Idiomatische Sätze im Deutschen. Ein Vorschlag zur Modellierung ihrer kontextuellen Gebundenheit

19
This article was downloaded by: [Northeastern University] On: 09 October 2014, At: 15:06 Publisher: Routledge Informa Ltd Registered in England and Wales Registered Number: 1072954 Registered office: Mortimer House, 37-41 Mortimer Street, London W1T 3JH, UK Studia Neophilologica Publication details, including instructions for authors and subscription information: http://www.tandfonline.com/loi/snec20 Idiomatische Sätze im Deutschen. Ein Vorschlag zur Modellierung ihrer kontextuellen Gebundenheit Rita Finkbeiner a a Stockholms universitet , Institutionen för baltiska språk, finska och tyska , SE106 91 Stockholm E-mail: Published online: 06 Mar 2008. To cite this article: Rita Finkbeiner (2005) Idiomatische Sätze im Deutschen. Ein Vorschlag zur Modellierung ihrer kontextuellen Gebundenheit, Studia Neophilologica, 77:2, 210-227, DOI: 10.1080/00393270500355171 To link to this article: http://dx.doi.org/10.1080/00393270500355171 PLEASE SCROLL DOWN FOR ARTICLE Taylor & Francis makes every effort to ensure the accuracy of all the information (the “Content”) contained in the publications on our platform. However, Taylor & Francis, our agents, and our licensors make no representations or warranties whatsoever as to the accuracy, completeness, or suitability for any purpose of the Content. Any opinions and views expressed in this publication are the opinions and views of the authors, and are not the views of or endorsed by Taylor & Francis. The accuracy of the Content should not be relied upon and should be independently verified with primary sources of information. Taylor and Francis shall not be liable for any losses, actions, claims, proceedings, demands, costs, expenses, damages, and other liabilities whatsoever or howsoever caused arising directly or indirectly in connection with, in relation to or arising out of the use of the Content. This article may be used for research, teaching, and private study purposes. Any substantial or systematic reproduction, redistribution, reselling, loan, sub-licensing, systematic supply, or distribution in any form to anyone is expressly forbidden. Terms & Conditions of access and use can be found at http://www.tandfonline.com/page/ terms-and-conditions

Transcript of Idiomatische Sätze im Deutschen. Ein Vorschlag zur Modellierung ihrer kontextuellen Gebundenheit

This article was downloaded by: [Northeastern University]On: 09 October 2014, At: 15:06Publisher: RoutledgeInforma Ltd Registered in England and Wales Registered Number: 1072954Registered office: Mortimer House, 37-41 Mortimer Street, London W1T 3JH, UK

Studia NeophilologicaPublication details, including instructions for authors andsubscription information:http://www.tandfonline.com/loi/snec20

Idiomatische Sätze im Deutschen.Ein Vorschlag zur Modellierung ihrerkontextuellen GebundenheitRita Finkbeiner aa Stockholms universitet , Institutionen för baltiska språk,finska och tyska , SE‐106 91 Stockholm E-mail:Published online: 06 Mar 2008.

To cite this article: Rita Finkbeiner (2005) Idiomatische Sätze im Deutschen. Ein Vorschlag zurModellierung ihrer kontextuellen Gebundenheit, Studia Neophilologica, 77:2, 210-227, DOI:10.1080/00393270500355171

To link to this article: http://dx.doi.org/10.1080/00393270500355171

PLEASE SCROLL DOWN FOR ARTICLE

Taylor & Francis makes every effort to ensure the accuracy of all the information (the“Content”) contained in the publications on our platform. However, Taylor & Francis,our agents, and our licensors make no representations or warranties whatsoeveras to the accuracy, completeness, or suitability for any purpose of the Content. Anyopinions and views expressed in this publication are the opinions and views of theauthors, and are not the views of or endorsed by Taylor & Francis. The accuracy of theContent should not be relied upon and should be independently verified with primarysources of information. Taylor and Francis shall not be liable for any losses, actions,claims, proceedings, demands, costs, expenses, damages, and other liabilitieswhatsoever or howsoever caused arising directly or indirectly in connection with, inrelation to or arising out of the use of the Content.

This article may be used for research, teaching, and private study purposes. Anysubstantial or systematic reproduction, redistribution, reselling, loan, sub-licensing,systematic supply, or distribution in any form to anyone is expressly forbidden. Terms& Conditions of access and use can be found at http://www.tandfonline.com/page/terms-and-conditions

Idiomatische Satze im Deutschen. Ein Vorschlag zurModellierung ihrer kontextuellen Gebundenheit

RITA FINKBEINER

1. Einfuhrung

Ausdrucke wie Da lachen ja die Huhner!, Mit dem kann man Pferde stehlen., Es isthochste Eisenbahn!, Da steppt der Bar., Das geht in einen hohlen Zahn. oder Du hastwohl deinen Fuhrerschein im Lotto gewonnen!, die ich im folgenden als idiomatischeSatze bzw. satzwertige Idiome bezeichnen mochte, lassen sich ganz allgemein alssyntaktisch festgepragt, semantisch idiomatisch und pragmatisch gebunden char-akterisieren. Die letztgenannte Eigenschaft ist z.B. von Fleischer – unterlexikographischem Aspekt – so beschrieben worden:

[Es] ist nicht immer eine fest umrissene Bedeutung der Konstruktionen anzugeben, die ihrenGebrauch bestimmt. Es geht vielmehr um die Angabe von Kommunikationsbedingungen, unterdenen die betreffende Außerung verwendet wird. Es sind in hohem Maße pragmatische Regelungen(Fleischer 1982: 132).

Wenn zur lexikographischen Beschreibung dieser Ausdrucke also jeweilsspezifische Kommunikationsbedingungen anzugeben sind, so bedeutet das, dassdie Verwendung der Ausdrucke offensichtlich an das Vorliegen bestimmterpragmatischer bzw. kommunikativ-situationeller Gegebenheiten gebunden ist.1

Versucht man, die ‘‘pragmatische Gebundenheit’’ etwas genauer zu fassen, so lassensich unter Bezugnahme auf die Organisation des pragmatischen Moduls der Sprache(vgl. z.B. Motsch/Reis/Rosengren 1989: 1) mindestens drei Aspekte unterscheiden:(1) Gebundenheit bezuglich der Textstruktur (bzw. Konversationsstruktur), (2)Gebundenheit bezuglich der Informationsstruktur, und (3) Gebundenheit bezuglichder Sprechaktstruktur. Wahrend sich (2) z.B. auf eingeschrankte Moglichkeiten derWortstellung und (3) auf das begrenzte Sprechaktpotential idiomatischer Satzebezieht, zielt (1) auf die kontextuellen Voraussetzungen ab, an die die Verwendungeines idiomatischen Satzes gebunden ist.

In der vorliegenden Studie steht der Aspekt (1) imMittelpunkt. Es wird versucht, mitHilfe eines Modells von ontologischen Bezugsgroßen die Frage zu beantworten, wasunter kontextueller Gebundenheit idiomatischer Satze genauer zu verstehen ist und wiediese sich in konkreten Texten manifestiert. Anhand einer detaillierten Analyse vonVerwendungsbelegen des Beispiels Da lachen ja die Huhner! soll exemplarischveranschaulicht werden, wie der Kontext eines idiomatischen Satzes strukturiert seinmuss, um eine sinnvolle Interpretation zu garantieren. Anhand von weiterem Materialsollen daruberhinaus Uberlegungen zu moglichen Konstellationen von Kontextgroßenund graduellen Auspragungen der Kontextgebundenheit idiomatischer Satze angestelltwerden.

2. Ziel und Fragestellung

Ziel der Studie ist es, ein Modell zur Analyse der Kontextgebundenheit idiomatischerSatze zu entwickeln und dieses Modell auf seine Aussagekraft in Bezug auf die

Studia Neophilologica 77: 210–227, 2005

DOI: 10.1080/00393270500355171

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014

zugrundeliegenden Hypothesen zu prufen. Dies wird zum einen durch eineAnwendung des Modells auf Kontextbeispiele versucht, wobei ein qualitativerNachweis daruber gefuhrt werden soll, dass die betreffenden ontologischen Großenim jeweiligen Kontext eines Idioms identifizierbar sind und explizit oder implizitrealisiert sein konnen. Zum anderen ist quantitativ anhand des Modells nachzuwei-sen, dass die Kontextgebundenheit bei verschiedenen idiomatischen Satzenunterschiedlich stark ausgepragt sein kann, insofern als je nach Idiom nach Zahlund Art unterschiedliche Konstellationen von notwendigen Bezugsgroßen moglichsind.

Folgende Fragen, bezogen auf die qualitative (1) und quantitative (2) Analyse,stehen damit im Zentrum:

(1) Inwiefern lasst sich die Kontextgebundenheit satzwertiger Idiome als Bindungan Konstellationen von ontologischen Großen beschreiben? Welche Großensind im konkreten Kontext eines Idioms identifizierbar? Welche expliziten undwelche impliziten Realisierungen dieser Großen kommen vor?

(2) Inwiefern lassen sich die unterschiedlichen Grade der Kontextgebundenheit alsBindung an unterschiedlich komplexe Konstellationen von Großen beschrei-ben? Welche Konstellationstypen gibt es? Welche Faktoren konnten fur dieVerteilung der Idiome auf genau diese Konstellationstypen verantwortlich sein?

3. Theoretische Ausgangspunkte

Die theoretischen Ausgangspunkte der Studie betreffen Annahmen daruber, warumidiomatische Satze als kontextuell gebunden bezeichnet werden konnen, sowieAnnahmen zum hier verwendeten Kontextbegriff.

Ich gehe davon aus, dass sich die Kontextgebundenheit idiomatischer Satze auf ihreBedeutungsstruktur grundet, genauer auf ihre ubertragene Bedeutungspropositionund die darin kodierten propositionalen Einstellungen des Sprechers. DieBedeutungsproposition gibt Bedeutungselemente vor, die an geeigneten Großen imKontext verankert werden mussen. Erst diese kontextuelle Verankerung garantierteine sinnvolle aktuelle Außerungsinterpretation bei der Idiomrezeption. Aus derPerspektive der Idiomproduktion muss der Sprecher umgekehrt erkannt haben, dassdie notwendigen kontextuellen Voraussetzungen fur eine sinnvolle Einbettung einesIdioms mit seiner ubertragenen Bedeutung erfullt sind, um das ‘‘Glucken’’ derAußerung zu gewahrleisten. Burger formuliert in ahnlicher Weise:

Angenommen, es sei richtig, dass [Phraseologismen] ‘semantisch komplex’ seien, dann heisst das,dass man die situativen und argumentativen Zusammenhange sehr genau kennen muss, um sieadaquat zu verwenden (Burger 1987: 23).

Diese kontextuellen Voraussetzungen lassen sich tentativ genauer beschreiben alsspezifische Konstellationen von ontologischen Bezugsgroßen, also Konstellationenvon Gegebenheiten der uns umgebenden Welt. Kontext wird im folgenden in diesemSinne verstanden als ‘‘Weltausschnitt’’. Dieser ‘‘Weltausschnitt’’ versorgt das Idiommit einer komplexen Interpretationsstruktur, einem Geflecht von Bezugsgroßen,die seiner aktuellen Verwendung Sinn verleiht. In den untersuchten Verwen-dungsbeispielen mussen sich meiner Hypothese zufolge die Elemente dieserInterpretationsstruktur – explizit oder implizit – im umgebenden Textausschnittidentifizieren lassen. Dabei ist in der Forschung zu ‘‘situationsgebundenenAußerungen’’ (vgl. z.B. Kiefer 1996, Kecskes 2000) immer wieder darauf hingewiesen

Studia Neophil 77 (2005) Idiomatische Satze im Deutschen 211

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014

worden, dass solche Ausdrucke graduell verschieden stark kontextgebunden seinkonnen. Diese Gradierung der Kontextgebundenheit soll im folgenden auch fur dieidiomatischen Satze angenommen und als Bindung an unterschiedlich viele solcherBezugsgroßen verstanden werden, wie in Abschnitt 5.2 noch genauer auszufuhren ist.

4. Vorschlag zur Modellierung

Das fur die vorliegende Studie erarbeitete Analysemodell basiert auf von Bierwisch(1988) angenommenen ontologischen Großen und wurde von dort aus weiterentwickelt. Bierwisch setzt bei seiner Analyse der Semantik lokaler Prapositionen einModell von funf basalen ontologischen Kategorien an, die auch fur die vorliegendeAnalyse der Kontextbezogenheit idiomatischer Satze heuristisch erfolgversprechendscheinen. Dies sind OBJEKTE, SUBSTANZEN, ORTE, ZEITINTERVALLE und EREIGNISSE

(vgl. auch Jackendoff 1992). Bei der empirischen Untersuchung hat sich gezeigt, dassals weitere Kategorie PERSONEN hinzugenommen werden mussen, denn es gibt vieleIdiome, die primar personenbezogen sind (z.B. Mit dem kann man Pferde stehlen.).Diese sechs Kategorien bilden in dem hier verwendeten Modell das Inventar derBezugsgroßen erster Ordnung. Ich betrachte diese Großen als primar, weil sie denunmittelbar notwendigen kontextuellen Rahmen fur Außerungen idiomatischerSatze bilden. So kann man keine Aussagen uber Personen treffen – etwa mit obigemBeispiel Mit dem kann man Pferde stehlen. –, wenn nicht im aktuellen Kontext oderWeltausschnitt eine Person identifizierbar ist, auf die sich die Aussage bezieht. Eslasst sich zeigen, dass fur jede der sechs primaren Großen Beispiele von auf sie Bezugnehmenden idiomatischen Satzen vorliegen, und ich gehe davon aus, dass sich jedessatzwertige Idiom auf jeweils mindestens eine dieser Großen bezieht.

Somit erhalt man als Inventar der Bezugsgroßen erster Ordnung:

PersonenObjekte2

SubstanzenOrteZeitintervalleEreignisse

Beispiele idiomatischer Satze, die auf die Bezugsgroßen erster Ordnung Bezugnehmen, sind etwa:

Person Mit dem kann man Pferde stehlen.(‘‘Auf den kann man sich verlassen.’’)

Objekt Dafur muss eine alte Frau lange stricken.(‘‘Das kostet viel Geld.’’)

Substanz Das geht in einen hohlen Zahn.(‘‘Das ist sehr knapp bemessen.’’)

Ort Da steppt der Bar.(‘‘Da ist einiges geboten.’’)

Zeitintervall Es ist hochste Eisenbahn!(‘‘Es ist hochste Zeit!’’)

Ereignis Du hast wohl deinen Fuhrerschein im Lotto gewonnen!(‘‘Du fahrst aber schlecht Auto!’’)

Die differentia specifica der einzelnen Idiome bestehen in zusatzlichen Großen, diedurch die Idiome spezifiziert werden und im Kontext prasent sein mussen. Diesbetrifft solche Großen, die man einer ‘‘Bewertungsstruktur’’ bzw. einer‘‘Begrundungsstruktur’’ zuordnen konnte. Mit Bewertungsstruktur soll derjenigeTeil der Textstruktur gemeint sein, der die mit der Außerung des Idioms

212 R. Finkbeiner Studia Neophil 77 (2005)

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014

verbundenen Einstellungen des Sprechers hinsichtlich Qualitat oder Quantitat derbetreffenden Große erster Ordnung aufgreift.3 Qualitat und Quantitat konnen ganzallgemein – von wenigen Ausnahmen abgesehen4 – mit den Werten + (positiv), 2(negativ) oder +/2 (positiv oder negativ, je nach Kontext) belegt sein und sind jenach Idiom inhaltlich weiter zu spezifizieren.5 Mit Begrundungsstruktur sollderjenige Teil der Textstruktur gemeint sein, der fur eine Begrundung der mit derAußerung des Idioms verbundenen Bewertung sorgt. Diese Begrundung ist ganzallgemein entweder in einem menschlichen Verhalten (Zustande oder Handlungen)oder in Tatbestanden der Welt zu suchen und kann unterschiedlich stark weiterausdifferenziert sein; z.B. kann es sich um physisches, psychisches, kommunikativesusw. Verhalten bzw. um Zustande, Prozesse oder Ereignisse in der Welt handeln. Diezusatzlichen Großen der Bewertungs- und Begrundungsstruktur stellen das Inventarder Bezugsgroßen zweiter Ordnung dar, insofern als sie uber den Bezugsgroßenerster Ordnung operieren.

Wahrend sich die Bezugsgroße(n) erster Ordnung und der jeweilige Wert in derBewertungsstruktur aus der ubertragenen Grundbedeutung des Idioms ergeben unddamit normalerweise vorhersagen lassen (wenn man die Bedeutung des Idiomskennt), werden die Kategorien der Begrundungsstruktur (menschliches Verhaltenoder Tatbestand der Welt) erst im aktuellen Verwendungskontext spezifiziert. Hierist i.d.R. nicht vorhersagbar, durch Ruckgriff auf welche der beiden Großen einSprecher seine Aussage im aktuellen Verwendungskontext begrunden wird.6

Es sei einschrankend darauf hingewiesen, dass das hier entwickelte Modell zwar sospezifisch wie moglich, d.h. so viele unterschiedliche Großen erfassend wie moglich,jedoch zugleich so allgemein wie notig angelegt wurde, um eine Vergleichbarkeit derIdiome zu garantieren und die Moglichkeit zu einer gewissen Verallgemeinerung zubieten. Das heißt, dass mit dem Modell die ‘‘feinen’’, individuellen Unterschiede imSpezifizitatsgrad idiomatischer Satze nicht erfasst werden konnen. Es wirdbeispielsweise nicht zwischen verschiedenen Ereignisspezifiken unterschieden, wasdazu fuhrt, dass hinsichtlich ihrer Ereignisspezifik unterschiedliche Idiome wie etwaDu frisst mir noch die Haare vom Kopf! (spezifisches Ereignis: ‘Essen’5Subtyp desEreignisses ‘Verhalten’) und Du hast wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank!(unspezifisches Ereignis: ‘Verhalten’) in meiner Analyse demselben Typ zugerechnetwerden.

Somit erhalt man als Inventar der Bezugsgroßen zweiter Ordnung:

Bewertungsstruktur:

Qualitaat

Quantitaat

�Werte : z, {, z={, 0ð Þ

Begrundungsstruktur:

Menschliches Verhalten

Tatbestande der Welt

Mit Hilfe dieser sekundaren Großen lassen sich nun z.B. Idiome, die primarpersonenbezogen spezifiziert sind, untereinander differenzieren, vgl. die folgendenBeispiele:

Mit dem kann man Pferde stehlen.

Person; Qualitat +; Verhalten.7

Bei dem rieselt schon der Kalk.

Person; Qualitat 2; Verhalten.

Der ist mit allen Wassern gewaschen.

Person; Qualitat +/2; Verhalten.

Studia Neophil 77 (2005) Idiomatische Satze im Deutschen 213

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014

5. Zur Kontextgebundenheit idiomatischer Satze: Ein Fallbeispiel

5.1 Beispielanalyse Da lachen ja die Huhner!

Im folgenden sollen, ausgehend von modellgenerierten Aussagen hinsichtlicherwartbarer ontologischer Bezugsgroßen, exemplarisch drei Verwendungsbelegedes Idioms Da lachen ja die Huhner! analysiert und ein Nachweis uber dasVorhandensein der betreffenden Bezugsgroßen in den Kontexten gefuhrt werden.Dabei ist jeweils zu spezifizieren, ob die Bezugsgroßen explizit oder implizit realisiertwerden. Unter expliziter Realisierung werden im folgenden lexematische undstrukturelle Realisierungen von Großen verstanden, unter implizitenRealisierungen solche Großen, die aufgrund von bestimmten Wissensstruktureninferenziell, ‘‘zwischen den Zeilen’’, erschlossen werden konnen. Neben derIdentifikation der entsprechenden Großen und ihrer Realisierungsformen im Textwerden bestimmte zusatzliche Aspekte wie das Vorkommen weiterer Idiome imKontext in der Analyse berucksichtigt, insofern sie etwa zur Stutzung einerArgumentationslinie beitragen, in die das gewahlte Beispiel mit eingeht.

Die drei Verwendungsbelege sind dem Textkorpus COSMAS II8 entnommen undwurden aus einer Gesamtmenge von 45 durchgesehenen Belegen als besondersreprasentativ ausgewahlt. Es handelt sich um Belege aus Zeitungen, wovon zwei derTextsorte ‘‘Zeitungskommentar’’ und einer der Textsorte ‘‘Zeitungsinterview’’zuzuordnen sind. Die Lange der Belegkontexte richtet sich dabei nach denaußeren Begrenzungen des Korpus9. Bei sehr langen ausgegebenenTextabschnitten wurde nach Maßgabe der Relevanz des Kontextausschnitts furden jeweiligen Beleg entsprechend gekurzt.

Welche Bezugsgroßen sind nun im Kontext von Da lachen ja die Huhner! zuerwarten? Anhand der ubertragenen Grundbedeutung des Idioms lassen sich mitHilfe des Modells folgende Voraussagen uber notwendige Kontextvariablen treffen:

Ontologische Bezugsgroße erster Ordnung:

OBJEKT: Außerungsprodukt/Gesagtes als Resultat einer kommunikativen HandlungOntologische Bezugsgroßen zweiter Ordnung:

(a) Bewertungsstruktur: Das Außerungsprodukt (OBJEKT) wird als QUALITATIV NEGATIV bewertet.

Inhaltlich ist die Bewertung im Kontext weiter zu spezifizieren als (negative) Bewertung des

Außerungsprodukts hinsichtlich seiner Glaubwurdigkeit, Wahrscheinlichkeit u.a.(b) Begrundungsstruktur: Das Außerungsprodukt wird negativ bewertet entweder aufgrund

bestimmten menschlichen VERHALTENS oder aufgrund bestimmter TATBESTANDE der Welt, die

das Gesagte in den Augen des Sprechers unglaubwurdig, unwahrscheinlich u.a. erscheinen

lassen.

Anhand der folgenden Beispielanalysen sollen diese Vorhersagen uberpruft werden.

Beispiel 1

E97/FEB.03140 Zuricher Tagesanzeiger, 07.02.1997Nach uber 14jahriger Machtausubung kann sich Helmut Kohl die Hande nicht mehr in Unschuld

waschen. Er hat die Misere, in der Deutschland steckt, zu einem guten Teil selbst mitverschuldet. Ersetzte auf das bewahrte ‘‘weiter so’’, er hat die deutsche Einheit falsch finanziert, er hat mitKorrekturen und Reformen zu lange gezogert (oder lasst sie jetzt zerreden), er hat Versprechengemacht, die er nicht halten kann. Halbierung der Arbeitslosenzahl bis zum Jahr 2000? Da lachen ja

die Huhner. Und es hilft jetzt auch nicht, einfach wieder auf das Anziehen der Konjunktur zuvertrauen. Der Sockel der Langzeitarbeitslosen wird von Jahr zu Jahr machtiger, und so ist es leidergut moglich, dass im Januar 1998 funf Millionen Arbeitslose gezahlt werden. Keine guteAusgangslage fur die Wahlen. ‘‘Die Leute werden uns wegfegen’’, orakeln nun selbst Minister inHintergrundgesprachen und zweifeln offen die Fahigkeit der Regierung an, das Steuer noch

214 R. Finkbeiner Studia Neophil 77 (2005)

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014

herumzureissen. Den Kanzler freilich scheint das nicht anzufechten. Er vertraut auf seine bekanntstarken Nerven und die anhaltende Schwache der Opposition, will ruhig Kurs halten und setzt imubrigen auf sein grosses Euro-Projekt.

In Beispiel 1 sind alle drei erforderlichen Großen explizit im umliegenden Textrealisiert. Beim Außerungsprodukt handelt es sich hier um ein Versprechen Kohls,die Arbeitslosenzahl bis zum Jahr 2000 zu halbieren. Die Bewertung diesesVersprechens ist sowohl explizit lexematisch (die er nicht halten kann) als auchstrukturell realisiert: Die Phrasenstruktur Halbierung der Arbeitslosenzahl bis zumJahr 2000?, bei der es sich zugleich um eine lexematische Realisierung des Inhalts desVersprechens handelt, kann als spezieller Typ von Interrogativsatz, als ‘‘Ruckfrage’’,betrachtet werden, bei der ‘‘eine vorhergehende Außerung eines Gesprachspartners[…] annahernd ‘zitiert’’’ (Oppenrieder 1987: 167) wird und deren Funktion es ist,‘‘bestimmte[] Bedeutungsaspekte der Vorgangeraußerung’’ in Frage zu stellen (ebd.),etwa die ‘‘Berechtigung zum Ausfuhren der vorausgehenden Sprachhandlung’’(Altmann 1984: 138). In diesem Fall handelt es sich wohl nicht um einen direktenGesprachspartner, aber eine vor Medien getatigte Außerung Kohls, die insofern‘‘annahernd’’ zitiert wird, als Kohls Versprechen hier in elliptischer Form alsPhrase mit Frageintonation wiedergegeben wird. Es wird also strukturell durchdie Form der Ruckfrage die Berechtigung Kohls zum Ausfuhren des Verspre-chens in Frage gestellt, denn offensichtlich fehlt die Grundvoraussetzung fur einVersprechen, seine grundsatzliche Einlosbarkeit durch den Sprecher. Auch durchdie Satzstruktur wird hier also das Versprechen als unrealistisch bzw. nicht einlosbarbewertet.

Die Begrundung der Bewertung erfolgt (lexematisch) anhand der Nennung vonbestimmten wirtschaftlichen Tatbestanden: Die Entwicklung der Arbeitslosenzahlenweist eine dem Inhalt des Versprechens gegenlaufige Tendenz auf, die Arbeitslo-senzahlen steigen. Die Losungsstrategie, eine konjunkturelle Verbesserung abzu-warten, ist angesichts dieser Sachlage nicht erfolgversprechend.

Fur eine zusatzliche textstrukturelle Einbettung des idiomatischen Satzes sorgt einden Abschnitt einleitendes satzgliedwertiges Idiom: kann sich Helmut Kohl die Handenicht mehr in Unschuld waschen. Nach Burger

stehen Phraseologismen in kommentierenden Texten typischerweise an bestimmten Stellen in derTextentwicklung, am Anfang oder am Schluss, am Anfang oder Ende eines Teilthemas, einesArgumentes usw. Das heisst, sie ersetzen nicht Argumentation, sondern sie schaffen einen Rahmenfur Argumentation (Burger 1987: 15).

Das Idiom nimmt hier einleitend Bewertungsaspekte vorweg, die spater genauerexpliziert werden, und eroffnet so den Rahmen fur die folgende Argumentation, inder der Satz Da lachen ja die Huhner! einen zentralen Platz hat.10

Beispiel 2

R99/MAR.17509 Frankfurter Rundschau, 04.03.1999Eberhard Thust, den sie ‘‘Ebby’’ nennen, hat einfach Pech. […] Jetzt scheint sich die Schwarze

Serie fur den Promoter fortzusetzen, denn im Urin des 51jahrigen wurde Kokain gefunden. […] BoseZungen behaupten ja, im offenen Vollzug des Gustav-Radbruch- Hauses - dort war der Ebby imBlock 2 zu Hause - habe man alles drangesetzt, um dem Sossenheimer Bub die Tour kurz vor derZiellinie noch zu vermasseln. Daran sei kein Wort wahr, versichert die Anstaltsleitung. Man habeThust im Rahmen einer Routinekontrolle erwischt, die sich jeder Haftling in unregelmaßigenAbstanden gefallen lassen musse. Als das Labor-Ergebnis Anfang der Woche vorlag, wurde derFreiganger vorschriftsgemaß angehort. Dabei machte er keine gute Figur und redete sich damitheraus, das Kokain habe man ihm ohne sein Wissen in einer Disco verabreicht. Da lachen doch die

Huhner, Ebby. Mit den Boxgeschaften, die Thust bislang tagsuber in seinem Frankfurter Buro

Studia Neophil 77 (2005) Idiomatische Satze im Deutschen 215

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014

abwickeln konnte, ist es erst einmal vorbei. Seit Dienstag sitzt er in der Einzelzelle C 440 imButzbacher Knast und dort ist nur Hofgang, aber kein Freigang vorgesehen.

In Beispiel 2 sind die Großen Objekt (Außerungsprodukt) und Bewertung explizitrealisiert, die Begrundung ist implizit aus dem Kontext erschließbar. BeimAußerungsprodukt handelt es sich um die lexematisch ausgedruckte AussageThusts, das Kokain habe man ihm ohne sein Wissen in einer Disco verabreicht.Diese Aussage wird explizit lexematisch als nicht wahrheitsgemaß, als Ausrede(redete sich damit heraus) bewertet, wobei zudem ein satzgliedwertiges Idiomverwendet wird: machte er keine Figur.

Die Begrundung der Bewertung ergibt sich implizit aus (a) beim Leservorausgesetztem Weltwissen/Faktenwissen uber Kokainkonsum (etwa, dassKokain gewohnlich aktiv durch die Nase aufgenommen wird und daher unbewussterKonsum schwer durchfuhrbar erscheint) und (b) partikularem Wissen uber diePersonlichkeit von Thust, der aus dem vorangegangenen Kontext als halbkriminellund nicht vertrauenswurdig hervorgeht. Diese Begrundung wird durch das Nennender Konsequenzen fur Thust (okonomische Folgen, Inhaftierung ohne Freigang) inden folgenden Sequenzen noch erweitert.

Zusatzliche textstrukturierende Aspekte sind hier vier uber den Text verteiltesatzgliedwertige Idiome (Schwarze Serie; bose Zungen; die Tour kurz vor der Ziellinienoch zu vermasseln; machte er keine gute Figur), die insgesamt die Bewertungs- undBegrundungsstruktur des Idioms Da lachen ja die Huhner! bereichern, indem sie zumgrundlegenden ironischen Unterton des Textes und damit einerseits zur negativenBewertung von Thusts Aussage und andererseits zur Konstruktion eines bestimmtenPersonlichkeitsbildes von Thust beitragen, das einen wichtigen Aspekt der impliziterschließbaren Begrundungsstruktur bildet.

Beispiel 3

P99/DEZ.54524 Die Presse, 22.12.1999[Die Presse:] Sie haben angekundigt, fur eine Weile weg vom Theater gehen zu wollen.Haußmann: Na ja, so was Besonderes ist das ja nicht, wenn jemand mal einen anderen Beruf

machen will. Das muß ja nicht gleich eine Rucktrittserklarung sein. Aber ich finde tatsachlich, daßman mir ein bißchen zuviel in die Fresse gehauen hat fur die Arbeit, die ich gemacht habe. MeinGerechtigkeitsgefuhl ist seither angeknackst. Das kulturelle Klima, vor allem in Berlin, ist vergiftet,und das ist auch ein Ost-West-Thema: Fast alle Leute aus dem Osten hat man mittlerweile aus denleitenden Positionen verdrangt. Das Feuilleton, allen voran die FAZ, hat eine regelrechte Hatz aufOst-Kunstler veranstaltet. Ich wittere da keine großangelegte Verschworung, da lachen ja die Huhner,aber fur mich selbst seh’ ich keinen Sinn mehr darin, in deutschen Theatern zu arbeiten. Und ichwerde immer wieder erwahnen, wie sehr mich die Zustande dort ankotzen. Ich hab’ funf Jahre langjede Sekunde meiner Freizeit ins Theater investiert, und wenn dann nur noch zahlt, ob ich michirgendwo geprugelt habe, wenn die Arbeit selbst nicht mehr ins Gewicht fallt, dann frag’ ich mich,warum ich sie uberhaupt tun soll. Man arbeitet ja fur den Zuschauer, aber der zahlt beim Theaternicht, dort geht es nur um die Gnade des Feuilletons.

In Beispiel 3 sind alle drei erforderlichen Großen implizit realisiert. DasAußerungsprodukt wird quasi ‘‘durch die Hintertur’’ eingefuhrt: Es ergibt sichimplizit als Implikatur aus dem negierten Satz Ich wittere da keine großangelegteVerschworung und lasst sich als hypothetische Schlussfolgerung aus den vorange-gangenen Ausfuhrungen Haußmanns lesen, namlich dass es sich bei diesenVorgangen moglicherweise um eine großangelegte Verschworung handeln konnte.Diese Schlussfolgerung wird in der Außerung des negierten Satzes negativ – alslacherlich, unplausibel oder dergleichen – bewertet, wobei diese Bewertung auf einem‘‘zwischen den Zeilen’’ wahrnehmbaren ironischen Unterton beruht, der insbeson-dere in der Wortwahl wittern und großangelegte Verschworung zum Ausdruck

216 R. Finkbeiner Studia Neophil 77 (2005)

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014

kommt. Mit der Außerung dieser impliziten Bewertung verwahrt sich Haußmanngegen Unterstellungen, er sei eventuell Anhanger einer Verschworungstheorie indieser Sache. Eine Begrundung fur die Abstandnahme Haußmanns von einerVerschworungstheorie wird ebenfalls nicht explizit gegeben, ist aber aufgrund vonWeltwissen erschließbar als Strategie Haußmanns, der in der folgendenArgumentation ernst genommen werden will und sich daher deutlich vonVerschworungstheoretikern distanziert.

Somit wird auch in diesem Beispiel das Idiom Da lachen ja die Huhner! durchBindung an drei Bezugsgroßen im Kontext verankert und durch den Kontext mitaktueller Bedeutung versehen, allerdings handelt es sich durchgehend um ‘‘nichtausgesprochene’’ Großen. Der Kontext oder Weltausschnitt evoziert dagegenbestimmtes Wissen uber bestimmte Bereiche, aus denen sich Objekt, Bewertungund Begrundung erschließen lassen.

5.2 Ergebnisse der Beispielanalyse

Die Analyse von drei kontextualisierten Verwendungsbelegen des Idioms Da lachenja die Huhner! hat exemplarisch deutlich gemacht, dass die aus dem Modell fur diesesIdiom abgeleiteten drei relevanten Kontextgroßen Objekt: Außerungsprodukt,Bewertung: Qualitat negativ und Begrundung: Verhalten oder Tatbestande imKontext der Idiomverwendung identifizierbar sind, dass das Idiom an diesen Großenverankert ist und erst dadurch kontextuell interpretierbar wird. Dabei hat sichgezeigt, dass nicht immer alle Bezugsgroßen explizit realisiert sein mussen, sonderndass sie teilweise (vgl. Beispiel 2) oder vollstandig (vgl. Beispiel 3) implizit sind undaus bestimmten Anhaltspunkten im Kontext erschlossen werden mussen. BeimAußerungsprodukt handelt es sich in den analysierten Belegen um ein Versprechen(Beispiel 1), eine als Ausrede bewertete Aussage (Beispiel 2) oder eineSchlussfolgerung (Beispiel 3). Die einem Idiomworterbuch zu entnehmendeallgemeine, ubertragene Grundbedeutung des Idioms ‘‘Das ist einfach lacherlich,unsinnig’’ (vgl. Duden 11: 375) wird mittels der Ausdifferenzierung derKontextgroße Bewertung: qualitativ negativ in jedem Kontext neu nuanciert, sodass man ein Spektrum von ‘‘Das ist unglaubwurdig’’ uber ‘‘Das ist nicht plausibel’’bis zu ‘‘Das ist uberzogen’’ usw. erhalt. Die Großen der Begrundungsstrukturkonnen entweder (Wissen uber) menschliches Verhalten oder (Wissen uber)Tatbestande der Welt oder beides sein.

6. Zur Skala der Kontextgebundenheit idiomatischer Satze

6.1 Vorbemerkungen

Die Beispielanalyse in 5.1 hat exemplarisch gezeigt, dass die anhand des Modellsgetroffenen Vorhersagen bezuglich relevanter Kontextgroßen fur das Idiom Dalachen ja die Huhner! zutreffen und sich die jeweiligen Großen im Belegkontextnachweisen lassen. Ich gehe daher und aufgrund weiterer von mir durchgefuhrterBeispielanalysen tentativ davon aus, dass sich die anhand des Modells abzuleitendenrelevanten Großen bei samtlichen idiomatischen Satzen meines Inventars durchStudien entsprechender Verwendungsbelege i.d.R. nachweisen lassen.

Die folgende Teiluntersuchung versucht, auch quantitative Aussagen uber dieVerteilung der Idiome hinsichtlich ihrer Kontextbindung zu treffen. Hierzu wurdemit Hinweis auf die eben getroffene Annahme auf eine ausfuhrliche Analyse vonVerwendungsbelegen verzichtet, um moglichst viele Beispiele mit einbeziehen zukonnen. Die hierbei erarbeitete Typologie nimmt also Bezug auf Modell-Vorhersagen bezuglich der sich aus der ubertragenen Grundbedeutung der Satze

Studia Neophil 77 (2005) Idiomatische Satze im Deutschen 217

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014

ergebenden notwendigen Kontextgroßen, ohne diese jeweils einzeln im Sinne von 5.1zu prufen.

Bei der Aufstellung einer solchen Typologie ist zu berucksichtigen, dass die Idiomepotentiell polyfunktional sind (vgl. Fleischer 1982: 133) und aktuell unterschiedlichsemantisch-pragmatisch realisiert werden konnen, wovon es in bestimmten Fallenauch abhangt, welches die relevanten Kontextgroßen sind. So kann z.B. ein Idiomwie Bei dir ist wohl eine Schraube locker. auch realisiert werden als Bei dem ist docheine Schraube locker. Im ersten Fall ware eine Kontextbindung an Person undaktuelles Ereignis (mit Sprecherabsicht der direkten Einwirkung auf den Horer), imzweiten Fall nur die Bindung an eine Person notwendig, da hier eine generischeAussage gemacht wird, die unabhangig von eventuellem aktuellem Verhalten derPerson ist. Dies andert aber nichts daran, dass grundsatzlich zwei verschiedeneKontext-Typen (B1 und C1) in der Typologie vorzusehen sind; die Frage ist nur,welche Idiome man jeweils diesen Typen zuordnet. Hier gehe ich davon aus, dass diemeisten Idiome typischerweise eher in der einen oder anderen Form realisiert werden,und bin danach verfahren. So ergeben sich Einordnungen wie Mit dem kann manPferde stehlen. unter B1 (generischer Typ) und Du hast wohl Tomaten auf den Augen!(aktueller Typ) unter C1. Im Rahmen dieser Untersuchung konnten keineFrequenzstudien zur Uberprufung solcher Einordnungen vorgenommen werden.Ich nehme aber insgesamt an, dass die Typologie und die Verteilung der Idiome aufdie verschiedenen Typen eine Tendenz beschreibt, die auch uber spezifische bzw.okkasionell abweichende Idiomrealisierungen hinweg Gultigkeit besitzt.

Bei der Bestimmung der notwendigen Kontextgroßen wurde die Maxime derProminenz (Nichttrivialitat) einer Große befolgt: Worauf wird mit dem Idiomprominent Bezug genommen? Dies hat sich insbesondere bei Idiomen mitEreignisbezug als wichtig herausgestellt, um Redundanz zu vermeiden. So scheintes beispielsweise intuitiv einleuchtend, fur das Idiom Habt ihr zuhause Sacke an denTuren hangen? neben den Großen Person und Ereignis (hier: eine Person betritt/verlasst einen Raum und schließt nicht die Tur hinter sich) auch die Große Ortanzusetzen, da diese fur die Definition des Ereignisses eine wichtige Rolle spielt;dagegen scheinen bei einem Idiom wie Erzahl keine Romane! nur die Großen Personund (kommunikatives) Ereignis prominent, wahrend es trivial ist, dass sich beidePersonen zum Zeitpunkt des Sprechens am selben Ort befinden. In ahnlicher Weiseware bei dem Idiom Du hast wohl deinen Fuhrerschein im Lotto gewonnen! dieangesprochene Person (neben der Große Ereignis: schlechtes Autofahren o.a.)prominent, wahrend bei Das kannst du deiner Großmutter erzahlen. das bewerteteObjekt (Außerungsprodukt) vor einer trivialerweise anwesenden Person prominentzu sein scheint.

Unterzieht man nun eine großere Zahl von Beispielen satzwertiger Idiome einerAnalyse anhand des Modells, so bestatigt sich, dass die verschiedenen Idiome sichhinsichtlich des Grades ihrer kontextuellen Gebundenheit unterscheiden. Die Idiomestellen offensichtlich nicht alle gleichermaßen ausgepragte Bedingungen an ihrenVerwendungskontext: Je mehr (verschiedene) Kontextgroßen notwendig erscheinen,um eine gegluckte Verwendung des Idioms zu garantieren, desto starkerkontextgebunden ist das Idiom. Die Kontextgebundenheit lasst sich also alsSpektrum unterschiedlicher Konstellationen von notwendigen Kontextgroßenfassen, die nach ihrer Zahl und Art auf einer Skala anzuordnen waren.

Wie die Prufung eines Inventars von 250 Idiombeispielen11 am oben vorgestelltenModell zeigt, reicht das Spektrum der Kontextgebundenheit von minimal zwei12 biszu maximal funf verschiedenen notwendigen Kontextgroßen (vgl. Figur 2 unten).Bereits hieran sieht man, dass die Idiombeispiele bei weitem nicht alle theoretischdenkbaren Moglichkeiten von Konstellationen von Kontextgroßen ausnutzen; ware

218 R. Finkbeiner Studia Neophil 77 (2005)

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014

das der Fall, so wurde das Spektrum von minimal zwei bis maximal acht13 Großenreichen, und es gabe ein breiteres Spektrum an unterschiedlichen Kombinationen. Essind aber nur bestimmte Kombinationen belegt. Auf diese Beobachtung undmogliche verantwortliche Faktoren wird weiter unten noch genauer eingegangen.

Im folgenden sollen zunachst alle auffindbaren Typen des Spektrums derKontextgebundenheit kurz an wenigen Beispielen dargestellt und so die Skalaritatder Kontextgebundenheit skizziert werden. Abschließend folgen eine kurzeAuswertung der Ergebnisse sowie einige Uberlegungen zu moglichen verantwortli-chen Faktoren der Idiomdistribution.

6.2 Klassifikation der Idiome

Typ A. Zwei KontextgroßenBindung an die Großen EREIGNIS (ontologische Große ersten Grades) und

TATBESTAND (Begrundungsstruktur), z.B.Frau Holle schuttelt die Betten.Der liebe Gott weint.Der Teufel hat Hochzeit.Es handelt sich dabei um die kleine Klasse derjenigen Idiome, die im Gegensatz

zur uberwiegenden Mehrheit der Idiome hinsichtlich Qualitat/Quantitat neutralsind, d.h. mit denen i.d.R. keine Bewertung ausgedruckt wird.14 Typische Vertreterdieser Klasse sind Idiome, die sich auf Naturereignisse (Schnee, Regen, Gewitter)beziehen.

Typ B. Drei KontextgroßenBeispiele fur Idiome, die an drei Großen gebunden sind, sind relativ zahlreich. Die

Konstellationen sind systematisch nahezu vollstandig, indem zu jeder Bezugsgroßeersten Grades eine Kombination mit jeweils einer der Großen der Bewertungs- undBegrundungsstruktur existiert. Es liegen also sechs Subtypen von Dreier-Konstellationen vor, wobei insbesondere Typ B2 und Typ B6 sehr gut ausgebaut sind.

Typ B1: Personenbezogene IdiomeBindung an die Großen PERSON (ontologische Große ersten Grades), VERHALTEN

(Begrundungsstruktur), QUALITAT (Bewertungsstruktur), z.B.Mit dem kann man Pferde stehlen.Die hat Haare auf den Zahnen.Bei dem rieselt schon der Kalk.

Typ B2: Objektbezogene IdiomeBindung an die Großen OBJEKT (Ontologische Große ersten Grades), VERHALTEN

ODER TATBESTAND15 (Begrundungsstruktur), QUALITAT (Bewertungsstruktur), z.B.

Das kannst du den Hasen geben.Das ist nicht von schlechten Eltern.Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen.Objekt5Außerungsprodukt:Das kannst du deiner Großmutter erzahlen.Das pfeifen ja die Spatzen von den Dachern.Danach kraht kein Hahn mehr.Hierzu gehoren auch diejenigen Idiome, die sich auf abstrakte Objekte beziehen,

die Resultate kommunikativer Handlungen sind, d.h. auf Außerungsprodukte, z.B.Das kannst du deiner Großmutter erzahlen., wobei hier unterschiedliche weitereSpezifikationen (z.B. hinsichtlich der Art des Sprechakts, dem das

Studia Neophil 77 (2005) Idiomatische Satze im Deutschen 219

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014

Außerungsprodukt angehort) vorliegen, auf die hier nicht naher eingegangen werdenkann.

Typ B3: Substanzbezogene IdiomeBindung an die Großen SUBSTANZ (ontologische Große ersten Grades),

TATBESTAND (Begrundungsstruktur), QUANTITAT (Bewertungsstruktur), z.B.Das macht den Kohl nicht fett.Das kann eine Maus auf dem Schwanz forttragen.Das geht in einen hohlen Zahn.

Typ B4: Ortsbezogene IdiomeBindung an die Großen ORT (ontologische Große ersten Grades), VERHALTEN

ODER TATBESTAND (Begrundungsstruktur), QUALITAT (Bewertungsstruktur), z.B.Da wird auch nur mit Wasser gekocht.Da steppt der Bar.Hier ist die Welt wie mit Brettern vernagelt.

Typ B5: Zeitbezogene IdiomeBindung an die Großen ZEIT (ontologische Große ersten Grades), VERHALTEN

ODER TATBESTAND (Begrundungsstrutkur), QUANTITAT (Bewertungsstruktur), z.B.Es ist hochste Eisenbahn.Soll ich hier Wurzeln schlagen?Da schlafen einem ja die Fuße ein!

Typ B6: Ereignisbezogene IdiomeHier handelt es sich um einen recht heterogenen Typ, da die ontologische Große

EREIGNIS intern sehr unterschiedlich strukturiert sein kann (EREIGNIS schließtsowohl Zustande und Prozesse als auch Handlungen/intentionales Verhalten ein,und diese Klassen konnen weiter inhaltlich differenziert sein, z.B. psychische vs.physische Zustande oder kommunikatives vs. perzeptives Verhalten).

Bindung an die Großen EREIGNIS (ontologische Große ersten Grades),VERHALTEN ODER TATBESTAND (Begrundungsstruktur), QUALITAT

(Bewertungsstruktur), z.B.Da liegt der Hase im Pfeffer!Das ist doch kein Beinbruch.Da beißt die Maus keinen Faden ab.Es ist zum Kinderkriegen!Ich glaub, mich tritt ein Pferd!Jetzt schlagts aber dreizehn!

Typ C. Vier KontextgroßenTyp C1Bindung an die Großen PERSON, EREIGNIS (ontologische Großen ersten Grades),

VERHALTEN ODER TATBESTAND (Begrundungsstruktur) und QUALITAT

(Bewertungsstruktur).Idiome dieses Typs sind außerst zahlreich. Sie ließen sich weiter in Subtypen

untergliedern, wobei hier jedoch Kriterien anzuwenden waren, die durch das Modellnicht erfasst sind, namlich Art bzw. genauere Bestimmung des betreffendenEreignisses. Typische Beispiele sind:

Mach dich vom Acker!Du hast wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank!Du kannst mir mal den Buckel runterrutschen!Dem werde ich zeigen, wo der Hammer hangt!Du hast wohl lange nicht mehr im Krankenhaus gefruhstuckt!

220 R. Finkbeiner Studia Neophil 77 (2005)

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014

Ich konnte ihn auf den Mond schießen.

Typ C2Bindung an die Großen PERSON, ORT (ontologische Großen ersten Grades),

VERHALTEN (Begrundungsstruktur), QUALITAT (Bewertungsstruktur), z.B.Geh mir aus der Sonne!Dein Vater ist wohl Glaser!

Typ D. Funf KontextgroßenHier liegt nur eine Konstellation von Großen vor:Bindung an die Großen PERSON, ORT, EREIGNIS (ontologische Großen ersten

Grades), VERHALTEN (Begrundungsstruktur), QUALITAT (Bewertungsstruktur), z.B.Welch Glanz in meiner Hutte!Habt ihr zuhause Sacke an den Turen hangen?Die Welt ist klein!Zur Zuordnung der Idiome zu den einzelnen Typen ist noch anzumerken, dass

Idiome mit kontextsensitiven deiktischen Elementen in ihrer Komponentenstruktur,deren ubertragene Bedeutung unterschiedliche Referenzbezuge dieser Elementezulasst, entsprechend mehrfach eingeordnet wurden.16 Dies betrifft Falle wie Dasmacht den Kohl nicht fett: Das kann auf Substanzen oder auf Ereignisse referieren;Damit kannst du keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken: damit kann auf Objekteoder Ereignisse referieren; Das passt wie die Faust aufs Auge: Das kann auf Objekte,Personen, Substanzen oder Ereignisse Bezug nehmen.17 Eine so wenig restriktiveReferenz wie die von das in Das passt wie die Faust aufs Auge ist aber außerst selten;Idiome mit zwei Referenzmoglichkeiten waren ebenfalls nicht zahlreich (9 Falle).Der Großteil der Idiome weist sehr eingeschrankte Referenzmoglichkeiten auf.

6.3 Zusammenfassung und Auswertung der Ergebnisse

Figur 1 skizziert die sich aus der Typologie ergebende Skala derKontextgebundenheit idiomatischer Satze. Sie reicht von Satzen, die an nur zweiverschiedene Kontextgroßen gebunden sind bis zu Satzen, die an funf verschiedeneKontextgroßen gebunden sind (grau unterlegte Kastchen). Ordnet man dieseErgebnisse in den großeren Rahmen der Gesamtheit phraseologischer Ausdruckeein, so musste der Pfeil nach links in Richtung satzgliedwertiger, d.h. nicht oderkaum situationsgebundener Phraseologismen weisen (z.B. zur Auffuhrung bringen,mit den Wolfen heulen, jdm. platzt der Kragen), wahrend der Pfeil nach rechts zu denstark situationsgebundenen Routineformeln wie Herzlichen Gluckwunsch, guteBesserung etc. bzw. ‘‘situationsgebundenen Außerungen’’ (vgl. Kiefer 1996) wieBitte warten, Sie werden mit dem nachsten freien Mitarbeiter verbunden, Einsteigenund Turen schließen etc. zeigt (weiß unterlegte Kastchen).18

Wie aus Figur 2 hervorgeht, ist der Typ B am systematischsten ausgebaut, indemhier zu jeder ontologischen Große erster Ordnung ein eigener Subtyp existiert. Typ Bumfasst zugleich die meisten Idiombeispiele des gepruften Inventars (vgl. Figur 3),gefolgt von Typ C (C1). Damit sind die Mittelbereiche der Skala am dichtestenbesetzt, zu den Polen hin nimmt die Zahl vorhandener Idiombeispiele stark ab undman gerat in den Ubergangsbereich zu anderen Phraseologismustypen. Die interneDifferenzierung des Typs B zeigt, dass objekt- und ereignisbezogene Idiome diegroßten Klassen bilden, wahrend substanz-, orts- und zeitintervallbezogene Idiomeseltener sind (Figur 2 und 3). Dabei sind 42 der 55 Idiombeispiele des Typs B2 Falle,in denen das Objekt Außerungsprodukt ist.

Personen-, objekt- und ortsbezogene Idiome des Typs B wurden i.d.R. alsqualitativ bewertend eingestuft (Figur 2). Dies kann damit begrundet werden, dass

Studia Neophil 77 (2005) Idiomatische Satze im Deutschen 221

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014

die Idiome auf Individuen Bezug nehmen, denen konzeptuell prominent bestimmteEigenschaften bzw. Qualitaten zukommen. Hierbei gehe ich davon aus, dass esgewisse Zuordnungen zwischen der Art einer ontologischen Große und den uberdiese Große sinnvollerweise (mit idiomatischen oder nicht-idiomatischenAusdrucken) zu treffenden Aussagen gibt: Uber Objekte wurde man etwasinnvollerweise Aussagen zu Große, Form, Farbe etc. erwarten, uber PersonenAussagen uber physische oder psychische Eigenschaften etc., d.h. qualitative

Figur 1. Skala der Kontextgebundenheit.

Figur 2. Inventar der nachgewiesenen Kontext-Typen.

Figur 3. Anzahl der Idiome pro Typ.20

222 R. Finkbeiner Studia Neophil 77 (2005)

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014

Bewertungen. Substanz- und zeitbezogene Idiome wurden dagegen i.d.R. alsquantitativ bewertend eingestuft, weil es sich um ‘‘Mengen’’ handelt, die sich durchQuantitaten auszeichnen. Ereignisbezogene Idiome konnen aufgrund ihrer kom-plexen internen Struktur quantitative oder qualitative Bewertungen ausdrucken. Inden Typen C und D ist jeweils der Ereignisbezug prominent, wobei hier i.d.R. einequalitative Bewertung ausgedruckt wird.

6.4 Uberlegungen zu den Faktoren der Idiomdistribution auf der Skala

Ich gehe davon aus, dass es insbesondere kognitiv-konzeptuelle Faktoren sind, diefur die unterschiedliche Verteilung der Idiome auf die einzelnen Typen verantwort-lich sein konnen. Dahinter steht die These, dass wir uber situationelles Wissenerfugen, das es uns ermoglicht, alltagliche Situationen kommunikativ zu meistern.Damit ist Wissen uber bestimmte wiederkehrende Situationen und deren angemes-sene kommunikative Bewaltigung gemeint (vgl. Stein 1995). Diese Situationen lassensich im oben entwickelten Modell als Konstellationen bestimmter ontologischerGroßen beschreiben. Fur die sprachliche Bewaltigung bestimmter dieser ontolo-gischen Konstellationen bzw. Situationen haben sich offensichtlich typische(konventionalisierte) Realisierungsschemata herausgebildet, die sich als ganzeKlassen von satzwertigen Idiomen herausarbeiten lassen (insbesondere Subtypenvon B und C). Andere Konstellationen sind weniger dicht oder gar nicht durchIdiome besetzt. Ich nehme an, dass es Konventionalisierungsprozesse sind, diedaruber entscheiden, welche Stellen im Modell idiomatisch besetzt sind und welcheLucken es gibt. Dabei scheint neben der aktiven Kenntnis des Ausdrucks beiausreichend vielen Sprechern insbesondere auch seine Funktion in bestimmtenkonzeptuell besonders prominenten bzw. relevanten Situationstypen Voraussetzungfur seine Konventionalisierung zu sein.

Die hohe Zahl der Belege im Typ B, insbesondere B2 und B6, konnte so damiterklart werden, dass es sich bei den diese Typen auszeichnenden Konstellationenontologischer Großen um besonders typische, wiederkehrende Situationen handelt.Wir strukturieren die uns umgebende Welt konzeptuell mit Hilfe der im Modellgenannten ontologischen Großen nach Individuen (Personen, Objekte, Substanzen)oder Ereignissen (Ereignisse, Orte, Zeitintervalle) und sind im Alltag standigaufgefordert, diese Großen in Zusammenhange einzuordnen, zu ihnen Stellung zunehmen und sie zu bewerten. Genau dies leisten die Idiome des Typs B mit ihrerBezugnahme auf eine der sechs Primargroßen sowie je eine der Großen derBewertungs- und Begrundungsstruktur. Insbesondere auch kommunikative Akteund ihre Resultate pragen die uns umgebende Alltagswelt und erfordernKlassifizierung und Bewertung: Wierzbicka (1987: 3) spricht von einem ‘‘gigan-tische[n] Netzwerk von Sprechakten’’, das unser tagliches Leben konstituiere.Den Zweck der Organisation und Klassifikation dieser Sprechakte konnenoffensichtlich gerade Idiome des Typs B2 (z.B. Danach kraht kein Hahn mehr.) guterfullen.

Im Typ C finden sich vor allem Idiome mit einer ausgepragten interaktivenFunktion, die als Reaktionen auf ein aktuelles Verhalten von Personen verwendetwerden konnen. Hier kann neben der Funktion der Organisation bzw. Klassifikationvon Individuen und Ereignissen durch Bewertung, die bei Typ B vorherrscht, dieFunktion einer Einflussnahme auf den Horer erzielt werden. Auch diese interaktivenSituationen konnen als alltagliche Standardsituation betrachtet werden, in der wir unseines reichen Inventars vorgepragter Satze bedienen konnen, um sie angemessen zubewaltigen. Es scheint also gerade die durch Beispiele zu belegende Konstellationvon Person und Ereignis zu sein, auf die wir standig sprachlich reagieren mussen:Wir leben mit anderen zusammen und mussen dieses Zusammenleben sprachlich

Studia Neophil 77 (2005) Idiomatische Satze im Deutschen 223

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014

gestalten. Dagegen scheinen andere Konstellationen weniger pragend fur unsereWahrnehmung und unser Handeln zu sein (z.B. Substanz/Ereignis; Substanz/Zeitintervall etc.).

Der Typ A ist nahezu zu vernachlassigen, enthalt er doch v.a. auf altenVolksglauben (Wetterregeln und dergleichen) zuruckgehende Pseudo-Erklarungenfur Naturphanomene. Dieser Typ von Außerungen durfte heute im Alltag wenigAnwendung finden, weil er keine Hilfestellung bei der Interpretation von Situationenetwa durch Bewertung, Einordnung, Strukturierung usw. bietet, sondern im Prinzipnur sichtbare Dinge in bildhafter Weise sprachlich reprasentiert.

Die Idiome vom Typ D sind moglicherweise deshalb zahlenmaßig so gering, weilsie mit der großen Zahl nichtidiomatischer Routineformeln bzw. situationsgebund-ener Außerungen konkurrieren. Eine Hypothese hierbei ware, dass die starkesituationelle Spezifik (funf notwendige Bezugsgroßen) der Ausdrucke sich nichtmehr mit einer idiomatischen Semantik vertragt, denn: Je starker situationsgebundenein Ausdruck ist, desto schwacher ist seine Semantik, da die pragmatischenFunktionen uberwiegen. Hier gelangt man in den Bereich der Routineformeln bzw.situationsgebundenen Außerungen. Dass es gerade die Konstellation Person, Ort,Ereignis ist, die im Typ D konventionalisiert wurde, hat vielleicht damit zu tun, dassOrte konkret wahrnehmbare raumliche Einheiten sind, die kognitiv einpragsamersind als etwa abstrakte Zeitintervalle.

7. Resumee

Dieser Beitrag hatte zum Ziel, die Eigenschaft der Kontextgebundenheit idioma-tischer Satze modellhaft erfassbar zu machen, um so zu einem genaueren Verstandnisder Kontextgebundenheit und zu einer Operationalisierung dieser Eigenschaft zugelangen. Dazu wurde ein Modell ontologischer Bezugsgroßen entwickelt, dem dieHypothese zugrundelag, dass je nach Bedeutung des Idioms bestimmte dieserGroßen in seinem Kontext identifizierbar sein mussen. Diese Hypothese wurdeanhand einer Analyse von drei empirischen Verwendungsbelegen des Beispiels Dalachen ja die Huhner! uberpruft und konnte – soweit dies unter der gegebenenBeschrankung auf drei Beispiele moglich ist – bestatigt werden.

Eine weitere Hypothese war es, dass die Kontextgebundenheit idiomatischer Satzenicht fur alle Idiome gleich stark ausgepragt ist, sondern von Idiom zu Idiom bzw.Idiomtyp zu Idiomtyp variieren kann. Diese Hypothese wurde anhand einermodellgeleiteten Typologisierung von 250 idiomatischen Satzen quantitativ gepruft.Es konnte gezeigt werden, dass die Kontextgebundenheit idiomatischer Satze eineSkala darstellt, auf der unterschiedliche Typen von Idiomen unterschiedlichenGroßen-Konstellationen zugeordnet werden konnen.

Abschließend wurde versucht, Faktoren dafur zu finden, warum bestimmteKonstellationen haufig von Idiomen realisiert werden, andere dagegen gar nicht.Ohne hierzu genauere Studien durchfuhren zu konnen, wurde die Annahmevorgestellt, dass es sich v.a. um konzeptuell-kognitive Aspekte handelt, die diementale Priorisierung bestimmter Situationstypen steuern, und dass es u.a. davonabhangig ist, welche sprachlichen Ausdrucke zur Bewaltigung dieser Situationenkonventionalisiert werden.

Der Erkenntnisgewinn der vorliegenden Studie ist darin zu sehen, dass versuchtwird, die Kontextgebundenheit idiomatischer Satze modellhaft zu erfassen. DasModell der ontologischen Bezugsgroßen hilft dabei, die kontextuellen Bedingungenfur die Idiomrealisierung operationalisierbar, weil analytisch fassbar zu machen.Dies tragt zum einen zur Vertiefung des theoretischen Wissens uber die Pragmatik

224 R. Finkbeiner Studia Neophil 77 (2005)

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014

idiomatischer Satze bei und kann zum anderen auch praktischen Anwendungsnutzenbei der lexikographischen Arbeit mit idiomatischen Satzen haben, etwa bei derFormulierung von Bedeutungsparaphrasen.

Zuletzt sei noch ein interessantes Nebenergebnis genannt, namlich, dass sich beider Durchsicht empirischer Belege zu den Satzen gezeigt hat, dass das in derForschung tradierte Bild, nachdem satzwertige (bzw. ‘‘pragmatische’’) Idiome vorallem dem mundlichen Sprachgebrauch angehoren, sich nicht bestatigen lasst. ImGegenteil scheinen gerade satzwertige Idiome eine wichtige Rolle in kommentier-enden (journalistischen) Texten zu spielen, indem sie in fast allen Fallen demAusdruck von Bewertungen dienen.

Stockholms universitetInstitutionen for baltiska sprak, finska och tyskaSE-106 91 [email protected]

NOTES

1 Hierbei ist hervorzuheben, dass sich die Kommunikationsbedingungen eines Ausdrucks zu weitenTeilen aus seiner Semantik ergeben und nicht etwa in Opposition zu diesen gesehen werden durfen, wiedas Zitat von Fleischer nahelegt.

2 Zu Objekten werden im folgenden sowohl abstrakte (Ideen, Außerungen usw.) als auch konkreteObjekte gezahlt (Gegenstande usw.). Im Fall von Außerungsprodukten ware ebenso eine Einordnungunter Ereignisse moglich, wenn man sie als kommunikative Handlungen betrachtet. Ich wahle hier dieBetrachtung als verbale Produkte aus Sprechhandlungen (‘‘Außerungsprodukte’’), d.h. als abstrakteObjekte.

3 Dabei drucken nicht nur Idiome des Deklarativsatztyps – die im ubrigen die uberwiegende Mehrheitaller Satzidiome bilden – Bewertungen aus, sondern dies gilt auch fur die allermeisten Idiome andererSatztypen, insbesondere Interrogativsatze, die meist rhetorischer Art sind und somit (wertende)Behauptungen darstellen (z.B. Hast du keine Augen im Kopf?), und Imperativsatze, die auf einer(negativen) Bewertung einer vorangegangenen Handlung des Adressaten basieren (z.B. Mach dich vomAcker!).

4 Es gibt wenige Idiome, die hinsichtlich der Bewertung als neutral anzusehen sind und daher den Wert‘‘0’’ erhalten mussten, wie z.B. Frau Holle schuttelt die Betten. (‘‘Es schneit.’’). Im Rahmen dieserUntersuchung wurde hinsichtlich der grundsatzlich zu stellenden – und letztlich wohl nur aus demKontext zu entscheidenden – Frage, was eine Bewertung von einer ‘‘einfachen’’ Pradikationauszeichnet, von der Arbeitshypothese ausgegangen, dass satzwertige Idiome dann Bewertungenkodieren, wenn eine Abweichung von einer unterliegenden Norm ausgedruckt wird, vgl. Das geht ineinen hohlen Zahn. (‘‘Das ist sehr knapp bemessen.’’): Hier wird implizit auf eine ‘‘normale’’ Menge derbezeichneten Substanz Bezug genommen (in einem gegebenen Zusammenhang bzw. zu einemgegebenen Zweck), hinsichtlich der die Substanz (aus Sicht des Sprechers) abweicht. Dies gilt nicht furIdiome wie Frau Holle schuttelt die Betten., aus denen keine implizite Norm hervorgeht, auf die sich dieSprechereinstellung bezieht, und die daher nicht als Bewertungen eingestuft werden.

5 So konnen sich etwa qualitative Bewertungen auf ganz unterschiedliche Eigenschaften beziehen, z.B.Bewertungen hinsichtlich der Glaubwurdigkeit (Das kannst du deiner Großmutter erzahlen.),Interessantheit (Damit kannst du keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken.), Neuheit (Das pfeifendoch schon die Spatzen von den Dachern.) usw. eines Objekts oder hinsichtlich Zuverlassigkeit (Mit demkann man Pferde stehlen.), Klugheit (Die ist nicht auf den Kopf gefallen.), Dummheit (Der hat dieWeisheit nicht mit dem Loffel gefressen.) usw. einer Person. Diese unterschiedlichen Bewertungen sindbei Analysen der Bedeutungsproposition genauer zu differenzieren, fur die vorliegende Studie aber ehersekundar.

6 Bei bestimmten Klassen sind dagegen Vorhersagen moglich, so z.B. bei Idiomen wieMit dem kann manPferde stehlen., die Eigenschaften von Personen benennen, die i.d.R. durch Ruckgriff auf einbestimmtes (wiederholtes) Verhalten dieser Person zu begrunden sein werden.

7 Lies: PERSON ist primare ontologische Große, der eine bestimmte positive Eigenschaft (QUALITAT +)zugesprochen wird, die sich auf ein bestimmtes VERHALTEN der Person grundet.

8 COSMAS II wird am Institut fur deutsche Sprache, Mannheim, entwickelt, und ist elektronischverfugbar, vgl. www.ids-mannheim.de.

Studia Neophil 77 (2005) Idiomatische Satze im Deutschen 225

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014

9 Das COSMAS II-Korpus gibt maximal zwei Textabschnitte um den Beleg herum aus, wobei wahlbarist, ob zwei Abschnitte nach, zwei Abschnitte vor oder einer vor und einer nach dem Beleg ausgegebenwerden sollen.

10 Der Kommentartext schließt interessanterweise auch mit zwei satzgliedwertigen Idiomen (desselbenBildspendebereichs) ab, vgl. oben das Steuer noch herumzureissen und will ruhig Kurs halten.

11 Das Inventar wurde anhand von idiomatischen Worterbuchern zusammengestellt, v.a. Duden 11 undFriederich 1976.

12 Hier handelt es sich um die oben bereits angedeuteten seltenen Falle von ‘‘neutralen’’ idiomatischenSatzen des Typs Frau Holle schuttelt die Betten. Davon abgesehen sagt das Modell eine Mindestanzahlvon drei Bezugsgroßen (eine Große ersten Grades und je eine Große in der Begrundungs- undBewertungsstruktur) voraus.

13 Dies ware eine Kombination aller sechs Großen ersten Grades mit einer Große der Begrundungs- undeiner der Bewertungsstruktur.

14 Damit ist das Fehlen einer im Idiom lexikalisierten Sprechereinstellung gemeint (vgl. Fußnote 4). Essoll damit aber nicht gesagt sein, dass solche Idiome nicht bestimmte zusatzliche stilistisch-pragmatische Aspekte bzw. ‘‘Konnotationen’’ transportieren konnen.

15 Ob es sich bei der Goße der Begrundungsstruktur um menschliches Verhalten oder um Tatbestande derWelt handelt, hangt u.a. davon ab, welcher Art das Bezugsobjekt ist: Handelt es sich um Produkte bzw.Artefakte, d.h. Resultate menschlicher Handlungen, dann durfte meist auch die Begrundung in diesemBereich zu suchen sein, handelt es sich dagegen um Naturobjekte, durfte die Begrundung im Rahmenvon Tatbestanden der Welt liegen.

16 Es handelt sich also nicht um Polysemie dieser Idiome, sondern um die Tatsache, dass in derKomponentenstruktur der Idiome Elemente enthalten sind, die erst im Kontext mit Bedeutungversehen werden konnen. Die strukturelle Grundbedeutung des Idioms bleibt dabei (mehr oderweniger) konstant.

17 Das Beispiel Das passt wie die Faust aufs Auge. weist außer seinen mehrfachen Referenzmoglichkeitenauch Polysemie, also zwei verschiedene Grundbedeutungen auf: (1) ‘‘Das passt sehr gut’’; (2) ‘‘Daspasst uberhaupt nicht’’. Ein weiteres Beispiel fur ein polysemes Idiom ist Geh mir aus der Sonne!: (1)‘‘Geh mir aus den Augen’’; (2) ‘‘Geh mir aus dem Licht’’ (vgl. Friederich 1976: 449).

18 Auf Ubergangsphanomene hinsichtlich der Situationsgebundenheit im Bereich satzwertigerPhraseologismen ist z.B. von Luger (1999: 127–129) unter Einbeziehung von Sprichworternhingewiesen worden.

19 Da i.d.R. nicht vorhersagbar ist, ob auf Verhalten oder Tatbestand Bezug genommen wird (bis aufwenige Ausnahmen), wurde die Darstellung hier vereinfacht und zwischen beiden nicht unterschieden.

20 Wie aus Figur 3 hervorgeht, wurden insgesamt nur 241 der 250 untersuchten Idiome typologisiert. DieDifferenz ergibt sich daraus, dass die Zuordnung bei einigen wenigen Idiomen problematisch war unddeshalb ausgeblieben ist. Ein Beispiel dafur ist das Idiom Demnachst in diesem Theater, wo anhand desModells allein nicht bestimmt werden konnte, ob die Kontextbezogenheit als Bindung an die GroßeZeitintervall (damit B5) oder an die Große Objekt (hier: Außerungsprodukt: Frage nach einemZeitpunkt) (damit B2) beschrieben werden sollte.

LITERATURVERZEICHNIS

Altmann, Hans (1984). Linguistische Aspekte der Intonation am Beispiel Satzmodus. In:Forschungsberichte des Instituts fur Phonetik und Sprachliche Kommunikation der Universitat Munchen(FIPKM)19, S. 132–152.

Bierwisch, Manfred (1988). On the grammar of local prepositions. In: Bierwisch, M., Motsch,W., Zimmermann, I. (Hrsg.) Syntax, Semantik und Lexikon: Rudolf Ruzicka zum 65. Geburtstag.Berlin, S. 1–65.

Burger, Harald (1987). Funktionen von Phraseologismen in den Massenmedien. In: Burger, H., Zett, R.(Hrsg.) Aktuelle Probleme der Phraseologie. Symposium 27.–29.9. 1984 in Zurich. Frankfurt am Main(5Zurcher Germanistische Studien 9), S. 11–28.

Duden 11: Dudenredaktion (Hrsg.) (2002). Redewendungen. Worterbuch der deutschen Idiomatik. 2., neubearb. und aktualis. Auflage. Mannheim (5Der Duden in zwolf Banden. 11).

Fleischer, Wolfgang (1982). Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. Leipzig.Friederich, Wolf (1976). Moderne deutsche Idiomatik. Alphabetisches Worterbuch mit Definitionen undBeispielen. 2., neubearb. Auflage. Munchen.

Jackendoff, Ray (1990). Semantic Structures. Cambridge, Mass.Kecskes, Istvan (2000). A cognitive-pragmatic approach to situation-bound utterances. In: Journal ofPragmatics 32, S. 605–625.

Kiefer, Ferenc (1996). Bound Utterances. In: Language Sciences 18:1–2, S. 575–587.Luger, Heinz-Helmut (1999). Satzwertige Phraseologismen. Eine pragmalinguistische Untersuchung. Wien.

226 R. Finkbeiner Studia Neophil 77 (2005)

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014

Motsch, W., Reis, M. & Rosengren, I. (1989). Zum Verhaltnis von Satz und Text. In: Sprache undPragmatik. Arbeitsberichte Bd. 11. Lund, S. 1–36.

Oppenrieder, Wilhelm (1987). Aussagesatze im Deutschen. In: Meibauer, Jorg (Hrsg.) Satzmodus zwischenGrammatik und Pragmatik. Tubingen, pp. S. 161–189.

Stein, Stephan (1995). Formelhafte Sprache. Untersuchungen zu ihren pragmatischen und kognitivenFunktionen im gegenwartigen Deutsch. Frankfurt am Main (5Sprache in der Gesellschaft 22).

Wierzbicka, Anna (1987). English Speech Act Verbs. A Semantic Dictionary. Sydney.

Studia Neophil 77 (2005) Idiomatische Satze im Deutschen 227

Dow

nloa

ded

by [

Nor

thea

ster

n U

nive

rsity

] at

15:

06 0

9 O

ctob

er 2

014