Historisch einmalige Konjunkturdaten2020/07/31  · WOCHENAUSBLICK HELABA VOLKSWIRTSCHAFT/RESEARCH...

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Helaba Volkswirtschaft/Research WOCHENAUSBLICK HELABA VOLKSWIRTSCHAFT/RESEARCH · 31. JULI 2020 · © HELABA 1 31. Juli 2020 Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegen- wärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die An- gaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Voll- ständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr überneh- men können. Sämtliche in dieser Publikation getroffe- nen Angaben dienen der In- formation. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfeh- lung für Anlageentscheidun- gen verstanden werden. REDAKTION Dr. Stefan Mitropoulos Tel.: 0 69/91 32-46 19 [email protected] HERAUSGEBER Dr. Gertrud R. Traud Chefvolkswirt/ Leitung Research Helaba Landesbank Hessen-Thüringen MAIN TOWER Neue Mainzer Str. 52-58 60311 Frankfurt am Main Telefon: 0 69/91 32-20 24 Telefax: 0 69/91 32-22 44 Historisch einmalige Konjunkturdaten 1 Die Woche im Überblick............................................................................................................. 1 1.1 Chart der Woche .................................................................................................................... 1 1.2 Wochen-Quartals-Tangente ................................................................................................... 2 1.3 Finanzmarktkalender KW 32 mit Prognosen .......................................................................... 3 2 Im Fokus...................................................................................................................................... 4 2.1 Devisen: US-Dollar im Abwärtssog ........................................................................................ 4 2.2 Eurozone: Dramatischer Einbruch im zweiten Quartal ........................................................... 5 3 Charttechnik ............................................................................................................................... 6 4 Prognosetabelle ......................................................................................................................... 7 1 Die Woche im Überblick 1.1 Chart der Woche Gold: Völlig losgelöst!? Gold in US-Dollar je Feinunze Realrendite invertiert (10-jährige US-Treasuries abzgl. CPI, %) Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Für den Goldpreis gibt es kein Halten mehr! Nach dem Erreichen des Allzeithoch (in US-Dollar und Euro) scheint es nur Gründe zu geben, die für und nicht gegen das Edelmetall sprechen: So ist die Pandemie nicht ausgestanden, die Neuinfektionszahlen steigen global weiter bedrohlich. Dies hat Geld- und Fiskalpolitik zu gigantischen Stimuli gezwungen, ein Schuldenberg und Nullzinsen sind die Folge. Darüber hinaus bietet der politische Streit zwischen China und den USA weitere Gründe für den sicheren Goldhafen. Auffällig an dem jüngsten Preissprung ist indes das Auseinanderlau- fen zwischen der Realverzinsung und Gold. Seit Ausbruch der Finanzkrise 2007 bestand hier ein gewisser Gleichlauf. Die Loslösung am aktuellen Rand könnte somit Ausdruck einer gestiegenen Inflationsverunsicherung der Anleger sein. Mit dem erstmaligen Erreichen der magischen 2.000 US-Dollar/Unze dürfte das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein, auch wenn für den nächsten Sprung erst einmal Anlauf genommen werden muss. Bis Jahresende dürfte das Edelme- tall dann aber in Richtung 1.800 US-Dollar je Feinunze zurückfallen. Claudia Windt Tel.: 0 69/91 32-25 00

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Helaba Volkswirtschaft/Research

WOCHENAUSBLICK

HEL ABA VO L KSW IRT SCHAFT / RESEARCH · 3 1 . JULI 2 02 0 · © HEL ABA 1

31. Juli 2020

Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegen-wärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die An-gaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Voll-ständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr überneh-men können. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-nen Angaben dienen der In-formation. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfeh-lung für Anlageentscheidun-gen verstanden werden.

REDAKTION Dr. Stefan Mitropoulos Tel.: 0 69/91 32-46 19 [email protected]

HERAUSGEBER

Dr. Gertrud R. Traud Chefvolkswirt/

Leitung Research

Helaba Landesbank

Hessen-Thüringen MAIN TOWER

Neue Mainzer Str. 52-58 60311 Frankfurt am Main Telefon: 0 69/91 32-20 24 Telefax: 0 69/91 32-22 44

Historisch einmalige Konjunkturdaten 1 Die Woche im Überblick ............................................................................................................. 1

1.1 Chart der Woche .................................................................................................................... 1 1.2 Wochen-Quartals-Tangente ................................................................................................... 2 1.3 Finanzmarktkalender KW 32 mit Prognosen .......................................................................... 3

2 Im Fokus ...................................................................................................................................... 4 2.1 Devisen: US-Dollar im Abwärtssog ........................................................................................ 4 2.2 Eurozone: Dramatischer Einbruch im zweiten Quartal ........................................................... 5

3 Charttechnik ............................................................................................................................... 6 4 Prognosetabelle ......................................................................................................................... 7

1 Die Woche im Überblick 1.1 Chart der Woche

Gold: Völlig losgelöst!? Gold in US-Dollar je Feinunze Realrendite invertiert (10-jährige US-Treasuries abzgl. CPI, %)

Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research

Für den Goldpreis gibt es kein Halten mehr! Nach dem Erreichen des Allzeithoch (in US-Dollar und Euro) scheint es nur Gründe zu geben, die für und nicht gegen das Edelmetall sprechen: So ist die Pandemie nicht ausgestanden, die Neuinfektionszahlen steigen global weiter bedrohlich. Dies hat Geld- und Fiskalpolitik zu gigantischen Stimuli gezwungen, ein Schuldenberg und Nullzinsen sind die Folge. Darüber hinaus bietet der politische Streit zwischen China und den USA weitere Gründe für den sicheren Goldhafen. Auffällig an dem jüngsten Preissprung ist indes das Auseinanderlau-fen zwischen der Realverzinsung und Gold. Seit Ausbruch der Finanzkrise 2007 bestand hier ein gewisser Gleichlauf. Die Loslösung am aktuellen Rand könnte somit Ausdruck einer gestiegenen Inflationsverunsicherung der Anleger sein. Mit dem erstmaligen Erreichen der magischen 2.000 US-Dollar/Unze dürfte das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein, auch wenn für den nächsten Sprung erst einmal Anlauf genommen werden muss. Bis Jahresende dürfte das Edelme-tall dann aber in Richtung 1.800 US-Dollar je Feinunze zurückfallen.

Claudia Windt Tel.: 0 69/91 32-25 00

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1.2 Wochen-Quartals-Tangente

In diesen unsicheren Zeiten wird Gold (S. 1) mehr und mehr zum Maß aller Dinge. In der ablau-fenden Handelswoche erreichte das Edelmetall ein neues Allzeithoch. Steigende Neuinfektionen und Konjunktursorgen beförderten die Suche nach sicheren Anlagehäfen. Aktien gerieten aufgrund enttäuschender Wachstumsdaten aus Deutschland kräftig unter Druck. So ist das Wirtschafts-wachstum im zweiten Quartal um rund 10 % eingebrochen (S. 5), nach 2 % zu Jahresbeginn. Dies und verhaltene Unternehmensnachrichten haben beim deutschen Leitindex DAX zu einem kräfti-gen Wochenverlust geführt. Dennoch konnten die klassischen Anlagehäfen nur begrenzt profitie-ren: Bundesanleihen und US-Treasuries verbuchten leichte Kursgewinne, während der US-Dollar seinen Abwärtstrend fortsetzte. Der Euro (S. 4) wertete gegenüber dem US-Dollar bis auf knapp 1,19 auf. Auch wenn das BIP der USA in Q2 mit -10 % gegenüber dem Vorquartal einen historischen Ein-bruch verzeichnete, ist es etwas besser ausgefallen als vorher befürchtet. Allerdings sprechen die höheren Neuinfektionen gegen einen kurzfristigen deutlichen Anstieg der Aktivität. Auf neue Impul-se von der Fiskalpolitik wartet man derzeit wegen der Uneinigkeit im Kongress vergebens. Wir haben daher unsere Wachstumsprognose für Q3 merklich nach unten angepasst. Für 2020 insge-samt ergibt sich per Saldo ein Schrumpfen um 5 % (bisher: -6 %). Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung scheinen sich auf ungewöhnlich hohem Niveau zu stabilisieren, was dafür spricht, dass das konjunkturelle Umfeld in den USA im zweiten Halbjahr eher schwierig blei-ben dürfte. Wir reduzieren daher unsere Prognosen für die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries. Wir werden unsere neuen US-Prognosen in der kommenden Woche ausführlicher kommentieren. Die Sorge vor einer zweiten Welle dürfte in den kommenden Wochen die Finanzmärkte beherr-schen, die Zahl der Neuinfektionen bleibt Taktgeber an den Börsen. Daran dürften die in der Be-richtswoche zur Veröffentlichung anstehenden günstigen Konjunkturnachrichten kaum etwas än-dern. Der US-Arbeitsmarktbericht für Juli wird wohl wieder einen überdurchschnittlichen Stellen-aufbau sowie den Rückgang der Arbeitslosenquote um einen Prozentpunkt auf rund 10 % melden. Ebenso liegen die Einkaufsmanagerindizes im Expansionsbereich. Bei den Dienstleistungen sind aber Anzeichen für eine abflauende Dynamik wahrscheinlich – was zu den störrisch hohen Erstan-trägen auf Arbeitslosenunterstützung passen würde. Ohne ein wirksames Mittel gegen Covid-19 und bei steigenden Neuinfektionen werden die Anleger weiter Sicherheit nachfragen. Günstige Konjunkturdaten in der Berichtswoche könnten sich dann als Blick in den Rückspiegel erweisen. Finanzmarktrückblick und -prognosen

Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research

Veränderung seit... aktueller31.12.2019 24.07.2020 Stand* Q3/2020

jeweils gg. Euro

US-Dollar -4,9 -1,6 1,18 1,15 1,20 1,20

Japanischer Yen -1,5 0,2 124 120 125 125

Britisches Pfund -6,3 0,9 0,90 0,90 0,85 0,85

Schweizer Franken 0,9 -0,1 1,08 1,07 1,10 1,10 %

3M Euribor -8 -1 -0,46 -0,30 -0,30 -0,30

3M USD Libor -165 2 0,26 0,30 0,40 0,40

10 jähr. Bundesanleihen -36 -6 -0,54 -0,50 -0,40 -0,20

10 jähr. Swapsatz -46 -4 -0,25 -0,05 0,00 0,20

10 jähr. US-Treasuries -137 -3 0,55 0,65 (0,9) 0,75 (1,0) 0,75 (1,0)

Index

DAX -6,6 -5,5 12.380 11.500 12.000 12.200

Brentöl $/B -34,9 -0,9 43 40 45 53

Gold $/U 28,0 2,9 1.950 2.000 (1.600) 1.850 (1.750) 1.800*Schlusskurse vom 30.07.2020

Q1/2021

Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt

Q4/2020

%

jeweils gg. Euro, %

in Bp

%

Claudia Windt Tel.: 0 69/91 32-25 00

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1.3 Finanzmarktkalender KW 32 mit Prognosen

Zeit Land Periode Indikator Helaba-Prognose

BloombergConsensus Vorperiode

Montag, 03.08.202016:00 US Jul ISM-Index Verarb. Gewerbe 53,0 53,6 52,6

US Jul PKW-Absatz; JR, Mio. 14,0 14,0 13,118:30 US St.-Louis-Fed-Präsident Bullard19:00 US Richmond-Fed-Präsident Barkin20:00 US Chicago-Fed-Präsident Evans

Dienstag, 04.08.2020

11:00 EZ JunErzeugerpreise% m/m% y/y

0,4-4,0

k.A.k.A.

-0,6-5,0

16:00 US Jun Aufträge in der Industrie; % m/m 5,0 5,0 8,0Mittwoch, 05.08.2020

11:00 EZ JunEinzelhandelsumsätze% m/m, s.a.% y/y, s.a.

7,00,4

8,40,4

17,8-5,2

14:30 US Jun Handelsbilanzsaldo, Mrd. $ -50,0 -50,3 -54,6

16:00 US Jul ISM-Index außerhalb des Verarbeitenden Gewerbes 54,0 55,0 57,1

23:00 US Cleveland Fed-Präsidentin MesterDonnerstag, 06.08.2020

08:00 DE JunAuftragseingänge% m/m, s.a.% y/y, s.a.

12,5-21,6

12,3k.A.

10,4-29,4

13:00 UK Bank of England Zinsentscheid; % 0,10 0,10 0,10

14:30 US 01. Aug Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, Tsd 1.450 k.A. 1.434

16:00 US Dallas-Fed-Präsident KaplanFreitag, 07.08.2020

08:00 DE Jun Handels-/Leistungsbilanz, Mrd. €, n.s.a. 15,0 / 15,0 k.A. / k.A. 7,0 / 6,5

08:00 DE JunIndustrieproduktion% m/m, s.a.% y/y, s.a.

9,0-11,3

7,2k.A.

7,8-19,4

14:30 US Jul Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft; m/m Tsd. 1.500 1.635 4.800

14:30 US Jul Arbeitslosenquote; % 10,0 10,5 11,1

14:30 US JulDurchschnittliche Stundenlöhne% m/m% y/y

-0,54,2

-0,54,2

-1,25,0

Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research

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2 Im Fokus 2.1 Devisen: US-Dollar im Abwärtssog

Der Euro-Dollar-Kurs klettert immer weiter nach oben. In den USA lässt die ungebremste Corona-Pandemie die Sorgen um die Konjunktur wieder zunehmen, auch die Präsidentschaftswahlen bergen Unsicherheiten. Die Dollar-Talfahrt ist wohl noch nicht zu Ende. Der US-Dollar steht massiv unter Druck. Der Euro-Dollar-Kurs sprang bis auf 1,19 und damit den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Auch gegenüber dem Japanischen Yen und vielen anderen Währungen verlor der Greenback. Die Einigung auf den EU-Wiederaufbaufonds, mit der sich die Risiken um die Währungsunion reduzieren, erklärt daher den Euro-Anstieg nur zum Teil. Die US-Wirtschaft brach im zweiten Quartal um 9,5 % gegenüber Vorquartal ein. Die Eurozone lag sogar 12,1 % im Minus. Das half dem Dollar jedoch nicht, da es gewissermaßen Schnee von ges-tern ist. Denn im Vergleich haben die USA die Pandemie schlecht unter Kontrolle gebracht. Nach-dem die US-Konjunktur mit den Lockerungen nach dem Lockdown überraschend schnell an Dy-namik gewann, drohen nun erneut Einschränkungen, die das Wachstum dämpfen werden. Trotz des schärferen Einschnitts scheint sich die Eurozone aber anhaltender zu erholen, wenngleich steigende Neuinfektionen auch hier Sorgen bereiten. Von dem üblichen US-Wachstumsvorsprung gegenüber der Eurozone könnte dann vor allem 2021 nichts übrig bleiben. Noch wichtiger ist die Reaktion der Geldpolitik: Nach den Nullzinsen auch in den USA und den dort noch größeren Kauf-programmen hat der Dollar an Attraktivität eingebüßt. Mangels Perspektive auf eine Fed-Zinswende wird sich der US-Renditevorteil zunächst kaum ausweiten. Zudem mahnt das in den USA um mehr als 20 Prozentpunkte höhere Geldmengenwachstum M1 zur Vorsicht.

US-Renditevorteil stark zusammengeschrumpft US-Dollar gegenüber Euro noch klar überbewertet %-Punkte USD USD

Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research

Dem US-Staatshaushalt droht ein Fehlbetrag von bis zu 20 % am BIP. Angesichts eines in Nach-kriegszeiten rekordhohen „Zwillingsdefizits“ – der Summe aus Leistungsbilanz und Staatshaushalt – könnten manche internationale Anleger zögerlicher reagieren bzw. auf einen Abschlag in der Währung warten. Hierfür ist der Streit mit China, einem ihrer größten internationalen Gläubiger, auch nicht hilfreich. Die US-Präsidentschaftswahlen sind auch ein Unsicherheitsfaktor. Trumps jüngste Drohung, die Wahl zu verschieben, könnte ein politisches Chaos zur Folge haben. Wir halten das für unwahrscheinlich, aber in einem solchen Szenario würde die US-Währung wohl deutlich leiden. Der Wahlausgang selbst kann den Greenback ebenfalls belasten. Trotz Trumps Rhetorik – „der Dollar ist zu stark“ – hat sich dieser lange Zeit gut gehalten, Trumps protektionisti-sche Haltung bleibt aber. Ein Sieg des Demokraten Biden muss angesichts dessen Ideen zu Staatsausgaben und Regulierung keine Hilfe für die Währung sein. Die nächsten Monate dürften für den Greenback schwierig werden. Kurzfristig sollte sich der US-Dollar allein wegen der über-verkauften Markttechnik zwar wieder erholen. Fundamental betrachtet – wie die Kaufkraftparität zeigt – besteht aber noch Abwertungspotenzial, dazu kommen die Unsicherheiten. Bis Jahresende rechnen wir mit einem Euro-Dollar-Kurs von 1,20 – temporär sind sogar höhere Kurse möglich.

Christian Apelt, CFA Tel.: 0 69/91 32-47 26

USA verlieren Wachs-tums- und Renditevorteil

Politische Risiken in den USA

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2.2 Eurozone: Dramatischer Einbruch im zweiten Quartal

Aufgrund des stärker als erwarteten Wirtschaftseinbruchs im zweiten Quartal senken wir unsere Prognosen für Deutschland und die Eurozone in diesem Jahr. Der Anstieg im nächsten Jahr dürf-te etwas höher ausfallen. Für Juni sind erfreuliche Monatsindikatoren zu erwarten. Die Corona-Krise führte im Frühjahr zu einem historischen Wirtschaftseinbruch. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte mit 10,1 % gegenüber den drei Monaten zuvor stärker als von uns erwartet. Mittlerweile hat allerdings die Aufholjagd begonnen, zumal inzwischen ein Kon-junkturprogramm in der Größenordnung von rund 134 Mrd. Euro von der Bundesregierung aufge-legt wurde. Fast 87 Mrd. Euro oder 2,5 % des BIP hiervon entfallen auf dieses Jahr. Selbst ein etwas höheres Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr führt 2020 zu einer stärkeren Schrump-fung der deutschen Wirtschaftsleistung. Wir veranschlagen nun einen Rückgang des BIP von ka-lenderbereinigt 6,4 % (vorher: -5 %). Die starke Dynamik im Rest des Jahres führt zu einem hohen Ausgangsniveau zu Beginn 2021. Selbst bei den unterstellten verhaltenen Verlaufsraten fällt das Wirtschaftswachstum dadurch im nächsten Jahr mit 5 % etwas höher aus als bislang erwartet (4,5 %). Eine die Wirtschaft stark belastende zweite Infektionswelle ist nicht unterstellt. Diese wür-de das Wachstum nennenswert bremsen. Noch dramatischer als in Deutschland verlief das zweite Quartal in der Eurozone. Spanien musste einen Rückgang des BIP im Vorquartalsvergleich von 18,5 % hinnehmen, was die längeren und strikteren Antiinfektionsmaßnahmen widerspiegelt. In Frankreich lag das Minus bei 13,8 % und in Italien überraschenderweise bei „nur“ 12,4 %. Wir haben unsere Wachstumsprognose 2020 für die Eurozone auf -8,5 % gesenkt (vorher: -7,2 %). 2021 dürfte das Plus 6 % betragen nach 5,5 % (vgl. die einzelnen Länderprognosen: Tabelle S. 7).

Dramatische Lockdown-Einbrüche… … aber die Hoffnung auf bessere Zeiten ist da Reales Bruttoinlandsprodukt, % gg. Vj. Index Deutschland, % gg. Vj., real

Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research

Die Daten für die nächste Woche werden Indizien liefern, wie kräftig die Erholung ausfallen wird. So sind die Einzelhandelsumsätze im Juni sowohl in Italien als auch in Spanien zweistellig gegen-über Vormonat gestiegen und in Frankreich lag das Plus bei knapp 10 %. Nur Deutschland wich hier mit einem Minus von 1,6 % negativ ab, obgleich das Vor-Corona-Niveau auch hierzulande weiterhin überschritten ist. Die Einzelhandelsumsätze der gesamten Eurozone dürften damit um schätzungsweise 7 % zunehmen. Wesentlich günstiger sollte es im Juni auch in der deutschen Industrie ausgesehen haben. Die Produktion dürfte deutlich zulegen. Dies signalisiert zumindest die wichtige Pkw-Produktion. Auch bei den Auftragseingängen ist mit hohen Zuwächsen aufgrund der Normalisierung der Bestellvorgänge sowie dem aufgelaufenen Nachholbedarf zu rechnen. Im zweiten Quartal brachen die deutschen Ausfuhren deutlich stärker ein als die Einfuhren. Der zu erwartende Aufschwung dürfte nun eine Umkehr bringen. Bereits im Mai legten die Exporte wieder lebhafter zu als die Importe. Im Juni sollten auch deswegen die Salden der Handels- und Leis-tungsbilanz deutlich zunehmen. Die hohen Überschüsse von über 20 Mrd. Euro vom Februar vor Corona werden allerdings vorerst nicht erreicht.

Dr. Stefan Mütze Tel.: 0 69/91 32-38 50

Prognosekorrekturen für Deutschland und

die Eurozone

Starke Handels- und Industriezahlen

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3 Charttechnik Bund-Future: Ausbruch aus Seitwärtsrange Widerstände: 178,55 178,65 177,24

DMI Bund-Future (täglich) Unterstützungen: 177,24 177,00 176,00

Der Bund-Future verzeichnete im Wochenverlauf deutliche Gewinne und markierte bei 178,01 das höchste Niveau seit Mitte März. Mit dem Ausbruch aus der seit einem Monat bestehenden Seitwärtsrange bei 177,00 haben sich die Indikatoren im Tageschart aufgehellt. So signalisiert der DMI eine intakte Aufwärtsbewegung und der MACD steigt oberhalb seiner Signallinie. Die nächsten Widerstände loka-lisieren wir bei 178,55 und bei 178,65. Darüber bestünde Potenzial bis 179,00. Haltemarken sind bei 177,24, bei 177,00 und bei 176,00 zu finden.

Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Patrick Boldt (Tel.: 069/9132-2388)

EUR-USD: Starker Anstieg – Gefahr von Rücksetzern Widerstände: 1,1900 1,1996 1,1232

DMI EUR-USD (täglich) Unterstützungen: 1,1805 1,1712 1,1658

Der Euro legte in dieser Handelswoche einen fulminanten Kursanstieg hin und hat aktuell die Marke von 1,19 USD im Blick. Die Charttechnik gibt aufgrund der Juli-Rally Anzei-chen für die Korrekturanfälligkeit des Euro. So liegen im Tageschart RSI und Stochastic deutlich im überkauften Bereich. Kurzfristige Kursverluste sollten in Betracht gezo-gen werden. Eine erste Haltemarke lokalisieren wir bei 1,1805. Darunter liegen Unterstützungen bei 1,1712 und bei 1,1658. Hürden liegen bei 1,1900 und am Impulshoch von 2018 bei 1,1996.

Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Patrick Boldt (Tel.: 069/9132-2388)

DAX: Gerät die 200-Tagelinie in den Fokus? Widerstände: 12.470 12.557 12.603

DMI/Ichimoku DAX (täglich) Unterstützungen: 12.320 12.263 12.209

Mit dem Rutsch unter die Supportzone bei 12.768/12.745 Zählern hat sich der Abwärtsimpuls des DAX erwartungs-gemäß beschleunigt. Im Zuge dessen wurde eine Reihe wichtiger Unterstützungen, beispielsweise ein Fractal Average und verschiedene Strukturmarken durchbrochen. Das Fibonacci-Level bei 12.373 Punkten erwies sich zu-nächst als tragfähig. Sollte diese Marke nachhaltig durch-brochen werden, rücken die Supports bei 12.263 sowie insbesondere die 55- und 200-Tagelinie (12.248/12.209) in den Fokus.

Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Christian Schmidt (Tel.: 069/9132-2388)

Bitte beachten Sie: Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf der Techni-schen Analyse und sind kurzfristig orientiert. Die fundamentalen Analysen mit einer mittel- und langfristigen, strategischen Ausrichtung gehen nicht in diese Betrachtungen ein.

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4 Prognosetabelle

p = Prognose; BIP-Wachstum soweit verfügbar kalenderbereinigt; *Inflation Lateinamerika wegen Hyperinflation ohne Venezuela

Quellen: EIU, Macrobond, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research

2018 2019 2020p 2021p 2018 2019 2020p 2021p

Eurozone 1,9 1,3 -8,5 6,0 1,8 1,2 0,4 1,9

Deutschland 1,3 0,6 -6,4 5,0 1,8 1,4 0,5 2,5

Frankreich 1,8 1,5 -11,5 8,0 2,1 1,3 0,7 1,8

Italien 0,7 0,3 -11,0 5,5 1,2 0,6 0,0 1,3

Spanien 2,4 2,0 -13,0 8,5 1,7 0,8 0,2 1,5

Niederlande 2,5 1,8 -5,0 4,0 1,6 2,7 0,7 1,3

Österreich 2,3 1,5 -6,0 4,0 2,0 1,5 1,0 1,9

Irland 8,2 5,5 -5,5 6,0 0,7 0,9 0,0 1,2

Portugal 2,1 2,2 -7,1 5,5 1,2 0,3 -0,2 1,3

Griechenland 1,9 1,9 -5,0 4,0 0,6 0,5 0,0 1,5

Schweden 2,4 1,3 -4,2 5,5 2,0 1,8 0,7 2,0

Norwegen 1,6 1,2 -5,5 5,1 2,8 2,2 1,0 2,2

Polen 5,4 4,2 -3,8 3,7 1,6 2,3 3,5 2,2

Tschechien 2,8 2,5 -6,8 4,2 2,1 2,8 3,2 2,0

Ungarn 5,1 4,9 -4,3 4,0 2,8 3,4 3,1 3,0

Großbritannien 1,3 1,5 -9,0 7,0 2,5 1,8 1,2 2,4

Schweiz 2,7 1,0 -5,5 4,5 0,9 0,4 -0,5 1,0

USA 3,0 2,2 -5,0 4,0 2,4 1,8 1,1 3,0

Japan 0,3 0,7 -4,5 2,2 1,0 0,5 0,0 0,3

Asien ohne Japan 5,6 4,7 -0,1 8,0 2,6 2,9 2,6 3,0

China 6,9 5,9 1,5 9,3 2,1 2,9 2,5 2,5

Indien 6,1 4,2 -4,5 7,6 3,9 3,7 3,5 3,8

Russland 2,5 1,3 -3,0 3,0 2,9 4,8 3,8 4,0

Türkei 3,0 0,9 -4,0 5,0 16,3 15,6 9,1 8,5

Lateinamerika* 0,8 1,4 -6,0 4,2 6,7 8,3 7,4 5,9

Brasilien 1,1 1,1 -4,0 4,5 3,7 3,8 2,6 2,6

Welt 3,6 3,0 -3,3 6,1 2,8 2,9 2,3 3,0

Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise

reale Veränderung gg. Vorjahr, % Veränderung gg. Vorjahr, %