Horst-Eberhard Richter: Ein Leben für den Frieden

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Ein Leben für den Frieden Horst-Eberhard Richter (1923 - 2011) Sonderbeilage zum Gedenken an Horst-Eberhard Richter/märz 2012 Foto: Andreas Schoelzel

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Sonderbeilage zum Gedenken an Horst-Eberhard Richter

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Ein Leben für den FriedenHorst-Eberhard Richter (1923 - 2011)

Sonderbeilage zum Gedenken an Horst-Eberhard Richter/märz 2012

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Ich denke dankbar an unsere vertrauens-volle, wenn auch anfangs schwierige Zeit zurück: Zuerst kannte ich Horst nur als Autor seines berühmt gewordenen Buches

„Eltern, Kind und Neurose“, und lernte ihn zur gleichen Zeit in einem wissenschaftlichen Sym-posion über „Herzneurose“ kennen. Im Jahr 1981 aber begann für mich eine „Zeitwende“. Prof. Lown hatte in den USA zusammen mit dem Kardiologen Tschasow die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs gegründet.

Auf dem großen Kongress der Friedensbewe-gung in Hamburg kurz zuvor hörte ich Horst zum ersten Mal sprechen über die dringende ärztlich-humanitäre Aufgabe, aktiv für den Friedenserhalt zu arbeiten. Im gleichen Jahr begannen wir, die deutsche IPPNW-Sektion aufzubauen.

Ohne Horst und sein Kliniksekretariat wäre es nicht gelungen, innerhalb von wenigen Monaten die stärkste Sektion der IPPNW weltweit, abge-sehen von den USA, zu werden. Zusammen mit Horst protestierten wir gegen die Atombewaff-nung in West- und Ostdeutschland, wir lehnten jede ärztliche Ausbildung in Kriegsmedizin ab sowie alle staatlichen Vorbereitungen auf einen möglichen Kriegsfall, der in Europa ein Atom-krieg wäre. Stattdessen forderten wir den Dialog zwischen Ost und West. Horst-Eberhard Richter war stets an der Spitze unserer Protestbewegung und der Forderungen nach Abbau von Feindbil-

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir trauern um unseren Vordenker und Mitgrün-der, der in den Anfängen der deutschen IPPNW gemeinsam mit Ulrich Gottstein und anderen Ak-tiven die Grundlagen für unsere Arbeit gelegt hat.

Horst-Eberhard Richter hat den Satz von Rudolf Virchow, Politik solle Medizin im Großen sein, in seinem Wirken umgesetzt, nicht im Sinne der Parteipolitik, sondern durch Aufklärung einer großen Öffentlichkeit und durch Ermutigung sehr vieler Menschen, aktiv zu werden für eine hu-manere Gesellschaft.

„Aufstehen für die Menschlichkeit“ blieb für ihn bis zu seinem Lebensende eine zentrale Aufgabe, für die er nicht müde wurde zu arbeiten – und das hieß für ihn essenziell: gegen die Barbarei des Krieges einzutreten. Für uns unvergesslich, mit welcher Verve sich Horst-Eberhard Richter an die Spitze einer großen Demonstration der Frie-densbewegung in Berlin anlässlich des NATO-Krieges 1999 gegen Jugoslawien setzte.

„Lernziel Solidarität“, das bleibt eine langfristige Aufgabe für uns alle. Gegenüber den zentrifu-galen Kräften in unserer Gesellschaft hat Horst-Eberhard Richter Kontakt gefunden und konkrete Unterstützung geleistet zu marginalisierten Men-schen der Gießener Siedlung „Eulenkopf“. Es war beeindruckend, mit ihm seinen 85. Geburtstag im Vereinsheim dieser Siedlung zu begehen, die Sympathie und Herzlichkeit der Menschen dort für ihren langjährigen Unterstützer und Freund zu erleben.

Horst-Eberhard Richter ist physisch nicht mehr unter uns, aber seine psychoanalytischen und philosophischen Erkenntnisse, sein klares Votum gegen den Krieg, sein Mut und seine Einsatzkraft werden uns weiter inspirieren.

Matthias Jochheim, Vorsitzender der IPPNW

Zum Abschied

EDITORIAL

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dern und für Gespräche der Ver-ständigung. So war es verständ-lich, dass die Aktivitäten unserer deutschen IPPNW, der stärksten in Europa und an der Grenze zwischen NATO und Warschauer Pakt, mit dazu führten, dass die internationale IPPNW 1985 den Friedensnobelpreis erhielt.

L ange Zeit hatte Horst nicht über seine traurige Jugend

erzählt. Erst später gab er in sei-nen Erinnerungen an, dass sein Denken und Handeln primär aus den tragischen Erfahrungen als junger Kanonier an der Ostfront entstand, wo er das Geschütz auf sowjetische Dörfer zu richten hat-te, obgleich doch die freundlichen Dorfbewohner total unschuldig waren. Eine Erkrankung mit wohl diphtheriebedingten Lähmungen rettete Horst vor Gefangenschaft und wahrscheinlich dem Tod in Stalingrad.

Als er 1946 aus französischer Gefangenschaft in das zerstörte Berlin zurückkehrte, erfuhr er, dass seine Eltern durch Sowjet-Soldaten ermordet worden waren.

Nun allein, mittellos und ohne Familienangehörige, aber Gott sei Dank bald durch seine liebe Frau Bergrun ein Leben lang un-terstützt, konfrontiert mit den be-kannt werdenden Verbrechen der Nazi-Herrschaft, wurde Horst So-zialphilosoph, Psychiater und Psy-choanalytiker und dann Direktor der Psychosomatischen Uni-Klinik Gießen. Wie kein anderer ana-lysierte er die tiefsten Ursachen der Friedlosigkeit im Menschen. Für mich waren seine Gespräche mit uns, seine Reden und Bücher wegweisend. Er mahnte uns, nicht nur mit praktischen Schritten für die Verhütung eines Atomkriegs und gegen die Militarisierung zu protestieren, sondern immer zu betonen, dass wir dies aus Moral, ärztlicher Ethik und Verantwor-tung für die Mitmenschen tun.

In einem Brief an mich schrieb Horst am 5. September 2011:

„Mir scheint, dass wir beide von zwei Seiten her ganz wichtige gei-stige Stützen der IPPNW geworden und geblieben sind. Wir sind bei-de christliche Humanisten“, und er fügte hinzu, „Du allerdings nä-

her bei der Kirche, ich näher beim ethischen Sozialismus. Beiden ist es uns wichtig, unser Friedensen-gagement mit unserem Arzttum zu verknüpfen … Wir fühlen uns nicht als Politiker in weißen Kitteln, sondern als Vollblut-Ärzte, die aus der Ethik unseres Berufes unse-re Zuständigkeit für die Krankheit Friedlosigkeit ableiten.“

D ie deutschen Ärzte und Ärz-tinnen der IPPNW sowie alle

Mitglieder des internationalen IPPNW-Vorstands werden un-seren Freund und großen Arzt und Kämpfer für Frieden und Ge-rechtigkeit nie vergessen.

Prof. Dr. Ulrich Gottstein, Ehrenvorstand und Gründungsmit-glied der IPPNW Deutschland

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Ich bewundere ihn, weil ich in ihm einem Men-schen begegnet bin, der mir stets mit Sensibi-lität und Kraft entgegentrat, mit Fantasie und Scharfsinn, Friedfertigkeit und Aktivität, Einfüh-

lung und Kritik, Entschiedenheit und Toleranz, mit geschliffen-hoher Geistigkeit und weltzugewandter Leiblichkeit.

Horst-Eberhard Richter zu würdigen, fällt mir ganz schwer und ganz leicht zugleich. Es überwiegt Dankbarkeit: für gewonnene „Erleuchtung“ in die verborgenen, innersten Zusammenhänge unserer Verbiegungen, für erfahrene Hilfe bei der Bearbei-tung des Bedrängenden und des Verdrängten, für das wesentlich durch ihn schlüssig gewordene Zu-sammenspiel von Persönlichem und Politischem.

I ch habe seine Stimme im Ohr, in der Traurigkeit und Festigkeit gepaart waren, und vor Augen sei-

ne bescheiden daherkommende Erscheinung, in der sich sein Wesen zeigte. Er hatte ein so stilles wie starkes Charisma, an dem so viele Menschen Jahrzehnte lang teilhaben konnten. Er vermochte es, Psychoanalyse und Gesellschaftskritik verständlich und einsichtig zusammenzubringen.

Er hat wie kaum ein anderer seiner Zunft ganz per-sönlich geredet, ohne das Private zu verletzen, und gewährte damit dem Leser oder Zuhörer beispiel-haft, überraschend, herausfordernd Einblicke in dessen eigenes Ich. Er machte sich nicht nur Sor-

Ein so stilles wie starkes CharismaFriedrich Schorlemmer zum Tode von Horst-Eberhard Richter

Zeichnung: Jürgen von Tomeï

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gen – ums Politische, ums Soziale, ums Ökologische, sondern er erhob Einspruch, versammelte Wider-sprechende, und er engagierte sich bei den Ärzten gegen den Atomkrieg (IPPNW). Was Brecht sich für seinen Grabstein wünschte, trifft ganz auf Richters Denkart zu: „Er hat Vorschläge gemacht./Wir haben sie angenommen./Durch eine solche Inschrift wären wir alle geehrt.“

D em eingreifenden Denken eines Bertolt Brecht hat er das einfühlende Denken hinzugefügt und

dabei zum Eingreifen ermuntert und jeder Selbstü-berforderung widerraten. Er wusste zu gut um die Grenzen und die Brüche jedes Einzelnen, er wusste auch um den politisch fatalen „Gotteskomplex“, in dem er die Hybris des Machbarkeitswahns auf-spießte.

Viele seiner Bücher wurden populäre Programmtitel: „Lernziel Solidarität“, „Leben statt machen“, „Chan-ce des Gewissens“, „Sich der Krise stellen“, „Flüch-ten oder Standhalten“, „Das Ende der Egomanie“, „Bedenken gegen Anpassung“, „Wer nicht leiden will muss hassen“, – bis hin zu seinem letzten (Ver-mächtnis-)Buch „Moral in Zeiten der Krise“ (2010), in dem er auch „Die Hohe Kunst der Korruption “ (1990) nochmals in ihren diffizilen Auswüchsen zu durchschauen lehrte. Sehr direkt hat er sich immer an Menschen, besonders jüngere gewandt, er wurde zum Vordenker, Motivator, Reflektor, Begleiter und Akteur der Friedensbewegung. (Noch vor acht Wo-

chen sprach er hier in Berlin über „Atomgefahr und Menschlichkeit“ mit der für ihn charakteristischen Zuversicht „Ich kann etwas tun“.) Allen Ideologien und allen Feindbildern trat er analytisch und prak-tisch entgegen.

In seinen letzten Jahren galt er den Jungen als der große zornige Weise von Attac. „Eine andere Welt ist möglich“ – das war sein Credo lebenslang, dem er mit sanfter Entschlossenheit folgte. „Und die Hoff-nung auf einen moralischen Aufbruch kann man sich – trotz allem! – dadurch bestätigen, dass man allen noch so plausiblen pessimistischen Bedenken durch Fortsetzung eigener engagierter optimistischer Praxis widerspricht.“ Sein letztes Wort in seinem letz-ten Buch.

Mut und Zuversicht wollte diese klarsichtig-sym-pathische Inspirations- und Integrationsper-

sönlichkeit – buchstäblich bis zum letzen Atemzug – seinen Urenkeln für deren Weg mitgeben. Jetzt gilt es, seine Einsichten ohne ihn einzulösen. Mögen die Friedens- und Umweltbewegten sowie die globali-sierungskritischen Initiativen seine „Einwände gegen das Verzagen“ beherzigen.

Friedrich Schorlemmer Zuerst erschienen in „Neues Deutschland“, 22.12.2011 Nachzulesen unter: http://tinyurl.com/6rz57hc

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Kampf der Ärzte für denFrieden, jetzt erst recht!

Festrede von Horst-Eberhard Richter zum 30-jährigen Bestehen der IPPNW am

17. September 2011 in der Berliner Philharmonie

Heute fast auf den Tag genau vor 30 Jahren organisierten Ärzte und Vertreter anderer

Gesundheitsberufe einen ersten Kongress zur Verhinderung des Atomkrieges auf deutschem Bo-den in Hamburg. 14 Ärztegrup-pen und 42 gemischte Initiativen aus dem Gesundheitswesen wa-ren beteiligt. Neben deutschen Vortragenden kamen kompetente Redner aus Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Russland und den Niederlanden zu Wort. Mo-nate später gründeten Ulrich Gott-stein, Barbara Hövener und ich die deutsche Sektion der IPPNW. Ostdeutschen Kollegen war die Mitgliedschaft verwehrt. Sie mus-sten bis zur Vereinigung warten. Intensive persönliche Kontakte fanden nichtsdestoweniger statt, misstrauisch von der Stasi beo-bachtet.

Wir errangen bald öffentliche Auf-merksamkeit durch unsere mo-ralische Autorität, durch unsere einschlägige wissenschaftliche Kompetenz und unser fachlich

fundiertes politisches Engage-ment. Die uns geistesverwandten Grünen machten erst kurze Zeit von sich reden. Den Antikapita-listen stand noch die Entartung des Stalinismus vor Augen. Attac hatte sich noch nicht erfunden. Jedermann verstand, dass gerade wir Ärzte den Atomtod zu unserer Sache machten. Wir scheuten uns nicht, auf die Straße zu gehen und die Leute zu erschrecken, etwa indem wir mit weißen Kitteln und einem großen schwarzen Kreuz in den Händen vor einem ameri-kanischen Atombombenlager de-monstrierten. Das war nicht stilvoll akademisch, aber dem Grauen des Atomtodes angemessen.

Die Menschen sollten wissen, dass man Verstrahlung nicht hei-len kann. Die uns in Scharen zu-strömenden IPPNW-Mitglieder verweigerten in einer öffentlichen Erklärung die Teilnahme an kata-strophenmedizinischen Kursen, die auf den Atomkriegsfall vor-bereiten sollten. Wir folgten da-mit dem Beispiel amerikanischer Ärzteverbände, die es ablehnten,

ihrer Regierung Tausende von Reservebetten angesichts der Atomkriegsgefahr zur Verfügung zu stellen. Wir Ärzte wollten klar machen, dass schon die indirekte Vorbereitung auf einen nuklearen Vernichtungskrieg diesen möglich erscheinen lasse. Wir wollten die-sen aber undenkbar machen.

30 Jahre später. Die akute Atomkriegsangst hat sich

abgeschwächt. Angst gehört zu den Gefühlen, die schnell ver-blassen. Deshalb fand der Ex-Kommandeur der amerikanischen Kernwaffenverbände General Lee Butler kaum noch Beachtung, als er rückschauend feststellte, sei-nes Erachtens seien wir einem nuklearen Holocaust wohl eher durch himmlische Fügung als durch menschliche Besonnenheit gerade noch entgangen. Eine un-geheuerliche Feststellung. Aber sie regt nicht mehr auf.

Es ist, als würden Gefühle zur Privatsache, seitdem sie von der Technik entmündigt werden. An die Technik wird die Verantwor-

Foto: Andreas Schoelzel

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tung zur Erhaltung des Friedens delegiert. Ein raketengestütztes Sicherheitssystem erntet mehr Vertrauen als alle humanistischen Abmachungen unter den Men-schen.

D er Kalte Krieg wurde nicht durch menschliche Friedfer-

tigkeit entschieden, sondern durch unseren Sieg im Raketenschach, sagten die Amerikaner und Ex-Kanzler Helmut Schmidt, der auf seine nach Deutschland geholten Pershing Raketen verweist, die auf Moskau gerichtet gewesen waren. Die hätten Gorbatschow auf die Knie gezwungen. Wir haben die Russen tot gerüstet, heißt es im Westen.

Wenn wir als Friedensärzte der IPPNW nach wie vor die in Büchel an der Mosel gelagerten Atom-bomben zu eliminieren verlangen, stehen wir scheinbar da als Anwäl-te einer privaten Friedlichkeit jen-seits der politischen Realität. Die fängt erst an, wenn das System dahinter steht. Büchel ist Teil eines raketengestützten Sicherheitssy-

stems der Nato. Abschreckung ist nicht mehr etwas, was sich in den Menschen abspielt, sondern gehört zu einer technischen Stra-tegie. Abschreckung ist ein lüg-nerisches Wort. Es verkündet nur eine Absicht, aber nimmt deren Erfüllung schon vorweg.

In Hiroshima wurden 200.000 Menschen Opfer einer nur zum Abschrecken vorgesehenen Bom-be. Als Einstein 1939 Präsident Roosevelt nahe legte, die Bombe bauen zu lassen, wollte er Hitler durch Abschreckung zuvorkom-men, der angeblich an deren Her-stellung schon arbeiten ließ. Doch das war eine Fehlinformation. Hit-ler hatte anderes im Sinn. Dann war die amerikanische Bombe fertig. Hitler war tot. Darauf ließ man die Bombe kurzerhand vom Abschrecken zum Vernichten umfunktionieren und Hiroshima zerstören. Wer wollte im Ernstfall die Nato hindern, eine der in Bü-chel gehorteten Bomben genau so umzufunktionieren? Später nannte Einstein den Brief an Roosevelt den größten Fehler seines Le-

bens. Barack Obama ist der erste US-Präsident, der Hiroshima nicht mehr eine patriotische Ruhmestat nennt.

U rsprünglich rechtfertigte Am-erika seine nukleare Überle-

genheit mit der Verteidigung der westlichen Werte. Aber dann gab ihm das Böse im Osten Anlass zur Rechtfertigung der eigenen atomaren Herrschaft. Wer die ab-solute Waffe hat, braucht den ab-soluten Feind, fand der britische Physiknobelpreisträger Patrick Maynard Stuart Blackett heraus. Der Westen musste die Russen noch verteufeln, als diese längst auf Aussöhnung und Abrüstung aus waren. Das bekamen wir Ärzte der IPPNW zu spüren, als uns 1985 der Friedensnobelpreis zugesprochen wurde. Wider bes-seren Wissens verfolgte uns die CDU-Regierung mit Kohl und Geis-sler als verkappte Kommunisten-freunde. Dass wir in Moskau wie in Washington mit den gleichen ethischen Argumenten für Huma-nisierung der Beziehungen und für Versöhnung warben, kreidete

Foto: Andreas Schoelzel

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man uns hierzulande als Schwä-chung des westlichen Wehrwillens gegen die östliche Bedrohung an. Obwohl mit führenden Vertretern der ostdeutschen Bürgerbewe-gung im Bunde, musste ich mich von den Herrschenden im Westen zum heimlichen Verräter stempeln lassen. Der Nobelpreis für uns be-deute eine Schande für das christ-liche Abendland, tönten Kanzler Kohl und Generalsekretär Geißler. Allen Ernstes beantragte man in Oslo den Entzug des Preises, holte sich dort aber eine deftige Abfuhr.

D er Kalte Krieg endete in der Paradoxie, dass dem Westen

ein Weltfeind abhanden kam, der von dem Werteverfall im eigenen System abzulenken vermocht hat-te. Als eine Art Nothelfer sprang dann Saddam Hussein ein, der sich bei zwei Präsidentschafts-wahlen für die Rolle des Urbösen anbot. Er lieferte dem Besitzer der absoluten Waffe den Gegen-part des absoluten Feindes. Ihm konnte man die Urheberschaft des Anschlags vom 11. Septem-ber andichten und die geistige

Führerschaft eines terroristischen Islamismus, mit dem er nicht das Allergeringste zu tun hatte. Ihm heftete man die Weltbedrohung mit der absoluten Waffe an, ob-wohl man diese nirgends fand.

Warum blieb Saddam der Schuldi-ge trotz Widerlegung aller Verdäch-tigungen? Weil er als Projektionsfi-gur zur Abwehr des Selbsthasses unentbehrlich war. Er war keine Erfindung von George W. Bush, sondern Opfer einer primitiven kollektiven Hassprojektion. So hat der Physiker und Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker die Friedlosigkeit des Westens gedeu-tet. Nämlich als eine psychische Krankheit. Als Projektion des Unfriedens mit sich selbst. Die Deutung des Philosophen kommt derjenigen der Psychoanalyse nahe. Das ist die Annahme einer kollektiven paranoischen Störung. Eine in sich zerfallene Gesellschaft erfindet für sich wie im Mittelalter Kreuzzüge, um sich der Arbeit an der eigenen inneren Zerrissenheit zu entziehen. Als Papst Innozenz III. im 13. Jahrhundert feststellte,

dass alle Verderbnis im Volke vom Klerus selbst ausgehe, entdeckte die Kirche zur Selbstentlastung die Inquisition.

Aber was nun? Weit und breit bie-tet sich heute kein Monster von Weltformat mehr an. Eine selbst gemachte Krise nach der anderen nötigt zum Blick nach innen. Eine Dauerkrise des Weltfinanzsystems offenbart einen Schwund des Ver-antwortungssinnes. Kurzfristige egoistische Befriedigungen ver-tiefen die globale Armutskluft und missachten die langfristigen Be-dürfnisse künftiger Generationen. Klimavorsorge – seit den wissen-schaftlichen Ermittlungen von Global 2000 überfällig – hinkt den Notwendigkeiten immer noch weit hinterher. Die Natur bestraft uns für die Verweigerung der Einsicht, dass sie nicht uns gehört, sondern dass wir zu ihr gehören. Fukushi-ma lässt uns für den Wahn büßen, die atomaren Gewalten berechen-bar und endgültig beherrschbar machen zu können. Und mit der Beibehaltung der militärischen nuklearen Bedrohung nehmen wir

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eine Unterdrückung unseres Ge-wissens in Kauf.

D azu noch eine kleine Ge-schichte. 1987 war es Hans

Peter Dürr und mir vergönnt, ei-nen Kreis um Gorbatschow zu initiieren, aus dem eine Interna-tional Foundation for the Survival and the Development of Huma-nity entstand. Es beteiligte sich eine kleine Schar von engagierten Wissenschaftlern, Wirtschaftlern und Politikern, darunter US-Ex-Verteidigungsminister McNama-ra, Green-Peace-Chef David Mc-Taggert, Susan Eisenhower und Andrej Sacharow, Erfinder der schlimmsten Nuklearwaffe, der russischen Wasserstoffbombe. Gorbatschow betreute uns, wenn wir außer in Triest, Göteborg, Washington in Moskau tagten, was von 1987 bis 1991 in unregel-mäßigen Abständen der Fall war. Ich will nur einen herausheben, Andrej Sacharow, der als unbe-irrter Menschenrechtler jahrelang von den Stalinisten verfolgt und verbannt worden war. Jetzt wurde er von einer neuen Macht verfolgt,

nämlich vom eigenen Gewissen. Von ihm haben wir anderen ge-lernt bzw. unsere Überzeugung gefestigt: Die Hortung der militä-rischen atomaren Gewalt macht uns zu Unmenschen. Immer noch klingt in mir Sacharows verzwei-felter Aufruf nach: „Wir können nicht Menschen bleiben, wenn wir unter dem Damoklesschwert der atomaren Bedrohung weiterleben wollen.“ Ich saß neben ihm, als er das sagte und war Zeuge, als McNamara, der gewandelte Be-fehlshaber des Vietnamkrieges, diesem Bekenntnis zustimmte. Bis zu seinem Tode kämpfte der schwer herzkranke Sacharow für die Beherzigung seiner Überzeu-gung. Ich war dabei, als er, der von den Stalinisten Geächtete, in Amerika als Friedensbotschafter Gorbatschows auftrat.

S acharow hat mir übrigens bei der Finanzierung eines Pro-

jekts für die IPPNW durch die besagte Foundation verholfen. Das war 1988 eine große ver-gleichende Untersuchung von je 1.000 Studierenden aus Moskau

und der Universität Gießen. Mit Sozialwissenschaftlern der beiden Universitäten fragten wir die Stu-dierenden: Wie schätzt ihr euch gegenseitig ein, wie seht ihr die Zukunft für euer Land und für die wechselseitigen Beziehungen? Wie viel steckt davon noch in uns von der Feindschaft der Kriegs-zeit? Wie steht es um wechselsei-tiges Vertrauen oder Misstrauen? Die Reaktionen waren erstaun-lich. Beide Seiten beurteilten sich selbst eher kritischer als die Ge-genseite. Unser Vertrauen über-wiegt das Misstrauen. Nur wenn es euch in Zukunft gut gehen wird, wird es auch uns gut gehen. Atomare Abrüstung ja, unbedingt. Aber wird sie gelingen? Die jun-gen Russen sind skeptischer als die Deutschen. Insgesamt ist die Jugend der offiziell verlautbarten Politik deutlich voraus. Die jun-gen Menschen sind einander viel näher, als 20 Jahre Kalter Krieg, Hasspropaganda und Eiserner Vorhang erwarten lassen.

Wenn die Diagnose einer psy-chischen Krankheit Friedlosigkeit

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zutrifft, dann hat eine ärztliche Friedensbewegung weniger Grund zu bezichtigen als Resignation zu verhüten. Für meine Person habe ich einen Gewinn darin erkannt, immer dorthin zu gehen, wo Vor-urteile vor Annäherung warnen. Die IPPNW war mir überall eine wichtige Stütze, um zu denen hinzugehen, vor denen Warnta-feln standen. Ich gehöre zu der Generation, der es immer noch gut tut, an der Last zu arbeiten, die eine Vorgängergeneration an Schuld und Traumen hinterlassen hat. Willy Brandts Kniefall vor dem Warschauer Ghettodenkmal gab uns den Mut, uns wieder aufzu-richten und für neues Vertrauen zu werben. Gorbatschow freute sich, als ich ihm die Befunde unserer Studentenuntersuchung persönlich vorlegte.

L iebe Kolleginnen und Kolle-gen, meine kurze Rede en-

thielt mehr Innenschau, als heute üblich ist. In den letzten 30 Jah-ren ist es Brauch geworden, Ge-sellschaft mehr von außen als von innen zu betrachten. Aber der in-

nere Werteverfall ist die Wurzel der selbst gemachten großen Krisen unserer Tage. Deshalb folge ich gern einem Kritiker als meinem besten Zeugen, gerade weil er als ein Held der Tatwelt die Patholo-gie unserer Innenwelt beleuchtet. Ich meine General Omar Bradley, vormals Chef aller Stabschefs der US-Armee, Heerführer bei der In-vasion der Normandie, Zeuge der Zerstörung von Hiroshima.

A ls er in Pension ging, sagte er in seiner Abschiedsrede: „Wir

leben im Zeitalter der nuklearen Riesen und der ethischen Zwerge, in einer Welt, die Brillanz ohne Weisheit, die Macht ohne Gewis-sen erlangt hat. Wir haben die Ge-heimnisse des Atoms entschleiert und die Lehren der Bergpredigt vergessen. Wir wissen mehr über den Krieg als über den Frieden, mehr über das Sterben als über das Leben.“

Was geht in uns vor, wenn wir das Leben auf unserem Planeten der Gefahr nuklearer Vernichtung aussetzen? In diesen inneren Vor-

gängen erkennt Bradley den wah-ren Grund für unsere selbstschä-digende Risikopolitik. Er gibt die Position eines von außen analy-sierenden Betrachters auf, spricht vielmehr von wir und uns. Wir schrumpfen zu ethischen Zwer-gen, wenn wir uns der Gigantoma-nie eines technischen Allmachts-glaubens unterwerfen. Wir sind, wenn wir von der psychischen Krankheit Friedlosigkeit reden, zugleich therapeutische Deuter wie Mitpatienten in einer Art von Selbsthilfe-Gesellschaft. Wir sind die Gespaltenen zwischen Mach-tehrgeiz und Gewissen. Wir erfor-schen, was wir anders machen müssen, indem wir gleichzeitig erkennen, dass wir anders werden müssen, einfacher, bescheidener, empfindsamer. Der verstorbene amerikanische Philosoph Richard Rorty erkannte die Chance un-seres moralischen Fortschritts nicht im Erstarken unseres Intel-lekts, sondern in der Horizonter-weiterung unseres Mitfühlens.

All dies klingt nach einem Plädo-yer für die in Ungnade gefallene

„Wollen wir angesichts der atomaren Riesen ethische Zwerge bleiben, wollen wir mit der psychischen

Korruption fortfahren? Geht es uns weiterhin um Macht ohne Gewissen? Oder können wir doch noch die Werte

wieder zum Leben erwecken, mit denen wir unsere Kultur begründet haben?“

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Gutmenschlichkeit. Ich stehe in der Tat auf der Seite des Gut-menschen General Bradley und erkenne in manchen

Wortführern der Antigutmenschen-Kampagne den Typus wieder, den Nietzsche mit der Diagnose er-fasst hat: „Das Gute missfällt uns, wenn wir ihm nicht gewachsen sind.“ Aber wir wollen ihm ge-wachsen sein. Nicht weil wir Ärzte uns von Hause aus als Wohltäter erleben. Es kostet heute Kampf, der totalen Bürokratisierung und vor allem der Ökonomisierung un-seres Berufes zu widerstehen. Ich erinnere an die Massen, die dem Zigaretten-Krebs erlegen sind, weil Ärzte und Gesundheitswissen-schaftler sich seit den 50er Jah-ren mit dem Geld der Tabakindu-strie bemüht haben, die Gefahren des Rauchens abzuschwächen. Die Neigung vieler Mediziner, sich neuerdings von der Pharmaindu-strie kaufen zu lassen, ist unver-kennbar.

Bald nach Gründung unserer Sek-tion der IPPNW kam jüngeren wie

älteren Kollegen das Bedenken: Gefährden wir nicht unsere Glaub-würdigkeit, wenn wir die Spuren der Krankheit Friedlosigkeit nur in anderen suchen, aber den Ein-druck erwecken, die verheerenden Irrwege der Nazi-Medizin gingen uns nichts mehr an? Wir bleiben ethische Zwerge, wenn wir uns an der Vergangenheit vorbeimogeln.

Auf Anstoß einiger Kollegen aus Franken haben wir seit 1996

drei große internationale Kon-gresse unter dem Titel „Medizin und Gewissen“ veranstaltet. Nazi-Verfolgte und speziell überleben-de Opfer der Kampagne gegen die sogenannten erblich Belasteten kamen aus aller Welt zusammen, um davon zu erzählen, wie die Schwächsten unserer Gesellschaft als minderwertiges oder unwertes Leben stigmatisiert worden waren. Insbesondere die tödlichen Men-schenversuche an KZ-Insassen haben uns aufgewühlt. Was steckt noch in uns von denen, die vor uns da waren? Ein 4. Kongress „Medizin ohne Gewissen“ steht gerade wieder an.

W ir wissen erst, wer wir sind, und was wir zu tun haben,

wenn wir wissen, wo wir herkom-men. Ich denke, es tut Ihnen, den Jüngeren gut, gelegentlich auch einem Alten zuzuhören, der beim Erinnern helfen kann, insbesonde-re auch bei der gemeinsamen Ver-arbeitung von Schuld und Trau-men. Umgekehrt brauchen wir Alten zur Stärkung unserer Hoff-nungen die Jungen. Das geht bei meiner Frau und mir so weit, dass in uns Hoffnung auflebt, wenn wir in den Augen unserer drei Urenkel die Erwartung zu lesen glauben, dass ihnen unsere Verantwortung für die Zukunft wichtig ist.

Rede vom 17. September 2011 an-lässlich der 30-Jahr-Feier der IPPNW in der Berliner Philharmonie.

Foto: Andreas Schoelzel

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Horst-Eberhard Richter war für die deutsche Friedensbewegung so etwas wie ein Vater. Wir konnten uns mit unseren Bitten um Beteiligung an

Veranstaltungen an ihn wenden. Wir konnten ihn befragen, wenn wir nicht weiter wußten. Wir baten ihn um Unterstützung in der Öffentlichkeitsarbeit und um vieles mehr. Er war einer der Grossen in der Friedensbewegung, doch er verhielt sich wie jemand, der ganz und gar zur Basis dieser sozialen Bewe-gung gehörte. Im Auftrag der Friedensbewegung wende ich mich nun noch einmal an ihn.

wir sind traurig, dass Du uns verlassen hast und wir sind dankbar für viele Jahre friedensbewegter Zusammenarbeit mit Dir.

Du stehst für uns in der Reihe der Menschen, die für die deutsche Friedensbewegung von großer Bedeutung waren und sie nach außen repräsentiert haben: wie Martin Niemöller, Robert Jungk, Hel-mut Gollwitzer, und Dorothee Sölle.

Wir hören Dich noch auf unseren Protest-Ver-sammlungen und Märschen sprechen, mit Deiner Stimme, die Entschiedenheit ausdrückte, aber doch immer fragend war.

Wir erinnern uns an gemeinsame Sitzblockaden, ebenso wie an differenzierte Diskussionen über Gewalt und Moral.

Wir lauschen noch Deinen Berichten von Treffen mit Gorbatschow, bei denen es um Perestroika und eine Welt der Abrüstung ging, aber auch um das Schicksal der Gefangenen und Misshandelten.

Wir beraten noch mit Dir über die nächsten Schritte, wie militärischer Wahnsinn in zivile Be-arbeitung von Konflikten zu wenden sei.

Bei allen ernsten Gesprächen lachen wir noch mit Dir und bewundern die vielen schönen Steine, die Du im Gebirge sammeltest oder die Sandsteinro-sen aus hessischen Landen.

Wir haben gern mit Dir und Bergrun gefeiert und uns gefreut, dass Ihr beide bei allen Widrigkeiten der Politik so eng zusammengehalten und Euch unterstützt habt.

Lieber Horst,

Vater der Friedensbewegung

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Wir bewundern Dich, weil Du auch gegenüber den Mächtigen, mit denen Du sprechen konntest, nicht eingelenkt hast. Nein, Du hast Dich nicht angepasst bei aller Konzilianz.

Du konntest ganz schön sarkastisch sein. Das kommt in Deinem Buch über die hohe Kunst der Korruption zum Ausdruck. Das hat uns gefreut, ebenso wie Dein Versuch einer paradoxen Inter-vention „Alle reden vom Frieden“. Ganz schön frech, aber das haben viele gehört.

In Deinen Büchern hast Du uns immer wieder Mut gemacht, nicht zu verzagen. Lernen sollten wir, mit unserer Angst umzugehen und der An-passung an den Mainstream zu widerstehen.

Manche von uns sind mit Dir auf Deinen himm-lischen Krisengipfel gestiegen und trafen dort

Platon, Augustinus, Descartes, Marx, Freud und Einstein auf der Sünderbank. Letzerer wusste an-geblich nicht mehr weiter. An dieser Stelle schiebst Du ein Kapitel ein mit dem Titel „Rettung durch die Frauen?“. Nun, daran arbeiten wir noch.

Du, Horst, hast uns in Deinen Schriften und Überlegungen ein großes Erbe hinterlassen. Wir werden versuchen, dem gerecht zu werden. Wir hätten Dich auch gerne noch zu dem einen oder anderen befragt. Jetzt müssen wir selbst damit zu-recht kommen. Doch Du hast uns dazu sehr er-mutigt. Danke, Horst!

Prof. Dr. Andreas Buro

Foto: Andreas Schoelzel

Ansprache vom 21. Januar 2012 in der Urania auf der ge-meinsamen Gedenkveranstaltung von IPPNW & Urania.

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It is appropriate on Xmas day to reflect deeply on the loss of a giant of our movement. Regrettably I did not know Professor Horst-Eberhard Richter in-timately or well. But since 1982 I was aware of his vital presence and of his powerful discourse on behalf of IPPNW, on behalf of nuclear disarmament, and against the blatant scourge of militarism and war. His determination ne-ver wavered over these 30 years. He was stalwart in his courage to challenge conventional truisms coached in fear of an all powerful monstrous enemy. Horst-Eberhard exposed the depth of the human mind, to show us all that human kind was on our side. We gained courage from his unwavering tran-quility of spirit.

Over a very long life I have come to value less clever people, insightful people, articulate people. Far more precious are people like Horst who were unswer-ving in their mission dedicated not to self fulfillment, but to an idea that serves the wellbeing of future generations.

Horst will be sorely missed.

Bernard Lown, Boston, USA

We have known Horst-Eberhard even before IPPNW was born, as an outstanding psychiatrist and it was a great encouragement that he joined IPPNW. We feel both grief and gratitude.

Ilkka and Vappu Taipale, Helsinki, Finnland

Mit seiner Arbeit hat er sich große Aner-kennung in der ganzen Welt erworben. Er überzeugte mit seinem Engagement in der Friedensbewegung und seinem unbeirrbaren Glauben an das Gute. Sei-ne Stimme wird uns fehlen.

Christian Wulff, Bundespräsident

Sein Engagement für den Frieden in der Welt und sein Eintreten für gewaltfreie Konfliktlö-sungen haben uns stets Orientierung gegeben. ... Wachsenden Zukunftsängsten stellte er seine Ermutigung zum Engagement entgegen, das er selbst so glaubwürdig vorlebte.

Mit ihm verlieren wir einen Psychoanalytiker, Arzt und Schriftsteller von hohem Rang. Wir werden Horst-Eberhard Richter nicht vergessen.

Sigmar Gabriel, Vorsitzender der SPD

In Trauer und Dankbarkeit

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Page 15: Horst-Eberhard Richter: Ein Leben für den Frieden

Wir trauern um unseren langjährigen Lehrer, Mut-macher und Freund. Schon zur DDR-Zeit haben wir seine (von Freunden geschmuggelten) Bücher verschlungen und verbreitet. Er hat dadurch sehr wesentlich zu unserer politischen Bildung und zur Entwicklung unserer Zivilcourage beigetragen. Nach der friedlichen Revolution lernten wir ihn auch persönlich kennen und schätzen. Wir bewunderten an ihm sein großes unermüdliches Engagement und seine wunderbare Fähigkeit, die wichtigen Pro-bleme unserer Zeit klar auszudrücken und eindring-lich Wege zum eigenen Mitwirken aufzuzeigen. Wir werden ihn sehr vermissen.

I and the Kenyan affiliate members join the family of our federation in expressing our deep sympathy to the family, friends and colleagues of Prof. Horst-Eberhard Richter.

He leaves behind a legacy of a deep passion for life in a peaceful planet. We shall sustain these noble ideals that aim for lasting Global peace.

May he rest in PEACE

Walter Odhiambo, Nairobi, Kenia

Bei allen Meinungsverschiedenheiten, die man mit ihm haben konnte, war Horst-Eber-hard Richter ein streitbarer Demokrat, dem großer Respekt gebührte und auch weiterhin gebührt. Für seine Bemühungen und Verdienste gerade in Hessen sind ihm unsere Bür-gerinnen und Bürger sehr dankbar.

Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident

Liebe Freundinnen und Freunde in der IPPNW,

wir trauern mit euch um Horst-Eberhard Rich-ter. Er war für uns alle eine wegweisende Per-sönlichkeit. Horst-Eberhard Richter hat immer wieder das Wort ergriffen und den Anliegen der Friedensbewegung Gehör verschafft. Sei-ne Reputation hat dem Friedenswunsch so vieler Menschen Nachdruck in der Gesell-schaft verliehen. Er hat in herausragender Weise Worte gefunden, die seine Kritik und seine pazifistische Position verstehbar mach-ten und seine Gedanken stets mit mutigen Ta-ten, mit politischem Handeln verknüpft.

Seine Art als Arzt soziale Verantwortung zu le-ben, wird auch über seinen Tod hinaus unser Bild von Ärztinnen und Ärzten prägen, die ge-gen Krieg und Unrecht eintreten.

Wir fühlen mit euch den Verlust dieses wich-tigen Fürsprechers für Abrüstung, gegen Atomwaffen und gegen jeden Krieg und wer-den mit euch die Erinnerung an ihn wahren.

Verbunden in Trauer.

pax christi - Deutsche Sektion

Irene und Joachim Misselwitz, Jena

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Indessen hat der Glaube an die Heilbarkeit der Krankheit Friedlosgkeit bekanntlich eine weltweite ärztliche

Friedensbewegung entstehen lassen. Deren Ansatz sind präventive Aufklärung und aufrüttelnde

Demonstrationen. Ein anderer ist internationale Hilfe für Opfer von Krieg, auch von nuklearen Katastrophen wie Tschernobyl. Vornean in dieser Bewegung steht jedoch

der urärztliche Ansatz des Versöhnens. Denn für ärztliche Friedensarbeit muss immer ein Pro und nicht ein Anti

vorneanstehen.

Horst-Eberhard Richter

Eine Information der IPPNW ̶ Deutsche Sektion der Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e. V.IPPNW Geschäftsstelle | Körtestraße 10 | 10967 Berlin | Tel 030/69 80 74 0 | Fax 030/693 81 66 | E-Mail: [email protected] | www.ippnw.de

V.i.S.d.P: Frank Uhe