde zur bislang lebenslangen Auseinander-

setzung mit der Frage, welche künstlerischen Mög- lichkeiten plastisches Gestalten heute noch bietet. Un- abhängig von gegenständlicher Form oder abstraktem Ausdruck ist eine Skulptur durch ihre räumliche Präsenz definiert (das heißt, dass sie nicht nur eine Schauseite hat, sondern von allen Seiten „funktioniert“). Ich habe mich mit dem Konzept der Schachtelfiguren einer Grundform, eigentlich einem plastischen Mo- dellcharakter, angenähert, das wie ich hoffe, diesem Anspruch Rechnung trägt und darüber hinaus den Prozeß der Umsetzung von Flächen und Raum sicht- bar macht. Im Prinzip sind diese Figuren gefaltete Flächen, deren Ausgangspunkt das Würfelnetz ist. Durch Auf- und Umklappen werden die Flächen der geometrischen Körper zu schematisierten mensch- lichen Figuren, die trotz Verzicht auf subjektive Züge individuelle Haltung und Gestik besitzen. Bei den vorliegenden Figuren für die Bogenbrücke wurde das ursprüngliche Konzept des gefalteten Würfelnetzes zu Gunsten einer dynamischen Gesamtwirkung weit- gehend aufgelöst. Wesentliches Charakteristikum für diese Arbeit ist die besondere Gestaltung der durch- brochenen Oberfläche, die eine aus Flachstahl ge- flochtene Struktur aufweist. Der Flachstahl wurde

49 Auch in der Nacht bietet die Bogen- brücke mit den beiden Nepomuk- figuren einen interessanten Anblick. 50 Die Tafel mit der Figuren- beschriftung.

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Stück für Stück in die richtige Position geklopft. Der Gegensatz Material und handwerklicher Einsatz ist in der geflochtenen Struktur des Flachstahls spürbar.“ u Mag. Robert Kabas wurde am 12. September 1952 in Purgstall geboren und wollte eigentlich Missionar werden. Er besuchte das Knabenseminar in Seiten- stetten und wendete viel Zeit auf, für Radrennen zu trainieren – zu dieser Zeit wollte er Sportler werden. Nach der Matura und dem Militärdienst machte er aber die Aufnahmeprüfung in die Akademie der Bil- denden Künste, die er 1976 erfolgreich abschloss. Heute lebt und arbeitet Robert Kabas in seiner Mühle an der Erlauf in Purgstall. u Franz Wahler wurde 1962 in Kittsee geboren und ist Schmiede- und Schlossermeister. Er lebt und ar- beitet in Ybbsitz. Mit Kabas zusammen hat er bei- spielsweise die Brücke in der Noth und die Skulptur vor dem Gymnasium in Wieselburg gebaut. Auch der Erlaufsteg in Stock bei Purgstall ist eine Schöp- fung Wahlers. Kreativität entwickelte Wahler auch am Wendepunkt des Themenwanderweges „Schmiede- meile“, wo er einen Fußgängersteg über den Prolling- bach errichtete, eine begehbare Skulptur in Form eines abstrakten Stahlbaues. Das beeindruckende Bau- werk weist ihn als handwerklichen Spezialisten einer neuen Generation aus und stellt die Leistungsfähigkeit seines Berufsstandes unter Beweis.

51 Das Stahlgeflecht, aus dem die Figuren auf der Bogen-brücke geformt sind. 52 Robert Kabas mit dem Modell für die Skulptur beim Gymnasium Wieselburg. 53 Franz Wahler bei der Arbeit am Ötscherlandsteg in Purgstall.

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„Kriegerdenkmäler sind Zeichen der Erinnerung an je- ne Mitbürger und Angehörigen, die bei militärischen Kampfhandlungen getötet wurden. Oft ist über die Umstände ihres Todes oder ihre Grabstätte nichts be- kannt; umso wichtiger ist es für die Angehörigen, ei- nen Ort der Trauer und des Gedenkens zu finden. Das Denkmal wird zur symbolischen Grabstätte, an der Trauerbekundungen stattfinden und die Erinnerung wachgehalten wird.“ 34)

Während die meisten Kriegerdenkmäler eine Solda- tenfigur zeigen, befindet sich im Zentrum des Wie- selburger Kriegerdenkmales eine trauernde Frauen- figur. Sie symbolisiert nicht nur die Trauer der vielen Mütter und Ehefrauen, die ihre Kinder und Männer verloren haben, sondern ist auch Symbol der Bezie-

hung zwischen Soldaten und ihrem Leben in der Hei- mat. Die von Josef Riedl geschaffene Frauenfigur ist aus Keramik und wird umfasst von einem Bau des Architekten Valentin, der auch das Wieselburger Rat- haus baute. Später erhielt das Denkmal eine Glas- überdachung, damit die Figur gegen Nässe etwas ge- schützt ist. Das Aussehen der Überdachung wurde vom Bundesdenkmalamt vorgeschlagen. Der dazuge- hörige Kostenvoranschlag der Firma Wanzmann ist mit 21. Dezember 1987 datiert.Das Bauverhandlungsprotokoll 35) aus dem Jahre 1931 gibt Aufschluss über den Baubeginn des Krieger- denkmales. Laut Protokoll waren folgende Personen anwesend: Für die Gemeindevorstehung Vizebürger- meister Anton Gärber, als Vertrauensmänner die Ge- meinderäte Josef Lorenz und Ignaz Oberriedmüller und als technischer Beirat Zivilarchitekt Anton Valen-

54 Das Kriegerdenkmal am Fuße des Kirchenberges.55 Die trauernde Frauenfigur im Zentrum des Denkmales.

Das Kriegerdenkmal15

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tin. Von den Parteien sind erschienen für den Krie- gerkameradschaftsverein als Bauwerber Ing. Baumeis- ter Hubert Schinner als Bauführer und Herr Pfarrer Jakob Wotruba für das Pfarramt als Anrainer. An diesem Tag wurde die Baubewilligung erteilt.Den Eröffnungstag beschrieb Julie Wüster genau: 36) „Am 12. Juni 1932 fand die Einweihung des Krieger- denkmals am Fuße des Kirchenberges, nahe des Er- laufflußes, statt. Am Vorabend des Festtages, Sams- tag den 11. Juni um 20 Uhr, gingen die Kameraden namens Obmann Baumann, damals Verwalter der Kriegerdenkmalfondskasse, K.K. Wendy, Kommandant Kam. Temper zu dem aus Linz eingetroffenen Eh- renobmann Kam. Wilhelm Mathes. In kamerad- schaftlicher Aussprache wurden die noch schweben- den Punkte bezüglich des Festtages erledigt. Der

Ehrenobmann sagte auch zu, bei dem abends statt- findenden Fackelzug mitzuwirken. Um 20 Uhr, als der letzte Glockenschlag ertönte, stand in stattlicher Anzahl von 74 Mann der Verein bereit zum Abmarsch des Fackelzuges. Unter den Klängen eines alten Mili- tärmarsches und unter Voraustragung der Vereins- und Veteranenfahne, welche seinerzeit dem Kam.-Verein bei der Gründung in sein Eigentum übergeben wurde, marschierte der Zug ab vom Vereinslokal zum Hause des Bürgermeisters. Nach einem kleinen Ständchen ging es weiter zum Heim des Ehrenobmannes. Nach einer kurzen Huldigung für ihn und seine Gemahlin Frieda, als Fahnenmutter des Vereines, ging es wieder weiter zum Geistlichen Rat (jetzt Dechant) Votruba, um auch diesem eine kurze Ehrung zu halten wegen der kostenlosen Überlassung des Kirchengrundes als Aufstellungsplatz für das Denkmal. Nach Schluß die- ser kleinen Feier wurde der Rückmarsch ins Vereins- lokal angetreten. Ein paar gemütliche Stunden kame- radschaftlichen Beisammenseins beschlossen den Fackelzug.Sonntag den 12. Juni um 5 Uhr morgens zog mit klingendem Spiel die Vereinsmusik durch die Haupt- straße des Ortes um die Bewohnerschaft Wieselburgs aufzurufen zur Teilnahme an der Abtragung einer großen Schuld. Dem Kameradschaftsverein Wiesel- burgs war es gelungen, seinen auf dem Felde der Ehre gebliebenen Mitkämpfern von 1914-1918 ein würdi- ges Denkmal zu geben. Angeregt wurde diese Tat von dem Ehrenobmann Oberstleutnant Wilhelm Mathes. Um halb neun Uhr war die Feldmesse und nachher die Kranzniederlegung im Ortsfriedhof für die im 1. Weltkrieg gefallenen Kameraden.Um 13 Uhr folgte die Aufstellung der zur Einwei- hung unseres Heldendenkmales erschienenen Brüder- verbände aus Petzenkirchen, Erlauf, Pöchlarn, Melk, Ruprechtshofen, St. Leonhard, Mank, Oberndorf, Kienberg, Texing, Purgstall, Scheibbs, Neustift, St. Anton, Reinsberg, Gresten, Randegg, Steinakirchen, Ulmerfeld, Amstetten, Blindenmarkt, Ybbs, Nöchling, Säusenstein, St. Martin am Ybbsfeld und Meidling bei St. Pölten. Aus vielen Orten waren solche Heim- kehrervereine vertreten. Nach der Aufstellung beim Heldendenkmal konnte K. Temper einen ausrückenden

56 Das noch nicht überdachte Kriegerdenkmal.

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Stand von 908 Mann, 28 Fahnen und 6 Musikkapellen melden. Obmann K. Baumann eröffnete die Feier mit der Begrüßung sämtlicher ausgerückter Forma- tionen, des Vertreters der politischen Behörde, der Pfarrgeistlichkeit, der Bürgermeister der damals noch nicht eingemeindeten Pfarrgemeinden, der Fahnen- mütter und Patinnen und übergab dem Ehrenobmann

das Wort. In kurzen Umrissen gab Kamerad Oberstleutnant Wilhelm Mathes ein Bild der bewegten Augusttage von 1914. Nach Schluß seiner Worte fiel die Hülle des Denkmales und der Geistliche Rat Pfarrer Jakob Votruba nahm unter Assistenz des Kooperators Reit- bauer den Weiheakt vor. Nach dem Weiheakt ergriff Pfarrer Votruba zu einer kurzen Ansprache das Wort. Benefiziat Eder, ehemaliger Feldkurat des Infanterieregiments 53, hielt die Festrede. Nach diesen sprach auch Herr Dr. Pfeiffer, der Vertreter der Bezirkshauptmann- schaft Scheibbs, welcher den Ka- meradschaftsbund zu diesem schö- nen Werk beglückwünschte.Schließlich kam Bürgermeister An- ton Fahrner zu Worte. Er versprach in feierlicher Weise dieses Helden- denkmal in die Obhut der Gemein- de zu nehmen.Nach Schluß vereinten sich die ausgerückten Vereine zur Defilie- rung und zum Abmarsch auf den Festplatz wo ein kurzes Wieder- sehensfest stattfand. Mit dem letz- ten Schuß um 20 Uhr war der Ehrentag des K.-Vereines beendet.“Anlässlich der Renovierung der Keramikfigur im Jahre 2002 be- schrieb die Restauratorin Mag. Elise Homolka in ihrem Restaurati- onsbericht das Kriegerdenkmal wie folgt: 37) „Eine Glasüberdachung

57 Die Einweihung des Denkmales. 58 Die Feierlichkeiten vor dem Denkmal anlässlich der Stadterhebung im Jahre 1976.

ruht auf massiven Pfeilern über einem polygonalen Grundriss. Hinten ist das Bauwerk durch ein Gitter- werk geschlossen, nach vorne offen. Die sich nach unten verjüngenden quadratischen Pfeiler tragen auch die Tafeln mit den Namen der Gefallenen beider Weltkriege, sowie die Inschrift ,Unseren Helden‘. Die Figur im Mittelpunkt misst 130 cm Höhe und ist

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s-förmig gebogen. Der Kopf weist nach links, die ver- schlungenen Hände nach rechts. Das lange Gewand umhüllt die Figur von Halsausschnitt bis zu den Füßen und liegt in zahlreichen Falten.“Am 8. Mai 1976 fand anlässlich der Stadterhebung um 9:45 Uhr, also vor dem Festakt, bei dem Bun- despräsident Dr. Rudolf Kirchschläger anwesend war, eine Heldenehrung beim Kriegerdenkmal unter An- wesenheit des Bundesheeres statt. Im Rahmen der Festwochen wurde am 22. Mai 1976 der Tag der Ka- meradschaft in Wieselburg begangen. Im Rahmen der Feierlichkeiten gab es um 19:30 Uhr eine Heldeneh- rung beim Kriegerdenkmal mit „Großem Zapfenstreich.“Die von Josef Franz Riedl geschaffene Keramikfigur wurde aus drei Teilen zusammengesetzt und mit brauner Engobe (Tonschlamm) überzogen, die der Fi- gur ein bronzeähnliches Aussehen verleiht. Die Original- oberfläche ist noch immer vorhanden und wurde bei früheren Restaurierungen nicht übermalt.Jährlich am 26. Oktober, dem Nationalfeiertag, fin- det eine schlichte Totengedenkfeier vor dem Krieger- denkmal statt, die vom Kameradschaftsbund initiiert wird. Die Vertreter der Gemeinden Wieselburg Stadt und Land legen einen Kranz nieder und gedenken mit den Kameraden und Pfarrer Dammerer der gefallenen Soldaten beider Kriege.

59 Situationsplan des Denkmales. 60 Bauplan zum Kriegerdenkmal. 61 Der Bildhauer Josef Franz Riedl.

u Josef Franz Riedl wurde am 12. März 1884 in Wien als Sohn des Holzbildhauers Josef Riedl geboren. Nach der Bürgerschule absolvierte Riedl die Modellier- und Zeichenschule der Staats- gewerbeschule, anschlie- ßend kam er ins Atelier von Prof. Benk – somit war beschlossen, dass er Bildhauer wurde. Er hei- ratete 1917 Anna Bayer aus St. Corona am Wech- sel. 1925 wurde sein Sohn Rupert geboren, der später als Meeres- biologe internationalen Ruf genießen sollte.Die Vielseitigkeit Riedls wirkte sich auch in der Vielfalt der verwendeten Materialien aus. Neben Marmor, Sandstein und Stuck, Holz und Wachs, der Bronze und des Eisengusses bediente er sich auch vermehrt des gebrannten Tones, der Keramik. Riedl verstarb im Jahre 1965.

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Brigitte und Theresia Göschl bewohnen nur noch ein paar Monate ihr Haus in der Scheibbser Straße 6. Sie haben es verkauft und ziehen in eine komfortable Woh- nung. Das Haus war ursprünglich nur einstöckig, bei- nahe zu klein für eine Familie mit Kindern. Das war der Grund, weshalb Familie Göschl das Haus aufstockte und erweiterte. Nun hatte sich eine relativ große fens- terlose Wandfläche ergeben. Frau Göschl wünschte sich auf dieser Fläche schon immer eine Darstellung der alten Scheibbser Straße. Bei einem Ausflug sah sie aber zufällig eine Christophorusdarstellung, die ihr so gut gefiel, dass sie beschloss, eine ebensolche Heiligenfigur auf ihr Haus malen zu lassen. Thematisch passte der Schutzheilige der Autofahrer ausgezeichnet auf das Haus an der stark befahrenen B25. Im Jahre 1976 war es dann so weit. Mit Konstantin Triantafyllu aus Ybbs war ein Maler gefunden worden, der das Vorhaben erschwinglich machte und zur vollsten Zufriedenheit aller ausführte. 1976 war das Jahr der Stadterhebung und so sollte das Haus mit dem Heiligen darauf als künftiges „Stadthaus“ besonders schön aussehen. Seit- her grüßt der Hl. Christophorus die Vorbeifahrenden und wünscht „Gute Fahrt“.

u Konstantin Triantafyllu wurde am 17. Mai 1928 in Athen als Sohn der öster- reichischen Mutter Leopol- dine Lang und seines grie- chischen Vaters geboren.Die Familie zog 1943 nach Österreich zurück und lebt seither in Ybbs. Konstantin Triantafyllu erlernte den Be- ruf des Malers, Anstreichers

Christophorus am Haus Scheibbser Straße 6

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62 + 63 Der Hl. Christophorus auf dem Haus der Familie Göschl. 64 Konstantin Triantafyllu.

und Schildermalers und absolvierte die Meisterschule in Leesdorf bei Baden. Er ist mit Edeltraud verheiratet und hat zwei Söhne, Peter und Johannes. Sein Hobby ist seit 60 Jahren die Musik und seit 16 Jahren spielt er in der Brauereikapelle in Wieselburg. Neben der graphischen Darstellung auf dem Haus Göschl hat „Kurt“, wie er von seinen Bekannten genannt wird, auch die Heiligenfiguren beim Eingang in das ehe- malige Gasthaus Moser restauriert. Er arbeitet auch kalligraphisch und stellt Urkunden nach Auftrag her, so auch für den Verkehrsverein Wieselburg.

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Auf dem ehemaligen Gasthaus der Familie Moser in der Manker Straße befinden sich überlebensgroße Hei- ligendarstellungen. Eine zeigt den Hl. Urban, Schutz- patron der Wirte. Die zweite Darstellung zeigt den Hl. Bartholomäus, Schutzpatron der Fleischer. Schräg oberhalb St. Urban befinden sich in einer Schildform ein Weinglas und ein Bierkrug, die Wirtszunft symbo- lisierend, parallel dazu ist ein Wappenschild mit ei- nem Rinderkopf und zwei gekreuzten Beilen darunter zu sehen. Über den beiden Heiligen spannt sich ein Spruchband mit der Aufschrift „19 Hans Moser 02“.Der Künstler, der für die Ausführung der Arbeit aus dem Jahr 1959 verantwortlich zeichnet, ist Gustav Steinschorn. 38) Das sehr schöne und harmonische En- semble wurde vom Ybbser Maler Konstantin Trianta- fyllu restauriert.

65 + 66 Die Heiligenfiguren am Eingang des ehemaligen Gasthauses Moser.

Heiligenfiguren am Eingang zum ehemaligen Gasthaus Moser, Manker Straße 2 - 4

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Nach Ausage von Hans Moser sen. schuf Steinschorn ein Sgraffito auf dem Haus der Firma Frank, das einen Kaufmann mit der Waage in der Hand darstellte. Daran fand Hans Moser solchen Gefallen, dass er die Fassade seines Hauses eben- falls mit einem Sgraffito Stein- schorns schmücken ließ. u Gustav Steinschorn 39) wurde am 12. April 1895 in Eger/Böhmen geboren und starb am 25. Jänner 1969 in Krems. „Steinschorns Aus- bildung an der Wiener Akademie wurde durch den Ersten Weltkrieg ein jähes Ende bereitet. Nach dem Krieg widmete er sich der Fresko- malerei, die er bei Kluibenschedl (1849-1929) in Innsbruck erlernte. Anfang der 20er Jahre ließ sich Steinschorn in Krems nieder, wo

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er Mitglied des Wachauer Künstlerbundes wurde. Als Landschafts- und Vedutenmaler (Anm.: Ein Vedutenma- ler, vom italienischen Wort ,Veduta‘ bedeutend Pano- rama, ist ein Künstler, der entweder malend oder zeich- nend Ansichten von Städten oder deren Fragmenten wie Straßen, Plätze oder architektonische Ensemble, darstellt.) war er nun in den Ausstellungen der Künst- lervereinigung regelmäßig vertreten. Daneben betätig- te er sich als Freskenrestaurator, zum Beispiel im Kloster Imbach.“ 1925 wurde ihm der Österreichische Staatspreis zuerkannt.

67 Das Kaufhaus Frank mit dem Sgraffito auf der Hausseite, die der Scheibbser Straße zugewendet ist.

68 Der bildliche Beweis der Existenz eines Bildstockes in der Manker Straße.

Einen interessanten Bericht über Wieselburg schickte mir vor etwa einem halben Jahr Mag. Helmut Land- kammer. Sein Großvater Josef Landkammer (1865 - 1948) beschrieb darin die Situation Wieselburgs zu seiner Jugendzeit. Unter anderem findet sich hier eine Erwähnung eines alten Bildstöckels, über welches ich sonst nichts finden konnte: „Eine Holzbrücke über die Große Erlauf stellte die Verbindung mit dem rechten Flussufer und dem ,Perzl-Hof‘ her. Nach der Abzwei- gung von der Scheibbser Straße lagen links Gärtnerei und Wohnhaus Grießler, gegenüber das Friseur-Haus Reichert und das seinerzeit der Familie Mayerhofer gehörige Gasthaus mit Fleischhauerei, heute Moser. Bis zur Brücke überquerte man einen kleinen, idylli- schen Platz mit einem Bildstöckel, das von hohen Bäu- men umgeben war.“ Bisher hatte ich noch nie von ei- nem Bildstock an diesem Platz gehört. Kurz vor Fertig- stellung des Buches rief mich Mag. Helmut Landkam- mer an und machte mich auf eine alte Fotografie auf- merksam, die er in meinem „Brücken-Buch“ entdeckt hatte. Tatsächlich ist auf dieser Abbildung der Bild- stock von der Rückseite zu sehen und seine ehemalige Existenz somit bildlich bewiesen.

Bildstock in der Manker Straße18

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... meiner Tochter Mag.(FH) Johanna Weiß für Fotos, Layout und vieles mehr... meinem Sohn Sebastian Weiß für die Bearbeitung von Fotos... Maria Eilenberger für alle hilfreichen Hinweise und das Bereitstellen ihrer Forschungen in diversen Archiven... Dr. Fritz Wolfram für das Bereitstellen der Bilder und Aufzeichnungen seines Vaters Alois M. Wolfram... Dr. Alfons Lakatos für das Korrekturlesen... Dechant Mag. Franz Dammerer für die Beantwortung meiner unzähligen Mails mit bohrenden Fragen... Christa Spörk für das Knüpfen von Kontakten und so manchen guten Hinweis... der Landesbibliothek, dem Diözesanarchiv, dem Dokumentationszentrum St. Pölten, dem Stadtarchiv St. Pölten und dem Stadtarchiv Wieselburg

... allen, die mir ihre Türen geöffnet haben, die mir ihre Bilder zur Verfügung gestellt haben, die mir ihr Wissen mitgeteilt haben – und das waren diesmal besonders viele liebe Menschen:

Affengruber AntonAffengruber JosefaAichinger EngelbertAigelsreiter MariaAigner HansAmesreither MonikaAndraschek-Holzer Dr. RalphBabinger Anna und FranzBaumböck AloisBeham Hermine und AugustBenedikt Anna und AntonBöhm Anneliese und KR KarlBraunauer GertrudeBuchberger JohannBuchegger ElisabethBuxhofer Ing. AloisDachsberger EvaDachsberger Franz

Daurer Johanna und LeopoldDaxböck MariaDichtl DI Dr. HansjörgDistelberger MartinDistelberger UlrikeDufek Anita und KR HubertEppensteiner Adele und StefanFehringer Reg.Rat KarlFidrich GertrudeFischer JohannFohringer JosefGansberger MariaGerstl JohannGerstl WaltraudGiesrigl Rosa und RaimundGlösmann FranzGöschl Brigitte und TheresiaGrabner AnnemarieGröbner HerbertGroiß Anna und AntonGroschupf HeleneGüntschl Prof. ErnstHaas AdeleHackner Elfriede und AntonHagenhuber OttoHaiden Adelheid und KarlHalmer Johann Haydn Alois und ChristineHeiligenbrunner GabrieleHeindl Elisabeth und JohannHilscher DI GüntherHinterleitner Leopoldine und Ing. Franz Hirsch LeopoldHödlsberger AnnelieseHofer HR Dr. JosefHofmarcher JosefHoll TheklaHolzer FranzHölzl ElfriedeHölzl Anna und FranzHölzl Ingrid und Ing. JohannHottenroth Prof. Hans-HagenJackl Anna und JohannJehle JakobJungwirth Anton

Danke

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Jungwirth Gertrude und AntonKaiser MariaKalcher MonikaKammerstätter Dr. JohannesKämpf ReinprechtKarlinger Hermine und FranzKarlinger JohannKasser EngebertKastenberger LeopoldKendler Regine und FranzKerschbaumer MilenaKlauser ChristianeKoch AloisiaKoch JosefKorner Maria und AloisKorner JosefKreith AnnaLandstetter AloisLang Dr. Verena und Dr. Hans PeterLauber RositaLepnik AntonLindtner ElisabethMajer ReginaMayer Franz und ManuelaMoser GertrudMoser JohannMoser KR HansMüller LeopoldineNestelberger Marianne und FranzNestelberger MathildePetschk JosefPfeiffer Anna und JohannPrammer Dr. JohannPrankl MariaPrettenhofer KarlProhaska Andrea und RobertPuchebner Ing. LeopoldPulle Mag. ThomasPunz JohannPunzengruber Maria und FranzRaab Leopoldine und GertrudRafetzeder FranzReisenbichler JohannReisinger FranzReisinger Peter

Reiter ChristianReiterlehner AnnaReithmeier OttoRessl JohannesRiegler FritzRoth LeopoldineSchachinger JosefSchachinger LeopoldScheibelauer ChristineScheruga DI JohannesSchiefer Mathilde und EgonSchmoll FranzSchönbichler Ilse und MargaretheSeiringer Irmtraud und Ing. AloisSiedl Maria und AntonSonnleitner HelgaSpandl JosefaSpielleitner JosefaStamminger Leopoldine und FranzSteiner ChristianeSteiner MargotStöckel StefanTrinkl Hermine und HelmutTriantafyllu KonstantinTrollmann EdithTrümmel AntonTutter RosaUmgeher GerhardVotruba FranzWagner MariaWagner TheresiaWaxenegger LeopoldWinkelbauer Dr. WaltraudWinkler JosefWippl Maria und KarlWolfbeißer Dir. LeopoldineWurm Maria Wurzer JohannWurzer Maria und JohannWurzer Maria (Francisco-Josephinum)Zagler Hermine und JosefZehetner LeopoldZöchbauer Rosemarie und FranzZöchbauer IgnazZwick Theresia und Bernhard

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der Donau, Teil 2, M bis Z, Wien 2003, S. 26942) Wolfram, Alois, Unveröffentlichte Forschungs- aufzeichnungen3) Fielhauer Hannelore und Helmut, Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs, Die Sagen des Bezirkes Scheibbs, Scheibbs 1975, S. 248.4) Pöchhacker, Herbert, Aus dem unveröffentlichten Nachlass: Regesten Wieselburg-Land5) Weiß, Irene M., Die Gemeindewappen des Bezirkes Scheibbs, Band 2, Wieselburg 20046) wie 2)7) wie 2)8) Flossmann, Gerhard, Häuserbuch Bergland, Bergland 2002, S. 1299) Fielhauer Hannelore und Helmut, Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs, Die Sagen des Bezirkes Scheibbs, Scheibbs 1975, S. 27210) wie 9) S. 31011) Denk, Stefan, Kirchliche Altertümer in der Pfarre Wieselburg an der Erlauf, Amstetten 1954, S. 2312) wie 2)13) wie 2)14) wie 2)15) wie 2)16) wie 2)17) wie 2)18) Grubner, Engelbert, Oberndorfer Häuserbuch, Oberndorf 1996, S. 558

u Gumprechtsfelden, Neumühl, Hochrieß und Sill1) Wolfram, Alois, Unveröffentlichte Forschungs- aufzeichnungen2) wie 1)3) wie 1)4) Bundesdenkmalamt, Dehio, Niederösterreich südlich der Donau, Teil 2, M bis Z, Wien 2003, S. 20945) Weiß, Irene M., Lebensspuren – Franz Knapp zum 88. Geburtstag, Wieselburg 2004, S. 166) Kraushofer, Karl, Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs, 14. Jahrgang, Nr. 7, Juli 19787) Denk, Stefan, Kirchliche Altertümer in der Pfarre Wieselburg an der Erlauf, Amstetten 1954, S. 248) wie 1)

Fußnoten

u Geschätzter Leser1) Landesarchiv Niederösterreich, Z.LS. 51/9 vom 17. November 1936

u Bodensdorf1) Wolfram, Alois, Die religiösen Freiplastiken des Bezirkes Scheibbs, in: Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs, 8. Jahrgang, Nr. 2, Februar 1972

u Brunning1) Fielhauer, Hannelore und Helmut, Die Sagen des Bezirkes Scheibbs, Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs, Scheibbs 1975, S. 1662) Eilenberger, Maria, Die Glocke ruft, in: Wieselburger Stadtnachrichten Nr.5, 2002, S. 12

u Wieselburg – Dürnbacher Straße und Dürnbach1) König, Gustav, Bauleiter der k.u.k. Militärbauleitung Wieselburg, Denkschrift über die Entstehung, die Anlage, den Bau und die Einrichtungen des Kriegs- gefangenenlagers in Wieselburg a/d Erlaf, Nov. 19162) Wiesenhofer, Franz, Gefangen unter Habsburgs Krone, Purgstall 1997, S. 2703) wie 2), S. 2834) Wolfram, Alois, Unveröffentlichte Forschungs- aufzeichnungen5) wie 4)6) wie 2), S. 338 f.7) Wüster, Julie, Mein Wieselburg, Teil 2, Wieselburg 1966, S. 1598) wie 3) S. 339 f.9) Erlaftal-Bote, 26. 10. 1917, 27. Jahrgang, S. 110) wie 7)11) wie 4)12) wie 4)

u Großa, Brandstetten, Galtbrunn, Oed beim Roten Kreuz, Forst am Berg, Furth, Hörmannsberg und Fohregg1) Bundesdenkmalamt, Dehio, Niederösterreich südlich

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der Donau, Teil 2, M bis Z, Wien 2003, S. 26953) Wolfram, Alois, Unveröffentlichte Forschungs- aufzeichnungen4) wie 3)

u Wieselburg – Rabenschule und Mühling 1) Pöchhacker, Herbert, Burgen und Herrensitze im Bezirk Scheibbs, Scheibbs 1986, S. 2192) NÖ Landesarchiv, OW 378, Maria-Theresianische Fassion 17513) Pelzl, Leopoldine, Kobel, Winkel und Lurge, in: Amstettner Beiträge 1982, S. 14) Denk, Stefan, Kirchliche Altertümer in der Pfarre Wieselburg an der Erlauf, Amstetten 19545) Kronfuß, Leopoldine, Das religiöse Leben in Sitte und Brauch, Wieselburg 19296) Erlaftal-Bote, 87. Jahrgang, 19. 10. 19777) Chronik der Pfarre Wieselburg8) Fielhauer, Hannelore und Helmut, Die Sagen des Bezirkes Scheibbs, Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs, Scheibbs 1975, S. 1209) Wolfram, Alois, Unveröffentlichte Forschungs- aufzeichnungen10) Fielhauer, Hannelore und Helmut, Die Sagen des Bezirkes Scheibbs, Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs, Scheibbs 197511) wie 9)12) wie 9)

u Oed am Seichten Graben1) Fielhauer, Hannelore und Helmut, Die Sagen des Bezirkes Scheibbs, Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs, Scheibbs 1975, S. 1942) Wolfram, Alois, Die religiösen Freiplastiken des Bezirkes Scheibbs, in: Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs, 8. Jahrgang, Nr. 1, Jänner 19723) Pfarre Wieselburg, Pfarrmatriken, Sterbebuch TOM V, 1817-18474) Wolfram, Alois, Unveröffentlichte Forschungs- aufzeichnungen

u Plaika und Hart1) Wolfram, Alois, Unveröffentlichte Forschungen

9) wie 1)10) wie 6)11) Fielhauer Hannelore und Helmut, Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs, Die Sagen des Bezirkes Scheibbs, Scheibbs 1975, S. 26912) Pfarrchronik Wieselburg13) wie 1)14) wie 1)15) wie 1)16) wie 11), S. 31617) wie 1)18) wie 1)

u Haag1) Wolfram, Alois, Unveröffentlichte Forschungs- aufzeichnungen

u Krügling und Bauxberg1) Dammerer, Mag. Franz, Unveröffentlichte Auf- zeichnungen2) Wolfram, Alois, Unveröffentlichte Forschungs- aufzeichnungen3) wie 2)4) Denk, Stefan, Das Erlaufgebiet in ur- und früh- geschichtlicher Zeit, in: Forschung zur Landeskunde, Band 13, S. 84 ff.4a) Kammerstätter, Dr. Johannes, Chronik Wieselburg- Land, Wieselburg o. J., S. 465) Wolfram, Alois, Unveröffentlichte Forschungs- aufzeichnungen6) wie 4)7) Erlaftal-Bote, 102. Jahrgang, 1. September 1992, S. 58) Erlaftal-Bote, 61. Jahrgang, 22. September 1951, S. 49) wie 2)10) wie 4), S. 6811) wie 2)12) wie 2)13) wie 2)14) wie 2)

u Marbach und Holzhäuseln1) Eilenberger, Maria und Lejsek, Herwig, Marbacher Dorfchronik & Häuserbuch, 1999, S. 742) Bundesdenkmalamt, Dehio, Niederösterreich südlich

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3) wie 1)4) Reiter, Christian, Unsere Dorfkapelle einst und jetzt 1972 - 2005, Eigenverlag 20055) Eilenberger, Maria, Die Glocke ruft, in: Wieselburger Stadtnachrichten Nr. 5, 20026) wie 4)7) wie 1)

u Ströblitz und Moos1) Fielhauer, Hannelore und Helmut, Die Sagen des Bezirkes Scheibbs, Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs, Scheibbs 1975, S. 1982) Wolfram, Alois, Unveröffentlichte Forschungs- aufzeichnungen3) Eilenberger, Maria, Die Glocke ruft, in: Wieselburger Stadtnachrichten Nr. 5, 2002, S. 54) wie 2)5) St. Pöltner Zeitung, Nr. 15, 1925, S. 146) wie 2)7) wie 2)8) wie 2)

u Wechling1) Kraushofer, Karl, in: Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs, 14. Jahrgang, Nr. 1, Jänner 1978 2) Wolfram, Alois, Unveröffentlichte Forschungs- aufzeichnungen3) wie 2)4) St. Pöltner Zeitung, Nr. 48, 2. 12. 1915, S. 115) wie 1)6) wie 2)7) Fielhauer, Hannelore und Helmut, Die Sagen des Bezirkes Scheibbs, Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs, Scheibbs 19758) wie 2)9) wie 2)10) wie 2)11) wie 7) S. 12512) wie 1)

u Weinzierl1) Cerny, Dr. Heimo, Die Tapfere – Catharina Regina von Greiffenberg, Band 4, Eigenverlag Irene M. Weiß,

u Rottenhaus und Grub1) Wolfram, Alois, Unveröffentlichte Forschungs- aufzeichnungen2) Archiv der Coburg'schen Forstverwaltung Grein3) Pöchhacker, Herbert, Burgen und Herrensitze im Bezirk Scheibbs in der Zeit von 1000 bis 1500, Band V, Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs, Scheibbs 1986, S. 2194) Schachinger, Coelestin, Geschichte des Marktes Purgstall an der Erlauf, Purgstall 1913, S. 415) Pfarre Purgstall, Matriken6) Urbarium der Pfarre Petzenkirchen, 1613, fol. 1847) Kraushofer, Karl, Rottenhaus und seine Hausmühlen, in: Heimatkundliche Beilagen des Bezirkes Scheibbs, 1968, S. 548) Diözesanarchiv St. Pölten, Pfarrakte Wieselburg9) Becker-Huberti, Manfred, Feiern, Feste, Jahreszeiten, Verlag Herder 1984, S. 326 ff.10) Schlemmer, Karl, Bitt-Tage feiern, Verlag Herder 1984, S. 11 ff.11) wie 8)12) wie 8)13) wie 8)14) Denk, Stefan, Kirchliche Altertüme in der Pfarre Wieselburg an der Erlauf, Amstetten 1954, S. 2515) Schachinger, Coelestin, Geschichte des Marktes Purgstall an der Erlauf, Purgstall 191316) Erlaftal-Bote, 15. 2. 195817) Denk, Stefan, Das Erlaufgebiet in ur- und früh- geschichtlicher Zeit, Band 13, Forschung zur Landes- kunde von Niederösterreich, Wien 1962, S. 19718) Pfarrakte Wieselburg, Pardeller 171819) Krawarik, Hans, Zur frühmittelalterlichen Besiedlung des westlichen Alpenvorlandes in Niederösterreich, in: Jahrbuch für Landeskunde von NÖ.69-71, S. 171 ff. 20) Pelzl, Leopoldine, Kobel, Winkel und Lurge, in: Amstettner Beiträge 198221) wie 1)22) wie 1)

u Schadendorf und Laimstetten1) Wolfram, Alois, Unveröffentlichte Forschungs- aufzeichnungen2) wie 1)

315

Stadtarchiv Wieselburg6) Erlaftal-Bote, 31. August 1902, 12. Jg., Nr. 35, S. 37) Erlaftal-Bote, 12 Oktober 1902, 12. Jg., Nr. 41, S. 48) Denk, Stefan, Gräber in der Kirche zu Wieselburg, in: Erlaftal-Bote Nr. 43, 25. 10. 1952 und Nr. 44, 1. 11. 19529) Wüster, Julie, Mein Wieselburg, Teil 2, Wieselburg 196610) Kraushofer, Karl, Der Erbpostmeister aus Weinzierl, in: Erlaftal-Bote Nr. 6, 5. 2. 197211) Wüster, Julie, Mein Wieselburg in neun Jahrzehnten, Wieselburg 1966, S. 1412) Bautagebuch II zum Bau der neuen Pfarrkirche, Mai 1955 bis Mai 195613) wie 10)14) Kraushofer, Karl, in: Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs, 16. Jahrgang, Nr. 1, Jänner 1980, S. 1 ff.15) Akt der BH Scheibbs im NÖ Landesarchiv, Zl. 4517, 18. 8. 197616) Pfarrchronik Wieselburg17) Wieselburger Stadtnachrichten, Nr. 6, Oktober 200518) Pfarrgemeinderat der röm. kath. Pfarre Wieselburg, Wir feiern mit unserem Pfarrer, Festschrift zum 60. Geburtstag von Dechant KR Mag. Franz Dammerer, 2005, S. 8019) Grundbuch des Joanne Baptista, Pardeller, 171820) Pfarrakte Wieselburg im Diözesanarchiv St. Pölten21) Fielhauer, Hannelore und Helmut, Die Sagen des Bezirkes Scheibbs, Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs, Scheibbs 1975, S. 12522) Erlaftal-Bote, 97. Jahrgang, Nr. 37, 8. 9. 1987, S. 7

u Wieselburg – Peripherie1) Eisenwurzenrundschau vom 8. 8. 19642) Schweickardt von Sickingen, Darstellung des Erzherzogtums Österreich unter der Ens, Wien 18383) Erlaftal-Bote, 12. Jahrgang, Nr. 47, 23. 11. 1902, S. 34) Diözesanarchiv St. Pölten5) Denk, Stefan, Kirchliche Altertüme in der Pfarre Wieselburg an der Erlauf, Amstetten 1954, S.216) Weiß, Irene, Julie – Der großen Dame des Hauses Wüster zum 130. Geburtstag, Wieselburg 20067) wie 6) S. 278) NÖ Landesarchiv, Verzeichnis über die im Landgericht

Wieselburg 2005, S. 192) Denk, Stefan, Kirchliche Altertüme in der Pfarre Wieselburg an der Erlauf, Amstetten 19543) Stadtarchiv Wieselburg, Sammlung Kraushofer, Notizen zu 1578: Evangelisches Weinzierl4) Kraushofer, Karl, Von der Herrschaft Weinzierl zur Großgemeinde Wieselburg-Land, Handschrift im Stadtarchiv Wieselburg5) wie 4)6) Pfarrchronik Wieselburg7) Taufbuch der Pfarre Wieselburg, TOM 1, S. 1348) Geschichtliche Beilagen zu den Consistorial- Currenden der Diöcese St. Pölten, II Band, St. Pölten 1882, S. 2719) Pfarrakte Wieselburg im Diözesanarchiv St. Pölten10) Dworschak, Fritz, Joseph, Haydn und Karl Joseph Weber von Fürnberg, in: Unsere Heimat, Monatsblatt des Vereines für Landeskunde und Heimatschutz von Nieder-Österreich und Wien, Jahrgang 5, Nr. 6/7, Juni-Juli 1932, S. 19211) wie 8), S. 28612) Schweickardt von Sickingen, Darstellung des Erzherzogtums Österreich unter der Ens, Wien 1838, S. 59 f13) Stadtarchiv Scheibbs14) St. Pöltner Zeitung, Nr. 73, 9. September 1888, S. 515) Höhere Landwirtschaftliche Bundes-Lehranstalt Francisco-Josephinum, Bericht über die Aufbaujahre 1945 - 1951, Weinzierl 195116) Pfarrchronik Wieselburg17) Kaindl, Franz, Sepp Zöchling, St. Pölten 198418) Wolfram, Alois, Unveröffentlichte Forschungs- aufzeichnungen19) Dammerer, Mag. Franz, Unveröffentlichte Auf- zeichnungen

u Wieselburg – Kirchenberg1) Eppel, Franz, Die Eisenwurzen, Land zwischen Enns, Erlauf und Eisenerz, Band IV, Salzburg 1968, S. 2122) St. Pöltner Zeitung, 17. Juli 19133) Pfarrchronik Wieselburg4) Wüster, Julie, Mein Wieselburg, Teil 2, Wieselburg 1966, S. 95) Kraushofer, Karl, Handschriftliche Aufzeichnungen im

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österreichs, 1. Teil, Die Inschriften der politischen Bezirke Amstetten und Scheibbs, Stuttgart 196620) Cerny, Dr. Heimo, Die Tapfere – Catharina Regina von Greiffenberg, Band 4, Wieselburg 200521) Weiß, Irene M., Gemeindewappen im Bezirk Scheibbs, Band 2, Wieselburg 2004, S. 5622) Architekturlexikon, www.architektenlexikon.at23) wie 2)24) wie 1425) Kaindl, Franz, Franz Kaulfersch zum 80. Geburtstag, St. Pölten 198126) Eilenberger, Maria, in: Wieselburger Stadtnach- richten, 04/200627) Pfarrchronik Wieselburg28) Diözesanarchiv St. Pölten, Pfarrakte Wieselburg29) wie 28)30) NÖ Landesarchiv, Bescheid vom 17. 8. 187731) Wolfram, Alois, Die religiösen Freiplastiken des Bezirkes Scheibbs, in: Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs, 10. Jahrgang, Nr. 1. Jänner 197432) Weiß, Irene M., Brücken und Stege über die Große Erlauf, Band 1, Purgstall 2003, S. 25333) Kabas, Robert, Objektbeschreibung der Brücken- figuren, Stadtarchiv Wieselburg34) Morawek, Elisabeth, Denkmal und Erinnerung, Spurensuche im 20. Jahrhundert, Wien 1993, S. 3135) Stadtarchiv, Bauverhandlungsprotokoll vom 29. April 1931, aufgenommen von der Gemeindevorste- hung Wieselburg a./E., Gegenstand ist das Ein- schreiten des Kriegerkameradschaftsvereines Wiesel- burg um Bewilligung zur Erbauung eines Kriegerdenk- males auf der Grundparzelle Nr. 52/236) Wüster, Julie, Mein Wieselburg, Teil 2, Wieselburg 196637) Homolka, Mag. Elise, Restaurierbericht, Wien 2002, im Stadtarchiv Wieselburg38) Kraushofer, Karl, Wieselburger Hauszeichen, im Stadtarchiv Wieselburg.39) Krug, Wolfgang, Wachau, Bilder aus dem Land der Romantik, Aus der Sammlung des NÖ Landes- museums und der Topographischen Sammlung der NÖ Landesbibliothek, Wien 2003, S. 276

Peillenstein befindlichen Grundherrschaften, 18199) Wolfram, Alois, Unveröffentlichte Forschungs- aufzeichnungen10) Denk, Stefan, Kirchliche Altertüme in der Pfarre Wieselburg an der Erlauf, Amstetten 1954, S. 2211) Bundesdenkmalamt, Dehio– Die Kunstdenkmäler Österreichs, Niederösterreich südlich der Donau, Teil 2, M bis Z, Wien 2003, S. 268912) Eppel, Franz, Die Eisenwurzen, Land zwischen Enns, Erlauf und Eisenerz, Band IV, Salzburg 1968, S. 213

u Wieselburg – Zentrum1) Weiß, Irene, Julie – Der großen Dame des Hauses Wüster zum 130. Geburtstag, Wieselburg 2006, S. 17 ff.2) wie 1)3) wie 1)4) wie 1)5) Jesina, Claus, Ferdinand Andri, Univ.-Dipl.-Arbeit, Wien 19936) Kronfuß, Leopoldine, Das religiöse Leben in Sitte und Brauch, Wieselburg 19297) Diözesanarchiv St. Pölten, Pfarrakte Wieselburg8) Denk, Stefan, Geschichte des Bieres in Wieselburg, Wieselburg 19429) wie 6)10) Diözesanarchiv, Begräbnisbuch 1705 - 175511) Hockauf, Dr. Heinz, Walter Prinzl, Melk12) Denk, Stefan in: Erlaftal-Bote, Nr. 28, 14. Juli 195113) Eppel, Franz, Die Eisenwurzen, Land zwischen Enns, Erlauf und Eisenerz, Band IV, Salzburg 1968, S. 21314) Kraushofer, Karl, Hauszeichen, in: Stadtarchiv Wieselburg15) Denk, Stefan, Kirchliche Altertümer in der Pfarre Wieselburg an der Erlauf, Amstetten 195416) Schweickardt von Sickingen, Darstellung des Erzherzogtums Österreich unter der Ens, Wien 183817) Erlaftal-Bote, Nr. 41, 12. Oktober 1982, S. 418) Die evangelische Schlosskapelle im Marktschloss Wieselburg, in: Eine kleine Vorstellung der Evan- gelischen Predigtstation Wieselburg, N.Oe, Tochter- gemeinde Scheibbs der Evangelischen Pfarrgemeinde A. u. H. B., Melk-Scheibbs19) Hornung, Herwig Hans, Die Inschriften Nieder-

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Stadtarchiv Wieselburg: 04, 09, 10, 11, 12, 13, 14, 15Josef Hoffmann: 16, 21Josef Winkler: 17Melanie Fröschl: 18, 19Franz Wiesenhofer: 22Mag. Franz Dammerer: 28Alois Wolfram: 30Helene Groschupf: 32

u Großa, Brandstetten, Galtbrunn, Oed beim Roten Kreuz, Forst am Berg, Furth, Hörmannsberg und FohreggIrene und Johanna Weiß: 01, 02, 03, 05, 09, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 21, 23, 24, 27, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 51, 52, 54, 58, 60, 61Familie Babinger: 07, 55, 56NÖ Landesbibliothek: 04Alois Wolfram: 06, 08, 30, 31Familie Holzer: 19Anna Scholler: 20Karl Prettenhofer: 22Familie Schönbichler: 25, 26, 28, 29Ignaz Zöchbauer: 48, 49, 50, 53Familie Kasser: 57, 59Familie Wippl: 62

u Gumprechtsfelden, Neumühl, Hochrieß und SillIrene und Johanna Weiß: 01, 02, 08, 09, 11, 15, 19, 24, 25, 26, 27, 28, 30, 31, 34, 35, 36, 39, 43, 44, 49Leopold Waxenegger: 03, 04, 05, 06, 14, 18, 21, 22Familie Groiß: 07, 10, 23Familie Schönbichler: 12Alois Wolfram: 13, 20NÖ Landesbibliothek: 16Mag. Franz Dammerer: 17Familie Distelberger: 29Hilde Tötzl: 37Familie Daurer: 38Familie Haydn: 45, 46, 47Familie Kastenberger: 48, 50

u HaagIrene und Johanna Weiß: 01, 03, 04, o5, 06Alois Wolfram: 02

Bildnachweis

u Vorwort Monsignore Dechant Mag. Franz DammererMag. Franz Dammerer: 01

u Geschätzter LeserIrene und Johanna Weiß: 04, 05, 06, 07Alois Wolfram: 02NÖ Landesbibliothek: 03Maria Eilenberger: 01

u BergingFranz Reisinger: 01Irene und Johanna Weiß: 02, 03, 07, o8, 09, 10Alois Wolfram: 04, 05Familie Dachsberger: 06

u BodensdorfIrene und Johanna Weiß: 01, 03, 04, 05, 06, 09, 10, 11, 13, 14Familie Hölzl: 02Hans Aigner sen.: 07, 08Hilde Tötzl: 12Familie Wurzer: 15, 19, 20, 21NÖ Landesbibliothek: 16Josef Winkler: 17Alois Wolfram: 18

u BrunningIrene und Johanna Weiß: 01, 03, 05, 06, 07, 08, 10, 11, 14, 15, 16, 17, 18, 20, 21, 22, 24, 25, 26, 27, 28, 29Alois Wolfram: 02Josef Hofmarcher: 04, 09, 13, 19Josef Schachinger: 12Maria Eilenberger: 23

u Wieselburg – Dürnbacher Straße und DürnbachIrene und Johanna Weiß: 01, 03, 07, 08, 20, 23, 24, 25, 26, 27, 29, 31, 33, 34, 35, 36Peter Hartmann im Stadtarchiv Wieselburg: 02Franz Riegler: 05, 06

318

Irene und Johanna Weiß: 02, 03, 09, 10, 11, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 21, 22, 23, 24, 25, 29Hubert Kastner: 04Vischer, Georg Matthaeus, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672, Graz 1976: 07Maria Eilenberger: 08Milena Kerschbaumer: 05, 06Josef Winkler: 20Familie Korner: 26, 27NÖ Landesbibliothek: 28

u Schadendorf und LaimstettenIrene und Johanna Weiß: 02, 03, 04, 05, 06, 07, 08, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 21, 23 Alois Wolfram: 01Christian Reiter: 09, 10, 11, 12Leopold Waxenegger: 20Ortsplan der Gemeinde Wieselburg-Land: 22

u Ströblitz und MoosIrene und Johanna Weiß: 02, 03, 04, 08Alois Wolfram: 01, 07, 09Familie Spielleitner: 05Familie Hödelsberger: 06

u WechlingIrene und Johanna Weiß: 02, 04, 13, 16, 17, 18, 19, 22, 24, 25Alois Wolfram: 01, 20, 21, 23Familie Rafetzeder: 03, 05 Familie Korner: 06, 07, 10Peter Hartmann im Stadtarchiv Wieselburg: 08Mag. Franz Dammerer: 11Josefa Spandl: 12, 14, 15

u WeinzierlIrene und Johanna Weiß: 01, 10, 11, 17, 18, 19, 23, 24, 25, 31, 32, 35, 36, 37, 38, 40, 41, 45, 46, 47, 48Alois Wolfram: 28, 34, 39Vischer, Georg Matthaeus, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672, Graz 1976: 02Thiele Wüster: 03NÖ Landesbibliothek: 04, 05, 06, 33, 42Dr. Heimo Cerny: 07, 08

u Krügling und BauxbergIrene und Johanna Weiß: 01, 02, 03, 08, 17, 19, 20, 21, 32, 33, 35, 44, 47, 49, 50, 51Familie Trollmann: 04NÖ Landesbibliothek: 06, 14Alois Wolfram: 05, 18, 22, 42, 43, 48Archiv der Gemeinde Wieselburg-Land: 07Franz Schmoll: 09, 10, 11, 12Familie Seiringer: 13, 15, 16Stadtarchiv Wieselburg: 23, 24, 25, 26, 27, 28Theresia Wagner: 29, 30, 31, 34, 36, 37Familie Raab: 38, 39, 40, 41, 45Mag. Franz Dammerer: 46

u Marbach und HolzhäuselnIrene und Johanna Weiß: 01, 03, 04, 06, 08, 09, 10, 11, 15, 17Familie Hölzl: 02, 05, 07, 12NÖ Landesbibliothek: 13Andreas Simoner: 14Alois Wolfram: 16Gemeinde Wieselburg-Land: 18

u Wieselburg – Rabenschule und Mühling Irene und Johanna Weiß: 01, 05, 06, 07, 10, 11, 14, 15, 16, 19Familie Beham: 17, 18Thiele Wüster: 02, 03, 04, 13Alois Wolfram: 12Stadtarchiv Wieselburg: 08, 09

u Oed am Seichten GrabenIrene und Johanna Weiß: 01, 02, 03, 05, 06, 07, 08Alois Wolfram: 04

u Plaika und HartIrene und Johanna Weiß: 01, 02, 04, 08, 09, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26 Alois Wolfram: 03 Familie Zagler: 05, 06, 07Familie Heindl: 10

u Rottenhaus und GrubAlois Wolfram: 01, 12

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Alois Wolfram: 01Ing. Rudolf Gruber: 08Thiele Wüster: 10Josef Winkler: 15, 57Dr. Heinz Hockauf: 16Stadtarchiv Wieselburg: 19, 21, 22, 23, 24, 25, 27, 43, 44, 56, 58, 59, 60, 67Anita Dufek: 26, 28, 29, 46 Helga Leitzinger: 32Fritz Riegler: 34Johann Schiefer: 35Kaindl, Franz, Franz Kaulfersch zum 80. Geburtstag, St. Pölten 1981: 36Thiele Wüster: 38, 40NÖ Landesbibliothek: 39Maria Eilenberger: 45Franz Wahler: 53Riedl, Rupert, Leben und Schaffen des Bildhauers Josef Riedl, eine Künstlerbiographie, Frankfurt am Main 2005: 61Konstantin Triantafyllu: 64Karl Grießler: 68

u Umschlagbildervorne: Johanna Weißhinten: Erich Pummer

Ohne Autor, Der Franz Josef-Jugend-Asyl-Verein und dessen Anstalt in Weinzierl bei Wieselburg in Nieder-Österreich, Wien 1902: 09HR Dr. Josef Hofer: 1287. Jahresbericht des Francisco-Josephinum: 13Franz Schmoll: 14, 15, 16, 20, 22Prof. Ernst Güntschl: 21Höhere Landwirtschaftliche Bundes-Lehranstalt Francisco-Josephinum, Bericht über die Aufbaujahre 1945 - 1951, Weinzierl 1951: 26, 27, 29Familie Pernkopf: 39, 44Leopold Waxenegger: 43

u Wieselburg – KirchenbergIrene und Johanna Weiß: 01, 02, 05, 06, 12, 13, 20, 21, 22, 23, 26, 28, 29, 30, 36, 37, 38, 41, 46, 51, 56Stadtarchiv Wieselburg: 03, 04, 10, 11, 19, 24, 25, 33NÖ Landesarchiv: 07, 31Herbert Gröbner: 08Fritz Riegler: 09Josef Hofmarcher: 15, 35, 39, 40DI Johannes Scheruga: 14, 42, 43, 44, 45Leopold Waxenegger: 16Familie Kasser: 18Alois Wolfram: 17, 47, 52, 55Erich Pummer: 27Gertraud Moser: 32, 34DI Günther Hilscher: 48, 49, 50Diözesanarchiv St. Pölten: 53Hottenroth, Hans-Hagen, Der Bezirk Scheibbs – Ansichten aus vier Jahrhunderten, Scheibbs 1977: 54

u Wieselburg – PeripherieIrene und Johanna Weiß: 01, 02, 03, 04, 06, 07, 09, 10, 11, 12, 14, 15, 19, 20, 21, 22Alois Wolfram: 05, 08, 13 Hans-Hagen Hottenroth: 16 Gertrude Klöckl: 17Stadtgemeinde Wieselburg: 18

u Wieselburg – ZentrumIrene und Johanna Weiß: 02, 03, 04, 05, 06, 07, 09, 11, 12, 13, 14, 17, 18, 20, 30, 31, 33, 37, 41, 42, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 54, 55, 62, 63, 65, 66

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u Eilenberger, Maria, Lejsek, Herwig, Marbach – Dorf- chronik & Häuserbuchu Eppel, Franz, Die Eisenwurzen, Land zwischen Enns, Erlauf und Eisenerz, Band IV, Salzburg 1968u Erlaftal-Bote, diverse Ausgaben (siehe Fußnoten)u Evangelische Pfarrgemeinde, Die evangelische Schloss-kapelle im Marktschloss Wieselburg, in: Eine kleine Vorstellung der Evangelischen Predigtstation Wieselburg u Fielhauer, Hannelore und Helmut, Die Sagen des Bezirkes Scheibbs, Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs, Scheibbs 1975u Fielhauer, Helmut und Kretschmer, Ingrid, Volks-kundliche Beiträge, Band 1, Institut für Volkskunde der Universität Wien, Wien 1966u Flossmann, Gerhard, Häuserbuch Bergland, Teil 1, Bergland 2002u Freiwillige Feuerwehr Wieselburg, Festschrift 125 Jahre freiwillige Feuerwehr Wieselburg Stadt & Land, Wieselburg 2005u Grassmayer, Brief der Glockengießerei Grassmayr vom 11. 6. 1996 u Grubner, Engelbert, Oberndorfer Häuserbuch, Oberndorf, 1996u Hockauf, Dr. Heinz, Walter Prinzl, Melku Höhere Landwirtschaftliche Bundes-Lehranstalt Francisco-Josephinum, Bericht über die Aufbaujahre 1945 - 1951, Weinzierl 1951u Höhere Landwirtschaftliche Bundes-Lehranstalt Francisco-Josephinum, Festschrift zum 90jährigen Bestand des Francisco-Josephinums 1869 - 1959, zugleich LXXXIX und XC Jahresbericht, Weinzierl 1959u Homolka, Mag. Elise, Restaurierbericht betreffend die Statue im Kriegerdenkmal in Wieselburg, Stadtarchiv Wieselburg, 2002u Hornung, Herwig Hans, Die Inschriften Nieder-österreichs, 1. Teil, Die Inschriften der politischen Bezirke Amstetten und Scheibbs, Stuttgart 1966u Hottenroth, Hans-Hagen, Der Bezirk Scheibbs – Ansichten aus vier Jahrhunderten, Bildband 1, Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs, Scheibbs 1977u Internet, http://www.projekt-volkskultur.de u Internet, http://www.eforum-zeitgeschichte.at/werkstatt-wegan.htm u Internet, http://aeiou.at u Internet, http://www.kirchenweb.at

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Literaturnachweis

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In dieser Serie erschienen bis dato

„Brücken und Stege über die Große Erlauf“ von Irene M. Weiß, 2003

„Gemeindewappen im Bezirk Scheibbs“ von Irene M. Weiß, 2004

„Lebensspuren – Franz Knapp zum 88. Geburtstag“

von Irene M. Weiß, 2004

„Die Tapfere – Catharina Regina von Greiffenberg“

von Heimo Cerny, 2005

„Julie – Der großen Dame des Hauses Wüster zum 130. Geburtstag gewidmet.“ und „Caspar

Bartenstein – Julies Vater zum 160. Geburtstag gewidmet.“

von Irene M. Weiß, 2006

„Lebensader Erlauftalbahn – zum 130-jährigen Jubiläum der Bahnlinie“

von Irene M. Weiß, 2007

„Himmlische Oasen – Die sakralen Kleindenkmäler der Pfarre Wieselburg“

von Irene M. Weiß, 2008

Sakrale Kleindenkmäler sind Zeugen des fest ver-wurzelten religiösen Lebens und tiefen Glaubens der Menschen. Die Bandbreite reicht von Frei- plastiken über Kapellen, Bildstöcke, Weg- und Flurkreuze, Heiligennischen und sakrale Wand- bilder bis hin zu Bildbäumen. Die Pfarre Wiesel-

burg weist 161 solcher Kleindenkmäler auf.

ISBN 978-3-9501919-0-5