Idea Spektrum Schweiz 17/2012

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt www.ideaschweiz.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Reklame 7 Entführung in Mali: Missionen gehen keine unnötigen Risiken ein 8 «gate27»: FEG Winterthur will Menschen mit 24 Millionen dienen 9 Spiritual Care: Die Spiritualität kann die Heilungskosten senken 13 CGS: Geschäftsleute verpflichten sich zu mehr Solidarität im Alltag 22 Streitgespräch: Evangelisation oder Diakonie – was hat Vorrang? 25 Koranverteilung: Was steht denn im heiligen Buch der Muslime? 17 25. April 2012 Kirche zwischen Zeitgeist und Zeugnis Der Thurgauer Kirchenratspräsident Wilfried Bührer zu einem Sturm der Entrüstung gegenüber der Monopolzeitung Seite 4 Inselcoaching: WERDE DER DU BIST mit Dan und Karin Schmid 4 Tage in Lanzarote: 7.–10. Mai 2012 21./22.6.2012 Strategiemanagement Weitere Seminare: www.vegetabilis.ch

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt mit Fokus auf die Schweiz und Deutschland.

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt www.ideaschweiz.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

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7 Entführung in Mali: Missionen gehen keine unnötigen Risiken ein

8 «gate27»: FEG Winterthur will Menschen mit 24 Millionen dienen

9 Spiritual Care: Die Spiritualität kann die Heilungskosten senken

13 CGS: Geschäftsleute verpflichten sich zu mehr Solidarität im Alltag

22 Streitgespräch: Evangelisation oder Diakonie – was hat Vorrang?

25 Koranverteilung: Was steht denn im heiligen Buch der Muslime?

17 25. April 2012

Kirche zwischen Zeitgeist und Zeugnis

Der Thurgauer Kirchenratspräsident Wilfried Bührer zu einem Sturm der Entrüstung gegenüber der Monopolzeitung Seite 4

Inselcoaching: WERDE DER DU BIST mit Dan und Karin Schmid4 Tage in Lanzarote: 7.–10. Mai 2012 19./20.4.2012 Mitarbeiter fördern und fordern21./22.6.2012 Strategiemanagement Weitere Seminare: www.vegetabilis.ch

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BiBlischEin Lieblingsbibelwort von Torsten Danielsson, Geschäftsführer der indischen Restaurantkette «King’s Kurry», Zürich:

«Nicht ihr habt mich erwählt, sondern  ich habe euch erwählt. ich habe euch  dazu bestimmt, hinzugehen und Frucht zu tragen – Frucht, die Bestand hat.» (Johannes 15,16)

«Die Aussage ist Versicherung, dass Er uns schon erwählt hat. Was ist mit dem freien Willen? Der ist uns gegeben – aber Gott weiss schon, was wir wählen werden! Zweitens sagt Er, dass wir Früch-te tragen sollen, die Bestand haben. Das bedeu-tet, dass wir Verantwortung tragen. Es heisst auch, dass wir um alles beten dürfen – so lange es Gottes Wille ist und seiner Ehre dient. Die ‹King’s Kurry› (Jesus = King) Gruppe arbeitet mit Men-schen aus vielen Kulturen. Wie lebt man in einem solchen Umfeld die christliche Nächstenliebe aus? Durch Vergebung! Früchte zu tragen im All-tag als Manager heisst, bereit zu sein, eine zweite oder dritte Chance zu geben. Diese Balance ist schwierig. Aber das ist genau der Unterschied zwischen der Welt und uns.»

«christus hat einmal gesagt: ‹Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr, als dass ein Reicher ins Reich Gottes kommt.› Also sollte man als Mensch mit herz in einer solch privilegierten situation ganz sorg-fältig über diese schriftstelle nachdenken. ich glaube, Geld muss den charakter nicht verderben, aber Geld legt offen, was für einen charakter eine Person hat.»Fredy Gantner, als Präsident der Partners Group einer der erfolgreichsten Schweizer Finanz-Unternehmer, in der «Weltwoche».

Eine hoffnungsvolle Osterbotschaft tönt anders. In der Osterausgabe der «Thurgauer Zeitung» war es zu lesen: «Für die Reformierten ist der Karfreitag der höchste Feiertag, sie glauben nicht an die Wieder-auferstehung. Jesus wurde ans Kreuz genagelt und fertig. Danach kommt für die Reformierten nichts mehr …» Es folgte ein Sturm der Entrüstung. Rasch schob die Redaktion ein knappes, klärendes Interview mit dem Schweizer Kirchenratspräsidenten Gottfried Locher nach. Für die Zeitung sei die Sache damit erledigt, erklärt der Redaktionsleiter gegenüber «idea Spektrum». (Seiten 4+5)

Als Thema darf die Sache nicht erledigt sein. Am Beispiel der Thurgauer Auferstehungsdebatte werden zwei Probleme ersichtlich. Das eine: Die Medien haben sich weitgehend von den christlichen Wurzeln und Traditionen verab-schiedet. Sie nehmen die christliche Kirche und ihre Botschaft nicht mehr ernst. Interessant ist die Kirche dann noch, wenn eine Kir-chenrätin betrunken am Steuer sitzt. Oder wenn eine Jugendkir-che die Schwulen «diskriminiert». Die Realität: Die christliche Kirche und der christliche Glaube finden in unsern Medien keinen Rückhalt mehr. Meist nicht einmal Goodwill.

Der andere Aspekt: Landeskirchen, Freikirchen und ihre Exponenten haben als Gesprächspartner der Medien weitgehend resigniert. Zur Inkompetenz im Umgang mit den Medien kommt die Ignoranz. Man ist gar nicht mehr informiert. Man möch-te zwar «in die Gesell-schaft hineinwirken», interessiert sich aber kaum um ihre wesentli-chen Hintergründe und

Fakten. Kirchenvertreter sind keine ernstzunehmenden Gesprächspart-ner mehr. Und sie haben selber die Sprache verloren. Sie können einer medialen Öffentlichkeit nicht verständlich sagen, was sie glauben und warum sie glauben. Noch rekrutiert die Kirche mühevoll theologischen Nachwuchs, doch sie fördert keine journalistisch begabten Kräfte. Sie ist heute meist gar nicht in der Lage, die noch vorhandenen offenen Türen in der Medienszene zu nutzen.

Für Kirchenleute verschiedenster Herkunft wäre das autobiografi-sche Werk «So wie ich bin» von Billy Graham die lohnende Pflicht- lektüre. Früh suchte der gesegnete Gottesmann der Grossevangelisati-on den Kontakt mit den Mächti-gen der Medien, der Politik, der Wirtschaft, auch mit dem Kreml und dem Vatikan. In der Presse hiess es bald: «Er hält in der einen Hand die Bibel und in der andern Hand eine Zeitung.» Billy Graham erklärte dazu: «Es sym- bolisierte mein ständiges Bemühen, die Aktualität der ewigen Wahr- heiten Gottes anhand des aktuellen Zeitgeschehens zu de monstrieren.» Von einer Gross evangelisation in New York schrieb er vor 50 Jahren: «Ich verbrachte mehr Zeit auf den Knien im Hinblick auf die Medien als auf irgend etwas anderes, ein- schliesslich meiner Predigten.» Vor Lenins Grab bezeugte er 1959 in Moskau aber auch: «Die Inspi - ration meines Glaubens war das leere Grab des auferstandenen Christus.» So tönt eine hoffnungs-volle Osterbotschaft. Sie gehört

auch in die modernen Schweizer Medien. Deutsch und deutlich. Die Kirche könnte noch heute von Billy Graham lernen.

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«Die Reformierten glauben nicht an die Auferstehung.» Was ging in Ihnen vor, als Sie diese Aussage in der «Thurgauer Zeitung» lasen?Wilfried Bührer: Ich war sehr verär-gert. Ich konnte zuerst fast nicht glauben, dass die Autorin wirklich meint, was sie schreibt. Nachher versuchte ich zur Kenntnis zu neh-men, dass man auch in den Redak-tionsstuben unsere christlichen Traditionen nicht mehr kennt.

Wie haben Sie reagiert?Ich habe prompt ein Mail ge-schrieben an die Redaktionslei-tung in Frauenfeld und auch an die Zentralredaktion der Gesamt-ausgabe in St. Gallen. Ich habe meiner Verärgerung Ausdruck gegeben und auch Bezug genom-men auf die hohen journalisti-schen Ansprüche, auf die sich die Redaktion immer wieder beruft. Ich machte klar, dass der Artikel weder journalistisch noch infor-mativ noch humorvoll war.

Wie haben diese Organe reagiert?Sie haben den Fehler eingestan-den und sich bei mir entschuldigt und ein Treffen mit dem Chefre-daktor vorgeschlagen.

Haben Sie diese Flut von em-pörten Reaktionen erwartet?Nicht unbedingt, denn einen gra-

vierenden Fall wie diesen gab es in den letzten Jahren nicht. Deshalb konnte ich nicht einschätzen, ob das die Leute achselzuckend zur Kenntnis nehmen oder ob sie auf die Barrikaden steigen. Dass sie öffentlich protestiert haben, hat mich natürlich gefreut, umso mehr als die Leserbriefe fair und sachlich verfasst waren.

Was hat die Leute wohl am meisten getroffen?Es war wohl beides: die effektive Fehlinformation zu einem Er-

eignis, das im Zentrum unseres Glaubens steht und uns heilig ist, und dann auch der schnoddrige Stil dieses Osterartikels.

Wie gross waren unter den Le-serbriefschreibern die Anteile der Pfarrer und jene der Basis?Am Anfang reagierten vor allem die Pfarrer. Sie waren einfach schneller. Wäre es nur bei den Pfarrern geblieben, hätte ich mich schon gefragt, ob das Thema nur ihnen wichtig sei. Mit zuneh-mender Dauer war es umgekehrt. Dann waren Reaktionen von Christen aus allen Teilen des Kan-tons und aus allen Generationen zu lesen.

Der Eindruck kam auf, dass sich kaum freikirchlich orientierte Christen zu Wort meldeten.Für mich war es auch ein Novum, dass sich zu einer solch zentra-len Frage unseres Glaubens fast nur Leute aus der evangelischen Landeskirche geäussert haben. Vielleicht fühlen sich Freikirchler weniger angesprochen, wenn es heisst «die Reformierten». Und die Katholiken sind heute viel-leicht einfach härter im Nehmen. Die Autorin äusserte sich ja auch ihnen gegenüber despektierlich. Ich hätte mich auch als Katholik verletzt gefühlt.

Was lässt sich aufgrund dieser Reaktionen über die Volksfröm-migkeit im Thurgau sagen?Das ist schwer zu sagen. Ich schrei-be regelmässig Feiertagsbetrach-tungen im «Thurgauer Bauer» und bekomme dazu viele dankba-re und aufmunternde Reaktionen. Das zeigt mir, dass besonders in unserer Landbevölkerung noch einiges da ist an Frömmigkeit und Glauben. Wenn viele Kirchbürger sich durch einen solchen Osterar-tikel am Glaubensnerv getroffen fühlen, spricht das für eine ver-breitete Frömmigkeit.

Steckt hinter dieser Frömmig-keit ein lebendiger Glaube oder einfach eine gute alte Tradition im Landkanton?(überlegt lange) Es ist beides. Bloss für eine gute alte Tradition schreibt man kaum empörte Leserbriefe. Das eine wird ohne das andere auf Dauer nicht Bestand haben. Wir können Traditionen nicht in die Zukunft retten, ohne dass die Menschen die Glaubensinhalte als eigene Anliegen verstehen. Und umgekehrt: Wo die Traditionen nicht mehr gelten, werden auch die zum Glauben einladenden Ak-tivitäten viel schwieriger.

Doch die Kirchen sind auch im Thurgau kaum einmal zur Hälfte besetzt.Der Kirchenbesuch hat sich auf tiefem Niveau stabilisiert, das ist die Wirklichkeit. Doch es ist von Gemeinde zu Gemeinde verschie-den. Darum darf ich auch das Maul nicht zu voll nehmen wegen der Volksfrömmigkeit. Doch wir sind in einer Übergangsphase von einem vermeintlich selbstverständ-lichen Glauben zu einem auch persönlich bezeugten Glauben. Wir müssen in der evangelischen Landeskirche bereit werden, im biblischen Sinn Rechenschaft ab-zulegen von dem, was wir glauben und hoffen.

Die Eltern erzählen keine bib-lischen Geschichten mehr, die Schule hat das Fach «Biblische Geschichte» abgeschafft, die

«Sprachlosigkeit überwinden»: Kirchenratspräsident Wilfried Bührer.

Bild: idea/av

KIRCHE UND MEDIEN Eine Monopolzeitung wie die «Thurgauer Zeitung» schreibt an Ostern, die Reformierten glaubten gar nicht an die Auferstehung von Jesus. Ein Sturm der Entrüstung bricht los. Für den Thurgauer Kirchenratspräsi-denten Wilfried Bührer ein wichtiges Zeichen. Er denkt über das Verhältnis zu den Medien nach. Und übt Selbstkritik.

«Darum sind wir froh um die vielen Leserbriefe»

Wilfried BührerJahrgang 1956, verheiratet, drei erwachsene Kinder, ein Enkelkind, wohnt in Frauenfeld. Aufgewach-sen in Sulgen, Theologiestudium in Zürich. 1981-93 Pfarrer in Alters-wilen-Hugelshofen, 1993–2003 in Felben. Seit 2003 Präsident des Evangelischen Kirchenrates zu zwei Dritteln, im restlichen Drittel als Aushilfspfarrer tätig. Seine Ressorts im Kirchenrat sind neben dem Prä-sidialen: Theologie, Erwachsenen-bildung, Medien. Seine Interessen liegen auch im kirchenmusikali-schen Bereich, sowohl klassisch als auch popularmusikalisch. Er hat während vieler Jahre einen Gospel-chor geleitet.

Landeskirche Thurgau Die Evangelische Landeskirche des Kantons Thurgau umfasst knapp 100 000 Mitglieder, etwa 40 Prozent der Bevölkerung (neben 35 Prozent Katholiken). Im Thurgau gab es seit der Reformation Evangelische und Katholische nebeneinander. Wäh-rend Jahrhunderten wurden vie-lerorts die Dorfkirchen gemeinsam (paritätisch) genutzt. Kirchenrat und Synode versuchen, mit innova-tiven Projekten die Kirche nach in-nen und nach aussen zu stärken, so mit dem kantonalen Kirchensonn-tag (2009 durchgeführt, 2013 wie-der geplant) oder aktuell mit dem Projekt «Kirchenwege» aus Anlass des Jubiläums «300 Jahre Parität».

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rungsängste zusammenarbeiten, um die Menschen für den Glau-ben zu gewinnen.

Auch in der einzigen Thurgauer Tageszeitung finden Glaubensfra-gen kaum mehr statt, nicht einmal vor kirchlichen Feiertagen. Wie kommt das?Ich habe ein gewisses Verständnis dafür, dass man uns heute als In-stitution nicht einfach eine feste Plattform geben will. Ich erwar-te aber im Minimum, dass der Glaube vor hohen Feiertagen ein Thema wird und dass es journa-listisch sorgfältig und mit Respekt angegangen wird. Religion ist heu-te, wenn es nicht gerade um extre-mistische Formen geht, ein Tabu. Der Glaube muss enttabuisiert werden. Als Kirche müssen wir aber auch unsere Sprachlosigkeit überwinden. Wir können einer medialen Öffentlichkeit nicht mehr genau sagen, was wir glau-ben und warum wir glauben.

Ihre Kritik gilt also auch den eigenen Reihen?Wir müssen uns überlegen, wie unsere Botschaft in den Medien klar und verständlich vermittelt werden kann. Bisher war es leider oft so, dass wir meinten, unsere Botschaft werde eher akzeptiert, wenn sie möglichst verschlüsselt und diffus daherkommt. Wir müssen lernen, die Sache mehr beim Namen zu nennen.

Warum versuchen Sie als starke kantonale Kirche bei der Redak-

tion nicht mehr Einfluss zu gewinnen?Wir haben eine kantonale öku-menische Medienkommission, in der auch die Freikirchen mit-wirken. Wir möchten den Medien so einen einzigen kirchlichen An-sprechpartner bieten. Doch die Medien begründen ihr beschei-denes Interesse damit, dass sie ja nur die gesellschaftliche Situa-tion spiegelten. Das Interesse an der Religion sei eben gesunken. Darum sind wir jetzt froh um die vielen Leserbriefe. Sie können uns helfen, unseren Einfluss ver-mehrt geltend zu machen.

Warum bieten Sie den kleinen Lokalzeitungen zusammen mit den Katholiken und Freikirchen keine wöchentliche Glaubens-kolumne an?Bis jetzt wurden solche Kolum-nen nur auf Anfrage der Medien geschrieben. Doch es ist eine gute Idee, zu prüfen, ob wir selber ein Angebot ausarbeiten könnten.

Was würde es dem Thurgau – und andern Kantonen – bringen, wenn der Glaube mehr Fuss fassen könnte?Die Gesellschaft bekäme ein bes-seres Fundament. Sie käme wohl etwas weg von der extremen Indi-vidualisierung. Vermehrt würden Christen Aufgaben in der Gesell-schaft und am Mitmenschen über-nehmen. Ich stelle übrigens fest, dass bei den Konfirmanden ganz zentrale Themen wieder auf Inte-resse stossen: Woher komme ich?

Kirche kennt keine Sonntags-schule mehr – wer soll die jungen Thurgauer zu Gott führen?Die Sonntagsschule gibt es noch, aber sie wird vielerorts nicht mehr so häufig besucht. Wir haben im Thurgau pro Jahr noch mehr als 1000 Konfirmanden, und die Zulassung zur Konfirmation ist recht anspruchsvoll. Wir errei-chen damit einen Drittel eines Jahrgangs. Auch die Katholiken und die Freikirchen erreichen vie-le Jugendliche, so dass vielleicht nur ein Fünftel keine kirchliche Unterweisung hat. Doch ich ma-che mir keine Illusionen: Wird dieses Angebot von den Eltern nicht mitgetragen, steht es auf schwachen Beinen. Ganz ent-scheidend ist, dass die Leute, die Sonntagsschule oder auch kirch-lichen Unterricht an der Schule erteilen, mit dem Herzen dabei sind. Dafür müssen wir sorgen.

Warum sucht die Landeskirche nicht vermehrt den Schulter-schluss mit den Freikirchen?Das sollte sowohl mit den Frei-kirchen als auch mit den Katho-liken noch mehr geschehen. Hier auf dem Platz Frauenfeld findet jetzt während der Ferien gerade ein Musiklager des evangelischen Kinderchores statt. Gleichzeitig wird eine ökumenische Kin-derbibelwoche angeboten. Und gleichzeitig arbeitet ein Team aus Landeskirche und Freikirchen zusammen am Projekt der Godi-Jugendgottesdienste. So sollten wir noch vermehrt ohne Berüh-

Der ZeitungstextSo stand es im Osterbeitrag der «Thurgauer Zeitung»: «Für die Reformierten ist der Karfreitag der höchste Feiertag, sie glauben nicht an die Wiederauferstehung. Jesus wurde ans Kreuz genagelt und fertig. Danach kommt für die Reformierten nichts mehr. Die Katholiken sind in ihrer Hoffnung ausdauernder. Unverbesserliche Optimisten eben …» Gegenüber «idea Spektrum» erklärte die Auto-rin, Redaktorin Elisabeth Reisp, der Beitrag sei am Gründonnerstag in «einer Situation von grosser Über-arbeitung» geschrieben worden. Er sei «ein Fehler». Sie hätte danach allerdings die vielen heftigen Reak-tionen nicht erwartet.

Der Redaktionsleiter: «Sie ist wohl einem Vorurteil aufgesessen»Redaktionslei-ter David Angst (Bild) nimmt die für den umstrit-tenen Osterarti-kel verantwort-liche Redaktorin

Elisabeth Reisp in Schutz: «Sie wollte sicher niemanden absichtlich pro-vozieren. Sie ist mit ihrer Aussage über die Auferstehung wohl einem Vorurteil aufgesessen. Zudem muss-te der Artikel am Gründonnerstag leider unter Zeitdruck geschrieben werden, so dass er von niemandem gegengelesen werden konnte. Auch ich selber habe dann leer ge-schluckt, als ich die Passage über die Auferstehung las, weil mir klar war, dass sie nicht stimmt.» Der Re-

daktionsleiter war daher über den Sturm der Entrüstung nicht über-rascht. Zahlreiche Leser hätten ihrer Empörung Luft verschafft, meist aber durchaus sachliche Leserbrie-fe geschrieben. Gegenüber diesen Lesern habe er in einer kurzen Rück-meldung den Fehler eingestanden und sein Bedauern geäussert. Nach-dem die «Fehlinformation» auch in einem kurzen Interview mit dem Schweizer Kirchenratspräsidenten Gottfried Locher korrigiert worden sei, betrachte er den Fall als erledigt.Kritik aus kirchlichen Kreisen muss sich die «Thurgauer Zeitung» auch gefallen lassen, weil sie nicht mehr mit besinnlichen Beiträgen auf christ-liche Feiertage wie Ostern eingeht. Der Redaktionsleiter meint, die Zei-

ten hätten sich geändert: «Früher hatten die Pfarrer vor Feiertagen praktisch einen Blankocheck, um ihre Botschaft ins Volk zu tragen. Heute greifen wir zwar immer noch kirchli-che Themen auf, aber eher nach jour-nalistischen Kriterien. Als Nachrich-tenorgan ist es nicht unsere Aufgabe, der Kirche eine grosse Plattform zu bieten. Wir bringen nach wie vor viel über kirchliche Ereignisse. Doch auch ihre Nachrichten brauchen einen News-Wert. Wir sind im Übrigen ja nur der Spiegel dessen, was sich in der Gesellschaft abspielt. Und schau-en Sie einmal, welche Bedeutung ein Bettag heute noch hat!» Ganz aus-schliessen will Redaktionsleiter Angst aber nicht, dass er die Volksfrömmig-keit falsch einschätzen könnte.

Wozu lebe ich? Wohin gehe ich? Als Thema am Konfirmationssonntag haben die Konfirmanden selber «Leben nach dem Tod» ausgewählt. Ich dachte zuerst, ich höre nicht recht. Aber sie meinten es ernst! Die Jungen wollen über Gott und den Himmel reden. Sie spüren, dass ei-niges hohl ist, was der Mainstream heute so anzubieten versucht.

Welche Rolle könnten die Medien spielen, um Gott vermehrt zum Thema zu machen? Und was kann die Kirche tun? Die Kirche muss lernen, verständ-lich vom Glauben zu reden und den Glauben glaubwürdig zu leben. Von weltlichen Medien erwarte ich keine missionarische Plattform. Ich erwarte aber, dass sie unser Anliegen fair und sach-lich abbilden. Ich erwarte Good-will. Die Kirche muss auch dafür sorgen, dass eigene Instrumente wie der «Kirchenbote» oder eine TV-Sendung wie «Fenster zum Sonntag» auf gutem Niveau ge-halten und einem breiten Publi-kum zugänglich gemacht werden.

Was lernen Sie aus der unseligen Ostergeschichte der «Thurgauer Zeitung»?Wir müssen den Verlust der Kenntnisse über unsere abendlän-disch-christliche Tradition scho-nungslos zur Kenntnis nehmen. Wir müssen aber auch begreifen, dass wir die Möglichkeit haben, uns in der Öffentlichkeit zu Wort zu melden. Und wir müssen diese Möglichkeiten besser nutzen.Interview: ANDREA VONLANTHEN

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Die öffentliche Diskussion hatte gerade begonnen. Doch bevor es richtig losgehen konnte, glätte-ten sich die Wogen auch schon wieder. «20 Minuten Online» hatte am Montag vergangener Woche über die entführte Schwei-zerin in Mali berichtet. Die Frau war am Sonntag zuvor von sechs bewaffneten Männern in der Oa-senstadt Timbuktu unter lauten «Allahu akbar»-Rufen (Gott ist gross) entführt worden. Nach neuesten Berichten ist sie nun in die Hände einer weiteren Grup-pe gefallen, die offenbar zu einer Freilassung bereit sei. Nachdem der Fall publik geworden war, ver-suchte der «Tages-Anzeiger» die Hintergründe der Missionarin zu beleuchten. Unter dem Titel «Evangelikale werden für riskan-te Missionseinsätze belohnt», konnte man lesen, dass gefähr-liche Missionseinsätze ein «ho-hes Ansehen in freikirchlichem Umfeld» einbringen würden. Entführungen würden durch die Arbeit von evangelikalen Missi-onsgesellschaften wie «Operati-on Mobilisation» (OM) geradezu «provoziert». Der reformierte Theologe und Sektenexperte Ge-org Samuel Schmid stelle unter jungen Evangelikalen eine «zu-nehmende Risikobereitschaft» fest. Es gehe ihnen um «Credits

für ein Leben im Jenseits» und das «Wiederkommen Jesu».

Vor Wochen evakuiertAufgrund dieser Vorwürfe plan-te das Schweizer Fernsehen, das Thema in der «Rundschau» auf-zugreifen. Unter anderem sollte Franziska Moser von der Bibel-übersetzungs-Gesellschaft «Wyc-liffe» eingeladen werden. Doch der Plan wurde fallengelassen. Vermutlich, weil die Redaktion einsah, dass sich der aktuelle Fall denkbar schlecht für diese Dis-kussion eignet. Nach aktuellem Kenntnisstand war die Frau auf eigene Faust in Mali aktiv. Offen-bar gehörte sie nicht einer Missi-onsgesellschaft an, sonst wäre sie wohl nicht mehr vor Ort gewe-sen. Wycliffe hat bereits vor etwa vier Wochen seine Mitarbeiter aus Mali abgezogen – als nämlich klar wurde, dass die Lage brenz-lig wird. Das zeigt aber, dass pau-schale Schuldzuweisungen fehl am Platz sind.

Regelmässige EmpfehlungenWie gehen evangelikale Missio-nen mit den Risiken in gefähr-deten Regionen um? Niklaus Meier, Geschäftsleiter der Ar-beitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM), gibt zunächst zu bedenken, dass die Mitarbei-

ter grundsätzlich auf Einladung vor Ort sind. «Das Gastland muss der Person ja ein Visum ausstellen.» Niemand halte sich verbotenerweise in den Gastlän-dern auf. Meier ist überzeugt: «In ein ausdrückliches Gefahrenge-biet würde man niemanden hin-schicken. Das würde niemand verantworten.» Auch eine zuneh-mende Risikobereitschaft unter jungen Menschen kann er nicht bestätigen.Walter Diem, Direktor der Missi-onsgesellschaft «Serving in Missi-on» (SIM), erklärt: «Bei uns stehen die Leitungspersonen im Einsatz-land mit Regierungsstellen, Part-nern und Vertrauenspersonen im Einsatzland in regem Austausch. Zudem sind alle Mitarbeitenden bei ihren jeweiligen Botschaften angemeldet. Diese geben unse-ren Leitungspersonen regelmäs-sige Empfehlungen. Jedes Jahr muss die Situation neu beurteilt werden. Der Notfall- und Eva-kuierungsplan werden angepasst und der internationalen Leitung vorgelegt.»

Motivation geprüftAuf die Frage, ob die Risikobe-reitschaft bei den Missionen zugenommen habe, antwortete er: «Nein, im Gegenteil. Auslän-dische Mitarbeitende werden

Bild: zvg

ENTFÜHRUNGSFALL Die tragische Verschleppung einer Schweizer Missionarin in Mali zog einen Pressewirbel nach sich. Die Vorwürfe, evangelikale Christen würden aus Geltungsbedürfnis die Gefahr suchen und damit Entführungen provozieren, haben mit der Realität allerdings wenig zu tun. Missionsleiter erklären ihre Vorsichtsmassnahmen.

Missionswerke gehen kein unnötiges Risiko ein

Die Situation in Mali Tuareg-Rebellen und Islamisten kontrollieren seit Kurzem einen Grossteil des trockenen Nordens von Mali. Nach einem Bericht sind auch Kämpfer der nigerianischen Terror-Bewegung Boko Haram im Gebiet aufgetaucht. In Timbuktu müssen sich die Frauen verschlei-ern. Laut Radio France Internati-onal wurden Bars angezündet. Extremistische Islamisten haben im Sahel und den angrenzenden Staaten in den vergangenen Jahren Dutzende westliche Ausländer ent-führt. Verschleppt wurden am 12. April in der Stadt Gao auch sieben algerische Diplomaten. (Quelle: li-venet.ch)

In Mali wartet die verschleppte Missionarin auf ihre Freilassung. Unser Bild: Traditioneller afrikanischer Markt vor einer Lehm-Moschee in Mali.

von der lokalen Bevölkerung vermehrt geschätzt. Das Umfeld allerdings wird gefährlicher. Die letzten, von westlichen Mächten gestützten Kriege haben in vielen Kreisen zu erhöhter Gewaltbereit-schaft geführt.» Im Artikel des «Tages-Anzeigers» wurde auch Markus Flückiger, Leiter von OM Schweiz, zitiert. OM ist zwar nicht in Mali, dafür aber unter an-derem im Jemen aktiv, wo es auch schon Entführungsfälle gegeben hat. Flückiger kann nicht bestä-tigen, dass es besonders «trendy» sei, sich auf Missionseinsätzen in Gefahr zu begeben. «Wir senden jährlich 20 bis 30 Leute auf Lang- und 50 bis 100 auf Kurzzeiteinsät-ze aus. Im Vorfeld führen wir mit jedem Teilnehmer persönliche Gespräche. Die wenigsten wol-len in Extremländer. Und wenn doch, prüfen wir ihre Motivation erst recht. Wer sich Punkte im Himmel sichern will, hat auf je-den Fall keine Chance.»

Ganzheitlicher AuftragDie Bewerber würden meist kein bestimmtes Land nennen. Es gehe ihnen eher darum, ihre Gaben op-timal einsetzen zu können oder eine gewisse Sprache zu lernen. Für politisch heikle Gebiete gebe es Notfallszenarien. Ab einem be-stimmten Gefährdungspotenzial würden die Leute zurückgerufen. «Wir sind eng verbunden und in ständigem Austausch mit den ausländischen Botschaften und christlichen, wie auch säkularen Organisationen, die im Land ar-beiten.» «Missionieren» sei eben ein Reizwort, das in der Öffent-lichkeit nicht gut aufgenommen werde, so Flückiger. Bei OM wird der Begriff darum auch intern kaum noch verwendet. Die Mitar-beiter seien in unterschiedlichen Bereichen engagiert, was auch praktische Hilfsleistungen und Lehrtätigkeit umfasse. «Nur reden und nicht handeln» gelte schon lange nicht mehr. OM habe einen ganzheitlichen Auftrag. Und so verstehen auch viele Freikirchen ihr Engagement.Christof Bauernfeind

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Bilder: Nikos Kapelis, zvg

GRUNDSTEINLEGUNG An zentralster Lage in Winterthur entsteht das Projekt «gate27». Das Zentrum der FEG wird 650 Menschen Raum bieten und kostet 24 Millionen Franken.

FEG feiert Start zum Projekt «gate27»

Menschen aus der Stadt eine Be-gegnung ermöglichen: Dieses Ziel hat die Freie Evangelische Gemeinde (FEG) Winterthur seit 175 Jahren. In einer Wirtschafts-rezession bauten die Gemeinde-gründer an der Theaterstrasse 27 für 140 000 Franken einen Saal für 220 Gottesdienstbesucher.

Zentrales BegegnungszentrumSeit längerem ist klar, dass das Raumangebot vergrössert wer-den muss, damit sich die FEG Winterthur als «nööchi Chile» weiterentwickeln kann. Trotzdem dauerte es fast zehn Jahre bis zum definitiven Entscheid: Die FEG bleibt an diesem Standort, das Grossprojekt wird in einer Etappe ausgeführt, das Bauprojekt bein-haltet 18 Eigentumswohnungen, das Auditorium bietet Platz für 650 Personen, und andere Räu-me sind multifunktional und können vermietet werden. Damit entsteht Raum für Gottesdienste, Konzerte, Seminare, Alpha-Kur-se, für Kinder, Jugendliche, Er-

wachsene, Senioren, Kinderhort, Mütterberatung, Studienplätze sowie Büros und ein Bistro.

Wir sind dann mal weg!Die FEG Winterthur hat sich die Aussage von Dietrich Bonhoef-fer auf die Fahne geschrieben: «Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist.» Sie will eine Gemeinde sein, die nahe bei den Menschen ihrer Stadt ist, damit diese Jesus nahe kommen. Wäh-

Über 1200 Akteure: Die Adonia-Chöre boomen nach wie vor.

Der «Ungläubige Thomas» als Star

Wenn die Adonia-Chöre unter-wegs sind, generiert das eindrück-liche Zahlen: Etwa 1200 Jugendli-che von 13 bis 19 Jahren meldeten sich vor zwölf Monaten im Ado-nia-Sekretariat an. Daraus sind in-zwischen 18 verschiedene Chöre entstanden, die gegenwärtig mit dem neuen Musical «Thomas» durch die Schweiz touren. Insge-samt werden zu den Konzerten 25 000 Besucher erwartet. Beacht-liche Eckdaten, die bei Adonia aber seit Jahren «normal» sind.

Interessanter BlickwinkelDas aktuelle Projekt erzählt das Leben und Wirken von Jesus Christus einmal aus einer etwas anderen Sicht: nämlich aus der des Jüngers Thomas. «Er erlebt Zeichen und Wunder, sowie die

schockierenden Ereignisse der Exekution von Jesus, welche ihm fast völlig den Glauben rauben», heisst es in der Vorankündi-gung. Schliesslich entscheidet er sich zu glauben, wenn er Jesus

ADONIA Am 11. April starteten die Adonia-Chöre in die neue Saison. Das neue Musical «Thomas» zeigt die Jesus-Geschichte aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel.

rend der zweijährigen Bauphase feiert die Gemeinde den Gottes-dienst in einem ehemaligen Klein-theatersaal, die anderen Aktivitä-ten finden in einem renovierten Abbruchobjekt statt. Die FEG will diese anspruchsvolle Phase nicht als «Wartezeit» überbrücken, son-dern aktiv gestalten und nahtlos ins «gate27» einziehen.Marco Innocente

www.feg-winterthur.ch

Auf bestem Grund: Die FEG Winterthur feierte am Sonntag die Grund-steinlegung ihres 24-Millionen-Projekts mitten in der Stadt.

begegnen und berühren könne. Adonia-Leiter und Texter Markus Hottiger erklärt dazu: «Thomas wird an verschiedenen speziellen Schauplätzen der Evangelien als Erster erwähnt.» Ein interessanter Blickwinkel, der neues Licht auf die bekannten Geschichten wirft.chrIstof BauernfeInd

JOURNAL9 Prozent KirchgängerMit 9 Prozent Kirchgängern liegt die Schweiz im Mittelfeld einer weltweiten Erhebung der «NZZ am Sonntag». Am meisten Menschen gehen mit 89 Prozent in Nigeria in die Kirche, gefolgt von Irland und den Philippinen (84 beziehungs-weise 68 Prozent). Das «Schluss-licht» bilden Skandinavien und das Baltikum (vier bis fünf Prozent) so-wie Russland und Japan (drei Pro-zent). (idea)

Abgang auf St. ChrischonaSchwester Iris Neu tritt im Sommer nach acht Jahren als Oberin und Vor-sitzende der Ge-schäftsleitung des Diakonissen-Mut-

ter hauses St. Chrischona zurück. «Unter schiedliche Erwartungen und Vorstellungen sowie vielschichtige Verpflichtungen haben dazu ge-führt, dass sie ihre Berufung zum kommunitären verbindlichen Le-ben nicht wie gewünscht gestalten und entfalten konnte», schreibt das «Chrischona-Panorama» dazu. Iris Neu plane, in eine andere Kommu-nität überzutreten. (idea)

Ehrenvolle WiederwahlBei den Grossratswahlen im Kanton Thurgau wurde idea-Chefredaktor Andrea Vonlanthen auf der Liste der SVP mit einer glänzenden Stim-menzahl wiedergewählt. Wir gratu-lieren und freuen uns, dass er seine politische Arbeit auf kantonaler Ebene weiterführen kann. – Bei den kantonalen Wahlen erhielt die EVP 4,8 Prozent und die EDU 4,6 Prozent der Stimmen. Da die beiden Partei-en in vier der fünf Wahlkreisen eine Listenverbindung eingingen, diente dies beiden. Besonders spannend war es im Bezirk Münchwilen. Hier erhielt die EDU knapp eine Liste mehr als die EVP, weshalb diese das Mandat verlor. Ein Beweis mehr, dass es auf jede Stimme ankommt! (Heiner Studer/Thomas Feuz)

Erfolg für «Pfuusbus»Im zehnten Betriebsjahr wurden im «Pfuusbus» von Pfarrer Ernst Sieber 3741 Übernachtungen gezählt, 321 oder fast zehn Prozent mehr als 2009/2010. Bis zu 30 Personen können jeweils im Sattelschlepper übernachten. (idea)

AbschlusskonzertDas Abschlusskonzert mit allen Chören findet am Sonntag, 6. Mai, um 14.30 Uhr in der Mehrzweck-halle Zofingen statt. Bis zum 4. Mai können Platzkarten reserviert wer-den. Es werden rund 2000 Besucher erwartet.

www.adonia.ch

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SorrySonntagmorgen. Freue mich auf den Gottesdienst - sorry! - Celebra-tion sollte ich sagen. Bin gespannt auf die Predigt - den Input, meine ich. Die Kinder – sorry, wie kann ich! - die Kids und Teenies gehen in die Sonntagsschule - nein! - in den Kidstreff, ins Follow-me oder ins Time-out.Jetzt beweise ich, dass ich nicht de-finitiv von vorgestern bin. Mache mit beim Worship mit Handsup und Klap your hands! Beeindru-ckend, mit welcher Inbrunst die englischen Texte ab Beamer gesun-gen werden. Bei der Aussprache sind sich nicht alle einig, Hauptsa-che, alle wissen, was sie singen. «Ich singe dir mit Herz und Mund …», geht mir durch den Kopf. Sorry! Konzentriere mich wieder auf den englischen Song. Verstehe den Text nur ansatzweise, habe Mühe mit der Silbenverteilung. Es folgen In - formationen zum Cornerstone am Freitagabend, zum Praiscamp in der Nachbarstadt, zur Men’s Lounge vom Samstagmorgen und zu ver- schiedenen Lifegroups sowie zur Bibelstunde – sorry, so was von peinlich! – zum Bibel-Workshop.«Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.» Meine Herzens-melodie summt in Deutsch und meine Herzenssprache ist Deutsch. Ich stehe dazu. Und mit meinem himmlischen Vater rede ich gar in meiner Muttersprache, in biederem Schwizertütsch. Immer. Und er mit mir in seiner Vater-Sprache. Sorry, ich höre ihn immer auf Deutsch! Und wenn ich mich schon so weit geoutet habe, stehe ich auch dazu: Ich lese auch die Bibel in Deutsch und erst noch in einem veralteten Lutherdeutsch. Viele Verheissungen, Zusagen und Bibelverse kenne ich in dieser Sprache auswendig. Sie haben sich mir tief eingeprägt. Genauso wie viele Liederverse. Eingebrannt auf meiner Herzens-Festplatte. Unauslöschbar! In mei-ner Herzens- und Muttersprache.

Äxgüsi, himm-lischer Vater! Danke, dass du mich trotzdem verstehst!MARIANNE

VONLANTHEN

140 Fachpersonen aus Medizin, Therapie, Seelsorge waren am 19. April zum Symposium der Klinik für Psychosomatik SGM (Stif-tung für ganzheitliche Medizin) gekommen. «Glaube, Religion oder Spiritualität kann krank oder gesund machen», stellte Christian Schäfer, Chefarzt Psy-chiatrie, bei der Eröffnung fest. 75 Prozent der Patienten der Klinik SGM vertrauten jedoch auf de-ren heilende Wirkung und seien deshalb hier. Schäfer sprach von einer Pionierleistung, dass die Pri-vatklinik vor 25 Jahren gegründet wurde. Heute ist sie fest etabliert, nicht zuletzt dank der Defini-tion für Gesundheit, in welche die Weltgesundheitsorganisation WHO 1995 auch Spiritualität aufgenommen hatte: «Gesund-heit ist ein Bestimmungsfaktor für Lebensqualität einschliesslich des psychischen und spirituellen Wohlbefindens.» Schäfer wies jedoch auf eine mögliche Rol-lenkonfusion zwischen Therapie und Seelsorge hin: «Wenn mir ein Mann erzählt, er sei verheiratet, pflege daneben zwei Aussenbezie-hungen und fühle sich dabei wun-

derbar, muss ich als Therapeut nichts weiter unternehmen. Als Seelsorger sieht das anders aus.» Spirituelle AnamneseDer Psychoanalytiker, Priester und Jesuit Eckhard Frick ist am interdisziplinären Zentrum für Palliativmedizin der Ludwig Ma-ximilian Universität München Mitinhaber der Professur «Spiri-tual Care». Neben einer Einfüh-rung in dieses Thema liess er ei-nen Teil der Teilnehmer an einer Studie mitwirken, die aufzeigen soll, wie Spiritualität in der medi-zinischen Landschaft der Schweiz und Deutschlands vorhanden ist. Er plädierte dafür, zur medizini-schen auch eine spirituelle Anam-nese (Vorgeschichte) zu erstellen. «Studien zeigen, dass es die meis-ten Ärzte als ihre Aufgabe anse-hen, spirituelle Ressourcen und Ziele ihrer Patienten zu erfassen. Eine Minderheit sieht das nicht so, besonders wenn es ‹Religion› betrifft», führte er aus. Allerdings scheuten nicht nur Mediziner, sondern auch Patienten vor dem Thema zurück, da religiöse Fra-gen als sehr intim empfunden würden und immer noch ein Tabu darstellten. Andererseits zeigten weitere Erhebungen, dass spirituell gut betreute Patienten weniger Kosten verursachen. Wer durch seinen Glauben Kraft und Hoffnung empfängt oder zu einer tragenden Gemeinschaft gehört,

sei zum Beispiel am Lebensende eher bereit, der Verlegung in ein Hospiz zuzustimmen anstatt auf Intensivpflege zu bestehen. Der Psychologe und Theologe Constantin Klein aus Bielefeld belegte anhand diverser Statisti-ken, dass es auch aus wirtschaft-lichen Gründen Sinn macht, Spiritualität in die Therapie mit einzubeziehen. Sobald dieser Fak-tor gesichert ist, werde das Thema für viele Anbieter interessant.

Warmherzige BeziehungSamuel Pfeifer, Chefarzt der Psy-chiatrischen Klinik Sonnenhalde in Riehen, beschrieb die Heraus-forderungen bei hochreligiösen Patienten in der Psychotherapie. «Fundamentalistische Christen wie auch Jüdinnen oder Musli-me fragen sich, ob ein Arzt ihren Glauben versteht und respek-tiert», so Pfeifer. Es gibt Hindus, welche von Heiligenschreinen eine heilende Wirkung erwarten. Orthodoxe Juden hielten sich an unzählige Gebote, um ihrer Re-ligion zu genügen. «Solange sie innerhalb ihres Systems bleiben, kann es ihnen gut gehen. Schwie-rig wird es bei den Übergängen in eine andere Lebensform.» Für den Umgang mit diesen Menschen gelte daher: «Eine warmherzige, fürsorgliche Beziehung ist in der Therapie wichtiger als religiöse Übereinstimmung.» MIRJAM FISCH-KÖHLER

Die Autorin war Lehrerin und Katechetin und korrigiert heute «idea Spektrum».

Bild: Mirjam Fisch-Köhler

SPIRITUAL CARE Durch eine begleitende geistliche Betreuung von Patienten können langfristig Heilungskosten gesenkt werden. Das zeigte sich am Symposium «Spiritual Care – von der Erkenntnis zur Wirklichkeit» in der Klinik SMG in Langenthal.

Spiritualität senkt Heilungskosten ÄXGÜSI

Wichtige VernetzungSarah Böhm-Aebersold, christ-katholische Priesterin, arbeitet als Spital- und Heimseelsorgerin in So-lothurn. «Mir wurde am Symposium bewusst, wie wichtig die Vernet-zung ist und dass ein interdisziplinä-rer Austausch viel bringt. Wenn ich dem Pflegepersonal mitteile, dass sich eine Patientin durch ein Gebet beruhigt, könnte es darauf zurück-greifen, wenn ich nicht da bin. So können wir einander ergänzen.»Mario R. Mainetti, Kunsttherapeut in Biel, ist begeistert, dass Spirituali-tät endlich enttabuisiert wird. «Vie-le Institutionen sind offen dafür, es fehlen aber die Finanzen. Wenn sich Gesundheitskosten senken lassen, ist das ein Anreiz, die Auswirkun-gen von Spiritualität wissenschaft-lich zu erforschen. Und damit wer-den Gelder frei für entsprechende Therapieformen.»

Heilende Wirkung der Spiritualität: Refenten René Hefti, Samuel Pfei-fer, Eckhard Frick, Constantin Klein und Christian Schäfer (von links).

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FokussierungIn verschiedenen Kontexten wird von professionellem Engagement verlangt, dass es voraussetzungsfrei geschieht. Voraussetzungsfrei bezieht sich auf Grundannahmen des Lebens, die Fragen der Weltanschau-ung, des Menschenbildes und der religiösen Überzeugungen betreffen. Es geht dabei um nicht beweisbare Axiome oder Glaubensinhalte, die für das Sein und Tun eines Men-schen tragend und prägend sind.

Voraussetzungsfrei zu arbeiten wird von Menschen erwartet, die eine öffentliche Funktion innehaben. Es wird in der Regel nicht toleriert, wenn eine christliche Pflegefach-frau mit einem Patienten in einer Grenzsituation des Lebens betet. Von einem Sozialarbeiter wird erwartet, dass er sich jeder explizit weltan-schaulich oder religiös motivierten Handlung enthält. Die Rolle des christlichen Glaubens in der Leh-

Bild: VBG

SYNERGIE rerausbildung wird gegenwärtig in einer Nationalfondsstudie kritisch untersucht. Im Bereich der Psychothe-rapie ist es ein Ideal der wissenschaft-lich geprägten Therapieformen, dass man religiös und weltanschaulich neutral operiert.

Mir stellt sich die Frage, ob voraus-setzungsfreies Sein und Arbeiten überhaupt möglich ist. Jeder Mensch baut sein Leben auf Grundannah-men auf, die man nicht beweisen kann. Das ist eine Grundkonstante des menschlichen Daseins und wird immer so bleiben - unabhängig vom wissenschaftlichen Fortschritt und von gesellschaftlichen Entwicklun-gen. Darum ist voraussetzungsfreies Arbeiten eine Illusion. Es führt le-diglich dazu, dass handlungsleitende Grundannahmen vertuscht werden. De facto werden sie tabuisiert.

Statt voraussetzungsfreies Arbeiten zu verlangen, wäre es sinnvoller und ehrlicher, dass man sich über Grundannahmen des Lebens im Bereich Glaubens- und Weltan-schauungen explizit Rechenschaft

ablegt und sie offenlegt. Das sollte nicht nur auf individueller Ebene geschehen, sondern auch in der wissenschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Diskussion.

Christen können unserer multikul-turellen Gesellschaft einen wertvol-len Dienst tun, indem sie das Ideal voraussetzungsfreien Arbeitens hinterfragen und eine konstruktive Auseinandersetzung initiieren. Das würde unter anderem das Risiko einer schleichenden Manipulation, von welcher Seite auch immer, vermindern. Eine offene Diskussion über handlungsleitende Grundan-

nahmen des Lebens wäre ein wichtiger Beitrag zu mehr Transparenz.

DIETER BÖSSER

Der Autor, lic. theol. und lic. phil I, ist Studienleiter der Akademie für christliche Führungskräfte (AcF) Schweiz in Basel und Geschäftsleiter des Fachkreises Psy-chologie und Glaube bei den Vereinigten Bibelgruppen (VBG).

Warten lohnt sich«idea Spektrum» Nr. 15 – «Wie weit dürfen wir gehen?»Christoph Pahl empfiehlt, dass sich junge Menschen für eine Partner-schaft und Ehe erst besser kennen lernen sollten. Mit wachsender Ver-trautheit zueinander soll dann auch die körperliche Nähe zunehmen. Wo letztendlich die Grenze liegt, bleibt eine gemeinsame Entscheidung, wobei ja vielleicht auch Sex drinlie-gen könnte. Denn «in der Bibel wird Sexualität ausserhalb einer festen Beziehung fast immer als nicht im Sinne Gottes beschrieben» (Ch. Pahl). Damit wird alles relativ. Soll ich denn überhaupt noch heiraten? Eine feste Beziehung ist ja einfach so möglich … Wir haben bewusst einen anderen Weg gewählt. Zuerst war uns unsere Beziehung zu Gott am wichtigsten. Unsere zunehmende Vertrautheit mit Gott und seiner persönlichen Leitung liess unser geistliches Leben wach-sen. Das stärkte unsere Gewissheit, dass Gott den richtigen Ehepartner vorbereitet und das auch zum rech-ten Zeitpunkt offenbart. Gefunden haben wir uns, ohne einander nahe zu kennen, aber jeder war gewiss, dass Gott uns für ein gemeinsames Leben bestimmt hat. Bei unserer Hochzeit haben wir uns dann das

erste Mal geküsst und gestreichelt. Es war wunderbar! Heute sind wir seit über 14 Jahren glücklich verheiratet und haben vier Kinder. Unsere eheli-che Gemeinschaft ist in jeder Hinsicht erfüllt, und das Feuer brennt je länger desto mehr. Gott kann man in jeder Beziehung bedingungslos vertrauen! URS UND CHRISTINE HUNZIKER, Kaltbrunn SG

Keine Freikirche«idea Spektrum» Nr. 16 – «Schadet Freikirche dem Ruf von Turgi?»Die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten (STA) sei eine Frei-kirche, sie teile das Bibelverständnis der Freikirchen (VFG) und der prak-tisch einzige Unterschied sei die Sab-batheiligung. Derartige Aussagen zeugen von enormer Unkenntnis. Letzten August sagte der Prediger in der Basler Adventgemeinde: «Es gibt (neben der Bibel) auch noch eine zweite Stimme (Gottes)», und das sei die der Prophetin Ellen G. H. White. Ihre prophetischen Aussagen werden als ebenso inspiriert ange-sehen wie beispielsweise die Briefe des Apostels Paulus! Exegetische und dogmatische Publikationen der Ver-lage der STA belegen das vielfältig.Verfasser zahlreicher adventistischer Publikationen in mehreren Spra-

chen ist Clifford Goldstein. Über El-len Whites Buch «Der grosse Kampf; Kirche, Politik und die Zukunft der Welt» schreibt er: « ... jede Seite (des Buches) ist getränkt im Blut des Er-lösers», und später: Das Buch wird uns näher ziehen «in die Umarmung Christi, der dessen Worte inspirierte und der jede Seite (des Buches von White) mit Seinem Blut versiegelte; oder wir werden – indem wir den Geist zurückweisen – in die Klauen des einen gelockt, der (gemeint ist Satan!) das Blut Jesu vergossen hat und unseres ebenfalls zu bekommen sucht». Da das Buch mit dringlicher Empfehlung des STA-Präsidenten R. S. Folkenberg (er war bis 1999 Präsident ihrer Generalkonferenz) kam, habe ich damals mit ihm konkret korrespon-diert. In seiner Antwort hat er sich von diesen Aussagen nicht distanziert. Bis auf diesen Tag lehren Adventis-ten, dass Jesus 1844 (als die sichtbar erwartete Wiederkunft ausfiel) mit Engeln ins Allerheiligste trat, um dort seitdem das «Untersuchungsgericht» durchzuführen. Dabei geht es um die Klärung, wer erlöst sei. Diese und eini-ge andere Sonderlehren sind weiter-hin Teil der STA-Lehren. Da die STA kei-ne ihrer Irrlehren widerrufen haben, können sie nur als Sekte und nicht als Freikirche bezeichnet werden.REINHARD MÖLLER, Pfarrer, Aesch

Drei WillenZahlreiche deistisch oder agnostisch eingestellte Personen fragen sich, warum trotz der Allmacht Gottes, der das Gute will, das Böse fortbe-steht und sich sogar verbreitet. Um dieses Paradox aufzuklären, beruft man sich auf den unglaublichen Respekt der menschlichen Freiheit durch Gott, auf die Neigung zu Egoismus und zu Hochmut der menschlichen Natur und auf den realen Einfluss des Bösen auf die Menschen. Diese Erklärungen sind sehr zutreffend. Jedoch müssen sie durch eine Überlegung zu Gottes Willen ergänzt werden. Dieser Wil-le erscheint in drei Dimensionen.

Gottes Wille ist zuerst normativ. Er offenbart sich insbesondere in den Zehn Geboten und findet auch Ausdruck in folgendem Wort Chris-ti: «Jeder, der nach Gottes Willen lebt, ist mir Bruder, Schwester und Mutter» (Markus 3,35). Dieser Wille ist auch affektiv. Unter diesem Gesichtspunkt will Gott vor allem, dass «alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen» (1. Timotheus 4,2). Dieser Wille ist manchmal sogar auch berührend subjektiv! So wird gesagt, dass Johannes der Jünger war, «den Jesus besonders lieb hat-te» (Johannes 13,23). Oft werden der normative und der affektive Wille Gottes nicht verwirklicht, weil sich die menschliche Freiheit ihnen entgegenstellt. «Jerusalem … wie oft wollte ich deine Kinder versammeln … Doch ihr habt nicht gewollt» (Matthäus 23,37).

Im Gegensatz dazu erfüllt sich der historische und souveräne Wille Gottes immer und auf sicher. In diesem Sinne hat Gott den Zweiten Weltkrieg erlaubt – so brutal uns dies auch vorkommt. «Meine Plä-ne verwirkliche ich, und was ich mir vornehme, das tue ich auch», sagt Gott (Jesaja 46,10).Der dreieinige Gott ist wahrhaftig

Herrscher über die Geschichte und über das Leben jedes Einzelnen!JEAN-PIERRE

GRABER

Der Autor, Dr. rer. pol., war Nationalrat der SVP. Er wohnt in La Neuveville BE.

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Fotos: idea/tf

CHRISTLICHE GESCHÄFTSLEUTE Sie wollen Visionen und Werte verstärkt einbringen. Die Konkurrenz zu segnen ist eine der Herausforderungen, denen sich die 580 CGS-Mitglieder stellen. Die Partnerschaft von CGS und Livenet.ch zeigt erste Früchte. Davon profitieren die Mitglieder des Vereins, aber auch ihre Kundinnen und Kunden.

Unternehmer appellieren für mehr Solidarität

An der Mitgliederversammlung der Christlichen Geschäftsleu-te Schweiz (CGS) vom letzten Donnerstag orientierten CGS-Präsident Bruno Jordi und Beat Baumann von Livenet.ch über die Vision und den Nutzen von gelebten Leiterschafts-Werten im Geschäftsalltag. Die Anwesenden haben sich im Hotel-Restaurant Meielisalp in Leissigen BE zu christlichen Leiterschafts-Werten verpflichtet; mit neuen Portalen wollen sie das wirtschaftliche Um-feld, aber auch die Gesellschaft positiv verändern.

Kooperation bewährt sichVor einem Jahr wurde eine Zu-sammenarbeit mit dem christli-chen Internetportal Livenet.ch beschlossen. Die beiden Organi-sationen gehen davon aus, dass auf dieser neuen Basis rund 90 Prozent der geschätzten 2000

nach christlichen Prinzipien ge-führten Unternehmen erreicht werden können. Die statutarischen Geschäfte war-fen keine hohen Wellen. Nach einem Gewinn von knapp 5000 Franken erhöht sich das Eigen-kapital auf rund 20 000 Franken. «Das gibt uns den nötigen Spiel-raum, um die Ausbauarbeit in der Romandie und im Tessin vo-ranzutreiben», zeigte sich der Prä-sident Bruno Jordi erfreut. Die Mitgliederzunahme im letzten Jahr beträgt rund acht Prozent. Als neue Vorstandsmitglieder wurden Franca Corrai aus dem Tessin und Klemens Ruoss aus der Innerschweiz gewählt. Sie wer-den die Ausbauarbeit, unter ande-rem mit Firmenaperos, flächen-

deckend in der ganzen Schweiz unterstützen und organisieren.

Vertrauen befreitIn seinem Referat plädierte CGS-Präsident Bruno Jordi für einen Paradigmenwechsel. «Ich muss doch nicht in jedem Fall eine Kon-kurrenzofferte einholen», zeigte er sich überzeugt. «Ich kenne zum Beispiel das missionarische Herz meines Bodenlegers. Warum sollte ich nicht darauf vertrauen,

dass der mir offerierte Preis fair und ethisch vertretbar ist? Das gegenseitige Vertrauen stärkt!» Entscheidend sei, in welchem Bereich Geld investiert werde: im «Königreich des Gebens» oder im «Königreich des Nehmens»? «Die ‹Geiz ist geil›-Mentalität sollte bei uns keinen Platz haben», meinte er. Und: «Wir sollten uns nicht vom aktuellen Mammon-Markt diktieren lassen und lernen, unse-re Kosten zu verteidigen. Verant-wortungsbewusste Unternehmer zahlen anständige Löhne. Wir müssen den Mut aufbringen, die-se Punkte zu thematisieren und Position beziehen.» In einer Zeit, wo Kunden im Internet mit ein paar wenigen Klicks zum Direkt-Kauf und oft zum Bezug im Aus-land verführt würden, seien Ein-heit und Courage gefragt.

«Geiz ist geil» widerstehen«Wir leben im fortgeschrittenen Stadium der Globalisierung», zeigte sich Jordi überzeugt. Trotz-dem sei das Phänomen der fallen-den Preise, der sinkenden Margen und der Preisdrückerei nicht neu. Er begründete dies mit einem in-teressanten Vergleich zur Aussage in Sprüche 20,14: «‹Viel zu teuer!›, sagt der Käufer. Doch wenn er weggeht, reibt er sich die Hände.» Es mache den Anschein, als habe die Mentalität «Geiz ist geil!» schon früher den Preiskampf un-nötig angeheizt. Demgegenüber postulierte Jordi als Maxime eine Anleitung aus Galater 6,9, näm-lich: «Einander Gutes zu tun, andere leben zu lassen und selber leben zu können.»Ein Dutzend Mitglieder nahmen erstmals teil. «Das ist mit ein Grund, warum wir unsere Mitglie-derversammlungen in verschiede-nen Gegenden der Schweiz durch-führen», betonte Präsident Bruno Jordi. Die nächste wird im Tessin stattfinden, als zweitägiger An-lass. «Wer will, kann dann gleich noch ein wenig in einem VCH-Hotel ausspannen.»THOMAS FEUZ

www.cgs-net.ch

Gewitterwolken über dem Thu-nersee: Christliche Geschäftsleute wollen wirtschaftlichen Proble-men mit verstärkter Solidarität begegnen (oben). An einem CGS-Treffen darf auch mal gelacht werden (kleines Bild).

Neues Angebot für christliche UnternehmerIn heiklen Fragen sind christliche Geschäftsleute allein und finden in den Gemeinden nicht immer den gewünschten Rückhalt: So lautet die Einschätzung von CGS-Mitgliedern. Der Unternehmer Jürg Opprecht hat deshalb ein neues Ge-fäss lanciert: «Christian Leadership Values» (CLV). Monatliche Treffen mit Video-Inputs sollen anleiten

und ermutigen, christliche Werte im Alltag zu leben: Integrität, Geduld, Grosszügigkeit, gute Verwalter-schaft … «Eine Stunde monatlich für christliche Werte: Das hat enorme Kraft, die Gesellschaft nachhaltig zu verändern», ist Jürg Opprecht über-zeugt.

www.christian-leadership-values.ch

Impressum Idea SchweizHerausgeber: Idea Information AG, 4410 LiestalVerwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter SchmutzIdeelle Trägerschaft: Schweizerische Evange-lische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeits-gemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM)Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp,Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60E-Mail: [email protected]: www.ideaschweiz.chChefredaktor: Andrea VonlanthenBüro: Bahnhofstr. 65, 9320 ArbonTel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88E-Mail: [email protected]: Thomas FeuzErweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-KöhlerPraktikum: Christof Bauernfeind Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 17, Fax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]: Jordi AG – das Medienhaus,Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.Konto: PC-Konto 40-788586-4Idea Information AG, 4410 LiestalLayout/Druck/Versand:Jordi AG – das Medienhaus,Aemmenmattstr. 22, 3123 Belpwww.jordibelp.ch

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Bilder: idea/tf

SPITEX DELTA Seit einem Jahr gibt es eine private Spitex-Organisation in Münsingen BE. Das Team wuchs auf zehn Mitarbeitende, demnächst wird das 70. Dossier eröffnet. Das Team ist im Notfall sogar nachts erreichbar.

Dienst rund um die Uhr aus Liebe zum Nächsten

Kaum haben wir das Gespräch begonnen, klingelt das Telefon. «Eine Mitarbeiterin ist erkrankt», bemerkt Martha Moser. «Ich hoffe, sie kann ersetzt werden. Andernfalls übernehme ich ihren Dienst.» Die diplomierte Pflege-fachfrau HF ist Leiterin der Spi-tex Delta in Münsingen. Trotz der Anspannung wirkt sie ruhig und souverän. «Flexibilität ist nicht nur bei unseren Angestell-ten, sondern auch bei der Leitung gefragt», meint Susanna Juesy. Sie ist stellvertretende Leiterin der Spitex Delta und ebenfalls diplo-mierte Pflegefachfrau HF.

Kleine ErfolgsstoryEs ist diese Flexibilität im Denken und im Handeln, die private Spi-tex-Organisationen häufig von den öffentlichen Einrichtungen unterscheidet. «Private Dienstleis-ter können stärker auf die indivi-duellen Bedürfnisse eingehen», beobachtet Rudolf Joder, Natio-nalrat und Präsident des Verbands privater Spitex-Anbieter.

Die Idee zur Gründung der Spitex Delta hatte der Mann von Susan-na Juesy. Eine Pflegefachfrau einer christlichen Freikirche vor Ort trug denselben Gedanken mit sich herum und half massgeblich mit bei der Gründung von Spitex Del-ta. Innerhalb von drei Monaten lag die kantonale Bewilligung vor. Dann jedoch war ein langer Atem

gefragt. «Es hat eine Weile gedau-ert, bis wir bekannt waren», sagt Susanna Juesy. Ab Frühling 2011 lief die Arbeit an. «Wir haben uns dynamisch entwickelt», fasst Mar-tha Moser zusammen. Das Team besteht aus neun teilzeitlich ange-stellten Frauen sowie einem Mann im Büro. Demnächst wird ein wei-terer Anstellungsschritt nötig.

Seltenes Bild: In einer Gastwirtschaft ist der Sonntag ein Ruhetag.

Den Sonntag feiern und das Familienleben fördern

«Der Verein wurde vor bereits 130 Jahren von Pfarrherren und Freun-den des Sonntags gegründet», erläutert dessen Präsident, Pfarrer Ernst Brunner aus Zofingen. Das grundsätzliche Anliegen hat sich aber bis heute nicht geändert. Im Zweckartikel wird es so formuliert: «Der Verein fördert die christliche Gestaltung des Sonntags und un-terstützt die kirchlichen Angebote und gesetzlichen Bestimmungen, die dieses Ziel haben.» Leider wer-de dieser Wunsch von immer weni-ger Menschen geteilt. Das habe zur Folge, dass der Verein langsam sei-ne Mitglieder verliere. Heute sind es noch 250 Einzelpersonen sowie «Kollektivmitglieder», meist refor-mierte Kirchgemeinden. In frühe-ren Jahren hatte der Verein sogar noch kantonale Unterabteilungen

in St. Gallen, Zürich, Aargau und Basel.

Christliches KulturgutErnst Brunner macht sich ernsthaf-te Sorgen: «Wir stellen fest, dass der Sonntag immer mehr zum Werk-

tag verkommt.» Durch die Sonn-tagsheiligung werde etwa das Fami-lienleben gefördert. «Der Sonntag soll frei bleiben, damit Zeit für die Familie bleibt», betont Brun-ner. Nicht zuletzt sei der Sonntag der Kirchtag. «Wir ermuntern

RUHETAG Gläubigen Juden ist der Sabbat heilig, ähnlich halten es die Adventisten. Unter Christen ist die Sonntags-heiligung offenbar ein abnehmendes Anliegen. Das beobachtet zumindest der «Verein für Sonntagsfeier».

Der kleine, feine UnterschiedMit der neuen Pflegefinanzie-rung werden öffentliche und private Spitex-Anbieter auf die gleiche Ebene gestellt. Die Spitex Delta unterscheidet sich nicht be-züglich Angebot oder Preis, son-dern in der Teamgrösse und der Art der Pflege. «Ein kleines Team ermöglicht eine Bezugspflege», sagt Susanna Juesy. «Es ist unan-genehm, wenn jeden Tag jemand anders kommt.» Ein weiteres Plus: «Wir sind rund um die Uhr er-reichbar. Im Notfall sind wir auch nachts rasch zur Stelle.»«Wir haben einen anderen Bezug zu den Problemen der Klienten», bestätigt Martha Moser. «Die Frage ist: Bin ich bereit, mich für andere Menschen zu engagieren?»Letztlich sind es christliche Werte, die die Spitex Delta von anderen unterscheidet. «Wir wollen nicht nur eine Etikette, sondern die Werte leben», sagt Susanna Juesy.THOMAS FEUZ

www.spitex-delta.ch

«Allzeit bereit»: Martha Moser (links) und Susanna Juesy.

zum Besuch des Gottesdienstes.»Bei Abstimmungen über die Än-derung des Arbeitsgesetzes oder vermehrte Sonntagsverkäufe en-gagiere sich der Verein finanziell und personell innerhalb eines ökumenischen Komitees. Immer wieder werde durch Plakate auf das Anliegen aufmerksam ge-macht. Vierteljährlich erscheint die Zeitschrift «Schweizer Sonn-tagsfreund» mit einer Auflage von 1500 Exemplaren. Für grösse-re Werbeaktionen fehle allerdings mittlerweile das Geld. Trotzdem möchte Ernst Brunner nicht auf-geben: «Der Sonntag ist ein christ-liches Kulturgut, das man nicht über den Haufen werfen sollte.»CHRISTOF BAUERNFEIND

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Im Osten hat man Gott „vergessen“GLAUBENSSTUDIE Der Osten Deutschlands ist die „ungläubigste“ Region der Welt. Theologen äußern sich zu den Ursachen.

Warum ist ausgerechnet das Mutterland der Reformation heute eine Hoch-

burg der Gottesleugner? Diese Frage wird angesichts der Ergebnisse einer US-Studie neu diskutiert. Nach der Untersuchung der Universität Chicago ist im Osten Deutsch-lands der Glaube an Gott im internationa-len Vergleich am schwächs ten ausgeprägt. Nur 8 % der Bevölkerung glauben danach an einen personalen Gott. Gleichzeitig sind die neuen Bundesländer beim Anteil der Atheisten mit 46 % „spitze“. Der Vorsitzen-de der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste im Diakonischen Werk der EKD, der frühere Bischof der Kirchenprovinz Sach-sen, Axel Noack (Halle/Saale), sieht für die Entkirchlichung mehrere Ursachen.

Der „bleibende Erfolg“ der SEDSo seien nach 1945 Millionen Menschen nach Westdeutschland gegangen, die zu den bürgerlichen, kirchentragenden Schichten gehört hätten: „Sie fehlen uns bis zum heutigen Tag.“ Dies sei der „blei-bende Erfolg“ der SED, sagte Noack gegen-

über idea. Er lehrt heute Kirchengeschichte an der Universität Halle-Wittenberg. Nach seinen Worten waren für den Schrump-fungsprozess der Kirchen in der DDR nicht in erster Linie Austritte ausschlaggebend: „Grund waren vielmehr die Eltern, die ihre Kinder nicht mehr taufen ließen und sie nicht zum Kirchlichen Unterricht und zur Konfirmation geschickt haben, sondern stattdessen zur Jugendweihe.“

Altbischof: Die meisten haben sich nie mit Gott beschäftigtNoack zufolge ist der Großteil der Bürger im Osten Deutschlands heute nicht anti-kirchlich eingestellt: „Radikale Atheisten findet man bei uns fast nie. Die meisten Menschen sind vielmehr am christlichen Glauben nicht interessiert. Sie haben sich nie damit beschäftigt.“ Der Theologe warnt davor, den religionssoziologischen Blick auf die Lage im östlichen Deutschland überzu-bewerten und sich zu sehr auf Zahlen zu fixieren: „Wer das Kreuz Christi vor Augen hat, scheut sich nicht vor Statistiken.“ Es gebe viele hoffnungsvolle Entwicklungen. So seien christliche Schulen wegen ihrer Qualität auch bei den Eltern gefragt, die keinen Kontakt zur Kirche hätten. Und am kirchlichen Leben in den Dörfern beteilig-ten sich auch viele Konfessionslose.

Vorsitzender der Pietisten: Es fehlt jedes religiöse GrundwissenDer Vorsitzende des Landesverbandes Landeskirchlicher Gemeinschaften Sach-

sen, der Theologieprofessor Johannes Berthold (Moritzburg bei Dresden), weist darauf hin, dass ein Großteil der Bürger schon in 2. und 3. Generation in konfessi-onslosen Familien groß geworden sei: „In ihnen wird nicht von Gott gesprochen. Sie haben ihn schlicht vergessen.“ Deshalb fehle auch jegliches religiöse Grundwis-sen. Viele Familien hätten die eigene Kon-fessionslosigkeit als Identität so verinner-licht, „dass sie zum Bekenntnis geworden ist“. Deshalb sei es erstaunlich, „dass trotz-dem immer wieder junge Menschen zum christlichen Glauben finden – allerdings nicht in großen Zahlen“. Dies geschehe vor allem durch persönliche Beziehungen zu Christen. Aber warum ist das Interesse am Glauben in ehemaligen Ostblockstaaten, die ebenfalls atheistisch regiert wurden, heute größer als in der früheren DDR? Di-es führt Berthold darauf zurück, dass dort orthodoxe Kirchen und die katholische Kirche dem „elementaren Bedürfnis nach Spiritualität“ durch Liturgien und Rituale entgegenkommen: „Der Kirche des Kultus gelingt das offenbar besser als der Kirche des Wortes.“

Diakoniechef: Der Osten erlebte zwei atheistische DiktaturenDer Direktor des Diakonissen-Mutter-hauses Elbingerode (Harz), Pastor Rein-hard Holmer, erinnert daran, dass schon die nationalsozialistische Ideologie stark atheistisch gefärbt gewesen sei. Als Folge hätten zwischen 1933 und 1945 viele Bür-

Ost-DeutschlandTschechienFrankreichSchweden

JapanGroßbritannien

ÖsterreichWest-Deutschland

LettlandRusslandSchweizPortugalPolenIsraelUSAChile

Philippinen©l ideaGrafik; Quelle: Universität von Chicago

91,9 %71,8 %

67,5%

59,6 %58,1 %

66,5 %

32 %

45 %40,8 %

18,7%

8,2 %

27,4 %

19,1 %

„Ich glaube an einen persönlichen Gott“

16,1 %

24 %26,9 %

38,1 %

Im Mutterland der Reformation – in Mitteldeutschland – gibt es heute die meisten Atheisten. Das Foto zeigt das Lutherdenkmal in Wittenberg.

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Anlass ist die öffentliche Verteilung kos-tenloser Koran-Exemplare durch radi-

kal-islamische Salafisten. Winkler plädiert für eine religiöse Schutzzone an Schulen. „Ich halte es für richtig, dass man nicht in Schulen missionarisch tätig ist“, sagte er gegenüber „Christ & Welt“ (Bonn), einer Beilage der Wochenzeitung „Die Zeit“. Die Ordnungsbehörden sollten möglichst un-tersagen, sich auf diese Art und Weise zu

betätigen, so der Politiker. Er wies darauf hin, dass auch Parteien vor Wahlen nicht in Schulen werben dürften. Ein solches Ver-bot würde besonders den Gideonbund be-treffen, der bisher an vielen Schulen Neue Testamente verteilen darf. Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München) lehnt hinge-gen religiöse Bannmeilen rund um Schu-len ab. „Über Sekten und problematische

Grüne für Missionsverbot an SchulenSCHUTZZONE Ein Missionsverbot an Schulen hat der kirchenpolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, Josef Winkler, gefordert.

Gruppierungen muss geredet werden.“ Bannmeilen und Schweigen weckten bloß Neugier. „Die Schule ist dazu da, damit Ju-gendliche sich mit Meinungen und Ideo-logien auseinandersetzen, und man sollte ihnen das zutrauen“, so Bedford-Strohm. P

l idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps 28. April – 4. MaiF E R N S E H E N

Sonnabend, 28. April Sonntag, 29. April Montag, 30. April Dienstag, 1. Mai Mittwoch, 2. Mai

16.30–17.00 HR „Horizonte“: Wenn Kinder mit ihren Eltern brechen

18.00–18.30Eine Nonne für harte Fälle: Sr. Margareta hilft Jugendli-chen ohne Schulabschluss

20.15–21.45 Film „Cutback“ (Nr. 10, S. 23)

10.05–11.00 Sternstunde Religion: Hun-ger – Genug ist nicht genug

11.00–12.00 ERF 1 Gottesdienst aus dem Geistli-chen Rüstzentrum Krelingen

17.45–18.15 „Fenster zum Sonntag“ – Am Wendepunkt

20.00–21.00 ERF 1Kongress „Christenverfolgung heute“: Winrich Scheffbuch zum Thema „Wie Schafe mitten unter die Wölfe“

21.15–22.00 Ein Pionier der evangelika-len Publizistik: Horst Mar-quardt schaut zurück – Talk

8.00–8.05 „Glaubwürdig“: Stephan Zim-mer, Kirchenmusiker & „Musi-ca Sacra Saxoniae“-Gründer

21.00–22.00 Die Amish in den USA – Doku

21.00–22.00 ERF 1„wirklich.“: Wie wirkt eigentlich der Heilige Geist? Talkrunde

22.45–23.15 Sicherungsverwahrung: Wohin mit gefährlichen Verbrechern?

Donnerstag, 3. Mai

20.15–21.00 Orthodoxie in Russland – Doku

22.35–23.00 „Nah dran“: eine „unmögliche“ deutsch-marokkanische Liebe

H Ö R F U N K

Sonnabend, 28. April Sonntag, 29. April Montag, 30. April Dienstag, 1. Mai

19.05–22.00 Streit: Nutzen & Nachteil – mit Eugen Drewermann

20.05–22.00 Johann Sebastian Bachs fruchtbare Schaffens periode in Weimar (1708–1717)

23.05–0.00 Armutszonen in Deutschland

8.40–9.00 Harald Poelchau, Pfarrer im „Widerstands“-Gefängnis Ber-lin-Plötzensee im „3. Reich“

8.30–9.00 Kleidermode in biblischer Zeit

9.45–10.00 Ev.-ref. Predigt mit Henriette Meyer-Patzelt, Richterswil

10.00–11.00 Ev.-Luth. Gottesdienst aus Ha-meln (& NDRinfo; RBBKultur)

11.30–12.00 „Camino“: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst

15.05–16.00Glocken – Bindeglieder zwi-schen Himmel und Erde

19.30–20.00 „Wo sitze ich?“ Wie Kinder mit dem Leben in „Patchwork“-Familien zurechtkommen

22.30–23.00 ERF PlusAutor Stephan Sigg („Auf mich kannst du zählen!“) erzählt 12 biblische Gleich-nisse für Jugendliche neu

6.05–6.30 400 Jahre – Die Englische Gemeinde in Hamburg

9.00–10.00 Ökum. Gottesdienst: Bremen

Donnerstag, 3. Mai

20.00–20.30 ERF PlusBrennpunkt Nahost m. J. Gerloff

ger die Kirche verlassen. Außerdem habe es in manchen Regionen – etwa in Meck-lenburg und Brandenburg – aufgrund feh-lender Erweckungen relativ wenig geist-liches Leben gegeben.

Auf „Angriff des Kommunismus“ war man nicht vorbereitetDort sei man auf den „Angriff des Kom-munismus“ geistlich nicht vorbereitet ge-wesen. „Hinzu kommt, dass der Druck der

Machthaber auf die Menschen, sich von der Kirche abzuwen-den, relativ hoch war“, so Holmer. In Regionen mit stär-kerer Frömmigkeit – etwa in Teilen Sach-sens oder im katho-lischen Eichsfeld – hätten die Menschen diesem Druck eher widerstanden. Holmer

leitete 18 Jahre das Evangelische Allianz-haus im thüringischen Bad Blankenburg. P

Axel Noack Johannes Berthold Reinhard Holmer

Grüner Kirchensprecher: Josef Winkler

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NOTIERTIn 1.171 Tagen durch die BibelEine weltweite Bibellesekampagne haben die Siebenten-Tags-Adventisten am 17. April gestartet. Unter dem Motto „Erneu-ert durch sein Wort“ sollen Menschen rund um den Globus an 1.171 Tagen alle 1.189 Kapitel der Bibel lesen. Bibel-interessierte können sich während der 39 Monate täglich die entsprechenden Bibelverse per E-Mail zuschicken lassen. Im deutschsprachigen Raum wird die Initiative vom Verein staonline (Köln) or-ganisiert. Während der Lesezeit lädt der Veranstalter Gemeinden, Jugendgruppen und Hausbibelkreise ein, kreative Bibelle-sungen zu gestalten. Zugesandte Berichte oder Videos werden im Internet veröf-fentlicht. Die Teilnehmer können sich au-ßerdem über das Gelesene austauschen. Ein Moderatoren-Team aus Pastoren und Ehrenamtlichen beantwortet Verständnis-fragen. Die öffentliche Abschlusslesung findet am 11. Juli 2015 in San Antonio (Te-xas) statt. Weltweit hat die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten rund 16 Milli-onen Mitglieder. Im Unterschied zu ande-ren Kirchen feiern sie den Sonnabend und nicht den Sonntag als Ruhetag.

b www.erneuertdurchseinwort.de

D as berichteten Referenten beim Jah-resfest des Missionsbundes „Licht im

Osten“ in Korntal bei Stuttgart. In den von orthodoxen Kirchen geprägten Ländern würden alle anderen Christen pauschal als Sektierer bezeichnet. Dennoch bemühten sich die Gemeinden, ihren Landsleuten das Evangelium in Wort und Tat zu be-zeugen, sagte der Missionsleiter, Pfarrer Johannes Lange, vor rund 400 Besuchern. Besonders brisant sei die Situation in der Ukraine. Dort habe Anfang des Jahres eine Hetzkampagne gegen alle Protestanten begonnen. Anlass sei der Selbstmord eines jungen Mädchens, das eine Bibelausstel-lung in Kiew besucht und ein Heft der von „Licht im Osten“ herausgegebenen Kin-derzeitschrift „Tropinka“ mitgenommen hatte. Medien hätten Protestanten danach öffentlich als Sekte bezeichnet, obwohl es keinen Zusammenhang zwischen dem Heft und dem Selbstmord gäbe. Selbst ein orthodoxer Theologe, den man um eine Begutachtung von „Tropinka“ gebeten habe, habe nichts Schlechtes festgestellt. Lange hofft, dass sich die Lage bald beru-hige. Andererseits würden die Aktivitäten von „Licht im Osten“ von der Bevölkerung sehr geschätzt. So hätten 1.600 Biblio-theken um christliche Kinderbücher gebe-ten, weil die Nachfrage so groß sei.

Päckchen für arme KinderAn Weihnachten seien rund 2.000 Ge-schenkpakete an Kinder armer Familien verteilt worden. Bei 14 evangelistischen Einsätzen hätten sich im letzten Jahr mehr als 1.400 Personen für ein Leben als Christ entschieden. Auch in anderen Ländern ge-be es Schwierigkeiten, weil die jeweilige orthodoxe Kirche eine christliche Mono-polstellung beanspruche. So behandle die

russisch-orthodoxe Kirche alle evange-lischen Kirchen gleichermaßen als Fremd-körper. Das wirke sich auch politisch aus: Die zollfreie Einfuhr von Geschenkpäck-chen für arme Kinder in der Ukraine sei wesentlich erschwert worden.

Muslime haben es leichterDer Vorstandsvorsitzende von „Licht im Osten“, Pfarrer Martin Hirsch müller (Ruit bei Stuttgart), bekräftigte den Auftrag der 92 Jahre alten Organisation, die Bibel in Osteuropa und der ehemaligen Sow-jetunion zu verbreiten. Doch reichten die Spenden nicht aus, um die Nachfrage zu befriedigen. Muslime hätten es leichter. Sie könnten 25 Millionen Koran-Exem-plare im deutschsprachigen Europa ver-teilen, während man sich bei „Licht im Osten“ freue, 30.000 Bibeln für Russland drucken zu können. „Licht im Osten“ ar-beitet mit neun Partnerorganisationen in Russland, Osteuropa und Zentralasien zusammen und unterstützt dort etwa 140 einheimische Missionare und Mit-arbeiter. Der Missionsbund stellt ihnen Bibeln, christliche Literatur, Lebensbe-schreibungen und Zeitschriften in über 30 Sprachen zur Verfügung. Bestseller ist das russischsprachige Zweimonats-magazin „Glaube und Leben“ mit einer Auflage von 90.000 Exemplaren. Tropinka erscheint in neun Sprachen und erreicht mehr als eineinhalb Millionen Leser. Außerdem fördert der Missionsbund so-ziale Projekte, darunter ein Alphabetisie-rungsprogramm für bulgarische Roma, ein Flüchtlingslager im Kaukasus und die Betreuung von aidskranken Kindern in St. Petersburg. P

b www.lio.org • 0711 8399080

Orthodoxe erschweren Protestanten das LebenLICHT IM OSTEN In den meisten Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion stoßen evangelische Gemeinden auf Widerstand.

Von „Watergate“ zu JesusEiner der einflussreichsten US-Evangelikalen ist tot: Charles – genannt „Chuck“ – Colson ist am 21. April im Alter von 80 Jahren an den Folgen einer Hirnblutung gestorben. Er war von 1969 bis 1973 Chefberater von US-Präsident Richard Nixon (1913–1994) und als „Mann fürs Grobe“ bekannt. Im Zuge der Watergate-Affäre wurde 1973 Ankla-ge gegen ihn erhoben; in dieser Zeit las er das Buch „Christentum schlechthin“ von C. S. Lewis und erlebte eine Bekehrung zu Christus. Wegen „Watergate“ saß Colson 7 Monate im Gefängnis. 1976 gründete er die Straffälligenorganisation Prison Fellowship, die sich heute in 113 Ländern um Häftlinge und ihre Familien kümmert. In Deutschland gehört dazu der Verein „Prisma“, der u. a. das „Seehaus“ in Leon-berg betreibt.

b www.prisma-jugendhilfe.de

Charles Colson

Ein Projekt des Ost-Hilfswerks „Licht im Osten“: eine Zeltmission in der Ukraine

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W ie kommt es, dass sich das Christentum in China so rasant ausbreitet? Unter anderem tragen die etwa 100.000 christ-

lichen Unternehmer in der Volksrepublik dazu bei. 12 von ihnen besuchten die Evangelische Nachrichtenagentur idea in Wetzlar und berichteten aus ihrer Arbeit. Sie waren von dem Unterneh-mer Karl Schock (Schorndorf bei Stuttgart) eingeladen worden, um Geschäftskontakte zu knüpfen und christliche Organisati-onen kennenzulernen. Wie sie sagten, sei es ihnen ein Anliegen, die Botschaft von Jesus Christus unter Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern bekanntzumachen – teilweise mit ungewöhn-lichen Mitteln.

Eine Firma hat eine Gemeinde mit 10.000 MitgliedernSo hat der Inhaber eines Elektronikkonzerns vor 20 Jahren mit 24 Interessenten eine christliche Firmengemeinde gegrün-det; heute hat sie über 10.000 Mitglieder. Großen Zulauf hat sie durch die Gründung eines Orchesters bekommen, das vor allem auf Beerdigungen spielt. Der Chef nutzt jede Gelegen-heit, um am Grab über die christliche Auferstehungshoffnung zu predigen. Er war vor seiner Unternehmertätigkeit Evangelist. 3 Mal sei er vor 16 Jahren inhaftiert worden, als es noch keine Liberalisierung in der Volksrepublik gab. Aus der staatlich aner-kannten protestantischen Kirche sei er ausgetreten und habe in seiner Firma eine eigene Kirche gegründet.

Restaurant: An jedem Tisch liegt ChristlichesEin Inhaber von 2 Restaurantketten erklärte, er habe Erfolg, weil er als Christ als glaubwürdig gelte und seine Kunden wüssten, dass er nur hochwertige Lebensmittel verarbeite. An jedem Tisch in seinen 166 Filialen mit jeweils bis zu 450 Sitzplätzen lägen christ-liche Schriften. Andere Unternehmer erläuterten, dass sie sich um verarmte Wanderarbeiter kümmerten oder um Senioren. Die Ein-Kind-Politik führe dazu, dass immer weniger jüngere sich um immer mehr ältere Menschen kümmern müssten. Daher seien Hilfsangebote christlicher Gemeinden für die häusliche Pflege stark gefragt. Andere Unternehmer berichteten, dass sie Pastoren eingestellt hätten, um Mitarbeiter bei Problemen zu begleiten.

Stolz auf den GlaubenIn der Diskussion wurde deutlich, dass es zwischen dem Christentum in China und Europa deutliche Un-terschiede gibt. In China werde es mit einem modernen Lebensstil in Verbindung gebracht, während es in Europa häufig als überholt gelte. Vol-ler Stolz und Freude bekennten sich in China Christen bei jeder Gelegenheit zu ihrem Glauben.

Ein christlicher Führungskongress in China?Nach deutschem Vorbild planen christliche Unternehmer in China einen Kongress christlicher Führungskräfte. Zunächst wollen sie vom 17. bis 19. Januar 2013 am achten Führungskräftekongress in Leipzig teilnehmen. Veranstalter ist idea in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung „tempus-Consulting“ (Giengen bei Ulm). Zum letzten Kongress hatten sich im Februar 2011 3.800 Teilnehmer in Nürnberg versammelt. In China werde eine solche Tagung die Ausbreitung von christlichen Werten in der Gesell-schaft stark beschleunigen, zeigte sich Schock überzeugt. Vor kurzem habe der Volkskongress beschlossen, eine Gesellschaft mit „spirituellen Werten“ anzustreben, um die Fehlentwicklungen einer rein materialistischen Weltanschauung zu korrigieren.

Mehr Christen als KP-MitgliederSchätzungen über die Zahl der Christen un-ter den rund 1,3 Milliarden Bürgern Chinas variieren stark: Die Regierung spricht von 24 Millionen in staatlich anerkannten Gemein-den – 18 Millionen Protestanten und sechs Millionen Katholiken. Andere Experten ge-ben bis zu 130 Millionen an. Zum Vergleich: Die Kommunistische Partei hat etwa 80 Milli-onen Mitglieder. P

In China gilt das Christentum als modernUNTERNEHMER Christliche Chefs gründen Gemeinden, und Betriebsorchester spielen auf Beerdigungen.

Unternehmer aus China beim Gespräch mit idea in Wetzlar

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MONGOLEI

RUSSLAND

PEKINGHAUPTSTADT

Volksrepublik China1.300 Millionen Bürger

Atheisten 49,5 %Chinesische Religion 36,8 %(v. a. Buddhismus)Protestanten 6,0 %Katholiken 1,3 %(Schätzungen)

Christen in China1949 2 Millionen1990 35 Millionen2010 90 Millionen

Zunahme seit 1949:Christen 4.400 %Bevölkerung 132 %(Schätzungen)

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D ie Beziehungen zwischen jenen Sie-benbürger Sachsen, die nach dem Fall

des Eisernen Vorhangs nach Deutschland ausgesiedelt sind, und jenen, die in der Heimat in Rumänien blieben, sind oft nicht gut. Das soll sich ändern. Deshalb hat die lutherische Evangelische Kirche A. B. in Ru-mänien ein Referat mit einem Büro in Mün-chen eingerichtet. In Siebenbürgen, einer Region fast von der Größe Belgiens, lebt seit rund 850 Jahren die deutsche Minder-heit der Siebenbürger Sachsen. Aufgrund der Auswanderung ist die Zahl der evan-gelischen Kirchenmitglieder von 200.000 auf rund 14.000 geschrumpft. Wie der Lei-ter des Referats, Pfarrer Stefan Cosoroaba, der Siebenbürgischen Zeitung (München)

mitteilte, kommt es gelegentlich zu „harter Ablehnung“ zwischen Daheimgebliebenen und Ausgewanderten. Wegen der Ausei-nandersetzungen um „Bleiben oder Ge-hen“ sei die Gemeinschaft gespalten. Hier wolle man „ein neues Kapitel“ aufschlagen. Denn es bestehe ein starkes Zusammenge-hörigkeitsgefühl. Für viele sei Siebenbür-gen nach wie vor eine „Sache des Herzens“.

Im Sommer reisen Tausende hinSchon seit dem Jahr 2003 ist laut Cosoro-aba eine doppelte Kirchenmitgliedschaft möglich. Ausgewanderten Gemeinde-mitgliedern stehe eine Wiedereingliede-rung in ihre Heimatgemeinde offen. Laut Cosoroaba halten sich im Sommer regel-

mäßig über 5.000 ehemalige Gemein-demitglieder in Siebenbürgen auf; dort verlangten sie immer wieder auch nach Taufen oder Trauungen. Eine Doppelmit-gliedschaft diene dem Zugehörigkeits-gefühl, und der Siebenbürgischen Kirche stärke es den Rücken, wenn sie wieder mehr Mitglieder habe. Auch helfe die fi-nanzielle Unterstützung etwa beim Erhalt der historischen Kirchenburgen.

Eine lange GeschichteDie Geschichte der Siebenbürger Sachsen begann im 12. Jahrhundert. Historiker ver-muten, dass der ungarische König Géza II. (1130-1162) Kreuzfahrer bewogen hatte, in Siebenbürgen sesshaft zu werden, anstatt nach Jerusalem zu reisen. 1546 nahm die Siedlergemeinschaft den evangelischen Glauben an. Als Bischof amtiert Reinhart Guib in Hermannstadt. In Deutschland le-ben rund 250.000 Siebenbürger Sachsen. P

250.000 Siebenbürger Sachsen: Die alte Heimat zieht anRUMÄNIEN Die Siebenbürger Sachsen in Deutschland und die Zurückgebliebenen sollen zusammenarbeiten.

Rumänien21,2 Millionen BürgerOrthodoxe 87 % Protestanten 6 % Katholiken 5 %

O ffenbar aus Verzweiflung hat sich in den USA der Leiter des

Hilfswerks „Voice of the Martyrs“ (Deutschland: Hilfsaktion Märty-rerkirche) das Leben genommen. Der 65-jährige Tom White wurde am 18. April in einer Lagerhalle des Werks in Bartlesville (Bundesstaat Oklahoma) tot aufgefunden. Wie die Orga-nisation mitteilte, habe die Polizei zuvor auf-grund einer Anzeige Ermittlungen wegen des Verdachts der „Belästigung“ einer Min-derjährigen aufgenommen. White habe sich wohl wegen der möglichen Folgen für seine Familie das Leben genommen. Die Leitung

des Werks habe keine Kenntnis von den Verdächtigungen gehabt.Der Leiter der Hilfsaktion Märty-rerkirche in Deutschland, Pastor Manfred Müller (Uhldingen/Bo-densee), bat Freunde und Unter-stützer um Gebet für Whites Fa-milie, wie er auf Anfrage von idea

sagte. White war seit 1973 mit seiner Frau Ofelia verheiratet und hat 2 Kinder.

Bibelschmuggel: Haft in KubaEr war mehr als 30 Jahre lang für die Ost-mission tätig. Er arbeitete auch mit dem Gründer des Werks, Pfarrer Richard Wurm-

brand (1909–2001), zusammen, der 14 Jah-re in Rumänien inhaftiert war. In den 70er Jahren war White als Englischlehrer auf den Cayman-Inseln tätig und warf in seiner Frei-zeit aus einem Kleinflugzeug Bibeln über Kuba ab, nachdem der kommunistische Staatschef Fidel Castro die Vernichtung von 100.000 Exemplaren angeordnet hatte. 1979 stürzte White über Kuba ab und wur-de zu 24 Jahren Haft verurteilt. Aufgrund internationalen Drucks kam er 1980 frei. Danach engagierte er sich für verfolgte Christen weltweit. P

b www.verfolgte-christen.org

Eine Verzweiflungstat: Ein Missionsleiter nimmt sich das LebenSTIMME DER MÄRTYRER US-Direktor sah sich mit Ermittlungen wegen „Belästigung“ konfrontiert.

Blick auf die Altstadt von Hermannstadt (Sibiu) mit der evangelischen Stadtkirche

Hermannstadt

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Kann man als Christ die Piratenpartei wählen?

PRO Freiheit ist ein bedrohtes Gut. Aber nur in Frei-heit kann Überzeugung vertreten werden – auch

christliche. Es waren deutsche Piraten, die den Ägyptern halfen, die Internetsperre des alten Regimes zu durchbre-chen. Und es sind Piraten, die freien Austausch von Ideen und Überzeugungen bei uns verteidigen.

Ist die Freiheit denn bedroht? Leider ja. Netzsperren etwa werden uns verkauft als Schutz gegen Böses – und dieselben Kontrollprogramme deutscher Firmen fi ltern in islamischen Ländern auch christliche Inhalte und fi nden ihre Verbreiter. Wer Zensur einführt, wird nicht mehr kon-trollieren können, was damit gemacht wird.

Piraten treten ein für die Freiheit aller. „Es ist möglich, für die Freiheit anderer einzutreten, ohne deren Glaubens-überzeugung für wahr zu halten”, so die Deutsche Evan-gelische Allianz. Freiheitsrechte sind ein urchristlicher Grundsatz, begründet in der ebenbildlichen Schöpfung

des Menschen. Bei Piraten werde ich oft gefragt, wie denn ein Pirat Christ sein könne. Hier nun also andersherum: Ja, Christen können guten Gewissens Piraten wählen, denn „Ihr seid zur Freiheit berufen“ (Galater 5,13).

Wir sind gegen Staatsmillionen für OberkirchenrätePiraten seien kirchenfeindlich, heißt es. Ist es kirchenfeind-lich, gegen Staatsmillionen für Oberkirchenratsgehälter und andere kirchliche Privilegien zu sein? Dann gilt das Verdikt auch für die Freikirchen. Ich bin im Interesse un-seres christlichen Zeugnisses für eine faire Trennung von Kirche und Staat. Wer meint, dass Transparenz, Teilhabe aller und Freiheit für alle in der Politik wieder gestärkt und Mauschelei und Lobbypolitik zurückgedrängt werden müssen, der kann und soll guten Gewissens Piraten wäh-len. Trotz und wegen der alten Wahrheit: „Niemand ist perfekt“. Wir sind’s gewiss auch nicht – Sie etwa? P

KONTRA Am Horn von Afrika will die Bundes-wehr die Piratenbekämpfung ausweiten.

In Deutschland weiten sich die Zustimmungswerte für die gleichnamige Partei ins Unermessliche. Ihr Slogan „Klar machen zum Ändern“ ist pfi ffi g und offenbart das Prob-lem. Wie die Namensgeber wollen die Politpiraten sich ein Gut aneignen, das ihnen bisher nicht gehörte. Dieses Gut heißt Deutschland. Geändert werden soll die Republik grundsätzlich. Wer in den Politpiraten nur eine sympathi-sche Chaotentruppe sieht, gibt sich als Übernahmeziel zu erkennen. Natürlich wissen die Politpiraten ihre Unzufrie-denheit mit dem Parteienstaat überzeugend zu inszenieren. Natürlich haben sie recht mit der Mahnung, Politik dürfe nicht aus Hinterzimmerklüngeleien, gelenkter Rede und Karrierismus bestehen. Dagegen setzen die Politpiraten das Versprechen auf mehr Transparenz und eine knallharte Interessenpolitik. Sie wollen dem Gender Mainstreaming

(Gleichstellung der Geschlechter) zum Durchbruch verhel-fen, die „religiöse Bevormundung“ stoppen und „Religion privatisieren“. Religion soll in der Öffentlichkeit nicht vor-kommen. Den grundgesetzlich garantierten Schutz christ-licher Feiertage wollen die „Piraten“ schleifen.

Soll auch die Vielweiberei gesetzlich erlaubt werden?Im Namen von Gender Mainstreaming sollen Ehe und ein-getragene Partnerschaft völlig gleichgestellt werden. Die „Ehe“ soll für Gemeinschaften von „mehr als zwei Perso-nen“ geöffnet werden. Im Klartext: Bigamie und Vielweibe-rei – ja, „alle Formen der Partnerschaft“ sollen legalisiert werden. Auch gegen „Ehen“ zwischen Erwachsenen und Minderjährigen oder unter Verwandten haben die Politpi-raten demnach nichts einzuwenden. Fallen soll ferner die Pfl icht, sich für ein Geschlecht entscheiden zu müssen. Fazit: Die Politpiraten sind derzeit für Christen nicht wählbar. P

Die Piraten wollen Religion aus der Öffentlichkeit verbannen.

Wer die Freiheit liebt, kann die Piraten guten Gewissens wählen.

POLITIK Repräsentative Umfragen sehen die deutsche Piratenpartei – die am 10. September 2006 in Berlin gegründet wurde – bei über 10 % Wählerstimmen. Anlässlich der anstehenden Landtags-wahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen ein Pro & Kontra.

Dr. Alexander Kissler (München) ist Sachbuchautor und Kulturjournalist.

Hans Immanuel Herbers (Bad Salzuflen/Ostwestfalen) ist Diplomtheologe und evan-gelisch-lutherischer Pastor in Lippe. Er ist aktiv in der Piratenpartei Nordrhein-Westfalen.

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idea: Herr Erdmann, Herr Faix, gehören soziales und po-litisches Engagement zum

Auftrag der Christen?Erdmann: Der Auftrag der christlichen Gemeinde ist es, vor allem das Heil in Jesus Christus zu verkündigen: Er ist für unsere Sünden am Kreuz gestor-ben, um uns die Rückkehr in eine per-sönliche Beziehung zu Gott zu ermög-lichen. Das muss im Mittelpunkt ste-hen, alles andere ist zweitrangig.Faix: Die persönliche Beziehung ist die eine Seite, aber das Evangelium zeigt sich auch im sozialen Miteinander. Christus ist gekommen, um die Welt zu versöhnen, und dies macht sich auf unterschiedlichen Ebenen bemerkbar. In Lukas 4,18 sagt Jesus zum Beispiel:

„Ich bin gekommen, den Armen gute Botschaft zu bringen, den Gefangenen ihre Freilassung zu verkünden, den Blinden zu sagen, dass sie sehend wer-den, den Unterdrückten die Freiheit zu bringen.“ Dadurch wird die Liebe Got-tes greifbar. Ein völlig unpolitisches Evangelium hielte ich für ebenso ge-fährlich wie ein Evangelium, das sich in der Politik aufl öst.

Erdmann: Politik keine GemeindeaufgabeErdmann: Die Versöhnung, die zwi-schen Gott und mir geschieht, lässt sich aber nicht auf die gesellschaftli-chen Strukturen übertragen. Beim Evangelium geht es darum, die durch Sünde radikal gestörte Beziehung zwischen Gott und mir in Ordnung

zu bringen. Um dieses Problem zu lö-sen, wurde Jesus Christus in die Welt gesandt. Natürlich ändert sich meine Lebenseinstellung, wenn ich durch Christi Blut von meinen Sünden rein-gewaschen bin. Ein Christ wird sich in der Kraft Gottes selbstverständlich auch der sozialen Nöte seiner Mit-menschen annehmen. Aber es ist nicht die Aufgabe der Gemeinde, weltliche Strukturen zu ändern, Re-gierungen auszutauschen oder sozia-le Ungerechtigkeiten zu bekämpfen.Weshalb nicht?Erdmann: Weil das Allerwichtigste die geheilte Beziehung zu Gott ist. Je-sus Christus ist in die Welt gekom-men, „Sünder selig zu machen“ (1. Ti-motheus 1,15).

Sollen Christen die Welt verändern?THEOLOGIE Besonders in den 70er und 80er Jahren stritten sich liberale und konservative (evangelikale) Protestanten wieder um die Frage: Soll die diakonische und gesellschaftspolitische Arbeit oder die missionarisch-seelsorgerliche Priorität haben? Hat sich die Debatte zwischen diesen beiden Lagern beruhigt, so ist sie inzwischen unter Evangelikalen selbst aufgebrochen. Dazu ein Gespräch zwi-schen den evangelikalen Theologen Martin Erdmann und Tobias Faix. Es moderierte Karsten Huhn.

Dr. Tobias Faix (43) ist Dozent für Prak-tische Theo logie und Missionswissen-schaft am Marburger Bildungs- und Studienzentrum, das vom Deutschen Ge-meinschafts-Diakonieverband getragen wird. Er leitet dort das Studienprogramm Gesellschaftstransformation und das In-stitut empirica für Jugendkultur und Reli-gion. Faix ist Mitherausgeber des Buches „Die Welt verändern. Grundfragen einer Theologie der Transformation“. Darin plä-diert er für den Einsatz von Christen in der Gesellschaft.b www.gesellschaftstransformation.de

06421 91290

Dr. Martin Erdmann (50) ist Leiter des Verax Institutes (Beatenberg, Schweiz). Er lehrte an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel, der Akademie für Reformatorische Theologie in Hannover sowie am Patrick Henry Col-lege Purcellville (Virginia/USA). Erdmann ist Autor des Buches „Der Griff zur Macht. Dominionismus – Der evangelikale Weg zu globalem Einfluss“. Er kritisiert darin als Evangelikaler das „Weltverbesse-rungsstreben“ evangelikaler Gemeinden als einen „Irrweg“.b www.veraxinstitut.ch

0041 33 841 80 17

Tobias Faix (l.) und Martin Erdmann stellen ihre Bücher vor.

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Faix: Die Gemeinde muss sich auch gegen Ungerechtigkeit einsetzenFaix: Ich kann das persönliche Heil nicht vom Einsatz gegen soziale Un-gerechtigkeit trennen. Christen sind aus dieser Welt nicht herausgenom-men, sondern sollten ganz konkret Nächstenliebe zeigen. Deshalb kann ich nicht wegschauen, wenn es ande-ren Menschen auf der Welt schlecht-geht – sei es nun geistlich oder mate-riell. Wir Christen können die Gesell-schaft nicht heilen, dennoch haben wir Verantwortung für sie. Das Evan-gelium nur auf das persönliche Heil zu beschränken, ist eine Verengung des Evangeliums.

Irrlehre oder konsequente Nachfolge?Herr Erdmann, in Ihrem Buch „Der Griff zur Macht“ werfen Sie evangelika-len Christen vor, das „biblische Evange-lium zugunsten von Einfl uss und Aner-kennung in den Gremien dieser Welt verworfen“ zu haben. Nicht mehr das Wort Gottes, sondern das soziale Mitei-nander stehe im Zentrum.Erdmann: Ich gebe zu: Das ist provo-kant formuliert. Sicher trifft es nicht auf jeden Christen zu, der sich der Ge-sellschaftstransformation widmet. Grundsätzlich stehe ich aber zu dieser Aussage. Ich frage mich immer: Was ist das eigentliche Ziel dieser Gesell-schaftsveränderung?Faix: Dabei geht es uns um die kon-sequente Nachfolge Christi in dieser Welt. Sie hat nichts mit Macht zu tun, sondern mit dem Dienst an die-ser Welt. Daher verstehe ich die Schärfe in Ihrem Buch nicht, etwa wenn Sie Vertreter der Gesell-schaftstransformation als „Irrleh-rer“ bezeichnen.Erdmann: Es tut mir auch weh, das feststellen zu müssen. Ich beobachte aber in der evangelikalen Szene ein er-schreckendes Machtstreben. Faix: Sie stellen Behauptungen auf, die Sie nicht belegen. Das geht mei-ner Meinung nicht. Ich erinnere an das achte Gebot: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider Deinen Nächsten.“

Herr Erdmann, welche Belege haben Sie denn für das Machtstreben evangelika-ler Christen?Erdmann: Zum Beispiel ist der Baptis-tenpastor und Leiter einer US-Mega-gemeinde – Rick Warren – schon seit Jahren Mitglied im US-amerikani-schen „Rat für auswärtige Beziehun-gen“. Diese Organisation strebt da-nach, die Weltherrschaft zu erringen.

Kaum noch Unterschiede zwischen Liberalen und Evangelikalen?Rick Warren hat sich dem Kampf gegen „fünf globale Giganten“ verschrieben: gegen geistliche Leere, egozentrische Re-gierungen, extreme Armut, allgegenwär-tige Krankheit und unzureichende Bil-dung. Was ist dagegen einzuwenden?Erdmann: Ursprünglich habe ich über das „Soziale Evangelium“ der libera-len Kirchen geforscht. Zu meiner Überraschung habe ich dieses Pro-gramm der Gesellschaftstransforma-tion dann auch bei evangelikalen Christen entdeckt. Die Evangelikalen unterscheiden sich heute kaum noch vom liberalen Christentum.Faix: Liberal, evangelikal – mit sol-chen Kategorien kann ich nicht viel anfangen. Wir sollten uns stattdessen die Inhalte anschauen! Außerdem sollten wir dabei nicht vergessen, dass unser eigentlicher Auftrag – der darin besteht, das Reich Gottes zu bauen – dabei nicht verloren geht.

Genau hier unterscheiden wir unsErdmann: Genau in diesem Punkt unterscheiden wir uns! Wir beide wollen das Reich Gottes bauen und das Heil des einzelnen Menschen er-langen, aber wir defi nieren „Reich Gottes“ und „Heil“ anders. In Ihrem Buch „Die Welt verändern“ wird zum Beispiel das alttestamentliche „Jubeljahr Gottes“ mehrfach als Grund dafür genannt, sich gesell-schaftlich zu engagieren. Ich sehe aber deutliche Unterschiede zwi-schen Altem und Neuem Testament. Im Neuen Testament lesen wir viel über „geistlich Arme“, aber nicht sehr viel über materiell Arme.

Faix: Doch! Im Neuen Testament geht es auch um soziale Armut. Für mich gehören Altes und Neues Testament untrennbar zusammen. Ich kann Jesus Christus nur richtig verstehen, wenn ich das Alte Testament ernst nehme.

Schuldenerlass für arme LänderMachen wir es konkret: In 3. Moses 24 ist vom „Jubeljahr“ die Rede: Danach sollen einem Schuldner nach 49 Jahren die Schulden erlassen werden. Ist ein Schuldenerlass für die armen Länder dieser Welt also biblisch geboten?Faix: Ja, wir haben eine biblisch-theo-logische Verantwortung, den Armen dieser Welt zu helfen. Dazu kommt eine geschichtliche Verantwortung, da wir zum Teil mitschuldig an der Verschuldung armer Länder sind, weil wir sie etwa durch Kolonialismus und ungerechte Strukturen ausgebeu-tet haben. Erdmann: Einen Schuldenerlass für arme Länder sehe ich biblisch nicht begründet. Richtig ist, dass Jesus in Lukas 4,10 das „Gnadenjahr des Herrn“ ankündigt. Aber dessen Erfül-lung steht noch aus. Sie wird erst mit der Wiederkunft Jesu geschehen. Herr Faix, viele Dinge, die Sie schon jetzt erhoffen, erwarte ich erst in der Zu-kunft. Zudem rechne ich nicht damit, dass es durch Menschen geschieht, sondern durch Jesus Christus.

Auf Jesus warten?Herrn Erdmann zufolge ziehen Frieden und Gerechtigkeit also erst ein, wenn Je-sus Christus wiederkommt. Herr Faix, können Sie so lange warten?Faix: Nein! Wer auf den Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit verzichtet, nimmt dem Evangelium einen wich-tigen Teil. Herr Erdmann, indem Sie gegen Leute wie mich kämpfen, ver-pulvern Sie Ihre Kraft. Ich habe aber auch eine Frage an Sie: Wie wollen Sie den Leuten in einem sozial schwachen Stadtteil mit 40 % Migrationshinter-grund und schlechten Bildungschan-cen das Evangelium bringen? Gehen Sie da hin und lesen Sie den Men-schen aus der Bibel vor? O

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Erdmann: Sehr gute Frage! Seitdem ich Christ geworden bin, hatte ich kei-nen anderen Gedanken, als Missionar zu werden und mit der Bibel in der Hand so konsequent wie möglich das Evangelium zu verkündigen.

Reicht allein das Wort Gottes?Faix: Sie haben nur ein Evangelium für den „Mittelstand“. In dieser Ge-sellschaftsschicht mag die Verkündi-gung mit der Bibel in der Hand viel-leicht funktionieren – und ich habe auch nichts dagegen. Aber was ist mit den Menschen, die Ihre Verkündi-

gung gar nicht verstehen? In Deutsch-land leben Millionen Menschen, die durch das Wort allein nicht erreicht werden. Erdmann: Die Kraft des Evangeli-ums liegt im Wort Gottes selbst – und zwar dem ganzen Ratschluss, der ganzen Heiligen Schrift. Diese Kraft kann nur in einer christlichen Gemeinschaft, in der das Wort ver-kündigt wird, zur Entfaltung kom-men. Der von Gottes Geist ergriffene und wiedergeborene Mensch wird sich dann als Folge auch um die so-

zialen Nöte seiner Mitmenschen kümmern.

Die Evangelikalen sind in der Krise„Haben wir doch den Mut und sagen es: Wir haben versagt“, schreibt der Missi-onstheologe Johannes Reimer. „Die evangelikale Bewegung scheint in einer Krise … Sie wurzelt in einem einseitigen und damit falschen Verständnis der Mis-sion.“ Man habe in der Vergangenheit zu einseitig auf evangelistische Verkündi-gung gesetzt. Hat Reimer recht?Erdmann: Richtig ist, dass wir uns in einer Krise befinden. Es wäre aber

falsch, wenn wir uns deshalb von der Verkündigung wegbewegen. Wir brauchen mehr Gemeinden, in denen Gott verkündigt und verherr-licht wird! Dagegen wird Herr Faix vermutlich einwenden, Verkündi-gung sei sicher wichtig, aber sie sei nicht alles.Faix: Genau so ist es! Einer der Gründe für die derzeitige Krise ist die einseiti-ge Betonung der Verkündigung. Na-türlich bin ich nicht gegen Lehre – sonst hätte ich nicht Theologie studiert und wäre kein Bibellehrer geworden.

Biblische Lehre ist mir ein Herzensan-liegen. Sie ist aber kein Selbstzweck, sondern muss auch gelebt werden.

Machen wir doch den Test!Machen wir doch den Test: Wie leben Sie den christlichen Glauben im Alltag?Erdmann: Ich sehe meine Hauptauf-gabe in der Lehre an theologischen Hochschulen. Dies schließt natürlich nicht aus, dass ich als Wissenschaftler in der Gesellschaft Leistungen erbrin-ge, die gezielt auf die Linderung von Not und Elend ausgerichtet sind. Fünf Jahre lang war ich als Senior Scientist am Universitätsspital in Basel in einer Forschungsarbeit im Bereich „Klini-sche Nanomedizin“ engagiert.Faix: Ich stelle mir immer die Frage: Wie gehe ich mit den Menschen um? Wie viel Zeit verbringe ich mit ihnen? Bringe ich ihnen Wertschätzung ent-gegen? Wie zeigt sich dies in meiner Nachbarschaft, in meinem Alltag? Außerdem bin ich beispielsweise in einem Fair-Trade-Projekt in Marburg engagiert, bei dem es darum geht, nur gerecht bezahlte Produkte zu kaufen.

Was tun – und was besser nicht?Was sollten Gemeinden tun – und was besser nicht?Erdmann: Das Allerwichtigste ist die Verkündigung des Evangeliums. Zu-dem sollten wir daran arbeiten, neue Gemeinden zu gründen. Wir sollten nicht über das hinausgehen, was un-ser unmittelbarer Auftrag ist.Faix: Gemeinden sollten das Evangeli-um leben und sich fragen: Wo besteht an meinem Ort die größte Not? Für diese Not sollten wir Verantwortung übernehmen und versuchen, den Men-schen ganz praktisch zu helfen. Ich bin ein großer Bewunderer des evangeli-schen Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906–1945). Er forderte: „Wir können nicht nur die Wunden der Opfer ver-binden, wir müssen dem Rad in die Speichen fallen.“ So wie Bonhoeffer sollten deshalb auch wir in die Gesell-schaft eingreifen. Denn die Not der Menschen ist auch eine Not Gottes.Vielen Dank für das Gespräch! P

Was wollte Jesus? So stellte ihn sich der Maler Julius Schnorr von Carolsfeld (1794–1874) vor.

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Korandrucke werden kunstvoll gestaltet und se-hen schön aus. Die Rezitation des Korans (auf Deutsch: Lesung, Vortrag) auf Arabisch ist be-

eindruckend. Doch wer versteht seinen Inhalt? Für gläu-bige Muslime ist der Koran die Offenbarung Allahs (also Gottes nach islamischem Verständnis). Muslimische Ge-lehrte haben früh versucht, mit verschiedenen Methoden alle Probleme des Textes zu erklären. Dabei griffen sie zu-rück auf die recht fragwürdigen Hadithe („Nachrichten“ vor allem über den Propheten Mohammed). Durch diesen „Auslegungsschlüssel“ ist das Verständnis des Korans weitgehend festgelegt worden.

Der unvoreingenommene Koranleser kann sich damit nicht zufriedengeben. Zum inhaltlichen Verständnis muss er sich mit der religiösen und politischen Geschichte des Nahen Ostens im 7. Jahrhundert nach Christus und mit der Geschichte des frühen Islams beschäftigen. Denn der Ko-ran ist ein sehr irdisches Buch. Er spiegelt einen religiösen und politischen Prozess wider, in dem sich die zentralara-bischen Stämme vom Heidentum lossagten, manche Glau-bensinhalte und Praktiken aus dem Judentum und dem Christentum entlehnten, diese aber umdeuteten, um einem typisch „arabischen Eingottglauben“ zu folgen. Er wurde die Gemeinschaftsreligion eines neuen Großstaates. Dieser Prozess verlief konfl iktreich und blutig, wurde aber vom Koran göttlich sanktioniert. Der Koran ist somit die Urkun-de der religiösen und politischen Emanzipation der Araber von den umgebenden Völkern, Kulturen und Religionen.

Der Koran: Eine Anrede an eine anonyme PersonDer Koran besteht aus 114 Suren (Abschnitten), die unter-schiedliche Namen tragen (Sure 2 heißt etwa „Die Kuh“, 22 „Die Wallfahrt“, 48 „Der Erfolg“). Formal ist der Korantext weitgehend eine Anrede Allahs an eine anonyme Person, in der die muslimische Tradition den Propheten Mohammed (ca. 570–632) sieht (Sure 96,1–3). Der Text enthält zahlreiche Anspielungen auf die Lebensgeschichte dieser Person (93, 6–8; 33,53) und seine – teilweise kämpferischen – Auseinan-dersetzungen mit verschiedenen Gegnern und Feinden.

Weder chronologisch noch thematisch geordnetEs ist mühsam, den Koran zu lesen, da die Suren weder chronologisch noch thematisch, sondern nach Länge an-geordnet sind. Zudem stammen die Texte aus unterschied-lichen Lebenssituationen seines Verkündigers: Die frühen Texte lassen sich seiner religiös und friedlich geprägten Wirkungszeit in Mekka zuordnen (nach der Tradition die Jahre 610 bis 622 n. Chr.). Die späteren Texte (nach Moham-meds Flucht – der Hidschra – 622 nach Medina) atmen hin-gegen den Geist des politischen und militärischen Kampfes. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass der Ko-ran zahlreiche Widersprüche enthält. Da die Texte in knap-per und vager Reimprosa verfasst sind, lassen sie viele Deutungsmöglichkeiten zu. Insofern ist es problematisch, aus dem Koran grundsätzliche Aussagen etwa zum Got-tesglauben, zum Menschenbild, zur Lebensgestaltung oder zur Menschheitsgeschichte herauszuarbeiten, da hinter vielen Texten heftige Kontroversen sichtbar werden. Die heute vertretene muslimische Lehre, kultische Praxis und Rechtsauffassung decken sich außerdem nur zum Teil mit den Aussagen des Korans.

Die Endzeitkatastrophe: das ewige FeuerDie frühen Korantexte kündigen das Gericht Allahs über die egoistisch und materialistisch lebenden Menschen an (Sure 82). Die Endzeitkatastrophe wird in drastischen Bil-dern geschildert (Sure 101: „ein glühendes Feuer“; 69,13–27). Konsequenterweise verkündigt der Koran eine allge-meine Auferweckung der Toten, damit Allah alle Men-schen zur Rechenschaft ziehen kann (79,6–14). Er fällt die Entscheidung über Paradies und Hölle. Die gottlosen Men-schen können in diesem Gericht nicht bestehen – ihr Ende ist im ewigen Höllenfeuer (102,6).

Islam bedeutet Unterwerfung und GehorsamZahlreiche Texte preisen die Einheit, Allmacht und Barm-herzigkeit Allahs, nennen seine verschiedenen Namen (Herr, König usw.) und loben ihn als Schöpfer und Erhalter des Seins (2,255). Dabei beinhaltet die Betonung der

ISLAM Islamistische Salafisten verteilen derzeit 25 Millionen Ausgaben des Korans im deutsch-sprachigen Europa. Wer schon einmal hineinge-schaut hat, weiß: Er ist nur schwer zu verstehen. idea bat deshalb einen evangelischen Islam-Experten, Pfarrer Eberhard Troeger (Wiehl bei Köln), die wichtigsten Aussagen des Korans zusammenzustellen. Die Zitate sind dem GTB-Sachbuch „Der Koran“ (1992) in der Überset-zung von Adel Theodor Khoury entnommen.

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Kindern wird in einer Moschee in Pakistan aus dem Koran vorgelesen.

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„Einsheit“ Allahs eine polemische Spitze gegen den heid-nischen Glauben an viele Gottheiten und auch gegen das christliche Bekenntnis zu Jesus Christus als Sohn Gottes bzw. zur Dreifaltigkeit Gottes (Sure 112,3: „Er hat nicht ge-zeugt, und er ist nicht gezeugt worden“; 5,73). Gerühmt wird die Größe Allahs als unumschränkter Schöpfer (35,1), Erhalter (35,41) und Richter. Er bestimmt alles (8,17), gegen ihn kann niemand etwas ausrichten. Er fordert vom Men-schen bedingungslose Hingabe, Unterwerfung und Gehor-sam – genau das ist auch die Bedeutung des Wortes „Is-lam“. Gleichzeitig wird Allah als der „Allerbarmer“ geprie-sen. In seinem Namen werden alle Suren gelesen, jede Sure beginnt mit der Formel „Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen.“. Er gewährt den Menschen ihren Le-bensunterhalt, beschützt sie und zeigt ihnen im Koran den rechten Weg zum Paradies (1,6–7). Der Koran verkündigt Allah als den von allem Menschlichen getrennten, absolut freien und gleichzeitig großzügigen Herrn.

Was vom Menschen verlangt wirdZahlreiche Texte zählen die Inhalte des muslimischen Glaubens auf: Muslim ist, wer an Allah glaubt, an die von Allah gesandten Propheten und Boten, an den Koran und die früheren Offenbarungen, an die Engel, an die Vorher-bestimmung und das Endgericht (4,136; 2,3–4; 2,177; 2,285). Zahlreiche Texte führen die kultischen Pfl ichten auf (z. B. 2,177: Gebete verrichten, die Armen und Gefangenen un-terstützen) sowie sonstige Gebote und Verbote (17,22–37: Verbot von Mord, Ehebruch, Diebstahl).

Frauen stehen grundsätzlich unter den MännernIn verschiedenen Zusammenhängen wird das Menschenbild des Korans deutlich. Der Mensch ist Diener Allahs, um die Erde zu verwalten (2,30 f.). Dabei stehen die Frauen grund-sätzlich unter den Männern (4,34). Der Mensch ist von Na-tur schwach (4,28) und neigt zur Übertretung der Gebote Allahs – er ist aber fähig, das Gute und Richtige zu tun. Der Mensch sündigt nicht gegen Allah, sondern (schon im Pa-radies!) gegen sich selbst (7,23) und verliert dadurch sein Leben. Als schlimmste Sünde gilt, neben Allah andere Gott-heiten zu verehren (4,48). Der Mensch kann seine Sünden durch Beten, Fasten – d. h. durch „islamisches“ Verhalten

– ausgleichen (Sure 101,6–9: „Wer dann schwere Waagscha-len hat, der wird ein zufriedenes Leben haben. Und wer leichte Waagschalen hat, der wird zur Mutter einen Ab-grund haben.“) und deshalb auf Allahs Gnade im Gericht hoffen (2,38). Eine Gewissheit darüber würde jedoch der Freiheit Allahs widersprechen (2,284). Der Glaubende bleibt also in Unsicherheit bis zu seinem Tod! Im Gericht ist Für-sprache ausgeschlossen (82,19). Der Koran verkündigt Allah als einen gerechten Richter über die Taten und Untaten des Menschen (31,16).

Nach dem Koran war auch Jesus ein MuslimDer Koran projiziert seine Verkündigung in die Vergangen-heit zurück: Alle gottesfürchtigen Menschen waren demzu-folge Muslime, z. B. Abraham, der als Musterbeispiel eines vorbildlichen Muslims gilt, weil er seine Zeitgenossen zum Glauben an Allah aufrief (Sure 29,16–18). Alle früheren Pro-pheten – Noah, Mose, David – waren Muslime und verkün-digten nichts anderes, als was im Koran steht. Allah schick-te immer wieder Propheten (33,7) und Gesandte (2,285), um die Menschen zum Islam zu rufen. Nach dem Koran war auch Jesus ein Muslim und Gesandter Allahs (4,171); er war also nicht Sohn Gottes und starb auch nicht am Kreuz (4,157). Er hat sogar einen Nachfolger angekündigt (61,6), was auf Mohammed gedeutet wird. Dieser gilt als der letzte Gesand-te Allahs (33,40). Alle Menschen müssen Mohammeds Bot-schaft glauben und ihm gehorchen (24,54).

Die Überlegenheit des IslamsDamit spricht der Koran die Überlegenheit des Islams über die früheren Glaubensweisen aus, denn die Muslime sind die beste Gemeinschaft (Sure 3,110). Da sich der Islam bereits in Medina (einer Stadt in Saudi-Arabien) zu einem Herr-schaftssystem entwickelt hatte, wird hier im Kern die Herr-schaft des Islams über die ganze Welt formuliert (vgl. 61,9).

Juden und Christen werden verfluchtDer Koran enthält zahlreiche Verfl uchungen der Gegner des Islams. Juden und Christen (die „Schriftbesitzer“) werden verdächtigt, ihre heiligen Bücher nicht richtig zu zitieren bzw. Texte zu „verheimlichen“ – und werden dafür verfl ucht (Sure 2,159: „Diejenigen, die verschweigen, was wir an deut-

Laut Koran sollen einem Dieb die Hände abgehackt werden. Das Foto zeigt einen entsprechenden „Schraubstock“ in einem iranischen Gefängnis. Rechts: Zahlreich sind im Koran die Aufrufe zum „Krieg“ gegen „Ungläubige“ – zu denen auch Juden und Christen gehören.

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lichen Zeichen und Rechtleitung hinabgesandt haben … die-se wird Gott verfl uchen, und verfl uchen werden sie auch die Fluchenden“). Noch schärfer sind Texte, die Juden und Christen vorwerfen, Menschen zu „Söhnen Gottes“ erhoben zu haben (Sure 9,30): „Die Juden sagen ‚'Uzayr ist Gottes Sohn‘. Und die Christen sagen: ‚Christus ist Gottes Sohn … Gott bekämpfe sie! Wie leicht lassen sie sich doch abwenden! (31) Sie nahmen sich ihre Gelehrten und ihre Mönche zu Herren neben Gott, sowie auch Christus, den Sohn Marias. Dabei wurde ihnen doch nur befohlen, einem einzigen Gott zu dienen. Es gibt keinen Gott außer ihm. Preis sei ihm! Er-haben ist er über das, was sie (ihm) beigesellen.“ Der Koran fordert Allah auf, gegen sie zu „kämpfen“ und sie zu bestra-fen. Es sind solche Texte, die heute die Sicht vieler islamisti-scher Fundamentalisten auf Nichtmuslime prägen.

Die Blutrache wird vorgeschriebenDer Koran enthält „Rechtsvorschriften“, die sich mit einer Rechtsordnung nach unserem Verständnis nicht vertragen. In den muslimischen Rechtsschulen werden solche Anwei-sungen unterschiedlich „streng“ ausgelegt: Moderate Musli-me wollen sie nicht mehr angewandt wissen, aber Fundamen-talisten fordern ihre wörtliche Befolgung. Viele Vorschriften basieren auf konkreten geschichtlichen Anlässen in der Ent-stehungszeit des Islams – sie lassen sich keinesfalls wörtlich in die heutige Zeit übernehmen! So soll etwa einem Dieb die Hand abgehackt werden (Sure 5,38): „ … und hackt dem Dieb und der Diebin die Hände ab zur Vergeltung … dies als ab-schreckende Strafe vonseiten Gottes“. (Im nächsten Vers heißt es übrigens geradezu zynisch: „Wenn aber einer … umkehrt und Besserung zeigt, wird Gott sich gewiss ihm zuwenden.“ Die abgehackte Hand dürfte davon allerdings nicht wieder anwachsen.) Die Blutrache wird vorgeschrieben bzw. erlaubt mit der Möglichkeit, Blutgeld zu zahlen (2,178: „der Freie für den Freien“; 17,33). Bis heute führt diese Regel in muslimi-schen Gesellschaften zu blutigen Fehden.

Frauen dürfen gezüchtigt werdenDer Koran erlaubt Männern, ihre Frauen körperlich zu züchtigen, wenn sie ihnen nicht gehorchen (4,34: „Entfernt euch von ihnen in den Schlafgemächern und schlagt sie“). Den Frauen wird befohlen, sich in der Öffentlichkeit zucht-voll zu kleiden („ihre Scham zu bewahren“) und ihren Schmuck nicht zu zeigen (24,31). Aus Anweisungen wie Sure 33,59 („etwas von ihrem Überwurf über sich herun-terziehen“) eine Ganzkörperverhüllung abzuleiten, ist al-lerdings weit hergeholt.

Wer vom Islam abfällt, dem droht die HölleDer Koran verurteilt scharf den Abfall vom Islam (16,106; 3,85–91; 2,217): Den Abtrünnigen werden der Fluch Allahs und die Höllenstrafe angedroht. Im Koran ist allerdings nicht eindeutig, ob das die muslimische Gemeinschaft zum Töten des Abtrünnigen berechtigt, wie das später die

Rechtsschulen festgelegt haben! Der Koran verbietet au-ßerdem Nichtmuslimen, Menschen vom Islam abzuhalten oder Muslime zum Abfall zu verführen (8,39; 2,191; 2,217). Auch hier ging es um konkrete Situationen zur Zeit Mo-hammeds. Heute fordern Fundamentalisten jedoch, jegli-che Herabsetzung des Islams und jede Verkündigung un-ter Muslimen für einen anderen Glauben hart zu bestrafen.

Wer gegen den Islam kämpft, wird mit dem Tod bedrohtEindeutig ist die Tötung von Menschen vorgeschrieben, die gegen den Islam kämpfen (Sure 5,33): „Die Vergeltung für die, die gegen Gott und seine Gesandten Krieg führen … soll dies sein, dass sie getötet oder gekreuzigt werden, oder dass ihnen Hände und Füße wechselseitig abgehackt werden.“ Dabei kommt es darauf an, was hier unter „Kampf“ zu verstehen ist: Sind verbale Angriffe auf Mo-hammed oder eine Verunglimpfung des Korans schon Grund genug, den Täter umzubringen? In manchen Län-dern gelten entsprechende Blasphemiegesetze, und für Selbstjustiz radikaler Gruppen gibt es genügend Beispiele.

Aufruf zum Krieg gegen die „Ungläubigen“Zahlreich sind im Koran die Aufrufe zum Krieg gegen An-dersdenkende (9,73f.: „setze dich gegen Ungläubige ein“), worunter sowohl die heidnischen Gegner Mohammeds, heuchlerische Opportunisten wie auch jüdische und christ-liche Gegner zu verstehen sind. Auch hier stellt sich die Fra-ge nach der Verhältnismäßigkeit zwischen einem „Angriff“ auf den Islam und den muslimischen Reaktionen: Für radi-kale Muslime sind grundsätzlich alle Nichtmuslime sowie alle „liberalen“ Muslime Ungläubige! Sie begründen dies mit einem Text, der ursprünglich zum Kampf gegen heid-nische Gegner aufrief (Sure 9,29: „Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Gott … glauben und nicht verbieten, was Gott und sein Gesandter verboten haben, und nicht der Religion der Wahrheit angehören“), weil sie nicht der „wahren Reli-gion“ angehörten. Durch den Anschluss „… – von denen, denen das Buch zugekommen ist …“ (gemeint sind also Ju-den und Christen) werden auch sie zu Gegnern des Islams, die bekämpft werden müssen, bis sie den Muslimen „Tribut entrichten als Erniedrigte“!

Es gibt kein einheitliches Verständnis des KoransWährend sich im Laufe der muslimischen Auslegungsge-schichte eine relativ einheitliche Deutung des Textes erge-ben hat, gehen Muslime heute recht unterschiedlich mit dem Koran um: Manche wollen nur noch die religiös un-bedenklichen und ethisch vertretbaren Texte gelten lassen. Die meisten glauben zwar, dass der gesamte Koraninhalt dem Willen Allahs entspricht, wollen aber für problemati-sche Bestimmungen „pragmatische“ Lösungen fi nden. Die fundamentalistisch denkenden Muslime fordern dagegen, den Korantext auch in der heutigen Zeit wortwörtlich an-zuwenden. Und dafür liefern sie täglich Beweise. P

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Seit drei Tagen fl ehte Abraham bei jedem Schritt: Verschone meinen Sohn. Verschone Isaak! Der Gedanke, dass sein geliebtes Kind sterben sollte,

schnürte ihm das Herz ab. Aber Gott antwortete nicht. Blau und weit stand der Himmel über den Bergen. Der

Wind zerrte an den Ginstersträuchern und rauschte in den Blättern wilder Pistazienbäume. Myrtenbüsche blühten weiß, trotz des steinigen Bodens. Abraham ging auf die Berge zu, die Gott ihm gewiesen hatte. Neben ihm liefen zwei Knechte, und Isaak führte den Esel am Strick, sein Sohn sah fröhlich in die weite Ebene, die Rei-se gefiel ihm.

So viele Jahre hatte er auf diesen Prachtburschen warten müssen! Gott wusste genau, dass er Isaak mehr liebte als alles andere auf der Welt. War es deswegen? War Gott ei-fersüchtig? Wie konnte er Isaaks Tod verlangen! Vielleicht habe ich den Allmächtigen vernachlässigt, dachte er, weil ich mich so in die Liebe zu Isaak hineingesteigert habe. Abrahams erster Gedanke am Morgen galt Isaak – und wenn er einschlief, dachte er an alles, was er an diesem Tag mit seinem Sohn erlebt hatte, dachte über Isaaks Zukunft nach, freute sich an seinem guten Wuchs und der Klugheit seiner Gedanken.

Bist du böse auf mich, Gott?, betete er in Gedanken. Fin-dest du, dass ich es mit Isaaks Erziehung übertreibe, dass ich zu streng zu ihm bin? Aber er ist der Erbe, er muss der Anführer des großen Volkes werden, das du mir verspro-chen hast, da ist es doch verständlich, dass ich jeden seiner Schritte ernst nehme!

Schon einmal hatte Gott Gehorsam gefordert. Er hatte ihn aus Ur, dem Land seiner Väter, herausgerufen und ihn

fortgeführt in die Fremde. Jetzt verlangte er erneut sein Vertrauen. Wie schwer es ihm fi el, Gott zu gehorchen! Lie-ber sterbe ich selbst, dachte Abraham, als meinen Sohn zu opfern. Und doch wanderte er weiter, hin zum verabrede-ten Ort. Welche furchtbare Schuld lag denn auf der Fami-lie, dass Gott den Erstgeborenen als Opfer forderte? Was haben wir falsch gemacht, betete er, dass du uns so hart strafen willst, Gott?

Es gab keinen Zweifel, eindeutig war es die Stimme des Allmächtigen gewesen, die ihn zu dieser schweren Reise aufgefordert hatte. Viele Male hatten sie miteinander ge-sprochen. Er kannte das Tosen und Donnern von Gottes Stimme und ihren warmen, vollen Klang. Warum ließ er diesmal nicht mit sich reden? Als es um Sodom ging und um seinen Neffen Lot, da hatten sie verhandeln können. Gott war doch gnädig!

Über einem der Berge stand eine einzelne Wolke, hell von der Sonne angestrahlt. Das musste das versprochene Zeichen sein. Er dachte: Dort oben stirbt Isaak. Dort oben stirbt mein geliebter Sohn. Er blieb stehen und sagte zu den Knechten: „Bleibt hier mit dem Esel und wartet auf uns. Ich steige mit dem Jungen auf den Berg. Wir opfern für Gott und beten ihn an, dann kommen wir zurück.“

Der Junge band das Feuerholz vom Rücken des Esels und sie marschierten los. Beim beschwerlichen Aufstieg reichte Isaak ihm oft die Hand und half ihm. Eine warme, kräftige Hand. Isaak war stark; er trug das Bündel mit Feu-erholz, als wäre es ein Bausch Wolle.

Bald waren sie so weit hinaufgestiegen, dass sie auf Sa-lem hinabblicken konnten, die Stadt Melchisedeks, der ihn einst gesegnet hatte. Prächtig lag sie da in der Nachmit-

Wenn Gott GehorsamfordertERRETTUNG Gott fordert von Abraham, seinen Sohn zu töten. Diese Geschichte ist wahrlich eine „harte Nuss“, denn sie passt nicht zum Bild des liebevollen Schöpfers. Der Bestseller-autor Titus Müller (München) hat exklusiv für idea die spannende Begebenheit aus 1. Mose 22 neu erzählt.

„Abrahams Opfer“: So sah es der österreichische Künstler Adi Holzer 1997 in einer Farbradierung.

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tagssonne. Kleine Menschen waren zwischen den Dächern zu sehen. Hätte er nicht besser noch zu Melchisedek gehen und ihn um Rat fragen sollen? Aber was hätte das ge-bracht? Gottes Anweisung war klar.

Isaak sah ebenfalls zur Stadt hinunter. Er sagte: „Wir ha-ben Holz, Zunder und Feuersteine. Wo kriegen wir denn das Opferlamm her, Vater? Hätten wir nicht in Salem eines kaufen sollen?“

Abraham schluckte. „Gott wird sich ein Schaf aussu-chen“, sagte er mit heiserer Stimme. Was habe ich getan? Wie habe ich unsere Familie so tief in die Schuld getrieben? Bitte, schrie er innerlich zum Himmel, allmächtiger Vater, du weißt, wie sehr ich Isaak liebe! Du hast ja selbst gesagt: Nimm deinen Sohn, der dir ans Herz gewachsen ist, den Ein-zigen, Isaak. Aber du hast doch auch versprochen, durch Isaak alle Nationen der Erde zu segnen! Gilt dein Verspre-chen nicht mehr? Ist deine Gnade aufgebraucht, bist du ihrer überdrüssig?

Oben, auf dem kleinen Bergplateau, trugen sie Steine zusammen und bauten einen Altar. Gemeinsam, Vater und Sohn. Er nahm das Messer und zerschnitt den Strick, der das Holz zusammengehalten hatte. Isaak häufte das tro-ckene Holz auf den Altar.

Der furchtbare Moment war da. Sie hatten alles vorbe-reitet, aber es gab kein Opfertier. Er sagte: „Isaak, ich muss dir etwas erklären. Es bricht mir das Herz.“ Seine Zunge war wie gelähmt. „Gott hat mir aufgetragen, dich zu op-fern.“

Isaak stand schweigend da, sein junger, starker Körper begann zu zittern. „Also werde ich heute sterben?“, fragte er leise.

„Mein Sohn.“ Tränen liefen ihm über die Wangen.„Ich will dir und Gott gehorsam sein“, sagte Isaak. „Aber

nimm den Strick und fessele mir die Hände, damit es mir leichter fällt stillzuhalten.“

Er fesselte seinen Sohn. Half ihm hinauf auf den Altar, hielt ihm, als er sich niedergelegt hatte, die Hand auf die Brust. „Ich liebe dich, Isaak.“

„Und ich dich, Vater.“Abraham zog das Messer aus der Scheide. Das überlebe

ich nicht, dachte er. Gib mir Kraft, Gott! Und er hob die Klinge in die Höhe, um sie Isaak ins Herz zu stoßen.

Da rief Gottes mächtige Stimme vom Himmel: „Abra-ham, Abraham!“

Er hielt inne.„Lass den Jungen am Leben! Ich habe erkannt, dass du mich fürchtest und mir selbst deinen einzigen Sohn nicht vorenthältst.“

Da brach er zusammen, seine Beine gaben nach, sie knickten einfach weg. Er kauerte sich wie ein Häufl ein Elend an den Fuß des Altars und schluchzte. Isaak würde leben. Sein Sohn war gerettet! Er fl üsterte: „Das verstehe ich nicht. Du wusstest doch längst, dass ich dir gehorchen würde. Du kannst in mein Herz sehen!“

„Ich wusste es“, sagte Gott. „Aber auch du solltest es er-fahren, Abraham.“

Da begriff er: Er war tatsächlich in der Lage, Gott mehr zu lieben als seinen Sohn, der doch sein Ein und Alles war. Er war bereit, selbst das Kostbarste in seinem Leben loszu-lassen für diesen Gott.

Isaak sagte: „Vater, war das Gott? Hat er zu uns gespro-chen?“ Er setzte sich auf und ließ sich an der Seite des Al-tars herunter. „Ich muss nicht mehr sterben?“

„Ja, das war Gott. Und du wirst leben.“ Sie lachten und weinten im Wechsel, während er ihm die Fesseln zer-schnitt. „Vergib mir, Isaak. Gott hat Großes mit dir vor, aber das ist eine Sache zwischen Gott und dir. Ich will dir ein guter Vater sein.“

Hinter ihnen blökte es. Abraham drehte sich um. Ein Wid-der hing mit den Hörnern im Gebüsch fest und versuchte freizukommen. Noch einmal war Gottes Stimme vom Him-mel zu vernehmen: „Alle Völker der Erde werden mich bit-ten, sie so zu segnen, wie ich dich segnen werde, Abraham.“

Mit Freudentränen in den Augen sah er zur hellen Wol-ke hinauf. Du forderst viel von mir, Gott, betete Abraham in Gedanken, aber noch größer ist deine Liebe. Danke, dass du mich mein Leben lang begleitest. P

PS: Auf demselben Berg – wo Abraham Isaak opfern sollte – nahe der antiken Stadt Salem (dem heutigen Jerusalem) soll knapp 2.000 Jahre später Jesus Christus gestorben sein. Und es gab kei-nen Widder, um Jesus auszulösen – der Sohn Gottes selbst war es, der sich auf den Altar legte.

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24.–31.8. • MissioCamp in der Strobel-Mühle (Erzgebirge)Zum Motto „Abgefahrn!“ predigt der Evangelist Lutz Scheufler bei dem Sommerlager. Höhepunkte sind die Konzerte von „October Light“ und „Good Weather Forecast“. Alter: 14–20 • Kosten: ab 150 Euro/ca. 180 SFr. • www.missiocamp.com • 03735 660222

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Dr. Andreas Franz (Uhrsleben bei Magdeburg) ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Pfingstlich-Charismatischer Missionen und Studienleiter der Theologisch-Missionswissenschaftlichen Akademie des Vereins Horizonte Weltweit.

Jesus Christus spricht: »Ich bin der Weg und die Wahrheit

und das Leben. « Aus dem Johannesevangelium 14,6

Mit diesem Wort gibt Jesus Christus manchen Le-sern und Interpreten ein Rätsel auf, da der Begriff „Wahrheit“ sich in der deutschen Sprache vor allem

auf Aussagen und Ideen bezieht. Wie kann aber eine Person „Wahrheit“ sein? Was wollte Jesus damit ausdrücken? Viel-leicht „Ich habe immer recht“ oder „Ich bin das richtige Glau-benssystem“? Wohl kaum. Etwas verunsichert gebrauchen viele diese Aussage wie eine mathematische Formel: „Jesus = Wahrheit“. Was immer das praktisch auch heißen mag – es klingt zumindest tiefgründig und rechtgläubig. Doch was uns sachorientierten Mitteleuropäern große Schwierigkeiten macht, ist für die meisten Völker dieser Welt kein Problem. Sie sind stärker beziehungsorientiert als wir. Und Wahrheit hat für sie immer einen Beziehungsaspekt, der auch auf Per-sonen angewendet werden kann. Denn das hebräische Wort

„’emeth“ bedeutet neben Wahrheit – vor allem im Blick auf eine Person – auch Vertrauen, Treue, Zuverlässigkeit. Wenn Jesus sich als „’emeth“ bezeichnete, dann war dies für seine hebräischen Zuhörer also zuerst eine Beziehungsaussage: „Ich bin der Zuverlässige, Treue, Unwandelbare“ oder „Auf mich ist vollkommen Verlass“. In diesem Sinne sind Jesu Worte auch für uns natürlich problemlos verständlich. Es geht bei christlicher Wahrheit also nicht um ein fehlerloses Lehrsystem, das wir verzweifelt suchen oder verteidigen müssten, oder gar um theologische Rechthaberei. Wer für Jesus als Wahrheit einsteht, ruft in eine Beziehung – nämlich in die Verbundenheit mit dem „treuen, zuverlässigen, un-wandelbaren“ Gottessohn, der uns den Weg zu Gott ebnet. Jesu Wahrheit bedeutet: „Ich werde mich in unserer Bezie-hung für immer als vollkommen treu erweisen.“ P

Was heißt: Jesus ist die Wahrheit?

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PORTRÄT

17.2012

DAS WORT DER WOCHE » Durch den Tod unserer jüngsten Tochter habe ich Gott fürchten gelernt. Das kannte

ich bis dahin nicht. Martin Luther schreibt vor jeder Erklärung der Zehn Gebote: ›Wir sollen Gott fürchten und lieben.‹ Das ›fürchten‹ habe ich erst lernen müssen. «

Der Ratsvorsitzende der EKD, der rheinische Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), in der ARD-Sendung „Günther Jauch“ am Sonntagabend. Seine Tochter Meike starb 2005 im Alter von 22 Jahren an Leukämie.

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Götz Wachs hatte eine schwere Kindheit. Er war kurzsichtig und kam deshalb

in der Schule in Wuppertal nur schwer mit. Auf seine schlechten Noten re-agierte sein Vater – ein Studienrat – mit viel Geschrei. Daraufhin bekam sein Sohn eine schwere Angstneurose. Als er nach der Mittleren Reife eine kaufmännische Lehre machte, kam es unter Kollegen zu viel Alkoholkon-sum. Wenn er trank, lösten sich schein-bar alle Ängste. Doch die Sucht blieb nicht verborgen. Der Vater hoffte: Wenn der Sohn körperlich schwer ar-beite, würde er vom Alkohol loskom-men. Und so musste er den damals schmutzigen Beruf des Galvaniseurs erlernen. Seine Ausbildung schloss er zwar mit dem Gesellenbrief ab, aber in seiner Freizeit soff er weiter.

Ein Schrei nach HilfeWeil er deshalb immer wieder arbeits-los wurde, machte er sich schließlich selbstständig. Seine kleine Firma war auf den Vertrieb von Galvanozubehör und Metallreinigungsanlagen spezia-lisiert. Er heiratete eine Barfrau. Doch immer mehr wurde ihm bewusst, dass er Hilfe brauchte. Er erinnerte sich, dass er als Kind Betrunkenen oft nachgeru-

fen hatte: „Blaukreuzler!“. Er erkundig-te sich und rief schließlich in der (deut-schen) Bundeszentrale vom Blauen Kreuz in Wuppertal an: Sie sollten je-manden vorbeischicken. Stattdessen wurde er zum Gruppentreffen eines Männerkreises eingeladen. Er ging tat-sächlich hin und fühlte sich auch wohl. Doch er trank trotzdem noch vier Jahre lang weiter. Mittlerweile hatte er seinen Führerschein verloren und musste Kunden mit der Bahn besuchen. Eines Tages – es war der 26. Juli 1973 – wurde ihm das Elend seines Lebens in beson-derer Weise bewusst. Er sah nur noch zwei Alternativen: Er könnte sich vor den nächsten Zug werfen oder es mit Jesus versuchen, von dem er beim Blau-en Kreuz viel gehört hatte.

Die Folgen eines GebetsEr sprach ein einfaches Gebet: „Gott, wenn es dich wirklich gibt, dann hilf mir.“ In dem Moment riss merkwürdi-gerweise der trübe Himmel auf und die Sonne kam durch. Für ihn war das ein Zeichen, dass sein Gebet erhört worden war. Seitdem ist er „trocken“. Nun wur-de er sogar Mitarbeiter beim Blauen Kreuz. Seine Frau trennte sich von ihm und ließ sich scheiden. Denn mit so ei-nem „frommen Spinner“ wollte sie

nichts zu tun haben. Er stotterte seine Schulden ab, rund 100.000 Mark. Später suchte er sich eine neue Stelle. So kam er 1977 nach Hanau bei Frankfurt am Main. Dort lernte er eine verwitwete Baptistin kennen. Die beiden heirate-ten. Wachs ließ sich taufen und arbeite-te in der Gemeinde mit – von der Sonn-tagsschule bis zur Gemeindeleitung.

Jetzt hilft er anderenMit einem anderen Ehepaar aus der Gemeinde baute er eine Blau-Kreuz-Gruppe auf. Auch in der örtlichen Evangelischen Allianz wurde er aktiv, die er sechs Jahre lang – bis 2004 – lei-tete. Er macht bis heute Kommunalpo-litik und arbeitet auch im Vorstand des Evangelischen Arbeitskreises der CDU im Main-Kinzig-Kreis mit. Im Sport-verein prüft er die Kasse. Viel Freude macht dem 74-Jährigen eine Kinder-tagesstätte, die er einmal in der Woche als „Opa Götz“ besucht und den Kin-dern vorliest. Dass er als „trockener“ Alkoholiker ein solches Leben führt, ist für ihn ein Wunder. Und er wird nicht müde, anderen davon zu erzählen, dass Gott jeden Menschen so verän-dern kann, wie er es erlebt hat. P

ALKOHOLISMUS In Hanau wurde ein Christ mit dem „Ehrenbrief des Landes Hessen“ ausgezeichnet, weil er vorbildlich in Kir-che, Politik und Sport aktiv ist. Dabei war Götz Wachs einmal Alkoholiker. Wie sich sein Leben grundlegend änderte, schil-derte er idea-Redakteur Klaus Rösler.

Ein Stoßgebet brachte die Wende