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SUPER-NANNYIn den Feriencamps tobt

Fly gern mit denKindern herum - und

übernimmt ganz nebenbeiErziehungsaufgaben.

Fühlt sie sich nichtgut behandelt, bleibt sie

am nächsten Tag daheim,und die Jungs müssen

allein spielen

ALLE FÜR EINE ...Im Gegensatz zu vielen Menschen

hat Fly kein Problem mit derHyperaktivität der Kinder. Sie tobtmit ihnen herum, wirkt aber auchsehr ausgleichend und beruhigtaufgebrachte Gemüter. Anderer-seits achten die Kinder darauf,dass die Hündin nicht zu kurz

kommt. "Wenn für alle Pfannku­chen gebacken wird backen siefür Fly immer einen ohne Zucker

mit", berichtet Dieter Krowat­schek. Damit sie auch zu Hause

einen Hund zum Kuscheln haben,gibt es Fly inzwischen sogar alsStoffhund. Einige Eltern haben

sich auch privat einen Hund ange­schafft, weil sie vom positiven

Einfluss, den Fly auf ihr Kind aus­übt, sehr beeindruckt waren.

Border Collie Fly ist der heimliche Boss •1m FERIENCAMP

FLYS ERLEBNISSE ALS BUCH

dann selbst gemacht und sich sicher überdie Straße gekommen", erzählt er vollerBegeisterung.

Um den Lernerfolg zu testen, wurdendie Kinder dann beim Überqueren derStraße beobachtet, ohne dass Fly dabeiwar. Sie achteten dann zwar nicht ganzso zuverlässig auf den Verkehr wie mitdem Hund, blieben aber dabei, wenn dasGanze oft genug mit Fly zusammen wie­derholt wurde. Natürlich sind die Kindernach einem erlebnisreichen Tag im Ferien­camp abends "hundemüde". Und wennsie dann gemeinsam auf dem Sofa sitzen,fallen ihnen ziemlich schnell die Augen zu.Den Kindern und auch Fly, die wie immermitten unter ihnen sitzt. Saskia Brixner

Da nach Dieter Krowatscheks Erfahrung auch teilweise einealle Kinder Tiergeschichten mögen, hat er tiefenpsychologischesich zusammen mit der Kinderpsycholo- Bedeutung und stel-gin Uta Theiling für seine wöchentlichen len gewissermaßenTrainings in Marburg Entspannungsge- Lösungsmodelle dar.schichten ausgedacht. Hauptperson ist "Die Geschichtennatürlich Fly. Da die Erzählungen einen von der Fly" sindnoch positiveren Effekt auf die hyperak- nicht nur für ADS-tiven Kinder hatten als gedacht, hat er sie Kinder gedacht,nun auch als Buch herausgebracht. sondern gefallenZum einen handelt es sich dabei um auch allen anderen Kindern von fünf bis ~

Phantasiegeschichten wie llFly jagt das zwölf Jahren. ~o

Dünengespenst" oder "Fly fliegt nach Am besten sollten Flys Erlebnisse beim Le- ~

New York". Zum anderen sind es wahre sen von der Musik einer beigelegten CD be- ~

Erzählungen aus Flys Alltagsleben wie gleitet werden. Sie ist so komponiert, dass ~

"Fly wird Mutter" oder "Fly feiert eine sie 60 Taktschläge pro Minute hat. Das ent- Sit;jParty". Zwar sollen die Geschichten pri- spricht einem verlangsamten Herzrhythmus 15

mär beruhigend wirken, sie haben aber und wirkt daher beruhigend. Ui

~ Geschichten von der Fly. Verlag Modernes Lernen ISBN-13: 978-3938187500. € 26,80 §

ERFOLGALS SCHÜLERLOTSE

z.B. auf Ruf kommt. Auch das Überque­ren der Straße auf dem Weg zum Strand,was früher immer ein Problem war, weilsie unkontrolliert loslaufen wollten, wur­de dank Fly geregelt.

"Nachdem ich mehrere Vorschläge, wieman mit dem Hund sicher über die Stra­ße kommt, abgelehnt hatte, haben sichdie Kinder Folgendes überlegt: Wir ge­hen zuerst an den Straßenrand und sagen,Warte!' (ein Kommando, das Fly kennt).Dann sagen wir ,Guck!', und wenn keinerkommt, ,Lauf!'. Und genau das haben sie

Jeden Tag darfein anderes Kind Fly

mit Leckerbissenverwöhnen

"Statt hochzuspringen, blieb Fly einfachganz still sitzen und wartete, bis die Handlangsam auf Maulhöhe runterkam undhat sich einen Bissen ganz vorsichtig ge­nommen. Der Bub hat sie weiter gefüttertund war nachher ganz glücklich", be­richtet der Psychologe. Obwohl Fly auchsehr temperamentvoll sein kann, hat sienämlich ein sehr feines Gespür, was dieKinder im Moment brauchen.

Indem sie Dieter Krowatschek im Um­gang mit Fly beobachten, lernen die meis­ten Kinder sehr schnell, dass man einenHund nicht schimpfendarf, sondern positivbekräftigt, wenn eretwas gut macht,

der Therapeut schmunzelnd. "Doch dieMöwe hat sie natürlich längst gesehenund entschwindet. Trotzdem machen siedas bei der nächsten Möve genauso. "

Im Gegensatz zu so manchen Menschenhat die Hündin mit der Überaktivität derKinder nicht die geringsten Probleme. Sieist mit ihnen den ganzen Tag am Strandunterwegs, jagt Bällen hinterher und lässtsich knuddeln. Andererseits zeigt sie ihnenaber ganz deutlich ihre Grenzen. Fühlt siesich nicht gut behandelt, weil ein Kind siez.B. mit Sand beworfen hat, geht sie einpaar Tage lang nicht mehr mit und ist erstwieder zum Mitspielen bereit, Wenn mansich um sie bemüht.

Dank Fly haben sich die Wutanfälle,unter denen Kinder mit dem ADHS­Syndrom (siehe Kasten) häufig leiden,erheblich verbessert. "Am Anfang rastensie manchmal so häufig aus, dass manam späten Nachmittag sagt: Jetzt ab insBett", erklärt der Experte. "Früher gabes dann immer ein riesiges Theater. Heu­te fragen die Kinder: Kann die Fly mit?,und ich antworte: enn sie will. - UndFly geht immer mit, kuschelt sich an dasKind und die Wut verraucht."

Auch das Füttern von Fly gehört mitzum Trainingsprogramm. Jeden Tag istein anderes Kind an der Reihe, und daHyperaktive meist einen ausgeprägtenSinn für Gerechtigkeit haben, wird derPlan auch penibel eingehalten. Als danneines Tages ein Junge dran war, der eigent­lich Angst vor Hunden hatte, das aber vorden anderen nicht zugeben wollte, hielter den Teller vor lauter Angst ganz hoch.

GEHEIMMITTEL GEGENWUTANFÄLLE

allem mit hyperaktiven Kindern, seit sie­ben Jahren wird er dabei von seiner Hün­din Fly tatkräftig untersrützt. Fly geht mitin die wöchentlich stattfindenden Trai­ningsin Marburg und begleitet ihn zu denFeriencamps auf Sylt und in England.

Als Feriengast kann man dann des Öfterenein lustiges Schauspiel beobachten. "Wennsich Fly auf dem Bauch liegend langsaman eine Möwe heranrobbt, liegen sofort15 oder 16 Kinder auch auf dem Bauchund robben hinterher. Und die Hoffnungist groß, die Möwe zu erwischen"', erzählt

,,50 sehr überaktive Kinder ihre Umweltnerven können, verfügen sie doch überviele positive Eigenschaften. Meist sind sieausgesprochen freundlich, hilfsbereit und füreinfache, klar strukturierte Aufgaben gut ein­setzbar. Sie lassen sich leicht für neue Dingebegeistern und können Misserfolge erstaun­lich gut wegstecken", erklärt Experte DieterKrowatschek. "ADS bleibt zwar ein Lebenlang erhalten, haben die Betroffenen aberals Kind Strukturen gelernt, wie sie ihr Lebenorganisieren können, kommen sie später gutzurecht. Im Umgang mit ADHS-Kindern ist esäußerst wichtig, sich klar und deutlich auszu­drücken und ihnen durch ausdrückliches Lobzu zeigen, wann sie auf dem richtigen Wegsind. In manchem sollte das Training ähnlichwie mit einem jungen Hund sein: konsequent,aber ganz liebevoll und mit viel Lob."

WAS IST AD(H)S?Bei ADS (= Aufmerksamkeits-Defizit­Störung) und ADHS (= Aufmerksamkeits­Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) handeltes sich vermutlich um eine Regulations­störung im Frontalhirn auf genetischerGrundlage, die häufig mit Hyperakti­vität einhergeht und von der vor allemJungen betroffen sind. Die Kinder sindäußerst impulsiv, schwer zu kontrollie­ren und zu disziplinieren. Sie sprechenständig ungefragt dazwischen, könnenkaum Aufmerksamkeit entwickeln, habenSchwierigkeiten, mit Regeln umzugehen,sind motorisch unruhig und lernen nichtaus falschem Verhalten. Rund fünfzig bissechzig Prozent der ADHS-Kinder sindnicht in der Lage, sich einzufügen und an­zupassen, und werden daher häufig durchPsychopharmaka ruhiggestellt.

------ enn Dieter Krowat­schek zusammen mit

einer Jugendgruppe imFeriencamp auf Sylt das

erste Mal an den Strandgeht, umkreist seine "Assistentin" Fly dieKinder wie eine Herde. Und wehe, einesdavon entfernt sich ihrer Meinung nachzu weit davon. Dann treibt die Border­Collie-Hündin es sofort zurück in ihr Ru­del. "Würde ein Mensch das tun, wäre dasKind sauer, aber bei dem Hund heißt esnur: Die Fly hat aufgepasst!", berichtetder Psy.chologe.

Seit rund dreißig Jahren arbeitet derSchulpsychologe und Lehrer beim schul­psychologischen Beratungsdienst vor

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