Hinterhof der urbane Nichtort

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HINTERHOF DER URBANE NICHTORT JOSUA DUNST

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A photo series that deals with an insignificant phenomenon of the backyard.

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HINTERHOFDER URBANE NICHTORT

Er ist die Insel, aus einem Meer bedeckt mit As-phalt, Stein und Beton. Nur in kleinen Oasen tritt der Hin-

terhof in Erscheinung, wird zu einem Ereignis in der Wüste der Monoto-nie. Er ist ein Fragment der Ruhe und der Abgeschiedenheit. Der Hinter-hof ist ein Nichtort, der nicht inter-pretiert, sondern weggelassen wird. Städte sind durchzogen von Grenzen, sie zu überschreiten bedeutet erken-nen, dass es sie nicht gibt. Kinder sind die ersten, die diese Grenzen schon im Kopf einreißen, deshalb ist das kindliche Wesen der größ-te Feind des Hinterhofes. Wer ge-nauer hinschaut, wird feststellen, dass es die Schilder sind, die das Kind in uns auffordern und an-weisen, den Spieltrieb zu unter-lassen. Der Hinterhof wird zur Festung des Stadtmenschen. Der Hinterhof bildet die Grenze zwischen dem öffentlichen, - und dem privaten Raum. Somit findet eine Unterscheidung zwischen dem Bereich des öffentlichen Lebens und des persönlichen, der urbanen Intimität statt. Diese Tren-nung dient der Sicherheit vor der unkontrollierten Konfrontation mit dem Fremden und Unbekannten. Diese Polarisierung ist aber nicht durchgängig. Privat und Öffentlich treten in Wechselwirkung und generieren auch durch

aus Orte der friedlichen Koexis-tens. Der Hinterhof ist Übergang zwi-schen vertrauten und nicht vertrauten Dingen, dem Bekannten und nicht Bekannten und dem Eigenen und dem Fremden. Hinterhöfe sind raue, stil-le Reservate am Rande der urbanen Lärmmaschinerie, die sich bewusst ab-grenzen und verschwindend und fremd am städtischen Geschehen vorbeiziehen. Sie sind oft ungewöhnlich und nicht sichtbar, nicht zeitgemäß, abgenutzt und laden dennoch ein, entdeckt zu werden. Sie bilden eine Gegenkultur zur Eigen-schaftslosigkeit der Stadt, die indif-ferent, fragmentiert und kollagenhaft als expandierende Masse nach außen dringt. Die Stadt erzwingt die Aufmerk-samkeit, bindet sie und ermöglicht eine Schattenwelt, eine Koexistenz zwischen dem dominanten, sichtbaren Wesen der Stadt und dem nicht sichtbaren Wesen des Hinterhofs. Auf der Suche nach der bürgerlichen Festung „Hinterhof“, konn-te ich dieser Utopie auf den Grund gehen und das selten klare Essentielle festhalten.

Wenn ich auf die Straße gehe und das Raster aus Stadtvierteln und Straßenbildern durchkäm-me, bin ich Beobachter. Ich gehe und sehe durch die Kamera hindurch und ab und an erblicke ich eine Schönheit im Detail, einen Ausschnitt, der der Gegenwart entflohen ist und nur durch einen sonderbaren Zufall mir zu Füßen liegt. Diesen er-habenen Moment hoffe ich mit meiner Kamera ein-zufangen. Hinterhöfe sind der urbane Hintergrund und der Rückzugsraum des gescholtenen Städters. Von Hinterhöfen geht eine ganz eigene Faszina-tion aus, die durch die Neugier und die Frage, was sich hinter dem Tor zum Hof verborgen hält, ge-speißt wird. Abseits der Straße verbirgt er sich und hofft eines Tages auch von Dir entdeckt zu werden.

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ie Objekte des Hinterhof werden zu Sub-

jekten und jedes weist eine Geschichte auf.Die Intention meiner Arbeit ist das Bestreben,

die Welt so abzubilden wie sie ist. Ich arbeite mit dem vorhandenen Licht und halte die

Szene so fest, wie ich sie vorgefunden habe. Das Fotografieren gibt mir Halt und Stabilität,

es lehrt mich die Lektionen des Lebens, der Herkunft, gibt mir Aufschluss über meine

Identität. Den eigenen Lebensraum zu ent-decken, die eigenen Grenzen zu dehnen und zu brechen, ist mir mit der Kamera gelungen. Das Fotografieren löst mich aus diesem ro-tierenden, beschleunigten Leben heraus und gibt mir die Möglichkeit, als beobachtende Instanz in die Dinge einzutauchen und aus der Hülle des situativen Alltags eine erzähle-rische, nachhaltige Bildsituation zu erfahren. Meine Fotografie erschließe ich aus dem dokumen-tarisch-soziologischen Komplex, der immer wieder die Randerscheinungen des gesellschaftlichen Lebens versucht mit einzubeziehen. Mich treibt es nicht zu den bereits bekannten Situationen, die sich aus der Erschließung des Stadtkerns ergeben, sondern vielmehr zu den suburbanen Räume, die Räume die mich mit einer Fülle an anziehenden Brennpunkten berühren und mich anhalten, dort zu sein, um festzuhalten, was am Rand des Lebens vor sich geht. Es ist der Schimmer von Melancholie, der von jeder Fassade reflektiert wird, der Augenblick des Verweilens, der mich in die Vergänglich-keit des gegenwärtigen Momentes einweiht: Das Fotografieren gegen das Verblassen von Momenten, Situationen, Erinnerungen und Geschichten. Jeder Hinterhof schließt die Er-innerung der Stadt und ihrer Bewohner mit ein.

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Düsseldorf - reich an histo-rischer Bausubstanz Düssel-dorf ist eine verhältnismäßig dichte, konzentrierte Stadt, die einn komprimierten hi-storischen Kern aufweist und im Zuge der Industrialisie-rung und nach der Zerstö-rung des zweiten Weltkrieges sich einen Agglomerations-gürtel anlegte und immer dichter an die Ballungsräume des Ruhrgebiets heranwuchs.Die Hinterhöfe bilden die Basis und den Kern der Ar-beiterbewegung und dem B e s t r eb en d e r Gewe rk -schaftsgründung, die mit der Industrialisierung und den sozialen Umwälzungen in Düsseldorf einhergehen. Von den 40er bis in die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts siedelte sich zunehmend die Schwer-industrie, besondere die Stahl erzeugende Industrie, an. Grundlegend für die Ex-pansion der Wirtschaft war die Eisenbahn, die in den Fünzigern die wichtigsten Industriegebiete West- und Osteuropas verband, und dadurch den Handel mit Produkten der Stahl-, Eisen- und Maschinen-bauindustrie ermögli-chte. Zudem war neben der Absetzmöglichkeit auch Die Rohstoff-versorgung sicherge-stellt. Um Düsseldorf, im Neandertal, in Hochdahl und Neu-ss wurden die zur Produkterzeugung nötigen Erze und

Mineralien zu Tage gefördert. Die Industriealisierung und der Wohnungsbau Mit der An-siedlung von belgischen und anderen Industriellen in Bilk wurde Düsseldorf längerfri-stig das Zentrum der quali-tativ hochwertigen Stahler-zeugung in Westdeutschland.Mit der industriellen Re-volution wurde auch die Notwendigkeit des Woh-nungsbaus in Düsseldorf er-kannt. Die Wohnungsverhält-nisse waren zur Mitte des 19. Jahrhunderts stets von einem niedrigen Niveau und sollten sich trotz zahlreicher Überle-gungen seitens der Stadt und gemeinnütziger Initiativen der Bürger nicht verbessern. Grund dafür war das Drei-klassensystem, das von einer wohlhabenden Minderheit do-miniert wurde, die das Schick-sal der arbeitenden Massen den Gesetzen des Marktes und den Bürgerinitiativen überließen. Zudem wurde in unregelmä-ßigen Abständen zu wenig und im Verhältnis zu den Löhnen der Arbeiter zu teuer gebaut. Die Wohnungslage war gemes-sen an dem Durchschnittswert von 1,8 Personen pro Zimmer in Bilk Lierenfeld, katastro-phal. Die durchschnittliche Zahl der Familien pro Haus lag bei 8,14, die der gesamt-en Mieter, einschließlich der Untermieter bei 40. Die Woh-nungsnot wurden seitens der Hausbesitzer durch die hohen Mieten und dem Fehlen aus-reichender sanitärer Einrich-tungen verschärft. Fließendes

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Wasser, gab es ausschließlich im Erdge-schoss und im Hinterhof. Die Stockwerke, unterteilt in Zimmer, wurden einzeln ver-mietet und waren zudem im familiären Haustand häufig bettenweise an Fremde untervermietet. Die Privatsphäre wurde - schon durch die bloße Anzahl der Bewoh-ner eines Hauses - empfindlich gestört. Die fehlende Privatsphäre steigerte sich durch das Fehlen von Rückzugsräume und ausrei-chender sanitärer Einrichtungen zu einem unzumutbaren sozialen Problem. Die Pro-duktionhallen und Schlote der Schwerindu-strie, die sich im Zentrum angesiedelt hatten, forderten von den angrenzenden Wohnei nheiten bezüglich der Lautstärke und der Schadstoffbelastung eine hohe Toleranz. Die gewerbliche Nutzung innerhalb der Wohn-hausbezirke war überdurchschnittlich hoch.Wandel der Wohnungspolitik Die Stadt be-griff allmählich, dass der Marktmechanismus zur Beseitigung des Wohnproblems nicht aus-reichte. Sie schuf durch den zunehmenden der Mittel der Stadtsparkassen ein wirksames Instrument, um dem Anschwellen der Grund-

stückspreise entgegenzuwirken und neue Wohnflächen zu gewährleisten. Es fehlte ein

breites Spektrum an Wohnungen, welches durch die Zuwanderung von Arbeitskräften

und dem allgemeinen Bevölkerungswachs-tum jede Berechnung seitens der Stadt in den

Schatten gestellt wurde. So beschloss die Stadt, unter anderem das Hypothekenamt zu

gründen, das fortan den Grundstücksmarkt regulierte und eine rationale Bodenpolitik

betrieb. Der Bodenbesitz der Stadt wurde von 84 Ha (1902) auf 1291 Ha (1914) gesteigert.

Die Bauordnung von1894 teilte die Stadt in zwei Zonen auf, die der inneren und der äu-

ßeren Zone, und ordnete an, dass die Höhe der Bauten zwischen den Baufluchtlinien

die gemessene Breite der Straße nicht über-steigen darf. Jedes Grundstück sollte einen

Innenhof von mindestens 30 qm, bei einer Mindestabmessung von vier Metern haben.

In der Innenzone der Stadt durften zwei

Drittel eines Grund-stückes (bei Eckgrund-stücken drei Viertel) bebaut werden. Die Ma-ximalhöhe wurde auf 18 Meter herabgesetzt und die Summe der Stockwerke mit vier beziffert. In der Au-ßenzone gestattete die Stadt eine Bebauung von 50 Pro-zent, bei Eckgrundstücken bis 75 Prozent der Gesamtfläche und maximal drei für den Wohn-raum bestimmte Geschosse. Das Dachgeschoss wurde als geson-dertes Geschoss behandelt, um der Wohnqualitätsminderung ein Ende zu setzen. Auch die Hinterhäuser, Seitenflügel und Querbauten wurden der Regulierung der Bauordnung unter-worfen. Diese sah in der Innenzone eine Geschossanzahl von drei, in der Außenzo-ne eine Anzahl von zwei Stockwerken vor. Damit waren den Bauherren anders als in Berlin oder Hamburg , in Düsseldorf be-stimmte Rahmenbedingungen diktiert worden, die die Lebensqualität im Sinne der frühen sozialen Architektur defi-nierte. Der Wohnungsnot war aber da-mit nicht abgeholfen, jedoch war die Bevölkerung von der Willkür der Spekulanten und deren Streben nach maximaler Rendite verschont ge-blieben. Die Bauherren reduzierten gezielt die Wohnqualität durch Aufstockung der Geschosse, um die geringe Miete durch maxi-male Ausnutzung der Grund-fläche auszugleichen. Das machte sich besonders in Ber-lin und Hamburg bemerk-bar, wo die Wohnungsnot sehr groß war.-Die inner-städtischen Wohnanlagen der Metropolen wur-den zu Mietskasernen!

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