Imperfektion

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The term Imperfection does not really exist in German and has no strong negative connotations attached to it. Therefore, it could be called almost neologism. Seen as a new, distinct value judgement, not solely the opposite of perfection, it could serve as a basis for a fundamental discourse in design. Examples from other fields such as a biological mutations or disharmony in music show that errors may result in something better: a new acoustic stimulus might be wrested from sound that, at first, made us feel uncomfortable. Most of the design process is controlled by the digital world that usually does not throw up mutations. Programming in digital arbitrariness to produce "glitches", for instance, in one example in which designer try to directly produce mutations. In one respect, arbitrariness can give new Impulses and can help to find new perspectives during the design process

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IMPERFEKTION

Anna Katharina Leistenschneider

Matrikelnummmer: 11055633

DiplomnebenthemaBetreut durch: Prof. Laubersheimerim Lehrgebiet Produktionstechnologie

Fachhochschule KölnFachbereich: Design

Köln International School of DesignMärz 2011

1.0 Einleitung 7 1.1 Einleitung 8 1.2 Herangehensweise 9 1.3 Begriffsdefinition 10 1.4 Grammatik 12 1.5 Konnotation 13 1.6 Designkontext 14

2.0 Geschichte der Vollkommenheit 15 2.1 Pythagorer und die Welt in Zahlen 16 2.1.2 Pythagoras und Musik 16 2.2 Die Sophistik – Relativität des Schönen 20 2.3 Platon - Ordnung ist Perfektion 21 2.4 Augustinus - Schön ist das Ganze und nicht seine Einzelteile 22 2.5 Thomas von Aquin »Gut« und »Schön« in seiner Eigenart 23 2.6 Immanuel Kant - Schönheit muss nicht logisch sein 24 2.7 Friedrich Schiller - Form und Stofftrieb, die zwei Pole 25 2.8 Karl Rosenkranz - schön ist schon und hässlich ist relativ 26 2.9 Nietsche, Schönheit und Emotionen 26 2.10 Gotik 273.0 Humor - Imperfektion bringt uns zum Lachen 28

4.0 Imperfektion erzeugt Spannung 30 4.1 Nietsche und das »c-fis«

5.0 Imperfektion hält uns am Leben 32 5.1 Mutationen 33 5.2 Die Sichelzellenanämie 33 5.3 Der Galapagos Fink 34 5.4 EXKURS: »Mutation of Communication, ein Gestaltungsprinzip« 36

6.0 Neu und Alt und Neualt 39 6.1 Unserer Welt ist Neu und wir haben keinen Zeit 40 6.1.2 Unsere Konsumgesellschaft 41 6.1.3 Geplante Obsoleszenz 41 6.1.4 »Cradle to Cradle« 43 6.2 Gestaltung des Alterungsprozesses 43 6.2.1 Patina 44 6.3 Handmade 45 6.3.1 Prada 45 6.3.2 Unfertig - fertig 46 6.4 Geschichten erzählen-Unikate erzeugen - Individualisierung erschaffen 47 6.5 Pflegen = Streben? 48 6.6 Großstadtcowboys 49 6.7 EXKURS: Geschichte der Jeans 50 6.7 Altes - Funktionslose Objekte? 527.0 Willkürlichkeit, Wabi-Sabi vs. Glitch 54 7.1 Wabi-Sabi: Willkürlichkeit der Natur 56 7.2 Glitch: Generierte Willkürlichkeit 62 7.3 EXKURS: Favela Ästhetik 64

8.0 Imperfektion… 689.0 Fazit 86

Quellen 90

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Designer befinden sich während des Arbeits-prozesses in einem Zustand zwischen Klarheit und Diffusion, Strukturierung und Auflösung, Perfektion und Imperfektion. Gegenstand meiner Arbeit ist der Zustand der Imperfektion. Die Einordnung des Begriffs ist vielseitig – Imperfektion lässt sich neutral be-trachten, kann aber ebenso positive wie negative Auswirkungen haben. Gerade in der heutigen Gesellschaft, die nach Optimierung strebt, fallen „imperfekte Erscheinungen” auf.

Die Imperfektion zeigt sich als Gegenbegriff zur Perfektion. Auch als dieser soll er verstandenwerden. Anhand von Theorien wird erörtert was Perfektion und Imperfektion bedeutet und in welcher Form Gesetze und Lösungen für die Perfektion erschaffen wurden. Im Vordergrund stehen aber die Auswirkungen von Imperfektion. Was kann Imperfektion also erzeugen?

Imperfektion provoziert, inszeniert und öffnet den Blick, für die „Dinge“ dahinter. Imperfektion erzählt Geschichten und wurde auch schon zum Wunder, beispielsweise der schiefe Turm von Pisa. Imperfektion ist ein Wort, das im deutschen Sprachgebrauch selten vorkommt – der Begriff Perfektion ist aber inhärent und gleichzeitig konträr. Stehen diese Worte also wirklich im Ge-gensatz zueinander? Ist Perfektion immer per-fekt? Kann etwas Imperfektes auch perfekt sein?

Warum und worin besteht der vermeintliche Gegensatz? Welche geschichtlichen Ursprünge hat die Perfektion/Imperfektion? Wo liegt die Motivation in der Erschaffung einer perfektenbzw. imperfekten Form?

Ziel der Arbeit ist es, die Schönheit und die Anziehungskraft der Imperfektion zu ergründen. Was ist Imperfektion? Wo liegt der Reiz des Imperfekten? Welche Funktionen hat die Imper-fektion und was löst sie aus? In welcher Form wird Imperfektion als Gestaltungsmittel aktuell angewendet und was für ein Potential liegt in der Imperfektion als Gestaltungsmittel?

Klar ist, dass diese Auseinandersetzung keine trennscharfe Grenze zwischen dem vermeint- lichen Gegensatzpaar ziehen wird. Vielmehr geht es darum Objekte und Produkte zu disku-tieren, die in einem kulturellen Kontext offen-sichtlich nicht als perfekt eingeordnet werden, aber trotzdem den gleichen bzw. sogar einen höheren Wert erlangt haben, als Produkte, die scheinbar perfekt sind.

Welchen Mehrwert, Effekt und Reiz hat Imperfektion?

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Zuerst gebe ich einen zeitgeschichtlichen Überblick. Wie sahen die ersten Versuche aus, Perfektion zu definieren? Welche Versuche gab es Ästhetik messbar zu machen? Welche Gesetze der Gestaltung gibt es dafür? Wann wie und wodurch wurden diese wieder aufgelöst? Um den Wert von Imperfektion zu verstehen, bestimme ich Bedeutungen aus anderen Wissenschaften – wie der Philosophie oder der Biologie. Darauf folgend werden Beispiele aus dem Design gesucht und analysiert, die Imperfektion als Gestaltungsmittel nutzen.

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Der Ausdruck „Imperfekt“ bezeichnet die sprach- liche Zeitstufe (Tempus) der in die Gegenwart hineinreichenden Vergangenheit in Sprachen, die zwischen dem Aorist und dem Perfekt (die Bezeichnung eines zu einem unbestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit abgeschlossen- en Vorgangs) unterscheiden. Dieses Konzept wurde von der lateinischen Grammatik aus der griechischen übernommen. Beeinflusst von der lateinischen Schulgrammatik wird der Ausdruck in der deutschen Grammatik auch als Synonym für Präteritum verwendet. Für das Deutsche gilt das als veraltet oder irr- tümlich. Die deutsche Sprache kennt keinen Aorist und die Aspektdifferenzierung der latein- ischen Vergangenheitsform „Imperfekt“ weicht von der deutschen Vergangenheitsform ab.

Die Verwendung des Begriffs „Imperfekt“ sowohl für die Tempus, als auch für die Aspekt-kategorie führt zu weiteren Begriffsverwirrun-gen. Für die Zeitstufe der Vergangenheit im Deutschen sollte man daher besser den Begriff Präteritum verwenden.

Eine Imperfektion (lat.: Unvollkommenheit) ist in der Technik und speziell in der Statik eine unge-wollte herstellungsbedingte Abweichung der

Bauteile von der idealen Form (geometrische Imperfektion), zum Beispiel die Krümmung oder die Schiefstellung einer Stütze, oder vom idealen Werkstoffverhalten (physikalische Imperfektion). Imperfektionen können die Art der Beanspruchung technischer Bauteile wesentlich beeinflussen. So treten bei Druck-stäben oder Stützen infolge der Imperfektionen zusätzlich zu den Druckkräften Biegemomente auf, die beim Widerstand gegen Knicken von entscheidender Bedeutung sind. Auch das Versagen von Platten und Schalen durch Beulen wird von den Imperfektionen stark beeinflusst.1

1 Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, 3. Aufl. (2002)

11

Bedeutungen· ungebräuchlich: unvollkommenheit (das „nicht-perfekt-Sein“) · veraltet · irrtümlich

Herkunft· at. imperfectus = unvollendet

Synonyme· unvollkommenheit, unzulänglichkeit, minderwertigkeit · mangelhaftigkeit

12

Das Imperfekt ist eine grammatische Form der deutschen Sprache.

Es ist eine Vergangenheitsform, die häufig als Erzählform auftritt. Das Imperfekt beschriebt

eine nicht abgeschlossene Handlung in der Vergangenheit. Die Form wird in der

deutschen Sprache kaum noch verwendet.

There will always be a »lie« in believean »over« in loveran »end« in friends

an »us« in trustan »if« in life

and an »perfect« in imperfect

13

Im Englischen wird der Ausdruck in verschiede-nen Wissenschaften und Disziplinen gebraucht um einen Zustand zu beschreiben der von etwas Perfektem abweicht.Spannend für meine Auseinandersetzung im Design-Kontext ist der Fakt, das Imperfektion einen Zustand beschreibt, der nicht wertend sein muss. Da der Begriff der Imperfektion im deutschen Sprachraum kaum verwendet wird, ist er recht neutral und kulturell noch nicht festgelegt. Gerade Dinge die wir als nicht perfekt ansehen, können uns aus diesem Grund besser gefallen. Nicht Perfekt – was würde das bedeuten? Wir bilden und immer unsere Meinung über das was uns gefällt und was nicht. Häufig gefal-len uns Dinge gerade aus dem Grund, weil sie nicht perfekt sind. Denn Perfektion kann ganz schön langweilig sein. Diese Dinge möchte ich als Imperfekt benennen. Sie sind nach unserem kulturellen, sozialen und ästhetisch erlernten Verständnis nicht perfekt und gefallen trotz-dem oder gerade deshalb.

Kon

no

tati

on

1.5

14

Der Begriff umfasst Werte auf den verschiedenen Ebenen:

Materiell-ästhetisch Ebene1. : (Kratzer, Brüche etc.) Ästhetische Ebene2. : (Symmetrien, A-Symmetrien, ist es Formschön, ist es harmonisch, wie sieht die Farbgebung aus, hat es eine gute Form?)Funktionale Ebene3. : (ist die Schrift leserlich, tropft der Wasserhahn oder nicht)

15

2.0

Seit der Mensch Werkzeuge hat, gestaltet er.

Die Frage ist woher unser Verständnis von dem was Vollkommen und was Unvollkommen ist stammt. Folgend befasse ich mich mit philosophischen Ansichten über die Ästhetik.

Es wird ein chronologischer Abriss gegeben, der keinesfalls auf Vollständigkeit angelegt ist. Vielmehr sollen die verschiedenen und vielfältigen Ansichten gezeigt werden.

Die unterschiedlichen Komponenten zeigen auf, das Vollkommenheit und Unvollkommenheit fortwährend in mehreren Dimensionen diskutiert wird.

Aus dieser Vielschichtigkeit kann der Designer im Gestaltungsprozess schöpfen. Wir müssen Konventionen verstehen, um sie zu brechen.

16

Die Epoche Pythagoras ist auch die Epoche der Zahlen. Die Pythagoreer waren das erste Volk, dass ein System zur Meßbarkeit von Ästhetik erschuf – den Pythagorismus.Pythagoras bildet die Grundlage des ästhetischen Empfinden der westlichen Welt, bis heute. Diese Theorie verstanden sie als komplette Weltan-schauung und ernannten sie zur Grundlage allen Seins. Philosophie, Kunst, Ästhetiklehre und Musik waren durch ihre Theorie bestimmt.1

Dieser allgemeingültige Code vereinfachte die Kommunikation der allgemeingültigen Ästhetik.Sie verstanden die Welt als Konstruktion die für jeden einfach zu verstehen war. Vermutet wurde auch das der Kosmos nach ihrem System funktioniert. Die Kreisbewegungen, die von der Erde aus als Rotation wahrgenommene Beweg-ung der Sterne, sollten einen harmonischen Klang von sich geben. Ihr Anschauungen gingen bis ins Mystische. Heute würde man vermutlich von Fanatismus sprechen.

Pythagoras und musik Bis heute ist die Musiktheorie auf die Theorie der Pythagoreer aufgebaut. Durch Zahlen lassen sich Dinge bestimmen. Sie bilden sichtbare Verhältnisse. Der Durchbruch der Zahl war so bedeutend, dass die ganze Welt und das Wesen

der Wirklichkeit in ihnen ausgedrückt werden sollte. Die Pythagoreer waren die ersten, die sich m it Zahlen und mit Mathematik beschäftigten. Ihre anschauliche, messbare und systematisch verständliche Logik wollten sie zur Weltanschau- ung machen.

Durch Zahlen lassen sich Harmonien bilden und erklären. Harmonie ist ein Begriff der vermutlich von den Pythagoreern stammt. Sie wendeten es auf Architektur, Musik, schöne und sinnliche Dinge an.

Musik bezeichneten die Pythagoreer als klingende Mathematik. Mit Hilfe eines einseitigen Instru-ment, dem Monochord, erfassten sie mathema-tisch akustische Harmonien. Dieses Instrument ermöglichte die direkte Brücke zu Mathematik – durch verhältnismäßige Teilung der Seiten entstanden Harmonien. Die gleichen Verhältnisse, beziehungsweise Proportionen, galten auch visuell als harmo-nisch. Die Frage ist ob Harmonien im Sinne der Pyhtagoreer schon vorher existierten. Ist unser Verständnis von Harmonie natürlich? Liegt es in unseren Genen was uns als harmonisch erscheint und was nicht?

Pythagoras und die Welt in Zahlen (580-500 v.Chr.)

2.1

2.1.2

die absolute Perfektion

In Frequenzen lassen sich Klänge messen. Nun gilt es festzustellen, welche Parallelen zwischen Klängen der Natur und künstlich erzeugten Tönen liegen.

17

[1]

18

Bis heute forschen Wissenschaftler im Bereich der akkustischen Harmonien. Die Messung der Schwingungen der Obertöne von Tönen bilden Verhältnisse, die schon zu Zeiten der Pythago-reer erfasst wurden. Ohne technische Hilfsmittel, die Frequenzen messen können, wurden rein mathematisch akustische Harmonien festgelegt. Die Ähnlichkeit dieses konstruierten Harmonie- systems mit den Messungen von Ober- und Untertönen, die natürlich entstehen, legen die Vermutung nah, dass unser Harmoniever-ständnis nicht komplett willkürlich ist und nur teilweise kulturell konstruiert.Scheinbar ist es so, dass wir bereits im Mutter-leib Geräusche und Klänge hören, die uns schon vor der Geburt an Harmonien gewöhnen. Unsere Organe bilden Harmonien die auch schon von den Pythagoreern erfasst wurden.2

Der Pythagorismus ist die Grundlage für den logischen Umgang mit Harmonie und Ästhetik. Für die Perfektion gibt es ab diesen Punkt ein System, wodurch sie demnach berechenbar wird. Dinge, Proportionen und Klänge, die nicht in dieses System passen, sind somit unfunktio-nal, unnütz und hässlich. Eine positive Imper-fektion gibt es bei den Pythagoreern nicht. Imperfektion ist in diesem Sinne ausschliesslich etwas negatives und hat keine Chance dennoch als schön oder gebräuchlich zu gelten. Abweichungen sind nicht erlaubt. Vollkommen-heit ist gleichzusetzen mit Objektivität.

1 Vgl.: Elmar Waible, Ästhetik und Kunst von Pythagoras bis Freud, UTB 2009, S 35-402 http://www.podcast.de/episode/1343428/Zahlen_und_Töne:_Musik_und_Mathematik_2_Von_Pythagoras_bis_MP3.

Warum ist die Theorie der Pythagoreer also so erfolgreich: Sie ist leicht erfassbar, konstruierbar und hat eine klare Logik. Zum Zeitpunkt ihrer Entstehung gab es keine vergleichbare Wissenschaft. Zumindest wurde dies nicht anders schriftlich dokumentiert.

Der Pythagorismus wird in der Renaissance wiederentdeckt und ist auch Grundlage des Konstruktivismus.

[2]

[3]

Piet Mondrian

Der Begriff der Sophistik beschreibt eine Ver-einigung von griechischen Philosophen im 5. und 6. Jahrhundert vor Christus. Sie kritisieren Dogmen und Mythen, Traditionen und Konventionen. Sie sind Realtivisten, was bedeutet das sie glauben, dass alles bedingt und relativ ist: Wahr und falsch, recht und unrecht, gut und böse. Diese Ansichten teilen Sie sich

mit den Humanisten, somit gelten sie als deren Vorläufer. Objektivität gibt es für Sie nicht, son-dern nur eine subjektive Wahrnehmung für das was schön ist und was nicht. Das Begründen sie mit der geschlechts- und kulturabhängigen Vorstellungen für das Schöne.In der Kunst kommt es für sie auf die Form und auf den Inhalt an. Inhaltsästhetik ist für sie primär. Die Form steht an zweiter Stelle und ist nur sofern wichtig, als dass sie dafür genutzt wird, den Inhalt bestmöglich darzustellen.

Zusammenfassend kann man an dieser Stelle sagen, dass das Verständnis von Schönheit kultur- und geschlechterspezifisch ist. Schönheit wird subjektiv bestimmt.

Dennoch gibt es keine Schönheit aus Schön-heitswillen und keine Kunst aus Willkürlichkeit. Vielmehr hat Kunst die grundliegende Funktion einen Inhalt zu übermitteln. Kunst ohne Inhalt ist nichts wert, wobei das Gefallen des Inhalts subjektiv bestimmt wird.

„Bei Frauen ist Schminken schön, bei Männern hässlich; bei den Thrakern gilt das Tätowieren als Schmuck, in anderen Ländern

ist es ein Verbrechen.2

„Wladyslaw Tatarkiewicz “

Schönheit ist eine Frage der Opportinität (Gelegenheit).3

„Um es mit einem Wort zu sagen: alles ist zur rechten Zeit schön, alles aber zur unrechten Zeit

hässlich.“4

die Sophistik - (griechenland 5. und 4. Jahrhundert v.Chr.)die relativität des Schönen

1 Elmar Waible, Ästhetik und Kunst von Pythagoras bis Freud, UTB 2009, S. 42-522 Vgl.: Wladyslaw Tatarkiewicz, op.cit., S.123 in: Elmar Waible, Ästhetik und Kunst von Pythagoras bis Freud, UTB 2009, S. 453 Elmar Waible, Ästhetik und Kunst von Pythagoras bis Freud, UTB 2009, S. 474 Dialexis: 2,8; zitiert nach der Quellensammlung von Wladyslaw Tatarkiewicz, op. cit., S.133

2.2

(427- 347 v. Chr.) Platonordnung ist Perfektion

Ordnung ist das höchste Maß der Perfektion.Es gilt eine maßästhetische Schönheitsauf- fassung. Platon übernimmt die pythagoräische Werte. Harmonie, Proportion, Maß und Ordnung können seiner Ansicht nach Schönheit bestimmen und erzeugen. Er begründete seine Theorie mit Gott - dem Erschaffer aller Schönen Form. Die platonischen Körper, haben für ihn die vollkommensten Proportionen. Er spricht ihnen sogar eine kosmologische Bedeutung zu.1

Perfektion ist absolut.

2.3

1 Elmar Waible, Ästhetik und Kunst von Pythagoras bis Freud, UTB 2009, S. 68-81

1. Tetraeder (vier gleichseitige Dreicke)2. Hexaeder oder Würfel (Sechs Quadrate) 3. Oktaeder (acht gleichseitige Dreiecke) 4. Dodekaeder (zwölf regelmäßige Fünfecke) 5. Ikosaeder (zwanzig gleichseitige Dreicke)

2

54

3

1[4]

22

Augustinus ist auch ein Anhänger der maßästhetischen Schönheit. Dennoch bringt er einen neuen interessanten Aspekt ein. Seine Ansichten wirken so weniger dogmatisch als die seiner Vor- gänger. Das Zusammenstimmen von Teilen eines Gegenstandes zu einem ganzen kann schön sein, auch wenn jedes Teil für sich nicht schön sein muss.1

Perfektion findet als »Ganzes« statt und nicht in seinen Einzelteilen.

Augustinus (354-430)Schön ist das ganze und nicht seine einzelteile

1 Vgl.: Elmar Waible, Ästhetik und Kunst von Pythagoras bis Freud, UTB 2009, S. 96-107

2.4

23

thomas von Aquin (1225-1274)»gut« und »Schön« in seiner eigenart

Thomas von Aquin sucht nicht nach der generellen fassbaren Schönheit. Er versucht sie in seiner Eigenart zu erfassen. Schönheit hat einen hohen moralischen Stellenwert und definiert sich über das Streben danach. Den Begriff des Schönen verbindet er mit dem Gegenstand des Betrachtens. Werden andere Sinne angesprochen, dessen Eindrücke nicht qualifizierbar - nicht theoretisch erfassbar sind, können wir sie nicht als schön benennen. So kann ein Geruch oder ein Geschmack nicht schön sein sondern nur gut. Denn als schön gilt nur das, was eine Struktur hat und durch Verhältnisse beschrieben werden kann. Der Geschmacks- und Geruchssinn kann das beispielsweise nicht. Man braucht keine geisti-gen Fähigkeiten, um sie zu spüren, diese Sinne sind animalisch – auch Tiere können Gerüche wahrnehmen, Strukturen und Verhältnisse aber nicht. Für Tiere gibt es nur überlebenswichtige Reize sind. Für Menschen müssen sie das nicht sein.1

Thomas von Aquin nennt drei Bedingungen für Schönheit - Integras, proportio, claritas:

·Vollständigkeit·richtige Proportionen und Harmonien·heller Glanz2

Thomas von Aquin nennt die leuchtende Farbe als Bedingung für das Schöne. Ein neuer Aspekt der nicht theoretisch und objektiv fassbar ist

und sich somit von seinen anderen Kriterien unterscheidet. Dieser neue Aspekt weitet die Kriterien zur Bestimmung von Schönheit aus. Die Farben und die Leuchtkraft sind nicht die einzigen neuen Aspekte. So reflektiert er eben auch über den Geruchssinn und des Geschmacks-sinn – auch wenn diese vorerst nicht mit in seine Kriterien aufgenommen werden, startet Thomas von Aquin zum ersten Mal eine Dis-kussion über Sinnlichkeit und Schönheit.

1 Vgl.: Elmar Waible, Ästhetik und Kunst von Pythagoras bis Freud, UTB 2009, S. 108-1142 Vgl.: Elmar Waible, Ästhetik und Kunst von Pythagoras bis Freud, UTB 2009, S. 111

2.5

[5]

24

Immanuel kant (1724-1804)

Kurz gefasst kann man sagen, dass Kants Verständnis für das Schöne, mit moralischen Werten einher geht. Schönheit ist eine Frage der Haltung oder des Interesses Gegenüber dem Gegenstand.

Schön ist was...

a) ...nicht in einen Begriff gefasst werden mussb) ...was kein reales Interesse erregtc) ...was auf Grund seiner ästhetischen Zweckmäßigkeit in seiner Form, erregt.d) ...was allgemeines (notwendiges) Wohl- gefallen, erregt.

a) bedeutet, dass man nicht wissen muss worum es sich bei dem Gegenstand handelt, wenn man ihn schön findet. Das smaragdgrüne Wasser eines Flusses kann man schön finden ohne zu wissen, welcher Fluss es ist. Und auch wenn man weiß, das es ein Fluss ist ist, ist diese Tatsache nicht wichtig um ihn schön zu finden. Es geht nur darum, wie sich der Fluss auf das Lebensgefühl auswirkt. Schönheit ist somit subjektiv und beinhaltet nicht das Urteil über die objektive Dingeigenschaft.

b) Das Schöne unterscheidet sich vom Guten und Angenehmen. Das Gute ist das sittliche Begehren und das Angenehme ist das sinnliche Begehren. Schön ist das, wo diese Arten des Begehrens nicht dahinter stehen.

c) Ein Zweckmäßiger Gegenstand kann durch seine Form aber nicht durch seine Funktion als schön empfunden werden. Ein Werkzeug schön zu finden ist nicht davon abhängig, ob es auch ein gutes Werkzeug ist.

d) Dieser Punkt ist etwas widersprüchlich da die obigen Kriterien subjektiv sind. An dieser Stelle kommt der kategorische Imperativ hinzu, der besagt dass man sich so seinem Gegenüber verhalten soll wie man es sich auch von ihm wünschen würde. In diesem Fall heißt das, dass man nur etwas schön finden kann, wenn man glaubt, dass es auch anderen Menschen gefallen kann. Es geht nicht darum es theoretisch erklären zu können. Aber man muss glauben, dass jemand ein ähnlichen Wohlgefallen dafür empfinden kann. Zumindest dann, wenn man sich über seine Ansicht von Schönheit und Nicht-Schönheit äussert. Denn wenn man äussert etwas schön zu finden, urteilt man gleichzeitig darüber. Und wenn man urteilt, tut man das nicht mit der Annahme man wäre alleine dieser Ansicht.1

1 Vgl.: Elmar Waible, Ästhetik und Kunst von Pythagoras bis Freud, UTB 2009, S. 127-148

2.6

25

(1759-1805) friedrich Schiller und die Sinnlichkeitform und Stofftrieb – die zwei Pole

Bei Schiller stößt der Aspekt der Materialität hinzu. Er unterscheidet zwischen einem Form-trieb und einem Stofftrieb. Der Formtrieb beschreibt den geistige Trieb. Der Stofftrieb ist der Sinnliche trieb. Materialien beglücken unsere Sinne.Gegenstände sind Dinge in denen sich Sinnlichkeit und Geistigkeit vereinen. Beides ist gleichwertig und muss miteinander harmonisieren.

„Im ganzheitlichen Sinn wird man Mensch, wenn man beide Triebkräfte in ihrer Geltung anerkennt und zur Entfaltung bringt.“1

„Das Kunstwerk ist immer schon das was der Mensch werden soll, nämlich sinnlich-geistige Einheit.“2

1 Vgl.: Elmar Waible, Ästhetik und Kunst von Pythagoras bis Freud, UTB 20092 Vgl.: Elmar Waible, Ästhetik und Kunst von Pythagoras bis Freud, UTB 2009

2.7

26

nietsche (1844-1900) Schönheit und emotionen

karl rosenkranz (1805 -1879)Schön ist schön, hässlich ist relativ.

Ästhetik ist nicht die Lehre des Schönen – wie oft fälschlich angenommen wird – sondern die Lehre von der sinnlichen Erfahrung insgesamt. Hässlichkeit ist die Negation des Schönen. Gibt es das eine nicht, so gibt es das andere auch nicht. Demnach bedingt das eine also das andere. Denn für ihn ist das Schöne etwas absolutes und das hässliche etwas relatives. Was nicht schön ist, muss nicht gleich hässlich sein. Man könnte es auch so formulieren: Etwas das Unvollkommen ist, ist definitiv nicht schön, muss aber nicht gleich hässlich sein.1

Nietsche spricht über die Auswirkungen des Schönen und des Hässlichen auf emotionaler Ebene. Schön ist was uns physiologisch gut tut und unsere Lebensspannung steigert. Hässlich ist das, was wir hassen, was unsere Stimmung niederdrückt und unsere Lebens-spannung mindert. Aus diesem Grund hat die Schönheit die Macht. Das hässliche ist etwas negatives macht und schwach, nimmt uns die Kraft und die Lebensfreude.2

1 Vgl.: Elmar Waible, Ästhetik und Kunst von Pythagoras bis Freud, UTB 2009, S. 181-1932 Vgl.: Elmar Waible, Ästhetik und Kunst von Pythagoras bis Freud, UTB 2009, S. 225-250

2.8

2.9

27

gotik (Paris ca. 1140 – 1500 nach Christus)

In der Gotik wird nach der Vollkommenheit gesucht, in dem man die Unterschiede zwischen Mensch und Tier formuliert. Ein wichtiger Punkt ist die Funktion. Die Vollkommenheit eines We-sens, das dem Menschen gegenüber eigentlich minderbemittelt erscheint – im geistigen Sinne - kann dennoch perfekt sein, indem es in seiner Funktion vollkommen ist. Wie beispielsweise die Biene bei ihrer Bestäubung; der Biber, wenn er seinen Staudamm baut oder die Kuh, die ihre Milch gibt.

Es wird kompliziert und nicht berechenbar was vollkommen ist. Ein grundsätzliches Schema ist nicht möglich. Jedes Lebewesen, ob Pflanze oder Tier, muss für sich betrachtet werden. Zudem ist die Beurteilung von Situationen kontext-abhängig. Ein Sieg ist nicht gleich ein Sieg, wenn dieser nicht ehrenhaft errungen wurde.

In der Epoche geht die Vollkommenheit mit der Ehrenhaftigkeit einher. Moralische Aspekte sind genau so wichtig wie messbar ästhetische und funktionale Werte.

Es wird nach einer Rangfolge in der Natur ge- sucht. Das lässt vermuten, dass der Versuch gemacht wird, das Aussehen über die Vollkom-menheit zu beurteilen. Ebenso wird aber der Aspekt der Vernunft angesprochen. Demnach wäre ein schlaueres Lebewesen vollkommener als ein weniger intelligentes. Der Mensch wäre somit am Vollkommensten. Doch nur nach dem

Intellekt zu urteilen genügt nicht. Denn wenn ein Wesen, dessen Intellekt nicht stark ausgeprägt ist, seine Funktion in der Natur perfekt ausübt, dann ist es doch vollkommener als der Mensch. Der Mensch ist wegen seinen Intellekts nicht ausschliesslich durch seine Funktion zu beurteilen.

Es gibt also verschiedene Versuche einen Rahmen dafür zu finden, wie man Vollkommen- heit definiert. Die Wertungen haben jedoch unterschiedliche Dimensionen und Richtungen – was die Diskussion über Vollkommenheit nicht vereinfacht. Der Mensch ist ein Wesen, das auf Ziele hinarbeitet. Nicht die Perfektion selbst, sondern das Streben danach hat den höchsten Wert.

Menschlichkeit ist ein Aspekt, der stark in den Vordergrund tritt. Philosophiert wird über diesubjektive Vollkommenheit. Der Mensch hat nicht die gleiche Genauigkeit wie ein Werkzeug. Jedoch besitzt er, im Gegensatz zum Werkzeug, eine geistige Vorstellungsraft durch die neue Lösungen generiert werden können.

1 vgl. John Ruskin, „ Die Steine von Venedig: Das Wesen der Gotik (1851), in Theorien der Gestaltung, Volker Fischer, Anne Hamilton Seite 10 ff.

2.10

[6]

28

Eines ist klar: Humor ist etwas, das uns zum Lachen bringt. Ein Mensch kann als humorvoll bezeichnet werden. Situation können humorvoll gelöst werden. Nicht immer verstehen wir warum andere Menschen lachen. Humor kann auch eine sehr individuelle Angelegenheit sein. Meistens ist es etwas, das von der Normalität abweicht, um Konstrukte auseinander zu brechen. Es geht darum Fehler in Regeln einzubauen und mit Normen zu brechen. Und es geht auch darum Fehler hervorzuheben und auszu-schmücken. Was genau hat Humor mit Imperfektion zu tun? Man kann über Imperfektion lachen. Sie ist nicht gewöhnlich und zeigt, dass man über Fehler lachen kann. Humor ist eine positive Reaktion auf Imperfektion. Die Imperfektion kann durch Lachen einen Mehrwert erlangen.

Profan betrachtet trägt Lachen zur Entspannung bei. Man könnte also einfach behaupten, dass es in einer perfekten Welt nichts zu lachen gäbe und das wäre doch sehr traurig. Ein weiterer Aspekt, den man hier in der Aus-wirkung von Imperfektion einbringen kann, ist das Imperfektion Dinge menschlich macht. Humor tut das ebenfalls.

Es ist ein menschliches Phänomen. Man braucht menschlichen Verstand, um Humor zu verstehen. Ebenso braucht man menschlichen Verstand um Perfektion und Imperfektion zu verstehen. Denn dies sind kulturelle Konstrukte, die der Mensch sich aufbaut, um sich in seiner Welt zu orientie-ren. Humor ist ein Mittel, das dem Mensch dazu verhilft mit seiner Imperfektion umzugehen. Wenn er nicht über seine Welt und seine Fehler lachen könnte, wäre das Leben wahrscheinlich unerträglich. Wir lachen über Kontraste. Wir lachen über falsche, komische Dimensionen und Proportionen.1

Humor als Humor zu verstehen ist eine Frage des Kontextes, der Art der Darstellung, der Gestik und der Mimik. Diese Aspekte unter- scheiden die Komödie vom Drama.

HumorImperfektion bringt uns zum Lachen

1 Design humor, Heller, Steven, NY, Allworth Press, 2002

»Humor ist, wenn man

trotzdem lacht.«

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„So wie Nietsche die Kunst immer als „Wille zur Macht“ gedeutete Leben rückbindet

sieht er auch die Schönheit als „das höchste Zei-chen von Macht“. Wir bezeichnen als schön, was uns physiologisch gut tut, was unserer Lebens-spannung steigert; als häßlich, was wir hassen,

weil es uns niederdrückt und unserer Lebensspan-nung mindert.“1

Was Nietsche formuliert sind Sätze, die schon fast aus der heutigen Zeit kommen könnten. Schönheit unterliegt demnach keinem konkreten Gestaltungsgesetz. Schön ist das, was unsere Lebensspannung steigert - ein sehr wichtiger Satz für diese Arbeit und für die These, dass Imperfektion perfekt und schön sein kann. Und zwar aus dem Grund, dass etwas nicht perfekt ist, einen Reiz ausübt und dann wiederum einen positiven Effekt erzeugt – nämlich Emotionen.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. So können Dinge die Reize auslösen gewöhnlich werden. Und der Mensch schenkt dem keine Beachtung mehr. Der vorher positive Effekt wird zu Ge-wohnheit und dadurch langweilig. Reize – ob positiv oder negativ – erzeugen Emotionen. Emotionen erzeugen Leben. Häufig ist es aber so, dass das Gewohnte als positiv wahrgenom-men wird. Das Gewohnte ist scheinbar schön und perfekt. Für neue Gegenstände, neue Musik und neue Architektur brauchen wir eine Gewöhn- ungszeit. Bei Langeweile und Übersättigung könne negative Reize trotzdem mehr Interesse und Emotionen auslösen.

Ein guter Reiz wird immer durch einen nega-tiven Reiz verstärkt. Dieser Kontrast erzeugt Spannung – die Dramaturgie hat immer etwas Trauriges, und Schlechtes. Wir finden den Reiz im Bösen und erfreuen uns in der Auflösung dessen.

„In der Antike nahm das Ohr bestimmte Intervalle in der Musik als dissonant wahr und empfand sie als unangenehm und das klassische Beispiel für etwas hässliches in

der Musik war jahrhundertelangdas Intervall der übermäßigen Quarte, wie zum Beispiel c-fis. Im Mittelalter. Diese Dissonanz

wurde als dermaßen störend empfunden, dass man sie als diabulus in musica (Teufel in der Musik) bezeichnete. Doch die Psychologen

haben erklärt, Dissonazen hätten eine erregende Wirkung, und schon seit dem 13. Jahrhunderten

haben viele Musiker sie eingesetzt, um in einem entsprechenden Kontext eine

bestimmte Wirkung hervorzurufen.“2

nietsche und das »c-fis«Die Erzeugung von Spannung

1 Elmar Waible, Ästhetik und Kunst von Pythagoras bis Freud, UTB 2009, S. 2332 Umberto Eco, Die Geschichte der Häßlichkeit, 2007, S. 421

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Der Begriff Mutation ist umgangssprachlich negativ konnotiert. In der Biologie ist die Mutation jedoch ein wichtiger Prozess, der auch Gutes entstehen lässt. Ohne Mutation gäbe es keine Evolution – keine genetische Diversität. Demnach handelt es sich um einen überlebenswichtigen Faktor. Die Natur ist kein Zustand, sondern ein sich immer fortlaufend verändernder Organismus. Nur durch Verände-rungen können Arten überleben. Diese Verän-derungen nennt man Mutationen, die wiederum negative, positive oder irrelevante Auswirkungen haben. So kann eine Mutation erst als ein Fehler auftreten und sich später als Vorteil herausbil-den. Fehler sind wichtig und normal, wenn die Natur sich verändert. Durch diese Veränderun-gen können Lebewesen sich in einem neuem Umfeld oder einer neuen Situation anpassen.

die Sichelzellenanämie

Die Sichelzellenanämie ist ein Phänomen, das in Gebieten auftritt in denen auch Malaria ver-breitet ist.Die Sichelzelle ist eine mutierte Zelle - eine rote Blutzelle, die erst rund ist und sich dann, durch Kristalisation, zu einer sichelfömigen Zelle verändert. Sie ensteht in Teilen des Körpers, wo Sauerstoffmangel herrscht – wie beispielsweise in Muskeln. Dadurch entstehen Anomalien in

„Vermag man die unendliche Welt der Gegenstände genau so in Familien und Klassen

einzuteilen wie das Pflanzen und Tierreich mit seinen tropischen und glazialen Gattungen, mit seinen erstaunlichen Mutationen und aus-

sterbenden Arten? In der städtischen Zivilisation sieht man, wie Generationen von Gegenstän-

den, Apparaten und Gadges („Mitbringsel“ technischer Art“) einander in immer

schnellerem Tempo ablösen, angesichts dessen sich der Mensch als eine

besonders stabile Form bewährt.“2

Jean Beaudrillard

mutationen

1 Biologie, Purves, Erscheinungsjahr 7. Auflage 2006, Spektrum Verlag S.299 ff.2 Jean Beaudrillard, das Systhem der Dinge, campus Biliothek, 3. Auflage 2007

der Blutzirkulationen. Folgen können schwer-wiegende Krankheiten sein. In Afrika kommt diese Form der Anämie häufig vor. Viele Menschen starben dadurch. Jedoch gibt es auch einen positiven Effekt der Mutation. Sie macht den Träger immun gegen Malaria. Die Sichelanämie kann die Lebensdauer des Menschen verringern. Doch ist die Gefahr an an den Folgen von Malaria zu sterben deutlich geringer. In andere Gebieten, in denen Malaria nicht vorkommt, gibt es auch keine Menschen mit der Sichelzellenanämie. Man kann also hier von einem Evolutionsvorteil sprechen. Eine Mutation von der man erst glaubte, das sieMenschen tötet, rettet aber umso mehr Leben.1

5.1

5.1.2

[7]

34

der galapagos finkSetzt eine Imperfektion sich durch, liegt es an ihrer Perfektion

1 Biologie, Purves, Erscheinungsjahr 7. Auflage 2006, Spektrum Verlag S. 584 ff.

Mutation, die sich bewährt.

Der Galapagos Fink ist ein Vogel. Es gibt 14 Arten. Aus Zufall können Vögel mit andersartigen Schnäbeln auf die Welt kommen. Diese Mutation kann für den Vogel von Vor-und Nachteil sein – bei- spielsweise kann der Vogel durch die Mutation, dann einem anderen seiner Art überlegen sein. Durch die Mutation setzt er sich gegenüber den anderen durch. Er wird überlebensfähiger, da die Nahrungsaufnahme bei ihm optimiert ist. So hat er eine längere Lebensdauer und eine höhere Chance sich weiter zu vermehren, als die anderen Tiere der Population. Dadurch kann das vorteil- hafte Merkmal weiter gegeben werden.1

5.1.3

35[8]

„Mutation of Communication“ ist ein Gestalt- ungsprinzip, das in einem Kurzzeitprojekt anDer Köln International School of Design von den dänischen Designerinnen Anne Elisabeth Toft und Tina-Henriette Kristiansen vorgestellt Wurde. Sie transformieren die 5 Formen derMutationen der DNA-Stränge und nutzen sie für den Gestaltungsprozess. Sie sprechen von einem experimentellen Designprinzip. Im Vorder- grund steht die Auflösung von gewohnten Formen. Es geht nicht darum ein finales Produkt zu gestalten. Vielmehr stellen sie ein Hilfsmittel für Designer und Architekten zur Verfügung, um auf der Suche nach abstrakten Formen zu helfen und neue Entwürfe zu gene-rieren. Wie das Wort schon sagt geht es um eine Abstraktion und nicht um pure Willkürlichkeit. Die 5 Formen der Mutation werden Schritt für Schritt durchlaufen. Es entstehen Modelle und Zeichnungen, die vorhandenen und vertrauten Objekten eine neue Perspektive auf die Form geben. Konventionelle Denkmodelle und festgefahrene Sichten werden aus dem Gleichgewicht gebracht. Auch der Prozess der Gestaltung, der sozio-kulturell geprägt ist, wird durch dieses Prinzip verändert.1

1 Vgl. Projektmaterial von Tina-Henriette Kristiansen Anne Elisabeth Toft

.2

[9]

37

Löschung

Inversion/umkehrung

einfügung

dopplung translokation

mutation of Communcation mutationen als gestaltungsprinzip

[10]

40

unsere Welt ist und wir haben keine Zeit

6.1

Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Wirt- schaftswachstum ist das höchste Kriterium - das Begehren und der Konsum von neuen Produkten ist wichtigstes Mittel, um das Wachs-tum am Laufen zu halten und zu fördern.

Kaufen wir etwas Neues, wollen wir dem Produkt ansehen, das es neu ist. Es soll glänzen! Es soll neu sein! Wichtig ist es immer das Neuste vom Neusten zu haben – immer der Zeit einen Schritt vorraus. Wir wollen den Fortschritt. Wir streben nach Neuem.

Das Streben im Sinne des Strebens nach Voll- kommenheit hatte in der Gotik schon einen hohen Stellenwert. Es galt als eine Eigenschaft, die das menschliche Wesen und seine Schönheit ausmachte. Dieses Streben hat sich heute zum Streben des Menschen nach neuen Produkten gewandelt. Wir erschaffen immer neue Wünsche, die wir erfüllen möchten – hier lassen sich auch man auch animalische Züge erkennen. Die Jagd. Der Mensch sucht nach neuer Beute und ist

zufrieden, wenn sie in seinen Besitz gelangt. Ständig tauchen neue Produkte auf nach denen wir streben können. Alte Opfer werden immer schneller uninteressant, weil neue, kurzweilige Trends rasant auftauchen.

Bevor manche Produkte verbraucht sind, kommt schon eine neue Generation auf den Markt. Gerade gab einem der Gegenstand noch das Gefühl am Puls der Zeit zu sein, fühlt man sich im nächsten Moment direkt rückständig. Er verliert an Wert. Das Begehren des Neuen geht schon so weit, das Produkte, die noch gar nicht auf dem Markt sind, uns ein Gefühl des „haben wollens“ vermitteln. Obwohl wir noch gar nicht wissen wie sie aussehen, wie sie sich anfassen oder welche neuen Funktionen sie ha-ben – wie hypnotisiert warten wir auf die neuen Produktpräsentationen von Steve Jobs.

Produktlebenszyklen werden eben immer kürzer. Schon vor dem völligen Verschleiß landen Pro- dukte auf dem Müll. Neunzig Prozent der Erde entnommenen Ressourcen landen so nur nach drei Monaten auf dem Müll: Metalle oder Kunststoffe, die mikrobiologisch nicht mehr erkennbar und kompostierbar sind. Bis zur bio-logischen Zersetzung brauchen sie hunderte von Jahren. Ein Beispiel: Das Material aus dem Minidisc -Player bestehen, braucht 500 Jahre bis es wieder komplett in den Erdboden zurück geführt wird. Ein kurzlebiger Trend dessen Fol-gen wir noch lange tragen müssen.1[11]

1 http://videos.arte.tv/de/videos/kaufen_fuer_die_muellhalde-3700234.html

41

2 http://videos.arte.tv/de/videos/kaufen_fuer_die_muellhalde-3700234.html

KonsumgesellschaftDie Wurzeln der Konsumgesellschaft liegen im Beginn des Industriezeitalters (Deutschland ca. 1850), dem Beginn der Massenproduktion. Für den Verbraucher war sie eine große Re-volution - Produkte wurden billiger und für Jedermann erschwinglich. Der Kaufrausch brach aus. Hersteller und die Bevölkerung freuten sich über den neuen Wohlstand. Für die Hersteller war jedoch fraglich, wie lange der Kaufrausch anhalten würde. Was wäre, Wenn der Verbraucher seine Bedürfnisse schnell und auf lange Sicht befriedigt sieht? 2

1929 war es so weit. Der erste Börsenkrach auf der Wallstreet setzte dem uneingeschränkten Konsum vorerst ein Ende. 1933 waren in den USA ein Viertel der Arbeiterschaft arbeitslos.3

Geplante Obsoleszenz

Eine Lösung für die Krise war die Produktlebens- dauer zu kontrollieren und zu verkürzen. Es entstand die Idee der geplanten Obsoleszenz, bei der die Produktlebensdauer verkürzt und kontrolliert wird. Bis heute wird so unser wirt-schaftliches System am Leben gehalten.Was den Menschen damals noch nicht bewusst

war ist, dass Ressourcen begrenzt sind. Man glaubte an eine unbegrenze Verfügbarkeit.

Die geplante Obsoleszenz war also eine logische Maßnahme, um den wirtschaftlichen und damit verbundenen gesellschaftlichen Wohlstand zu bewahren. Das erste Produkt das nachweislich Opfer der geplanten Obsoleszenz wurde ist die Glühbirne. Ein Kartellamt der Glühbirnen-Hersteller er-stellten einen Vertrag, der beinhaltete, dass die Lebensdauer einer Glühbirne nur 1000 Stunden betragen dürfe. Die 1881 von Thomas A. Edison entwickelte Glühbirne, erlosch aber in Wirk-lichkeit nach erst 1500 Stunden. In den 40er Jahren des Zwanzigsten Jahrhundert erlangt das Kartellamt aber ihr Ziel. Das Prinzip der geplan-ten Obsoleszenz wurde nach und nach auch für andere Produkte angewendet. So entwickelten Ingenieure nicht mehr nur Produkte mit langer Lebensdauer, sondern auch solche mit begrenz-ter Lebensdauer – Produkte mit künstlichen Verfallsdatum, die den Verbraucher zwingen die Alten zu ersetzen.

Bernard London, ein New Yorker Immobilien-marktler, wollte die geplante Obsoleszenz zur Pflicht machen. Produkte sollten ein künstliches Verfallsdatum bekommen. Sein Plan war es sogar ein Strafmaß aufzuerlegen, wenn Produkte über dem Verfallsdatum weiter in Betrieb waren. Er wollte die Industrie wieder in Schwung bringen und der großen Depression ein Ende zu machen.

6.1.3

6.1.2

42

des Produktes hervorgerufen – neue, wechselnde Stylings verführen den Konsumenten zum Kauf. Die alten Produkte wirken unattraktiv.

Unterstützt wird das Bedürfnis durch Werbe-kampagnen, die Lebensgefühle inszenieren. Es war die Grundlage für den Wirtschaftsauf-schwung der 50er Jahre. Bis heute sind die Prinzipien aktuell, doch habe wir im Gegensatz zu damals die Folgen stärker vor Augen.

Ein weiteres Prinzip, um den Konsumenten dazu zu bewegen das Neue zu begehren, war die Ein- führung der Jahresmodelle. General Motors bedient sich dieser Idee. Alle drei Jahre wird das Bedürfnis nach einem neuen Auto geweckt. Der Verbraucher sollte nicht mehr genötigt werden, das alte Produkt zu entsorgen. Vielmehr findet eine Art Verführung statt. An dieser Stelle kommt der Designer ins Spiel. Denn das Begehren wird durch die Erscheinung

[12]

43

1 Vgl.:Emotionally durabele Design, Jonatha Chapman, Earthscan 2005, S. 82 Vgl.:http://videos.arte.tv/de/videos/kaufen_fuer_die_muellhalde-3700234.html3 Vgl.:http://videos.arte.tv/de/videos/kaufen_fuer_die_muellhalde-3700234.html

Eine Antwort auf die aktuelle Problemen ist »Cradle to Cradle«. Ein ökologisches Konzept, das nicht auf Verzicht sondern auf kompost-ierbare Materialien für die Herstellung von Produkten für den Massenkonsum setzt. In diesem Ansatz geht es darum das Prinzip der Natur und deren Verwertungszyklus auf unsere Industrie anzuwenden. Schließlich gibt es in der Natur keinen Müll sondern nur Nähr-stoffe. Die Zerstörung und der Verfall kann auch in der Industriegesellschaft geplant werden, indem Produkte nur aus Rohstoffen bestehen, die nach Gebrauch weiterhin biologisch oder technisch nutzbar sind. Aus jedem Produkt kann etwas anderes gemacht werden oder es entsteht ein Rohstoff. Ein Möglichkeit ohne Verzicht zu konsumieren. Ökoeffektivität und nachhaltige Herstellungsprozesse sind demnach auch in der Industriegesellschaft möglich.

Michael Braungart ist der Begründer des Kon-zeptes. Er sagt zum Einen, das Produkte als biologische Nährstoffe in biologische Kreisläufe zurückgeführt werden können. Zum Anderen formuliert er, das technische Nährstoffe, die kontinuierlich in technischen Kreisläufen gehal-ten werden können, als ökoeffektiv gelten und somit unserer Umwelt nicht schaden. Am Beispiel des Kirschbaumes, der im Frühling üppig blüht, macht er deutlich, dass es auch in der Natur Überfluss und Verschwendung gibt.

Doch der Überfluss ist nicht schädlich, da die Blüten zu Nähstoffen werden.

gestaltung desAlterungsprozesses

Eine weitere Antwort ist die Gestaltung des Alterungsprozesses. Für Designer bedeutet das, dass im Gestaltungsprozess der Alterungs-prozess von Gegenständen bewußt aufge- nommen wird. Der Verschleiss – die Patina – wird als positiver Effekt genutzt und verhin-dert u.a. das der Konsument das Produkt früh-zeitig entsorgt. Die Lebensdauer eines Produktes kann somit verlängert werden und das Produkt wird nicht schnellstmöglich wieder zu Abfall degradiert.

Gestaltet der Designer die Patina so, das sie einen Mehrwert bekommt, nimmt er Einfluss auf das Konsumverhalten und die Lebensdauer. Doch wie erlangt der Alterungsprozess eines Gegenstandes einen Mehrwert?

6.2»Cradle to Cradle«

44

Patina Imperfektion als Zeugnis von Wohlstand

1 Vgl.: Lange, Matthias: Neo Kaputt, Diplomarbeit an der Köln International School of Design, 2008.2 Vgl.: McCracken, Grant: Culture and Consumption, Bloomington,1988.

6.2.1

Eine interessante Arbeit, die den Alterungspro-zess von Produkten gestaltet ist 2008 an der KISD entstanden. Matthias Lange entwickelte das Geschirrset CMYK. Es besteht aus durch-gefärbter Keramik, die aussen weiß lackiert ist. Missgeschicke, bei denen die Tellerglasur abbricht, lassen die durchfärbte Keramik er- scheinen. Abgeschlagene Ecken werden bunt. Der Verfall bekommt einen positiven Effekt. Die Gebrauchsspuren lassen das Geschirr zu einem Unikat werden. Missgeschicke werden doku-mentiert und erzählen eine Geschichte, die eine persönliche Bindung des Nutzers generieren. Das Kaputte erlangt eine neue Bedeutungsebene. Das eigentlich Kaputte hat nichts mehr mit einem Abfallprodukt gemein.2

Wohlstand und Familientradition wurden im England des 16. Jahrhunderts durch Gebrauchs-spuren kommuniziert. Besteck mit Gebrauchsspuren war Zeugnis für die Weitergabe des Familienbesitz von Genera- tion zu Generation - die Patina zeugte von dau-erhaftem sozialen Wohlstand und Sicherheit. Man demonstrierte Wohlstand und differenzier-te sich von Neu-Reichen.2Diese Vorstellung ist sicher noch immer aktuell. Der Wunsch reicher Familien sich von Neu-Reichen zu distanzieren, aber nicht als dekanent sondern bescheiden zu gelten, hat wohl noch Bestand.

[13]

[14]

45

Wertsteigerung - Hand made

meine theorie:Um sich von Massenkonsumenten abzuheben und so seinen Wohlstand zu kommunizieren, ist der Nutzen von „hand-made“-Produkten scheinbar wieder aktuell. Ein Handwerk, das individuelle Produkte herstellt, ist in unsere Zeit ein Zeichen von Wohlstand. Die Produkte sind beispielsweise deutlich teuer als Massen-ware. So ist es wichtig, dass das „hand-made“-Produkt als solches in Erscheinung tritt, um sich zu differenzieren und seinen Wert zu erlangen. Sieht es zu perfekt aus, wäre die Verwechslung zur Massenware gegeben. Dies könnte der Grund dafür sein, dass aktuell eben dieser „hand-made“-Charakter bei Produkten häufig auf tritt. Imperfektion wird ein Zeichen für Äuthenzi-tät. Die Produkte werden zu Unikaten. Schon beim Kauf kann der Konsument sich das Stück auswählen dass ihm am besten gefällt, dadurch bekommt er einen persönlichen Bezug zum Pro-dukt. »hand made« wird zum Statussymbol.

Prada Prada ist eine italienischen Luxusmarke die sehr subtil Authenzität erzeugt. Ein modernes High-Fashion-Label das seine Wurzeln im Handwerk hat. Die gestalterische Arbeit des Designers soll gezeigt werden. Für die Werbekampage des neuen Prada-Stores in New York wurde ein Konzeptmodell von Rem Koolhaas verwendet. Der Laden ist einzigartig und speziell von einem Architekten kreiert. Es ist ein Zeugnis für Qualität. Zudem bekommt die Kampagne einen intellektuellen Charakter, da sie sich auf eine traditionelle Art mit ihren Entwürfen auseinandersetzt. Das Beispiel unten stammt von einer Kampagne einer neuen Kollektion. Es wirkt wie eine Kollage aus der Entwurfsphase eines Modedesigners dessen Arbeitsprozess sichtbar wird. Markenphilosophie und Arbeitsweise werden näher gebracht. Die Marke wird authentischer.

6.3

6.3.1

[15] [16]

46

6.3.2

Diese Beispiele spielen mit dem „hand-made“-Charakter. Sie lassen die Objekte zu Unikaten werden, indem die Produktionspuren sichbar bleiben. Das Spiel mit dem »handmade« - Chara-ker, der auch Humor erzeugt.1

unfertig fertig

1 vgl.: http://www.jongeriuslab.com2 Jean Beaudrillard, Das System der Dinge, Campus 2007, 3.Auflage, S. 99

Das Reizvolle an einem handwerklichen Erzeugnis liegt darin, daß es von einer Hand herrührt, deren Fertigkeit es geprägt hat. Darin liegt die Faszination alles Geschaffenen (Schöpfungsgabe des Menschen)2

Jean Beaudrillard

[17] [18]

47

Was hat Imperfektion mit Emotionalisierung zu tun?

Der Mensch ist ein geistiges Wesen, das nicht nur im Jetzt lebt sondern auch in der Zukunft und in der Vergangenheit lebt. Das Bedürfnis zu dokumentieren und zu archivieren existiert schon seit Menschen Gedenken. Schon in der Steinzeit wurden Geschichten an den Wänden der Höhlen erzählt.

„Storytelling is an ancient socio-cultural art practised by people of all cultures since the dawn of human history and it sustains me-aningful cultural information through a rich

archive of folklore, legend nd other social narratives“1

Produkte begleiten unser Leben, ihre Gebrauchs- puren sind subtiler Träger von Zeit und Geschichte.

„Until objects possess evolutionary capabilites enabling a co-evolution with the user, we will forever be growing a landfill of discarded ob-jects whose only crime was failure to keep the

story alive.“2

Der Überfluss an Produkten, immer neue Trends und die geplante Obsoleszenz sind Faktoren durch die immer mehr und immer schneller konsumiert wird. Die Warenwelt ist anonym und unpersönlich. Da Unikate aber selten sind, ist es wichtiger denn je, die Emotionalisierung und Individualisierung eines Produkts im Gestal-tungsprozess mit einzubinden. Neue Wege zur Emotionalisierung und Individualisierung,von Produkten im rationalen und emotionalen Sinn sind gefragt.3

geschichten erzählen, unikate erzeugen,Individualisierung erschaffen

6.4

1,2 Emotionally durabele Design, Jonatha Chapman, Earthscan 2005, S.1203 Emotionally durabele Design, Jonatha Chapman, Earthscan 2005, S.112

48

Pflegen – Urtrieb des Menschen

Das Pflegen und Kümmern sind Aktivitäten, die in der Natur des Menschen liegen. Beim Pflegen ist es wichtig, dass einer Veränderung bzw. eine Verbesserung statt findet – es sollte ein Erfolg sichtbar werden. Ein einfaches Beispiel aus dem Alltag ist die Pflege von Zimmerpflanzen. Die Entwicklung der Pflanze macht neugierig: Wie genau wächst sie? Wieviele Blüten sprie-ßen? Zudem ist es ungwiss, wie sie aussehen wird – jedes Gewächs ent- wickelt sich anders. Der Besitzer dieser Pflanze baut zumeist ein emotionales Verhältnis zu der Pflanze auf.1 Doch würden wir die Pflanze noch pflegen, wenn sie sich nicht verändern würde? In der Phantasie malen wir uns aus, zu was das Pflegen möglicherweise führen könnte. Ein Ziel nach dem man Streben kann, ein Zustand der uns Erfüllung verspricht. Doch wann ist er erreicht? Geht es überhaupt darum ihn zu erreichen? Denn wenn er erreicht wäre, fällt das Streben weg. Ist es nicht so wie bei Menschen im Schönheitswahn? Sie streben nach Voll-kommenheit, sie pflegen und hegen sich selbst, um die Vorstellung des perfekten Zustandes zu erreichen. Kaum ist ein Ziel erreicht – die Nase ist gerade – wird nach einem neuen gesucht.

In der Gotik wurde das Streben nach Perfektion als eine hohe menschliche Eigenschaft gese-hen. Das fortlaufende Streben nach Perfektion war hoch angesehen und wichtiger als einen Zustand zu erreichen und ihn auf sich beruhen zu lassen. Aber wo ist hier bitte die Grenze zum Wahnsinn?

Pfelgen = Streben?Imperfektion ermöglicht das Streben nach Perfektion?

6.5

1 Vgl.: Emotionally durable design, Jonatha Chapman S. 114.2 John Ruskin: Die Steine von Venedig in „Das Wesen der Gotik” (1851), in Theorien der Gestaltung, Volker Fischer, Anne Hamilton Seite 10, Zeile 20-25.

Und während wir daher in allen Dingen, die wir sehen oder tun, Vollkommenheit wünschen und nach ihr streben müssen, dürfen wir trotzdem nicht das Geringere in seiner begrenzten Voll-

kommenheit über das Edlere in seinem mächtigen Fortschritt ersetzen.2

49

großstadtcowboys6.6

1 Emotionally durable design, Jonatha Chapman S. 113

Die Cowboys unserer Zeit schreiten nicht makellos durch Straßenschluchten. Selbst wenn der neue iPod-Touch mit seiner glän-zenden Oberfläche im Ohr steckt, entspricht die Kleidung dem Phänomen „neu” scheinbar nicht. Er trägt eine Jeans. Sie ist ungleichmä-ßig verblasst, ausgebeult und franzt an den Nähten. Eine Hose, die 1873 als Arbeiterhose auf den Markt kam, ist noch heute in allen Gesellschaftsschichten eines der beliebtesten Kleidungsstücke. Ein Massenprodukt, dessen Mehrwert die Gebrauchsspuren bilden. Doch häufig ist für die Träger nicht die Zeit da die Hose so lange zu tragen bis Gebrauchsspuren auftauchen. Schließlich gehört es heute nicht zum Alltag auf einem Pferd zu Reiten oder in einer Miene zu graben. Heldenhafte Aktivi- täten sind heutzutage nicht notwendig, um eine abgenutzte Jeans zu tragen. Die Industrie bemüht sich Hosen auf dem Markt zu bringen, dessen Gebrauchsspuren künstlich

hergestellt sind und dennoch so authentisch wie möglich aussehen. Hochtechnologische Anlagen übernehmen diesen Part. Unterschiedliche Techniken werden erprobt, um einen perfekten „Used-Look” zu kreieren – also eine perfekte Imperfektion herstellen. Es wir geschliffen, mit Bimssteinen gerubbelt oder mit Kaliumpermanganat gear-beitet – es wird eine künstliche Materialisierung des Gebrauchs erwirkt.Die Frage ist nur, ob so eine emotionale Bindung zu dem Produkt entsteht, dass nicht wirklich persönlich abgenutzt wurde? Demnach scheint der artifiziell hergestellte „Used-Look” eher einem Trend zu genügen - lässig & heldenhaft, aber eben ohne Geschichte und Funktion. Ein fast schizophrenes Phänomen – das Tragen wird vorweg genommen und der Träger belügt sich selbst. Aber er kann das sein, was er sein möchte: Ein Held.1

[19]

[20]

51

Vor zehn Jahren entdeckten kalifornische Studenten in einer stillgelegten Silbermine eine Levi-Strauss-Jeans. Anhand der Kupfernieten und des Stoffes wurde die Hose auf etwa 1880 datiert. 46.532 Dollar brachte dieses Exemplar auf einer Versteigerung ein. Bei der Markteinführ- ung im Jahr 1873 kosteten die ersten Arbeits- hosen noch einen Dollar.

Die Bluejeans ist ein Massenprodukt, gewebt aus dem Stoff, der Legenden schrieb. Kultur, Kino, Popmusik, gesellschaftliche Bewegungen - die Bluejeans gehörte immer dazu. Als „politi-sches Kleidungsstück“ wurde sie von Hippies der Flower-Power-Bewegung getragen.

Bluejeans werden auf der ganzen Welt, in allen Kulturen und in allen sozialen Schichten ge-tragen. Wer Jeans anzieht, streift sich auch die Mythologie der Cowboys und des Rock‘n‘Roll‘s über - aber gleichzeitig kann schon ein zehn-jähriges Kind seine Jeans lieben.Die Bluejeans passt sich ihrem Schicksal an und wird je nach Bedarf zu Arbeitskleidung, politi-scher Kluft oder globalem Modestück. Die Jeans ist das meist gekaufte gebrauchte Produkt.

In Frankreich wird alle 2 Sekunden eine Ge-bruachte Jeans bei ebay ersteigert, das sind 15.768.000 im Jahr. Jeder Mensch soll bis zu sieben Jeans in seinem Leben besitzen.

Wir leben in einer Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint – es bleibt keine Zeit zum Warten. Also lassen wir arbeiten. Wir kaufen Gerichte, die von anderen gekocht wurden, lassen unser Geld verwalten, lassen unsere-re Kinder erziehen und lassen unsere Kleider vorwaschen.

Die Jeans ist alles andere als perfekt. Bei länge-rem Gebrauch verblassen die Farben. Sie verliert die Form und franzt an den Nähten aus. Die Kniee beulen aus und trotzdem verkörpert sie Modernität, Wiederstandstandfähigkeit und Bequemlichkeit.

Eine neue Jeans auszuwaschen dauert lange – heute werden Jeans vorgewaschen, gebleicht, und geschmirgelt. Hightechanlagen produzieren Gebrauchsspuren für die Masse, die möglichst authentisch aussehen sollen.1

Jeansdie geschichte

1 http://videos.arte.tv/de/videos/jeans_une_planete_en_bleu-3576832.html

Altesfunktionslose objekte?

Oftmals haben alte Objekte in unserem Alltag keine Funktion mehr. Aber warum bewahren wir sie auf, obwohl sie nicht mehr nützlich sind?

Diese alten Objekte haben einen Erinnerungs-wert: Sie lassen Erinnerungen ableben, erzählen wie ein Buch Geschichten und sind Zeugnis vergangener Ereignisse.

Ebenso können aber alte Objekte, die nicht aus dem persönlichen Fundus stammen und an die wir keine explizite Erinnerung knüpfen, eine Geschichte erzählen – in der Phantasie beginnt eine Reise in vergangene Zeiten und Welten. Sie geben uns Auskunft über den Wandel der Zeit, wo wir stehen und was es vor und gab.

»Das alte Objekt stellt die Dimension von Zeit und der Dauer dar. Nicht die reale Zeit ist damit

gemeint, sondern es führt vor Augen, welche Zeit es schon vor uns gab. Welche Kulturen. Sie geben uns ein Bewusstsein darüber, wie der Mensch eins gelebt hat und wie er sich

verändert.«1

Diese Vorstellungen von früheren Zeiten kann Nostalgie in uns herbeiführen – bis hin zur Mystifizierung und Romantisierung von vergan-genen Zeit. Diese Objekte können dadurch eine sehr mächtige Aura bekommen.2

Ein weiterer emotionaler Wert, den alte Objekte besitzen können, ist die Regression. Sie weisen auf Ursprünglichkeit hin, sie bringen uns an

Vergangenes heran und näher zur Schöpfung. Die Regression zur Mutter ist die psychologische Grund den Jean Beaudrlilard als Grund für die Fastzination für alte Objekte.

»Die Involution zu den Ursprüngen ist offenkun-dig eine Regression zur Mutter. Um so älter die Gegenstände sind, umso näher bringen sie uns

an das Vergangengen ran.«3

1 Das System der Dinge, Jean Beaudrillard, campus Bibliothek, 2007, 3. Auflage, S.962 Vgl.: Das System der Dinge, Jean Beaudrillard, campus Bibliothek, 2007, 3. Auflage, S.95 ff3 Das System der Dinge, Jean Beaudrillard, campus Bibliothek, 2007, 3. Auflage, S.99

[21]

55

»Wabi-Sabi, tiefgründig, mehrdimensional, schwer fassbar – schien das perfekte Mittel gegen den überall vorherrschenden glatten, zuckersüßen, kollektiven Schönheitsstil zu sein, der, so

spürte ich, die amerikanische Gesellschaft abstumpfen lies.“ Gegen Materialismus.«1

»Mir fiel schon lange auf, dass auch die Medienwelt in allen möglichen Bereichen der Perfekti-on unterliegt. Diese allzu perfekte Ästhetik – gerade in der Werbewelt – von Bildern, die makel-los übertrieben retuschiert sind, ziehen meiner Meinung nach einen Verlust an Ausdruckskraft, Originalität, individuellem Wert und damit verbunden auch einen Verlust an Glaubwürdigkeit

nach sich.«2

1 Wabi-Sabi, für Künstler und Architekten, Leonard Koren, Ernst Wasmuth Verlag, 1995, S.92 http://www.slanted.de/eintrag/perfektionimperfektion

56

Wabi SabiWillkürlichkeit der natur

Was wir im Westen an griechischen Idealen von Schönheit und Perfektion manifestiert haben, ist in Japan die Lehre des Wabi-Sabi. Wabi beschrieb ein Gefühl von Einsamkeit, Stille und Weltabgewandtheit. Sabi hatte ursprünglich die Bedeutung verwelkt. Heute wird der Begriff Wabi mit einer Ästhetik beschrieben, die etwas Unbehandeltes, Schlichtes und Unscheinbares beschreibt. Die heutige Bedeutung des Wortes Sabi lässt sich wohl als Patina verstehen – es steht für die Schönheit der Spuren der Zeit und der Vergänglichkeit.

Spannend ist hier, das Imperfektion im direkten Sinne zur Gestaltung von Lebendigkeit dient. Wabi-Sabi lässt individuelle Lösungen zu und stellt sich somit gegen Universalität. Für jeden Gegenstand gibt es eine individuelle Lösung – entgegen den westlichen Ansichten und dem Streben nach universellen, allge-meingültigen Lösungen und Passformen, wie beispielsweise bei Kleidungsstücken. Vergänglichkeit bildet den Mehrwert.1

1 Wabi-Sabi, für Künstler und Architekten, Leonard Koren, Ernst Wasmuth Verlag, 1995

57[22]

58

In der Natur kennen wir die verschiedenen Zustände. Sind die Knospen des Frühling die Perfektion? Ist die Blütenpracht die Perfektion oder doch eher der Herbst, wenn die Blätter fallen und alles in orange Farbe taucht? Wie kann man die verschiedenen Zustände auch bei Produkten attraktiv machen? In unseren Konventionen und durch die Lehre der Ästhetik der westlichen Welt sind wir gewöhnt die Schönheit im Absoluten zu finden und sie zu de-finieren. In Asien ist das anders. Die Lehre des Yin und Yang besagt, das Harmonie auch die dunkle und hässliche Seite beinhalten muss.

1 Wabi-Sabi, für Künstler und Architekten, Leonard Koren, Ernst Wasmuth Verlag, 1995, S.47

»Alle Dinge einschließlich des Universums selbst befinden sich in einem ununterbrochenen, niemals endenden Zustand des Werdens und

Vergehens. Oft bezeichnen wir willkürlich Momente oder Punkte entlang des Weges als „beendet“ oder Unvollständig. Aber wann erreicht etwas seine

schicksalhafte Erfüllung? Ist die Pflanze dann vollständig, wenn sie blüht? Wenn sie Samen trägt? Wenn die Samen keimen? Wenn alles zu Dünger

wird? Die Vorstellung von der Vollständigkeit besitzt in der Konzeption von Wabi-Sabi keine Grundlage.«1

59

»Wabi-Sabi Gegenstände sind gewöhnlich klein und kompakt, still und nach innen gerichtet. Sie locken einen herbei, als wollten sie sagen: Komm´näher, berühre mich, stelle eine Beziehung zu mir her. Sie regen dazu an, die psychische Distanz zwischen

Menschen und Dingen zu verringern.«1

1 Wabi-Sabi, für Künstler und Architekten, Leonard Koren, Ernst Wasmuth Verlag, 1995, S.64

[23]

60

»Da wir bereits wissen, wie die „korrekten“ Gestaltungslösungen aussehen, bietet Wabi-

Sabi und mit Bedacht die „falsche“ Lösungen an. Demzufolge erscheinen Gegenstände mit Wabi-

Sabi-Eigenschaften manchmal als seltsam, ungestaltet, unhandlich oder sogar hässlich.

Wabi-Sabi Objekte können Einwirkungen eines Unfalls zur Schau stellen, wie eine zerbrochene

Schale, die wieder zusammengeklebt wurde. Oder sie können das Ergebnis zufälliger Abläufe

sein, wie beispielsweise die unregelmäßigen Muster, die durch bewusstes Manipulieren

des Computerprogramms einer Webmaschine zustande gebracht wurden.«1

Demzufolge müsste der Glitch eine Form von Wabi Sabi sein. Den Glitch sucht nach Feh-lern und nach Willkürlichkeit – ebenso wie oben beschrieben; durch die Manipulation des Comupters.

Die folgenden Inhalte überschneiden sich bei Wabi-Sabi und Glitch:

Sie sind gegen die Konsumgesellschaft und den Perfektionswahn und lassen Willkürlichkeit zu. Des Weiteren geben sie die Kontrolle über den Zustand des Gegenstandes ab.

1 Wabi-Sabi, für Künstler und Architekten, Leonard Koren, Ernst Wasmuth Verlag, 1995, S.61

[24]

61

62

Das Ziel der Arbeit von Judith Damaris Metzinger ist es, neue visuelle Reize zu erschaffen. Der Titel verrät schon in welcher Form neue Reize entstehen sollen – nämlich durch die Imperfek-tion. Es geht darum eine perfekte Imperfektion zu erschaffen, die einen besonderen Reiz hat, besonders interessant ist und womöglich auch als schön bezeichnet wird. Die Schönheit liegt hier nicht in den Konventionen – im schon Gesehenen, sondern darum nichts Gesehenes und noch nie Gegebenes zu erschaffen. Völlig neu ist es aber dennoch nicht, woran liegt es? Zudem soll das Buch Lust machen zu experi-mentieren. Gerade im Bereich des Grafikdesigns erscheint eine gewisse Willkür, ein ungewolltes ein unvorhergesehenes Ergebnis kaum noch möglich zu sein, da Computerprogramme und sonstige Regularien dies nicht zulassen. In der Arbeit geht es darum einen Datenfehler einzubauen, der das Programm dazu bringt ein möglichst unerwartetes und nicht berechnetes Ergebnis abzuliefern. »Der Glitch ist die Verschmelzung von Perfekt- ion und Imperfektion: Er vereint in sich sowohl Perfektion in Form der unangetasteten Elemente des Originalbilds als auch Imperfektion (Dar-stellung von Bildelementen in ungewohnter, veränderter Art und Weise)«.1 Die Bilder, die anhand des System generiert werden, haben eine besonders charateristische Bildsprache mit großer Ausdrucksstärke. Wodurch und wie? Schlägt man es im Wörterbuch nach, so bedeu-

tet es Panne/Störung – nach dem Jiddischen kann es aber auch „abrutschen“ oder »wegrut-schen« bedeuten. Zudem wird der Begriff auch in der Musik verendet. Es ist ein Genre aus der elektronischen Musik und beschreibt ungewollte Störungen, die die Soundqualität beinträchtigen. man kann daraus schliessen dass es sich um einen elektronischen, digitalen Fehler han-delt der das Ergebnis beeinflusst. Was in anderen Bereichen als negativ gilt, wird in der Arbeit von Judith Damaris Matzinger als positiver Effekt gesehen. Die Motivation ist es zudem zu zeigen, dass man in dieser modernen Welt und gerade in der elektronischen Welt den Wahn nach Perfektion zu trotzen. Außerdem will sie den ästhetischen Wert eines willkürlichen Fehlers wieder sichtbar machen – ihn vielleicht sogar als Produkt akzeptieren und einen Mehrwert daraus bilden. Dennoch ist eine totale Willkürlich-keit ausgeschlossen, da der digitale Fehler einer Art der Darstellung unterliegt, die an bestimmte Eigenschaften und Funktionen des Computers gebunden sind. Der Glitch ist in unterschiedliche Fragmente unterteilt: Die Elemente des Original-bildes sind unterbrochen, Teile des Bildes sind verschoben und wurden falsch interpretiert. Auf Grund der Leserichtung des Computers findet diese Verschieben fast ausschliesslich horizontal statt. Glitches sind elektronische Störungen bei denen Bildelemente in einem Bild auch mehrmals auftreten können. Sie werden sozusagen wiederholt. Es kann völlig zufällig auftreten, dass sich bei ein- und

glitchgenerierte Willkürlichkeit

1 Interview mit Damaris Metzinger: http://www.slanted.de/eintrag/perfektionimperfektion2 Vgl.: Interview mit Damaris Metzinger: http://www.slanted.de/eintrag/perfektionimperfektion

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demselben Bild der Gltich wiederholt und ein völlig anderes Ergebnis auftritt. Der Glitch gene-riert eine Art von Willkür. Es findet eine Art der Imperfektion statt. Der Glitch bringt unerwartete Ergebnisse. Möglicherweise ist der Glicht aus dem Bedürf-nis entstanden, völlig die Kontrolle abzulegen. Dies findet jedoch in einem sehr kontrollierten Rahmen statt. Denn man muss seinen Computer erst einmal dazu bringen, die Fehler zu gene-rieren. Demnach muss wohl viel Mühe gekostet haben den Glitch gezielt zu provozieren.2

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favela-ÄsthetikBauen ohne gesetz

In Favelas gibt es keine Gesetze – erst recht keine ästhetischen Regularien. Gebaut wird nicht nach Plan, sondern spontan mit dem was gerade zur Verfügung steht und wie es in dem Moment passt. Hauptsache ist, dass man ein Dach über den Kopf hat. Die kulturellen Charakteristiken und die eigene Ästhetik der Favelas sind formal sehr schwer fassbar und kaum erforscht.1

Es wird nicht bewusst nach Gestaltungsprinzi-pien gebaut. Die Favela unterscheidet sich zum Rest der geplanten Stadt. Was früher verpönt war, ist aber heute Inspirationsquelle für Architekten und Designer. Die Favela-Ästhetik als Inspiration zu nutzen wirkt im Gegensatz zum glatten Perfektionswahn sehr erfrischend und als Ausbruch aus Konventionellem. Dieser Pragmatismus, der keinen Gestaltungsgesetzen unterliegt, macht die Charakteristik der Favela aus.

Es ist ein bißchen wie das Hütten bauen, als Kind in der Natur. Doch diese Materialien sind meist nicht aus der Natur. In der Favela baut man mit Abfällen, Brettern, Blechen und Planen.Prinzipiell könnte man hier auch von Recycling sprechen. Es ist die rudimentärste Form des Bauens. Die einzige Vorgabe sind die Materia-lien und ihre Form. Die Menschen haben keine Bildung und bauen nach Gefühl und nicht nach erlernten Gesetzen.

Früher habe ich mich bei meinen Besuchen darüber aufgeregt, dass Sie noch nicht einmal die Bretter gerade aufhängen können. Heute freue ich mich zu sehen, wie schief alles ist. Könnte das nicht der Grund sein, dass die Favela als Inspirationsquelle dient? Die Willkür-lichkeit? Diese Gesetzlosigkeit? Ein Gegensatz zu unserem geplanten Städte. Trotz des Chaos hat die scheinbar ungeplante Favela einen konstruk-tierteen Charakter. Auf Bildern sieht sie aus wie gestapelte Schachteln. Das Chaos bekommt eine Struktur, die sich über Quadrate definieren lässt. Es wäre sicherlich interessant die Strukturen, aus denen sich Favelas aufbauen, zu analysieren und zu untersuchen aus welchen Gesetzmäßig-keiten sich diese Elemente ergeben.

Dieses Leben in »Schachteln« zeugt aber auch von Armut und einem räumlich begrenzten Lebensraum. Die Menschen leben sehr dicht beieinander.

1 Paola Bernstein Jaques, estetica da ginga, Casa da palavra, 2. Auflage2 (http://www.westland.net/expo67/map-docs/habitat67.htm)

Favela Chair, Campanha Brüder

Ein architektonisches Konzept , das mich an die Favela-Ästhetik erinnert, ist „Habitat 67“. 1967 plante der Architekt Moshe Safdie dieses Bauwerk für die Expo in Montreal. Hier war weniger die Favela die Inspiration, sondern das grundsätzliche Problem des begrenzten Lebens- raumes in urbanen Räumen.2

Der Favela-Chair von Fernando und Humberto Campana nimmt die Favela-Ästhetik jedoch auf. Neben der Ästhetik wird hier auch die Bauweise für den Stuhl adaptiert. Ganz pragmatisch wird Stöckchen für Stöckchen aneinander geklebt, bis der Stuhl entsteht.

1 http://www.westland.net/expo67/map-docs/habitat67.htm)

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Willkür

inszeniert

individualisiert

personalisiert

schafft neue Perspektiven

differenziert

Poesie

schafft Poesie

irritiert

Inszenierung

Imperfektion als Inszenierungsmittel? Läuft etwas nicht perfekt so kann es schnell sein, das das auffällt und zum Gesprächsthe-ma wird. Die Reaktion darauf ist nicht immer negativ. Es kann eine Befreiung aus einer zu angespannten Situation sein. Imperfektion kann Sympathien erwecken, weil so auch Menschlich-keit gezeigt wird. Dass etwas nicht perfekt läuft, könnte einer der wichtigsten Unterscheidungs-merkmale des Menschen zur Maschine sein.

Imperfektion erschaffet Neugier?Ein Blick hinter die Kulissen. Ein Beispiel in dem eine Imperfektion positive Auswirkungen hatte, ist für mich die Eröffnung des KISDshops.

Bild: Lea Lin Böhmer

Zum Beginn der Vernissage war noch nicht alles fertig – in letzter Minute ist das Schild des Geschäfts – das KISDshop Logo – eingetroffen. Es bestand die Überlegung den Würfel erst gar nicht aufzuhängen. Doch es war die richtige Entscheidung es doch noch zu tun. Denn hier hatte die Imperfektion positive Auswirkungen. Der Blick hinter die Kulissen der Arbeit der Studenten brachte Leben, Sympathie und Exklusivität in die Veranstaltung. Im ent-scheiden Moment, im Moment des Geschehens dabei zu sein, gibt dem Kunden das exklusive Gefühl.

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Willkürliche objekte?

Installation: Front Design

Poesie

funktionslos?

Vase: Front Design

narration

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Irritation

Sinnestäuschung

konventionsbruch

Schuh rechts: Martin Magiela

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differenzierung

Stuhl: front Design

unikat

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Individualisierung

Interaktion des nutzers

Personalisierung

Vasen: Dror Designstudio

Auflösung

Droog Design, Jurgen Bey Kokoon Furniture

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einzelteil vs. gesamheit

Humor

Chaos/ordnung

Regal: Droog Design, by Tejo Remy

fehler = Schmuck

Tischdecke: unbekannt Prothesen: Jahresausstelleung Bezalel Academy of Arts and Design, Jerusalem Desinger unbekannt

Individualisierung

funktion durch Interaktion

Imperfektion schafft Individualisierung

Salz und Pfeffer Streuer:, »Fragile«, Studio Khan, Lampe: The LessLamp is beeing produced by Metalarte, Stuhl: Do Hit Chair, Droog Design

neue Struktur

dekonstruktion

Wiederholung

mutation

Auflösung

Designerin: Silke Briel, bettertomorrow

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Qualitätsmerkmal?

Zeugnis von Handarbeit

Authenzität?

Produktionsspuren

Kahil Gibran

Irritation

künstliche narration

Inszenierung

Humor

das Schöne im hässlichen Suchen

Rob Brand,rechts: Jailhouse Cup, links: Crinkled Cup

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»A taste of the future, where imperfection becomes beauty.«

Personalisierung

Interaktion

T-A-P-E Grit and jerszy seymour

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In der westlichen Welt kategorisieren wir oft in schwarz und weiß, perfekt und imperfekt oder gut und böse. Diese Gegensatzpaare sind immer klar voneinander getrennt. Gebrauchsspuren beispielsweise gehören in der westlichen Kultur aber nicht immer zum perfekten Bild und stehen vielmehr für Makel – während in anderen Kulturen, wie z.B. in Japan das Wabi-Sabi, die Vergäng-lichkeit akzeptiert wird. Objekte erlangen so eine ganz besondere Schönheit. In anderen Kulturen beinhaltet Harmonie auch etwas dunkles und negatives.

Aktuell verstehen wir unter dem Begriff der Patina eben diese Vergänglichkeit: Das sind Gebrauchsspuren und andere Spuren der Zeit. Der Begriff Patina kommt in unserer Kultur schon lange vor. Jedoch hat die Diskussion über Schönheit zumeist mit dem Ziel zu tun, die Vollkommenheit zu erfassen und das wiederum schliesst gedanklich die Vergänglichkeit aus. Die westliche Welt sucht nach dem perfekten Zustand und versucht ihn zu definieren. Im Wabi Sabi hingegen wird eben dieser perfekte Zustand hinterfragt. Die Willkürlichkeit des Alterungsprozesses wird einfach zugelassen. Derzeit wird Wabi-Sabi auch als Antwort aufunsere Konsumgesellschaft gesehen, in der Vergänglichkeit nicht gestaltet wird und Willkürfast nicht möglich ist. Vielmehr werden Pro-dukte für den Verfall produziert. Aus wirt-schaftlichen Interessen werden Produkte her-gestellt, die mit der Zeit an Attraktivität ver-lieren. Gegenläufig wird wiederum versucht Produkte zu emotionalisieren, um ihre Lebens-dauer zu verlängern.

Das Thema Imperfektion stößt eine Diskussion an, die grundlegende Fragen für einen Designer beinhalten.

Form,Funktion und Kunst? Sind diese Parameter trennbar?Gibt es einen absoluten Zustand der Perfektion? Was sind die Elemente der Harmonie? Wozu dient der Ausbruch aus den Konventionen?Wie werden neue Reize kreiert? Wie beeinflussen Technologien das Design?

Da Perfektion im Auge des Betrachters liegt, wird sie je nach Betrachter nie perfekt sein.“

(Ilja Pohl)

Die Variablen, um zu definieren was perfekt und was nicht perfekt ist, verändern sich stetig. Der Designdiskurs befindet sich momentan in

dieser Phase. (Form, 237)

Die Begrifflichkeiten Perfektion und Imperfektion sind kulturelle Konstrukte: Sie werden von Kultur zu Kultur verschieden und von Person zu Person subjektiv gewertet. Demnach sind sie Zeugnis unserer Herkunft, unseres Lebens-raums und unserer Gewohnheiten. Ausgehend von unseren Konventionen ist Imperfektion ein Begriff, der genau das beschreibt, was von ihnen abweicht. Für diese Auseinandersetzung ist eben dieses rätselhafte Belassen des Begriffs wichtig.

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Kontrolle abgebenUnsere Welt ist geplant und konfektioniert. Die Digitalisierung und Technologisierung greift dabei auch in Designprozesse ein. So werden Zufälle immer seltener möglich. Teils werden sie sogar schon generiert – wie beispielsweise beim Glitch. Dieser Ansatz versteht sich als Appell gegen den Perfektionswahn. Zudem schafft die Willkür auch neue Reize. So werden neue Formen zugelassen und es entsteht eine andere Perspektive auf die Dinge – was gerade im Designprozess von Bedeutung ist. Demnach entsteht durch das Auflösen von Strukturen eine neue Dynamik. Dieses Auflösen von Strukturenund Formen lässt sich somit als das Erzeugen von Fehlern verstehen, die wiederum die Möglichkeit geben neue Lösungen zu generieren. Eben hier schließt sich der Gedanke an, das es sich hier um eine wichtige Aufgabe des Designers handelt. Als Designer setzen wir uns mit Fehlern auseinander, lösen bewusst Strukturen auf und versuchen innovative Lösungen zu gestalten. Es lässt sich also folgern, dass fehlerhaftes Design, die Möglichkeit gibt, nach neuen Lösungen zu streben.

Über die Willkür zu neuer Form Die Industrie ändert mit ihrer Massenproduktion das Verhältnis vom Kunden zum Produkt. Beruhte das Handwerk darauf zumeist Individualanfertig- ungen für den Kunden zu produzieren, arbeitet die Industrie mit standartisierten Produkten. Durch neue Technologien könnten vermehrt individuelle Erzeugnisse entstehen. Ein Beispiel ist das Rapid Prototyping Verfahren. Nach einer Vorlage am Computer werden Einzel- teile produziert. Schon heute wird sie verwendet

um Produkte wie Brillen und Handtaschen her-zustellen. Für Designer ist diese Technologie deshalb so interessant, weil sich so gut wie jede Form herstellen lässt. Der Entwurf eines Produkts muss sich nicht mehr den technischen Möglichkeiten beugen. So kann Ware, die individuell und nicht konfektioniert ist, technisch hergestellt werden. Ein Verfahren also, das den Designer inspiriert und Grenzen des bisher möglichen auflöst. Die Designgruppe Front Design geht experimentell mit dieser Technologie um. Schlussendlich zeigt dieser Ansatz, dass völlig neue Formen generiert werden können und Unikate entstehen. Möbel werden „willkürlich”

Sie zeichnen mit einem Laserstift ins Nichts. Zehn und 20 Kameras im Raum erfassen den Stift, mit dem sie malen. Die Daten werden direkt an den Computer gesendet, der dann die plastischen Linien erzeugt. So entstehen dicke weiße Linien dort, wo die Designerin-nen mit ihren Stiften entlanggefahren sind. Und aus den Computermodellen werden sogar reale Möbelstü-cke. Dazu nutzt Front eine Technik, bei der flüssiges Plastik bestrahlt und dadurch gehärtet wird, den 3 D Drucker.

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gestaltet und einfach ausgedruckt. Das Objekt spricht für sich und ist ein eigen-ständiger spontaner Entwurf. Dabei ist jedoch die Grenze zwischen Kunst und Design nicht mehr klar. Die außergewöhnliche Form steht im Vordergrund – Konzept und Funktion sind scheinbar nicht mehr von Bedeutung.

Diese Art der Gestaltung kann helfen Konventi-onen zu brechen. Wichtig ist aber den experi-mentellen Ansatz als Weg hin zu einem neuen innovativen Produkt zu sehen. Für den Gestalter ist es wichtig neuen Technologien offen ge-genüberstehen. Das gibt der Gestaltung großes Potential für Innovation. Der Gestalter muss dabei aber immer den Weg zurück zur Funktion finden und sich nicht in der Willkür verlieren.

Imperfektion kann zum Nutzer eine nähere Verbindung zum Produkt ermöglichen, denn Im-perfektion kann ein Produkt einzigartig machen.

Der „Verfall” eines Produkte ist immer eigenwil-lig, und weist auf den Umgang des Nutzers mit dem Produkt hin. Individuelle Gebrauchsspuren machen das Produkt zu einem Unikat.

„DO Hit” und „Less Light” sind Produktkonzepte die erst durch eine Intervention des Nutzers gebrauchsfähig sind. Ein Zerstörungsakt wird genutzt um dem Objekt eine persönliche Note zu verleihen. Somit stellt ein Ereignis schon vor Gebrauch eine eigenwillige Beziehung zum Nutzer her.

Welche Bedeutung hat Imperfektion aktuell für den Designprozess?

Gestaltung findet vermehrt digital statt. Dinge werden berechnet, konzipiert und geplant. Diese Schritte sind wichtig, um ein erfolgreiches Resultat zu bekommen. Doch übermäßige Kont-rolle kann auch einschränken. Mut zu haben,

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die Kontrolle abzugeben und sich von Zufällen überraschen zu lassen, lässt Unberechenbares entstehen. Vor allem wenn man im Designpro-zess in einer Sackgasse steht, kann das unter-stützend helfen.

Design soll differenzieren und Unterscheidungs-merkmale bilden. Imperfektion bietet sie. Bei Funktionalität sollte Perfektion aber immer noch ein wichtiger Bestandteil sein – Imperfek-tion ist somit nicht immer sinnvoll. Der Nutzer will das etwas funktioniert – und zwar perfekt. Eine undichte Tasse macht wenig Sinn. Einbü-ßen an Funktionalität wirken sich auf emotio-naler Ebene negativ aus. Wir können zu einem Gegenstand, der reibungslos funktioniert, eine bessere Beziehung aufbauen. Produkte sollten funktional höchste Perfektion ausstrahlen, damit wir uns sicher fühlen – wie zum Beispiel im Sessel eines Flugzeuges.

„Fehlerhafte Prozesse“ - neue Gedanken sind wertvoll

Nun finden sich in der Beschaffenheit und der Natur einen jenen Menschen, den wir für hand-werkliche Arbeit anstellen, wie grobschlächtig oder einfach er auch immer sein mag, einige Fä-higkeiten für bessere Dinge: Selbst im schlimms-ten Fall gibt es irgendeine Spur träger Phantasie, stumpfen emotionalen Vermögens, tastender Gedankenschritte; und in den meisten Fällen ist

es einzig und allein unsere eigenen Schuld, daß sie träge und stumpf sind. Aber sie können nicht gestärkt werden, wenn wir uns nicht damit begnügen, sie in ihrer Schwäche anzunehmen und wenn wir sie nicht in ihrer Vollkommenheit höher bewerten und würdigen als die beste voll-kommenste Handfertigkeit. Und das ist es, was wir bei all unseren Handwerkern tun müssen. Wir müssen nach dem suchen, was an gedankli-chen Fähigkeiten in ihnen steckt, und diese aus ihnen herausholen, was immer dafür preisgege-ben und welche Fehler und Mängel auch immer wir dabei in Kauf nehmen müssen. Denn das Beste, das in ihnen ist, kann sich nur zusammen mit viel Fehlerhaftigkeit offenbaren.1 Imperfektion ist nicht berechenbar, und genau darin liegt womöglich der Reiz. Es geht nicht darum einen Gegensatz zur Perfektion zu bilden und sie darüber zu definieren. Wir bewegen uns in einem Feld der undefinierbaren Reize, dessen genaue penible theoretische Erklärung oder der Versuch dessen, den Reiz womöglich verschwin-den lässt.

Imperfektion ist sinnliches Design.

1 John Ruskin, Die Steine von Venedig: Das Wesen der Gotik. In: Volker Fischer, Anne Hammilton; Theorien der Gestaltung. Verlag Form 1999)

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QuellenverzeichnisLiteratur

Elmar Waible, Ästhetik und Kunst von Pythagoras bis Freud, UTB 2009

Jean Beaudrillard Das System der Dinge Campus 2007, 3.Auflage

Biologie, Purves, Erscheinungsjahr 7. Auflage 2006, Spektrum Verlag

Paola Bernstein Jaques, Estética da gingaCasa da palavra2. Auflage

Volker Fischer, Anne Hamilton Theorien der Gestaltung, Band 1Verlag Form Theorie, 1999

Wörterbuch Design,Michael Erlfhoff

Jonathan Chapmanemotionally durable design

McCracken, GrantCulture and ConsumptionBloomington,1988

Umberto EcoDie Geschichte der HässlichkeitMünchen, Hanser, 2007

Design humorHeller, StevenNY, Allworth Press, 2002

Cradle to CradleMichael Braungart, William McDonough Random House, 2009

Leonard KorenWabi-sabi für Künstler, Architekten und DesignerWasmuth, 2007

Form 237Birkhäuser Verlag

Form 231Birkhäuser Verlag

Form 234Birkhäuser Verlag

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Internet

http://www.podcast.de/episode/1343428/Zahlen_und_Töne:_Musik_und_Mathematik_2_Von_Py-thagoras_bis_MP3.

http://www.designboom.com/shop/fragile.html (4. März 2011 13:38:57)

http://www.slanted.de/eintrag/perfektionimperfektion

http://www.vitruvius.com.br/revistas/read/arquitextos/02.013/883

http://bettertomorrow.de/neu%20Kopie/09/10/1h.htm

http://www.alistapart.com/articles/the-elegance-of-imperfection/ (9. März 2011 17:10:55)

http://www.urbandictionary.com/define.php?term=soby (9. März 2011 17:10:58)

http://dailypoetics.typepad.com/daily_poetics/broken/ (9. März 2011 17:18:26)

http://bettertomorrow.de/neu%20Kopie/09/10/1h.htm

Interview mit Damaris Metzinger: http://www.slanted.de/eintrag/perfektionimperfektion

Videomaterial

http://videos.arte.tv/de/videos/jeans_une_planete_en_bleu-3576832.html Erstausstrahlungstermin:Do, 9. Dez 2010, 23:09

http://www.arte.tv/de/woche/244,broadcastingNum=1252573,day=1,week=12,year=2011.htmlArte: Kaufen für die Müllhalde, (Frankreich, 2010, 75mn), Ausstrahlung: Samstag, 19. März 2011 um 02.45 Uhr

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Bildnachweis

1: flickr2: http://singleeyemovement.com/wordpress/?cat=83: http://farm5.static.flickr.com/4014/4328160920_225fb84ae4_o.jpg4: http://rs1.physik.uni-dortmund.de/sem/c60/Bilder/abb1.gif5: http://de.academic.ru/pictures/dewiki/99/carlo_crivelli_007.jpg6: http://walhalladada.twoday.net/stories/5249446/7:http://www.harunyahya.de/bucher/wissenschaft/blut_herz/images/hemoglobine7.jpg8: http://de.academic.ru/pictures/dewiki/67/Camarhynchus_crassirostris1.jpg9: Projektmaterial: Mutations of Communication, KISD, 200710: Projektdokumentation: Sirkka-Vanessa Hogh, Claus Daniel Herrmann, KISD Köln11: http://www.fotointern.ch/wp-uploads/2011/03/Apple_ipad2_white_lead.jpg12: www.zeit.de13: Mathias Lange, Neo Kaputt, Diplmarbeit an der Köln International School of Design, 200814: http://www.flickr.com/photos/oliverkernfotografie/2384804627/sizes/m/in/photostream/15: http://www.berghofer-tabakecke.de/images/Neue%20Bilder/Dunhill-Pfeife_gross.JPG 16: www.prada.com/17: www.jongeriuslab.com/18: http://www.alexalixfeld.com19: http://brandjunkie.de/wp-content/uploads/nudie-jeans-sweden.jpg20: http://content.answcdn.com/main/content/img/getty/6/1/76937661.jpg21: http://de.academic.ru/pictures/dewiki/83/Sonnette_2.jpg22: flickr.com23: http://www.altalang.com/images/stock/wabi-sabi.jpg24:http://gizmodo.com/5361563/computer-screen-glitches-can-be-a-beautiful-thing25: http://cdn.imgfave.com/image_cache/1254485809863413.jpeg26:www.planeteye.com/Media/108766127: http://veloxbestia.wordpress.com/2010/02/03/habitat-67/

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Versicherung Hiermit versichere ich, Anna Katharina Leistenschneider, dass ich die Arbeit selbständig angefertigt habe und keine anderen als die angegebenen und bei Zitaten kenntlich gemachten Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.

Köln, den 21. März 2011