Hochwertige Duplex-Beschichtungen aus einer Hand

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PULVERBESCHICHTEN Hochwertige Duplex-Beschichtungen aus einer Hand Seit Dezember 2003 ist am Standort der Siegener Verzinkerei in Kreuztal ein neues Pulverbeschichtungswerk in Betrieb. Mit dem Gemeinschaftsunternehmen wollen die Siegener Verzinkerei und der Lohnbeschicher Engel neue Markte fur hochwertige Duplex- Beschichtungen auf Basisder Hochtemperatur-Feuerverzinkung und Pulverbeschichtung erschlieBen. D er Bedarf an feuerverzinkten Oberflachen ist in Deutschland seit [ahren rticklaufig, und die Verzin- kereien verfUgen nach wie vor tiber hohe Kapazitaten. Um III dieser schwierigen Situation auch weiterhin am Markt erfolgreich bestehen zu kon- nen, setzt die Siegener Verzinkerei schon seit langem auf die Erweiterung des Angebotspektrums. So hat das Unternehmen schon vor zwolf [ahren ein Verfahren zur Hochtemperaturver- zinkung (HTV) entwickelt und in 2002 eine neue HTV-Anlage am Standort Kreuztal gebaut. Mit dem Verfahren konnte der Verzinkungs-Dienstleister neue Anwendungen fur die Sttickver- zinkung erschlieBen. (Die Hochtem- peraturverzinkung erfolgt bei Badtem- peraturen von 560 bis tiber 600°C. Konventionelle Feuerverzinkungen arbeiten bei Badtemperaturen von 450°C.) Schon bald zeigte sich, dass hochtemperaturverzinkte Oberflachen unter anderem ideale Voraussetzungen fur erne anschlieBende Pulverbe- schichtung bieten. Die Oberflachen sind sehr glatt und erfordern wenig Nacharbeit. Die Schichtkombination zeichnet sich zudem durch hervorra- gende Haftung und Korrosionsbestan- digkeit aus. Da die Siegener Verzinkerei tiber keine eigene Pulverbeschichtung ver- fUgt, hat das Unternehmen die Pulver- Ideate Voraussetzungen: Die neue Halle konnte olme Einschrankungen entsprechend den antagentechnischen und togi sU- schen E rf ordernissen gebaut werden JOT 4 12004

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PULVERBESCHICHTEN

Hochwertige Duplex-Beschichtungenaus einer Hand

Seit Dezember 2003 ist am Standort der Siegener Verzinkerei in

Kreuztal ein neues Pulverbeschichtungswerk in Betrieb. Mit dem

Gemeinschaftsunternehmen wollen die Siegener Verzinkerei und der

LohnbeschicherEngel neue Markte fur hochwertige Duplex­

Beschichtungen auf Basis der Hochtemperatur-Feuerverzinkung und

Pulverbeschichtung erschlieBen.

Der Bedarf an feuerverzinkten

Oberflachen ist in Deutschlandseit [ahren rticklaufig, und die Verzin­

kereien verfUgen nach wie vor tiber

hohe Kapazitaten. Um III dieser

schwierigen Situation auch weiterhin

am Markt erfolgreich bestehen zu kon­

nen, setzt die Siegener Verzinkerei

schon seit langem auf die Erweiterung

des Angebotspektrums. So hat dasUnternehmen schon vor zwolf [ahren

ein Verfahren zur Hochtemperaturver­

zinkung (HTV) entwickelt und in 2002

eine neue HTV-Anlage am Standort

Kreuztal gebaut. Mit dem Verfahren

konnte der Verzinkungs-Dienstleister

neue Anwendungen fur die Sttickver­zinkung erschlieBen. (Die Hochtem-

peraturverzinkung erfolgt bei Badtem­peraturen von 560 bis tiber 600°C.

Konventionelle Feuerverzinkungen

arbeiten bei Badtemperaturen von450°C.)

Schon bald zeigte sich, dass

hochtemperaturverzinkte Oberflachen

unter anderem ideale Voraussetzungenfur erne anschlieBende Pulverbe­

schichtung bieten. Die Oberflachen

sind sehr glatt und erfordern wenig

Nacharbeit. Die Schichtkombination

zeichnet sich zudem durch hervorra­

gende Haftung und Korrosionsbestan­

digkeit aus.

Da die Siegener Verzinkerei tiber

keine eigene Pulverbeschichtung ver­

fUgt, hat das Unternehmen die Pulver-

Ideate Voraussetzungen: Die neue Halle konnte olm e Einschrankungen entsprechend den antagentechnischen und tog isU­

schen Erfordernissen geba ut werden

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PULVERBESCHICHTEN

Neue Markte

erschlieBen

Verzinkerei keineswegs

ein Anhangsel: "ESP istein ganz wesentlichesStandbein fur den Stan­

dort Kreuztal ", betont

Niederstein.

DIE ENGEL GMBH1M KURZPORTRAIT

Das 1969 von Helmut Engel inPohlheim bei GieBen gegrOndete

Fami lienunternehmen star tete

zunachst als reines Eloxa lwerk.

Anfang der 80er Jahre wu rde nach

und nach die Pulverbeschichtung

aufgebaut. Gestiegene Anforde­

rung hinsichtlich Oualitat und

Kapazi tat machten 1996 die Aus­

lagerung der Pulverbeschichtung in

ein neues, modernes Werk in Pohl­

heim erforderlich, in dem Alumini­

um ebenso beschichtet wer den

kann wie Stahl oder verz inkter

Stahl. Ein neues Standbein ist die

Beschich tung von Glas . Der Lohn­

beschich ter mit knapp 70 Mitarbei­

tern konzentriert sich am Markt

weniger auf GroBserien. sondern

auf ein breites Angebotsspektrum

fOr unterschied lichste KundenwOn­

sche. Seit 1992 ist Thomas Engel

GeschaftsfOhrer des Unternehmens.

Die Unternehmens­

griindung basiert auf

emer klaren strategi­

schen Ausrichtung. Ziel

der Partner ist es, mit der

qualitativ hochwertigen

Kombination von Hochtemperatur­

Verzinkung und Pulverbeschichtung

neue Markte und Anwendungen zu

erschlieBen. Dazu Thomas Engel,

Geschaftsftihrer von Engel Pulverbe­

schichtung GmbH und ESP GmbH:

"Die Kunden wollen aus Kosten- und

Qualitarsgrunden zunehmend Kom­

plettliisungen aus einer Hand. Fiir uns

ist das ein klarer Wettbewerbsvorteil. "

Wichtige Zielgruppen sind Schlosser,der Maschinenbau, der mittlere Stahl­

bau und nicht zuletzt auch die Fahr-

gebaut werden kann. Schnell kamen die

Gesprachspartner zu dem Schluss, dass

die Griindung eines Gemeinschaftsun­

ternehmens fur Pulverbeschichtungen

am Standort der Siegener Verzinkerei

ideale Voraussetzungen fur weiteres

Wachstum bieten wiirde.

Die Vorteile des Konzepts liegen

auf der Hand: Die Unternehmen sind

in der Lage, N ormaltemperatur- und

Hochtemperaturverzinkung einschlie­

Blich Pulverbeschichtung aus einer

Hand anzubieten. Der Teiletransportvom Verzinker zum Beschichter ent­

fallt; damit reduziert sich der Aufwand

fur Handling, Transport und Logistik

deutlich. Der Kunde hat nur noch

einen Ansprechpartner, auch bei Pro­

blemen mit der Qualitat.An der 2003 gegriindeten, eigen­

standigen ESP Pulverbeschichtung

GmbH ist die Siegener Verzinkerei

GmbH zu 25,1 Prozent und die Fami­

lie Engel zu 74,9 Prozent beteiligt.

Dazu Klaus Niederstein: "Engel ist indem neuen Werk der Know-how­

Geber. Daher die hohere Beteiligungder Familie Engel." Doch damit ist das

neue Unternehmen fur die Siegener

KPO

Inomes Engel,

GescllattsfiJllrer

der Engel

GmbH uno der

ESPGmb H:

" Die Kunaen

wollen zunen­

mend Komplell­

tosunqen a eseiner Hand ."

Schierholz

Riedel & Solch

Noppel

MS O berflachentechnik

beschichtung an den Lohnbeschichter

Engel vergeben, dessen Standort in

Pohlheim etwa 90 Kilometer entfernt

von Kreuztal liegt. Der hochwertige

Korrosionsschutz in Verbindung mit

der gestalterischen Freiheit der Pulver­

beschichtung kam im Markt gut an.

Uber mehrere Jahre hinweg arbeitete

die Verzinkerei erfolgreich mit Engel

zusammen.

Vor zwei [ahren setzten sich die

Geschaftsfuhrer der Engel GmbH,

Thomas und Thilo Engel, und dergeschaftsfUhrende Gesellschafter der

Siegener Verzinkerei Holding GmbH,

Klaus Niederstein, zusammen und

dachten dariiber nach, wie das Geschaftmit Duplex-Beschichtungen weiter aus-

Power +Free·Fbrdertechnik :

Sechs-Zonen-Quertaktvorbehand lung:

Haftwassertrockner und Einbrennofen:

Kunststoff kabine mit Monozykton,

Filter und Applikation:

Verdampfer:

Wachstum durch Kooperation

Klaus Niederslein, geschaflsfiJllren­

der Gesellscllafler der Siegener

Verzinkerei Holding Gmb H: " Das

neue Gemelnscnettsumemenmenisl ein ganz wesenl/iches Stentibein

fOr den Stanaon Kreuzu» ."

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PULVERBESCHICHTEN

Die 1992 von Klaus Niederstein und zwei we iteren Gesellschaftern gegronde­

te Siegener Verzinkerei Holding GmbH mit Sitz in Siege n erwi rtschaftet mit

insgesamt 1200 Beschaftig ten ei nen Umsatz von etwa 120 M io. Euro. Die

Holding zahlt mit sechs Gesell schaften im Inland , vier Beteiligungsgesellschaf·

ten in Tschechien und der Siowakei und eine r Beteiligung an einer nieder­

land ischen Verzinku ngsgruppe europaweit zu den grbBten Anbietern der Ver·

zinkungsbranche. Zu den Hauptkunden der Gruppe gehbren Stah lbaufirmen,

Stahlh andler. Schlosser, der gesamte Baumarkt , Maschinen- und Anl agenbauer

sow ie zunehmend die Automobi lindustrie. 30 Mio. Euro investierte die Gruppe

seit 1992 a llein in den Ausbau und die Modernisierung der deutschen Gesell­

schaften.

Anlage nach den eigenen

Vorstellungen realisiert

Erfolgreicher

Unternehmensstart

3,2 Mio. Euro hat der Aufbau des

neuen Beschichtungsunternehmensgekostet. Aile 9 ESP-Mitarbeiter wur­

den neu eingestellt und bei Engel in

Pohlheim mit der Pulverbeschichtung

vertraut gemacht. Zurzeit wird dieESP-Anlage im Einschichtbetrieb

gefahren. Der Anteil der feuerverzink­

ten Ware liegt bei etwa 30 Prazent.

Eine Steigerung dieses Anteils auf 50bis 60 Prazent halt Engel mittelfristigfur realistisch.

Thomas Engel und Klaus Nieder­

stein sind davon tiberzeugt, dass dasgemeinsame ESP-Unternehmenskon­

zept selbst im derzeit ungtinstigen

konjunkturellen Umfeld Zukunft hat.

"Der bisherige Anlauf", so Engel, "warjedenfalls sehr erfolgreich." (Ke)

Auch bei der Planung der Pulverka­

bine brachte sich Engel mit eigenen

Vorstellungen und konkreten Anforde­

rungen ein. GraBen Wert legte der

Beschichter zum Beispiel auf einen

hohen Automatisierungsgrad sowie

eine kleine und kompakte Bauweiseohne Ecken und Kanten. Ftir die Pul­

verbeschichtung steht eine Kunststoff­

kabine mit 2 x 7 Automatikpistolenund Vor- beziehungsweise Nachbe­

schichtungspliitzen zur VerfUgung. Die

Kabine ist ausgelegt auf schnelle Farb­

wechsel und ist innerhalb von zehn

Minuten vollstiindig gerermgt.

Wahrend des Farbwechsels arbeitet

die Anlage we iter in den graB dimen­

sionierten Speicher vor der Pulverbe­

schichtung.

Engel raumt ein, dass der Ablauf

mit nur einer Kabine aus betriebswirt­

schaftlicher Sicht nicht optimal ist.

Doch aile baulichen Voraussetzungen

fur eine zweite Kabine wurden von

Anfang an geschaffen, selbst der Far­

derstrang steht schon zur VerfUgung.

Eine zweite Kabine soli laut Engel in

absehbarer Zeit installiert werden. Der

Einbrennofen wurde relativ graBdimensioniert, da oft dickwandige Tei­

Ie bearbeitet werden, die liingere Ein­brennzeiten - bis zu einer Stunde ­

erfordern.

mittel wie Paletten auf ein Minimum

reduziert. Um die Besttickungsarbei­

ten an den Traversen vorn Anlagen­

durchlauf zu entkoppeln, sind die Auf­

und Abgabepliitze doppelt ausgefUhrt.

Die Vorbehandlung erfolgt in einer

Quertaktanlage von Riedel & Saleh,

mit der Engel in Pohlheim bereits sehr

gute Erfahrungen gemacht hat. Den

graBen Vorteil dieses Anlagensystems

sieht Engel in den sechs voneinander

getrennten Zonen, die auf kleinster

Flache von nur 8 x 10 Metern Platzfinden. Mit dem Einsatz der No-Rinse­

Technik sowie eines Vakuumver­

dampfers arbeitet die Anlage quasi ab­wasserfrei.

Derzeil verfOgt ESP nur Ober eine Pulverkabine . Eine

zweite Kabin e wird in absehbarer Zei t installierl.

bis zu 1000 kg ausge­

legt.

Quasi rund um die

bereits geplante Pul­

verbeschichtungsanla­

ge herum begann man

im Marz 2003 mit dem

Bau eine neuen Halle

mit 2000 m2 Grund­

flache. Das Anlagen­

konzept hatte Thomas

Engel selbst erarbeitet.

"Hier haben wir vieleErfahrungen einflieBen

lassen, die wir tiber Jah­

re hinweg als Lohnbe­

schichter mit unseren

anderen Anlagen gewonnen haben."

Das gilt fur aile Bereiche der Anlage,

bis hin zur Wahl der Lieferanten.

So wurde zum Beispiel der

Power-r Free-Forderer komplett an der

Hallendecke montiert. Dies ermog­licht dem Beschichter graBtmaglicheGestaltungs- und Bewegungsfreiheitam Boden. Die Auf- und Abgabestatio­

nen verlaufen parallel, was den Infor­mationsfluss beim Personal erleichtert

und auch die Transportwege fur Hilfs-

zeugindustrie. Entspre­chend wurde die Pul­

verbeschichtungsanla­

ge auf maximale Teile­

graBen von 9000 x 2550

x 1200 mm (L x H x B)

und ein Gewicht von

, . JOT 4 12004