Hybrider Siegertyp - Forum-HolzBau · 2014-10-23 · SU-SI, eine kleine Wohnbox. Sie ist 3,5 m...

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Ganz schön clever: Die Stadt Wien fördert sowohl architektonisch hochwertige als auch ökonomische Wohnungsprojekte und lädt daher Architekten und GU gemeinsam zu Wettbewerben ein. Beispiel ist die Passivhaussiedlung Eurogate. text: Christine Ryll | fotos: Bruno Klomfar Hybrider Siegertyp INDEX 9 WOHN- ANLAGE 15 STECK- BRIEF 16 INTERVIEW 18 ENERGIE- KONZEPT 19 FAZIT 8 4 | 2014 FOKUS: PRIVATER WOHNBAU

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Ganz schön clever: Die Stadt Wien fördert sowohl architektonisch hochwertige als auch ökonomische Wohnungsprojekte und lädt daher Architekten und GU gemeinsam zu Wettbewerben ein. Beispiel ist die Passivhaussiedlung Eurogate.

text: Christine Ryll | fotos: Bruno Klomfar

Hybrider Siegertyp

IND

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WOHN- ANLAGE

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Schön und günstig sollen sie sein, die Wohnungsbauprojekte, die Wien un-ter dem Patronat des Wiener Wohn-

fonds realisiert. Daher lobt die Stadt für ihre Grundstücke seit einigen Jahren bevorzugt Wettbewerbe aus, zu denen Architekten und Generalunternehmer gemeinsam Realisie-rungskonzepte abliefern müssen. Das Ergeb-nis beurteilt eine interdisziplinäre Jury hin-sichtlich der Punkte Ökologie, Ökonomie, Architektur und soziale Nachhaltigkeit. Der bzw. die Gewinner dürfen die Bauplätze im

Anschluss erwerben und gehen damit die Verpflichtung ein, die jurierten Projekte zu realisieren. Dank dieses Konzepts kann die Stadt sicher sein, dass die derart initiierten Miet- oder Eigentumswohnungen sowohl at-traktiv als auch kostengünstig sind. So wie die Passivhauswohnanlage Eurogate auf den ehemaligen Aspang-Gründen. Hier entste-hen, ausgehend von einem Masterplan des Londoner Architekten Sir Norman Foster, in zwei Bauphasen rund 1.800 Wohneinheiten im Passivhausstandard.

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Gesamtansicht

Ansicht Südost

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DetailschnittFenster

Detail Fensteranschlussseitlich

Laibung2,5 cm Fensterbank (Holz)1,5 cm Feuerschutzplatte RF 15.01,5 cm Gipsfaserplatte geklammert Dampfbremse sd ≥ 10 m,

Stöße verklebt1,5 cm Gipsfeuerschutzplatte geklammert8,0 cm Holz 200/80 mm

Laibung1,5 cm Feuerschutzplatte RF 15.01,5 cm Gipsfaserplatte geklammert Dampfbremse sd ≥ 10 m,

Stöße verklebt3,0 cm Gipsfeuerschutzplatte geklammert8,0 cm Holz 200/80 mm

Rahmen SchiebeladenProfil 60 × 40 × 2 mm

Aufbau18,0 cm Stahlbeton3,0 cm Mineralwolle Dampfbremse sd ≥ 10 m,

Stöße verklebt10,0 cm Holz 200/100 mm1,5 cm Gipsfeuerschutzplatte geklammert Dampfbremse sd ≥ 10 m,

Stöße verklebt1,5 cm Gipsfaserplatte geklammert1,5 cm Feuerschutzplatte RF 15.0

Drehriegel klappbar am Rahmenprofil Alu 90/25/10 mm mit Griffloch 15 mm

Untere Ladenführung Strangpressprofil 45/60/2 mm mit Entwässerungsschlitzen Befestigung an Konsole lt. Statik

Schiebeladen-Laufschiene mit Stoppern, an Konsole befestigt

Anputz-Dichtleiste W gegen Fensterbank

Kompriband bei WDVS

Konsole thermisch getrennt, 8 mm Auflage

Konsole thermisch getrennt, 8 mm Auflage

L-Winkel 150/75/5 mm, Breite 100 mm, Abstand ca. 125 cm

L-Winkel 150/75/5 mm, Breite 100 mm, Abstand ca. 125 cm

Fensterbank Alublech gekantet

Griffloch 20 mm beidseitig in vertikalen Rahmenseiten

Wandaufbau0,5 cm Dünnputz8 cm Mineralwolle1,5 cm Gipsfaserplatte H 15 geklammert10 cm Steinwolle

Schiebeladen

Schiebeladen

Fenstereinbau gemäß ÖN B5320innen: dampf- und luftdichtaußen: diffusionsoffen, winddichtn50 BTA: 0,25 1/h BTB + C: 0,35 1/h BTD: 0,35 1/h

Detail FassadeDeckenanschluss Wand

Aufbau aussen – innen0,7 cm Putz8,0 cm MW-PT ≤ 0,041 W/mK,

vollflächig verklebt und gedübelt1,5 cm Gipsfaserplatte H 15 geklammert20,0 cm MW-WL zwischen Holzriegel

≤ 0,032 W/mK1,5 cm Feuerschutzplatte RF 15 geklammert Dampfbremse sd ≥ 10 m,

Stöße verklebt1,5 cm Gipsfaserplatte H 15 geklammert5,0 cm Installationsebene CW-Profile freistehend

& Steinwolle min. 30 kg/m³, ≤ 0,035 W/mK

1,5 cm Gipsfaserplatte

L-Winkel 100/80/5 mm, Breite 100 mm, Abstand ca. 125 cm

L-Winkel 150/75/5 mm, Breite 100 mm, Abstand ca. 125 cm

Mineralwolle

Dampfbremse

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Schnitte

Grundriss

3-Zimmer-Wohnung

4-Zimmer-Wohnung

Mit Holzmischbauweise günstiger als die massive Konkurrenz168 Einheiten davon hat Johannes Kaufmann Architektur gemeinsam mit der BAI entwi-ckelt. Und zwar in Hybridbauweise. Wäh-rend Treppenhäuser, Decken und tragende Innenwände aufgrund der zum Zeitpunkt des Wettbewerbs gültigen Gesetzeslage aus Stahlbeton bestehen mussten, setzte der ge-bürtige Vorarlberger bei den Außenwänden auf Holzrahmenbauweise. Damit gewann er wertvolle Zentimeter Wohnfläche, die die Mehrkosten der Holzrahmenbauweise

nicht nur ausglichen, sondern den Holzbau in puncto Ökonomie sogar aufs Siegertrepp-chen hievten. Denn die Außenmaße waren beim Wettbewerb durch einen Bebauungs-plan bereits vorgegeben gewesen. Fassaden, Wände und Innenleben der Anlage durften die Planer hingegen frei gestalten.

„Wir sparen uns durch die Holzrahmen-bauweise im Vergleich zur Massivbauweise ca. 12 cm pro Außenwand“, erklärt Baumeis-ter Johannes Kaufmann.

Tragende Elemente sind 20 cm dicke Holz-rahmen, die mit Mineralwolle gedämmt und außen mit 1,5 cm Gipsfaserplatten beplankt sind. 8 cm Mineralwolldämmung dient als Putzträger für den Außenputz. Innen ist die Holzrahmenkonstruktion mit 1,5 cm Gipsfa-serplatten bekleidet. Ein 5 cm dicker Hohl-raum dient als Installationsebene. Er ist aus Brandschutzgründen mit Steinwolle ausge-dämmt. Die raumseitige Bekleidung setzt sich erneut aus 1,5 cm dicken Gipsfaserplat-ten zusammen.

← Von außen ist die Wohnanlage in Wien nicht als Holz- bau zu erkennen.

→ Das Projekt besteht fast ausschließlich

aus durchgesteckten Grundrisstypen.

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OG 1

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OG 3

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BAU Z E I T : Januar 2012 bis Februar 2014

BAU H E R R : BAI – Bauträger Austria Immobilien, A-1020 Wien

A RC H I T E K T : Johannes Kaufmann Architektur, A-6850 Dornbirn, www.jkarch.at

H O L Z BAU : Kulmer Holzbau, A-8212 Pischelsdorf/Steiermark, www.kulmerbau.at

T R AG W E R KS P L A N U N G : IC-Konsulenten, A-1120 Wien, www.ic-group.org

Neubau einer Passivhauswohnanlage in Wien

17.030M² N U T Z F L ÄC H E

23.240M³ B RU T TO - BAU VO LUM E N E X K L. T I E FG A R AG E

ST EC K B R I E F

Lichte Grundrisse trotz bis zu 20 m BautiefeVier Baukörper mit insgesamt 13 Treppenhäusern hat Kaufmann auf diese Weise konzipiert. Alle als Passivhäuser. Und alle so, dass sich daraus eine Vielfalt von Wohnungs-grundrissen ergeben hat. Aufgrund der Wunschvorstellung, möglichst viele Wohnungen mit einer zwei-seitigen Belichtung und Belüftung auszustatten, und der vorgege-benen Bebauungstiefe von 16 bis 20 m entstanden fast ausschließlich durchgesteckte Grundrisstypen.

Der bestehende Bebauungsplan definierte einen Zeilenbaukör-per im Süden sowie einen parallel stehenden, L-förmig gewinkelten Baukörper. Die Architekten kom-binierten Richtung Nordwesten ein frei stehendes Punkthaus dazu. Die Hauptzugänge erfolgen vom

Fred-Zinnemann-Platz im Osten über barri-erefreie Rampen bzw. Treppen und von der Aspangstraße sowie der Otto-Preminger-Straße. Eine Geschäftsfläche ist direkt vom Fred-Zinnemann-Platz aus zugänglich. Im Zentrum des Quartiers befindet sich zudem ein Gemeinschaftsraum.

Unter den Baukörpern erstreckt sich eine Tiefgarage mit 169 Stellplätzen. In diese führen zwei gemeinsame Ein- und Ausfahr-ten von der Aspangstraße und der Otto-Pre-minger-Straße aus. -

»Der Bebauungsplan definierte einen Zeilen­baukörper und ein L­förmiges Gebäude.«

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»Bekannt geworden sind wir durch SU­SI.«

Das Ziel von Johannes Kaufmann Architektur besteht darin, mit Handwerkern und allen am Bau Beteiligten ein für den Kunden zufriedenstellendes Objekt zu hinter­ lassen. Kaufmann erzählt, wie er dabei vorgeht.

1 Herr Kaufmann, Sie sind Baumeister, nicht Architekt. Wie verlief Ihre Laufbahn?

Ich stamme aus einer Zimmermanns- familie und bin selbst auch Zimmermeister. Baumeister sind in Österreich vollumfäng-lich planungsbefugt. Diese liberale Haltung gründet auf den Forderungen und Leistun-gen der in den 60er- und den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Vorarlberg vorherrschenden Baukünstlervereinigung. Einige der Mitstreiter haben damals auch für die Liberalisierung der Planungsbefug-nis gekämpft. Ich selbst habe etwa ab 1993 bei Prof. Hiesmayr in Wien im Architektur-büro mitgearbeitet, davor auch bei meinem Bruder Hermann Kaufmann. 1994 habe ich mit der Arbeit als selbstständiger Planer begonnen. Das Büro Johannes Kaufmann Architektur gibt es seit 2001. Inzwischen haben wir zwei Standorte mit jeweils zehn Mitarbeitern in Wien und in Vorarlberg.

Johannes Kaufmann ist Zimmermeister und Baumeister. Im Architekturbüro arbeitete er erstmals 1993 bei Prof. Hies- mayr in Wien. 1994 begann er, als selbstständiger Planer zu arbeiten. 2001 gründete er sein eigenes Büro.

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2 Wann haben Sie Ihr erstes eigenes Projekt gestartet?

Ich habe 1993 meinen ersten Architekturwettbewerb gewon-nen. Das war sozusagen der Start für die Bürotätigkeit. Be-kannt geworden ist mein Büro aber durch die sogenannte SU-SI, eine kleine Wohnbox. Sie ist 3,5 m breit und 12 m lang und lässt sich in einer Stunde aufbauen. Entstanden ist SU-SI auf Basis meines handwerkli-chen Know-hows, meiner Holz-bau-tradition und der Idee, dass sich mit vorgefertigten Elemen-ten hervorragend bauen lässt.

3 Ist SU-SI als Holzbau exemplarisch für

die Leistungen Ihres Büros?Nun, der rote Faden, der sich durch das Büro zieht, ist tat-sächlich der Holzbau. Wir ha-ben viele Kunden, die zu uns kommen, weil wir eben diese Art des Bauens beherrschen. Das zweite übergeordnete The-ma ist die Ökologie, das dritte eventuell der handwerkliche Zugang zu den Bauarbeiten.

4 Seit wann bauen Sie in Modulbauweise?

Diese Modulbauweise zieht sich seit 1998 durch. Damals haben wir die ersten Hotelbauten in Boxenbauweise gebaut. Inzwi-schen bauen wir auch größere Bauvorhaben auf diese Weise, zum Beispiel Pflegeheime, Kin-dergärten, Wohnungsbaupro-jekte. Der Holzanteil ist dabei immer so hoch wie möglich. Wenn wir ein Hotel bauen, kommt das Zimmer fix und fer-tig auf die Baustelle.

5 Ist Ihr Büro auf bestimmte Projekte spezialisiert, etwa

Wohnungsbau oder Gewerbe?Nein. Wir machen alles vom Einfamilienhaus bis zum In-dustriebau, zur Schule, zum Kindergarten, zum Pflegeheim und zum Wohngebäude. Die Bausumme unserer Vorhaben beträgt in der Regel maximal 20 Millionen Euro.

6 Was zeichnet Ihr Büro aus?Unser großes Ziel besteht darin, ge-

meinsam mit Handwerkern und allen Beteiligten ein für den Kunden zufrieden-stellendes Objekt zu hinterlassen. Der Hin-tergrund dieser kooperativen Denkweise liegt darin, dass ich aus eigener Erfahrung weiß, dass die meisten Fehler, die auf der Baustelle gemacht werden, ihren Ursprung in der Planung haben. Wir achten daher ei-nerseits auf ein sehr hohes Detail- und Pla-nungs-Know-how. Andererseits ist uns der respektvolle Umgang mit den Handwerkern wichtig. Wir bemühen uns darum, dass alle Beteiligten am Bau zufrieden sind.

7 Sie bauen ja derzeit mehrere Projekte. Können Sie einige davon nennen?

Wir beschäftigen uns derzeit etwa zu 60 bis 80 Prozent mit Wohnungsbau. Dazu kom-men eine Schulerweiterung in Bregenz und ein Hotel mit vier Geschossen und 180 Zim-mern in Garching bei München. Das ent-steht wieder einmal in Modulbauweise. -

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Mit Eurogate leistet sich Wien eine der größten Passivhauswohn­ anlagen Europas. Dort, wo einst der Ausgangsbahnhof der Aspang­bahn stand, entstehen nun rund 1.800 Wohnungen in Niedrigst­ energie­ bzw. Passivhausstandard. Der erste Bauabschnitt, das Projekt von Johannes Kaufmann, vereint in sich eine nachhaltige Holzbau­weise und eine hochwertige Dämmung. Kombiniert wird beides mit einer modernen Lüftungstechnik und Fernheizung.

ENERGIEK O N Z E P T

ten Schächten, die parallel zum Aufzug verlaufen. Drei Betriebs-stufen, nämlich Luftwechsel 0,3 als Abwesenheitsstufe, eine Grundlaststufe mit Luftwechsel 0,4 und eine Spitzenlaststufe mit Luftwechsel 0,6, sorgen dafür, dass die Luftwechselraten den je-weiligen Bedürfnissen angepasst werden können.

Die Luftverteilung erfolgt über Kellerverteil- und Steigleitungen zu den einzelnen Wohnungen. Im Zwischendeckenbereich der einzelnen Wohnungen sind jeweils ein Zuluftverteil- und ein Abluft-sammelkasten situiert. Von dort werden die Aufenthaltsräume über Luftauslässe mit Frischluft versorgt. Innenräume wie Bad, WC oder Abstellraum verfügen über Abluftkomponenten. Damit wird die verbrauchte Luft über

WOHNANLAGE EUROGATE: VORBILDLICHES PROJEKT FÜR EUROPA

E N E R G I E K E N N W E R T E

Heizmittel Fernwärme

Primärenergiebedarf 77 kWh/(m²a)

Heizwärmebedarf 9 kWh/(m²a)

Endenergiebedarf 65 bis 68 kWh/(m²a)

Wohnnutzfläche 17.000 m²

den Abluftsammelkasten dem Steigstrang und in weiterer Folge dem Lüftungsgerät in der Zentrale zugeführt bzw. von dort angesaugt.

Für die zentrale Warmwasser-bereitung und Raumnachheizung kommt Fernwärme zum Einsatz. Vom Fernwärmeübergaberaum im Kellergeschoss aus werden die einzelnen Technikzentralen mit Wärme versorgt. Die Raum-heizung erfolgt für Aufenthalts-räume wie Wohnküche, Zimmer und Schlafzimmer mit Radiatoren, die über der Raumeingangstür unterhalb der Zulufteinbringung situiert sind. Ein im Bereich des Lichtschalters angebrachter Ther-mostat ermöglicht es den jewei-ligen Bewohnern der verschiede-nen Räume, die Raumtemperatur nach Bedarf zu variieren.

Hochwertige Dämmung, optimale Gebäu-deausrichtung und ein hervorragendes Energiekonzept sind die Basis der von Johann Kaufmann Architekten geplanten Wohnanlage beim Wiener Bauvorhaben Eurogate.

Kontrollierte Wohnraumlüftung in Form von zentralen Lüftungsgeräten garantiert eine hochwertige Be- und Entlüftung der Woh-nungen. Je nach Gebäudegröße sind dafür ein bis zwei Lüftungsgeräte im Kellergeschoss notwendig. Die Außenluftansaugung bzw. die Fortluftausblasung erfolgen in getrenn-

Ansicht West

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Nicht billig, aber auf je-den Fall günstiger: Dass Holz den Massivbau

auch in puncto Ökonomie schlagen kann, beweist die von Johannes Kaufmann geplante Passivhauswohnanlage Eurogate in Wien. Weil die Außenmaße feststanden, konnten dank schlanker Holzfassaden wert-volle Quadratmeter Raum gewonnen werden. Dieses Plus an vermietbarer bzw. verkauf-barer Fläche glich das Minus an

Mehrkosten durch den Holzbau mehr als aus. Holzbau rechnet sich also. Insbesondere in Kom-bination mit den ausgeklügel-ten Grundrissen der Anlage, die trotz zum Teil 20 m Gebäudetie-fe hervorragend belichtete und großzügige Wohnungen mög-lich machten. Und vier Gebäude von Johannes Kaufmann Archi-tektur damit – nicht nur aus Nachhaltigkeitsgründen – zum Vorbild für den Wohnraumbau der Zukunft machen. -

← Spitzenqualität zeigt die Passiv-haus wohn anlage Eurogate. Die Außenmaße waren vorgegeben. Innen entstanden 168 Einheiten mit meist unterschiedlichen Grundrissen.

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