Im Auftrag von Greenpeace e. V.€¦ · Kegelrobbe (Halichoerus grypus), EU-Code 1364 EU-Code...

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Biologische Gutachten - Umweltplanung BIOLAGU Dr. Buck & Dr. Plate GbR FFH-Verträglichkeitsvoruntersuchung zu möglichen Beeinträchtigungen des FFH-Gebietes DE 1251-301 „Adlergrund“ durch Einbringung von Natursteinen Im Auftrag von Greenpeace e. V. Juli 2020 Bearbeiter: Dr. Christian Plate 21354 Bleckede/Elbe - Kastanienweg 3 - Tel. 05852/2859 - Fax 3706 (Sitz der Gesellschaft) 21339 Lüneburg - Vor dem Bardowicker Tore 6 A - Tel. 04131/2461946 – Fax 05852-3706 79098 Freiburg i. Br. – Bernhardstraße 1 – Tel. 0761/29280414 - Fax 29280415 01099 Dresden - Lößnitzstraße 14 – Tel. 0351/2606630 - Fax 2606631 e-mail: [email protected], www.biolagu.de Gesellschafter: Dr. Olaf Buck (Geschäftsführer), Dr. Christian Plate (Stellv. Geschäftsführer), Rudolf Wagner, Ingelore Plate, Stephan Lehmann

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  • Biologische Gutachten - Umweltplanung BIOLAGUDr. Buck & Dr. Plate GbR

    FFH-Verträglichkeitsvoruntersuchung zu

    möglichen Beeinträchtigungen des FFH-Gebietes

    DE 1251-301 „Adlergrund“

    durch Einbringung von Natursteinen

    Im Auftrag von Greenpeace e. V.

    Juli 2020

    Bearbeiter:Dr. Christian Plate

    21354 Bleckede/Elbe - Kastanienweg 3 - Tel. 05852/2859 - Fax 3706 (Sitz der Gesellschaft)21339 Lüneburg - Vor dem Bardowicker Tore 6 A - Tel. 04131/2461946 – Fax 05852-3706

    79098 Freiburg i. Br. – Bernhardstraße 1 – Tel. 0761/29280414 - Fax 2928041501099 Dresden - Lößnitzstraße 14 – Tel. 0351/2606630 - Fax 2606631

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    Inhaltsverzeichnis

    Inhaltsverzeichnis .............................................................................................................2

    1. Einleitung und Voraussetzung ..................................................................................4

    2. Gebietscharakteristik des Schutzgebietes, Lebensraumtypen, Zielarten und Erhaltungsziele5

    2.1 Gebietscharakteristik ..............................................................................................................5

    2.2 Lebensraumtypen ...................................................................................................................6

    2.3 Zielarten..................................................................................................................................7

    2.4 Allgemeine und spezifische Erhaltungsziele ...........................................................................82.4.1 Allgemeinen Erhaltungsziele............................................................................................82.4.2 Spezifische Erhaltungsziele für LRT und Zielarten ...........................................................8

    2.7.1.1 LRT „Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser“(Code 1110)................................................................................................................................82.7.1.2 LRT „Riffe“ (Code 1170)...........................................................................................102.7.1.3 Schweinswal (Phocoena phocoena) (Code 1351) ...................................................112.7.1.4 Kegelrobbe (Halichoerus grypus) (Code 1364) .......................................................13

    2.5 Aktuelle Gefährdungen.........................................................................................................132.5.1 Berufsfischerei (Code 210) inkl. Schleppnetzfischerei (Code 212) ................................132.5.2 Stationäre Fischerei (Reusen, Stellnetze) (Code 211)....................................................142.5.3 Angelsport, Angeln (Code 220) ......................................................................................142.5.4 Sand- und Kiesabbau (Code 300) ...................................................................................142.5.5 Energieleitungen (Code 510) .........................................................................................142.5.6 Schifffahrt (Code 520) ....................................................................................................142.5.7 Wassersport (Code 621) ................................................................................................152.5.8 Militärübungen (Code 730)............................................................................................15

    3. Wirkfaktoren – Abschichtung nicht relevanter Wirkfaktoren .................................. 16

    3.1 Beeinträchtigung von Schutzzielen.......................................................................................173.1.1 LRT „Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser“ (Code1110) 173.1.2 Beeinträchtigung LRT „Riffe“ (EU-Code 1170)...............................................................183.1.3 Beeinträchtigung Schweinswal (Phocoena phocoena) (EU-Code 1351)........................213.1.4 Beeinträchtigung Kegelrobbe (Halichoerus grypus) (Code 1364) .................................223.1.5 Beeinträchtigung der im Standartdatenbogen aufgeführten Meeresvögel(Zwergmöwe, Prachttaucher, Sterntaucher, Eisente, Gryllteiste, Samtente, Trauerente) ...........23

    2.7.1.5 Zwergmöwe (Hydrocoloeus minutus).....................................................................232.7.1.6 Prachttaucher (Gavia arctica)..................................................................................232.7.1.7 Sterntaucher (Gavia stellata)...................................................................................24

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    2.7.1.8 Eisente .....................................................................................................................252.7.1.9 Gryllteiste (Cepphus grylle) .....................................................................................262.7.1.10 Samtente (Melanitta fusca) ....................................................................................272.7.1.11 Trauerente (Melanitta nigra) ..................................................................................27

    4. Ergebnis/Fazit ........................................................................................................ 29

    5. Literatur und Quellenverzeichnis............................................................................ 30

    Tabellenverzeichnis

    Tabelle 1: Relevante Wirkfaktoren.................................................................................16

    Abbildungsverzeichnis

    Abbildung 1: Lage des FFH-Gebietes „Adlergrund“ 6

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    1. Einleitung und Voraussetzung

    Die Umweltschutzorganisation Greenpeace e.V. beauftragte BIOLAGU zu prüfen, welcheAuswirkungen das Einbringen von Natursteinen in das FFH-Gebiet DE 1251-301 „Adler-grund in der Ostsee haben würde. Die hier vorgelegte FFH-VU prüft die mögliche Beein-trächtigungen des FFH-Gebietes nach einer Projektskizze mit folgenden Kriterien:

    Art der Steine: Natursteine aus schwedischen bzw. norwegischen Steinbrüchen o-

    der Findlinge aus Deutschland aus Naturgranit, der den ursprünglich vorkommen-

    den Gesteinsarten der Ostsee gleicht

    Durchmesser der Steine: 1 bis 2 Meter

    Menge der Steine: entspricht etwa 200 Quadratmeter Meeresboden

    Ausbringen der Steine: gezieltes Einbringen (durch einen Kran) von Bord eines

    Schiffes

    Anordnung der Steine: Einzelsteine verteilt auf dem Meeresboden (keine Anhäu-

    fung/Ansammlung von Steinen)

    .Die im folgende dargestellten Beschreibungen, Lebensraumtypen, Erhaltungsziele undZielarten sind der homepage des BfN (www.bfn.de) entnommen.

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    2. Gebietscharakteristik des Schutzgebietes, Lebensraumtypen,Zielarten und Erhaltungsziele

    2.1 Gebietscharakteristik

    Das Gebiet „Adlergrund“ liegt in der südlichen Ostsee am südlichen Rand des Arkona Be-ckens und umfasst die flachsten Stellen der „Rönnebank“ zwischen Rügen und Bornholm.Der „Adlergrund“ setzt sich aus einer großen Sandplatte [FFH- Lebensraumtyp (LRT)“Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser“, Code 1110]mit zentral gelegenen, blocksteinreichen Erhebungen aus Geschiebemergel zusammen.Hier liegen die größten und am höchsten unter die Wasseroberfläche aufragendenFlächen mit den natürlichen FFH-LRT „Riffe“ (Code 1170) in der deutschen Ausschließli-chen Wirtschaftszone (AWZ) der Ostsee. Eine Besonderheit des Adlergrundes ist derÜbergang der eiszeitlichen Stauchungsstrukturen aus Geschiebemergel in kiesig-sandigeFlächen nacheiszeitlicher Genese mit einer flächigen Anreicherung von zum Teil sehr gro-ßen Gesteinsblöcken. Die Blöcke sind oft wallförmig gelagert und erreichen eine Höhe vonbis zu 8 m (NEUMANN 1981). Der mittlere Salzgehalt im Gebiet beträgt etwa 8 psu, wobei esin Bereichen tiefer als 35 m bei Einstromlagen auch zu höheren Salzgehalten kommenkann (bis zu 20 psu). Die Strömungsverhältnisse sind hochvariabel und werden wie in dergesamten Ostsee aperiodisch vor allem durch Wind, horizontalen Dichtegradienten undWasserstandsdifferenzen angetrieben. Die Gezeiten sind im Gebiet vernachlässigbar. DasGebiet bleibt in der Regel selbst in harten Wintern eisfrei.Der Adlergrund repräsentiert als submariner Geschiebemergelrücken sehr gut und groß-flächig den LRT „Riffe“ auf einer submarinen Bank, deren Sandflächen als LRT „Sand-bänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser“ gemäß Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL, 92/43/EWG) anzusprechen sind. Charakteristische Riffmerk-male sind die dicht mit Braun- und Rotalgen besiedelten Steinfelder. Diese und die groß-flächigen Miesmuschelbänke sind in Qualität und Größe für die östliche deutsche Ostseeeinmalig. Der Adlergrund hat wie die Oderbank eine wichtige Funktion als Ausgangspunktfür eine Wiederbesiedlung der tieferen Umgebung mit Benthosarten nach episodisch auf-tretenden Massensterben infolge von Sauerstoffmangelerscheinungen in der Pommer-schen Bucht und im Arkona Becken.Neben den für die Auswahl und Abgrenzung ausschlaggebenden LRT „Riffe“ und „Sand-bänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser“ wurden die Kegel-robbe (Halichoerus grypus, Code 1364) und der Schweinswal (Phocoena phocoena, Code1351) auf dem Adlergrund als Arten aus Anhang II der FFH-RL nachgewiesen.Das Gebiet „Adlergrund“ wird im Norden und Osten durch die AWZ-Grenze zu Dänemarkbegrenzt. Nach Westen und Süden endet das Gebiet am Hangfuß der untermeerischenBank.Weitere Erläuterungen und Gebietsspezifika sind dem jeweiligen Standarddatenbogen(SDB) zu entnehmen.Das Gebiet des „Adlergrundes“ ist ein international bedeutendes Rast-, Nahrungs- undÜberwinterungsgebiet für Seevögel. Es überschneidet sich mit dem EU- Vogelschutzge-biet „SPA Pommersche Bucht“. Vor allem benthophage Meeresvögel wie Eisenten (Clan-gula hyemalis), Gryllteisten (Chepphus grylle) und Samtenten (Melanitta fusca) nutzen imWinter das gut erreichbare Nahrungsangebot der Hänge und Kuppen des Adlergrundes.

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    Detaillierte Angaben zum Vorkommen von Vogelarten und zu den schutzgebietsspezifi-schen Erhaltungszielen sind den Erläuterungen zum EU-Vogelschutzgebiet „SPA Pom-mersche Bucht“ zu entnehmen.

    Abbildung 1: Lage des FFH-Gebietes „Adlergrund“

    2.2 Lebensraumtypen

    Im Standard-Datenbogen sind als Lebensraumtyp die

    Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser , EU-Code 1110

    EU-Code Flächein ha

    Anteilin %

    Repräsen-tativität

    RelativeFläche

    Erhaltungs-zustand

    Gesamt-beurteilung

    1110 ca.8656

    ca. 37 B C C B

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    Riffe, EU-Code 1170

    EU-Code Flächein ha

    Anteilin %

    Repräsen-tativität

    RelativeFläche

    Erhaltungs-zustand

    Gesamt-beurteilung

    1170 ca.10.046

    ca. 47 A B B B

    2.3 Zielarten

    sowie als Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie der

    Schweinswal (Phocoena phocoena), EU-Code 1351

    EU-Code Bestand(Individuen)

    Population Erhaltung Isolierung Gesamt

    135 p C B C C

    Kegelrobbe (Halichoerus grypus), EU-Code 1364

    EU-Code Bestand(Individuen)

    Population Erhaltung Isolierung Gesamt

    1364 p C B C C

    aufgeführt. Der Schweinswal ist noch zusätzlich in Anhang IV und die Kegelrobbe in An-hang V der FFH-RL aufgeführt. Der Fischbestand ist bisher nur unzureichend bekannt, mitArten der Anhänge II, IV und V ist zu rechnen.

    Im Standard-Datenbogen sind zudem europäische Vogelarten gelistet, die im Schutzgebietauf ihrem Durchzug oder als Überwinterer vorkommen.

    Folgende Arten, auf die sich Artikel 4 der Richtlinie 79/409/EWG bezieht und die im An-hang II der Richtlinie 92/43/EWG aufgeführt sind:

    Zwergmöwe (Larus minutus), EU-Code A177 (Durchzügler)

    Prachttaucher (Gavia arctica () EU-Code A002 (Überwinternd)

    Sterntaucher (Gavia stellata) EU-Code A001 (Überwinternd)

    und

    regelmäßig vorkommende Zugvögel, die nicht im Anhang I der Richtlinie 79/409/EWG aufgeführtsind:

    Eisente (Clangula hyemalis), EU-Code A064 (Überwinternd)

    Gryllteiste (Cepphus grylle) EU-Code A202 (Überwinternd)

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    Samtente (Melannita fusca) EU-Code A066 (Überwinternd)

    Trauerente (Melanitta nigra) EU-Code A 065 (Überwinternd)

    2.4 Allgemeine und spezifische Erhaltungsziele

    Das Schutzgebiet ist repräsentativ für die Flachwasserbereiche der südlichen Ostseeöstlich der Darßer Schwelle. Es vermittelt zwischen den Lebensraumtypen und Arten inden östlichen Küstenregionen um die Insel Rügen, dem NATURA 2000-Gebiet „WestlicheRönnebank“ (Code 1249-301) und der Insel Bornholm. Zudem stellen die LRT wichtige,gut erreichbare Nahrungsgründe für zu schützende Arten des SPA- Gebietes „SPA Pom-mersche Bucht“ (Code 1552-401) dar, wie z.B. Eisenten (Clangula hyemalis), Samtenten(Melanitta fusca) und Gryllteisten (Chepphus grylle). Die hier großflächig vorherrschendengeohydrologischen Bedingungen führen zu einer artenarmen, aber in ihrer Ausprägungeinzigartigen Flora und Fauna. Aufgrund der Prägung der Lebensgemeinschaften auf un-regelmäßig wechselnde meteorologische Bedingungen durchlaufen die Lebensgemein-schaften dynamisch wechselnde Phasen ihrer Zusammensetzung.

    2.4.1 Allgemeinen Erhaltungsziele

    Erhaltung und Wiederherstellung der spezifischen ökologischen Funktionen, der bi-ologischen Vielfalt und der natürlichen Hydrodynamik des Gebietes;

    gegebenenfalls Wiederherstellung der Naturnähe der durch frühere Sedimentent-nahme überformten Gebiete;

    Erhaltung und Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der LRT„Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser“ (Code1110) und „Riffe“ (Code 1170) mit ihren charakteristischen und ge fährdeten Le-bensgemeinschaften und Arten;

    Erhaltung und Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes folgenderFFH-Arten und ihrer Habitate: Schweinswal (u.a. durch ASCOBANS Recovery Planof Harbour Porpoise in the Central Baltic) und Kegelrobbe.

    2.4.2 Spezifische Erhaltungsziele für LRT und Zielarten

    2.7.1.1 LRT „Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung

    durch Meerwasser“ (Code 1110)

    In der AWZ der deutschen Ostsee stellt die Sandbank des Adlergrundes das zweitgrößteVorkommen dieses LRT dar. Die im Schutzgebiet vorkommenden Hangbereiche im Wes-ten und Süden des Moränenrückens werden von sandig-kiesigen Sedimenten glazialerGenese mit teilweise noch wenigen vorkommenden Blocksteinen gebildet. Die in diesemBereich der deutschen Ostsee vorherrschenden Salinitäten sowie die typische Sediment-zusammensetzung des Adlergrundes führt zu einer charakteristischen Besiedlung, die

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    durch den Schutz anderer Sandbänke auch in küstennahen Bereichen nicht erhalten wer-den kann.Marin-euryhaline Sandbodengemeinschaften mit geringen Artenzahlen (ca. 50) und teil-weise hohen Individuenzahlen besiedeln das Gebiet. Charakteristische Arten der Zonetiefer als 20 m sind Macoma balthica, Cerastoderma glaucum, Mya arenaria, Bathyporeiapilosa, Pontoporeia femorata, Saduria entomon und Travisia forbesii.Das Gebiet weist vor allem in seinen randlichen Bereichen eine enge Verzahnung der bei-den LRT „Riffe“ und „Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meer-wasser“ auf. Der Adlergrund hat wie die Oderbank eine wichtige Funktion als Ausgangs-punkt für eine Wiederbesiedlung der tieferen Umgebung mit Benthosarten nach einem inder Ostsee regelmäßig vorkommenden Massensterben infolge Sauerstoffmangels.Zudem bilden die Muschelgemeinschaften auch die Nahrungsgrundlage für überwinterndeMeeresvögel (z.B. Eisente, Samtente) des NSG „SPA Pommersche Bucht“ (Code 1552-401).

    Erhaltung und Wiederherstellung

    ErhaltungFolgende Erhaltungsziele lassen sich derzeit formulieren:

    1) Erhaltung der derzeitigen ökologischen Qualität, Habitatstruktur und flächenmäßigenAusdehnung des LRT 1110;

    2) Erhaltung der für das Gebiet charakteristischen Morphodynamik, der Hydrodynamik undden dafür typischen Arten und Lebensgemeinschaften mit ihrer weitgehend natürlichenPopulationsdynamik;

    3) Erhaltung der typischen Benthosgemeinschaften des LRT 1110, insbesondere der Ma-coma-Pygospio-Gemeinschaft und ihrer charakteristischen Arten im Rahmen ihrernatürlichen Verbreitungsmuster und Populationsdynamik, wie z.B. Macoma balthica, Ce-rastoderma glaucum, Mya arenaria, Bathyporeia pilosa, Pontoporeia femorata, Saduriaentomon und Travisia forbesii sowie typische Fischarten wie z.B. Pomato- schistus mi-nutus, Platichthys flesus und Psetta maxima;

    4) Erhaltung der ökologischen Funktionen des LRT 1110, insbesondere:

    als „Trittstein“ für Ausbreitungen des Benthos im Meeresgebiet zwischen dersüdlichen und zentralen Ostsee;

    als Regenerations- und Refugialraum für die benthische Fauna bei Störungen, wiez.B. Sauerstoffmangelsituationen in der Pommerschen Bucht und dem Arkonabe-cken;

    als Startpunkt und Ausbreitungskorridor für die Wiederbesiedlung umliegender Ge-biete durch benthische Arten;

    als wichtige Nahrungsquelle für überwinternde und durchziehende Vögel, wie z.B.für Eisenten und Samtenten;

    als Laich- und Aufwuchsgebiet für Fischarten

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    Wiederherstellung

    Folgende Wiederherstellungs- und Entwicklungsziele lassen sich derzeit formulieren:

    1) Wiederherstellung von auf der gesamten Fläche gut erhaltenen Strukturen des LRT1110.

    2) Die abiotischen und biotischen Faktoren im Gebiet sollen einen Zustand erreichen, deres den vorhandenen benthischen Lebensgemeinschaften ermöglicht, sich hin zu einemguten Erhaltungszustand zu entwickeln und diesen dauerhaft zu erhalten.

    3) Die benthischen Lebensgemeinschaften sollen durch charakteristische, insbesonderelanglebige Arten geprägt werden. Von diesen Arten sollen Individuen in allen jeweils typi-schen, den natürlichen Verhältnissen entsprechenden Größen- und Altersklassen vor-kommen.

    4) Charakteristische Fischarten sollen in der charakteristischen Populationsstruktur und inallen jeweils typischen, den natürlichen Verhältnissen entsprechenden Abundanzen,Größen- und Altersklassen vorkommen.

    2.7.1.2 LRT „Riffe“ (Code 1170)

    Großflächige und zusammenhängende glazial entstandene Moränenrücken und Rest-sedimente, die dem LRT „Riffe“ zugerechnet werden, prägen vor allem die flachen Berei-che des Adlergrundes. Die Lebensgemeinschaften, die diesen Lebensraumtyp besiedeln,sind in hohem Maße vom durchschnittlichen Salzgehalt des Wasserkörpers und von demnatürlicher Weise unregelmäßig einströmenden salzreicheren Tiefenwasser aus der Nord-see und dem Kattegat geprägt. Der Wasserkörper gehört zu demjenigen mit dem niedrigs-ten Salzgehalt (durchschnittlich 6 bis 8 psu) in der deutschen AWZ der Ostsee. Diese Sa-linität bedingt eine artenarme benthische Gemeinschaft, die in ihrer Ausprägung jedocheinzigartig ist. Diese Riffe und ihre Besiedlung vermitteln zwischen den Riff-Bereichenwestlich der Darßer Schwelle und den seltener werdenden Vorkommen in der zentralenOstsee. Sie können jedoch das Vorkommen auf dem Adlergrund nicht ersetzten.Die typischen Arten und Lebensgemeinschaften für den LRT „Riffe“ sind hartsubstrattypi-sche Epi- und Endofauna-Gemeinschaften, die in flachen Bereichen ober- halb 10 m teil-weise von Makrophyten wie z.B. Fucus sp., Chorda sp. und Furcellaria sp. bzw. mit zu-nehmender Tiefe bis 20 m von Rhodophycaen der Gattungen Phyllophora, Delesseria,Polysiphonia und Pilayella geprägt werden. In Bereichen unterhalb 20 m dominierenMiesmuscheln die Besiedlung. Charakteristische Arten des Makrozoobenthos sind z.B.Mytilus sp., Balanus sp., Flohkrebse (Gammariden) und Garnelen (Palaemon sp.) sowieFischarten wie z.B. Anguilla anguilla, Gobiusculus flavescens, Zoarces viviparus und Go-bius niger.

    Erhaltung und Wiederherstellung

    Erhaltung

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    Folgende Erhaltungsziele lassen sich derzeit formulieren:

    1) Erhaltung der derzeitigen ökologischen Qualität, Habitatstruktur und flächenmäßigenAusdehnung des LRT 1170;

    2) Erhaltung der für das Gebiet charakteristischen Morphodynamik, der Hydrodyna- mikund den dafür typischen Arten und Lebensgemeinschaften mit ihrer weitgehendnatürlichen Populationsdynamik;

    3) Erhaltung der typischen Benthosgemeinschaften des LRT 1170, seiner charakte- risti-schen Arten und ihrer weitgehend natürlichen Verbreitungsmuster und Populati- onsdy-namik, wie z.B. Makrophyten (u.a. Braunalgen [Phaeophyta] und Rotalgen [Rhodophyta]),Mytilus sp., Balanus sp. und Flohkrebsen (Gammariden) sowie typische Fischarten wieAnguilla anguilla, Gobiusculus flavescens, Zoarces viviparus und Gobius niger;

    4) Erhaltung der weitgehend natürlichen Morphologie und ökologischen Funktionen desLRT 1170, insbesondere:

    als „Trittstein“ für das das Benthos Meeresgebiet zwischen Jasmund und Born- holm sowieder zentralen Ostsee;

    als Regenerations- und Refugialraum für die benthische Fauna bei Störungen, wie z.B.Sauerstoffmangelsituationen in der Pommerschen Bucht und dem Ar- konabecken;

    als Startpunkt und Ausbreitungskorridor für die Wiederbesiedlung umliegender Gebietedurch benthische Arten;

    als wichtige Nahrungsquelle für überwinternde und durchziehende Meeresvögel wie Eisen-ten und Gryllteisten;

    als Laich- und Aufwachsgebiet für Fischarten der Ostsee, z.B. Gadus morhua und Gobius-culus flavescens.

    Wiederherstellung Vorkommen und Verbreitung des LRT 1170 im Gebiet „Adlergrund“ wurden erst mit denUntersuchungen zur Ausweisung der NATURA 2000-Gebiete genau beschrieben. Deshalbsind weitergehende Angaben zu Wiederherstellungs- und Entwicklungszielen derzeit nochnicht möglich.

    2.7.1.3 Schweinswal (Phocoena phocoena) (Code 1351)

    Aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen und Beobachtungen wird angenommen,dass in der Ostsee zwei Schweinswal-Populationen vorkommen. Die Teilpopulation in deröstlichen Ostsee unterscheidet sich morphologisch deutlich von der westlichen Ostsee-Population. Zwischen den Populationen scheint es nur einen geringen genetischen Aus-tausch zu geben, da die Fortpflanzung in unterschiedlichen Arealen stattfindet und sich diePopulationen allenfalls während der Jagd in einem Überschneidungsgebiet treffen. DieGrenze, die die Populationen trennt, liegt zwischen der Darßer Schwelle und der LinhamnSchwelle (HUGGENBERGER ET AL. 2002). Schweinswale sind in der östlichen Ostsee seltenund stark gefährdet (ASCOBANS 2002, Jastarnia-Plan). Bei den Schweinswalen, die im Ge-biet „Adlergrund“ gesichtet wurden, handelt es sich höchstwahrscheinlich um Tiere der

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    Schweinswal- Teilpopulation der östlichen Ostsee („Baltic Proper“) (HUGGENBERGER ET AL.2002).Bei BfN-Auftrags-Befliegungen im Mai und Juli 2002 durch das FTZ Büsum (SCHEIDAT ETAL. 2003) wurden östlich und nördlich von Rügen bis hinauf zum Adlergrund 79 Tiere ge-sichtet. Auf dem Adlergrund und seiner Randzone wurden bisher jedoch deutlich wenigerTiere nachgewiesen (UVS für OWP Adlergrund, IFAÖ 2002, unveröff.).Die Funktionen des Adlergrundes für die Schweinswale der östlichen Populationen in derOstsee können zur Zeit nicht hinreichend beschrieben werden. Die Sichtungen einzelnerTiere in der Hangbereichen legen nahe, dass es sich vor allem um ein Nahrungshabitathandelt.Das Vorkommen von Schweinswalen im Gebiet „Adlergrund“ wurde im Rahmen der o.a.Untersuchung zum ersten Mal sicher dokumentiert. Deshalb können Erhaltungs- und Wie-derherstellungsziele derzeitig noch nicht abschließend angegeben werden.Bestehende Verpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere durch dasAbkommen zum Schutz der Kleinwale (ASCOBANS) und Artikel 12 FFH-RL, geben jedochdas Ziel vor, die in deutschen Gewässern gefährdeten Populationen dieser Art zu entwi-ckeln.

    Erhaltung und Wiederherstellung

    ErhaltungFolgende Erhaltungsziele lassen sich derzeit formulieren:

    1) Mindestens Erhaltung des zum Zeitpunkt der Meldung vorliegenden qualitativen undquantitativen Zustandes des Schweinswalbestandes im gesamten Schutzgebiet unterBerücksichtigung der natürlichen Populationsdynamik und Unterstützung natürlicher Be-standsentwicklungen;

    2) Erhaltung des der ökologischen Qualität der Nahrungshabitate und Migrationsräumedes Gebietes für Schweinswale in der östlichen Ostsee.

    WiederherstellungFolgende Wiederherstellungs- und Entwicklungsziele lassen sich derzeit formulieren:

    1) Vor dem Hintergrund der anhaltenden sehr starken Bestandsbedrohung in weiten Tei-len des Gesamtareals der östlichen Ostseepopulation sollen im Schutzgebiet die für dieSchweinswale wichtigen Habitate qualitativ verbessert, quantitativ soweit möglich entwi-ckelt und eine ungestörte Nutzung durch die Tiere gewährleistet werden.

    2) Die abiotischen und biotischen Faktoren im Gebiet sollen einen Zustand erreichen, deres den vorhandenen Beständen ermöglicht, sich hin zu einem guten Erhaltungszustand zuentwickeln und diesen dauerhaft zu erhalten. Besonderes Augenmerk ist auf die Entwick-lung eines mindestens guten Gesundheitszustandes, einer hohen Vitalität der Individuen,einer langfristig erfolgreichen Reproduktion und einer arttypischen Altersstruktur des Be-standes zu legen.

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    3) Die Bestände der den Schweinswalen als Nahrungsgrundlage dienenden Fischartensollen natürliche Bestandsdichten, Altersklassenverteilungen und Verbreitungsmuster er-reichen.

    2.7.1.4 Kegelrobbe (Halichoerus grypus) (Code 1364)

    Im Gebiet wurde im Sommer 2003 eine Kegelrobbe an einem ankernden Schiff gesichtet(IFAÖ 2003). Des weiteren weisen dänische telemetrische Untersuchungen von DIETZ et al.(2003) darauf hin, dass dänische Kegelrobben des Rødsands (Gedser) das Gebiet durch-wandern.Da Vorkommen von Kegelrobben im Gebiet „Adlergrund“ erst durch o.g. jüngere Untersu-chungen bekannt wurden, können Erhaltungs- und Wiederherstellungsziele derzeitig nochnicht abschließend angegeben werden.

    Erhaltung und Wiederherstellung

    ErhaltungFolgende Erhaltungsziele lassen sich derzeit formulieren:

    1) Mindestens Erhaltung des zum Zeitpunkt der Meldung vorliegenden qualitativen undquantitativen Zustandes des Kegelrobbenbestandes im gesamten Schutzgebiet unterBerücksichtigung der natürlichen Populationsdynamik und Unterstützung natürlicher Be-standsentwicklungen;

    2) Erhaltung des unzerschnittenen Habitats der Art im Schutzgebiet sowie die Erhaltungder Verbindung zu angrenzenden dänischen Gewässern, die zu der Kegelrobbenkoloniedes Rødsands leiten. Erhaltung der Möglichkeit für Kegelrobben, das Gebiet entsprechendihrer natürlichen räumlichen und zeitlichen Verbreitungsmuster zu nutzen.

    3) Erhaltung der räumlichen und zeitlichen Verbreitungsmuster, Altersklassenverteilungund der Bestandsdichten der natürlichen Nahrungsgrundlage der Kegelrobben (z.B. Am-modytidae, Platichthys flesus, Pleuronectes platessa, Gobius niger, Poma- toschistus mi-nutus, Gadus morhua).

    2.5 Aktuelle Gefährdungen

    2.5.1 Berufsfischerei (Code 210) inkl. Schleppnetzfischerei (Code 212)

    Mögliche negative Auswirkungen auf die Erhaltungs-, Wiederherstellungs- und Entwick-lungsziele sind beispielsweise:Beifang von Meeressäugetieren, Vögeln und Fischen durch wenig selektive Fangmetho-den in der Fischerei; Verletzungsgefahr für Meeressäugetiere, Seevögel und Fische durchNetze; Grundschleppnetz- und Baumkurrenfischerei: Zerstörung der Bodenfauna / Nah-

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    rungsgründe und Reduzierung vor allem älterer Stadien langsamwüchsiger Arten;Überfischung der Nahrungsfische und gefährdeter Fischarten.

    2.5.2 Stationäre Fischerei (Reusen, Stellnetze) (Code 211)

    Mögliche negative Auswirkungen auf die Erhaltungs-, Wiederherstellungs- und Entwick-lungsziele sind beispielsweise:Beifang von Meeressäugetieren, Vögeln und Fischen; Verletzungsgefahr für Mee-ressäugetiere und Seevögel durch Netze, evtl. deren Tod.

    2.5.3 Angelsport, Angeln (Code 220)

    Mögliche negative Auswirkungen auf die Erhaltungs-, Wiederherstellungs- und Entwick-lungsziele sind beispielsweise:Störungen; Scheuchwirkung durch periodische und episodische Verlärmung; lokal hoheEntnahme von ggf. seltenen oder bedrohten Arten durch Freizeitangeln; Verletzungsge-fahr für Meeressäugetiere und Seevögel durch Schiffsmüll oder Angelmaterialien.

    2.5.4 Sand- und Kiesabbau (Code 300)

    Mögliche negative Auswirkungen auf die Erhaltungs-, Wiederherstellungs- und Entwick-lungsziele sind beispielsweise:Veränderung der Bodenmorphologie und Topographie; Zerstörung der Bodenfauna; Ve-ränderung des Sedimentregimes, Habitatveränderungen-, zerstörungen (diese Ve-ränderungen können kurzzeitig oder permanent sein); Verlust von Nahrungsgründen(Meeressäugetiere, Seevögel); Lebensraumverlust (Seevögel, Fische); Zerstörung undSchädigung von Laichplätzen und Fischlaich; Entnahme von bodenlebenden Fischen.

    2.5.5 Energieleitungen (Code 510)

    Die bisherigen Forschungsergebnisse weisen auf potenzielle Gefährdungen durch Ener-gieleitungen hin, wie beispielsweise:Lebensraumverlust durch Störung der Orientierung von Meeressäugetieren und Fischensowie Beeinträchtigungen von Wanderungen durch elektromagnetische Felder; Lebens-raumverlust durch Störungen (Meeressäugetiere, Fische); Benthoszerstörung oder -beeinträchtigung bei Verlegearbeiten; Erwärmung des Meeresbodens.

    2.5.6 Schifffahrt (Code 520)

    Mögliche negative Auswirkungen auf die Erhaltungs-, Wiederherstellungs- und Entwick-lungsziele sind beispielsweise:

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    Schleichende oder akute Vergiftungen durch Schadstoffeintrag wie Ölkontamination inFolge von Havarien, durch Bilgewasser oder Altöle; Verletzungsgefahr für Seevögel durchSchiffsmüll; Störung und Verscheuchung von überwinternden Seevögeln auf ihren Rast-plätzen (siehe Arteninventar „SPA Pommersche Bucht“) und Fischen von ihren Laich,Nahrungs- und Überwinterungsgebieten; Meeressäugetiere: Verletzungsgefahr durchschnell fahrende Schiffe; Lebensraumverlust durch dauerhafte, periodische oder episodi-sche Verlärmung oder Vibration (Einschränkung der Orientierung / Kommunikation);Störung / Beunruhigung (Sterblichkeit durch Störung Mutter-Kalb-Gruppen); Einschlep-pung gebietsfremder Arten.

    2.5.7 Wassersport (Code 621)

    Mögliche negative Auswirkungen auf die Erhaltungs-, Wiederherstellungs- und Entwick-lungsziele sind beispielsweise:Störungen; Verletzungsgefahr für Meeressäugetiere durch schnell fahrende Schiffe, fürSeevögel durch Schiffsmüll; Scheuchwirkung durch periodische und episodische Ver-lärmung; lokal hohe Entnahme von Arten durch Freizeitangeln.

    2.5.8 Militärübungen (Code 730)

    Mögliche negative Auswirkungen auf die Erhaltungs-, Wiederherstellungs- undEntwicklungsziele sind beispielsweise:Scheuch- und Barrierewirkung für Meeressäugetiere, Fische und Vögel z.B. durch periodi-sche oder episodische Verlärmung während militärischer Übungen; Maskierung relevanterUmweltwahrnehmungen für Meeressäugetiere, Verletzungsgefahr für Meeressäugetieredurch Immissionen aus der Anwendung von intensiven hydroakustischen Technologienund durch Detonationsauswirkungen; Müllanreicherung (Übungsmunitionsreste, etc.).

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    3. Wirkfaktoren – Abschichtung nicht relevanter Wirkfaktoren

    Die Wirkfaktoren werden im Regelfall in baubedingte, anlagenbedingte und betriebsbe-dingte Beeinträchtigungen unterteilt. Bezüglich des skizzierten Projektes käme es baube-dingt zu Trübungsfahnen und akustischen Reizen durch das die Steine transportierendeSchiff. Des Weiteren käme es anlagen bzw. betriebsbedingt zu der Reduzierung von Le-bensräumen die sich direkt unter den abgeworfenen Steinen befinden. Allerdings bietendie Oberflächen der abgeworfenen Steine auch neue Lebensräume, die flächig größersind, als der verdeckte Meeresboden.Bei den möglichen graduellen Störwirkungen handelt es sich um optische und akustischeReize sowie Trübungsfahnen. Es handelt sich hierbei ausnahmslos um zeitlich begrenzte,baubedingte Wirkfaktoren.Die Reduzierung des Lebensraumes direkt unter den jeweiligen Steinen hingegen wäredauerhaft. In gleichem Maße dauerhaft sind die dem Wasser zugewandten Oberflächender Steine, die größer als die bedeckte Fläche, als neuer Lebensraum für Hartsubstratbesiedelnde Organismen.

    Tabelle 1: Relevante Wirkfaktoren

    Erhaltungsziel / Zielarten /Arten des Anhang II etc.

    Wirkfaktoren

    - LRT „Sandbänke mit nurschwacher ständigerÜberspülung durch Meerwas-ser“

    - LRT „Riffe“ einschließlichcharakteristischer Arten desBenthos

    Trübungsfahnen

    Lebensraumreduzierung

    - Schweinswal

    - Kegelrobbe

    Akustische Reize (Schiffe)

    Optische Reize (Bewegungen vonSchiffen)

    Trübungsfahnen

    - Eisente

    - Zwergmöwe

    - Prachttaucher

    - Sterntaucher

    - Gryllteiste

    - Samtente

    - Trauerente

    Akustische Reize (Schiffe)

    Optische Reize (Bewegungen vonSchiffen, Beleuchtung)

    Trübungsfahnen

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    3.1 Beeinträchtigung von Schutzzielen

    3.1.1 LRT „Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meer-wasser“ (Code 1110)

    Trübstofffahnen

    Eine Beeinträchtigung des Lebensraumtyps ist theoretisch durch Trübungsfahnen möglich.Diese wären jedoch temporärer Natur und in Relation zu strömungsbedingter Sedimenta-tion als gering anzusehen. Temporäre Sedimentaufwirbelungen, welche mit der Strömungals Trübstofffahnen verdriftet würden und mit Entfernung vom Eingriffsort an Intensität ver-lieren würden, sind als unerheblich anzusehen.

    Reduzierung des LRT – Sandbänke (Lebensraumreduzierung)

    Um die mögliche Beeinträchtigung des Lebensraumtypes „Sandbänke“ zu verstehen isteine Definition unumgänglich. Sie wird bei FINCK et al. 2017 dargestellt. Auf der homepa-ge des Bfn´s (www.bfn.de) heißt es hierzu:

    Charakteristische Merkmale von „Sandbänken mit nur schwacher ständiger Überspülungdurch Meerwasser“ (EU Code 1110) in der deutschen AWZ von Nord- und Ostsee:

    diese Sandbänke sind sandige Rücken, die sich deutlich aus ihrer weiteren Umge-bung heraus erheben,

    sie müssen entsprechend der FFH-Anhang-Definition ständig mit Wasser bedecktsein.

    Bei ihrem Substrat überwiegen flächenhaft Sande, eingestreut können sich kiesigeGemische finden; eine Mindestmächtigkeit von 30 bis 40 cm muss vorliegen, umLebensraum für typische Sandbodengemeinschaften zu bieten;

    sie sind oft vegetationsfrei oder nur mit einer spärlichen Makrophytenvegetationbewachsen;

    sie heben sich in ihren ökologischen Funktionen und Lebensgemeinschaften vonder weiteren Umgebung ab.

    Der im Adlergrund vorkommemde LRT – Sandbank, kommt hier in enger Verzahnung mitdem LRT – Riff vor. Eine Abgrenzung ist nicht immer deutlich durchzuführen. Schon durchdie Tatsache, dass dem LRT – Sandbänke als typisches Vorkommen in Verbindung mit„teilweise noch wenigen vorkommenden Blocksteinen gebildet (siehe oben, Seite 8, Defini-tion des LRT) deutet auf eine schwierige Abgrenzung hin. Sie verdeutlich hingegen aberdas die vereinzelt auftretenden Blöcke typisch für den Biotoptyp im Adlergrund sind.Wie auch in der folgenden Ausführung zum LRT – Riff dargestellt würden die einzubrin-genden Steine unter den Begriff des „Blockes“ fallen. Diese eher seltenere Gesteinsgröße(Geröll überwiegt) wäre im Bereich des LRT Sandbank begrüßenswert, da sie zu einerdazugehörigen, jedoch aber seltenen Erscheinung gehört. Sie stellen also das Gegenteileiner Beeinträchtigung dar. Auch wenn bei der Einbringung zunächst ein Lebensraum re-duziert würde, käme es doch langfristig schon aufgrund der Lagestabilität von Blöcken zueiner Verbesserung des LRT´s Sandbank.Ausgehend von der pessimalen Annahme der Reduzierung des Lebensraumes durch dieEinbringung der Steine, wäre der Anteil von 200 Quadratmeter in Relation zur Größe der

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    vorhandenen Fläche im kaum messbaren Bereich. Die Reduzierung Diese liegt nach An-gaben des BfN bei über 80 Quadratkilometern.

    Fazit:

    Die Einbringung von geogenen Hartsubstraten in das FFH-Gebiet Adlergrund würde nichtzu einer „erhebliche“ Beeinträchtigung führen.

    3.1.2 Beeinträchtigung LRT „Riffe“ (EU-Code 1170)

    Trübstofffahnen

    Eine Beeinträchtigung des Lebensraumtyps ist theoretisch durch Trübungsfahnen möglich.Diese wären jedoch temporärer Natur und in Relation zu strömungsbedingter Sedimenta-tion als gering anzusehen. Temporäre Sedimentaufwirbelungen, welche mit der Strömungals Trübstofffahnen verdriftet würden und mit Entfernung vom Eingriffsort an Intensität ver-lieren würden, sind als unerheblich anzusehen.

    Reduzierung des LRT – Riff (Lebensraumreduzierung)

    Die mögliche Beeinträchtigung des Lebensraumtypes Riff ist am besten zu verstehen,wenn zunächst einmal der Begriff „Riff“ definiert ist. Dies wird im Folgenden zunächst all-gemein und anschließend per Definition erklärt.

    Riff (allgemein)

    Ein Riff ist im Grunde genommen nichts anderes als eine feste Erhebung im Meer. Siekann unter dem Gewässerboden liegen, mit dem Gewässerboden abschließen oder überdiese herausreichen wie z.B. Klippen. Unterschiedlich ist jedoch die Entstehung und dasMaterial aus dem ein Riff besteht. Es kann aus festen Materialien, wie Fels oder festemLehm/Mergel gebildet sein oder eine verfestigte Unterlage aus Sand darstellen, die überdas Wasser hinausragt und ein Sandriff darstellt, was landläufig als Sandbank bezeichnetwird. Eine weitere Möglichkeit ist besteht darin, dass es nicht geogenen Ursprungs ist,sondern sich aus biogen gebildeten Materialien zusammensetzt. Ihnen allen gemein ist dieTatsache, dass es sich um feste Materialien, sogenannte Hartsubstrate, handelt. Dadurchwird dem Riff eine hohe biologische Funktion in der Ökologie zugestanden, kommen dochim Regelfall deutlich mehr Weichsubstrate in unseren Gewässern vor als Hartsubstrate.Gerade in der Nord- und Ostsee ist aus diesem Grunde das Riff als Hartsubstrat so wich-tig. Denn nur hier besteht die Möglichkeit, dass sich Pflanzen und Tiere mit einer sessilenalso festsitzenden Lebensweise dauerhaft ansiedeln können. Hierbei ist derzeit nicht klarwie hoch der Flächenanteil der Riffe in der Ostsee in Relation zu den anderen Biotopenist. Er dürfte im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegen.Felsenriffe sind grundsätzlich die häufigste Form des Riffes in unseren Breiten. Der anste-hende Fels kommt dort an die Gewässerbodenoberfläche wo starke Wasserbewegungeneine Ablagerung von Sinkstoffen bzw. Sandmaterial verhindern und an den Stellen, andenen infolge zu steilen Abfalls des Felsuntergrundes eine Sedimentablagerung nicht er-folgen kann.

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    Sandbänke hingegen, werden durch das Wechselspiel von Tide und Strömungen gebildet,durch die sich Sande oder Kiese ablagern die wiederum einen eigenen Lebensraum bil-den. Im Gegensatz zu Felsenriffen sind Sandbänke deutlich dynamischer in ihrer Entste-hung und auch in ihrem Wandel. Neben diesen beiden geogenen Rifftypen spielt das bio-gene Riff eine weitere Bedeutung. Hier bilden in der Regel kalkbildende Tiere, wie Koral-len, eine feste Struktur die sich im Laufe der Jahrmillionen zu riesigen Kalkriffen entwi-ckeln konnten, wie sie in den tropischen Zonen z.B. dem bekannten Great Barrier Reefvorkommen. In unseren Breiten werden sie durch größere Austernbänke oder Miesmu-schelnkonglomerationen gebildet. Die sich dort anhäufenden Muscheln und Muschelscha-len bilden ein festes Hartsubstrat für andere sessil lebenden Tiere. Ein weiterer Rifftyp, diekünstlichen Riffe, bleibt zu erwähnen. Diese durch menschliche Bauwerke wie Schiffe(Wracks), Hafenmolen, Tetrapoden und vieles mehr entstandenen Riffe sind bezüglichihrer biologischen Funktion als hochwertiger Lebensraum unter Wasser einzustufen. Indiesen als reich und differenzierten Makro- und Mikrobiotopen anzusprechenden Lebens-räumen entwickelt sich eine außerordentlich artenreiche und ökologisch vielseitige Fauna.Sie entsteht aufgrund der Tatsache, dass das Riff eine Vielzahl an Unterschlupf- und Ver-ankerungsmöglichkeiten bietet. Diese werden von vielen sessilen, halbsessilen sowieauch vagilen (frei beweglichen) Lebewesen und vor allem auch der schutzbedürftigenJungstadien genutzt.Zunächst scheinen die Riffe nur einen Strukturbezirk für Organismen zu bieten, nämlichdie Grenzoberfläche zwischen Hartsubtrat und Wasser. Doch nicht nur diese wird besie-delt, auch kommen Organismen hinzu welche sich in das Gestein bohren, dort leben undnach ihrem Absterben für andere Organismen zu nutzende Höhlen hinterlassen. Aberauch eine Unzahl an Spalten und Höhlen in den Steinen selbst als auch die in den nahebeieinander liegenden Geröllen sich bildende Vielzahl an Versteckmöglichkeiten kommthinzu. In den Spalten und Geröllzwischenräumen lagern sich weitere Substrate wieSchlamm oder Detritus ab, die wieder neue Lebensräume bieten. Allein die sogenanntenbohrenden Arten wie Borstenwürmer, Muscheln und Schwämme bilden artenreiche Zöno-sen im Stein und können dort in großer Anzahl auftreten. Z.b. kann der bohrende Bors-tenwurm Polydora mit bis zu 300 000 Individuen pro Quadratmeter angetroffen werden.Auf der Oberfläche der Riffe bilden sich dichte Aggregationen mit einer Vielzahl an Tier-und Pflanzenarten die auf der Oberfläche verankert sind. Neben sessilen Würmern, Man-teltieren, Schwämmen, Moostierchen, Weichkorallen finden sich zahlreiche Seepockenund weitere Krebsarten und Muscheln. Zu diesen Tieren gesellen sich halbsessile Tiere,also Arten die nur unter extremen Umständen den festen Untergrund verlassen. Hierzuzählen Seeanemonen, Muscheln, Borstenwürmer und Seegurken. Doch nicht nur diesenverankerten Tieren bietet das Riff einen Lebensraum. Hinzu kommen auch vagile, alsosich durch aktive Fortbewegung auszeichnende, Tiere wie Seesterne, Würmer, Krebse,Schnecken und natürlich die Fische.Neben den oben aufgeführten Tiergruppen und -arten findet sich auf den Riffen zudemeine Vielzahl an Algen die hier ihren festen Sitz haben. So nutzen Rotalgen, Grünalgenund Tange die feste Grundlage des Riffs zum Verankern und bilden somit die Grundlagefür weiteres Wachstum. Hierdurch entsteht wiederum ein neues Biotop im Bereich zwi-schen den Algen und deren Oberflächen, das wiederum weiteren Tierarten einen Lebens-raum bietet.Hierdurch wird klar, dass die Riffe in erster Linie einen primären Lebensraum für viele Or-ganismen darstellen, darüber hinaus jedoch auch Nahrungshabitate für Vögel und Mee-ressäuger und Laichgründe für Fische bieten. Des Weiteren dienen sie aufgrund ihrer dis-

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    junkten Verbreitung als Trittstein- und Regenerationsreservoir bei der Ausbreitung vonBenthosorganismen.

    Riff (Definition)

    Die Definition des Biotoptypen Riffs ist bei BOEDEKER, D &. K. HEINICKE (2018) „BfN-Kartieranleitung für „Riffe“ in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Ge-schütztes Biotop nach § 30 Abs. 2 S. 1 Nr. 6 BNatSchG, FFH - Anhang I - Lebensraumtyp(Code 1170)“ Bundesamt für Naturschutz, ausführlich dargestellt.Hier heißt es: “Bei Riffen handelt es sich um Biotopkomplexe, die in bestimmten räumli-chen Konstellationen aus verschiedenen Biotoptypen mit rifftypischen Biozönosen (kor-respondierende Biotope) bestehen können und als markante morphologische Großformendes Meeresbodens in Erscheinung treten (FINCK et al. 2017). Die Schutzwürdigkeit vonRiffen ergibt sich aus den besonderen ökologischen Funktionen, die sie in Nord- und Ost-see aufweisen. So sind Riffe:

    • Lebensräume mit erhöhter Biodiversität, die andere Ökosystemfunktionen alsWeichböden bedienen;• Lebensräume und Rückzugshabitate für zum Teil seltene und gefährdete Tier- undPflanzenarten;• Aufwachsgebiete („Kinderstuben“) mit hoher Produktivität und Artenvielfalt;• Lebensräume, Laichplätze und Nahrungshabitate für viele Fischarten;• Nahrungshabitate für Seevögel und Meeressäugetiere sowie• Trittstein- und Regenerationsreservoirs bei der Ausbreitung von Benthosorganis-men.

    In BOEDEKER, D &. K. HEINICKE (2018) heißt es zu den Riffen die im Adlergrund undWestliche Rönnebank vorkommen auf Seite 41 ff: Der Adlergrund befindet sich im See-gebiet zwischen Rügen und Bornholm am südöstlichen Rand des Arkonabeckens und bil-det mit der Rönnebank eine genetische und strukturelle Einheit. Die Bank besteht ausmehreren Endmoränenzügen mit blockreichem Geschiebemergel und erstreckt sich vonder Südküste Bornholms bis etwa 10 Seemeilen nordöstlich vor Rügen. Am sogenannten„Foulegrund“, der flachsten Stelle der Rönnebank am Adlergrund mit zum Teil weniger als5 m Wassertiefe, liegen die größten und am weitesten bis zur Wasseroberfläche aufra-genden Riffe in der deutschen AWZ der Ostsee. Eine Besonderheit des Adlergrundes istder Übergang der eiszeitlichen Stauchungsstrukturen aus Geschiebemergel in kiesig-sandige und mit zunehmender Tiefe im Gebiet der Westlichen Rönnebank auch über-schlickte Flächen. Auf der Westlichen Rönnebank befindet sich bei einer durchschnittli-chen Wassertiefe von 25 m ein ausgedehnter Bereich mit gemischten Substraten. Mittel-bis Grobsande mit variierendem Kiesanteil und Feldern aus Steinen und Blöcken formengeogene Riffe. Weiterhin treten auf der gesamten Rönnebank weiträumig Restsedimenteauf, wobei die Verbreitung von Steinen nicht immer mit der Lage der Restsedimentflächenkorrespondiert. So gibt es Bereiche innerhalb der Restsedimentflächen, in denen Grob-sande und Kiese dominieren. Auffällig ist weiterhin das Auftreten von einige m breiten undmehrere 100 m langen Rücken. Auf diesen Rücken finden sich gehäuft Blockwälle, wäh-rend in der näheren Umgebung oftmals Flächen, die von Grobsand und Kies dominiert

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    werden, anzutreffen sind. In den Flachwasserzonen besiedeln bis etwa 10 m Tiefe häufig„Makrophytenwälder“ aus Großalgen wie Sägetang, Meersaite und Gabeltang die Riffe(Abb. 15, Gosselck et al. 1998). Besonders im Sommer überdecken fädige Braunalgen wieEctocarpus spp. den Meeresgrund, wobei sie sich auch auf anderen epibenthischen Artenfestheften. Auf den tiefer gelegenen Riffen, aber auch auf Kies- und Sandflächen dominie-ren dagegen Miesmuscheln, stellenweise aufgrund der hohen Muscheldichte in Form vonBänken (potenzielle biogene Riffe). In den Riffflächen findet sich zudem eine auffallendarten- und individuenreiche Fischfauna.

    Des Weiteren findet sich eine verbindliche Definitionsgrundlage eines Riffes in der AWZderzeit in FINCK, P., HEINZE, S., RATHS, U., RIECKEN, U. & A. SSYMANK (2017): RoteListe der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands (dritte fortgeschriebene Fassung). Natur-schutz und Biologische Vielfalt, Heft 156. Bundesamt für Naturschutz Bonn. 460 S.

    Wie in den vorherigen Ausführungen erkennbar ist, würden die einzubringenden Steineunter den Begriff des „Block“ fallen. Diese eher seltenere Gesteinsgröße (Geröll über-wiegt) wäre im Bereich des LRT Riff begrüßenswert. Sie stellen also das Gegenteil einerBeeinträchtigung dar. Auch wenn bei der Einbringung zunächst ein kleiner Lebensraumreduziert würde, käme es doch langfristig schon aufgrund der Lagestabilität von Blöckenzu einer Verbesserung des LRT´s Riffes. Dieses Szenario würde gelten, wenn die Steineinnerhalb des schon vorhandenen Lebensraumtypes Riff eingebracht würden. Sollten siein andere, nicht geschützten Biotope wie Mittelsand, oder Feinsandbiotope eingebrachtwerden, käme es zu einer Aufwertung des Biotopes. Sie würden in diesen Biotopen aucheine Trittsteinfunktion erfüllen.Ausgehend von der pessimalen Annahme der Reduzierung des Lebensraumes durch dieEinbringung der Steine, wäre der Anteil von 200 Quadratmeter in Relation zur Größe dervorhandenen Fläche im kaum messbaren Bereich. Diese liegt nach Angaben des BfN beiüber 100 Quadratkilometern.

    Fazit:

    Die Einbringung von geogenen Hartsubstraten in das FFH-Gebiet Adlergrund würde zueiner Verbesserung des Lebensraumtypes „Riff“ führen. Somit wäre eine „erhebliche“ Be-einträchtigung auszuschließen.

    3.1.3 Beeinträchtigung Schweinswal (Phocoena phocoena) (EU-Code 1351)

    Akustische und optische Reize durch Einbringen der Steine mittels Schiffen

    Akustische und optische Beeinträchtigungen von Meeressäugern sind grundsätzlich durchden Schiffsverkehr gegeben.

    Schweinswale orientieren sich optisch durch Sonar und durch Magnetkompassorientie-rung. Daher können sie langsam fahrenden Legeschiffe rechtzeitig wahrnehmen undihnen ausweichen. Einheitliche Bewertungen von Reaktionen von Schweinswalen aufSchiffslärm liegen nicht vor. Es ist anzunehmen dass das Verhalten auch von Ge-wöhnungseffekten und Vorbelastungen abhängig ist. MORTENSEN et al. 2011 konnte beiseinen Untersuchungen von Schiffslärm im Bereich vielbefahrener Schiffsrouten keine kla-

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    re Beziehung zwischen der Entfernung zu den Schifffahrtsrouten und der Aktivität vonSchweinswalen feststellen. Bei einer Studie von WISCHNIEWSKA et al. (2018) an siebenmit Datenloggern ausgestatteten Schweinswalen in dänischen Küstengewässern wurdedeutlich, dass diese in 17-89% des Untersuchungszeitraums Schiffslärm ausgesetzt wa-ren. Besonders hohe Lärmbelastungen über 96 dB z. B. durch Schnellfähren waren miteinem Abtauchen sowie Unterbrechung der Echoortung und der Nahrungssuche verbun-den. Eine häufige Unterbrechung der Nahrungssuche kann sich längerfristig aufkörperliche Fitness der Tiere auswirken.Da die Störung auf wenige Tage begrenzt wäre und aufgrund der Gesamtgröße desSchutzgebietes von über 23.000 ha verblieben jedoch großflächig Ausweichräume, sodass die zeitlich und räumlich begrenzten Störwirkungen als unerheblich bewertet werdenkönnen und müssen. Das skizzierte Projekt ginge in dem vorhandenen Schiffsverkehr un-ter und würde damit in keiner Weise eine „erhebliche“ Beeinträchtigung darstellen.

    Trübstofffahnen

    Wie oben bzgl. des LRT „Riffe“ ausgeführt, wären die verursachten Trübungsfahnen als un-erheblich einzustufen.

    3.1.4 Beeinträchtigung Kegelrobbe (Halichoerus grypus) (Code 1364)

    Akustische und optische Reize durch Einbringen der Steine mittels Schiffen

    Akustische und optische Beeinträchtigungen von Meeressäugern sind grundsätzlich durchden Schiffsverkehr gegeben.

    Über die Beeinträchtigung von Kegelrobben durch Lärm ist wenig bekannt. Laut dem Mee-resumwelt-Symposium vom 05.06.2019 (Quelle)https://www.bsh.de/DE/PRESSE/Veranstaltungen/MUS/_Anlagen/Downloads/MUS-2019-Praesentation-Nachtsheim.pdf?__blob=publicationFile&v=2l liegt die Störung bei Kegel-robben im Wesentlichen in der Unterbrechung von Ruhephasen an Land und unter Was-ser. Eine häufige Störung der Tiere kann sich längerfristig auf die körperliche Fitness aus-wirken.Da die Störung auf wenige Tage begrenzt wäre und aufgrund der Gesamtgröße desSchutzgebietes von über 23.000 ha verblieben jedoch großflächig Ausweichräume, sodass die zeitlich und räumlich begrenzten Störwirkungen als unerheblich bewertet werdenkönnen und müssen. Das skizzierte Projekt ginge in dem vorhandenen Schiffsverkehr un-ter und würde damit in keiner Weise eine „erhebliche“ Beeinträchtigung darstellen.

    TrübstofffahnenWie oben bzgl. des LRT „Riffe“ ausgeführt, wären die verursachten Trübungsfahnen alsunerheblich einzustufen.

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    3.1.5 Beeinträchtigung der im Standartdatenbogen aufgeführten Meeresvögel(Zwergmöwe, Prachttaucher, Sterntaucher, Eisente, Gryllteiste, Samtente, Traue-rente)

    2.7.1.5 Zwergmöwe (Hydrocoloeus minutus)

    Bedeutendere Vorkommen, v.a. während des Wegzugs, wenn mit insgesamt ca. 9500 In-dividuen rund 13 % der biogeographischen Population durch den deutschen Ostseeraumzieht, finden sich in der deutschen Ostsee schwerpunktmäßig in der Pommerschen Buchtund im östlichen Bereich des Greifswalder Boddens. Auf der westlichen Ostsee kommt dieZwergmöwe nur in geringer Zahl vor, ist zu beiden Zugzeiten auf der Nordsee regelmäßigund im Unterelberaum v.a. während des Wegzugs sehr häufig anzutreffen. Die westlichePommersche Bucht besitzt Bedeutung für die Zwergmöwe, wobei nach MENDEL et al..(2008) für die meisten Raster durchschnittlich mit 1 bis 2 Individuen/km² zu rechnen ist.Weiter nördlich, in der offenen Ostsee, also auch im Bereich des Adlergrunds ist die Zahlder Nachweise niedriger. Der unmittelbare Küstenbereich spielt für die Art offenbar keineRolle.

    Zwergmöwen weisen eine sehr geringe Fluchtdistanz gegenüber Schiffen auf, folgen die-sen allerdings auch seltener gezielt, wie es bei anderen Möwenarten zu beobachten ist.Sie sind wendige Flieger, für die nur bei sehr schlechten Sichtverhältnissen von einer ge-ringen Kollisionsgefahr mit technischen Bauwerken auf See zu rechnen wäre. Zwergmö-wen nehmen ihre Nahrung (überwiegend kleine Wirbellose) meistens im Flug von derWasseroberfläche auf.

    Das skizzierte Projekt in Verbindung mit einem langsam fahrenden Schiff würde nicht zuFluchtreaktionen von Zwergmöwen führen, so dass keine Störungen zu erwarten wären.Der kurzzeitig nicht zur Verfügung stehende Nahrungsraum im Bereich des Schiffes wäreminimal gering und damit ohne Bedeutung.

    Auf den Erhaltungszustand der lokalen Population durchziehender Zwergmöwen würdesich die Störung daher nicht auswirken.

    TrübstofffahnenWie oben bzgl. des LRT „Riffe“ ausgeführt sind die verursachten Trübungsfahnen als un-erheblich für die Meeresvögel einzustufen.

    2.7.1.6 Prachttaucher (Gavia arctica)

    Der Prachttaucher hat seinen Verbreitungsschwerpunkt im Ostteil der deutschen Ostsee.Im Winter hält er sich weit verbreitet in der Pommerschen Bucht im Küstenbereich vonRügen, auf der Oderbank und am Adlergrund sowie westwärts bis zum Darß in geringenbis mittleren Dichten auf. In der westlichen Ostsee gibt es eine Konzentration im Bereichder Sagasbank sowie Nachweise bei Fehmarn und in der Kieler Bucht. Zum Frühjahr hinnimmt der Bestand ab, die Vorkommen befinden sich v. a. im küstenfernen Bereich derPommerschen Bucht. Im Sommer gibt es ein kleines Vorkommen im Bereich derOderbank. Im Herbst weisen Prachttaucher eine flächige Konzentration im Bereich der

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    Oderbank, auch aus der Tromper Wiek im Norden von Rügen gibt es mehrere Nachweise(MENDEL et al. 2008).Nach MENDEL et al. (2008) liegt der Rastbestand des Prachttauchers in der deutschenAWZ (Ostsee) mit höchsten Zahlen im Frühjahr bei etwa 1.100 Individuen (basierend aufSchiffstransektzählungen 2000-2007) mit einem Anteil von 0,3 % an der biogeographi-schen Population.

    Prachttaucher weisen gegenüber sich nähernden Schiffen eine hohe Fluchtdistanz auf undfliegen meist schon in großer Entfernung auf, wodurch es zu Meidungen von Gebieten mithäufiger befahrenden Seerouten kommt. V. a. in den Rast- und Überwinterungsgebietenernähren sich Prachttaucher überwiegend von Fischen, die überwiegend in Tiefen vondeutlich weniger als 10 Metern erbeutet werden. Es sind allerdings auch Tauchtiefen vonüber 40 Metern bekannt (BAUER et al. 2005; MENDEL et al. 2008).Kollisionen fliegender oder schwimmender Prachttaucher mit den langsam fahrendenSchiffen sind nicht zu erwarten, da die Tiere das direkte Umfeld der Schiffe soweit meidenwerden, dass sie nicht verletzt oder getötet werden. Ein Verletzungs- oder Tötungsrisikofür Tiere der Art kann demnach ausgeschlossen werden.Das Flüchten von Tieren vor Schiffen würde aber keine nachhaltigen Schädigungen vonIndividuen bewirken, da gelegentliche Fluchtreaktionen (z. B. aufgrund von Feinden oderNahrungsschmarotzern) zum allgemeinen Lebensschema der Art gehören. MöglicheStörungen von Prachtauchern durch das Vorhaben sind lokal und zeitlich begrenzt.

    TrübstofffahnenWie oben bzgl. des LRT „Riffe“ ausgeführt sind die verursachten Trübungsfahnen als un-erheblich für die Meeresvögel einzustufen.

    2.7.1.7 Sterntaucher (Gavia stellata)

    Sterntaucher brüten nicht in Deutschland, sondern sind hier Wintergäste, Durchzügler undseltene Sommergäste. Sie sind auf der deutschen Ostsee im Winterhalbjahr in geringenDichten weit verbreitet. Größere Konzentrationen halten sich in der Mecklenburger Buchtauf, zudem gibt es gehäufte Vorkommen in der Pommerschen Bucht, insbesondere imKüstenbereich von Rügen und im Bereich der Oderbank. Daneben gibt es kleinere Vor-kommen in der Kieler Bucht, nördlich von Darß und Zingst und im AWZ-Bereich nördlichvon Rügen. Bevorzugt werden Gebiete mit Wassertiefen zwischen 10 und 30 Metern, wo-bei die unmittelbaren Küstenbereiche meist gemieden werden. Nach MENDEL et al.(2008) liegt der Rastbestand des Sterntauchers in der deutschen AWZ (Ostsee) bei etwa2.200 Individuen im Frühjahr (basierend auf Schiffstransektzählungen 2000-2005) mit ei-nem Anteil von 0,7 % an der biogeographischen Population.Sterntaucher weisen gegenüber sich nähernden Schiffen eine sehr hohe Fluchtdistanz aufund fliegen meist schon in sehr großer Entfernung auf, wodurch es zu Meidungen von Ge-bieten mit häufiger befahrenden Seerouten kommt. V. a. in den Rast- undÜberwinterungsgebieten ernähren sich Sterntaucher überwiegend von Fischen, diegrößtenteils in Tiefen bis etwa 10 Meter erbeutet werden (MENDEL et al. 2008).Kollisionen fliegender oder schwimmender Sterntaucher mit den langsam fahrenden Schif-fen sind nicht zu erwarten, da die Tiere das direkte Umfeld der Schiffe soweit meiden wer-

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    den, dass sie nicht verletzt oder getötet werden. Eine Verletzungs- oder Tötungsrisiko fürTiere der Art kann demnach ausgeschlossen werden.Kurzfristig ständen aufgrund Steineinbringungsmaßnahmen potenzielle Nahrungsge-wässer nicht zur Verfügung. Die im Freiwasser jagenden, also nicht auf nur eingeschränktvorhandene spezielle Benthoshabitate angewiesenen Sterntaucher können aber temporärproblemlos auf andere, gleichwertige Bereiche ausweichen. Zumal anzunehmen ist, dassdie Fische als seine Nahrungsgrundlage den Bereich erhöhter Schallemissionen währendder Steineinbringungsmaßnahmen ebenfalls verlassen werden.Das Flüchten von Tieren vor Schiffen würde aber keine nachhaltigen Schädigungen vonIndividuen bewirken, da gelegentliche Fluchtreaktionen (z. B. aufgrund von Feinden oderNahrungsschmarotzern) zum allgemeinen Lebensschema der Art gehören. MöglicheStörungen von Sterntauchern durch das Vorhaben sind lokal und zeitlich begrenzt.

    TrübstofffahnenWie oben bzgl. des LRT „Riffe“ ausgeführt sind die verursachten Trübungsfahnen als un-erheblich für die Meeresvögel einzustufen.

    2.7.1.8 Eisente

    Die Schwerpunkte der Verbreitung der Eisente in der deutschen Ostsee im Winterhalbjahrliegen v.a. in der Pommerschen Bucht (hier v.a. Oderbank und Adlergrund), im Greifswal-der Bodden, im Bereich nördlich von Darß und Zingst sowie in der Kieler und z.T. Lübe-cker Bucht. In dem östlichen Teil der Pommerschen Bucht finden sich die größten Kon-zentrationen von Eisenten. Im Bereich des FFH-Gebietes Westliche Rönnebank ist mitkontinuierlichen Vorkommen in geringer Dichte zu rechnen. In jüngerer Zeit wurden aller-dings sehr deutliche Bestandsrückgänge der im Ostseeraum außerhalb der Brutzeit fest-zustellenden Eisenten beobachtet. SKOV et al.. (2011) stellen die Bestandsdaten von1992-94 mit knapp 4,3 Millionen Individuen den aktuell ermittelten knapp 1,5 Millionen Ei-senten (Bezugszeitraum 2007 – 2009) gegenüber, was einem Rückgang von gut 65 %)entspricht. Die Bestände im SPA „Pommersche Bucht“ liegen mit bis zu 130.000 Individu-en und im SPA „Greifswalder Bodden“ mit bis zu 60.000 Eisenten, die dort v.a. im Frühjahrhierher wandern, um Heringslaich zu fressen, zeitweise deutlich über der Kriteriumsgren-ze, so dass die Eisente auch Zielart beider SPA’s ist. Die starken Rückgänge der Eisentehaben auch dazu geführt, dass die Art weltweit als „Vulnerable“ (was der Kategorie „ge-fährdet“ entspricht) eingestuft werden musste.Eisenten zeigen eine hohe Fluchtdistanz gegenüber Schiffen und fliegen meist auf, wenndiese sich nähern. Eisenten ernähren sich v.a. im Winter hauptsächlich von benthischenMollusken, die auch in größeren Tiefen von bis zu 30 Metern (gelegentlich noch tiefer) er-beutet werden. Im Frühjahr scheint Heringslaich einen bedeutenden Teil der Nahrungauszumachen. Eisenten wechseln offenbar häufig zwischen verschiedenen Rastplätzenund zeigen insbesondere während des Zuges auch nächtliche Flugaktivität. (BAUER et al.,2005; MENDEL et al.., 2008 nach verschiedenen Quellen).

    Das skizzierte Projekt in Verbindung mit einem langsam fahrenden Schiff mit ihren Schall-und Lichtemissionen könnte ein Flüchten von Eisenten, die eine hohe Fluchtdistanz ge-

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    genüber Schiffsverkehr zeigen, auslösen, ein Umstand der aber keine nachhaltigen Schä-digungen von Individuen bewirken würde, da gelegentliche Fluchtreaktionen (z.B. auf-grund von Feinden oder Nahrungsschmarotzern) zum allgemeinen Lebensschema der Artgehören.Stärker als Arten, die im Freiwasser – z.B. nach Fischen – jagen, sind Eisenten, die be-vorzugt nach benthischen Mollusken tauchen, an bestimmte Nahrungsgründe gebunden.Stehen diese Nahrungsgründe, insbesondere Muschelbänke, durch das Einbringen vonSteinen temporär nicht zur Verfügung besteht die Möglichkeit des Ausweichens. Grund-sätzlich nutzen Eisenten während der Rast- und Überwinterungszeiten aber großflächigerverteilte, verschiedene Nahrungshabitate, so dass der vorrübergehende Ausfall einzelnerNahrungsgründe durch das Ausweichen auf andere gleichwertige Bereiche, die außerhalbdes Störwirkungsraums des skizzierten Projektes liegen, kompensiert werden kann. Aufden Erhaltungszustand der lokalen Population überwinternder oder rastender Eisentenwirkt sich die Störung daher nicht aus.

    TrübstofffahnenWie oben bzgl. des LRT „Riffe“ ausgeführt sind die verursachten Trübungsfahnen als un-erheblich für die Meeresvögel einzustufen.

    2.7.1.9 Gryllteiste (Cepphus grylle)

    Gryllteisten brüten nicht in Deutschland, halten sich aber während des Durchzuges sowieim Winter regelmäßig auf der Ostsee auf, überwiegend im Bereich des Adlergrunds. Die-ses Vorkommen ist trotz der relativ geringen Dichten als international bedeutsam einzustu-fen (GARTHE 2003). Die größten Anzahlen werden im Winter erreicht. Zu dieser Jahres-zeit kommt die Gryllteiste auch verstreut in weiteren Bereichen der Pommerschen Buchtund entlang der Küste Rügens westwärts bis zum Plantagenetgrund vor. Im Herbst tritt dieArt auch auf der Sagasbank und vor dem Darß auf, im Frühjahr ist eine Häufung um KapArkona (Rügen) zu erkennen. Im Sommer kommt die Gryllteiste in der deutschen Ostseenur sehr vereinzelt vor (MENDEL et al. 2008).Nach MENDEL et al. (2008) liegt der Rastbestand der Gryllteiste in der deutschen AWZ(Ostsee) mit dem Maximum im Winter bei 310 Individuen (basierend auf Schiffstran-sektzählungen 2000-2007) mit einem Anteil von 0,4% an der biogeographischen Populati-on.Gryllteisten weisen eine mäßig hohe Fluchtdistanz gegenüber Schiffen auf und fliegen beideren Annährungen meist ab. Gryllteisten erbeuten ihre zu einem größeren Teil aus Fi-schen aber auch Wirbellosen bestehende Nahrung tauchend, wobei sie nicht so tief wieTordalken und Trottellummen vordringen und oft in flacheren Gewässern bis maximal 20Metern Tiefe dicht über dem Meeresgrund jagen (BAUER et al., 2005; MENDEL et al.2008).Kollisionen fliegender oder schwimmender Gryllteisten mit den langsam fahrenden Schif-fen sind nicht zu erwarten, da die Tiere das direkte Umfeld der Schiffe soweit meiden wer-den, dass sie nicht verletzt oder getötet werden. Ein Verletzungs- oder Tötungsrisiko fürTiere der Art kann demnach ausgeschlossen werden.Kurzfristig ständen aufgrund der Steineinbringungsarbeiten potenzielle Nahrungsgewässernicht zur Verfügung. Die im Freiwasser jagenden, also nicht auf nur eingeschränkt vor-

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    handene spezielle Benthoshabitate angewiesenen Gryllteisten können aber temporärproblemlos auf andere, gleichwertige Bereiche ausweichen.

    TrübstofffahnenWie oben bzgl. des LRT „Riffe“ ausgeführt sind die verursachten Trübungsfahnen als un-erheblich für die Meeresvögel einzustufen.

    2.7.1.10 Samtente (Melanitta fusca)

    Samtenten brüten nicht in Deutschland. In Mitteleuropa sind sie als häufige Durchzüglerund Wintergäste auf Nord- und Ostsee bekannt, wobei sich die wichtigstenÜberwinterungsgebiete auf der Ostsee befinden mit den Konzentrationsgebieten Ir-be/Rigaer Bucht, Pommersche Bucht und Kattegat. In der deutschen Ostsee konzentrie-ren sich Samtenten fast ausschließlich im östlichen Bereich, wo sie nahezu ganzjährig inküstenfernen Gebieten der Pommerschen Bucht anzutreffen ist. Im Herbst bildet sich einflächiges Vorkommen mit hohen Dichten auf der Oderbank. Dieser Konzentrationsschwer-punkt dehnt sich im Winter noch weiter nach Norden Richtung Adlergrund aus und bleibtbis ins Frühjahr mit hohen Dichten bestehen. Zu dieser Jahreszeit halten sich Samtentenauch stark konzentriert in den tieferen Bereichen zwischen Oderbank und Adlergrund auf.In geringer Anzahl tritt die Samtente auch in küstennäheren Gewässern auf, insbesondereim Winter und Frühjahr am Eingang zum Greifswalder Bodden. Westlich von Rügenkommt die Art nur vereinzelt und in geringen Dichten vor (MENDEL et al. 2008).Die höchsten Rastbestandszahlen (basierend auf Schiffstransektzählungen 2000-2007) fürdie AWZ (Ostsee) werden im Winter erreicht und liegen bei 37.000, was einem Anteil ander biogeographischen Population von 3,7 entspricht (MENDEL et al. 2008.Die zwar sehr langsam fahrenden Legeschiffe mit ihren Schall- und Lichtemissionenkönnen ein Flüchten von Samtenten, die eine hohe Fluchtdistanz gegenüber Schiffsver-kehr zeigen, auslösen. Dies würde aber keine nachhaltigen Schädigungen von Individuenbewirken, da gelegentliche Fluchtreaktionen (z. B. aufgrund von Feinden oder Nahrungs-schmarotzern) zum allgemeinen Lebensschema der Art gehören. Mögliche Störungen vonSamtenten in der Steineinbringungsphase sind lokal und zeitlich begrenzt.Kollisionen fliegender oder schwimmender Samtenten mit den langsam fahrenden Schif-fen sind nicht zu erwarten, da die Tiere das direkte Umfeld der Schiffe soweit meiden wer-den, dass sie nicht verletzt oder getötet werden. Auch mausernde zeitweise flugunfähigeSamtenten, könnten den Schiffen schwimmend ausweichen. Ein Verletzungs- oderTötungsrisiko für Tiere der Art kann demnach ausgeschlossen werden.

    TrübstofffahnenWie oben bzgl. des LRT „Riffe“ ausgeführt sind die verursachten Trübungsfahnen als un-erheblich für die Meeresvögel einzustufen.

    2.7.1.11 Trauerente (Melanitta nigra)

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    Trauerenten brüten nicht in Deutschland, halten sich aber ganzjährig auf Nord- und Ost-see auf. Sie ernähren sich in der Ostsee hauptsächlich von Muscheln, die tauchend erbeu-tet werden. Die maximale festgestellte Tauchtiefe liegt bei 30 m. Trauerenten wechseln oftzwischen verschiedenen Rastplätzen und zeigen insbesondere während des Zuges auchnächtliche Flugaktivität und sind nur mäßig gut manövrierfähig. Die Art zeigt eine hoheFluchtdistanz gegenüber Schiffen und fliegt meist auf, wenn diese sich nähern. Dies kannzu einer Meidung häufig befahrener Strecken führen (MENDEL et al. 2008)Die Schwerpunkte der Herbst-, Frühjahrs- und Wintervorkommen der Trauerente in derdeutschen Ostsee finden sich v. a. in küstennahen Flachwasserbereichen oder Flach-gründen im Offshore-Bereich in der Pommerschen Bucht, im Bereich nördlich und westlichvon Darß und Zingst sowie im Bereich der Kieler Bucht. Die Hauptvorkommen in derPommerschen Bucht, wo die Trauerente mit schwankenden Beständen auch während derMauserzeit im Sommer anzutreffen ist, liegen überwiegend südöstlich des Adlergrunds(v.a. Oderbank) (MENDEL et al. 2008).Kollisionen fliegender oder schwimmender Trauerenten mit den langsam fahrenden Schif-fen sind nicht zu erwarten, da die Tiere das direkte Umfeld der Schiffe soweit meiden wer-den, dass sie nicht verletzt oder getötet werden. Auch mausernde Trauerenten, die für 2-3Wochen flugunfähig sind, könnten den LSchiffen schwimmend ausweichen. Ein Verlet-zungs- oder Tötungsrisiko für Tiere der Art kann demnach ausgeschlossen werden.Die fahrenden Schiffe mit ihren Schall- und Lichtemissionen können ein Flüchten vonTrauerenten, die eine hohe Fluchtdistanz gegenüber Schiffsverkehr zeigen, auslösen.Dies würde aber keine nachhaltigen Schädigungen von Individuen bewirken, da gelegent-liche Fluchtreaktionen (z. B. aufgrund von Feinden oder Nahrungsschmarotzern) zum all-gemeinen Lebensschema der Art gehören. Mögliche Störungen von Trauerenten in derSteineinbringungsphase sind lokal und zeitlich begrenzt.

    TrübstofffahnenWie oben bzgl. des LRT „Riffe“ ausgeführt sind die verursachten Trübungsfahnen als un-erheblich für die Meeresvögel einzustufen.

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    4. Ergebnis/Fazit

    Durch das skizzierte Projekt, käme es zu keiner erheblichen Beeinträchtigung der relevan-ten Arten und Lebensraumtypen des FFH-Gebietes „Adlergrund“.Die Beurteilung der Erheblichkeit von bau- und anlagebedingten Flächeninanspruchnah-men von nach den Schutz- und Erhaltungszielen des FFH-Gebietes geschützten Lebens-raumtypen und Arten erfolgt auf Grundlage der Unterlage "Fachinformationssystem undFachkonventionen zur Bestimmung der Erheblichkeit im Rahmen der FFH-VP – Endbe-richt zum Teil Fachkonventionen" (LAMBRECHT & TRAUTNER 2007). Gemäß LAM-BRECHT & TRAUTNER (2007) ist eine vorhabenbedingte Inanspruchnahme von den Er-haltungszielen der geschützten Lebensraumtypen nach Anhang I FFH-Richtlinie bzw. vonHabitaten der Arten nach Anhang II FFH-Richtlinie in einem FFH-Gebiet durch Pläne undProjekte regelmäßig geeignet, das betreffende Gebiet erheblich zu beeinträchtigen. Je-doch stellen geringfügige Flächeninanspruchnahmen nicht zwangsläufig und stets eineerhebliche Beeinträchtigung dar, und zwar dann, „wenn ein gewisses Maß einer solchenVeränderung für den zu sichernden günstigen Erhaltungszustand eines Lebensraumes imFFH-Gebiet insgesamt nicht entscheidend und ein entsprechender Verlust in diesem Kon-text als "Bagatelle" zu betrachten wäre“ (ebd. S.1). Hierfür werden fünf Bedingungen for-muliert, die gemeinsam erfüllt sein müssen. Es kommt stets auf die Beurteilung des Ein-zelfalls an, die Werte besitzen einen orientierenden Charakter. Der Fachkonventionsvor-schlag zielt dabei sowohl auf Habitate von Arten und Lebensräume ab, die in ihrem Erhal-tungszustand zu bewahren sind, also auch auf solche, die nach den gebietsspezifischenEntwicklungszielen entwickelt werden sollen. Hieraus leitet sich nach LAMBRECHT &TRAUTNER (2007) ein Orientierungswert für den Flächenverlust zur Beurteilung der Er-heblichkeit von Beeinträchtigungen ab. Dieser Flächenverlust des Lebensraumtyps darf inAbhängigkeit vom Gesamtbestand des Lebensraumtyps im Gebiet bestimmte Orientie-rungswerte nicht überschreiten. Der niedrigste genannte Orientierungswert liegt bei 0,1 %.Ausgehend von fast 180 Quadratkilometern relevantem Lebensraumtypes „Sandbank undRiffstrukturen“ im FFH-Gebiet „Adlergrund“, würde der Flächenverlust des skizzierten Pro-jektes von 200 Quadratmetern deutlich unter diesem Wert liegen.Da für das FFH-Gebiet „Adlergrund“ keine vorhabensinduzierten Beeinträchtigungen zuerwarten sind, ist eine Prüfung kumulativer Wirkungen mit anderen Plänen und Projektennicht erforderlich.

    BioLaGu, Dr. Olaf Buck, Bleckede den 15.07.2020

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    5. Literatur und Quellenverzeichnis

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