Hochspannung garantiert Nachwuchs · 2019. 10. 28. · schen Voest-Alpine-Konzern gesponsert...

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Die Formel E, offiziell firmiert sie als ABB FIA Formel-E- Meisterschaft, ist die erste rein elektrische Rennserie der Welt. Ausgetragen wird sie seit 2014. Und das Interesse an den Rennen wird von Jahr zu Jahr größer. Auch aus diesem Grund bereichern ab der nächsten Saison Mercedes-Benz und Porsche die Serie. An diesem Wochenende gastiert die Formel E in Berlin-Tempelhof. Foto: Bildagentur Kräling FORMEL E 28 EINE ANZEIGENSONDERVERÖFFENTLICHUNG DES SÜDDEUTSCHEN VERLAGES Donnerstag, 23. Mai 2019 man ohne akribische Vorbereitung in der Formel E keine Chance hat, um die vorde- ren Plätze zu kämpfen. Daher haben wir uns auch frühzeitig entschieden, mit HWA Racelab eine Art Lehrjahr zu bestreiten. Und ich muss sagen: Das war definitiv die richtige Entscheidung. Das Team durch- läuft bisher eine steile Lernkurve und je- des Problem, das jetzt auftritt, wird uns in der Zukunft helfen. Abseits der Rennstre- cke arbeiten unsere Ingenieure bei Merce- des-AMG High Performance Powertrains in Brixworth an der Antriebseinheit. Da- bei helfen uns natürlich die Erfahrungen, die wir seit der Einführung des Hybrid in der Formel 1 gemacht haben. Ich bin über- zeugt, dass wir im Dezember 2019 sehr gut vorbereitet zu unserem ersten Formel- E-Rennen fahren werden. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir von Beginn an um Rennsiege fahren werden.“ René de Boer Weltmeister Lewis Hamilton hält die For- mel 1 für zu einfach und deshalb Doping nicht für sinnvoll. „Die Autos sind nicht schwierig genug zu fahren. Es ist nicht an- strengend genug. Deshalb kann ja auch schon ein 18-Jähriger hier mithalten“, sag- te der Mercedes-Pilot nach seinem Sieg beim Großen Preis von Spanien in Barce- lona. Da die körperliche Belastung für gut trainierte Rennfahrer nicht besonders hoch sei, bringe Sportbetrug mit illegalen Substanzen zur Leistungssteigerung nichts. Hier unterscheide sich die Formel 1 von Sportarten wie Radsport oder Tennis. Der aktuelle WM-Spitzenreiter wurde nach seinem dritten Saisonerfolg in Spa- nien zur Dopingprobe bestellt. Dies ist aber kein häufiger Vorgang in der Königs- klasse des Motorsports. Hamilton zufolge werde er höchstens dreimal pro Jahr auf Doping getestet, „es kann aber auch weni- ger sein“. Der Automobil-Weltverband Fia hat sich wie die meisten großen Sport- Organisationen dem Kodex der Welt- Anti-Doping-Agentur unterworfen. dpa Nachwuchs Anders als sein Bruder Sebastian peilt Fa- bian Vettel derzeit keine Motorsport-Kar- riere in der Formel 1 an. „Es ist eher kein Ziel. Das kann ich eigentlich verneinen. Da müsste ich in anderen Serien unter- wegs sein, um meinen Weg in die Richtung zu bahnen“, sagte der 20-Jährige bei einem Medientermin in Stuttgart. Der jün- gere Bruder von Ferrari-Star Sebastian Vettel fährt seit dieser Saison ausgerech- net für Mercedes in der Sportwagen-Serie ADAC GT Masters. In der Formel 1 ist der Mercedes-Rennstall mit Weltmeister Le- wis Hamilton seit Jahren der Hauptrivale für Ferrari-Pilot Vettel. Ganz ausschließen will Fabian Vettel ein künftiges Formel-1- Engagement aber nicht. „Man weiß ja nie, wo es hingeht. Aber im Moment bin ich noch relativ frisch in dem Ganzen und muss erst mal schauen, dass ich meine eigenen Sachen regele“, sagte er. dpa Wie in der Automobilbranche generell ist auch im Motorsport vieles in Bewegung. Neue Technologien kommen auch im Rennsport zum Einsatz. Die Elektro-Renn- serie Formel E ist dafür das beste Beispiel. Seit dieser Saison wird mit den neuen „Gen2“-Autos gefahren, die noch futuris- tischer aussehen und mit dem Cockpit- schutz „Halo“ mehr Sicherheit bieten. Die neue Batteriegeneration ließ die Speicher- kapazität von 28 auf 54 kWh ansteigen. Damit gehört der Autotausch zur Renn- mitte der Vergangenheit an. Im regulären Rennbetrieb haben die Fahrer 200 kW Leistung zur Verfügung, aber nachdem sie durch eine Aktivie- rungszone gefahren sind, können sie zwei- mal im Rennen zeitweise 225 kW abrufen, was die Chancen zum Überholen verbes- sert. Die Chassis in der Formel E sind ein- heitlich, aber beim Antriebsstrang und bei der Software dürfen die Hersteller im Rahmen des Reglements ihr gesamtes Know-how einsetzen. Bei Porsche bereitet man sich aktuell auf den Einstieg als Werksteam in der For- mel E vor. Nach Ende des LMP1-Engage- ments, das mit drei Le-Mans-Siegen und insgesamt sechs WM-Titeln in Folge äu- ßerst erfolgreich war, versuchen sich die Stuttgarter nun im elektrischen Formel- sport. „Die Begeisterung für das Projekt bei Porsche ist groß“, sagt Teammanager Amiel Lindesay. „Es ist etwas Neues, Innovatives. Es passt zu unserer Mission E, indem wir jetzt auch Elektrofahrzeuge auf die Straße bringen.“ Ein Teil der erfolgrei- chen Porsche-Mannschaft aus dem Lang- streckensport machte den Schritt zur For- mel E mit, aber dort sind die Regeln we- sentlich restriktiver. Lindesay: „Bei der WEC hatten wir in Le Mans oder bei den anderen Rennen etwa 65 Teammitglieder an der Strecke, bei der Formel E dürfen laut Reglement nur 20 Personen vor Ort arbeiten. In der LMP1 hatten wir fast für jeden Bereich eigene Spezialisten, wäh- rend in der Formel E mehr Vielseitigkeit gefragt ist. Ein Techniker muss mehrere Bereiche abdecken.“ Für Mercedes-Benz ist die Formel E das neue Betätigungsfeld neben der For- mel 1, nachdem die Marke das Engage- ment in der Tourenwagenserie DTM am Ende der vergangenen Saison beendete. Anders als Porsche ist Mercedes aber schon durch die Hintertür in der Formel E mit dabei: Techniker des Mercedes-nahen Motorsportunternehmens HWA waren bereits in der vergangenen Saison im Ven- turi-Team mit dabei, aktuell setzt HWA Racelab für den DTM-Titelträger Gary Paffett und den belgischen Ex-Formel-1- Fahrer Stoffel Vandoorne zwei Autos in der Formel E ein. Im kommenden Jahr übernimmt Mer- cedes-Benz dann den Platz als Werks- team. Mercedes-Sportchef Toto Wolff erklärt dazu: „Wir sind uns bewusst, dass Stuttgarter unter Strom Startschuss. Mit Mercedes-Benz und Porsche steigen in der kommenden Saison zwei Stuttgarter Hersteller werksseitig in die Formel E ein. Ein Blick auf die Technik und die Hintergründe beziehungsweise Motive der Neueinsteiger. EINHEITSCHASSIS Donnerstag, 23. Mai 2019 EINE ANZEIGENSONDERVERÖFFENTLICHUNG DES SÜDDEUTSCHEN VERLAGES 29 Doping ist kein Thema Das Porsche-Team absolvierte bereits Formel-E-Testfahr- ten auf der Rennstrecke von Calafat in Spanien. Foto: Hersteller „Als wir gleich beim Anfang der Serie in der Formel E gestartet sind, haben uns noch viele belächelt. Jetzt wollen alle mit dabei sein.“ Thomas Biermeier, Sportdi- rektor von Abt Sportsline, hat die rasante Entwicklung der Elektro-Rennserie haut- nah miterlebt. Das Team aus Kempten ge- hörte zu den Mannschaften der ersten Stunde in der Formel E und bereitete den Weg für den offiziellen Werkseinsatz von Audi, den die Allgäuer nun in der zweiten Saison durchführen. Daniel Abt, der zusammen mit dem Brasilianer als Audi-Werksfahrer an den Start geht, kehrt in Berlin an die Stätte sei- nes wohl größten Erfolgs zurück. Mit Pole- Position, Sieg und der schnellsten Renn- runde schaffte der Kemptener in Tempel- hof 2018 den im Motorsport eher seltenen „Hattrick“. „Der Sieg dort im Vorjahr vor eigenem Publikum war einfach nur gigan- tisch“, schwärmt er bis heute. „Das Ge- fühl, als ich durch die Zuschauermenge hindurch zum Podium für die Siegereh- rung lief: Gänsehaut pur!“ Abt ist einer von vier deutschen Fah- rern im aktuellen Starterfeld der Formel E. Ebenfalls aus dem Allgäu kommt Maximi- lian Günther, der für das US-Team Geox Dragon Racing an den Start geht. „Nach- dem es für mich in der Formel 2 nicht weiterging, habe ich in der Formel E eine tolle Alternative gefunden“, betont der Oberstdorfer. Zuletzt in Monaco bestätigte sein Teamchef Jay Penske, dass Günther in Berlin und damit auch bei den letzten zwei Veranstaltungen der Saison in Bern und New York an den Start gehen wird, nach- dem Günther zuvor immer erst kurz vor den Rennen mitgeteilt wurde, ob er fahren würde oder nicht. Bei drei Rennen saß der Brasilianer Felipe Nasr im Auto, konnte aber nicht wirklich überzeugen. Der gebürtige Duisburger André Lot- terer startet im zweiten Jahr für das DS- Techeetah-Team, das in der vergangenen Saison die Teamwertung gewann. Anfangs betrachtete der dreimalige Le-Mans-Sie- ger die Formel E ziemlich kritisch, mittler- weile aber schätzt er die Serie. „Es ist eine andere Art der Herausforderung. Körper- lich vielleicht nicht unbedingt anstren- gend, aber man muss viele Sachen im Auge behalten wie die Strategie, das Haushalten mit der Energiemenge und das Abrufen der Zusatzleistung.“ Lotterer hat- te bereits einige Male den Sieg vor Augen. „Natürlich wäre es schön, wenn es in Ber- lin klappt, aber die Konkurrenz ist sehr stark“, sagt er. Der Worndorfer Pascal Wehrlein, der trotz seines jugendlichen Alters bereits einen DTM-Titel sowie 39 Formel-1- Renneinsätze vorweisen kann, bestreitet seine erste Saison in der Formel E. Er star- tet für das Mahindra-Team, wo er das Cockpit von Nick Heidfeld übernahm. Dieser wechselte in die Rolle des Ersatz- fahrers und Teamberaters. Wehrlein glänzte in Santiago de Chile bereits mit dem zweiten Platz bei seinem erst zweiten Formel-E-Rennen. In Mexiko schien er einem sicheren Sieg entgegenzufahren, bis ihm in der letzten Runde der Strom ausging und er sich mit Platz sechs zufrie- dengeben musste. Das zweite deutsche Team in der For- mel E ist HWA Racelab, das nach dem En- de des DTM-Engagements von Mercedes- Benz in der Formelserie ein neues Betäti- gungsfeld fand. In der Formel E bereitet der Rennstall aus Affalterbach den werk- seitigen Einstieg der Marke Mercedes- Benz vor. Auch Porsche steigt in der kom- menden Saison offiziell in die Serie ein. Neben Audi ist auch BMW bereits da: Die Münchener Marke hat den Werksein- satz dem US-Team Andretti Autosports anvertraut. René de Boer Die Formel E spricht Deutsch Einblicke. Wenn die Formel E am 24. und 25. Mai bereits zum fünften Jahr in Folge in Berlin gastiert, haben vier deutsche Fahrer und zwei deutsche Teams ein Heimspiel. In Hongkong fand das 50. Rennen der Fia Formula E statt. Foto: Bildagentur Kräling André Lotterer Foto: Bildagentur Kräling Jean-Eric Vergne stand in Monaco auf dem Podest. Foto: Bildagentur Kräling erste Europarennen in Rom und bescherte seinem Arbeitgeber Jaguar damit auch den ersten Sieg in der Serie. Einen weiteren Premierensieg gab es Ende April für den niederländischen Au- di-Werksfahrer Robin Frijns, der in Paris erstmals ganz oben stand. Nach acht ver- schiedenen Siegern in den ersten acht Rennen dieser Saison kürte sich Jean-Eric Vergne zuletzt in Monaco zum ersten Zweifachgewinner der laufenden Renn- serie. Der Titelverteidiger, der für das DS- Techeetah-Team fährt, kommt daher als Spitzenreiter in der Fahrerwertung nach Berlin. „Es ist schön, jetzt vorne zu stehen, zumal der Saisonanfang für uns eher schwierig war“, betont der Franzose, „aber abgerechnet wird wie immer erst zum Schluss.“ Nach dem Rennen in Berlin gastiert die Formel E im Juni noch in Bern in der Schweiz. Zwei Rennen im New Yorker Stadtteil Brooklyn schließen Mitte Juli die laufende Rennsaison dann ab. René de Boer Acht verschiedene Sieger aus neun Ren- nen, davon kann sich die Formel 1 ein Stück abschneiden! Auch sonst ist die For- mel E gut für jede Menge Spektakel. Kein Wunder also, dass die Serie immer belieb- ter wird. Berlin ist die nächste Station in der laufenden Saison. Vorauszusagen, wer gewinnt, ist in der Formel E fast ein Ding der Unmöglichkeit. Wer an einem Wochenende vorne fährt, kann sich beim nächsten Rennen schon wieder im hinteren Teil des Feldes befin- den. Umgekehrt ist es genauso. „Das Feld ist in dieser Saison unwahrscheinlich aus- geglichen. Das macht es für uns Fahrer zwar sehr schwer, aber das macht natür- lich auch den Reiz aus, nicht zuletzt auch für die Zuschauer“, sagt Titelverteidiger Jean-Eric Vergne. Die Saison 2018/2019 ist die vierte in der noch jungen Historie der Serie, die of- fiziell als „ABB FIA Formel-E-Meister- schaft“ bezeichnet wird. Austragungsort für den Saisonstart, Mitte Dezember, war Ad Diryah in der Nähe der saudi-arabi- schen Hauptstadt Riad. Mit einer ordentlichen Mitgift sicher- ten sich die Saudis gleich für zehn Jahre den Saisonstart der Serie. Das stieß nicht überall auf Begeisterung: Einige Mann- schaften und Hersteller ließen ihre weib- lichen Mitarbeiter gleich ganz zu Hause. Sportlich gesehen war die Veranstaltung von Bedeutung: Beim Saisonauftakt ka- men erstmals die neuen „Gen2“-Fahrzeu- ge in der Formel E zum Einsatz. Die Bo- xenstopps mit Autotausch zur Rennhalb- zeit gehörten damit der Vergangenheit an, denn die neueste Batterientechnologie er- möglicht es, ein komplettes Rennen ohne Probleme zu absolvieren. Beim Auftakt sorgte der Portugiese António Félix da Costa für den ersten Sieg von BMW, das seit dieser Saison offiziell als Hersteller in der Formel E tätig ist. Nach dem Jahreswechsel wurde die Sai- son in Marrakesch fortgesetzt, wo der Bel- gier Jerôme D’Ambrosio sich in einem spektakulären Rennen durchsetzen konn- te. Eigentlich schienen die beiden BMW- Andretti-Fahrer Alexander Sims und An- tónio Félix da Costa auf dem Weg zum Doppelerfolg, aber ein Missverständnis in der Schlussphase führte zu einer Kollision der beiden, bei der Félix da Costa ausfiel. So erbte D’Ambrosio, der für das indische Mahindra-Team fährt, Rang eins und si- cherte sich den Sieg. Während die Audi-Werksmannschaft als Titelverteidiger in der Teamwertung nach wie vor auf den ersten Saisonsieg wartet, feierte das britische Team Envision Virgin Racing, das seit dieser Saison als Audi-Kundenteam antritt, beim dritten Lauf in Santiago de Chile den ersten Sieg. Sam Bird setzte sich hier gegen die Kon- kurrenz durch und wurde damit der erste Fahrer, der in allen bisherigen Formel-E- Saisons mindestens ein Rennen gewinnen konnte. Mitte Februar gab es in Mexiko dann schließlich den lange ersehnten ers- ten Sieg für das Audi Sport Team Abt Schaeffler durch Lucas di Grassi, der die Führung übernehmen konnte, als Pascal Wehrlein in der letzten Runde wegen zu hohen Energieverbrauchs keinen Vortrieb mehr hatte. Beim Rennen in Hongkong Anfang März kam der Brite Sam Bird als Erster über die Ziellinie, aber er erhielt nachträg- lich eine Zeitstrafe für ein Manöver gegen André Lotterer, so dass Edoardo Mortara für das monegassische Venturi-Team den Sieg erbte. Zwei Wochen später startete die Formel E erstmals im chinesischen Ferienort Sanya, wo Titelverteidiger Jean- Eric Vergne passenderweise für das chine- sische Team DS-Techeetah einen Heim- erfolg einfuhr. Für die europäischen Rennen im For- mel-E-Kalender gibt es seit dieser Saison eine eigene Wertung, die vom österreichi- schen Voest-Alpine-Konzern gesponsert wird. Der Brite Mitch Evans gewann das Hochspannung garantiert Einblicke. Die Formel E kommt nach Berlin. Am Wochenende geht es auf dem Flughafengelände Tempelhof wieder hoch her. Da das Feld sehr ausgeglichen ist, ist völlig offen, wer das Rennen gewinnen wird. zu fahren, denn es ist relativ schwer und hat nur wenig aerodynamische Hilfsmittel. Die Reifen sind keine profillosen Rennrei- fen, und dazu fahren wir auf Stadtkursen, wo der Belag oft wechselt. Man kann we- niger präzise fahren als im Formelauto oder mit einem Prototypen und muss den Fahrstil entsprechend anpassen. Dann gibt es natürlich die Strategie in den Rennen, wo zudem das Feld immer recht eng zu- sammen liegt. Man muss auf den Energie- verbrauch achten und die Anweisungen des Teams verarbeiten. Die Formel E ist psychisch das Anstrengendste, was ich je in meiner Karriere gefahren bin. Aus dem LMP1-Prototypen hatten Sie be- reits Hybrid-Erfahrung mit Rekuperieren und Boosten. Hilft das in der Formel E? Ja, es hilft zumindest ein bisschen, alles zu verstehen, obwohl man es nicht eins zu eins umsetzen kann. Beim Prototypen funktionierte das alles automatisch, wäh- rend man in der Formel E alles manuell machen muss. Es gibt keine Datenübertra- gung per Funk. Beim Prototypen wurde uns gesagt: ‚mach diese oder jene Einstel- lung’, weil sich beispielsweise der Wind geändert hatte und man mehr oder weni- ger rekuperieren musste. Hier muss man das als Fahrer alles selbst machen. Zuvor waren Sie recht kritisch über die Serie, jetzt fahren Sie selbst dort. Was hat Sie überzeugt? Ich war sicher nicht der einzige, der kri- tisch war. Nicht zuletzt auch deswegen, weil ich mich wohl fühlte als Werksfahrer bei den Prototypen, zuerst bei Audi und dann bei Porsche, mit 1000 PS. Da habe ich den Spaß der Formel E nicht so gese- hen. Aber dann hat sich vieles geändert, die Automobilindustrie generell, die Her- steller bewegten sich in Richtung Formel E und so war das auch für mich ein logischer Schritt. Beobachtet habe ich die Serie schon vorher, und nun bin ich auch dort gelandet. Als Profifahrer schaut man, dort zu fahren, wo sich auch die Hersteller be- teiligen. Mittlerweile fahre ich gerne hier: Acht verschiedene Sieger aus acht Ren- nen, alle auf hohem Niveau, es wird hart gekämpft, das tut dem Sport gut. Die Fragen stellte René de Boer „Das Anstrengendste, was ich je gefahren bin“ Herr Lotterer, Sie fahren Ihr zweites Jahr in der Formel E. Wie schwer war es, sich reinzufinden? Am Anfang war das schon schwer, wie wohl für alle, die erst später in die Serie eingestiegen sind. Beim dritten Rennen war ich aber schon Zweiter, ab da lief es schon recht gut. Allerdings war unser Team in der vergangenen Saison noch ein Privatteam und deshalb durften wir nicht testen. Wir hatten nur den Simulator. Al- les Weitere musste ich auf der Strecke an den Rennwochenenden lernen, und dort ist die Fahrzeit recht knapp. Aber ich habe mich sukzessive entwickelt, im letzten Sai- sondrittel war ich vorne mit dabei und das war eine gute Basis für dieses Jahr. Wo liegt für einen Fahrer die Herausfor- derung? Vor allem darin, dass man so viele Syste- me zusammen bekommen muss, das alles harmonieren und funktionieren muss. Das braucht Zeit. Das Auto ist nicht so leicht Interview. Mit Audi gewann André Lotterer drei Mal die 24 Stunden von Le Mans. Seit der Saison 2017/2018 fährt der gebürtige Duisbur- ger in der Formel E für das DS-Techeetah-Team. Der rein elektrische Audi e-tron ist da. Elektrisiert die Straße. Audi Vorsprung durch Technik Den Audi e-tron FE05 live erleben: bei der Formel E am 25. Mai 2019 in Berlin. Elektrisiert die Strecke. Elektromobilität, die weitergeht: die Audi PB18 e-tron Designstudie. Elektrisiert Träume.

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Die Formel E, offiziell firmiert sie als ABB FIA Formel-E-Meisterschaft, ist die erste rein elektrische Rennserie

der Welt. Ausgetragen wird sie seit 2014. Und dasInteresse an den Rennen wird von Jahr zu Jahr größer.Auch aus diesem Grund bereichern ab der nächsten

Saison Mercedes-Benz und Porsche die Serie. An diesemWochenende gastiert die Formel E in Berlin-Tempelhof.

Foto:BildagenturKräling

FORMEL E

28 EINE ANZEIGENSONDERVERÖFFENTLICHUNG DES SÜDDEUTSCHEN VERLAGES Donnerstag, 23. Mai 2019

man ohne akribische Vorbereitung in derFormel E keine Chance hat, um die vorde-ren Plätze zu kämpfen. Daher haben wiruns auch frühzeitig entschieden, mit HWARacelab eine Art Lehrjahr zu bestreiten.Und ich muss sagen: Das war definitiv dierichtige Entscheidung. Das Team durch-läuft bisher eine steile Lernkurve und je-des Problem, das jetzt auftritt, wird uns inder Zukunft helfen. Abseits der Rennstre-cke arbeiten unsere Ingenieure bei Merce-des-AMG High Performance Powertrainsin Brixworth an der Antriebseinheit. Da-bei helfen uns natürlich die Erfahrungen,die wir seit der Einführung des Hybrid inder Formel 1 gemacht haben. Ich bin über-zeugt, dass wir im Dezember 2019 sehrgut vorbereitet zu unserem ersten Formel-E-Rennen fahren werden. Das heißt abernoch lange nicht, dass wir von Beginn anum Rennsiege fahren werden.“

René de Boer

Weltmeister Lewis Hamilton hält die For-mel 1 für zu einfach und deshalb Dopingnicht für sinnvoll. „Die Autos sind nichtschwierig genug zu fahren. Es ist nicht an-strengend genug. Deshalb kann ja auchschon ein 18-Jähriger hier mithalten“, sag-te der Mercedes-Pilot nach seinem Siegbeim Großen Preis von Spanien in Barce-lona. Da die körperliche Belastung für guttrainierte Rennfahrer nicht besondershoch sei, bringe Sportbetrug mit illegalenSubstanzen zur Leistungssteigerungnichts. Hier unterscheide sich die Formel 1von Sportarten wie Radsport oder Tennis.

Der aktuelle WM-Spitzenreiter wurdenach seinem dritten Saisonerfolg in Spa-nien zur Dopingprobe bestellt. Dies istaber kein häufiger Vorgang in der Königs-klasse des Motorsports. Hamilton zufolgewerde er höchstens dreimal pro Jahr aufDoping getestet, „es kann aber auch weni-ger sein“. Der Automobil-WeltverbandFia hat sich wie die meisten großen Sport-Organisationen dem Kodex der Welt-Anti-Doping-Agentur unterworfen. dpa

NachwuchsAnders als sein Bruder Sebastian peilt Fa-bian Vettel derzeit keine Motorsport-Kar-riere in der Formel 1 an. „Es ist eher keinZiel. Das kann ich eigentlich verneinen.Da müsste ich in anderen Serien unter-wegs sein, um meinen Weg in die Richtungzu bahnen“, sagte der 20-Jährige beieinem Medientermin in Stuttgart. Der jün-gere Bruder von Ferrari-Star SebastianVettel fährt seit dieser Saison ausgerech-net für Mercedes in der Sportwagen-SerieADACGTMasters. In der Formel 1 ist derMercedes-Rennstall mit Weltmeister Le-wis Hamilton seit Jahren der Hauptrivalefür Ferrari-Pilot Vettel. Ganz ausschließenwill Fabian Vettel ein künftiges Formel-1-Engagement aber nicht. „Man weiß ja nie,wo es hingeht. Aber im Moment bin ichnoch relativ frisch in dem Ganzen undmuss erst mal schauen, dass ich meineeigenen Sachen regele“, sagte er. dpa

Wie in der Automobilbranche generell istauch im Motorsport vieles in Bewegung.Neue Technologien kommen auch imRennsport zum Einsatz. Die Elektro-Renn-serie Formel E ist dafür das beste Beispiel.Seit dieser Saison wird mit den neuen„Gen2“-Autos gefahren, die noch futuris-tischer aussehen und mit dem Cockpit-schutz „Halo“ mehr Sicherheit bieten. Dieneue Batteriegeneration ließ die Speicher-kapazität von 28 auf 54 kWh ansteigen.Damit gehört der Autotausch zur Renn-mitte der Vergangenheit an.

Im regulären Rennbetrieb haben dieFahrer 200 kW Leistung zur Verfügung,aber nachdem sie durch eine Aktivie-rungszone gefahren sind, können sie zwei-

mal im Rennen zeitweise 225 kW abrufen,was die Chancen zum Überholen verbes-sert. Die Chassis in der Formel E sind ein-heitlich, aber beim Antriebsstrang und beider Software dürfen die Hersteller imRahmen des Reglements ihr gesamtesKnow-how einsetzen.

Bei Porsche bereitet man sich aktuellauf den Einstieg als Werksteam in der For-mel E vor. Nach Ende des LMP1-Engage-ments, das mit drei Le-Mans-Siegen undinsgesamt sechs WM-Titeln in Folge äu-ßerst erfolgreich war, versuchen sich die

Stuttgarter nun im elektrischen Formel-sport. „Die Begeisterung für das Projektbei Porsche ist groß“, sagt TeammanagerAmiel Lindesay. „Es ist etwas Neues,Innovatives. Es passt zu unserer Mission E,indem wir jetzt auch Elektrofahrzeuge aufdie Straße bringen.“ Ein Teil der erfolgrei-chen Porsche-Mannschaft aus dem Lang-streckensport machte den Schritt zur For-mel E mit, aber dort sind die Regeln we-sentlich restriktiver. Lindesay: „Bei derWEC hatten wir in Le Mans oder bei denanderen Rennen etwa 65 Teammitgliederan der Strecke, bei der Formel E dürfenlaut Reglement nur 20 Personen vor Ortarbeiten. In der LMP1 hatten wir fast fürjeden Bereich eigene Spezialisten, wäh-

rend in der Formel E mehr Vielseitigkeitgefragt ist. Ein Techniker muss mehrereBereiche abdecken.“

Für Mercedes-Benz ist die Formel Edas neue Betätigungsfeld neben der For-mel 1, nachdem die Marke das Engage-ment in der Tourenwagenserie DTM amEnde der vergangenen Saison beendete.Anders als Porsche ist Mercedes aberschon durch die Hintertür in der Formel Emit dabei: Techniker des Mercedes-nahenMotorsportunternehmens HWA warenbereits in der vergangenen Saison im Ven-turi-Team mit dabei, aktuell setzt HWARacelab für den DTM-Titelträger GaryPaffett und den belgischen Ex-Formel-1-Fahrer Stoffel Vandoorne zwei Autos inder Formel E ein.

Im kommenden Jahr übernimmt Mer-cedes-Benz dann den Platz als Werks-team. Mercedes-Sportchef Toto Wolfferklärt dazu: „Wir sind uns bewusst, dass

Stuttgarter unter StromStartschuss. Mit Mercedes-Benz und Porsche steigen in der kommenden Saison zwei Stuttgarter Herstellerwerksseitig in die Formel E ein. Ein Blick auf die Technik und die Hintergründe beziehungsweise Motive derNeueinsteiger.

EINHEITSCHASSIS

Donnerstag, 23. Mai 2019 EINE ANZEIGENSONDERVERÖFFENTLICHUNG DES SÜDDEUTSCHEN VERLAGES 29

Doping istkein Thema

Das Porsche-Teamabsolvierte bereitsFormel-E-Testfahr-

ten auf derRennstrecke von

Calafat in Spanien.Foto: Hersteller

„Als wir gleich beim Anfang der Serie inder Formel E gestartet sind, haben unsnoch viele belächelt. Jetzt wollen alle mitdabei sein.“ Thomas Biermeier, Sportdi-rektor von Abt Sportsline, hat die rasanteEntwicklung der Elektro-Rennserie haut-nah miterlebt. Das Team aus Kempten ge-hörte zu den Mannschaften der erstenStunde in der Formel E und bereitete denWeg für den offiziellen Werkseinsatz vonAudi, den die Allgäuer nun in der zweitenSaison durchführen.

Daniel Abt, der zusammen mit demBrasilianer als Audi-Werksfahrer an denStart geht, kehrt in Berlin an die Stätte sei-nes wohl größten Erfolgs zurück.Mit Pole-Position, Sieg und der schnellsten Renn-runde schaffte der Kemptener in Tempel-hof 2018 den im Motorsport eher seltenen„Hattrick“. „Der Sieg dort im Vorjahr voreigenem Publikum war einfach nur gigan-

tisch“, schwärmt er bis heute. „Das Ge-fühl, als ich durch die Zuschauermengehindurch zum Podium für die Siegereh-rung lief: Gänsehaut pur!“

Abt ist einer von vier deutschen Fah-rern im aktuellen Starterfeld der Formel E.Ebenfalls aus dem Allgäu kommt Maximi-lian Günther, der für das US-Team GeoxDragon Racing an den Start geht. „Nach-dem es für mich in der Formel 2 nichtweiterging, habe ich in der Formel E einetolle Alternative gefunden“, betont derOberstdorfer.

Zuletzt in Monaco bestätigte seinTeamchef Jay Penske, dass Günther inBerlin und damit auch bei den letzten zweiVeranstaltungen der Saison in Bern undNew York an den Start gehen wird, nach-dem Günther zuvor immer erst kurz vorden Rennen mitgeteilt wurde, ob er fahrenwürde oder nicht. Bei drei Rennen saß der

Brasilianer Felipe Nasr im Auto, konnteaber nicht wirklich überzeugen.

Der gebürtige Duisburger André Lot-terer startet im zweiten Jahr für das DS-Techeetah-Team, das in der vergangenenSaison die Teamwertung gewann. Anfangsbetrachtete der dreimalige Le-Mans-Sie-ger die Formel E ziemlich kritisch, mittler-weile aber schätzt er die Serie. „Es ist eineandere Art der Herausforderung. Körper-lich vielleicht nicht unbedingt anstren-gend, aber man muss viele Sachen imAuge behalten wie die Strategie, dasHaushalten mit der Energiemenge und dasAbrufen der Zusatzleistung.“ Lotterer hat-te bereits einige Male den Sieg vor Augen.„Natürlich wäre es schön, wenn es in Ber-lin klappt, aber die Konkurrenz ist sehrstark“, sagt er.

Der Worndorfer Pascal Wehrlein, dertrotz seines jugendlichen Alters bereits

einen DTM-Titel sowie 39 Formel-1-Renneinsätze vorweisen kann, bestreitetseine erste Saison in der Formel E. Er star-tet für das Mahindra-Team, wo er dasCockpit von Nick Heidfeld übernahm.Dieser wechselte in die Rolle des Ersatz-fahrers und Teamberaters. Wehrleinglänzte in Santiago de Chile bereits mitdem zweiten Platz bei seinem erst zweiten

Formel-E-Rennen. In Mexiko schien ereinem sicheren Sieg entgegenzufahren, bisihm in der letzten Runde der Stromausging und er sich mit Platz sechs zufrie-dengeben musste.

Das zweite deutsche Team in der For-mel E ist HWA Racelab, das nach dem En-de des DTM-Engagements von Mercedes-Benz in der Formelserie ein neues Betäti-

gungsfeld fand. In der Formel E bereitetder Rennstall aus Affalterbach den werk-seitigen Einstieg der Marke Mercedes-Benz vor. Auch Porsche steigt in der kom-menden Saison offiziell in die Serie ein.Neben Audi ist auch BMW bereits da:Die Münchener Marke hat den Werksein-satz dem US-Team Andretti Autosportsanvertraut. René de Boer

Die Formel E spricht DeutschEinblicke. Wenn die Formel E am 24. und 25. Mai bereits zum fünftenJahr in Folge in Berlin gastiert, haben vier deutsche Fahrer und zweideutsche Teams ein Heimspiel.

In Hongkong fand das 50. Rennen der Fia Formula E statt. Foto: Bildagentur Kräling

André Lotterer Foto: Bildagentur Kräling

Jean-Eric Vergne stand in Monaco auf demPodest. Foto: Bildagentur Kräling

erste Europarennen in Rom und bescherteseinem Arbeitgeber Jaguar damit auchden ersten Sieg in der Serie.

Einen weiteren Premierensieg gab esEnde April für den niederländischen Au-di-Werksfahrer Robin Frijns, der in Pariserstmals ganz oben stand. Nach acht ver-schiedenen Siegern in den ersten achtRennen dieser Saison kürte sich Jean-EricVergne zuletzt in Monaco zum erstenZweifachgewinner der laufenden Renn-serie.

Der Titelverteidiger, der für das DS-Techeetah-Team fährt, kommt daher alsSpitzenreiter in der Fahrerwertung nachBerlin. „Es ist schön, jetzt vorne zu stehen,zumal der Saisonanfang für uns eherschwierig war“, betont der Franzose,„aber abgerechnet wird wie immer erstzum Schluss.“

Nach dem Rennen in Berlin gastiertdie Formel E im Juni noch in Bern in derSchweiz. Zwei Rennen im New YorkerStadtteil Brooklyn schließen Mitte Juli dielaufende Rennsaison dann ab.

René de Boer

Acht verschiedene Sieger aus neun Ren-nen, davon kann sich die Formel 1 einStück abschneiden! Auch sonst ist die For-mel E gut für jede Menge Spektakel. KeinWunder also, dass die Serie immer belieb-ter wird. Berlin ist die nächste Station inder laufenden Saison.

Vorauszusagen, wer gewinnt, ist in derFormel E fast ein Ding der Unmöglichkeit.Wer an einem Wochenende vorne fährt,kann sich beim nächsten Rennen schonwieder im hinteren Teil des Feldes befin-den. Umgekehrt ist es genauso. „Das Feldist in dieser Saison unwahrscheinlich aus-geglichen. Das macht es für uns Fahrerzwar sehr schwer, aber das macht natür-lich auch den Reiz aus, nicht zuletzt auchfür die Zuschauer“, sagt TitelverteidigerJean-Eric Vergne.

Die Saison 2018/2019 ist die vierte inder noch jungen Historie der Serie, die of-

fiziell als „ABB FIA Formel-E-Meister-schaft“ bezeichnet wird. Austragungsortfür den Saisonstart, Mitte Dezember, warAd Diryah in der Nähe der saudi-arabi-schen Hauptstadt Riad.

Mit einer ordentlichen Mitgift sicher-ten sich die Saudis gleich für zehn Jahreden Saisonstart der Serie. Das stieß nichtüberall auf Begeisterung: Einige Mann-schaften und Hersteller ließen ihre weib-lichen Mitarbeiter gleich ganz zu Hause.Sportlich gesehen war die Veranstaltungvon Bedeutung: Beim Saisonauftakt ka-men erstmals die neuen „Gen2“-Fahrzeu-ge in der Formel E zum Einsatz. Die Bo-xenstopps mit Autotausch zur Rennhalb-zeit gehörten damit der Vergangenheit an,denn die neueste Batterientechnologie er-möglicht es, ein komplettes Rennen ohneProbleme zu absolvieren.

Beim Auftakt sorgte der Portugiese

António Félix da Costa für den ersten Siegvon BMW, das seit dieser Saison offiziellals Hersteller in der Formel E tätig ist.Nach dem Jahreswechsel wurde die Sai-son in Marrakesch fortgesetzt, wo der Bel-gier Jerôme D’Ambrosio sich in einemspektakulären Rennen durchsetzen konn-te. Eigentlich schienen die beiden BMW-Andretti-Fahrer Alexander Sims und An-tónio Félix da Costa auf dem Weg zumDoppelerfolg, aber ein Missverständnis inder Schlussphase führte zu einer Kollisionder beiden, bei der Félix da Costa ausfiel.So erbte D’Ambrosio, der für das indischeMahindra-Team fährt, Rang eins und si-cherte sich den Sieg.

Während die Audi-Werksmannschaftals Titelverteidiger in der Teamwertungnach wie vor auf den ersten Saisonsiegwartet, feierte das britische Team EnvisionVirgin Racing, das seit dieser Saison alsAudi-Kundenteam antritt, beim drittenLauf in Santiago de Chile den ersten Sieg.Sam Bird setzte sich hier gegen die Kon-kurrenz durch und wurde damit der ersteFahrer, der in allen bisherigen Formel-E-

Saisons mindestens ein Rennen gewinnenkonnte. Mitte Februar gab es in Mexikodann schließlich den lange ersehnten ers-ten Sieg für das Audi Sport Team AbtSchaeffler durch Lucas di Grassi, der dieFührung übernehmen konnte, als PascalWehrlein in der letzten Runde wegen zuhohen Energieverbrauchs keinen Vortriebmehr hatte.

Beim Rennen in Hongkong AnfangMärz kam der Brite Sam Bird als Ersterüber die Ziellinie, aber er erhielt nachträg-lich eine Zeitstrafe für ein Manöver gegenAndré Lotterer, so dass Edoardo Mortarafür das monegassische Venturi-Team denSieg erbte. Zwei Wochen später startetedie Formel E erstmals im chinesischenFerienort Sanya, wo Titelverteidiger Jean-Eric Vergne passenderweise für das chine-sische Team DS-Techeetah einen Heim-erfolg einfuhr.

Für die europäischen Rennen im For-mel-E-Kalender gibt es seit dieser Saisoneine eigene Wertung, die vom österreichi-schen Voest-Alpine-Konzern gesponsertwird. Der Brite Mitch Evans gewann das

Hochspannung garantiertEinblicke. Die Formel E kommt nach Berlin. Am Wochenende geht esauf dem Flughafengelände Tempelhof wieder hoch her. Da das Feldsehr ausgeglichen ist, ist völlig offen, wer das Rennen gewinnen wird.

zu fahren, denn es ist relativ schwer undhat nur wenig aerodynamische Hilfsmittel.Die Reifen sind keine profillosen Rennrei-fen, und dazu fahren wir auf Stadtkursen,wo der Belag oft wechselt. Man kann we-niger präzise fahren als im Formelautooder mit einem Prototypen und muss denFahrstil entsprechend anpassen. Dann gibtes natürlich die Strategie in den Rennen,wo zudem das Feld immer recht eng zu-sammen liegt. Man muss auf den Energie-verbrauch achten und die Anweisungendes Teams verarbeiten. Die Formel E istpsychisch das Anstrengendste, was ich jein meiner Karriere gefahren bin.

Aus dem LMP1-Prototypen hatten Sie be-reits Hybrid-Erfahrung mit Rekuperieren

und Boosten. Hilft das in der Formel E?Ja, es hilft zumindest ein bisschen, alles zuverstehen, obwohl man es nicht eins zueins umsetzen kann. Beim Prototypenfunktionierte das alles automatisch, wäh-rend man in der Formel E alles manuellmachen muss. Es gibt keine Datenübertra-gung per Funk. Beim Prototypen wurdeuns gesagt: ‚mach diese oder jene Einstel-lung’, weil sich beispielsweise der Windgeändert hatte und man mehr oder weni-ger rekuperieren musste. Hier muss mandas als Fahrer alles selbst machen.

Zuvor waren Sie recht kritisch über dieSerie, jetzt fahren Sie selbst dort. Was hatSie überzeugt?Ich war sicher nicht der einzige, der kri-

tisch war. Nicht zuletzt auch deswegen,weil ich mich wohl fühlte als Werksfahrerbei den Prototypen, zuerst bei Audi unddann bei Porsche, mit 1000 PS. Da habeich den Spaß der Formel E nicht so gese-hen. Aber dann hat sich vieles geändert,die Automobilindustrie generell, die Her-steller bewegten sich in Richtung Formel Eund so war das auch für mich ein logischerSchritt. Beobachtet habe ich die Serieschon vorher, und nun bin ich auch dortgelandet. Als Profifahrer schaut man, dortzu fahren, wo sich auch die Hersteller be-teiligen. Mittlerweile fahre ich gerne hier:Acht verschiedene Sieger aus acht Ren-nen, alle auf hohem Niveau, es wird hartgekämpft, das tut dem Sport gut.

Die Fragen stellte René de Boer

„Das Anstrengendste, was ich je gefahren bin“

Herr Lotterer, Sie fahren Ihr zweites Jahrin der Formel E. Wie schwer war es, sichreinzufinden?Am Anfang war das schon schwer, wiewohl für alle, die erst später in die Serieeingestiegen sind. Beim dritten Rennenwar ich aber schon Zweiter, ab da lief esschon recht gut. Allerdings war unserTeam in der vergangenen Saison noch einPrivatteam und deshalb durften wir nichttesten. Wir hatten nur den Simulator. Al-les Weitere musste ich auf der Strecke an

den Rennwochenenden lernen, und dortist die Fahrzeit recht knapp. Aber ich habemich sukzessive entwickelt, im letzten Sai-sondrittel war ich vorne mit dabei und daswar eine gute Basis für dieses Jahr.

Wo liegt für einen Fahrer die Herausfor-derung?Vor allem darin, dass man so viele Syste-me zusammen bekommen muss, das allesharmonieren und funktionieren muss. Dasbraucht Zeit. Das Auto ist nicht so leicht

Interview. Mit Audi gewann André Lotterer drei Mal die 24 Stundenvon Le Mans. Seit der Saison 2017/2018 fährt der gebürtige Duisbur-ger in der Formel E für das DS-Techeetah-Team.

Der rein elektrische Audi e-tron ist da.

Elektrisiert die Straße.

Audi Vorsprung durch Technik

Den Audi e-tron FE05 live erleben: bei der Formel E am 25. Mai 2019 in Berlin.

Elektrisiert die Strecke.Elektromobilität, die weitergeht: die Audi PB18 e-tron Designstudie.

Elektrisiert Träume.

Page 2: Hochspannung garantiert Nachwuchs · 2019. 10. 28. · schen Voest-Alpine-Konzern gesponsert wird.DerBriteMitchEvansgewanndas Hochspannung garantiert Einblicke.Die Formel E kommt

Das Feld der Formel E umfasst inter-national anerkannte Stars wie beispiels-weise die Ex-Formel-1-Fahrer FelipeMassa, Stoffel Vandoorne, Pascal Wehr-lein, Lucas di Grassi und Jerôme D’Am-brosio oder Le-Mans-Sieger wie AndréLotterer und Sébastien Buemi. AndereFahrer, darunter etwa die Briten OliverRowland und Alex Lynn und die Deut-schen Maximilian Günther und Daniel

Abt, sammelten vor ihrem Engagement inder Formel E Erfahrungen in Nachwuchs-Formelrennserien. Der Brite Gary Paffettund der Italiener Edoardo Mortara warenvorher in der DTM unterwegs. Der Nie-derländer Robin Frijns fährt sogar zwei-gleisig, denn er kombiniert seine Tätig-keiten als Werksfahrer für Audi in derDTM mit der Teilnahme in der Formel E,in der er für das Audi-Kundenteam

Envision Virgin Racing an den Start geht.Besucher beim Formel-E-Rennen in Ber-lin haben an beiden Veranstaltungstagenbei der Autogrammstunde in der Ein-gangshalle des Flughafens die Möglich-keit, den Fahrern ganz nahe zu kommen.Am Freitag findet die Autogrammstundevon 17 bis 17.30 Uhr statt, am Samstagstehen die Fahrer von 11 bis 11.30 Uhrfür Autogrammwünsche bereit. Beim

„Public Pit Walk“ am Samstag von 16.10bis 16.40 Uhr haben Inhaber einer ent-sprechenden Karte sogar Zugang zumBereich der Boxengasse.

Die Formel E ist nicht die einzigeRennserie, die in Berlin an den Start geht.Seit dieser Saison ist die Jaguar-I-Pace-Trophy die offizielle Serie im Rahmenpro-gramm bei nahezu allen Formel-E-Veran-staltungen. Die I-Pace-Trophy ist der erste

30 EINE ANZEIGENSONDERVERÖFFENTLICHUNG DES SÜDDEUTSCHEN VERLAGES Donnerstag, 23. Mai 2019

Der „BMW I Berlin E-Prix presented byCBMM Niobium“, so der offizielle Nameder Veranstaltung, findet am 24. und25. Mai auf dem Gelände des ehemaligenFlughafens Tempelhof statt. In der Regelsind Formel-E-Events Eintagesveranstal-tungen, aber in Berlin kommen die Elek-tro-Formelautos an beiden Tagen zumEinsatz.

Grund für den abweichenden Zeitplansind die beiden DFB-Pokalfinalspiele fürFrauen und Männer, die beide am Sams-tag, 25. Mai, ebenfalls in Berlin ausgetra-gen werden. Nicht zuletzt auch wegen derLiveübertragung im Fernsehen (wie be-reits das vorherige Rennen aus MonteCarlo zeigt die ARD auch das Rennen ausBerlin live) startet das Formel-E-Rennenbereits am Samstag, um 13 Uhr, statt amspäten Nachmittag, wie bei den übrigenFormel-E-Veranstaltungen. Zuvor findetvon 8.45 bis 9.30 Uhr das Zeittrainingstatt, das über die Vergabe der Startplätzefür das Rennen entscheidet. Bereits amFreitag haben die Fahrer der Formel E inzwei freien Trainingssitzungen die Gele-genheit, sich optimal auf das Zeittrainingund das Rennen vorzubereiten.

Bundesminister Andreas Scheuerdrückt am Samstag, um 13 Uhr, den Start-knopf für das Formel-E-Rennen, das übereine Dauer von 45 Minuten plus eine Run-de geht. Den Siegerpokal nach dem Ren-nen überreicht Michael Müller, Regieren-der Bürgermeister von Berlin und Schirm-herr des Berliner Formel-E-Rennens.Auch Bundesminister Scheuer wird eineder Trophäen überreichen.

Zwei Tage voller ActionProgramm. Auch in diesem Jahrist der ehemalige Berliner Flug-hafen Tempelhof Austragungsortder Formel E. Das Rennen über-trägt die ARD live.

ZEITTRAINING ENTSCHEIDETÜBER STARTPLÄTZE

internationale Markenpokal mit elektrischangetriebenen Autos. Die Performance-SUVs aus dem Hause Jaguar sind in derRegel für spektakuläre Rennen gut, wiedie bisherigen Veranstaltungen bereits ge-zeigt haben. Der US-Amerikaner BryanSellers kommt nach fünf Podiumsplätzenaus sechs Rennen als Spitzenreiter in derPro-Fahrerwertung nach Berlin. Sein Vor-sprung auf den Brasilianer Sérgio Jimenezbeträgt allerdings nur einen Punkt. DerSaudi Bandar Alesayi führt in der Pro-Am-Wertung. Der Journalist Jens Drallevom Fachmagazin „auto motor und sport“fährt in Berlin das VIP-Auto von Jaguar.

Auch wenn die Formel-E-Autos imVergleich zu Rennwagen mit Verbren-nungsmotoren eher wenig Geräusch ma-chen, gibt es im Rahmen der Formel E inBerlin einiges auf die Ohren. Dafür sorgtdie Berliner Coverband Birddogs, die anbeiden Tagen je zweimal auftritt. Im„Greentech Exhibition inspired by AllianzE-Village“ sorgt die FM Dance Crew fürgute Stimmung, während es auch Musik inder Smart Mobile Disco gibt. Im Rahmender Greentech Exhibition präsentieren et-wa 60 Firmen ihre innovativen Produkte.Das Allianz E-Village, eine interaktiveFanzone, ist die zentrale Anlaufstelle mitAktivitäten für die ganze Familie inklusiveeiner Gaming Zone. Hier findet nach demRennen auch die Siegerehrung statt, beider der Gewinner des Rennens seinenErfolg zusammen mit dem gesamten Pub-likum feiern kann, denn der Zugang zumE-Village ist bei allen Veranstaltungs-tickets mit drin. René de Boer

RAHMENPROGRAMMRUND UMS RENNEN

Vier von fünf Formel-E-Rennen in Berlin fanden auf dem ehemaligen Flughafengelände Tempelhof statt. Foto: Tempelhof Projekt GmbH, www.thf-berlin.de

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STZW SonderthemenJürgen Maukner

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wird bestraft. Aber das Racing ist gut. Mankann überholen, man kann sich auch malleicht berühren, ohne dass gleich irgend-welche Teilchen wegfliegen und man nichtmehr fahren kann. Das Auto ist sehrschwer zu fahren, was vielleicht nicht je-der auf Anhieb sieht, weil man Schwierig-keit oft durch Topspeed definiert. VieleFahrer, die auch schon Formel 1 oderSportprototypen gefahren sind, bestätigen,dass das Formel-E-Auto eine große Her-ausforderung sei.

Viele vergleichen die Formel E mit derFormel 1. Ist der Vergleich fair?Das wäre so, als würde man ein Start-upmit einem alteingesessenen Unternehmenvergleichen. Die Formel E hat einen ganzanderen Ansatz, ein ganz anderes Kon-zept. Man muss den Vergleich nicht ma-chen, sondern aus Motorsportsicht einfachversuchen, möglichst viele Serien zu pro-moten. Ich bin genauso Formel-1- wie For-mel-E-Fan. Man muss die beiden nicht im-mer einander gegenüberstellen.

Der Simulator spielt bei der Vorbereitungeine große Rolle. Wie viel Zeit verbringenSie in etwa im Simulator?Grundsätzlich haben wir immer zwei Tageim Simulator zur Vorbereitung auf jedesRennen. Oft machen wir dann auch nocheine Session nach dem Rennen, bei derwir alles noch mal nachbereiten. Also zweibis drei Tage für jedes Rennen, und dannschon acht Stunden am Tag, inklusive Be-sprechungen und Analyse. Dann gibt esnoch Weiterentwicklungen im Simulator,die wir auch testen.

Berlin war im Vorjahr natürlich ein sehrspezielles Wochenende für Sie. Mit wel-

chen Gefühlen, welchen Erwartungenkehren Sie nach Tempelhof zurück?Berlin im vergangenen Jahr war derschönste Tag in meiner Motorsportkarrie-re. Wir haben da alles erreicht, was manan so einem Tag erreichen kann. Und dasbei schönstem Wetter vor eigenem Publi-kum. Das ist schwer zu toppen. Natürlichheißt das nicht, dass es nun leichter wird,das zu wiederholen. Wir wissen, wie manes anstellt, aber für alle ist die Uhr jetztwieder auf null gestellt. Wir müssen unsfokussieren und die Leistung bringen. Wirwerden alles geben, und wenn ich es miraussuchen könnte, würde ich es noch malmachen.

Fahren Sie auch auf der Straße elek-trisch?Teilweise. Mein aktuelles Privatfahrzeugist nicht elektrisch, aber ich bin ein Jahrlang ein Hybridauto gefahren. Den Audie-tron bin ich auch schon oft gefahren,nicht nur auf der Straße, sondern sogar inder Wüste in Namibia oder in Abu Dhabi.Das ist wirklich ein sehr cooles Auto, mitdem ich schon viel anstellen durfte.

Wo sehen Sie die Formel E in fünf Jahren?Ich glaube, dass die Formel E in fünf Jah-ren ganz klar die stärkste Motorsportserieneben der Formel 1 sein wird. Wir sindjetzt schon auf einem guten Weg dorthin.Ich glaube nicht, dass man davon sprechensollte, die Formel 1 abzulösen, dafür istdie Formel 1 einfach eine viel zu großeInstitution. Aber wenn der Wachstums-kurs der Formel E so weitergeht und wirweiterhin neue Fans dazugewinnen, auchmit den ganzen Herstellern, dann ist dasschon sehr positiv.

Die Fragen stellte René de Boer

Daniel Abtbegleitet dieFormel E vonAnfang an.Foto: AudiCommunica-tions Motor-sport

Daniel Abt ist seit Anfang der Serie mitdabei. Der Fahrer des Teams Audi SportAbt Schaeffler stammt aus einer richtigenMotorsportfamilie. Im Interview erklärt er,warum er nichts vom Vergleich mit derFormel 1 hält.

Als Sie im Motorsport angefangen haben,hätten Sie sich jemals denken können, ineinem Elektro-Auto Rennen zu fahren?Nein, als ich anfing, war der Traum natür-lich, eines Tages im Formel-1-Auto zu sit-zen. Elektro-Antrieb war damals nichtwirklich ein Thema, weder im Motorsport,noch im Straßenverkehr. Es ist aber schön,dass sich die Zeiten ändern und neue Din-ge entstehen.

Was macht aus Ihrer Sicht die Faszinationder Formel E aus?Ich glaube, das ist das Gesamtpaket: Ein-tagesveranstaltungen in der Stadt, wo dieMenschen hinkommen, wo einfach etwaslos ist. Dieses Feeling vor Ort ist imMotor-sport einzigartig, geschmückt mit gutenFahrern, guten Teams. Gleichzeitig gibt esauch so einen Start-up-Spirit, was dasGanze einfach cool macht.

Und wie ist es aus der Fahrerperspektive?Als Fahrer will man natürlich immer gutesRacing mit viel Action, und das gab es inder Formel E vom ersten Tag an. Ichmochte Stadtkurse schon immer gern. DasFahren auf Stadtkursen bedeutet Nerven-kitzel. Es ist nicht einfach, jeder Fehler

„Es gibt einen Start-up-Spirit“Interview. Im Vorjahr gewann derKemptener Daniel Abt (26) dasFormel-E-Rennen in Berlin.

juliusbaer.com/window2thefuture

WIE WIR HEUTE INVESTIEREN, SO LEBEN WIR MORGEN.

WIE WIRD DIE FORMEL EDIE ZUKUNFT DERMOBILITÄT GESTALTEN?Julius Bär ist der globale Gründungspartner der Formel E.Berlin E-Prix, 25. Mai 2019.

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zielle Gebiete sind oder wunderschöneLandstraßen.

Sie plädieren also dafür, dass der Fahrerschon noch die Entscheidung treffen kön-nen sollte, ob er selbst fahren oder sichautonom transportieren lassen will?Grundsätzlich könnten morgen schon gan-ze Städte autonom sein. Die große He-rausforderung wird sein, autonomes Fah-ren gemeinsam mit den Menschen amLenkrad zu koordinieren. Autonom fah-rende Autos können die Reaktionen derMenschen nicht einkalkulieren. Deshalbmuss in bestimmten Bereichen das Fahrenkonsequent autonom sein. Wenn man

außerhalb der Städte in schönen Land-schaften ist, dann kann man sich entschei-den – selber oder autonom fahren. Sowürde ich es machen.

Haben Sie schon eine Idee, wo es startensollte?Ich weiß, dass Neustadt an der Weinstraßesehr große Pläne hat. Das freut mich inso-fern sehr, denn das ist ja auch der Sitz derTRE. Da werde ich irgendwann mal schau-en, ob ich unterstützend mithelfen kann.Denn das wäre schon toll, wenn man inder Region ein Zeichen setzen könnte.

Was geben Sie mittlerweile als Ihre Be-

rufsbezeichnung an?Das muss einfach Unternehmer sein. Wasfür ein anderes Wort gibt es für das, wasich mache? Das Wort ist zwar ein bisschendoof, sehr groß, aber es trifft es durchaus.Wenn ich es spezieller machen müsste,würde ich anfügen: Alles dreht sich um dieE-Mobilität. Ich möchte einen bedeuten-den Anteil zu einem positivenWandel bei-tragen.

Wie bringen Sie sich dabei ein?In der Elektromobilität bin ich als Investortätig. Ich bin in der Formel E engagiert, ha-be auch in die Firma Lilium investiert, diebauen Drohnen. Natürlich mit der TRE alsEngineering-Unternehmen. Und letztlichauch als Eventgründer in Tempelhofneben dem Formel-E-Rennen. Das heißtGreentech-Festival, wo wir genau dieseE-Mobilitäts-Themen den Menschen zei-gen wollen.

Glauben Sie, dass die E-Mobilität die Mo-bilität der Zukunft ist? Oder ist es nureine Übergangstechnologie?Das ist die Frage, die keiner beantwortenkann. Wenn ich mich festlegen müsste,würde ich sagen: Das ist eine Übergangs-technologie. Das Ultimative wird einesTages der Wasserstoffantrieb sein. Auchwenn der Wasserstoff ganz interessantsein könnte, momentan stürzt sich allesauf die Elektromobilität. Es werden Elek-troautos entwickelt, es wird eine Infra-struktur mit Ladesäulen aufgebaut. Beider Wasserstoff-Infrastruktur tut sich garnichts. Somit ist mittelfristig erst mal dieElektromobilität gesetzt. Wir müssen nurschauen, dass das tatsächlich nachhaltig istund nicht nur behauptet wird. So müssendie Batterien zum Beispiel noch viel effizi-enter werden, viel kompakter, viel kleiner.Auch die Wiederverwertung muss nochbesser strukturiert werden.

Interessanterweise findet auch die großeEnergiewende mit dem Ausstieg aus derKernenergie statt. Woher soll der Stromfür die Elektromobilität kommen?Man darf nicht vergessen, dass die Autosnachts geladen werden können, wenn we-

Herr Rosberg, sind Sie ein guter Beifah-rer?Ja schon. Meistens bin ich ruhig. Aber wa-rum fragen Sie?

Weil Sie sich an der Firma TRE – TeamRosberg Engineering beteiligt haben. Unddie entwickelt gemeinsam mit der FirmaSchaeffler das autonome Fahren. WürdenSie sich einem autonomen Auto anver-trauen?Total. In Kalifornien bin ich auch schonmal im Google-Auto mitgefahren. Daswar komplett autonom unterwegs.

Hatten Sie nicht manchmal gezuckt undwollten eingreifen?Klar muss der Fahrer schon noch bereitsein einzuspringen. Aber in einem kon-trollierten Bereich wie in Städten wirddiese Form des Fahrens Riesenvorteilebringen. Es bringt Sicherheit. Auch die Ef-fizienz in der Mobilität wird sich steigern.Das wird schon toll.

Was empfinden Sie als ehemaliger Renn-fahrer dabei, auf dem Fahrersitz zu sitzenund nichts tun zu können?Damit habe ich kein Problem. Die Mobili-tät ist in diesem Fall das Mittel zumZweck, um von A nach B zu kommen.Wenn ich weiß, dass ich in der Zeit nocharbeiten oder mit der Familie telefonierenkann, dann ist das doch echt toll. Aber ichmöchte auch, dass man noch selber durchdie Berge fahren kann. Das sind zwei se-parate Dinge. Einmal ist es Mittel zumZweck, das andere Mal ist es Genuss.

Also die Freude am Fahren.Absolut. Es sollte schon noch Bereiche ge-ben, die auch noch in 20 Jahren erhaltenbleiben. Ich weiß nicht, ob das dann spe-

Interview. Nico Rosberg gewann2016 die Formel 1. Er ist über-zeugt, dass die Elektromobilitätden Rennsport mit Verbrennungs-motoren ersetzen wird.

nig Strombedarf herrscht. Somit ist es vomPeak kein so großer Ausschlag, sonderneher vom Gesamtvolumen eine Heraus-forderung.

Ihr Vater hat vor 25 Jahren das Renn-Team Rosberg gegründet. Teamchef ArnoZensen geht im kommenden Jahr in denRuhestand. Werden Sie sein Nachfolger?Der Plan ist schon, dass ich eines Tagesdas Team Rosberg von meinem Vaterübernehmen werde. Aber nicht als Team-chef. Ich bin gerade aus der Formel 1 raus,weil Rennsport so zeitintensiv ist. Auchwenn die DTM weniger Rennen hat als dieFormel 1, als Teamchef muss man den Jobmit so einer Hingabe machen. Denn alleanderen Teamchefs geben so mächtig Gas,dafür bin ich nicht bereit. Ich möchtemeine Freiheiten behalten. Das war aucheiner der Gründe für mein Ende in derFormel 1.

Da Sie in die Formel E investiert haben,glauben Sie sicher fest, dass das der Renn-sport der Zukunft wird.So erfolgreich wie die Formel E momen-tan schon unterwegs ist, ist sie unter ande-rem schon der Rennsport der Gegenwart.Und sie wird es noch steigern, denn jetztkommen neben Audi, BMW, Citroën, Nis-san und Jaguar noch Mercedes und Por-sche dazu. Die werden ihre ganzen Akti-vierungsgelder reinstecken, um den Men-schen die Faszination zu vermitteln. Daswird es nur noch beschleunigen.

Wird die Formel E künftig nur eine Er-gänzung sein oder ganz die Oberhand imMotorsport übernehmen?Die Elektromobilität wird den Rennsportmit Verbrennungsmotoren ersetzen. Dasist ganz sicher, denn die ganze Welt gehtRichtung Elektromobilität. Und eines Ta-ges werden wir nur noch elektrisch unter-wegs sein. Dann macht es keinen Sinn,dass der Rennsport Autos mit Ver-brennern benutzt. Es ist schade um denSound, denn wir wissen, dass das Gänse-haut verursacht. Aber auch da gewöhnenwir uns dran.Die Fragen stellte Klaus-Eckhard Jost.

Formel-1-Meister von 2016: Nico Rosberg Foto: Bildagentur Kräling

Seit Gründung der Rennserie ist die Deut-sche Post-Tochter DHL Logistikpartnerder Formel E. Damit ist der Dienstleisterin dieser Rennsaison für den Transportvon 22 Autos und Equipment zuständig.Und da kommt einiges zusammen. Sowiegt ein Rennwagen rund 800 Kilo-gramm, wobei das meiste Gewicht auf dieBatterie entfällt. Damit die E-Fahrzeugeüberhaupt in die speziellen Transportcon-tainer passen, müssen vor jedem Trans-port Frontschürze, Heckflügel und Räderabmontiert werden. Für die Ersatz-Batte-rien hat DHL ebenfalls spezielle Kistenzur Verfügung. Schließlich muss in ihnendie Temperatur über den gesamten Trans-port konstant bleiben. So soll verhindertwerden, dass die Batterien überhitzen.Ebenfalls mit auf die Reise gehen die 20Ladestationen der Serie.

Da die Formel E ja weltweit ausgetra-gen wird, kommen nahezu alle Verkehrs-träger zum Einsatz. Per Schiff geht es vonKontinent zu Kontinent, auf dem deutlichschnelleren Luftweg werden meist hoch-sensible Dinge wie das Film-Equipmentzum Bestimmungsort bewegt. Von denSeehäfen aus oder ab den Flughäfen gehtes dann meist per Lkw zum endgültigenVeranstaltungsort. Am Ende summierensich die Transportkilometer auf mehr als70 000. DHL ist bereits seit mehr als35 Jahren auch Logistikdienstleister derFormel 1, seit 2004 als deren offiziellerLogistikpartner. In diesem Rahmen stelltDHL sicher, dass rund 2000 TonnenFracht rechtzeitig zum Rennstart an diezwölf Austragungsorte der Formel-1-Meisterschaft geliefert werden, darunterFahrzeuge, Reifen, Treibstoffe, aberauch Übertragungstechnik und anderesEquipment. Annett Boblenz

Logistik. So kommen die E-Autoszu den zwölf Veranstaltungsortenin der ganzen Welt.

SPEZIELLE KISTEN

„Es ist schade um den Sound“Rennautosauf Reisen

Donnerstag, 23. Mai 2019 EINE ANZEIGENSONDERVERÖFFENTLICHUNG DES SÜDDEUTSCHEN VERLAGES 31