HopeHope #7 "Blowin' in the wind"

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HopeHope #7 "Blowin' in the wind"

Transcript of HopeHope #7 "Blowin' in the wind"

  • Editorial

  • 3 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - EDITORIAL

    Inhaltsverzeichnis

    4 DRACHENFLIEGEN12DANDELION20FREIHEIT27 BLOWIN IN THE WIND36REISEBERICHT IN BIJELA41FOLK47 (K)EIN BLICK ZURCK

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  • 5 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - DRACHENFLIEGEN

  • Jen

    Ich habe meinen Freund in Fiji kennen gelernt und bin deshalb ein Jahr spter in die Schweiz gezogen das war die grte berraschung meines Lebens. Aber ich bin davon berzeugt, dass man seinem Herz folgen und Gelegenheiten ergreifen muss. Ich finde, erst die Liebe macht das Leben lebenswert. Fr mich bedeutet Liebe, dass man jemandem sein Herz ffnet und den anderen zu einem Teil von sich selbst macht. Ein bisschen planen muss ich, sonst fhle ich mich, als wrde ich ohne Ziel und Zweck dahin treiben. Aber auf lngere Frist ist mein Planen eher ein Trumen. Wichtig ist mir, nie meine Trume aus den Augen zu verlieren. Auch wenn ich sie nicht ganz erreiche danach zu streben ist schon viel wert. Das Schicksal oder der Zufall, oder wie auch immer man es nennen will, ffnen nur Tren. Dann hngt es von dir ab, etwas daraus zu machen. berraschungen machen das Leben interessant, oder nicht? Wenn alles immer nach Plan laufen wrde, wre das langwei-lig. Irgendwann mchte auf mein Leben zurckblicken und sagen knnen, dass ich etwas bewegt habe, andere glcklich gemacht habe und mir selbst treu geblieben bin. Wenn ich dabei noch zusammen mit meiner groen Lieben an einem Strand sitzen sollte, wre mein Glck perfekt.

    Meine Arbeit als Musikerin ist meine Flucht aus dem Alltag und gleichzeitig die Verarbeitung aller kleinen Dinge, denen ich am Tag begegne. Eine gute Session knnte man mit einer Art Meditation vergleichen: Ich schreibe mir alles vom Herzen und habe danach den Text schwarz auf wei und die Noten im Ohr. Wenn es sich jedoch am Ende nicht so anhrt, wie ich es gerne htte, verkrampfe ich mich, anstatt es hinzunehmen und das ist alles andere als Meditation! Ich mag Spontaneitt. Daraus ergeben sich die schnsten Be-gegnungen mit anderen Menschen und das erfllt mich neben der Musik in diesem Beruf am meisten.Ich habe fr mein Leben einen Plan A und ganz scheu im Hin-tergrund noch einen Plan B. Den will ich aber nicht zu sehr ausbauen, denn dann glaube ich nicht mehr genug an Plan A. Manchmal erwische ich mich dabei, wie ich zu mir selber sage: Das muss Schicksal sein!, aber eigentlich meine ich das dann gar nicht so. Ich glaube, dass man grundstzlich alles, was man gibt, frher oder spter zurckbekommt. Wenn mal etwas schief geht, bringt es einen wieder zurck auf den Boden. Meine Karriere als Sngerin wrde ich erst beenden, wenn ich keine Stimme mehr habe. Soviel ich jetzt sagen kann, werde ich immer Lieder schreiben, ob fr mich oder fr andere. Mein Traum wre es, mit Raphael Saadiq, Q Tip oder Erykah Badu zusammen zu arbeiten. Dafr wrde ich fast alles tun, solange es sich mit meiner Moral vereinbaren lsst.

    Dominique

    Lyndsey

    6 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - DRACHENFLIEGEN

    Mein aktuelles Lebensmotto: Think Caribbean!

  • 7 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - DRACHENFLIEGEN

  • 8 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - DRACHENFLIEGEN

  • 9 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - DRACHENFLIEGEN

  • 10 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - DRACHENFLIEGEN

  • Manu Sophia

    11 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - DRACHENFLIEGEN

    Als ich unerwartet schwanger geworden bin, habe ich mich gefragt, ob ich dafr wirklich bereit bin. Ich hab mich dafr ent-schieden und es war die beste Entscheidung meines Lebens.Mit der Geburt meines Sohnes hat sich alles verndert, aber nur im Positiven! Vor allem die Prioritten: Viele Dinge, die einem frher mageblich vorkamen, sind pltzlich vllig irrelevant. Man merkt, was wirklich wichtig ist im Leben: Liebe und be-dingungslos freinander da zu sein.Ich denke, Zufall ist manchmal Schicksal. Ich kann und will mir gar nicht mehr vorstellen, wie mein Leben ohne Zian verlaufen wre. Seit ich Mutter bin, plane ich etwas mehr als vorher. Ich lebe nicht mehr einfach in den Tag hinein, sondern probiere, etwas aus dem Tag zu machen. Natrlich fhle ich mich manchmal erschpft oder mde. Aber wenn Zian mir einen Liebesbrief schreibt oder quer durchs gan-ze Tram brllt Mami ich hab dich so lieb!, dann vergesse ich alles andere um mich herum.Wenn ich daran denke, dass das Kken irgendwann zum ersten Mal ausfliegt, um in den Kindergarten zu gehen, dann blutet mir das Herz. Und beim Gedanken an die Schule wird mir noch viel mulmiger. Aber den Weg muss er gehen, um sein Trume zu verwirklichen.Wenn unser Sohn die Pubertt berstanden hat, sind mein Mann und ich 40 und vielleicht treffen wir uns dann ja wieder in der Disco da wo alles angefangen hat.

    Als der Laden, in dem ich gearbeitet habe, letztes Jahr ge-schlossen wurde, bin ich aus allen Wolken gefallen! Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und habe mein Job, den Laden und alles drum herum geliebt und gelebt.Meine Plne gehen nie so auf, wie ich vorhatte. Also habe ich aufgehrt, mein Leben zu planen ich lasse mich lieber treiben. Arbeit bedeutet fr mich, stndig in Bewegung zu sein, Neues zu erleben und meine Grenzen auszutesten. Ich will mit ande-ren zusammen etwas erschaffen und dann die Erfolgserlebnisse feiern!Ich mag Neues und Unerwartetes egal ob positiv oder negativ. Es zeigt mir immer wieder, wie offen ich dem Leben gegenber stehe. Mein Traum wre es, um die Welt zu reisen und jeden Tag neue Menschen kennen zulernen. Dafr wrde ich sogar mein Leben hier in der Schweiz aufgeben. Gute Freundschaften halten nm-lich auch, wenn man bis ans Ende der Welt reist.Ich glaube an das Schicksal und an den Zufall. Beides wider-fhrt mir in meinem Leben immer wieder. Trotzdem hlt jeder sein eigenes Glck in der Hand! Ich glaube vor allem an Wn-sche: Man muss sich nur berlegen, was man will und wie es sich anfhlen soll. Dann braucht man Geduld und irgendwann wird es wahr und das ist das Grte!

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    13 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - DANDELION

  • Die Mode als Pusteblume

    Die Mode und die Pusteblume haben einiges gemeinsam. Beide blhen trotz erschwerten Bedingungen, die Blume zwischen Trottoirsteinen und die Mode sogar in Krisenzeiten wie wir sie gerade haben. Beide verndern ihre Ge-stalt im Laufe der Zeit und beide haben die Eigenschaft der Ver-samung als lebenswichtige Funktion. Sie sind sich nicht nur sehr hnlich, sondern sie funktioniert auch nach dem gleichen Prinzip, dem Prinzip der Versamung. Wir alle erinnern uns, wie wir als Kind die Pflanze im Frhsommer von den Wiesen rissen, um die weissen flauschigen Samen, die aus-sahen wie kleine Fallschirme, mit voller Puste davon zu blasen. Die Hnde waren danach klebrig vom Milchsaft. Die kleinen Schirm-chen verteilten sich rasch, der Wind trug die einen weit fort und andere schafften es nur bis vor die eigenen Fsse und glitten dann langsam zu Boden. Die Pusteblume versamt mhelos, ein Winds-toss reicht.Und was hat das nun mit der Mode zu tun? Sie funktioniert genau so. Auch ihr Ziel ist die Verbreitung und deshalb steht die Puste-blume sinnbildlich fr die Mode. Die Saisons sind die Blten, sie bringen jeweils verschiedene Trends mit sich, welche die einzelnen Samen der Blume darstellen. Dieses Jahr sind es unter anderem die Spitze und der Denim, die in den verschiedensten Varianten zu kaufen sind. Die einen Trends trgt die Modemaschinerie ganz weit fort, sie werden gar globalisiert. So sieht man vor allem die klassisch amerikanische Mode mit Poloshirt und Jeans von Rio bis Tokio und gar in Marrakesch. Trends, die sich nicht besonders lan-ge halten, extravagant sind oder gar ein differenziertes Verstndnis von Mode voraussetzen, schaffen es nur in der westlichen Welt als modisch zu gelten. Denken wir an den Stil der 80er Jahre, der ge-rade ein Revival erlebt, der Trend wird von Kopenhagen bis Paris getragen, viel weiter reicht er nicht.

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    14 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - DANDELION

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    15 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - DANDELION

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    16 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - DANDELION

  • Die Versamung der Mode beeinflusst uns alle. Auch wenn gerade in Modemetropolen noch immer an den Trug-schluss der Individualisierung durch die Mode ge-glaubt wird. Mode macht nicht individuell denn die Eigenheit, die sie bietet, ist immer nur das, was durch die Blte und schliesslich den Samen der Pusteblume verbreitet wird. Also ist immer nur das zu kaufen, was von der Modewelt produziert wird und somit den Markt bestimmt.Ob Mode-Victim oder Otto Normalverbraucher, sie alle kaufen, was eben auf dem Markt zu kaufen ist. Schon Georg Simmel, ein Soziologe, stellte bereits vor hundert Jahren fest: Sie (die Mode) ist Nachahmung eines gegebenen Musters und gengt damit dem Bedrfnis nach sozialer Anlehnung, sie fhrt den Einzelnen auf die Bahn, die Alle gehen, sie gibt ein Allgemeines, das das Verhalten jedes Einzelnen zu einem blossen Beispiel macht. Und so sind wir eben alle nur Abbilder, Produkte der vesamten Trends. Doch Simmel deutet auch an, dass die Bahn, die Alle gehen, ein nicht wegzudenkendes Element der Mode ist. So liegt die Vermutung nahe, dass Leser von Hope Hope in ihrem Kleiderschrank eine Lederjacke, ein kariertes Hemd und etwas Genietetes haben. Sie mgen Blogs mit Street Style glauben trotz allem an die Individua-litt und finden die Luxusmarke D&G doof.Und auch diese Modestrecke ist nicht mehr, aber auch nicht weni-ger als das Resultat der versamten Modetrends und will hinausge-weht werden.

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    17 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - DANDELION

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    18 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - DANDELION

  • 19 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - ILLUSTRATION - ROMINA TSCHUOR

  • Geld allein macht dich nicht glcklich, aber es beruhigt. Luca will sich eines Tages eine eigene Wohnung leisten knnen, genug Geld verdienen, um sich ohne zu berlegen eine neue Gitarre kaufen knnen. Aber Luca will dafr nichts aufgeben, will keine Kompro-misse eingehen, will frei sein von Zwngen und gesellschaftlichem Druck. Er hat einen Traum: das zu machen, was ihm Spass macht, eines Tages auch mal eigene Kinder haben, sich nicht ber einen nine-to-five-Job definieren. Luca sagt Dinge wie Man muss sich gut kennen, um Freiheit geniessen zu knnen, er glaubt, dass er Angst hat, etwas zu verpassen im Leben, mit 40 aufzuwachen und zu merken: shit, das und das htte ich durchziehen sollen. Darum gibt es fr ihn nicht nur einen Weg, sondern viele Wege, mit vie-len Abzweigungen. Er studiert Psychologie, unterrichtet nebenbei an der Berufsschule Informatik, macht viel Musik- und weiss ei-gentlich noch nicht ganz genau, wohin ihn sein Lebensweg fh-ren wird. Die Eltern wnschen sich, dass der Junge endlich mal

    richtig Geld verdient, nach seiner Berufslehre als Informatiker, sie wollen einen erfolgreichen Sohn

    mit Vollzeitjob und Karriereplanung. Seiner Freiheit beraubt fhlt er sich, wenn ihm jemand vorschreibt, was er machen soll. Autori-ttsprobleme habe er keine, das Militr absolvierte er ohne zu Mur-ren. Der Sohn einer Sozialarbeiterin und eines Abteilungsleiters whlt zwar nicht SVP wie seine Eltern, aber ein Linker ist er trotz-dem nicht. Ich whle einen Lsungsansatz und keine Partei.Sein Ehrgeiz ist gross, seine Empathie auch, vielleicht ist das eine gute Mischung fr die Zukunft. Luca sagt: Ich scheitere ungern, vor allem bei Sachen, die ich gerne mache.

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    Luca.

    21 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - FREIHEIT

  • Freiheit?, die Mutter einer sechsjhrigen Tochter berlegt einen Moment, Freiheit bedeutet fr mich unter anderem, bald 100 Pro-zent arbeiten zu knnen. Ich suche neben der Familie ganz sicher auch dieErfllung in meiner Arbeit, sagt sie. Soeben hat sie an der Universitt Bern erfolgreich ihr Volkswirtschaftsstudium mit dem Master abgeschlossen. Nun will sie ihre neu gewonnene Freiheit als Chance packen. Eine Vollzeitstelle kann sie auch deshalb anneh-men, da ihr Partner sich aktiv an der Kinderbetreuung beteiligt und die Hauptverantwortung dafr bernimmt. Vor nicht allzu langer Zeit wre ein solches Familien- und Erwerbs-modell undenkbar gewesen. Anlis wurde mit 22 Jahren Mutter einer Tochter. Mein Freund und ich haben uns ge-meinsam fr das Projekt Familie entschieden, so Anlis. Das hiess aber auch, dass sie in gewissen Bereichen zurckstecken mussten, wie zum Beispiel spontan ins Kino zu gehen. Manchmal htte sie auch gerne whrend den Sommerferien weitere Arbeits- und Aus-landserfahrung gesammeln. Das war zum Teil hart, und es kommt vor, dass ich das Gefhl habe gewisse Chancen verpasst zu haben, sagt sie. Mit der Geburt von Raissa nderte sich ihr Verantwor-tungsgefhl und das sei wunderschn gewesen. Sie habe zwar ein Teil ihrer eigenen Freiheit fr die Familie aufgegeben, aber dafr sehr viel gewonnen.Sie nutzt ihre Chancen im Leben und nimmt sich heraus, ihre beruflichen Ziele mit der Familie zu verbinden. Beispielsweise sind alle drei fr ein Jahr nach Wien gezogen. Ihr Mann hat dort gearbeitet, ihre Tochter den Kindergarten besucht und sie die Universitt. Seit eineinhalb Jahren lebt die Familie nun in Zrich. Ihr Traum: Die beruflichen Ziele, wie eine anspruchsvol-le 100% Stelle, weiter mit der Familie verbinden zu knnen und sich nicht fr das eine oder andere entscheiden zu mssen. Anlis sagt: Wenn man die eigenen Freiheiten nicht nutzt, bringen sie einem auch nichts.

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    Anlis.

    22 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - FREIHEIT

  • Priska ist gegen eine Ausgangssperre fr Jugendliche. Priska ist fr die persnliche Freiheit und fr die politische Freiheit eines jedenEinzelnen, bekmpft aber Extremismus. Dafr setzt sie sich ein: sitzt im Prsidium der JUSO Oberargau. Eine zarte Frau aus Rogg-wil BE. Absolviert gerade ein Praktikum in einer Kindertagessttte, will spter an der Fachhochschule Sozialpdagogik studieren.Ihr Geschichtsstudium hat sie abgebrochen. Ihre persnliche Frei-heit, sich fr was zu entscheiden. Aber, in einem ist sich Priska Grtter ganz sicher: Nicht die Partei sei wichtig, sondern, ob sich jemand engagiere. Da gibts noch die andere Seite: Luftwaffe, Lehrverband Fhrungsuntersttzung, Abteilung elektronische Kriegsfhrung - Oberleutnant Grtter ist mit Leib und Seele im Militr. Und: sie ist heute zuflligerweise die Vorgesetzte ihres Freundes, dem Parteiprsidenten der SP Langenthal, Beruf Lehrer - und gewhnlicher Soldat. Sie bezeichnet sich als eine kritische Angehrige der Armee. Keine, die das Hirn ausschaltet und nur mitmarschiert. Ursprnglich wolle sie zeigen, dass sie das was Mnner tun, auch machen kann. Es war ihr Freiheitsdrang, der sie dorthin fhrte, wo andere sich in ihrer persnlichen Freiheit ein-geschrnkt fhlen. Freiheit heisst fr Priska, dass sie sich ihr Frau sein selber, und nicht durch vorgegebene Gesellschaftsmuster, definiert. Sie fhrt einen Zug von ca. 30 Personen, gibt ihnen als Vorgesetzte viel Freiheit mit auf den Weg. Aus berzeugung, weil sie glaubt: Freiheit zu haben, heisst Verantwortung bernehmen. Im Privaten wie auch im Job. Nicht jeder knne damit umgehen, oft msse man Grenzen setzen. In ihrer Beziehung braucht Priska ebenso viel Freiheit wie ihr Freund, da sind sie gleich. Eifersucht ertrage sie nicht, viel-leicht haben sie und ihr Freund auch deswegen anfnglich verein-bart, eine offene Beziehung zu fhren. Bislang hat das keiner der beiden ausgentzt. Freiheit beginnt im Denken.

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    Priska.

    23 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - FREIHEIT

  • Frei sein bedeutet manchmal auch allein sein. Nach einer geschei-terten Beziehung muss sich Wlti wieder neu orientieren. Dazu gehrt auch, pltzlich viel Zeit zu haben, keine Verpflichtungen mehr zu haben, tun und lassen knnen, was man will. Allein sein, das knne er jedenfalls gut, er widmet sich die Zeit gerne den so ge-nannten unwichtig-wichtigen Dingen im Leben, wie seinem Hobby - Wlti ist passionierter Promijger. Kaum ein V.I.P, den der Win-terthurer nicht schon mal vor der Linse gehabt hat. Die Autogram-me und Fotografien fllen Ordner. Hemmungen kennt er keine. Na-trlich, sagt Wlti, beraube er die Schnen und Reichen in gewisser

    Weise ihrer Freiheit, weil er ihnen nachstellt, weil er sie x Mal anspricht, auch wenn sie ab-

    weisend reagieren. Doch er ist berzeugt, hartnckig msse man sein, aber auch freundlich. Als halber Englnder weiss er, was zum guten Ton gehrt. Bei Frauen gibt er den Gentleman. Er hlt nichts von alle Tren offen lassen. Verschenkt er sein Herz, dann ganz. Manchmal merkt er, dass er seine Partnerinnen unbeabsichtigt einengt oder sogar etwas zu vernachlssigt. die wichtigste Sache ist die Kommunikation in einer Beziehung, aber auch die Freiheit spielt eine sehr grosse Rolle. Klare Verhltnisse mssen geschaffen sein, somit vermeidet man Missverstndnisse und Missvertrauen, sonst funktioniert eine Partnerschaft lngerfristig berhaupt nicht, meint Wlti: Frei sein knne man in einer guten Beziehung!

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    24 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - FREIHEIT

  • Freiheit besteht fr den Sohn einer Schweizerin und eines Inders darin, dass er einen Entscheid fllen kann, ohne ber die Konse-quenzen nachzudenken. Wie mit seinem geplanten Cricket Tur-nier auf dem St. Moritzer See. Dort will er Indien und Pakistan fr ein gemeinsames Spiel gewinnen. Im Moment ist er im Gesprch mit mglichen Sponsoren. In Anbetracht der Sicherheitslage im Ausland, eine echte Herausforderung. Vijay sagt, wenn man sich vorher berlegen wrde, welche Risiken man eingeht, zieht man eine solche Idee niemals durch. Er nimmt sich aus, seinen eigenen Weg zu nehmen, aus alten Pfaden auszubrechen. Auch, wenn sein Gang nicht allen gefllt: da ist seine Familie, die endlich auf das Ende seiner Ausildung plangen, fr ihren Sohn lieber ein gutes Einkommen sehen wrden. In erster Linie versucht er seine eigenen Erwartungen zu erfllen, nicht die-jenigen des Umfelds. Vijay verfolgt beharrlich sein Projekt, es ist seine ganz persnliche Vision, ein Stck Freiheit, ist er berzeugt. Freiheit kommt immer auch mit Unfreiheit, sagt er. Denn wenn man alles gibt, verzichtet man auch auf vieles. Verzetteln? Gibts bei ihm nicht. Er verfolgt seine Trume. Seiner Meinung nach msste jeder im Lande alle fnf Jahre drei Monate eine Auszeit nehmen knnen, um ber seine Wnsche und neue unternehmerische Ideen nachdenken zu knnen und Zeit zu haben, um die Frage zu beant-worten: was will ich eigentlich? Sinnierend ber die Freiheit zitiert er Kant, er sagt: die eigene Freiheit hrt erst dort auf, wo sie die Freiheit des anderen beschrnkt. Vijay ist berzeugt, dass es neben der individuellen Freiheit eine gesellschaftliche Freiheit gibt: sie schrnke uns zwar einerseits ein, gleichzeitig vermittele sie Halt, Geborgenheit, Sicherheit. Wir kommen nicht ohne uns aus.

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    Vijay.

    25 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - FREIHEIT

  • Wann hast du viel fr Freiheit aufgegeben? Als ich mein eigenes Geschft erffnet habe, das war vor sechseinhalb Jahren. Da gibt man schon viel her, Zeit, Freiheit, Sicherheit.

    Trotzdem hast Dus getan, warum? Weil man ebenso viel Freiheit gewinnt. Pltzlich kriegt man eine viel grssere Eigenverantwor-tung, man steckt seine Grenzen weit, fordert sich tglich heraus, muss sich selber Mut zusprechen. Der Preis fr die Freiheit: nie-mand hlt einem Hndchen, dafr ist man auf sich alleine gestellt und wchst ber sich hinaus. Man entdeckt sich selber sehr stark.

    Wie hast Du Dich kennen gelernt? Ich habe gemerkt, dass Freiheit auch ein-schrnken kann. Wenn ich mal Flaute habe im Laden, sitze ich wie auf Nadeln. Auf der anderen Seite gnn ich mir mehr Freizeit, wenns gut luft. umgekehrt: wenn nix luft, dann hab ich Zeit um mir mehr Freizeit zu gnnen und wenn viel luft, dann arbeite ich viel. knntest sonst schreiben: frher sass ich wie auf Nadeln wenn mal Flaute im Laden war, mittlerweile gnne ich mir mehr Freizeit wenn wenig luft und arbeite dafr umso mehr wenn im Laden viel los ist. Da bin ich ziemlich pragmatisch, ich lebe immer noch von Tag zu Tag, nur habe ich inzwischen einen kleinen Reserveposten geschaffen, damit ich nicht mehr wie am Anfang von der Hand in Mund leben muss. Das stresst, kein gutes Gefhl.

    Was bedeutet fr Dich Freiheit im Bezug auf Dein Schaffen? Meine Kundinnen haben bei mir sehr viele Freiheiten. Das ist mir sehr wichtig, denn ich arbeite sehr individuell. Mchte eine Kundin an-dere Farben, eine andere Lnge, ist das bei mir kein Problem. Sie sind frei in ihrem Denken, welches Kleidungsstck sie begehren, das finde ich einen Luxus.

    Wann fhlst Du Dich frei? Wenn ich in der Natur bin, mit guten Freunden zusammen sitze, Oder indem ich im Internet die Welt bereise. Das gibt mir Einblick in die Freiheit anderer, das finde ich spannend.

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    26 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - FREIHEIT

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    34 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - BLOWIN IN THE WIND

  • 35 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - ILLUSTRATION - FELIX ROBERT

  • Prolog

    Es war im Jahre 2005 als ich mich mit meinem Bruder Manuel und zwei Freunden zu einer Reise ins Mekka der Balkanmusik, einem kleinen Ort in Serbien Namens Gua, aufmachte. Dort findet jedes Jahr der Wettbewerb um die Zlatna Truba (dt. Goldene Trompete) statt, ein einwchiges Trompetenmusikfestival, das als Knabenschiessen mit Zigeunermusik beschrieben werden kann. Doch nach drei Tagen Bier, Fettdampf, Schnaps und Kopfschmerzen mussten wir unsere Zelte dort abbrechen, um diesem Wahnsinn zu entkommen. Wir beschlossen, an die Kste Montenegros zu reisen um uns vor unserer Heimkehr noch etwas zu erholen. In einer lauen Sommernacht in Herceg Novi, lernte Manuel seine Liebste kennen, nachdem einer unserer Freunde Jovanas Schwester in einer Disco aufgegabelt hatte. Jovana meinte nur: I like the skinny one, und eins fhrte zum anderen. Nach zwei Jahren Pendlerei zwischen der Schweiz und Montenegro beschlossen die Beiden zu heiraten. Was folgte war ein ber Monate andauernder Papierkrieg mit den Behrden beider Lnder. Im Dezember 2007 konnte ich endlich als Trauzeuge der standesamtlichen Hochzeit der beiden beiwohnen. Doch damit war es nicht getan, denn auch Jovanas Familie, Freunde und Bekannte sollten am Glck des jungen Paares teilhaben und es wurde ein Hochzeitsfest in Jovis Heimatort Bijela auf den 12. April 2009 angesetzt.

    9. April

    Meine fnfkpfige Familie, meine Schwgerin, Stuppek und Dimi treffen sich um 10:30 am Flughafen Kloten. Um ein Haar htte Dimi wegen berbuchung nicht mit fliegen drfen. Schlussendlich sitzen wir jedoch alle im Flugzeug nach Belgrad. Dort schlagen wir uns den Tag um die Ohren und besteigen den Nachtzug nach Kotor. Der Zug ist eine Rumpelkutsche, doch wenigstens erlaubt uns der Schaffner das Rauchen. Allfllige Bussen, wenn ein Offizieller vorbei komme, mssen wir jedoch selber berappen. Der Schaffner verkauft uns spter Bier und Wein, ein sympathischer Mann.

    Hochzeit zu Schwarzbergen

    37 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - REISEBERICHT

  • 10. April

    Um 2:00 wird mein leichter Schlaf durch die aggresiv-freundlichen serbischen Zllner gestrt. Um 4:00 erfahre ich, dass auch an der montenegrinischen Grenze aggressiv-freundliche Zllner arbeiten. Schliesslich kommen wir in Kotor an. Unsere Reisegruppe wird von Jovis Vater Nikola empfangen und in Autos verfrachtet. Auf der Fahrt stelle ich fest, dass Stau whrend der Osterzeit nicht nur auf Schweizer Autobahnen zu finden ist. Endlich in Bijela angekommen, lernen wir einen Haufen Verwandte und Bekannte, sowie Nikolas selbst gebrannten Schnaps kennen. Wir staunen ber Jovis Bruder Duan, der elfjhrige Junge hat durch jahrelanges Schauen von SuperRTL-Cartoons akzentfreies Deutsch gelernt. Den ganzen Tag hindurch kommen wir in den Genuss der berhmten serbischen Gastfreundschaft, sprich Schnaps, Essen, noch mehr Essen und immer wieder Schnaps. Nach und nach treffen die Freunde meines Bruders in Bijela ein. Nikola ldt uns fr den nchsten Tag ans Meer ein, um Muscheln zu suchen.

    38 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - REISEBERICHT

  • 11. April

    Am Morgen erwartet uns eine usserst reichhaltge und nahrhafte Mahlzeit. Fleischtorte, Wrste, frisches Maisbrot, trkischer Kaffee und frittierte Fettstckchen, ein gelungener Start in den Tag. Danach fhrt uns Nikola zum Strand. Wir fragen uns, wofr er einen selbstgebastelten Fnfzack mit Schnur mit sich fhrt. Die Frage wird jedoch schon bald beantwortet: Nikola will den Schweizern die monenegrinische Meerfauna zeigen! Geschickt spiesst er Meeresbewohner wie Krabben und Seesterne mit seinem Fnfzack auf und zeigt uns stolz die maltrtierten Tiere, bevor er sie wieder ins Meer zurck schleudert. Einer Krabbe reisst er die Scheren ab und verteilt sie als Souvenirs mit dem Tipp, sie in einen Ameisenhaufen zu legen. Die Ameisen essen das Krabbenfleisch aus den Scheren und das Souvenir beginne dann auch nicht zu stinken. Nach diesem lehrreichen Einblick in die Meeresbiologie, schickt er Oli mit einem Kessel und Bierversprechen ins 17 Grad warme Meer, um Muscheln zu ernten. Whrend Oli im Meer nach Muscheln taucht, rauscht Nikola auf seinem Scooter davon. Nach einer halben Stunde kommt er zurck, mit einem 5 Kg-Sack Muscheln, den er auf einem Markt in der Nhe gekauft hat. Kurz darauf ist auch Olis Muschelkessel voll und wir kehren zu Nikolas Haus zurck,

    wo wir unsere Meeresbeute putzen mssen. Eine mhselige Arbeit, die durch einige Schnpse noch verzgert wird. Wir werden jedoch am Abend mit einer herrlichen Muschelmahlzeit belohnt. Vor dem Schlafen gehen instruiert uns Manu noch fr die morgige Hochzeit; dem Zigeunerorchester kein Geld geben, dieses werde separat bezahlt; eine Handvoll Mnzen mitnehmen, um denjenigen zu bezahlen der einem das Hochzeitszweiglein ansteckt und leider sei es nicht mglich, wie von uns gewnscht, mit einer Kalashnikov in die Luft zu schiessen, dies sei seit kurzem illegal.

    39 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - REISEBERICHT

  • 12. April

    Schon whrend ich mich meinem kleinen Stuppek fr die Hochzeit zurechtmache trompetet von Nikolas Haus Ziegeunermusik zu uns herber. Zur Begrssung fchert sich das Orchester um uns und beschallt uns minutenlang mit ihren Blasinstrumenten. Glcklicherweise treffen neue Gste ein und die Musiker lassen von uns ab. Mit aufdringlichem Pfeiffton in Ohren wird mir das Hochzeitszweiglein angesteckt, werfe meine Mnzen auf das Tablett und habe auch schon meinen ersten Schaps in der Hand. Whrend mich Jovis Verwandte und Bekannte mit jeweils neuen Schnpsen begrssen, komplettiert sich nach und nach die Hochzeitsgesellschaft. Jovi und Nikola tanzen derwischartig zum rassigen Takt des Orchesters, whrend sich bei mir langsam die unheilvolle Kombination von Mittagssonne und Schnaps bemerkbar macht. Schliesslich machen wir uns im Auto auf dem Weg nach Herzeg Novi, wo in einem Strandrestaurant das Bankett stattfinden wird. Auf der Fahrt sollen wir mglichst viel hupen und falls wir von der Polizei angehalten werden einfach sagen, dass wir zur Hochzeitsgesellschaft gehren. Als pflichtbewusster Beifahrer hupe ich auf der gesamten Strecke, whrend ich dem

    Fahrer immer wieder sein Bier reiche. Das riesige Buffet im Restaurant hilft mir dabei, unerwnschte Schnapswirkungen vorerst zu beseitigen. Nach dem ausgiebigen Essen und der Hochzeitszeremonie kommen die Zigeunermusiker wieder und die Neuvermhlten tanzen traditionsgemss den ersten Tanz. Die ganze Gesellschaft schliesst sich dem Tanzvergngen an. Tanzfreudigkeit und Schnaps gehen dabei Hand in Hand. Sascha, der bosnische Freund meiner Schwester sorgt versehentlich fr ein vorzeitiges Ende der Zigeunermusik, indem er dem Tubablser eine 50-Euro-Note auf die Stirn klebt. Mehr Geld will das Orchester offensichtlich gar nicht verdienen. Ein sichtlich schapsgezeichneter Dimi genehmigt sich anschliessend ein Erfrischungsbad im Meer, whrenddessen meine Mutter Jovis Kollegen verspricht, ihnen Haschkuchen zu backen, wenn sie uns in der Schweiz besuchen kommen. Die berauschte Zeit vergeht wie im Flug und gegen Mitternacht fahren wird zurck nach Bijela, wo sich die trinkfesten am Strand einfinden, um sich ein Paar letzte Schnpse zu genehmigen.

    13. April

    Mit einem Kater, wie ihn nur eine Balkanhochzeit auszuprgen vermag, treffen wir uns fr ein letztes Mittagsmahl in Nikolas Haus. Schweren Herzens und froher Leber verabschieden wir uns von unseren neuen Freunden, Verwandten und Bekannten, mit dem Vorsatz bald wiederzukehren. Dann kommt auch schon der Bus der uns nach Kotor bringt wo der Nachtzug nach Belgrad auf uns wartet.

    40 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - REISEBERICHT

  • 42 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - FOLK

  • 43 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - FOLK

  • 44 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - FOLK

  • 45 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - FOLK

  • 46 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - ILLUSTRATION - GIGI BURN - WWW.GIGIBURN.CH

  • Lange hatte er gehofft. Hoffnung, lernte er in dieser Zeit, konnte ausdauernd und bestndig sein. Er verstand all die Einwnde seiner Freunde und der Vernunft. Davon hatte

    er ursprnglich eine gesunde Portion besessen. Doch irgendwann in dieser Angelegenheit hatte sie sich ausgeklinkt. Wozu braucht es schon Vernunft? rief er euphorisch und trotzig. Befreit von ihr, lsst sich die Welt erobern! Doch er wusste selber gut, dass daran bisher noch jeder gescheitert war. Aber seine Vernunft konn-te er nicht mehr anrufen, sie hatte ihn entsetzt verlassen, als er der Hoffnung Asyl gewhrte. Nur vorbergehend, doch geblieben ist sie viel zu lange.Bis er eines Tages aufwachte und sich fest entschlossen zeigte, die Hoffnung ber Bord zu werfen. Denn sie verhinderte sein Vorwrtskommen, er trat aller Anstrengung zum Trotz stets an Ort und Stelle. Wie im Traum, in dem es kein Vorankommen gibt. Es ist ein Albtraum! schrie er auf und stiess sie von Bord. Er fhlte sich erleichtert und zum Aufbruch bereit. Am Abend strampelte er wieder an Ort. Die Hoffnung war ihm den ganzen Tag hindurch gefolgt und strzte sich auf ihn, gerade als der Abend dmmerte. Er war ein leichtes Opfer und gab sich nach kurzem, nicht sehr intensiven Kampf geschlagen. Er lernte, dass sich die Hoffnung nicht so einfach abstreifen liess. Er war keine Schlange, der jede Hutung spielend gelang. Wochenlang lebte er weiter mit seiner Hoffnung. Sie hatten ein inniges Verhltnis und teilten sich den Alltag. Es war freilich das einzige innige Verhltnis, welches er in jener Zeit unterhielt.

    48 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - (K)EIN BLICK ZURCK

  • Er war in ihre Stadt gekommen. Er wusste, wo sie wohnte, doch er ging nicht hin. Stattdessen setzte er sich ans Ufer des grossen, verwinkelten Sees. Er hatte die Stadt frher nie

    gemocht. Da waren die Berge, sie engten ihn ein. Und meistens waren da dicke Wolken. Zumindest in seiner Erinnerung waren immer dicke, nasse Wolken. Und doch war die Stadt ein Magnet. Die ganze Welt schien sonderbar von ihr angezogen. Heute hatte es keine Wolken und die Berge trugen Frhling. Langsam begriff er, worin der Reiz der Stadt bestand. Doch auch heute war sein Ver-hltnis zu ihr getrbt. Er konnte hier nicht sein, ohne sich verfolgt zu fhlen. Bei einem Dreieck gab es immer eine Ecke zuviel. Und seine Vernunft wusste, dass er die berzhlige Ecke war. Doch sie hatten sich nicht mehr viel zu sagen, seine Vernunft und er. Wie damals die Berge, engten ihn heute die andern Ecken ein. Sie schie-nen berall zu lauern, er war in ihrer Stadt. Er wusste nicht, wes-halb er hierher gekommen war. Vielleicht gerade deswegen. Weil er sich fehl am Platz fhlen wollte. So wie hier, so auch im Ganzen. Seine Vernunft und seine Freunde wussten das schon lange. Doch sie htten sich auch tuschen knnen. Er wollte und musste dies fr sich selber herausfinden.Er ging zum Bootssteg. Sie redeten viel davon, zusammen eine Bootsfahrt zu unternehmen. Zu Beginn des Frhlings brachte sie die Idee ein. Sie gefiel ihm und er freute sich einen Sommer lang. Dann wurde es Herbst und auf dem See zusehends rau und unge-mtlich. Die gemeinsame Schiffsfahrt fiel ins Wasser und er wusste nicht genau, was noch alles damit verbunden im dunklen Nass auf Grund lief. Unterdessen war es wieder Frhling geworden. Der Winter war ungewhnlich lang und kalt gewesen. Er ging zum Steg und wartete, bis die Matrosen die Kette zur Seite rasseln und das Schiff freigeben wrden. Die Schlange am Steg wurde lnger. Es war ein Feiertag und bis auf ihn und einen Japaner ging niemand alleine aufs Schiff. Der Japaner setzte sich in unmittelbarer Nhe zu ihm ebenfalls auf die hinterste Bankreihe im Freien am Heck des Schiffs. Doch ihm war nicht nach Gesellschaft zu Mute. Er ignorierte die gelegentlichen Bemhungen des Touristen, mit ihm ins Gesprch zu kommen. Stoisch starrte er auf den See hinaus. Es war kalt auf dem Schiff, obwohl die Sonne schien. Und von irgendwo her verirrten sich Regentropfen aufs Deck, obwohl die grauen Gewitterwolken noch weit entfernt schienen.

    49 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - (K)EIN BLICK ZURCK

  • Er stellte sich vor, wie es gewesen wre mit ihr auf dem Schiff. Entspannt, gemtlich, erholsam, angeregt, erregt, ausgelassen, still, ruhig, unbequem, unbehaglich, lang-weilig, eng. Er erinnerte sich an eine Rundfahrt auf der Seine. Sie lag Jahre zurck. Er

    sass neben seiner Schulkollegin. Sie waren zufllig beide zur gleichen Zeit in Paris und glit-ten nun unter den zahlreichen Brcken rund um die Notre Dame bers Wasser. Der Motor trieb das Boot vorwrts und der alte Lautsprecher schepperte den Touristen Informationen entgegen. Er war ber beide Ohren verliebt und schaute an besonders romantischen Stellen der Flussfahrt zu ihr hinber. Sie fixierte ihren Blick stets aufs nahe Ufer. Als die Rundfahrt vorber war, hatte er Hunger. Sie nicht, also trennte man sich wieder.

    Er versuchte, an etwas anderes zu denken. Eine Frau mit dunkler Sonnenbrille blickte unentwegt in seine Richtung. Mit ihren grauen, kurzen Haaren erinnerte sie ihn an einen bekannten Fernsehmoderator. Er berlegte eine Zeit lang, wem ihre Begleiterin gleichen knnte. Doch er fand keine Parallelen zu einem ihm bekannten Gesicht, also schaute er wieder aufs Wasser hinaus. Es hatte nun gekruselte Krnchen, die ein baldiges Gewitter ankndigten. Doch eigentlich hatte er keine Ahnung vom Wetter. Er lauschte ein bisschen dem Gesprch der zwei Studentinnen in der Reihe vor ihm und berlegte, ob er sich in eine der zwei verlieben sollte. Er gab den Gedanken bald wieder auf und rckte seine Sonnen-brille zurecht, deren Bgel auf seinen Ohren allmhlich zu schmerzen begannen.

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  • 51 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - (K)EIN BLICK ZURCK

  • Er hatte ihr zahlreiche Briefe geschrieben. Sie hatte sich mal die Mhe gemacht und die Seiten gezhlt. Sie kam auf ber hundert. Er schrieb so produktiv wie eine Legehenne Eier

    legte. Denn er wusste, seine Worte hatten Kraft. Er benutzte sie als Prellbock und strmte gegen das massive Tor. Er wusste nicht, wie das Land dahinter aussehen wrde, aber er stellte es sich schn vor. Erstrebenswert. Also rannte er gegen das Tor an. Es gab nach, er sprte es deutlich. Es wrde aus den Angeln springen, wenn er nur stark und ausdauernd genug dagegen anschreiben wrde. Doch das Tor hielt. Er umlullte sie mit seinen Worten. Er betubte sie mit sei-nen Gedanken. Doch das Tor hielt. Jeder Blick in die Welt ist ein Suchen nach dir! schrieb er. Doch das Tor hielt. Meistens schrieb er nachts. Er htte schlafen mssen, doch er schrieb. Er mischte seine Trnke und spitzte seine Pfeile im Schutz der Dunkelheit. Meist verfolgte ihn sein strmisches Gedankenkarussell selbst im Schlaf. Allzu einfach liess er sich davon ereilen. Dann zerrte er den Schlaf zur Seite und strzte sich in neue Briefe. Doch das Tor hielt. Der Gegendruck von der anderen Seite her war einfach zu stark. Unmglich, dagegen anzurennen. Niemals wrde er das Tor zum Brechen bringen. Es dauerte jedoch mehr als hundert Seiten, bis auch er bereit war, dies zu akzeptieren.

    Die Schiffsfahrt ging zu Ende, ohne dass er wusste, ob sie ihm lang oder kurz htte vorkommen mssen. Er hatte wieder ihre Stadt unter seinen Fssen. Er ging zum Bahnhof und fuhr in die seinige. Auch hier hockte die Erinnerung berall. Zgig ging er den kurzen Weg nach Hause. In der Kche goss er Wasser in eine Pfanne und machte die grosse Herdplatte an. Er blickte durch das Fenster nach draussen. Und gab sich Mhe, sie nicht zu suchen.

    52 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - (K)EIN BLICK ZURCK

  • Kristi

    ina Wilson

    S

    alome Gut

    Raph

    aela Pichler

    M

    ichelle C

    arimpong

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    everin Mri

    N

    ici Jost

    M

    arie-C

    hristine Gerber

    Contributors

    M

    onica Santana

    M

    arisa Pichler

    M

    ichael Hitz

    53 HOPEHOPE-MAGAZINE ISSUE #07 - CONTRIBUTORS

    Editor-in-chiefZrich

    www.hopehope.ch

    StylingLuzern

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    Illustrationen und LayoutZrich

    www.monicasantana.ch

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    FotografinZrich

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    FotografinNew York

    www.kristiinawilson.com

    TextAarau

    [email protected]

    TextZrich

    [email protected]

    Hair & Make-upZrich

    www.nicijost.com

    FotografinZrich

    www.raphaelapichler.ch

  • J

    ulia Brtsch

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    elix Robert

    Clau

    dia Marinka

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    athrin Eckhard

    Gigi Burn

    Emm

    anuel Florias

    Ann

    i Katrin Elmer

    J

    essy Wirth

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    aula Scheidt

    R

    omina Tschuor

    Contributors

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    ArtistZrich

    www.gigiburn.ch

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