HOMMAGE AN ANDRZEJ WAJDA - kunstkulturquartier.de · DANTON (1983) realisierte. 1990 porträtierte...

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FILMHAUS 5/17 HOMMAGE AN ANDRZEJ WAJDA Neue Filme aus Ägypten, Australien, Belgien, Deutschland, Österreich, Uganda, Vanuatu. Fremdsprachenkino in Achol, Arabisch, Belgisch, Französisch, Englisch, Italienisch, Japanisch, Luganda, Nauvhal, Polnisch, Spanisch, Tschechisch. Gäste aus Berlin, Essen, Frankfurt, Hamburg, Kairo, Krakau, Leipzig, Nürnberg … DER TRAUMHAFTE WEG Deutschland 2016, 86 Min., DCP, FSK: ab 12, Regie: Angela Schanelec, mit: Miriam Jakob, Thorbjörn Björnsson, Maren Eggert, Phil Hayes u. a. Königstraße 93 · 90402 Nürnberg filmhaus.nuernberg.de · T: 2317340 Andrzej Wajda (1926 – 2016) gilt als der bedeutendste Regisseur Polens, Chronist seines Landes und moralische Instanz. Sein Gesamtwerk, das auch die Entwicklung des Films weit über Polen hinaus nachhaltig beeinflusst hat, verschmilzt in einer überzeugenden künstlerischen Form persönliche Biografie, literarisches Erbe und historische Erfahrung. Seine tragischen und ambivalenten Protago- nisten siedelt er an historischen oder gesellschaftlichen Kristallisationspunkten an, als Folie für innere, existen- tialistische Vorgänge, die die Filme zeitlos machen, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung aber unmittelbar auf die Gesellschaft zurückwirken sollten: Wajda war überzeugt, dass Kunst eine gesellschaftliche Funktion übernehmen müsse. Die damalige Wirklichkeit im sozialistischen Po- len hat er nicht akzeptiert und versucht, dies in seinen Filmen auszudrücken. Andrzej Wajda wurde als Sohn eines Berufsoffiziers und einer Lehrerin in Suwalki in Nordostpolen geboren. Zur Zeit der Besetzung im 2. Weltkrieg schloss er sich der Polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa) an und arbeitete unter anderem als Restaurateur. Nach dem Studium der Schönen Künste in Krakau wechselte er an die Filmhochschule in Łódź, die er 1953 absolvierte. Gleich seine ersten drei Filme EINE GENERATION (1955), DER KANAL (1957) und ASCHE UND DIAMANT (1958) sollten seinen Ruhm begründen. Mit der Trilogie, die eine Art kollektive Biografie der polnischen Generation während der Okkupation im 2. Weltkrieg bildet, schrieb er sich bereits früh in die Filmge- schichte ein. Eine neue Qualität bekam Wajdas Kino mit dem Auftritt von Zbigniew Cybulski als tragische Figur einer verlorenen Generation in ASCHE UND DIAMANT. Cybulski, der „polnische James Dean“, wurde mit dieser Rolle zum Inbild einer ganzen Generation. Auch stilistisch erreichte Andrzej Wajda eine neue Dimension, den Neo- realismus reinterpretierend entwickelte er mit dramati- schen (Licht)Effekten und bildstarken Symbolen einen visuellen Reichtum. In den Jahrzehnten danach ist Wajdas Werk weniger geradlinig. Großangelegte Tableaus historischer Krisen, wie das mehr als vierstündige Epos LEGIONÄRE (1965) stehen neben autobiografisch gefärbten Betrachtungen jüngerer Geschichte, stillere, kammerspielartige Reflexi- onen neben scharfen, zeitgenössischen Bestandsaufnah- men. DIE UNSCHULDIGEN ZAUBERER (1960), ein Film im Rhythmus des Jazz, ist ein zentrales Werk der Polnischen Neuen Welle, die Wajda entscheidend mitgeprägt hat. ALLES ZU VERKAUFEN (1967), Wajdas ACHTEINHALB (1963), gerann als Reaktion auf den tödlichen Unfall von Zbigniew Cybulski zu einer Auseinandersetzung mit den Beziehungen zwischen Leben und Kino. 1977 entstand DER MANN AUS MARMOR über das Schicksal eines gefallenen Arbeiterhelden, eine komplexe Kritik am stalinistischen System in Polen. DER MANN AUS EISEN arbeitete 1981 mutig die Geschichte der Streiks auf der Danziger Werft und das Ringen um freie Gewerkschaften auf. Dazwischen entstanden immer wieder Adaptionen bedeutender polnischer Literatur, wie die 1980 für den Oscar nominierten DIE MÄDCHEN VON WILKO (1979). Zwischen der Verhängung des Kriegsrechts 1981 und dem Ende des sozialistischen Regimes 1989 wur- de Andrzej Wajda in Polen mit einem Berufsverbot belegt. Er erhielt Aufträge in der Bundesrepublik und Frankreich, wo er unter anderem das Revolutionsdrama DANTON (1983) realisierte. 1990 porträtierte er den Arzt und Pädagogen Janusz Korczak, der mit seinen Kindern des Waisenhauses im Warschauer Ghetto in deutschen Vernichtungslagern ermordet wurde. Mit KATYN (2007) setzte Wajda tausenden polnischen Kriegsgefangenen – darunter seinem Vater –, die 1940 vom sowjetischen Geheimdienst erschossen worden waren, ein Denkmal. Andrzej Wajdas Kino bleibt ein Erfahrungsschatz, der immer neu zu heben sein wird. Das Filmhaus prä- sentiert aus seinem umfangreichen Schaffen aus sechs Jahrzehnten eine Auswahl der wichtigsten Werke mit restaurierten und ungekürzten Kopien in der polnischen Originalfassung mit Untertiteln. Alle Filme auf den Innenseiten ineinander mit Archivaufnahmen. So entsteht das subjek- tive Zeugnis einer Einzelnen mitten im Tumult der Zeiten. Christian Krönes: „Frau Pomsel steht für Millionen andere, Millionen Mitläufer, die dieses System ermöglicht haben. Das ist wahrscheinlich der Aspekt, der diesen historischen Film so interessant macht für die Gegenwart. Der Film er- zählt von einer funktionierenden Gesellschaft, die aus den Fugen gerät: Weltwirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Auf- stieg der Nationalsozialisten. Eine knappe Dekade später mündet das in der größten Katastrophe der Menschheits- geschichte.“ Do., 27.4. bis Mi., 3.5. PROGRAMM ZU 60 JAHRE EU DIE MITTE SRODEK EUROPY, Deutschland/Polen 2004, 85 Min., 35 mm, FSK: k. A., OmU, Regie: Stanislaw Mucha Wo befindet sich eigentlich die geografische Mitte Eu- ropas? Gleich ein Dutzend Orte im Umkreis von 2.000 Kilometern erhebt Anspruch darauf, das „Zentrum“ zu sein. In Bayern gibt es selbstverständlich auch einen – mit dazugehörigem gleichnamigen Wirtshaus „Zum Mittelpunkt Europas“. Vor allem aber der Osten Euro- pas scheint geradezu übersät von Mittelpunkten: „Erst kommen sie mit dem Hubschrauber und vermessen alles, dann laden sie einen Stein ab und dann ist hier die Mit- te Europas“, erklärt eine alte Frau, wie es funktioniert. Der polnische Regisseur Stanislaw Mucha begibt sich mit seiner Crew auf eine kurzweilige, intelligente, manchmal burleske, manchmal tragikomische Odyssee kreuz und quer durch den Kontinent auf der Suche nach der ein- zigen, der „wahren Mitte“ in dem mit Mitten übersäten Erdteil. Sein Film ist aktueller denn je. 30 Jahre später, in Berlin. Ariane, eine 40-jährige Schau- spielerin, löst sich in einer Krise von ihrem Mann, einem erfolgreichen Anthropologen. Er zieht in ein Appartement am Hauptbahnhof. Von seinem Fenster sieht er einen Obdachlosen. Es ist Kenneth, der nicht weiß, dass auch Theres inzwischen in Berlin lebt. „Es gibt einen Überschuss an Schönheit in diesem Film, doch keine Ästhetisierung. Der Eindruck, den der fragmen- tarische Stil hinterlässt, ist der eines kunstvollen Bilder- buchs, das die Geschichte, die es illustriert, nie gänzlich preisgibt.“ Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau Do., 27.4. bis Mi., 10.5. EIN DEUTSCHES LEBEN Österreich 2016, 113 Min., DCP, FSK: k.A., Regie: Christian Krönes, Olaf Müller, Roland Schrotthofer, Florian Weigensamer Ein altes, von tiefen Falten durchzogenes Gesicht, redu- ziert und intensiv zugleich ausgeleuchtet in schwarz-wei- ßen Bildern. Erinnerungen an eine grausame Diktatur und an die eigene Verstrickung darin. Brunhilde Pomsel, heute 105 Jahre alt, war Stenographin und Sekretärin von Joseph Goebbels in dessen „Reichsministerium für Volksaufklä- rung und Propaganda“. Ihre Erzählung von sich selbst, vom Mitlaufen und aus dem Zentrum der Hetze, gehen Griechenland 1984. Kenneth, ein englischer Musiker und Theres, eine junge Deutsche, singen auf der Straße, um sich ihre Ferien zu finanzieren. Sie lieben sich. Als Kenneth die Nachricht erhält, dass seine Mutter verun- glückt ist, reist er überstürzt nach Hause und lässt Theres zurück. Ihm wird bewusst, wie sehr er sie braucht, aber sein Versuch, sie erneut zu gewinnen, scheitert. Fr., 19.5. um 19 Uhr, zu Gast: Stanislaw Mucha (Regisseur) ERSTAUFFÜHRUNGEN Weitere Erstaufführungen auf der Rückseite DIE UNSCHULDIGEN ZAUBERER

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FILMHAUS 5/17

HOMMAGE AN ANDRZEJ WAJDANeue Filme aus Ägypten, Australien, Belgien, Deutschland, Österreich, Uganda, Vanuatu.Fremdsprachenkino in Achol, Arabisch, Belgisch, Französisch, Englisch, Italienisch, Japanisch, Luganda, Nauvhal, Polnisch, Spanisch, Tschechisch.Gäste aus Berlin, Essen, Frankfurt, Hamburg, Kairo, Krakau, Leipzig, Nürnberg …

DER TRAUMHAFTE WEGDeutschland 2016, 86 Min., DCP, FSK: ab 12, Regie: Angela Schanelec, mit: Miriam Jakob, Thorbjörn Björnsson, Maren Eggert, Phil Hayes u. a.

Königstraße 93 · 90402 Nürnbergfilmhaus.nuernberg.de · T: 2317340

Andrzej Wajda (1926 – 2016) gilt als der bedeutendste Regisseur Polens, Chronist seines Landes und moralische Instanz. Sein Gesamtwerk, das auch die Entwicklung des Films weit über Polen hinaus nachhaltig beeinflusst hat, verschmilzt in einer überzeugenden künstlerischen Form persönliche Biografie, literarisches Erbe und historische Erfahrung. Seine tragischen und ambivalenten Protago-nisten siedelt er an historischen oder gesellschaftlichen Kristallisationspunkten an, als Folie für innere, existen-tialistische Vorgänge, die die Filme zeitlos machen, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung aber unmittelbar auf die Gesellschaft zurückwirken sollten: Wajda war überzeugt, dass Kunst eine gesellschaftliche Funktion übernehmen müsse. Die damalige Wirklichkeit im sozialistischen Po-len hat er nicht akzeptiert und versucht, dies in seinen Filmen auszudrücken.

Andrzej Wajda wurde als Sohn eines Berufsoffiziers und einer Lehrerin in Suwalki in Nordostpolen geboren. Zur Zeit der Besetzung im 2. Weltkrieg schloss er sich der Polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa) an und arbeitete unter anderem als Restaurateur. Nach dem Studium der Schönen Künste in Krakau wechselte er an die Filmhochschule in Łódź, die er 1953 absolvierte. Gleich seine ersten drei Filme EINE GENERATION (1955), DER KANAL (1957) und ASCHE UND DIAMANT (1958) sollten seinen Ruhm begründen.

Mit der Trilogie, die eine Art kollektive Biografie der polnischen Generation während der Okkupation im 2. Weltkrieg bildet, schrieb er sich bereits früh in die Filmge-schichte ein. Eine neue Qualität bekam Wajdas Kino mit dem Auftritt von Zbigniew Cybulski als tragische Figur einer verlorenen Generation in ASCHE UND DIAMANT. Cybulski, der „polnische James Dean“, wurde mit dieser Rolle zum Inbild einer ganzen Generation. Auch stilistisch erreichte Andrzej Wajda eine neue Dimension, den Neo-realismus reinterpretierend entwickelte er mit dramati-schen (Licht)Effekten und bildstarken Symbolen einen visuellen Reichtum.

In den Jahrzehnten danach ist Wajdas Werk weniger geradlinig. Großangelegte Tableaus historischer Krisen, wie das mehr als vierstündige Epos LEGIONÄRE (1965) stehen neben autobiografisch gefärbten Betrachtungen jüngerer Geschichte, stillere, kammerspielartige Reflexi-onen neben scharfen, zeitgenössischen Bestandsaufnah-men. DIE UNSCHULDIGEN ZAUBERER (1960), ein Film im Rhythmus des Jazz, ist ein zentrales Werk der Polnischen Neuen Welle, die Wajda entscheidend mitgeprägt hat. ALLES ZU VERKAUFEN (1967), Wajdas ACHTEINHALB (1963), gerann als Reaktion auf den tödlichen Unfall von Zbigniew Cybulski zu einer Auseinandersetzung mit den Beziehungen zwischen Leben und Kino. 1977 entstand DER MANN AUS MARMOR über das Schicksal eines

gefallenen Arbeiterhelden, eine komplexe Kritik am stalinistischen System in Polen. DER MANN AUS EISEN arbeitete 1981 mutig die Geschichte der Streiks auf der Danziger Werft und das Ringen um freie Gewerkschaften auf. Dazwischen entstanden immer wieder Adaptionen bedeutender polnischer Literatur, wie die 1980 für den Oscar nominierten DIE MÄDCHEN VON WILKO (1979).

Zwischen der Verhängung des Kriegsrechts 1981 und dem Ende des sozialistischen Regimes 1989 wur-de Andrzej Wajda in Polen mit einem Berufsverbot belegt. Er erhielt Aufträge in der Bundesrepublik und Frankreich, wo er unter anderem das Revolutionsdrama DANTON (1983) realisierte. 1990 porträtierte er den Arzt und Pädagogen Janusz Korczak, der mit seinen Kindern des Waisenhauses im Warschauer Ghetto in deutschen Vernichtungslagern ermordet wurde. Mit KATYN (2007) setzte Wajda tausenden polnischen Kriegsgefangenen – darunter seinem Vater –, die 1940 vom sowjetischen Geheimdienst erschossen worden waren, ein Denkmal.

Andrzej Wajdas Kino bleibt ein Erfahrungsschatz, der immer neu zu heben sein wird. Das Filmhaus prä-sentiert aus seinem umfangreichen Schaffen aus sechs Jahrzehnten eine Auswahl der wichtigsten Werke mit restaurierten und ungekürzten Kopien in der polnischen Originalfassung mit Untertiteln.

Alle Filme auf den Innenseiten

ineinander mit Archivaufnahmen. So entsteht das subjek-tive Zeugnis einer Einzelnen mitten im Tumult der Zeiten. Christian Krönes: „Frau Pomsel steht für Millionen andere, Millionen Mitläufer, die dieses System ermöglicht haben. Das ist wahrscheinlich der Aspekt, der diesen historischen Film so interessant macht für die Gegenwart. Der Film er-zählt von einer funktionierenden Gesellschaft, die aus den Fugen gerät: Weltwirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Auf-stieg der Nationalsozialisten. Eine knappe Dekade später mündet das in der größten Katastrophe der Menschheits-geschichte.“ Do., 27.4. bis Mi., 3.5.

PROGRAMM ZU 60 JAHRE EUDIE MITTESRODEK EUROPY, Deutschland/Polen 2004, 85 Min., 35 mm, FSK: k. A., OmU, Regie: Stanislaw Mucha

Wo befindet sich eigentlich die geografische Mitte Eu-ropas? Gleich ein Dutzend Orte im Umkreis von 2.000 Kilometern erhebt Anspruch darauf, das „Zentrum“ zu sein. In Bayern gibt es selbstverständlich auch einen – mit dazugehörigem gleichnamigen Wirtshaus „Zum Mittelpunkt Europas“. Vor allem aber der Osten Euro-pas scheint geradezu übersät von Mittelpunkten: „Erst kommen sie mit dem Hubschrauber und vermessen alles, dann laden sie einen Stein ab und dann ist hier die Mit-te Europas“, erklärt eine alte Frau, wie es funktioniert. Der polnische Regisseur Stanislaw Mucha begibt sich mit seiner Crew auf eine kurzweilige, intelligente, manchmal burleske, manchmal tragikomische Odyssee kreuz und quer durch den Kontinent auf der Suche nach der ein-zigen, der „wahren Mitte“ in dem mit Mitten übersäten Erdteil. Sein Film ist aktueller denn je.

30 Jahre später, in Berlin. Ariane, eine 40-jährige Schau-spielerin, löst sich in einer Krise von ihrem Mann, einem erfolgreichen Anthropologen. Er zieht in ein Appartement am Hauptbahnhof. Von seinem Fenster sieht er einen Obdachlosen. Es ist Kenneth, der nicht weiß, dass auch Theres inzwischen in Berlin lebt.

„Es gibt einen Überschuss an Schönheit in diesem Film, doch keine Ästhetisierung. Der Eindruck, den der fragmen-tarische Stil hinterlässt, ist der eines kunstvollen Bilder-buchs, das die Geschichte, die es illustriert, nie gänzlich preisgibt.“ Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau

Do., 27.4. bis Mi., 10.5.

EIN DEUTSCHES LEBENÖsterreich 2016, 113 Min., DCP, FSK: k.A., Regie: Christian Krönes, Olaf Müller, Roland Schrotthofer, Florian Weigensamer

Ein altes, von tiefen Falten durchzogenes Gesicht, redu-ziert und intensiv zugleich ausgeleuchtet in schwarz-wei-ßen Bildern. Erinnerungen an eine grausame Diktatur und an die eigene Verstrickung darin. Brunhilde Pomsel, heute 105 Jahre alt, war Stenographin und Sekretärin von Joseph Goebbels in dessen „Reichsministerium für Volksaufklä-rung und Propaganda“. Ihre Erzählung von sich selbst, vom Mitlaufen und aus dem Zentrum der Hetze, gehen

Griechenland 1984. Kenneth, ein englischer Musiker und Theres, eine junge Deutsche, singen auf der Straße, um sich ihre Ferien zu finanzieren. Sie lieben sich. Als Kenneth die Nachricht erhält, dass seine Mutter verun-glückt ist, reist er überstürzt nach Hause und lässt Theres zurück. Ihm wird bewusst, wie sehr er sie braucht, aber sein Versuch, sie erneut zu gewinnen, scheitert.

Fr., 19.5. um 19 Uhr, zu Gast: Stanislaw Mucha (Regisseur)

ERSTAUFFÜHRUNGEN Weitere Erstaufführungen auf der Rückseite

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Eintritt: 7 € • Mit Filmhaus-Freunde-Karte (18 €/Jahr) oder NürnbergPass: 4,50 € Stummfilm mit Piano 9 € • Gruppen ab 10 Personen 4,60 € • Kinder-Kino 3,50 € (+1 € Erw.)

IMPRESSUM: Filmhaus Nürnberg • Königstraße 93 • 90402 Nürnberg • Tel. (0911) 2 31-58 23 Fax 2 31-83 30 • www.filmhaus.nuernberg.de • e-mail: [email protected] • Mitglied bei: EUROPA CINEMAS Redaktion: Stephan Grosse-Grollmann, Christiane Schleindl, Hans-Joachim Fetzer, Mikosch Horn, Matthias Fetzer, Kinga Fülöp, Jaroslaw Jasenowski, Vivienne Thai, Laura Förstl • Druck: City Druck • Layout: Information und Form Filmbüro Franken Tel. 660 3709 • NIHRFF – Int. Filmtage der Menschenrechte Tel. 231 8329 • Medienladen Tel. 2059154 • Komm-Kino e.V. Treffen: jeden Dienstag, 20 Uhr • Kartenreservierung: Tel. (0911) 2 31-73 40

DONNERSTAG 27.4.* 15.00 Silberfilm DIE FRAU MEINER TRÄUME 18.45 Erstaufführung DER TRAUMHAFTE WEG 20.30 Erstaufführung EIN DEUTSCHES LEBEN* 21.15 Kommkino e.V. KILLING ZOE

FREITAG 28.4. 15.00 Kinderkino ZWEI KLEINE HELDEN ab 6 18.45 Erstaufführung DER TRAUMHAFTE WEG 20.30 Erstaufführung EIN DEUTSCHES LEBEN* 21.15 Kommkino e.V. ZUM GASTHOF DER SPRITZIGEN MÄDCHEN

SAMSTAG 29.4. 15.00 Kinderkino ZWEI KLEINE HELDEN ab 6 18.45 Erstaufführung DER TRAUMHAFTE WEG 20.30 Erstaufführung EIN DEUTSCHES LEBEN* 20.30 Kommkino e.V. LA CICCIOLINA – GÖTTLICHE

SKANDALNUDEL* 22.30 Kommkino e.V. BRA WARS – HOLLYWOODS AFFÄRE MIT DEM BH

SONNTAG 30.4. 15.00 Kinderkino ZWEI KLEINE HELDEN ab 6 18.45 Erstaufführung DER TRAUMHAFTE WEG 20.30 Erstaufführung EIN DEUTSCHES LEBEN

MONTAG 1.5. 15.00 Kinderkino ZWEI KLEINE HELDEN ab 6* 17.00 Erstaufführung EIN DEUTSCHES LEBEN 18.45 Erstaufführung DER TRAUMHAFTE WEG* 19.15 Cinéma français MADAME CHRISTINE UND IHRE

UNERWARTETEN GÄSTE * 21.15 Kommkino e.V. WILD STYLE – GRAFFITI

DIENSTAG 2.5. 18.45 Erstaufführung DER TRAUMHAFTE WEG* 19.15 Cinéma français MADAME CHRISTINE UND IHRE

UNERWARTETEN GÄSTE 20.30 Erstaufführung EIN DEUTSCHES LEBEN* 21.15 Kommkino e.V. SCHLAPPSCHUSS

MITTWOCH 3.5. 11.00 Preview TANNA – EINE VERBOTENE LIEBE 13.00 Preview TROCKENSCHWIMMEN 18.45 Erstaufführung DER TRAUMHAFTE WEG* 19.15 Cinéma français MADAME CHRISTINE UND IHRE

UNERWARTETEN GÄSTE 20.30 Erstaufführung EIN DEUTSCHES LEBEN* 21.15 Kommkino e.V. SCHLAPPSCHUSS

DONNERSTAG 4.5. 18.00 Erstaufführung TROCKENSCHWIMMEN* 19.15 Andrzej Wajda EINE GENERATION 19.30 Erstaufführung DER TRAUMHAFTE WEG 21.15 Erstaufführung TANNA – EINE VERBOTENE LIEBE* 21.15 Kommkino e.V. MAY THE FOURTH – STAR-WARS-FAN-ABEND

FREITAG 5.5. 15.00 Kinderkino LOTTE UND DAS GEHEIMNIS

DER MONDSTEINE ab 5* 17.00 Erstaufführung DER TRAUMHAFTE WEG 18.45 Erstaufführung TROCKENSCHWIMMEN* 19.15 Andrzej Wajda DER KANAL 20.15 Erstaufführung TANNA – EINE VERBOTENE LIEBE* 21.15 Kommkino e.V. KURZFILMPROGRAMM KLAUS LEMKE

SAMSTAG 6.5. 15.00 Kinderkino LOTTE UND DAS GEHEIMNIS DER

MONDSTEINE ab 5* 17.00 Erstaufführung TANNA – EINE VERBOTENE LIEBE 18.45 Erstaufführung TROCKENSCHWIMMEN* 19.00 Kommkino e.V. BLAUE NACHT: ODYSSEE MIT

KRAFTKAMMERSONNTAG 7.5.

15.00 Kinderkino LOTTE UND DAS GEHEIMNIS DER MONDSTEINE ab 5

18.00 Erstaufführung TROCKENSCHWIMMEN * 19.15 Andrzej Wajda ASCHE UND DIAMANT 19.30 Erstaufführung DER TRAUMHAFTE WEG 21.15 Erstaufführung TANNA – EINE VERBOTENE LIEBE

MONTAG 8.5. 18.00 Erstaufführung TROCKENSCHWIMMEN * 19.00 Arabic Culture Cloud IN THE LAST DAYS OF THE CITY

zu Gast: Tamer El Said, Regisseur 19.30 Erstaufführung DER TRAUMHAFTE WEG 21.15 Erstaufführung TANNA – EINE VERBOTENE LIEBE* 21.30 Kommkino e.V. DETEKTIVE –

IHR ERSTER FALL WAR EINE FRAUDIENSTAG 9.5.

18.00 Erstaufführung DER TRAUMHAFTE WEG * 19.00 Arabic Culture Cloud IN THE LAST DAYS OF THE CITY 19.30 Erstaufführung TROCKENSCHWIMMEN

zu Gast: Susanne Kim (Regisseurin) * 21.15 Erstaufführung TANNA – EINE VERBOTENE LIEBE

MITTWOCH 10.5. 11.00 Preview BERLIN REBEL HIGH SCHOOL 18.00 Erstaufführung TROCKENSCHWIMMEN* 19.00 Arabic Culture Cloud IN THE LAST DAYS OF THE CITY 19.30 Erstaufführung DER TRAUMHAFTE WEG 21.15 Erstaufführung TANNA – EINE VERBOTENE LIEBE* 21.15 Kommkino e.V. DIE LIEBESABENTEUER EINES

SCHWERENÖTERSDONNERSTAG 11.5.

18.30 Erstaufführung BERLIN REBEL HIGH SCHOOL* 19.15 Erstaufführung TANNA – EINE VERBOTENE LIEBE 20.15 Andrzej Wajda DANTON* 21.15 Kommkino e.V. HÄSCHEN IN DER GRUBE

FREITAG 12.5. 17.00 Erstaufführung TANNA – EINE VERBOTENE LIEBE* 18.00 Erstaufführung TROCKENSCHWIMMEN 19.15 Andrzej Wajda DIE UNSCHULDIGEN ZAUBERER* 20.00 Kommkino e.V. ZEIGEN WAS MAN LIEBT zu Gast: Frank Göhre,

Borwin Richter, Torsten Stegmann, Regisseure 20.45 Erstaufführung BERLIN REBEL HIGH SCHOOL

zu Gast: Alexander Kleider, RegisseurSAMSTAG 13.5.

11.00 Little Big Films #4 DAS FÜNFTE SCHIFF ab 11, zu Gast: Vanessa Szamhuelová (Hauptdarstellerin)

13.00 Little Big Films #4 FANNYS REISE ab 10 15.00 Little Big Films #4 MEIN LEBEN ALS ZUCCHINI ab 9,

zu Gast: Linus Püttmann & Louisa Fuchs (Synchronsprecher, angefragt)

17.00 Little Big Films #4 OFFLINE – DAS LEBEN IST KEIN BONUSLEVEL ab 12

* 17.00 Andrzej Wajda LEGIONÄRE 18.45 Erstaufführung TROCKENSCHWIMMEN 20.15 Erstaufführung BERLIN REBEL HIGH SCHOOL* 21.15 Kommkino e.V. ROTE SONNE

PROGRAMM MAI

HOMMAGE AN ANDRZEJ WAJDA

EINE GENERATIONPOKOLENIE, Polen 1955, 85 Min., DCP, FSK: k.A., restaurierte Fassung, poln. OmeU, Regie: Andrzej Wajda, mit: Tadeusz Łomnicki, Urszula Modrzyńska, Tadeusz Janczar, Janusz Paluszkiewicz, Roman Polanski u. a.

Andrzej Wajdas neorealistisch anmutender De-bütfilm kreist um den jungen Stach, der sich 1944 einer polnischen Widerstandsgruppe anschließt, in deren Leiterin er sich verliebt. Als ein Mitglied der Gruppe einen deutschen Kommandanten er-schießt, und im Warschauer Ghetto der Aufstand ausbricht, eskalieren die Ereignisse …

Im ersten Teil der Warschauer Trilogie porträtiert Andrzej Wajda eine Generation, die ihre Jugend dem antifaschistischen Widerstand opfert und von „Farben, Musik und Tanzen bis zum Umfallen“ nur noch zu träumen vermag. Wajda und die meisten seiner Mitwirkenden reflektieren dabei eigene Er-fahrungen: „Wir wollten einen Film machen, der unsere Sprache spricht. Der Titel bezog sich auch auf uns, die wir damals alle um die 20 waren und allesamt Debütanten, darunter auch Roman Polanski, der zum ersten Mal im Film aufgetreten ist. Das war also eine Art Manifestation der neuen Generation der Filmemacher.“ Andrzej Wajda

Do., 4.5. um 19.15 Uhr

DER KANALKANAŁ, Polen 1957, 93 Min., DCP, FSK: ab 16, restaurierte Fassung, poln. OmeU, Regie: Andrzej Wajda, mit: Teresa Iżewska, Tadeusz Janczar, Wieńczysław Gliński, Tadeusz Gwiazdowski, Stanisław Mikulski u. a.

Warschau, Ende September 1944. Der Auf-stand gegen die deutschen Besatzer nähert sich seinem Ende. Die Altstadt ist in den Händen der Deutschen; auf Befehl Hitlers wird sie später dem Erdboden gleichgemacht werden. Eine Wider-standsgruppe der polnischen Heimatarmee ver-sucht, ihre Stellung in den Trümmern der Vorstadt zu behaupten. Als auch das nicht mehr gelingt, tauchen die vorwiegend jungen Leute in das un-terirdische Kanalnetz Warschaus ab. Ein Irrweg durch expressionistisch ausgeleuchtete Kanalgän-ge beginnt, die Ausmaße eines dantesken Infernos annehmen. Andrzej Wajda selbst liefert den Hin-weis auf Dante: Er lässt einen Widerstandskämp-fer den Verstand verlieren und, Dante rezitierend, durch die Kanäle irren,: „Dort, wo wir tief unten stehen bleiben, sehe ich das Volk, verzerrt im schrecklichen Kanal, als ob der Schmutz aller Klo-aken zusammengebracht wäre.“

Fr., 5.5. um 19.15 Uhr

ASCHE UND DIAMANTPOPIÓŁ I DIAMENT, Polen 1958, 99 Min., DCP, FSK: ab 16, restaurierte Fassung, poln. OmeU, Regie: Andrzej Wajda, mit: Zbigniew Cybulski, Ewa Krzyżewska, Wacław Zastrzeżyński, Adam Pawlikowski, Bogumił Kobiela u. a.

Die Geschichte eines Bruderkriegs spielt sich innerhalb weniger Stunden am 8. Mai 1945, dem Tag der deutschen Kapitulation, ab. Der Krieg ist zu Ende, aber der Kampf um die Macht in Polen geht weiter. Der junge Maciek ist Soldat der Polnischen Heimatarmee. Er soll einen kommunis-tischen Funktionär liquidieren, doch ihm kommen Bedenken.

„Der Abschluss von Andrzej Wajdas gefeierter Trilogie über die Auswirkungen des Weltkriegs auf seine Generation spiegelt die existenziellen Ängste der 50er Jahre zurück in die Erschöpfung am Kriegsende. Mit barocker Wucht inszeniert, wird der Film noch befeuert vom Charisma des Hauptdarstellers Zbigniew Cybulski, der mit trend-settender Sonnenbrille den Hamlet-Zauderer als Hipster-Antihelden gab. Die Rebellenrolle in Asche und Diamant machte ihn zum ‚polnischen James Dean‘“. Christoph Huber

So., 7.5. um 19.15 Uhr

DANTONFrankreich/Polen/BRD 1983, 136 Min., 35 mm, FSK: ab 12, DF, Regie: Andrzej Wajda, mit: Gérard Depardieu, Wojciech Pszoniak, Patrice Chéreau, Angela Winkler, Bogusław Linda u. a.

Frankreich, Ende 1793: Die Revolution erreicht einen neuen, blutigen Höhepunkt. Die Jakobiner mit Maximilian Robespierre an der Spitze herr-schen mit äußerster Brutalität. Auf der Guillotine rollen die Köpfe. Dem notleidenden Volk hat der

Sturz der Monarchie aber nicht die erhofften Vor-teile gebracht. Daraufhin tritt Georges Danton, Robespierres einstiger Weggefährte, wieder öf-fentlich in Erscheinung. Seine Popularität ist un-gebrochen. Noch einmal versuchen Danton und Robespierre, ihre Spannungen zu beseitigen. Um-sonst. Kurze Zeit später wird Danton auf Betreiben seines Gegners verhaftet. Vor dem Revolutionstri-bunal erhebt er ein letztes Mal seine Stimme …

Nach Stanislawa Przybyszewskas Theaterstück „Die Affäre Danton“ über die Endphase der Fran-zösischen Revolution entwirft Andrzej Wajda mit Parallelen zum polnischen Kriegsrecht das Bild ei-ner Terrorherrschaft durch das Revolutionstribunal von Robespierre, dem Danton und die Ideale der Revolution zum Opfer fallen.

Do., 11.5. & Do., 18.5 um 20.15 Uhr

DIE UNSCHULDIGEN ZAUBERERNIEWINNI CZARODZIEJE, Polen 1960, 84 Min., DCP, FSK: ab 16, restaurierte Fassung, poln. OmeU, Regie: Andrzej Wajda, mit: Tadeusz Łomnicki, Krystyna Stypułkowska, Zbigniew Cybulski, Krzysztof Komeda, Roman Polański, Jerzy Skolimowski u. a.

Tagsüber arbeitet der Frauenschwarm Andrzej als Sportarzt für einen staatlichen Boxclub, abends vertreibt er sich die Zeit als Schlagzeuger in einer Jazzband oder geht in nächtlichen Streifzügen auf die hedonistische Suche nach Frauen. In einer Bar trifft er Magda. Die beiden verbringen gemein-sam eine Nacht, reden stundenlang miteinander, verstehen sich bestens, aber wagen es nicht, ihre wahren Gefühle zu zeigen. Kann aus ihrem Flirt dennoch so etwas wie Liebe werden?

Leichtfüßig und melancholisch hält Andrzej Waj-da die verhaltene Aufbruchsstimmung einiger jun-ger Nachtschwärmer fest, die unbekümmert und doch illusionslos durch das Warschau des Jahres 1960 streifen. Sein Film lebt ganz vom Atmosphä-rischen, von den urbanen und zwischenmenschli-chen Schwingungen, in dem der Jazz eine zentrale Rolle spielt.

Fr., 12.5. um 19.15 Uhr

LEGIONÄREPOPIOŁY, Polen 1965, 236 Min., DCP, FSK: ab 16, restaurierte Fassung, poln. OmeU, Regie: Andrzej Wajda, mit: Daniel Olbrychski, Bogusław Kierc, Piotr Wysocki, Beata Tyszkiewicz, Pola Raksa u. a.

Europa zur Zeit der Napoleonischen Kriege. Der polnische Adlige Rafał Olbromski ist, fernab der großen Politik, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Rafał wird Freimaurer, zahlreiche Roman-zen durchziehen sein Leben – bis er Krzysztof Cedro kennenlernt. Von der romantischen Hoffnung beflügelt, dass Napoleon den Polen und anderen unterdrückten Nationen Europas die Freiheit zu-rückgeben wird, treten beide in das napoleonische Heer ein. Der Krieg treibt sie jedoch auseinander …

Das monumentale historisches Fresko greift ein kollektives polnisches Trauma, jenen Augen-blick der Geschichte auf, in dem Polen zwischen Preußen, Russland und Österreich aufgeteilt

wurde. Für Wajdas Geschichtsbild ist LEGIONÄRE so etwas wie ein Schlüsselfilm. In seinem mehr als vier stündigen Epos, das den Glauben an ein un-abhängiges Polen formuliert, wird eine Bilderfibel über das Grauen des Krieges aufgeblättert, wie sie von Francisco de Goya stammen könnte. Die deut-sche Kinofassung wurde um 64 Minuten gekürzt, wir präsentieren die ungekürzte Originalfassung.

Sa., 13.5. um 17 Uhr

ALLES ZU VERKAUFENWSZYSTKO NA SPRZEDAŻ, Polen 1968, 99 Min., DCP, FSK: k.A., restaurierte Fassung, poln. OmeU, Regie: Andrzej Wajda, mit: Beata Tyszkiewicz, Elżbieta Czyżewska, Andrzej Łapicki, Daniel Olbrychski, Witold Holtz u. a.

Ein aufnahmebereites Filmteam wartet ver-geblich auf den Hauptdarsteller. Der Regisseur, seine Frau und seine Hauptdarstellerin, die Frau des Schauspielers, machen sich auf die Suche nach ihm, verfolgen seine Spuren zurück, bis sie aus dem Radio von seinem plötzlichen Unfalltod erfahren. Wie soll der Film nun weitergehen? Die Meinungen gehen auseinander …

ALLES ZU VERKAUFEN, eine Hommage an den unter ganz ähnlichen Umständen verunglückten Schauspieler Zbigniew Cybulski, ist gleichzeitig ein Film über Andrzej Wajda selbst. Sein vielfälti-ger, komplex strukturierter Film-im-Film, in dem sich verschiedene Ebenen der Erzählung kunstvoll überlagern, steht Federico Fellinis ACHTEINHALB näher als Truffauts DIE AMERIKANISCHE NACHT. Wajdas persönlichster Film ist „ein Essay über die Frage, wo das Leben aufhört und die Kunst beginnt, was filmische Wirklichkeit ist, und ob es möglich ist, aus der Kunst die eigenen Erfahrungen von Wirklichkeit, das eigene Leben hinauszuden-ken. Wajda stellt diese Fragen, die letztlich Fragen sind nach den Quellen, aus denen er seine Filme schöpft. Eine Antwort zu finden, überlässt er dem Zuschauer.“ Klaus Eder

So., 14.5. um 19.15 Uhr

OHNE BETÄUBUNGBEZ ZNIECZULENIA, Polen 1978, 115 Min., DCP, FSK: k.A., restaurierte Fassung, poln. OmeU, Regie: Andrzej Wajda, mit: Zbigniew Zapasiewicz, Ewa Dałkowska, Andrzej Seweryn, Krystyna Janda, Emilia Krakowska u. a.

Der bekannte und erfolgreiche Journalist Jerzy Michałowski kehrt von einer Auslandsreise zurück und erfährt, dass seine Frau ihn verlassen hat. Er kann ihre Entscheidung nicht verstehen, geschwei-ge denn sich mit ihr abfinden. Am Arbeitsplatz än-dert sich täglich etwas. Der Kompetenzbereich des Endvierzigers wird immer mehr eingeengt. An der Universität muss er feststellen, dass sein Seminar vom Lehrplan gestrichen ist. Auch der Versuch, die Ehe zu kitten, scheitert. Der Scheidungsprozess ist eine Farce. Er erträgt die Flut von Schmähun-gen und Verleumdungen nicht, die sich über ihn ergießt und verlässt den Gerichtssaal. Wenig spä-ter ist Jerzy Michałowski tot. Selbstmord? Unfall? „Der Gasherd in der Wohnung war schon lange defekt“, weiß seine Frau zu berichten.

OHNE BETÄUBUNG zählt zu den wichtigsten Fil-men des so genannten „Kinos der moralischen Un-ruhe“. Andrzej Wajda setzt sich darin kritisch mit der öden Wirklichkeit der Volksrepublik Polen Ende der 70er Jahre auseinander – dem Diktat falscher Ideale, dem Konformismus und der Mittelmäßig-keit. „OHNE BETÄUBUNG ist ein gespenstischer Film, ein Film vor der Revolution. Aber Wajdas kalte Wut sehnt diese Änderung schon herbei.“ Hans C. Blumenberg Sa., 20.5. um 20.30 Uhr

LEGIONÄRE

ASCHE UND DIAMANT

DER KANAL

Eintritt: 7 € • Mit Filmhaus-Freunde-Karte (18 €/Jahr) oder NürnbergPass: 4,50 € Stummfilm mit Piano 9 € • Gruppen ab 10 Personen 4,60 € • Kinder-Kino 3,50 € (+1 € Erw.)

IMPRESSUM: Filmhaus Nürnberg • Königstraße 93 • 90402 Nürnberg • Tel. (0911) 2 31-58 23 Fax 2 31-83 30 • www.filmhaus.nuernberg.de • e-mail: [email protected] • Mitglied bei: EUROPA CINEMAS Redaktion: Stephan Grosse-Grollmann, Christiane Schleindl, Hans-Joachim Fetzer, Mikosch Horn, Matthias Fetzer, Kinga Fülöp, Jaroslaw Jasenowski, Vivienne Thai, Laura Förstl • Druck: City Druck • Layout: Information und Form Filmbüro Franken Tel. 660 3709 • NIHRFF – Int. Filmtage der Menschenrechte Tel. 231 8329 • Medienladen Tel. 2059154 • Komm-Kino e.V. Treffen: jeden Dienstag, 20 Uhr • Kartenreservierung: Tel. (0911) 2 31-73 40

* = Kommkino

OmU = Originalfassung mit deutschen Untertiteln OF = Originalfassung OmeU = Originalfassung mit englischen Untertiteln DF = deutschsprachige Synchronfassung

PROGRAMM MAI 22.00 Erstaufführung TANNA – EINE VERBOTENE LIEBE

SONNTAG 14.5. 11.00 Little Big Films #4 DER FALL MÄUSERICH ab 6, zu Gast: Hiba

Ghafry (Hauptdarstellerin; angefragt) 13.00 Little Big Films #4 AMELIE RENNT ab 6, zu Gast: Simon Girardi

(Hauptdarsteller, angefragt) 15.00 Little Big Films #4 DER NEUE ab 12 17.00 Little Big Films #4 PREISVERLEIHUNG & WIEDERHOLUNG

PREISTRÄGERFILM* 17.00 Erstaufführung TANNA – EINE VERBOTENE LIEBE 19.15 Erstaufführung BERLIN REBEL HIGH SCHOOL* 19.15 Andrzej Wajda ALLES ZU VERKAUFEN 20.45 Erstaufführung TROCKENSCHWIMMEN* 21.15 Erstaufführung TANNA – EINE VERBOTENE LIEBE

MONTAG 15.5.* 17.30 Erstaufführung TROCKENSCHWIMMEN 18.00 Kino kommt an! TONI ERDMANN* 19.00 Afrikanische Kinowelten THE BODA BODA THIEVES* 20.45 Erstaufführung TANNA – EINE VERBOTENE LIEBE 21.00 Erstaufführung BERLIN REBEL HIGH SCHOOL

DIENSTAG 16.5. 18.30 Erstaufführung BERLIN REBEL HIGH SCHOOL* 19.15 Erstaufführung TANNA – EINE VERBOTENE LIEBE 20.30 Erstaufführung TROCKENSCHWIMMEN* 21.15 Kommkino e.V. TUESDAY TRASH NIGHT

MITTWOCH 17.5. 11.00 Preview DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT 18.30 Erstaufführung BERLIN REBEL HIGH SCHOOL* 19.15 Erstaufführung TANNA – EINE VERBOTENE LIEBE 20.30 Erstaufführung TROCKENSCHWIMMEN* 21.15 Kommkino e.V. ACHTERBAHN

DONNERSTAG 18.5. 18.45 Erstaufführung BERLIN REBEL HIGH SCHOOL* 19.15 Erstaufführung DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT 20.15 Andrzej Wajda DANTON * 21.15 Kommkino e.V. SCHLAPPSCHUSS

FREITAG 19.5. 15.00 Kinderkino KOPFÜBER ab 8* 16.00 Kommkino e.V. PRINCESS MONONOKE 18.45 Erstaufführung BERLIN REBEL HIGH SCHOOL* 19.00 60 Jahre EU DIE MITTE

zu Gast: Stanislaw Mucha, Regisseur 20.45 Erstaufführung DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT* 21.30 Kommkino e.V. GHOST IN THE SHELL* 23.15 KommKino e.V. HANA-BI

SAMSTAG 20.5.* 15.00 Kommkino e.V. LADY SNOWBLOOD 15.00 Kinderkino KOPFÜBER ab 8* 17.00 Kommkino e.V. LADY SNOWBLOOD 2: LOVE SONG OF

VENGEANCE 18.45 Erstaufführung BERLIN REBEL HIGH SCHOOL* 19.00 Erstaufführung DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT 20.30 Andrzej Wajda OHNE BETÄUBUNG* 21.15 Kommkino e.V. IREZUMI* 23.00 KommKino e.V. FEMALE PRISONER #701: SCORPION

SONNTAG 21.5. 15.00 Kinderkino KOPFÜBER ab 8* 18.00 Andrzej Wajda DAS GELOBTE LAND 18.45 Erstaufführung BERLIN REBEL HIGH SCHOOL 20.45 Erstaufführung DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT* 21.15 Kommkino e.V. SPÄTER FRÜHLING

MONTAG 22.5. 18.45 Erstaufführung BERLIN REBEL HIGH SCHOOL* 19.00 Cine en español CEVICHE 20.45 Erstaufführung DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT* 21.15 Kommkino e.V. 22. MAI

DIENSTAG 23.5. 18.45 Erstaufführung BERLIN REBEL HIGH SCHOOL* 19.00 Cine en español CEVICHE 20.45 Erstaufführung DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT

MITTWOCH 24.5. 11.00 Preview KEEPER 18.45 Erstaufführung BERLIN REBEL HIGH SCHOOL* 19.00 Cine en español CEVICHE 20.45 Erstaufführung DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT

DONNERSTAG 25.5. 15.00 Kinderkino NELLYS ABENTEUER ab 6* 18.00 Andrzej Wajda DER MANN AUS MARMOR 18.00 Kurdische Kulturtage MEMORIES ON STONE 20.00 Erstaufführung KEEPER* 21.15 Kommkino e.V. DER RASENMÄHER-MANN 21.45 Erstaufführung DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT

FREITAG 26.5. 15.00 Kinderkino NELLYS ABENTEUER ab 8 17.00 Erstaufführung KEEPER 18.45 Sondervorstellung BÖSE SPIELE SIND VERBOTEN

zu Gast: Urszula Sochacka (Regisseurin)* 19.00 Erstaufführung DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT 20.30 Andrzej Wajda DIE MÄDCHEN VON WILKO* 21.15 Kommkino e.V. TANZ DER TEUFEL* 23:30 Kommkino e.V. TANZ DER TEUFEL 2

SAMSTAG 27.5. 15.00 Kinderkino NELLYS ABENTEUER ab 8 17.45 Erstaufführung KEEPER* 19.15 Erstaufführung DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT 20.00 Stummfilm des Monats EIN MÄDEL MIT TEMPO

Musikbegleitung: Joachim Bärenz (Flügel)* 21.15 Kommkino e.V. EVIL DEAD

SONNTAG 28.5. 15.00 Kinderkino NELLYS ABENTEUER ab 8* 17.00 Erstaufführung KEEPER 17.30 Andrzej Wajda KORCZAK* 19.15 Erstaufführung DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT 19.45 Andrzej Wajda DER MANN AUS EISEN* 21.15 Kommkino e.V ARMEE DER FINSTERNIS

MONTAG 29.5. 18.45 Erstaufführung KEEPER* 19.15 Cinema italiano TU NICHTS BÖSES 20.45 Erstaufführung DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT* 21.15 Kommkino e.V. THE DARK HALF

DIENSTAG 30.5. 18.45 Erstaufführung KEEPER* 19.15 Cinema italiano TU NICHTS BÖSES 20.45 Erstaufführung DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT

MITTWOCH 31.5. 18.45 Erstaufführung KEEPER* 19.15 Cinema italiano TU NICHTS BÖSES 20.45 Erstaufführung DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT

HOMMAGE AN ANDRZEJ WAJDA

DIE FRAU MEINER TRÄUMEDeutschland 1944, 99  Min., DCP, FSK: ab 12, Regie: Georg Jacoby, mit: Marika Rökk, Wolfgang Lukschy, Grethe Weiser u. a.

Die Projektgruppe „Silberfilm“ organisiert ge-nerationsübergreifende Kinoveranstaltungen und möchte besonders Menschen mit Demenz, deren Familien und Betreuer*innen einladen.

Der Film zeigt Marika Rökk auf dem Höhe-punkt ihrer Karriere: als Revuestar Julia Köster flieht sie ins Gebirge, um dem Theater-Trubel zu entkommen. Allein in der Wildnis wird sie von In-genieur Peter Groll geborgen und verliebt sich in den Kunstbanausen. Als der Theaterdirektor Julia aufspürt, droht die aufkeimende Liebesbeziehung zum Ingenieur an den kulturellen und sozialen Ge-gensätzen zu scheitern. Do., 27.4. um 15 Uhr

BÖSE SPIELE SIND VERBOTENNIE WOLNO SIĘ BRZYDKO BAWIĆ, Polen/Deutschland 2013, 70 Min., Blu-ray, FSK: k. A., poln. OmU, Regie: Urszula Sochacka

Nach dem Tod ihres Vaters erfährt die Regisseu-rin, das er als Kind in einem „Jugendverwahrla-ger“ der Nazis eingesperrt war. Bei ihrer Recherche kommt sie einer grausamen Wahrheit auf die Spur: Das 1942 gegründete „Erziehungsheim“ in Litzmannstadt (Łódź) Polen war nichts anderes als ein KZ, in dem Jugendliche, Kinder und sogar Säuglinge grausam mißhandelt und auch getötet wurden. Mit ihrer Recherche und den Interviews mit Überlebenden bringt sie die Geschichte dieser Kinder wieder ans Licht.

Fr. 26.5., 18.45 Uhr Zu Gast: Urszula Sochacka (Regisseurin )

SILBERFILM PRÄSENTIERT SONDERVORSTELLUNG

DAS GELOBTE LANDZIEMIA OBIECANA, Polen 1975, 170 Min., DCP, FSK: k.A., restaurierte Fassung, poln. OmU, Regie: Andrzej Wajda, mit: Daniel Olbrychski, Wojciech Pszoniak, Andrzej Seweryn, Anna Nehrebecka, Tadeusz Białoszczyński u. a.

Łódz um 1880. Die täglich anwachsende Tex-tilmetropole zieht Abenteurer, Industrielle und Spekulanten an, so auch drei junge Freunde der Gründer-Bourgeoisie: Karol Borowiecki, Maks Baum und Moryc Welt wollen unbedingt und schnell reich werden, um das Leben mit vollen Zügen genießen zu können. Ihr Aufstieg, den sie zunehmend skrupellos verfolgen, scheint unauf-haltbar, bis ein reicher Fabrikant von der Affäre seiner Frau mit Karol erfährt und Rache nimmt.

Basierend auf dem gleichnamigen Roman des Nobelpreisträgers Władysław Reymont malt Andrzej Wajda „in grellen Farben ein Grand-Guignol-Tableau des Manchester-Kapitalismus in Polen – marxistisch im gesellschaftsanalytischen Zugriff, barock-exzessiv in der Wahl der Stilmittel, die er hier ohne jede nostalgische Attitüde ein-setzt, um im Elan einer rabiat aufsteigenden Aus-beuterkaste schon die Momente spätbürgerlicher Fäulnis hervortreten zu lassen.“ Klaus Kreimeier

So., 21.5. um 18 Uhr

DER MANN AUS MARMORCZŁOWIEK Z MARMURU, Polen 1976, 159 Min., DCP, FSK: k.A., restaurierte Fassung, poln. OmeU, Regie: Andrzej Wajda, mit: Krystyna Janda, Jerzy Radziwiłowicz, Tadeusz Łomnicki, Jacek Łomnicki, Michał Tarkowski u. a.

Die junge energische Filmstudentin Agnieszka hat für ihren Abschlussfilm ein Thema gewählt, das ihrem Fernsehredakteur nicht behagt. Sie möchte einen Film machen über einen vergessenen Helden der Arbeit der 50er Jahre, dessen Marmorstatue sie in einem der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Museumsdepot findet. Sie geht der Frage nach,

wer der „Mann aus Marmor“ war, der Muster-arbeiter und Rekordmaurer Mateusz Birkut, der 28.000 Ziegel in einer einzigen Schicht setzte, zum gefeierten Vorbild wurde und ein paar Jahre später wieder spurlos in der Versenkung verschwand.

Andrzej Wajdas Film ist ein kunstvolles Mosaik, wie CITIZEN KANE, dessen Strukturprinzip er sich aneignet und weiterführt, eine Untersuchung über das Verhältnis zwischen Realität und Fikti-on, Wahrheit und Legende, Leben und Film. „DER MANN AUS MARMOR ist auf allen seinen Ebenen ein Meisterwerk: als politischer Schlüsselfilm, als leidenschaftliches Drama einer Suche, als Reflexi-on über das Kino. Er ist ein Meisterwerk, weil diese Filme im Film nicht beziehungslos nebeneinander existieren, sondern sich gegenseitig bedingen und durchdringen.“ Hans C. Blumenberg

Do., 25.5. um 18 Uhr

DIE MÄDCHEN VON WILKOPANNY Z WILKA, Polen/Frankreich 1978, 116 Min., DCP, FSK: k.A., restaurierte Fassung, poln. OmeU, Regie: Andrzej Wajda, mit: Daniel Olbrychski, Anna Seniuk, Christine Pascal, Maja Komorowska, Stanisława Celińska u. a.

Eine Landpartie Anfang der 1930er Jahre: Wiktor Ruben kehrt für kurze Zeit nach Wilko zurück. Es ist der Ort seiner Jugend, an dem er vor 15 Jah-ren zusammen mit den Schwestern eines benach-barten Gutes eine unbeschwerte Zeit des Glücks verbracht hatte. Das Leben hat ihn desillusioniert wie die Schwestern, die nun ein durchschnittliches Provinzleben führen. Umso mehr benützen sie die unerwartete Rückkehr Wiktors, um ihre Erinnerun-gen zu beschwören.

DIE MÄDCHEN VON WILKO ist Andrzej Wajdas liebevolle Hommage an einen Großen der moder-nen polnischen Literatur, Jarosław Iwaszkiewicz,

dem der Film auch gewidmet ist. Die Adaption seiner Erzählung „Die Mädchen vom Wilkohof“ wird von einer warmen Melancholie getragen, der Trauer um Verlorenes – der Suche nach dem, was in einem Leben an nicht gelebter Erfahrung vergraben liegt. „Aus der – zuweilen an Proust er-innernden – Differenz zwischen damals und heute, aus der Fallhöhe zwischen Erinnerung und Gegen-wart bezieht DIE MÄDCHEN VON WILKO seine Fas-zination.“ Klaus Eder Fr., 26.5. um 20.30 Uhr

DER MANN AUS EISENCZŁOWIEK Z ŻELAZA, Polen 1981, 153 Min., DCP, FSK: k.A., restaurierte Fassung, poln. OmeU, Regie: Andrzej Wajda, mit: Jerzy Radziwiłowicz, Krystyna Janda, Marian Opania, Irena Byrska, Wiesława Kosmalska u. a.

Polen zu Beginn der 80er Jahre, die Solidarność-Bewegung ist auf dem Höhepunkt der Aus-einandersetzung mit den Machthabern: Ein Radioreporter erlebt den politischen Umschwung und recherchiert die Vorgeschichte in der Biografie eines Streikführers. DER MANN AUS EISEN knüpft an, wo DER MANN AUS MARMOR aufhörte. In dessen letzter Szene verbot ein Fernsehfunktionär der Studentin Agnieszka, ihren Diplomfilm über Mateusz Birkut, den gestürzten Helden der Arbeit, zu drehen. Maciek Tomczyk, Mateuszʹ Sohn, lebt nun mit Agnieszka, der ehemaligen Filmstudentin zusammen. Was Wajda im ersten Film nur andeu-tete, ist im zweiten Gewissheit: Birkut ist Opfer der Streikunruhen in Gdansk 1970 geworden. Tomczyk gibt sein Studium auf, wird Werftarbeiter wie sein Vater und ist später einer der Initiatoren des Streiks vom August 1980.

Andrzej Wajda gelang es, in seinem Film, der aus der Unmittelbarkeit der Situation entstand und pa-rallel zu den politischen Ereignissen realisiert wur-de, Realität und Fiktion nahtlos zu verbinden. So hat er etwa Tomczyk Züge aus der Biografie Lech Walesas gegeben, der dann selbst u. a. bei der Hochzeit von Agnieszka und Tomczyk als Trauzeu-ge auftritt. Die politisch engagierte Produktion mit ihrem leidenschaftlichen Plädoyer für Menschen-rechte und Demokratie wurde 1981 in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.

So., 28.5. um 19.45 Uhr

KORCZAKPolen/Deutschland/Großbritannien 1990, 117 Min., DCP, FSK: ab  12, poln. OmU, Regie: Andrzej Wajda, mit: Wojciech Pszoniak, Ewa Dałkowska, Teresa Budzisz-Krzyżanowska, Marzena Trybała, Piotr Kozłowski u. a.

Während der deutschen Besatzung leitet „der Arzt von Beruf, Pädagoge aus Zufall, Schriftsteller aus Leidenschaft und Psychologe aus Notwendig-keit“ Janusz Korczak das jüdische Waisenhaus im Warschauer Ghetto. Trotz aller Widrigkeiten ver-sucht er, bei den mehr als 200 Kindern, die ihm anvertraut sind, den Geist von Menschlichkeit und Toleranz aufrechtzuhalten. Als sie mit der Räumung des Ghettos Anfang August 1942 nach Treblinka und damit in den sicheren Tod deportiert werden, entscheidet Janusz Korczak sich, an der Seite „seiner Kinder“ zu bleiben.

Nach einem Drehbuch von Agnieszka Holland zeichnet Andrzej Wajdas Film in dokumentari-schen Schwarzweiß-Bildern, um authentische Aufnahmen aus dem Warschauer Ghetto ergänzt, ein bewegendes Porträt des außergewöhnlichen Menschen, dessen Leben und Handeln zur Legen-de wurden. So., 28.5. um 17.30 Uhr

DAS MÄDCHEN VON WILKO

KORCZAK

ZWEI KLEINE HELDENS 2002, 87 Min., DVD, FSK: o.A., empfohlen ab 6, Regie: Ulf Malmros

Der zehnjährige Marcello hat es nicht leicht: Sein Vater möchte, dass er ein Fußball-As wird und seine katholische Mutter schleppt ihn mit in den Kirchen-chor. Er hingegen möchte viel lieber fliegen. In der Schule wird er zudem von rabiaten Jungs geärgert, die auch die neue muslimische Mitschülerin Fatima be-schimpfen. Marcello und Fatima freunden sich an und bestärken sich in ihren Träumen, was für Fatima noch schwieriger ist als für Marcello …

Fr., 28.4. bis Mo., 1.5. um 15 Uhr

LOTTE UND DAS GEHEIMNIS DER MONDSTEINEEST/LV 2011, 76 Min., DCP, FSK: o.A., empfohlen ab 5, Animationsfilm, Regie: Heiki Ernits, Janno Põldma

Wie schon im ersten „Lotte“-Abenteuer hält es das liebenswerte Hundemäd-chen auch diesmal nicht lange daheim aus. Ausgestattet mit einer Erfindung ihres Vaters, einem schicken Dreirad, begibt sich Lotte nämlich gemeinsam mit ihrem Onkel Klaus auf eine Expedition, um das Geheimnis mysteriöser Mond-steine zu lüften. Fr., 5.5. bis So., 7.5. um 15 Uhr

KOPFÜBER D 2012, 90 Min., DCP, FSK: o.A., empfohlen ab 8, Regie: Bernd Sahling

Der zehnjährige Sascha strapaziert mächtig die Nerven seiner Mutter. Sascha klaut und lügt, wird schnell wütend und hält sich an keine Abmachung. Dabei hat er durchaus auch seine guten Seiten. Fahrräder repariert er wie kein anderer, und mit seiner Freundin Elli tourt er durch die Gegend, um Umweltgeräusche zu Musik zu mischen. Als das komplette Schulversagen droht, sucht die Mutter Hilfe. Ein sehr gut erzählter Film, der soziale und zwischenmenschliche Themen in realistischer und einfühlsamer Weise behandelt.

Fr., 19.5. bis So., 21.5. um 15 Uhr

NELLYS ABENTEUER D/ROM 2016, 97 Min., DCP, FSK: ab 6, empfohlen ab 8, Regie: Dominik Wessely

Die 13-jährige Nelly ist wenig darüber begeistert, ihre Sommerferien anstatt am Strand in Rumänien verbringen zu müssen. Doch es kommt alles viel spannender, als ihr tatsächlich lieb ist: Als sie erfährt, warum sie eigentlich nach Rumänien fahren, reißt sie aus und wird von zwei zwielichtigen Männern gekidnappt, die ihren Vater erpressen wollen. Nur gut, dass sie die beiden Roma-Geschwister Tibi und Roxana kennenlernt, die ihr in ihrer Not helfen …

Do., 25.5. bis So., 28.5. um 15 Uhr

KINDERKINO

WERKSCHAU CLAIRE DENIS Do., 1.6. bis So., 25.6.CINÉMA FRANÇAIS: MIT SIEBZEHNvon André Téchiné Mo., 5.6. bis Mi., 7.6.ARABIC CULTURE CLOUD / KINO KOMMT AN!: EIN LIED FÜR NOUR Mo., 12.6. bis Mi., 14.6.AFRIKANISCHE KINOWELTEN: SEMBÈNE! Mo., 19.6.SILBERFILM: UNTERWEGS MIT JACQUELINE Do., 22.6.STUMMFILM: SO IST DAS LEBENMusikbegleitung: Hannes Selig (Flügel) So., 25.6. CINE EN ESPAÑOL: BLANCANIEVES – EIN MÄRCHEN VON SCHWARZ UND WEISS Mo., 26.6. bis Mi., 28.6.

VORSCHAU JUNI

Der KommKino-Verein präsentiert auch dieses Jahr Japanische Filmtage. Von Meisterwerken der japanischen Animation wie PRINZESSIN MONONOKE und GHOST IN THE SHELL, über den kultigen Action-Thriller LADY SNOWBLOOD – Vorlage für Tarantinos KILL BILL –, dem kunstvoll-erotischen Drama IREZUMI und dem Pinku Eiga FEMALE PRISONER #701: SCORPION, zeigt das KommKino zudem den 1997 in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichneten HANA-BI von Takeshi Kitano und beschließt die Filmreihe passend zur Jahreszeit mit Ozus Klassiker SPÄTER FRÜHLING.

Programm und Konzeption: Andrea Auditore, www.kommkino.com Einzelticket: 6 €, Dauerkarte: 30 € Fr., 19.5. bis So., 21.5.

NIPPON EIGA MATSURI – JAPANISCHE FILMTAGE

8. KURDISCHE KULTURTAGEIm Rahmen der Kurdischen Kulturtage, die dieses Jahr vom 24. bis 27.5. statt-finden, zeigt das Filmhaus einen deutsch-kurdischen Spielfilm: MEMORIES ON STONE Irak (KRG)/Deutschland/Katar 2017, 97 Min., DCP, FSK: k.A., kurd. OmU, Regie: Shawkat Amin Korkî

Kurz nach dem Sturz Saddam Husseins im Irak beschließen die beiden Jugend-freunde Hussein und Alan, einen Film über die Anfal-Operation zu drehen, den Genozid des irakischen Regimes an der kurdischen Bevölkerung im Nordirak. So dramatisch sein Thema, so friedlich will der Film sein. Nur ist das Filmemachen im Nachkriegskurdistan kein einfaches Unterfangen, und die schwierigste Aufgabe scheint das Finden der weiblichen Hauptdarstellerin zu werden …

www.kurdische-kulturtage.eu Do., 25.5. um 18 Uhr

Little Big Films – 4. Kinderfilmtage siehe Rückseite!

SPÄTER FRÜHLING

KOPFÜBER

STUMMFILM DES MONATS

Patricia, genannt Patsy, ist der Blitzableiter in der Familie Harring-ton. Vor allem von ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester Grace wird sie herumgeschubst, gedemütigt und ausgenutzt. Als Patsy sich in Tony ver-liebt, der seinerseits ihrer Schwester den Hof macht, versucht sie mit allen Mitteln, die Beziehung der beiden zu sabotieren. Papa Harrington, der auf Patsys Seite steht, sich aber in der Familie nicht durchsetzt, unterstützt sie heimlich mit Tipps, wie sie Tony für sich gewinnen kann. Patsy gibt alles: Sie liest Bücher zur Persönlichkeitsent-wicklung, heuchelt Interesse für einen anderen Mann oder liefert gnadenlos

komische Parodien von Pola Negri, Mae Murray und Lilian Gish. Tony aber ist wenig beeindruckt. Trotzdem bleibt Patsy am Ball.

Die bezaubernde romantische Ko-mödie besticht durch ihre Kraft und Wärme und mit ausgezeichneten Auftritten von Marion Davies, die als Patsy alle Register des komödianti-schen Fachs zieht und der großartigen Marie Dressler. In vielerlei Hinsicht lassen sich hier bereits die beschwing-ten Screwball-Komödien der 30er Jah-re erahnen. Preserved by the Library of Congress.Live-Musik: Joachim Bärenz (Flügel) Sa., 27.5. um 20 Uhr

EIN MÄDEL MIT TEMPOTHE PATSY, USA 1928, 35 mm, 81 Min., engl. ZT, Regie: King Vidor, mit: Marion Davies, Orville Caldwell, Marie Dressler, Dell Henderson, Lawrence Gray u. a.

LITTLE BIG FILMS – 4. KINDERFILMTAGESeit letztem Herbst arbeitet das neue

Litte-Big-Films-Team am Programm für die vierte Ausgabe. Aus knapp 20 Filmen haben zwölf Nürnberger Mädchen und Jungen ein Programm zusammengestellt, das sich zeigen lässt. LBF #4 präsentiert wieder ganz unterschiedliche Filme, die aber eines gemeinsam haben: Sie erzählen von Kindern, die Abenteuer erleben und sich Herausforderungen stellen, wie in der Nürnberg-Premiere von OFFLINE – DAS LEBEN IST KEIN BONUSLEVEL, dessen Geschichte in zwei unterschied-lichen Welten spielt.

In MEIN LEBEN ALS ZUCCHINI findet sich Icare nach dem plötzlichen Tod sei-ner Mutter in einer neuen ungewohn-ten Lebenssituation wieder. FANNYS REISE schildert die Flucht elf jüdischer Kinder von Frankreich in die Schweiz im Kriegsjahr 1943. DAS FÜNFTE SCHIFF, der Preisträger der Berlinale – Generation Kplus 201, erzählt die Geschichte von Jarka und Kristian und von einem verwunschenen Garten, der zum sicheren Hafen wird.

Wunder der Natur- und Tierwelt sind Thema in DER FALL MÄUSERICH, der mit heiteren Musicalpassagen erzählt, wie Meral mit ihren neuen Freunden versucht, den liebgewonnenen Mäu-serich Piep-Piep zu retten. Als Preview zeigt das Festival AMELIE RENNT, in

dem die asthmakranke Amelie sich auf eine abenteuerliche Reise durch die Al-pen begibt. Was es heißt, neu in eine Klasse zu kommen, schildert DER NEUE auf humorvolle Weise und zeigt, dass man auch dort Freunde finden kann, wo man es nicht erwartet.

Wann die Filme laufen, welche Gäs-te zu erwarten sind, erfahrt Ihr in un-serem Festival-Flyer!

Dank der Förder- und Koopera-tionspartner ist der Eintritt für alle Besucher frei: Little Big Films ist ein Projekt des Bundesverbands Jugend und Film e. V. im Rahmen von „Movies in Motion – mit Film bewegen“ und „Kultur macht stark. Bündnisse für die Bildung“, gefördert vom Bundesminis-terium für Bildung und Forschung, JiG, KJR und NIHRFF.

Sa., 13.5. & So., 14.5.

TONI ERDMANN Deutschland 2016, 162 Min., DCP, FSK: ab 12, OmeU, Regie: Maren Ade, mit: Peter Simonischek, Sandra Hüller, Michael Wittenborn, Thomas Loibl u. a.

KINO KOMMT AN!

Winfried ist ein 65-jähriger Musik-lehrer mit Vorliebe für Scherze, doch seine Tochter Ines, eine ehrgeizige Karrierefrau, kann er damit nicht mehr begeistern. Als Winfried seine Tochter besucht, kommt es daher schon bald zu Konflikten. Um Ines dennoch nahe zu sein, verwandelt er sich in Toni Erd-mann, einen kauzigen Personalcoach mit schiefem Gebiss, schlecht sitzen-dem Anzug und Perücke, der Ines in

so manch peinliche Situation katapul-tiert. Doch die Verkleidung sorgt auch dafür, dass sich Vater und Tochter wieder annähern können. Mit ihrer herrlich schrägen Tragikomödie ge-lang Maren Ade zweifellos die deut-sche Kinosensation des letzten Jahres. TONI ERDMANN beweist, dass Kino spannend, witzig, tiefgründig und er-greifend zugleich sein kann.

Mo., 15.5. um 18 Uhr

Veranstaltungsreihe für Geflüchtete und Nürnberger*innen

DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHTDeutschland 2017, 100 Min., DCP, FSK: k.A., Regie: Romuald Karmakar

Fünf DJs/Musiker bei der Arbeit im Studio, im Club, auf der Bühne außerdem Bilder von leeren Clubs im Tageslicht, von vollen Tanz-flächen in der Nacht, von den Umgebungen der Studios, in denen die Musik entsteht, die die Nacht zum Tag macht. Doch Romuald Karmakars Dokumentarfilm ist weit mehr als ein Porträt der DJs, Musiker und Techno-Aktivisten Sonja Moonear, Ricardo Villalo-bos, Roman Flügel, Move D und Ata Macias, sondern ein Film, der sich sehr grundsätzlich Musik im Allgemeinen und elektronischer Musik im Besonderen nähert. Die Gedan-kenflüge der DJs heben dabei oft bei ganz persönlichen Gedanken ab. Der Heidelberger Move D etwa entwickelt aus der Kindheits-erinnerung an den Klang des Luftzugs unter der Tür eloquent eine ganze Kosmologie der Musik. Ricardo Villalobos meint einmal, dass der DJ gewissermaßen der Betreuer ist, der die heterogene Masse gemeinsam durch die Nacht bringt. Und spätestens wenn es

BERLIN REBEL HIGH SCHOOLDeutschland 2017, 92 Min., DCP, FSK: ab 0, R.: Alexander Kleider

Der Film erzählt mit viel Witz und Energie von einer radikal anderen Idee von Schule, die Freiheit und Gemeinschaftlichkeit zusam-menbringt. Seit 1973 besteht die Schule für Erwachsenenbildung (SFE) als basisdemo-kratisches Projekt: kein Direktor, keine No-ten. Bezahlt werden die Lehrkräfte von den SchülerInnen, die gemeinsam über alle orga-nisatorischen Fragen abstimmen. Es sind alle-samt Schüler, die aus den unterschiedlichsten

KEEPERBelgien/Frankreich/Schweiz 2015, 95 Min., DCP, FSK: k.A., franz. OmU, Regie: Guillaume Senez, mit: Kacey Mottet Klein, Galatea Bellugi, Catherine Salee u. a.

Der 15-jährige Maxime hat zwei Leiden-schaften: Fußball und seine neue Freundin Mélanie. Während  er von einer Karriere als Liga-Profi träumt, wird Mélanie völlig überra-schend schwanger. Die beiden Teenager ste-hen vor einer schweren Entscheidung: Sollen sie das Baby bekommen und damit ihr Leben komplett auf den Kopf stellen? Während sich

gelebt und sich von den Einheimischen zu einer großen Liebesgeschichte nach wahren Begebenheiten inspirieren lassen: Im Dorf der Yakel auf Tanna leben die Menschen in Sym-biose mit der Natur und im Einklang mit Ritu-alen. Die schöne junge Wawa und Dain, der Enkel des Häuptlings der Yakel, haben sich ei-nander heimlich versprochen, doch Ritus und Realpolitik stellen sich ihrer Liebe entgegen. Sie fliehen durch die Regenwälder bis zum Gipfel des Funken speienden Vulkans – der Geistmutter Yahul …

TANNA ist ein Seh- und Hörerlebnis son-dergleichen, mit wunderbaren Bildern und harmonischen Rhythmen, der speziellen Mu-sikalität der indigenen Sprache und Großauf-nahmen berührender Gesichter. Das zwischen Dokumentar- und Spielfilm schwebende Werk wurde 2017 für den Oscar als bester fremd-sprachiger Film nominiert.

Mi., 3.5. bis Mi., 17.5.Fr., 5.5. um 20.15 Uhr mit einer

Einführung von Julia Ratzmann (Pazifik-Informationsstelle)

Gründen aus dem „normalen“ Schulsystem herausgefallen sind, die mit ihm nicht zu-rechtkamen und die nun eine völlig neue Möglichkeit von Schule und Bildung erfahren. Der Regisseur, der selbst sein Abitur auf dieser Schule nachholte, begleitet Lehrer wie Schüler in den letzten Wochen vor der Abiturprüfung, die von Prüfern des herkömmlichen Schulsys-tems vorgenommen werden …

Mi., 10.5. bis Mi., 24.5., zu Gast am 12.5. um 20.45 Uhr: Alexander Kleider (Regisseur)

Maxime nach anfänglichem Zweifel mit der Vaterrolle anfreundet, plagen Mélanie im-mer mehr Zweifel … Das auf zahlreichen Festivals gefeierte Coming-of-Age-Drama überzeugt mit tollen Jungschauspielern und einer brillanten Kameraarbeit. Sensibel und intensiv porträtiert der  Film zwei Teenager, die viel zu schnell erwachsen werden müs-sen und auf ihre ganz eigene Weise sich den existentiellen Fragen des Lebens stellen.

Mi., 24.5. bis Mi., 31.5.,

TROCKENSCHWIMMENDeutschland 2016, 77 Min., DCP, FSK: ab 0, Regie: Susanne Kim

So schön und intensiv hat man selten je Menschen beim Schwimmen lernen gese-hen. Poetisch, fast malerisch weich sind die Bilder und Farben, obwohl sich die Porträ-tierten nichts vormachen und geradeheraus ehrlich mit sich und den anderen sind. Es sind Frauen und ein Mann über 70 die ins kalte Wasser springen, auf dem Trockenen sitzen, sich freischwimmen – oder wie Monika sagt: „Schwimmen lernen heißt leben lernen.“

Sie ist eine derjenigen, die die Regisseurin bei einem SeniorInnenschwimmkurs begleitet und dabei die biografischen und historischen Untiefen der Verbindung von Wasser und Le-ben sorgfältig auslotet. Es sind vor allem die Frauen, deren Leben von Rücksichtnahme auf andere geprägt war und die sich erst jetzt in ihren Siebzigern fragen, was sie eigentlich vom Leben wollten und sich ihren Ängsten stellen. Der Film erzählt vom Alter, der Sehn-sucht und davon, dass es nie zu spät ist, für ei-gene Träume zu kämpfen – mit Panik attacken, Witz, Grandezza und Blätterbadehaube.

Mi., 3.5. bis Mi., 17.5., Zu Gast am Di., 9.5. um 19.30 Uhr:

Susanne Kim (Regisseurin)

IN THE LAST DAYS OF THE CITYAKHER AYAM EL MADINA, Ägypten/Deutschland/Groß-britannien/Vereinigte Arabische Emirate 2016, 118 Min., DCP, FSK: k. A., arab. OmU, Regie: Tamer el Said, mit: Khalid Abdallah, Laila Samy, Hanan Youssef u. a.

Der Filmemacher Khalid sucht eine neue Wohnung. Dazwischen versucht er, aus den Aufnahmen für seinen neuen Film eine Ge-schichte zu destillieren. Doch Kairo ist im Winterschlaf. Immer wieder entziehen sich die Bilder der Stadt seiner Betrachtung, werden unscharf, ergeben keinen Zusam-menhang. Eine bleierne Schwere lastet auf den Tagen – die Mutter ist schwer krank, die

THE BODA BODA THIEVESABAABI BA BODA BODA, Uganda/Südafrika/Kenia/Deutschland 2015, 85 Min., DCP, FSK: k. A., OmeU (Luganda, Achol), Regiekollektiv: Yes! That’s Us, mit: Hassan ‚Spike‘ Insingoma, Prossy Rukundo, Saul Mwesigwa u. a.

„Es könnte eigentlich ganz ok sein, das Leben in Kampala heute. Außer man gehört zu den jungen Menschen ohne Aussicht auf einen Job und hat einen Vater, der ein Boda-Boda besitzt und einen dazu drängt, sich eine Existenz aufzubauen. Boda-Boda sind die Motorradtaxis, mit denen auch Lastenfahr-ten gemacht werden – ‚border-to-border‘, oder für Insider: Boda-Boda. All das trifft auf Abel zu, einen ‚drifter‘, dessen junges Leben auf eine Existenzprobe gestellt wird, als sein Vater durch einen Unfall fahruntüch-tig wird und der Sohn plötzlich das Vehikel der Freiheit zu seiner vollen Verfügung hat. Eine fantastische Gelegenheit auszubrechen aus dem vorgeschriebenen Plot des Lebens – aber nicht ohne Risiko. Es gibt Profis in der Stadt, spezialisiert auf Handtaschenklau vom Boda-Boda aus …

Geliebte verlässt das Land. Mit seinen Freun-den aus Beirut und Bagdad verbindet Khalid das Filmemachen und die ambivalente Bezie-hung zur Heimatstadt.

Das feinfühlige Drama um Freundschaft und Verlust erhielt den Caligari-Filmpreis der Berlinale 2016. „"Eine märchenhafte Suche nach der verlorenen Zeit und dabei ganz gegenwärtiges, hellwaches Kino.“ Berlinale 2016

Mo., 8.5. bis Mi., 10.5. um 19 UhrMo., 8.5. um 19 Uhr zu Gast: Tamer el

Said (Regisseur)

Mit einer Verbeugung vor Vittorio De Sicas FAHRRADDIEBE gelingt dem Regie kollektiv „Yes! That’s Us“ ein neorealistisches Städte-Porträt von Kampala, aktualisiert durch Musik, Drehorte und Darsteller aus Uganda. THE BODA BODA THIEVES ist eine formidable Auseinandersetzung mit einem europäischen Kinoklassiker – aus einer jungen, afrikanischen Perspektive.“ Dorothee Wenner, Berlinale Forum

Mo., 15.5. um 19 Uhr, Einführung: Irit Holzheimer, Matthias Fetzer

CINEMA ITALIANOTU NICHTS BÖSES NON ESSERE CATTIVO, Italien 2015, 100 Min., DCP, FSK: ab 16, ital. OmU, Regie: Claudio Caligari, mit: Luca Marinelli, Alessandro Borghi, Silvia D’Amico, Roberta Mattei u. a.

Paolo Pasolini, in der Geld, schnelle Autos, Partys und Kokain scheinbar leicht zu ha-ben sind. Doch dieses Dolce Vita fordert einen hohen Preis. Als sich Vittorio verliebt, versucht er eine Rückkehr in die bürgerliche Gesellschaft, Cesare hingegen versinkt tiefer in einem Sumpf aus Drogen und Dealen …

TU NICHTS BÖSES ist der letzte Film des früh verstorbenen Regisseurs Claudio Ca-ligari, der zu den wilden Außenseitern des italienischen Kinos zählte. Seine Filme grei-fen die Lebenswelten junger Menschen am Rand der Gesellschaft auf und schaffen eine zeitgemäße Form des Neorealismus.

Mo., 29.5. bis Mi., 31.5. um 19.15 Uhr

CINÉMA FRANÇAISMADAME CHRISTINE UND IHRE UNERWARTETEN GÄSTELE GRAND PARTAGE, Frankreich 2015, 103 Min., DCP, FSK: k.A., franz. OmU, Regie: Alexandra Leclère, mit: Karin Viard, Didier Bourdon, Valérie Bonneton, Josiane Balasko u. a.

Als Vertreterin der Pariser Oberschicht be-steht Christine Dubreuils einziges Dilemma darin, dass sie nicht immer genau weiß, was sie den lieben langen Tag mit sich anfangen soll. Der Einzige, der diese Idylle stört, ist ihr cholerischer und egozentrischer Mann Pierre. Die beiden werden jedoch schlagartig aus ihrem Alltagstrott herauskatapultiert, als die Regierung aufgrund eines Jahrhundertwin-ters beschließt, sozial benachteiligte und ob-dachlose Menschen in fremden Wohnungen einzuquartieren. Und mit 300 qm bietet

Christines und Pierres Traumwohnung mehr als genug Platz dafür …

Die ungewöhnliche Prämisse von Alexandra Leclères Komödie bietet nicht nur heitere Si-tuationskomik, sondern auch Spielraum für feinsinnige Sozialkritik, die sich den Selbst-bildern der Oberschicht annimmt.

Mo., 1.5. bis Mi., 3.5. um 19.15 Uhr

CEVICHE, MEIN LIEBLINGSGERICHT AUS PERUEL ADN DEL CEVICHE, Kanada 2016, 85 Min., DCP, FSK: k. A., span. OmU, Regie: Orlando Arriagada

Regisseur Orlando Arriagada hat sich auf eine Reise durch ganz Peru begeben, von der Nordküste über das Amazonasgebiet und bis nach Lima, um der Frage nachzugehen, warum ein so simples Gericht wie Ceviche – frischer Fisch, in Zitronensaft mariniert – eine so nachhaltige Faszination auf die peruani-sche und seit kurzem auch weltweite Gast-ronomie ausübt. Während seiner Recherche widmet sich Arriagada aber nicht nur kulina-rischen, sondern auch kulturellen und sozio-logischen Aspekten des Ceviche. Sein Blick reicht dabei in die Vergangenheit, schweift

in weiten Bildern über erhabene Ruinen, Ar-chäologen und ihre Ausgrabungsstätten und dringt vor in die Gegenwart, zu Historikern und Schriftstellern, begleitet Fischer vor die einsame Küste Perus und folgt nicht zuletzt Köchen aus der ganzen Welt.

Mo., 22.5. bis Mi., 24.5. um 19 Uhr

CINE EN ESPAÑOL

AFRIKANISCHE KINOWELTEN

Die Vorstädte von Rom und Ostia in den 90er Jahren: Die beiden 20-Jährigen Vittorio und Cesare sind auf der Suche nach Erfolg in einer Welt à la „Ragazzi di vita“ von Pier

TANNA – EINE VERBOTENE LIEBETANNA, Australien/Vanuatu 2015, DCP, 104 Min., FSK: k. A., Nauvhal OmU, Regie: Bentley Dean, Martin Butler, mit: Marie Wawa, Mungo Dain, Marceline Rofit u. a.

Die Filmemacher Bentley Dean und Martin Butler haben sieben Monate auf der entlege-nen Vanuatu-Insel Tanna im südlichen Pazifik

da etwa um die Frage geht, wie man nach dem Anschlag auf den Pariser Nachtclub Bataclan noch unbeschwert tanzen kann,

dann sind wir ganz nah bei Heinrich Heines „Nachtgedanken“ …

Mi., 17.5. bis Mi., 31.5.

Mit freundlicher Unterstützung der Dante Alighieri Gesellschaft Nürnberg e.V.

In Zusammenarbeit mit: Nürnberger Initiative für Afrika (NIfA)

ERSTAUFFÜHRUNGEN

ARABIC CULTURE CLOUD – KINO KOMMT AN!