Idea Spektrum Schweiz 07/2014

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5 Chrischona Start eines Fernstudiengangs | 7 Jubiläum Die Zigeunermission besteht seit 100 Jahren | 13 Porträt Firma Elektro Hertig erhält einen Preis für ihre Integrationsarbeit 22 US-Gebetsfrühstück Wie kann man die Welt friedlicher machen? www.ideaschweiz.ch 12. Februar 2014 | 7 Verstummt der Schweizerpsalm? Für Lukas Niederberger ist die Zeit reif für eine neue Landeshymne Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt mit Fokus auf die Schweiz und Deutschland.

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5 Chrischona Start eines Fernstudiengangs | 7 Jubiläum Die Zigeunermission besteht

seit 100 Jahren | 13 Porträt Firma Elektro Hertig erhält einen Preis für ihre Integrationsarbeit

22 US-Gebetsfrühstück Wie kann man die Welt friedlicher machen? www.ideaschweiz.ch

12. Februar 2014 | 7

Verstummt der Schweizerpsalm?

Für Lukas Niederberger ist die Zeit reif für eine neue Landeshymne

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

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idea Spektrum 07.2013

2 I NSER AT E | ST ELLEN

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EDI TOR I AL 3

Liebe Leserin, lieber LeserWie hat doch der vergangene Sonntag die Schweiz bewegt! Politik und Sport polarisierten und faszinierten. Bei den Abstimmungen über die Fabi-Vorlage und die Volksinitiative „Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache“ gab es weder eine Überraschung noch ein Wunder. Wie bei sämtlichen Abstimmungen, die in den letzten Jahren moralisch-ethische Aspekte hatten, zeigte sich bei der Abtreibungsfinanzierung ein Verhältnis von 30 Nein zu 70 Ja. Diese Blöcke scheinen unverrück-bar, wie aus Beton. Die Annahme der Initiative „Gegen Masseneinwanderung“ hinge-gen wird uns noch lange beschäftigen. Das Land ist gespalten. Die Initiative der SVP war innerhalb der Parteienlandschaft nur von der EDU unterstützt worden. Die anderen Parteien, die Wirtschaft und der Bundesrat hatten sie bekämpft. Trotzdem stellte sich die halbe Schweiz dahinter. Dieses eher unerwartete Resultat löst Fragen aus. Zum ersten Mal nach dem EWR-Nein von 1992 wurde gegen die Wirt-schaft und gegen eine Öffnung zur EU hin gestimmt. Kommt es zum Wandel in der Aussenpolitik? Bringt der Bundesrat die innere Über-zeugung auf, um die Verhandlungen mit der EU nach dem Volkswillen zu führen? Unser Land braucht jetzt innere Stärke. Aber wir haben ja noch den Sport! Der lenkt uns von der Politik ab und eint die Volksseele. Sportler sind die modernen Helden. Das zeigt sich daran, wer in den in den letzten drei Jahren zum „Schweizer des Jahres“ gewählt wurde: Cuche, Cologna, Wawrinka. Wir lieben sie, al-len voran den Super-Dario! Bei der Siegerehrung in Sotschi erklang für ihn und für die Schweiz die Landeshymne. Und genau diese soll nun ersetzt werden, warum? Das wollten wir von Lukas Niederberger wissen (ab S. 8).Neben Politik und Sport fanden am Sonntag landauf landab Gottes-dienste statt. Menschen versammelten sich, um auf Gottes Wort zu hören und ihn anzubeten. Ich habe mir einen Satz aus der Bibel ge-merkt und mitgenommen: „Kämpfe den guten Kampf, der zu einem Leben im Glauben gehört, und gewinne den Siegespreis – das ewige Leben, zu dem Gott dich berufen hat.“ (1. Tim. 6,12) Paulus spricht mit Timotheus, als würde er einen Sportler trainieren. Die Disziplinen sind Gebet, Bibellese und Anbetung. Sie halten uns in der Spur.

Rolf Höneisen

Politik, Sport, Wort

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bibLiSchIn der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Weltüberwunden.Johanes 16,33

Jesus stellt fest, dass wir in einer Welt voller Angst leben, eine schlicht traurige Tatsache. Menschen haben Angst vor Krankheit, vor Ausgren-zung, vor Missbrauch, Folter, Ver-stümmelung oder vor Hunger. Aber auch die Tiere leben in ständiger Angst, in Todesangst vor dem Ge-fressenwerden. Ich muss oft daran denken, wenn die Natur so trüge-risch schön aussieht. Die Welt ist ein Angst-Ort. Doch Jesus setzt dieser Welt etwas entgegen. Angst gehört zur Welt, nicht zu ihm. Angst und Glaube schliessen sich aus. Jesus tröstet und befreit. Das bedeutet, dass wir sehr darauf achten müssen, angstfrei zu glauben und den Glau-ben angstfrei weiterzugeben.

Ein Lieblingsbibelwort von Irene Gysel, Vize-präsidentin des Zürcher Kirchenrates und ehe-malige Fernsehredakto-rin, Kilchberg ZH.

Bildnachweis: idea/Christian Bauernfeind, Thomas Feuz (Titelseite); zvg (Seite 3)

Impressum Idea Schweiz

Herausgeber: Idea Information AG, 4410 LiestalVerwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess

Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM)

Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp,Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60E-Mail: [email protected]: www.ideaschweiz.ch

Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh)Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21E-Mail: [email protected]: Thomas Feuz (tf ), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf)

Verlagsmanager: Bruno Jordi, 031 818 01 [email protected]

Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp,Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]

Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus,Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp,Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–.Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.Einzelverkaufspreis: CHF 4.–Konto: PC-Konto 40-788586-4Idea Information AG, 4410 LiestalLayout/Druck/Versand: www.jordibelp.chSpendenkonto: Idea Information AG, 4410 LiestalPostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4BIC-Code POFICHBEXXX

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4 Nac h r ic h t eN sc h w ei z

PARDONGute Worte tun immer gut. Motivie-ren. Helfen. Ermu-tigen. Zugegeben, manche Sprüche, die geschrieben oder

geredet werden, sind reine Floskeln. Trotzdem, es gibt auch andere. Und das ist schön. Wir wissen um die positive Wirkung guter Worte. Daphne de Maurier hatte doch so Recht, als sie sagte: „Ein freundliches Wort kostet nichts und ist doch das schönste aller Geschen-ke.“ Die Frage stellt sich natürlich, warum wir dieses kostenlose Ge-schenk nicht öfters verteilen? Warum wir, im Gegenteil, einander sogar mit bösen Worten verletzen? Es soll nun keiner sagen, es seien ja bloss Worte, das sei nicht so schlimm. Böse Worte verletzen, blockieren, machen krank, können sogar in den Tod treiben.Wie zerstörerisch Worte sein können, beschreibt uns die Bibel im Jakobus-brief (3,1-12). Das Thema beschäftigt mich. Ich habe in den letzten Wochen selber massivste verbale Attacken erlebt, die mir den Schlaf geraubt, mich in meinem kreativen Arbeiten blockiert und beinahe zur Aufgabe meines öffentlichen Engagements geführt hätten. Wie wichtig waren in dieser Zeit gute Worte von Menschen um mich herum: Wertschätzung, Solidarität, Ermutigung, Freund-schaft.

Christoph Gysel ist Pastor und Tourismus-

fachmann in Saas-Grund. Von ihm liegt ein neues Buch vor mit gesammelten Werken: „Schlusspunkt. Gedanken, Geschichten und Kolumnen aus der spitzen Feder des Ober-walliser Tourismuspfarrers”. Valmedia AG, Visp, ISBN 978-3-906476-06-03

Sacha Ernst kennt tausend Geschichten vom göttlichen Wirken in Asien.

Der „Serve Asia Day“ der Überseeischen Missions-Gemeinschaft (ÜMG) vom Sams-tag in Uster gehörte vor allem den Jungen. Viele der 80 Teilnehmenden waren zwi-schen 16 und 25 Jahre alt. Natanja erzählte von ihrem Kurzzeitein-satz auf den Philippinen, wo sie lernte, ihr Vertrauen auf Gott zu setzen und von der Herzlichkeit der Menschen tief berührt wurde. Spannend waren auch die Berichte aus Laos. Bei den Tai Dam, einer vom Geis-terglauben geprägten Volksgruppe, ver-änderte Gott das Herz von Priscilla, das nach Rache für ihren ermordeten Vater trachtete. Heute leitet sie ein Schülerheim, damit Tai Dam aus den Bergen die Schule besuchen können, und unterweist sie im christlichen Glauben. Der Maulbeerblät-tertee der Firma „Laos Swiss Silk“ wird von Tai Dam angebaut und hilft diesen Berg-bauern, ihr Einkommen aufzubessern.Gastreferent Sacha Ernst, Projektleiter beim Hilfswerk AVC, berichtete von Gottes übernatürlichem Wirken auf seinen Rei-sen in asiatische Länder. „Wie können wir Menschen für Jesus gewinnen? Indem wir uns wie Paulus in 1. Korinther 9,19 zu Sklaven machen und den Menschen in un-serem Umfeld dienen.“ Die „böse Zeit“ sei

für Christen eine gute Zeit, denn noch nie habe es so viele erweckliche Aufbrüche gegeben wie heute. Gottes Geist wirke, wo er wolle, in winzigen Gefängniszellen, in Strohhütten, in Stammesgebieten im Dschungel von Vietnam, unter einfachen Bauern in Kambodscha. Dort habe ein Analphabet eine Bibel erhalten, sie geöff-Analphabet eine Bibel erhalten, sie geöff-Analphabet eine Bibel erhalten, sie geöffnet – und er konnte Gottes Wort lesen und verstehen.Der „Serve Asia Day“ bot viel Raum zur Begegnung und zum Austausch mit ÜMG-Missionaren im Heimataufenthalt. Erstmals konnte das neu erbaute ÜMG-Zentrum an der Neuwiesenstrasse 8 in Uster besichtigtwerden. Am Samstag, 15. Februar, von 10 bis 16 Uhr ist Tag der offenen Tür. (cb) M

b www.omf.ch

Wenn ein Analphabet die Bibel liestMissiON iN AsieN In Ostasien wirkt Gott übernatürlich. Am „Serve Asia Day“ der ÜMG liessen sich viele Junge davon anstecken.

07.2014

Bibel entdeckenDie Kirche im Prisma Rapperswil SG star-tete eine Bibellesekampagne. Der Kurs trägt den Titel „ESSENtiell“ und will ei-nen neuen Zugang zur Heiligen Schrift eröffnen, die zuweilen ja auch als „Buch mit sieben Siegeln“ bezeichnet wird. Die Wortwahl „Essen“ symbolisiert dabei die geistliche Ernährung. Auf dem Programm stehen bis Ende März Schwerpunktgottes-dienste, ein sechsteiliger Kurs, die Vertie-fung in Kleingruppen und ein Workshop. Angesprochen sind alle Alters- und Inte-

ressensgruppen. Altersgerecht möchte das Prisma auch die jungen Menschen begeistern. Die Kampagne folgt auf die erfolgreiche Schulungsreihe „Abenteuer Gebet“, die mittlerweile auch in anderen “, die mittlerweile auch in anderen “Kirchen Eingang gefunden hat. (dw)b www.prisma-online.org, www.abenteuergebet.ch

Mit NeueR BiBellesekAMPAgNe DAs Buch DeR BücheR BesseR veRsteheNBi

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07.2014

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22 Studenten haben 2013 eine Ausbildung am tsc begonnen – den vierjährigen Bache-lorstudiengang Theologie wählten nur sie-ben Erstsemester. Ist die klassische Pastoren-ausbildung nicht mehr attraktiv?Ich glaube, dass es viele junge Christen gibt, die etwas fürs Reich Gottes machen möchten. Das Engagement ist da, aber es ist weniger zielgerichtet. Studienanfänger suchen oft einen sanften Einstieg, der ih-nen viele Optionen offen lässt. Sie trauen sich den Pastorenberuf gerade am Anfang der Ausbildung kaum zu und sagen sich: Wenn es mir gefällt, kann ich ja später auf die Pastorenausbildung umsteigen.

Was sind die Trends in der theologischen Ausbildung?Es ist beängstigend, wie wenig Menschen sich zum Pfarrer ausbilden lassen. Das zei-gen zum Beispiel die stark rückläufigen Ausbildungszahlen an den Universitäten. Ansonsten nehme ich einen sehr starken Trend in Richtung Soziales wahr: Theolo-gie eher kompakt zu studieren und dann noch etwas Soziales, Diakonisches oder Pädagogisches zu machen.

Klafft hier eine Lücke zwischen dem tsc-Angebot und dem, was die Interessenten vor Augen haben?Der vierjährige Bachelor in Theologie ist eine gründliche Ausbildung, die für den Verkündigungsdienst fit macht – die klassische Pastorenausbildung. Im drei-jährigen Gemeindepädagogik-Bachelor geht es weniger darum, für die gesamte Gemeindearbeit verantwortlich zu sein, sondern fachkundig in einem Teilbereich mitzuarbeiten. Zum Beispiel in der Kinder- und Jugendarbeit. Generell gibt es sehr viele Umstiegsmöglichkeiten und viele Türen, die den tsc-Absolventen offen ste-hen – etwa der Dienst als Sozialarbeiter oder Missionar.

Das Theologische Seminar St. Chrischona hat 2013 viel Energie in strategische Über-hat 2013 viel Energie in strategische Über-hat 2013 viel Energie in strategische Über

legungen investiert. Was ist dabei konkret entschieden worden?Wir starten mit dem neuen tsc-Fernstudi-engang, der über E-Learning funktioniert. Das wird ein tolles Ausbildungsprogramm für Menschen, die sehr viel Flexibilität benötigen. Die Teilnehmer können das Fernstudium an ihrem Heimatort berufs-begleitend absolvieren und weiter in der Gemeinde aktiv sein. Es gibt Menschen, denen es nicht möglich ist, drei oder mehr Jahre zum Studieren nach St. Chrischona zu kommen. Das tsc-Fernstudium macht ihnen ein attraktives Angebot.

Was wird in zehn Jahren Herausforderung Nummer 1 für die theologische Ausbildung sein?Wir arbeiten dann noch stärker mit der Generation der „digital natives“. Diese Ge-neration ist voll digital aufgewachsen und wünscht sich viele Optionen. Möglicher-weise haben sie mehr Schwierigkeiten, Dinge wegzulassen. Schon heute haben Studienanfänger wenig fundierte Glau-benspraxis und lediglich bruchstückhaftes Bibelwissen. Das geistliche Leben wieder zu nähren, wird eine Herausforderung. Ausserdem gilt es, sich auf eine noch säku-larere Gesellschaft einzustellen: Wie kann man da überhaupt missionarisch arbeiten und Gemeindearbeit machen? M

Interview: Markus Dörr

b www.tsc.chrischona.ch

„Wir starten einen Fernstudiengang”chRischONA Sinkende Studentenzahlen fordern das Theologische Seminar St. Chrischona heraus. Im Gespräch mit Horst Schaffenberger.

NOtieRtRtRGR: Kirchensteuer bleibt73,6 Prozent der Stimmenden vernein-ten am Wochenende die Aufhebung der Kirchensteuer für Firmen in Grau-bünden. Die evangelisch-reformierte und die römisch-katholische Landeskir-che werten das Resultat als „Wertschät-zung, Anerkennung und Vertrauen“ ihrer Arbeit. Der Bündner Gewerbever-band hatte sich gegen die Initiative der Jungfreisinnigen ausgesprochen. (idea)

Zürich: Teilerfolg für EVP und EDUDank dem Abkommen mit der EDU sei die EVP weiterhin mit drei Mitgliedern im Zürcher Gemeinderat vertreten, teilt die EDU Stadt Zürich mit. Im Wahl-kreis 12 fehlten ihr 1,84 Prozent oder 76 unveränderte Listen, um die Wahl-hürde von 5 Prozent zu knacken. Beide Parteien hatten vereinbart, sich in stimmenschwachen Bezirken nicht zu konkurrieren. (idea)

Au-Heerbrugg SG: Kopftuchverbot wieder eingeführtZwei Mädchen aus Somalia dürfen im Unterricht kein Kopftuch tragen: Das beschlossen die Stimmberechtigten mit 990 gegen 506 Stimmen bei einer Stimmbeteiligung von 37,4 Prozent. Nachdem der St. Galler Erziehungsrat letzten Sommer die Schule der beiden Mädchen wegen deren Verweisung gerügt hatte, hob die Schulbehörde das Kopftuchverbot auf. Dagegen hatte die SVP das Referendum ergriffen. (idea)

Vor nächster AbtreibungsinitiativeDie Unterschriftensammlung für die Initiative „Lebensschutz stopft Milli-ardenloch“ wird nach Ablehnung der Initiative „Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache“ wieder aufgenommen. Die Sektion Glarus von „Ja zum Leben“ argumentiert, die seit 2003 abgetrie-benen 100 000 Kinder würden der Volkswirtschaft fehlen. Die Frist für das Sammeln der nötigen 100 000 Unter-schriften läuft am 26. August ab. (idea)

Seminarleiter Schaffenberger: „Es sind erschreckend wenige, die sich zum Pfarrer ausbilden lassen wollen."

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Das Hotel SEEBLiCK ist ein beliebtes Seminar- und Ferienhotel an einzigartiger Lage mit Blick über den Vierwaldstättersee. Mit seinem Gastronomie- und Seminarangebot und der Kapa-zität von 100 Gästezimmern gehört es zu den führenden Ho-telunternehmen im Kanton Nidwalden. Das Unternehmen be-schäftigt rund 45 Mitarbeitende und erzielt jährlich mehr als 32000 Logiernächte.

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Sie übernehmen die organisatorische, personelle und finanzi-elle Verantwortung für den Gesamtbetrieb im Rahmen der un-ternehmerischen Zielvorgaben des Verwaltungsrats. Zusammen mit dem Kaderteam sorgen Sie für ein gästeorientiertes Dienst-mit dem Kaderteam sorgen Sie für ein gästeorientiertes Dienst-mit dem Kaderteam sorgen Sie für ein gästeorientiertes Dienstleistungsangebot.

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Fühlen Sie sich von dieser herausfordernden Führungsposition angesprochen? Dann richten Sie Ihre dokumentierte Bewer-angesprochen? Dann richten Sie Ihre dokumentierte Bewer-angesprochen? Dann richten Sie Ihre dokumentierte Bewerbung an André Schmid, Präsident des Verwaltungsrats, Hotel SEEBLiCK AG, Hugenstrasse 24, 6376 Emmetten. Die EinhaltungIhrer Diskretionswünsche ist garantiert.

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Kontakt für zusätzliche Informationen: Urs Schaub, Direktor [email protected], Telefon +41 41 624 41 41

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U rs Gassmann war Methodistenpfar-rer im Oberaargau, als er ein Benefiz-

konzert zugunsten der Roma in Serbien plante. Diese litten damals besonders unter dem Bürgerkrieg. Doch das war schwieriger als gedacht: Ladenbesitzer und Passanten sahen nicht ein, dass „aus-gerechnet denen“ geholfen werden sollte. Plakate wurden diskret wieder abge-hängt, das Konzert war schlecht besucht. Obwohl dieses Erlebnis über zehn Jahre zurückliegt, steht es exemplarisch für ein Problem, mit dem Gassmann bis heute kämpft: Vorbehalte gegenüber der Volks-gruppe der Zigeuner.

Vorurteile sind unberechtigtInzwischen ist Gassmann Baptistenpfar-rer in Basel und Präsident der vor gut 100 Jahren gegründeten Schweizerischen Zi-geunermission. Trotz ihrer langen Traditi-on ist diese Organisation wenig bekannt, die heute Missionare und Gemeinden in Indien, Portugal, Serbien und Südungarn unterstützt. „Die Zigeunermission hat et-wa 20 ehrenamtliche Mitglieder und 400 Freunde, die den Newsletter bekommen. Wir sind eine kleine Mission, erleben aber immer wieder, wie treu der Herr hilft, un-ser Budget zu erreichen.“ Hingegen habe man Mühe, neue Mitglieder zu finden, sagt Gassmann. Das führt er zum Teil auf die Vorurteile zurück. Urs Gassmann selbst

hat noch keine negative Erfahrung mit den Roma gemacht. „Es kommt darauf an, wie man mit ihnen redet. Sie werden schnell sehr freundlich und sind liebenswert, wenn man ihnen Vertrauen und Wert-schätzung entgegenbringt.“ Beeindru-ckend sei deren Gastfreundschaft. „Der Gast ist König. Sie würden das letzte Huhn schlachten, damit sie etwas auftischen können.“Die Roma sind die Hauptbetroffenen der Armut in Osteuropa, weil sie vielfach dis-kriminiert werden. So sind sie häufig die letzten, die Arbeit bekommen. Die Arbeits-losigkeit liegt zum Teil bei 60 bis 90 Pro-zent. Auch zu den traditionellen Kirchen sind die Gräben tief. „Es gibt immer wieder Spannungen, weil sich die Zigeuner auch selbst stark abgrenzen. Die Mehrheit will

unter sich bleiben, Hochzeiten werden untereinander vermittelt“, erläutert Gass-mann. Er ist aber überzeugt: „Die Versöh-nung muss von den Christen kommen.“

Neues LebenUnter den europäischen Sinti und Roma findet eine Art geistliche Erweckung statt. Es gibt wachsende Gemeinden von bis zu 700 Mitgliedern. „Viele bekehren sich. Das Volk ist bereit. Es braucht mehr Menschen, die ihnen das Evangelium bringen.“ Jedes Jahr besucht Gassmann mit Mitarbeitern die Projekte der Zigeunermission. „In Ja-noshalma in Südungarn konnten wir die allerersten bekehrten Zigeuner taufen. Dort sind jetzt fünf Hausgemeinden ent-standen.“ Das habe starken Einfluss auf die Kultur, beobachtet der Prediger. „Es ist erstaunlich, wie sich diese Menschen durch den Einfluss des Evangeliums völlig verändert haben.“ Die Kriminalität nehme ab und die Roma versuchten, durch Eigen-initiative der Armut zu entrinnen. (chb) M

Erweckliche Aufbrüche, wachsende Gemeinden100 JAhrE ziGEUnErmission Die Schweizerische Zigeunermission kämpft um Aufmerksamkeit. Vorurteile herrschen auch unter Christen. Die erwecklichen Aufbrüche unter Sinti und Roma sind kaum bekannt.

Die schweizerische zigeunermission (szm)Die SZM wurde im Jahr 1913 gegründet und setzt sich dafür ein, das Evangelium unter den Zigeunern zu verbreiten. Das Werk gebraucht den heute seltenen Begriff „Zigeu-ner“, da ein besserer Sammelbegriff für die verschiedenen Volksgruppen wie Jenische, Roma, Sinti, Manouches und andere fehlt. In der Regel werden einzelne Personen unterstützt, die im eigenen Land Zigeuner mit dem Evangelium bekannt machen und ihnen auch praktische Hilfe zukommen lassen. Projektgelder flossen in Alphabetisie-rungsprojekte in Portugal und Indien und in die Anschaffung und den Unterhalt von Fahrzeugen (etwa einen Schulbus), Brunnenbau und Beiträge an Lehrergehälter. Laut der Mission gäbe es noch viele Möglichkeiten unter Zigeunern zu arbeiten, nicht zuletzt auch in der Schweiz (Strassenmusikanten). In Bulgarien, Rumänien und der Slowakei warten viele Zigeuner und -gemeinden auf geistlichen Beistand und materielle Hilfe. b www.zigeunermission.ch

Irma und Urs Gass-mann. Die Armut macht vielen Sinti und Roma zu schaf-und Roma zu schaf-und Roma zu schaffen. Gottesdienst im Freien (v.l.n.r).

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8 bren n pu n k t

Was kritisiert die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft an unserer Landeshymne?Die SGG kritisiert nicht den text der aktuel-

len nationalhymne und auch nicht die tatsache, dass er schwer zu merken ist und folglich von vielen nicht aus-wendig gesungen werden kann. Die SGG will die aktu-elle Hymne aus folgendem Grund neu texten lassen: Se it 1999 verfügt die Schweiz über einen eindrücklichen text, der sich für eine nationalhymne besser eignet. Der text des „Schweizerpsalms” war übrigens gar nicht als natio-nalhymne gedichtet worden, sondern als psalmgesang für religiöse Feierlichkeiten.

Die aktuelle Form von Melodie und Text gilt seit 1961 provi-sorisch, seit 1981 offiziell als Landeshymne. Warum wurde ein damals rund 120-jähriges Lied als Hymne gewählt?Die entscheidung, den „Schweizerpsalm” als national-hymne zu bestimmen, geschah genau betrachtet „faute de mieux”, also mangels einer besseren Lösung. Die frühe-”, also mangels einer besseren Lösung. Die frühe-”re schweizerische Hymne „rufst du, mein Vaterland” mit der britischen Melodie von „God save the king” stiess bei immer mehr Ländern, die sich aus der britischen kolonie befreit hatten, auf unverständnis. neben dem „Schweizer-psalm” gab es zu jener Zeit offenbar kein Lied, das allen Schweizerinnen und Schweizern vertraut war.

Gab es eigentlich damals Opposition?Der „Schweizerpsalm” erlebte sowohl politisch als auch künstlerisch wiederholt Opposition. Auf der politischen bühne sprachen sich nach der dreijährigen probezeit von 1961 bis 1963 zwölf kantone zugunsten des „Schweizer-

psalms” aus, sieben wünschten eine verlängerte probezeit und sechs kantone lehnten ab. Auf der künstlerischen ebene gab es zahlreiche Versuche für eine neue national-hymne: In den 60er-Jahren „O mein Heimatland”, „Heil dir, mein Schweizerland” und ”Vaterland, hoch und schön”. Später vertonte robert blum den rütlischwur aus Schil-lers „Wilhelm tell„Wilhelm tell„ ” und Friedrich Dürrenmatt schrieb eine Hymnen-persiflage. paul burkhardt schuf 1973 zusammen mit dem Autor Herbert Meier und der Zustimmung von

bundesrat ernst brugger das „Schweizerlied”. 1979 schrie-ben Chorvereinigungen landesweit einen Wettbewerb aus. Der beitrag wurde 1983 als CH-Lied uraufgeführt und mit notenblättern allen Schulen zum einüben zugesandt. 1998 gab das unternehmen Villiger & Söhne eine neue Hymne in Auftrag. Die Internet-plattform www.secondos-plus.ch bietet verschiedene adaptierte Hymnen an, vom Gospel über den Walzer bis zu eigenkreationen auf Albanisch, portugiesisch und türkisch.

Nun wagt die SGG den sechsten Anlauf. Warum schon wie-der?bewusstseinsprozesse brauchen Zeit und oft mehrere An-läufe. Das ist gar nicht so schlecht. Sollte sich eine Ver-änderung schliesslich als mehrheitsfähig erweisen, kann man zumindest sicher sein, dass der entscheid von der breiten bevölkerung getragen wird und nicht nur von der regierung, wie es in anderen Ländern häufig der Fall ist.

Während die Hymnen anderer Länder oft Kampf und Sieg, Fortschritt oder Revolution beschwören, setzt der „Schwei-zerpsalm“ einen fundamentalen Kontrapunkt ...Das stimmt. Das finde ich im Schweizerpsalm sympa-thisch. Gleichzeitig muss es in einer nationalen Hymne nicht zwingend um dieses „entweder – oder” gehen zwi-schen Heldenepos und Gotteshymne. Die künftige Hym-ne will zentrale Werte unserer Gesellschaft besingen.

Erstaunt es Sie, dass auch in der Schweiz wohnhafte Muslime hinter dem aktuellen Text stehen?

Lukas Niederberger Der Geschäftsführer der Schweizerischen Gemeinnützigen Ge-sellschaft (SGG) hat Jahrgang 1964, ist ledig und wohnt ihn Arth ZG. Bis 2008 war der katholische Theologe in der Leitung des Bildungszentrums Lassalle-Haus Bad Schönbrunn bei Zug tätig.Die 1810 gegründete Schweizerische Gemeinnützige Gesell-schaft (SGG) initiierte die Gründung von Pro Juventute, Pro Senectute, Pro Mente Sana und der ZEWO. 2013 hat sie einen Wettbewerb für eine neue Landeshymne im Sinne der Präambel zur neuen Bundesverfassung ausgeschrieben. Dieser läuft noch bis Ende Juni. b www.ssg-ssup.ch, www.CHymne.ch

LANDESHYMNE Ist die Zeit unserer nationalhymne abgelaufen? Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft meint Ja. Sie unternimmt einen weiteren Anlauf, den „Schweizerpsalm“ abzulösen. „Hocherhabener, Herrlicher, allmächtig Waltender“ – quo vadis? Von thomas Feuz

„Schweizerpsalm“ im Gegenwind

Die Entscheidung für die heutige Nationalhymne geschah „faute de mieux“.

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Für gläubige Christen, Juden und Muslime sind weder der „Schweizerpsalm” noch die präambel der Verfassung ein problem. Das problem besteht eher für Atheisten, Agnos-tiker und für Menschen anderer religionen, die sich eine letzte Wirklichkeit nicht als person vorstellen können.

Soll oder darf der christliche Glaube in der Schweizer Natio-nalhymne Platz haben?Selbstverständlich soll in einem Land, das in der christ-lich-abendländischen tradition wurzelt, der christliche Glaube in der nationalhymne platz haben. Wenn Sie die

präambel der bundesverfassung lesen, dann begegnen Sie manchen Ausdrücken, die den evangelien oder einem paulusbrief entnommen sein könnten: Verantwortung ge-genüber der Schöpfung, Friede in Solidarität und Offen-heit gegenüber der Welt, rücksichtnahme und Achtung

gegenüber der Vielfalt in der einheit, Verantwortung ge-genüber den künftigen Generationen sowie Gewissheit, dass die Stärke des Volkes sich am Wohl der Schwachen misst. Selbst wenn das Wort „Gott” in der künftigen Hym-ne nicht explizit vorkommen sollte, trieft der text geradezu von christlichem Gedankengut.

Wie „modern” müsste ein neuer Text denn sein?„Modern” kann kein kriterium sein für eine neue Hymne. Der Liedtext soll verständlich sein und auch noch in 20 bis 30 Jahren den stilistischen und künstlerischen Ansprü-chen genügen. er soll aus maximal drei textstrophen be-stehen – in einer der vier Schweizer Landessprachen oder auch in einer kombination aus diesen. und dann darf der Liedtext noch nicht veröffentlicht sein.

Nach der Jurierung möchten Sie dem Bundesrat Ende 2015 den neuen Text vorlegen. Wer befindet abschliessend?

„Die Entstehungsgeschichte des Schweizerpsalms ist einmalig. Das überkonfessionelle Gemeinschafts-werk eines reformierten Dichters und eines katholischen Priesters ist ein Stück Landesgeschichte und strahlt Frieden, Hoffnung, Versöhnung und Zuversicht aus.” Das sagt Hubert Spörri mit Nachdruck. Er ist Präsident der Gönnervereinigung Widmer-Zwyssig. Diese hat es sich zum Ziel gesetzt, die Bedeutung des Text-dichters Leonhard Widmer und des Komponisten Pater Alberich Zwyssig als Schöpfer der schweizerischen Nationalhymne „angemessen zu würdigen und vermehrt im Bewusstsein unserer Bevölkerung zu verankern und zu vertiefen”.Die Gönnervereinigung ist der Ansicht, dass die Schweizer Nationalhymne die vielfältigen Erwartungen an eine Landes-hymne erfüllt. Sie lehnt Versuche ab, der Hymne einen neuen Text zu unterlegen oder sie gänzlich zu ersetzen. Das Vorhaben der SGG kommentiert sie wie folgt: „Die Gemeinnützige Gesellschaft

wäre besser beraten, die Schweizer Bevölkerung über die Einzigartigkeit ihrer Hymne und über ihre einmalige Entstehungs- und Entwicklungs-geschichte zu informieren, statt die Anliegen von Atheisten, Hymnen-gegnern, Hymnenhassern und Unzu-friedenen zu vertreten und Unruhe zu stiften. Die Gönnervereinigung bedauert, dass der heutige Bundesrat infolge des Lobbyings durch die SGG offen ist für dieses Zwietracht verheissende Projekt.” Politik, Kirche und Schule hätten

es nicht verstanden, dem Volk die einmalige Bedeutung des „Schweizerpsalms” nahezubringen. Hubert Spörri: „Es ist beinahe zum ‚guten‘ Ton geworden, schlecht über die Hymne zu sprechen! Unsere Landeshymne wird immer mehr instrumental gespielt; das hielt der Bundesrat schon 2004 und 2008 fest.“ Das Nichtbeherr-schen des Textes sei ein Scheinargument.

b www.schweizerpsalm.ch

Die künftige Hymne will zentrale Werte unserer Gesell-schaft besingen.

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„Engel” des Bildhauers Hubert Spörri zu Ehren von P. Alberich Zwyssig, Wettingen AG

In Bauen UR steht eine Bronzebüste von Zwys-sig, dem Komponisten des „Schweizerpsalms”

Am Puls der Zeit? Lukas Niederberger, Geschäftsführer der SGG.

Die Gönnervereinigung Widmer-Zwyssig kämpft für den Erhalt des „Schweizerpsalms”

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Der bundesrat. Vielleicht bittet er das bundesamt für kulkulk -tur um eine Stellungnahme oder holt Meinungen in den kantonen und im parlament ein. Vielleicht reagiert er ähn-lich wie der bundesrat anno 1894, als ein Genfer Gesangs-lehrer den „Schweizerpsalm” zur neuen nationalhymne erklärt haben wollte. Der bundesrat schrieb damals, dass „die einführung eines derartigen Gesanges nicht durch beschluss irgendeiner Staatsbehörde angeordnet werden könne, sondern dem Geschmack des singenden Volkes anheimgestellt bleiben müsse”. Die SGG wird dafür sor-gen, dass die neue Hymne möglichst oft in der Öffentlich-

keit gesungen und gehört wird. So wird es dem bundesrat leichterfallen, den neuen Hymnen-tleichterfallen, den neuen Hymnen-tleichterfallen, den neuen Hymnen- ext eines text eines t tages für oftages für oft -fiziell zu erklären.

Der Countdown läuft ... Was sind Ihre Hoffnungen oder Er-wartungen für die verbleibenden viereinhalb Monate des Textwettbewerbs?Wir hoffen auf zahlreiche künstlerisch wertvolle Wettbe-werbsbeiträge, die den Mitgliedern der Jury die Auswahl nicht leicht machen. •

Rekl

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Schweizer Landeshymne („Schweizerpsalm”)Text: Leonhard Widmer, Melodie: Alberich Zwyssig

Erste StropheTrittst im Morgenrot daher,Seh‘ ich dich im Strahlenmeer,Dich, du Hocherhabener, Herrlicher!Wenn der Alpenfirn sich rötet,Betet, freie Schweizer, betet!Eure fromme Seele ahntEure fromme Seele ahntGott im hehren Vaterland,Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.

Zweite StropheKommst im Abendglühn daher, Find‘ ich dich im Sternenheer,Dich, du Menschenfreundlicher, Liebender!In des Himmels lichten RäumenKann ich froh und selig träumen!Denn die fromme Seele ahntDenn die fromme Seele ahntGott im hehren Vaterland,Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.

Dritte StropheZiehst im Nebelflor daher,Such‘ ich dich im Wolkenmeer,Dich, du Unergründlicher, Ewiger!Aus dem grauen LuftgebildeTritt die Sonne klar und milde,Und die fromme Seele ahntUnd die fromme Seele ahntGott im hehren Vaterland,Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.

Vierte StropheFährst im wilden Sturm daher,Bist du selbst uns Hort und Wehr,Du, allmächtig Waltender, Rettender!In Gewitternacht und GrauenLasst uns kindlich ihm vertrauen!Ja, die fromme Seele ahnt, Ja, die fromme Seele ahnt,Gott im hehren Vaterland,Gott, den Herrn, im hehren Vaterland. Kloster und Klosterkirche Wettingen waren

Wirkungsort von P. Alberich Zwyssig.

schweiz.ch +++ das Neueste online!

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NAC H R IC H T EN SC H W EI Z 11

Sergej, eine Schweizer Zeitung schrieb, Sotschi sei das Heimatland der Märtyrer. Stimmt das?Nein, diese Aussage reflektiert die Reali-tät in Sotschi nicht – auch wenn die Regi-on Krasnodar, in der Sotschi liegt, an den Nordkaukasus grenzt. Unsere Zeit ist ge-nerell gefährlich, ob man sich nun in New York, Europa, Moskau oder Sotschi aufhält. Kürzlich besuchte ich den islamischen Teil Russlands. Es war eine wunderbare Zeit.

Islamisten drohen aber, die Winterspiele mit Gewalt zu verhindern. Was haben wir zu er-Gewalt zu verhindern. Was haben wir zu er-Gewalt zu verhindern. Was haben wir zu erwarten?Doku Umarow, Führer der tschetsche-nischen Islamisten, kündigte schon Jahre vor den Spielen Terrorakte an. Deshalb räumen die russischen Sicherheitskräfte der Olympiade höchste Priorität ein. Wenn Terroristen in Russland in Erscheinung tre-ten, dann nicht im Süden, wo sich die Si-cherheitsdienste stark konzentrieren.

Gibt es für Christen in Sotschi Glaubensfrei-heit?Die Lage in Sotschi ist für Gläubige fried-lich und ruhig. Die russisch-orthodoxe Kirche dominiert. Ich weiss von zwanzig sehr aktiven evangelischen Gemeinden aller Denominationen allein in der Stadt Sotschi. Druck durch die Regierung ken-nen sie kaum. Ich schätze, dass insgesamt

rund 5000 evangelische Christen in der Stadt leben. Auch wenn ich keine sicheren Informationen habe, bin ich ziemlich über-zeugt, dass die lokalen Gemeinden die Gelegenheit der olympischen Spiele für evangelistische Einsätze nutzen werden.

Existieren auch ausserhalb von Sotschi christliche Gemeinden?In Russland sind die Gläubigen mehrheit-lich nominelle, russisch-orthodoxe Chris-ten, das gilt auch für die Sotschi-Region. Die Protestanten sind in der Minderheit. Aus Tschetschenien und Inguschetien ha-be ich noch von keiner Gemeinde gehört. Es gibt aber welche in Dagestan, Kabardi-no-Balkarien und Nordossetien; auch in Krasnodar, Stawropol und Wolgograd.

Wie ist die Lage in Tschetschenien heute? Russland war deswegen im Weltverfol-gungsindex.Russland ist nicht mehr auf dem Index, doch das Land könnte immer noch auf der Liste sein. Und zwar nicht nur wegen Tschetschenien, sondern auch wegen Dagestan und Kabardino-Balkarien. Die Lage in Dagestan hat sich verschlechtert. Viele kriminelle und radikal-islamische Bewegungen sind aufgekommen. In ganz Tschetschenien weiss ich von keiner ein-zigen evangelischen Gemeinde. M

Interview: Daniel Gerber

„In Sotschi gibt es 20 Gemeinden”ruSSland Er rechne nicht mit Terroranschlägen in Sotschi. Ein Gespräch mit dem Open-Doors-Mitarbeiter Sergej (Name geändert).

nOtIertSEA: An Russlands Christen denkenIm Zusammenhang mit der Winter-olympiade in Sotschi ruft die Schweize-rische Evangelische Allianz dazu auf, an die Tausenden evangelischer Gemein-den in Russland zu denken, die ihren Alltag unter teilweise sehr schwierigen Umständen gestalten müssen. Obwohl heute die Gewissens- und Religionsfrei-heit gesetzlich garantiert werden, seien sie in der praktischen Umsetzung noch längst nicht überall Selbstverständlich-keit. Oft hätten evangelische Gemein-den auch damit zu kämpfen, nicht als Sekten angesehen zu werden. (idea)

Solothurn: Bettag vors VolkGegen die Herabstufung des Dank-, Buss- und Bettags zum gewöhnlichen Feiertag wird im Kanton Solothurn das Referendum ergriffen. Vertreter von CVP, EVP und Gewerkschaftsbund wehren sich damit gegen die Revision des Ruhetagsgesetzes. Das Kantonspar-lament hatte am 29. Januar beschlossen, den Bettag herabzustufen. (idea)

Bern: „Up to faith“ zum DrittenAm 17. Mai findet zum dritten Mal ein Tanz-Event auf dem Bundesplatz statt. Die christlich motivierte Idee stammt aus Ungarn und wurde erfolgreich in die Schweiz übertragen. „Up to Faith“ verbindet das Tanzen mit der Möglich-keit, den Glauben an Jesus Christus kreativ auszudrücken. Erklärtes Ziel:

„Auf der ganzen Welt tanzen gleichzei-tig Millionen von Christen vor ihrem Herrn und proklamieren seine Güte und Treue.“ (idea) – bwww.uptofaith.ch

VCH an Ferienmessen präsentDer Verband Christlicher Hotels (VCH) nimmt an der Ferienmesse vom nächs-ten Wochenende in Basel teil. Zuvor präsentierte sich die Vereinigung den rund 70 000 Gästen an der Fespo in den Messehallen Zürich. Zum VCH gehören 50 Hotels in der Schweiz und rund 300 im Ausland. (idea) – b www.vch.chBi

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In Russland dominiert die russisch-orthodoxe Kirche. Für evangelische Gemeinden gilt zwar die verfassungsrechtlich garantierte Glaubens- und Gewissensfreiheit. Doch so richtig akzeptiert sind sie immer noch nicht und mancherorts gelten sie als Sekten.

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Kirche im Seminarzentrum: Wie geht das?KARRIERE Seit bald 10 Jahren ist Willy Graf Hotelier im grössten Seminarzentrum der Schweiz, dem CAMPUS SURSEE. Wir haben nachgefragt, warum der CAMPUS SUR-SEE mit Grossveranstaltungen im kirchlichen Bereich soviel Erfolg hat.

Porträt CAMPUS SURSEEMit 54 vielseitig ausgerüsteten Seminarräumen, einem grossen Konfe-renzsaal für 500 Gäste, rund 550 Hotelzimmern in drei Kategorien sowie drei Restaurants, Sporthalle und Hallenbad ist der CAMPUS SURSEEeiner der grössten und leistungsfähigsten Veranstaltungsorte der Schweiz. Im Herzen der Zentralschweiz gelegen, ist der CAMPUS SUR-SEE von Bern, Basel und Zürich in weniger als einer Stunde erreichbar.Die Dienstleistungen und Angebote stehen in einem gesunden Preis-Leistungs-Verhältnis, Vollpension mit Übernachtung ist bereits ab 88 Franken möglich.CAMPUS SURSEE SeminarzentrumPostfach 4876210 SurseeTel. +41 41 926 26 [email protected]

Willy Graf, Sie haben eine ausser-gewöhnliche Berufslaufbahn hinter sich. Warum der Wechsel von der Theologie in die Hotellerie?Theologie und Hotellerie lassen sich sehr gut kombinieren. Vor allem in der Herausforderung, wo sich Menschen begegnen – ob Gäste oder Mitarbeitende, ob in der Freizeit, während eines Seminars oder an der Arbeit. Da braucht’s Grundwerte, die ausserhalb von uns Menschen verankert sind, damit ein möglichst positives Miteinander möglich wird.Warum ist der CAMPUS SURSEE perfekt für christliche Veranstaltun-gen?Bei uns ist die Durchführung von Pastoren- und Missionskonferen-zen, Mitarbeiterschulungen und Gemeindewochenenden einfacher als anderswo. Als professionelle Dienstleister im Schulungs- und Konferenzbereich übernehmen wir für Sie alle logistischen Funktionen und ermöglichen Ihnen die Konzen-tration auf Ihre Veranstaltung und Ihre Teilnehmenden. Ist auch ein Besuch im Sommer möglich?Die Sommerferien sind perfekt für kirchliche Veranstaltungen. Es hat genügend Raum – auch für Uni-hockeylager oder abenteuerliche Sommercamps, für Pfingst- oder

Sommerlager mit Kindern und Ju-gendlichen. Bei uns begegnet man ganz unterschiedlichen Menschen. Oder Gott.Fühlen sich denn auch kleine Grup-pen wohl bei Ihnen?Ja. Wir haben auch kleine Räume für bis zu 12 Personen. Allerdings liegt unser Fokus ganz klar bei den Grossevents. Denn wo finden Sie schon 54 Seminarräume, ein grosser Konferenzsaal für 500 Per-sonen, 550 Hotelzimmer und über 800 Parkplätze? Sind Sie selber auch involviert bei den Veranstaltungen?Ja. Wenn möglich betreue ich alle christlichen Veranstaltungen auf-grund meiner Erfahrung selber, sowohl im Vorfeld wie auch am Anlass. Das gibt dem Veranstalter

noch mehr Vertrauen in unsere Dienstleistung. Die Gäste schätzen es, von einem vertrauten Gesicht begleitet zu werden.Sie legen besonderen Wert auf die Gästebetreuung. Wie begeistern Sie die Gäste?In dem wir immer etwas mehr bieten als Standard. Die begeistern-de Betreuung beginnt bereits im Vorfeld. Jeder Veranstalter hat bei uns immer die gleiche Ansprech-person. Das erspart viel mühsame Koordinationsarbeit. Aufgrund der zahlreichen positiven Rückmeldun-gen wissen wir, dass alle unsere Mitarbeitenden überaus dienstleis-tungsorientiert und freundlich zu den Gästen sind. Ein Lächeln am Morgen erleichtert doch allen den Start in den Tag.

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Von aussen deutet nichts auf eine Preis-trägerin hin. Elektro Hertig in Tann-Rüti

ZH ist ein Fachgeschäft wie viele andere auch. Im geräumigen Verkaufslokal stehen Hunderte Haushaltgeräte der neusten Ge-neration. Zwei bunte Sibir-Kühlschränke im Retro-Design bringen etwas Farbe in den von Weiss dominierten Ausstellungs-raum.Seit 26 Jahren beschäftigt Inhaber Ruedi Hertig (59) Menschen mit einem Handi-cap. Von den 13 Angestellten haben fünf eine körperliche oder psychische Behin-derung. Sie arbeiten in der Buchhaltung, im Verkauf und in der Auslieferung und Montage. Ein Mitarbeiter ist auf einem Auge blind und hat ein eingeschränktes Hörvermögen. Ein anderer bezog wegen psychischer Probleme mehr als zehn Jah-re lang eine 100-prozentige IV-Rente. Und da ist Fedele. Er hatte seit 28 Jahren keine Festanstellung mehr, nahm Alkohol und Drogen, bevor er zu Elektro Hertig kam.

Klare Vorgaben nötig„Wir sind keine geschützte Werkstatt“, betont Ruedi Hertig, ehrenamtlicher Ge-meindeleiter der EMK Rüti ZH. „Auch von unseren Angestellten mit einer Behinde-rung fordern wir Leistung.“ Klare Vorgaben

wie Pünktlichkeit und Sauberkeit, die auch kontrolliert würden, seien nötig. „Fedele mussten wir hart anfassen und ihm klare Leitlinien setzen.“ Auch Jesus sei oft hart geblieben, habe Menschen einfach stehen lassen, die mit seinem Angebot nicht ein-verstanden waren. Fedele jedenfalls hielt durch, obwohl er zwei Jahre lang den über dem Existenzminimum gelegenen Teil des Lohnes ans Sozialamt zurückzahlen muss-te. Heute ist der Monteur schuldenfrei, zuvorkommend und pünktlich und nicht mehr auf Sozialhilfe angewiesen.

Eigene Leistung gibt BestätigungElektro Hertig zahlt marktübliche Löhne und einen Bonus. „Wir beschäftigen bei uns keine ,Sozialfälle‘, sondern gewinn-bringende Personen“, erklärt der Inhaber pragmatisch. „Ich verdiene Geld mit ih-nen.“ Menschen mit schwieriger Vorge-schichte zu integrieren, lohne sich nur, wenn beide Parteien davon profitieren könnten. Das schweizerische Sozialsystem empfindet Hertig als ethisch unsozial ge-genüber den Gesunden. Arbeiten sollte sich mehr rentieren als Sozialhilfe zu bezie-hen. „Es sollte wieder schwieriger werden, arm und krank zu sein“, meint Hertig. Dass Menschen mit Geld abgespiesen werden, die in der Lage seien, etwas zu arbeiten, sei keine gute Lösung. Geld alleine gebe dem Menschen keine Würde. Erst durch ei-

gene Leistung erworbenes Einkommen – natürlich im Rahmen der eigenen Mög-lichkeiten – gebe Bestätigung und er-mögliche ein selbstbestimmtes Leben.

Jeder Mensch hat Potenzial„Ein Mitarbeiter verhält sich loyaler gegen-über der Firma, wenn er die Möglichkeit erhält, sich trotz seines Handicaps zu entwickeln“, erklärt Hertig. Durch den ge-meinsamen Weg entstehe eine emotio-nale Bindung unter den Mitarbeitern. Das wirke sich positiv auf das Betriebsklima aus. Eine langjährige Belegschaft sei gera-de im Verkauf ein grosser Vorteil, bewirke sie doch eine gewisse Kundenbindung. Ruedi Hertig will Menschen eine Chance geben, weil er glaubt, dass jeder Mensch Potenzial hat, zu deren Entfaltung er bei-tragen will. Er will Menschen mit einem Handicap eine Plattform bieten, um sich zu entwickeln. Ob sie diese Möglichkeit nutzen, müssen sie selber entscheiden. „Dass wir uns um Benachteiligte kümmern, bedeutet aber nicht, dass Gott unsere Fir-ma automatisch segnet“, stellt Hertig klar. „Normalerweise haben wir nicht mehr als einen Tag Arbeit im Voraus. Doch bis heute ist es immer aufgegangen. Unser Geschäft funktioniert seit Jahren so.“ M

Christian Bachmann

b www.elektrohertig.ch

Ruedi Hertig: „Nicht die Sozialhilfe, sondern erst das im Rahmen des persönlich Möglichen erarbeitete Geld ist eine Bestätigung und ermöglicht selbstbestimmtes Leben.”

„Mitarbeiter mit einem Handicap sind loyaler“soziales engageMent Weil sie Menschen mit Handicap vorbildlich integriert, gewann Elektro Hertig den „This-Priis“ 2014. Ruedi Hertig erklärt, was Beeinträchtigte brauchen und wie die Firma von ihnen profitiert.

Der „tDer „tDer „ his-Priis“Mit dem jährlich verliehenen „This-Priis“ zeichnen die Initianten Unter-nehmen aus, die Menschen mit einem Handicap in den beruflichen Alltag ein-gliedern. Der privat lancierte Preis ist nach Matthias „This“ Widmer benannt, der mit zerebraler Lähmung geboren wurde. Einen Teil des Preisgeldes von 12 500 Franken spendet Elektro Hertig an „insieme“, eine Organisation für Menschen mit geistiger Behinderung, sowie an den Skaterpark Fägtory in Dürnten. Zudem sind zwei Mitarbeiter-Events mit Riverrafting und Gokart fahren geplant.b www.this-priis.ch

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14 Sy n ergi e | LeSer br i ef e

K aum hat die Lobpreisband zu spielen begonnen, fan-

gen die ersten an zu winken. Es gibt die verschiedensten Arten und Formen des Winkens. Eini-ge strecken einfach beide Ar-me gegen den Himmel, andere winken einarmig – hin und her, nach vorne, und nach hinten, manchmal einem Erstklässler gleichend, der sich zu Wort meldet. Manchmal wird die ganze Gemeinde aufgefordert, sich im Kreis zu drehen, zu hüpfen. Das sieht dann jeweils lustig aus, wenn Erwachsene jeden Alters, jeder Grösse, jeder Gewichtsklasse, he-rauszufinden versuchen, wo die individu-elle vertikale Achse ist.Wer jetzt meint, ich mache mich lustig über Leute, die Emotionen zeigen, die ih-re Nähe zu Gott spüren können und wol-len, liegt falsch. Im Gegenteil, ich möchte auch winken können, aber ich kann nicht! Introvertiert? „Wüe i Hemmige ha“ – ja, ich durfte Mani Matter noch live erleben. Scham? Standesdünkel? Sicher aber die Angst, Klienten, Kunden, Bankdirektoren etc. könnten das sehen und unliebsame Schlüsse ziehen.Wie kann ich das Winken lernen? Gibt es an der Theologischen Fakultät in Freiburg einen Lehrstuhl dafür? Ich gehe davon aus, dass in christlichen Familien das richtige Winken gelehrt wird. Für mich gibt es nur

eines: Learning by doing. Ich werde es so machen: Vielleicht an einem Abend-Gottesdienst, wenn es dunkel ist, bewege ich meinen kleinen Finger im Takt hin und her, das wird niemand sehen. Dann werde ich mich steigern, zuerst zwei Finger,

dann die ganze Hand etc. Wenn der Mo-ment kommt, da dies jemand sieht, werde ich sofort eine Sonnenbrille montieren. Nach meinem ersten Winken (mit ange-winkeltem Arm) hoffe ich darauf, dass die ganze Gemeinde innehält und mir applau-diert. So könnte verhindert werden, dass ich schamrot im Boden versinke.Doch, ich möchte winken können, ehrlich. Könnte ich nur einen Bruchteil meiner manchmal faulen Sprüche in Emotionsaus-brüche umwandeln, wäre ich glücklicher. Ich möchte Emotionen zeigen können, möchte winken, trotz oder gerade wegen Geschäftsverbindungen. – Ich weiss es: Eines Tages werde ich winken und nie-mand wird mich auslachen. Übrigens: Wer meint, er hätte an der Erfindung des Win-kens mitgewirkt, liegt falsch. Wohl unter vielen Stellen hier nur Psalm 28,2: „Höre, ich flehe dich an, ich schreie zu dir und he-be die Hände zum Gebet empor ...“ P

SYNERGIEEmotIoNEN Geschäftsleute sind eher zurückhaltend im Zeigen von Emotionen. Mir geht es auch so und manchmal denke ich im Gottes-dienst: „Ich möchte auch so winken können.“

mENSCHENSchweizer am Gebetsfrühstück in Washington Der Einsatz für die Glaubensfreiheit von Anhängern aller Religionen gehöre zum Kern der US-Aussenpolitik. US-Präsident Barack Obama sagte der weltweiten religiösen Verfolgung und Diskriminie-rung beim Nationalen Gebetsfrühstück in Washington den Kampf an. Zu die-sem traditionellen Anlass versammeln sich seit über 60 Jahren immer Anfang Februar Führungspersonen aus Poli-tik, Wirtschaft, Kultur und Religion, um über politische, nationale und kultu-relle Grenzen hinweg zu beten und auf Worte aus der Heiligen Schrift zu hören.

Dieses Mal nahmen rund 3000 Gäste aus mehr als 130 Ländern teil, darunter die Präsidenten von Albanien und Haiti, Bujar Nishani (Tirana) und Michel Mar-telly (Port-au-Prince). Aus der Schweiz angereist waren Heiri Minder, Karin und Philipp Hadorn, Wilf Gasser und Joel Blunier. (idea)

Marc Jost siegteBeim Skirennen des Berner Grossen Ra-tes am vergangenen Samstag auf der El-sigenalp siegte Marc Jost (40) in der Kate-

gorie „Herren 1“. Jost ist zweiter Vize-präsident im Grossen Rat und lebt mit seiner Familie in Thun. Beruflich ist er für die Schweizerische Evangelische Allianz als Co-Generalsekretär tätig und leitet deren Hilfswerkeverband „Interaction“. Ob er auch auf politischer Ebene einen Sieg einfährt, wird sich am 30. März wei-sen. Marc Jost kandidiert für den Regie-rungsrat. Sein Leitspruch: „Eine starke Mitte für einen starken Kanton.“ (idea)

Christoph Wirz

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Das ist sehr einseitigzu: „Genderismus als grosseHerausforderung“, (Nr. 5, S. 17)“, (Nr. 5, S. 17)“

Wenn in „idea Spektrum“ das Thema Homosexualität zur Sprache kommt,

dann ist das immer sehr einseitig und ausschliesslich im Zusammenhang mit ho-mophoben Theologen oder Umpolungs-therapien. Es gibt je länger desto mehr Christen, die sich nicht mehr an der kirchlich organisierten Homophobie beteiligen. In letzter Zeit hätte es genügend Ereignisse für

eine positive Berichterstattung gegeben, darunter das 30-jährige Jubiläum der Zürcher homosexuellen Christenbewegung oder die Tagung des Europäischen Forums der christlichen LGBT-Gruppen in Zug.Marcel Schmidt, Zürich

Leserbriefe entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion. Wir beachten alle Zuschriften, können aber nicht jede veröffent-Zuschriften, können aber nicht jede veröffent-Zuschriften, können aber nicht jede veröffentlichen. Kürzungen unter Wahrung des Sinns behalten wir uns vor. Die Redaktion

Der Autor ist Notar mit Büro in Oberhofen

am Thunersee; er wohnt in Lyss.

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PODIUM

Dr. Hannes Geiges: „ADHS ist keine Krank-Dr. Hannes Geiges: „ADHS ist keine Krank-Dr. Hannes Geiges: „ADHS ist keine Krankheit, sondern eine Anpassungsstörung.“

D er Kinderarzt und Spezialist für Kinder und Jugendliche mit ADS, Dr. Hannes

Geiges aus Rüti ZH, informierte in Wila Eltern und Lehrer über die Besonderheiten der Kinder mit einem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS).„In den ADS-Kindern verborgen ist so viel Schönes und Wertvolles! Graben Sie die Bodenschätze aus“, forderte der Arzt die Anwesenden auf. Selber von ADS be-troffen kennt er den Alltag, die Anforde-rungen und die Ausdauer, welche den Umgang mit diesen Kindern und jungen Erwachsenen prägen. Geiges spricht nicht von einer Krankheit, sondern von einer Anpassungsstörung: Die Gesellschaft verlange etwas, das ADS- oder ADHS-Kinder nicht leisten könnten. Aber Geiges ist überzeugt, dass sie auch Ressourcen in sich tragen, auf welche die Gesellschaft nicht verzichten kann. Wenn der Fokus vor allem auf Teilleistungs-schwächen wie Legasthenie, mangeln-de Impulskontrolle, Hyperaktivität oder Vergesslichkeit gelegt werde, wirke dies entmutigend und führe nicht selten zu Depressionen, in Süchte oder Kriminalität und könne Sozialhilfe nötig machen.

Eine Seilschaft ist nötig„Wenn Sie einen Achttausender besteigen wollen, braucht es dazu eine adäquate Vorbereitung und Ausrüstung, einen Berg-führer, hohe Motivation, Kraft und Durch-haltewillen. Das Gleiche gilt beim ADS-

Betroffenen. Es braucht Eltern, Geschwis-ter, Lehrer, Kameraden, Therapeuten, Wertschätzung, gegenseitige Akzeptanz, Toleranz und eine gute Portion Humor. Alle gehören zusammen, und wie am Seil gilt auch hier, dass der Schwächste das Tempo angibt. Aber dieser muss sich auch helfen lassen.“ Bei Integration denke man immer an Ausländer oder Minderbegabte, an Hör- oder Sehschwache, selten an ADS-ler. Die Integration der ADS-Kinder lasse zu wünschen übrig, hier bestehe Hand-lungsbedarf. „Wir verschleudern Ressour-cen, wenn wir diesen Kindern nicht Sorge tragen. Sie verfügen über Hartnäckigkeit, Ideenreichtum, Durchsetzungsvermögen, Hilfsbereitschaft und Ausdauer, wenn wir sie in ihren Begabungen fördern“, so der engagierte „Anwalt“ der ADS-Betroffenen.„Unser Engagement hat einen gesunden Selbstwert und eine normale Persönlich-keitsentwicklung zum Ziel, sowie einen Beruf, der ihren Talenten entspricht und nicht unter ihrem Niveau liegt“, sagte der Spezialist, der selbst keine neuen Patien-ten mehr behandelt. Die wohlwollende Beziehung, das stress- und druckarme Um-feld seien dabei die wichtigsten Faktoren. Zudem betonte der Arzt, dass sich Eltern Sorge tragen sollen, vor allem die Mütter. „Gehen sie auch mal ohne die Kinder in die Ferien, lassen sie sich helfen und entlasten, sonst halten sie nicht durch!“ (mf) P

Gemeinsam Bodenschätze ausgrabenaDs-aDhs Hannes Geiges informierte über die Besonderheiten von Kindern mit einem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom.

Andreas Brönnimann ist alt Nationalrat der EDU und Unternehmer.

aufmerksamkeits-Defizit-störungADS: Aufmerksamkeits-Defizit-Störung mit oder ohne Hyperaktivität (ADHS). Betroffene können dann ihre Aufmerk-samkeit konzentrieren, wenn sie sich mit einem Themenfeld beschäftigen, das sie fesselt. Wenn sie nicht interes-siert sind, schweifen ihre Gedanken ab. Informationen für ADS-Kinder:www.elpos.ch, für Erwachsene mit ADS:www.igads.ch

Der Beitritt der Schweiz in die EU wäre ein grosser Fehler. Was will die kleine Schweiz in diesem riesigen

Gebilde mitbestimmen? Die EU hat schwere gesundheitliche Probleme und befindet sich seit Längerem auf der Intensivstation. Sie hängt an Maschinen und wird mit Notpro-grammen und Rettungsfallschirmen am Leben erhalten. Sollten die Pumpen und die Euro-Druckmaschi-nen abgestellt werden, würde die EU unweigerlich auseinanderfallen und der Euro sterben. Ein Beitritt der Schweiz zu dieser maroden Staatengemeinschaft würde die Vermögenswerte der Schweiz verdampfen lassen wie einen Tropfen auf der heissen Herdplatte. Heute steht die Schweiz kerngesund und wie ein Leuchtturm inmitten der Brandung des Sturms. Leider wird das Rezept, das zu diesem Erfolg führt, von der EU in den Wind geschlagen. Im Gegenteil, sie ist bestrebt, uns ihre ganz offensichtlich untauglichen Gesetze aufzuzwingen. Im Namen der Solidarität versucht die Schweiz, mit grosszügigen Zahlungen und der Übernahme von finanziellen Verpflichtungen im Rahmen des Währungsfonds (IWF) zu helfen. Um den Eurokurs zu stützen, hortet die Nationalbank grosse Eurobestände im Keller. Das Sprichwort „mitgegangen – mitge-fangen“ wird für die EU-Staatenge-meinschaft langsam, aber sicher zum grossen Stolperstein. Die EU-Länder ziehen sich gegenseitig in die Tiefe. Unabhängig, selbstständig und eigenverantwortlich, das ist der Weg der Schweiz. Dieser Weg hat nichts mit Abschottung oder Unbarmher-zigkeit zu tun. Er entspricht zudem den Aussagen der Bibel.

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idea Spektrum 07.2013

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27. März, Informationsabend, die Schule für Ihr Kind, 20 Uhr, ASBB, csduebendorf.ch, [email protected], Telefon 044 915 40 45

28.–29. März, Forum christlicher Führungs-kräfte, Bern; www.christliches-forum.ch

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Page 17: Idea Spektrum Schweiz 07/2014

NAC H R IC H T EN 17

7.2014 7.2014

N eue Studien belegen, dass ungeborene Kinder im Mutterleib stärker geprägt

werden als weithin angenommen. So fanden Forscher der Universität Helsinki heraus, dass Kinder sich nach der Geburt an die Musik erinnern können, die sie im Bauch der Mutter hörten. Auch könne man davon ausgehen, dass so die Vorliebe für eine bestimmte Musik geprägt werde. „Wir sind schon im Mutterleib erlebende, fühlende Wesen und fähig, Sinnesreize aus unserer Umgebung aufzunehmen und zu verarbeiten“, so dazu der Heidelber-ger Psychotherapeut Ludwig Janus in der Sächsischen Zeitung.

Ungeborene können schon Wut und Freude empfinden Nach seinen Worten besteht eine enge Ver-bindung zwischen Mutter und Baby, über die das Kind „mit einer ganzen Reihe von Gefühlen konfrontiert wird und sie mit-fühlt“. So könne das Baby schon im Mutter-leib wütend sein oder Angst haben, aber auch Freude und Zufriedenheit empfinden.

Weiter heißt es, dass bei Ungeborenen – ab der achten Schwangerschaftswoche – zu-erst der Tastsinn erwacht. So spürten sie ein Entlangstreifen der Nabelschnur an ihrer Haut und ertasteten ihre Umgebung, wie man im Ultraschall sehen könne. Auf den Tast- folge der Geschmackssinn. Er be-ginne zu reifen, sobald ab der 13. Woche erste Schmeckknospen im Mund des Babys entstehen und es anfange, Fruchtwasser zu trinken. Das Aroma der Flüssigkeit hänge davon ab, was die Mutter zu sich nehme. Studien belegen, dass Essgewohnheiten der Mutter das Kind schon vor der Geburt prägen. So wurde festgestellt, dass Men-schen, deren Mütter in der Schwanger-schaft viel Knoblauch essen, das Gewürz bereits von klein auf sehr mögen.

Sie hören ab der 17. Woche Hören können Ungeborene etwa ab der 17. Woche – zunächst den Herzschlag der Mutter, das Rauschen ihres Blutes und das Rumoren von Magen und Darm. Spä-ter nehme das Kind zunächst die mütter-

liche Stimme wahr, dann andere Stimmen, Musik und Alltagsklänge. Im Blick auf das Sehen wird der Nürnberger Perinatalmedi-ziner Franz Kainer zitiert: „In der 16. Woche sind die Augen ausgebildet und beginnen sich zu bewegen. Etwa ab der 25. sind sie voll funktionsfähig, und das Baby öffnet sie in Wachzeiten.“ Der Geruchssinn komme im Mutterleib noch nicht zum Einsatz, da er in flüssiger Umgebung nicht funktioniere. Er sei aber gleich nach der Geburt von gro-ßer Bedeutung, da er dem Neugeborenen helfe, die Mutter zu erkennen und den Weg zu ihren Brustwarzen zu finden. P

Musik prägt schon im MutterleibSTUDIE Rund 40 Millionen Kinder werden weltweit pro Jahr im Mutterleib getötet, vielfach, weil man meint, es handele sich um einen winzigen Fleischklumpen, der nichts empfinde. Doch genau das stimmt nicht.

Ein Kind im Mutterleib bekommt sehr viel mehr von der Außenwelt mit, als man bisher annahm.

Nahe Jerusalem wurde eine 1.500 Jahre alte byzantinische Kirche bei Bauarbeiten entdeckt.

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N ach Auskunft der Israelischen Behörde für Altertümer ist das Bauwerk etwa 1.500 Jahre alt. Es befindet sich im Ort Mo-

shav Aduma an der Straße zwischen Ashdod und Jerusalem. Die Basilika war demnach 22 Meter lang und 12 Meter breit. Sie bestand aus einer Haupthalle, einem weiten Atrium mit einer Zisterne und einer Vorhalle. Auf dem Boden befinden sich grie-chische Inschriften, die unter anderem die Namen „Jesus“ und „Maria“ enthalten sowie den Namen des Mannes, der das Mosaik gespendet hatte. An der Stelle der einstigen Haupthalle wurde ein mit Rebstöcken verzierter Mosaikfußboden gefunden, der aus 40 Medaillons besteht. Sie bilden verschiedene Tiere ab, au-ßerdem geometrische und botanische Formen. Drei dieser Me-daillons ehren hohe Würdenträger der damaligen Kirche. Nach Angaben des Wissenschaftspublizisten und Fachmanns für alte Bibel- und Handschriftenfunde, Alexander Schick (Westerland/Sylt), handelt es sich um eines der am besten erhaltenen Mo-

saike aus byzantinischer Zeit im Heiligen Land. Nur ein im Jahr 2005 bei Ausgrabungen im nordisraelischen Meggido gefun-denes Mosaik sei ähnlich gut erhalten. P

Heiliges Land: Überreste einer 1.500 Jahre alten Kirche gefundenISRAEL Bei Bauarbeiten sind die Überreste einer byzantinischen Kirche mit Inschriften gefunden worden.

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7.2014

Jesus ist die wichtigste Person der Menschheitsgeschichte und er hatte

den größten Einfluss auf das Weltgesche-hen. Das erklärte der Pastor und Bestseller-autor John Ortberg (Menlo Park bei San Francisco) beim Willow-Creek-Leitungs-kongress in Leipzig. Jesu Geburt sei die am meisten gefeierte Geburt der Welt. Die Zeitrechnung der meisten Völker orientiere sich an seiner Geburt. Das Kreuz, an dem Jesus hingerichtet wurde, sei das Symbol mit dem weltweit stärksten Wiedererken-nungswert. „Hätte man zu Jesu Lebzei-ten wetten sollen, wessen Einfluss länger überdauern würde – der Jesu oder der des Römischen Reiches –, hätte wohl niemand

auf Jesus gesetzt. Aber heute nennen wir unsere Kinder Peter, Maria oder Johannes und unsere Hunde Cäsar und Nero.“

Christen revolutionierten das Sozial- und BildungswesenVor Jesus habe es keine Bewegung gegeben, die versuchte, jeden Menschen unabhängig von seinem gesellschaftlichen und sozialen Status einzubinden, betonte Ortberg. Arme und Schwache hätten in der Antike keinen Wert gehabt. Durch Jesu Vorbild hätten Christen durch die Jahrhunderte ein umfang-reiches Sozialwesen aufgebaut. Nach Ort-bergs Worten haben fast alle Bewegungen, die sich heute um Kranke und Benachteiligte

kümmern, ihre Wurzeln in der christlichen Bewegung und tragen die Handschrift Jesu. Nicht zuletzt habe Jesus durch seine Auffor-derung im Missionsbefehl (Matthäus 28), alle zu lehren, die Erziehung und Bildung revolu-tioniert. So hätten die Missionare Kyrill und Method das kyrillische Alphabet entwickelt. Auch stammten die ersten Wörterbücher und Grammatiken von Missionaren. Die Evangelien seien bislang in 2.200 Sprachen übersetzt worden – in so viele wie kein an-deres Buch auch nur annähernd. Angesichts dieser enormen Wirkungsgeschichte Jesu kritisierte Ortberg, dass Christen sich häufig über konfessionelle Unterschiede stritten, anstatt „über Jesus zu staunen“. P

Warum Jesus die wichtigste Person der

Weltgeschichte istWILLOW-CREEK-KONGRESS Keine andere Person hat bis in die Gegenwart so viel

Einfluss wie der Gottessohn.

„Ihr baut die besten Autos – warum nicht auch die besten Kirchen?“WILLOW CREEK Rund 8.000 Christen trafen sich in Leipzig zum dreitägigen Leitungskongress der Bewegung.

Lobpreis beim Leitungskongress der evangelikalen Willow-Creek-Bewegung in Leipzig

Am Ende des Kongresses stand der Ap-pell, sich in den örtlichen Gemeinden

zu engagieren und dafür Opfer zu bringen. Der Gründer und Hauptpastor der Willow-Creek-Gemeinde in South Barrington (bei Chicago), Bill Hybels, erklärte, bei jedem Besuch in Deutschland sei er fasziniert von der Bildung, Technologie und Industrie hier-zulande. Hybels: „Ihr baut die besten Autos der Welt. Warum baut ihr nicht auch die bes-ten Kirchen? Das würde Gott Ehre machen.“

Ich gebe dir heute mein LebenNach seinen Worten sollte jedes Morgenge-bet so lauten: „An diesem neuen Tag gebe ich mich dir neu hin. Fröhlich akzeptiere ich

die Rolle, die du mir zugewiesen hast. Ich ge-be dir heute mein Leben, mein Herz, meine Talente, meine Kreativität und Ressourcen.“ Wenn die rund zwei Milliarden Kirchenmit-glieder täglich so beteten, wäre die Welt eine andere, zeigte sich Hybels überzeugt.

Wo Gott am größten warGemeindeleiter ermutigte er, in jede Pre-digt einen Moment einzuflechten, der die Hörer überrasche und den sie mit in den Alltag nehmen könnten. Als Beispiel nann-te er eine Kanzelrede, die er gehört habe zu der Frage, wann Gott am besten war. Der Prediger habe mit der Schöpfung von Himmel und Erde begonnen und diese ein-

drücklich geschildert, so dass jeder Zuhö-rer den Eindruck hatte, die Schöpfung sei Gottes größte Leistung gewesen. Das ha-be der Pastor jedoch verneint, um mit der Rettung Israels aus Ägypten, der Mensch-werdung Gottes sowie Kreuzigung und Auferstehung Jesu fortzufahren. Jedes Mal erwarteten die Hörer, dass das die größte Tat Gottes gewesen sei. Am Ende der Pre-digt überraschte der Pastor die Gemeinde aber mit dem Satz: „Nein, am größten war Gott, als er mich armen, schwarzen Jungen im Alter von 12 Jahren anrührte.“ Dieser Moment sei so eindrücklich gewesen, dass ihn wohl kein einziger Gottesdienstbesu-cher vergessen habe, so Hybels. P Fo

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7.2014 7.2014

Überraschender projüdischer Kurswechsel im Iran?WENDE Bislang galt der radikal-islamische Iran als der gefährlichste Gegner Israels. Das scheint sich zu ändern.

D er jüngste Hinweis dafür ist, dass der iranische Präsident Hassan Ruhani dem jüdischen Krankenhaus in der Haupt-

stadt Teheran knapp 150.000 Euro gespendet hat. Laut Ruhanis Berater Hossein Fereidun will der Präsident damit ein Zeichen gegen religiöse Diskriminierung in seinem Land setzen. Zwar ist auch Ruhani noch gegen eine Anerkennung des Staates Is-rael, aber er hat sich seit seinem Amtsantritt im August 2013 immer wieder von den anti-israelischen Äußerungen sei-nes Vorgängers Mahmud Ahmadinedschad distanziert. Der hatte den Holocaust geleugnet und zur Auslöschung Isra-els aufgerufen. Dagegen hat Außenminister Mohammed D. Zarif zum Holocaust im deutschen Fernsehsender Phoenix gesagt: „Eine entsetzliche Tragödie ist da passiert, und das darf nie wie-der passieren.“ Der Iran hat mit 25.000 bis 28.000 Mitgliedern die größte jüdische Gemeinschaft im Nahen Osten außerhalb Israels.

Die Christen werden weiter schwer diskriminiertWährend die iranische Regierung die einheimischen Juden trotz Spannungen mit Israel nicht unter Druck setzt, werden Christen weiterhin schwer diskriminiert. Über Weihnachten und Neujahr wurden sechs Christen festgenommen, die zuvor Muslime wa-ren. Auch zahlreiche Pastoren sitzen hinter Gittern. Die Gesamt-

zahl der Konvertiten zum christlichen Glauben im Iran wird auf 250.000 geschätzt. Von den insgesamt 76,4 Millionen Einwohnern sind 99 % Muslime. P

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l idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps 15. bis 21. FebruarF E R N S E H E N

Samstag, 15. Februar Sonntag, 16. Februar Dienstag, 18. Februar Donnerstag, 20. FebruarSamstag, 15. Februar Sonntag, 16. Februar Dienstag, 18. Februar Donnerstag, 20. FebruarSamstag, 15. Februar Sonntag, 16. Februar Dienstag, 18. Februar Donnerstag, 20. FebruarSamstag, 15. Februar Sonntag, 16. Februar Dienstag, 18. Februar Donnerstag, 20. FebruarSamstag, 15. Februar Sonntag, 16. Februar Dienstag, 18. Februar Donnerstag, 20. FebruarSamstag, 15. Februar Sonntag, 16. Februar Dienstag, 18. Februar Donnerstag, 20. Februar

16.30–17.00Sterben, wie ich will – Der Streit um die Sterbehilfe. Gesprächsrunde u. a. mit Bischof Martin Hein

21.15–21.45 ERF 1Nicht nur Ja und Amen – Margot Käßmann im Gespräch über ihr Leben

9.25–10.00 „Fenster zum Sonntag“ – Mit Schmerzen leben. Wie Chronischkranke mit ihren Leiden umgehen

11.00–12.15 ERF 1Gottesdienst aus der Freien evangelischen Gemeinde in Erfurt

14.00–14.45„Stunde des Höchsten“ – Das Herz vor Gott ausschütten

Montag, 17. Februar

22.00–22.45 Der niederträchtige Krieg – Wie Frauen beim US-Militär vergewaltigt werden.

19.30–20.00„Wie ein Schlag ins Gesicht“ – Wie der todkranke Sportler Paul Beßler zu Jesus fand.

Mittwoch, 19. Februar

20.15–21.00 Sanfte Medizin und satte Gewinne – Das Geschäft mit „natürlichen“ Heilmitteln

22.35–23.05 „Das Kind gehört mir!“ Eltern im Scheidungskrieg

Freitag, 21. Februar

20.15–22.10„Briefe an Gott“ – Spielfilm. Der 8-jährige Tyler ist tod-krank. In Gott findet er einen Gesprächspartner.

H Ö R F U N KSonntag, 16. Februar Donnerstag, 20. Februar

7.05–7.30 Kein Licht ohne Schatten: Selbst-Verwirklichung durch Christus-Nachfolge

8.30–9.00Mythos Pfarrhaus – Eine legendäre Institution im Wandel der Zeit

8.35–8.50Die Theologie des Witzes –Religiöse Witze und ihre Pointe

9.04–9.30Als ob sich eine Tür öffnet – Erwachsene entdecken den Glauben

9.45–10.00 SRF 2Evangelisch-reformierte Radiopredigt von Pfarrerin Caroline Schröder Field, Basel

10.00–11.00Gottesdienst aus der Evangelisch-reformierten Kirche in Hamburg

12.05–12.30Berg zu verkaufen –Misereor, Peru und die deutsche Verantwortung

Mittwoch, 19. Februar

20.00–21.00 Seelsorge im Schweizer Hochsicherheitsgefängnis

20.00–21.00 ERF PlusDas Apfelsinen- und andere Wunder. Horst Marquardt im Gespräch mit Werner Beyer.Kaum jemand kennt sich in der Geschichte der Evangeli-schen Allianz so gut aus wie Beyer, der ein riesiges Archiv in Bad Blankenburg verwaltet.

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

Präsident Ruhani ist nicht mehr der Feind Israels.

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7.2014

D as teilte der Afrikareferent der In-ternationalen Gesellschaft für Men-

schenrechte (IGFM), Emmanuel Franklyne Ogbunwezeh (Frankfurt am Main), mit. Die meisten Opfer seien Christen. Aber auch gemäßigte Muslime und Einrich-tungen der Zentralregierung – etwa Polizeistationen und Schulen – würden angegriffen. Alles, was dem Ziel von Bo-ko Haram im Wege stehe, eine islamische Republik zu errichten, sei gefährdet. Seit

Nigeria: 5.000 Tote durch islamischen TerrorWESTAFRIKA In Nigeria starben bei Gewaltakten der islamischen Terrororganisation Boko Haram (auf Deutsch: Westliche Bildung ist Sünde) in den vergangenen drei Jahren mindestens 5.000 Menschen.

Anfang dieses Jahres drehe sich die Ge-waltspirale immer schneller. In Shonong im Bundesstaat Plateau seien 50 Christen ermordet worden, in Chakawa (Bundes-staat Adamawa) 40 und in Kawuri (Bun-desstaat Borno) 85. Der Terror habe im Dezember 2011 begonnen, als Boko Ha-ram allen Christen im Norden Nigerias ein dreitägiges Ultimatum stellte, entweder den Norden zu verlassen oder „die Kon-sequenzen zu tragen“. Über die Zahl der Mitglieder der radikalen Bewegung gibt es laut Ogbunwezeh keine Angaben.

Saudi-Arabien unterstütztdie ChristenverfolgerBoko Haram trete in der Öffentlichkeit nur durch einige Sprecher auf. Sie bekomme finanzielle Unterstützung vor allem aus Saudi-Arabien. Nach Ansicht des nige-rianischen Friedensforschers Yakubu Joseph sind die staatlichen Institutionen nicht fähig, den Terrorismus wirksam zu bekämpfen. Die Islamisten genössen viel Sympathie, weil sie sich für einen sehr sozialen Staat einsetzten. Als Gegenmaß-nahmen empfiehlt Joseph der Regierung, sie sollte die Korruption im Land direkt angehen, die ungerechte Verteilung des Reichtums verringern und die Wirtschaft beleben, damit die Ursachen für die weit verbreitete Unzufriedenheit verschwin-den. Dabei sollten westliche Länder hel-fen. Allerdings seien westliche Firmen zum Teil an der Korruption beteiligt. Der Sprecher des IGFM-Vorstandes, Martin Lessenthin, vertrat die Ansicht, dass es in Nigeria auch unabhängig von Boko Haram Menschenrechtsverletzungen gebe. Dazu gehöre die Einführung der islamischen Ge-setzgebung (Scharia) in zwölf nördlichen Bundesstaaten. Sie schließe barbarische Strafen wie Amputation von Gliedmaßen und Steinigung sowie die Unterdrückung von Frauen und Homosexuellen ein. P

b www.igfm.de • 069 4201080

Ein schwerverletzter Junge nach einem Angriff der islamistischen Bewegung „Boko Haram”

NigeriaEinwohner: 158 MillionenMuslime: 50 %Kirchenmitglieder: 40 %Anhänger von Naturreligionen: 6 %

Lagos

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BundesstaatPlateau Bundesstaat

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BundesstaatBornoN I G E R I A

Bayless Conley

NOTIERT USA: Fernsehprediger schwer verletztBei einem Freizeit-unfall hat sich der US-Fernsehprediger Bayless Conley schwer verletzt. Der 58-Jährige, dessen Bibelarbeiten in mehr als 100 Län-dern ausgestrahlt werden, verun-glückte vor der Insel Catalina (Kalifor-nien). Er befand sich mit 2 Freunden in einem Motorboot. Der 7 Meter lange Katamaran lief mit voller Geschwindig-keit auf Klippen auf. Conley sowie seine Begleiter Keith Johnson und Pastor Jeff Perry erlitten schwere Verletzungen. Con-ley musste zweimal an Hals und Genick operiert werden. Beide Eingriffe sind gut verlaufen. Johnson erlitt Gesichtsverlet-zungen und Perry einen Bruch des Brust-beins. Der Pfingstpastor Conley erreicht mit seiner Fernseh-Bibelstunde „Antwor-ten mit Bayless Conley“ jede Woche ein Millionenpublikum – auch in Deutsch-land, Österreich und der Schweiz.

Uganda: Tod während der TaufeIn Uganda sind ein Pastor und ein Täuf-ling während einer Taufe in einem Stau-see ertrunken. Das Unglück ereignete sich am Mugoya-Stausee in Iganga im Osten des Landes vor den Augen von mehr als 200 Gemeindegliedern. Bei den Toten soll es sich um einen pfingstkirchlichen Pastor handeln, bei dem ertrunkenen Täufling um eine Frau. Augenzeugenberichten zufolge soll der Pastor ausgerutscht sein und das Gleichgewicht verloren haben, als er die Frau das dritte Mal un-tertauchte. Beide konnten den Angaben zufolge nicht schwimmen. Das Unglück ist nicht das erste seiner Art. Laut Medi-enberichten soll es in demselben Stausee allein in den vergangenen beiden Jahren sieben weitere Todesfälle gegeben haben – allesamt bei Taufen. Dennoch sei der See für Taufen äußerst beliebt, hieß es.

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Haben sich die friedensbewegten Pastoren geirrt?

PRO Zunächst dies: Kein seriöser Theologe bestreitet, dass Krieg dem Schöpferwillen Gottes zuwider-

läuft und somit eine Frucht der Ursünde ist. Das Gleiche gilt aber auch für Kriminalität. Daraus zu schließen, dass der Sol-daten- oder Polizistenstand unchristlich wären, macht weder weltlichen noch geistlichen Sinn. Im Rechtsstaat ist das Kriegshandwerk laut Luther „wichtig und göttlich“, weil es „die Gerechten beschützt, Frau und Kind, Haus und Hof (…) Ehre und Frieden erhält und bewahrt“. Es wegen seines un-erfreulichen Arbeitsgeräts zu verwerfen, wäre so töricht wie die Verschmähung des Chirurgenberufs, weil wir Skalpells nicht mögen. Nun gut, aber müssen wir die Bundeswehr in fremde Kontinente schicken? Ja! Denn es wäre philisterhaft anzunehmen, dass die „Gerechten“ ausschließlich innerhalb unserer Grenzen lebten. Unter „Nächste“ versteht die Bibel nicht nur die Piepenbrinks nebenan, sondern auch Schwarze

in Afrika. Wenn sie vom Völkermord bedroht sind und über Organisationen wie UNO, EU oder NATO Hilfe erheischen, dann wäre es ein Hohn, Malariapillen zu schicken, während Franzosen und andere ihre Haut zu Markte tragen.

Christen sind in einer paradoxen LageNur Schwärmer meinen, dass sich der Mensch aus eigener Kraft ein Privatparadies in Form einer Insel der Seligen schaffen könnte. Christen sind in der paradoxen Lage, zwar aus Gnade durch den Glauben an Jesu Heilswerk er-löst zu sein, sich aber gerade deshalb in der noch unerlös-ten Welt einbringen zu müssen – nicht durch scheinheili-ges Geschwätz, sondern mit dem probaten Werkzeug, dem Bösen zu widerstehen, notfalls auch fernab, wo „die Völker aufeinanderschlagen“. Das Böse ist eine Realität! Dies soll-te uns Deutschen klar sein. P

KONTRA Die „friedensbewegten Pastoren“ waren sehr oft Pazifi sten. Mit ihrer Haltung, sehr oft Pazifi sten. Mit ihrer Haltung, sehr oft Pazifi

den Wehrdienst zu verweigern und vielfältig für den Frie-den aktiv zu sein, haben sie sich nicht geirrt. Sie lebten nach der Ethik Jesu, die in Zukunft herrschen muss, wenn wir überleben wollen. „Mauerfall“ und Ende des „Kalten Krie-ges“ sind auch ihnen zu danken.

Was zur Friedlichen Revolution führtePeter Hahne hat recht, dass Pazifi sten keine besseren Men-Peter Hahne hat recht, dass Pazifi sten keine besseren Men-Peter Hahne hat recht, dass Pazifischen sind. Aber es stimmt nur zur Hälfte, dass der NATO-Doppelbeschluss maßgeblich zur Wiedervereinigung ge-führt hat. Die Friedliche Revolution belegt: „Buße“ und die Aktion „Schwerter zu Pfl ugscharen“ der Friedensdekade, Aktion „Schwerter zu Pfl ugscharen“ der Friedensdekade, Aktion „Schwerter zu PflFriedensgebete und gewaltlose Montagsdemonstrationen bildeten die geistig-geistliche Grundlage zur Strategie ei-

nes friedlichen Machtwechsels. Sie trugen zum Wunder der Freiheit und Einheit bei.

Bundespräsident Joachim Gauck hat in seiner Rede zur 50. Münchner Sicherheitskonferenz zur verantwortungs-vollen Außenpolitik die „aufrichtigen Pazifi sten“ gewür-vollen Außenpolitik die „aufrichtigen Pazifi sten“ gewür-vollen Außenpolitik die „aufrichtigen Pazifidigt. Er hat sie abgehoben von jenen, die Deutschlands his-torische Schuld benutzen, um zur Zurückhaltung zu mah-nen. Das führe zur Selbstprivilegierung.

Viele Menschen unseres Volkes leben die „Freiheit eines ungebundenen Lebens“. Insofern lohnt es, die außenpoli-tischen Überlegungen auch innenpolitisch unter dem Bi-belwort zu bedenken: „Wenn dann mein Volk, über das meine Name genannt ist, sich demütigt, dass sie mein An-gesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören, ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen“ (2. Chronik 7,14). P

Der Mauerfall und das Ende des Kalten Krieges sind auch den friedens-

bewegten Pastoren zu verdanken.

Christen müssen sich einbringen, notfalls auch fernab, wo „die Völker

aufeinanderschlagen“.

Oberlandeskirchenrat i. R. Harald Bretschneider (Dresden) war in der DDR Gründer der Initiative „Schwerter zu Pflugscharen“, die entscheidend zum Mauerfall beigetragen hat.

Uwe Siemon-Netto ist Gründer des Zentrums für Lutherische Theologie und Öffentliches Leben in Capistrano Beach in Kalifornien. Seine Memoiren als Kriegsreporter erscheinen Ende Februar beim Brunnen-Verlag.

ETHIK „Nur wer die Bibel missversteht, lehnt den ‚Einsatz des Schwertes‘ grundsätzlich ab“, so Peter Hahne zur Debatte um Auslandseinsätze der deutschen Bundeswehr. Laut Hahne hätte es die Wiedervereinigung Deutschlands ohne den Doppelbeschluss der NATO gegen die Aufrüstung der Sowjetunion nicht gegeben. Haben sich die friedensbewegten Pastoren also geirrt?

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22 GEBE TSF RÜ HST ÜC K

Zu Beginn jedes Jahres schaut die Welt gespannt auf zwei internationale Konferenzen: das Welt-wirtschaftsforum im schweizerischen Davos

und die Sicherheitskonferenz in München. Zu diesen Ta-gungen kommen führende Politiker, Wirtschaftsexperten, Militärs und Intellektuelle, um über Lösungen für die gro-ßen Probleme der Welt zu beraten: Krieg und Frieden, Ar-mut und Reichtum, Sicherheit und Gerechtigkeit. Kurz: Es geht um die Frage, wie unsere Welt langfristig ein wenig besser werden kann. Das Entscheidende bei diesen Konfe-renzen sind nicht die öffentlichkeitswirksamen Auftritte der Akteure oder ihre Vorträge vor laufender Kamera, son-dern die vertraulichen Gespräche zwischen Freund und Feind hinter den Kulissen. Freilich haben beide – das seit 1971 bestehende Weltwirtschaftsforum und die 1963 als „Wehrkundetagung“ ins Leben gerufene Sicherheitskon-ferenz – inzwischen ihre Vertraulichkeit aufgrund des Me-dienandrangs weitgehend eingebüßt.

Obama über die Bedeutung der ReligionsfreiheitViel weniger im Licht der Öffentlichkeit steht ein noch äl-teres Treffen, das solche Ziele mit einem ähnlichen Kon-zept verfolgt: das Nationale Gebetsfrühstück Anfang Feb-ruar in Washington. Es fand jetzt zum 62. Mal statt – mit

über 3.000 Teilnehmern aus mehr als 130 Ländern. Höhe-punkt ist immer der Auftritt des amtierenden US-Präsiden-ten – in ununterbrochener Reihenfolge von Dwight Eisen-hower 1953 bis Barack Obama. So auch am 6. Februar, als Obama in Begleitung seiner Frau Michelle und von Vize-präsident Joe Biden eine bemerkenswerte Rede zur Bedeu-tung der Religionsfreiheit hielt und die Bekämpfung von religiöser Verfolgung und Diskriminierung als einen Kern amerikanischer Außenpolitik beschrieb. Bemerkenswert insofern, als man im Westen jahrzehntelang geneigt war, Religion als Auslöser für Konfl ikte auszublenden und die Religion als Auslöser für Konfl ikte auszublenden und die Religion als Auslöser für KonflUrsachen lediglich in wirtschaftlichen oder ethnischen In-teressenkonfl ikten zu suchen. Spätestens seit den Terror-teressenkonfl ikten zu suchen. Spätestens seit den Terror-teressenkonflanschlägen vom 11. September 2001 wurde die Welt eines Besseren oder vielmehr Schlechteren belehrt.

Gespräche hinter den KulissenAber das Nationale Gebetsfrühstück ist viel mehr als die traditionelle Ansprache des US-Präsidenten. Es ist auch mehr als die zahlreichen Frühstücke, Mittag- und Abend-essen, Seminare und Zusammenkünfte von Teilnehmern aus verschiedenen Regionen, etwa der rund 20 Gäste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Entscheiden-de passiert hinter den Kulissen. Zu Recht beschrieb der Thü-

Die WeltverbessererNATIONALES GEBETSFRÜHSTÜCK IN WASHINGTON Wie kann man die Welt friedlicher, gerechter und besser machen? Wie lassen sich Kriege und Konflikte verhindern, beilegen oder entschärfen? Verschie-dene Welttagungen befassen sich mit diesen Menschheitsfragen, auch das Nationale Gebetsfrüh-stück in Washington und die dahinterstehende internationale Bewegung. idea-Redaktionsleiter Wolfgang Polzer kommentiert das jüngste Treffen in den USA.

Ein Blick in den Saal des Hilton-Hotels in Washington, in dem das Nationale Gebets-frühstück mit über 3.000 Gästen stattfand.

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ringer Bundestagsabgeordnete Tankred Schipanski (CDU) das Treffen als „gigantisches Netzwerken“. Wie in Davos und München, so sind auch beim Nationalen Gebetsfrüh-stück nicht die Vorträge das Wichtigste, sondern die vertrau-lichen Gespräche hinter den Kulissen. Dazu trägt die ausge-sprochen gemischte Zusammensetzung der Gäste bei – zum Beispiel israelische Knesset-Abgeordnete und Araber aus dem Heiligen Land, Politiker und Diplomaten aus Serbien und dem Kosovo, Oppositionelle aus der Ukraine und An-hänger von Staatspräsident Viktor Janukowitsch. Und das geschieht nicht nur Anfang Februar in Washington, sondern das ganze Jahr über in verschiedenen Ländern der Welt.

Eine Bewegung breitet sich ausWie ist es möglich, Gegenspieler aus Konfl iktregionen zu-Wie ist es möglich, Gegenspieler aus Konfl iktregionen zu-Wie ist es möglich, Gegenspieler aus Konflsammenzubringen? Die Gebetsfrühstücksbewegung star-tete schon 1942 durch Treffen christlicher Politiker in den USA, die regelmäßig – etwa einmal pro Woche – über Par-teigrenzen hinweg zum Frühstück, zum Austausch per-sönlicher Erfahrungen, zum Hören auf Bibelworte und zum Beten zusammenkommen. Die Bewegung breitete sich rasch von den Bundesstaaten in den Kongress in Wa-shington aus, wo es Gebetsfrühstücke im Repräsentanten-haus und im Senat gibt. Und weit darüber hinaus in bisher rund 160 Länder der Welt. Auch nach Deutschland, wo vor über 30 Jahren der ehemalige baden-württembergische Landtagsabgeordnete Rudolf Decker zusammen mit dem Verleger Friedrich Hänssler die Idee aufgriff und umsetz-te. Inzwischen bestehen Gebetsfrühstückstreffen im Bun-destag und in den Landtagen von Hamburg, Schleswig-Holstein, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Im-mer im Juni gibt es ein Pendant zum US-Gebetsfrühstück – die Internationale Berliner Begegnung –, organisiert von der Stiftung für Grundwerte und Völkerverständigung.

Feindseligkeiten vergessenWie kommt es, dass bei diesen Treffen Führungspersonen aus unterschiedlichen politischen Lagern, verschiedenen Religionen, verfeindeten Volksgruppen ihre Feindseligkei-ten zumindest vorübergehend vergessen können? Eine

Antwort: Die Gebetsfrühstücksbewegung will das Ge-meinsame betonen, nicht das Trennende. Wenn Politiker verschiedener Couleur miteinander beten, können und sol-len sie zwar immer noch um den besten Weg ringen, aber sie werden anders miteinander umgehen und die oft schmerzlichen und polemischen Angriffe vermeiden.

Das Konzept lautet ganz einfach: JesusHinzu kommt die Einsicht, dass letztlich nicht Gesetze, Ideologien, Wirtschaftskonzepte die Welt verbessern kön-nen, sondern eine Veränderung des Menschen in seinem Innersten. Das Konzept der Gebetsbewegung ist simpel; es lautet: Jesus. Immer wieder wird betont, dass diese Person, wie sie in der Bibel, aber auch im Koran beschrieben wird, Menschen vereint. „Religion trennt, aber Jesus verbindet“, ist allenthalben zu hören. Die von Jesus gepredigten Werte wie Nächsten- und Feindesliebe, Vergebung, Barmherzig-keit und Menschenfreundlichkeit leuchteten allen ein. Nein, eine Missionsveranstaltung ist das Gebetsfrühstück nicht. Menschen bekehren könne man ohnehin nicht, das sei Sache des Heiligen Geistes. Aber Brücken bauen, Ge-meinsamkeiten statt Unterschiede betonen – danach sehn-ten sich alle Menschen.

Theologischer Streit findet kein InteresseÜber den theologischen Gehalt dieser Philosophie könnte man treffl ich streiten. Aber das will man nicht. Kirchenver-man treffl ich streiten. Aber das will man nicht. Kirchenver-man treffltreter sind demzufolge beim Nationalen Gebetsfrühstück auffallend rar. Theologischer Streit stößt auf kein Interesse, denn dies würde ja gegen das Ziel verstoßen, die Gemein-samkeiten zu betonen. Vielfach kann man sich freilich des Eindrucks einer gewissen Naivität und eines überbordenden Idealismus nicht erwehren. Ja, wenn alle Menschen dem Bei-spiel Jesu folgen würden, wäre die Welt besser. Ja, wenn …

Die Welt ist nicht besser gewordenWeder das Weltwirtschaftsforum in Davos noch die Münchner Sicherheitskonferenz haben die Probleme der Welt lösen können – und die Gebetsfrühstücksbewegung auch nicht. Zwar weiß niemand, wie viele Konfl ikte durch auch nicht. Zwar weiß niemand, wie viele Konfl ikte durch auch nicht. Zwar weiß niemand, wie viele Konflvertrauliche und diskrete Begegnungen verhindert oder wenigstens entschärft wurden. Aber ein Blick in die Zei-tung, ins Fernsehen oder das Internet genügt, um festzu-stellen, dass unsere Welt nicht besser und heiler geworden ist – im Gegenteil. Das entbindet gewiss nicht von der Ver-pfl ichtung, der Stadt Bestes zu suchen, wie es der Prophet pfl ichtung, der Stadt Bestes zu suchen, wie es der Prophet pflJeremia (29,7) so treffl ich ausgedrückt hat. Aber gleichzei-Jeremia (29,7) so treffl ich ausgedrückt hat. Aber gleichzei-Jeremia (29,7) so treffltig gilt es, politisch, wirtschaftlich und geistlich realistisch zu bleiben. Christen sind überzeugt, dass es den Menschen auch beim besten Willen nicht gelingen wird, die Welt zu retten. Das ist Gott vorbehalten, wenn er bei der Wieder-kunft Jesu Christi einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird. Freilich: So lange gilt es, zu beten und zu handeln und den Mut nicht zu verlieren. P

v. l.: Senator Robert Casey, Michelle Obama, Präsident Barack Obama und Janice Hahn

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aller Ehen werden geschieden), sondern auch die höchste Abtreibungsrate, die höchste Selbstmordrate unter Kindern sowie unter den Alten. Viele Russen ertränken ihre Hoff-nungslosigkeit in Alkohol.

Putin, der Fuchs und der RabeAber Putin hat doch die letzten Präsidentschaftswahlen (2012 mit 64 %) haushoch gewonnen …Die Russen haben seit der kommunistischen Oktoberrevo-lution 1917 drei Generationen Bespitzelung hinter sich, und das hat sich tief eingeprägt. Man sagt und tut öffentlich nie, was man eigentlich denkt. Das macht ein Witz deutlich, der gerade in Russland erzählt wird. Es ist die „aktualisierte“

Sotschi ist nicht Russland RUSSLAND Die Welt blickt in diesen Tagen nach Sotschi, wo die Olympischen Winterspiele stattfin-den. Für idea ein Anlass, nach der religiösen Situation in Russland zu fragen. Dazu ein Interview mit Otto Schaude, der im Alter von 66 Jahren vor gut 3 Jahren Bischof der Evangelisch-Luthe-rischen Kirche Ural, Sibirien und Ferner Osten wurde. Der Pietist aus Schwaben leitet das größte lutherische Bistum der Welt, das sich über 7 Zeitzonen erstreckt. Mit ihm sprach Helmut Matthies.

idea: Herr Bischof Schaude, sieht man die Bilder von Sotschi an, ist Russland ein modernes Land. Erleben Sie es auch so?Schaude: Sotschi ist eine Ausnahme, ein Prestigeobjekt Prä-sident Putins. Die Spiele müssen perfekt sein und alle seit-herigen Spiele überstrahlen. Sie sind mit offi ziell gut 37 Mil-herigen Spiele überstrahlen. Sie sind mit offi ziell gut 37 Mil-herigen Spiele überstrahlen. Sie sind mit offiliarden Euro die mit Abstand teuersten der Geschichte. Doch das ist nicht Russland. Ich erlebe ein Volk, das nach 70 Jahren Atheismus ohne Perspektive ist. Der stellvertre-tende Vorsitzende der Liberal-Demokratischen Fraktion im russischen Parlament, Jaroslaw Nilow, traf es auf den Kopf, als er im letzten Jahr sagte, Russland sei eine Gesellschaft mit hohen Preisen und niedrigen Werten. Russland hat nicht nur die höchste Scheidungsrate weltweit (zwei Drittel

Russland: 142 Mio. BürgerInsgesamt 25 % Kirchenmitglieder

35 Millionen Orthodoxe(Rund 100 Millionen Einwohner bezeichnen sich jedoch als orthodox.)

500.000 Katholiken

200.000 Lutheraner

150.000 Baptisten

150.000 Charismatiker

120.000 Pfingstler

70.000 Adventisten

Präsident Putin (oben) im Gottesdienst in der neuen „Olympia-Kirche” in Sotschi. Nicht nur hier sind die orthodoxen Kirchen so prunkvoll.

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alte Fabel „Der Fuchs und der Rabe“ von Äsop: „Ein Rabe sitzt auf einem Baum und hat im Schnabel ein Stück lecke-ren Käse. Das sieht ein unten vorbeilaufender Fuchs. Er schmeichelt dem Raben: ‚Lieber Rabe, du bist der intelligen-teste Vogel, den es gibt. Sage mir, soll man Putin wählen? Ja oder nein?’ Der Rabe überlegt und denkt sich: Sag ich Nein, ist das zu gefährlich. Sage ich Ja, gibt es nicht meine Meinung wieder. Vorsichtshalber sagt er ‚Ja’. Dabei fällt ihm der Käse aus dem Schnabel. Der Fuchs nimmt ihn und geht befriedigt fort. Der Rabe denkt: Und wenn ich Nein gesagt hätte, was wäre anders?“ Uns begegnet eine stark verbrei-tete Hoffnungslosigkeit. „Egal, ob oder was ich wähle, es ändert sich sowieso nichts.“ Das Fatale dabei ist: Russland hat gleichzeitig die größten Bodenschätze. Eine wirkliche Demokratie gab es noch nie – bis heute.Aber Gerhard Schröder (SPD) meinte doch 2004 als Bundes-kanzler, Putin sei ein „lupenreiner Demokrat“?Vermutlich hat er die wahre Situation Russlands nie ken-nengelernt. In einem der besten Reiseführer, dem Baedeker, steht zu Recht drin: Wenn man Russland kennenlernen will, muss man hinter den Ural gehen. Das europäische Russland ist entwickelter als das viel größere, das asiatische.

Man macht, was der Priester sagtWarum ist es hinter dem Ural schlimmer?Viele Entwicklungen sind dort nicht angekommen oder hat-ten wenig Einfl uss – z. B. die Aufklärung. Die Russen sind ten wenig Einfl uss – z. B. die Aufklärung. Die Russen sind ten wenig Einflseit Jahrhunderten gewohnt, sich den herrschenden Syste-men oder Personen unterzuordnen (und das zu tun, was von „oben“ kommt). Das gilt auch in der orthodoxen Kirche. Man macht, was der Priester sagt.Dann müssten doch aber christliche Werte stark verbreitet sein?Der Aberglaube ist leider im asiatischen Teil noch sehr stark wirksam. Bei wirklichen Problemen wie schwerer Krankheit gehen viele Russen zu Wahrsagern oder zu den Schamanen (Zauberpriestern). Auch in unserer lutherischen Kirche erle-ben wir, dass Menschen zum Pastor gehen und um Gebet wie Segen bitten – und anschließend zum Schamanen gehen.Wie kann es so viel Aberglauben geben? Es heißt doch, die or-thodoxen Kirchen seien übervoll.Die Kirchen sind meist gut besucht, aber es fehlt oft die per-sönliche Beziehung zu Jesus Christus. Die 4 Grundpfeiler der Reformation (allein Christus – allein die Schrift – allein der Glaube – allein die Gnade) werden nicht gelehrt. Gleich-zeitig sehnt sich die orthodoxe Kirche nach Neubelebung und redet von „Wiedergeburt“. Sie versteht dabei „Wieder-geburt“ religiös-politisch im Blick auf den Einfl uss der Kir-geburt“ religiös-politisch im Blick auf den Einfl uss der Kir-geburt“ religiös-politisch im Blick auf den Einflche auf Staat und Gesellschaft. Dasselbe Wort verwendet auch Putin. Er meint es politisch – im Blick auf die russische Nation. Es gibt kaum ein Volk, das so patriotisch ist wie die Russen. Und für die Russisch-Orthodoxe Kirche gilt: Wer Russe ist, der ist orthodox. Andere Religionen und Konfes-sionen gehören nicht zu Russland – es sind Sekten. Dazu wird dann vielfach auch unsere lutherische Kirche gezählt.

Wir sind keine Kirche – allenfalls eine religiöse Gemein-schaft, freilich staatlich anerkannt und registriert.

Der Vorhof zum HimmelWas fasziniert denn so viele Russen an der orthodoxen Kirche?Sie erreicht den russischen Menschen wirklich – ganzheit-lich. Auch den Leib und seine Sinne und die Seele. Fast alle Städte und Dörfer in Russland sind grau in grau. Dann kom-men die Menschen aus dem harten, entbehrungsreichen „grauen“ Alltag in die orthodoxe Kirche und erleben eine andere Welt mit unglaublichem Glanz und Schönheit: so-wohl durch die Ikonen als auch durch die Gewänder der Priester. Hier hören sie die altslawischen (nicht russischen!) Gesänge der Priester. Obwohl man sie meist nicht versteht, faszinieren sie offensichtlich. Die Gottesdienstbesucher

Ein ungewöhnlicher Bischof: Otto SchaudeOtto Schaude dürfte der einzige Bischof sein, der kein Theologe mit akademischem Studium ist. Aber der württembergische Alt-bischof Theo Sorg meinte einmal, dass der Umgang des Lehrers Schaude mit biblischen Texten häufig genauer sei als bei vielen Theologen. Bis 2008 leitete Otto Schaude 17 Jahre lang einen der größten innerkirchlichen Verbände – den württembergischen Alt-pietistischen Gemeinschaftsverband mit über 500 Gemeinschaf-ten. Als er schon ein Jahr im Ruhestand war, wurde er im Rahmen einer Schulung kirchlicher Mitarbeiter in Sibirien gebeten, vor der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche Ural, Sibirien und Ferner Osten zu reden. Seine Ansprache beeindruckte derart, dass er gefragt wurde, ob er nicht Bischof werden wollte. Im Oktober 2010 wählte man ihn einstimmig zum Bischof. Seit nunmehr über drei Jahren betreut er (und seine Frau Brigitte begleitet ihn stets) mit nur 15 hauptamtlichen Pastoren 150 Gemeinden. Zu seiner Kirche gehören rund 4.000, oft sehr arme Mitglieder. Wer ihr hel-fen möchte, kann dies tun über das Sonderkonto „Sibirienhilfe“, Die Apis – Evangelischer Gemeinschaftsverband, EKK Kassel, IBAN DE19520604100000416860, BIC GENODEF1EK1.Als Deutscher braucht Schaude ein Visum. 180 Tage im Jahr darf er in Russland bleiben, die restliche Zeit muss er nach Deutsch-land zurück. Dieses halbe Jahr nutzt er, um über Russland zu informieren. Wer ihn einladen möchte: [email protected]

Bischof Schaude beim Interview in der Wetzlarer idea-Zentrale

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selbst singen nicht. Sie sitzen auch nicht, sie stehen. Dazu kommt dann noch der Geruch von Weihrauch und echten Wachskerzen. Kerzen erhält man in Russland ausschließlich in der orthodoxen Kirche. Sie sind eine Haupteinnahmequel-le, denn Kirchensteuern kennt man nicht. Im Vergleich zum häufi gen Elend des Alltags ist dann ein orthodoxer Gottes-häufi gen Elend des Alltags ist dann ein orthodoxer Gottes-häufidienst für viele so etwas wie der Vorhof zum Himmel. Die Orthodoxie lebt also stark vom äußeren Glanz. Das „Allein Christus“ ist nicht immer im Mittelpunkt, sondern Maria und eine Unzahl von Heiligen. Wenn überhaupt gepredigt wird, dann nur kurz und fast ausschließlich gesetzlich. Was der Priester sagt, gilt als Wille Gottes. Es gibt aber auch Er-freuliches. Kein anderer als der russisch-orthodoxe Kirchen-historiker Prof. Mitrofanov aus St. Petersburg sagte, Russland wäre eine „Gesellschaft von getauften Gottlosen“ mit magi-schen und heidnischen Vorstellungen. Deshalb müsse die Botschaft von Christus wieder neu verkündigt werden.Aber Bibeln sind doch heute leicht zu beziehen ...Ja – das stimmt! Aber die orthodoxe Kirche verbreitet kaum Bibeln. Nur wenige orthodoxe Gläubige haben je eine Bibel in der Hand gehabt. Wenn man aber nichts von der Kraft des Wortes Gottes weiß, verändert sich auch nichts. Russ-land braucht eine Erweckung durch Gottes Geist – nur das schafft eine neue Grundlage – auch in der Ethik. Dafür ar-beiten wir und darum beten wir.

Wir bestechen prinzipiell nichtWo merken Sie im Alltag Korruption?Ein Beispiel: Es gibt eine Führerscheinkontrolle der Polizei. Wer beim Überreichen des Führerscheins gleichzeitig einen Geldschein reinlegt, kann weiterfahren. Wer es nicht tut,

muss warten. Der Grund für die Korruption bei der Polizei und anderen Beamten ist, dass sie nur sehr wenig verdie-nen, etwa 450 Euro im Monat, wobei die Lebenshaltungs-kosten in Russland weithin genau so hoch sind wie bei uns.Sie legen also auch einen Schein rein?Nein, wir bestechen prinzipiell nicht und warten notfalls. Wir müssen als Christen auch hier ein Zeichen setzen. Aber wir kommen trotzdem zurecht, weil beispielsweise die Handwerker wissen, dass die Rechnung von lutherischen Gemeinden sofort bezahlt wird, was ansonsten selten ist.

Wir trinken keinen Tropfen AlkoholWorin unterscheiden Sie sich noch?Beispielsweise trinken wir keinen Tropfen Alkohol in einer Welt, wo Alkohol gang und gäbe ist und verheerende Schä-den in Russland anrichtet. Wir wollen damit als Christen zeigen: Man kann auch ohne Alkohol fröhlich leben.Haben Sie angesichts der Kontrollen und Korruption keine Angst?Überhaupt nicht. Wir erleben volle Freiheit für unsere Kirche. Gleichzeitig muss man die russische Mentalität kennen, das Volk lieben und sich als Christ seines Auftrags gewiss sein. Ich bin an der Grenze noch nie besonders kontrolliert worden.Wer wird auch schon einen Bischof verhaften wollen …Das gilt nicht nur für Bischöfe. Putin will im Ausland ein gutes Image haben, und da behandelt er westliche Auslän-der korrekt. Sie brauchen keine Angst zu haben.

Rentner, auf nach Russland!Sie suchen Christen aus dem deutschsprachigen Raum, die in Ihrer Kirche ehrenamtlich mitarbeiten. Wo können sie helfen?Ich habe das größte lutherische Kirchengebiet auf der gan-zen Welt zu verwalten: vom Ural bis zum Pazifi k. Das ist zen Welt zu verwalten: vom Ural bis zum Pazifi k. Das ist zen Welt zu verwalten: vom Ural bis zum Pazififast 40-mal so groß wie Deutschland. Hier gibt es rund 150 lutherische Gemeinden, aber ich habe nur 15 Pastoren. In kleinere Gemeinden kommt höchstens zwei- bis dreimal im Jahr ein Pastor. Trotzdem fällt kein Gottesdienst aus, weil ihn Laien übernehmen. Man singt und betet viel, und ein Gemeindeleiter liest dann meist eine Predigt vor. Aber es fehlt an gründlicher biblischer Lehre und Seelsorge. Von daher wäre es großartig, wenn sich besonders rüstige Rent-ner bereitfänden, für einige Wochen in unserer Kirche aus-zuhelfen. Übersetzer gibt es überall. Die Helfer aus Deutschland könnten Bibelwochen und Gottesdienste hal-ten und für die Seelsorge zur Verfügung stehen.

Dann kommt ihr alle in die Hölle!Lehnt die Orthodoxie andere Kirchen prinzipiell ab?Von Ausnahmen abgesehen, ja. Man sieht und behandelt uns nicht als Kirche, sondern als Sekte, die man negiert oder zum Teil auch bekämpft. Ich möchte es an einem Beispiel deutlich machen: In einer weitab gelegenen Region ist die Zahl der lutherischen Christen von 2 auf 10 gewachsen. Ich wurde eingeladen, ihre Gemeinde offi ziell zu gründen. Al-wurde eingeladen, ihre Gemeinde offi ziell zu gründen. Al-wurde eingeladen, ihre Gemeinde offiles wird vorbereitet. Aber als ich komme, sind nur die bei-

Ein typisches sibirisches Dorf

In Russland gibt es große Unterschiede zwischen Arm und Reich.

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den Christen aus der Anfangszeit anwesend. Was war pas-siert? Der orthodoxe Priester ist von Haus zu Haus gegan-gen und hat erklärt: „Wenn ihr in die lutherische Gemeinde geht, kommt ihr alle in die Hölle!“. Ein Russe muss orthodox sein. Wenn er in eine andere Kirche geht, verrät er Russland. Und was ist mit Baptisten und Pfi ngstlern?Die werden noch weniger akzeptiert, wie Freikirchen fast generell. Wenn man in Wohnhäusern zusammenkommt und nicht in einer Kirche, ist man eine Sekte. Und warum bauen die Lutheraner keine Kirchen?Weil wir dafür kein Geld haben. Die orthodoxe Kirche baut jedes Jahr viele, teilweise sehr prachtvolle Kirchen.

Alle Kirchen wurden zerstörtWie viele Kirchen gibt es denn in Ihren rund 150 Gemeinden?Alle lutherischen Kirchen sind von den Kommunisten zer-stört worden – bis auf eine einzige in der östlichsten Stadt Russlands, in Wladiwostok. Dort waren zeitweise die Ame-rikaner stationiert, weil hier im 2. Weltkrieg die Rüstungs-lieferungen aus den USA ankamen. In unserem ganzen, rie-sigen Bereich wurden seit dem Ende der Sowjetunion 1991 nur fünf Kirchen gebaut: Da ist z. B. das Christuskirchen-Zentrum in Omsk, vor allem fi nanziert durch die damalige Zentrum in Omsk, vor allem fi nanziert durch die damalige Zentrum in Omsk, vor allem fiBundesregierung unter Helmut Kohl. Ein weiterer Neubau kam weithin durch das Geld der EKD zustande. Und für noch eine Kirche hat Angela Merkel gesorgt. Als sie als Kanzlerin zum ersten Mal Russland besuchte, traf sie sich

in Tomsk mit Putin. Es wurde vorher geklärt, was es für ein Gastgeschenk geben soll. Und da hatte Frau Merkel zu Putin gesagt: „Ich möchte, dass man eine lutherische Kirche baut.“ Sie ist tatsächlich vom russischen Staat gebaut worden.

Russen bewundern vieles an DeutschenWie ist denn das Verhältnis zu Deutschland überhaupt?Ich habe noch nie Benachteiligung erlebt – nur Entgegen-kommen. Überraschenderweise haben wir Deutschen ein sehr positives Ansehen. Die Russen bewundern unsere Leistungsfähigkeit, unsere Tatkraft, unsere Wirtschaft. Und sie erkennen an, dass vieles von dem, was in Russland po-sitiv läuft, mit deutscher Hilfe geschehen ist. Angela Merkel ist eine höchst geachtete ausländische Politikerin. Worin bestehen Ihre größten Herausforderungen?Alle 4 fangen mit „A“ an: der Alkoholmissbrauch, der Athe-ismus, der Aberglaube und das fehlende ABC des Glaubens. Der größte Teil Russlands – der asiatische – hat nie eine Er-weckung erlebt, sondern 70 Jahre brutalen Atheismus. Wir sind eine sehr arme Kirche und danken unseren Partnern für die Hilfe: der Partnerkirche (die hannoversche Landes-kirche), der Liebenzeller Mission, dem Missionswerk Her-mannsburg, der EKD, dem Gustav-Adolf-Werk, dem Luthe-rischen Weltbund, dem Martin-Luther-Bund, dem Missions-bund Licht im Osten und den vielen Betern und Unterstüt-zern in Deutschland. Wir freuen uns über alle Hilfe.Herzlichen Dank für das Gespräch.

In Omsk mit der Christuskirche (links) befindet sich die Kanzlei von Bischof Schaude mit Besucherunterkünften.

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Warum ich nicht mehr glaubeJUNGE EX-CHRISTEN Viele Eltern und Großeltern schmerzt es, wenn ihre Kinder bzw. Enkel nicht mehr Christen sein wollen. Demnächst erscheint dazu ein Buch mit dem Titel „Warum ich nicht mehr glaube“. Alle drei Herausgeber – Tobias Faix, Martin Hofmann und Tobias Künkler – sind am Institut empirica tätig. Es beschäftigt sich mit Jugendkultur und Religion und gehört zum Marburger Bildungs- und Studienzentrum (mbs). Die Herausgeber haben obige Frage jungen Leuten gestellt und schildern deren Geschichte. Zwei davon drucken wir im Folgenden ab.

Der ZweifelndeNicolo ist 28 Jahre alt, arbeitet in der Flugbranche und stammt ur-

sprünglich aus Italien. Mit Mitte zwanzig zog er nach Deutschland und lebt heute in Dresden. Er stammt aus einer freikirchli-chen Familie mit einer sehr konservativen Tradition. Nicolo ist also in den Glauben hi-neingewachsen und fand in Gott, der Bibel und der Gemeinde seinen Lebenssinn.

Einer seiner Charakterzüge ist es, den Dingen intensiv auf den Grund zu gehen. „Ich war der Typ, der immer gefragt hat: ‚Warum ist das so?’, und deshalb habe ich immer intensiv in der Bibel gelesen und ge-forscht. Es hat mir nie gereicht zu sagen: ‚Ich fühle mich gut’, ich wollte es auch wissen.“ Nicolo war in seiner Jugendzeit immer als Mitarbeiter seiner Gemeinde aktiv, er predigte, leitete Freizeiten und nahm an Missions-einsätzen teil. „Ich habe jeden Tag gebetet, regelmäßig Bi-bel gelesen und eine intensive Beziehung zu Gott gehabt.“

Nach dem Umzug nach Deutschland suchte Nicolo sich eine evangelikal geprägte Gemeinde und heiratete bald eine deutsche, ebenfalls bewusst gläubige Frau. Nicolo

stieß auf ein Buch des Evolutionsbiologen und Atheisten Richard Dawkins („Der Gottes-wahn“). Dieses Buch war der Auslöser, dass er sich auch mit den Thesen anderer atheisti-scher Autoren auseinandersetzte. Nicolo er-hielt den Schein seines christlichen Lebens nach außen hin weiter aufrecht, während er sich innerlich immer weiter vom Glauben entfernte. Die Zweifel an der Existenz Got-tes wurden immer stärker: „Und dann habe ich gesagt: Ich glaube nicht mehr an Gott.“

Meine Frau trennte sichSeine Frau, seine Freunde, Geschwister

und Eltern können diesen Schritt bis heute nicht nachvollziehen. Es begann für ihn ein

schmerzhafter Prozess, der vor allem starke Auswirkungen auf seine Ehe hatte. Nach zwei Jahren kam es zur Trennung. „Nachdem ich mich von Gott abgewandt hatte, hat sich mein Leben sehr verändert, und das konnte meine Frau nicht ak-zeptieren. Wir haben viele Gespräche geführt und nach Lö-sungen gesucht, aber sie wollte einen gläubigen Mann, und das war ich nicht mehr.“ Es waren mehrere Aspekte, die Nicolo dazu brachten, mit seinem Glauben an Gott zu bre-chen: 1. Dawkins Argumene für die Evolution. Für Nicolo war es zuvor selbstverständlich, die Bibel wörtlich zu neh-men. Er ging ganz selbstverständlich von der Richtigkeit des Kreationismus (Glaube, dass Gott der Schöpfer des Uni-versums ist) aus. Dawkins biologische Argumente erschie-nen Nicolo jedoch schlüssiger. 2. Das Alte Testament, das Praktiken wie Sklavenverkauf schildert und eine aus seiner Sicht altertümliche Moral enthält. Es wurde ihm immer er-klärt, dass er sich an die Bibel halten solle und dass die gan-ze Bibel Gottes Wort sei. Nicolo stellte aber fest, dass sich bei nüchterner Betrachtung doch jeder nur an die Dinge hielt, die ihm besonders passten. 3. Außerdem störte er sich an manchen theologischen Lehren: „Ich mochte es ungern, wenn zu Kindern gesagt wurde: ‚Wer nicht daran glaubt, kann kein vollkommenes Leben haben. Wer nicht daran glaubt, kommt in die Hölle.’“ Diese Aspekte führten zu dem Entschluss, sich von Gott abzuwenden: „Ich habe einen ho-

© l ideaGrafik; Quelle: Bertelsmann Stiftung

Der Anteil der Nichtgläubigen an der Gesamtbevölkerung %

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hen Preis dafür bezahlt, aber ich würde es heute wieder machen. Und wenn neue Argumente für Gott kommen würden? Klar, dafür wäre ich offen, wobei ich es mir ehr-lich gesagt nicht vorstellen kann.“

Die VerletzteInes ist 22, wohnt in Mainz und studiert Biologie. Christ-lich geprägt wurde sie in freikirchlich-charismatischen Kreisen. Die Familie besuchte viele Konferenzen und Sommerfreizeiten. Auf einer solchen Freizeit hatte Ines (zusammen mit ihrer Familie) ein Bekehrungserlebnis und ließ sich direkt danach taufen. Ines Leben änderte sich schlagartig. Die ganze Familie lebte fortan aktiv ih-ren Glauben und schloss sich einer freien Gemeinde an. Ines selbst war aktiv im Schülerbibelkreis, Jugendkreis, Lobpreisteam: „Die Konferenzen und Freizeiten waren wahnsinnig wichtig für mich, und ich habe da immer richtig darauf hingefi ebert. Da haben wir immer krasse richtig darauf hingefi ebert. Da haben wir immer krasse richtig darauf hingefiSachen erlebt: wie Gott Menschen heilt, wie die eigenen Hände kribbeln und wie wir von Gott beschenkt werden.“ Es ging ihr vor allem darum, Gott zu erleben. Und er sprach zu ihr – in unterschiedlichsten Situationen, durch Bilder, Eindrücke, während Gebeten und in alle Entschei-dungen hinein. Gott wollte ihr Leben regieren, er sollte die Nummer eins sein. Dies galt sowohl für große Lebens-entscheidungen („Wo soll ich mein soziales Jahr ma-chen?“) als auch für die Kleinigkeiten im Alltag („Auf welchen Sitz im Bus soll ich mich jetzt setzen, Gott?“). Zugleich bewegte Ines die Frage, warum sie auf der einen Seite die Gegenwart Gottes so stark erlebte, auf der ande-ren Seite aber ihr Vater schwerkrank war und seine Be-schwerden nicht besser wurden. Sie beruhigte sich damit, dass Gott schon wusste, was er tat.

Nach dem Abitur meldete Ines sich für einen Missions-einsatz in Australien an. Sie leistete vor allem Missionsar-beit unter Jugendlichen. Ines musste sechs Tage die Woche

8 bis 12 Stunden arbeiten und sonntags in den Gottesdienst gehen. Es ging bei ihrer Arbeit vor allem um Zahlen: Wie viele Leute kamen in die Veranstaltung? Wie viele hatten sich bekehrt, und wie viele davon gingen jetzt in den Got-tesdienst? Dazu mussten Ines und ihr Team eine Liste an-fertigen, auf der die Namen der Jugendlichen, mit denen sie in den Schulen arbeiteten, standen. Auf der Liste gab es zwei Spalten, die eine mit den Namen der Bekehrten und die andere mit den Namen der Noch-nicht-Bekehrten. Dies setzte das ganze Team unter Druck. Jede Person im Team sollte vier Jugendliche bekehren und diese dann wieder vier. Dazu gab es eine Leitungshierarchie. „Mein Teamlei-ter wollte immer Dinge, die gar nicht machbar waren. Das war schwer zu ertragen, und die Frage war dann, was war denn jetzt Gottes Wille?“ Wenn Ines widersprach, wurde ihr zur Antwort gegeben: „Gott lehrt dich Demut.“ So spür-te Ines konstant geistlichen und psychischen Druck.

Gott meldete sich nicht mehr bei mirNach einem Jahr kehrte Ines nach Deutschland zurück.

Doch die negativen Erfahrungen, die sie in Australien ge-macht hatte, hatten sie tiefer getroffen, als sie zunächst ver-mutet hätte. „Als ich dann zu Hause ankam, bin ich total zusammengebrochen.“ Ines ging es so schlecht, dass sie ständig weinen musste und sogar Selbstmordgedanken hatte. „Ich war bei zwei Psychologen, aber die haben mich wieder nach Hause geschickt und gesagt, dass das die Um-stellung nach dem Auslandsaufenthalt ist.“ Auch bei ihren Mitchristen fand Ines keine Hilfe: „Ganz viele haben ge-sagt, ich soll mehr beten, mehr Zeit vor dem Thron Gottes verbringen, dann wird es wieder besser werden.“ Ines wurde immer verzweifelter. Schließlich fand sie eine Psy-chologin, die eine Depression bei ihr diagnostizierte. In den Gesprächen wurde Ines klar, dass es nicht nur um das Jahr in Australien ging, sondern dass sie schon davor in einer unwirklichen christlichen Welt gelebt hatte. Fo

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Ihre Fragen und Zweifel wurden eher mehr, statt abzu-klingen. Mit ihren Eltern konnte sie über ihre Situation kaum sprechen. Viele ihrer Freunde verstanden sie nicht und schickten ihr Bibelverse und Gebete, die Ines aber nicht weiterhalfen. Einzig ihre Seelsorgerin war für sie eine gute Ansprechpartnerin. Diese ermutigte sie, sich nicht weiter krampfhaft in ihren Glauben zu verbeißen,

sondern loszulassen. „Sie hat mir auch gesagt, dass das geistlicher Missbrauch ist, was ich erlebt habe, und dass viele Reaktionen ganz normal sind.“ Im Laufe der Seelsor-gegespräche fi ng Ines an, ihren Glauben zu hinterfragen gegespräche fi ng Ines an, ihren Glauben zu hinterfragen gegespräche fiund sich von ihm zu lösen. Sie betete, aber bekam keine Antwort mehr: „Ich habe das Gefühl, Gott meldet sich bei mir nicht mehr.“ P

Für das Buch „Warum ich nicht mehr glaube“ führ-ten wir zuerst eine Online-Erhebung durch, an der 330 ehemalige Christen teilnahmen. Aus dieser

Gruppe haben wir 15 junge Erwachsene aus verschiedenen Konfessionen ausgesucht, die ausführlich interviewt wur-den. Die Untersuchung konzentriert sich auf Erfahrungen der Entkehrten, die dabei nicht theologisch gewertet wer-den. Mit dem Buch möchten wir einen Beitrag zu einem in vielen Gemeinden unterbelichteten Thema liefern.

Niemand verliert leichtfertig seinen GlaubenDekonversion (Glauben verlieren) ist fast immer ein langer und oft auch ein schmerzhafter Prozess. So wie die Bekeh-rung meist alle Lebensbereiche durchdringt und verändert, führt auch die Entkehrung in der Regel zu existenziellen Krisen und Veränderungen. Dabei war auffällig, dass viele der jungen Erwachsenen, die nicht mehr glauben wollten oder konnten, kaum Hilfe oder Verständnis für ihre Fragen, Zweifel und Lebenssituationen erfahren haben.

Verschiedene Frömmigkeitsstile aushaltenWie gehen wir mit anders denkenden und glaubenden Menschen um? Diese Frage hat viele der Dekonvertiten (einstigen Christen) beschäftigt, und ihre Erfahrungen wa-ren eher negativ. Gesetze und Regeln geben einen be-stimmten Frömmigkeitsstil vor. Wer davon abweicht, fühl-te sich schnell „außen vor“ oder wurde bewusst abgewer-tet und ausgegrenzt. Genau dies hat viele verletzt. Beson-ders wenn von Gnade und Versöhnung gepredigt und ge-sungen, dies aber kaum praktiziert wird. Es kann auch nicht verschwiegen werden, dass die Befragten verschie-dene Formen von geistlichem Machtmissbrauch erfuhren. Eine junge Frau sagte: „Christen sind nicht, was sie singen.“

Auf Zweifel eingehenWo können junge Menschen ihre Zweifel und Fragen aus-sprechen? Auch hier haben viele Dekonvertiten schlechte Erfahrungen gemacht. Zu schnell wurden ihre Meinungen vergeistlicht, ihre Anfragen an Gott, die Bibel oder Gottes-

dienstformen nicht ernst genommen, oder sie wurden gar als gefährlich gebrandmarkt. Daher brauchen wir in unse-ren Gemeinden offene Räume für ehrlichen Austausch. Dies gilt in besonderer Weise in der Auseinandersetzung mit dem „neuen Atheismus’“, der einige der Befragten ih-ren Glauben so hinterfragen ließ, dass dieser für sie nicht mehr plausibel und nachvollziehbar war, so dass sie sich entschlossen, sich vom Glauben abzuwenden.

Die Widerstandsfähigkeit des Glaubens fördernBesonders wichtig ist die Entwicklung eines mündigen Glaubens. Aber ein eigener, selbst durchdachter und ge-sunder Glaube entsteht nicht allein dadurch, dass man je-den Sonntag im Gottesdienst sitzt. Ein mündiger Glaube braucht Freiraum zum Wachsen und Vorbilder zur Orien-tierung. Er sollte gezielt gefördert werden. Das Wissen, dass das eigene Gottesbild auch von eigenen Erfahrungen geprägt ist, muss Menschen nicht verunsichern, sondern kann zur Weiterentwicklung des Glaubens in der Bezie-hung zu Gott, den Menschen und sich selbst führen.

Junge Menschen in Umbruchsituationen begleitenVerstärkende Umstände im Entkehrungsprozess waren oftmals Umzug, Heirat, Auslandsaufenthalt und andere Übergänge. Gerade in diesen hätte der Leib Christi große Möglichkeiten, Menschen über die Ortsgemeinde hinweg zu begleiten. In einer Zeit voller Netzwerke wäre es hilf-reich, wenn diese Netzwerke auch zu Auffangnetzen für junge Erwachsene werden. P

LERNEN AUS DEN ERGEBNISSEN Die Autoren Tobias Faix, Martin Hofmann und Tobias Künkler erklären, was Christen aus den Erfahrungen ihres Buches lernen können.

Tobias Faix Tobias Künkler Martin Hofmann

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DIE KLEINE K A NZEL 31

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«Ich studiere Theologie – mit

‹ idea Spektrum› bin ich über die

evangelische Landschaft im Bild.»

Pfarrer Hans-Joachim Martens(Woltersdorf bei Berlin) war Vorsitzender des Evangelisch-Kirchlichen Gemeinschafts-werks in der DDR und bis 2001 stellver-tretender Vorsitzender des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes.

» Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. «

Aus dem Evangelium des Johannes 8,28

Das muss man dem dänischen Pfarrer Kaj Mund (1898–1944) lassen: Er war ein Mann der klaren Worte. „Die Wahrheit ist nichts für vorsichtige

Menschen; die brauchen nicht die Wahrheit, sondern ein Sofa. Waren etwa die Märtyrer vorsichtig?“, sagte er und wurde zum Märtyrer. Wie Paul Schneider, Dietrich Bon-hoeffer und andere. Bald nach der Neujahrspredigt 1944 holten ihn SS-Männer ab und erschossen ihn. Heute be-wundern wir diese Märtyrer. Wir „schmücken ihre Grä-ber“ (Matthäus 23,29). Das ist gut. Als ständige Mahnung!

Gerade zu DDR-Zeiten habe ich mich oft tief beunruhigt gefragt: Reicht das? Wie steht es um uns heute? Wo Wahr-heiten bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und verdreht werden? Macht uns Jesus Christus, der die Wahrheit ist, wirklich frei zum offenen Wort? Zum öffentlichen Beken-nen des Evangeliums und zum Eintreten für bedrängte

Menschen? Das hat es gegeben – Gott sei Dank! Aber allzu oft hat uns eher die Vorsicht bestimmt. Leider! Der beque-me Sitzplatz auf dem Sofa einer harmlosen Frömmigkeit war uns lieber und wichtiger als der Stehplatz in der um-kämpften Gemeinde. Dieser „Sofa-Glaube“ hat mir sehr zu schaffen gemacht. Jedenfalls mehr als der aggressive Un-glaube, der uns unverhohlen von überall entgegenschlug (wenn wir in der DDR den Mund aufmachten!).

Diese Sache ist längst nicht ausgestanden. Darüber schweigen noch zu viele. Und andere nehmen sich unserer Vergangenheit an. Wir können doch – nach 25 Jahren Mau-erfall! – dazu stehen. Als ehrliche, dankbare und von der Vergebung lebende Christen! Ob es dazu kommen wird? Im „Jubiläumsjahr“ 2014! Ich habe meine Zweifel. Also ver-suche ich zu beten: „Herr, bewahre uns vor den (frommen) Leuten, die wenig, aber fast alles ganz genau wissen.“ P

Waren wir in der DDR zu vorsichtig?

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PORTRÄT

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Die Geschichte erinnert an Robinson Crusoe: Ein Schiff-brüchiger irrt 13 Monate über

den Pazifi schen Ozean und strandet den Pazifi schen Ozean und strandet den Pazifischließlich auf einem winzigen Atoll. Was sich anhört wie eine Romanvorla-ge, ist José Salvador Alvarenga (Foto)nach eigenen Angaben wirklich pas-siert. Der 37-jährige Mann – gebürtig aus El Salvador – startete im Dezember 2012 auf einem Fischerboot von der mexikanischen Westküste im Bundes-staat Chiapas. Er wollte zusammen mit seinem Begleiter Ezekiel Haifi sche ja-seinem Begleiter Ezekiel Haifi sche ja-seinem Begleiter Ezekiel Haifigen. Seit 15 Jahren lebte Alvarenga im mexikanischen Costa Azul, wo er sei-nen Lebensunterhalt als Fischer ver-diente. Auf offenem Meer versagte plötzlich der Bordmotor und die bei-den trieben manövrierunfähig auf dem Pazifik. Strömung und Winde steuerten das 7 Meter lange Boot aus Fiberglas auf die offene See. Ohne Pro-viant mussten sich die beiden von Schildkröten, Vögeln und Fischen er-nähren. Alvarengas jüngerer Begleiter hielt nicht lange durch. Er starb nach 4 Wochen. Die Leiche des Jungen musste Alvarenga über Bord werfen. Mit der Zeit entwickelte er einiges Geschick darin, Seevögel anzulocken und mit bloßen Händen einzufangen. Aber vor

allem der Mangel an Süßwasser mach-te dem Schiffbrüchigen zu schaffen. Schließlich trank er Regenwasser, Schildkrötenblut und sogar seinen ei-genen Urin.

Immer wieder gebetetDas Zeitgefühl hatte er schnell verlo-ren. Alvaranga nahm nur noch Tag und Nacht wahr. Während seiner Odyssee kamen ihm Selbstmordge-danken. Er hatte ein Messer dabei, wollte sich damit aufschlitzen. Doch dann kam der Lebensmut zurück. „Ich lebe noch wegen meines Glaubens an Gott“, berichtet er Reportern nach sei-ner Rettung. „Ich habe Gott immer wieder gebeten, mich zu retten.“

Ein Zeichen GottesKurz bevor er an Land strandete, habe sich ein Vogel auf den Bug seines Boo-tes gesetzt. Das habe er für ein Zei-chen Gottes gehalten. „Ich weiß, dass Gott mich gerettet hat. Ich bin froh, dass ich an ihn glaube.“

An welchem Tag er Ende Januar ge-nau auf dem Ebon-Atoll der Marshall-Inseln – rund 4.000 Kilometer nordöst-lich von Australien – anlandete, weiß er selbst nicht. Am Leib trug er ledig-lich noch eine zerrissene Unterhose. 2

Frauen entdeckten ihn schlafend, nachdem er die letzten Meter zum Strand geschwommen war. Außer dem zotteligen Haar und dem dicken Vollbart sah der Fischer nach 13 Mona-ten Irrfahrt auf dem Meer recht mun-ter aus. Zwar war er dehydriert, klagte über Gelenkschmerzen und bewegte sich etwas wackelig auf den Beinen, doch wirkte er nicht ausgemergelt.

Eine wirklich unglaubliche GeschichteDie Geschichte klingt so unglaublich, dass viele an ihrem Wahrheitsgehalt zweifeln. Doch Bekannte und andere Fischer erklärten, dass sie Alvarenga seit Ende 2012 vermissten. Auch Ex-perten halten eine solche Odyssee für möglich. Im Pazifi k gibt es eine starke möglich. Im Pazifi k gibt es eine starke möglich. Im PazifiWestströmung, die ein Boot von Me-xiko direkt nach Indonesien bringen kann – genau dazwischen liegen die Marshall-Inseln. Auch seine 15-jähri-ge Erfahrung als Fischer spreche für seine Glaubwürdigkeit. Für Alvaren-gas Mutter Maria steht jedenfalls fest: „Der Herr hat ihn geschützt, als er auf See war, und jetzt wird der Herr ihn wieder zu mir zurückbringen. Das ist alles, was mir wichtig ist.“ P

WUNDERSAME RETTUNG So etwas gab es auch noch nie: 13 Monate trieb ein Schiffbrüchiger im Pazifik umher, bis er schließlich auf einer kleinen Südseeinsel landete – mehr als 10.000 Kilome-ter von seiner Heimat entfernt. Er meint, Gott habe ihn gerettet. idea-Redakteur Dennis Pfeifer erzählt sein Martyrium nach.

13 Monate schiffbrüchig: Der Glaube an Gott half

DAS WORT DER WOCHE » Geld ist für mich als Christ etwas, was mir anvertraut wurde. Über die Verwendung des

Geldes muss ich vor Gott Rechenschaft ablegen. Wenn ich keinen Weg finden würde, andere Menschen an meinem Wohlstand teilhaben zu lassen, hätte ich ein schlechtes Gewissen. «

Europas größter Schuhhändler – Heinrich Deichmann (Essen) – im „Handelsblatt“ zur Begründung für sein soziales Engagement