Holzhauer Inhaltsanalyse 2014

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Dr. Brigitte Holzhauer, Dipl. Psych. Uhlandstr. 20 D- 68167 Mannheim mail: [email protected] web: www.holzhauerei.de T: +49 621 150 4876 M: +49 160 980 622 88 Wie Sie große Textmengen bearbeiten können, ohne wahnsinnig zu werden QUANTITATIVE UND QUALITATIVE INHALTSANALYSE

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Dr. Brigitte Holzhauer, Dipl. Psych.Uhlandstr. 20 D- 68167 Mannheim

mail: [email protected]: www.holzhauerei.de

T: +49 621 150 4876M: +49 160 980 622 88

Wie Sie große

Textmengen

bearbeiten

können, ohne

wahnsinnig

zu werden

QUANTITATIVE UND QUALITATIVEINHALTSANALYSE

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THEORIE DER INHALTSANALYSE UND ANWENDUNGSFELDER

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Ganz allgemein:

Die Inhaltsanalyse ist eine Methode, um eine große Menge an Mitteilungen (oft: Texten) systematisch auswerten.

Wann braucht man das?

Was sind Aufgabenstellungen, bei denen eine Inhaltsanalyse hilfreich und sinnvoll ist?

INHALTSANALYSE: WAS IST DAS?

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� Sie arbeiten in einer PR-Agentur und bekommen Zeitschriften-Clippings zu den Ergebnissen der Öffentlichkeitsarbeit für Ihre Kunden. Sie wollen Aussagen darüber treffen, wo, wie und was berichtet wird.

� Sie wollen wissen, wie welche Informationen zu einem bestimmten Sachverhalt im Social Web verfügbar sind und wie dieser Sachverhalt dort diskutiert wird.

� Sie machen eine Befragung, bei der offene Fragen vorkommen, die Sie kategorisieren wollen.

� Sie führen qualitative Interviews, z.B. mit verschiedenen Experten zu einem Thema durch und wollen die Ergebnisse auswerten.

� Sie wollen vorliegende Akten (z. B. von Gerichtsverfahren) systematisch analysieren

� …

Die Inhaltsanalyse ist die geeignete Methode für eine Vielzahl von Fragestellungen.

Das zu analysierende Ausgangsmaterial liegt nicht in Form von Zahlen vor.

MÖGLICHE EINSATZFELDER FÜR INHALTSANALYSEN

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DEFINITION DER INHALTSANALYSE

Früh, W.: Inhaltsanalyse, 2011, S. 27

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WAS BEDEUTEN DIE BEGRIFFE?

„empirische Methode…“

x Empirisch ist eine Methode dann, wenn das durch die Forschungsfrage bezeichnetes Erkenntnisobjekt ein wahrnehmbares bzw. intersubjektiv identifizierbares Korrelat in der Realität besitzt.

„systematisch und intersubjektiv nachvollziehbar…“

x Es soll etwas gemessen werden: Beobachtungen, Texte usw. sollen in Daten überführt werden, und zwar mit Hilfe von Methoden und Regel-werken, die den „Messvorgang“ für andere Forscher transparent machen.

„mit Inferenz auf mitteilungsexterne Sachverhalte…“

x Mit Hilfe von Indikatoren soll auf die „Wirklichkeit“ geschlossen bzw. durch die Analyse einer Stichprobe soll auf die Gesamtheit geschlossen werden.

x Das Ausgangsmaterial sind „Mitteilungen“ (= Kommunikation). Es kann Texte, Bilder, Videos Audioaufzeichnungen usw. umfassen, mit denen Menschen in Wort, Schrift oder mit den Mitteln der verschiedenen Künste kommunizieren.

„inhaltlicher und formaler Merkmale von Mitteilungen“

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HISTORIE UND ANWENDUNGSFELDER

Ab 1930 1980 heute

Medienforschung• Zeitungen /Zeitschriften• Radio / TV• Propaganda (Berelson, Lasswell…)

Empirische Sozialforschung• Codierung offener Fragen• Analyse qualitativer

Befragungen(Mayring…)

Online / Social Media Research• Analse von Webseiten• Social Media Monitoring

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QUALITATIVE UND QUANTITATIVE FORSCHUNG VERFOLGEN UNTERSCHIEDLICHE ZIELE

� Ziel: Zählen, messen

� Theorien prüfen

� Standardisierte Erhebung

� Geschlossene Fragen

� Große Stichproben

� Ziel: Verstehen, aufdecken,

� Theorien entwickeln

� Offene Interviews

� Offene Fragen

� Kleine Stichproben

Qualitative ForschungQuantitative Forschung

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QUANTITATIVE UND QUALITATIVE ANSÄTZEDER INHALTSANALYSE

� Die quantitative Inhaltsanalyse startet mit Hypothesen

� Kategorien werden aus den Hypothesen abgeleitet und vorab festgelegt

� Als bedeutsam wird eher manifester (offensichtlicher) Inhalt angesehen

� Deduktives Vorgehen

• Die qualitative Inhaltsanalyse startet mit dem empirischen Material

• Kategorien aus dem Material heraus entwickelt

• Latente” (nicht offensichtliche) Bedeutungen spielen eine Rolle

� Induktives Vorgehen

� Aber: In der Praxis verschwimmen die Grenzen zwischen quantitativer und qualitativer Inhaltsanalyse. Auch quantitative Inhaltsanalysen enthalten qualitative Elemente

Qualitative InhaltsanalyseQuantitative Inhaltsanalyse

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� Wie können wir – als Empfänger einer Botschaft – sicher sein, dass wir sie „richtig“ verstehen?

� Wie können wir latente Bedeutungsinhalte – die Intentionen des Senders –begreifen?

� Wie können wir sicherstellen, dass alle am Forschungsprojekt beteiligten, vor allem die Codierer, die Botschaft gleich verstehen?

DAS GROSSE PROBLEM: DIE INTERPRETATION

Sender Empfänger

Botschaft

Kommunikationsdreieck

Sendung�En-codieren�Intention

De-codieren�Interpretation

Woesler de Panafieu, 2011, S. 186

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QUANTITATIVE INHALTSANALYSE

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1. Planungsphase: Problemstellung, Projektplanung, Hypothesenbildung, Stichprobenziehung

2. Entwicklungsphase: Erstellung eines Kategoriensystems (bzw. Codeplans)

� Theorie-geleitete Kategorienbildung

� Empirie-geleitete Kategorienbildung

3. Testphase

� Probekodierung

� Validitäts- und Reliabilitätstest

4. Anwendungsphase

� Aufbereitung der Daten

� Codierung der Daten

� Auswertung / statistische Analysen

DER ABLAUF EINER INHALTSANALYSE

Früh, W.: Inhaltsanalyse, 2011, S. 102

• Forschungs-interesse

• Methodenwahl

Interpretationund Bericht

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Was sind Hypothesen?

� Aussagen, deren Gültigkeit man für möglich hält, die aber nicht bewiesen oder verifiziert sind. Hypothesen stehen am Beginn der wissenschaftlichen empirischen Forschung.

� Hypothesen werden überprüfte, indem beobachtete Daten auf die Hypothese angewendet werden (deduktiver Ansatz: erst Formulierung der Hypothese, dann Sammlung von Daten).

� Man vergleicht, ob die Hypothese mit den tatsächlich beobachteten Ereignissen übereinstimmt oder nicht. Ist keine Übereinstimmung gegeben, wurde die Hypothese nicht bestätigt

� Hypothesen müssen für eine Messung operationalisiert werden

VORAB: HYPOTHESENBILDUNG

Welche Hypothesen gibt es?

� Hypothesen werden in zwei Richtungen formuliert:

� Nullhypothese (H 0): Diese „Negativ-hypothese“ behauptet immer, dass es keine Unterschiede oder Zusammen-hänge zwischen Variablen gibt.

� Alternativhypothese (H 1) hingegen besagt, dass Unterschiede oder Zusammenhänge zwischen Variablen existieren.

� Zum Beispiel:

� H 0: Männer und Frauen unterscheiden sich nicht in ihrer Einstellung zum Umweltschutz

� H 1: Frauen haben eine umwelt-bewusstere Einstellung als Männer

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Zufallsstichprobe(Random Sampling)

Quotenstichprobe(Quota Sampling)

Theoretische Stichprobe(Theoretical Sampling)

In der wissenschaftlichen Wahrschein-lichkeitstheorie begründetes Auswahl-verfahren: Jedes Element der Grund-gesamtheit hat prinzipiell die gleiche Chance, in die Stichprobe zu gelangen.

Die Struktur der Grund-gesamtheit wird bezüglich bestimmter Merkmale (z.B. Alter, Geschlecht) in der Stichprobe nachgebildet.

Auswahl der Stichprobe unter theoretischen, strategischen Gesichts-punkten.

VORAB: STICHPROBENZIEHUNG

Ziel der quantitativen Inhaltsanalyse: Repräsentativität

Eine Stichprobe ist dann repräsentativ, wenn Strukturgleichheit zwischen Stichprobe und Grundgesamtheit vorliegt, d.h. wenn die Stichprobe ein verkleinertes Abbild der Grundgesamtheit ist.

Nicht in statistischem Sinne repräsentativ, sondern ggf. in funktionalem Sinn.

Wen oder was möchte man untersuchen (befragen, analysieren…)?Und wie wählt man diese Fälle aus?

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Was sind Kategorien?

� Die exakte Definition dessen, was gemessen werden soll

� Formale und inhaltliche Kriterien, die an das Untersuchungsmaterial angelegt werden

� Kategorien werden mit Zahlencodes versehen

Was ist ein Kategoriensystem?

� Kategoriensystem ist die Summe aller Kategorien; es spezifiziert, anhand welcher Kriterien die relevanten Codiereinheitengemessen werden sollten

� Die Begriffe „Codeplan“ und „Kategorien-system“ werden oft in gleicher Weise benutzt

Anforderungen:

� Kategorien sollen:

� Die Hypothesen „operationalisieren“ (messbar machen)

� Sich nicht überlappen (disjunkt, trennscharf sein)

� Erschöpfend sein (alle relevanten Dimensionen erfassen)

� Präzise und klar sein.

� Das Kategoriensystem soll die einzelnen Kategorien in eine sinnvolle Ordnung bringen

� Lineare Struktur

� Oder hierarchische Struktur

� Oder auch vernetzte Struktur

DER KERN DER INHALTSANALYSE:DIE KATEGORIEN / DER CODEPLAN

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DEDUKTIVES UND INDUKTIVES VORGEHENBEI DE KATEGORIENBILDUNG

Deduktiv (Theorie-geleitet) Induktiv (Empirie-geleitet)

Mayring, 2000, S. 75

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Nach Inhalten:

� Formale Kategorien, z.B.

� Art des Mediums, Datum, Umfang…

� Inhaltliche Kategorien, z.B.

� Themen

� Akteure

� Argumente

� Wertende Kategorien, z.B.

� Tonality (positiv, neutral, negativ)

� Skalierungen, z.B. von 1-6 (1=sehr positiv, 6=sehr negativ)

� Latente Inhalte

� Motive, Absichten, Emotionen, „das Gemeinte im Gesagten“ …

� (eher qualitatives Vorgehen: Hohe Interpretationsleistung der Codierer)

UNTERSCHIEDLICHE ARTEN VON KATEGORIEN

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Nach Messniveau:

� Nominalskala

� Die Ziffer ist Stellvertreter des Sachverhalts

� Ordinalskala

� Ziffern beschreiben eine Rangreihe

� Intervallskala / Verhältnisskala)

� Metrische Skala – mathe-matische Berechnungenzulässig

�Wird in der quantitativen Forschung angestrebt

Rössler, 2005, S. 113 ff

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� Eine Auswertung mittels Codierung besteht darin, dass man einen Text Satz für Satz bzw. Äußerung für Äußerung durchgeht und jeder Äußerungen (mindestens) eine Kategorie aus dem zuvor erstellten Kategoriensystem zuordnet

Warum?

� Dadurch werden viele Äußerungen auf relativ wenige Kategorien verdichtet (Komprimierung und Komplexitätsreduktion)

� Verschiedene Materialien / Äußerungen / Interviews werden dadurch vergleichbar gemacht

� Da die Kategorien mit numerischen Codes versehen sind, werden die Texte zählbar gemacht, d.h. sie können in eine statistische Auswertung eingehen

Fragen:

� Wie kann man die Güte der vorgenommenen Codierung / Kategorisierung messen?

� Wie stellt man sicher, dass unterschiedliche Codierer den Text in der gleichen Weise codieren / kategorisieren?

14.01.03

VORGEHEN BEI DER CODIERUNG

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Gütekriterien einer Messung

� Objektivität: Ist die Analyse unabhängig von analysierenden Subjekt? Ist sie intersubjektiv nachvollziehbar?

� Reliabilität: Wie zuverlässig sind die Ergebnisse? Kommen unterschiedliche Codierer zu dem gleichen Ergebnis?

� Validität: Messen die Kategorien das, was sie messen sollen?

Was kann man tun?

� Im Codeplan sollten konkrete Codier-regeln und Ankerbeispiele genannt werden

� Um sicherzustellen, dass unterschied-liche Codierer in ähnlicher Weise codieren, sollte im Vorfeld eine Schulung der Codierer stattfinden

� Zu Testzwecken sollte ein bestimmter Teil des Material durch zwei Codierer codiert werden – dann kann man herausfinden, wie hoch ihre Übereinstimmung ist (= „Inter-Rater-Reliabilität“)

� Kategorien und Kategoriensystem sollten mit anderen kritisch diskutiert werden (= „kommunikative Validität“)

GÜTEKRITERIEN

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� Wenn die Codierung beendet und überprüft ist, können die numerischen Codes aus-gezählt und statistisch ausgewertet werden

� Häufigkeitsanalysen

� Wie oft kommen die einzelnen Kategorien vor?

� Wieviel Prozent der Äußerungen entfallen auf welche Kategorien?

� Kreuztabellierungen

� Unterscheiden sich die Häufigkeiten bei unterschiedlichen Absendern (z.B. Männer / Frauen)?

� Valenz- und Intensitätsanalysen

� Bei skalierten Kategorien, wenn entsprechendes Skalenniveau vorhanden

� Kontingenzanalysen

� Analyse von Zusammenhängen: Wie hängt Kategorie A mit Kategorie B zusammen?

AUSZÄHLUNG UND WEITERE AUSWERTUNG

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QUALITATIVE INHALTSANALYSE

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QUALITATIVE UND QUANTITATIVE FORSCHUNG VERFOLGEN UNTERSCHIEDLICHE ZIELE

� Ziel: Zählen, messen

� Theorien prüfen

� Standardisierte Erhebung

� Geschlossene Fragen

� Große Stichproben

� Ziel: Verstehen, aufdecken,

� Theorien entwickeln

� Offene Interviews

� Offene Fragen

� Kleine Stichproben

Qualitative ForschungQuantitative Forschung

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BEI QUALITATIVEN INTERVIEWS SPRECHEN DIE BEFRAGTEN MIT IHREN EIGENEN WORTEN

� Ziel: Spontane, unbeeinflusste Auseinandersetzung der Befragten mit dem Untersuchungsthema

� Zwanglose Gesprächsführung: Ohne Vorgabe von vorgefertigten Denkstrukturen und Kategoriensystemen

� Alltagssprache: Kommunikationsform der Erzählung und des Gesprächs, Vermeidung künstlicher Frage- und Antwortspiele

� In der Regel Audio- oder Video-Aufnahme und anschließende Transkription

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ES GIBT UNTERSCHIEDLICHE FORMEN QUALITATIVER INTERVIEWS

Unstandardisiert Standardisiert

NarrativeInterviews

Teil-standardisierte

Interviews

Explorationen /Tiefeninterviews

Intensivinterviews

Frage-bogen

Qualitative Forschung nutzt in der Regel keine Fragebögen

Problem-zentrierte Interviews

Experten-interviews

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DIE AUSWERTUNG QUALITATIVER INTERVIEWS: LOST IN SPACE?

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GRUNDSÄTZLICHE AUSWERTUNGSSCHRITTE

1. Schritt: Protokoll / Transkript des Interviews

� Fragen und Antworten, entweder wörtlich oder leicht gestrafft

� Eventuell mit nichtsprachlichen Äußerungen oder mit (gekennzeichneten)

Kommentaren der Interviewerin

2. Schritt: Analyse eines Falles

� Ganzheitliches Verstehen entlang der Erzählstruktur

� Lesen zwischen den Zeilen: Motive, Intentionen, Gefühle

3. Schritt: Analyse über die Gesamtzahl der Fälle hinweg

� Bei der qualitativen Inhaltsanalyse: Erstellen eines Kategoriensystems…

� … und Zuordnung der Aussagen der einzelnen Interviews zu den Kategorien

� … mit den Analysetechniken der Zusammenfassung, Strukturierung, Explikation

4. Schritt: Interpretation und Ergebnisdarstellung

� Hypothesenbildung, Aufdecken von Mustern, Ableitung von Kernaussagen

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GÜTEMERKMALE DER QUALITATIVEN ANALYSE

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� Einbettung des Materials in einen Kommunikationszusammenhang: Der Text wird innerhalb seines Kontextes interpretiert

� Systematisches, regelgeleitetes Vorgehen: Orientierung an vorab fest-gelegten Regeln, und konkreten Ablaufmodellen

� Kategorien im Zentrum der Analyse: Besonderer Augenmerk auf Kategorien-konstruktion und –begründung („analytisch-zergliedernde“ Vorgehensweise)

� Gegenstandsbezug statt Technik / Theoriegeleitet in der Analyse (d.h. Stand der Forschung wird mit einbezogen

� Überprüfung durch Pilot-Studien / Beachtung von Gütekriterien

QUALITATIVE INHALTSANALYSE NACH MAYRING- ÜBERSICHT -

Die qualitative Inhaltsanalyse ist eine Methodik systematischer Interpretation, die die qualitativen Bestandteile einer Inhaltsanalyse durch Analyseschritte

und Analyseregeln systematisiert und überprüfbar macht

Mayring, 2000, S. 42f.

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� Ausführliche Vorbereitung der Analyse durch Spezifikation des Materials und seines Kontext, vor allem:

� Wie ist die Analyserichtung?

� Was sind Analyseeinheiten?

� Die Analyse selbst: Entwicklung eines Kategoriensystems aus dem Material heraus mit den Techniken der Zusammenfassung, Explikation und / oder Strukturierung)

� … und schrittweise Bearbeitung des Materials mit diesem Kategoriensystem (flexibel, mit Kontroll- und Veränderungs-schleifen und ggf. mit Einbeziehung von Theorien zum Forschungsthema)

� Nach der Analyse: Interpretation der Ergebnisse

T YPISCHER ABLAUF DER QUALITATIVEN INHALTSANALYSE

Mayring, 2000, S. 54

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TECHNIKEN DER QUALITATIVEN INHALTSANALYSE:1. STRUKTURIERUNG

� Strukturierung:

� „Ziel der Analyse ist es, bestimmte Aspekte aus dem Material herauszufiltern, unter

vorher festgelegten Ordnungskriterien einen Querschnitt durch das Material zu legen

oder das Material aufgrund bestimmter Kriterien einzuschätzen.“

� Dabei werden Äußerungen, Argumente usw. in ein Raster von definierten Kategorien

eingeordnet, um das Material seiner Struktur nach zu erfassen.

� Arten der Strukturierung:

� Formale Strukturierung: innere Struktur des Materials nach bestimmten formalen Strukturierungsgesichtspunkten herausfiltern (z.B. thematische Einheiten, Brüche…)

� Inhaltliche Strukturierung: das Material wird zu bestimmten Themen, zu bestimmten Inhaltsbereichen extrahiert und zusammengefasst

� Typisierende Struktur: auf einer Typisierungsdimension werden einzelne markante Ausprägungen im Material gefunden und beschrieben

� Skalierende Strukturierung: Ausprägungen einzelner Dimensionen werden in Form von Skalenpunkten definiert und eingeschätzt

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TECHNIKEN DER QUALITATIVEN INHALTSANALYSE:2. ZUSAMMENFASSUNG

� Zusammenfassung:

� „Ziel der Analyse ist es, das Material so zu reduzieren, dass die wesentlichen Inhalte erhalten

bleiben, durch Abstraktion einen überschaubaren Corpus zu schaffen, der immer noch Abbild des

Grundmaterials ist.“

� Dabei wird das vorliegende Material paraphrasiert, generalisiert, damit systematisch gekürzt und

auf wesentliche Sinngehalte reduziert. Auf diese Weise entsteht ein Kategorienraster, das eine

thematische Gliederung enthält. Durch die Gliederung können Materialeinheiten sortiert und unter

Kategorien rationell zusammengefasst werden.

Mayring, 2000, S. 64ff

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TECHNIKEN DER QUALITATIVEN INHALTSANALYSE:3. EXPLIKATION

� Explikation:

� „Ziel der Analyse ist es, zu einzelnen fraglichen Textteilen (Begriffen, Sätzen, ...)

zusätzliches Material heranzutragen, das das Verständnis erweitert, das die Textstelle

erläutert, erklärt, ausdeutet.“

� Hier geht es beispielsweise etwa um die Klärung mehrdeutiger Passagen, eine

Verdeutlichung des „Gemeinten“ oder die Verbindung des Materials mit anderen

wissenschaftlichen Erkenntnissen, Theorien oder Erkenntnissen

� Arbeitsschritte:

1. Bestimmung der zu explizierenden Textstelle

2. Lexikalisch-grammatikalische Definition der Textstelle

3. Enge Kontextanalyse: Entschlüsselung mit Textstellen aus dem direkten Umfeld

(z.B. spätere Interviewpassagen

4. Weite Kontextanalyse: Entschlüsselung über den Text hinaus (z.B. durch bekannte

Theorien, wissenschaftliche Vorarbeiten usw.

5. Formulierung der explizierenden Paraphrase und Überprüfung

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� Wenn das gesamte Material codiert und die Codierung überprüft ist, können weitere Auswertungs- und Analyseschritte vorgenommen werden, zum Beispiel:

� Deskriptive Analysen: Darstellung der Kategorien zusammen mit wörtlichen Zitaten (eher nicht: numerische Häufigkeitsauszählung)

� Analyse von Zusammenhängen und Deutungsmustern (z. B: Motive/Bedürfnisse und Produktnutzung)

� Typisierende Analysen: Erstellung einer qualitativen Typologie (wenn die Befunde eine typologische Herangehensweise nahelegen)

� Interpretation und Verknüpfung mit lebensweltlichen Aspekten oder theoretischen Ansätzen

WEITERE AUSWERTUNGEN UND ANALYSEN

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DIE QUALITATIVE INHALTSANALYSE UND BENACHBARTE ANALYSEMETHODEN

Welt der sinnverstehenden / qualitativen Analysen

Welt der statistischen / quantitativen Analysen

• Quantitative Inhaltsanalyse

• Objektive Hermeneutik / Sequenzanalyse

• Dokumentarische Methode• Narrationsanalyse / Textanalyse

• Semiotische Analyse

• Grounded Theory• Ethnographische Methoden• Konversationsanalysen

• PhänomenologischeAnalyse

• Diskursanalyse

Qualitative Inhaltsanalyse

Qualitative Inhaltsanalyse

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� Große Datenmengen können bearbeitet werden

� Systematische Reduktion von qualitativen Datenmengen

� Systematisches, regelgeleitetes Vorgehen (schafft Akzeptanz für qualitative Methoden)

� Allgemein gut vermittelbare Methode der qualitativen Sozialforschung

� Vergleichsweise starre Strukturierungs-und Ordnungskriterien

� Gefahr, dass Fokus zu sehr ab die Einhaltung der Abläufe gelenkt wird

� Weniger tiefe und intensive Auseinandersetzung als mit andere qualitative Methoden

� Latente Bedeutungen werden eventuell nicht genügend herausgearbeitet

VOR- UND NACHTEILE DER QUALITATIVEN INHALTSANALYSE

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EDV-UNTERSTÜTZUNG BEI DER INHALTSANALYSE

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� MAXQDA ist eine Software für die qualitative Analyse von unstrukturierten Daten wie Interviews, Feldnotizen, Umfragen, Tabellen, Bildern, Video- und Audioaufnahmen, bibliographischer Datenbanken und ähnlichem.

� Datenmaterial organisieren und analysieren

� Codieren und Wiederfinden

� Audio- und Videodateien transkribieren oder direkt codieren

� Quantitative Methoden einbeziehen

QUALITATIVE ANALYSE MIT MAXQDA

http://www.maxqda.de/produkte/maxqda

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� Mit IBM SPSS Text Analytics for Surveys-Software kann man unstrukturierten Umfragetext in quantitative Daten verwandeln:

1. Automatisches Erstellen von Kategorien (Extraktion von Schlüsselkonzepten und Meinungen)

2. Automatisches Codieren (Zuordnung von Antworten)

3. Zusammenfassung der Ergebnisse und Weiterverarbeitung in SPSS

� Automatisierung des Kategorisierungsprozesses führt zur Reduzierung des Zeit- und Kostenaufwands für die manuelle Codierung

� Einsatz von sprachbasierten Technologien kann dazu führen, dass sich Muster in den Einstellungen, Überzeugungen und Ansichten erkennen lassen

� http://www-03.ibm.com/software/products/de/spss-text-analytics-surveys

TEXTANALYSE MIT SPSS

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LITERATURAUSWAHL

� BVM EDITION (2007): Standortbestimmung und Gütemerkmale qualitativer Markt- und Sozialforschung. BVM Berufsverband Deutscher Markt- und Sozialforscher e.V., Berlin.

� Früh, Werner (2011): Inhaltsanalyse. Theorie und Praxis. 7. Aufl. Konstanz

� Gläser, Jochen / Laudel, Grit (2006): Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse. Lehrbuch. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2. Aufl. Wiesbaden,

� Kuckartz, Udo (2010): Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten. VS Wiesbaden

� Lamnek, Siegfried (2010): Qualitative Sozialforschung: Lehrbuch. 5. Aufl., Weinheim.

� Mayring, Philipp (2000): Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Beltz, Weinheim: 7. Auflage.

� Mayring, Philipp / Gläser-Zikuda, Michaela (Hrsg. 2008): Die Praxis der Qualitativen Inhaltsanalyse. Beltz, Weinheim, 2. Auflage

� Merten, Klaus (1995): Inhaltsanalyse: Einführung In Theorie, Methode Und Praxis. Springer Fachmedien Wiesbaden

� Meuser, Michael (2010): Inhaltsanalyse. In: Bohnsack, Ralf / Marotzki, Winfried /Meuser, Michael (Hrsg.): Hauptbegriffe Qualitativer Sozialforschung. UTB, Stuttgart; 3. Aufl. S. 89-91

� Naderer, Gabriele (2011): Auswertung und Analyse qualitativer Daten. In: Naderer, Gabriele / Balzer, Eva (Hrsg.): Qualitative Marktforschung in Theorie und Praxis. Grundlagen, Methoden und Anwendungen. Gabler, Wiesbaden. S. 405 - 436

� Rössler, Patrick (2005): Inhaltsanalyse. UTB-Basics, UVK-Verlagsgesellschaft, Konstanz

� Woesler de Panafieu, Christine (2011): Semiologie: Die Bedeutung der Zeichen erkennen. In: Naderer, Gabriele / Balzer, Eva (Hrsg.): Qualitative Marktforschung in Theorie und Praxis. Grundlagen, Methoden und Anwendungen. Gabler, Wiesbaden. S. 177-196

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Leistungsspektrum

� Qualitative Forschung: Fokusgruppen, Kreativgruppen, Tiefeninterviews

� Quantitative Forschung und statistische Analysen

� Coaching und Consulting in Business und Forschung

� Lehrtätigkeit

Arbeitsschwerpunkte

� Innovation & Produktentwicklung

� Nachhaltiger Konsum & Energie

� Arbeitsmarkt & Existenzgründung

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DR. BRIGITTE HOLZHAUER / HOLZHAUEREI

Profil

� Diplom Psychologin, selbständige Markt-und Sozialforscherin, Business Coach

� Langjährige Erfahrung in der Sozial- und Marktforschung (z.B. Max-Planck-Institut, Sinus Institut, Homburg & Partner)

� Dozentin an der Deutschen Universität für Weiterbildung, Berlin, Carl-Benz-Academy, Peking, und Karlshochschule, Karlsruhe

� Mitglied im Berufsverband deutscher Markt-und Sozialforscher (BVM) und im Berufs-verband deutscher Psychologen (BDP)

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T: +49 621 150 4876M: +49 160 980 622 88

ICH BEDANKE MICH GANZ HERZLICH FÜR IHRE

AUFMERKSAMKEIT!