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93 Verh. Bot. Ver. Berlin Brandenburg 148: 93-119, Berlin 2015 Ficaria calthifolia RCHB. (syn. Ranunculus ficaria subsp. calthifolius [RCHB.] ARCANG.) – über einen Neufund für Deutschland * Hubert Illig & Michael Ristow Zusammenfassung Das aktuell bekannte Areal der Ficaria calthifolia erstreckt sich aus der Pannonischen Re- gion westwärts bis in das polnische Weichsel- und Odergebiet, in das Böhmische Becken im Norden Tschechiens und von Ungarn her in Österreich bis in das Umfeld von Wien. Für Deutschland fehlten bisher sichere Nachweise. Im Frühjahr 2014 wurde im brandenburgi- schen Elbtal ein Erstfund für Deutschland bekannt; 2015 wuchs dort die Kenntnis durch weitere Fundorte zu einem Fundortkomplex an. Einige Nachweise gelangen auch im sächsi- schen Elbtal. Der Beitrag behandelt Fragen zu Wuchsorten und Vergesellschaftung sowie zur Ausbreitungsgeschichte. Summary The known species range of Ficaria calthifolia extends from the Pannonic region westwards up to the polish area of river Wisáa (Weichsel) and river Odra (Oder), to the Bohemian Basin (Mostecká pánev) in the northern Czech Republic and from Hungary up to Austria to the surroundings of Vienna. There were no reliable records for Germany up to now. First dis- covery for Germany became known in spring 2014 at river valley of Elbe in Brandenburg. By further findings the knowledge increased there in 2015 to a complex of localities. Some discoveries were made in the valley of the river Elbe in Saxony. This contribution treats questions of habitat and plant community as well as of the history of the distribution. 1. Einleitung Die Elbe ist nicht erst seit der letzten Eiszeit ein sehr dynamischer Flusslauf, ge- kennzeichnet durch die Fähigkeit zu enormem Ufer- und Sohlabtrag (Tiefenero- sion), zu Stofftransport, Um- und Ablagerung selbst grober Sedimente sowie zu Änderungen des Laufes. Erst seit dem 19. Jahrhundert wurde diesem Geschehen systematisch und großräumig durch regulierende Bauten begegnet, und dennoch sind katastrophale Hochwässer – zuletzt 2013 – nicht verhindert worden. * Gewidmet Herrn Dr. HORST JAGE/Kemberg aus Anlass seines 80. Geburtstages am 30.09.2015.

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Verh. Bot. Ver. Berlin Brandenburg 148: 93-119, Berlin 2015

Ficaria calthifolia RCHB. (syn. Ranunculus ficaria subsp. calthifolius [RCHB.] ARCANG.) – über einen

Neufund für Deutschland*

Hubert Illig & Michael Ristow

Zusammenfassung Das aktuell bekannte Areal der Ficaria calthifolia erstreckt sich aus der Pannonischen Re-gion westwärts bis in das polnische Weichsel- und Odergebiet, in das Böhmische Becken im Norden Tschechiens und von Ungarn her in Österreich bis in das Umfeld von Wien. Für Deutschland fehlten bisher sichere Nachweise. Im Frühjahr 2014 wurde im brandenburgi-schen Elbtal ein Erstfund für Deutschland bekannt; 2015 wuchs dort die Kenntnis durch weitere Fundorte zu einem Fundortkomplex an. Einige Nachweise gelangen auch im sächsi-schen Elbtal. Der Beitrag behandelt Fragen zu Wuchsorten und Vergesellschaftung sowie zur Ausbreitungsgeschichte.

Summary The known species range of Ficaria calthifolia extends from the Pannonic region westwards up to the polish area of river Wis a (Weichsel) and river Odra (Oder), to the Bohemian Basin (Mostecká pánev) in the northern Czech Republic and from Hungary up to Austria to the surroundings of Vienna. There were no reliable records for Germany up to now. First dis-covery for Germany became known in spring 2014 at river valley of Elbe in Brandenburg. By further findings the knowledge increased there in 2015 to a complex of localities. Some discoveries were made in the valley of the river Elbe in Saxony. This contribution treats questions of habitat and plant community as well as of the history of the distribution.

1. Einleitung Die Elbe ist nicht erst seit der letzten Eiszeit ein sehr dynamischer Flusslauf, ge-kennzeichnet durch die Fähigkeit zu enormem Ufer- und Sohlabtrag (Tiefenero-sion), zu Stofftransport, Um- und Ablagerung selbst grober Sedimente sowie zu Änderungen des Laufes. Erst seit dem 19. Jahrhundert wurde diesem Geschehen systematisch und großräumig durch regulierende Bauten begegnet, und dennoch sind katastrophale Hochwässer – zuletzt 2013 – nicht verhindert worden.

* Gewidmet Herrn Dr. HORST JAGE/Kemberg aus Anlass seines 80. Geburtstages am 30.09.2015.

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Die größten Gebietsanteile am mittleren Elbtal in Deutschland fallen auf die Bundesländer Freistaat Sachsen und Sachsen-Anhalt. Auf nur knapp 13 km Fluss-länge erstreckt sich nördlich von Strehla und südlich von Torgau, beide zu Sachsen gehörend, ein kurzer brandenburgischer Abschnitt entlang des Ostufers der Elbe. In dessen Zentrum liegt die Stadt Mühlberg im Landkreis Elbe-Elster. Die Dörfer resp. Ortsteile Strehla im Norden und die sog. Gaitzschhäuser bei Fichtenberg im Süden markieren die Grenzpunkte (Abb. 1). Naturräumlich zählt die Elbaue als hier wesentlich kleinerer Bestandteil zur Elbe-(Schwarze) Elster-Niederung. In einem überwiegend agrarisch genutzten Raum, der aktuell stark durch großflächigen Abbau von Elbekies und –schotter gestört wird, fallen bei Geländehöhen zwischen 80 und 93 m NN kaum nennenswerte Niveauunterschiede auf. Markant sind allen-falls Züge historischer Elbtalterrassen, z. B. bei Fichtenberg und Altenau, stärker aber noch die seit dem 16. Jahrhundert, anfangs zunächst nur lokal geplanten und umgesetzten und daher unterschiedlich alten, immer wieder auch aufgehöhten oder erneuerten Deichbauten zum Schutze vor Hochwässern entlang des bis in das 19. Jahrhundert stark mäandrierenden Stromes. Die Böden werden durch Auensedi-mente mit wechselnder Wasserbindung bestimmt.

Die weitgehend über landwirtschaftliche Nutzung erklärbare heutige Vegetation ist an den Flussufern, z. T. auch an den Elbterrassen sowie auf den älteren Dämmen und Deichen von Resten naturnaher gehölzarmer Vegetationsstrukturen durchsetzt. Dazu hat auch die thermische Prägung des Elbtales mit relativ warmen Sommern und geringen durchschnittlichen Jahresniederschlagssummen um 480 bis wenig über 500 mm beigetragen. Diese Besonderheiten haben bereits im 19. Jahrhundert Berichte zur Flora und Vegetation ausgelöst (BORNMÜLLER 1894) und im 20. Jahr-hundert MÜLLER (1958) zu einer Zusammenstellung "Seltsames aus der Pflanzen-welt um Mühlberg" veranlasst. Großräumiger hat zwischen 1960 und heute vor allem HORST JAGE unentwegt floristische Beiträge zum Elbtal, die Gewässer, Inun-dationsbereiche und Uferzonen sowie die Geländeerhebungen betreffend, publiziert (ILLIG et al. 2015). In jüngster Zeit haben HANSPACH & ILLIG (2011) auf floristi-sche Wieder- und Neufunde um Mühlberg aufmerksam gemacht. Dazu gehören Achillea setacea, Androsace elongata, Bidens radiata, Buglossoides incrassata subsp. splitgerberi (B. arvensis subsp. sibthorpianum), Eryngium campestre, Fili-pendula vulgaris, Gagea minima, G. villosa, Lindernia procumbens, Ornithogalum angustifolium, Ranunculus illyricus, Scabiosa ochroleuca, Scirpus radicans, Vero-nica prostrata, V. verna, Thymus pannonicus und die Hybride T. x porcei. Andere Seltenheiten der Lokalflora – Alyssum montanum, Biscutella laevigata, Gagea bo-hemica, Jurinea cyanoides, Lactuca viminea, Silene otites und Tuberaria guttata – gelten seit langer Zeit als verschollen oder gar erloschen. Die Verbreitungskarten brandenburgischer Leitpflanzen (MÜLLER-STOLL & KRAUSCH 1960) geben die Be-sonderheiten des Mühlberger Elbtales wieder.

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Abb. 1: Übersichtskarte des Elbtales um Mühlberg, 1 : 150 000. Aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.

Am 20. März 2014 gelang H. ILLIG am Außendamm des Mühlberger Alten Ha-fens (MTBVQ 4545/32), der von Floristen in den letzten Jahrzehnten immer wie-der begangen wurde, auf etwa 20 qm Fläche der Nachweis eines relativ geschlos-

Gertraud
Unterstreichen
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senen Bestandes von Ficaria calthifolia. Die Überraschung ist vermutlich zwei Umständen zuzuschreiben: dem frühen Blühbeginn der Pflanze – in günstigen Jahren ab Mitte März – und wohl auch der Tatsache, dass für die Pflanzensippe aus Deutschland in den heutigen geografischen Grenzen kein Nachweis bekannt ist. Es bedurfte möglicherweise auch der Erinnerung an botanische Exkursionen mit K. KUBÁT und M. TOMAN vor mehr als 30 Jahren in Nordböhmen, bei denen mehr-fach Ficaria calthifolia nicht nur im engeren Umfeld von Flusstälern (also keine Stromtalart) vorgestellt wurde.

2. Zur allgemeinen Entdeckungsgeschichte und Verbreitung 2.1 Taxonomische Vorbemerkungen Lange Zeit hat die taxonomische wissenschaftliche Bezeichnung des Scharbocks-krautes auf den verschiedenen Ebenen (Genus, Species, Subspecies) zu keiner verbindlichen und dauerhaft befriedigenden Regelung geführt. Die ursprüngliche linnésche Zuordnung (1753) als Ranunculus ficaria wechselte schon 1762 auf Gattungs- und Artebene zu Ficaria verna HUDS. In jüngerer Zeit folgten z. B. HEGI (1965-1974), SELL (1994) sowie WISSKIRCHEN & HAEUPLER (1998) dem alten Gattungsbegriff, unter dem die Arten mit ihren Subspezies Platz fanden. Dagegen wird in den aktuell gebräuchlichen deutschen Exkursionsfloren ("OBERDORFER", „ROTHMALER") eine eigenständige Gattung Ficaria geführt, wie dies auch bei unseren Nachbarn in Polen (ZAJAC & ZAJAC 2001), Tschechien (KUBÁT 2002; SLAVÍK 2011), Österreich (ADLER et al. 1994 u. a.) und in der Schweiz (LAUBER & WAGNER 2009) üblich ist. Daraus ergeben sich verschiedene Synonyme auf Gat-tungs- und Artebene, bei den Unterarten aber sogar unterschiedliche Schreibweisen

Für eine Bewertung der Scharbockskräuter als eigene Gattung sprechen derzeit zwei Gründe: 1. Eine Einordnung von Ficaria in die Gattung Ranunculus würde – nach aktuel-

len molekularbiologischen Untersuchungen (EMADZADE et al. 2010) phyloge-netisch konsequent vollzogen – mehrere gut abgetrennte Gattungen, wie Myo-surus und Ceratocephala, mit einschließen.

2. Die Verwandtschaft lässt sich durch mehrere morphologische Merkmale (drei Kelchblätter, mehr als 5 Kronblätter, gestielte ungeschnäbelte Nüsschen) gut von Ranunculus abtrennen. Die Frage der Rangstufe würden wir v. a. nach dem Kontext innerhalb der

Verwandtschaftsgruppe entscheiden wollen. Beide Sippen – F. verna s. str. (syn. F. bulbilifer) und F. calthifolia – kommen zumindest z. T. sympatrisch vor, haben also in größeren Teilen ein gemeinsames Areal. Aktuell wird jedoch vielfach für eine Bewertung als Unterarten eine weitgehend geographisch vikariierende Ver-breitung gefordert, wobei in eventuellen Überschneidungsbereichen Übergangs-

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formen auftreten (können) (s. z. B. ROTHMALER 1955, BUTTLER & HAND 2008). Ficaria verna (tetraploid) und F. calthifolia (diploid) haben zudem unterschied-liche Chromosomenzahlen, eine Hybridisierung dürfte also eher selten geschehen und auch mutmaßlich nur gering fertil sein (nachgewiesen offenbar für Österreich, KÄSTNER & FISCHER 2006). Auch etwaige Hybridpopulationen, aufgebaut mithilfe vegetativer Vermehrung, wären kein Argument für eine „Übergangssituation“ bzw. „-zone“, sondern würden eher Hybridisierungsverhältnissen bei anderen Arten entsprechen, wie z. B. bei Mentha aquatica und M. arvensis.

2.2 LUDWIG VON WELDEN und LUDWIG REICHENBACH Die Entdeckungsgeschichte der Ficaria calthifolia nahm ihren Anfang mit dem österreichischen Botaniker, Obersten und Chef des Generalstabes LUDWIG FREI-HERR VON WELDEN (1782-1853), der als ein Freund der kaiserlichen Familie zu-gleich auch mit den seinerzeit renommierten Botanikern des Landes, JAQUIN d. J. und F. PORTENSCHLAG, befreundet war. Im Jahre 1843 wurde VON WELDEN Statt-halter von Dalmatien, das er schon zu Beginn der 1830er Jahre bereist hatte. Regen Austausch pflegte er mit dem vor allem in Dresden wirkenden H. G. LUDWIG REICHENBACH (1793-1879). Diese Verbindung bezeugt REICHENBACH wiederholt in seiner umfänglichen "Flora Germanica excursoria" (1830-1832). Unter Nr. 4571 ist auf S. 718 der folgende Vermerk enthalten: Ficaria calthaefolia RCHB. – In Dalmatien, v. Welden. – März (s. Abb. 2).

Entgegen dem Titel der "Flora" ist damit kein Nachweis der neuen Sippe für Deutschland verbunden. Im Herbarium der Universität Regensburg (REG) befindet sich nach Auskunft von P. POSCHLOD (mdl. am 02.12.2015) zu Ficaria verna subsp. calthifolia ein Beleg aus dem integrierten Bestand des Herbariums WELDE-NIANUM – allerdings leider ohne Orts- und lesbare Sammlerangabe.

2.3 Allgemeine Verbreitung MEUSEL et al. (1965) charakterisieren Ficaria calthifolia als europäisch-westasia-tisch verbreitete Art mit mediterran-submediterraner sowie westpontischer Orien-tierung; F l o r e n e l e m e n t : zentral-ostsubmediterran-pannonisch; A r e a l : sm-oz 2-3 Eur (Abb. 3). HEGI (1965-1974) umreißt den geografischen Raum: „Zentral-, Ost- und Südeuropa, Westgrenze nicht genau bekannt (bis Elsaß). Im Süden bis Sizilien, Nordafrika (Tunesien), im Osten bis Krim und Kaukasus (Ost-ufer des Schwarzen Meeres). Im Norden Österreich, Tschechoslowakei, Polen, Rumänien und Bulgarien.“ Für Mitteleuropa heißt es: „Im Gebiet in der Oberrhei-nischen Tiefebene, Elsaß (Weißenburg). In Österreich in Niederösterreich und um den Neusiedler See. Selten in Böhmen und Mähren.“ Die relativ kleine Kartendar-stellung bei MEUSEL et al. (1965, Karte 168a) lässt den südosteuropäischen Ver-breitungsteilraum von den Nachfolgeländern des ehemaligen Jugoslawien über die

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Abb. 2: Auszug aus REICHENBACH (1830-1832: 718).

Slowakei, Ungarn, Rumänien (hier z. B. Siebenbürgen, belegt schon durch UNGAR (1925: 203), Bulgarien, Moldawien, Ukraine bis Südrussland leider nur ahnen. Für die Bestimmung der nach HEGI (1965-1974) unsicheren Arealwestgrenze liegen außer der älteren Angabe eines absoluten Vorpostens bei Weißenburg/Elsaß (auf-genommen z. B. auch bei ROTHMALER [1968: 133, in späteren Auflagen nicht mehr] und OBERDORFER [1990: 405]) Verbreitungskarten für Polen (ZAJAC & ZAJAC 2001) vor, die u. a. auf den Angaben von FIEK (1881: 10) in der „Flora von Schlesien preußischen und österreichischen Antheils“ (Phanerogamen, S. 10: Bre-

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slau, Scheitninger Park; Striegau) fußen; sie kennzeichnen drei getrennte Räume im Umfeld von Flussläufen, im Südosten am San ein kleines Vorkommen östlich des

um Krakau (Kraków) sowie im Mitteloder-Abschnitt mit Konzentration auf Bres-

Verbreitungssituation ähnlich; es existiert kein geschlossenes Teilareal, eher erge-ben sich zwei Verbreitungskomplexe: vom Theiß-Talraum bis Brünn (Brno) und Olmütz (Olomouc) sowie im nördlichen Teil des Böhmischen Beckens (Mostecká pánev) östlich von Karlsbad (Karlovy Vary) bis Teplitz (Teplice) und weiter süd-östlich über Melnik (Mélník) bis in den Nordosten von Prag. Von Ungarns West-grenze erstreckt sich ein Arealvorsprung über den Neusiedler See, das nördliche Burgenland bis in das Wiener Becken im östlichen Niederösterreich. Daraus ergibt sich das typische Bild einer Arealgrenze, in deren Auflockerungszone durchaus größere Fundkomplexe auftreten können. Insgesamt scheint das Areal aber auch aufgrund der nicht immer vollzogenen Unterscheidung von den anderen Sippen des Verwandtschaftskreises noch nicht vollständig bekannt.

Bemerkenswert ist ein wenig bekannter jüngerer Beitrag zur Chorologie (POST et al. 2009), der auf der taxonomischen Basis des Schlüssels von SELL (1994) die Einwanderung der verschiedenen Subspezies von Ranunculus ficaria in den USA

Abb. 3: Verbreitungskarte von Ficaria verna s. l.; rot markiert das Areal von F. calthifolia(MEUSEL et al. 1965, Karte 168a).

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darstellt. Sie erfolgte vermutlich um die Mitte des 19. Jahrhunderts von der ameri-kanischen Ostküste her. Lückenhaft besiedelt sind in den Vereinigten Staaten vor allem die Gebiete vom Osten bis zum Zentrum mit starker Konzentration auf die nördlichen gemäßigten Breiten. Die ersten Nachweise stammen aus Philadelphia (1867); es folgen District of Columbia (1874), New York, Queens Co. (1876) und New York, Richmond Co. (1898). Ein Diagramm (POST et al. 2009: 206) für Jahresdekaden seit 1860 zeigt einen besonders starken Anstieg der Nachweise seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Die aktuelle Verbreitungskarte (ebenda: 204) enthält Signaturen für 5 Subspezies, von denen die für die subsp. calthifolius und für die subsp. bulbilifer (F. verna) eindeutig dominieren.

Tab. 1: Merkmalsübersicht und -vergleich.

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2.4 Merkmalsvergleiche zwischen zwischen Ficaria verna s. str. (syn. Ranunculus ficaria subsp. bulbilifer) und F. calthifolia

SELL (1994) hat als letzter die Sippengruppe der Ficaria verna s. l. für Europa untersucht und dabei 5 Sippen (als Unterarten) unterschieden (HÖRANDL & RAAB-STRAUBE 2015 führen eine weitere sechste Sippe für Europa). Aus diesem Kom-plex interessieren hier vorrangig Ficaria verna HUDS. s. str. und F. calthifolia RCHB. In Europa verkörpert erstere das typische, d. h. häufigste und verbreitetste Scharbockskraut. Zu einem Vergleich der beiden Sippen, der über die Informatio-nen in der üblichen Bestimmungsliteratur weit hinausgeht, haben KÄSTNER & FISCHER (2006) in Text und Abbildungen eine wertvolle Orientierung angeboten. Die Übersicht in Tab. 1 vermittelt etwas vereinfacht die wesentlichen morphologi-schen, phänologischen, fortpflanzungsbiologischen, genetischen und öko-geografi-schen Vergleichsmerkmale und ist geeignet, als Bestimmungshilfe genutzt zu werden. Dazu dienen auch die Abb. 4 zum Habitus (nach KUBÁT 2002) und Abb. 5 zu Blattformen und Blatträndern (nach ADLER et al. 1994).

Bezüglich der Fortpflanzung sei noch auf einen Beitrag von HENNINGS (1895) verwiesen, der fertile Früchte durchaus bei Ficaria verna nachgewiesen hat. Auch KÜNZEL (1980) äußert sich (mit statistischen Angaben) zur Samenreife bei der „Subspezies bulbilifer“ (F. verna). Sie liegt im Durchschnitt für 8 Proben von Wildmaterial aus Berlin bei 11,6 % (max. bei 27,1 %, min. bei 0 %), für Gewächs-hauskulturen aus gleicher Population aber bei 21,8 % (max. bei 30,4 %, min. bei 17,1 %). Zur Frage der Abgrenzung von Unterarten bezieht KÜNZEL (1980) die etwas scharf formulierte Position von HEYWOOD & WALKER (1961), die im Gegen-satz zu MARSDEN-JONES (1935) zwischen zwei Unterarten einen „weiten Über-schneidungsbereich von Merkmalen“ konstatiert. In der Tat können im Vergleich der F. verna und F. calthifo-lia verschiedene Merkmale etwas variieren. Statistisch sind aber die wesentlichen Merkmale (s. Tab. 1) gut ab-gesichert, auch wenn auf die Betrachtung einzelner kary-ologischer und vor allem morphologischer Aspekte (z. B. Kelchblattzahl, Größe und Zahl der Kronblätter, Anzahl der Staubblätter und Stempel) verzichtet wird. Bei der taxonomischen Zu-ordnung sollte daher nicht nur ein einziges typisch aus-

Abb. 4: Habitusdarstellung; links – F. verna s. l.; rechts –F. calthifolia.

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gebildetes Merkmal, sondern immer der gesamte Merkmalskomplex bewertend herangezogen werden. Pflanzen mit Merkmals-"Übergängen" (z. B. hinsichtlich des Vorkommens bzw. Fehlens der Blattrand-Hydathoden) wurden sowohl von HORST JAGE (bei Döhlen-Torgau) als auch von H. ILLIG (bei Borschütz-Mühlberg) festgestellt; ihr genauer Status (ob Hybride oder Variabilität der Sippe) bleibt zu untersuchen. Die meisten der untersuchten Pflanzen ließen sich allerdings leicht in das beschriebene Konzept einordnen.

2.5 Kulturformen Bei einem häufigen Frühblüher mit attraktiver Blüte war seitens der Floristen und besonders der Gärtner zu erwarten, dass für die Fragen der Inkulturnahme und Züchtung verlässliche Antworten gegeben werden. Stichproben erfolgten bei drei renommierten Autoren der Gartenliteratur: JELITTO et al. (1990: 534 ff.) erwähnt die Sorten `Albus` und `Aurantiaca`. Ferner: „Die Sorte `Grandiflorus` ist in allen Teilen größer und soll aus dem Mittelmeergebiet stammen; sie ist vielleicht mit ssp. ficariiformis identisch.“ Das stimmt vermutlich mit dem überein, was schon HENNINGS (1895) aus Botanischen Gärten berichtet, was u. a. der jährliche Früh-jahrs-Staudenmarkt im Botanischen Garten Berlin-Dahlem anbietet und z. B. im Pfarrgarten Saxdorf bei Mühlberg, vereinzelt sogar auf Friedhöfen zu sehen ist, wie U. RAABE am 02.04.2010 in Beerfelde östlich von Berlin nachweisen konnte. Kon-kretes über die Ausgangssippen für Sortenzüchtung ist allerdings rar. KRAUSCH (2003: 382) vermerkt: „Später tritt von R. ficaria eine gefüllte Form in Erschei-nung, z. B. 1736 im Garten des Herrn von Ziethen in Trebnitz bei Seelow. Neuer-dings gibt es darüber hinaus auch Formen mit größeren sowie mit orangegelben, hellgelben oder weißen Blüten, jedoch meist nur in Gärten von Liebhabern.“ Einen

Abb. 5: Blattform und Blattrand (nach ADLER et al. 1994); links – F. verna, rundlich-herz-förmig, Hydathoden an der Spitze der Kerbzähne; rechts – F. calthifolia, oval-herzförmig,Hydathoden eingesenkt.

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Verfahrensweg dafür, wie man auf die Frage nach der Ausgangssippe als konkreter Subspezies einer Züchtung nachgehen kann, zeigt WEIN (1914: 480 ff., insbeson-dere S. 487, Anm. 6): „Vielleicht handelt es sich um süd- bezw. osteuropäische Formen aus dem Formenkreis der R. Ficaria. R. nudicaulis (ein sprachlich glückli-ches Synonym für F. calthifolia, Verf.), die den Osten unseres Erdteils bewoh-nende Unterart des R. Ficaria, bildet Lobel (vgl. Hist. stirp. 1576, p. 323; Ic. stirp. I 1591, p. 593) ab. Die andere südeuropäische Subspezies von R. Ficaria, R. fica-riaeformis, beschreibt C. Bauhin 1620.“

Ohne die historischen Kräuterbücher des 16. bis 18. Jahrhunderts geht es also nicht. Bei diesen besteht allerdings die Schwierigkeit, dass sie – zeitabhängig – sowohl wildwachsende wie auch kultivierte Gartenpflanzen führen und sich erst spät aus praktischen und ästhetischen Gründen auf Kultursippen beschränken. Ficaria calthifolia und andere Subspezies waren zunächst als offizinelle Wild-pflanzen, wie etwa unter den Bezeichnungen Klein Schöllkraut (Chelidonium mi-nus) oder Feigwarzenkraut als „Herba und Flores Chelidonii minoris“ für Um-schläge gegen „Feigwarzen“ (Condyloma – warzige, meist nässende Hautwuche-rungen), Blattern und Hämorrhoiden und sogar auch schon als Gemüse oder Sup-penkraut gegen Skorbut – „Scharbockskraut“ – sowie gegen verschiedene Brust- und Magenleiden bekannt geworden und bedurften wegen ihrer regionalen Häufig-keit nicht der Gartenkultur. Dass den frühen Kräuterbuchautoren wesentliche mor-phologische Merkmale zur Unterscheidung wichtig waren, ergibt sich am Beispiel des Hortus Lusatiae (FRANKE 1594), der zu Chelidonium minus ausdrücklich „mit den knotlichten Wurzeln“ schreibt, also F. verna s. str. kennzeichnet.

Abb. 6: Frühe Darstellung der F. verna als Chelidonia minor in BRUNFELS (1532).

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Neben den Texten sind die Abbildungen der Kräuterbücher trotz großer Qualitätsunterschie-de eine anschauliche Ergän-zung, mitunter sogar entschei-dend für eine Sippenzuordnung. Herangezogen wurden zu taxo-nomischen Fragen und der prak-tischen Verwendung der Pflan-zen DIOSCORIDES (1610: 147), LONICERUS (1679: 374), ELSS-HOLTZ (1684: 353) und TABER-NAEMONTANUS (1731: 1134). Zwei Beispiele mögen dies be-legen: Abb. 6 zeigt die hervor-ragende Darstellung von Ficaria verna s. str. bei BRUNFELS (1532: 176/177), Abb. 7 die ent-sprechende jüngere bei MAT-THIOLUS (1626: 207-208), der im Text ergänzt: „Blumen, die zu Zeiten gar gefüllt sejn.“ Überraschung bot schließlich noch der „Hortus Eystettensis“ (BESLER 1613), der heute in mehreren Nachdrucken vorliegt und sich hier auf die Kölner Ausgabe (1999: 126) bezieht. Der Vergleich der Abb. 8 mit

den ausgewählten Darstellungen der Kräuterbuchliteratur zwischen 1532 und 1684 zeigt im Gegensatz zu allen anderen historischen Abbildungen, dass hier aller Wahrscheinlichkeit nach Ficaria calthifolia als züchterisch noch unbeeinflusste Gartenpflanze dargestellt ist: mehrere solitäre, nicht bis rar beblätterte Blüten- und Fruchtstängel mit gut ausgebildeten Nüsschen und eine oval gestreckte Laub-blattform.

Es bleiben aber auch in Anbetracht der übrigen Sippen aus dem Verwandt-schaftskreis in Europa Fragen offen, was die Herkunft und Sippenidentität derarti-ger Gartenpflanzen angeht. Auf Verwilderungen ist dabei zu achten, unsere Elb-auenvorkommen sind sicherlich jedoch in keinem direkten Zusammenhang mit diesen Kulturpflanzen zu sehen

Abb. 7: Ficaria verna als Chelidonium minus in MATTHIOLUS (1626: 207-208), mit Blumen, „die zu Zeiten gar gefüllt seyn“.

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Abb. 8: Vermutlich F. calthifolia als Chelidonium minus in BESLER (1613).

2.6 Erfahrungen aus dem Herbarium Berlin-Dahlem Der Erstfund bei Mühlberg im Frühjahr 2014 regte die Autoren an, am Beispiel des Herbariums Berlin-Dahlem (B) nach möglichen Belegen für Ficaria calthifolia aus Deutschland zu suchen und gleichzeitig zu überprüfen, ob und wie sich der Fund durch VON WELDEN aus Dalmatien nach der Mitteilung durch REICHENBACH (1830-32) auf die Sammlungsaktivität im 19. Jahrhundert ausgewirkt hat. Aus einem weit größeren Fundus, der auch westeuropäisches Material aus dem Ver-wandtschaftskreis der Ficaria verna umfasst, konnten ca. 30 Belege relativ sicher F. calthifolia zugeordnet werden, davon allein 50 % aus dem Zeitraum zwischen 1840 und dem Ende des 19. Jahrhunderts, die ältesten von 1841 durch HELDREICH für Neapel/Italien sowie von der „Mitte des 19. Jahrhunderts“ durch TREVIRANUS für Athen/Griechenland. Mehrfach vertreten sind Aufsammlungen aus Österreich, Ungarn, Rumänien, Kroatien und der Türkei, was ja dem Hauptverbreitungsgebiet der Sippe entspricht. Dabei war auffällig und ist auch durch Literaturstudien beleg-

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bar, wie stark die Taxonomie der Gattungen Ranunculus L. bzw. Ficaria HUDS. belebt wurde:

1830/32 Ficaria calthaefolia RCHB. 1844 Ranunculus ficaria var. calthifolia (RCHB.) GUSS. 1847 Ranunculus calthifolius (RCHB.) JORDAN 1863 Ficaria nudicaulis KERNER 1878 Ficaria verna subsp. calthifolia (RCHB.) NYMAN 1882 Ranunculus ficaria subsp. calthifolius (RCHB.) ARCANG. 1887 Ficaria pumila VEL. 1898 Ficaria verna subsp. pumila (VEL.) VEL.

Auch die in Mitteleuropa häufigste Verwandte, Ficaria verna HUDS., erfuhr ein vergleichbares Schicksal (Darstellungen von typischen Herbarbelegen dieser bei-den Sippen aus Brandenburg, siehe Abb. 9 und 10). Anzumerken wäre noch, dass die Artnamenwahl „nudicaulis“ durch KERNER (1863) eine gewisse Beliebtheit durch die Wiedererkennung eines wichtigen morphologischen Merkmals erlangte und sich deshalb auch in der deutschsprachigen Bezeichnung als Nacktstängel-Scharbockskraut bis in das 20. Jahrhundert hielt.

3. Zurück zum Mühlberger Elbtal 2014/15

3.1 Weitere Funde im Elbtal Die erste Beobachtung von 2014 im Bereich des Mühlberger Messtischblattes (4545/32) veranlasste im zeitigen Frühjahr 2015 eine rege Suche nach weiteren Funden im mittleren Elbtal. Schon zu Beginn des Monats April komplettierte H. ILLIG die Fundortliste südwestlich bis südöstlich von Mühlberg: 4545/34 Deich 1 km N Borschütz, flächenhaft; 4545/34 Parkrand mit Gebüsch am Weg direkt N Borschütz, einzeln; 4545/41 alte Elbterrasse NW Altenau, z. T. mit Robiniengebüsch, an zwei Stellen, ein-

zeln; 4545/43 westliche Wegböschung auf alter Elbterrasse mit Obstgebüsch SW Fichtenberg,

einzeln; 4645/12 unmittelbarer Elbterrassensporn WNW Gaitzschhäuser, einzeln; 4645/12 Deich WNW Gaitzschhäuser, einzeln.

Für den 11. April 2015 war eine gemeinsame Exkursion von Floristen Bran-denburgs, Sachsens und Sachsen-Anhalts anberaumt, die durch M. RISTOW bei Brottewitz im Norden von Mühlberg zwei weitere Fundorte ergab: 4545/14 beweideter Deich W von Brottewitz, flächenhaft; 4545/14 beweideter Deich SW von Brottewitz, flächenhaft.

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Abb. 9: Herbarbeleg zu Ficaria verna s. str.; Luckau 2014.

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Abb. 10: Herbarbeleg zu Ficaria calthifolia; Mühlberg 2014.

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Daraus lässt sich ein erstes, vermutlich noch nicht vollständiges Verbreitungs-bild für das Mühlberger Elbtal, bestehend aus 5 flächenhaften und 6 kleineren Wuchsorten, skizzieren (Abb. 11). Ähnlich „ansteckend“ wie möglicherweise nach der Erstmitteilung durch REICHENBACH (1830-1834), wenn auch weitaus kleinräu-miger betrachtet, wirkte die Vorstellung des Arealvorpostens bei Mühlberg, denn noch am gleichen Tage bereiste ein kleinerer Teil der Exkursionsgruppe auf Vor-schlag von H. ILLIG und unter Leitung von H. JAGE das ca. 25 km NW von Mühl-berg gelegene Naturschutzgebiet (NSG) „Prudel Döhlen“, 3,5 km NNO Torgau im Freistaat Sachsen (MTBVQ 4344/33, Züllsdorf). Das NSG ist Bestandteil des FFH-Gebietes „Elbtal zwischen Mühlberg und Greudnitz“ (Nr. 64 E). Es handelt sich dabei um einen im Landschaftsbild auffallenden Abschnitt historischer Uferterras-sen einer alten Elbschleife. Sowohl in offenen wie auch in mit Gebüschen von Schlehe, Hasel und verwilderten Haus-Pflaumen durchsetzten thermophilen Rasen unterschiedlicher Ausprägung wurden zwei kleinere Vorkommen entdeckt und durch H. ILLIG eine Woche später zu einem Komplex von insgesamt 10 Lokalitä-ten, vergleichbar der Situation bei Mühlberg, verdichtet. Da derartige Geländebil-dungen aus verschieden alten Verlaufsphasen des Stromes in Sachsen wie in Sach-sen-Anhalt vielfach entlang der Elbe bestehen, ist auch hier mit weiteren Funden zu rechnen. Schon das heute bekannte Verbreitungsgebiet in Deutschland entspricht annähernd der Situation im benachbarten Tschechien und in Polen. Der Torgauer Fundortkomplex findet hier vor allem wegen seiner vergleichbaren Standortsitua-tion zu Mühlberg und der Bedeutung für die Kennzeichnung einer neuen westli-chen Arealgrenze Berücksichtigung.

3.2 Lebensraum, Wuchsorte und pflanzensoziologische Bindung Ficaria calthifolia unterscheidet sich von Ficaria verna s. str. nicht nur morpholo-gisch und hinsichtlich der Verbreitung. Aus Polen sind Vorkommen in Steppenge-sellschaften auf Lößstandorten, in verschiedenen Wiesentypen und thermophilen Waldbeständen bekannt (TOWPASZ 1971). KUBÁT (2002) benennt für Tschechien lichte Wälder, trockene Hänge (mit Halbtrocken- und Trockenrasen) und Wiesen als bevorzugte Lebensräume. Österreichische Florenwerke bzw. Beschreibungen (ADLER et al. 1994; KÄSTNER & FISCHER 2006, FISCHER et al. 2008) weisen über-einstimmend wärmeliebende Eichenwälder, Halbtrockenrasen und auch Kunstrasen (Ansaaten) aus. Insgesamt besteht Übereinstimmung darin, dass Ficaria calthifolia mehrheitlich trockenere Standorte besiedelt, in denen Ficaria verna fehlt, allenfalls nur ausnahmsweise vorkommt. Diese Beurteilungen treffen weitestgehend auch auf die Lebensräume im deutschen Elbtal zu: Bei Torgau-Döhlen in Sachsen handelt es sich um die Lebensraumtypen (LRT) 6210 (Kalk-Trockenrasen) und 6240 (Step-penrasen), die durch das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie erst vor wenigen Jahren im Rahmen von FFH-Gebietsplanungen kartiert wurden, und um Halbtrockenrasen, oft von Gebüschen durchsetzt, mit Primula

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veris und Viola hirta, in lückigen Beständen auch mit Achillea setacea und Andro-sace elongata. Dies entspricht den standörtlichen und pflanzensoziologischen Ge-gebenheiten im Mühlberger Talabschnitt in etwa; gänzliche oder zeitweilige Nut-zungsaufgabe hat dort aber eine stärkere Ruderalisierung bewirkt. Eine exakte Zuordnung der Pflanzenbestände zu Assoziationen fällt daher schwer. Ruderal geprägte Glatthafer-Wiesen dominieren die Mühlberger Wuchsorte. An Grasarti-gen treten Arrhenatherum elatius, Festuca rupicola und Carex praecox, aber vor allem die ruderale Elytrigia repens auf. Verschiedene Therophyten sind markant; im Umfeld treten auch Androsace elongata und Ranunculus illyricus, bei Altenau ferner Achillea setacea auf. Verschiedentlich sind die Rasengesellschaften auch durch Laubgebüsche, meist aus Prunus domestica und P. spinosa oder Robinia pseudoacacia (bei Borschütz, Fichtenberg und Altenau) gekennzeichnet (vgl. dazu auch Tab. 1).

Tab. 2: Vegetationsaufnahmen, aufgenommen von M. RISTOW am 12.04.2015 . Aufn.-Nr. 1: Mühlberg, Deich (N 51°25'51,0'', E 13°12'39,3''), vermutl. Schafbeweidung. Aufn.-Nr. 2: Deich W Brottewitz (N 51°27'36,4'', E 13°12'41,6''), Schafbeweidung. Aufn.-Nr. 1 2 Fortsetzung:

Flächengröße m² 4 4 Aufn.-Nr. 1 2 Höhe (m ü. M.) 80 80 Exposition SSW S Veronica arvensis 1 + Inklination 25° 35° Ornithogalum angustifolium + . Vegetationshöhe cm 25 20 Securigera varia . + Deckung Gesamt % 90 95 Cerastium arvense . + Deckung Kraut % 75 80 Galium album . + Deckung Streu % 15 35 Knautia arvensis . + Deckung Kryptogamen % 5 2 Lathyrus pratensis . +

Cerastium holosteoides . + Ficaria calthifolia 10 10 Dactylis glomerata . + Arrhenatherum elatius 5 20 Bromus inermis . + Alopecurus pratensis 10 + Centaurea jacea . + Festuca rupicola 10 30 Achillea millefolium agg. . r Poa angustifolia 1 + Elytrigia repens 20 20 Sonstige Potentilla argentea . + Hypericum perforatum + . Draba verna s. str. . + Potentilla reptans . r Arabidopsis thaliana 1 + Berteroa incana 1 . Carex praecox 20 5 Lamium purpureum 5 . Valerianella cf. locusta 20 + Anchusa officinalis + . Veronica sublobata 1 . Papaver dubium + . Euphorbia esula 5 . Calamagrostis epigeios 1 . Lepidium draba 5 . Capsella bursa-pastoris + . Rumex thyrsiflorus + + Vicia cf. hirsuta . r Holosteum umbellatum + . Myosotis cf. ramosissima + .

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Abb. 11: Aktuelles Verbreitungsbild von F. calthifolia im Mühlberger Elbtal (MTB 4545 Mühlberg und 4645 Riesa. Kartierungsstand: 15. Mai 2015 (großer Kreis = flächenhaftes Vorkommen; kleiner Kreis = individuenarmes Vorkommen). Aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.

Gertraud
Unterstreichen
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4. Ausbreitungsmöglichkeiten und Arealbildung 4.1 Lokale Potenziale Die Ausbreitung einer Pflanzensippe kann u. a. durch wirksame eigene Merkmale und Eigenschaften selbst, durch besondere Faktoren der schon erschlossenen Standorte wie auch durch geeignete Potenziale der Nachbargebiete befördert wer-den. Im ersten Falle sind z. B. besondere Haftorgane an Früchten, wie die Behaa-rung bei Ficaria calthifolia, geeignet, eine zoogene oder auch anthropogene Ver-breitung zu begünstigen. Kleinräumig können, wie in der Literatur verschiedentlich angedeutet, z. B. Ameisen der Gattung Myrmica an der Verschleppung von Früch-ten beteiligt sein. Zu vermuten sind aber vor allem unbeabsichtigte Tiertransporte bei traditioneller, jahreszeitlich früher Schafbeweidung zur Offenhaltung der Tal-terrassen, Deiche und Dämme. Der Weidebeginn im Elbtal fällt in die ersten Wo-chen des April, befördert durch Viehtritt die Bodenverwundung als Voraussetzung für Keimung abfallender reifer Früchte im unmittelbaren Umfeld des Wuchsortes und bietet auch mehr Möglichkeiten zu weiter reichender Verschleppung durch Tiertransport, als dies durch eine Mahdnutzung des Grünlandes denkbar wäre. Größere Strecken sind auf diese Weise in kurzen Zeiträumen eher nicht zu über-winden. machen aber eine Fundortverdichtung zu nestartigen Aufwuchsbereichen sehr wahrscheinlich, wie mehrfach auf Deichen zu beobachten ist, und befördern, wenn das Standortangebot der benachbarten Flächen vergleichbar ist, in längeren Fristen auch eine weiter wirkende Ausbreitung. Erklären lässt sich damit aber nicht, wie es zu den kartierten Fundortkomplexen in den Ländern östlich bis süd-östlich von Deutschland im Bereich der vermuteten Arealwestgrenze gekommen ist und wie sich dies offenbar auch im Gebiet des deutschen Elbetales abzuzeichnen scheint.

4.2 Wasser als Ausbreitungsfaktor – ein Erklärungsversuch Obwohl wir bisher nicht geneigt sind, Ficaria calthifolia als Stromtalart zu kenn-zeichnen, ist die Ausbildung komplexer Arealvorposten im Umfeld größerer Fluss-systeme in Polen und Tschechien sehr auffallend. Vor diesem Hintergrund ist ei-nem weiteren Merkmal der Früchte, der offensichtlichen Schwimmfähigkeit, Be-achtung zu schenken. Sie kann aber nur zur Geltung kommen, wenn immer wieder Frühjahreshochwässer die Wuchsorte erreichen. Bei solchen sich wiederholenden und vom Menschen als katastrophal empfundenen Ereignissen schuf der Fluss früher neue Uferterrassen. In den besonders schwer betroffenen Flussabschnitten sollten daher immer wieder seit dem Ausgang des Mittelalters schützende Deich-anlagen, anfangs nur lokal, seit dem 19. Jahrhundert aber über lange flussbeglei-tende Strecken errichtet und/oder erhöht werden, damit zugleich die Wuchsange-bote für das eher die Trockenheit liebende Nacktstängelige Scharbockskraut auf den natürlichen Uferterrassen durch künstliche Angebote verbessernd. Mit der

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Chance, dass abgeschwemmte Früchte bei Hochwasser, das die hohen Uferpartien und Deichkronen erreicht, längere Strecken überwinden und bei fallendem Wasser-stand sedimentieren, ist ein großes Verbreitungspotenzial verbunden. Die Entste-hungsgebiete für Elbhochwässer liegen häufig bereits am oberen Mittellauf in Böhmen, vor allem am Zusammenfluss von Moldau/Vltava mit Elbe/Labe nahe

eine Erklärung für den Ausgangspunkt des Früchtetransports gefunden sein könnte. Dafür soll am Beispiel des Mühlberger Elbtales nach Literaturstudien zur Land-schafts- und Landnutzungsgeschichte des Naturraumes, Auswertung historischen Kartenmaterials, das Einblicke in Zeitabschnitte mit großem Wandel gewährt, und lebhafter Diskussion mit einem der wenigen im Gebiet des mittleren Elbtales lang-fristig forschenden Heimatkundler, CLAUS-PETER GROBE in Mühlberg-Borschütz, Antwort auf die Frage nach den besonderen historischen und naturräumlichen Voraussetzungen für die Entstehung eines weiter nach Westen vorgeschobenen Arealvorpostens der Ficaria calthifolia gefunden werden. Den Ausgangspunkt unserer Betrachtung bildet ein Beitrag von A. SCHMIDT (ca. 1890), der anhand von Quellen zu Schäden durch historische Hochwässer der Elbe seit der Mitte des 16. Jahrhunderts durchschnittliche Zeitabstände zwischen markanten Ereignissen fest-zulegen vermochte, in aller Regel ursprünglich ca. alle 5 Jahre, katastrophale, mit denen räumliche Veränderungen des Flusslaufes und seiner Ufer verbunden waren, ca. alle 20 Jahre. Deichbauten waren immer wieder notwendig, weil im Süden von Mühlberg eine große Flusskrümmung unmittelbar bis an die Stadt heranreichte und daher bei Hochwasser ein ganzes System historischer Altläufe, „Alte Elbe“ ge-nannt, Unmassen von Wasser und Sedimenten in die Stadt führte. Drei ältere Kar-ten sollen das Ausmaß der Naturkatastrophen und die Versuche zu ihrer Begren-zung veranschaulichen und gleichzeitig auch den damit verbundenen Landschafts-wandel durch Deich- und Dammbau demonstrieren: – Rekonstruktion der Veränderungen des Elblaufes bei Mühlberg anhand einer

Geografisch-historischen Karte des Kreises Liebenwerda (1 : 100 000), Ab-schnitt Mühlberg, durch G. REISCHEL, Halberstadt 1910 (Abb. 12). Die Karte geht vor allem auf BERTRAM (1865) mit der Schilderung der Hochwässer von 1848 und 1853 zurück, nach denen 1854 die Elbschleife südlich der Stadt ab-schließend durchstochen wurde. Dies war aufgrund der regulierenden Wirkung auch später vielfach Gegenstand erneuter Diskussion im Schrifttum (s. Litera-turverzeichnis).

– Karte der Elbe bei Mühlberg von 1803 (1 : 50 000), Ausschnitt mit nachträgli-cher Kennzeichnung des Hochwasserabflusses 1853 über die sog. „Alte Elbe“ (blau) und des Durchstiches der Elbschleife (rot), Museum „Mühlberg 1547“ (Abb. 13). Die Karte belegt den seinerzeitigen Elbverlauf, die Abschnitte wie-derbelebter Flussarme beim Hochwasser 1853 sowie den geplanten Elbschlei-fendurchstich.

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Abb. 12: Geografisch-historische Karte des Kreises Liebenwerda (1 : 100 000), Ausschnitt Mühlberg mit Elbe und historischen Altläufen. REISCHEL (1910), Halberstadt.

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Abb. 13: Karte der Elbe bei Mühlberg (1 : 50 000), verkleinerter Ausschnitt mit nachträgli-cher Kennzeichnung des Hochwasserabflusses 1853 über die sog. „Alte Elbe“ (blau) und des Durchstiches der Elbschleife (rot). Museum „ Mühlberg 1547“.

– Preußisches Ur-Messtischblatt Mühlberg, Blattnummer 2613 von 1847, verklei-nerter Ausschnitt des Mühlberger Elbtales von 1 : 25 000 auf 1 : 50 000 (Abb. 14). Die Erstellung des Blattes fällt in die letzte Planungs- und den verzögerten Beginn der Umsetzungsphase des Durchstichs der Flussschleife (gestrichelt im Südsüdwesten der Stadt). Es kennzeichnet zugleich den ständig von Hochwäs-sern betroffenen Raum, den Verlauf ursprünglicher Uferterrassen (als den ver-mutlich ersten Wuchsorten von Ficaria calthifolia bei Mühlberg) sowie die neueren Deichanlagen (als damals neue Sekundärstandorte für Ficaria calthifo-lia).

Hochwässer an der Elbe sind seit der Zeit Karls des Großen (785) nachgewiesen. Sie trafen die Stadt Mühlberg und ihr Umland noch im 20. Jahrhundert allein 24mal und seit dem Jahr 2000 bereits wieder 4mal. Das einstweilen letzte katastro-phale Hochwasser der Elbe (Ende Mai bis Anfang Juni 2013) erreichte am Au-ßendamm des Mühlberger Alten Hafens eine Höhe von 6 cm unterhalb der Damm-krone bei einem Wasserpegel von 9,62 m. Damit war der später (2014) zuerst ent-deckte Fundort der Ficaria calthifolia im mittleren Elbtal Brandenburgs unmittel-bar betroffen. Möglicherweise sind zu diesem Zeitpunkt erneut Früchte des Nackt-stängeligen Scharbockskrautes als Transportgut mit dem Fluss weiter nach Norden verfrachtet worden. Aufgrund des potenziellen Wuchsortangebotes auf einerseits historisch alten, schon im Mittelalter waldfreien natürlichen Uferterrassen und

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Abb. 14: Preußisches Ur-Meßtischblatt 2613 (1 : 25 000) von 1847, verkleinerter Ausschnitt des Elbtales mit Deichsystem zur Zeit der Planung des Elbdurchstiches.

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andererseits auf relativ jungen künstlichen Deich- und Dammbauten seit dem 19. Jahrhundert lässt sich der Zeitraum der Einwanderung von Ficaria calthifolia im Elbtal nicht enger begrenzen.

Danksagung Für freundliche Bestätigung der Determination des Herbarmaterials zu Ficaria calthifolia von Mühlberg (6. Juli 2014) ist zunächst Herrn Prof. Dr. KAREL KUBÁT am Lehrstuhl Biolo-

Ústí n. L./Tschechien zu danken. Er ermöglichte schon vor ca. 30 Jahren die erste Begegnung mit dem Nacktstängeligen Scharbockskraut auf Exkursionen in Nordböhmen. Dr. HORST JAGE hat dem sächsisch-brandenburgisch-anhalti-nischen Elbtal seit mehr als 50 Jahren zahlreiche Exkursionen und Publikationen zur Flora und Vegetation gewidmet und dabei eine Vielzahl von Neufunden mitteilen können. Erwar-tungsgemäß nahm er auch die Bitte und Empfehlung zu intensiver Suche nach Ficaria calthifolia in Sachsen auf und wies am 11. April 2015 mit einer kleinen Exkursionsgruppe an historischen Uferterrassen des alten Elblaufes bei Döhlen nahe Torgau (NSG „Prudel Döhlen“) einen weiteren Fundortkomplex im Elbtal nach. Zu Auskünften über Herbarbelege aus dem Bestand des Herbariums „Weldenianum“ im Herbarium Regensburg (REG) gilt den Mitarbeitern ein herzlicher Dank. Für Literaturhinweise zur Verbreitung von Ficaria calthifolia in den Nachhbarländern Tschechien und Polen ist den Herren Dr. TOMÁŠ DOSTÁLEK in Prag und STEFAN RÄTZEL in Frankfurt/Oder zu danken. Recherchen zur Land-schaftsgeschichte des Elbtales unterstützten dankenswerterweise das Kreisarchiv des Land-kreises Elbe-Elster in Herzberg, das Museum „Mühlberg 1547“ sowie in besonderem Maße der außerordentlich hilfsbereite, versierte Heimatkundler CLAUS-PETER GROBE in Mühlberg-Borschütz durch regionale Literatur und historisches Kartenmaterial. Für die digitale Bildbe-arbeitung sind wir Dr. HANS-CHRISTIAN KLÄGE in Luckau sehr verbunden, desgleichen Herrn UWE RAABE in Marl für den Nachweis von Ficaria-Kulturformen in Brandenburg.

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Dr. Hubert Illig Berliner Str. 26 D-15926 Luckau Michael Ristow Universität Potsdam Vegetationsökologie und Naturschutz Am Mühlenberg 3 D-14476 Potsdam (Golm)

Eingang des Manuskripts am 21.11.2015, endgültig angenommen am 01.02.2016.