Immobilienbrief hh nr 13

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NR. 13 I 46. KW I 12.11.2014 I ISSN 1860-6369 Liebe Leserinnen, liebe Leser, gegen das alles in den Schatten stellende Jubiläum des Mauerfalls vor 25 Jahren kommen wir nicht an. Das ist uns klar. Dennoch möchten wir an dieser Stelle daran erinnern, dass der „Immobilienbrief Hamburg und der Norden“ vor genau einem Jahr das erste Mal erschienen ist. Ein Mini- Jubiläum, aber wir sind stolz darauf. Und wir bedanken uns dafür, dass Sie uns in den vergangenen zwölf Monaten so fleißig gelesen und uns mit viel positiver Resonanz belohnt haben. Was kann für Journalisten motivierender sein, als die Leserreaktion „Ach, das war ja interessant, das wusste ich noch gar nicht!“ Wir nehmen das zum Anlass, für Sie auch weiterhin ein Mischung aus wichtigen, aktuellen, fast untergegangenen und manchmal skurrilen Er- eignissen und Entwicklungen in Norddeutschland zusammenzutragen und zu kommentieren. Die noch stärkere Einord- nung in Gesamtzusammenhänge und die Kommen- tierung werden künftig größeren Raum einnehmen. Und auf Ihren vielfachen Wunsch: Wir werden uns bemühen, noch pointierter und auf Kernaussagen konzentrierte Artikel schreiben. Auch wir wissen um die tägliche Medienflut. Unser Anliegen ist es, Sie, was die Themenauswahl anbelangt, so umfassend, aber auch so kompakt wie möglich, zu informieren – und auch zu unterhalten. Nach wie vor soll unser Brief Sie auch zum Staunen oder Schmunzeln bringen. Dafür werden wir uns auch im kommenden Jahr ins Zeug legen. Bleiben Sie uns bitte treu und freuen Sie sich auf eine Ausgabe, in der Sie Antworten auf folgende Fragen bekommen: 1. Wussten Sie, dass die SPD mal den Maklerberuf abschaffen wollte? 2. Warum in Bremen Flüchtlinge in „orientalischen Dörfern“ wohnen? 3. Was der „schwarze Labrador“ im Spiegelhaus zu suchen hat? Viel Vergnügen beim Schmökern und bleiben Sie gesund, Ihre Hamburg Barmbeker bewerten ihr Leben im neuen Quartier 21 – das Ergebnis ist überraschend Seite 3 Kampf um die Giganten – Behörde will die Denkmal geschützten City-Hoch- häuser abreißen Seite 4 Hamburg soll demokratischer wer- den – was Stadtentwicklungsprofis da- von halten Seite 7 Was wird aus Karstadt Billstedt? SPD fordert neues Konzept der ECE Seite 12 So schlecht, wie lange nicht – Logisti- ker verlassen Hamburg und ziehen gen Süden Seite 11 Norddeutschland Maklerstreik – IVD Nord ist froh, dass es nicht dazu gekommen ist Seite 6 Mogelpackung im Norden – wie Meck- lenburg-Vorpommern Bundesmittel zu- rück hält Seite 8 Dauer-Wohnen auf Sylt – Land und Gemeinde wollen für preiswerten Wohnraum sorgen Seite 9 Die Chinesen kommen – neue Kon- zernzentrale in Buchholz in der Nord- heide Seite 12 Im Gespräch „Kein Hotelpool ist so tief wie im Spiegel-Haus“ – Gordon Gorski, Hoch- tief Nord, zum Projekt „Hamburg Heights“ Seite 10 3 Fragen an ... „Welche Art Stadt wollen wir eigent- lich?“, Pastor Engelbrecht zur Expansi- on Hamburgs Seite 13 Zu guter Letzt Dumm gelaufen, Herr Landrat – Pro- zess statt Pension Seite 14 Impressum 14

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Fakten, Meinungen, Tendenzen zum norddeutschen Immobilienmarkt.

Transcript of Immobilienbrief hh nr 13

NR. 13 I 46. KW I 12.11.2014 I ISSN 1860-6369

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

gegen das alles in den Schatten stellende Jubiläum des Mauerfalls vor

25 Jahren kommen wir nicht an. Das ist uns klar. Dennoch möchten wir

an dieser Stelle daran erinnern, dass der „Immobilienbrief Hamburg und

der Norden“ vor genau einem Jahr das erste Mal erschienen ist. Ein Mini-

Jubiläum, aber wir sind stolz darauf. Und wir bedanken uns dafür, dass

Sie uns in den vergangenen zwölf Monaten so fleißig gelesen und uns

mit viel positiver Resonanz belohnt haben. Was kann für Journalisten

motivierender sein, als die Leserreaktion „Ach, das war ja interessant,

das wusste ich noch gar nicht!“

Wir nehmen das zum Anlass, für Sie auch weiterhin ein Mischung aus

wichtigen, aktuellen, fast untergegangenen und manchmal skurrilen Er-

eignissen und Entwicklungen in Norddeutschland zusammenzutragen

und zu kommentieren. Die noch stärkere Einord-

nung in Gesamtzusammenhänge und die Kommen-

tierung werden künftig größeren Raum einnehmen.

Und auf Ihren vielfachen Wunsch: Wir werden uns

bemühen, noch pointierter und auf Kernaussagen

konzentrierte Artikel schreiben. Auch wir wissen um

die tägliche Medienflut. Unser Anliegen ist es, Sie,

was die Themenauswahl anbelangt, so umfassend,

aber auch so kompakt wie möglich, zu informieren –

und auch zu unterhalten. Nach wie vor soll unser

Brief Sie auch zum Staunen oder Schmunzeln bringen. Dafür werden wir

uns auch im kommenden Jahr ins Zeug legen. Bleiben Sie uns bitte treu

und freuen Sie sich auf eine Ausgabe, in der Sie Antworten auf folgende

Fragen bekommen:

1. Wussten Sie, dass die SPD mal den Maklerberuf abschaffen wollte?

2. Warum in Bremen Flüchtlinge in „orientalischen Dörfern“ wohnen?

3. Was der „schwarze Labrador“ im Spiegelhaus zu suchen hat?

Viel Vergnügen beim Schmökern und bleiben Sie gesund,

Ihre

Hamburg

Barmbeker bewerten ihr Leben im neuen Quartier 21 – das Ergebnis ist überraschend Seite 3

Kampf um die Giganten – Behörde will die Denkmal geschützten City-Hoch-häuser abreißen Seite 4

Hamburg soll demokratischer wer-den – was Stadtentwicklungsprofis da-von halten Seite 7

Was wird aus Karstadt Billstedt? – SPD fordert neues Konzept der ECE Seite 12

So schlecht, wie lange nicht – Logisti-ker verlassen Hamburg und ziehen gen Süden Seite 11

Norddeutschland

Maklerstreik – IVD Nord ist froh, dass es nicht dazu gekommen ist Seite 6

Mogelpackung im Norden – wie Meck-lenburg-Vorpommern Bundesmittel zu-rück hält Seite 8

Dauer-Wohnen auf Sylt – Land und Gemeinde wollen für preiswerten Wohnraum sorgen Seite 9

Die Chinesen kommen – neue Kon-zernzentrale in Buchholz in der Nord-heide Seite 12

Im Gespräch

„Kein Hotelpool ist so tief wie im Spiegel-Haus“ – Gordon Gorski, Hoch-tief Nord, zum Projekt „Hamburg Heights“ Seite 10

3 Fragen an ...

„Welche Art Stadt wollen wir eigent-lich?“, Pastor Engelbrecht zur Expansi-on Hamburgs Seite 13

Zu guter Letzt Dumm gelaufen, Herr Landrat – Pro-zess statt Pension Seite 14

Impressum 14

Es war eines der größten Wohnungsbauprojekte der ver-

gangenen Jahre: Auf dem Gelände des einstigen Kran-

kenhauses ist eine Mischung aus Denkmalschutz- und

Neubauten inmitten von Grünflächen und Bäumen ent-

standen. Aber halt in Barmbek-Nord, nicht gerade ein

begehrtes Pflaster. Doch Ende 2013 war auch die letzte

der fast 600 Wohnungen bezogen und das Forschungsin-

stitut F+B hat im Auftrag des Projektentwicklers Hamburg

Team die neuen Bewohner befragt, wie sie das Quartier,

ihr Haus oder ihre Wohnung bewerten. Rund 40 Prozent

haben mitgemacht – laut F+B eine Quote, die sonst

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höchstens bei Befragungen in Wohnungsbaugenos-

senschaften erzielt wird.

Das Ergebnis: Die meisten neuen Bewohner sind

zwischen 30 und 40 Jahre alt, fast drei Viertel von ih-

nen haben studiert; sie verfügen über ein durchschnitt-

liches Haushaltseinkommen von 4.700 € und sind zu

65 Prozent Hamburger. Es sind die Bessergestellten,

die hier mit ihren Kindern leben – deren Anteil an unter

6-Jährigen anteilig fast dreimal so hoch ist wie in ganz

Hamburg. Und die meisten sind zufrieden, dass sie

Umfrage Wohnqualität Hamburg

Junges Wohnen auf altem Grund

Nur selten erfahren Projektentwickler und Bauherrn, wie ihre Arbeit bei denen ankommt, für die sie aktiv ge-

worden sind. Bei den Bewohnern des neu entstandenen Quartiers 21 in Barmbek hat man gefragt, wer dort

heute wie lebt …

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, Mio. qm

Erster Mieter für „Opera Offices Neo“

Die DIC hat jetzt rund 3.000 qm Mietflä-

che im Hamburger Büro- und Geschäfts-

gebäude „Opera Offices Neo“ (Große

Theaterstraße 31-35) vermietet: Die auf

Sozialimmobilien spezialisierte IMMAC

Holding AG ist der erste Mieter und wird

die fünfte bis siebte Etage beziehen.

Damit ist mehr als ein Drittel der Mietflä-

chen nach Vorabverkauf des Projektes

an einen institutionellen Investor (Ende

August 2014) vermietet.

Der Baustart der „Opera Offices

Neo“ ist für die kommenden Wochen

geplant, die Fertigstellung ist ab Mitte

2016 vorgesehen.

Hamburg jetzt hier wohnen. F+B führt das darauf zurück, dass das Quartier in ei-

nen funktionierenden Stadtteil eingebettet und nicht in einer Randlage

entstanden ist.

Positiv: Mehr als 90 Prozent der Befragten schätzen die Wohnungs-

größe und Belichtung; mehr als 80 Prozent loben die Ausstattung von

Bad/WC und die Wärmedämmung; 60 Prozent sind mit der Küchenaus-

stattung zufrieden.

Negativ: Verbesserungswürdig sind laut Umfrageergebnis die Zu-

gangssicherungen zu den Häusern, insbesondere zu den Tiefgaragen

und die Bereitstellung von Abstellmöglichkeiten. Bemängelt wird auch

die Müllentsorgung – weniger als 30 Prozent sind mit dem Unterflursys-

tem zufrieden. Hauptkritikpunkt aber sind die öffentlich nutzbaren Park-

flächen. Mehr als zwei Drittel der Befragten sind sehr unzufrieden mit

den vorhandenen Parkraum. F+B zieht aus den Erfahrungen aus ande-

ren Untersuchungen den Schluss: Die junge kaufkräftige Klientel hat

häufig große Familienautos und nicht nur eines und daher hohen Park-

raumbedarf, der nicht befriedigt werden kann. □

E&V

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* Bei Vermietung z.T. Vermittlung von Teilflächen

Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter will die vier

Hochhäuser am Klosterwall abreißen und statt dessen

neue Häuser bauen lassen. Das sei aus städtebauli-

chen, bauhistorischen und Kostengründen sinnvoller –

auch, wenn die Finanzbehörde alternativ eine Denkmal

schützende Sanierung ausgeschrieben hat. Walters Be-

gründung gegenüber der Tagespresse: „Mit einem Neu-

bau könnte man das Kontorhausviertel vervollständigen

und einen schönen Stadteingang gestalten.“

UI

Die Hamburger Architektenkammer fordert hingegen

den Erhalt der alten Häuser als den 50er Jahren.

„Angesichts der Bedeutung für Hamburgs bauliches

Erbe ist es dringend notwendig, alle Möglichkeiten für

Erhalt, Modernisierung und Umnutzung vorurteilsfrei zu

prüfen“, heißt es in einer veröffentlichten Erklärung. Der

Architekt Volkwin Marg hatte zuvor im Hamburger

Abendblatt der Finanzbehörde Geschichtsvergessenheit

vorgeworfen: „Wir opfern unsere kulturpolitische Ver-

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Hamburg Stadtentwicklung

Der Kampf um die alten Giganten

Die City-Hochhäuser am Hauptbahnhof sorgen mal wieder für Wirbel. Obwohl sie Denkmal geschützt sind,

will die Finanzbehörde sie abreißen lassen. Andere Gebäude aus derselben Epoche dürfen nicht angerührt

werden. Wie viel Gewicht hat der Denkmalschutz in Hamburg?

Manche Meile gehen wir extra. Auch nach Hannover.Exzellent investieren – gemeinsam profitieren.

Es muss nicht immer Hamburg, Frankfurt oder München sein. Wer bereit ist, die Extrameile zu gehen und sich das lokale Business zutraut, kommt auch in den regionalen Zentren zum Ziel. Das neue Kröpcke-Center in der Haupteinkaufsstraße von Hannover ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch der Umweg

in die kleinen Großstädte mit solider Wirtschaftsstruktur sehr geradlinig sein kann. So gehen wir gern auf Extratour. In Hannover und auch anderswo.

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pflichtung, ein schützenswertes Baudenkmal zu erhal-

ten, auf der Jagd nach maximiertem Profit.“ Denn die

Behörde befürworte den Abriss, weil sie ohne die alten

Gebäude einen höheren Preis für das Grundstück in

bester Innenstadtlage erzielen könne.

Und nun? Erst einmal schlagen sich weiterhin Befür-

worter und Gegner Fehleinschätzungen und Unkenntnis

um die Ohren. Dabei geht es eigentlich um eine andere

Frage: Nach welchen Kriterien wird in Hamburg Denk-

malschutz praktiziert? Erst mal alles unter Schutz stellen

und nachher korrigieren? Oder würfeln? Was ist mit dem

alten Spiegelhaus aus den 60er Jahren (siehe Interview

Seite 10), dem Gebäude der Hamburg-Süd oder dem

Unileverhaus, die ebenfalls für die Nachkriegszeit, für

den Wiederaufbau, für die Wirtschaftswunderzeit stehen

und nicht abgerissen werden dürfen/durften? Walters

Gegenargument: Die Qualität der vier Hochhäuser, in

denen zurzeit das Bezirksamt residiert, sei nicht mit

diesen Immobilien zu vergleichen. Also, ist es eine

Frage der Bausubstanz, des Stils, der Architektur? So

richtig weiß das niemand. Walters eigener Kommentar

in der Presse lautet: „Wenn zur gleichen Zeit am Elisa-

bethgehölz ein Wohngebäude aus der Schumacher-

Ära oder das Weiße Haus von Nienstedten vom Denk-

malschutz für den Abbruch freigegeben werden, dann

stimmt etwas nicht mit den Kriterien, die wir an die

Denkmalwürdigkeit anlegen.“

Da könnten ihm sicher viele Hamburger zustim-

men. Wäre schön, wenn daraus auch entsprechende

Taten folgen würden. □

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Die Hamburger City-Hochhäuser (roter Kreis) am Hamburger Hauptbahnhof (blauer Kreis) waren einst Pionierbauten. Heute sind sie zum Prob-lemfall geworden. (Bild: fotolia)

Maklerberuf sollte

verboten werden ... 1973: Auf dem SPD-Parteitag in Hannover wurde der Antrag 296 des

Bezirks Hessen-Süd eingebracht und angenommen: „Die Ausübung

des Gewerbes zur Vermittlung von Grundstücken und Wohnun-

gen ist gesetzlich zu unterbinden. Eine öffentliche Vermittlungs-

stelle ist einzurichten.“

Es sei besser, öffentliche Mittel für die Wohnungsvergabe einzu-

setzen, als „einzelne auf Kosten der Allgemeinheit Millionen ver-

dienen“ zu lassen, erklärte damals ein Delegierter auf dem SPD-

Parteitag in Hannover, berichtete der SPIEGEL.

Das ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Kommunismus, soll

Rudolf Bierz, Seniorchef der Hamburger Immobilien Maklerfirma

Beyer gesagt haben. Der Berliner Makler Ernst-August Pistor, Vor-

sitzender des Ringes Deutscher Makler (RDM) in Berlin, fühlte sich

laut SPIEGEL an das Jahr 1933 erinnert. „Ich habe früher Steine

gekloppt und werde jetzt beschimpft“, so der Frankfurter Immobilien-

makler Hans-Joachim Blumenauer, Ehrenpräsident des Verbandes

Makler (VDM).

Bei RDM-Präsident Horst Angermann – selbst SPD-Mitglied

„schlug das ein wie eine Wasserstoffbombe“. Wenn der Beschluss in

Hannover verwirklicht würde, so befürchtete er, „gehört dieses Land

nicht mehr zum Kreis der westlichen Welt“.

Selten wurde von den Medien kollektiv so viel Häme

versprüht. Da hatte der Bundesverband für die Immobi-

lienwirtschaft (BVFI) doch tatsächlich zum Streik seiner

Mitglieder aufgerufen, um Druck in Sachen Besteller-

prinzip zu machen. Ein Maklerstreik? Die einen lachten

herzlich, die anderen ätzten: Wie kann einer streiken,

der ohnehin kaum arbeitet, war in so mancher Gazette

zu lesen. Tatsächlich hätte sich eine Berufsgruppe, die

grundsätzlich unter Imageproblemen leidet, damit mehr

geschadet als genützt, sind sich wohl auch die meisten

Makler sicher gewesen, denn sie haben dem Ganzen

im Rahmen einer Abstimmung eine satte Abfuhr erteilt.

Aber eine Frage bleibt: Wen hätte ein solcher Streik

getroffen, und was hätte man damit erreicht? Außer

vielleicht mehr Mitglieder zu rekrutieren?

Beim IVD Nord war man schlicht entsetzt über so

viel Kurzsichtigkeit und schlechtes Timing. Denn in den

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Fachausschüssen des Bundesrats würde längst über

die strittigen Knackpunkte diskutiert, teilte man uns auf

Nachfrage mit. „Wir sind da auf einem guten Weg“, sagt

Ludger Hinsen, Geschäftsführer des IVD Nord. Und am

vergangenen Freitag sollte der Bundesrat zum Bestel-

lerprinzip beraten. Hat er auch getan. Und siehe da: Die

Lobbyarbeit hat gefruchtet. Der Bundesrat sieht durch-

aus noch Klärungsbedarf bei zwei Szenarien, die im

aktuellen Gesetzentwurf keine Berücksichtigung finden:

Zur Neuregelung des Maklerhonorars sieht der Ge-

setzentwurf vor, dass ein Makler bei der Vermietung

einer Wohnung eine Provision vom Mieter nur fordern

kann, wenn der Mieter den Makler beauftragt hat und

dieser aufgrund dessen vom Vermieter den Auftrag ein-

holt, die Wohnung anzubieten.

Ein Wohnungsmakler hat nicht nur mit einem, son-

dern mit mehreren Wohnungssuchenden (mit ähnlichen

Anforderungen) Vermittlungsverträge geschlossen und

holt deshalb den Auftrag vom Vermieter ein, eine be-

stimmte, den Vorstellungen der Mietinteressenten ent-

sprechende Wohnung anzubieten.

Ein Makler sucht eine Wohnung für einen Interes-

senten, der diese jedoch ablehnt. Folglich bietet der

Makler die Wohnung einem anderen Interessenten an.

„In beiden Fällen hätte der Makler keinen Provisions-

anspruch – weder gegen den Vermieter noch gegen

den Mieter“, so Hinsen. Offenbar sah man das auch in

den Fachausschüssen des Bundesrats so. Denn ihre

Empfehlung lautet: „Für den Fall mehrerer Suchaufträge

von Wohnungssuchenden solle klargestellt werden,

dass ein Provisionsanspruch gegen denjenigen Woh-

nungssuchenden besteht, der den Mietvertrag letztlich

abschließt. Für den Fall, dass der Makler eine Woh-

nung, die ein Interessent abgelehnt hat, einem anderen

anbietet, solle klargestellt werden, dass der Makler beim

Vermieter nochmals einen neuen Auftrag zum Anbieten

an den konkreten neuen Interessenten einholen kann,

sodass ein Provisionsanspruch gegen den neuen Inte-

ressenten begründet werden kann. □

Erfolgreich ohne Streik

Das „Bestellerprinzip“ für Immobilienmakler wird nachgebessert. Ein voller Erfolg für die Branchen-

Lobbyisten. Wenn sie auch offenbar nicht an einem Strang ziehen

Peter Jorzick, geschäftsführender Gesellschafter von

Hamburg Team: „In Kopenhagen, wo diese Form der

Selbstverwaltung praktiziert wird, zeigen sich dessen

Nachteile: Das Steueraufkommen ist sehr unterschied-

lich; die soziale Verteilung gestaltet

sich damit problematisch. Um Aus-

gleich innerhalb der Stadt zu schaf-

fen, bedarf es vieler Steuerungsme-

chanismen, die zusätzliche Kosten

und Konflikte verursachen. Nicht nur

aus Sicht der Immobilienwirtschaft

wird nichts einfacher. Für uns sind

grundsätzlich Dialoge mit allen an

Planung und Bau Beteiligten wichtig. Geht es um Fach-

kompetenz, ist es unerheblich, ob derjenige Teilzeit in

der Hamburger Bürgerschaft beschäftigt ist oder Vollzeit-

politiker auf Bezirksebene.“

Michael Osterburg, Fraktionsvorsitzender der Grünen

in Hamburg-Mitte: „Wir Grünen in Hamburg halten

nichts von der kompletten Zerschlagung des Stadtstaa-

tes, wie er jetzt existiert. Das würde nur

zusätzliche Kosten und Probleme ver-

ursachen. Aber eine Stärkung der

Kompetenzen auf Bezirksebene wäre

wünschenswert, um städtebauliche und

verkehrstechnische Fragen schneller

und reibungsloser klären zu können.

Bislang kommt es bei Bauprojekten

immer wieder zu Verzögerungen, weil die eine oder an-

dere Behörde doch noch ein abschließenden Wort mitre-

den will. Mehr Entscheidungsbefugnis der Bezirke würde

die Planungsprozesse sicher beschleunigen.“

Oliver Nöthen, Wohnimmobilienexperte beim Ana-

lysehaus BulwienGesa: Stadtplanungsprozesse sind

langfristig angelegte übergeordnete Prozesse, die die

Weichen für die Entwicklung dieser

Stadt stellen. Sie können lokalen, zum

Teil kurzfristig gedachten Interessen

bisweilen deutlich widersprechen. Die-

ser Herausforderung kann sich eine

übergeordnete Behörde mit dem nöti-

gen räumlichen Abstand besser stel-

len, als lokale Entscheidungseinheiten vor Ort. 23 örtli-

che Stadtplanungsbehörden sind deswegen alles an-

dere als eine Lösung im Sinne besserer Planung. Viel-

mehr sollte das Konzept einer frühzeitigen und umfas-

senden Einbindung der Bürger vor Ort weiter ausge-

baut werden, um die lokalen Interessen in die überge-

ordneten Prozesse einbinden zu können.“

Matthias Voss, geschäftsführender Gesellschafter

Assetando Capital: „Aus Sicht der Immobilienwirt-

schaft wäre die Einführung einer kommunalen Selbst-

verwaltung mit 23 „Ortsbürgermeistern“ eher ein

Rückschr itt. Zurzeit hat Hamburg 7

Bezirke und dennoch bedurfte es

eines Bündnisses für das Wohnen

und eines Wohnungsbaukoordina-

tors, um die Bautätigkeit voranzutrei-

ben und ein produktiveres Miteinan-

der zu erreichen. Wie könnte das bei

23 Entscheidungsträgern leichter

werden? Wer wieder gewählt werden will, zeigt ver-

mutlich auch weniger Bereitschaft für unpopuläre Ent-

scheidungen in seinem „kleinen Wahlbezirk“, obwohl

dies gegebenenfalls die richtigen Entscheidungen für

die gesamte Stadtentwicklung wären.“

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Volksentscheid für Hamburg

Heißt kommunale Selbstverwaltung auch bessere Stadtplanung?

Der Verein „Mehr Demokratie“ will Hamburg in 23 weitgehend eigenständige Kommunen aufteilen. Jede Kom-

mune könnte künftig eigene Steuern erheben, eigene Parlamente wählen und einen direkt vom Volk gewähl-

ten Bürgermeister bekommen. Soweit der Plan. Bis zur kommenden Bundestagswahl 2017 will die Initiative

einen Volksentscheid zur Änderung der Landesverfassung herbeiführen. Wir haben Politiker und Immobilien-

profis gefragt, was das für Bauwirtschaft und Stadtentwicklung heißen könnte

Seit die gesetzliche Zweckbindung der Bundesmittel

ausgelaufen ist, setzt der Bund auf Freiwilligkeit der

Länder, diese Mittel weiterhin für die soziale Wohn-

raumförderung einzusetzen. „Es ist zwar ein richtiger

Schritt, dass seit dem Wohnraumförderprogramm 2014

zumindest ein Teil dieser Mittel als Zuschuss eingesetzt

werden soll und nicht mehr auf reine Darlehensförde-

rung gesetzt wird“, so Lück in ihrem Online-Statement.

„Da das Land die Bundesmittel auch als Zuschuss er-

hält, fordern wir, dass diese auch vollständig als Zu-

schüsse ausgereicht werden. Denn nur über Zuschüs-

se kann der Anstieg der Wohnkosten nach Modernisie-

rung abgefedert werden.“

Die Richtlinie für das Zuschussprogramm, das ledig-

lich für zwei Jahre aufgelegt wurde, gibt es erst seit

September, so dass die 5 Mio. € für das laufende Pro-

grammjahr in diesem Jahr nicht mehr verbaut werden

können, befürchtet die Opposition. □

Das Land Mecklenburg-Vorpommern will 2015 den bar-

rierearmen Umbau von Wohnungen fördern. Wie das

Wirtschaftsministerium mitteilte, stehen für die Sanie-

rung und den Umbau von Mietwohnungen und selbst

genutztem Wohneigentum 10,5 Millionen Euro bereit.

Davon könnten 5,5 Millionen als Darlehen und 5 Millio-

nen als Zuschüsse ausgegeben werden. Eine gute

Nachricht? Jein!

Die Linksfraktion im Landtag kritisiert, dass das Land

Mecklenburg-Vorpommern damit gerade einmal die

Hälfte der Bundesmittel einsetze, die es jährlich für die

soziale Wohnraumförderung erhalte. „Anders als die

meisten anderen Bundesländer hält die Landesregie-

rung von MV es nicht für erforderlich, die Bundesmittel

vollständig für die Wohnraumförderung zu nutzen“, mo-

niert die wohnungsbaupolitische Sprecherin der Links-

fraktion, Regine Lück.

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Marode Studentenwohnheime

SPD und CDU wollen nach langem Zögern doch die Studentenwohnheime in Rostock und Greifswald sanieren. Das

notwendige Geld dafür stehe schon seit Jahren zur Verfügung, schließlich überweise der Bund für die Wohnraumför-

derung jährlich zweistellige Millionensummen an das Land Mecklenburg-Vorpommern, mäkeln die Grünen. Vom

Land selbst gibt seit dem Jahr 2002 keine Förderung für die Instandhaltung und den Bau von Wohnheimplätzen

mehr – und das trotzt steigender Studentenzahlen. Während in Greifswald seit 2006 die Zahl der Studierenden um

2.000 gestiegen ist (+17 Prozent), stagniert laut Auskunft der Grünen die Zahl der Wohnheimplätze. In Rostock gibt

es seit 2006 knapp 1.800 zusätzliche Studierende, die Zahl der Wohnheimplätze ist dabei sogar leicht rückläufig von

1.634 auf 1.614 Plätze. Die durchschnittliche Versorgungsquote im Land liegt bei 9,76 Prozent, während im Bundes-

durchschnitt eine Quote von 10,63 Prozent erreicht wird.

Barrierefreies Wohnen

Mogelpackung im Norden

Mecklenburg-Vorpommern will Darlehen und Zuschüsse zum barrierefreien Umbau von Mietwohnungen ge-

währen. Die Mittel dazu stammen vom Bund. Allerdings reiche das Land nur einen Teil der Förderung weiter,

moniert die politische Opposition

Das Land Schleswig-Holstein und die Gemeinde Sylt ha-

ben eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Sie ist

Grundlage für den Bau von bis zu 300 neuen Wohnun-

gen, die günstig vermietet werden sollen. Denn Sylt ist

für viele Menschen, die auf der Insel arbeiten, schlicht zu

teuer zum Wohnen. Die Nettokaltmieten liegen nach An-

gaben des neuen schleswig-holsteinischen Innenminis-

ters Stefan Studt zurzeit zwischen 16 und 17 Euro pro

Quadratmeter. Zu viel für Insulaner mit mittlerem Einkom-

men, die mithelfen, das öffentliche Leben auf Sylt auf-

recht zu erhalten.

Auf einem rund 3.700 qm großen Grundstück am

Schulzentrum Apenrader Straße/Kollundweg in Wester-

land entstehen deshalb zunächst für rund 5 Mio. € 32

öffentlich geförderte Mietwohnungen mit zwei bis vier

Zimmern, darunter 13 für Lehrerinnen und Lehrer, die an

Schulen auf der Insel unterrichten. Die Wohnungen, für

die unter anderen der Schulverband Sylt die Bele-

gungsrechte hat, sollen im August 2016 bezugsfertig

sein, so die Sylter Rundschau.

Für den Neubau von sozial gebundenen Wohnun-

gen stellt das Land bis einschließlich 2018 insgesamt

30 Mio. € an zinsgünstigen Darlehen aus dem Wohn-

raumförderungsprogramm in Aussicht. Davon können

250 bis 300 Wohnungen neu gebaut werden. 50 bis 60

dieser Wohnungen sind für Beschäftige des Landes

reserviert. Grundsätzlich müssen im Rahmen der In-

selförderung 20 Prozent aller geförderten Wohnungen

Belegungsrechte zugunsten des Landes für die Dauer

von 35 Jahren haben. Die Mieten werden zwischen

5,50 und 8 Euro liegen. In Tinnum, wo Mietreihenhäu-

ser mit insgesamt 12 Wohnungen von jeweils rund 95

bis 100 qm gebaut werden sollen, sind Mieten zwi-

schen 7 und 8 € pro qm kalkuliert. □

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Hochtief

Wohnungsbau Sylt/Schleswig-Holstein

Billige Kredite für Dauerwohnen Auf Sylt sollen künftig auch Normalverdiener wieder eine Bleibe finden. Das Land Schleswig-Holstein

will den Bau von bis zu 300 Wohnungen fördern. In Westerland werden die ersten „preiswerten“

Wohnungen entstehen

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WELTENPLANER

Herr Gorski, hat es Sie überrascht, dass die beiden

Hochhäuser unter Denkmalschutz stehen? Immer-

hin stammen die Gebäude erst aus den späten

60er Jahren.

Nein. Sowohl das alter Spiegelhaus, als auch das

einstige IBM-Haus sind architektonische Stilikonen, die

in Hamburg jeder kennt. Das Spiegel-Haus wurde

nach Bauhausart für das Nachrichtenmagazin errich-

tet, IBM hat die Fassade seines einstigen Unterneh-

menssitzes inhaltlich passend als Hollerith-Lochkarte

gestalten lassen. Wo gibt es so etwas noch? Beide

Gebäude stehen somit für eine bestimmt Epoche, und

sollten deshalb auch erhalten bleiben.

Und dennoch sind sie Denkmäler und müssen ent-

sprechend behandelt werden. Welche Auflagen

gibt es von Seiten der Stadt?

Wir haben es ja nicht mit Jahrhunderte alten Gebäu-

den zu tun. Das Spiegel-Haus mit seiner Skelettbau-

weise würde man heutzutage ja auch wieder in ähnli-

cher Weise bauen. Da gibt es zunächst einmal nicht

viel zu ändern. Aber wir haben im Haus selbst Natur-

stein, einen hellen Muschelkalk und einen so genann-

ten schwarzen Labrador – diese Steine müssen erhal-

ten bleiben. Auch die Messinggriffe an den Türen stehen

unter Denkmalschutz. Und im Untergeschoss gibt es noch

ein Schwimmbad. Dessen bunte Fliesen dürfen ebenfalls

nicht entfernt werden.

Was passiert mit dem Schwimmbad?

Das wissen wir noch nicht. Das hängt davon ab, wer hier

einzieht. Theoretisch kann es als Aktenlager genutzt wer-

den, aber auch ein Restaurant werden oder sogar ein

Schwimmbad bleiben. Dann allerdings mit weniger Tiefe.

Zurzeit hat das Becken noch eine Tiefe von 3,50 Meter.

Um das zur Benutzung frei zu geben, braucht man heutzu-

tage schon eine Aufsichtsperson. Kein Hotelpool ist so tief

wie das Schwimmbad im Spiegel-Haus.

Gibt es schon potenzielle Mietinteressenten?

Wir stehen in Verhandlung mit einem Mieter für das Spie-

gel-Haus, der sich für die gesamte Fläche interessiert.

Übrigens geht es ihm ausdrücklich um das Gebäude auf-

grund dessen Historie. Da zählt der Gedanke, im alt ehr-

würdigen Haus des Nachrichtenmagazins zu wohnen.

Daran sieht man, wie wichtig es ist, diese Immobilie zu

erhalten. Wir wurden im Rahmen der Verhandlungen

schon gefragt, warum wir das ganze Projekt „Hamburg

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Interview

„Kein Hotelpool ist so tief

wie das Schwimmbad im

Spiegel-Haus“

Bis Ende 2016 soll auf der „Spiegel-Insel“ ein neues

Büro- und Wohnquartier entstehen. Mit dem Projekt

„Hamburg Heights“ wagt sich Hochtief an die Sanie-

rung des einstigen Spiegel-Hauses und des ehemali-

gen Konzernsitzes von IBM, der bis 2011 auch vom

Nachrichtenmagazin genutzt wurde. Parallel dazu sol-

len auf dem 7.700 qm großen Areal auch noch Eigen-

tumswohnungen, Tiefgaragenplätze und eventuell ein

Hotel gebaut werden. Gordon Gorski, Leiter der Nie-

derlassung Nord von Hochtief Projektentwicklung über

Stilikonen, schwarzen Labrador und Akten im

Schwimmbad.

Heights“ nennen und nicht beim ursprünglichen Na-

men geblieben sind.

Und warum tun Sie es nicht?

Wir wollen ja auch etwas Neues schaffen. Außerdem

gibt es auf dem Gelände noch Wohnungsneubau, Tief-

garagen und eventuell ein Hotel. Das steht noch nicht

ganz fest. Aber das Areal wird mehr sein, als nur ein

Bürostandort. Wenn auch die beiden Bürotürme ge-

stalterisch die Fixpunkte bleiben. Der Oberbaudirektor

hat klar festgelegt, dass die Neubauten die Solitäre

nicht überragen dürfen.

Stand von Anfang an fest, dass die Türme Büro-

standorte bleiben?

Als ich das erste Mal im obersten Stock des alten IBM-

Hauses stand, dachte ich aufgrund des unglaublichen

Ausblicks, dass wir unbedingt Wohnraum daraus ma-

chen müssen. Aber, wir haben das prüfen lassen. Aus

Gründen des Brand- und Schallschutzes ist es nicht

möglich.

Jetzt also Büroräume. Die Aufteilung in kleinere

Einzelbüros und größere Einheiten dürfte kein

Problem sein. Wie sieht es in einem alten Gebäude mit

Heizen und Kühlen aus?

Wir arbeiten hier mit Kühldecken, über die die Temperatur

gesteuert werden kann. Dadurch ergibt sich nur ein mini-

maler Unterschied. Außerdem sind die Außenfassaden so

gut gedämmt, dass wir den Unterschied zwischen Som-

mer- und Wintertemperaturen allein mit Hilfe der Kühlde-

cken schaffen.

Keine Klimaanlagen mehr?

Sie werden kein zertifiziertes Gebäude finden, das noch

eine Klimaanlage hat. Das ist auch der Grund, warum nur

wenige Hotels zertifiziert sind – die Gäste erwarten klimati-

sierte Räume. Aber das kostet viele Punkte in der Bewer-

tungsskala bei der Zertifizierung. Wir streben mit den sa-

nierten Gebäuden Silber nach DGNB an. Falls der künftige

Nutzer es wünscht, vielleicht sogar Gold.

Wann erfahren wir, ob es Gold oder Silber wird?

Sie wollen wissen, wer der mögliche Mieter ist? Wir sind

zuversichtlich, dass es noch in diesem Jahr zu einem Ab-

schluss kommt. □

Das Gespräch führte Susanne Osadnik

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Logistikmarkt Hamburg und Umgebung

Auf der Flucht gen Süden

Zurzeit verlängern viele Logistikunternehmen ihre Verträge im Hamburger Hafen nicht mehr. Sie wandern ab

in die Peripherie, wo die Verkehrsverhältnisse nicht so chaotisch sind

Seit 7 Jahren war der Umsatz nicht mehr so schlecht

wie in diesem Jahr: Gerade mal 300.000 qm setzte die

Logistikimmobilienbranche in den ersten 9 Monaten

dieses Jahres um. Das sind laut JLL 30 Prozent unter

dem 5-Jahres-Durchschnitt. Im (Früh)- Sommer hat es

kaum Flächenangebote angegeben; die Nachfrage

war ebenfalls mager. Das soll sich bis zum Jahresen-

de ändern. JLL prognostiziert bis Ende Dezember,

dass der Gesamtumsatz bei 450.000 qm liegen wird.

Vor allem der Hamburger Hafen kränkelt vor sich

hin. Hier stehen viele Lager- und Logistikflächen leer.

Viele Verträge laufen aus und werden nicht mehr verlän-

gert. JLL beziffert den Leerstand aktuell mit 100.000 qm.

Der Grund: Die Warenabwicklung verzögert sich infolge

des angespannten Verkehrsumfeldes. „Künftig werden

sich viele Logistiker überlegen, ob sie überhaupt noch im

Hafengebiet bleiben“, ist Alexander Lampert, Geschäfts-

führer Engel & Völkers in Hamburg, sicher. Er befürchtet,

dass der gesamte Investmentmarkt negativ beeinflusst

werden könnte durch die langjährigen Bauarbeiten an der

A 7, aber auch an der Köhlbrandbrücke. „Und dann gibt es

die noch immer ungeklärte Frage der Elbvertiefung.“ Die

nächste potenzielle Baustelle. ►

Gewinner dieser Situation ist zurzeit der Süderelberaum – vor allem

„der Standort Rade/Wenzendorf trägt in diesem Jahr einen Großteil zum

Flächen-Take-up im südwestlichen Umland von Hamburg bei. Haupt-

sächlich dort lassen sich Grundstücke für logistische Großansiedlungen

zu moderaten Preisen und somit auch günstige Built-to-suit-

Mietlösungen realisieren“, sagt Stefan Harder, Leiter Industrie, Lager,

Logistik bei Grossmann & Berger.

Für die kommenden Monate gehen die Marktexperten davon aus,

dass die Nachfrage insgesamt steigen wird und auch wieder größere

Fläche ab 10.000 qm vermietet werden. Auch der Leerstand im Hambur-

ger Hafen soll schrittweise sinken. „Hierauf lassen Marktinformationen

schließen, denen zufolge die Anmietungsverhandlungen für einige Flä-

chen bereits fortgeschritten sind. Im vierten Quartal rechnen wir für den

Teilmarkt Umland Süd-West mit einem Großabschluss weit über 10.000

qm“, so Harder. □

Chinesen im Norden

Erst bekam der Flughafen in Lübeck mit Chen Yongqiang, einen chinesi-

schen Besitzer, jetzt richtet ein chinesisches Unternehmen seine Euro-

pazentrale am Trelder Berg in Buchholz/Niedersachsen im Süderelbe-

raum ein. Diao Elevator, ein Anbieter für Aufzugsmontage und Einrich-

tung, wird auf dem Grundstück in der Ritschgerstraße eine Industriehalle

für die Montage und Erprobung von Aufzugsanlagen und Rolltreppen,

ein Ersatzteillager und eine Werkswohnung bauen lassen. Rund 35 Mit-

arbeiter werden zukünftig in der Europazentrale arbeiten. Die Bauverträ-

ge wurden Ende September unterschrieben.

Bis Ende 2015 soll die Montagehalle (Foto; ca. 9.000 qm zzgl. ca.

2.500 qm Büro) auf dem 17.000 qm großen Grundstück im Gewerbege-

biet Trelder Berg in Buchholz in der Nordheide schlüsselfertig sein. Diao

will etwa 50% des Gebäudes selbst nutzen. Ein weiterer Teil wird ver-

mietet werden – zunächst. Denn die Chinesen sehen für ihr Geschäft

viel Potenzial in Europa und setzen mittelfristig auf Expansion, so Ling

Qin, Generalbevollmächtigter der Diao Elevator in Deutschland.

Was wird aus Karstadt in Billstedt?

Die angeschlagene Warenhauskette

Karstadt hat angekündigt, im Juni 2015

auch das Haus in Billstedt zu schließen.

Das ruft die Politik auf den Plan, denn

mit Karstadt gehe ein wichtiger Anbieter

für alles, was den täglichen Bedarf an-

geht. Das Ladensterben im EKZ

Billstedt, das von ECE betrieben wird,

sei allgegenwärtig, so die SPD-

Bezirksfraktion. Deshalb möchten die

Politiker, dass als Ersatz ein Anbieter im

Mittelpreissegment gesucht wird. Deren

Zahl werde immer niedriger. Seit Jahren

könne im BillstedtCenter beobachtet

werden, dass mittelpreisige Anbieter wie

etwa S. Oliver und Görtz durch discount-

orientierte Anbieter ersetzt werden.

Kerstin Gröhn, SPD-Bezirkssprecherin

für Billstedt: „Das Konzept des ECE für

Billstedt gehört auf den Prüfstand. Eine

schlichte Neuvermietung an weitere Dis-

count-Anbieter darf nicht geschehen.

Stattdessen muss das ECE positiv zu

der Entwicklung „Stromaufwärts an Elbe

und Bille“ beitragen, indem Räumlichkei-

ten für Stadtteilnutzungen geschaffen

werden.“

Finanzdienstleister zieht nach Horn

Die DSGF Deutsche Servicegesellschaft

für Finanzdienstleister wird Ende des

Jahres vom Hamburger Steindamm

nach Horn umziehen. In der Horner

Landstraße 302-304 mietete das zur

Sparkassen-Finanzgruppe zählende Un-

ternehmen 2.100 m² Bürofläche. Eigen-

tümer der Liegenschaft ist Terrania.

Hamburg

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Foto: Goldbeck

Pastor Engelbrecht, Ihre Kirche ist umzingelt von

Neubauten. Eine positive Entwicklung?

Ein deutliches Ja! Der Bau der Speicherstadt, die Zer-

störungen des Krieges und die Stadtentwicklung des 20.

Jahrhunderts haben St. Katharinen in der Stadt isoliert.

Jetzt kehren Gemeinde und Gemeinwesen zurück. Im

neuen Katharinenquartier sind mehr als 130 Mietwoh-

nungen entstanden, auf dem Cremon, westlich unserer

Kirche, baut Otto Wulff weitere 183 Wohnungen. In der

Hafencity sollen am Ende mehr als 12.000 Menschen

wohnen und 40.000 Menschen arbeiten. Die spannen-

den Fragen lauten: Wer zieht hier ein? Wer arbeitet

hier? Welche soziale Mischung entsteht? Welche Art

Stadt wollen wir eigentlich?

Wohnungen bauen allein reicht nicht?

Genau. Wohnungsbau und Stadtentwicklung sind mehr

als Architektur und Infrastrukturplanung; sie handeln

von der Kunst des Zusammenlebens. Das ist eine sozi-

ale und kreative Aufgabe, die Gespür für Zusammen-

hänge und für die Geschichte eines Ortes verlangt. Ak-

tuell haben wir im Katharinenviertel vor allem Büros und

Sozialwohnungen, die zwischen 6 und 7 € den Quadrat-

meter kosten. Die neuen Wohnungen liegen großteils

zwischen 13 und 17 € Kaltmiete. Entstehen hier Paral-

lelwelten oder eine lebendige Vielfalt? Ich bin für die

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3 Fragen an ...

Mit dem Bau der Hafencity und den neu-

en Wohnkonzepten für die Innenstadt

vergrößert sich auch das Gemeindege-

biet der Hamburger Hauptkirche St. Ka-

tharinen. Seit Jahren entsteht rund um

die Kirche neuer Wohnraum. Das stellt

auch den zuständigen Pastor, Frank En-

gelbrecht, vor neue Aufgaben und

macht ihn zu einem Impulsgeber für

Stadtentwicklung.

lebendige Vielfalt. Aber wenn wir das wollen, brauchen

wir fachübergreifende Allianzen, die sowohl bauspezifi-

sche Fragen kompetent beantworten können, als auch

die Herzensfrage: Wie wollen wir leben? Gelingt uns

das, etwa auch in Hammerbrook, können die Quartiere

aus sich heraus Kraft entwickeln und zu einem vielfälti-

gen Ganzen zusammenwachsen. Dann werden wir nicht

die belächeln, die die Willy-Brandt-Straße untertunneln

wollen, sondern fragen: Warum haben wir das nicht

schon viel früher gemacht?

Was kann die Kirche tun, was die Politik?

Wir sehen unsere Arbeit als Teil der Quartiersentwick-

lung und bringen Gedanken, Ideen und Kritik mit ein. Die

Menschen, die hier leben und arbeiten, sind in unsere

Kirche eingeladen, um sich kennen zu lernen, Gemein-

samkeiten zu entdecken und eigene Projekte auf die

Beine zu stellen. Politik und Bauwirtschaft könnten hel-

fen, indem sie gleich beim Bau neuer Wohnungen auch

kleine Ladenzeilen einplanen oder Räume schaffen, in

denen sich junge und kreative Menschen treffen und

etwas initiieren können. Solche Räumlichkeiten fehlen

und sollten möglichst kostengünstig angeboten werden.

Die Politik kann aber auch helfen, indem sie schon bei

der Planung die Kirche und andere Akteure in der Nach-

barschaft einbezieht und so das vorhandene soziale,

geschichtliche, kulturelle und geistliche Wissen nutzt. □

Logistik bleibt Jobmotor im Süden der

Metropolregion Hamburg

380.000 Erwerbstätige sind in und für die

Logistik der Metropolregion Hamburg

tätig – Tendenz steigend. Weil dort fast

jeder zehnte Arbeitsplatz direkt in dieser

Branche zu finden ist, bleibt die Logistik

einer der Jobmotoren für die Region, so

das Ergebnis des aktuellen Arbeitsmarkt-

reports 2014 der Süderelbe AG.

Allerdings stellt der demografische Wan-

del eine große Herausforderung dar:

„Schon jetzt erreichen drei von zehn Ar-

beitnehmern die Altersgrenze, insbeson-

dere Berufskraftfahrer sind davon stark

betroffen“, so Uwe Veres-Homm, der mit

der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply

Chain Services SCS in Nürnberg eine

neue, präzisere Methodik des Arbeits-

marktreports im Auftrag der Süderelbe

AG entwickelte.

Die Süderelbe AG und ihre Partner wie

die Logistik-Initiative Hamburg, haben

daher verschiedene Initiativen, wie die

Ausbildungspartnerschaft ProLKW Süde-

relbe gestartet.

Hamburg

Impressum

Zu guter Letzt

Dumm gelaufen, Herr Landrat!

Eigentlich könnte sich Frank Eger (SPD) dieser Tage über seinen Ru-

hestand freuen. Statt dessen muss er sich vor dem Landgericht Olden-

burg wegen des Verdachts der Vorteilsnahme verantworten. Laut

Presse gilt als sicher, dass er und seine Frau innerhalb von 5 Jahren

mehr als 130.000 € von einem Immobilienunternehmer auf ihr gemein-

sames Konto erhielten. Die Anklagebehörde ist überzeugt, dass sich

der Unternehmer damit die Unterstützung des Landrats bei Altenheim-

projekten sichern wollte. Aus Sicht Egers war das Geld Beratungsho-

norar für seine Frau – gezahlt aufgrund mündlicher Absprachen.

Mal im Ernst: Zahlungen auf das eigene Konto? Beratungen, für die

es bislang keinen Beweis gibt? Mündliche Absprachen? Wird Eger

verurteilt, muss er mit 9 bis 11 Monaten auf Bewährung und Einbußen

bei seinen Beamtenbezügen rechnen. Ein hoher Preis für ein

„Beratungshonorar“ der Gattin. Aber selbst, wenn alles stimmen sollte,

was er sagt: Wieso berät die Frau eines politischen Mandatsträgers

ein Unternehmen, das im Landkreis Altenheime bauen will? Wieso

bürgt ein Landrat für dieses Projekt mit hohen Geldsummen, und wie-

so hält die Gattin auch noch Anteile an dem Projekt? So viele Fragen.

Und noch eine: Glauben die Mächtigen eigentlich immer noch, Vettern-

wirtschaft und Vorteilsnahme seien Kavaliersdelikte? □

Verlag: Research Medien AG Rietberger Str. 18 33378 Rheda-Wiedenbrück T: 05242-901250, F: 05242-901251 [email protected], www.rohmert-medien.de, Chefredaktion: Susanne Osadnik (V.i.S.d.P.) stellv.: Richard Haimann Tel. 04168/ 82 50

Redaktion: [email protected]

Hrsg.: Werner Rohmert

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Meinungssplitter

„Hier geht es einmal nicht vordergründig um Tourismus, sondern

vorrangig um Auswirkungen durch den Tourismus“, Peter Schnitt-

gard, Bürgervorsteher der Gemeinde Sylt anlässlich des ersten Spa-

tenstichs für das Wohnungsbauprojekt „bezahltes Dauerwohnen auf

Sylt“.

„Die Zahl der Sozialwohnungen sinkt seit Jahren, weil der soziale

Wohnungsbau für Investoren nicht attraktiv genug ist. Das will

die FDP ändern: Den Investoren soll es erleichtert werden, die in

Hamburg bei Neubauten geforderten Sozialwohnungen im eige-

nen Wohnungsbestand nachzuweisen – durch Übernahme von

Belegungsbindungen. Das macht die Investition in Neubauten

attraktiver, weil marktgerechte Kauf- oder Mietpreise verlangt

werden können ...“, Kurt Uwe Duwe, stadtentwicklungspolitischer

Sprecher der FDP-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft.