HOLZBAU - spooren- · PDF fileten dach+holzbau und bauhandwerk in Gütersloh. Das...
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12.2017
HOLZBAUBaubericht
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Das alte Fertighaus in Harsewinkel, Kreis Gtersloh,
hatte die Firma Zenker 1974 gebaut. Wie viele alte
Fertighuser hatte es eine sehr kleinteilige Raumauf-
teilung, schlechte Bausubstanz und barg groe Risi-
ken, was die Schadstoffbelastung betraf. In lteren
Fertighusern knnen potentiell gesundheitsgefhr-
dende Stoffe wie Formaldehyd, Lindan oder Chloran-
isole stecken. Letztere sind fr den typisch muffigen
Fertighausgeruch verantwortlich, der auch in dem
Fertighaus in Harsewinkel wahrzunehmen war.
Alles sprach fr das Haus
Trotz allem sprachen das groe Grundstck und die
Lage in der bekannten Wohnumgebung fr das Haus.
Vor dem Einzug musste es aber grundlegend saniert
werden. Die potenziell belasteten Materialien des
Hauses sollten rckgebaut und entsorgt, die alte Bau-
substanz abgerissen und nach innen abgesperrt wer-
den.
Asbestbelastete Faserzementplatten, Glaswolle im Tragwerk und alte, morsche Spanplatten galt es zurck-
zubauen bei der Sanierung eines Fertighauses aus den 1970er Jahren in Harsewinkel. Nach dem Rckbau
baute man neue Innenwnde ein und ergnzte das Haus um einen Anbau in Holzrahmenbauweise.
Kernsaniertes Fertighaus
Von Maren Laing und Stephan Thomas
Leimreste von Holzstndern gefrst
Zuerst mussten die mit Asbest belasteten Faserze-
mentplatten an der Fassade entfernt werden, diese
Arbeit erledigte ein Entsorgungsfachbetrieb aus Har-
sewinkel. Sobald die Faserzementplatten entfernt
waren, riss man die alten, morschen Spanplatten ab,
die von auen auf dem Holzstnderwerk verleimt wa-
ren. Als besonders zeitaufwndig erwies sich das Ab-
frsen der Leimreste von den Holzstndern.
Nachdem die Spanplatten entfernt waren, lag das alte
Holzstnderwerk frei. Zwischen den Stndern fand
sich eine alte Glaswolldmmung, die Glaswolle war
an mehreren Stellen leicht zusammengesackt, daher
wurde sie entfernt und komplett durch eine neue Mi-
neralwolldmmung (WLG 035) ersetzt. Dann beplank-
te man die Auenwnde komplett neu mit OSB-Plat-
ten zur Aussteifung der Konstruktion. Mit einem
Mineralwoll-WDVS wurde die Fassade anschlieend
gedmmt und verputzt.
Unter den alten Fa-
serzementplatten des
Fertighauses steckten
morsche Spanplatten
Fotos: Maren Laing
Fast zwei Jahre spter
ist das Haus komplett
saniert und kaum wie-
derzuerkennen
Die asbestbelasteten
Faserzementplatten
am Haus entsorgte ein
Fachbetrieb
Rechts: Die blaue
Dampfsperrfolie ver-
hindert, dass eventu-
elle Schadstoffe und
Gerche aus dem alten
Tragwerk nach innen
ausdnsten
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bergang vom alten
Dachgeschoss zum
neuen Anbau
Die Glaswolldmmung
im Holztragwerk wur-
de gegen einen neuen
Mineralwolldmmstoff
(WLG 035) ausgetauscht.
Darber kamen OSB-
Platten zur Aussteifung
Links: Der Anbau in
Holzrahmenbauweise
ersetzt einen alten
Wintergarten auf der
Rckseite des Hauses
Dampfsperre gegen den FertighausgeruchVon der Innenseite war das Holzstnderwerk ebenfalls mit Spanplatten beplankt. Die Spanplatten waren aber noch in Ordnung und wurden daher nicht abge-rissen. ber alle Innenwnde verlegte man eine Dampfsperrfolie und dichtete sie mit Klebebndern ab. Die Dampfsperre sorgt fr die Luftdichtheit des Gebudes von innen. Sie darf keine Leckagen haben, damit keine Feuchtigkeit in die Dmmung gelangt und diese schdigt. Mit einem Blower-Door-Test wur-de die Luftdichtigkeit besttigt. Die Dampfsperre an den Innenwnden hat auerdem eine weitere wichtige Funktion: Sie sorgt dafr, dass der muffige Fertighausgeruch nicht mehr in den Innenru-men wahrnehmbar ist. Eventuelle Schadstoffe in den Wnden knnen durch die Dampfsperrfolie nur nach auen diffundieren. ber der Dampfsperre montierten die Bauherren in Eigenleistung Gipskartonplatten.
Tragende Holzrahmenwand im ErdgeschossDer Grundriss des Hauses nderte sich durch die Sa-nierung stark: Alle Innenwnde des alten Hauses wurden entfernt, stattdessen neue Trockenbauwnde eingebaut. Als tragende, mittlere Innenwand bauten Zimmerer der Zimmerei Walter Schrmann Inh. Ge-rald Dbber GbR im Erdgeschoss eine Holzrahmen-wand ein. Ebenfalls in Holzrahmenbauweise entstand ein Anbau auf der Rckseite des Hauses ber zwei Geschosse. Er ersetzt den alten Wintergarten. Der Anbau in Holzrahmenbauweise ist sieben Meter breit und zum Garten ausgerichtet. Fr den Anbau muss-ten zunchst tragende Stahlsttzen und -trger ber zwei Geschosse eingebaut werden. Die Stahlsttzen bauten die Handwerker im Bereich der ehemaligen Au-enwand ein, so blieb der Anbau selbst sttzenfrei. Im Obergeschoss liegt der Anbau rechts und links auf den Stahlsttzen auf. Auf den Stahlrahmen verlegten die Zimmerer im Obergeschoss auerdem die neue Mittel-pfette des Hauptdachs. Fr den Anbau selbst wurde, als Ausnahme vom geltenden Bebauungsplan, ein Flach-dach genehmigt. Das Flachdach ist mit Elastomerbitu-menbahnen abgedichtet, darber ist eine Geflledm-mung verlegt. Die erste Lage auf der Dmmung ist eine Elastomer-Kaltselbstklebebahn, die zweite Lage bildet eine Elastomerbitumen-Schweibahn. Von auen erhielt der Anbau eine Dmmung aus Mineralwolle und Holz-weichfaserplatten und darber eine Lrchenholzscha-
lung. An einem Teil der Ostseite des Flachdachs befin-det sich eine Regenrinne. Das Wasser wird ber ein Geflle in diese Rinne geleitet, die Attika ist an dieser Stelle unterbrochen.
Neue Sparren fr den DachstuhlAuch der Dachstuhl des Hauses wurde saniert. Die Sparrenabstnde des alten Daches waren bis zu 1,25m breit, zu breit fr eine neue Zwischensparrendm-mung. Die Zimmerer doppelten die Sparren um 20cm auf und verlegten in jedem Sparrenfeld einen zustz-lichen Sparren. So bildeten sie eine stabile Grundlage
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fr die Zwischensparrendmmung aus Mineralwolle.
ber der Dmmung verlegte man eine diffusionsoffe-ne Unterspannbahn, darber eine Lattung fr die neuen Dachziegel. Von innen dichteten die Handwer-ker die Zwischensparrendmmung mit einer Dampf-sperre ab. Darber montierten sie eine quer zu den Sparren verlaufende Lattung und verfllten diese mit einem Mineralwoll-Klemmfilz. Diese Ebene nutzte man als Installationsebene. Darber verlegten die Handwerker Gipskartonplatten.
Sanierung dauerte fast zwei Jahre
Einen groen Teil der Sanierung erledigten die Bau-herren selbst, dazu gehrten der Rckbau, Elektroar-beiten, der Innenausbau und Malerarbeiten. Insge-samt 162 m Wohnflche entstanden durch die Sanierung in dem alten Fertighaus.
Autoren
Maren Laing ist Architektin mit den Schwerpunkten Bauen
im Bestand und Denkmalpfl ege und arbeitet im Bro Spoo-
ren Architekten in Gtersloh.
Stephan Thomas ist Volontr in der Redaktion der Zeitschrif-
ten dach+holzbau und bauhandwerk in Gtersloh.
Das Fertighaus nach
der Sanierung: Rechts
der neue Anbau mit
Lrchenholzschalung
Fotos: Maren Laing
Bautafel (Auswahl)
Projekt Komplettsanierung eines Fertighauses aus den 1970er Jahren in Harsewinkel mit neuem Anbau in Holzrahmenbauweise Zeitraum 2013-2015 (21 Monate)Bauherren & Eigentmer Maren und Christian Laing, 33428 HarsewinkelPlanung Maren Laing, Spooren Architekten, 33330 Gtersloh, www.spooren-architekten.de Zimmerei Walter Schrmann Inh. Gerald Dbber GbR, 33829 Borgholzhausen, www.zimmerei-dbber.deDachdecker A. Phler Bedachungen GmbH, 33332 Gtersloh, www.dachdecker-guetersloh.deSchadstoffsanierung Entsorgungsfachbetrieb Wer-ner System-Demontage GmbH, 33428 Harsewinkel, www.system-demontage.de
Produkte (Auswahl)
Fassadendmmung WLG 035, Sto SE & Co. KGaA, Sthlingen, www.sto.deTrockenbauwnde Saint-Gobain Rigips GmbH, Gel-senkirchen, www.rigips.comZwischensparrendmmung WLG 035, Deutsche Rockwool Mineralwoll GmbH & Co. OHG, Gladbeck, www.rockwool.de Unterspannbahn DeltaMaxx Plus, Drken GmbH & Co. KG, Hagen-Herdecke, www.doerken.deDachziegel Piano, Dachkeramik Meyer-Holsen GmbH, Hllhorst, www.meyer-holsen.de Weitere Fotos von der Sanierung des Fertighauses in
Harsewinkel finden Sie online. Geben Sie dafr einfach den Webcode in die Suchleiste auf unserer Website ein.
Code BHW37R46L