ICON Ford zieht bekanntlich James Bond 007 an. Er kennt sich aber auch mit Parfüm aus Inga Griese...

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ch fotografiere sehr gern.“ Damit fing es an. Wir standen im Gewühlbei der Eröffnung seines ersten Geschäfts in Deutschland im vergan-genen Jahr. In Hamburg, der britischsten aller deutschen Städte, wa-ren Paul Smith und seine Scouts nach langer Suche fündig gewor-den: Ein Haus mit Seele, dem einzig verbliebenen in der Straße aus der Bie-

dermeierzeit, und mit Garten. Und das mitten in der Stadt an den Hohen Bleichen.Keine strategische Analyse hatte den (naheliegenden) Standort Hamburg ergeben,sondern das Haus. Charakter. Das ist das Paul Smith Erfolgskonzept: Mit 15 Jahrenbrach er die Schule in seinem Heimatort Nottingham ab und richtete seinen erstenLaden ein, der nur an zwei Tagen die Woche geöffnet war. Darauf baute er ein welt-weit agierendes Lifestyle-Unternehmen auf, das so bunt und erfolgreich ist wie seinMarkenzeichen, die Streifen – und ihm auch immer noch gehört. Das Studium hat erspäter in Abendkursen nachgeholt, wie er überhaupt ein Mann mit vielen Talentenund beinahe unerschöpflicher Energie ist. Last man standing. Und morgens der Erste.4.30 Uhr ist in etwa seine Zeit. Dann geht er erst einmal in seinem Club schwimmen.69 Jahre wird er Anfang Juli. Ein Mann von Lagerfeldscher Kreativität und Rastlosig-keit. Die nicht mit Hetze zu tun hat, sondern mit Struktur und Kraft und Interesse. In Hamburg standen wir an einer Vitrine und plauderten, als wären nicht noch unge-fähr 500 weitere Leute zur Party gekommen. Und auch die fühlten sich offenbar wiezu Hause. Naheliegend. Auch dieses Geschäft wurde vom Chef persönlich eingerich-tet. Und im Umfeld von Sir Paul – die Queen adelte ihn – gibt es kein Getue. So erfolg-reich, vermögend, weltberühmt er ist, so herzlich, entspannt, humorvoll ist er. Über-trägt das auf seine Mitarbeiter. Und ist auch schon seit Jahrzehnten mit dergleichen, großartigen Frau zusammen. In Hamburg plauderten wir über dies und das. Plötzlich dachte ich: Fragdoch mal. Ob wir ein ICON zusammen machen wollen. Er als Fotograf undStimulant. Als Engländer mit dem Sinn für Zwischentöne. Und so kam es.Eine unaufgeregte Angelegenheit – und doch voller Anregungen und guterManieren. Wie die wirklich Großen eben sind. 2001 hat er ein Buch ge-schrieben. Der Titel: „Du findest Inspiration in allem. Und wenn nicht, gucknoch mal hin!“ (Violette Editions). Bitte sehr. Es ist uns ein Vergnügen!

Schau einfachnoch mal hin!

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So sieht’s aus: Paul Smithin seinem Londoner Büro

Sir Pauls bunte Welt:Kaum ein Designer hat

so viel Spaß an Details –und Bilder liebt er

besonders, wie ein Blickins einen Hamburger

Geschäft beweist

EDITORIAL

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IMPRESSUM ICONChefredakteurin: Inga Griese (verantwortlich) Textchef: Dr. Philip Cassier Redaktion: Caroline Börger, Heike Blümner, Nicola Erdmann, Julia Hackober, Jennifer Hinz, Silvia Ihring, Mira Wiesinger. Praktikanten: LindaLeitner, Sarah Lafer. Korrespondentin in New York: Huberta von Voss. Korrespondentin in Paris: Silke Bender. Autoren: Susanne Opalka, Esther Sterath, Andreas Toelke Redaktionsassistenz: Ursula Vogt-Duyver Artdirektorin: Barbara Krämer Gestaltung: Maria Christina Agerkop, Delia Bob, Katja Schroedter, Adrian Staude Fotoredaktion: Julia Sörgel, Elias GröbBildbearbeitung:Thomas Gröschke, Tom Uecker, Kerstin Schmidt, Felix SteinertVerlagsgeschäftsführung: Dr. Stephanie Caspar, Dr. Torsten Rossmann General Manager: Johannes Boege Gesamtanzeigenleitung: Stefan Mölling; Anzeigen ICON: Roseline Nizet ([email protected])Objektleitung: Carola Curio ([email protected]) Verlag: WeltN24 GmbH Druck: Prinovis Ltd. & Co KG, Nürnberg Herstellung: Olaf Hopf ICON ist ein Supplement der „Welt am Sonntag“, die nächste Ausgabe erscheint am 31. Mai 2015. Sie erreichen uns unter [email protected] Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter www.axelspringer.de/unabhaengigkeit.

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ICONMAI 2015

O61 DER DUFT DES EMPIRES

Es begann am Piccadilly Circus: Wie derbritische Parfümeur Penhaligon’s seit fast150 Jahren harmonisch „näselt“

62 SCHWARZ UND EXTREM Tom Ford zieht bekanntlich James Bond007 an. Er kennt sich aber auch mit Parfümaus – Inga Griese hat ihm zugehört

INSELGESCHICHTEN 22 TIME-OUT

Ein Uhrmacher, der wirklich Uhren macht –und das fast ganz allein: Ein Treffen mit Roger W. Smith auf der Isle of Man

53 SO SCHÖN VERSTECKTWas Sie als Tourist nicht wissen können:Paul Smith nennt Ihnen Londons geheimeGärten und Plätze

56 PARK MAL EINNottingham’s Forest: Ein Besuch in LangarHall, wo Englands Countryside noch schö-ner ist als bei Rosamunde Pilcher

64 LONDON DIARY Das kommt nicht überraschend – aberwenn Sie überraschende Hotels im UKkennenlernen wollen, lesen Sie unserePostkarten

65 NOTTING HILL Hermès hat das Flanieren als Motto für dasganze Jahr entdeckt – und gleich mal imBohème-Viertel angefangen

66 DER BAUPLAN Wir schauten in der Manufaktur von Mul-berry zu, wie die „Willow Bag“ entsteht

AUSGEWÄHLT10 RULE BRITANNIA

Eine Insel, auf der selbst die Royals Teil derPopulärkultur sind: Unsere Lifestyleweisenmachen sich Gedanken über die Briten

18 CHARME & MELONE Alles, nur keine Baked Beans – Icona styltsich nach Tutti-Frutti-Manier, bis sich Ikenssteife Oberlippe lächelnd verzieht

20 WIR STEHEN GERN SCHLANGE Zum Geleit: Simon Cundey, Inhaber derältesten Savile-Row-Schneiderei, gewährtEinblicke ins englische Seelenleben

MODE26 AMAZING RUTH

„Matches“-Gründerin Ruth Chapman isteine dieser Frauen, der irgendwie allesgelingt. Und das ganz unaufgeregt. Undauch noch gut aussehend

28 AUF DEM WEG NACH OBEN Über kaum eine Nachwuchs-Designerinredet man derzeit in London mehr als überSimone Rocha. Uns hat sie geantwortet

29 MACHT SPASS Accessoires kann jeder – sie mit unauffäl-ligem Humor zu versehen, ist eine englischeSpezialität. Wir haben sie gefunden

SIR PAUL SMITH 30 LONDONS LIEBSTE HUNNEN

Das große Fotoshooting: Großbritanniensgroßer Designer stellt deutsche Kreative inder Hauptstadt des UK vor

46 WIR SOLLTEN MAL REDEN Was sind diese Deutschen für Typen? Da-vid Chipperfield entwarf u. a. die BerlinerMuseumsinsel. Sir Paul interviewte ihn

49 KNITTERFREI DABEI Auf Reisen ist bisher noch jeder Anzugverknittert – mit Sir Pauls Travel Suit ist dasein für alle Mal Geschichte

KOSMETIK 60 BRITISH BEAUTY

Auch die englische Rose braucht Kosmetik.Inselprodukte und Neuheiten

1. Hut ab! Lampe „Jeeves“ von Innermost über theiconist.com 2. Tea Time: Service mit London-Transport-Logo von fluxstokeontrent.com 3. Londonan der Elbe: „Queen’s Mint“ Tee der hamburgischenTeemarke Forgeron & Blanc 4. Zeit für Scotch-Terrier:„Scotty-Clock“ von The Labrador Company 5. Nichtnur Paddington Bär liebt sie: Orangenmarmelade vonHarrods 6. Trotz Regen unverzichtbar: Gießkannevom Museumsshop des V&A 7. Süße Ordnungshüter:Lippenbalsam vom Museumsshop der National Gal-lery 8. Befreit vom Gartenschmutz: Handpeeling vonCrabtree&Evelyn 9. Dieses Gebäck hat es in sich:Wildblumensamen verpackt in Papierkeksen vonthebalconygardener.com 10. So bleibt die Queen aufdem Teppich: Den Läufer „Postage Stamp Rug“ gibt’süber notonthehighstreet.com 11. Sonnen wie dieBriten: „Palmeral Edwardian“-Liege von houseofhack-ney.com 12. Ein gemütlicher Stadtplan: Pouffe „Lun-dunar Kort“ von Kristjana S Williams 13. Für denFrühlingslauf: Stella McCartney für Adidas (mythere-sa.com) 14. Drink gefällig? „Rockstar Whiskybar“ vonBuster und Punch 15. Tolle Knäufe gibt’s bei ChloeAlberry in der Portobello Road 84. Auch online!

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Ich bin eine waschechte Londonerin: Wurde hier geboren, bin hier aufgewachsen, habe meinganzes Leben lang hier gewohnt. Meine Empfehlungen sind von daher Teil meiner Identität. Losgeht es mit dem „Chelsea Art Club“. Ich wurde schon als Baby dorthin mitgenommen, weil mein Vater Mit-glied ist. Der Club ist voller Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen der Mitglieder, und der Garten ist einer derschönsten Londons. Das Essen ist hausgemacht und die Preise sind nicht überzogen. Das einzige Problem ist, dass man Mit-glied sein oder eines begleiten muss. Also suchen Sie sich einen Künstler aus Chelsea und schmuggeln Sie sich rein. Das „Akas-ha Spa“ im Hotel „Café Royal“ ist sehr ruhig, besonders, wenn man gerade von den hektischen Straßen Londons kommt. Per-fekt zum Abschalten, Lesen, Schwimmen und in die Sauna gehen. Im „Society Cafe“ in Soho gibt es nicht nur köstliche Cock-tails, sondern auch Bücher von wundervollen Erstausgaben bis zu aktuellen Bestsellern. Babette, die Inhaberin, gibt übrigenssehr gute Tipps. In Marylebone, in der Moxon Street, gibt es einen großartigen Metzger namens „The Ginger Pig“. Ich essezwar selten Fleisch, aber wenn, dann kaufe ich es hier. Nebenan liegt „La Fromagerie“, die eine große Auswahl an Käse, organi-schem Gemüse und anderen Produkten für die Speisekammer bietet. Man kann dort auch eine Suppe, einen Salat oder einfacheine Käseplatte mit Wein genießen. Bei „Rococo Chocolate“ in Belgravia sind die Ver-packungen witzig und schick. Als ich klein war, arbeitete die Schwester meiner Freundin hierund sie schenkte uns immer zerbrochene Schokolade. Seitdem bin ich ganz verrückt da-nach. Schokolade in Spargelform, organische Riegel und ein geheimer Garten, in dem manan seinem Tee nippen und die Schokolade essen kann – es gibt nichts Besseres!

Es soll ja Menschen geben, denen allein die stadtbildprägenden roten Doppeldecker-Busse eine Reise nach London wertsind. Jene finden den Linksverkehr auch viel aufregender als die Royal Family. Und für sie ist der laute Piccadilly Circus –hier vom brasilianischen Künstler Vik Muniz dargestellt – vor allem auf Papier ein Blickfang. Wie die Kunstmesse „PhotoLondon“ rund um das Thema Fotografie und Musik beweist. Das Event präsentiert die Arbeiten von etablierten Fotokünst-lern und Nachwuchstalenten erstmalig vom 21. bis zum 24. Mai im Somerset House – mitten in London und natürlich per Busmit den Linien 6, 9, 11, 13, 15, 23, 77a, 91 und 176 gut zu erreichen.

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STILISTENRULE, BRITANNIA – UNSERE LIFESTYLEWEISEN KENNEN SICH AUCH IM KÖNIGREICH AUS

Ob Sonne, ob Regen:

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geht bei jedem Wetter

Alex EagleKreativdirektorin von„The Store x SohoHouse“ in Berlin undBesitzerin von „AlexEagle“ in London

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Tief verwurzelt in der englischen Psyche liegt: die Landschaft. Sie ist einzigartig – undobwohl ich seit 15 Jahren in Paris lebe, bleibt die englische Landschaft mein spirituellesZuhause. Sie besteht aus grünen Feldern, Heckenlandschaften, hundertjährigen Eichen,geschlängelten Flüssen und Fußpfaden. Kirchen, Pubs und Landvillen setzen pittoreskeAkzente. Auch Pferde und schwarze Labradors dürfen nicht fehlen. Es ist die perfekte

Kulisse, sowohl um dem übercoolen London als auch der notorischen Pari-ser Unhöflichkeit zu entkommen. Ein 45-minütiger Ausflug ins ländlicheOxfordshire im Frühling macht deutlich, warum die Engländer ihre offenenSportautos so lieben. Dort steht nicht nur „Blenheim Palace“, der einstigeFamilienwohnsitz der Churchills, der Spencer Familie und dem aktuellenHerzog von Marlborough, sondern auch die charakteristischen strohge-deckten Landhäuser. Hübsche Gärten reihen sich aneinander, sein Biertrinkt man in Pubs wie dem „Black Sheep“ in Weston-on-the-Green. Rich-tung Somerset entspannt man auf die moderne, englische Rockstar-Art im„Babington House“, einem ländlichen Anwesen mit Süßwasser-Swimming-pool im Freien und Spa. In Devon und Cornwall kann man Englands idylli-sche Küste bestens erkunden. Dramatischer wird es nördlicher, Richtung

Yorkshire. Hier gibt es die besten Fish&Chips-Landgaststätten und Ales der Welt undBaudenkmäler wie das „York Minister“, „Fountain’s Abbey“ und „Castle Howard“, derDrehort von „Howard’s End“. Auch die North Yorkshire Moors wurden durch den Ro-man „Sturmhöhe“ von Emily Brontë weltbekannt. Doch die beste Art, die britischenLandschaft kennenzulernen, ist offen gesagt: Verlaufen Sie sich!

LANDPARTIE

James Heeley (Britischer)Parfümeur in Paris

Der Startschuss ist noch nicht gefallen, aber die Vorberei-tungen laufen auf Hochtouren. Im Juni findet das alljähr-

liche Royal Ascot Pferderennen statt. Die englischen Ladyssind in Aufruhr. Denn zumindest das Rennen auf den aus-

gefallensten Fascinator, das schönste Kleid und den letztenManiküretermin ist bereits eröffnet. Die Helmut Newton

Stiftung in Berlin zeigt in der Ausstellung „Newton. Horvat.Brodziak“ ab dem 4. Juni, wie das Ergebnis, „behutet“

mit Givenchy, aussehen kann. Hier von Fotograf FrankHorvat eingefangen. Klar, es geht auch ein bisschen um

Ross und Reiter – wenn denn das Outfit steht.

Ja, wo laufen sie denn?

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PICKNICK: Beine und Seele baumeln lassenkann man jetzt im Heck des Range Rover „SV Au-tobiography“. Der Wegesrand ist das Ziel. Abdem Sommer über landrover.de ——— NOSTALGIE:Modedesigner Nigel Cabourn hat das Archivvon Fred Perry gestürmt. Das Ergebnis derKollaboration gibt es nun im Laden oder on-line unter fredperry.com ——— KÖNIGLICH: AbAugust sind die „Kingsmen“ in geheimer Mis-sion auf DVD erhältlich

UND SONST NOCH

Die große Patek-Philippe-Jubiläums-Ausstellung

„175 Jahre – Watch Art GrandExhibition“ gastiert vom 27. Mai bis 7. Juni in der

Saatchi Gallery, erweitert um,klar, royale Aspekte

der Geschichte

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England ist eine Biernation. NachDeutschland sogar der zweitgrößte Bier-produzent Europas. Einige behaupten,hier sei höhere Gewalt im Spiel, nämlich

das legendäre englische Wetter:Wolkig, verregnet und windig.Sonnenanbeter gehen ein wiePrimeln. Die meisten Weinsortenauch. Was übrig bleibt, kannkeinem Weißweinkenner zu-gemutet werden. Das Wein-geschäft deshalb aufgeben? Nichtmit den Briten. Spätestens seit derEntschlüsselung des Enigma-Codes ist klar: Erfindungsreich-tum zählt zu den Stärken der

Insulaner. Geht die Gleichung nicht auf,wird sie kurzerhand umgestellt. Kalt-feuchtes Klima und eine robuste Weiß-weinrebe ergeben nämlich einen fantasti-schen Schaumwein. Der Engländer nenntihn „Sparkling Wine“. Man würde gernebenfalls von „Champagne“ sprechen –und tut es im Volksmund auch –, aber derFranzose verbittet sich jegliche Adaption.Auf dem Weingut „Nyetimber“ südlichvon London spricht man daher liebervon „Classic Cuvée“. Feinperlig, fruch-tig mit Aromen aus Melone, Aprikoseund Brioche. Funktioniert, schmeckt.So gut, dass bereits die ersten franzö-sischen Winzer bei der Suche nacheinem Fleckchen Land auf der Inselgesichtet wurden.

London ist für mich im Moment die fas-zinierendste Stadt der Welt – vor NewYork, vor Hongkong, vor Tokio und Berlin-Mitte. Wenn ich im Heathrow Terminal 5aussteige, bin ich happy! Hier meine Blitz-Tipps: 1. Mit dem Heathrow Express vomFlughafen nach Paddington fahren, FirstClass mit WLAN und mehr Ruhe, weitermit dem Taxi. 2. Sich eine Nacht in „TheShard“ schenken (circa 450 Pfund), demhöchsten Hotel Londons. Insider-Alternati-ve – ohne Lift, aber mit Pub: „The GrazingGoat“ (circa 200 Pfund). 3. Mein Lieb-lings-Pub: „The Audley“. 4. Rechts gegen-über mein Lieblings-Jagdladen „Purdey“(Ledersachen, Flinten etcetera). 5. Links gegen-über das Restaurant fürdie Stars: „George“.Draußen reservieren,zum Gucken. 6. Lieb-lingsbar: „Rivoli-Bar“ im„Ritz“ – kein Schlips-Zwang mehr. 7. Sicheinen Anzug schnei-dern lassen in der Savile Row (circa 3500Pfund). Mein Schneider Davies war auchAxel Springers Maßschneider, aber Siekönnen auch einfach die Straße entlang-gehen und nach Bauchgefühl entscheiden,Huntsman zum Beispiel ist eine gute Wahl.8. Lieblingscafé/-bistro neben dem „Ritz“:„The Wolseley“, zum Frühstück reser-vieren! 9. Shoppen? Im KaufhauspalastHarrods gibt es auch Hunde. 10. Lieblings-straße: St. James Street – kurz und teuer –,hier gibt es auch Maßschuhe von JohnLobb (ab 4200 Pfund). 11. Unbedingt zum Tower – man spürt, wiefrüher die Könige gefroren haben. 12. Dieoriginellsten Schirme: Swaine AdeneyBrigg. Tipp von Frau Blieswood: die Touris-ten-Busse: Hop-on, hop-off. Sie könneneinfach aussteigen, wo Sie Lust haben.

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HerbertSecklerKultwirt vom Sylter „Sansibar“

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Meine Güte, jetzt sind wiederT-Shirts mit dem Displaymate-

rial von Star Wars angesagt.Als hätten wir nicht genug

Krieg auf der Erde, nur bei unsschleppt sich das Happy End ja

hin. Schlechter Geschmack,das können nur die Engländer,

deren Exzentrik sendet humor-volle Botschaften.

Wirrer Stadtplan? Nein, Kunstwerk! Wer mit dem Büchlein „The Island: London Mapped“ (Pres-tel) von Stephen Walter in der britischen Hauptstadt unterwegs ist, dem wird das iPhone-Helfer-lein Siri gewiss nicht fehlen. Die handgezeichneten Pläne des Drucktechnik-Künstlers sind so de-tailverliebt, dass sie seinen Besitzer keinesfalls auf direktem Weg von A nach B führen. Sie ladeneher dazu ein, die Insel-Metropole auf Umwegen kennenzulernen. Bier-Pitcher zeichnen dieRoute für den nächsten Pub Crawl. Und zu welcher Insel könnten wohl die Hundeskizzen führen?

London Calling

Herr Haka

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TREND-BAROMETERVONWOLFGANGJOOP

Mode ist ja immer auch ein Aus-flug. Ich möchte aber nicht dasLondon sehen, das sich der zu-gereisten „Richness“ hingewor-fen hat. Mein Ziel wäre Sissing-hurst. Und wie E..T. nach Hausetelefonieren will ich auch. Abernicht im Extorialen. Deine In-spiration für die nächste Kollek-tion ist Gärtnern? Gummistiefel,Rosenschneiden. Das trägt mich.

Frau Dob

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David Blieswood Connaisseur aus Hamburg

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kannte ich sie nicht, die modernen englischenKünstler: kein Damien Hirst, David Hockney,keine Gilbert & George hatten meinen Wegund mein Auge gekreuzt.Von den Farb- und Lichtfluten, von der Voll-endung der Auge-Hand-Koordination, derSchönheit und Anmut bleiben einige Punkte(farblich interessant) und Streifen (farblich teil-weise gewagt) hängen. Man meint, wolle manheutzutage in der modernen Kunst was werden,müsse man sich zwischen Längs- und Quer-streifen entscheiden, wer sich nicht entscheidenkann, macht Punkte. Oder Collagen – mitStreifen. Und sicher ist das jetzt ungerecht,denn noch immer sind Englands zeitgenössi-sche Künstler unter den Top Ten der Bestseller.Und darunter sind auch Künstler, die Tische

und Skulpturen machen oder Akte. Und Landschaf-ten. Aber eben auch viele Streifen.Ob Guggenheim, MoMa, Tate oder Na-tionalgalerie, ich esse mich tapferdurch den Berg von Hirsebrei,schaue mir mit teilweise gro-ßem Interesse (und wachsen-dem Unbehagen) die moder-nen Exhibitionen an, um dann,eigentlich voll bis oben hin, abertrotz allem hungrig, endlich zuden Klassikern zu schleichen, ummich sattzusehen. Zu meinen modernen Klassikernzählen David Hockney, Francis Ba-con (ich weiß, der war Ire) und LucianFreud (ja, der war Berliner) – kommen siedoch ganz ohne Punkte und Streifen aus.

Mein erster Besuch in Lon-don, meine erste Ausstel-

lung in der Tate BritainGallery; die Eindrückesind beinahe genausopräsent, als wäre es ges-tern gewesen. In mei-nem jugendlichen Leichtsinn wähnte ichmich im Angesicht britischer Kunst – wasich betrachtete, waren die schönsten Bil-der, die ich jemals sah (und später sehenwerden würde).Die unvorstellbare bildnerische Schönheitder Maler der präraffaelitischen Bruder-schaft, die gewaltigen Turners und irrwitzi-

gen Arbeiten auf Papier der British Waterco-lour Artists, die sich in Farben und Schattie-rungen und Prä-HD-Auflösungen an Land-schaften, historischen und fiktiven Szenerienalter Sagenliteratur, an Gesichtern und Tierenaustobten mit der scheinbar so britischen Ma-nie zur Tradition in Perfektion und ohne jegli-che Angst vor Pathos. Da wähnte ich mich imHimmelreich und wollte nie mehr fort. Mitkindlicher Freude und großen Augen schauteich Henry Wallis’ „Chatterton“ an und habedieses kleine Bild nie mehr vergessen. Noch

FlorentineJoopllustratorin und Autorin in Berlin

HOW TO ART – TEIL III:

Dots andDont’s

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BUCHSTÄBLICH: Bei Char-lotte Olympia könnenschlichte Leder-Slippernun mit 52 Buchstaben-und Motivstickern auf-gepeppt werden. Übercharlotteolym-pia.com ——— THINK BIG:Das italienische Modela-bel Max Mara hat seinenShop in London vergrö-ßert. Mit rund 1000 Qua-dratmetern gehört er zuden größten Läden desLabels in Europa. 21OldBond Street. ——— SCHMUCK-

STÜCKE: Aus Kunstharzfertigt Schmuck-designer NicolasKing Armreifen.Seine Kollek-tion gibt esüber mystyle-catch.com

UND SONSTNOCH

EnglischeRose

trifft wildeOrchidee

In Europa werden jährlich mehrals 200 Millionen Orchideenverkauft, meist von der Gat-tung Phalaenopsis, wie diese

Sorte namens „Ever SpringKing Lee“. Jede Pflanze ist einUnikat mit der Unverwechsel-barkeit eines Fingerabdrucks.

Das kommt der südenglischenKünstlerin Rosie Sanders ent-

gegen, die mit fast fotogra-fischer Präzision Orchideen,

Tulpen, Magnolien und anderein ihren überdimensionalen

Aquarellen zum Leben erweckt.Ein Kunstgriff, für den sie zahl-reiche Preise eingeheimst hat.

Gerade ist ihr Bildband „Über-wältigende Blüten“ in der

Edition Sandmann erschienen.

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Ikonas Kom-positionen tragenFrüchte auf ihrerUkulele von Kala.Über muziker.de

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Es ist nun bald 30 Jahreher, dass der Verkehr inLondons Innenstadtzum letzten Mal wegeneiner Schafsherde zumErliegen kam. Und ob-wohl damals noch nichtalles so überfüllt undkosmopolitisch war wie

heute, kann man sich das Chaos vorstellen. Zuverantworten hatten es einige Schneiderkol-legen, sie wollten ein wenig auf sich aufmerk-sam machen. Ich dürfte die Aktion wiederho-len, eine alte Übereinkunft gibt mir das Rechtdazu: Die Merchant Taylors Guild, unsereZunft, erstritt es im 14. Jahrhundert. Ich dürftemich auch in der Quadratmeile, die damalsdie City of London war, mit einem Schwertbewaffnet, bewegen, ohne belangt zu werden,oder könnte volltrunken Leute anpöbeln. Die ganze Welt fragt sich seit Jahrhunderten,warum Briten es lieben, Regeln aufzustellen,die doch niemand genau kennt, weil sie nieausgesprochen werden. Ich kann dazu nur sa-gen: Es ist nun einmal so. Wir wachsen im Be-wusstsein auf, dass man auf eine geschriebeneVerfassung verzichten kann, solange man nurgenug von Common Sense versteht; also je-nen unbewusst geteilten Grundannahmen,die uns durchs Leben tragen. So ist unser Anspruch, das freundlichste Volkder Welt zu sein, ein nie versiegender Quellvergnüglicher Missverständnisse mit Angehö-rigen anderer Nationen. Niemand steht so ge-duldig in einer Warteschlange wie wir Briten,darauf können Sie sich überall verlassen. Undwenn wir an der Reihe sind, werden wir nichtmehr Zeit in Anspruch nehmen als notwendigist. Davon profitieren alle. Interessanter wirdes, wenn es an die Redewendungen geht, mitdenen wir unsere Freundlichkeit ausdrücken.Weil es undenkbar ist, rüde zu sagen, was an-

Eliegt, sind sie beliebig dehnbar. Nehmen wirden Ausspruch: „No harm done“. Er kann allesbedeuten: von „Nichts Schlimmes passiert“ bishin zu „Das ist die ultimative Katastrophe,aber das Leben geht weiter“. Oder wie wäre esnach einem harten Tag mit: „Tomorrow willbe another day“? Es könnte sein, dass wir sa-gen wollen: „Morgen sieht die Welt schonganz anders aus.“ Es könnte aber auch sein,dass wir meinen: „Diese Chance konnten wirnur heute nutzen, wir haben alles vergeigt,nur werden wir das nicht zugeben.“ Die erheiterndste Kommunikationspannespeziell im Umgang mit Deutschen birgt derSatz: „It might become a bit difficult.“ Wenn esnur ein wenig schwierig werden könnte, mel-det das deutsche Hirn, dann gibt es ja keinernstes Problem. In Wahrheit haben wir gera-de gesagt: „Ausgeschlossen, dass das waswird.“ Freundlichen Menschen ist es verbo-ten, das Wort Nein zu benutzen. Selbstver-ständlich ist es jedem überlassen, diese Artdes Herunterspielens für nicht zielführend zuhalten. Ich denke aber, dass Dinge, die schief-gehen, keineswegs dadurch besser werden,dass man sie sich in allen Farben ausmalt.Unsere Freude an unausgesprochenen Regelnhängt historisch auch mit der Vorliebe zusam-men, uns mit Gleichgesinnten zu umgebenund das ganze „Club“ zu taufen. Ich bin bei-spielsweise Mitglied im Royal AutomobileClub – Sir Paul Smith schwimmt hier jedenTag seine Morgenrunde. Nach wie vor ist daszunächst einmal eine Begegnungsstätte für al-le, die sich für Autos interessieren. Uns wird jagern vorgeworfen, dass wir fast unüberwind-bare Barrieren vor einer Mitgliedschaft auf-bauen, damit möglichst viele vor der Tür blei-ben müssen. Aber sehen Sie sich die Arbeiter-kultur an: Nirgendwo gibt es treuere Fußball-fans als bei uns. Man definiert sich auch nichtals Anhänger, sondern als „supporter“, also als

jemand, der seinen Club unterstützt. Über-haupt der Sport: Dafür begeistert sich jeder.Meine Söhne spielen Hockey und Rugby. Spe-ziell beim Rugby herrscht eine strenge Etiket-te, die Teams müssen den Schiedsrichter mit„Sir“ anreden. Es ist Teil des Fairnessgebots,den Regelhüter auf diese Weise zu würdigen.Das erlaubt uns auch, eine Niederlage nichtals Weltuntergang zu begreifen. Wenn man al-les gegeben und nicht geschummelt hat, aberder andere war besser, dann wird ein Brite,der etwas auf sich hält, dem Siger ehrlich gra-tulieren (das gilt auch für Britinnen). Dazu geben Wettbewerbe das gesellschaftli-che Leben vor. So beginnt der Frühling inLondon noch immer mit dem RuderrennenOxford gegen Cambridge. Es folgen das Pfer-derennen in Ascot und die „Chelsea FlowerShow“ – das erste Glas Champagner mitFreunden –, bald darauf startet das Klassik-Festival von Glyndebourne. Die Royal Regattasteht im Zeichen der Bootsjacketts, beim Ten-nis in Wimbledon ist es Zeit für einen Pimm’sCup No. 1, der einen über die Zeit bis zum Startder Moorhuhnjagd im August bringt. Wem das zu elitär klingt, der soll auf demLand dabei sein, wenn auf einer Messe lokaleProdukte ausgestellt werden. Oder wenn aufder Isle of Wight das Gummientchen-Rennenlosgeht: Tausende von Enthusiasten, die überMonate ihr Modell designt haben, die übersich selbst lachen und sich auf die Schulterklopfen. Das sind wir, im Wettkampf vereint.Das gibt es so sonst nirgends.Genau wie wirklich guten Tee. Das stelle ichbei den Anproben, die ich weltweit für HenryPoole vornehme, immer wieder fest. Wennich nach Hause komme, steht zuerst ein gro-ßer Becher auf dem Tisch, am liebsten PGTips. Dann gehe ich in den Garten und küm-mere mich um den Rasen. Das klingt wie einKlischee? Liebe Deutsche, ich bin Engländer!

Freundliche Menschen, die Regeln lieben, ohne sie auszusprechen: Simon Cundey,Inhaber der Savile-Row-Schneiderei Henry Poole, erklärt, woran Sie Briten erkennen

Gras, Tee & Gummientchen

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Mann am tosendenMeer: Roger W. Smithist auf der Isle of Manden Gezeiten buch-stäblich ganz nah

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as Bild strotzt nur sovor Pathos, mankönnte glauben, essei gestellt – unddoch ist alles echt,weil nur die Gezei-ten eine solche Sze-

nerie ermöglichen: Da steht er, der Hüter derZeit, aufrecht am Rande seiner Insel, umtostvon den Naturgewalten. Der Sturm schneidetin sein Gesicht, Gischtspritzer vom aufge-peitschten Meer zischen durch die Luft, amHorizont braut sich eine tiefschwarze Regen-front zusammen. Alle Verbindungen zumMutterland sind an diesem Tag gekappt. Eswäre absurd, dieses Meer bezwingen zu wol-len. Deshalb müssten sie beim Mann amStrand doch von ganz allein kommen: die Ge-danken übers Ausgeliefertsein, über den dün-nen Lack der Zivilisation, darüber, dass es hiervor 10.000 Jahren bei Sturm schon genausoausgesehen haben muss wie jetzt. „Gosh“, sagt Roger W. Smith. Das heißt „MeineGüte“, und es ist unvorstellbar, dass er je zurhetorisch härterem Material greifen würde:„Gosh, ich bin ja nun schon eine ganze Weilehier, aber so ein Wetter habe ich noch nichterlebt.“ Das ist alles. Er stellt sich lieber fürsFoto zurecht, das ist jetzt seine Aufgabe.

Es gehört zu den ältesten Missverständnissenim Umgang mit Uhrmachern, zu glauben, siewären qua Beruf dem Mysterium der Zeit aufder Spur – und damit dem, was die Welt im In-nersten zusammenhält. Sie können es garnicht sein: Hunderte Werkteile, die auf Hun-dertstel von Millimetern genau gearbeitetsein müssen, in ein akkurates Verhältnis zusetzen, das verlangt ihnen alles ab. Da bleibtkein Raum für allgemeine Reflexionen. Wo heute beinahe alle in diesem Handwerksich entweder in einer Manufaktur speziali-siert oder sich auf Handel und Reparatur ver-legt haben, übt Roger W. Smith seinen Berufim Wortsinne aus: Jährlich machen er und sei-ne sechs Angestellten zehn bis zwölf Arm-banduhren, vom Zahnrad bis zum Zifferblatt;sie beginnen mit nichts und präsentieren amEnde eine individuelle Lösung. „Bespoke“ sa-gen die Briten zu diesem Verfahren, esstammt aus der Schneiderei, weil dort früherder Schneider dem Kunden nach Abspracheein Stück Stoff zurücklegte. Im Autobau wer-ben Marken wie Rolls-Royce mit dem Wort:Es meint, dass der Kunde fast jedes Detailselbst festlegen kann, sein eigener Designerwird. Smiths Uhren kosten ab 100.000 Pfundaufwärts, und nichts an ihnen wirkt protzig.Darum, wie all das möglich ist, wird sich beimBesuch in seinem Atelier alles drehen – unddas ist am Ende mehr, als man erfassen kann.Es beginnt damit, dass man Roger W. Smithund die Seinen kaum findet. Seine Frau Caro-line hatte eine Karte per E-Mail geschickt, ummitzuteilen, wo auf der Isle of Man sich das

Haus mit der Werkstatt befindet. Das Örtchenheißt Ballaugh, die Kreuzung „The Cronk“, ge-fühlt besteht alles hier aus Ferienhäusern fürdie obere Mittelklasse – und selbst wenn manvor dem richtigen weißen Cottage steht, kannman es übersehen. Es passt so gar nicht zudem, was man von anderen Anbietern mecha-nischer Luxusuhren gewöhnt ist: Seit Jahrenbeschleunigt sich der Wettbewerb, immerzahlreicher werden die Komplikationen wieMondphasen und Ewige Kalender, immerhochpreisiger die Materialien, immer öftergreift man zum Superlativ; und entsprechendimmer edler ausgestattet sind die Messestän-de und Repräsentationsräume. Auf der Insel tritt der Chef persönlich vor dieTür, der einzige Indikator für Wohlstand istein Land Rover vor der Tür. Hinter dem Ein-gang: ein kurzer Hausflur mit Birkenstocksan-dalen auf dem Boden, ein paar Fotos von NewYork an der Wand, daneben ein großer Merk-zettel, der das Zusperr-Prozedere erläutert;ein Einbruch wäre eine Katastrophe. Danebenbefinden sich die Werkstätten, rechts die mitden Maschinen für Platinen, Räder undSchrauben, links wird nach Durchqueren ei-ner Küche montiert. Der Hausherr geleitet zu-erst in den Maschinenraum – und beantwor-tet nun geduldig jede Frage.

Natürlich kann Smith auf modernstes Gerätzurückgreifen – seine Platinen fräst beispiels-weise eine Maschine aus Deutschland, ständigvon einem Mitarbeiter überwacht, wie sichversteht. Aber manche Maschinen stammennoch aus dem frühen 19. Jahrhundert. Das er-zählt einem mehr über den Mann Roger W.Smith als über seine Technik: Sein Lehrmeis-ter war der Brite George Daniels. Kennern gilter als der bedeutendste Uhrmacher des 20.Jahrhunderts. Daniels war es, der in den 70er-Jahren die Co-Axial-Hemmung erfand, sieließ Uhren so viel stabiler laufen, dass Omegasie 1999 übernahm. Als er 2011 auf der Isle ofMan starb, übernahm Smith seine Maschinen. Aber nicht nur deshalb ist Daniels überall inder Werkstatt präsent. Smiths Stimme senktsich ganz unwillkürlich, wenn er über seinenMeister spricht, seine Angestellten beginnensogar zu flüstern. Zwei Jahre lang hatte Smith,Jahrgang 1970, als Teen auf der Uhrmacher-schule in Manchester an seiner ersten Ta-schenuhr gearbeitet. Daniels blickte hinterseiner dicken Brille hervor und vernichteteihn mit den Worten „sieht handgemacht aus“.Viele hätten spätestens da hingeschmissen,wären nie wiedergekommen. Doch Smithfühlte sich herausgefordert. Drei Jahre späterakzeptierte Daniels das nächste Ergebnis undkümmerte sich fortan um den Jungen. Das giltin der Werkstatt bis heute als Sensation – Da-niels lebte ausschließlich für seine Uhren, erwar nicht von dieser Welt: „Roger war der Ein-zige, der ihm einigermaßen nahekam“, rauntAndy Jones, der mit seinen 49 Jahren seit

2003 bei Smith arbeitet. Es klingt, als sei dasfür ihn ein guter Grund, für immer hierzu-bleiben. Wer seinem Chef dabei zusieht, wie er bei-spielsweise einen Stift dreht, der erblickt injeder Sekunde die Mühen der Lehrzeit: Umfeinmotorisch so weit zu kommen, muss manunendlich viel üben. Dabei noch einen Typenwie Daniels im Nacken zu haben, das mussjenseits aller Schmerzgrenzen gewesen sein.Doch Smith hat es geschafft, ein offenes We-sen zu behalten. „Gosh“, sagt er, „bei uns gibtes nun einmal nur richtig und falsch undnichts dazwischen. Aber das wusste ich jaschon, als ich anfing.“ Und selbst der modernste Gegenstand imRaum, ein Computer, hat indirekt mit Danielszu tun. Zwei Serien hat Smith bisher im Ange-bot, derzeit arbeitet er an neuen Modellen.Wie sein Lehrmeister denkt er seine Uhrenzuerst vom Design des Zifferblatts aus: „Manmuss wissen, wie das Modell aussieht, dannkann man sich um die Funktionen kümmern“,sagt Roger W. Smith, die Lupe an seiner Brillewippt im Takt des schnellen Kopfnickens. Bis-her sind seine Stücke eher einfach konstru-iert: Die Serie II ist ein Handaufzug-Kalibermit Gangreserveanzeige, kleiner Sekundeund römischen Ziffern. Für die neuen 3

Ein Mann für alle Zeiten Roger W. Smith ist einer der letzten echten Uhrmacher der Welt. Jährlich fertigt er höchstens zwölf Stücke an.Philip Cassier erlebte auf der Isle of Man, wie viel es dazu braucht. Martin U. K. Lengemann fotografierte

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Das letzte Modell seines Meisters George Daniels fertigt nun Smith

MASSARBEIT

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die Isle of Man: Im Sommer kommen Bikeraus aller Welt hierher, um sich bei diversenRennen ihren Geschwindigkeitsrausch abzu-holen. Fast jedes Jahr sterben ein paar von ih-nen auf den unebenen Straßen. Nichts, woranman hier Anstoß nehmen würde – die Raserhätten ja aufpassen können. Außerdem kannman es sich einfach nicht leisten, auf das Ren-nen zu verzichten, noch haben nicht genugzahlungskräftige Touris die Insel als Urlaubs-ort entdeckt. Smith erzählt, er spiele Feldho-ckey als Ausgleich zum vielen Stillsitzen. Dageht es ziemlich zur Sache, und er würde esgern mal mit Hurling probieren. Bei dieserSportart darf man die Kugel aus der Handschlagen – auch da gibt es Tote.

Zur Attraktivität seiner Heimat versuchtSmith nach Kräften beizutragen. Er wird seinGeschäft ausbauen und in eine größere Pro-duktionsstätte umziehen. Mehr als 15 Modellejährlich wird er allerdings auch dort nicht fer-tigen; es gibt kaum genügend Leute auf dieserWelt, die dazu in der Lage sind, eine Uhr zubauen. Deshalb können Jugendliche von derInsel bei ihm in die Lehre gehen – vorausge-setzt, sie bestehen den rigorosen Aufnahme-test: „Es geht nicht so sehr darum, was einerschon kann“, sagt Smith beim Kaffee. „Ichwill, dass die Bewerber Fragen stellen, die aufInteresse schließen lassen. Wer nichts fragt,hat keine Chance.“ – „Wie viele Stunden täg-lich denken Sie denn an Uhrmacherei, Ro-ger?“ – „Gosh. Ich glaube, es sind 24.“ Smiths jetziger Lehrling heißt Josh Horton.Nach der Rückkehr in die Werkstatt sitzt erüber einem Gehäuse und versucht wieder undwieder, ein Zahnrad an die richtige Stelle zurücken. Ein ernster 25-Jähriger in Jeanshemdund Kittel, der sich auf dem College mit Philo-sophie beschäftigte, bevor er auf Smiths An-zeige in der Lokalzeitung aufmerksam wurde.In der Schule war er gut in Mathe und hand-werklich recht begabt. Doch eine Uhr zu bau-en, das sei etwas ganz anderes. Horton erzähltvon den Rückschlägen in seiner Lehrzeit. Wieer damit zurechtkomme? „Jedes Mal, wennich einen Fehler mache, lerne ich, wie ich’s

nicht machen soll“, sagt er. Daran müsse ersich allerdings häufig erinnern. Andererseitsglaube er, nach der Ausbildung wirklich etwasvon Anfang bis Ende zu beherrschen. Wahrscheinlich will sein Meister genau diesesBemühen sehen. Er kennt es selbst – und dieharten Zeiten waren nach der Lehre noch lan-ge nicht zu Ende. Finanziell war die Anfangs-zeit der eigenen Firma nach der Jahrtausend-wende schwierig, als niemand Roger W.Smith kannte und niemand zu ihm kam. In-zwischen hat er so viele Kunden, dass jederzweieinhalb Jahre lang auf sein Stück wartenmuss. Smith kennt beinahe jeden persönlich,lädt ihn in seine Werkstatt ein, um die Wün-sche zu besprechen: „Und ob Sie’s glaubenoder nicht – aber es macht einen Unterschiedbeim Bauen, wie sehr ich den Kunden mag.“ George Daniels war da noch entschiedener –wen er nicht leiden konnte, der bekam keineUhr. Seinem Schüler ist aufgefallen, dasskaum Russen und Araber zu ihm kommen.„Die sind es nicht gewohnt, auf ein Produkt zuwarten“, sagt Roger W. Smith lächelnd. SeineKlientel besteht zumeist aus Unternehmernund reichen Enthusiasten. Namen nennt ernicht, diese Diskretion ist im Bespoke-Ge-schäft traditionell im Preis inbegriffen: bevor

der Nameherausgege-ben wird,muss die Person das Zeitliche gesegnet haben,es sei denn, es liegt eine ausdrückliche Er-laubnis vor. Sicher könnte Smith inzwischen höhere Sum-men für seine Unikate verlangen – kompli-zierte Uhren aus den großen Manufakturenkosten oft siebenstellige Beträge: „Daran istnichts falsch“, sagt er, „aber das wäre für michder Schritt in eine Welt, die ich nicht mehrverstehe.“ Und doch bleibt beim Tee am gro-ßen Holztisch in der Küche diese gemeineFrage: Angenommen, eine der Schweizer Fir-men wie die Swatch Group, Patek Philippeoder Rolex käme – und würde ihm erklären,dass Geld keine Rolle spiele, solange er unterihrem Namen arbeite? Könnte er widerste-hen? „Gosh“, sagt Roger W. Smith, um einenAugenblick zum Nachdenken zu gewinnen.„Man soll im Leben niemals nie sagen. Aber inden kommenden 15, 20 Jahren? Nein. Nein, da-zu habe ich selbst einfach zu viel vor.“ Man darf es ihm glauben. Denn selbstver-ständlich haben wir ihn doch noch auf seinenZeitbegriff angesprochen, so viel Philosophiemusste sein. Und haben nach einem weiteren„Gosh“ die Antwort erhalten, er könne un-möglich antworten: „Über Zeit weiß ich nur,dass ich nicht genügend habe.“

3 Modelle plant Smith Dinge wie Großda-tum und Mondphase, da hat er viel am Com-puter zu tun. Seit Jahren entwirft und verwirfter, setzt neu an. Auf einige Erfahrungswertekann er zurückgreifen: Die letzte George-Da-niels-Serie verfügte über eine Datumsanzeige– und sie wird nun bei Smith produziert. Britisches Design, so erklärt er mit Blick aufden Flachbildschirm, könne man im Uhren-bau an seiner gewissen Schwere erkennen.Das Gehäuse sei recht dick, das Werk sehr tiefkonstruiert. An Smiths Handgelenk tickt übri-gens das einfachste Rolex-Dreizeiger-Modellmit Stahlgehäuse: Erstens kann er sich seineeigenen Stücke nicht leisten. Und zweitensmag Rolex, was das Image betrifft, noch im-

mer etwas speziell sein – doch die Werke derSchweizer Marke sind in ihrer Preisklasse dierobustesten und ausgereiftesten überhaupt,das gesteht Smith gern zu. Dass er stets daraufinsistiert, nur ein einfacher Uhrmacher zusein, mag man als „landestypisches Verhalten“abtun. Aber die Schweizer Manufakturen mitihren Milliardenumsätzen sind tatsächlichkeine Konkurrenz, sie bedienen einen ganzanderen Markt als er. Smith lädt nun zur geistigen Stärkung zumMittagessen in den nächsten Pub ein. DieFahrt geht über grüne Hügel und vorbei annoch viel mehr Cottages aller Größen – beimgroßen Rosamunde-Pilcher-Scouting fürsZDF würde diese Insel in der Irischen See al-lerdings glatt durchfallen: Der Wind ist zusteif, Meer und Landschaft sind zu rau, als dasshier irgendwelche Deutschen auch nur halb-wegs glaubwürdig als Lords und Ladys ver-kleidet durch die Landschaft hampeln könn-ten. Überhaupt, sagt Smith, sei seine Heimatein sehr eigenes Stückchen Erde. Lange Zeitbitterarm, verwaltet sie sich größtenteilsselbst. Es gibt sogar eigene Pfundnoten mitdem Wappen der Insulaner darauf: drei Beine,die Speichen eines Rades bilden und so sym-bolisieren, dass die Bewohner der Isle of Manimmer Boden unter den Füßen finden wer-den. In England erkennt niemand die Scheine. Im Pub bestellt Smith Rindfleisch-Pie mitChips und genehmigt sich ein Mittagspintvom Fass, das lokale Bitter. Das ist hier völlignormal; ebenso wie dass es freitags nach Fei-erabend ein Bier mit den Angestellten gibt,bevor es zur Frau und den zwei Kindern geht.Überall haben sie im Gastraum Fotos von Mo-torradrennen aufgehängt – dafür kennt man

„Über Zeit weiß ich nur, dass ich nichtgenügend habe“ R O G E R W. S M I T H

Teepause: Vor Smith liegt George Daniels’Standardwerk über Uhrmacherei – den Stuhlhat Smith auch von ihm geerbt

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spür für interessante Newcomer. Und auch zuHause bei den Chapmans ist einiges los: EinenSohn und zwei Töchter im Alter von 22, 20und 16 Jahren hat das Paar. Einige typische Ge-nerationenkonflikte dürften jedoch bei dieserMutter nie eine Rolle gespielt haben: Von Mo-de versteht sie nämlich mindestens genausoviel wie vom digitalen Zeitalter.

Das erste Gefühl, das einen in Zusammenhangmit Ihrer Person beschleicht, ist zugegebener-maßen Neid: Haben Sie den größten virtuellenKleiderschrank der Welt, auf den man nachLust und Laune Zugriff haben kann?Theoretisch ja, aber da ich so viel arbeite, ha-be ich wenig Zeit, mich darin inRuhe umzusehen. Und wennes dann doch einmal geht,passiert es sehr oft, dassunsere Kundinnenschneller waren als ichund meine Lieblings-sachen oft schon wegsind.

Wie schafft man es,von einer kleinen Bou-tique zum Global Play-er zu werden?Wir haben über dieJahre eine große Sen-sibilität für Luxusartikel ent-wickelt und ruhen uns nichtauf unserem Status aus. Wennden Kunden etwas gefällt, füt-tern wir sie nicht endlos da-mit an. Wir wollen, dass sie

sich und wir uns weiterentwickeln – und dashat funktioniert.

Der Händler als Mentor ist ein Traum, der oftnicht in Erfüllung geht, weil die Kunden lieberauf Altbewährtes setzen. Gerade Deutschlandist da vergleichsweise konservativ.Ja, es ist nicht einfach, Kunden anzuleiten. InDeutschland sind sie sehr anspruchsvoll, abersie neigen auch zu Wiederholungskäufen. Alsich dort war, fiel mir zum Beispiel auf, wie vie-le Frauen Valentino-Schuhe mit Nietenbesatztrugen. Sie gehören dort scheinbar zurGrundausstattung. In Berlin und Münchengibt es aber auch Kunden, die die Grenzenweiter ausloten.

Was können Sie uns noch über die Vorliebender Deutschen sagen?Mir hat mal jemand gesagt: „Wenn du den

deutschen Markt erobern willst, musstdu diese zwei Labels – die ich jetzt nichtnennen werde – anbieten.“ Aber wir ver-kaufen keine dieser beiden Marken, weilsie nicht zu uns passen. Trotzdem sindwir gut am deutschen Markt angekom-men. Große Marken wie Isabel Marant,

Max Mara, Valentino und SaintLaurent verkaufen sich inDeutschland besonders gut. ImWinter ist dort die Nachfrage nachMänteln außerdem auffallendhoch.

Und wie muss man sich die briti-sche Kundin vorstellen?Sie kennt sich sehr gut mit Mode

Um es gleich vorweg zu sagen: Ja,man würde dieser Frau wohl so-fort eine ganze Garderobe abkau-fen. Ruth Chapman strahlt genaudie Art von Lässigkeit aus, die ei-nem kein Designer der Welt aufden Leib schneidern kann. Sieträgt eine lockere, dezent geblüm-te Seidenbluse mit Schalkragen zueiner grauen Hose und Plateau-sandalen und wirkt, als hätte siesich keine Sekunde darüber denKopf zerbrochen, und empfängtim Townhouse ihres Unterneh-mens im Londoner Stadtteil Mary-lebone. Es ist der Ort, an dem diekaufkräftigste Kundschaft ein undaus geht. Diejenigen, denen einenormale Boutique zu klein unddas Internet zu groß ist. In den sa-

lonartigen Räumen erhalten diese KundenBeratung und zu jedem Anlass passende Klei-dungsstücke präsentiert. Natürlich nichtmehr von Ruth Chapman persönlich. Als Mit-begründerin und einer der beiden CEOs dervier Londoner „Matches“-Boutiquen, siebenMonobrandshops und der Onlinedestination„matchesfashion.com“ hat sie inzwischen an-dere Aufgaben. 1987 strich sie die Wände ihres ersten „Mat-ches“-Ladens in Wimbledon zusammen mitihrem Mann Tom noch selbst. Knapp 30 Jahrespäter haben die beiden aus diesen Anfängenein globales Modeimperium gebaut. Rund400 Labels verschicken sie an Kunden undKundinnen in 195 Länder. Chapman steht fürindividuelle Beratung und ein sicheres Ge-

GUT VERNETZT

Welchen Einfluss hat die digitale Revolution auf die Modewelt? DieUnternehmerin Ruth Chapman war mit matchesfashion.com als eine derErsten im Internet präsent. Außerdem gehören elf Boutiquen in London zuihrem Imperium. Heike Blümner sprach mit ihr über den Wert wahrerIndividualität im Netz – und natürlich über ihren Kleiderschrank

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Ruth Chapman,Chefin von Mat-ches und matches-fashion.com

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„Unser Job ist es, zu filtern“

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aus, bis in die letzten Details. Außerdem ist sieziemlich glamourös. Auch sie mag die großeDesigner wie Fendi oder Balenciaga, aberauch kleinere Labels wie Erdem oder MaryKatrantzou.

Sehe ich auf Ihrer Website in Berlin eine ande-re Auswahl an Kleidung als in Hongkong?Nein, man sieht überall auf der Welt das Glei-che. In der Zukunft werden wir aber in der je-weiligen Sprache auf dem Markt erscheinenund auch unsere Mode-Features mehr nachden unterschiedlichen Ländern ausrichten.

Sie arbeiten mit Data- und Vor-Ort-Analysenund haben ein ganzes Team von Einkäufern.Inwiefern spielt Ihr persönlicher Stil in IhremUnternehmen noch eine Rolle?Historisch hat sicher vieles mit mir begonnen,aber inzwischen tritt mein Stil eher in denHintergrund. Wir sind ein Team, und meineRolle ist es, Orientierung zu geben. Bei uns ar-beiten Leute in allen Altersgruppen, es gibtFrauen in den Zwanzigern, die wichtige Pos-ten haben und jährlich für Millionen vonPfund Ware einkaufen, aber auch Dreißig-und Vierzigjährige und dann natürlich mich.Dieser Mix der Perspektiven ist ganz wichtig.

Trotz aller Vielfalt ist die Modewelt auch lang-weiliger geworden, weil heutzutage fast allesüberall auf der Welt erhältlich ist. Früher fuhrman nach London und kaufte sich ein paarSchuhe, die es nur dort gab. Das ist heute fastunmöglich geworden.Stimmt, das ist ein Problem. Deshalb ist dieAuswahl das, was uns ausmacht und von ande-ren unterscheidet. Es bedeutet, dass wir, wennwir große Marken einkaufen, immer schauen,dass wir eine möglichst außergewöhnlicheSelektion treffen. Wir kaufen nichts, was manzum Beispiel auch an einem Flughafen findenwürde. Selbst im Denimbereich setzen wirnur auf besondere Stücke. Dann haben wir ex-klusive Kollaborationen mit Designern, zumBeispiel kommt demnächst eine Taschenkol-lektion von Mary Katrantzou bei uns heraus.Zusätzlich legen wir großen Wert darauf, jedeSaison neue Talente zu finden und sie bei unszu präsentieren. Die Suche nach dem Beson-deren treibt uns an. Gerade haben wir in Parisdas Hutlabel Gigi Burris entdeckt. Wir wollen,dass die Leute sagen: „Wow, toll, wo hast dudas denn her?“ Damit überträgt sich die Rolledes Mentors auch auf den Kunden.

Was muss ich als junger Designer tun, um vonIhnen zur Kenntnis genommen zu werden?Das Wichtigste ist, dass Sie Ihre eigene DNAhaben. Es muss eine große Kreativität erkenn-bar sein. Das Produkt muss gut gemacht sein,und die Produktion muss laufen. Und Siemüssen bereit sein, hart zu arbeiten, denn wirsuchen nach Leuten, mit denen wir langfristigetwas aufbauen können. Es reicht jedenfalls

Wie groß ist denn nun Ihr echter Kleider-schrank?Nicht so groß, wie man denken würde – ob-wohl mein Mann das wahrscheinlich anderssieht. Im Schlafzimmer habe ich einenSchrank mit den Sachen, die ich jeden Tag an-ziehe, und in einem anderen Schlafzimmersteht noch ein Schrank, wo die Sachen aus derjeweils anderen Saison hängen. Zweimal imJahr wird umgehängt, dabei miste ich aus undfüge Neues hinzu. Aber ja, ich gebe tatsächlichviel Geld für Kleidung aus.

Interessieren sich Ihre Kinder für Mode?Ja – sie lieben sie, und meine zwanzigjährigeTochter würde am liebsten wie verrückt zu-schlagen, wenn sie dürfte. Ab und zu erlaubeich, dass sie sich etwas aussucht. Das Tolle ist:Wenn sie dann etwas bekommt, so wie neu-lich eine winzige Weste von Saint Laurentoder eine Stella McCartney-Bomberjacke, diesie sich so sehr gewünscht hat, dann zieht siedas Stück gar nicht mehr aus.

Wie ist das bei Ihnen? Bekommen Sie noch ei-nen emotionalen Kick von Mode?Total! Im Team kennen wir dieses Gefühlauch. Gerade erst ging es uns so bei derDesignerin Grace Wales Bonner. Ihre Showam Central Saint Martins war so wunder-schön! Sie ist noch nicht so weit, dass man dieSachen wirklich einkaufen kann, aber als ich

nach der Show zurück ins Büro kam, sag-te ich zu allen Mitarbeitern: „Packt eure

Sachen, geht dort hin und schaut euchdie Sachen an.“ Ich bin mir sicher,dass sie es zu etwas bringen wird,

denn ihre Vision ist sehr kraftvoll,und die Liebe zum Produkt ist klar

zu erkennen.

Und bei einzelnen Teilen?Sie können bei mir auchnoch eine starke Wir-kung entfalten, aberwenn ich etwas nicht be-kommen kann, macht esmir nichts mehr aus. Dabin ich sofort drüberhinweg.

Lassen Sie die Modewelt manchmal kompletthinter sich?Ja, zuletzt war ich Skifahren. Es ist wichtig,zwischendurch seinen Körper und auch sei-nen Geist auf andere Art einzusetzen. Das istdas beste Mittel, um abzuschalten.

nicht, nur eine tolle Idee zu haben. Marcus Al-meida ist dafür ein gutes Beispiel. Wir habenmit ihm von Anfang an gearbeitet, viele habenihn kopiert, aber er ist sich treu geblieben.Oder Manzur Gavriel – sie haben im Prinzipein geniales Produkt entwickelt, das total zuihnen passt. Auch sie werden oft kopiert, aberes klappt nicht, denn die Käuferin ist intelli-gent. Und wenn wir irgendwo anders eine Ko-pie sehen, würden wir sie nie kaufen, auchwenn sie nur halb so teuer wäre.

Auf der anderen Seite gibt es immer noch eini-ge Designer, die ihre Kleidung nicht in einemOnline-Shop sehen wollen – egal wie gut diePräsentation ist.Viele haben Angst, dass der Luxusaspekt ihrerArbeit nicht ausreichend transportiert wird.Aber inzwischen merken sie auch, dass sie insHintertreffen geraten werden, wenn sie nichtmitmachen. Deshalb ist es so wichtig, dass Un-ternehmen wie wir auf jedes Detail achten.Der richtige Vertrieb ist der Dreh- und Angel-punkt einer Marke.

Als Sie 2007 matchesfashion.com gründeten,war das noch eine Zeit, als viele Leute sagten,dass es unmöglich sei, hochpreisige Designer-mode erfolgreich online zu verkaufen. Das hatsich nicht bewahrheitet.Ja, und wir stehen immer noch am Anfang,wir sehen gerade überhaupt nur die Spitzedes Eisbergs. Trotzdem glaube ich an das in-telligente Zusammenspiel von echten und vir-tuellen Shops. Beides hat seine Vor- und Nach-teile, und es ist gut, beides miteinander zu ver-binden. Im Prinzip geht es in beiden Weltenum qualitativ hochwertige Erfahrungen.

Viele Ladenbesitzer beklagen sich, dass dieVerkaufszyklen durch das Onlineangebot im-mer kürzer werden. Die Sales starten immerfrüher und schnüren ihnen die Kehle zu. Siesind in beiden Welten zu Hause. Wie halten Siees mit dem Problem?Ansatzweise kann ich das nachvollziehen. Beiuns geht der Sale Mitte Juni und kurz nachWeihnachten los – alles andere wäre verrückt.Ich glaube, dass erfolgreiche Händler sichnicht auf zu frühe Daten einlassen sollten, esgefällt auch den Designern überhaupt nicht.

Auch sonst beschleunigt sich alles mehr undmehr: Ständig gibt es irgendwo eine neue Kol-lektion, Fashion Weeks finden in abgelegenenStädten statt. Das Angebot ist so überwälti-gend, dass man manchmal keine Lust mehrhat, überhaupt noch etwas zu kaufen.

Wenn bei uns neue Labels dazukommen,müssen wir uns im Gegenzug von anderenverabschieden. Es kommt alles auf den Zu-schnitt an. Es gibt viel Neues und viel Lärmdrumherum, es ist unser Job, das zu filtern. 2 7

Bestseller online:Schuhe vonJoshua Sanders

Die limitierte Taschevon Mary Katrantzougibt es nur im Online-Shop

Luxuriöse Knappheit: Bikinioberteile von Kinisind schnell ausverkauft

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rst 2010 gab die irische Modedesigne-rin Simone Rocha ihr Debüt bei derLondoner Modewoche, frisch vomCentral Saint Martins College. In die-ser kurzen Zeit ist ihr bereits ein un-verkennbares Markenzeichen gelun-gen: ihr Brogue-Schuh, ein ursprüng-lich klassischer Männerschuh mitLochmuster, feminin abgeändertdurch einen durchsichtigen Absatz. Si-

mone ist die Tochter des berühmten chine-sisch-portugiesischen Modemachers undKünstlers John Rocha. Ihre irische MutterOdette ist ihre Produktmanagerin, und Bru-der Max kümmert sich um die Musik für ihreShows. Der progressiven Modewelt, inklusiveSuzy Menkes, Anna Wintour, Rei Kawakubound Karl Lagerfeld ist sie sofort aufgefallen.Das Interview findet im Londoner Stadtteil Is-lington statt, einer Gegend, in der viele alteLager in Ateliers für Künstler und Designerumgestaltet wurden. Die Atmosphäre in ih-rem hellen Studio ist an diesem Aprilmorgen„ungewöhnlich ruhig und konzentriert“. DieMitarbeiter und sie bereiten die neue Saisonvor, während von der Wand ein Triptychonvon Francis Bacon in flammenden Fleischfar-ben die Ruhe aufwühlt. Mit solchen Kunst-werken ist die 29-jährige Irin aufgewachsen.

Was inspiriert Sie am stärksten?Es ist ein Mix aus den Menschen, die mir tag-täglich begegnen, aus Alltagssituationen,denn die Idee von Realität ist mir für meineArbeit ganz wichtig. Oder die Arbeiten vonKünstlern, die ich bewundere – wie LouiseBourgeois, Francis Bacon, Lucian Freud.

Ihre letzte Kollektion war von der spät entdeck-ten französisch-amerikanischen BildhauerinLouise Bourgeois beeinflusst. Haben Sie ihreAusstellung in München gesehen?Ja, ich war sogar zur Eröffnung dort. Eine au-ßergewöhnliche Ausstellung. Ihre Arbeit istsehr persönlich. Ihre Eltern haben Teppicherestauriert, dann hat Louise selbst Teppichegemacht, und ich arbeite mit Teppichmaterialfür meine Kleider. Deshalb war meine letzteShow eine Hommage auf Louise Bourgeois.

Welche Rolle spielt Ihr Vater? Wussten Sie früh,dass Sie Modedesignerin werden wollten?Es war kein Heureka-Moment. Vielleicht liegtder Grund, warum ich mich so wohlfühle,auch darin, dass ich mit Mode aufgewachsenbin. Ich war ständig bei meinem Vater im Stu-dio. Ich habe all die Höhen und Tiefen des täg-lichen Lebens und seiner Karriere mitbekom-men. Ich bin mit dem Wissen aufgewachsen,was es heißt, ein eigenes Label zu führen. Da-durch nehme ich das alles auch nicht zu ernst.

Welchen Einfluss hatte Louise Wilson, diejüngst verstorbene, legendäre Leiterin des Mas-

terstudiengangs Fashion und Design am SaintMartins College in London auf Ihr Design?Sie hat mir immens dabei geholfen, mir übermich selbst und meine eigene Biografie be-wusst zu werden. Dabei war sie sehr schwierigund streng. Aber ihre Strenge kam aus einerLiebe heraus. Die Begegnung und die Rei-bung mit ihr haben mich als Designerin aufden Weg gebracht. Ich kam frisch aus Irland,mein Vater ist sehr bekannt dort, ich hatte lau-ter Ideen, die ich aufgeschnappt hatte. Daswar Louise Wilson alles egal: Sie wollte wis-sen, wer ich bin, es ging um meine eigenstän-

dige Identität, darum, wer ich sein könnte undwollte. Das hatte aber etwas sehr Befreiendes.Meine Ideen nahmen plötzlich Form an.

Was ist Mode für Sie: Ist sie Kleidung, ein Life-style oder eine Haltung?Ganz klar Kleidung, kein Trend, keine Szene.Mir geht es darum, wie man sich darin fühlt.Mich interessiert die persönliche Sammlungvon Kleidung als das, was man erlebt, verdautund dann hinter sich lässt.

Die Begriffe Zeitgeist und Zeitlosigkeit ...... finde ich eine schöne Kombination. Mir

ist wichtig, dass meine Mode zeitlos ist. Ein ‚itbag‘-Gefühl interessiert mich nicht. Etwas,was gehypt wird und, sobald es nicht mehr ‚in‘ist, seinen Wert verliert, ist Zeitverlust.

Als der Designer Haider Ackermann von La-gerfeld so gelobt wurde wie Sie jetzt, haben dieMedien spekuliert, er sei der mögliche Nachfol-ger bei Chanel. Könnten Sie sich vorstellen, zueinem solchen Label zu wechseln?Im Moment bin ich sehr glücklich mit mei-nem eigenen Label. Aber wer weiß? Ich binjemand, der Dinge ungern ausschließt. Cha-nel abzusagen wäre jedenfalls so gut wie un-möglich. (lacht)

Wie gehen Sie eine neue Kollektion an? Ich zeichne kaum. Ich bin nicht gut im Zeich-nen. Ich habe also eine Idee und versuche die-se, so gut ich kann, zu erklären. Im Momentbin ich sehr an Volumen interessiert. Ärmelinteressieren mich dabei besonders. Dazu ha-be ich mir viktorianische Frauenbilder ange-sehen und recherchiert, um die Idee genau er-fassen zu können. Gleichzeitig fange ich an,mich mit möglichen Materialien zu beschäfti-gen, mit Handarbeiten und Stickereien. Undich bin immer auf der Suche nach Kontrasten.

Wie schwierig ist es, unabhängig zu blei-ben? Selbst Dries Van Noten bekommt im-mer wieder Übernahme-Angebote.Es ist kein leichter Weg. Und ich bewun-dere Dries Van Noten auch dafür, dass esihm gelingt, unabhängig zu bleiben. Es istein Luxus, aber es ist auch wahnsinnigviel Arbeit. Immerhin erlaubt es einem,seine eigenen Fehler zu machen, die eige-nen Hochs und Tiefs zu erleben.

Wie wichtig ist das Material, die Stoffe, mitdenen Sie arbeiten?Ganz wesentlich. Viele Stoffe entwickeln

wir selbst. Dazu arbeitenwir mit traditionellen We-bereien und Stickereien.Das Handwerk ist das Aund O für mich, die Haptik

auch. Das sind die Grundwerkzeuge, und dasAllererste, worum ich mich kümmere.

Was tragen Sie gern?Mich selbst, Stücke meines Vaters, Silhouet-ten von Comme des Garçons und häufig auchVintage-Petticoats oder Vintage-Schuhe.

Auch Ihre Schuhe, die Brogues?Ja. Ich hatte überlegt, wie ich diesen traditio-nell männlichen Schuh femininer gestaltenkann. Da kam mir die Idee, ihm einen Absatzzu geben. Außerdem wollte ich eine ArtTrompe-l’Œil kreieren, so habe ich den Absatzdurchsichtig gemacht. Von Weitem betrach-tet, sieht es so aus, als stünde man auf den Ze-henspitzen, man sieht den Absatz nicht.

Birte Carolin Sebastian

Alles RochaAlltag und Kunst sind ihre Inspiration: Seit einigen Saisons wirdSimone Rocha als eines der größten Talente der Designszenegehandelt. Wir haben sie im alten Arbeiterviertel Islington getroffen

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So stellt sich Simone Rocha den kommendenHerbst und Winter vor: Runway-Stücke ausihrer aktuellen Kollektion

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„Humor istder Regenschirmder Weisen“,schrieb ErichKästner. Und deshalbhat man imfeuchtenGroßbritannienwohl aucheinen Sinn fürtrockenenHumorentwickelt. In diesem Sinne:Ein paar spaßigeBegleiter

Lebelieberlustig

ACCESSOIRES

Check them out, lads: Slip-ons von Louis Vuitton

Hello, Kitten! Handtasche vonCharlotte Olympia via mytheresa.com

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Keen on Queen Elizabeth I:iPhone Hülle über zazzle.de

Für alle, die auf Flaggen fliegen:„Britannia Skull Box-Clutch“ vonAlexander McQueen über net-a-porter.com

Alles im grünen Bereich:Fransen-Tasche von Hunter

Gärtnerinnen-Glück: Leder-Shopper von Radley London

Tartan to go: Die Sneakersind von Chiara Ferragniüber reyerlooks.com

So hundsome! Limited EditionClutch von Jimmy Choo

Damit jagt mangern den Hundvor die Tür:Gummistiefelvon Tom Joulegibt’s überzalando.de

Tomato-Time: Uhr„New Gent“ von

Swatch

Say Pleeease!Tasche vonDiane vonFurstenberg

PatriotischerStandpunkt: DieBoots sind vonDr Martens

Cheerry up! Clutch von Saint Laurent

Dürfen wir Sie an-stiften? Tasche vonAnya Hindmarch überstylebop.com

Fun in the sun: RoterWayfarer von Ray Ban

Jetzt geht’s rund:Brille von Paul Smith

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Was hat London mit New York gemein? Richtig, weres hier geschafft hat, schafft es überall. Das giltbesonders für die Kreativbranche. Paul Smith hat füruns spannende, aufstrebende Deutsche im„Balthazar“-Restaurant in Porträts festgehalten. Wir finden, der Erfolg steht ihnen gut

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BIG IN LONDON

TALENTE

FOTOS: PAUL SMITH,INTERVIEWS: INGA GRIESE

STYLING: TANJA MARTINMAKE-UP: NAOKO SCINTU

HAARE: LARRY KING PRODUKTION: CHLOE RIDLEY C/O ABOUD CREATIVE

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Ich bin von Stuttgart nach London gezogen, um meinen Master in Produktdesign zu machen. Im ersten Jahr war mir die ganze Zeit ein bisschenschlecht vor Anstrengung. Das College, an dem ich war, fordert wahnsinnig viel, und sie kitzeln nach allen Regeln der Kunst deinen eigenen Stilaus dir heraus. In Deutschland ging es immer nur um „Form follows Function“ und die Nachwehen des Bauhauses. Davon musste ich hier ab-lassen. Ich weiß noch, wie meine Tutorin zu mir gesagt hat: „Jule, es ist auch okay, wenn es nur schön ausschaut.“ Ich habe mich dann auf Objektein Falttechniken spezialisiert, meine Abschlussarbeit war ein Kleid, das ich dann im Anschluss für Bershka für 75 Länder und Schaufenster inter-pretiert habe. Inzwischen habe ich eine Reihe Sitzmöbel aus gefaltetem Wollfilz entworfen, die auf der Messe in Köln erfolgreich gezeigt wurde.Ich hätte davor nie gedacht, dass ich mich selbstständig mache. Diese Option wurde mir in Deutschland niemals aufgezeigt. Doch hier lerntman: Es ist alles möglich. Man muss halt Mut haben und daran glauben. Ich brauche London auch, um mich in meinem Weg zu bestärken.

JULE WAIBEL, KÜNSTLERIN UND PRODUKT-DESIGNERIN

Trenchcoat und Kleid:Stella McCartney. Stiefelette: Louis Vuitton

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Mein Vater musste 1990 von Stuttgart aus beruflich nach London, da war ich 17 Jahre alt und ging natürlich mit. Ich fand es damals super, aus dem Nest raus-zukommen. Meine Fotografen-Karriere habe ich mir nach und nach selbst aufgebaut, erst über die Werbung, aber heute mache ich vor allem Modefotografie.Für Paul Smith habe ich unter anderem die Kampagne für „Paul Smith Jeans“ fotografiert. Ich lebe nun schon seit Jahren in Hackney, im Osten Londons, undhier hat sich viel verändert. Einerseits ist die Infrastruktur mit vielen Cafés und Galerien sehr praktisch, andererseits ziehen viele interessante Leute, denen es hierzu teuer wird, nach und nach weg. Am Wochenende ist es oft unerträglich überlaufen. Zum Glück bin auch ich viel unterwegs. In Berlin habe ich inzwischeneinen eingeschworenen Kreis von Freunden und Kollegen, mit denen ich gerne arbeite. Lustigerweise sind viele von ihnen auch aus Schwaben, allerdings habeich sie erst in Berlin kennengelernt. Mein anderes Standbein ist im Moment Kuala Lumpur, denn dort lebt gerade meine Freundin.

RONALD DICK, MODEFOTOGRAF

Sakko und Hose: Lanvin. T-Shirt: Paul Smith. Socken: Item M6. Turnschuhe: Agnès B.

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Ich bin Berlinerin in vierter Generation, habe über 30 Jahredort gelebt und dachte dann: Alle Menschen ziehen nach Berlin,

ich will jetzt auch mal was Größeres machen – und ging nachLondon. Ich kannte niemanden dort, jemand hatte mir emp-

fohlen, mich bei Giles Dunn, dem Gründer vom Surflabel „Swa-mi’s“ zu melden, er könne aushelfen. Giles hat mich am Pad-

dington Bahnhof abgeholt und der Rest ist Geschichte: Heutebin ich CEO bei „Swami’s“ und wir haben mittlerweile einen

zweijährigen Sohn. Giles hat „Swami’s“ 2000 gegründet. Wirhaben schon mit Paul Smith kooperiert, verkaufen bei „Colette“

in Paris. Wir entwerfen Bikinis, Surfshirts und maßgeschneiderteWetsuits. Die bestellen Leute aus aller Welt, sogar aus Oman. InLondon gibt es eine große Surf-Community, die raus nach Corn-

wall fährt. Morgens um drei oder vier Uhr geht’s los um denrichtig guten „Swell“ zu kriegen. Es gibt sogar eine Website, daorganisieren sich Cornwall-Fahrgemeinschaften. Ich bin durch

meinen Mann vor sechs Jahren zum Surfen gekommen, habeaber großen Respekt vor dem Wasser. London ist unheimlich

inspirierend, die Menschen kommen aus aller Welt und bringeneine unglaubliche Dynamik mit, die ich in Deutschland nicht

spüre. Berlin ist dagegen immer noch ein Dorf, und abgesehen vom Nachtleben, ist es auch nicht so wild.

ILKA DUNN, CEO BEI „SWAMI’S“

Bluse und Mantel von Prada. Schuhe: Sonia Rykiel

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Nach London ging es für mich sehr schnell. Nachts rief das Central Saint Martins College bei mir an und bot mir einen Platz in einem lau-fenden Kurs an. Drei Tage später saß ich im Flugzeug gen London. Bei 30 Tagen Regen im Monat sprießen natürlich auch die Ideen. Jetztarbeite ich gerade bei Tobias Rehberger und bereite mich auf mein Medizinstudium in Ulm vor. London ist zwar inspirierend, aber ich habeauch etwas Heimweh nach Frankfurt, wo ich aufgewachsen bin. Heimweh nach meiner Familie, nach grünen Bäumen, Fachwerkhäusern undder Rathausglocke zur Mittagsstunde. Wenn ich an der Kunst dranbleibe, dann hätte ich am liebsten ein Studio in der Natur.

OPHELIA FINKE, KÜNSTLERIN

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Jumpsuit und Gürtel: Christian Dior. Schuhe: Chanel

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In London kann man sich nicht ausruhen. Man muss eine Mission haben und die danndurchziehen. Von daher ist diese Stadt für mich und meine Arbeit im Moment der richtigeOrt. Als ich hierherzog, bin ich einfach losgegangen und habe mich mit meiner Arbeit bei

Magazinen beworben, und irgendwann hat es dann geklappt. Ich komme aus Hannover,habe zwischendurch schon in Schweden gelebt und in meinem Kopf gehen die Sprachenoft durcheinander. Meine wichtigsten Gedanken kommen mir aber sowieso als Bilder. Für

immer festlegen kann ich mich auf London jedoch nicht. Meine Freundin ist Dänin und ichkönnte mir vorstellen, dass wir irgendwann einmal nach Kopenhagen oder Berlin ziehen.

STEFAN ZSCHERNITZ, FOTOGRAF

Anzug und Pullover: PaulSmith. Basecap: privat

Nach London kam ich zum Studieren. Heute bin ich selbst Tutorin fürStrickdesign am „Royal College of Art“ und am „Central Saint Martins

College“ in London sowie an der „École de la Chambre Syndicale de laCouture Parisienne“. Außerdem arbeite ich bei Paul Smith für die Männer-

und Frauen-Mainline im Strickbereich. Für jemanden wie mich, der inWiesbaden aufgewachsen ist, ist das Leben hier in London vielfältig, offen

und anregend. Manchmal habe ich aber Heimweh – nach Freunden undder Familie, oder den kleinen Dingen wie Brezeln und Spundekäs.

ANNETTE HULTZSCH, STRICK-DESIGNERIN

Hose und Pullover von Paul Smith

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Ich habe viele Jahre gemodelt, mache es auch heute noch ab und zu.Mein Hauptfokus liegt aber inzwischen auf meiner Arbeit als Künstlerin.

Wenn man modelt, dann wird man als Körper und als Persönlichkeitbewertet. Bei mir gab es irgendwann den Drang, stattdessen etwas aus

meinem Inneren zu schöpfen und nach außen zu stellen, damit esbewertet werden kann. Ich bin froh, diesen Weg eingeschlagen zu

haben und es läuft gut. Nach London, in diese geschäftssüchtige undgeschäftstüchtige Stadt, bin ich der Liebe wegen gekommen. DieBeziehung gibt es inzwischen nicht mehr, die Liebe zu London ist

geblieben. Als Ausgleich verbringe ich jedoch noch immer viel Zeit inmeiner Heimatstadt Wien. Dort komme ich gut runter, London gibt mir

dann wieder neue Energie. Hier sind ja alle ständig in Bewegung, dieStadt fordert viel von einem. Alle haben Stress, aber der Stress treibt

einen an und bringt alle zusammen. Das ist dann wieder positiv.

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HANNA PUTZ, KÜNSTLERIN

Zum Glück habe ich in London einen Fuß in die Tür gekriegt, bevor hier der Wahnsinn mit derImmobilienspekulation losging, denn es ist schon 20 Jahre her, dass ich von Halle an der Saalehierhergezogen bin. Das heißt, es tangiert mich nur bedingt, aber gefallen tut es mir trotzdemnicht. Ich bin Lichtdesigner und arbeite am liebsten skulptural oder mit bewegtem Licht.Technisch gesehen, ist diese Arbeit inzwischen hochkomplex: Alles läuft mit LEDs heutzutage,die von Chips gesteuert werden, für die eine eigene Software geschrieben werden muss. DieSchaltkreise bauen wir auch selbst. Dabei ist Licht im Grunde eine hochemotionale Angele-genheit, denn eine bestimmte Lichtstimmung zielt immer auch auf das Unterbewusste. Undmein Talent ist glaube ich auch, dass ich bestimmte Stimmungen intuitiv einfangen kann.Heimweh habe ich gar nicht – dazu ist hier zu viel los.

MORITZ WALDEMEYER, LICHT-DESIGNER UND INGENIEUR

Blazer: Dior. T-Shirt: American Apparel. Schal aus Veloursleder: Hermès

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Anzug: Paul Smith. Pullover:Jil Sander. Schuhe: Prada

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Ich bin Fotograf in den BereichenKunst, Mode und Porträts. Zunächstwollte ich Film studieren, da war dieStadt eine gute Adresse, und NewYork war für mich damals zu teuer.London ist eine sehr schnell getakteteStadt und besonders kulturell ist sie fürmich interessant. Ich habe ein großesInteresse an Subkulturen, da gibt es inLondon immer etwas Spannendes zuentdecken. Ursprünglich komme ichaus Wiesbaden, aber wenn man seinhalbes Leben in einer anderen Stadtbeziehungsweise in einem anderenLand gelebt hat, stellt sich die Fragenach der Heimat nicht mehr wirklich.Inzwischen bin ich ziemlich auf Lon-don eingestellt, weshalb sich meineberuflichen Ziele auch ganz einfachunter „mehr Macht, mehr Ruhm, mehrGeld“ zusammenfassen lassen.

Sakko: Jil Sander. Hemd: Dior. Jeans: privat

DENNIS SCHOENBERG,FOTOGRAF

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Mein Schmuck ist kein Statussymbol. Sein Wert lässt sich nicht an der Anzahl und Art der Steine messen. Die Einzigartigkeit meinerEntwürfe liegt im Design und in den außergewöhnlichen Materialien. Zum Beispiel arbeiten wir viel mit einer Puderbeschichtung,wie sie sonst nur im Industriedesign für Fahrräder oder Möbel eingesetzt wird. Oder wir verarbeiten Holzschnitzereien zusammenmit wirklich kostbaren Materialien. Über die Jahre habe ich mir eine sehr loyale Kundschaft erarbeitet, sie kommt immer wieder, unddas bestärkt mich in meinem Konzept, mit jeder neuen Kollektion nicht einen Trend, sondern meine Identität weiter auszubauen. Inmeine Heimatstadt Bonn werde ich wohl nicht wieder zurückkehren. Nach London kommt einem das einfach zu klein vor. Berlinkönnte ich mir schon eher vorstellen. Ich realisiere dort viele Fotoshootings für meine Kollektionen. Es ist eine aufregende Stadt,aber leider ist dort kaum Geld im Umlauf. London wird von daher wohl noch einige Zeit mein Epizentrum bleiben.

Kleid: Jil Sander. Den Schmuck hat sie selbst entworfen (tinalilienthal.com)

TINA LILIENTHAL, SCHMUCKDESIGNERIN

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Anzug: Gucci.Hemd: Jil Sander

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Ich lebe in London, weil es eine Weltstadt ist und Deutschland mir zu provinziell ist. Mitte der 90er-Jahre war ich auch mal zwei Jahre in Berlin. Das war spannend, aber am Ende zog es mich dann dochzurück nach London. Mir erscheint hier nicht alles so kompliziert, man zeigt sein Portfolio und kannanfangen zu arbeiten. Als Architekt baue ich heute am liebsten große, innerstädtische Komplexe.Wir haben ein paar schöne Sachen in Peking gemacht, auch in Seoul. In Asien zu bauen, ist wie eingroßes Abenteuer: Es macht etwas mehr Spaß, weil es schneller geht, und großzügiger und innovati-ver gebaut wird. Was manchmal nicht so ideal ist, sind die Organisationsstrukturen und manchmalauch die Qualität. England und Europa sind nach wie vor die „High Value“-Projekte und da inzwi-schen auch immer mehr europäische Architekten in New York arbeiten, entsteht dort auch eine neueArt von Qualität. New York wäre übrigens auf dem zweiten Platz der Städte, in denen ich leben könnte. Allerdings ein abgeschlagener zweiter Platz – nach London.

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Als ich 2004 nach London kam, war ich ein gelangweilter Architekturstudent, der endlich bauen wollte. Da ich kein Geld für ein Portfoliohatte, druckte ich einfach eine dreidimensionale Zeichnung von mir aus und bewarb mich beim Architekturbüro „de Rijke Marsh Morgan“.Dort bekam ich einen Job als Praktikant – und arbeite heute immer noch dort. Was ich am meisten an London mag, ist, dass es vor allemdarum geht, was du kannst und leistest. Alter? Ausbildung? Herkunft? Zweitrangig, solange du dein Ding erfolgreich durchziehst. Mit 25 undohne Diplom habe ich mein erstes 31-stöckiges Gebäude gebaut. Ich habe praktisch nicht geschlafen und meine mangelnde Erfahrung durchmehr Arbeit kompensiert. Und natürlich haben meine Chefs mich damals sehr gut angeleitet. Heute arbeiten in unserem Büro 45 Leute aus20 Ländern. Ich muss nirgendwo mehr hinziehen, ich habe meinen Traumjob in meiner Traumstadt gefunden.

JONAS LENCER, ARCHITEKT BEI dRMM

Ich bin 1998 nach London gezogen, habe nach dem Studium alles ins Auto gepackt, mich neu orien-tiert. Es war damals eine rein emotionale Entscheidung. Ich komme aus Freiburg, habe in Bielefeld

studiert, dann in Hamburg gearbeitet. Finanziell war es eher keine gute Entscheidung hierherzuziehen,da hätte ich besser schön brav in Hamburg bleiben sollen. Aber London ist definitiv spannender,

fotografisch orientiert man sich hier einfach mehr nach vorn. Zurück will ich trotz vieler deutscherKunden nicht. Ich bin immer froh, wenn man in meinen Bildern einen unterschwelligen Humor ent-

deckt. Paul Smith habe ich schon zweimal fotografiert, vielleicht hat er ja ein Bild von mir aufgehängt.

AXEL HOEDT, FOTOGRAF

PATRIK SCHUMACHER, ARCHITEKT BEI ZAHA HADID

Smoking-Jacke: Paul Smith. T-Shirt: privatAnzug: Paul Smith. Hemd: privat

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Meine Schwester und ich kommen ursprünglich aus Wipperfürth, in der Nähe von Köln, und meine Mutter hatimmer zu uns gesagt: „Wenn ihr Mode machen wollt, dann müsst ihr am Central Saint Martins studieren.“Daraufhin haben wir gesagt: „Okay, dann machen wir das auch.“ Und es hat geklappt, Gott sei Dank. Währenddes Studiums haben wir uns ein Netzwerk aufgebaut, aber mit der Gründung unseres Labels „Felder + Felder“sind wir dann ins kalte Wasser gesprungen. Es ist viel harte Arbeit, aber es läuft gut. Toll ist, wie viel Unterstüt-zung man hier von unterschiedlichen Seiten erhält, zum Beispiel vom „British Fashion Council“. Und ich denkeauch, es hat total geholfen, dass wir zu zweit waren, dass wir Zwillinge sind, denn alleine kann das schon malganz schön frustrierend und einsam sein. Aber wir haben ja uns.

Das komplette Outfit entstammt ihrem eigenen Label Felder + Felder

DANIELA FELDER, MODEDESIGNERIN

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Unprätentiös: Jule Waibel beim Umziehen

Rote Ledertasche von Louis Vuitton

Herz-Sandaletten vonChristian Louboutin

Ananas-Slipper von Christian Louboutin

... und Ronald Dick

„Engelhaar“Ophelia Finke

Ganz nah dran: Jonas Lencer und ...

... Ilka Dunn ...

Die Garderobe wurde, ganz unkom-pliziert, im „Ladies Room“ vom „Balthazar“ ausgebreitet. Das Shoo-ting fand im ersten Stock des Res-taurants in Covent Garden statt

Alle waren beeindruckt.Hanna Putz schneidet

sich diese Haare selbst

„Great guys, great girls – indeed“ P A U L S M I T H

Very British: Tischdekoration im „Balthazar“

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er Mann ist gefragt wienie und baut, als gäbe esmorgen keine Freiflä-chen mehr. Er hat Bürosin London, Berlin, Mai-land und Shanghai. Dieneuesten Projekte: Da-vid Chipperfield ent-

wirft ein Museum am Rande archäologischerAusgrabungsstätten im Sudan – pro bono ver-steht sich. Aus New York kam zuletzt der Auf-trag, den Südwestflügel des Metropolitan Mu-seum of Art neu zu gestalten, und auch Ober-ursel im Taunus meldet eine Kooperation. Zu-sammen mit den deutschen Möbeldesignerne15 entstand unlängst eine Reihe von Holzbän-ken und Tischen. Keine Frage, auch wer mitSuperlativen eher knausert, wird gestehen,dass Chipperfield einer der wenigen lebendenStararchitekten ist. In Deutschland hat er sichzudem mit dem Wiederaufbau des Neuen Mu-seums in Berlin und der bevorstehenden Sa-nierung der Neuen Nationalgalerie tief in diekulturelle DNA des Landes eingeschrieben.Wie gut, dass sich Paul Smith und David Chip-perfield schon seit Jahrzehnten kennen undschätzen und sich deshalb für ICON zu einerBestandsaufnahme trafen.

Paul Smith: Du hast eine starke Verbindungzu Deutschland. Wie kam die zustande?David Chipperfield: Mir war schon früh klar,dass ich im Laufe meiner Karriere viel Zeit imFlugzeug verbringen würde. Bis heute ist esfür junge Architekten hier bei uns schwierig,mehr zu machen als eine kleine Bar, ein Inte-rieur oder einen Hausanbau. In der Schweizund in Deutschland bekommen junge Archi-tekten viel mehr Möglichkeiten: zum Beispiel

einen Erweiterungsanbau für die örtliche Bü-cherei zu entwerfen, die Stadthalle oder einSchwimmbad zu bauen, weil die öffentlicheHand diese Aufträge ausschreibt. Es ist nichtalles privatisiert. Allerdings war mein ersterAuftrag 1994 in Berlin, ein Privathaus zu bau-en, und darauf folgte ein Studiobau in Düssel-dorf.

Klingt nach einem guten Start.Ja, aber so richtig ging es erst mit dem Wett-bewerb für das Neue Museum los. Mitbewer-ber waren unter anderem Frank Gehry undGiorgio Grassi, ich war der absolute Außensei-ter. Das war 1994 – und der Museumsdirektorwollte, dass Gehry gewinnt, was nicht der Fallwar. Wir belegten damals den zweiten Platz.Dann gab es ein langes Hin und Her, und derWettbewerb wurde schließlich 1997 wieder-holt – und wir gewannen! Bis zur Eröffnungim Jahr 2009 folgten dann noch einmal zwölfJahre Planung und Bau.

Unglaublich.Es war ein Projekt, das an viele deutsche Be-findlichkeiten rührte. Vermutlich hätten wirviele Probleme vermeiden können, wenn wirdas Haus einfach als Kopie wiederaufgebauthätten. Aber ich bestand auf einer Lösung, inder die Ruine als Teil des Wiederaufbaussichtbar sein sollte. Dieser Plan wurde äußerstkontrovers besprochen, fiel er doch in eineZeit, in der die Diskussionen über den Krieg,über Erinnerung und den Blick nach vorn invollem Gange waren. In den 80er-Jahren gabes vonseiten Deutschlands große Anstrengun-gen, diese Themen irgendwie in Einklang zubringen – dann fiel die Mauer in Berlin, undalles ging wieder von vorn los. Wir sagen im-

mer, dass jede Stadt ihre Geschichte hat. AberBerlin hat fast zu viel davon.

Wie erhält man die alten Überreste undschafft es, sie durch moderne Elemente schlüs-sig zu ergänzen?Wenn ein Gebäude zum Beispiel über Nachtabbrennt, dann haben die verkohlten Über-reste erst einmal keinen eigenen Status. Wennjedoch ein Gebäude im Krieg zerbombt wirdund dann über 60 Jahre als Ruine dasteht,dann ist die Ruine selbst zum Zeitdokumentgeworden. Als wir dort hinkamen, wuchsenBäume im Inneren, es gab noch Wandbilder,andere Teile fehlten völlig. Es war wirklich einüberwältigender Anblick. Jeder, der dieseRuine betrat, hatte eine Gänsehaut. Manchmalsind Ruinen schöner als Architektur, weil sieauf das Wesentliche reduziert sind. Und dannverputzt man alles und restauriert, und plötz-lich ist der Zauber dahin. Deshalb war meineHerangehensweise, sich dem Gebäude wie ei-nem archäologischen Objekt zu nähern, wieeiner beschädigten altgriechischen Vase odereiner römischen Statue, bei der Teile fehlten.Die würde man auch nicht einfach erneuernund so tun, als sei das Objekt schon immer sogewesen. Man würde es vielleicht vervollstän-digen wollen, aber dabei würde man genaukennzeichnen, was man erneuert hat und wasursprünglich vorhanden war.

Ich finde es interessant, dass du sehr viele Neu-bauten realisiert hast, dann aber sehr bekanntdafür wurdest, dass du Projekte verwirklichthast, in denen sich Altes und Neues verbindet.Es gab Demonstrationen, es gab Unterschrif-tensammlungen für ein Volksbegehren – ganzDeutschland wurde in diese Debatte hinein-

David Chipperfield, auch einer der berühmten Engländer, hat die zeitgenössische Architektur in Deutschlandentscheidend geprägt. Sein Freund Paul Smith sprach mit ihm darüber, wie sich das anfühlt

„Berlin hat fast zu viel Geschichte“

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Paul Smith (links)und David Chip-perfield (rechts) inPaul Smiths Büro inLondon

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gezogen. Und als das Museum dann eröffnete,waren alle mit dem sichtbaren, fassbaren Er-gebnis glücklich. Der Streit löste sich in Luftauf. Angela Merkel eröffnete das Gebäude undwar begeistert. Und so wurde es eine Art ar-chitektonisches Symbol dafür, wie sich Ge-schichte in Architektur einbeziehen lässt.

Wie waren die Reaktionen der Besucher?Die Leute begaben sich teilweise auf Händeund Knie, um sich die Sachen genau anzuse-hen, sie anzufassen. Es war herzerwärmend,ihre Zärtlichkeit gegenüber den Objekten zusehen. Skeptiker behaupten, dass heute keinermehr echte Qualität zu schätzen wisse, dassniemand sagen könne, ob ein Fisch auf demMarkt wirklich frisch ist, und dass keiner gu-tes Material zu erkennen imstande sei. AberTatsache ist, dass die Menschen sehr wohlQualität erkennen.

Mit das Schwierigste bei der Architektur – unddas gilt sogar für die Innenraumgestaltung,auch wenn ich die beiden nicht miteinandervergleichen möchte – ist, dass der Auftragge-ber sich das fertige Objekt vorher nicht vor-stellen kann, oder?Ich muss sagen, dass es in Deutschland ein be-sonderes Arbeitsklima gibt, weil man dortüber Ideen und Konzepte diskutiert. Das warauch eine der erstaunlichsten Erfahrungen:eine Gruppe von Menschen anzuleiten, diesich über Konzepte streitet, aber dabei immerüber das Projekt spricht. Über Probleme imProjektmanagement mussten wir uns dage-gen kaum Sorgen machen.

Ich gehe davon aus, dass die Deutschen in die-sen Dingen hervorragend sind.Na ja, momentan haben sie etwas Probleme:Beim Bau des neuen Berliner Flughafens gibtes enorme Verzögerungen.

Wer ist dafür verantwortlich?Die Verantwortung wird herumgereicht. Mo-mentan gibt es eine Krise in Berlin. Der Mutscheint sie irgendwie verlassen zu haben – dieStaatsoper wird nicht rechtzeitig fertig, derBau der Landesbibliothek verzögert sich. Esist also gerade etwas schwierig.

Deine Ausstellung „Sticks and Stones“ in derNeuen Nationalgalerie hingegen war ein riesi-ger Erfolg. Dieser Raum ist fantastisch, aber er macht ei-nen auch fertig, denn es ist schwer, dort etwasauszustellen. Ich fühlte mich unsicher. EineArt Retrospektive in der Neuen Nationalgale-rie schien mir seltsam. Also schlug ich vor,stattdessen etwas über Architektur zu ma-chen. In der Zwischenzeit erhielten wir denAuftrag, das Gebäude zu restaurieren, und soergab es sich, dass unsere Ausstellung die letz-te vor der Schließung sein würde. Die NeueNationalgalerie ist eines der herausragendenGebäude in Berlin, es ist in vielerlei HinsichtMies van der Rohes bester Bau, er stellt einenHöhepunkt der modernen Architektur dar.Außen- und Innenraum gehen gewisserma-ßen ineinander über. Und ich dachte mir, dasses eine provokante Aussage wäre, diesenRaum mit Säulen zu füllen – mit so vielenSäulen, wie man 400 Jahre früher gebrauchthätte. Das ist für mich ein spannender und iro-nischer Umgang mit van der Rohe, der es ge-schafft hat, all diese Säulen loszuwerden. Undes ist eine räumliche, physische Erfahrung. 3 4 7

Mode trifft Architektur: Kollektionsteile von Paul Smith (von links oben nach unten); Projekte vonDavid Chipperfield (von rechts oben nach unten): „Sticks and Stones" in der Neuen NationalgalerieBerlin, Wohn und Gewerbekomplex in Berlin-Mitte, Museum Turner Contemporary in Margate, England, „Ägyptischer Hof “ im Neuen Museum in Berlin

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Sie und er in Anzug undHemd von Paul Smith. IhreVelourleder-Heels: Jimmy

Choo. Seine Schuhe:ebenfalls Paul Smith

3 Ich fand es toll. Es war optisch eindrucksvoll.Der Raum wirkte wie ein Tempel. Mir war esetwas peinlich, denn es war wie eine Kunstin-stallation. Und es ist ein bisschen sonderbar,so etwas als Architekt zu machen. Wir habenes dann damit gerechtfertigt, dass es die Ab-schlussausstellung war. Und natürlich hat esauch einen doppelten Sinn, denn es sah einwenig wie ein Holzbaugerüst aus – und dieRestaurierung steht ja bevor.

Inwiefern gehst du anders an ein Projekt he-ran, wenn du weißt, dass es eine temporäre In-stallation ist? Ich habe gemerkt, dass es für mich dannschwieriger ist, die Idee zu entwickeln. Para-doxerweise ist unsere Beziehung zum Mies-van-der-Rohe-Bau jetzt sehr viel langfristiger.Wir haben fünf Jahre, um ihn buchstäblich inseine Bestandteile zu zerlegen und dann wie-der so zusammenzufügen, als wäre nichts ge-wesen.

Es ist also wirklich eine Restaurierung? Ja. Ich vergleiche es gern mit einem altenMercedes, Baujahr 1968. Wenn man ihn aufder Straße sieht, sagt man: „Wow, sieh nur!Was für ein herrlicher Wagen!“ Bei nähererBetrachtung und wenn man sich reinsetzt, er-kennt man dann, dass er völlig verrostet istund die Sicherheitsgurte nicht mehr funktio-nieren. Um ihn fit zu machen, muss man sehr,sehr viel tun. Mit der Neuen Nationalgalerieist es genauso: Wir müssen sie auseinander-nehmen und wieder zusammenbauen, undzwar so, dass sie hinterher besser funktioniertals vorher. Dabei ist jedes einzelne Detail hei-lig, denn bei Mies van der Rohe dreht sich al-les um die Details.

Du sagtest, dass der Raum sehr schwer zu nut-zen sei. Wirst du daran etwas ändern können?Nein, daran können wir nichts ändern. In denvergangenen 47 Jahren haben sich die Men-schen jedoch daran gewöhnt, den Bau so zunutzen, wie er ist. Außerdem reagiert die zeit-genössische Kunst inzwischen stärker aufRäume. Heute arbeiten viele Künstler ganzohne Wände. Sie machen zum Beispiel Klang-installationen – Jenny Holzer hatte dort einegroßartige Ausstellung.

Wie siehst du deine Rolle in Deutschland?Ich bin erst gestern von dort zurückgekom-men, und das Interessante ist, dass ich inzwi-schen stark in diese sehr deutschen Kulturde-batten einbezogen werde. Das gefällt mir. Undich nehme an, dass ich auch wegen des NeuenMuseums heute als eine Art Geschichtsver-mittler gelte. Als eingeweihter Außenseiterhabe ich diese privilegierte Sonderstellung.Du kennst das ja – es ist vermutlich ähnlichwie bei dir in Japan. Als Ausländer kann manSachen machen, die sonst wahrscheinlichnicht möglich wären – einfach weil man vonaußen kommt.

Ja, das kenne ich. Hier bin ich erfolgreich,aber der Grad an Respekt ist ganz anders inLändern wie Frankreich, Italien oder Japan.Weil man hier alles nur als Teil eines Finanz-systems wahrnimmt. Darum gibt es diesen,wie ich finde, furchtbaren Begriff: „creativeindustries“ (Kultur- und Kreativwirtschaft).Wir müssen diesen Begriff hier verwenden,weil es das einzige Konzept von Kultur ist, dasPolitiker verstehen. Sie verstehen „Kultur“

nur, wenn man den Begriff so ergänzt, dass erMöglichkeiten zum Geldverdienen suggeriert.Wenn diese Leute also ein Museum in Wake-field bauen, dann deshalb, weil sie den Stand-ort aufwerten wollen. Und ich habe immer ge-sagt: „Baut nur dann ein Museum in Wake-field, wenn ihr ein Museum in Wakefield ha-ben wollt.“ Andernfalls ist es ein Desaster,denn wen interessiert ein Museum, dass nurzur Aufwertung gebaut wurde? Es wird denStandort schon aufwerten, aber man muss esauch um seiner selbst willen bauen wollen.Andernfalls geht es ein.

Ich finde es spannend, dass du neben all diesenfaszinierenden Projekten auch Läden ent-wirfst.Nun, das geht auf meine Anfänge zurück. Ichhabe damals das allererste Ladengeschäft fürIssey Miyake entworfen.

Um die Zeit haben wir uns richtig kennenge-lernt. Diese Art von Läden waren oft winzig,aber wunderschön.Der Erste, den ich entworfen habe, war in derSloane Street. Das war sozusagen der Start-schuss für meine Karriere, was etwas peinlichist.

Jeder hat mal irgendwo angefangen! Meinerster Laden war dreieinhalb mal dreieinhalbMeter groß und hatte nur freitags und sams-tags geöffnet!Ja, aber das ist dein Kerngeschäft, die Läden.Das ist nicht das, was ich eigentlich mache.

Stimmt. Aber dann plötzlich für Valentino zuarbeiten und diese wunderbaren Aufträge fürihn zu machen – wirklich toll.Ich denke, ich hätte nicht damit weiterge-macht, wenn Valentino nicht gewesen wäre –und ich muss sagen, dass Valentino einfachein super Unternehmen ist; es macht Spaß,mit ihnen zu arbeiten. Als ich damals anfing,war Valentino gerade gegangen, und keinerwusste, was nach Valentino aus Valentino wer-den sollte. Der Umsatz war auch eingebro-chen. Und irgendwie ist es mir gelungen, et-was zu entwerfen, das mit dazu beigetragenhat, sich wieder zu festigen und klar zu wer-den. Das war, noch bevor Pierpaolo und MariaGrazia mit einstiegen. Aber nachdem sie da-bei waren, wurde es noch besser. Und es isteinfach toll, mit ihnen zu arbeiten.

Bei Harrods verwendest du ziemlich harteOberflächen für die Valentino-Einrichtung.Und sie werden immer härter und monumen-taler, denn Valentino treibt uns mehr undmehr dorthin. Interessant ist, dass es für sieinzwischen zu einer Art Markenidentität ge-worden ist, das Strenge, Enthaltsame. Ein tol-ler Kontrast zu der ornamentalen Kleidung.

Was reizt dich sonst an den Laden- und Inte-rieurprojekten?Manchmal arbeiten wir fünf Jahre an etwas,und es bewegt sich nichts vorwärts. Eine La-deneinrichtung ist dann eine willkommeneAbwechslung, denn sie wird in sechs oderneun Monaten verwirklicht. Außerdem kannman an diesen Projekten ganz direkt arbeiten.Teilweise entwerfe ich jedes Möbelstück undjedes Hängesystem selbst. Als Architekt mit200 Mitarbeitern habe ich heute sonst nichtmehr die Chance, so etwas zu tun.

Innenansicht der von David Chipperfield entworfenenNew Yorker Valentino-Boutique (oben); der Land Rover„Defender“, ein Unikat im Design von Paul Smith (2015)

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Ein Anzug für alle(s)Bei den diesjährigen Männerschauen in London stellte Paul Smith einenknitterfreien Anzug vor, perfekt zum Reisen. Wir haben ihn gebeten, einfach malseinen Alleskönner alltagstauglich in Szene zu setzen – für sie und ihn

FOTOS: PAUL SMITHSTYLING: TANJA MARTIN; HAARE & MAKE-UP: DESMOND GRUNDY C/O CAROL HAYES MANAGEMENTMODELS: SOFIA UND JOEL C/O SUPA; PRODUKTION: CHLOE RIDLEY C/O ABOUD CREATIVE

ON THE ROAD

Oben: Beide Anzügesind, wie auch auf den

anderen Bildern, vonPaul Smith. Sofia trägtHigh Heels von Jimmy

Choo. Joels Schuhe vonPaul Smith

Unten: Mantel vonMackintosh. Streifenshirt: American Apparel

Oben: Kurzmantel vonA.P.C. Pullover Acne.Schuhe Margaret Howell

Links: Turnschuhe von Valentino

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Sofia trägt ein Streifen-shirt von Levi’s. Turnschuhe: Adidas

Streifenshirt von American Apparel

Linke Seite und hier klein:Hemd und Schuhe von Chanel.Unten: Sofias und Joels Turn-schuhe sind von Adidas

Komplettes Outfitvon Paul Smith

Joels bedrucktes Hemdist von Paul Smith

Weiße Bluse von Paul Smith. Bluse mit Herzprintvon Agnès B.

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Bluse und Gürtel vonPaul Smith

Jeanshemd undGürtel von PaulSmith. Turn-schuhe: Adidas

Rolli: John Smedley. Jacke: Acne.Sandalen: Margaret Howell

Veloursleder-Heels:Jimmy Choo

Joel trägtSchuhe undeine Taschevon PaulSmith.Rolli: JohnSmedley

T-Shirt: Acne.Sandalen:

Birkenstock

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Covent GardenIn den 70er-Jahren arbeitete ich als freiberuflicher Designer und hatteden Traum, meinen eigenen Shop zu eröffnen. Mir war nicht klar, dassdie Ausgaben viel höher sein würden, als das, was ich zur Verfügunghatte! In Covent Garden kannte ich mich gut aus. Damals war hier einObst- und Gemüsemarkt, aber die Verkäufer zogen weg, deshalb gab esall diese leer stehenden Gebäude. In der Gegend spielten viele Bands inClubs und leeren Lagerhallen, und ich fand mich in diesem Getriebegut zurecht und wusste, dass das der richtige Ort für mich wäre. Ich leuchtete Briefkästen mit meiner Taschenlampe ab und entdeckteso dieses großartige Gebäude, von dem ich fasziniert war, weil es ausBeton und nicht aus Backstein war. Ich war ein großer Fan von Bauhausund Corbusier, also war es perfekt für mich. Schon 1976 konnte ich eskaufen und glücklicherweise dann drei Jahre später dort mein Ge-schäft eröffnen. In den ersten Tagen war in dieser Gegend nicht viel losund es war sehr schwierig, sich über Wasser zu halten. Aber nach undnach änderte sich das und bald eröffneten viele wundervolle Läden; al-ternative Buchshops und Boutiquen von Jungdesignern. Wenn manheute nach Covent Garden kommt, findet man eine sehr beliebte tou-ristische Gegend vor, aber mein Shop steht immer noch in der FloralStreet und ist ein verstecktes Juwel im hektischen London.

Holland ParkWenn man den Holland Park betritt, im Herzen von Ken-sington und Chelsea, fühlt man sich sofort, als wäre man aufdem Land. Es ist ganz normal, dort Eichhörnchen oder Ha-sen zu sehen, früher gab es hier sogar Flamingos und im„Kyoto Garden“ liegen riesige Steine aus Japan. Ab 2016 en-det eine Tour durch den Park nicht mehr im „Commonwe-alth Institute“, sondern im neuen „Design Museum“, dasvon seinem jetzigen Standort nahe der Tower Bridge hier-her zieht. Dort hatte ich letztes Jahr meine Ausstellung„Hello, My Name is Paul Smith“. Die Restaurierung diesesGebäudes wurde von dem Architekten John Pawson gelei-tet, ein Freund von mir.

Sir John Soane’s MuseumDies ist eines meiner Lieblingsmuseen, es gibt hier eineverrückte, umfassende Mischung von Dingen, die Sir JohnSoane sammelte. Er reiste viel und brachte Objekte und Ar-tefakte aus der ganzen Welt mit. Das Museum war einmalsein Haus, das aus drei Häusern zusammengesetzt wurde.Der Hausherr war nämlich Architekt und entwarf unter an-derem die „Bank of England“. Er experimentierte auch vielin seinem eigenen Haus. Wo einst der Speisesaal war, ste-hen jetzt Hohlspiegel und wenn eine Kerze in diesem Zim-mer brennt, erzeugen die Spiegel ein märchenhaftes Licht.Es gibt auch eine riesige Sammlung von Bildern von Wil-liam Hogarth. Sir John Soane besaß so viele davon, dass erdie Wände so entwarf, dass sie sich wie Türen öffneten, da-mit auf beiden Seiten ein Bild von Hogarth Platz hat. Er hat es meister-haft verstanden, viele Dinge in einem kleinen Raum unterzubringen.Das Museum ist ein magischer Ort, vor allem, wenn man sich für Erfin-dungen interessiert.

The Wallace CollectionDas ist ein kleines, feines Museum, dasnicht weit von der Oxford Street am Spa-nish Place in Marylebone liegt. DieSammlung stammt aus dem 19. Jahrhun-dert und gehörte ursprünglich RichardSeymour-Conway. Mir gefällt besonders,dass ein paar der Ausstellungsstücke un-ter großen Lederdecken präsentiert wer- 5 3

den, um sie vor Licht zu schützen; man schiebt das Leder zur Seite undstößt auf diese wunderschönen Kunstwerke. Gleich um die Ecke istMarylebone High Street, wo es viele Läden (natürlich auch von mir)und tolle Cafés gibt.

Chelsea Physic GardenEin botanischer Garten voller Pflanzen, die von medizinischem Nutzensind. An einem sonnigen Tag kann man hier eine wunderbare Zeit ver-bringen. Es gibt ein sehr nettes Café und einen tollen Souvenirshop,der auch Pflanzen verkauft.

Chiswick House and GardensUrsprünglich wurde das Haus im 19. Jahrhundert von Lord Burlingtonentworfen, der sehr vom Renaissance-Architekten Andrea Palladio fas-ziniert war – und es hat auch einen sehr schönen Garten. Ich gehe oft indie Gärten und auch in das Café, das von dem britischen ArchitektenCaruso St John entworfen wurde, der auch das zeitgenössische Kunst-museum in meiner Heimatsstadt Nottingham und die Erweiterung derTate Britain entworfen hatte. Abgesehen davon, dass das Café ein wun-derschönes Gebäude ist, gibt es dort auch köstliche Käse-Sandwiches.

Kew GardensAus der Vogelperspektive kann man Kew Gardens erleben. Auf erhobe-nen Pfaden spaziert man dort durch die Baumkronen und erhält so ei-ne ganz neue Perspektive auf die Landschaft. Die Marianne North Gal-lery ist zwar schwer zu finden, aber auf jeden Fall einen Besuch wert.Marianne North war eine Biologin und botanische Künstlerin im vikto-rianischen Zeitalter. Sie reiste leidenschaftlich gern um die Welt undzeichnete viele Pflanzen, die ihr dabei begegneten, die vor Ort ausge-stellt sind. In Kew gibt es auch die Sackler Bridge, die ebenfalls vonJohn Pawson entworfen wurde. Sie ist eine elegante Brücke, die ausvertikalen Metallsäulen besteht. Sie suggeriert eine Leichtigkeit, alswürde man über den Fluss schweben. 3

ENTDECKUNGSREISE

Hidden PlacesSie glauben, London sei eine Stadt, die touristisch ausgeleuchtet ist? DieseTipps von Paul Smith eröffnen neue Seiten – Massimo Rodari fotografierte

Kaktusinstallation in der Paul-Smith-Boutique, Albemarle Street 9. Rechts: Eichhörnchen im Holland Park

Exponate im Sir John Soane’s Museum. Der ehemalige Hausherr sammelte weltweitKunstschätze und brachte sie nach London

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Chiswick House and Gardens

Versteckt in den Kew Gardens: Marianne North Gallery. Seite rechts die Bilder von Marianne North

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Kyoto Garden im Holland ParkChelsea Physic Garden

Die Wallace Collection in Marylebone

Wenn man den Holland Parkbetritt, im Herzen von Kensingtonund Chelsea, fühlt man sich sofort,als wäre man auf dem LandP A U L S M I T H

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Familie als Personal undSir Paul als Sommergast: Mehr

britische Idylle als im Hotel„Langar Hall“ gibt’s nicht.

Susanne Kaloff schaute rein

Bei RobinHood

um die Ecke

„Immer langsam voran, hier spielen Kinder und Tiere“: Man könnte das als Motto für alles definieren, was in „Langar Hall“ passiert. Schon deshalb wollte unsere Autorin nicht mehr weg

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„Darlin’, für dich heutekeinen Alkohol, du nimmst ja Antibiotikum!“ I M O G E N S K I R V I N G

Das Essen hier ist ausgesprochen gut, mancheGäste kommen mehrmals pro Jahr angereist,alleine schon wegen des berühmten zweifachgebackenem Käsesoufflés. Oder um einmal inBarbara Cartlands Himmelbett zu nächtigen.Nach der englischen Autorin ist eines derZimmer im Haupthaus benannt, sie legte hiergerne einen Stopp ein auf ihren Reisen vonSchottland. Und natürlich gibt es unzähligeund amüsant vorgetragene Anekdoten überdie romantische Schriftstellerin. Imogen ist eine jederzeit hinreißende Unter-halterin und Gastgeberin. Sie hört und siehtalles, kennt ihre Gäste: „Darlin’, für dich heutekeinen Alkohol, du nimmst ja Antibiotikum!“Sie tätschelt Schultern, macht an den richti-gen Stellen Witze, wirkt bei allen Turbulen-zen zu keinem Zeitpunkt überfordert. Undglücklicherweise weiß sie, wann es Zeit für ei-nen Drink ist. Hin und wieder stellt sie sichselbst hinter die Bar und mixt einen Gin, wieihn ihr Vater Geoffrey immer trank: Nur mitZitrone und einem Hauch Noilly Prat. Tonic?Also bitte, niemals!

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Wenn man hektisch den Zug in London King’sCross besteigt, glaubt man noch, dass es aus-geschlossen sei, die Großstadt innerhalb einerStunde hinter sich zu lassen. Aber es ist mög-lich, jedenfalls, wenn man in Grantham aus-steigt und über Land fährt Richtung Langar,einem Dorf in Nottinghamshire. „Langar Hall“ist ein Begriff aus dem Sanskrit für einen Ort,an dem Pilger rasten können und eine kosten-lose Mahlzeit erhalten. Jeder Sikh-Tempel ha-be so eine Langar Hall, erzählt Imogen Skir-ving, 78, während sie mit ihrem Mini Cooperdurch die Landschaft brettert und verbotenlinks abbiegt: „Excuse me, I have to benaughty.“ Unartig ist allerdings bestimmt nicht das ersteWort, das in den Sinn kommt, wenn man dieBesitzerin des mehrfach ausgezeichneten„Langar Hall“-Hotels trifft. Sie ist zierlich, hatgraue kurze Haare, trägt schwarze Socken mitRosenprint und einen silbernen Ring mit Om-Symbol. Und dann, nach etwa einer halbenStunde unterhaltsamer Autofahrt, liegt es voreinem auf einem Hügel, mit einer von Scha-fen und Pappeln gesäumten Auffahrt, dasCountryhouse-Hotel mit gerade mal zwölfZimmern. Es sieht genauso aus, wie man dasvon einem Landhotel wünscht: Friedlich,wunderschön, weit weg von allen Sorgen. Daseinzige Geräusch ertönt stündlich vom Kirch-turm, weil dicht ans Haus gepresst eine kleineKirche liegt. Und ein Friedhof.Es soll hier auch spuken, was man in demBuch mit dem Titel „The reluctant Restaura-teur“ („Restaurateur wider Willen“) nachlesenkann, das Imogen Skirving vor zehn Jahrenschrieb. Die Geschichte handelt von ihr – alsoeiner mutigen Frau – und von der ungewoll-ten Verwandlung eines Familienhauses in ei-nes der erfolgreichsten Privathotels Englands.Nachdem ihr Vater das Geburtshaus verkau-fen wollte und ihr Bruder kein Interesse daranhatte, stand Imogen Skirving mit einem Hau-fen finanzieller Sorgen da und war mehr oderweniger gezwungen, Gäste aufzunehmen.Wenn man sie heute fragt, wie es ist, Fremdein ihrem Haus zu haben, antwortet sie: „I sim-ply love it!“. Die meisten Gäste sind ohnehinmit der Zeit zu Freunden geworden, genausowie das Personal. Michael, der furchtlos flir-tende Oberkellner, ist seit dreiundzwanzigJahren an ihrer Seite, und wenn sie das sagt,klingt es so liebevoll, als ob sie eine Ehe führ-ten, nicht eine Geschäftsbeziehung. Oder To-by, ihr Chefkoch seit 1992, den sie trotz allerTurbulenzen schätzt und liebt – und der zurgroßen Liebe ihrer Tochter Louise wurde.Langar Hall ist ein Ort voller Magie. Man fühltsich gleich geborgen. Es ist ein Familienhaus,eins, das Imogens Urgoßmutter Annie Bayley1880 kaufte, und in dem viele Generationenaufwuchsen. Es ist Imogens Kinderstube undauch das Haus ihrer eigenen Tochter Louise,die nach einem langen Aufenthalt in Indien

und nach der Ehe mit einem indischen Yoga-lehrer nun wieder in Langar Hall lebt und sichum das Anwesen, die Blumen und den Gemü-segarten kümmert. Von Kohl bis Babyspinatbaut sie alles selbst an. Ihr 18-jähriger Sohnserviert am Abend den schottischen Lachs, ih-re Tochter besucht gerade eine Barfachschulein der Schweiz. Einer, der diese Atmosphäre hier sehr schätzt,ist der Designer Paul Smith; die beiden ken-nen sich seit den Sechzigern. Damals schonschneiderte er Kleider in London, Imogenund er verloren sich aus den Augen, bis er ei-nes Tages vor ihr stand und sagte: „Imogen,wir kennen uns doch!“ Sie hatte das Kleidnoch, das er damals für sie designt hatte, erriss es an sich: „Was für ein Fundstück!“ Undsuchte lange im Haus, bis er jemanden fand,dem es passte: Einem japanischem Mädchenaus der Küche. Von da an kam er jeden Som-mer nach Langar Hall mit seiner ganzen krea-tiven Crew, breitete Stoffe und Muster auf denTischen auf der Terrasse aus und gab derHausherrin den ein oder anderen Gestal-tungstipp. Es war beispielsweise seine Ideemit der Trompe-l’Œil-Tapete in der Rezeption– eine Wand, die nun aussieht, als sei sie eineBibliothek. „Paul is my guru!“, sagt Imogenund zeigt die Fotowand mit seinen privatenAufnahmen in der Bar. Auch die Zimmer bestechen nicht durch er-wartbaren Laura-Ashley-Charme, sondernmit dem ausgeprägten Stilempfinden der Be-sitzerin. Im „Cartland“-Zimmer findet manBambusspiegel zu Art-déco-Cocktailsesselnund eine schwarze Tapete mit silbernenBaumstämmen. „Mark’s Room“, das früher dasZimmer von Imogens Bruder Mark war, deko-riert eine asiatische Vogeltapete. Das hier ist der britischste Ort, den man sichvorstellen kann, und gleichzeitig ein fantasti-scher Mix aus indischen Tischdecken und Ga-nesh-Figuren neben typisch englischen Kava-liershunden auf dem Kaminsims, Gemälden,Familienporträts in Öl, Antiquitäten und Stil-brüchen. So wie die Buddha-Figur in demSchrein, der in einer Ecke im Garden Roomhängt und doch wieder bestens zur braun-gol-denen Affentapete passt. Doch Imogen mag esnicht, wenn jemand sie und ihr Haus als „quir-ky“ bezeichnet, ein britisches Wort, das manbenutzt, wenn man sagen will, dass etwas ir-gendwie schräg ist. Diese Dame ist alles, abernicht schräg. Sie ist zentriert und hat das Le-ben auf eine sehr charmante Art bei den Hör-nern gepackt. Der Grund, warum sie von ih-rem Personal auch gerne „Granny Putin“ ge-nannt wird, worüber sie sehr lachen kann. Noch vor wenigen Jahren fuhr sie eine Kawa-saki, man erwischt sie manchmal mit einer Zi-garette in der Hand („Schrecklich, ich sollte esmir wirklich abgewöhnen!“), vergangenesJahr reiste sie wieder nach Indien. Kurz: Einecoole Frau mit einer Energie wie ein Renn-pferd und einem Herz so groß wie ihr Anwe-sen. „Sie werden nicht oft eine Frau kennen-lernen wie Imogen, sie ist wirklich etwas ganzBesonderes“, ruft Kellner Ricky, der früher beiNottingham Forest Fußball spielte und stetssingend durchs Haus geht, auf dem Weg zumWeinkeller.Kaum ein Tag vergeht, an dem die Dining Halloder der Garden Room nicht für eine Party ge-bucht ist, ob der achtzehnte oder der hun-dertste Geburtstag, immer wird was gefeiert.„Mein jüngster Gast war vier Monate undmein ältester 103 Jahre alt.“ Immerzu geht dieTür auf und neue Gäste finden sich ein, zumAfternoon Tea mit hausgemachten Sconesoder zum Abendessen.

Ein Ort voller Magie: Die Hausherrin Imogen Skirvingvor ihrem Landhotel Langar Hall

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Unverwundbar schön:Schon der junge Sieg-fried wusste, welcheKraft im Drachenblutsteckt. Das „Dragon’sBlood advanced sculp-ting“-Serum der Lon-doner Marke Rodialsoll unser aller Hautmit hoch konzen-trierter Hyaluronsäurepraller wirken lassen.Über niche-beauty.de

No knots today: Der Colorist ShaunPulfrey mochte gar nicht mehr hinsehen,wenn in Salons die Haare entwirrt wur-den. Darum entwickelte er 2008 eineBürste mit flexiblen und unterschiedlichlangen Borsten, die „Tangle Teezer“.Ohne Ziepen geht sie durch das Haar.Nun kooperierte er mit der LondonerDesignerin Lulu Guinness, die die Tan-gle Teezer mit ihrem Markenzeichen,dem knallroten Kussmund, versah.

Self-made: Britinnengreifen gern zu Selbst-bräuner. Das mag ander fehlenden Sonneliegen, verständlich.Leider vergreifen siesich gern mal im Farb-ton. Resultat? Eineorangefarbene Haut.Die „Sleep Mask TanBody“ von James Readsoll’s besser können.Abends den Körperdamit eincremen,gebräunt aufwachen.Das Bettzeug eventuellauch. Über net-a-porter.com

Nice smell: Gehen Sie in Gedanken in dieBibliothek eines Herrenhauses und atmen tiefein. Und, riechen Sie das Aroma von antikenBüchern und warmen Holznoten? Das jeden-falls hat die Irländerin Margaret Mangan in der„Antique Library“-Duftkerze ihrer MarkeCloon Keen Atelier eingefangen. Funktioniertauch im Billy-Regal. Über ludwigbeck.de

Designer-Parfüms sind keinNeuzeit-Phänomen. JamesCreed, Maßschneider in Lon-don, legte 1760 mit der Grün-dung seines Ateliers auch denGrundstein für die gleichnami-gen Düfte. Seit den 1840er-Jahren ist der Hauptsitz zwar inParis (Kaiserin Eugénie ermutig-te zum Sprung über den Kanal),dennoch könnte die Markenicht britischer sein. Klassisch,exzentrisch – Oliver Creed,Parfümeur und Inhaber in 7.Generation, mag keine Mi-schungen und arbeitet nur mitder aktuellen Ernte, deshalbkönnen die Wässerchen vonJahr zu Jahr anders duften. Undsie waren natürlich Hoflieferant!„Fleur de Bulgarie“ etwa wurdefür Queen Victoria hergestelltund wird bis heute auch gernvon Nicht-Royals getragen.

HOFLIEFERANT

Eric ReuterGeschäftsführer der„Goldkopf Parfümerie“in Köln

BEST OF BRITISH

Andrea WarnatInhaberin von „DieParfümerie AndreaPrösch-Jähnig“ inQuickborn

BEAU

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Wenn etwas an Großbritannienerinnert, dann sind das Tartans.Und ganz besonders der vonBurberry. Auf Schals gewebt, inTrenchcoats verarbeitet, aufTaschen gedruckt. Und seit 1981machen sie im 1856 gegründe-ten Unternehmen nun auchschon Parfüms. Besonders gutduftet das neueste Mitglied derFamilie „My Burberry“, das aneinen Londoner Sommergartennach dem für die Hauptstadt sotypischen Regen erinnern soll.Doch auch für Gentlemen jederAltersgruppe gibt’s natürlichetwas Passendes: „London forMen“ duftet – nicht nach Stadt–, sondern nach Lavendel,Bergamotte und Leder. Ganzfein und überhaupt nicht auf-dringlich. Lovely!

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ie Mühsal einer Umzugsreise Ende der 1860er-Jahre mag man sich heute kaum mehr vorstel-len: Wir sind im viktorianischen Zeitalter, esgibt gerade erste Fahrversuche mit einem pri-mitiven benzinbetriebenen Fahrzeug. In Pen-zance, am Zipfel Cornwalls, macht sich ein jun-ger Mann mit seiner Familie auf, in die 3-Millio-

nen-Metropole London (Berlin hatte 800.000 Einwohner) umzusie-deln. Die lange Reise endet hinterm Piccadilly Circus, neben einemtürkischen Hamam. Auch wenn es die Ära der Entdeckungen undder industriellen Entwicklung ist, von Dekadenz und Extravaganz inder Upper Class Society, in den vom Kohlestaub geschwärzten Stra-ßen riecht es noch übelst nach dunklem Alltag. Doch William HenryPenhaligon, ein moderner Dandy im besten Sinne – traditionelleWerte achtend und voller Neugier auf das Ungewöhnliche –, hatschon etwas anderes vor Augen. Oder besser in der Nase. Kaum findet er 1870 ein geeignetes Laden-geschäft in der Jermyn Street und eröffnet seinen Barber’s Shop, istdie Aristokratie ganz wild auf seine Rasur, die Pomaden und auf sei-ne Wässerchen. Schnell erwirbt William Henry angrenzende Ge-schäfte. Darunter das bekannte Hamam. Die charakteristischen, neb-lig-dämmrigen Lavendel-Türkisch-Rose-Schwaden, die ihn täglichumwehen, interpretiert er und bannt sie 1872 in einen Flakon. „Ham-mam Bouquet“ begründet die Dufthistorie des Hauses und bleibtsein lebenslanger persönlicher Lieblingsduft. „Hammam Bouquet“steht nach wie vor in London in den Regalen, wie im Flagship Stoream Covent Garden. Hinter der historischen Fassade und der weißenMarkise wird man schlicht eingesogen in die Bastion für außerge-wöhnliche Düfte in der Wellington Street 41. Hier steht seit 1975 ge-fühlt Penhaligon’s Zentrale. Auch wenn William Henrys Sohn Walterund später sein Enkel Leonard übernahmen, im Zweiten Weltkriegauch das Hamam zerstört wurde und später verschiedene Inhaber anverschiedenen Orten eröffneten und wieder schlossen: WilliamHenrys handgeschriebene Formeln und Ideen überdauerten dieJahrhunderte. Und hergestellt und abgefüllt wird bis heute fast allesper Handarbeit und ausschließlich im UK. Für die Serie „Bayolea“ beispielsweise nutzte Parfümeur Mike Parroteinen Kassenschlager aus Williams florierendem Shop. In den Ar-chiven fand er die Ur-Formel von „Bay Rum“. Diese Mixtur aus Rumsowie den Beeren und Blättern des Westindischen Lorbeers kommtursprünglich aus der Karibik. Der gepflegte Mann setzte die Mixturuniversell ein – als Aftershave, Cologne, Deodorant, Duft für Rasier-seifen und als Gesichtswasser. „Bayolea“ ist eine moderne Auflageder bewährten Formel.So war es immer – so soll es bleiben. Selbst unter dem Dach des spa-nischen Hauses Puig, das Penhaligon’s inzwischen erworben hat.Schließlich hat der „Hip Heritage“-Stil sogar ein gebräuchliches Ad-jektiv kreiert; „this is so penhaligons“ hört man hie und da in Lon-dons Straßen. Großen Anteil am Bewahren der Kultur hat NathalieVinciguerra, die die Duftentwicklung verantwortet und sich stetsdie Großen der Branche leistet. Darunter die Meister-ParfümeureAlberto Morillas und Bertrand Duchaufour. So werden die berühm-ten Kreationen so behutsam wie möglich angepasst. Doch das Hegen der Traditionen im Sinne des Erfinders bedeuteteben neue Wege zu wagen: So wie sich in den Stores poppigeDesignelemente zum edwardianischen Stil harmonisch fügen, be-duftet man seit Jahren die Londoner Fashion. Alberto Morillas arbei-tete zwei Jahre lang mit dem English National Ballet zusammen, umdas anmutige „Iris Prima“ zu entwickeln: Eine Choreografie der Mo-leküle, gleichsam Noten und Tanzschritte in olfaktorische Ideen um-gesetzt. Über allem die Iris, die so dosiert ist, dass sie das Gefühl he-raufbeschwört, wie eine Primaballerina durch die Luft zu schweben. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – ihre Akkorde erklingenauch in der neusten Kollektion „Trade Routes“; inspiriert vom Han-del mit den kostbarsten Waren aus aller Welt, die im frühen 19. Jahr-hundert in den Londoner Docks lagerten. Ob wertvolle Perlen undSeidenstoffe (in „Empressa“) oder Gewürze, Hölzer, Harze, Rum, Ab-sinth, Safran, Amber, Oud und Patschuli (in „Levantium“). Auf ihnenprangen selbstverständlich die Wappen, die königlichen Zertifikate,die den fortbestehenden Handel mit HRH The Duke of Edinburghund HRH The Prince of Wales symbolisieren. In der Vergangenheit war es nur das Parfüm, das die Menschen anfernste Orte und exotische Plätze führen konnte. Häuser wie Penha-ligon’s lassen uns diese Reisen, diese Emotionen nach wie vor erle-ben und mehren ihren Erfolg. Obwohl wir heute um die Welt jetten.Oder gerade deswegen.

MARKENGESCHICHTE

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Hip Hip HeritageDie englische Parfüm-Manufaktur Penhaligon’s lässt seit fast150 Jahren Noten aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunftin ihren Düften erklingen. Susanne Opalka begeistert sich fürdie Harmonien, die sich daraus ergeben

Friseur und Parfü-meur: Penhaligon’sAnfänge liegen inder Jermyn Streetdes 19. Jahrhunderts

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Mag jetzt auch die große Bescheidenheit angesagtsein: Kaum trifft man Tom Ford, überlegt man, dassein bisschen mehr Hedonismus eigentlich nichtsSchlechtes sein kann. Das Sympathischste an demWahl-Engländer aber ist, Interviews mit ihm sindniemals langweilig, sagt Inga Griese

INTERVIEW

Am Morgen hatte er inHowick Place die Män-ner-Kollektion gezeigt,in bester Conférencier-Manier, amüsant undcool wie die Entwürfe.Er beherrscht den per-fekten Auftritt, als De-

signer, als Schauspieler, als Regisseur. Und na-türlich beherrscht er die Pose, immer noch,immer besser. Und nervt damit kein bisschen.Seine Umgangsformen sind so britisch, form-vollendet, begleitet von subtilem Humor, dassdie Herkunft Texas als merkwürdiger Brucherscheint. Jetzt, am Abend, sitzen wir in ei-nem separaten Raum im angesagten, exklusi-ven Londoner „Chiltern Firehouse“-Hotel –wo sonst sollte er sein neues Parfum feiern?

Sprechen wir also über Noir Extreme. Ist derMai ein guter Monat, um einen neuen Duft aufden Markt zu bringen, weil der Sommer vorder Tür steht, mit den warmen Nächten undvoller Losgelöstheit? Man weiß nie genau, wann der passende Mo-ment ist. Wenn man beispielsweise ein Pro-dukt „Extreme“ nennt, kann man nie sichersein, ob nicht irgendetwas Furchtbares pas-siert und es dann heißt: „Oh Gott, und du hastes ‚Extreme‘ genannt!“ Und man denkt sich:„Wenigstens heißt es nicht ‚Extremiste‘!“ Dasklingt jetzt furchtbar, aber unser PR-Team fürDüfte schreibt normalerweise wortreicheTexte, doch für mich sind nur meine Idee beider Duftentwicklung und die Inhaltsstoffewichtig, und ob er gut riecht oder nicht. Undich habe das also meinem Fahrer vorgelesenund musste laut lachen (lacht) – das könnenSie ruhig schreiben –, denn es ist alles so einBlödsinn! Wichtig ist nur, ob ein Duft toll

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„Mein idealerMann bin ich”

TOM

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riecht oder nicht. Wann er auf den Marktkommt, ist so egal, ebenso, ob er von Frauenoder Männern getragen wird.

Ach ...Die einzige Frage ist: Ist es ein toller Duft?Wahrscheinlich ist das eine sehr unromanti-sche Antwort, ich könnte mich auch hinstel-len und sagen: „Oh, ja, der Mai ist so ein Won-nemonat, voller Romantik und langer Som-mernächte in Paris, in denen es bis 23 Uhr hellist und viel Zeit ist für die Magie der …“ und soweiter. Aber der Punkt bleibt: Duftet er gut?Und was den strategisch richtigen Zeitpunktbetrifft, also wie häufig und wann man einenDuft auf den Markt bringt: Das muss man ganzrealistisch sehen. Man braucht vor allem eintolles Produkt. Dann überlegt man, welchesder passende Zeitpunkt ist: Kommen geradeandere Düfte auf den Markt? Diese pragmati-schen Aspekte sind vielleicht unromantisch,aber so sieht die Wirklichkeit aus.

Der Grund, weshalb man Parfüm verwendet,ist wahrscheinlich auch viel unromantischerals verheißen. Gehört es nicht einfach zum An-ziehen dazu?Ich bin besessen von Düften, wirklich. Meis-tens rieche ich wie ein wandelndes Potpourriaus all meinen Düften, weil ich sie alle benut-ze – ich sprühe sie einfach alle übereinander,in mehreren Schichten. Ich denke, dass es beiall meinen Düften einen gemeinsamen rotenFaden gibt. Amber, Patschuli, Vanille, Sandel-holz – es gibt einige Noten, die ich immer lie-be. Manche finden die schwer, aber für michsind sie satt und üppig. Und sowohl „Noir“ alsauch „Noir Extreme“ sind interessant, dennsie haben würzige Kopfnoten und blumigeHerznoten, aber die Basisnote, die den Dufterdet, besteht bei beiden aus Amber, Vanilleund Sandelholz. Insofern haben alle meineDüfte ein gemeinsames Thema: Sie sindwarm. Manche haben auch eine gewisse kühleNote, aber insgesamt sind sie warm.

Ihre Unisex-Idee kam damals gut an, jetzt ha-ben auch Sie Düfte für Frauen und für Männer.Fordert der Markt diese Unterscheidung? Ja, es ist wirklich eine Frage der Markterfor-dernisse. Vor allem Männer – mehr Männerals Frauen, aber manchmal auch Frauen – füh-len sich beim Kauf eines Dufts sicherer, wennsie wissen, dass er für sie gedacht ist. Trotz-dem wird das Damenparfüm „Black Orchid“zu etwa 20 bis 25 Prozent von Männern ge-kauft. Ich habe beruflich mit einem sehr net-ten Italiener in Mailand zu tun – eindeutig he-terosexuell – und eines Tages trug er „BlackOrchid“. Ich fragte ihn: „Ist das ,Black Or-chid‘?“ Als er das bejahte, meinte ich: „Wuss-test du, dass wir das ursprünglich als Frauen-duft entwickelt haben?“ Der Mann war ganzaufgeregt. „Wirklich?! Oh Gott! Aber ich findeihn toll!“ Ich sagte: „Das ist völlig okay! Du fin-dest ihn toll! Und er steht dir super!“ Ich glau-be also – nein, ich weiß –, dass sich die Gren-zen verwischen. Es ist den Leuten immer we-niger wichtig. Sie tragen einfach, was ihnengefällt. Aber dieser Duft, über den wir jetztsprechen, ist „Men’s Noir Extreme“.

Denken Sie, dass sich auch die Männer in denvergangenen Jahren verändert haben? Gren-zen lösen sich ja nicht nur im Parfümregal auf.Auf jeden Fall! Das ist genauso wie mit diesenganzen jungen Models, die jetzt vielleicht 17,18, 19, 20 Jahre alt sind. Die haben eine ganz

andere Einstellung zu Männlichkeit und Se-xualität. Sie sind nicht so festgelegt. Auch beimir gibt es noch diese Rückstände, die Über-reste, die meine Generation prägen. Zum Bei-spiel bei blumigen Düften: In diesem undauch in anderen unserer Herrendüfte gibt eseine Menge Blumennoten, und in der vikto-rianischen Zeit wurde das sehr geschätzt. Inden 1890er-Jahren war Veilchen ein sehr be-liebter Herrenduft. In den 1950ern hieß esdann: Oh nein, Männer tragen keinen Veil-chenduft, keine Blumennoten! Heute wird dasviel eher akzeptiert. Es ist offener, lockerer.

Aber ist das in allen Lebensbereichen so?Ich glaube ja. Sie nicht?

Mir kommt es so vor, als ob die Amerikaner im-mer weniger entspannt sind.Ich lebe ja überwiegend in Europa, aber ja, lei-der nimmt man die religiösen Rechte wahrund die Amerikaner, die sich sehr lautstarkäußern. Es ist lustig, sie kommen zu mir insBüro und sind alle so laut. Wenn unser NewYorker Team bei uns eintrifft, kann man siesofort hören. Und das Komische ist, dass ichden amerikanischen Akzent nicht gerne höre,dabei weiß ich, dass ich selber einen habe. Ichfinde das besser, als einen falschen englischenAkzent zu haben. Aber er klingt für michtrotzdem schrill. Wie auch immer, ich weißgar nicht mehr, was ich eigentlich sagen woll-te … Ach ja: Sie haben recht – in Amerika gibtes noch diese Rückstände. Und doch: Die Kin-der meiner Freunde sind jetzt um die 17, 18, 19,20 Jahre alt und sind so entspannt, was ihreKleidung und ihr Aussehen betrifft. Jungs la-ckieren sich die Fußnägel, sie sehen aus, alswären sie schwul, aber sie sind es nicht. Selbstin Amerika ist es sehr, sehr viel lockerer ge-worden. Alles, überall.

In Großbritannien gehören eine gewisse Extra-vaganz und politische Unkorrektheit zum gu-ten Stil. Ihre neue Männer-Kollektion scheintdirekt darauf einzuzahlen, sie hat Humor undEleganz.Dankeschön! Nun, ich lebe schon eine ganzeWeile hier und ich fürchte, ich habe mittler-weile etliche britische Eigenheiten. Ich magdiese Mischung aus Skurrilem, Lebensquali-tät, guten Umgangsformen und Leichtigkeit.Die Briten hatten immer ein Faible für dasExzentrische. Sie lieben Kostümfeste. Manhat hier immer noch einen gewissen Hangdazu, sich herauszuputzen. Anderswo aufder Welt erlebt man es selten, dass alle Men-schen auf der Straße wie aus dem Ei gepelltwirken, aber hier sind Frauen frisch frisiert,haben die angesagten Handtaschen – undschämen sich nicht dafür, dass sie neu sind.Das ist interessant.

Sie empfehlen diese Sneaker zum Abendanzug.Eine smarte Idee. Andererseits standen geradeSie immer sehr für Eleganz.Ich fand, die Models sahen elegant und chic ausin diesen Sneakers. Ich selbst würde sie wahr-scheinlich nicht tragen, denn ich bin zu alt.Aber wenn ich 25 wäre und etwas größer undschlanker: auf jeden Fall. Will nicht jeder grö-ßer und schlanker sein? Ich schon. Jede neueGeneration ist größer als die davor, und ichfühle mich immer kleiner, denn ich schrump-fe, während die Models alle zehn Jahre fünfZentimeter größer werden. Nein, ich denke,das ist eine sehr moderne Art der Eleganz. Sehrentspannt. Ich mag diesen Look sehr.

Haben Sie ein ideales Männerbild? Nun, ohne narzisstisch klingen zu wollen:Mein idealer Mann bin ich. Wenn ich es nichtselbst bin, so wie ich jetzt aussehe, dann sindes meine Kriterien bei der Arbeit an einenLook. Wenn ich etwas anziehe, überlege ich:„Hm, wenn ich 1,88 groß wäre und sieben Kiloleichter: Ja, okay, das geht.“ Also ist es eine ArtFantasie-Selbstbild mit Fremdanteilen. Wennich mir nicht vorstellen kann, ein Stück unterveränderten Körper- oder Altersbedingungenzu tragen, dann fliegt es raus.

Selbstvertrauen ist ja nichts Schlechtes. Warumist es uns oft so suspekt? Ich denke, man braucht immer einen Stand-punkt und einen Leitwolf. Unbedingt. Pradasieht immer nach Prada aus, weil es dem Ge-schmack von Miuccia entspricht. Und manspürt, dass es Miuccia ist. Karl Lagerfelds Sa-chen sind ganz klar Karl. Erfolgreiche Markenhaben einen Standpunkt. Sie sind mal mehrund mal weniger angesagt, aber sie haben im-mer einen Standpunkt.

Fühlen Sie sich von den neuen Medien und ih-rem hohen Tempo unter Druck gesetzt? Ja, ein wenig durchaus. Ich nutze Social Me-dia nicht so stark wie viele an-dere, weil ich denke, dass es ei-nen entzaubert, wenn man zupräsent und verfügbar ist. Ichmöchte mich nicht mit GeorgeClooney vergleichen, aber ihnsieht man auch nie, wenn ernicht gerade einen Film pro-motet. Er ist nicht ständig inder „Hello!“ präsent. Wennman ihn dann sieht, denktman: „Oh, wow, George Cloo-ney.“ So erhält man sich … Ichweiß nicht, wie sich das an-hört, wenn Sie es aufschrei-ben, aber es stimmt. Daherdenke ich, man muss, beson-ders, wenn man eine Marke ist,sehr sorgfältig sein. Aber esentspricht auch meinem We-sen. Ich bin ohnehin schon ei-ne öffentliche Person. Ich möch-te nicht, dass jeder ständig sehen kann, wasich mache. Ich muss den Leuten nicht zeigen,was mein Sohn und ich zu Abend essen.

Wie stellt man es als Mann an, auf kluge Weiseälter zu werden? Oh je, darüber habe ich gerade heute nachge-dacht, als ich mich umzog. Man muss sehr vor-sichtig sein. Ich werde es zulassen müssen, einklein wenig zu altern.

Was gut ist …Es bleibt einem nichts anderes übrig. Was füreine Alternative hat man? Ich möchte nichtjünger aussehen, als ich bin. Ich möchte best-möglich für mein Alter aussehen. Das habeich einmal jemanden sagen hören. Ich möchtebestmöglich aussehen, mit 53, mit 55, mit 60,mit 70 und mit 80. Beweglich bleiben, Yogamachen, gesund sein.

Wenn man krampfhaft versucht, 20 Jahre jün-ger auszusehen …... dann sieht man aus wie ein Idiot.

Was für Frauen und Männer gilt?Und darum werde ich auch keine Tennisschu-he zum Smoking tragen. 6 3

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Das Erstaunliche an Hotels ist ja häufig,dass sie nichts für ihre Scheußlichkei-ten rechts und links können. Auf Ab-bildungen wirken sie womöglich ele-gant – aber dann steht man mit seinemRollkoffer vor dem Gebäude und fragt

sich, wie man die Baustelle oder die Rui-ne daneben ausblenden konnte. Das

„The Halkin“ ist ein Boutique-Hotel; keinDesign-Hochhaus, sondern ein feines, alt-

englisches Gemäuer, das 41 Zimmer und Suitenhinter einer georgischen Fassade beherbergt. Das

Beste daran: Es liegt im Belgravia-Viertel, ein Stadtteil ander Hyde Park Corner, in der Halkin Street, in der nichts den Schönheits-sinn stört. Blühende Magnolien, Botschaften, keine Shops, alles flüstertDiskretion. Und diese elegante Distanz setzt sich auch im Inneren des Ho-tels fort. Hier tummeln sich keine Hipster-Bärte an einer Bar, hier kehreninternationale Geschäftsleute ein, die effizient arbeiten und mit Klasse ab-steigen möchten.Zu der trägt auch der entspannte Blick nach außen bei, der in den be-pflanzten Hinterhof führt, während man in den zeitlos sandfarbenen Zim-mern zur Ruhe kommt. Ruhe ist ein gutes Stichwort, es herrscht eine dis-tinguierte Haltung, die im besten Sinne altmodisch wirkt. Morgens liegtdie Zeitung unaufdringlich in einem kleinen Leinenbeutel vor der Tür, da-ran befestigt eine Notiz mit der Wettervorhersage für diesen Tag: „Partlycloudy sky“. Und auch das baskische Restaurant „Ametsa“, das mit einemMichelin-Stern ausgezeichnet ist, besticht nicht mit vermeintlich coolerLounge-Musik oder Kellnern, die sich für Stars halten, sondern mit einererstklassigen Küche und Personal, das einem gern Rätsel aufgibt: WählenSie die „Sea Bass with Celery Illusion.“ – „Bitte, was ist das, eine Sellerie-Il-lusion?“ Da müssen Sie schon selbst drauf kommen. Und dann schmecktman hin, rätselt, wirft Apfel in den Raum und der Ober nickt anerkennend.Was noch? Lauch? Richtig. Und? Köstlich! Ach, und erwähnten wir diePatata trufada? Die alleine ist die Reise wert.Susanne Kaloff sehnt sich nun stets nach etwas eleganter Distanz

Das Bedürfnis, vor die Tür zu gehen, schleicht sich im „Connaught“-Hotelüber die dicken Teppiche auf leisen Sohlen davon. Zum Glück ist es Sonn-tag, auch die exklusiven Boutiquen in der angrenzenden Mountstreet gön-nen sich eine Verschnaufpause. Die „Library Suite“ bietet Lesestoff für einhalbes Semester, einen Postkartenblick über die Dächer von London sowieeine große Lichtsäule, um die der Wind pfeift wie an der Nordsee. Fastsehnt man aus Gemütlichkeitsgründen den Regen herbei – einer der weni-gen Wünsche, die der Etagen-Butler vermutlich nicht erfüllen könnte. Da-für: Tee! Und Obst und Kekse und das Sofa, in das man sich fallen lässt wie indie Arme eines riesigen Teddybären. Im Erdgeschoss betreibt die französi-sche Köchin Hélène Darroze ihre Zwei-Sterne-Küche. Im Hotelrestaurant„Espelette“ gibt es frische Brasseriekost mit britischem Einschlag und dazuden Blick auf ein Wasserspiel des japanischen Stararchitekten Tadao Ando.Die geheimen Kammern des „Connaught“ liegen jedoch zwei Stockwerkeunter der Erde: Hier gibt es einen badewannenwarmen Pool, eine Dampf-sauna, Gym und asiatisch inspirierte Körperbehandlungen im „Aman“-Spa.Der Rückweg wird zum Slapstick: Halb benommen vor Entspannung tau-melt man leicht orientierungslos durch die Marmorgänge der Lobby. Dahilft nur: Tee! Und die aufsteigende Energie, die einem sagt, nun bereit fürdie Großstadt zu sein.Heike Blümner empfiehlt für Wellnessurlaube ab sofort London

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London Diary Erinnern Sie sich? An die Zeit, als man statt WhatsApp und E-Mailnoch Karten von fremden Orten schrieb? Wir tun es noch immer.Illustrationen von Tim Dinter und Zebedee Helm

SONNTAG, 3. MAI 2015

Der elegante sandfarbene Häuserblock könnte in Parisstehen, wie auch die Platanen, die in der Northumber-land Avenue Schatten an die Fassaden zeichnen. Wirsind nicht in Paris. Es ist London am Whitehall Place,direkt an der Themse, über die Hungerford Bridgegelangt man direkt zum London Eye, drei Schrittein die entgegensetzte Richtung, der TrafalgarSquare. Zur Seite, Big Ben. An diesem magischenDreieck steht mit seinem französischen Charme,elegant und unaufgeregt, „The Corinthia“. Einewunderbare Atmosphäre, Sonnenschein in Lon-don. Tief durchatmen und träumen. Man könntealles vergessen. Aber halt, es gibt natürlich zu demGebäude am Whitehall Place sehr viel zu erzählen!Das Hotel wurde 1885, angelehnt an den Pariser Baustil, erbaut. Das damalige „Hôtel Métropole“ war Anfang des20. Jahrhunderts der Treffpunkt der Londoner Gesell-schaft. Prunkvolle Bälle wurden gefeiert, das Cabaret„Midnight Follies“ war ein Highlight in den 20er-Jah-ren. 1936 zieht das Verteidigungsministerium in denfranzösischen „Häuserblock“. Das Ministerium verstaute 600 Büros. EineLegende besagt, es existierte ein Tunnel direkt zur Downing Street.Eine historische Verantwortung, als 2008 die Renovierung des Gebäudesbeginnt und es wieder zu einem Hotel umgestaltet werden soll. Die 125Jahre zählende Sandsteinfassade wird detailgetreu restauriert. Innen an-genehm modern, nicht unterkühlt. Geschickt werden die vergangenenZeiten in kleinen Details zitiert. Aus den 600 Büros werden 294 Zimmer,

ein fabelhaftes Spa in ebenso fantastischer Größevon 3300 m2 und wieder einem prunkvollen Ball-

saal. Bemerkenswert der violett/orangefarbeneTeppich, der den Raum dominiert. Das hatStil. Man kann nicht umhin, sich dort die Fes-te vorzustellen, wie sie im „Métropole“ statt-fanden. Die beeindruckenden Räume mitden meterhohen Decken einer Beletagebeherbergen das „Northall“-Restaurant,dessen britische Küche einfach ausgezeich-net ist, und das „Massimo“-Restaurant. Sehr

nett ist dort der Service, eine kleine Leselam-pe zur Menükarte zu bekommen. So sitzen

viele Gäste wie in einer ehrwürdigen Bibliotheküber ihren Büchern. Gut studiert, bestens italie-

nisch gegessen, am weltbesten Tiramisu kommt mangar nicht vorbei. Die Dolci sind eine Vorliebe desChefkochs. In der Kuppel der Lobby Lounge eineLichtinstallation aus 1001 Kugeln französischenKristalls, natürlich: Baccarat.

Angekommen im 21. Jahrhundert. Bleibt nur eine Frage: Wie kann manLondon genießen, ohne das Hotel verlassen zu müssen? Ganz einfach in ei-ne der Penthousesuiten einchecken und von der Dachterrasse aus einenBlick auf das Panorama nehmen; ein hellblau-grau-weißes Gemälde, hintersich die romantische französische Dachgaube. Magic! Jetzt darf man wirk-lich getrost alles vergessen.Barbara Krämer will beim nächsten Trip wenigstens einmal vor die Tür

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Ein Pool! Auf die Idee muss man erst mal kommen. AberSophie Hicks ist nun einmal eine renommierte Architektin– und so verwandelte sie kurzerhand das ganze Souterrainihres Backsteinhauses in Powis Mews, das nicht besonderstief, dafür aber breit ist, in ein langes, schmales Schwimm-becken. Darüber führt, an gläsernen Wänden vorbei, eineBetontreppe in die nächsten Etagen. Die lange Küche mitdem mächtigen Edelstahlherd ganz oben wirkt wie einWintergarten, ist gerahmt von lauschigen Terrassen, derBlick rüber zu den Nachbarn ist unverhangen. „Ich stell mirimmer vor, wer sie so sind.“ Sophie Hicks ist eine ziemlichcoole Frau, sie hat als Moderedakteurin, und Stylistin gear-beitet, besonders für Azzedine Alaïa, hatte einen kurzenSchauspielmoment mit Fellini, bis sie Architektur studierteund seither mit ihrem Studio auch, klar, für große Mode-marken tätig ist. Mehr als hundert Geschäfte in den Welt-metropolen sind es bereits – und auch Paul Smith zählt zuihren Auftraggebern, für ihn designt sie auch Parfüm-Fla-kons. Sie wohnt schon immer in der schmalen Straße, vonder ihr inzwischen eine ganzes Stück gehört – und in derDavid Hockney auch schon ewig ist.Heute ist sie unsere persönliche Führerin, eine leider ein-malige Tour. Auf Einladung von Hermès zeigt sie uns ihrNotting Hill. Manche aus der international gemischtenGruppe tragen demonstrativ den Button am Revers, der

uns als „Flaneur forever“ ausweist. Es ist das Jahresthemader Franzosen, die Jahr für Jahr ihre Arbeit dem Motto un-terwerfen, das Kreativdirektor Pierre-Alexis Dumas langeZeit im Voraus sorgfältig überlegt hat. Seidencarrés wer-den danach bemalt und Porzellan, Dekorationen werdenerdacht und die braunen Bänder bedruckt, mit denen dieorangefarbenen Kartons traditionell verschnürt werden.Das Ganze wird so ernst genommen, abgewogen und aus-getüftelt, wie es üblich ist bei Hermès. Ein ganz besonde-rer Spaziergang durch London, damit sollte das Motto ge-feiert werden. Auch, weil gerade in der New Bond Streetdas alte, neue Geschäft wiedereröffnet worden ist. Und sokam es, dass Ina Delcourt, die Kommunikationschefin vonHermès, vor vielen Monaten bei Sophie Hicks anrief. Mankannte sich nicht. Mrs. Hicks hatte gerade einen „beson-ders grauenhaften Tag“ hinter sich, als die Französin amTelefon „so reizend war, das einzig nette Gespräch an die-sem Tag“ und mitreißend von der Flaneur-Idee erzählte.Was, außer „Ja!“ hätte sie antworten sollen.Und so schlendern wir nun an einem sonnigenApril-Tag durch den Kunst- und Kult-Bezirk,den Sophie als Kind nicht betreten durfte, weiles als eher dubiose Gegend galt. Gleich um dieEcke von Mrs. Hicks’ Haus und Büro ist das„Globe“, einst Treffpunkt der karibischen Ein-

wanderer, an die auch der berühmte drei-tägige Sommer-Karneval erinnert. JimmyHendrix soll im „Globe“ gestorben sein, wird ge-munkelt. Sophie erzählt, wir lassen uns treiben. Über dieimmer noch authentische Portobello Road, durch ver-steckte Parks und entlang des Flusses, auf dem Hausboo-te mit kleinen Gärten auf dem Dach ankern, bis schließlichzur „Dock Kitchen“ von Tom Dixon. Im Electric Cinemableibt die Zeit stehen; die Tür, die Spike ahnungslos und inoller Unterhose den Reportern in „Notting Hill“ öffnet, istblau wie eh und je. Der hässliche Trellick Tower entpupptsich innen als architektonisches Juwel, der Blick ist fantas-tisch. Dahinter ist ein wilder Garten angelegt, als vorüber-gehendes Projekt auf einer Brache geplant, „MeanwhileGarden“, seit mehr als zehn Jahren nun schon. Ein Enten-pärchen arbeitet intensiv am Nest in der Mitte des Tüm-pels. Der Wettergott wollte, dass wir alles sehr genießen. Nein, Flanieren hat nichts mit Sport, Tourismus, Pragma-tismus zu tun. Es ist, wie Pierre-Alexis Dumas sagt „kein

Zeitverlust, sondern die Entdeckung derZeit.“ Der Flaneur „hamstert, sammelt,pflückt“. Er nimmt die flüchtigen Momentewahr, sieht, was wir Eilenden übersehen, waswir vergessen haben wahrzunehmen. Bot-schaft verstanden. Inga Griese

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Ausschneiden, nachlaufen.Der Typ unten ist, richtig:Spike aus dem Hollywood-Hit „Notting Hill“

Stararchitektin Sophie Hicks wohnt schon ewig in Notting Hill

UNTERWEGS MIT HERMÈS

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Von Europa bis Japan, Taschen von Mulberry sind auf der ganzen Welt zu Hause. Die Produktion deswegen nach komplett Fernost zu verlegen, kommt fürdie Briten aber nicht infrage. Die Hälfte der Produkte auch weiterhin in UK produzieren zu wollen, bekräftigt die Eröffnung der zweiten Fabrik „The Wil-lows“ Anfang 2014 in Somerset, England. Hier wird zum Beispiel die Willow Bag produziert, die von der ehemaligen Kreativdirektorin Emma Hill entwor-fen und nach der gleichnamigen Fabrik benannt wurde. Bei aller Liebe zum Heimspiel, beim Leder greift man auf bewährte italienische Qualität zurück. Et-wa sechs Stunden braucht es, um aus den losen Lederstücken in Handarbeit die Willow Bag zu fertigen. Wir sind den geübten Händen in acht Schritten ge-folgt. 1. Mit einem Überwendlingsstich werden die Vorder- und Rückseite mit den Seitenteilen verbunden. Es entsteht der Körper der Tasche. 2. Stabilitätbringt eine zusätzliche Verstärkung. Mit einem lederbezogenen Hammer wird das Leder fixiert. Der Prozess nennt sich „Blocking“. 3. Bevor es weitergeht,werden Nähte und Reißverschluss auf ihre Qualität geprüft. 4. Die Reißverschlüsse für die auch separat zu tragende Clutch werden an die Vorderseite derTasche genäht. 5. Ein Zipp mit dem Reißverschluss und die Clutch ist an ihrem vorgesehenen Platz. 6. Der traditionelle Postboten-Verschluss auf der Vor-derseite bekommt eine Politur. 7. Im nächsten Schritt wird das kleine Schloss in der Schutzhülle am Henkel befestigt 8. Die fertige Tasche wird ein letztesMal auf ihre Qualität geprüft. Erst dann kann sie verpackt und in die Läden geschickt werden. Übrigens: Die Willow Bag gibt es in unzähligen Farben.

DIE „WILLOW BAG“VON

MULBERRYIn den Ateliers und Manufakturen dieser Welt werdenweiterhin Handwerkskünste gepflegt, und wir schauen zu

BAUPLAN

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PROJEKT | MADRETERRA MAXI FLOOR LAMP

by Flavio Manzoni, director of Ferrari design

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