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Imperatoren: Ein System stößt an seine Grenzen Kriege machten Rom mächtig und reich. Doch sie verlangten gleichzeitig mehr und längere Militärdienste als eine Bürgermiliz leisten konnte. Legionär wurde zu einem Beruf. Nun fühlten sich die Soldaten einzig ihrem Feldherrn verpflichtet. Der erhielt damit genauso viel Macht wie der römische Senat.

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Imperatoren: Ein System stößt anseine GrenzenKriege machten Rom mächtig und reich. Doch sie verlangten gleichzeitig mehr undlängere Militärdienste als eine Bürgermiliz leisten konnte. Legionär wurde zu einemBeruf. Nun fühlten sich die Soldaten einzig ihrem Feldherrn verpflichtet. Der erhieltdamit genauso viel Macht wie der römische Senat.

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Das Vermögen als Grundlage der Heeresordnung01In der römischen Armee musste ursprünglich jeder für seineBewaffnung selber aufkommen. Die Reichsten waren dieequites, also die Kavallerie. Es folgte die schwere und dieleichte Infanterie. Keinen Wehrdienst leisteten nur die, die„nach dem Kopf“ zählten (capite censi), also zu wenig Besitzhatten, um sich eine eigene Ausrüstung kaufen zu können.

Re-enactors als Legio VIII Augusta bei Marles/Frankreich. Foto:Wikicommons / Pierre C / http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de

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Kriege und ihre Folgen02Mit dem Zweiten Punischen Krieg wurde der Krieg quasi zumDauerzustand. Das machte es für die zum Wehrdienstverpflichteten Bauern immer schwerer, ihre Ländereienangemessen zu bewirtschaften und sich damit ihrenLebensunterhalt zu sichern.

Pompejanisches Wandgemälde, Praedia der Iulia Felix, 63–79 n. Chr.Museo Archeologico Nazionale, Neapel. Foto: Wikicommons / TheYorck Project/Zenodot.

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Ein System bricht zusammen …03Die Folge war eine flächendeckende Verarmung deritalischen Kleinbauern. Damit aber fielen sie nicht mehr unterdie Wehrpflicht, was das Milizsystem aushöhlte. Eine Reformdes Heeres in seiner bisherigen Form und Zusammensetzungwurde unumgänglich. Unternommen wurde sie von GaiusMarius nach 104 v. Chr.

Bildnis eines Unbekannten, mit Marius identifiziert. Glyptothek,München. Foto: Wikicommons / Bibi Saint-Pol.

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… und wird grundlegend reformiert04Marius änderte Organisation und Ausrüstung der Soldatengrundlegend. Ein Rekrut brauchte erst weniger, dann gar keinMindesteinkommen mehr, da der Staat für die – nuneinheitliche – Bewaffnung aufkam. Auch ärmere Römer,Proletarier, konnten nun als Freiwillige dem Berufsheerbeitreten.

Grabstein des Legionärs Quintus Petilius Secundus, Legion XVPrimigenia, um 65 n. Chr. Kopie im Archäologischen Park Xanten nachdem Original im LVR-LandesMuseum Bonn Foto: Wikicommons / AdMeskens / http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de

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Land für die Altgedienten05Als Dienstzeit waren 16 Jahre obligatorisch, die auf 20 Jahreverlängert werden konnten. Die aus dem Dienstausgeschiedenen Soldaten wurden veterani genannt undbekamen ein Stück Land zugeteilt. Dies war kompliziert, nichtimmer stand Land zur Verfügung. Für die Soldaten wurde derHeerführer zum Garanten ihrer Altersversorgung. Daringründet das besonders enge Verhältnis zwischen denBefehlshabern der Armee und den Veteranen, die sog.Heeresklientel. Die altgedienten Soldaten betrachteten ihrenFeldherren als Patron und unterstützen ihn im Bedarfsfallsowohl politisch als auch militärisch.

Grabstein des Veteranen Nertus Lingauster. Magyar Nemzeti Múzeum,Budapest. Foto: Wikicommons / Szilas.

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Nicht jeder Feldherr ist ein Imperator06Eigentlich verfügte jeder Feldherr als Beamter mitmilitärischem Kommando über ein Imperium und war damitein Imperator. Im engeren Sinne war für diesen Titel aber einSieg über äußere Feinde notwendig. Danach akklamierten dieSoldaten ihren Feldherrn zum Imperator. Dies war dieVoraussetzung für den vom Senat zu bewilligendenTriumphzug, den feierlichen Festzug zum Iuppiter-Tempel.

Triumphator in Quadriga, Rheinisches Landesmuseum Bonn. Foto: KW.

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Anspruch und Wirklichkeit07Als triumphierender Imperator lässt sich auf dieser MünzeLucius Cornelius Sulla darstellen. Das ist insofernbemerkenswert, da er zum Prägezeitpunkt, 82 v. Chr., nochgar keinen Triumph gefeiert hatte. Zwar hatte er im Vorjahrnach erbitterten Kämpfen Mithridates von Pontos endlichbesiegt, aber statt vom Senat den Triumph zugestanden zuerhalten, musste er sich erst in einem Bürgerkrieg mit denAnhängern des Marius messen, um am 29./30. Januar desJahres 81 als Triumphator in die Stadt einzuziehen. Der Sinnder Münzbotschaft ist klar: Auch wenn er offiziell noch nichtTriumphator war, fühlte sich Sulla vor den Göttern als solcher.

Denar des L. Cornelius Sulla, 82. Avers: Roma. Revers: Sulla alsTriumphator.

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Was braucht es für einen Triumph?08Um einen Triumph feiern zu können, musste ein Feldherrnatürlich zuerst einmal gesiegt haben. Doch wie erreichte mannach römischem Glauben einen Sieg? Unabdingbar warvirtus, also die Summe römischer Tugenden, die einenwahren Mann (vir) ausmachten, v.a. natürlich Tapferkeit. Dochdas war alles nichts ohne pietas, die Ehrfurcht vor allemÜberlieferten, besonders vor den Göttern. Siege konnteneben nur die Menschen erringen und feiern, denen dieGötter ihre Gunst schenkten.

Teil der Fasti Triumphales mit der Auflistung der Triumphe währenddes 1. Punischen Krieges. Musei Capitolini, Rom. Foto: Wikicommons /Rossigno Benoît / http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

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Liebling der Götter09Die Überzeugung, dass die Götter nur demjenigen den Sieggewährten, der über genügend virtus und pietas verfügte,begründete im Umkehrschluss das Selbstverständnis, dass einSieger ein von den Göttern Auserwählter war. Ein besonderseindrücklicher Fall ist Sulla, der es meisterhaft verstand, einenPersonenkult um sich zu inszenieren: Er führte seineAbstammung auf Venus zurück, die er auch immer wieder imMünzbild darstellte. Als Liebling der Aphrodite nannte er sichEpaphroditos. Und seinen programmatischen Beinamen Felix,also „der Glückliche“ ließ er sich offiziell von derVolksversammlung verleihen.

Denar des L. Cornelius Sulla, 81. Avers: Venus. Revers: BekränztesDoppelfüllhorn.

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Der Triumphzug als Danksagung10Mit dem Triumphzug als feierlichem Einzug in die Stadt Rombedankte sich der Feldherr für die göttliche Gunst und löstedamit das Gelübde ein, das er vor dem Kriegszug gegebenhatte. Der Feldherr führte seine Soldaten in einer feierlichenProzession zum Marsfeld und brachte an der PortaTriumphalis dem Iuppiter Stiere als Opfer dar.

Plan des antiken Rom mit Beginn des Triumphzuges. Quelle:

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Ein farbenfrohes Spektakel11Nach dem Opfer legte der Feldherr ein purpurnes, Goldbesticktes Gewand an. Sein Gesicht wurde mit roter Farbebemalt, sein Kopf mit einem Lorbeerkranz geschmückt. Inseinen Händen hielt er einen Lorbeerzweig und dasAdlerszepter. In der Quadriga stehend gelangte derTriumphator nun ins Stadtgebiet. Der Zug ging durch denCircus Maximus, über das Forum Romanum bis zum Kapitol.Oft wurden in diesem feierlichen Umzug dem staunendenPublikum die Kriegsgefangenen und die Beute präsentiert,dazu große Plakate, auf denen die wichtigsten Ereignisse desFeldzugs gemalt waren.

Römischer Triumph. Gemälde von Peter Paul Rubens, um 1630.National Gallery, London. Foto: Wikicommons / Mathsci/Sailko.

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Geliebt von den Göttern, doch immer noch sterblich12Währenddessen hielt ein Sklave dem Imperator die goldeneetruskische Krone über den Kopf und flüsterte ihm zu: „Blickhinter Dich, erinnere Dich daran, dass Du nur ein Menschbist.“ Am Kapitol angekommen, stieg der siegreiche Feldherrzum Tempel des Iuppiter Capitolinus empor, um dort eingroßes Opfer zu bringen. Auf den eigentlichen Triumphfolgten mehrtägige Spiele, manchmal auch Bankette für dieBevölkerung Roms.

Römischer Triumph. Illustration eines unbekannten Graveur, IllustratedSchool History, 1876. Quelle: Wikicommons.

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Werbewirksame Triumphe13Mit den Insignien des Triumphes ließ sich wunderbar imMünzbild Werbung für die eigene Familie machen: EinBeispiel ist diese Münze des Faustus Cornelius Sulla, der mitden drei Kränzen auf die Triumphe seines SchwiegervaterPompeius verweist. Pompeius hatte in Africa die Anhängerdes Marius besiegt, in Spanien den Sertorius sowie in Asienden Mithridates. Mit dem Globus in der Mitte erinnerte derMünzmeister die Römer daran, dass es nicht zuletzt seineFamilie war, die ihnen die Weltherrschaft gesichert hatte.

Denar des Faustus Cornelius Sulla, 56. Avers: Hercules. Revers: Globusumgeben von Kränzen.