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5. Jahrgang · Heft 1/2 · Jan./Feb. 2010
DACHSTUHLBRAND Einsatz für 99 Helfer im Main-Kinzig-Kreis
EINSATZTRAININGPraxis-Ausbildung für Führung und Mannschaft
SCHUTZAUSRÜSTUNGVisionäre Techniken und neue Materialien
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112
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Technik + Ausbildung
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Inhaltsverzeichnis · Heft 1/2 · Januar/Februar 2010
▎Editorial 3 Die Geister, die ich rief ... HartmutHolder
▎Organisation 6 Helikopter: Zukünftige Herausforderungen in der Brandbekämpfung MirkoTemmler 10 »Wipfelfeuer 2009«: Neues Veranstaltungskonzept erfolgreich umgesetzt NicolasNeumann,BodoWenngatz 14 A+A 2009: Messe und Kongress erstmals mit Forum Katastrophenschutz Rolf-DieterErbe 20 Forum Sicherheit 2009: Visionen für die Schutzausrüstung EllenBarkmann 22 Einführung neuer Technik: Folgen für die Aus- und Fortbildung? UlrichCimolino 26 Berufsfeuerwehrtag der Jugendfeuerwehr: 14 Einsatzlagen in 24 Stunden HolgerScholl 32 Symposium »Feuerwehrtraining«: »Wir haben ein massives Ausbildungsproblem« KlausvonFrieling
▎Einsatz 34 Großbrand: Explosionsgefahr wegen Flüssiggastank und Acetonvorrat BernhardSchäfer 40 Wohn- und Geschäftshausbrand nach Arbeit am Dachstuhl: 99 Helfer im Einsatz BenjaminThoran
▎Ausbildung 45 Willkommen in der Praxis! Stationstrainings beim »Update Rettungsmedizin 2009« Rolf-DieterErbe 48 Einsatztraining »Challenge 2009«: Trainierte Bauchentscheidung BernhardHorst
▎Technik 52 Der ELW-SEG im Rettungsdienst der Stadt Osnabrück JanSüdmersen
▎Fahrzeuge 54 Stuttgart setzt auf Zusatzlenkung 55 Einsatzführungssystem Firescout 56 Neue Drehleiter für Feuerwehr Freinsheim 56 Schadstoffarmes LF 20/16 in Reutlingen in Dienst gestellt 57 Unimog der neuen Reihe für Kroatien
▎Neues 58 Insolvenz des Landesfeuerwehrverbandes NRW: Neuer Verband gegründet 58 Aus zwei mach eins: Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg künftig an
einem Standort 60 Bremen: 4.300 Euro für Mehrarbeit 60 28 Wärmebildkameras für Ostfriesland 62 Kettensägenlehrgang bei FF Feldkirchen 62 Marathonmeisterschaft der Feuerwehrleute 63 Sonderlehrgang für Feuerwehrführer an Landesfeuerwehrschule in Bruchsal 64 300 Feuerwehrleute informieren sich über neue Entwicklungen
▎Atemschutzunfälle 65 Meldungen aus Deutschland und den USA
▎Impressum 66
Bilder: H.-C.Klein(1);F.Bauer(2);S.Sehring(3);Einsatztraining(4)
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Organisation
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Einsätzen müssen den Beschaffern da-her auch mitgeteilt werden.
Das kann formalisiert ähnlich ent-sprechender QM/QS-Verfahren der In-dustrie mit Checklisten, Fragebögen, Zertifizierungen usw. erfolgen, muss es aber nicht unbedingt, wenn die In-formationsweitergabe auch anderwei-tig funktioniert und »abgespeichert« wird.
Bei der Beschaffung muss daher neben der Grundabstimmung des Bedarfs mit der Einsatztaktik nach dem alt-bekannten Motto »Taktik ohne Tech-nik ist hilflos, Technik ohne Taktik ist sinnlos!« auch an die Aus- und Fortbil-dung mit dem (neuen) Gerät oder Fahr-zeug gedacht werden. Erfahrungen aus der Einführung und Anwendung neuer Techniken aus Übungen und den
Bild 1Kleine Feuer = kleines Rohr, große Feuer = großes Rohr. Im Einsatz scheint das nicht immer klar zu sein.
Ulrich CimolinoBranddirektor,Dipl.-Ing.Sicherheitstechnik,AbteilungsleiterTechnik,FeuerwehrDüsseldorf
Viele Feuerwehren investieren sehr viel Zeit und Geld in neue Techniken, vor al-lem für schöne, große und moderne Fahrzeuge. Die Ergebnisse der Beschaffungen werden zwar nicht mehr unbedingt 20 bis 40 Jahre nachwirken, da die heutigen Neufahrzeuge mit großer Wahrscheinlichkeit nicht annähernd so lange betriebs-bereit gehalten werden können, die Fahrzeuge müssen aber immerhin über einen Zeitraum von etwa 10 bis 20 Jahren sicher und effizient betrieben werden kön-nen.
EINFÜHRUNG NEUER TECHNIK: FOLGEN FÜR DIE AUS- UND FORTBILDUNG?
Organisation
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Bild 2Pumpenbedienstand aus den
50er- und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts: Alles ist sichtbar und
funktioniert mechanisch, die Ven-tile gehören klar zu Leitungen bzw.
Abgängen.
KRITERIEN FÜR DIE BESCHAFFUNGTechnik sollte nicht nach den häu-fig sehr emotional geführten Diskus-sionen über Größe, Leistung und Aus-sehen der gewünschten Fahrzeuge im Vergleich zu denen anderer Feuer-wehren beschafft werden. Vielmehr sollte der echte Bedarf unter Auswer-tung der Erfahrungen – auch ande-rer Feuerwehren – berücksichtigt wer-den. Je nach Umfang der Beschaffung ist es sinnvoll, gegebenenfalls auch die Erstausbildung von Anfang an mit auszuschreiben. Die Erstausbildung umfasst z.B. die Schulung vonBeschaffern (damit diese ggf. auch
erklären können),Multiplikatoren (Ausbilder an Schu-
len bzw. in Standorten),Werkstattpersonal,Führungskräfte.
In diesem Zusammenhang ist auch zu prüfen, ob es Nachholbedarf an Aus- bzw. Fortbildung mit bereits einge-führter Technik bzw. Geräten gibt. Bei der Brandbekämpfung wäre z.B. zu prüfen, ob folgende Aspekte der Lösch-technik beherrscht werden: Druckzumischanlagen (DZA),Druckluftschaumanlagen (DLSA),Hochdruck,Zahl und Art der Strahlrohre inkl.
der damit vorgesehenen Brandbe-kämpfungsmethoden,
(Sonder-?)Löschmittel sowie ihre Zumischung und Mischbarkeit,
Technik zur taktischen Ventilation,(Über-)Druckbelüftung,mobiler Rauchverschluss.
Man sollte sich stets daran erinnern, dass das, was man bei Tageslicht in al-ler Ruhe in einer Übung durch Lear-ning-by-Doing mal eben so auspro-biert hat, im Zweifel auch unter Le-bensgefahr für sich oder andere mor-gens um 3.47 Uhr bei Schneefall im Winter sicher anwendbar sein muss. Es ist daher nicht zielführend, wenn
die mehr oder weniger regelmäßigen Übungen zur Erlangung irgendwel-cher Leistungsabzeichen gerade eben noch geleistet werden, aber die Zeit für lebenswichtige praktische Aus- und Fortbildungsmaßnahmen auch Ihrer Einsatztechnik fehlt. Es ist auch nicht ausreichend, lediglich die An-wender zu schulen. Die Führungs-kräfte müssen wissen, was man wie mit den neuen Geräten machen kann, wo deren Einsatzbereiche bzw. -gren-zen sind oder wie groß der Personal- bzw. Zeitbedarf für den Auf- und Ab-bau ist.
Bild 3Ein »moderner« Pumpenbedien-stand: Nichts ist auf den ersten Blick klar ...
Organisation
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AUSREICHEND FORTGEBILDET?Ein Indiz dafür, dass häufig leider nicht ausreichend aus- und fortge-bildet wird, ist der sehr niedrige Be-triebsstundenzählerstand bei der Aus-musterung von Fahrzeugen oder Ag-gregaten. Man kann Betriebsstunden sehr leicht ablesen und daraufhin das bestehende Ausbildungsproblem fol-gendermaßen abschätzen: Angenom-men, eine Feuerwehr mit 10 ausgebil-deten DL-Maschinisten mustert nach 25 Jahren Einsatz ihre DLK aus. Der Betriebsstundenzähler der DLK zeigt 300 h nach 25 Jahren. Von diesen sind etwa 25 h für die Erstinbetriebnah-me und die Grundschulung abzuzie-
hen sowie pro Jahr im Schnitt minde-stens eine Stunde für den Reparatur- und Wartungsbetrieb. Es bleiben also etwa 250 h für die Nutzung der DLK in 25 Jahren. Dies ergibt ca. 10 h Betrieb pro Jahr, die sich wiederum auf 10 Maschinisten verteilen. Also hat jeder Maschinist im Schnitt nur ca. 1 h pro Jahr die DLK in Betrieb genommen.
Bei dieser Rechnung sind darüber hinaus die »weichen« Faktoren nicht enthalten:Personalfluktuation der Maschi-
nisten,»Starmaschinisten« versus »Gele-
genheitsfahrer«,die Betriebszeit des Betriebsstun-
denzählers ist nicht gleich der ech-ten Bedienungszeit auf dem Podi-um,
ggf. ist die Zeit noch zwischen dem Hauptbedienstand und dem Korb-steuerstand zu teilen.
Möchten Sie sich morgens um 3.47 Uhr bei Schneetreiben von einem »Jähr-lich-1-h-Maschinisten« aus einem Ob-jekt wie in Bild 5 retten lassen müs-sen? Trifft dieses Problem auf Ihre Feuer wache nicht zu, weil Sie gar kein Hubrettungsfahrzeug haben?
Können Sie garantieren, dass jeder Maschinist mit einem Pumpenbedien-stand (wie in Bild 3) und den vielen Va-
Bild 4Hubrettungsgeräte sind komplexe technische Geräte, die ein gut ausgebildetes Bedienungsteam bestehend aus Fahrzeugführer und Maschinist benötigen.
Bild 5Komplexe Objekte mit Hindernissen wie Bäumen, Straßenlampen und ihren Verspannungen, Leuchtrekla-me oder auch Oberleitungen for-dern die Besatzungen von Hubret-tungsfahrzeugen außerordentlich, insbesondere bei Großeinsätzen mit mehreren Zügen.
rianten anderer Bedienstände in Ihrer Feuerwehr in vergleichbaren Lagen umzugehen weiß?
Oder ist auch das zuviel, weil Sie nur ganz »normale« Pumpen bedienstände haben? In einer Feuerwehr sollte je-der Feuerwehrmann mit den verschie-denen Strahlrohrtypen umgehen kön-nen.
Nahezu wöchentlich findet man in den Medien viele Beispiele, in de-nen die Feuerwehren eifrig die Fähig-keiten der Dachdecker testen, indem sie auf intakte Dächer mehrere Ton-nen Löschwasser aufbringen. Es ist zu vermuten, dass das Wissen um die Löschwirkung und die nötigen Voraus-setzungen nicht überall angekommen sind.
Wissen Sie um die Möglichkeiten, Anwendungsgebiete und Grenzen Ih-rer persönlichen Schutzausrüstung?
Organisation
112 magazin 1/2 · 2010 | 5. Jahrgang | 25 | 25 |
Kann jeder sie richtig an- und auch schnell wieder ablegen?
NEUE TECHNIK BRAUCHT ÜBUNGJe höherwertiger – und damit in der Regel auch komplizierter – die be-schaffte Technik bzw. Ausrüstung ist, umso intensiver und sorgfältiger muss die Aus- und Fortbildung betrieben werden. Auch erfahrene, altgediente Maschinisten benötigen eine Einwei-sung und Erstausbildung in neue Ge-räte oder Fahrzeuge sowie regelmä-ßige Fortbildungen. Die Übungsein-heiten sollten so aufgeteilt werden, dass sie praxisbezogen sind und die Teilnehmer eingebunden werden. Ge-rade wenn nur relativ wenige und kur-ze Übungsstunden möglich sind, z.B. in einer Freiwilligen Feuerwehr nur eine wöchentliche Übungsstunde für mehr als fünf Fahrzeuge inkl. Ausrüs-tung, müssen die Übungen in »Häpp-chen« verteilt werden, die in sich stim-mig, verständlich und auch gut zu ver-innerlichen sind, z.B. durch eine Sta-tionsausbildung. Übungen festigen sich, wenn sie wiederholt werden und das Erlernte im Einsatz auch so ange-wandt wird, wie es in der Ausbildung gelehrt wurde.
Es sollten rechtzeitig Gruppen ge-bildet werden, die zu bestimmten The-men weiter qualifiziert werden. Selbst bei mittleren Stützpunktfeuerwehren können schon lange nicht mehr alle al-les machen bzw. lernen sowie das not-wendige Wissen auf dem aktuellen Stand halten. Lernen Sie aus den Er-fahrungen, dann sind Sie fit für die Zu-kunft.
Bild 6Können Sie mit Ihrem Handwerks-zeug zur Brandbekämpfung umge-hen?
Literatur:
1. AGBFBund(Hrsg.)(1998)QualitätskriterienfürdieBedarfsplanungvonFeuerwehreninStädten
2. CimolinoU,AschenbrennerD,LembeckTh,SüdmersenJ(2004)Atemschutz.EcomedVerlag,Landsberg
3. CimolinoU(Hrsg.)(2008)Einsatzstellenkom-munikationbzw.KommunikationimEinsatz.ReiheEinsatzpraxis.EcomedVerlag,Lands-berg
4. CimolinoU(Hrsg.)(2005)Staffel/GruppeimEinsatzvonLöschgeräten,ReiheStandardein-satzregel,EcomedVerlag,Landsberg
5. CimolinoU(Hrsg.)(2005)DerZugimEinsatzvonLöschgeräten,ReiheStandardeinsatzre-
gel,EcomedVerlag,Landsberg6. CimolinoU,ZawadkeTh(2005)Einsatzfahr-
zeuge–Technik,ReiheEinsatzpraxis,EcomedVerlag,Landsberg
7. CimolinoU,ZawadkeTh(2006)Einsatzfahr-zeuge–Typen,ReiheEinsatzpraxis,EcomedVerlag,Landsberg
8. CimolinoU,WeichA(2008)Schnell-Einsatz-Teams,in:Brandschutz62:174-183
9. VriesHde(2008)BrandbekämpfungmitWas-serundSchaum,BuchreiheEinsatzpraxis,EcomedVerlag,Landsberg
10.VriesHde(Hrsg.)(2008)Wasserförderung,BuchreiheEinsatzpraxis,EcomedVerlag,Landsberg
11.EngelsH(1999)SchutzkleidungimBrand-einsatz,TagungsbandAtemschutzseminar,Ottobrunn
12.FwDV3–EinheitenimLösch-undHilfelei-stungseinsatz(2008)VerlagW.Kohlhammer,Stuttgart
13.FwDV3,4und5–jeweilsalteFassung,VerlagW.Kohlhammer,Stuttgart
14.FwDV100,VerlagW.Kohlhammer,Stuttgart15.GraegerA,CimolinoU(1998)Schaummit-
telkonzeptFeuerwehrDüsseldorf,internesArbeitspapier,Düsseldorf
16.PulmM(2008)FalscheTaktik–großeSchä-den,VerlagW.Kohlhammer,Stuttgart
17.PulmM(2008)WärmebildkamerasimFeu-erwehreinsatz,RotesHeftNr.202,VerlagW.Kohlhammer,Stuttgart
18.SüdmersenJ(Hrsg.)(2008)Wald-undFlä-chenbrandbekämpfung,ReiheStandardein-satzregel,EcomedVerlag,Landsberg
19.SüdmersenJ(Hrsg.)(2007)TechnischeHilfe-leistung,ReiheStandardeinsatzregel,EcomedVerlag,Landsberg
21.SüdmersenJ(Hrsg.)(2008)THLPKW-Unfälle,ReiheEinsatzpraxis,EcomedVerlag,Lands-berg
Bild 7 Überbekleidung zur Brandbekämp-fung ist allenfalls im Winter als Kälteschutz im Freien zur Brandbe-kämpfung notwendig. Übermanns-hohe Flammen sind für diese Ein-satztaktik (Feuerpatschen) viel zu gefährlich und die Überbekleidung in der Regel viel zu warm dafür.
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