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freizeit & leben MUSIK Kammermusik zum Innehalten Vor allem seine gewaltigen bis bombasti- schen symphonischen Werke sind von An- ton Bruckner bekannt und erfreuen sich rundum großer Beliebtheit. Der leisere Bruckner, wie er in kammermusikalischen Kompositionen zu Tage tritt, ist dagegen unverdienterweise weniger populär. Das Hyperion Ensemble, ein Salzburg-Graz basiertes klassisches Streichsextett, das gelegentlich durch andere Instrumente erweitert wird, hat sich einer dieser kraft- voll-berührenden Bruckner‘schen Kam- mermusiken angenommen und dessen Streichquintett in F-Dur gemeinsam mit einer Bearbeitung für Sextett von Schu- berts Fantasie für Klavier zu vier Händen zu einer gelungenen Kombination ge- bracht. „Five to six“ bezieht sich auf die Anzahl der Musiker – und stellt auch einen guten Zeitpunkt für den Genuss dar: Die späte Nachmittagsstunde, in der das Tag- werk zumindest eine Pause einlegen darf, die in den jungen, noch unverbrauchten Abend übergehen darf. Eine Zeit des Atemholens und um noch einmal Kräfte zu sammeln. So leitet der tiefgründige Bruckner zum verletzlich-renitenten Schubert über – in Klangklarheit und emotionaler Nähe. Ein inniger Moment des Innehaltens. n Hyperion Ensemble: five to six, erschienen bei pa- ladino music, Wien 2011 PHOTOS Zwei Meister der Bildreportage in Wien Ein Weihnachtsgeschenk für Freunde der Photographie bieten diesen Winter in Wien gleich zwei Ausstellungshäuser in Wien: Der Doyen der Presse- und Kunst- photographie, Henri Cartier-Bresson, wird im Kunsthaus Wien mit Bildeindrücken aus Amerika, Indien und der Sowjetunion präsentiert, die Galerie WestLicht zeigt die erste österreichische Retrospektive des le- gendären New Yorker Photoreporters Weegee, geboren als Usher Fellig. Es wurde auch Zeit! Die Kunst der Schwarz- weiß-Photographie und der Mensch stan- den bei beiden im Mittelpunkt. Der Blick für das Besondere und für den richtigen Augenblick. Die Ästhetik verschiebt sich allerdings. War es für Cartier-Bresson, unter anderem Mitbegründer der legendären Bildagentur Magnum, die Schönheit des Alltäglichen, zeigte Weegee oft schonungslos die hässli- chen Seiten des Lebens und übte damit neben einem ausgeprägten Sinn für‘s Spektakuläre auch heftig Kritik an den Missständen des amerikanischen Gesell- schaftssystems seiner Zeit, der Mitte des 20. Jahrhunderts: Armut, Rassismus, Ge- walt und Korruption. Und Weegee war schnell – denn er arbeitete buchstäblich aus dem Kofferraum seines Autos, das mit Schreibmaschine und allen Materialien für die instant Filmentwicklung und Ver- größerung ausgestattet war. Zwei faszinie- rende und stilbildende Photographen, die es neu oder wieder zu entdecken gilt! n Galerie WestLicht: Weegee Retrospektive, 22. 11. 2011 – 12. 2. 2012 Westbahnstraße 40, 1070 Wien, www.westlicht.com Kunsthaus Wien: Henri Cartier-Bresson: Der Kompass im Auge: Amerika–Indien–Sowjetunion, 17. November 2011 bis 26. Februar 2012, Untere Weißgerberlände 13, 1030 Wien, Internet: www.kunsthauswien.com Sommer, Lower East Side Sowjetunion, Moskau 1954 © WEEGEE/ICP, um 1937 © Henri Cartier-Bresson / Magnum Photos bruckner schubert 10/2011 pro care 44 © Springer-Verlag

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freizeit & leben

Musikkammermusik zum innehalten

Vor allem seine gewaltigen bis bombasti-schen symphonischen Werke sind von An-ton Bruckner bekannt und erfreuen sich rundum großer Beliebtheit. Der leisere Bruckner, wie er in kammermusikalischen Kompositionen zu Tage tritt, ist dagegen unverdienterweise weniger populär. Das Hyperion Ensemble, ein Salzburg-Graz basiertes klassisches Streichsextett, das gelegentlich durch andere Instrumente erweitert wird, hat sich einer dieser kraft-voll-berührenden Bruckner‘schen Kam-mermusiken angenommen und dessen Streichquintett in F-Dur gemeinsam mit einer Bearbeitung für Sextett von Schu-berts Fantasie für Klavier zu vier Händen zu einer gelungenen Kombination ge-bracht. „Five to six“ bezieht sich auf die Anzahl der Musiker – und stellt auch einen guten Zeitpunkt für den Genuss dar: Die späte Nachmittagsstunde, in der das Tag-werk zumindest eine Pause einlegen darf, die in den jungen, noch unverbrauchten Abend übergehen darf. Eine Zeit des Atemholens und um noch einmal Kräfte zu sammeln. So leitet der tiefgründige Bruckner zum verletzlich-renitenten Schubert über – in Klangklarheit und emotionaler Nähe. Ein inniger Moment des Innehaltens. n

Hyperion Ensemble: five to six, erschienen bei pa-ladino music, Wien 2011

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Zwei Meister der Bildreportage in Wien

Ein Weihnachtsgeschenk für Freunde der Photographie bieten diesen Winter in Wien gleich zwei Ausstellungshäuser in Wien: Der Doyen der Presse- und Kunst-photographie, Henri Cartier-Bresson, wird im Kunsthaus Wien mit Bildeindrücken aus Amerika, Indien und der Sowjetunion präsentiert, die Galerie WestLicht zeigt die erste österreichische Retrospektive des le-gendären New Yorker Photoreporters Weegee, geboren als Usher Fellig. Es wurde auch Zeit! Die Kunst der Schwarz-

weiß-Photographie und der Mensch stan-den bei beiden im Mittelpunkt. Der Blick für das Besondere und für den richtigen Augenblick.

Die Ästhetik verschiebt sich allerdings. War es für Cartier-Bresson, unter anderem Mitbegründer der legendären Bildagentur Magnum, die Schönheit des Alltäglichen, zeigte Weegee oft schonungslos die hässli-chen Seiten des Lebens und übte damit neben einem ausgeprägten Sinn für‘s Spektakuläre auch heftig Kritik an den Missständen des amerikanischen Gesell-schaftssystems seiner Zeit, der Mitte des 20. Jahrhunderts: Armut, Rassismus, Ge-walt und Korruption. Und Weegee war schnell – denn er arbeitete buchstäblich

aus dem Kofferraum seines Autos, das mit Schreibmaschine und allen Materialien für die instant Filmentwicklung und Ver-größerung ausgestattet war. Zwei faszinie-rende und stilbildende Photographen, die es neu oder wieder zu entdecken gilt! n

Galerie WestLicht:  Weegee Retrospektive, 22. 11. 2011 – 12. 2. 2012 Westbahnstraße 40, 1070 Wien, www.westlicht.com

kunsthaus Wien:  Henri Cartier-Bresson: Der Kompass im Auge: Amerika–Indien–Sowjetunion, 17. November 2011 bis 26. Februar 2012, Untere Weißgerberlände 13, 1030 Wien, Internet: www.kunsthauswien.com

Sommer, Lower East Side Sowjetunion, Moskau 1954

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