Idea Spektrum Schweiz 30/2014

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23. Juli 2014 | 30 Zweifel hat Gründe, Glaube auch Alexander Garth bringt die Zweifel an Gott auf den Punkt. Ebenso die Gründe, trotzdem an ihn zu glauben. Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt 7 Mission am Nil Was tun die Giraffen im Treppenhaus? | 8 MAF Die PC-12 ist startklar für den Einsatz im Kongo | 13 Porträt Thomas Wieland und die Polenta aus dem Fitness-Studio 24 Pfarrer im Ausland Sie sind die Paradiesvögel unter den Geistlichen www.ideaschweiz.ch

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt mit Fokus auf die Schweiz und Deutschland.

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23. Juli 2014 | 30

Zweifel hat Gründe, Glaube auch

Alexander Garth bringt die Zweifel

an Gott auf den Punkt. Ebenso die

Gründe, trotzdem an ihn zu glauben.

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

7 Mission am Nil Was tun die Giraffen im Treppenhaus? | 8 MAF Die PC-12 ist startklar für

den Einsatz im Kongo | 13 Porträt Thomas Wieland und die Polenta aus dem Fitness-Studio

24 Pfarrer im Ausland Sie sind die Paradiesvögel unter den Geistlichen www.ideaschweiz.ch

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Ein Lieblingsbibelwort von Dilschad Tofik, ehemaliger kurdischer Widerstandskämpfer, heute Leiter eines evan-gelischen Kurdentreffs in Olten.

Liebe Leserin, lieber LeserWir sitzen am Mittagstisch. Unverhofft fragt einer unserer Söhne: „Was ist eigentlich in Israel los? Was da in den sozialen Netzwerken so abgeht ...“ – „Was denn?“ – „Dieser Hass auf die Juden.“ – „Wer äus-sert sich denn so?“ – „Jugendliche mit moslemischem Hintergrund beschimpfen Israel aufs Übelste, im Sinne von ‚nur ein toter Jude ist ein guter Jude‘.“ Als linke Pro-Palästina-Gruppen gemeinsam mit dem Islamischen Zentralrat Schweiz zu einer Anti-Israeldemo in Zürich aufriefen, fiel auf, dass unter den gut 1000 Teilnehmenden viele Jugendliche mit Migrationshintergrund waren. In ihren Allahu-Akbar-Rufen gingen die Parolen der linken Palästinenser-Freunde unter. Die Pro-Palästina- Bewegung von einst hat sich verändert. Die „NZZ am Sonntag“ be-merkte, es habe Zwischenrufe gegeben, „von denen man eigentlich glaubte, sie nie mehr auf öffentlichen Plätzen hören zu müssen“. Offener Judenhass, nicht allein auf Facebook, auch auf der Gemüse-brücke mitten in Zürich. In Deutschland dasselbe: antisemitische Rufe auf Protestkundgebungen. In der Berliner Al-Nur-Moschee betete Scheich Abu Bilal Ismail: „Allah, zerstöre die Juden und töte auch den letzten von ihnen.“ Memri-TV dokumentiert diesen Auftritt. Was jetzt an antisemitischen Parolen offen geäussert wird, suggeriert, der Nahe Osten wäre eine Insel des Friedens – ohne Juden. Doch bis heute ruft die Charta der Hamas zur Vernichtung Israels auf. Henryk M. Broder folgert zynisch: „Und wie gemein sind die Israelis, die eine politische Lösung des Problems durch den Einsatz technisch-militä-rischer Mittel verschleppen, um am Leben zu bleiben.“Lukas Kundert, Präsident der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemein-schaft beider Basel, wandte sich an die Öffentlichkeit: „Es berührt und beschämt mich zutiefst, dass während vieler Tage über 1500 Raketen von palästinensischen Autoritäten auf israelisches Territorium gefeu-ert wurden, ohne dass ein Aufschrei durch die Bevölkerung gegangen wäre. Der Aufschrei erfolgt jetzt, da sich Israel wehrt.“ Leidtragende im Kampf gegen die Hamas sind alle Palästinenser, die Frieden wollen. Sie geraten in die Schusslinien, werden als Schutzschilde missbraucht.Wir Europäer sollten aber nicht vergessen, dass in der Ukraine an einem Tag 298 unschuldige Opfer starben. Der Abschuss der MH17 ist ein Weckruf, auch diesen Konflikt endlich ernst zu nehmen.Rolf Höneisen

Ist doch klar, wer schuld ist!

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BIBLISCHEin Psalm von David. Jahwe ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Psalm 23,1

14 Jahre lang lebte ich in meiner Heimat im Irak als Freiheitskämpfer. Als ich in die Schweiz flüchtete, war  ich seelisch, aber auch körperlich zerstört. Ich war einsam, verletzt und innerlich tot.Als ich eines Tages in der Bibel den Psalm 23 las, hat mich Gott tief berührt und meine Augen geöffnet. Seit jenem Tag bin ich sein Kind und kann mir ein Leben ohne Jesus nicht mehr vorstellen. Die Worte der Bibel geben mir täg-lich neue Nahrung und leiten mich auf meinem Weg. Täglich lege ich mein Leben in Gottes Hand und ich erlebe, dass der Psalm auch noch heute wahr ist. Ich weiss, dass Er bei mir ist und mich nicht allein lässt, Er hat alle meine Wunden geheilt, und Er hat mich gerettet durch das Blut seines Sohnes Jesus Christus.

Bildnachweis: Dreamstime/Maxriesgo (Titelseite); zvg (Seite 3)

Impressum Idea Schweiz

Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: [email protected] Internet: www.ideaschweiz.ch

Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh) Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: [email protected]: Thomas Feuz (tf ), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf)

Verlagsmanager: Bruno Jordi, 031 818 01 [email protected] Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: [email protected]

Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 4.–Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.chSpendenkonto: Idea Information AG, 4410 LiestalPostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4BIC-Code POFICHBEXXX

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175 Geschichten zum 175. Geburtstag175 JAHRE CHRISCHONA 2015 blickt Chrischona International zurück auf seine 175-jährige Geschichte. Nun werden Erlebnisberichte gesucht.

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Diskussion um Islam-ZentrumFREIBURGER REGIERUNG STELLT SICH HINTER DAS GEPLANTE ISLAM-ZENTRUM

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PARDON„Er lag ein Leben lang in Ketten. Seine Reaktion war für alle herz­zerreissend. Dieses Schicksal lässt

keinen kalt!“ Solche und ähnliche Titel werben für kurze Videos, in denen herzerwärmende Geschichten erzählt werden. Mit Schlagzeilen wie: „Was dann passierte, werdet ihr nicht glauben!“, werden Massen bewegt. Viele Filme verzeichnen Hundert tausende von Likes. Wer will nicht wissen, warum dem Filme­macher „der Atem stockte“, als er in den Brunnen sah? Ich muss wissen, wie  die bewegenden Geschichten von kleinen Hunden, Obdachlosen oder Abenteurern enden. Nach drei solchen Videos in Folge fühl ich mich wie mit Plüschkissen beworfen. Emotional erschlagen wende ich mich sachliche­ren Themen wie der Steuererklärung zu. Warum haben Mitfühl­Videos solchen Erfolg? Wir können mit einem Klick ausdrücken, dass uns eine Geschichte berührt. Diese gefühlte Menschenliebe ist aber reine Selbstsucht. Ich bekomme ein gutes Gefühl, für das ich ausser einem Klick nichts tun muss. Es ist bestimmt nicht falsch, sich solche Videos anzuschau­en. Ich will mir mein Mitgefühl jedoch vermehrt für meine Nächsten sparen: meine Sitznachbarn in der S­Bahn, meine Arbeitskollegen und meine Familie und Freunde. Sie brauchen keine Klicks. Sie brauchen meine Zeit, Hilfe und Auf­ merksamkeit. – „Schliesslich kam ein Reisender aus Samarien dort vorbei. Als er den Mann sah, hatte er Mitleid mit ihm. Er ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann setzte er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn in ein Gasthaus und versorgte ihn mit allem Nötigen“ (Lk 10,33 – 34).

Andi Bachmann-Roth ist Jugendbeauf-tragter der Schweiz. Evangelischen Allianz.

Seit 20 Jahren hilft die Stiftung Sela in Aarau. Theddy Probst ist Geschäftsführer und Berater.

175 Jahre Chrischona: Michael Gross sammelt 175 Geschichten.

Egal, was Sie mit Chrischona ver-bindet: Auch Ihre Geschichte ist es

wert, erzählt zu werden.“ So werden die „Chrischonesen“ zurzeit ermutigt, ihre Geschichte mit dem Werk aufzuschrei-ben. Michael Gross erklärt: „Menschen und ihre Geschichten machen den viel-fältigen Chrischona-Verband leben-dig, konkret und erlebbar.“ Persönliche Berichte sollen sichtbar machen, was Menschen mit Chrischona erleben und erlebt haben.

Warum Geschichten sammeln?Einen vielfältigen Verband wie Chrischona zu beschreiben, ist nicht einfach. Das neue „Mission Statement“ helfe dabei, meint Michael Gross. „Es bringt auf den Punkt, wofür Chrischona steht: Jesus erleben. Menschen fördern. Dem Nächsten die-nen.“ Lebendig würden diese drei Aus-sagen dann, wenn Menschen erzählten, wie sie Jesus erlebten, wie sie gefördert wurden oder andere fördern durften, wie sie ihrem Nächsten dienen konnten oder selbst Hilfe erhielten.Gesammelt werden kurze, prägende Er-lebnisberichte und Anekdoten. Ernstes und Heiteres, Prägendes aus der Studien-

zeit, aus einer Begegnung oder durch die Lektüre eines Buches aus dem Brunnen-Verlag. Oder auch Berichte, wie Gott in bestimmten Situationen gewirkt hat.Geplant ist es, 175 der eingesandten Be-richte zu veröffentlichen. Welche dies sein werden, darüber befindet das Team der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit. Projektleiter Michael Gross: „Im Laufe der nächsten Wochen werden die ersten Geschichten auf unserer Jubiläums-Web-seite zu lesen sein.“ Einsendeschluss ist der 30. September 2014. (rh) •

bwww.chrischona2015.org

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der Uni verhindern sollte. Gemäss der Frei-burger Regierung ist das Projekt als inter-disziplinäres Zentrum konzipiert, das auf eine nationale Initiative zur friedlichen In-tegration der muslimischen Gemeinschaf-ten in der Schweiz zurückgeht. Entspre-chend unterstütze der Bund das Zentrum auch finanziell. Befürchtungen, die Theolo-gische Fakultät könnte eine ganzheitliche Imamausbildung anbieten, bezeichnet er als unbegründet. Der Kantonsrat wird das Thema im September behandeln. (id)

Der Staatsrat verwirft ein von zehn Gross-räten unterschriebenes Mandat, nach dem er die Gründung eines „Schweizer Zentrums für Islam und Gesellschaft“ an

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NOTIERT„Baby Finestra“ in BellinzonaSeit dem 18. Juli hat das Tessin ein Baby-fenster: Beim Spital „San Giovanni“ in Bellinzona können verzweifelte Mütter künftig ihr Neugeborenes anonym in eine Klappe legen. Die Kosten für das Babyfenster übernimmt die Schweize-rische Hilfe für Mutter und Kind (SHMK). Sie betreibt bereits die Babyfenster in Einsiedeln SZ, Davos GR, Olten SO und Bern. Eine weitere Babyklappe gibt es in Zollikon ZH. b www.babyfenster.ch

Protest gegen die Abschaffung der Nationalhymne Zukunft-CH und die EDU rufen zum Protest gegen die Abschaffung des

„Schweizerpsalms“ als Landeshymne auf. Sie fordern die Bevölkerung auf, eine Protestkarte an Bundespräsident Didier Burkhalter zu schicken. b www.zukunft-ch.ch; www.edu-schweiz.ch

Migros-Magazin porträtiert Mercy-Ship-MitarbeiterRoland Decorvet war 23 Jahre Chef bei Nestlé, nun leistet er Freiwilligenarbeit als Geschäftsführer des christlichen Spi-talschiffs „Africa Mercy“. Dieser Stellen-wechsel war für das „Migros-Magazin“ Anlass für ein ausführliches Porträt. Darin wird deutlich, dass Decorvets Antrieb in seinem Glauben wurzelt. Er bezeichnet sich als evangelikal, besucht mit der Familie regelmässig den Gottes-dienst. „Was in der Bibel steht, stimmt“, wird Decorvet zitiert.b www.mercyships.ch

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Seit 20 Jahren hilft die Stiftung Sela in Aarau. Theddy Probst ist Geschäftsführer und Berater.

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Ob es um Lebens- oder Glaubensfragen, Ehevorbereitung, Beziehungspro-

bleme oder Fragen zum Beruf geht, die christliche Beratungsstelle Sela in Aarau bietet vielfältige Hilfestellungen an. Fix-punkte der Arbeit sind die Verbindung von Leben und Glauben, zu welcher auch das gemeinsame Gebet gehören kann, und die Hilfe zur Selbsthilfe: „Gemeinsam den Weg gehen, still werden, loslassen, vertrauen.“ Die gemeinnützige und steuerbefreite Stiftung entstand, wie viele andere christ-liche Hilfswerke, in einer Zeit wirtschaft-licher Depression und Arbeitslosigkeit. Sie hatte jedoch keine Vorbilder, blieb unab-hängig und nahm sich keine bestehenden Seelsorge-Modelle zur Grundlage.

Feier mit BenefizkonzertNun wurde die christliche Beratungsstelle zwanzig Jahre alt und feierte dies in Kom-bination mit einem Benefizkonzert in der Aarauer Stadtkirche. Mitbegründer und Geschäftsführer Theddy Probst führte aus, dass die Geschichte der Sela Aarau einer-seits konstant und gradlinig verlaufen sei: „Seit der Gründung ist sie in den gleichen Räumen, hat mit Peter Bosshart immer noch den ersten Stiftungsratspräsidenten, und mit Theddy Probst und Seraina Hin-termann einen Berater und eine Beraterin der ersten Stunde.“ Andererseits habe sich die Stiftung stetig vergrössert und sich den Entwicklungen der Zeit immer neu angepasst. In den Grussbotschaften kam zum Ausdruck, was die Stiftung ausmacht. Mara Eberhard, Supervisorin, hob hervor,

Betonung auf Hilfe zur Selbsthilfe BERATUNGSSTELLE Die Stiftung Sela für Seelsorge, Lebensberatung und Ausbildung feierte in Aarau ihr zwanzigjähriges Jubiläum.

wie wichtig in den Sela-Beratungen für die Beratenden das „Du“, das Gegenüber ist. Hans-Peter Lang, Gründer der Stiftung Wendepunkt, nannte als Kernpunkte der Beratung Liebe und Würde. Peter Bosshart betonte als Stiftungsratspräsident die Wichtigkeit eines tragenden Freundes-kreises, welcher die Beratungsstelle Sela mit Spenden finanziell trägt.Musikalisch wurde die Jubiläumsfeier durch ein lebendiges Benefizkonzert des Ensem-bles „Les Elements“ umrahmt, welches Musikstücke für Blockflöte, Violine, Viola da Gamba und Cembalo von Barock bis Irish Folk präsentierte.

Kostengünstige BeratungenNeben Seelsorge und Beratung engagiert sich die Sela heute in der Gemeinde-seelsorge und der Prävention durch Kurs-angebote und Themenabende. Viertel-jährlich werden die „Sela News“ zu ver-schiedenen Fachthemen publiziert. Vier Personen arbeiten teilzeitlich für die Beratungsstelle und repräsentieren dabei verschiedene Ausbildungen und Berufs-felder. Ihre Tätigkeiten liegen im Schnitt-kreis von Theologie, Psychologie, Psychia-trie, Soziologie und Pädagogik.Begleitet werden Menschen, welche ent-weder eine christliche Beratung suchen oder dann aus finanziellen Gründen die Sela wählen. Denn dank Spendengeldern kann die Stiftung Sela Aarau ihre Leistun-gen kostengünstig anbieten. (jg) •

b www.sela.ch

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Pionierarbeit im Aufbau von drei Erlebnisschulen

Das Jugendheim Sternen baut im Kanton Bern drei Erlebnisschulen für psychisch beeinträchtigte Kinder und Jugendliche auf. Wir starten im August / September 2014. Dazu suchen wir folgende Personen:

Heilpädagogendie Klassengrösse umfasst ungefähr 8 – 10 Kinder und Jugendliche

Dipl. Sozialpädagogen mit Erfahrung in der Psychiatrie und / oder der Erlebnispädagogik Psychiater oder Psychologe (kann auch Teilzeit und / oder mit eigener Praxis sein)

Arbeitsagogen mit handwerklichem Hintergrundwie z. B. Schreiner / Zimmermann, Sanitär-Installateur, Elektriker etc.

Verantwortliche/r für Küche, Haushalt, GartenPraktikanten Wir legen bei der Personalauswahl Wert auf Professionalität und eine christliche Grundhaltung (basierend auf dem biblischen Menschenbild). Im Moment sind wir auf der Suche nach einer geeigneten Liegenschaft (falls Sie Kenntnis von einer geeigneten Mietliegenschaft haben, sind wir dankbar für Hinweise). Aus diesem Grund ist der Arbeitsort vorerst noch unklar. Rufen Sie uns an oder schicken Sie Ihre Unterlagen per Mail (inkl.Foto) an: [email protected], Jugendheim Sternen AG, Herr Eichenberger, CH-3700 Spiez, Tel: 033 783 19 73. Weiter Informationen, inkl. Konzeption, finden Sie unter: www.swiss-emp.ch

Unsere Kirchgemeinde im unteren Reusstal zählt 6400 Mitglieder und ist in drei Teilgemeinden mit je eigenen Strukturen aufgeteilt. Für die Teilgemeinde Rohrdorf suchen wir per 1. November 2014 oder nach Vereinbarung

eine Sozialdiakonin oder für eine 80%-Stelle einen Sozialdiakon Sie finden bei uns… … ein unterstützendes Team von Ordinierten … initiative freiwillige Mitarbeitende … ein wertschätzendes Umfeld, das auch für Neues Raum lässt … eine lebendige ökumenische Zusammenarbeit … ein professionelles Sekretariat … eingespielte Strukturen Sie passen zu uns, weil Sie… … sich in der Jugendarbeit voll einbringen wollen … der Haltung anderer mit Wertschätzung begegnen … Ökumene für wichtig halten … fasziniert sind von der Bibel, von Gott, von Jesus Christus … Ihren Glauben gerne bezeugen Wir brauchen Sie mit Ihren Fähigkeiten speziell für… … den Ausbau und die Gestaltung der Jugendarbeit … die Weiterführung bestehender diakonischer Projekte … die Leitung des KiK-Teams (Kinderkirche) … den kirchlichen Unterricht an der Oberstufe (PH III und IV) Wir freuen uns darauf, Sie kennen zu lernen. Ihre Bewerbungsunterlagen senden Sie bitte per Mail an: [email protected]. Bewerbungsgespräche finden ab September statt. Auskünfte erteilen gerne: Pfarrer Stefan Mayer, 079 279 46 22, [email protected] Rico Bossard (Präsident der Wahlkommission), 079 484 23 83, [email protected] www.ref-mellingen.ch

eine Sozialdiakonin / einen Sozialdiakon 80 %Sie finden bei uns…… ein unterstützendes Team von Ordinierten… initiative freiwillige Mitarbeitende… ein wertschätzendes Umfeld, das auch für Neues Raum lässt… eine lebendige ökumenische Zusammenarbeit… ein professionelles Sekretariat… eingespielte Strukturen

Sie passen zu uns, weil Sie…… sich in der Jugendarbeit voll einbringen wollen… der Haltung anderer mit Wertschätzung begegnen… Ökumene für wichtig halten… fasziniert sind von der Bibel, von Gott, von Jesus Christus… Ihren Glauben gerne bezeugen

Wir brauchen Sie mit Ihren Fähigkeiten speziell für…… den Ausbau und die Gestaltung der Jugendarbeit… die Weiterführung bestehender diakonischer Projekte… die Leitung des KiK-Teams (Kinderkirche)… den kirchlichen Unterricht an der Oberstufe (PH III und IV)

Wir freuen uns darauf, Sie kennen zu lernen.

Ihre Bewerbungsunterlagen senden Sie bitte per Mail an: [email protected].

Bewerbungsgespräche finden ab September statt. Auskünfte erteilen gerne:Pfarrer Stefan Mayer, 079 279 46 22, [email protected] Bossard (Präsident der Wahlkommission), 079 484 23 83, [email protected], www.ref-mellingen.ch

Unsere Kirchgemeinde im unteren Reus-stal zählt 6400 Mitglieder und ist in drei Teil gemeinden mit je eigenen Strukturen auf geteilt. Für die Teilgemeinde Rohrdorf suchen wir per 1. November 2014 oder nach VereinbarungWir suchen per sofort oder nach Vereinbarung eine/n

Sozialdiakonin / Sozialdiakon (60 % – 70 %)

Als Gellertkirche sind wir Teil der Münstergemeinde der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt. Unsere vielseitigen Angebote werden von über 400 Freiwilligen mitgetragen. Jeder Bereich wird von einer Fachperson koordiniert.

Dafür freuen wir uns auf eine Persönlichkeit mit• einem lebendigen Glauben an Jesus Christus• Leitungsbegabung und Teamfähigkeit• der Bereitschaft, mit ihren Kompetenzen Teil der Gemeinde zu werden• abgeschlossener Ausbildung mit Diplom in Sozialdiakonie

Ihr Aufgabenbereich• Sie sind verantwortlich für den Senioren- und Diakoniebereich der Gellertkirche• Sie leiten diakonische und missionarische Projekte• Sie beraten, begleiten und unterstützen Menschen in Notsituationen• Sie halten inspirierende und lebensnahe Andachten

Sie finden bei uns• über 100 aktive Gemeindeglieder in der dritten Lebensphase• eine dynamische Gemeinde mit Ausstrahlung• einen Platz in einem motivierten Team• attraktive Anstellungsbedingungen gemäss Richtlinien der Ev.-ref. Kirche

Basel-Stadt

Angesprochen?Dann erwarten wir gerne Ihre Bewerbung bis zum 5. September 2014 mit den üblichen Unterlagen.

Bei Fragen: Christa Näf, Personalverantwortliche Kirchenvorstand / Gemeindeteil Gellert: [email protected]

Bewerbungen bitte an: Diakoniestelle, zHd. Herrn Konrad Meyer, Peterskirchplatz 8, 4051 Basel; [email protected]

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Wo im Treppenhaus die Giraffen wohnenMISSION AM NIL Seit gut hundert Jahren unterstützt die Mission am Nil Benachteiligte in Afrika. An Missionsfesten, Ferienwochen und Afrika-Tagen wird informiert, was der Dienst entlang des Nils bewegt.

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M annshohe Stoffgiraffen bevölkern das Treppenhaus im Riegelhaus neben

der Kirche in Knonau (ZH). Im Lädeli gleich daneben kann man von Hand hergestellte Bürsten, Puppen, Kinderrucksäckli, Stoff-taschen und vieles mehr kaufen. Alles wurde in Afrika handgefertigt. Hier ist der Hauptsitz der Mission am Nil, einem in der evangelischen Landeskirche verwurzelten Werk mit Zweigvereinen im Ausland.

Seit 100 Jahren im DienstSeit gut 100 Jahren hilft die Mission be-nachteiligten Bevölkerungsgruppen in Ägypten, Sudan, Eritrea, Äthiopien, Tansa-nia und der Demokratischen Republik Kon-go. Dort arbeitet sie mit lokalen Kirchen zusammen. Durch die Konzentration ihrer Tätigkeit auf Nord- und Ost afrika hat sich die Mission am Nil eine hohe Kompetenz im afrikanischen Kontext erworben.

Trotz Widerstand dienenDie Auswirkungen der politischen Um-wälzungen spürte das Werk in Ägypten insofern, dass Ärzte aus Kairo aus Sicher-heitsgründen zeitweise nicht mehr ins Spital nach Naqada reisten. Geschäftsleiter Markus Fischer: „Medizinische und soziale Hilfe sind wichtig, viele Menschen in Afrika sind auf Hilfe angewiesen.“ Doch in der Entwicklungszusammenarbeit verfolgt die Mission am Nil einen ganzheitlichen

Ansatz, der über die rein materielle Unter-stützung hinausgeht. „Dazu gehört auch die Weitergabe des Evangeliums durch die gelebte Liebe.“ Die 20 europäischen und 400 afrika-nischen Mitarbeitenden leben und arbei-ten in solidarischer Gemeinschaft mit den Menschen vor Ort. So wird der Glaube, der sie hält und trägt, unmittelbar erfahrbar. Weiter bieten sie in den von ihnen unter-stützten Spitälern Andachten an oder be-teiligen sich an der Sonntagsschularbeit.

Regelmässig vor OrtMarkus Fischer und sein Stellvertreter Michael Böttiger reisen regelmässig zu den Mitarbeitenden nach Afrika. Böttiger wechselte vor knapp zwei Jahren aus der Privatindustrie in den vollzeitlichen Dienst der Mission am Nil. „Wichtig ist es, eine die-nende Haltung zu leben“, ist er überzeugt. Diese Haltung verbindet die Mitarbeiten-den auf der ganzen Welt. Sie alle folgen der Aufforderung Jesu: „Ich war hungrig, und ihr habt mich genährt, ich war einsam, ihr habt mich besucht.“

Ferienwoche und InfoanlässeSeit 1900 vermittelt die Mission am Nil zusammen mit afrikanischen Partnerorga-nisationen Hilfe vor Ort. Diese umfasst so-ziale und medizinische Tätigkeit, Bildungs- und Erziehungsarbeit sowie Entwicklungs-

projekte. Gerne führen Mitarbeitende auf Anfrage Informationsanlässe in Kirchen, Vereinen und Konfirmanden- oder Sonn-tagsschulklassen durch. Noch bis zum 26. Juli findet im „Güetli“ in Rossau (ZH) eine Ferienwoche statt. Am 24. Juli wird ein Afrika-Infotag mit spannendem Kin-derprogramm organisiert. (mf) •

b mn-international.org

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Am Hauptsitz in Knonau: Markus Fischer (re.) ist Geschäftsführer, Michael Böttiger Stellvertreter.

Das neue Nachrichtenportal von idea vereint Beiträge der schweizerischen und der deutschen Redaktion.Spektrum-Abonnenten nutzen sämtliche Inhalte kostenlos. Dazu gehören das idea-Archiv und Beiträge aus ideaSpektrum. Mit uns bleiben Sie dran!

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13 Jahren bei der SEA ist er einem Ruf der MAF gefolgt. Der Elektro-Ingenieur war früher selbst während 15 Jah-ren als Pilot in Afrika und Zentralasien tätig.Heute arbeiten 15 Familien für die MAF Schweiz. Ihre Einsatzorte sind über die halbe Welt verstreut. Bei der christlichen Fliegermission haben schon über 80 Perso-nen ihren Zivildienst geleistet. Zwei von ihnen werden sich demnächst daran machen, die Webseite der MAF zu erneuern.Für die MAF ist die PC-12 ideal. Das Beladen erfolgt über eine Heck-Frachtklappe. Starts und Landungen sind selbst auf unbefestigten Pisten oder Grasflächen möglich. Sogar bei schlechten Wetterverhältnissen ist die Maschi-ne für Noteinsätze bereit. „Die PC-12 war das Flaggschiff unserer Flotte in Kenia“, sagt Hansjörg Leutwyler. Nach 15 Jahren in Kenia und im Südsudan wird diese Maschi-ne nun in den Kongo versetzt. „Also dorthin, wo ich vor 25 Jahren noch selbst Einsätze geflogen habe.“ Klingt da ein bisschen Wehmut mit? Noch heute wirkt Hansjörg Leutwyler so, als würde er für seinen Arbeitsweg lieber in ein Cockpit als in ein Zugabteil sitzen.

Die PC-12 wird überholt und modernisiertZurzeit ist die PC-12 zurück in ihrem Ursprungsland. In Agno TI wird die Maschine gründlich überholt. Sie be-kommt neue Kommunikations- und Navigationsinstru-mente und ein Glascockpit. Zum Schluss wird der Flieger neu lackiert und beschriftet. Anfangs August sind die Arbeiten abgeschlossen. Bevor sich erneut afrikanischer Staub über die Maschine legt, wird sich die PC-12 am

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Elektronik ausgewechselt: Die PC-12 erhält neue Bordinstrumente.

Unsere Bundesräte und ihre Chefbeamten ge-hören zu den ersten, die mit dem toppmoder-nen, zweistrahligen Businessjet PC-24 aus den

Stanser Pilatuswerken unterwegs sein werden. Von einem solchen 10-Millionen-Flugzeug kann die Mission Aviation Fellowship (MAF) nur träumen. Immerhin besitzt sie ei-ne PC-12 – und was die MAF mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln tut, ist bemerkenswert. In der Krisen-region Südsudan etwa installiert sie gegenwärtig eine Flugbasis. Die zwei ersten dort stationierten Maschinen sind bereits im Dauereinsatz. Nun sollen sechs weitere Flugzeuge der internationalen Organisation nach Luba versetzt werden. Nach Uno-Angaben sind im Südsudan anderthalb Millionen Menschen auf der Flucht. Die Nah-rungssicherheit verschlechtert sich. Die Zustände in den Flüchtlingslagern sind teils schon heute prekär.Nicht viel besser sieht es im Kongo aus. In der vom Na-men her „demokratischen“ Republik zählt man weltweit die meisten Kindersoldaten. 30 000 Kinder sollen in den Fängen des Kriegswahns sein. Sie verlieren nicht nur ih-re Kindheit und ihre Familien, sondern auch ihr Gewis-sen. Im Kongo betreibt die MAF drei Basisstationen mit acht Flugzeugen. Im letzten Jahr transportierten sie in diesem Land über 11 600 Passagiere und gut 630 Tonnen Material. Versorgt wurden Schulen und Missions spitäler; dazu kamen Rettungseinsätze und der Transport von Fach personal. Die MAF-Flieger bringen Hoffnung, wo Verzweiflung herrscht. Nun soll die Flotte im Kongo er-weitert werden, und zwar mit einer PC-12-Maschine, die zurzeit in der Schweiz auf Vordermann gebracht wird.

Die Büros der MAF Schweiz sind in Oberhofen und Aarau. Geschäftsleiter ist seit zwei Jahren der frühere Allianz-Generalsekretär Hansjörg Leutwyler (60). Nach

MAF-Begegnungstag in BelpAm 16. August lädt die MAF zu einem Begegnungstag auf dem Flugplatz Bern-Belp ein. Neben Berichten aus dem Dienst der MAF und ihren Einsatzorten in Asien und Ozeanien wird eine PC-12 im Mittelpunkt stehen. Die frisch renovierte und mit einem neuen Cockpit ausgerüstete Maschine wird anschlies-send an ihren Einsatzort im Kongo verschoben werden.b www.maf-swiss.org

MISSION AVIATION FELLOWSHIP Der frühere SEA-Generalsekretär Hansjörg Leutwyler ist heute CEO von MAF Schweiz. Er verrät, warum eine PC-12 nun doch in der Schweiz überholt wird, warum er mit der RUAG zusammenarbeitet und was ihm am neuen Job gefällt. Von Rolf Höneisen

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MAF-Begegnungstag vom 16. August auf dem Flugha-fen Bern-Belp in neuem Glanz präsentieren. Die Kosten für Überholung und Modernisierung der PC-12 werden auf CHF 420 000.– veranschlagt. Die Firma RUAG, die das Cockpit erneuert, wird davon 50 000 Franken, das heisst die Neulackierung, übernehmen.

Eine überraschende WendeDas Überholen dieses Flugzeugs war ursprünglich ganz anders geplant gewesen. Als Hansjörg Leutwyler zusam-men mit dem MAF-Präsidenten André Bucher im Okto-ber 2013 bei RUAG Business Aviation in Belp am Tisch sass, war die PC-12 gerade unterwegs von Kenia in die USA. Nach Service- und Reparaturarbeiten sollte sie in den Kongo versetzt werden. Doch die unverhoffte Ein-ladung der RUAG führte zu einem jener Momente, welche die Dynamik haben, einen Sachbestand grundlegend zu ändern. Die Firma RUAG ist ein High-Tech-Konzern mit weltweit über 8000 Mitarbeitenden. Sie ist unter anderem auf Flug- und Weltraumtechnik spezialisiert. Im letzten Jahr fielen 56 Prozent der Aufträge in den zivilen Bereich, 44 waren militärischer Natur. An diesem Treffen in Belp schlug die RUAG der MAF ein Charity-Projekt vor. Es drehte sich um einen Arbeits ein-satz, den die Firma zusammen mit Lehrlingen durchfüh-ren würde. Beide Seiten profitieren: Die MAF hätte ein repariertes Flugzeug, die Lernenden sinnvolle Arbeit. MAF-CEO Leutwyler und Präsident Bucher überlegten kurz, dann sagten sie zu. Doch die Cockpit-Erneuerung der PC-12 ist keine Lehrlingsarbeit. Im Laufe dieses Tref-fens wurde abgemacht, dass die PC-12 von der RUAG in der Schweiz überholt wird und dass anschliessend im Rahmen des Charity-Projekts entweder ein havariertes Schulflugzeug oder eine Cessna 207 der MAF komplett instand gestellt wird.Gewissensbisse wegen der Zusammenarbeit mit einer Rüstungsfirma hat Hansjörg Leutwyler keine. Man arbei-te mit der RUAG-Abteilung für Privatjets zusammen. Und die MAF habe nun wirklich nichts mit Militär zu tun. Für die Lehrlinge wiederum sei das Arbeiten und Lernen an

einem Flugzeug, das im Einsatz für humanitäre Hilfe stehe, sicher interessanter als andere Aufgaben, meint er.

Die neue HerausforderungApropos interessant – hat sich Hansjörg Leutwyler nach all den Jahren als Allianz-Sekretär, wo vieles um das Pfle-gen von Beziehungen und das Aufbauen von Netzwerken ging, bei der MAF eingelebt oder vermisst er etwas? „Kei-ne Angst, mein Job gefällt mir gut!“, lacht er. Ein Punkt, den er in der SEA-Arbeit besonders geliebt hat, betraf das Ringen darum, wie man das Evangelium in der Gesell-schaft thematisiert, und zwar in grosser Vielfalt und Brei-te. Das könne er so nicht mehr. Hingegen sehe er, dass eine Organisation wie die MAF eine gute Brücke in die säkulare Gesellschaft bilde. Das christliche Zeugnis wer-de positiv wahrgenommen. In Zukunft will die MAF ver-mehrt auf diese Möglichkeit achten. Auftritt und Struk-turen werden entsprechend überarbeitet. Leutwyler: „Es motiviert mich, diesen Prozess mitzugestalten.“ Einmal jährlich reist Hansjörg Leutwyler in ein Einsatz-gebiet. Im letzten Jahr war es Zentralasien. Diesmal könn-te es im Zusammenhang mit der PC-12 der Kongo sein. Also dasjenige Land, in dem er vor Jahren selbst als Pilot gearbeitet hat. •

MAF-Schweiz-Geschäftsleiter Hansjörg Leutwyler vor der Pilatus PC-12, die zurzeit in Agno überholt wird.

In Agno wird das Flugzeug fit gemacht für den Kongo-Einsatz.

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10 SY N ERGI E | LESER BR I EF E

W ährend ich darüber nach-denke, ob ein Sommerloch

auch gleichzeitig ein Gedan-ken-Loch oder ein Vergessens-Loch sein könnte, erinnere ich mich an einen Vortrag der Seelsorgerin Monika Riwar zum Thema „Vergebung“. Al-so habe ich zu zumindest kein Vergessens-Loch. Aber vielleicht ein Verge-bens-Loch? Ich erinnere mich gut an ihre Aussagen, die zeigten, dass keine Löcher entstehen sollten, sondern mit Ruhe und Freude ausgefüllte Lebensphasen. Denn zwei Auf gaben im Leben bleiben uns nicht erspart:– Es wird immer Konflikte geben, welche

verarbeitet werden müssen. – Wir müssen immer wieder lernen, los-

zulassen, damit wir unseren Problemen keine Denkmäler bauen, das heisst, sie nicht mit uns schleppen.

Ein Konflikt belastet. Es ist erwie-sen, dass Groll den Organismus beeinträchtigt und dass Feind-seligkeit die Kreativität blockiert. Ich kenne das. Immer wieder habe ich Konflikte, berufliche wie pri-vate, vor mir hergeschoben, nicht gelöst und mich damit belastet.Schon das apokryphe Buch Sirach

erkennt: „Neid und Ärger verkürzen das Leben, Kummer macht vorzeitig alt. Her-zensfreude ist Leben für den Menschen, Frohsinn verlängert ihm die Tage. Überrede dich selbst, und beschwichtige dein Herz, halte Verdruss von dir fern! Denn viele tötet die Sorge, und Verdruss hat keinen Wert“ (Sir. 30,22 bis 24). Vergebung, egal mit wem, ist keine Einzelhandlung, sondern ein Pro-zess, der unter Umständen sehr lange dau-ern kann. Man kann nicht einfach vergeben, sondern es braucht zuerst einen Entschluss, vergeben zu wollen! Und die Tat der Ver-

gebung folgt dann, wenn wir innerlich abge-schlossen haben, wenn Schuldzuweisungen, Anklagen, Bestrafung oder gar Rache nicht mehr unsere Begleiter sind; wenn wir zwar nicht vergessen haben, die Geschichte aber ihre Wichtigkeit verliert. Der Bericht über Josef (1. Mose 50,15 – 21) ist ein Beispiel für echte Vergebung. Ich werde das Sommer-loch nutzen, um mich von unnötigem Bal-last zu befreien, um Vergebung zu üben, die Konflikte, die Klagen, die Unlustgefühle, die Kritiken in das Loch zu werfen und Frie-den zu erhalten. Denn wie soll Frieden auf der Welt existieren, wenn wir nicht bei uns selbst beginnen? Ich bin bei Jesus geborgen. Er ist für das Unrecht zuständig und hat es für uns alle beseitigt und einen neuen Weg für uns eröffnet. Halten wir uns den Himmel vor Augen und üben wir Frieden. •

SYNERGIESOMMERLOCH Was ist ein Sommerloch? Kurz gesagt, ist das die Bezeichnung für eine nachrichtenarme Zeit. Aber ist ein Sommerloch gleichzeitig ein Gedanken-Loch im Sinne des Vergessens?

Hans-U. Rohrbach

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In unserer Ausgabe vom 4. Juni 2014 brachten wir ein Gespräch zwischen Kurt Spiess und Sam Moser zur Frage, ob ältere Menschen in den Freikirchen zu kurz kommen. Wir forderten un-sere Leserschaft auf, sich zu Wort zu melden. Hier nun zwei Reaktionen. Die Redaktion

Eine weise Empfehlung zu: „Und die grauen Häupter?“,

(Nr. 23, S. 8)Als ich 1959 auf der Bibelschule St. Chrischona weilte, gab uns der damalige Direktor Hans Staub in einer Seelsorgelektion folgende Emp-fehlung mit:Wenn ihr einmal in einer Gemeinde zu dienen habt, dann achtet gut darauf:1. Heit sorg zu den Jungen in der Gemeinde.

Sie sind es, die pulsierendes Leben in die Ge-meinde bringen. Heute mit Verstärker und zehnmal den gleichen Text (z. B. „Jesus liebt dich“) singend. Sie tun es mit Begeisterung.

2. Heit Sorg zu den Gottesdienstbesuchern in  der Lebensmitte. Sie sind es, die für das Gemeindeleben die Verantwortung tragen. Für sie kommt in der Gemeinde ein Lied

wie „meine Zeit steht in deinen Händen“ gerade recht.

3. Heit Sorg zu den alten Gemeindegliedern. Sie sind es, die für das nötige Geld, das eine Gemeinde braucht, aufkommen. Für die alten Gemeindebesucher ist es wichtig, dass sie dabei sein können. Still sitzen sie da. Die Stimmbänder geben schon längst den gewünschten Ton nicht mehr. Es scheint, als sässen sie da wie es in einer Fabel heisst: ‚Sitzt in der Eck die alte Schneck – sieht dem munteren Treiben zu – denkt so für sich – ist nichts für mich, ich brauche meine Ruh!’ Wenn dann die Gemeinde mit den Jungen zusammen diesen Menschen im Gottes-dienst ein Lied singt, z. B. „So nimm denn meine Hände und führe mich, bis an mein selig Ende und ewiglich“, dann stärkt das ihren Glauben. Für den einen oder anderen ist es der letzte Gottesdienstbesuch und die letzte Gabe in die Kollekte.

Diese Empfehlung von Direktor Hans Staub habe ich ernst genommen in meinem Dienst ganz gute Erfahrungen damit gemacht.Fritz Kropf, alt Pfarrer, Konolfingen BE

Geistliche Väter und MütterMeine Frau und ich erleben bei Diens-

ten in den diversesten Gemeinden und Bewe-gungen, wie dankbar jüngere Christen für Inspiration und Ermutigung von älteren erfah-renen Christen sind. Oft sind wir tief betroffen vom Hunger und Durst, den wir auf der Seite der Jungen antreffen, sowie von ihrer Offen-heit und Lernbereitschaft. Wir fühlen uns als ältere Semester sehr wertgeschätzt. Das hilft uns, authentisch auch zu unseren Fehlern und Anfechtungen zu stehen. Das Miteinander von Jung und Alt hat in den vergangenen 20 Jahren in der christlichen Sze-ne Schweiz zugenommen. Die Jungen suchen ältere Vorbilder, nicht zuletzt als Hoffnungs-träger für ihre Zukunft.Die Frage ist, ob wir Älteren bereit sind, als geistliche Eltern in das Leben der Jüngeren zu investieren und sie zu fördern. Ich behaupte, dass es viel mehr Junge gibt, die geistliche Väter und Mütter suchen, als ältere Christen, die sich als geistliche Mütter und Väter für Junge zur Verfügung stellen.Hanspeter Nüesch, Zürich

Der Autor ist Unternehmensberater und

Inhaber der Rohrbach Creative Consulting.

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I DE A-SOM M ER SER I E | PODI U M 11

PODIUM„... wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“, wird in christlichen Landen täglich gebetet. Jesus sagt,

nicht siebenmal sollen wir vergeben, sondern siebenundsiebzigmal. Der  Christenmensch kann seine Sünden dank Christus sühnen, um sich mit Gott wieder zu versöhnen. Ihm oder ihr wird vergeben. Noch am Kreuz bat Jesus, Gott möge den Tätern vergeben, denn sie wüssten nicht, was sie tun. Das gleiche Muster von Sühne und Vergebung kennt auch unser Strafrecht: Der Täter wird durch die Gesellschaft bestraft, er sühnt seine Tat beispiels-weise im Gefängnis. Nach der Sühne ist ihm oder ihr durch die Gesellschaft die Schuld vergeben. Das Gegenteil dieses Prozesses zur Überwindung der Schuld läuft bei der  Todesstrafe ab: An die Stelle von Sühne und Vergebung tritt die Rache. In den USA schauen die Angehörigen des  Opfers meist bei der Vollstreckung der Strafe zu, weil sie hoffen, dadurch werde das Opfer gerächt. Genugtuung für die Opfer ersetzt Vergebung. Die Schuld wird nicht überwunden, Opfer wie Täter bleiben in ihr gefangen. Die Schweiz bewegt sich schrittweise auf die Todesstrafe zu. Empörte Bürgerinnen und (schein)empörte Politiker fordern Nulltoleranz im Strafrecht: lebenslange Verwahrung, automatische Berufsverbote, unver-jährbare Strafen, lebenslange Pranger und neu – kein Löschen von gesühnten Strafen aus dem Strafregister. Wer in der aktuellen Debatte um das Schwei-zer Strafrecht von Vergebung und Sühne spricht, wird verlacht, als Pädophilenschützer oder eben Täter-schützerin verhöhnt. Und wir sprechen weiter das Gebet Jesu: „... wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“.

Barbara Schmid-Federer ist CVP- Nationalrätin und wohnt in Männedorf ZH.

... Schwert & Schild?Einst …Sieben Geschwister, eine Mission: Die Grup-pe aus dem Grossraum Wetzikon hatte von 1970 bis 1990 eine Pionierfunktion in der christlichen Musikszene der Schweiz.Am Anfang stand die Entscheidung eines Einzelnen. „Unser ältester Bruder Samuel (Sämi) machte Tanzmusik. Nach seiner Be-kehrung zu Jesus Christus war ihm sonnen-klar: weiterhin Musik, aber unter anderen Vorzeichen“, erinnert sich Ruth Köppel- Kläsi. Damals 14, war sie zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Paul die Jüngste der Familienband; ihre Schwestern Maria und Verena und die Brüder Fritz, Jakob und Sämi waren bis zu zehn Jahre älter. Das weite Altersspektrum, das breite Repertoire von Gospel, Folk, Country, Soul und Pop sowie klare Aussagen machten Schwert & Schild weitherum bekannt.Mit ihrer Musik und im Austausch mit Kon-zertbesuchern bezeugten Schwert & Schild Tausenden von Menschen den christlichen Glauben. Die Kläsi-Geschwister wurden von Daniel Meier (Dorfmetzger in Bäretswil mit einer auffallend tiefen Stimme), seinen Brüdern Arthur und Thomas sowie Prisca Casserini ergänzt. Oft standen bis 14 Leute auf der Bühne. In 20 Jahren wurden fünf Tonträger produziert. Nachdem Fritz und Paul 1990 nach Kanada auswanderten, gründeten Sämi, Ruth und Prisca die

Country- Formation „online“. Die „Kanadier“ und fast alle anderen Mitglieder können bis heute das Musizieren nicht lassen.

… und heute„Wir sind alle vom Leben gezeichnet. Aber wir durften erfahren, dass Gott in allem hin-durchgetragen hat“, sagt Ruth Köppel-Kläsi. „Trotz diverser Rückschläge“, Maria hat Bor-reliose, Ruth litt an Brustkrebs, „blieben alle voll beim Glauben.“ Dies entgegen der Pro-gnose eines kritischen Pfarrers, der nicht so recht an die Standfestigkeit der Formation glauben wollte. Anlässlich der 90. Geburts-tagsfeier des kinderreichen Vaters trafen sich alle „Damaligen“ mit Kindern. „Der Ge-sang war für alle ein grossartiges Erlebnis.“

Was bleibt?Früher sahen Schwert & Schild nicht immer „Frucht“, wurden oft wegen ihrem „or-ganisierten Lärm“ kritisiert. Heute zeigen sich Einzelne immer wieder dankbar für die guten Impulse von damals. Die vielen Konzerte im ganzen Land und vor allem die zahlreichen „super Gespräche“ bleiben den Mitgliedern unvergesslich.Ob musikalischer Erfolg oder schwierige Er-lebnisse: Schwert & Schild nahmen beides aus Gottes Hand. Ein Titel auf der letzten Aufnahme heisst: „Herr, es ist gut.“ •Thomas Feuz

IDEA-S MMERSERIE WIE GEHT ES EIGENTLICH …

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Musik prägt Generationen und überwindet Distanzen: Schwert & Schild backstage, vor rund 30 jahren. Bild oben: Die Formation und ihre Familien bei einem Geburtstagsfest.

Foto: zirka 1984

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8 I NSER AT E | ST ELLEN

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PORT R ÄT 13

„Zeit haben ist etwas Wichtiges“, sagt Thomas Wieland bei der Begrüssung. Der 40-jährige Elektro- und Umweltingenieur und Katechet –

er studierte am Theologisch-Diakonischen Seminar Aarau (TDS) – will Zeit für das Wesentliche haben. Er kündig-te seinen Job bei einer international tätigen Firma. Denn: „Geld verdienen soll nicht auf Kosten anderer geschehen.“

Technik trifft auf HerzNachdem Thomas Wieland zwei Jahre lang in einem Jurte zelt gelebt hat, wohnt er nun auf einem Bauernhof in Thörishaus BE. Hier kann er seine Ideen umsetzen. Ein Beispiel: Früchte werden oft nicht mehr geerntet und verfaulen. Da die thermische Solaranlage im Sommer zu viel Wärme produziert, trocknet der Tüftler Früchte damit. Er fragt Bauern in der Umgebung, ob er ihr Obst ernten dürfe.Oder die Freizeitindustrie: Wieland konstruierte mit ei-nem Mechaniker Fitnessgeräte, die Mühlen zur Produkti-on von Polenta und Ölpressen zur Gewinnung von Rapsöl antreiben. Velo, Crosstrainer und Rudergerät stehen im Innova tionsdorf an der Wylerringstrasse 36 in Bern. Im August wird hier das erste produktive Fitnesscenter der Welt eröffnet. Die „Rohstoffe“ liefert Wieland gleich selbst. Er baut auf 20 Aren Mais, Sonnenblumen, Hafer, Kohl, Kartoffeln, Erbsen, Randen, Rüebli und Bohnen an. Oft hört er bei den Dörrbohnen den erstaunten Ausruf: „Oh, für ein-mal nicht aus China!“ Seine nachhaltigen Produkte ver-marktet er unter dem Label „GmüesEsel“. In der Regel verbringt er einen Tag pro Woche auf dem Feld. „Das ist auch gesund für den Körper und die Körperhaltung. Die Gross industrialisierung behindert den Bezug zum Natürlichen. Das hat oft Auswirkungen auf die Umwelt, die Angestellten und ihre Arbeitsplätze.“Wielands Bruder schenkte ihm zum 40. Geburtstag zwei Wollschweine. „Diese haben eine Vorliebe fürs Wühlen und unterstützen mich beim Pflügen“, schmunzelt Wie-land. Die Überreste aus der Ölproduktion im „Fitness-center“, der Presskuchen, gibt prima Futter für die Tiere.

Mit dem Umfeld in Frieden lebenKürzlich war Thomas Wieland zu Gast bei „Aeschbacher“. Auch verschiedene Printmedien und Fairtrade-Vereine interessierten sich bereits für den sympathischen „Akti-

visten“. Trotzdem sieht er sich nicht als Weltverbes-serer, sondern vielmehr als Weltveränderer.Wie kann man die Welt verändern? „Jeder muss vor seiner eigenen Haustür wischen. Ich muss zuerst selber verändert werden, um mein Umfeld verän-dern zu können.“Technik und Ethik, das ist Wielands grosses The-ma. Seine Sehnsucht ist es, dass Menschen lernen, besser mit Mitmenschen, Umwelt und Technik in Frie-den zu leben. „Es bewegt mich, wenn ich die häufig negativen Auswirkungen der Industrie- und Konsumgesellschaft auf Umwelt und Mit-menschen sehe.“ Zusammen mit Gleichgesinnten arbeite-te Wieland an einem Buch für StopArmut 2015 mit. Apro-pos: Sein Onkel Walter Wieland gründete das Neue Land, eine Bewegung innerhalb der Landeskirche.

Den Menschen Gutes tunAktuell arbeitet Thomas Wieland Teilzeit im Inselspital. Er stellt Implantate ein, mit denen Gehörlose wieder hö-ren können. Besonders fasziniert es ihn, wenn Kinder dank den Implantaten hören und reden lernen.Was denken andere über den Weltveränderer? „Unter-schiedlich. Aber es geht ja nicht um mich, sondern um eine bewusste Einstellung zum Leben.“ Im Klartext: An-dere so behandeln, wie man selber behandelt werden möchte (Matthäus 7,12 „die goldene Regel“). „Auch Jesus wurde nicht von allen bejubelt. Wer ernsthaft und ehrlich seinen Weg gehen will, muss nicht unbedingt bejubelt werden. Das ist kein Indiz dafür, ob man etwas gut macht oder nicht“, ist Thomas Wieland überzeugt.Die Welt verändern? So ernst es Wieland damit ist, so locker will er es angehen. „Ich muss nicht, ich darf!“ Bald tut er es im Duett: Im Herbst heiratet der sympathische Querden-ker, der für seine Anliegen einiges in Bewegung setzt. •

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Die Welt verändern, bei sich beginnen: Thomas Wieland und seine Fitnessgeräte.

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D ie Weltweite Evangelische Allianz und die Konferenz Europäischer Kirchen

(KEK) haben dazu aufgerufen, für die An-gehörigen der Opfer des Flugzeugun-glücks über der Ostukraine zu beten. Die Linienmaschine der malaysischen Flug-gesellschaft war auf dem Weg von Ams-terdam nach Kuala Lumpur, als sie am 17. Juli in dem von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiet abstürzte. Vermut-lich wurde sie mit einer Rakete russischer Bauart abgeschossen. Nach Angaben der Fluggesellschaft waren insgesamt 298 In-sassen an Bord, darunter 4 Deutsche. Der Generalsekretär der Weltweiten Evangeli-schen Allianz, Geoff Tunnicliffe (New York), versicherte den Familien und Angehörigen der Opfer sein tiefes Mitgefühl: „Ich rufe unsere weltweite Familie dazu auf, für die-jenigen zu beten, die bei diesem tragischen Unglück Familienmitglieder oder Freunde verloren haben.“

Deutscher Pfarrer in Kiew: Putin ist ein „Verbrecher“Der Pastor der deutschen evangelischen Gemeinde in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Ralf Haska, bezeichnete den russi-schen Präsidenten Wladimir Putin nach dem mutmaßlichen Abschuss des Passa-gierflugzeugs als einen „Verbrecher“. Auf Facebook fragte er: „Was für Barbaren sind das, die solches zu verantworten haben?“

Russland habe nichts, „aber auch gar nichts“ unternommen, um den Krieg zu beenden. Immer weiter habe Putin Öl ins Feuer gegossen und immer mehr Technik und Kämpfer über die Grenze geschickt.

Separatisten: Protestanten müs-sen als Sekten vernichtet werdenDer Flugzeugabsturz hat auch die Situati-on der Christen in der Ostukraine neu ins Bewusstsein gerückt. Wie der Leiter des Missionsbundes „Licht im Osten“, Pfarrer Johannes Lange (Korntal bei Stuttgart), idea unter Berufung auf Pastoren vor Ort mitteilte, verschärft sich vor allem die Lage der protestantischen Gemeinden. So hätten Vertreter der selbst ernannten „Volksrepublik Donezk“ erst kürzlich das Gemeindehaus der evangelischen „Wort-des-Lebens-Gemeinde“ in Tores im Regie-rungsbezirk Donezk eingenommen und beschlagnahmt. Der Initiator der Aktion „Gebet für die Ukraine“, Pastor Sergej Kos-jak, berichtet, dass Bewaffnete die Ge-meindemitglieder aufgefordert hätten, die Möbel herauszutragen und das Gebäude zu räumen. Zur Begründung hätten sie erklärt, protestantische Gemeinden seien Sekten und müssten vernichtet werden. Zudem drohten sie den Christen mit Er-schießung, sollten sie Aufhebens von dem

Vorfall machen. Er selbst sei von den Se-paratisten vorübergehend festgenommen und misshandelt worden, so Kosjak.

Vier Christen getötetWie erst jetzt bekannt wurde, wurden be-reits am 8. Juni in der Pfingstgemeinde „Verklärung Christi“ in der Stadt Slawjansk 2 Diakone und 2 Söhne des Gemeinde-pastors von Separatisten entführt. Diese beschuldigten sie, die ukrainische Armee zu unterstützen. Mehr als einen Monat war-teten die Angehörigen voller Sorge auf ein Lebenszeichen der 4 Männer. Nun wurde bekannt, dass sie schon am darauffolgen-den Tag getötet worden sind. Ebenfalls Mit-te Juni hatten prorussische Separatisten ein evangelisches Gemeindegebäude in der Stadt Gorlowka verwüstet. Einen Tag später stürmten andere das christliche Rehabilita-tionszentrum „Abendlicht“ in Donezk und nahmen 29 Personen als Geiseln, die sie später wieder freiließen. Ein Gebetszelt, in dem sich Christen verschiedener Konfessi-onen 3 Monate lang getroffen hatten, um für Frieden in der Region zu beten, wurde zerstört. Dem Kiewer Institut für Religions-freiheit zufolge handelt es sich bei diesen Aktionen nicht um Einzelfälle. Christen wür-den bedroht, entführt und gefoltert. P

b www.lio.org • 0711 8399080

Flugzeugabsturz: Weltweite Evangelische Allianz ruft zum Gebet aufUKRAINE Abgesehen vom Flugzeugunglück: Evangelische haben schwer unter den Separatisten zu leiden.

Eine Frau betet an den Trümmern des abgeschossenen Flugzeuges MH17.

Wladimir Putin Pfarrer Haska

Ukraine45,7 Millionen BürgerOrthodoxe 61 % Katholiken 10 % Protestanten 4 %Muslime 3 %

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D ass nun auch Frauen in der angli-kanischen Kirche von England das

Bischofs amt bekleiden können, ist auf ein geteiltes Echo gestoßen. Die Generalsy-node in York hatte mit großer Mehrheit für diesen Schritt gestimmt. Insgesamt votierten 351 Synodale für die Zulassung und 72 dagegen; zehn enthielten sich. 2012 war die Öffnung noch zurückgewie-sen worden. Theologisch konservative Anglikaner hatten sich wiederholt gegen die Zulassung von Frauen zum Bischofs-amt ausgesprochen.

Kompromiss für KonservativeDer jetzige Beschluss enthält einen Kom-promiss: Gemeinden, die Bischöfinnen ablehnen, können festlegen, dass männ-

liche Amtsinhaber für sie zuständig sein sollen. Dies geht den Konservativen aber nicht weit genug. Einer ihrer Vertreter, David Houlding, bezeichnete das Ergeb-nis als eine noch nie dagewesene Akzep-tanz säkularer Werte durch die Kirche. Der Chefredakteur der vatikanischen Zeitung „L’Osservatore Romano“, Giovanni Maria Vian, erwartet negative Auswirkungen auf die Zusammenarbeit zwischen der angli-kanischen und der katholischen Kirche, die keine Pfarrerinnen erlaubt. Die jetzige Ent-scheidung erschwere den ökumenischen

Weg nicht nur mit „Rom“, sondern auch mit den orthodoxen Kirchen.

Übergetretene Anglikaner laden zum „Schnuppertag“ einWährenddessen luden zum Katholizis-mus übergetretene Anglikaner zu einem „Schnuppertag“ ein. 2009 hatte der mitt-lerweile zurückgetretene Papst Benedikt XVI. eigene Kirchenstrukturen für über-trittswillige Anglikaner erlaubt. Dort kön-nen anglikanische Traditionen bei gleich-zeitiger Gemeinschaft mit dem Papst bei-behalten werden. Bisher haben in England und Wales rund 60 Pfarrer davon Gebrauch gemacht und sind katholisch geworden.

Generalsekretär des Weltkirchen-rates: ein historisches ErgebnisDagegen zeigte sich der anglikanische Erzbischof Justin Welby über das Ergebnis hocherfreut. Der Tag sei ein Segen und ein Geschenk Gottes. Premierminister David Cameron sagte, er sei für weibliche Bi-schöfe und beglückwünschte Welby, der die Entscheidung durch seine Führungs-qualitäten möglich gemacht habe. Der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit (Genf), bezeichnete das Ergebnis als „historisch“. Damit könnten Frauen ihre Kräfte in allen Positionen der anglikanischen Glaubensgemeinschaft einsetzen. Die Präses der EKD-Synode, Irm-gard Schwaetzer (FDP, Berlin), sagte, die Generalsynode habe damit den Wunsch „der übergroßen Mehrheit der anglikani-schen Christen umgesetzt“. Die Präses war ökumenischer Gast der Tagung. Die Kirche von England ist die Mutterkirche der ang-likanischen Weltgemeinschaft, zu der 77 Millionen Mitglieder gehören.

Was glauben Anglikaner?Die anglikanische Kirche ist theologisch weithin evangelisch, in ihren Ordnungen aber katholisch orientiert. Sie spaltete sich 1534 von der katholischen Kirche ab – vor allem weil „Rom“ dem englischen König Heinrich VIII. die Scheidung von seiner ers-ten Frau versagte. P

Bischöfinnen – eine Gefahr für die Ökumene?ANGLIKANER Künftig gibt es auch Bischöfinnen: Jubel und Protest

Frauen auf dem Vormarsch: Erzbischof Welby (2. v. r.) mit Synodalen auf dem Weg zur Synode. Seit vor 22 Jahren die Frauenordination erlaubt wurde, ist ein Drittel aller Geistlichen weiblich.

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NOTIERT China: 12 Jahre Haft für PastorEin chinesischer Pastor ist wegen an-geblicher Anstiftung zur „Störung der öffentlichen Ordnung“ zu 12 Jahren Haft verurteilt worden. Es handelt sich um den evangelischen Geistlichen Zhang Shaojie, der eine Gemeinde im Kreis Nanle (Provinz Henan) leitete. Er war am 16. November 2013 zusammen mit 23 Gemeindemitgliedern festgenommen worden. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und idea hatten Zhang erst im Februar zum „Ge-fangenen des Monats“ benannt und zu seiner Unterstützung aufgerufen. Der Pastor versuchte nach Angaben der IGFM, Christen vor Willkür und Verfolgung zu schützen, und geriet dabei selbst ins Vi-sier der Staatsorgane. Gemeindemitglie-der seien daran gehindert worden, am Gottesdienst teilzunehmen, indem sie auf Anordnung ihrer Arbeitgeber sonntags arbeiten mussten.

Österreich: Spitzen-Evangelikaler 60Einer der führenden Evangelikalen Öster-reichs, Pfarrer Gerhard Krömer (Schlad-ming/Steiermark), vollendet am 21. Juli sein 60. Lebensjahr. Er ist der Hauptver-antwortliche des größten evangelikalen Jugendtreffens in der Alpenrepublik, des Schladminger Jugendtags. Daran nehmen jährlich 500 bis 600 Christen teil. Krömer ist auch stellvertretender Vorsitzender der Evangelischen Allianz Österreich und Obmann der „Missions-gemeinschaft der Fackelträger Tauernhof Schladming“. Krömer studierte in Wien und Basel Theologie. Mit 22 Jahren kam er als Vikar nach Schladming. Zwei Jahre später wurde er zum Pfarrer der evange-lischen Gemeinde gewählt. 2001 erfolgte die Wiederwahl. Seit 1992 gehört er zur Synode der (lutherischen) Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses. Krömer lud anlässlich seines Geburtsta-ges zu einem Dankgot-tesdienst ein. Dabei würdigten Vertreter aus Kirche und Politik sein Engagement. Dar-unter war sein ältester Bruder, Synodalpräsi-dent Peter Krömer, aus St. Pölten. Gerhard Krömer

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Ägypten83 Millionen Bürger, davon:

70 Millionen Muslime 10 Millionen orthodoxe Kopten 400.000 Protestanten 200.000 Katholiken

F rauen sollten während der Schwanger-schaft komplett auf Alkohol verzichten.

Schon ein Glas Wein kann dazu führen, dass das Ungeborene volltrunken ist und seine Gesundheit nachhaltig beeinträchtigt wird. Das berichtet die Wochenzeitung „Die Zeit“ (Hamburg). In westlichen Industrienationen komme mindestens eines von 100 Neu-geborenen mit einer Alkoholschädigung, der sogenannten „Fötalen Alkoholspek-trum-Störung“ (FASD), zur Welt. Die frühe-re Bundesdrogenbeauftragte Mechthild Dyckmans (FDP) geht aufgrund der hohen Dunkelziffer von 10.000 Fällen jährlich in Deutschland aus. Bei den Betroffenen kom-me es zu Fehlbildungen an Organen und am Skelett, heißt es in dem Beitrag. Häufig seien Herzfehler und deformierte Fingerglieder. Besonders problematisch sei die Schädi-gung des zentralen Nervensystems, die zu Gedächtnis- und Konzentrationsschwächen sowie Wahrnehmungsstörungen führen könne. Zudem haben alkoholgeschädigte Kinder oft Probleme, Verhalten und Emo-tionen zu steuern. Ihre Behinderung werde

in der Öffentlichkeit aber kaum wahrge-nommen, weil die Wirkung von Alkohol auf das Ungeborene unterschätzt werde.

Besser ausgebildete Frauentrinken öfter AlkoholVor wenigen Jahren habe ein Glas Sekt noch als harmlos gegolten. Das sei heute anders. Studien zeigten, dass dennoch vie-le Schwangere Alkohol konsumieren. So gaben bei einer Befragung in 48 Berliner Frauenarztpraxen 58 % an, in der Schwan-

gerschaft getrunken zu haben. Oft seien es die besser ausgebildeten und verdienenden Frauen gewesen. Wie die Chefärztin des Neurologischen Rehabilitationszentrums Sülzhayn in Thüringen, Heike Hoff-Emden, der „Zeit“ sagte, sind Menschen, die im Mutterleib alkoholgeschädigt wurden, eine Hochrisikogruppe: „Viele waren neun Mo-nate lang betrunken. Für sie fühlt sich die Welt auch jetzt noch so an, als ob sie mit ver-bundenen Augen in einer Hüpfburg gehen müssten. Sie finden einfach keinen Halt.“ P

Alkohol: Jedes Jahr 10.000 neue geschädigte Kinder in DeutschlandSCHWANGERSCHAFT Frauen sollten komplett auf Alkohol in dieser Zeit verzichten. Die Schäden sind schlimm.

D ie Eindämmung radikal-islamischer Kräfte in Ägypten hat den Christen

mehr Freiräume eröffnet, um ihren Glauben zu bekennen. Das berichtete der dortige Leiter der Evangeliumsgemeinschaft Mitt-lerer Osten (EMO), Gerald Lauche (Kairo), auf dem Jahresfest der EMO in Wiesbaden. Wie er gegenüber idea sagte, ist aber noch nicht absehbar, ob diese Phase von Dauer sein wird. Der neugewählte Präsident Ab-del Fattah al-Sisi gelte als ein Pragmatiker,

der das Land mit Muslimen und Christen gestalten wolle. Lauche zufolge wird sich an der Dominanz des Islams in Ägyp-ten aber nichts ändern. Dies bedeute, dass Christen wohl auch künftig nicht in die Elite des Landes aufsteigen könnten, etwa in Bildung und Militär. Sie hätten den Status einer „gedul-deten Minderheit“. Nach Lauches Worten erfreut sich Präsident al-Sisi in der Bevöl-kerung großer Beliebtheit. Sein Vorgänger, der vom Militär entmachtete Muslimbruder Mohammed Mursi, habe viel Vertrauen zerstört. Tausende von Christen seien aus-gewandert, weil sie unter seiner Herrschaft keine Zukunft für sich gesehen hätten. Laut Lauche sind die verbliebenen Christen aber

über konfessionelle Grenzen hinweg enger zusammenge-rückt. Seit Februar 2013 besteht ein Kirchenrat, in dem Orthodo-xe, Katholiken und Protestanten zusammenarbeiten. Nach den Worten Lauches sollten Chris-ten keine Mühen scheuen, dass Muslime den „rettenden Gott“ in Jesus Christus kennenlernen.

Mission sei kein Auslaufmodell, sondern bleibender Auftrag. Die EMO beschäftigt in Ägypten rund 80 einheimische Mitarbeiter. Außerdem hat sie sieben Fachkräfte aus Deutschland entsandt. Vorsitzender des Werkes ist der Mediziner Markus Müller. Die EMO gehört zur Arbeitsgemeinschaft Evan-gelikaler Missionen (AEM). P

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Ägypten: Unter dem neuen Präsidenten gibt es mehr FreiheitMISSION Die christliche Minderheit rückt stärker zusammen – Muslime sollen Christus kennenlernen

Wenn Schwangere auch nur wenig Alkohol trinken, hat dies häufig diese Folgen:

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Gesichtsveränderungenverminderte Intelligenz

Kleinköpfigkeitgeistige Behinderung

Untergewicht Verhaltensstörungen

Minderwuchs Störungen der Exekutivfunktionen

Organschäden Wahrnehmungsstörungen

Skelettfehlbildungen Schlafstörungen

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30.2014

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von den Islamisten der Terrorgruppe ISkontrolliertes Gebiet

Jubel der Islamisten, nachdem der

„Islamische Staat“ (IS) in Mossul (im Alten Testament

Ninive) von der Terrorgruppe IS

ausgerufen wurde.

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Im „Islamischen Staat“ im Norden des Irak wurden die Häuser von Christen von Islamisten gekennzeichnet. Hier ein Haus mit der arabischen Aufschrift: „Hier wohnt ein Christ“.

Das Bild der WocheEINE DER GRÖSSTEN TRAGÖDIEN In der über 2-Millionen-Einwohner-Metropole Mossul – im Alten Testament die Stadt Ninive – spielt sich eine der größten Tragödien der jüngeren Kirchengeschichte ab. Die Stadt zählte bis zu 200.000 Christen und war in den letzten Wochen ein Zufluchtsort für sie im immer gefährlicheren Irak geworden. Dann besetzte vor kurzem die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) den gesamten Nordirak (oberes Foto). Man begann zunächst damit, Häuser und Grundstücke von Christen zu markieren mit dem arabischen Buchstaben „N“ (unteres Foto). Der Buchstabe steht für „Nasara“ und heißt übersetzt „Christen“. (Diese öffentliche Zurschaustellung weckt Erinnerungen an die gelben Sterne, mit denen sich Juden in nationalsozialistischer Zeit kennzeichnen mussten.) Am Wochenende schließlich stellten die Islamisten den Christen das Ultimatum, entweder zum Islam überzutreten oder Schutzzölle zu zahlen. Sollten sie beides ablehnen, würden sie getötet. Tausende sind seit dem Wochenende auf der Flucht, wobei die Türkei ihre Grenzen nicht öffnet. Es besteht die Gefahr, dass viele Christen umkommen.

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Darf ein Christ beim Sterben nachhelfen?SELBSTTÖTUNG Die Äußerungen des EKD-Ratsvorsitzenden und seiner Frau lösen eine breite Debatte aus.

V erständnis, aber auch Kritik haben Äußerungen des EKD-Rats-vorsitzenden, Nikolaus Schneider (Berlin), und seiner schwer

erkrankten Frau Anne zur Sterbehilfe ausgelöst. Der 66-Jährige hatte Ende Juni bekanntgegeben, dass seine Gattin an Brustkrebs leidet. Er werde deshalb zum 10. November vorzeitig zurücktre-ten, um sich ganz um sie zu kümmern. In einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ sagte der EKD-Chef, er würde seine Frau notfalls zur assistierten Selbsttötung in die Schweiz beglei-ten. Es wäre zwar völlig gegen seine Überzeugung, und er würde sicher noch mit Anne diskutieren: „Aber am Ende würde ich sie wohl gegen meine Überzeugung aus Liebe begleiten.“

Der Giftbecher in der SchweizAnne Schneider äußerte die Erwartung, dass ihr Mann sie im Ernstfall bei der Sterbehilfe unterstützt: „Ich hoffe, wenn ich sel-ber an den Punkt kommen sollte, sterben zu wollen, dass mein Mann mich dann in die Schweiz begleitet.“ Sie wünsche sich au-ßerdem, „dass er neben mir sitzt und meine Hand halten würde, wenn ich das Gift trinke“. Anne Schneider hält im Gegensatz zu ihrem Mann organisierte Sterbehilfe für legitim. Es gehöre zur Verantwortung des Menschen zu entscheiden: „Jetzt gebe ich mein von Gott geschenktes Leben dankbar an ihn zurück.“ Das Ehepaar ist seit 44 Jahren verheiratet. Aus der Ehe gingen drei Töchter hervor. Die jüngste – Meike – starb 2005 im Alter von 22 Jahren an Leukämie.

EKD: Es bleibt beim Nein zu organisierter Sterbehilfe Der Präsident des EKD-Kirchenamts, Hans Ulrich Anke (Hannover), erklärte auf idea-Anfrage zu den Äußerungen: „Über Sterben und Leiden auch persönlich zu sprechen, ist für Anne und Nikolaus Schneider kein Tabu, sondern Teil ihres öffentlichen Glaubens-zeugnisses.“ Man habe angesichts der aktuellen Lebenssituation des Ehepaares hierfür großen Respekt. Auch in den aktuellen Mediengesprächen unterstreiche der Ratsvorsitzende, dass er organisierte Suizidbeihilfe grundsätzlich ablehne. Unter seinem Vorsitz habe der Rat der EKD bereits Ende 2012 festgehalten: „Aus christlicher Perspektive ist die Selbsttötung eines Menschen grundsätzlich abzulehnen, weil das Leben als Gabe verstanden wird, über die wir nicht eigenmächtig verfügen sollen.“ Die gene-relle Ablehnung schließe, so die Erklärung, nicht aus, „dass Men-schen in einer extremen Not- und Ausnahmesituation zu einer anderen Entscheidung kommen können, die ein Außenstehender nicht ermessen kann und die es zu respektieren gilt“. Ein morali-sches Urteil darüber stehe niemandem zu.

EKD-Chef i. R. Huber unterstützt EKD-Chef im AmtDer frühere EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber (Berlin) unter-stützt Schneiders Anliegen. Auch wenn die evangelische Kirche Sterbehilfe grundsätzlich ablehne, gehe es letztlich darum, dass

man „das tut, was einem das Gewissen sagt“. In diesem Fall sei das Gewissen die Liebe zu seiner Frau.

Die Wünsche von Krebskranken ändern sichDer Vorsitzende der „Christen im Gesundheitswesen“, der Palliativ-mediziner Georg Schiffner (Hamburg), zollt dem Ratsvorsitzenden Respekt, seine krebskranke Frau treu zu begleiten. Aus der Erfah-rung der Palliativmedizin heraus wisse man, wie schwierig es sei, eine Krebsdiagnose zu verarbeiten. Dabei veränderten sich nicht selten Überzeugungen und insbesondere der Wunsch, das Leben zu beenden. Stehe er am Anfang manchmal tatsächlich im Vorder-grund, so gegen Ende ganz selten. Die Palliativtherapie und Beglei-tung durch Hospizdienste ist laut Schiffner in Deutschland so gut entwickelt, dass es auch bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen möglich sei, das Lebensende mit gelinderten Beschwerden und in Frieden zu verbringen.

Wächst Druck zur Selbsttötung?Für den Vorsitzenden des Arbeitsgemeinschaft Christlicher Me-diziner, Eckhard Piegsa (Delmenhorst), zeigt sich deutlich, wel-che Folgen bereits jetzt die Debatte um eine Legalisierung der Suizidbeihilfe habe. Noch bevor die Diagnose richtig bewältigt und die Prognose einigermaßen geklärt sei, stehe der Suizid als Möglichkeit zwischen den Menschen. Der Schritt von der bloßen Überlegung zur Tat sei bereits angedacht. Piegsa: „Wie weit ist dann nach der gesellschaftlichen Etablierung einer Suizidbeihil-fe noch der Weg von der freiwilligen Selbsttötung zum Druck auf Alte, Behinderte und Schwerkranke zu einem ‚sozialverträg-lichen Frühableben‘?“ Diese Formulierung aus dem Jahr 1998 stammt vom damaligen Präsidenten der Bundesärztekammer, Karsten Vilmar. PFo

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Anne und Nikolaus Schneider im März 2012 in Leipzig

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D ie Christen aus der zweitgrößten Stadt des Irak – Mossul (biblisch: Ninive) –

wurden vertrieben, und die Türkei und die arabische Welt schweigen. Das kritisierte die Gesellschaft für bedrohte Völker (Göt-tingen). Wie deren Nahostreferent Kamal Sido auf idea-Anfrage sagte, werden in Mossul Verbrechen im Namen des Islam begangen. Aber sowohl die islamischen Politiker im Land als auch die islamischen Staaten Saudi-Arabien, Katar und vor al-lem der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sagten nichts dazu. Nach einem Ultimatum der Terrorgruppe „Is-lamischer Staat“ (IS) sind Tausende Chris-ten aus Mossul geflohen. Die Islamisten hatten die Christen vor die Wahl gestellt, entweder zum Islam überzutreten oder Schutzzölle zu zahlen. Sollten sie beides ablehnen, würden sie getötet. Mossul hat-te einst eine der größten christlichen Ge-meinden im Irak. Bis 2003 lebten dort rund 200.000 Christen.

Warum schweigt die Türkei? Nachdem die Islamisten die Stadt mit ihren über zwei Millionen Einwohnern Anfang Juni eingenommen hatten, ver-schärfte sich die Lage der Christen und anderer religiöser Minderheiten zuneh-mend. Nach Sidos Worten haben in-zwischen die letzten Christen die Stadt verlassen. Die IS-Kämpfer gingen mit äu-ßerster Brutalität vor. So hätten die Flüch-tenden nichts mitnehmen können außer ihrer Kleidung am Leib. Häuser von Chris-ten seien markiert, Kreuze von Gebäuden entfernt und Kirchen zerstört worden. Der Sitz der katholischen Kirche in Mossul sei niedergebrannt worden. „Es ist ein De-saster und kommt einer ethnischen Säu-berung gleich“, erklärte der christliche Parlamentsabgeordnete Jonadam Kanna in Bagdad. Die Gesellschaft für bedrohte Völker forderte ferner die Türkei auf, ihre Grenzen zu den kurdischen Gebieten zu

Nordirak: Tausende Christen flüchteten aus der Millionenstadt MossulISLAMISTEN Zuvor gab es das Ultimatum: Entweder ihr werdet Muslime, oder ihr zahlt Schutzzölle. Sonst werdet ihr getötet.

öffnen und Hilfe für Kurden und Christen in Syrien zuzulassen. Anstatt sich eindeu-tig von dem IS-Terror zu distanzieren, betone der islamische Ministerpräsident Erdogan immer wieder, die Gewalt gegen Andersgläubige habe nichts mit dem Is-lam zu tun, kritisierte Sido. Er befürchtet, dass sich der IS-Terror noch ausweiten könnte: „Die Islamisten verfügen jetzt über genügend Mittel – Öl, Waffen und Geld, um ihren Kampf weiterzuführen.“ Nächstes Ziel könnte die noch starke christliche Minderheit im Libanon sein.

Der Papst ruft zum Gebet für verfolgte Christen auf Auch Papst Franziskus zeigte sich besorgt über die Entwicklung. Seit den Anfängen des Christentums hätten Christen im Irak gelebt und dort wie in anderen Teilen des Orients einen wertvollen Beitrag zum Wohl der Gesellschaft geleistet. Heute würden „unsere Brüder und Schwestern verfolgt und weggejagt“. Er versicherte ihnen und den Angehörigen sein andauerndes Gebet: „Liebe Brüder und Schwestern, die ihr ver-folgt werdet: Ich weiß, wie viel ihr leidet. Ich weiß, dass ihr von allem beraubt seid. Ich bin mit euch im Glauben an den, der das Böse besiegt hat.“ Franziskus rief zum Gebet für die verfolgten Christen in Mossul und in anderen Orten des Nahen Ostens auf. Die Terrorgruppe IS hat in den von ihr kontrol-lierten Gebieten ein Kalifat, also einen isla-mischen Gottesstaat, ausgerufen und setzt das Religionsgesetz, die Scharia, durch. P

b www.gfbv.de • 0551 499060

ZITIERT

» Was waren das noch für Zeiten, als wir Deutsche Gott fürchteten, aber sonst nichts auf der Welt! Die Angst vor dem Herrn haben wir ja inzwischen weitgehend überwunden, doch jetzt fürchten wir uns vor ziemlich allem anderen: dass die Welt zu warm wird (rein meteorologisch gesehen) und sozial zu kalt, dass die Griechen an unsere Sparbücher herankommen und dass Horst Seehofer doch noch Bundeskanzler wird. Am meisten aber fürchten wir uns immer noch vor uns selbst. «

Kommentar der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

» Das klingt nach Liebe, keine Frage. Aber zu befragen ist, was es auslöst, wenn er [Nikolaus Schneider] auf diesem schwierigen Feld, dem der Sterbehilfe, als Chef der Evangeli-schen Kirche in Deutschland, eine Individualmoral statuiert. Das ist es nämlich – und sie ist es, auf die sich Menschen kategorial berufen können; denn es wird sich immer ein Grund fi nden lassen, der gerade diese eine Ausnahme rechtfertigt. «

„Der Tagesspiegel“ (Berlin) zu Äußerungen des EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schnei-der, seine an Krebs erkrankte Frau notfalls auch zur Sterbehilfe mit Giftbecher in die Schweiz zu begleiten

» Die Säkularisierung Deutschlands geht weiter, der Traditionsabbruch in Städten wie Hamburg und Berlin – und er wäre auch weitergegangen, wenn Tebartz-van Elst in eine Sozialwohnung mit Regalen aus Apfelsinenkisten gezogen wäre. «

Süddeutsche Zeitung (München)

» Der Zölibat ist keine normale Lebensform – denn dann wäre die Menschheit schnell am Ende. «

Der katholische Bischof Stephan Acker-mann (Trier) bei einer vom Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Saar organisierten Diskussionsveranstaltung in Saarbrücken über die priesterliche Ehelosigkeit und die katholische Sexualmoral

» Wer öffentlich beichtet, will keine Vergebung, sondern Bewunderung. «

Martin Mosebach, deutscher Schriftsteller, über Fernsehtalkshows

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Vor drei Jahren lief im Leben von Tobias einfach alles schief. Der heute 23-Jährige hatte ständig Streit mit seiner Mutter, ließ die

Ausbildung schleifen und verbrachte den Großteil seines Tages in einem Internetcafé mit angeschlossener Spielhalle. Immer wieder ris-kierte er einen Blick auf die bunten, blinkenden Automaten nebenan. Sie sahen vielversprechend aus. Eine Lösung seiner ständigen Geld-probleme und der Unzufriedenheit, die sein Leben regierte? „Irgend-wann habe ich gedacht: Probieren kann man es ja mal“, gesteht To-bias. Doch beim Probieren blieb es nicht. Tobias wollte mehr, immer mehr. Dann verlor er die Kontrolle über sein Spielverhalten, machte Verluste und beklaute am Ende sogar seinen Arbeitgeber.

Zahl der Spiele am Automaten steigt immer weiterTobias ist kein Einzelfall. Laut einer aktuellen Studie der Bundes-zentrale für gesundheitliche Aufklärung (Berlin) hat jeder zehnte der 18- bis 20-jährigen spielenden Männer in Deutschland ein „mindestens problematisches Spielverhalten“. Besonders ge-fährdet sind die, die an Glücksspielautomaten zocken. Und ihre Zahl steigt immer weiter an. Waren es 2007 noch rund 6 %, sind es inzwischen fast 25 %, die diese Form des Glücksspiels nutzen. „Die meisten Automaten stehen in einem großen Entertainment-Center mit Billardtischen und anderen Angeboten. Die Betreiber sprechen so gezielt junge Menschen an. Für sie ist der Zugang zu Spielhallen immer selbstverständlicher geworden“, weiß Eva Bohr von der Fachberatung Glücksspielsucht der Diakonie in Eschwege (Hessen). Seit 2008 berät sie hilfesuchende Angehörige und Spie-ler. Die Anzahl derer, die kommen, habe sich in dieser Zeit fast ver-dreifacht. Es sind vorwiegend junge Männer mit Migrationshinter-grund, „aber es sind auch sehr viele Gymnasiasten dabei. Bildung schützt davor nicht unbedingt“, erklärt Eva Bohr.

12.000 illegale Glücksspielanbieter im InternetEin weiteres Problem sieht die Expertin in den steigenden Fäl-len von Online-Spielsucht. „Es gibt rund 12.000 illegale Glücks-spielanbieter im Internet. Sie haben höhere Ausschüttungen und

versprechen so mehr Gewinn.“ Das Risiko, süchtig zu werden, sei dabei noch größer als im „realen Leben“. „Vor dem Computer bin ich anonym und habe noch schneller eine Taste gedrückt.“

Erst die Neugier, dann der AdrenalinkickOb in der Spielhalle oder im Netz – am Anfang stehe einfach die Neugier, so Eva Bohr. „Die Gewinnerwartung stellt einen großen Reiz dar. Der Adrenalinkick bei einem „Fast-Gewinn“ ist wahn-sinnig hoch. Warum nicht weitermachen?“ Dass schließlich eine Sucht daraus geworden ist, wird oft zu spät bemerkt.

Besteht ein Verdacht, sollten die Angehörigen auf bestimmte Merkmale achten: Zieht sich der Betroffene zurück? Fragt er oft nach Geld? Verkauft er zum Beispiel plötzlich sein Handy? Oder verstrickt er sich häufig in Lügen? Unter diesen Umständen sollte man ruhig nachfragen, rät Bohr.

Der Glaube an Christus kann freimachenDenn schließlich leiden die Angehörigen in starkem Maße mit. Darum sind sie es meistens auch, die zuerst den Weg in die Be-ratungsstelle der Diakonie finden. „Zu uns kann jeder kommen – egal welchen Glaubens er ist. Wir sitzen aber im Haus des CVJM, und es ist klar, dass wir hier als Christen arbeiten. Wir bieten je-dem Süchtigen, der offen zu sein scheint, an, ihm den Glauben an Christus nahezubringen. Denn dieser Glaube kann einem un-glaublich viel Kraft geben, die eigenen Ressourcen auf dem Weg zur Gesundung zu nutzen.“

Tobias ist inzwischen „clean“. Dank der Hilfe von der Diakonie hat er sein Leben wieder in den Griff bekommen. „Die Therapie hat mir viele Anstöße gegeben, was ich ändern könnte. Das Ver-hältnis zu meiner Mutter hat sich wieder gebessert, mein Leben hat endlich eine richtige Struktur bekommen“, freut sich der junge Mann. Vor einiger Zeit hat Tobias seine Ausbildung zum Bäcker erfolgreich abgeschlossen. P

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„Probieren kann man’s ja mal …“SUCHT Am Anfang steht meistens ein großer Gewinn. Der Spielautomat rasselt, surrt und spuckt die Euros aus. Und dann geht es immer weiter. Irgendwann hat man die Kontrolle verloren. Glücksspielsüchtig lautet die Diagnose. Besonders häufig betroffen sind junge Männer zwischen 18 und 20 Jahren.

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„Kirche“ im WohnzimmerHAUSGEMEINDEN Mehr als 1.000 Christen trafen sich über Pfingsten im sächsischen Limbach-Ober-frohna zum Festival „Hoffnung Deutschland“. Die Initiative ist ein Dachverband für Hausgemein-den – Christen also, die nicht zu Landes- oder Freikirchen gehören und sich nicht in Kirchen oder Gemeindehäusern versammeln, sondern in Wohnungen. Ein Bericht von Matthias Pankau.

Angefangen hat alles ganz klein. Zur ersten Auf-lage des Hausgemeindefestivals „Hoffnung Deutschland“ im Jahre 1999 kamen gerade ein-

mal 30 junge Männer und Frauen mit überwiegend nicht-christlichem Hintergrund. Marcus Rose ist ein Mann der ersten Stunde – um genau zu sein, einer der Mitbegründer von „Hoffnung Deutschland“. Roses Biografi e ist von Brü-chen geprägt. Er wuchs in einem christlichen Elternhaus im sächsischen Vogtland auf, studierte Theologie. Nach der Zwischenprüfung hatte er den Eindruck, seinen Glauben verloren zu haben: „Ich suchte nach einer Beziehung zu

Gott abseits des christlichen Mainstreams.“ Er brach aus, ging in die USA, dann nach Thailand. Dort „schlitterte“ er in eine evangelikale Be-wegung „hinein“, die Ge-meinden gründete, und fand seinen Glauben an Christus wieder. Aber die Christen

dort sagten zu ihm: „Wir brauchen dich hier nicht. Geh nach Deutschland! Dort kannst du mehr bewegen.“

Die Kirche ist heute nur schwer zu vermittelnZurück in Berlin habe er versucht, das umzusetzen, was er in Thailand erlebt hatte – Menschen an „neutrale“ Orte einzuladen, um mit ihnen dort über die christliche Bot-schaft ins Gespräch zu kommen: „Also haben wir den sti-ckigsten Seminarraum der Hauptstadt gemietet und unse-re Mensa-Bekanntschaften eingeladen, den ahnungslosen Taxi-Fahrer oder zugezogene ‚Provinzeier‘, wie sie sich selbst nannten.“ Nach etwa einem viertel Jahr hätten sich die ersten „hartgesottenen Atheisten“ taufen lassen, be-richtet Rose. Natürlich seien auch rasch „wohlmeinende Brüder und Schwestern“ anderer Gemeinden gekommen mit dem Rat, dass man um der kirchlichen Einheit willen doch bitte keine neuen Gemeinden gründen möge. „Den meisten Menschen ist nicht das Evangelium schwer zu ver-mitteln, sondern die Kirche“, hielt ihnen Rose entgegen.

„Menschen am Rande erreichst du nicht mit Lobpreis“Er und seine Mitstreiter aus der Hausgemeindebewegung wollen vor allem Menschen erreichen, die durch das Raster volks- und freikirchlicher Missionsbemühungen hindurch-

fallen. „Menschen am Rande erreichst du nicht mit moderner Lobpreismusik oder einer rhetorisch ausgefeilten Predigt, sondern indem du mit ihnen lebst“, verdeutlicht Rose sein Anliegen. So hat die Initiative unter anderem ein Hausge-meindeprojekt im Bezirk Marzahn-Hellersdorf gestartet – ei-nem riesigen Plattenbaugebiet im ehemaligen Ost-Berlin.

Hausgemeinden brauchen wenig GeldEinen weiteren entscheidenden Vorteil der Hausgemeinden sieht Rose darin, dass sie kaum fi nanzielle Mittel benötigen: „Wir haben keine eigenen Gebäude, die unterhalten werden müssen, und wir haben nur ganz wenige Vollzeitmitarbei-ter, die über Spenden fi nanziert werden.“ Er ist Leitender Angestellter für Gemeindegründung und -entwicklung im Verein. Die meisten aber bringen sich ehrenamtlich ein und gehen sonst einem ganz anderen Beruf nach. Rose schätzt, dass es in Deutschland derzeit etwa 250 Hausgemeinden unter dem Dach des Vereins „Hoffnung Deutschland“ gibt. Schwerpunkte lägen in Baden-Württemberg und Sachsen.

Ein europaweites NetzwerkGenaue Erkenntnisse darüber, wie viele Hausgemeinden es in Deutschland gibt, existieren nicht. Die Quellenlage sei „diffus und schier unüberschaubar“, stellte der Gemeinde-gründungsexperte David Poysti (Regensburg) fest. Von ei-ner raumgreifenden Bewegung im deutschsprachigen Eu-ropa könne keine Rede sein. Und auch über die weltweite Ausbreitung so genannter Hauskirchen gebe es bislang kei-ne belastbaren Erhebungen. Seines Wissens ist die Platt-form „Simple Church Europe“ der erste Versuch, ein loses europaweites Netzwerk von Hausgemeinden zu initiieren.

China: Rund 100 Millionen Christen in HauskirchenWeit größer ist die Bedeutung von Hausgemeinden hinge-gen in China oder in Nordamerika. So geht man laut Poysti in der Volksrepublik von 100 Millionen Christen aus, die sich in beim Staat nicht registrierten Hauskirchen versam-meln. In den USA und Kanada hätten einer Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Barna zufolge rund 20 Millionen sogenannte „revolutionäre“ Christen den tradi-tionellen Kirchen den Rücken gekehrt, um stattdessen „in kleinen und kleinsten Gruppen“ ihren Glauben zu leben. Obwohl Hausgemeinden theologisch mehrheitlich im re-formatorisch-evangelikalen Milieu verortet seien, ließen

Bekanntester Repräsentant der Hausgemeinden in Deutschland: Marcus Rose, Mitbegründer von „Hoffnung Deutschland“

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sie sich nicht generell auf eine eindeutige theologische Aus-richtung festlegen. Das gelte auch für Europa. Poysti: „Mit wenigen Ausnahmen befi nden sich Hausgemeinden au-ßerhalb der verfassten Kirchen und Freikirchen. Dort, wo es gelungen ist, einfache Gemeinden in einen klassischen Gemeindebund einzugliedern, werden sie bestenfalls mit einem gewissen kritischen Vorbehalt toleriert.“

„Wir erleben Gott mehr praktisch, weniger liturgisch“ Andere Erfahrungen macht da Titus Lindl, Unternehmer und Hausgemeindegründer aus Chemnitz: „Als Hausge-meinden sind wir Teil des Chemnitzer Missionsrings, also des Pastorennetzwerks der Stadt.“ Man stehe in regelmä-ßigem Austausch und lerne voneinander. Seit 2001, also zwei Jahre nach dem Start von „Hoffnung Deutschland“ in Berlin, existiert „Hoffnung Chemnitz“. Derzeit gebe es drei Hausgemeinden des Netzwerks in der Stadt, eine vier-te entstehe gerade, sagt Lindl. Zu einer Hausgemeinde ge-hören jeweils zwischen vier und zehn Personen – „je nach-dem, wie groß das Wohnzimmer ist“. Kennzeichnend für die Gemeinden sei, dass es nicht einen Leiter gebe, sondern das jeder Gemeinde ein Team erfahrener Christen vorste-he. Auch würden nicht Gottesdienste gefeiert, in denen ei-ner predige. Vielmehr tausche man sich bei den Treffen über Glaubenserfahrungen aus. „Wir erleben Gott mehr praktisch, weniger liturgisch“, erklärt Lindl.

Glaubensgespräche in der Disco oder auf dem SpielplatzUm einen starken Bezug zum Alltag geht es auch Marcus Rose. Er hat keine Scheu, Menschen in der Disco oder auf dem Spielplatz anzusprechen: „Viele Zeitgenossen sind dankbar, wenn jemand sie auf Glaubensthemen aufmerk-sam macht. Und ich bin deswegen auch noch nie aus einer Disco rausgeschmissen worden.“ Ähnlich Reaktionen erlebt der dreifache Familienvater auf dem Spielplatz. „Wenn El-tern mich dort fragen: Wie machst du das denn mit deinen Kindern, antworte ich ihnen ehrlich: Ich bete mit ihnen. Und schon ist man mitten in einem interessanten Gespräch.“

Methodisten: Redliche Konkurrenz kann belebend seinVon Transfer-Wachstum, also dem „Abwerben“ von Chris-ten aus anderen Gemeinden, hält er wenig. Ausschließen kann er es aber nicht. Was geschieht dann? „Eine Doppel-mitgliedschaft ist zwar möglich. Aber wer kann auf Dauer

schon auf zwei Hochzeiten tanzen?“ Ist die Hausgemeinde-bewegung also eine Gefahr für Volks- und Freikirchen? Rosemarie Wenner (Frankfurt am Main), Bischöfi n der Evangelisch-methodistischen Kirche und Vizepräsidentin der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF), antwor-tet sportlich: „Auch im Reich Gottes gilt, dass redlich ge-lebte Konkurrenz belebend sein kann.“ Man nehme die Bewegung daher mit Interesse wahr und versuche von ihr zu lernen, „Gemeinden zu multiplizieren und nah bei den Menschen zu sein“. Für viele sei es leichter, sich in die Woh-nung eines Nachbarn einladen zu lassen als in ein sakrales Gebäude. „Außerdem ist in Hausgemeinden praktizierte Gastfreundschaft quasi automatisch ein Ausdruck des geistlichen Lebens“, so die Bischöfi n. Zudem sei Tischge-meinschaft „ein starkes Zeichen für Gottes Gnade, das auch Menschen verstehen, die mit Predigten und Kirchen-musik nicht so viel anfangen können“.

EZW: Heute ist es anders als bei den UrchristenGehört die Zukunft dem Modell der Hausgemeinden? Rein-hard Hempelmann, Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), ist da skeptisch: „Es wird auch in Zukunft eine große Vielfalt in den Lebensformen der christlichen Gemeinden geben – so, wie es sie bereits zu Zei-ten der frühen Christen gab.“ So berichte das Neue Testament nicht von einer einheitlichen Gemeindestruk-tur, sondern von einer breiten Vielfalt. Die Ar-gumentation von Hausgemeinden, man wolle zurück zu den frühchristlichen Versammlun-gen, von denen in der Apostelgeschichte (Kapi-tel 2) berichtet werde, überzeuge ihn nicht: „Wir leben heute in einer ganz anderen Situation. Das Christentum hat die europäische Kultur maßgeblich mitbestimmt. Es darf sich aus der Öffentlichkeit nicht zurückziehen, und dazu muss es sich übergemeindlich organisieren.“

Literaturtipps:Wolfgang Simson, Häuser, die die Welt verändern, c+p-Verlag, 1999, ISBN-10: 3-928093-75-4, 351 Seiten, 14.90 SFr.David Poysti, Die Gemeinde als geistliche Großfamilie. Die Hauskirchenbewegung in Deutschland. In: Freikirchen-For-schung Nr. 22/2013, 259 Seiten, 19,80 Euro

b www.hoffnungdeutschland.de • www.simplechurch.eu

Mitglieder einer von drei Hausgemeinden in der sächsischen Großstadt Chemnitz. Insgesamt gibt es in Deutschland mindestens 250 Hausgemeinden.

Unternehmer und Hausgemeinde-gründer Titus Lindl

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Moskau: Beten im BotschaftsgebäudeMarkus Schnepel und seine Frau Christina arbei-ten in einem der Machtzentren der Welt. Seit 2009

leitet das Ehepaar aus Kurhessen-Waldeck die Deutsche Evangelische Emmausgemeinde in Moskau. Für rund 100 eingeschriebene Gemeindemitglieder sind die beiden zu-ständig. „Wie alle EKD-Auslandsgemeinden sind wir eine Freiwilligengemeinde“, erklärt der 47-jährige Pfarrer. „Man gehört also nicht automatisch dazu, sondern man muss sich bei uns anmelden.“ Schätzungsweise 20.000 Deutsche leben in der russischen Hauptstadt – Botschaftsmitarbeiter, Lehrer oder Leute aus der Wirtschaft. 6.000 deutsche Firmen sind in Russland registriert, allein 4.500 in Moskau. „Wenn aus jeder dieser Firmen nur ein Mitarbeiter zu unserer Gemein-de gehörte …“, schwärmt Schnepel.

Der Ukrainekonflikt wird kontrovers beurteiltDann allerdings würden die Räumlichkeiten bei weitem nicht ausreichen. Denn ein eigenes Kirchengebäude hat die deutsche Gemeinde nicht. Ihre Gottesdienste feiert sie in den Räumen der Deutschen Botschaft. In den letzten Monaten haben Markus und Christina Schnepel in den Fürbitten häufi g für eine Ende der Krise zwischen Russ-land und der Ukraine gebetet. „Das ist ein Thema, das bei vielen Menschen obenauf liegt, aber auch sehr kontrovers beurteilt wird“, sagt Schnepel. Als er Anfang des Jahres beispielsweise Kollekten für die Gemeinde des befreun-deten Pfarrers Ralf Haska in der ukrainischen Hauptstadt Kiew sammelte, seien damit nicht alle einverstanden ge-wesen, weil gerade viele ehemalige DDR-Bürger, die heu-te für deutsche Firmen in Russland arbeiteten, traditionell ein enges Verhältnis zu Russland hätten und den Kurs des Landes unterstützten.

Die Religionsfreiheit ist in Russland eingeschränktDie Entwicklung in Russland beurteilt Schnepel kritisch. Zwar sei das Land keine Diktatur, aber in den vergangenen

Monaten habe es zum Teil drastische Einschränkungen der Meinungs- und der Pressefreiheit gegeben. Ähnliches gel-te für die Religionsfreiheit. Besonders neuere Missionsbe-wegungen hätten es schwer.

„Wir leben hier schon die Kirche der Zukunft“Schnepels Gemeinde verliert jeden Sommer bis zu 30 % ih-rer Mitglieder. „Viele Deutsche werden dann von ihren Fir-men zurückgeholt“, erklärt er. Im Herbst kämen wieder neue hinzu. Für die Arbeit in der Gemeinde sei das eine Herausforderung. Durchlaufende Angebote seien so kaum möglich: „Stattdessen ist projektbezogene Arbeit für einen begrenzten Zeitraum umso wichtiger.“ Kirchliche Projekt-arbeit wird auch in Deutschland wichtiger werden, sind sie überzeugt: „In gewisser Weise leben wir hier schon die Kirche der Zukunft.“ Beide hoffen, davon auch zu profi tie-ren, wenn sie 2015 – nach sechs Jahren in Moskau – nach Deutschland zurückkehren werden.007 495 433 22 95 • www.emmausgemeinde-moskau.de

Rio: Wo der Glaube existenzieller ist als in DeutschlandMit dem Himmel hatte es Matthias Tolsdorf schon immer. Zunächst machte er bei Airbus in Bremen eine Ausbildung zum Fluggerätebauer. Doch er spürte, dass er lieber mit Menschen arbeiten wollte als mit Technik. Also entschied er sich, in Hermannsburg in der Lüneburger Heide Theo-logie zu studieren. „Letztlich hat beides mit dem Himmel zu tun – eben nur aus verschiedenen Perspektiven“, sagt er.

2006 trat Tolsdorf seine erste Pfarrstelle an – im brasili-anischen Sao Paulo. Warum dort? Aus zwei Gründen: Weil das Evangelisch-lutherische Missionswerk in Niedersach-sen (früher Hermannsburger Mission) seine Pfarrer gleich zu Beginn für mindestens neun Jahre ins Ausland schickt und weil Tolsdorf in Brasilien geboren ist und perfekt Por-tugiesisch spricht. Sein Vater war dort ebenfalls eine Zeit lang als Auslandspfarrer tätig. In Rio de Janeiro sind der 40-Jährige, seine Frau und die beiden Kinder jetzt seit zwei

Paradiesvögelunter den PfarrernKIRCHE WELTWEIT Sie sind die Paradies-vögel unter den Geistlichen: die über 150 Auslandspfarrer, die von der EKD ent-sandt sind. Matthias Pankau und Karsten Huhn stellen sechs von ihnen vor.

Der Pfarrer der Gemeinde in Moskau – Markus Schnepel – beim Kindergottesdienst.

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Jahren. Er betreut zwei Gemeinden mit insgesamt rund 100 Mitgliedern. Die beiden Kirchen, für die er verantwortlich ist, liegen 40 Kilometer auseinander. Nicht selten braucht er für die Strecke im Stadtverkehr der 10-Millionen-Met-ropole zwei bis drei Stunden.

Eine WM-Oase in der deutschen GemeindeDie meisten Gemeindeglieder haben deutsche Vorfahren. Aber deren Sprache beherrscht kaum noch jemand. Got-tesdienste, Bibelstunden und Kreise fi nden daher in der Regel auf Portugiesisch statt. Auch Hausbesuche werden häufi g gewünscht. „Der christliche Glaube ist für die Bra-silianer existenzieller als für viele Deutsche“, erklärt Tols-dorf. Während der Fußballweltmeisterschaft boten Tols-dorf und seine Gemeinden eine WM-Oase mit Andachten und Snacks an. Auch für Seelsorge stand der Pfarrer bereit. Die brauchten allerdings weniger die deutschen Fans. Nach der 1:7-Niederlage gegen die deutsche Nationalmannschaft sei die Stimmung bei vielen Brasilianern im Keller gewe-sen. Seine Frau – eine Brasilianerin – sei spätestens nach dem 4. Tor „knatschig“ geworden. Und seine Nachbarn hätten ihn am nächsten Tag nicht mehr gegrüßt … Nach dem WM-Titel hätten sich die meisten Brasilianer aber für die Deutschen gefreut.

Es gibt keine KirchensteuernTolsdorfs Gemeinden fi nanzieren sich ausschließlich über die Beiträge der Mitglieder. Zuschüsse gibt es nicht. Das macht erfi nderisch. Um zusätzliche Finanzen in die Kasse zu bekommen, veranstalten sie regelmäßig große Gemein-defeste, auf denen Speisen und Getränke verkauft werden. „Viele Außenstehende sagen: Die Lutheraner in Rio sind ko-misch. Wenn es ihnen fi nanziell schlechtgeht, feiern sie“, berichtet Tolsdorf schmunzelnd. Die Ökumene sei in Rio zwar noch nicht so weit wie etwa in Sao Paulo. Aber sie funktioniere – auch mit den stark wachsenden Pfi ngstkir-chen, die Tolsdorf nicht über einen Kamm scheren möchte.

Manche seien sehr offen, während andere den traditionellen Kirchen wie Katholiken und Lutheranern vorwürfen, vom Teufel zu sein. Von seinen vielfältigen Erfahrungen hofft Tolsdorf zu profi tieren, wenn er im nächsten Jahr zusammen mit seiner Familie in Deutschland in den Dienst der hanno-verschen Landeskirche tritt. Worauf er sich am meisten freut: „Auf die kurzen Wege zwischen den Gemeinden.“0055 21 35861226

Rom: Luthers Stimme in der „Ewigen Stadt“Fast etwas trotzig ragen die Türme der Christuskirche an der Ecke Via Sicilia/Via Toscana in die Höhe – so als sollten sie signalisieren: Wir haben hier in der Welthauptstadt des Ka-tholizismus auch eine Existenzberechtigung. „Nein, so ist es nicht“, sagt Pfarrer Jens-Martin Kruse. „Wir werden öku-menisch akzeptiert und respektiert.“ Dabei ist die rund 500 Mitglieder zählende lutherische Christusgemeinde Teil einer Minderheit: Sie ist nicht nur die einzige lutherische Gemein-de Roms. Sie ist die einzige zwischen Neapel und Florenz – ein Gebiet etwa anderthalbmal so groß wie Sachsen.

Weil sie die deutsche Sprache liebenKruse leitet die Gemeinde seit 2008. Die meisten Mitglieder sind Deutsche, die für eine gewisse Zeit in Italien leben – Diplomaten, Auslandskorrespondenten oder Lehrer. Aber auch Italiener gehören dazu – weil sie einen deutschen Ehe-partner haben oder die Sprache lieben. Gottesdienste wer-den auf Deutsch und jeden zweiten Sonntag nachmittags zusätzlich auf Italienisch gefeiert.

Der Papst war schon daDie lutherische Christusgemeinde ist aber auch ein Ort der Ökumene. Orthodoxe Geistliche haben hier schon ebenso gepredigt wie katholische Priester. Prominenteste Vertreter waren sicherlich Papst Johannes Paul II. (1983) und sein Nachfolger Benedikt XVI. (2010). Kruse geht da-von aus, dass auch Papst Franziskus – den er als sehr in- O

Der Pfarrer in Rio – Matthias Tolsdorf – am dortigen Strand. Die lutherische Kirchengemeinde in Rom mit Pfarrer Kruse

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teressierten und offenen Menschen erlebt habe – in nicht allzu ferner Zukunft die evangelische Christuskirche be-suchen werde. Angenehmer Nebeneffekt dieser Besuche: „Ich muss nicht mehr lange erklären, wer wir sind. Ich brauche nur noch zu sagen: Wir sind die, bei denen auch der Papst schon war.“

Das Reformationsjubiläum interessiert nichtWie ist es in Rom um die Vorbereitungen auf das Refor-mationsjubiläum 2017 bestellt? „Das interessiert in Italien so gut wie niemanden“, antwortet Kruse. Er hält nichts von überschwänglichen Feiern: „Anstatt alte Kontrover-sen wieder in die Gegenwart zu tragen, sollten wir uns gemeinsam der Herausforderung stellen, wie wir Men-schen mit der Botschaft von Christus erreichen.“ Ein we-nig feiern wird seine Gemeinde 2017 aber auch. Denn genau 200 Jahre zuvor – 1817 – fand in Rom der erste evangelische Gottesdienst statt. Zunächst fanden die Gottesdienste in der Wohnung des preußischen Gesand-ten beim Vatikan statt, später in der Botschaftskapelle auf dem Kapitol. Der Grundstein für die Christuskirche wurde 1911 gelegt. Doch aufgrund des Ersten Weltkrie-ges konnte das Gotteshaus erst elf Jahre später fertigge-stellt werden.

Aus vier Städten kam die Ausstattung der KircheDie liturgische Ausstattung sollte ein besonderes Zeugnis des Luthertums werden. So wurde das Taufbecken von Lu-thers Geburtsstadt Eisleben gestiftet, der Altar von der Stadt Erfurt, wo Luther seine erste Messe gelesen hatte. Die Kanzel kam aus Magdeburg und die Glocken wurden von der Firma Schilling aus Apolda in den gleichen Tonlagen gegossen wie das Geläut der Wittenberger Schlosskirche. Besonders interessant: Während die Glocken der Schloss-kirche im Krieg zu Rüstungszwecken eingeschmolzen wurden, hat die Christusgemeinde in Rom noch heute das „Wittenberger Geläut“.0039 06 42010417 • www.ev-luth-gemeinde-rom.org

Peking: Der Pfarrer aus TugendlandOffi ziell ist Karl-Heinz Schell (54) als Lehrer in die Volks-republik China eingereist. Nach der kommunistischen Re-volution 1949 mussten alle Pfarrer und Missionare das Land verlassen. Bis heute gibt es für sie in dem atheisti-schen Staat kein Visum. Seit 2008 arbeitet Schell als Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Peking, der 22 Milli-onen Einwohner zählenden Hauptstadt Chinas. Außer-dem betreut er drei Filialgemeinden in Nordchina, die bis zu 1.000 Kilometer von Peking entfernt sind. Wenn er un-terwegs ist, verständigt er sich mit Hilfe einer Wörterbuch-App auf seinem Mobiltelefon. „Wir Deutschen sind in Chi-na sehr beliebt“, erzählt Schell. Das chinesische Wort für Deutschland bedeutet ‚Tugendland‘.“ Schell wurde in sei-ner Jugend pietistisch geprägt durch die Arbeit im CVJM;

als Pfarrer und Dekan arbeitete er in der Nähe von Mann-heim und im Westerwald. China ist für ihn der dritte län-gere Auslandseinsatz. „Ich habe das Auslandsvirus“, sagt Schell. Als er in Peking anfi ng, hatte die Gemeinde 70 Mit-glieder; heute sind es 200. Die EKD trägt etwa 70 % seines Gehaltes, alle weiteren Ausgaben muss die Gemeinde durch Spenden und Kollekten selbst aufbringen. „Ich bin als Auslandspfarrer auch Geschäftsmann, ich muss das Budget der Gemeinde erwirtschaften wie in einer Freikir-che“, sagt Schell. Zur Gemeinde gehören Manager, Bot-schaftsangehörige, Mitarbeiter des Goethe-Instituts, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes sowie Chi-nesen, die einen deutschen Pass haben und mit einem deutschen Ehepartner verheiratet sind.

Fast jeder Dritte kehrt bald nach Deutschland zurückDie Fluktuation in der Gemeinde ist hoch, fast jeder Drit-te kehrt innerhalb eines Jahres nach Deutschland zurück. So ist Schell gezwungen, immer wieder neue Kontakte zu knüpfen, um die Mitgliederzahl zu halten. Durch die Ar-beit in China hat er einen kritischeren Blick auf die volks-kirchliche Situation in Deutschland gewonnen: „Die Kir-che muss aktiver, nachgehender, aufsuchender werden. Im Grunde stellen sich in Deutschland die gleichen Fragen wie bei meiner Arbeit in China: Wie erreiche ich die vom christlichen Glauben entfremdeten Deutschen? Wie passe ich mich der Gegenwartskultur an, ohne den Inhalt der christlichen Botschaft zu verlieren?“ Anfang 2015 wird Schell nach Deutschland zurückkehren. Was er am meis-ten vermisst? „Die gute Luft! In Peking ist der Smog oft kaum auszuhalten.“00 86 10 84407957 • www.christliche-gemeinden-peking.de

Kairo: Gottesdienste freitags statt am Sonntag?Seit 14 Jahren sind Stefan und Nadia El Karsheh (beide 41) verheiratet, seit 10 Jahren sind sie als Pastoren ein „stellen-teilendes Ehepaar“. 2013 zogen sie mit ihren beiden Adop-tivkindern (6 und 2 Jahre alt) von Lüchow (im Wendland) nach Ägyptens Hauptstadt Kairo. Die Stadt hat zwischen

Die deutsche Gemeinde in Peking mit Pfarrer Karl-Heinz Schell

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17 und 25 Millionen Einwohner, so genau weiß das keiner. Zur arabischen Welt hat Nadia El Karsheh eine enge Bezie-hung. Ihr Vater ist christlicher Palästinenser aus Jerusalem. Nach der Staatsgründung Israels fl oh dessen Familie nach Jordanien, von dort zog er weiter nach Deutschland.

Familie El Karsheh ist bei ihrer Ankunft in Kairo mit-ten in die Unruhen nach der Revolution geraten. Das Aus-wärtige Amt hat eine Reisewarnung ausgesprochen; viele deutsche Familien haben Ägypten verlassen. Die Zahl der Mitglieder der deutschsprachigen evangelischen Gemein-de ging von 120 auf unter 100 zurück. Am Gottesdienst am Sonntagabend nehmen zwischen fünf und 30 Personen teil. Der Sonntag ist im muslimisch geprägten Ägypten ein Arbeitstag; viele Gemeindemitglieder schaffen es des-halb nicht rechtzeitig durch den Stau. Stefan El Karsheh würde deshalb gerne öfter auf den Freitag ausweichen. Dann haben die Ägypter frei, und die Straßen sind leerer. Kein Gottesdienst am Sonntag, dem Feiertag der Christen? Die Gemeinde diskutiert noch, ob dies die richtige Ent-scheidung ist.

Kairo ist eine Stadt, die viel Zeit verbraucht und alle Sin-ne beansprucht. Der Verkehrslärm, das ständige Hupen der Autos, der Geruch von Räucherstäbchen, mit denen die Geschäfte auf sich aufmerksam machen – das alles kann einen überwältigen.

Mit der Leitung der Gottesdienste wechselt sich das Ehe-paar ab, andere Aufgaben haben sie aufgeteilt: Stefan El Karsheh kümmert sich vor allem um die Evangelische Schule in Kairo, die Öffentlichkeitsarbeit und die Ge-sprächsabende, Nadia ist für Diakonie, Kultur, Senioren und Ökumene zuständig. Vorgenommen haben sich beide, stärker auf nicht-religiös geprägte Deutsche zuzugehen. So bieten sie Seminare für Neuankömmlinge an, die mit der Kultur Ägyptens vertraut machen.00 202 37485856 • http://degkairo.org

Teneriffa: Der Pastor für die UrlauberEs war ein kalter Wintertag in Sachsen, der Schnee lag zwei Meter hoch, als Roland Herrig (49) darüber nach-

dachte, sich als Tourismuspfarrer der Evangelischen Kir-che in Teneriffa zu bewerben. 2011 zog er mit seiner Frau Andrea von Augustusburg (bei Chemnitz) auf die spani-sche Insel vor der Küste Marokkos. Der Winter hat dort behagliche 20 Grad Celsius, im Sommer sind es angeneh-me 25 bis 28 Grad. Die Kirchengemeinde auf Teneriffa hat 130 Mitglieder und etwa 200 Gottesdienstbesucher. „Wir ähneln mehr einer Freikirche“, sagt Herrig. „Bei uns ge-hört nur dazu, wer es freiwillig will.“ Die Gemeinde be-steht zu einem großen Teil aus „Winterschwalben“ – Men-schen, die von November bis Ostern auf der Insel leben. Auf Teneriffa leben 900.000 Einwohner, darunter etwa 20.000 deutschsprachige Residenten. Dazu kommen etwa 100.000 Langzeit- und eine Million Kurzzeiturlauber. Ur-laubsinsel – das klingt zunächst idyllisch. Allerdings ist etwa jeder Vierte arbeitslos; zahlreiche Bauruinen zeugen von zu optimistischen Investitionen. Der Großteil der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde besteht je-doch aus gut situierten Rentnern aus Deutschland, Öster-reich und der Schweiz. Taufen und Konfi rmationen sind in der Gemeinde die Ausnahme; Bestattungen werden be-vorzugt als Seebestattung nach Einäscherung gewünscht. Herrig schätzt die konfessionelle und regionale Vielfalt seiner Gemeinde. „Wir haben fromm-pietistisch und libe-ral-kritisch geprägte Leute und Menschen, die die Kirche vor allem als Kulturverein verstehen, in dem sie Gesellig-keit suchen.“ Ihnen allen versucht Herrig ein „liberal-kon-servativer, pietistischer Lutheraner“ zu sein. Vielfalt gibt es auch in der Nutzung der Kirche: Die deutschsprachige evangelische Gemeinde teilt sie sich mit der römisch-ka-tholischen Kirche, den Anglikanern sowie fi nnischen Lu-theranern. Neben dem Sonntagsgottesdienst zur komfor-tablen 12-Uhr-Zeit gibt es fast jeden Tag Angebote: Chor, Bibelgespräch, Literaturkreis, Gymnastik, Spielenachmit-tag und Wanderungen, alles mitgetragen von zahlreichen Ehrenamtlichen. „Eine Beteiligungskirche mit hoch ver-bundenen Mitarbeitern: Das ist für mich das Gemein-dekonzept der Zukunft“, sagt Herrig. P

00 34 922729334 • www.ev-kirche-teneriffa.de

Das Pastorenehepaar Stefan und Nadia El Karsheh in Kairo Pfarrer Roland Herrig bei einem Gottesdienst auf Teneriffa

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www.gott.net

Menschen zweifeln an Gott, weil Gott weder zu sehen noch zu spüren ist. Gott macht sich rar in dieser Welt. Das ist für viele Menschen ein wich-

tiger Grund des Zweifels: „Wie kann man an einen Gott glauben, der weder zu sehen noch zu spüren ist oder sonst irgendwie gegenwärtig erscheint? Klar, wir haben die Bibel, und wir haben die schöne Natur. Aber wenn es Gott gibt, wieso ist er so weit weg? Da kann einem schon der Gedan-ke kommen, dass wir uns das mit Gott selbst ausgedacht haben.“ Andere sagen: Wenn man wirklich mal einen Gott braucht, so hilft er nicht. Man spürt ihn nicht. Man kann ihn nicht beweisen. Alle philosophischen Gottesbeweise gelten als widerlegt. Die vernünftige Konsequenz lautet: Es

gibt ihn nicht. Basta! Der Mensch hat alle seine Sehnsüchte, Hoffnungen, Fragen auf eine Fiktion projiziert, die er ver-ehrt und von der er sich Hilfe und Sinnfi ndung erhofft.

Die Verborgenheit Gottes in dieser Welt ist nicht nur eine Erfahrung von Atheisten, sie ist auch ein Problem für Chris-ten. Dietrich Bonhoeffer arbeitete als junger Pfarrer nach seinem Studium zunächst unter Studenten der Technischen Universität Berlin und unter Arbeitern in Berlin-Mitte. Un-ter dem Eindruck des totalen Desinteresses an Fragen des Glaubens schrieb er 1931 an seinen Freund Helmut Rößler, „das große Sterben des Christentums“ scheint „da zu sein“: „Ob unsere Zeit vorüber ist und das Evangelium einem an-deren Volk gegeben ist, vielleicht gepredigt mit ganz ande-ren Worten und Taten? … Ich bin jetzt Studentenpfarrer an der Technischen Hochschule, wie soll man diesen Men-

schen solche Dinge predigen? Wer glaubt denn das noch? Die Unsichtbarkeit macht uns kaputt. Wenn wir’s nicht in unserem persönlichen Leben sehen können, dass Christus da war … aber dies wahnwitzige dauernde Zurückgewor-fenwerden auf den unsichtbaren Gott selbst – das kann doch kein Mensch mehr aushalten.“

Könnte es nicht sein, dass es Gott dennoch gibt?Könnte es aber nicht auch sein, dass es Gott dennoch gibt, dass wir aber so weit von unserem Schöpfer weggedriftet sind, dass wir kaum noch etwas mitbekommen von seiner Realität? Das Christentum lehrt, dass eine unüberwindliche Mauer der Entfremdung zwischen Gott und dem Menschen steht. Der alttestamentliche Prophet Jesaja beschreibt das so: „Ihr meint wohl, der Herr sei zu schwach, um euch zu helfen, und dazu noch taub, so dass er eure Hilferufe gar nicht hört. O nein! Eure Schuld steht wie eine Mauer zwischen euch und eurem Gott“ (Jesaja 59,1–2). Es gibt ein altes Wort, das diesen Zustand der Trennung samt Folgen beschreibt: Sünde. Sünde ist bei uns ein moralischer Begriff und umschreibt das, was ein anständiger Mensch nicht tut. In der Bibel ist Sünde ei-gentlich kein moralischer Begriff. Er umschreibt vielmehr eine Beziehungsstörung. Der christliche Glaube versteht sich als ein Weg, die Entfremdung des Menschen von sich selbst und von seinem Schöpfer zu überwinden.

Gott macht sich rar – sozusagen Der britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins – die ag-gressive Stimme des neuen Atheismus – wurde einmal ge-fragt, was er Gott sagen würde, wenn er doch mal wider alle Erwartung mit ihm konfrontiert würde? Seine Ant-wort: „Warum hast du so viel Anstrengungen unternom-men, um dich zu verstecken?“ Ich fi nde die Antwort gran-dios. Sie artikuliert ein Problem, das nicht nur der Atheist Dawkins hat. Es ist auch mein Problem, ja das Problem ei-nes jeden, der an Gott glaubt und sich danach sehnt, dass

Zweifel hat Gründe, Glaube auch

GLAUBE & ZWEIFEL Es gibt viele Gründe, an Gott zu zweifeln: das Leid in der Welt, die Wissenschaft oder der sich verbergende Gott. In seinem im August erscheinenden Buch „Zweifel hat Gründe, Glaube auch“ bringt Alexander Garth die Zweifel vieler postmoderner Menschen auf den Punkt – ebenso wie die Gründe, trotzdem an Gott zu glauben. idea druckt exklusiv vorab Auszüge.

Der evangelische Pfarrer Alexander Garth ist für die Vineyard-Bewegung (auf Deutsch: Weinberg) tätig, die missionarische Gemeinschaften in den Kiezen Berlins gründet. Sie ist eine ökumenisch orientierte Laienbewegung unter dem Dach der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesi-sche Oberlausitz (EKBO) und keine Freikirche.

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viele Menschen seine Liebe erfahren. Warum offenbart Gott seine Realität nicht stärker in dieser Welt? Warum gibt es so viel Krampf im Leben der Christen?

… erkennen auch CharismatikerGott macht sich rar in dieser Welt. Für gläubige Menschen ist das manchmal kaum zu ertragen. Selbst die Charisma-tiker (eine weltweite Bewegung in allen Kirchen, die sehr stark die Erfahrung Gottes durch den Heiligen Geist betont) erkennen, dass auch die bewegendsten mystischen Erleb-nisse unvollkommen sind: Heilungen sind unvollständig, prophetische Worte missverständlich, Gebete werden nicht erhört, persönliche Verheißungen erfüllen sich nicht, Erfah-rungen Gottes hinterlassen eine schmerzhafte Leere.

Es gibt eine AnzahlungDas Neue Testament kennt eine eigenartige Spannung. Ei-nerseits ist mit dem Kommen Jesu und dem Kommen des Heiligen Geistes zu Pfi ngsten das Reich Gottes angebro-chen. Die Zeichen des Reiches Gottes geschehen: Menschen erleben die liebende Zuwendung Gottes und werden befreit von Schuld, von Blindheit des Herzens und bekommen die Gabe des neuen Lebens aus einer neuen Kraft und in einer neuen Perspektive. Dennoch ist dieses neue Reich, das an-gebrochen ist, ein Zwischenreich. Das Neue hat sich noch nicht wirklich mit Kraft durchgesetzt. Die Strukturen des Alten bleiben vorerst bestehen: Menschen sterben, Krank-heit zerstört Schönheit und Leben, alle Erkenntnis ist un-vollständig, das Gute verbirgt sich, das Böse trägt viele Sie-ge davon. Paulus verwendet an drei verschiedenen Stellen seiner Briefe in der Bibel ein besonderes Wort, um diesen Sachverhalt auszudrücken. Er spricht von der Anzahlung des Geistes, die wir empfangen haben: „Der Heilige Geist ist gewissermaßen eine Anzahlung, die Gott uns macht, der erste Teil unseres himmlischen Erbes“ (Epheser 1,14).

Jetzt 1.000 Euro, später MillionenIch will das an einem Beispiel verdeutlichen. Stellen Sie sich vor, Sie haben einen reichen Onkel in Amerika. Sie sind der Erbe. Eines Tages werden Sie 500 Millionen Dollar erben. Aber Ihr Onkel ist kerngesund und quietschvergnügt. Und er hat ein gutes Herz. Sie sollen jetzt schon etwas von dem großen Erbe haben. Als Angeld auf das künftige Erbe be-kommen Sie jeden Monat 1.000 Euro überwiesen. Das ist eine lächerlich geringe Summe im Vergleich zu dem Milli-onenerbe. Aber es erinnert Sie daran: Eines Tages werde ich sehr reich sein. Und es hilft Ihnen, hier und jetzt besser im Leben klar zu kommen. Gottes Wirken in unserer Zeit ist immer nur ein Angeld, eine kleine Vorauszahlung dessen, was in Gottes neuer Welt geschehen soll und wird.

Keine Beweise!Mir passiert es häufi ger, dass mich Menschen, die auf der Suche sind, fragen: „Hast du nicht ein paar Beweise für

uns, dass es Gott wirklich gibt?“ Ich denke dann: Wie soll ich denn Beweise liefern? Gott entzieht sich dem Beweis-sucher und offenbart sich denen, die ihn vertrauensvoll suchen. Das Wirken Gottes in dieser Welt ist vieldeutig. Das weiß ich alles und bejahe es auch. Aber im Gespräch mit suchenden Menschen würde ich den Beweis der Rea-lität Gottes gern aus dem Himmel zu uns herunterzerren. Ich erkläre wortreich, dass das mit dem Beweis leider nicht geht. Der Theologe in mir weiß, dass alles gut ist, wie es ist. Gott ist nicht beweisbar. Aus gutem Grund. Aber der Mensch in mir, der gern recht hat und andere gern über-zeugt, seufzt über so viel Ohnmacht.

Der Auferstandene wurde von über 500 gesehenWarum ist Jesus nach seiner Auferstehung nicht denen be-gegnet, die ihn ans Kreuz schlugen: dem Prokurator Pon-tius Pilatus, dem Hohepriester, den Priestern im Tempel oder den Theologen, die ihn für einen Gotteslästerer hiel-ten? Das hätte sie umgehauen und überzeugt. Aber nein, stattdessen zeigte er sich nur seinen Anhängern, einigen Frauen, den Jüngern und immerhin über fünfhundert Christen. Doch wenn ich verstehe, worum es Jesus wirk-lich geht, dann weiß ich, weshalb er nur seinen Anhängern eine Begegnung mit sich schenkte.

Worum es wirklich gehtIm Johannes-Evangelium stellt einer der Jünger dem Herrn eine hochaktuelle Frage: „Warum willst du dich nur uns zu erkennen geben und nicht der ganzen Welt?“ Das ist genau die Frage, um die es hier geht. Ich höre in der Jün-gerfrage eine sanfte Forderung: „Beweise für alle, statt Of-fenbarung nur für Insider!“ Wie geht Jesus mit dieser An-frage um? Er antwortet: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten. Und mein Vater wird ihn lieben. Und wir wer-den zu ihm kommen und in ihm wohnen“ (Johannes 14,23). Mit anderen Worten: Jesus sagt, dass sich Gott dem O

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zu erkennen gibt und zu dem kommt, der Jesus liebt und seine Gebote hält. Also doch nur für Vertraute? Gottes Of-fenbarung gilt nicht Insidern, sondern Menschen, die be-reit sind zu einer liebenden Verbindung mit Jesus. Denn wem er sich offenbart, der ist kein neutrales Gegenüber mehr. Jesus ist einfach zu faszinierend. Gott geht es um eine Liebesbeziehung mit seinen Menschen, nicht um Un-terwerfung unter einen unergründlichen Willen wie im Islam. Das ist einer der Hauptunterschiede zum Christen-tum. Gott könnte uns seine Macht und Herrlichkeit offen-baren. Aber er nimmt sich zurück, um unsere Freiheit zu erhalten. Er zeigt uns so viel von sich, dass wir darauf re-agieren können, ohne die Freiheit zum Nein zu verlieren.

Wir hätten keine Freiheit mehrJesus drängt sich uns nicht auf. Er will uns nicht zwingen, nicht unser Denken vergewaltigen, nicht den Glauben auf-drücken. Stellen wir uns mal vor, Christus würde sich den Menschen offenbaren, die nicht an ihn glauben. Was wäre gewonnen? Nichts! Es geht Gott nicht darum, uns zum Glau-ben zu nötigen. Gott will unsere Liebe. Liebe und Freiheit gehören zusammen. Aber wieso würde uns eine Begegnung mit dem Auferstandenen zum Glauben zwingen und unse-re Freiheit zerstören? Dazu müssen wir verstehen, dass wir nach einer Begegnung mit Jesus nicht mehr cool sagen kön-nen: „Okay, ich überleg mir das.“ In Christus würde uns eine so unglaubliche, Ehrfurcht gebietende Macht und Herrlich-keit begegnen, dass wir keine Freiheit mehr hätten, an Gott

zu glauben. Wir wären keine Menschen mehr, die für die Liebe gewonnen wären, sondern Geschöpfe, die vor der ab-soluten Übermacht ihres Schöpfers kapitulieren.

Das stärkste Zeichen der Liebe GottesSolange wir Gott für eine Art himmlischen Opa halten, ei-nen netten, aber harmlosen „alten Mann“, einen lieben Gott, dem man mal den Stinkefi nger für seine leidvolle Welt zei-gen möchte, solange verstehen wir nicht, warum uns Gott nicht einfach begegnen und uns aus unserem Unglauben erlösen kann. Seine absolute Größe würde unseren Unglau-ben und Widerstand „erdrücken“. Das stärkste Zeichen der suchenden Liebe Gottes ist schließlich der Tod Jesu am Kreuz. Er ist ein Zeichen dafür, wie radikal Gott sich hin-gibt, um eine zerstörte Beziehung wieder herzustellen. Und die Anhänger Jesu von damals bis heute haben eine Aufgabe: diese Versöhnungsaktion Gottes allen Menschen bekanntzumachen. Gott wirbt um die Herzen seiner Men-schen durch Jesus. Sie bleiben frei, Nein zu sagen oder Ja. Sie können Jesus verlachen oder ihm nachfolgen, an Gott glauben oder ihn ablehnen, seine Gebote übertreten oder seinen Willen tun, Gott verachten oder ihn lieben. Sie sind frei.

Was man mit Gott erleben kannGott verbirgt sich. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die-jenigen, die Jesus anrufen, erleben manchmal erstaunliche Dinge. Immer wieder erzählen mir Menschen von un-glaublich faszinierenden Erfahrungen mit Gott: Heilun-gen, Gebetserhörungen, Manifestationen der Kraft Gottes. Ich selbst habe einige, mein Denken sprengende Erfahrun-gen gemacht. Aber niemals hat Jesus sich den Menschen aufgezwungen. Immer blieb ihnen der Freiraum, ihm zu folgen oder eigene Wege zu gehen, ihm zu vertrauen oder ihn abzulehnen. Daher sind die Erfahrungen, die Men-schen mit Gott machen, oft so vieldeutig. Wir sollen frei bleiben, Gott zu vertrauen oder ihn zu verneinen. Daher kann ich suchenden Menschen Gott nicht präsentieren wie meinen neuen Klapprechner. Daher müssen wir damit le-ben, dass das Zeugnis von Gottes Realität vorgetragen wird von suspekten Menschen, wie ich einer bin, wie die Jünger es waren und wie meine Mit-christen es sind. Gott geht es nicht dar-um, dass wir vor seiner überragenden Andersartigkeit und Majestät kapitu-lieren und widerwillig glauben. Es geht Gott darum, dass ein Mensch an-fängt, sich für Gottes Liebe und Wahrheit zu öffnen, bis sein Herz be-reit ist, Jesus zu empfangen. P

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Page 31: Idea Spektrum Schweiz 30/2014

DIE KLEINE K A NZEL 31

30.2014

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Daniela Mailänder ist Dekanatsjugend-und Öffentlichkeitsreferentin in Nürnberg.

» Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft

fordert über die Hoffnung, die in euch ist. « Aus dem 1. Brief des Petrus 3,15

Wir kommen von unserer großen Reise zurück. Einmal mehr habe ich mein Tagebuch mit großen Vorsätzen und Zielen gefüllt. Wie immer, wenn ich

Zeit habe, Gott zu begegnen, wird das Feuer neu entfacht. Auf unserer Reise ist mir das Wort aus 1. Petrus 3,15 wieder wichtig geworden. Ich denke dabei an Predigtdienste, Evan-gelisationen und tiefgehende seelsorgerliche Gespräche.

Vor unserer Wohnungstüre entdecke ich den kleinen, rosa Brief: eine Einladung zum Kindergeburtstag für meine 2-jäh-rige Tochter und mich. Zwei Tage später befi nde ich mich – von rauchenden Mamas umgeben – im Garten und warte darauf, dass der in Farbstoff getränkte Kuchen endlich ange-schnitten wird. Die Mama des Geburtstagskindes kommt ein wenig schüchtern auf mich zu. „Ähm, du bist doch irgend-wie so christlich. Kannst du meine Tochter später segnen?

Ich meine, so mit Hände aufl egen und so …“ Was für eine Frage! Ich traue meinen Ohren kaum, hauche ein unsicheres „Klar, mach ich gerne!“ und beginne zu schwitzen. Als dann endlich der Kuchen angeschnitten wird, werde ich als beson-derer Programmpunkt angekündigt. Ich erkläre kurz, was es mit dem Segen auf sich hat, lege der kleinen Dame die Hände auf und spreche ihr den Segen Gottes zu. Einige Ma-mas haben Tränen in den Augen, die Kinder sind ganz leise geworden. Für viele war das sicherlich seit langem wieder einmal die erste Begegnung mit Gott. Ich bin beschämt. Wo ich an große evangelistische Projekte denke, hat mich Jesus mit einem Auftrag auf dem Kindergeburtstag überrascht.

Wo lassen Sie sich von Gott überraschen? Darf er Sie he-rausfordern? Ich wünsche Ihnen offene Augen und Ohren, in Ihrem Alltag über Gott zu sprechen! P

Lassen Sie sich von Gott überraschen!

Page 32: Idea Spektrum Schweiz 30/2014

PORTRÄT

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Die evangelische Christin Karin-Franziska Opitz hat im Berliner Diakonie-Hospiz

Wannsee schon viele Menschen an ih-ren letzten Tagen begleitet. Routine, sagt die 49-Jährige, gibt es nicht. Denn das Sterben ist individuell. Manche kämpfen mit vielen Fragen – nach dem Sinn des Lebens, was nach dem Tod kommt, was aus ihrer Familie wird. Andere gehen ruhig, gelassen und er-leben ihre letzten Tage ganz bewusst. Ganz selten bitten Gäste – so werden die Patienten in Hospizen genannt – um Sterbehilfe. Sie sagen: „Das ist doch kein Leben mehr. Das ist Vegetie-ren. Gebt mir doch einfach eine Sprit-ze.“ Von der Seelsorgerin erhalten sie dann eine freundliche, aber ablehnen-de Antwort: „Wir sind ein kirchliches Haus und können Sterbehilfe nicht be-fürworten. Wir glauben, dass Gott das Leben gegeben hat und dass wir nicht berechtigt sind, es zu beenden.“

Sie wollen bis zum Schluss lebenDann erklärt sie den Menschen, dass man alles tun wird, damit sie so wenig Schmerzen wie möglich haben. Der Wunsch nach Sterbehilfe, so haben es Opitz und die anderen Mitarbeiter be-obachtet, entsteht oft aus der hilfl osen Angst, mit den körperlichen Qualen

überfordert zu sein. Viele haben Bilder von den eigenen Eltern vor Augen, die vor 30 oder 40 Jahren schmerzvoll ver-storben sind. „Die Zeiten sind vorbei. Heute können wir sehr gut und indi-viduell helfen.“ Wenn ihnen die Mit-arbeiter im Hospiz das erklären, sind die Gäste beruhigt: „Unsere Erfahrung ist, dass die Menschen bis zum Schluss sehr an ihrem Leben hängen und leben möchten.“

Es gibt glückliche StundenDeswegen feiern sie auch im Hospiz, das von der Diakoniegemeinschaft Be-thel, dem Evangelischen Diakoniever-ein Berlin-Zehlendorf und der Imma-nuel Diakonie gGmbH (ein Arbeits-zweig der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Berlin-Schöneberg) getra-gen wird, so oft wie möglich das Le-ben. Man kommt zu Geburtstagen, Goldenen Hochzeiten oder auch mal zu einer Verlobung zusammen. Dann essen, trinken und lachen Mitarbeiter, Gäste und deren Verwandte zusam-men – und reden bewusst nicht über den Tod. „Es gibt viele glückliche Stun-den in unseren Räumen“, sagt Opitz.

AuferstehungsfeierViele Menschen nutzen die Zeit im Hospiz aber auch, um bewusst ihr Le-

bensende zu planen. So wie eine 55-jährige Katholikin, deren Worte Opitz besonders berührt haben. Sie be-sprach mit einem katholischen Seel-sorger ihre Bestattung. Doch auf dem Ablaufplan für ihre Beerdigung stand nicht das Wort „Begräbnisfeier“. Die Frau hatte es ganz bewusst „Auferste-hungsfeier“ genannt. Opitz: „Sie hat trotz schwerer körperlicher Leiden un-glaublich gestrahlt. Sie war ganz gelas-sen und sagte fröhlich: ,Frau Opitz, der Tod ist mein erster Geburtstag im Himmel’.“ Einen solchen Satz hatte die Sozialarbeiterin noch nie gehört.

Vorbild MariaOpitz betrachtet ihre Arbeit als Beru-fung. Vorbilder für ihre Tätigkeit fi n-det sie auch schon in der Bibel – bei-spielsweise in Maria, der Mutter Jesu: „Etwas Schlimmeres, als seinen Sohn am Kreuz sterben zu sehen, gibt es nicht. Sie hat das Leid ausgehalten und ist bei ihrer Sterbegleitung bis ans Äußerste gegangen. Das ist wirklich bewundernswert.“ P

STERBEBEGLEITUNG Der oberste Repräsentant der EKD, der Rats-vorsitzende Nikolaus Schneider, hat erklärt, dass er aus Liebe notfalls bereit sei, seine schwerkranke Frau zur Sterbehilfe in die Schweiz zu begleiten. Daniela Städter stellt eine Seelsorgerin vor, die vielfach erfahren hat, was Schwerkranke wünschen.

Wir feiern das Leben

DAS WORT DER WOCHE

» Würden Sie ihn als Freund akzeptieren, wenn Gott Ihnen auf Facebook eine Freundschaftsanfrage schickte? «Der Unternehmer und Buchautor Rolf Dobelli im „stern“ (Hamburg). Das soziale Internet-Netzwerk Facebook wird weltweit von 1.276 Millionen aktiv genutzt.