ICD 10 GM: DIMDI aktualisierte Dekubitusklassifikation ICD 10 eine Änderung des Kode L.89 =...

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wundmanagement Mit Wirkung zum 1. Januar 2010 hat das Deutsche Institut für medizinische Do- kumentation und Information – kurz DIMDI - im Rahmen der routinemäßigen Aktualisierung aufgrund der internatio- nalen englischsprachigen WHO-Fassung der ICD 10 eine Änderung des Kode L.89 = Kodierung des Dekubitus – vorgenom- men. Die Kodierung nach ICD 10 GM entspricht nun der international gängi- gen Kodierung unter Bezug auf die Klas- sifikation nach EPUAP 1998 in Überset- zung des DQNP 2008 und basiert somit auf pflegewissenschaftlichen Erkennt- nissen. Somit ist der Kode L89 pflegerele- vant und bietet vor allem die Grundlage für eine gemeinsame Sprache aller Be- rufe im Gesundheitswesen. Die Ände- rungen im Einzelnen: Die Schlüsselnummern beginnen mit 0 statt wie bisher mit 1. Das heißt, der Deku- bitus 1. Grades wird nunmehr als L89.0 verschlüsselt. Entsprechend ist Grad 1 (L89.0) definiert wie folgt: „Nicht wegdrückbare Rötung intakter Haut. Besonders bei dunkelhäutigen Menschen können auch Hautverfär- bungen, Überwärmung, Ödem oder Verhärtung Indikatoren für Stadium 1 sein.“ (Bisher: Umschriebene Rötung bei in- takter Haut). Grad 2 (L89.1) ist definiert als: „Teilverlust der Haut mit Schädigung von Epidermis, Dermis oder beiden Hautschichten. Das Druckgeschwür ist oberflächlich und manifestiert sich kli- nisch als Hautabschürfung oder Blase.“ (Bisher: Hautdefekt) Grad 3 (L89.2) ist definiert als: „Verlust aller Hautschichten einschließ- lich Schädigung oder Nekrose des sub- kutanen Gewebes, die bis auf, aber nicht unter die Faszie reichen kann.“ (Bisher: Tiefer Hautdefekt, Muskeln und Sehnen sind sichtbar und eventu- elle betroffen.) Grad 4 (L89.3) ist definiert als: „Ausgedehnte Zerstörung, Gewebsnek- rose oder Schädigung von Muskeln, Kno- chen oder stützenden Strukturen, mit oder ohne Verlust aller Hautschichten.“ (Bisher: Tiefer Hautdefekt mit Kno- chenbeteiligung). Aus den Definitionen ergeben sich die we- sentlichen Änderungen: Bisher war der Grad 4 ausschließlich durch die Knochen- beteiligung definiert. Nunmehr entspricht bereits eine Muskelbeteiligung dem Grad 4 mit der Folge, dass ein bisher als Grad 3 eingestufter Dekubitus zukünftig als De- kubitus Grad 4 eingestuft werden kann. Hinzuweisen ist, dass jeweils der nied- rigere Grad zu kodieren ist, wenn der Grad eines Dekubitalgeschwüres nicht sicher bestimmt werden kann. Praktische Konsequenz für die Pflege Unabhängig von der Frage, ob Pflegeper- sonen für die Pflegedokumentation die Kodierung, die auch Ziffern für Lokalisa- tion enthält (s. Kasten), übernehmen - was übrigens auch die Pflegearbeit sehr ver- einfachen würde, da alle Beteiligten wis- sen, was dem Ziffernkode hinterlegt ist, bietet die Übernahme pflegewissenschaft- lich begründeter, international anerkann- ter Definitionen die große Chance für alle Beteiligten, eine gemeinsame Sprache zu finden. n 1 Heidi Heinhold, Engelskirchen Korrespondenzanschrift: Heidi Heinhold Mitglied Deutsche Dekubitusliga e.V. Zeithstrasse 5 D-51766 Engelskirchen Tel. 0049/2263 - 951380 Fax: 0049/2263 - 951381 E-Mail: [email protected] Internet: www.ppmr-redaktion-heinhold.de Lokalisation kodiert 0 = Kopf 1 = Obere Extremität 2 = Dornfortsätze 3 = Beckenkamm, Spina iliaca 4 = Kreuzbein, Steißbein 5 = Sitzbein 6 = Trochanter 7 = Ferse 8 = Sonstige Lokalisationen der unteren Extremität 9 = Sonstige und nicht näher bezeichnete Ein Beispiel: Ein Fersendekubitus 2. Grades am rechten Bein könnte in der Dokumentation festgehalten werden mit: L89.1.7 rechts. Zur Beschreibung der Lokalisation sind bei der Kategorie L89 hinter der 4. Stelle = Grad die voraufgeführten fünften Stellen zu benutzen. ICD 10 GM: DIMDI aktualisierte Dekubitusklassifikation Gemeinsame Sprache für alle Gesundheitsberufe möglich H. Heinhold 1 Die Übernahme pflegewissenschaftlich begründeter, interna- tional anerkannter Definitionen bietet die große Chance eine gemeinsame Sprache zu finden. Buchempfehlung W Heimhilfe Praxisleitfaden für die mobile Betreuung zuhause Jedelsky, Elisabeth (Hrsg.) 2., korr. u. erw. Aufl., Springer WienNewYork 2010, 256 S. 7 Abb., Softcover ISBN: 978-3-211-99226-5, Preis: 29,95 € Autoren mit jahrelanger Erfahrung verfassten dieses praxisnahe Buch. Zusätzlich sind die aktuellsten Änderungen im Heimhilfegesetz eingearbeitet. W 2. Auflage Elisabeth Jedelsky Heimhilfe Praxisleitfaden für die mobile Betreuung zuhause 01-02/2010 pro care 15 © Springer-Verlag

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wundmanagement

Mit Wirkung zum 1. Januar 2010 hat das Deutsche Institut für medizinische Do-kumentation und Information – kurz DIMDI - im Rahmen der routinemäßigen Aktualisierung aufgrund der internatio-nalen englischsprachigen WHO-Fassung der ICD 10 eine Änderung des Kode L.89 = Kodierung des Dekubitus – vorgenom-men. Die Kodierung nach ICD 10 GM entspricht nun der international gängi-gen Kodierung unter Bezug auf die Klas-sifikation nach EPUAP 1998 in Überset-zung des DQNP 2008 und basiert somit auf pflegewissenschaftlichen Erkennt-nissen. Somit ist der Kode L89 pflegerele-vant und bietet vor allem die Grundlage für eine gemeinsame Sprache aller Be-rufe im Gesundheitswesen. Die Ände-rungen im Einzelnen:

Die Schlüsselnummern beginnen mit 0 statt wie bisher mit 1. Das heißt, der Deku-bitus 1. Grades wird nunmehr als L89.0 verschlüsselt. Entsprechend ist

Grad 1■■ (L89.0) definiert wie folgt:„Nicht wegdrückbare Rötung intakter Haut. Besonders bei dunkelhäutigen Menschen können auch Hautverfär-bungen, Überwärmung, Ödem oder Verhärtung Indikatoren für Stadium 1 sein.“(Bisher: Umschriebene Rötung bei in-takter Haut).Grad 2■■ (L89.1) ist definiert als:„Teilverlust der Haut mit Schädigung von Epidermis, Dermis oder beiden Hautschichten. Das Druckgeschwür ist oberflächlich und manifestiert sich kli-nisch als Hautabschürfung oder Blase.“(Bisher: Hautdefekt)Grad 3 ■■ (L89.2) ist definiert als:„Verlust aller Hautschichten einschließ-lich Schädigung oder Nekrose des sub-kutanen Gewebes, die bis auf, aber nicht unter die Faszie reichen kann.“

(Bisher: Tiefer Hautdefekt, Muskeln und Sehnen sind sichtbar und eventu-elle betroffen.)Grad 4■■ (L89.3) ist definiert als: „Ausgedehnte Zerstörung, Gewebsnek-rose oder Schädigung von Muskeln, Kno-chen oder stützenden Strukturen, mit oder ohne Verlust aller Hautschichten.“(Bisher: Tiefer Hautdefekt mit Kno-chenbeteiligung).

Aus den Definitionen ergeben sich die we-sentlichen Änderungen: Bisher war der Grad 4 ausschließlich durch die Knochen-beteiligung definiert. Nunmehr entspricht bereits eine Muskelbeteiligung dem Grad 4 mit der Folge, dass ein bisher als Grad 3 eingestufter Dekubitus zukünftig als De-kubitus Grad 4 eingestuft werden kann.

Hinzuweisen ist, dass jeweils der nied-

rigere Grad zu kodieren ist, wenn der Grad eines Dekubitalgeschwüres nicht sicher bestimmt werden kann.

Praktische Konsequenz für die Pflege

Unabhängig von der Frage, ob Pflegeper-sonen für die Pflegedokumentation die Kodierung, die auch Ziffern für Lokalisa-tion enthält (s. Kasten), übernehmen - was

übrigens auch die Pflegearbeit sehr ver-einfachen würde, da alle Beteiligten wis-sen, was dem Ziffernkode hinterlegt ist, bietet die Übernahme pflegewissenschaft-lich begründeter, international anerkann-ter Definitionen die große Chance für alle Beteiligten, eine gemeinsame Sprache zu finden. n■

1 Heidi Heinhold, Engelskirchen

Korrespondenzanschrift:Heidi HeinholdMitglied Deutsche Dekubitusliga e.V.Zeithstrasse 5D-51766 EngelskirchenTel. 0049/2263 - 951380Fax: 0049/2263 - 951381E-Mail: [email protected]: www.ppmr-redaktion-heinhold.de

Lokalisation kodiert

0 = Kopf

1 = Obere Extremität

2 = Dornfortsätze

3 = Beckenkamm, Spina iliaca

4 = Kreuzbein, Steißbein

5 = Sitzbein

6 = Trochanter

7 = Ferse

8 = Sonstige Lokalisationen der unteren Extremität

9 = Sonstige und nicht näher bezeichnete

Ein Beispiel: Ein Fersendekubitus 2. Grades am rechten Bein könnte in der Dokumentation festgehalten werden mit: L89.1.7 rechts.

Zur Beschreibung der Lokalisation sind bei der Kategorie L89 hinter der 4. Stelle = Grad die voraufgeführten fünften Stellen zu benutzen.

ICD 10 GM: DIMDI aktualisierte Dekubitusklassifikation

Gemeinsame Sprache für alle Gesundheitsberufe möglich

H. Heinhold1

Die Übernahme pflegewissenschaftlich begründeter, interna-tional anerkannter Definitionen bietet die große Chance eine gemeinsame Sprache zu finden.

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