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NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009 3 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg Beiträge zu Ökologie, Natur- und Gewässerschutz 18. Jahrgang Heft 1, 2009 Inhaltsverzeichnis TORSTEN RYSLAVY unter Mitarbeit von Martina Thoms, Bernd Litzkow und Andreas Stein Zur Bestandssituation ausgewählter Vogelarten in Brandenburg – Jahresbericht 2006 4 HUBERTUS MECKELMANN Zur Organisation des staatlichen Naturschutzes vor und nach der Wende 14 FRANK ZIMMERMANN Verbreitung und Gefährdungssituation der heimischen Orchideen (Orchidaceae) in Brandenburg Teil 2: Vom Aussterben bedrohte Arten 19 RECHTS- UND VERWALTUNGSVORSCHRIFTEN 31 JUBILÄUM 31 PERSÖNLICHES 32 KLEINE MITTEILUNGEN 33 TAGUNGEN 36 LITERATURSCHAU 37 Impressum Herausgeber: Landesumweltamt Branden- burg (LUA) Schriftleitung: LUA, Abt. Ökologie, Natur- schutz, Wasser; Service Dr. Matthias Hille Barbara Kehl Angela Hinzmann Beirat: Thomas Avermann Dr. Martin Flade Dr. Lothar Kalbe Dr. Bärbel Litzbarski Dr. Annemarie Schaepe Dr. Thomas Schoknecht Dr. Frank Zimmermann Anschrift: LUA, Schriftleitung NundLBbg Seeburger Chaussee 2 14476 Potsdam OT Groß Glienicke Tel. 033 201/442 238 E-Mail: barbara.kehl@ lua.brandenburg.de ISSN: 0942-9328 Es werden nur Originalbeiträge veröffentlicht. Autoren werden gebeten, die Manuskriptrichtlinien, die bei der Schriftleitung zu erhalten sind, zu berücksichtigen. Zwei Jahre nach Erscheinen der gedruckten Beiträge werden sie ins Internet gestellt. Alle Artikel und Abbildungen der Zeitschrift unterlie- gen dem Urheberrecht. Die Vervielfältigung der Karten erfolgt mit Geneh- migung des Landesvermessungsamtes Brandenburg (GB-G 1/99). Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbe- dingt die Meinung der Redaktion wieder. Redaktionsschluss: 3.3.2009 Layout/ Osthavelland-Druck Druck/ Velten GmbH Versand: Luisenstraße 45 16727 Velten Tel.: 0 33 04 / 3 97 40 Fax: 0 33 04 / 56 20 39 Bezugsbedingungen: Bezugspreis im Abonnement: 4 Hefte – 12,00 Euro pro Jahrgang, Einzelheft 5,00 Euro. Die Einzelpreise der Hefte mit Roten Listen sowie der thematischen Hefte werden gesondert festgelegt. Bestellungen sind an das Landesumweltamt zu rich- ten. Diese Zeitschrift ist auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Titelbild: Das Dreizähnige Knabenkraut (Orchis tri- dentata) hat im Nordosten Brandenburgs einige weit vorgeschobene Vorposten- vorkommen und kommt erst wieder in den mitteldeutschen Trockengebieten vor. (16.5.2007) Rücktitel: Steppenrasen mit dem Sand-Federgras (Sti- pa borysthenica) im NSG „Geesower Hü- gel” (16.5.2007) Fotos: F. Zimmermann

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NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009 3

Naturschutz und Landschaftspflege in BrandenburgBeiträge zu Ökologie, Natur- und Gewässerschutz

18. Jahrgang Heft 1, 2009

Inhaltsverzeichnis

TORSTEN RYSLAVY

unter Mitarbeit von Martina Thoms, Bernd Litzkow und Andreas Stein Zur Bestandssituation ausgewählter Vogelarten in Brandenburg – Jahresbericht 2006 4

HUBERTUS MECKELMANN

Zur Organisation des staatlichen Naturschutzes vor und nach der Wende 14

FRANK ZIMMERMANN

Verbreitung und Gefährdungssituation der heimischenOrchideen (Orchidaceae) in BrandenburgTeil 2: Vom Aussterben bedrohte Arten 19

RECHTS- UND VERWALTUNGSVORSCHRIFTEN 31

JUBILÄUM 31

PERSÖNLICHES 32

KLEINE MITTEILUNGEN 33

TAGUNGEN 36

LITERATURSCHAU 37

ImpressumHerausgeber: Landesumweltamt Branden-

burg (LUA)

Schriftleitung: LUA, Abt. Ökologie, Natur-schutz, Wasser; ServiceDr. Matthias HilleBarbara KehlAngela Hinzmann

Beirat: Thomas AvermannDr. Martin FladeDr. Lothar KalbeDr. Bärbel LitzbarskiDr. Annemarie SchaepeDr. Thomas SchoknechtDr. Frank Zimmermann

Anschrift: LUA, Schriftleitung NundLBbgSeeburger Chaussee 214476 PotsdamOT Groß GlienickeTel. 033 201/442 238E-Mail: barbara.kehl@

lua.brandenburg.de

ISSN: 0942-9328

Es werden nur Originalbeiträge veröffentlicht. Autorenwerden gebeten, die Manuskriptrichtlinien, die bei derSchriftleitung zu erhalten sind, zu berücksichtigen. Zwei Jahre nach Erscheinen der gedruckten Beiträgewerden sie ins Internet gestellt.Alle Artikel und Abbildungen der Zeitschrift unterlie-gen dem Urheberrecht. Die Vervielfältigung der Karten erfolgt mit Geneh -migung des Landesvermessungsamtes Brandenburg(GB-G 1/99).Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbe-dingt die Meinung der Redaktion wieder.

Redaktionsschluss: 3.3.2009

Layout/ Osthavelland-Druck Druck/ Velten GmbHVersand: Luisenstraße 45

16727 VeltenTel.: 0 33 04/3 97 40Fax: 0 33 04/56 20 39

Bezugsbedingungen:Bezugspreis im Abonnement: 4 Hefte – 12,00 Europro Jahrgang, Einzelheft 5,00 Euro.Die Einzelpreise der Hefte mit Roten Listen sowie derthematischen Hefte werden gesondert festgelegt.Bestellungen sind an das Landesumweltamt zu rich-ten.Diese Zeitschrift ist auf chlorfrei gebleichtem Papiergedruckt.

Titelbild: Das Dreizähnige Knabenkraut (Orchis tri-dentata) hat im Nordosten Brandenburgseinige weit vorgeschobene Vorposten-vorkommen und kommt erst wieder inden mitteldeutschen Trockengebieten vor.(16.5.2007)

Rücktitel: Steppenrasen mit dem Sand-Federgras (Sti-pa borysthenica) im NSG „Geesower Hü-gel” (16.5.2007)

Fotos: F. Zimmermann

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4 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009; 4–13

Für das Jahr 2006 werden wie in den Vor-jahren landesweit Angaben zu gefährdeten,insbesondere vom Aussterben bedrohten,stark bestandsgefährdeten und seltenenBrutvogelarten zusammengestellt. Soweitvorhanden, werden Angaben zur Repro-duktion eingefügt, um Gefährdungen auf-zeigen und zu beurteilen, ob angestrebteEntwicklungsziele erreicht wurden.Durch die 2005 bis 2007 erfolgte sogenannteErsterfassung in den Europäischen Vogel-schutzgebieten (SPA), bei der vorrangig dieArten des Anhangs I der EU-Vogelschutz-richtlinie und Arten der Rote-Liste-Kategorie 1kartiert wurden (LANGGEMACH & RYSLAVY2006), konnte für einige hier behandelteArten der Kenntnisstand bestätigt bzw. auchverbessert werden, so für Knäkente, Blau-kehlchen, Wiedehopf oder Raubwürger.In der inzwischen erschienenen Roten Listeund Liste der Brutvögel Brandenburgs(RYSLAVY & MÄDLOW 2008) wurden für na-hezu alle Brutvogelarten die Bestandsent-wicklungen als Diagramm dargestellt – beiden seltenen Arten mit den realen Landes-bestandsdaten, bei den häufigen Arten alsTrenddiagramme.Witterung während der Brutzeit 2006 Nach winterlichem Wetter mit geschlosse-ner Schneedecke setzte sich erst in derzweiten Märzhälfte 2006 frühlingshaftesWetter durch. Dieser späte Frühlingsbeginnund das feuchte Frühjahr führten zu günsti-gen Ansiedlungsbedingungen in den Fluss-auen und Niederungen. Im Unteren Odertalwiesen die Polderflächen infolge eines

starken Frühjahrshochwassers bis in denMai hinein hohe Wasserstände und somithervorragende Ansiedlungsbedingungen fürMöwen-, Seeschwalben- und Taucherartenauf. Ab Juni stellte sich in Brandenburg einestabile und lang anhaltende Großwetterlageein, die im Vergleich zum langjährigen Mit-tel viel zu warm und extrem trocken war,lokal starke Sommergewitter.Die im Jahr 2005 einsetzende Feldmausgra-dation hielt zumindest bis zum feuchtenFrühjahr 2006 an.Anmerkungen zu den Tabellen Die drei Regionen beinhalten folgende Kreise: Potsdam – BRB, HVL, OHV, OPR, P, PR, TF; Frankfurt (O.) – BAR, FF, LOS, MOL, UM; Cottbus – CB, EE, LDS, OSL, SPN. Zum besseren Vergleich des Landesbe-standes der einzelnen Arten wurden in denTabellen auch jeweils die Landesbestands-zahlen der beiden Vorjahre aufgeführt.Danksagung Die Zusammenstellung des Berichtes wäreohne die Mitarbeit der zahlreichen ehren-und hauptamtlichen Beobachter, ornitholo-gischen Fachgruppen und Arbeitsgemein-schaften, Naturwächter in den Großschutz-gebieten, Revierförster und vieler anderernicht möglich gewesen! Deshalb sei allen andieser Stelle für die aufwändige Arbeit herz-lich gedankt!In bewährter Form wurden die in der Karteider ABBO eingegangenen Angaben für dasJahr 2006 im vorliegenden Jahresberichtberücksichtigt. Zunehmend wird von Orni-thologen das WINART-Programm zur Da-

teneingabe und -auswertung genutzt und dieexternen Jahresdateien dem avifaunistischenLandes-Artenkataster und der ABBO zur Ver-fügung gestellt, was die Datenverwaltungerheblich vereinfacht.Jährliche Betreuervereinbarungen bestehenzwischen dem Landesumweltamt Branden-burg und ehrenamtlichen Horstbetreuern(Adlerarten, Schwarzstorch, Uhu, Wander-falke, Wiesenweihe u. a.), Kreisbetreuern(Weißstorch, Kranich) sowie Betreuern vonArten mit regionalen Verbreitungsschwer-punkten, womit für diese Arten auch derentsprechende Datenrücklauf jährlich ge-währleistet ist. Nachmeldungen aus denvergangenen Jahren sind weiterhin aus-drücklich erwünscht.Für die Bereitstellung von Fotos gilt S. Fahlund für kritische Hinweise zum ManuskriptT. Langgemach und H. Haupt ein herzlicherDank!

1 See-, Fisch-, Schreiadlerund Schwarzstorch

Die Angaben in Tab. 1 basieren auf Mel-dungen von über 100 Horstbetreuern.

Seeadler (Haliaeetus albicilla) – 137 RPWeiterhin anhaltender Bestandsanstieg aufnunmehr 137 RP (107 BN), SD jetzt 0,45Paare/100 km2. Anteil an Paaren ohne BNbzw. mit BV war mit 23% wieder relativhoch. FPFZ lag mit 1,13 (flügge Jungvögelje Brutpaar mit bekanntem Bruterfolg) auf

TORSTEN RYSLAVY

unter Mitarbeit von Martina Thoms, Bernd Litzkow und Andreas Stein

Zur Bestandssituation ausgewählter Vogelarten in Brandenburg – Jahresbericht 2006

Schlagwörter: gefährdete Brutvogelarten, Bestandsentwicklung, Reproduktion, Vogelschutz, Rote Liste Vögel

Tabelle 1: Bestandssituation, Reproduktion und Siedlungsdichte von Seeadler (Haliaeetus albicilla), Fischadler (Pandion haliaetus), Schreiadler (Aquila pomarina)und Schwarzstorch (Ciconia nigra) in Brandenburg im Jahr 2006

Potsdam2006

Cottbus2006

Frankf.2006

Brandenburg2004

Brandenburg2005

Brandenburg 2006

RP/Rev. BPm BPo BPu HP/RP/BV

juv. BRGR FPFZ SD

Seeadler 46 RP 34 RP 57 RP 119 RP 124 RP 137 RP 76 25 6 32 114 1,50 1,13 0,45

Fischadler 133 RP 75 RP 89 RP 282 RP 294 RP 297 RP 236 35 3 21 548 2,32 2,03 1,01

Schreiadler 7 Rev. - 15 Rev. 28 Rev. 25 Rev. 22 Rev. 12 9 0 0 15 1,25 0,71 0,07

Schwarzstorch 19 RP 11 RP 21 RP 44 RP 48 RP 51 RP 23 8 4 16 65 2,83 2,10 0,17

AbkürzungenLandkreise: BAR – Barnim, BRB – Stadt Brandenburg, CB – Stadt Cottbus, EE – Elbe-Elster, FF – Stadt Frankfurt (O.), HVL – Havelland, LDS – Dahme-Spreewald, LOS –Oder-Spree, MOL – Märkisch-Oderland, PM – Potsdam-Mittelmark, OHV – Oberhavel, OPR – Ostprignitz-Ruppin, OSL – Oberspreewald-Lausitz, P – Stadt Potsdam,PR – Prignitz (PR), SPN – Spree-Neiße, TF – Teltow-Fläming, UM – UckermarkBrutangaben: ad. – adult; BN – Brutnachweis; BP – Brutpaare; BPm – Brutpaare mit flüggen Jungvögeln; BPo – Brutpaare ohne flügge Jungvögel; BPu – Brutpaare mit unbekanntemBruterfolg; BRGR – Brutgröße (Anzahl flügger Junge pro erfolgreiches Brutpaar); BV – Brutverdacht; BW – Brutweibchen; BZF (x) – Brutzeitfeststellung in x Gebieten;ET – Einzeltiere; FPFZ – Fortpflanzungsziffer (Anzahl flügger juv. pro Brutpaar mit bekanntem Bruterfolg); HP – Horstpaare; HPa – anwesende Horstpaare; HPm – Horst-paare mit Jungvögel; HPo – Horstpaare ohne Jungvögel; HP – Horstpaare ohne Brut; imm. – immatur; Ind. – Individuen; juv. – Anzahl flügger Jungvögel; pull. – pullus,Küken; M – Männchen; n. fl. juv. – nicht flügge Junge; P – Paare; Rev. – besetzte Reviere; rT – rufende Tiere (Männchen bzw. Weibchen); rM – rufende Männchen;RP – Revierpaare (Horst nicht bekannt); SD – Siedlungsdichte (Anzahl anwesender Paare pro 100 km2; Landesfläche = 29.476 km2); sM – singende Männchen; VK – Vor-kommen; W – WeibchenSonstige: ABBO – Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburgischer Ornithologen, BR – Biosphärenreservat, Kreis – Krs., NABU – Naturschutzbund, NP – Naturpark, OAG – Ornitho-logische Arbeitsgemeinschaft, RV – Regionalverband, SVSW – Staatliche Vogelschutzwarte des Landesumweltamtes Brandenburg, TÜP – Truppenübungsplatz, mind. –mindestens, insb. – insbesondere, insg. – insgesamt, v. a. – vor allem, vmtl. – vermutlich

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TORSTEN RYSLAVY: ZUR BESTANDSSITUATION AUSGEWÄHLTER VOGELARTEN IN BRANDENBURG - JAHRESBERICHT 2006 5

relativ hohem Niveau. 3 Bruten mit je 3 fl.juv. in den Kreisen UM 2x (H. Freymann,H. Wendt) und LOS (M. Dittrich) Wieder relativ hohe Anzahl von 26 doku-mentierten Verlusten von adulten (11), im-maturen (4) und flügge diesjährigen (7)Seeadlern (bei 2 Funden Alter unbekannt):u. a., 7x Bleivergiftung, 6x Abmagerung (teil-weise Vergiftungsverdacht), 2x Infektion, 2xWindkraftanlage, 1x Bahn, 1x Stromschlag(Datensammlung SVSW)

Fischadler (Pandion haliaetus) – 297 RPAnalog zum Seeadler weiterer Bestands-anstieg auf nunmehr 297 RP (+16 ET-Rev.);SD nunmehr bei 1,01 Paare/100 km2;wieder sehr hohe FPFZ von 2,03; bei Mast-bruten höher als bei Baumbruten, dabei2 Bruten mit 4 fl. juv. in den Kreisen HVL(G. Lohmann) und SPN (D. Schmidt, L.Schulze). FPFZ allerdings regional extremunterschiedlich, so in SO-Brandenburg mit2,21 außerordentlich hoch, dagegen inO-Brandenburg nur 1,80 !Unterstützung eines Projektes (zunächst2004 bis 2008) zur Wiederansiedlung desFischadlers in Spanien durch Verfrachtungvon jährlich 12 brandenburgischen Nestlin-gen und Auswilderung (Hacking-Methode)in Spanien, was aufgrund des in Branden-burg seit Jahren kontinuierlichen Bestands-anstiegs ohne Gefahr für die hiesige Popu-lation möglich ist. Erste Teilerfolge – Ansied-lung eines Paares mit Partnern aus Branden-burg und Schottland – deuten darauf hin,dass die Verfrachtung bald Früchte tragenkönnte (LANGGEMACH et al. 2008). Schutz-maßnahmen in Brandenburg haben für dieRückkehr der Art als Brutvogel in ehema-lige, heute weit entfernte Vorkommensge-biete große Bedeutung.

Schreiadler (Aquila pomarina) – 22 Rev.Weiterer Rückgang auf nur noch 22 Rev.(21 P + 1 ET-Rev.), dabei 21 BN. Rückgangtrotz intensiver Schutzbemühungen zusam-men mit den entsprechenden Waldbesitzernund -nutzern. Hauptursachen liegen offen-

bar auf dem Zugweg, vor allem menschlicheVerfolgung im östlichen Mittelmeerraum(LANGGEMACH & RYSLAVY 2006, LANGGEMACH

et al. 2008).Brutnachweise in den bekannten „Schrei-adler-Kreisen” Uckermark, Oberhavel undBarnim. Gute FPFZ von 0,71, u. a. durchJungvogelmanagement. Im Rahmen einesProjektes zur künstlichen Erhöhung der An-zahl flügger Jungvögel im nordostdeutschenAreal, wobei aus Horsten jeweils das zweiteKüken entnommen und nach zweiwöchigerGefangenschaftsaufzucht wieder in Horstenhinzugesetzt wird (Umgehung des obliga-ten Kainismus), erfolgte dies in diesem Jahran drei Horsten, wo der hinzugesetzteJungvogel flügge wurde. Näheres zu dieserThematik s. a. MEYBURG (1971), MEYBURG etal. (2008) und LANGGEMACH et al. (2008).Zum Schreiadler in Deutschland 1993 –2004 (Populationstrend, Reproduktion undGefährdung) s. LANGGEMACH et al. (2005)

Schwarzstorch (Ciconia nigra) – 51 RPWeitere Bestandserholung auf 51 RP (außer-dem 6 ET-Rev.), dabei 35 BN. FPFZ mit 2,10fl. juv./BP auf hohem Niveau. 4 Bruten mit je4 fl. juv. in den Kreisen BAR (S. Müller u. a.);PR (H. Schröder), SPN (B. Schulze) und UM(A. Hinz).Verbreitungsschwerpunkte: Westprignitz mit10 RP (+2 BV), FPFZ von 1,7 fl. juv./BP

für 7 Bruten mit bekanntem Bruterfolg (H.Schröder, H. Schulz u. a.); Barnim mit 10 RP(+1 BV), hohe FPFZ von 2,6 für 5 Bruten mitbekanntem Bruterfolg (K.-U. Hinz, I. Helbig,H. Wolf, S. Müller, H. Graszynski u. a.)

2 Weißstorch (Ciconia cico-nia) – 1.219 HPa

Die Angaben in Tab. 2 basieren auf Erfassungdurch 42 überwiegend ehrenamtliche Kreis-betreuer der Landesarbeitsgruppe Weiß-storchschutz im NABU (Landesbetreuer:B. Ludwig) unter Regionalkoordination vonB. Ludwig (Potsdam), W. Köhler (Cottbus)und H.R. Friedrich (Frankfurt (O.)).Gegenüber den Vorjahr geringer Anstiegum 3% auf 1.219 HPa (deutschlandweitum 5% auf 3.828 HPa) im Jahr 2006. Auchdie Fortpflanzungsziffer lag – nach dem„Störungsjahr” 2005 (1,31 juv./HPA) – mit2,16 auf einem guten Niveau. In W-Bran-denburg – wie im Vorjahr – wieder deutlichbessere Reproduktionswerte als in O- undSO-Brandenburg.„Storchendörfer” mit mind. 8 HPa: Rüh-städt/PR 33 HPa, FPFZ 2,4; Linum/OPR 13HPa, FPFZ 1,4; Mödlich/PR 10 HPa, FPFZ1,9; Burg 10 HPa, FPFZ 1,9; Straupitz/LDS9 HPa, FPFZ 1,9; Lübbenau/OSL 9 HPa,FPFZ 1,6; Dissen/SPN 8 HPa, FPFZ 1,8 (F. &H. Schulz, H. Watzke, A. Weingardt, H.-P.Krüger, W. Köhler);registrierte Verluste in W-Brandenburg für2006: mind. 79 pull., 4 fl. juv. sowie 4 ad. Ind.(B. Ludwig), dabei 5 Verluste an Mittelspan-nungsleitungen, davon 3 durch Stromschlag.Bitte auch weiterhin Freileitungsopfer imHinblick auf Umsetzung des § 53 des Bun-desnaturschutzgesetzes, wonach bis zumJahr 2012 alle gefährdeten Masten zu sich-ern sind, an die SVSW melden!Darstellung der Bestandsentwicklung desWeißstorches in Brandenburg der letzten40 Jahre in LUDWIG (i.Dr.)

3 Großtrappe (Otis tarda) –104 Ind.

Die Angaben in Tab. 3 basieren überwiegendauf Zählungen durch den Förderverein Groß-trappenschutz e. V. und die Staatliche Vogel-schutzwarte.

Abb. 1

Seeadler Foto: W. Suckow

Tabelle 2: Bestandssituation, Reproduktion und Siedlungsdichte des Weißstorches (Ciconia ciconia)in Brandenburg für das Jahr 2006 (NABU 2007)

Potsdam Cottbus Frankfurt (O.) Land Brandenburg

2006 2006 2006 2004 2005 2006

HPa 545 324 350 1.409 1.181 1.219

HPm 442 276 255 1.205 682 973

HPo 103 48 95 204 499 246

juv. 1260 669 707 3.279 1.547 2.636

BRGR 2,9 2,4 2,8 2,72 2,27 2,71

FPFZ 2,3 2,1 2,0 2,33 1,31 2,16

SD 4,1 4,5 3,9 4,78 4,01 4,14

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6 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

im Havelländischen Luch zugeführt wer-den, während ein Hahn in die BuckowerGehegegruppe integriert wurde. Nach heutigem Kenntnisstand über-lebten insgesamt nur 7 Tiere (3 Hähne,4 Hennen) die Auswilderung 2006: 5 imFiener Bruch und 2 Ind. im Havelländi-schen Luch.

Freiland Havelländisches Luch – innerhalb des Schutz-zaunes (17 ha) 11 erfolgreiche Hennen mit16 Küken, davon 10 juv. flügge geworden;im Freiland 5 erfolgreich brütende Hennenmit je 1 Küken, davon 1 juv. flügge gewor-den (A. Eisenberg, P. Block); Belziger Landschaftswiesen – innerhalb desSchutzzaunes (20 ha) 2 Bruthennen, keineKüken beobachtet; im Freiland 9 Bruthen-nen; keine Küken beobachtet (N. Eschholz,D. Block u.a.), Fiener Bruch – innerhalb desSchutzzaun 2 Bruthennen, davon mind. 1Küken, 1 fl. juv. (T. & S. Bich, N. Eschholz).Aufgrund der guten Ergebnisse innerhalbdes Schutzzaunes – insgesamt gute Repro-duktionsrate in den Reproduktionsgebieten(bezogen auf maximal 56 fortpflanzungs-fähige Hennen)- exklusive Auswilderung (12 fl. juv. – 8

Hähne, 4 Hennen): 0,21 fl. juv./fort-pflanzungsfähige Henne,

- inklusive Auswilderung (40 fl. juv. – 22Hähne, 18 Hennen): 0,71 fl. juv./fort-pflanzungsfähige Henne;

Kein Brutnachweis in der weiteren Umge-bung der oben genannten Gebiete; weitereBeobachtungen; 21. Juli 1 Hahn über-fliegend bei Königshorst/OPR (S. Fischer);12. August 1 Ind. bei Zeuden/TF (Möbius);Dezember 6 Ind. bei Borgisdorf/TF (Land-wirt; hier 15. März 2007 4 Hennen, T. Bich).Bitte bei allen Trappenbeobachtungen aufFußringe (Farbe + Ziffer oder Buchstabe)

achten, da zumindest alle ausgewildertenJungtrappen beringt werden! Die Ringfar-ben der letzten Jahre: 1998 – silberfarben(schmale Aluringe), 1999 – gelb, 2000 –grün, 2001 – blau (links), 2002 – rot (links),2003 – silberfarben (breite Ringe, links),2004 – lila, 2005 – schwarz, 2006 – goldfar-ben, 2007 – rot (rechts), 2008 – blau(rechts)Zu zusammenfassenden Ergebnissen derAuswertung der künstlichen Brut undAufzucht sowie Auswilderung für denZeitraum 1980-2005 s. LANGGEMACH &LITZBARSKI (2005)

4 Vom Aussterben bedrohteWiesenbrüter

Die Situation bei den Wiesenbrüterarten hatsich auch im Jahr 2006 weiter verschlechtert.Die Brutbestände nahmen weiter ab, undauch die Nachwuchsraten lagen wieder in-folge hoher Prädation auf einem extremniedrigen Niveau. Selbst der kleine „Hoff-nungsschimmer” des Vorjahres, als in denBelziger Landschaftswiesen beim Brachvogeleine Nachwuchsrate von 0,41 fl. juv./BPerreicht werden konnte, erlosch leider voll-ständig. Zusammenfassend äußern sich LANGGEMACH

& BELLEBAUM (2005) zu Prädation und Schutzbodenbrütender Vogelarten in Deutschland.Vor allem in Wiesenbüter-Gebieten (inkl.Großtrappe), wo die Landwirtschaft alswichtiger Einflussfaktor ausfällt, rücktezunehmend die Prädation als Verlustursachein den Vordergrund, wobei Raubsäuger – ins-bes. der Rotfuchs – die zentrale Rolle spielen.Lebensraumveränderungen haben einerseitsdie Bedingungen für viele Bodenbrüterartenstark verschlechtert, andererseits zu deutlichverbesserter Nahrungsverfügbarkeit und ho-hen Abundanzen bei einigen Prädatoren-Arten geführt, paradoxerweise auch inSchutzgebieten, da hier in stärkerem Maßeeine extensive Flächennutzung erfolgt. DieTollwutimmunisierung ist also nur ein Teil indiesem Wirkungsgefüge. Zudem trägt derzunehmende Anbau nachwachsender Roh-stoffe zu einer weiteren Verschlechterung derLage der Wiesenbrüter bei.

Situation in den verbliebenen deutschenReproduktionsgebieten: Havelländisches Luch/HVL

Frühjahrsbestand: 50 Ind. (19 Hähne,31 Hennen);Reproduktion: 11 fl. juv. (davon 10 in-nerhalb des Schutzzaunes); Auswilderung: 2 fl. juv. aus Auswilde-rungsversuch im Fiener Bruch (P. Block,A. Eisenberg)

Belziger Landschaftswiesen/PM + Fie-ner Bruch/PM-JLFrühjahrsbestand: 51 Ind. (23 Hähne,28 Hennen) - April 33 Ind. (11 Hähne,22 Hennen) Belziger Landschaftswiesen(N. Eschholz, D. Block u.a.) + 18 Ind.(12 Hähne, 6 Hennen) Fiener Bruch (T.& S. Bich); Reproduktion: kein fl. juv. in denBelziger Landschaftswiesen; 1 fl. juv. imFiener BruchAuswilderung: 25 (ursprünglich 28) fl.juv. im Fiener Bruch, davon 7 in Sachsen-Anhalt (N. Eschholz, T. & S. Bich u. a.)

Somit etwa gleichbleibender Frühjahrsbe-stand gegenüber dem Vorjahr. Zum Jahres-ende 2006 betrug der Freilandbestandmind. 110 Großtrappen.Künstliche Brut/Aufzucht/Auswilderung(Förderverein Großtrappenschutz e.V. undSVSW): Aufnahme von 70 Eiern im April/Mai

(Befruchtungsrate 91,4 %) Schlupf von 38 Küken (davon 5 Küken

per Adoption innerhalb des Schutzzau-nes); geringe Schlupfrate: 59,4 % bezo-gen auf die befruchteten Eier (n = 64)

Aufzucht von 29 Küken mit Mindest-alter von 8 Wochen (Aufzuchtsrate:schlupfbezogen 88 %!)

Auswilderung von ursprünglich 28Jungvögeln im Fiener Bruch, wovon 17Ind. mit Telemetriesendern versehenwurden (1 nicht auswilderungsfähigerJungvogel wurde der Buckower Gehe-gegruppe zugeführt). Bis zum Jahres-ende waren nachweisliche Verluste vonmind. 17 Tieren zu beklagen. Die Ver-lustursachen konnten wieder v. a. mit-tels Telemetrie zeitnah bestimmt wer-den. Bei den 17 bekannt gewordenenVerlusten war mind. 10x der Seeadlerals Ursache ermittelt worden, der imSeptember und Oktober – wie im Vor-jahr – die Aufzuchtsanstrengungen fastvöllig zunichte machte. Drei Jungtrap-pen (2 Hähne, 1 Henne) der Aus-wilderungsgruppe wurden daraufhineingefangen und nach Buckow ver-frachtet. Dort konnten ein Hahn undeine Henne erfolgreich dem Wildbestand

Tabelle 3: Bestandssituation im Frühjahr und Reproduktion der Großtrappe (Otis tarda)in Brandenburg 2006 inkl. Fiener Bruch (Brandenburg/Sachsen-Anhalt)

Potsdam Cottbus Frankfurt Land Brandenburg

2006 2006 2006 2004 2005 2006

Tiere 104 - - 85-86 101 104

Flügge Jungvögel 12 - - 10 12 12

Auswilderung flügger Jungvögel 28 - - 38 49 28

Tabelle 4: Bestandssituation vom Aussterben bedrohter Wiesenbrüter in Brandenburg für das Jahr 2006

Potsdam Cottbus Frankfurt (O.) Land Brandenburg

2006 2006 2006 2004 2005 2006

Uferschnepfe 5 BP 5 BP 5 BP 23 BP 18 BP 15 BP

Rotschenkel 30 BP 10 BP 19 BP 65 BP 63 BP 59 BP

Gr. Brachvogel 58 BP 10 BP 15 BP 83 BP 86 BP 83 BP

Kampfläufer 1 BV - - 1 BV - 1 BV

Knäkente 71 BP/BV(5 BN)

12 BP/BV 49 BP/BV(13 BN)

>90 BP/BV(14 BN)

>148 BP/BV(16 BN)

>132 BP/BV(18 BN)

Spießente 1 BV - - - 1 BV 1 BV

Wachtelkönig 73 rT 17 rT 127 rT >206 rT >178 rT (3 BN) >217 rT

Tüpfelralle 52 rT 2 rT 43 rT >43 rT >69 rT >97 rT

Seggenrohr-sänger

- - 5 sM, 2 BN 12 sM, 3 BN 12 sM, 2 BN 5 sM, 2 BN

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TORSTEN RYSLAVY: ZUR BESTANDSSITUATION AUSGEWÄHLTER VOGELARTEN IN BRANDENBURG - JAHRESBERICHT 2006 7

Fast alle bisherigen Versuche des „Präda-tions-Management” sind noch unbefriedi-gend in ihren Ergebnissen. Erfolgver-sprechend wird wohl nur die Kombinationvon Maßnahmen sein. Ein wichtiger Ansatzdes Wiesenbrüterschutzes ist aber zweifellosdie Wiederherstellung hoher Grundwasser-stände in der Landschaft und das Zulassenvon Wasserrückhalt in den Flussauen undauf Niedermoorflächen.

Uferschnepfe (Limosa limosa) – 15 BPErneuter Tiefstand mit max. 15 BP bei wei-terhin ungenügender ReproduktionRestvorkommen: Untere Havelniederung/HVL-PM nur noch 4 BP an 3 Stellen(Naturwacht Westhavelland u. a.); MittlereHavelniederung/PM nur noch 1 BP (T. Dürru.a.); Malxe-Niederung/CB-SPN 5 BP (R.Zech, B. Litzkow, H.-P. Krüger); MittlereOderniederung/MOL-LOS 2 BP + 2 P an 3Stellen (M. Fiddicke, S. Fahl, T. Förder, H.-P.Grätz), davon 1 BP Neuzeller Aue führend(H.-P. Grätz); Unteres Odertal/UM 1 P (D.Krummholz)

Rotschenkel (Tringa totanus) – 59 BPLandesbestand auf Niveau der letzten Jahre;geringe Reproduktion.Wichtigste Vorkommen (ab 3 BP): UntereHavelniederung/HVL-PM 18 BP in 7 Teilge-bieten (Naturwacht Westhavelland u. a.,mind. 4 führende BP); Mittlere Havel-niederung/PM nur 7 BP in 3 Teilgebieten (T.Dürr, T. Hellwig, T. Ryslavy u. a.); UnteresOdertal/UM (Gartz bis Stolpe) 9-10 BP in 4Teilgebieten (U. Kraatz, D. Krummholz, J.Mundt u.a.); Mittlere Oder/MOL 7 BP in 3Teilgebieten (M. Fiddicke, T. Förder, H.Haupt u. a.); Spreewald/LDS 4 BP (T. Noah,R. Möckel u.a.); BergbaufolgelandschaftSchlabendorf-Nord/OSL (3 Teilgebiete) 4BP (K. Illig, H. Donath u. a.); Elbaue/PRmind. 3 BP in 2 Teilgebieten (NaturwachtElbaue, E. Keserü u. a.)

Großer Brachvogel (Numenius arquata) –83 BPBestand auf Vorjahresniveau bei weiterhinunzureichender ReproduktionSchwerpunktgebiete (ab 5 BP/Rev.): BelzigerLandschaftswiesen/PM 20 P, davon 19 BP,kein fl. juv.! (M. Grimm, J. Böhner u. a.);Malxe-Niederung/CB-SPN 9 BPo (R. Zech, B.Litzkow, H.-P. Krüger), Elbaue/PR mind. 9 BP(Naturwacht Elbaue, C. Lüth, H. Pester, H.Schulz u.a.); Havelländisches Luch Buschow/Liepe/Nennhausen/HVL 7 BPo (B. Block, H.Litzbarski, W. Jaschke u. a.); Randow-Welse-Bruch/UM 7 BP (U. Kraatz, J. Mundt); Un-tere Havelniederung/HVL-PM mit UnteresRhinluch/OPR 7 BPo (Naturwacht West-havelland u. a.; mind. 1 führendes BP)

Kampfläufer (Philomachus pugnax) – 1 BVBrutverdacht in der Unteren Havelniederungbei Strodehne für ein Weibchen (P. Haase)

Knäkente (Anas querquedula) – >132 BP/BV (18 BN)Verbesserte Datenlage, jedoch noch unvoll-ständiger Landesüberblick; erneut sehrwenige Nachweise Junge führender Weib-chenSchwerpunktvorkommen: Unteres Odertal/IUM ca. 30 BV (OAG Uckermark); MittlereOder Genschmar bis Güstebieser Loose/MOLmind. 11 BV (H. Haupt, S. Müller, T. Förder u.a.); Elbaue Prignitz/PR mind. 16 BV (S.Jansen, M. Brockmann, Naturwacht Elbaueu.a.); Rietzer See/PM 7 BV (T. Dürr u.a.);Päwesiner/Wachower Lötz/PM-HVL 7 BV (T.Hellwig, T. Ryslavy); Malxeniederung /SPN 4BV (B. Litzkow, R. Zech u.a.);Erfolgreiche Bruten: Unteres Odertal/UM 5W mit juv. (W. Dittberner u.a.); Zuckerfab-rikteiche Prenzlau W mit 2 juv. (H. Haupt);Holzendorfer See/UM W mit 7 juv. (H.Schonert); Mittlere Oderniederung beiGieshof, Kienitz, Genschmar, Sydowswieseund Vogelsang/MOL-LOS insg. 8 W mit

juv./pull. (H. Haupt, S. Müller, C. Pohl);Nieplitzniederung bei Stangenhagen/TF 2W mit insg. 8 juv. (L. Kalbe u. a.); PäwesinerLötz/PM 2 W mit 5 bzw. 3 juv. (T. Hellwig,T. Ryslavy)

Spießente (Anas acuta) – 1 BVBrutverdacht im Päwesiner Lötz/PM: Juni/Juli mehrmals 1 W im selben Bereich (T.Hellwig, T. Ryslavy)

Wachtelkönig (Crex crex) - >229 rTNach den schwachen Vorjahren nun etwashöherer Bestand, aber noch deutlich unterdem Durchschnitt der letzten 15 Jahre;Hauptvorkommen Unteres Odertal warrelativ schwach besetztVorkommen ab 5 rT: Unteres Odertal/UM(Stolpe bis Gartz) Synchronzählung Mai 71rT, davon 67 im FIB und Juni 73 rT, davon69 im FIB (OAG Uckermark), Untere Havel-niederung/HVL-PM mind. 23 rT (NABU +Naturwacht Westhavelland); Mittlere Oder/MOL Kietz bis Hohensaaten mind. 33 rT (S.& R. Müller u.a.); Elbaue Prignitz/PR mind.25 rT (S. Jansen, K. Dziewiaty u. a.); Malxe-niederung/SPN 7 rT (R. Zech, B. Litzkow);Spreewald/LDS-OSL 5 rT (T. Noah, H.Deutschmann u.a.); Beetzsee-Becken But-zow/Päwesin/PM 5 rT (U. Alex, T. Hellwig).Zu Untersuchungen am Wachtelkönig imUnteren Odertal 1994-2004 s. Sadlik(2005)

Tüpfelralle (Porzana porzana) - >97 rTNach 3 schlechten „Tüpfelrallen-Jahren”lag 2006 der Bestand im Durchschnitt derletzten 15 Jahre.Vorkommen mit mind. 3 Rufern: UnteresOdertal/UM Mitte Mai 33 rT, davon 32 rT imFIB (OAG Uckermark), Untere Havelniede-

Abb. 2

Bestandsentwicklung des Rotschenkels in Brandenburg 1991 bis 2006.Im Gegensatz zu den anderen seltenen wiesenbrütenden Limikolenarten ist der Trend beimRotschenkel nicht so stark rückläufig. Der Bestand lag allerdings in den letzten Jahren beinur noch ca. 60 BP bei viel zu geringer Reproduktion.

Abb. 3

Knäkenten-Männchen Foto: W. Suckow

Abb. 4

Spießente Foto: W. Suckow

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8 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

tendorfer Niederung/ LOS 1 BPo (G. Schulze)Reproduktion: bei 21 Bruten mit bekanntemBruterfolg FPFZ nur 1,1 fl. juv./BP, vor alleminfolge Nahrungsmangel (schlechtes Mäuse-jahr); Reproduktion bei Bruten mit Schutz-zaun erstmals geringer als bei Bruten ohneSchutzzaun (14 Bruten mit Schutzzaun: 1,0fl. juv./BP; 7 Bruten ohne Schutzzaun: 1,4 fl.juv./BP);Weiteres zu Bruterfolg, Prädation und Schutz-zauneinsatz (Analyse von 106 Bruten imZeitraum 1997-2005) siehe RYSLAVY (2005)

Wanderfalke (Falco peregrinus) – >13 BP +6 RPGegenüber dem Vorjahr weiterer Anstieg desBaumbrüter-Brutbestandes (11 RP, davon 7BN) und Abnahme des Gebäudebrüter-Be-standes (7 RP, davon 5 BN), jedoch für Baum-brüter weiterhin Dunkelziffer anzunehmen;erstmals Brutnachweis auf Leitungsmast;Brutzeitbeobachtungen von Einzeltieren ausmind. 5 weiteren (Verdachts)GebietenBaumbruten: Kreis OPR 3 BP (1 x mind. 1,1x 2,1 x 3 fl. juv.) + 3 RP (HP?) (H. Lange, P.Sömmer, T. Langgemach), Kreis OHV 1 BPmit 3 fl. juv. + 1 BPu (P. Sömmer), Kreis UM1 BP mit 3 fl. juv. (P. Sömmer); Kreis BAR 1BP mit 3 fl. juv. (K. Mewes, O. Manowski, P.Sömmer); erstmals Kreis LDS 1 RP (HP?) (S.Herold, P. Sömmer)Mastbruten (380kV-Leitungsmast): Spree-wald/LDS 1 BP mit 3 fl. juv. (S. Herold);Gebäudebruten (Schornstein): Hennigs-dorf/OHV 1 HP (A. Hundrieser, K.-H. Sass,P. Sömmer); Werder/PM 1 BP mit 1 fl. juv.(G. Kehl, K. Boer), PCK Schwedt/UM 1 BPmit 1 juv. (J. Haferland, P. Sömmer), Eisen-hüttenstadt/LOS 1 RP (S. Herold), Jänsch-walde/SPN 1 RP (B. Litzkow, S. Herold),Schwarze Pumpe/OSL 1 BP mit 1 fl. juv. (S.Herold), Freienhufen/OSL 1 BP mit 4 fl. juv.(S. Herold); Vorkommen in Guben/SPNnach Kraftwerksabriss erloschen (S. Herold)Reproduktion: bei 10 Bruten mit bekanntemBruterfolg FPFZ von 2,4 fl. juv./BP (Baum-bruten: 2,8; Mastbruten: 3,0; Gebäude-bruten: 1,7)Auswilderung: Im Rahmen des Wiederansied-lungsprojektes für baumbrütende Wander-falken (Arbeitskreis Wanderfalkenschutz e.V.)per Adoptionsverfahren Zusetzen von 5 juv.

aus gefährdeten Gebäudebruten bei Baum-brüterpaaren (P. Sömmer u. a.); Weiter-führung der im Vorjahr begonnenen Aus-wilderung auf Bäumen von 7 Jungvögeln inS-Brandenburg im Kreis LDS (S. Herold u. a.);Näheres zum o.g. Wiederansiedlungsprojekt1996-2006 s. SÖMMER & LANGGEMACH (2007)

Uhu (Bubo bubo) – >10 Rev. (1 BP/4 RP/5 ET)Immerhin 10 Reviernachweise, davon 5 Paare(1 BN); Bestand sicherlich höher, jedoch keinestabile Population; außerdem ungenügendeReproduktion (vgl. LANGGEMACH 2004)Brutpaare/Paare: Hoher Fläming/PM 2 RPmit Balz, kein Brutnachweis (C. Kurjo, G.Kehl u. a.); Pritzwalk/PR BPm2 auf Baum-horst (R. Scholz); Raum Wriezen/MOL 1 RPmit Balz, kein Brutnachweis (C. Philipps);Raum Großkoschen/OSL 1 RP mit Balz, keinBrutnachweis (F. Raden);Einzeltiere: Randowbruch/UM Ende Januar1 Ind. (J. Mundt); Criewen/UM Anf. Februar1 auf Voliere, Mitte Februar 1 W erschöpftaufgegriffen, später eingeschläfert (U.Schünmann, E. Wendt u. a.); Schorfhei-de/BAR Mitte April 1 rM (L. Bliesecke);Oberspreewald bei Lübben/LDS Mitte März1 rM (T. Noah, H. Deutschmann); RaumLiebenberg/OHV Mitte August 1 Ind. mitlautem Drohruf (W. Schreck)

Sumpfohreule (Asio flammeus) – BZF (3)Nur Brutzeitbeobachtungen von Einzeltierenaus der ersten Maihälfte: Oderaue b. Frank-furt/FF (H.-J. Fetsch, J. Becker); Alte Spree-mündung b. Trebatsch/LOS (H. Haupt);Oberes Rhinluch bei Linum/OPR (T. Hellwig)

Steinkauz (Athene noctua) – >12 Rev. (9 BN)Infolge Bestandsstützung weiterhin konstan-ter Bestand in den Belziger Landschafts-wiesen/PM und Umgebung; Brutbestand aufniedrigem Niveau im Westhavelland. Nichtauszuschließen ist ein Vorkommen im Oder-bruch/MOL, da im Unteren Warthe-Bruch(polnische Oderseite) 14 Paare im Jahr 2007bei steigender Tendenz erfasst wurden (LA-WICKI & RUBACHA 2008).Belziger Landschaftswiesen: mind. 6 BP + 2Männchen-Rev. (N. Eschholz, O. Bronkalla,D. Henning u. a.); hier zwecks Bestands-stützung Auswilderung von 22 Jungtieren(NABU Belzig)Westhavelland (Havelländisches Luch, UntereHavelniederung): 3 BP + 1 Weibchen-Rev.(P. Haase); hier zur Bestandsstützung Aus-wilderung von 22 Jungkäuzen (NABU West-havelland), davon wurden 17 telemetriertund bis Ende Oktober verfolgt mit folgendemErgebnis: 8 Ind. tot (Verlustursache: 3x Rup-fung durch Greifvogel, 2x Straßenverkehr, 3xunbekannt), 3 Ind. noch nachweisbar, 6 Ind.verschollen (HANFT & MOSER 2006)Reproduktion: bei 6 Bruten in den BelzigerLandschaftswiesen FPFZ 2,3 juv./BP (M.Grimm, D. Henning), bei 3 Bruten im West-havelland FPFZ 0,7 juv./BP (P. Haase);gesamt bei 9 Bruten FPFZ 1,8keine Nachweise abseits der bekanntenBrutgebiete vorliegend

rung/HVL-PM mind. 23 rT (NABU + Natur-park Westhavelland u. a.); Nuthe-Nieplitz-Niederung/PM-TF 10 rT (Orni-AG Nuthe-Nieplitz-Niederung); Oberes Rhinluch Linum-Kremmen/OPR-OHV 4 rT (T. Hellwig);Beetzsee-Becken Ketzür/Päwesin/PM 4 rT(U. Alex, T. Ryslavy); Nördliche OderwiesenFrankfurt/O. 3 rT (H.-J. Fetsch, J. Becker).Negativkontrollen im ehemaligen Schwer-punktgebiet Oberspreewald/LDS-OSL trotzgünstiger Wasserverhältnisse (T. Noah u.a.)und Malxeniederung/SPN-CB (B. Litzkow,R. Zech)

Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola)– 5 sM, 2 BNUnteres Odertal/UM maximal 5 sM (OAGUckermark); es gelang der Nachweis vonzwei erfolgreichen Bruten (F. Tanneberger,A. Helmecke, A. Pataki)

5 Weitere vom Aussterbenbedrohte bzw. selteneGreifvögel und Eulen

Wiesenweihe (Circus pygargus) – >27 BP +18 BVBrutbestand gegenüber dem Vorjahr weiteransteigend; sehr schlechte Reproduktiontrotz lokaler Horstschutzmaßnahmen; erst-mals Bruterfolg bei Bruten ohne Schutzzaunhöher als bei Bruten mit SchutzzaunBrutnachweise: Luckauer Becken/LDS 6 BN +2 BV (1 BPm3 + 5 BPo trotz Schutz-zaunes; K.-D. Gierach u. a.); Prignitz RaumPritzwalk 1 BPo + 1 BV (M. Putze u. a.);Havelländisches Luch Garlitz/Kriele/HVL 2BPo trotz Schutzzaunes + 2 BV (P. & B. Block,H. & B. Litzbarski u. a.); Feldmark bei But-zow/PM 2 BN (BPm3 + BPo; T. Hellwig, U.Alex, T. Ryslavy u. a.); Ucker-Niederung beiSeehausen/UM 2 BPu (K. Eilmes, S. Müller u.a.); Feldmark Casekow/Woltersdorf/Kum-merow/UM 4 BN (1 BPm2 + 3 BPu) + 1 BV(U. Kraatz, J. Haferland u. a.); TeichgbietBiesenbrow/UM BPo (U. Kraatz); Oderbruchbei Wölsickendorf/MOL 1 BPo (S. & R.Müller); Oderbruch bei Neutrebbin/MOL 4BN (BPm4 + BPm3 + 2 BPo) + 2 BV (S. & R.Müller, G. Schulze u.a.); Neuzeller Niederung/LOS 2 BN (BPm3 + BPm5; C. Pohl); Zil-

Tabelle 5: Bestandssituation weiterer seltener Greifvögel und Eulen in Brandenburg im Jahr 2006

Potsdam Cottbus Frankfurt (O.) Land Brandenburg

2006 2006 2006 2004 2005 2006

Wiesenweihe 6 BP+ 7 BV 6 BP+ 3 BV 15 BP+ 8 BV >13 BP+13 BV

>28 BP+10 BV

>27 BP+18 BV

Wanderfalke 7 BP+ 3 RP 3 BP+ 2 RP 3 BP+ 1 RP >14 BP+ 1 RP >12 BP+ 3 RP >13 BP+ 6 RP

Uhu 1 BP/ 2 RP/1 ET

1 RP/ 1 ET 1 RP/ 3 ET 4 RP/ 7 ET 2 BP/ 1 RP/4 ET

1 BP/ 4 RP/5 ET

Sumpfohreule BZF (1) - BZF (2) BZF (1) 6 BN/ BZF (3) BZF (3)

Steinkauz 12 Rev.(9 BN)

- - >18 Rev.(11 BN)

>17 Rev.(8 BN)

12 Rev.(9 BN)

Raufußkauz 2 Rev. 43 Rev.(11 BN)

8 Rev.(1 BV)

>43 Rev.15 BN)

>39 Rev.(9 BN)

>53 Rev.(11 BN, 1 BV)

Sperlingskauz - 13 Rev.(5 BV, 2 BN)

1 rM >2 Rev.(1 BN)

>2 Rev. >14 Rev.(5 BV, 2 BN)

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TORSTEN RYSLAVY: ZUR BESTANDSSITUATION AUSGEWÄHLTER VOGELARTEN IN BRANDENBURG - JAHRESBERICHT 2006 9

Raufußkauz (Aegolius funereus) – >53 Rev.(11-12 BN)Weiterer Kenntniszuwachs, vor allem durchintensive Erfassung in der Niederlausitz; re-lativ geringe Anzahl an Brutnachweisentrotz intensiver Kontrollen von Schwarz-spechthöhlen in der Niederlausitz (Nahrungs-mangel?); keine Angabe für den HohenFläming/PMAlle Vorkommen ab 2 Rev. bzw. mit Brut-nachweisen: Niederlausitz: Forst Hohenbucko/LDS-TF-EE (Rochauer Heide, Hohenbuckoer Heide,Sonnewalder Forst) 12 Rev., nur 1 BN(BPm3; K. Illig, W. Schmidt, RF Quitter u.a.); Babben-Rehainer Heide/OSL-EE 7 Rev.,dabei 6(!) BN (4 BPo, 2 BPm9; F. Raden),Waldkomplex Weißhaus/EE 2 Rev., dabei 1BN (BPo; F. Raden); Waldkomplex Grün-haus/EE 6 Rev., dabei 3 BN (3 BPo; F.Raden); Liebenwerdaer Heide/EE 10 Rev.,kein(!) BN (F. Raden); Lugbecken/Frauen-dorfer Forst/OSL 2 Rev. (F. Raden); Zschor-noer Wald/SPN 2 Rev. (R. Beschow u. a.);Schlaubetal/Lieberoser Heide/SPN-LDS-LOS4 Rev. (H. Deutschmann, T. Spitz, H. Haupt,B. Litzkow u. a.); Müllroser Heide/LOS 6Rev., dabei 1 BV (mit Warnruf; P. Thiele); Reproduktion: wieder sehr geringe FPFZ für11 Bruten mit bekanntem Bruterfolg (nur 3erfolgreich!) mind. 1,1 juv./BP (F. Raden, K.Illig u. a.)

Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) –>14 Rev. (5 BV, 2 BN)Deutlicher Kenntniszuwachs infolge SPA-Ersterfassung; zahlreiche Revier- und Paar-nachweise im Schlaubetal/Raum Lieberosesowie erstmals – und zudem gleich mit Brut-nachweis – in der Zschornoer Heide und imReuthener Moor; keine Angabe für den Ho-hen Fläming/PMAlle Nachweise: Schlaubetal/Raum Liebe-rose/LDS-SPN 8 Rev., davon 3 Rev. mitWeibchen, dabei 1 BN mit 3 juv. (H.Deutschmann, T. Spitz, H. Haupt u. a.);Zschornoer Heide/SPN mind. 2 Rev., dabei1 BN mit 4 fl. juv. (R. Beschow, R. Möckel u.a.); Muskauer Faltenbogen/SPN mind. 2Rev., dabei vmtl. eine erfolgreiche Brut (R.Möckel, R. Beschow); Rochauer Heide/LDS1 rM Ende Februar/Ende März, wohl unver-paart (K. Illig u. a.); Gutspark Criewen/UMEnde Februar 1 rM (A. Helmecke), vmtl.kein Rev.

6 Brutvögel in Feucht-gebieten

Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis) –>155 BPWeiterer Anstieg des Brutbestandes gegen-über den beiden Vorjahren; Bestand liegtjetzt auf durchschnittlichem Niveau derletzen 10 Jahre; 13 Brutplätze, davon 5 Brut-plätze mit EinzelbrutenAlle Kolonien ab 2 BP: Felchowsee/UMmind. 50 BP (J. Mundt); Rietzer See/PMmind. 50 BPo (T. Dürr u.a.); Unteres Oder-tal, Polder 10/UM mind. 25 BP U. Kraatz);

Päwesiner-Wachower Lötz/PM 10 BPo (T.Hellwig, T. Ryslavy, U. Alex u. a.); UntereHavelniederung bei Grütz/HVL 6 BP (W.Schreck, H. Haupt, M. Albrecht u. a.); Hen-nigsdorfer Havelwiesen/OHV 5 BP mit 6juv. (S. Hundrieser, K.-H. Sass); AnstauMagnushof/UM mind. 4 BP mit 5 juv. (S.Müller, H. Schonert)

Kormoran (Phalacrocorax carbo) – 2.666 BPBestandszunahme auf 2.666 BP in 11 Brut-kolonien + 3 Standorten mit Einzelnestern(SVSW 2006); 5 Kolonien mit über 100 BP:Unteres Odertal/UM 1.123 BP (A. Pataki u.a.), Paretzer Tonstiche/HVL 525 BP (T. Dürr,G. Sohns u.a.), Wochowsee/LOS 446 BP(G. Sohns, T. Dürr u.a.), Gülper See/HVL

Abb. 5

Bestandsentwicklung des Sperlingskauzes in Brandenburg 1992 bis 2006Nach dem ersten Reviernachweis 1994 wurden im Jahr 1996 gleich 9 Reviere bekannt,darunter auch der erste Brutnachweis. Diese Besiedlungswelle nahm in den Folgejahren an-scheinend wieder etwas ab und Brutnachweise gelangen selten. Im Jahr 2006 allerdingswurden vor allem im Rahmen der SPA-Kartierung überraschend viele Reviere festgestellt,darunter auch zwei Brutnachweise.

Tabelle 6: Bestandssituation von Brutvögeln in Feuchtlebensräumen in Bandenburg für das Jahr 2006

Potsdam Cottbus Frankfurt (O.) Land Brandenburg

2006 2006 2006 2004 2005 2006

Schwarzhalstaucher 71 BP 2 BP 62 BP 71 BP 135 BP >155 BP

Kormoran 893 BP 22 BP 1.751 BP 2.596 BP 2.303 BP 2.666 BP

Rohrdommel 83 rM 35 rM 74 rM >157 rM >185 rM >192 rM

Zwergdommel 23 rM (5 BN) 4 rM 14 rM(9 BN, 2 BV)

>16 rM(5 BN, 5 BV)

>30 rM(6 BN, 1 BV)

>41 rM(13 BN, 2 BV)

Moorente - 1 W - 1 BP 1 W/ BZF (4) 1 P

Gänsesäger - >15 Rev.(15 BN)

>56 Rev.(32 BN)

>59 Rev.(50 BN)

>65 Rev.(43 BN)

>71 Rev.(47 BN)

Kleinralle 9 rT (2 P) 1 rT 18 rT(9 BN/ P)

>31 rT(23 BN)

>32 rT(19 BN)

>28 rT(11 BN/ P)

Flussuferläufer 3 Rev. 7 Rev. (2 BN) 12 Rev.(2 BN)

>22 Rev.(12 BN)

>26 Rev.(7 BN)

>22 Rev.(4 BN)

Trauerseeschwalbe 133 BP 1 BP 301 BP >299 BP >368 BP >436 BP

Flussseeschwalbe 60 BP 271 BP 292 BP >499 BP >611 BP >623 BP

Zwergseeschwalbe - 2 BP + 1 P (11 BP) 1 P BZF (2) 2 BP + 1 P

Blaukehlchen 37 sM (1 BN) 4 sM 27 sM >72 sM(3 BN)

>103 sM(4 BN)

>68 sM(1 BN)

Eingewanderte Arten:

Singschwan - 8 P (5 BN) - 4 P (3 BN) 5 BP 8 P (5 BN)

Brandgans 43 Rev.(6 BN)

- 18 Rev.(4 BN)

>55 Rev.(>23 BN)

>55 Rev.(>25 BN)

>61 Rev.(>10 BN)

Kolbenente 2 BP/BV 10 BP/BV - >4-7 BP >12-14 BP >12 BP

Austernfischer 7 Rev. (3 BN) 1 Rev. (1 BN) 4 Rev. (2 BN) >10 Rev.(3 BN)

>13 Rev.(9 BN)

>12 Rev.(6 BN)

Silbermöwe - 168 BP 14 BP >224 BP >212 BP >182 BP

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10 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

218 BP (Naturwacht Westhavelland), Riet-zer See/PM 118 BP (T. Dürr, G. Sohns).Näheres zu Brutbestand, Reproduktion, Nah-rung, Vergrämungsmaßnahmen, Schlafplatz-Synchronzählungen, Beringungen/Rückmel-dungen und Abschüssen 2006 in Branden-burg s. SVSW (2006)

Rohrdommel (Botaurus stellaris) – >192 rMLeicht ansteigender Bestand trotz kalten,schneereichen Winters, vmtl. Meldedefizite;höchste kleinflächige Abundanz: UnterteichBärenbrück/SPN mit 12 (!) rMKonzentrationen ab 5 rM: Beetzsee-Becken(inkl. Lötz)/PM 21 rM (T. Hellwig, T. Ryslavy,U. Alex u. a.); Teichgebiet Peitz-Bären-brück/SPN 15 rM (B. Litzkow, R. Zech, H.-P.Krüger); Parsteinsee-Becken/BAR >12 rM(M. Flade, Naturwacht Schorfheide-Chorinu.a.); Groß Schauener Seen/LOS 11 rM(F. Schröder, H. Haupt u.a.); Tonstiche Zeh-denick-Ribbeck/OHV 8 rM (J. Becker); Fel-chowsee-Landin/UM 7 rM (W. Dittberner,J. Mundt u. a.); Spreewald/LDS-OSL 7 rT(T. Noah u.a.)

Zwergdommel (Ixobrychus minutus) – >41rM (13 BN, 2 BV)Weiterer Kenntniszuwachs (z.B. TonsticheZehdenick) und BestandsanstiegUckermark: Felchowsee/Lanke 2 BP (mitmind. 6 fl. juv.) + 1 P Landiner Haussee mind.2 BP mit juv., Wustrowsee Flemsdorf/UM 1BP, Kiessee Bergholz/UM 1 BP (alle W. Ditt-berner), Krebssee Schenkenberg/UM 1 rM(K. Eilmes), Unteres Odertal/UM mind. 1 BP+ 1 P (W. Dittberner, D. Krummholz)Parsteinbecken: Parsteinsee/BAR mind. 1Rev. (M. Flade u.a.)Märkische Schweiz: Teichgebiet Altfried-land/MOL 2 BP mit je mind. 1 fl. juv. (M. &R. Fiddicke, S. Fahl)Schlaubetal: Ölsener See/LOS 1 Rev. (H.-P.Grätz)Niederlausitz: Teichgebiet Lakoma/SPN 3rM (R. Zech, B. Litzkow), Teichgebiet Strad-ow/OSL Juni 1 rM (R. Zech)Baruther Urstromtal: bei Sperenberg/TF 2Rev. davon 1 BP mit 6 juv. (G. Kretlow)Westhavelland: Lötz/PM-HVL 6 rM, davonmind. 2 BP mit juv. (T. Hellwig, T. Ryslavy,U. Alex u.a.), Beetzsee Ketzür-Grabow/PM2 rM (U. Alex, T. Ryslavy); Mittelbruch KleinKreutz/PM 1 rM (U. Alex); PritzerberSee/PM mind. 1 BP mit juv. (T. Hellwig, T.Ryslavy, U. Alex)Oberes Rhinluch: Linumer Teiche/OPR 3 rM(S. Fischer, H. Watzke, K. Lüddecke u. a.);Obere Havelniederung: Tonstiche Zehde-nick/OHV 8 rM (J. Becker)

Moorente (Aythya nyroca) – 1 PNachweis eines Paares Mitte Juni im Loben-moor bei Bad Liebenwerda/EE (F. Raden)

Gänsesäger (Mergus merganser) – >71 Rev.(47 BN)Leicht ansteigender bis stabiler Brutbestand;relativ vollständiger Landesüberblick, ge-schätzt bis 90 BP; keine Angabe für ElbePrignitz/PR; alle Vorkommen:

Lausitzer Neiße: Pußack bis Guben/SPNmind. 15 BPm (D. Kalina, K. Huschga, F.Neumann u.a.)Mittlere Oder: Ratzdorf/LOS bis Gen-schmar/MOL mind. 23 Rev., dabei 21 BN,mind. 19 BPm (G. Schulze, C. Pohl, S. & R.Müller u.a.), Genschmar/MOL bis Hohen-saaten/BAR mind. 13 Rev., dabei 8 BN,mind. 6 BPm (S. & R. Müller, M. Müller u.a.);Untere Oder: Hohensaaten/BAR bis Fried-richsthal/UM mind. 20 Rev., dabei mind. 7BPm (OAG Uckermark, M. Müller)abseits bekannter Brutgebiete: Netzowsee/UM 10./28.5. 1 P (N. Bukowsky); Parstei-ner See BAR 1 BP/BV (F. Boden, M. Flade)Reproduktion: Brutgröße für 36 erfolgreicheBruten mit bekanntem Bruterfolg 5,6 nfl.juv./BP (viele Beobachter)

Kleinralle (Porzana parva) – >28 rT (11 BN)Bestand etwa auf Vorjahresniveau mitSchwerpunkt Raum Landin/Felchowseeinfolge intensiver Forschung an dieser Artdurch W. Dittberner; Meldungen aus 11Gebieten.Alle gemeldeten Nachweise/Vorkommen abMai: Uckermark: Landiner Haussee/UM mind. 6P, dabei 1 BPm; Felchowsee + Lanke/UM 7Rev., dabei 2 BPm + 1 P; Unteres Odertal,Polder 10/UM 2 Rev. (W. Dittberner);

Anstau Magnushof/UM 1 rM (S. Müller);Raum Petznick/UM 1 rM (N. Bukowsky)Mittlere Oder: bei Genschmar/MOL Mai 1rM (M. Fiddicke, S. Fahl)Nieplitzniederung: bei Stangenhagen/TFJuli 1 rM (L. Kalbe)Mittlere Havel: Päwesiner Lötz/PM Junimind. 7 rW, dabei mind. 2 P (T. Ryslavy, T.Hellwig, U. Alex)Obere Havel: Tonstiche Mildenberg/OHVJuni 1 rM (J. Becker)Rhinluch: Teichgebiet Linum/OPR Juni 1 rM(S. Fischer, H. Watzke)Spreewald: Teichgebiet Stradow/OSL Juni 1rM (R. Zech)

Flussuferläufer (Actitis hypoleucos) – >22Rev. (4 BN)Angabe unvollständig, da Erfassungs- bzw.Informationsdefizite insbes. für die Elbaue/PR und Mittlere Havel/PM; alle gemeldetenVorkommen:Prignitz: Elbaue/PR Gnevsdorf bis Witten-berge 3 Rev. (S. Jansen u. a.)Untere Oder: Oder Hohensaaten/BAR 1Rev. (W. Werner)Mittlere Oder: Ratzdorf bis Finkenheerd/LOS mind. 9 Rev., davon 2 BN (G. Schulze,J. Schaffrath, C. Pohl u. a.), bei Reitwein/MOL 1 BN (U. Schroeter, W. Dominiak)Niederlausitz: Neiße Pusack bis Forst/SPNmind. 3 Rev., davon 1 BN (D. Kalina u. a.);Victoriaseen bei Schwarzheide-Ost/OSL 1BP mit 2 juv. + 1 Rev. (T. Schneider), Rest-loch Freienhufen 1 Rev. (T. Schneider); Rest-loch Sedlitz/OSL 1 BN (T. Schneider, H.Michaelis)

Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger) – >436BPWeiterer Bestandsanstieg infolge erfolg-reichen Ausbringens von Nisthilfen; Artbleibt hochgradig abhängig von künst-lichem Nisthilfenangebot; erster Brutnach-weis im Kreis SPN (1 BP Teichgebiet

Abb. 6

Rohrdommel Foto: W. Suckow

Abb. 7

Gänsesäger-Weibchen Foto: W. Suckow

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TORSTEN RYSLAVY: ZUR BESTANDSSITUATION AUSGEWÄHLTER VOGELARTEN IN BRANDENBURG - JAHRESBERICHT 2006 11

Kathlow); nur 18 Kolonien bzw. TeilkolonienSchwerpunktgebiete: Untere Havelniede-rung/PM-HVL (Pritzerber See, Havel Kütz-kow/PM, Havel Bahnitz, Tonstiche Milow,Gülper See/HVL) 97 BP auf Nisthilfen in 5Kolonien (T. Hellwig, H. Haupt, M. Hug,P. Haase u. a.), dabei Gülper See 40 BP(P. Haase) und Havel Kützkow/PM 35 BP(T. Hellwig); Mittlere Havelniederung/PM(Zernsee, Breitlingsee) 32 BP in 2 Teil-kolonien auf Nisthilfen (K. Boer, H. Scher-neck); Unteres Odertal/UM (Stolpe bisGartz) 160 P (125 BN) in 4 Teilkolonien,davon 45 BP auf Nisthilfen (D. Krummholzu. a.); Parsteinsee/BAR 71 BP in 2 Teil-kolonien, davon 59 BP auf Nisthilfen (R.Krause, H. Hahnke, B. Litzkow, M. Flade);Mittlere Oder bei Genschmar/MOL 35 BPund bei Frankfurt/O. 8 BP auf Nisthilfen (H.Haupt, J. Becker); Schwielochsee/Alte Spree-mündung/LOS 27 BP auf Nisthilfen (H.Haupt)Reproduktion: Parsteinsee/BAR bei 61 BP(Nisthilfen) 1,1 fl. juv. (R. Krause, H.Hahnke, B. Litzkow), Untere Havel beiKützkow/PM bei 27 BP (Nisthilfen) mit 1,0gr. juv./BP (T. Hellwig); Untere Havel beiMilow/HVL 10 BPo auf Nisthilfen(Naturwacht Westhavelland)

Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) – >623BPHöchster Landesbestand der letzten Jahr-zehnte; 36 Brutkolonien; kaum Reproduk-tionsangaben aus den größeren KolonienKolonien ab 20 BP: Teichgebiet Altfried-land/MOL 115 BP auf Pontons (A. Koszins-ki u.a.); Byhlegurer See/LDS 98 BP auf Pon-tons (F. Kuba, B. Litzkow); Wesensee/BAR75 auf Naturinsel (M. Flade); Kiessee Müh-lenberg/E 55 BP (E. Weber, H.-J. Klein, B.Litzkow u. a.) Teichgebiet Peitz/SPN 45 BPauf Brutflößen (B. Litzkow); TeichgebietBiesenbrow/UM 31 BP (U. Kraatz); Stoß-dorfer See/OSL 30 BP (H. Donath u.a.);Victoriaseen Schwarzheide/OSL 25 BP (T.Schneider); Gülper See/ HVL 25 BP (Natur-park Westhavelland), Parsteinsee/BAR 24BP auf Ponton (M. Flade, R. Krause)Reproduktion (ab 10 BP): Teichgebiet Alt-friedland/MOL (Pontons) 115 BP mit mind.2,2 juv./BP (A. Koszinski); Parsteinsee/BAR(Ponton) 24 BP mit 1,25 juv./BP (M. Flade);Victoriaseen Schwarzheide/OSL 25 BPo(T. Schneider)

Zwergseeschwalbe (Sterna albifrons) – 2 BPEine Brutkolonie bei Mühlberg/EE mit 2 BP+ 1 P, davon mind. 1 BPm (E. Weber, H.-J.Klein, U. Albrecht u. a.)Mittlere Oder/MOL 9 BP bei Gieshof und 2BP bei Sydowswiese auf polnischer Oder-seite (S. Müller, H. Haupt u. a.)

Blaukehlchen (Luscinia svecica) – >68 sM(1 BN)Starke Erfassungsdefizite, z. B. für Schwer-punktgebiet Rietzer See/PM (hier 2004: 41sM), keine Angaben für Schwerpunktge-biete Mittlere Havel/PM (hier 2005: mind.19 sM) und Parsteinsee-Becken/BAR (hier

2003: 16 sM)Bedeutende Vorkommen: Uckerseengebietbis Uckerniederung Blindow/UM mind. 13sM (H. Schonert, K. Eilmes, S. Hundrieser,S. Müller); Unteres Odertal/UM (Gartz-Lunow) mind. 12 sM (D. Krummholz, J.Sadlik, M. Müller u. a.); Rietzer See/PMmind. 11 sM, Teilerfassung (T. Dürr, G.Sohns, D. Ferus), Beetzsee+Lötz/PM mind.10 sM (T. Hellwig, T. Ryslavy, U. Alex);Oberes Rhinluch Kremmen-Linum/OHV-OPR mind. 6 sM (T. Hellwig)

Eingewanderte Brutvogelarten:Singschwan (Cygnus cygnus) – 8 P (5 BN)Alle in SO-Brandenburg; 3 NeuansiedlungenOberspreewald: Teichgebiet Stradow/OSL 1BPm2, Raum Byhlegurer See/LDS 1 BPm4(Noah 2007, H. Deutschmann u.a.), zur Be-standsentwicklung im Spreewald s. Noah(2007)Raum Lieberose: Teichgebiet Damme/LDS 1BPo, Raum Jamlitz/LDS 1 BPm3 + 1 P (H.Deutschmann)Raum Finsterwalde: Lugkteich Brenitz/EE 1BP mit juv. (V. Löschner, K.-D. Gierach u.a.)Raum Cottbus/Forst: Teichgebiet Bären-brück/SPN 1 P, Teichgebiet Mulknitz/SPN1 P (B. Litzkow, R. Zech, H. Deutschmann)

Brandgans (Tadorna tadorna) – >61 Rev.(10 BN)Leicht zunehmender Bestand; nur sehrwenige Brutnachweise und führende Brut-paare; einige Reviere anscheinend von nicht-brütenden Paaren besetzt; Einzelpaare (ohneBrut) zur Brutzeit zeitweise an verschiedenenneuen Stellen (Nieplitzniederung/PM, Mit-tlere Havelniederung/PM)Schwerpunktgebiet Elbaue/PR (Abbendorfbis Baarz) mindestens 25 Rev., dabei nur 1BPm (S. Jansen, L. Gelbicke, C. Lüth, H.Pester, I. Dahms u. a.)Alle weiteren gemeldeten Gebiete mit mind.2 Rev.: Unteres Odertal/UM (Schwedt bisHohensaaten) mind. 10 Rev., davon 1 BPm(D. Krummholz, M. Müller, W. Werner, W.

Dittberner); Mittlere Oder Kietz/MOL bisHohensaaten/BAR mind. 6 Rev., dabei 1BPm (S. Müller, M. Fiddicke, B. Ratzke u.a.);Rieselfelder Nauen/HVL mind. 3 Rev., dabei2 BPm (H. Haupt, U. Albrecht, B. Ratzke u.a.); Untere Havelniederung/HVL mind. 6Rev., dabei nur 1 BPm (W. Schreck, S.Clausner, H. Haupt u. a.); Mittlere Havel/Rietzer See/PM 5 Rev., dabei nur 1 BPm (T.Dürr, C. Hinnerichs u. a.)Reproduktion: BRGR für 7 BP mit größerenjuv. durchschnittlich 5,4 juv./BPm (vieleBeobachter)

Kolbenente (Netta rufina) – >12 BP/BVSchwerpunktgebiet Raum Peitz/SPN, woseit 2001 Brutvogel; keine weiteren Brutge-biete außer Peitz und Linum bekannt; erst-mals Mittlere Havelniederung mit einemPaar besetztAlle Brutvorkommen: Teichgebiet Peitz/Bärenbrück/SPN mind. 10 BV, dabei 6 Wmit juv. (B. Litzkow, R. Zech, M. Spielberg,H. Haupt); Teichgebiet Linum/OPR mind. 1BV, keine erfolgreiche Brut (H. Watzke, S.Fischer u. a.); Paretzer Tonstiche/HVL MitteMai 1 P (T. Dürr, H. Köpke)Brutzeitbeobachtung: 20. Juni 1 M ObereHavelniederung bei Tangersdorf/UM (N.Bukowsky)

Abb. 8

Blaukehlchen Foto: W. Suckow

Abb. 9

Kolbenenten-Männchen Foto: W. Suckow

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12 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

Austernfischer (Haematopus ostralegus) –>12 Rev. (6 BN)5 Gebiete mit Revieren bzw. Brutnach-weisen:Elbaue/PR (Quitzöbel, Hinzdorf, Wentdorf,Cumlosen, Lenzen, Mödlich) mind. 6 Rev.,davon 2 BN (S. Jansen, L. Gelbicke, Natur-wacht Elbaue u.a.); Unteres Rhinluch/OPR1 BN (G. & G. Hübner); Unteres Odertal beiStolzenhagen/UM 2 Rev. (S. Müller, M.Müller, U. Schünmann); Mittlere Oder beiGüstebieser Loose/MOL 1 BN (H. Haupt, S.Müller u. a.) und bei Genschmar/LOS 1 BN(H. Haupt); Kiesseen bei Mühlberg/EE 1 BN(E. Weber, H.-J. Klein, T. Schneider u. a.)

Silbermöwe (Larus argentatus) – >182 BPDeutliche Abnahme der Kolonie Sedlitz/OSL, 8 BrutgewässerNiederlausitz: Restloch Sedlitz/OSL 167 BP,inkl. Mittelmeer- und Steppenmöwen (H.Michaelis), Restloch Gräbendorf/OSL 2 BPmit 1 bzw. 2 juv. (R. Beschow)Märkisch-Oderland: Teichgebiet Altfried-land/MOL 4-5 BP mit insg. nur 3 juv. (A.Koszinski)Uckermark/Barnim: Lüdersdorfer Buchte/BAR 1 BP (J. Mundt, B. Litzkow , M. Flade);Kiesabbaugebiet bei Lunow/BAR 1 BP (J.Mundt, B. Litzkow); Schleuse Hohensaa-ten/UM 4 BP (U. Kraatz), Anstau Magnus-hof/UM 1 BP (U. Kraatz)

Mittelmeermöwe (Larus michahellis) undSteppenmöwe (L. cachinnans)Restloch Gräbendorf/OSL 1-BP mit 2 juv.Mittelmeermöwe (R. Beschow); StoßdorferSee/OSL 1 BP Mittelmeermöwe (H. Do-nath); Teichgebiet Altfriedland/MOL 1 RP(M. Fiddicke)Mehrere BP im Restloch Sedlitz/OSL, jedochaufgrund zu großer Entfernung tatsächlicheBP-Anzahl nicht bestimmbar (H. Michaelis)

Sturmmöwe (Larus canus) – >36 BP Bestand stagnierend; nur 7 BrutgewässerNiederlausitz: Restsee Sedlitz/OSL 21 BP

(H. Michaelis), Restsee Bergheide beiLauchhammer/OSL-EE mind. 3 BP (F.Raden u.a.), Kiessee Mühlberg/EE 1 BP (H.Michaels, B. Litzkow u.a.)Uckermark/Barnim: Parsteinsee-Becken/ BAR2 BP (M. Flade u.a.); Kiesabbaugebiet beiLunow/BAR 1 BP (J. Mundt, B. Litzkow);Schleuse Hohensaaten/UM 7 BP (J. Mundt),Teichgebiet Biesenbrow/UM 1 BP (U. Kraatz)

Schwarzkopfmöwe (Larus melanocephalus)– 6 BPNach mehrjährigem Rückgang nun leichterAnstieg am derzeit einzigen bekannten Brut-platz: Stoßdorfer See/LDS 8 BP (K. Illig u. a.)

Weißbartseeschwalbe (Chlidonias hybrida)– 20 BPIm Unteren Odertal/UM nach starkemFrühjahrshochwasser eine Brutkolonie mit20 BP; nur 5 fl. juv. (DITTBERNER 2007)

Weißflügelseeschwalbe (Chlidonias leuco-pterus) – 54 BPIm Unteren Odertal/UM nach starkemFrühjahrshochwasser eine Brutkolonie mit54 BP; nur 8 erfolgreiche BP mit mind. 12 fl.juv. (DITTBERNER 2007)

Karmingimpel (Carpodacus erythrinus) –>17 Rev./sMMeldedefizite, z.B. vom Spreewald und Un-teren Odertal; während der letzten 10 Jahre

stark rückläufiger TrendJuninachweise: Schwerpunktgebiet UnteresOdertal/UM (Schwedt bis Gartz) mind 8 sM(D. Krummholz, I. Kapuhs); Schwerpunkt-gebiet Oberspreewald bei Lübben/LDS-OSL (unvollständig) 2 sM (W. Köhler); Mitt-lere Oder bei Neuzelle/LOS Ende Mai 2 sM,Mitte Juni 1 sM (C. Pohl)In allen anderen Gebieten nur Feststellungvon jeweils 1 sM: Oder bei Reitwein/LOSAnf. Juni (H. Haupt); Oberes Rhinluch beiLinum/OPR Anf. Juni (T. Hellwig); UntereHavel bei Briest/PM Anf. Juni u. Anf. Juli;Beetzsee bei Radewege/PM regelmäßigund bei Lünow Mitte Juni (U. Alex)

7 Seltene Brutvögelterrestrischer Lebensräume

Wiedehopf (Upupa epops) – >202 Rev.(110 BN)Hohes Bestandsniveau wie im Vorjahr,allerdings regional noch Meldedefizite;weiterer Bestandsanstieg in S-Brandenburg(vor allem Bergbaufolgelandschaft), dage-gen deutlicher Bestandsrückgang in N- undO-Brandenburg an der Arealgrenze (z. B.nördliches Oderbruch)TÜP-Bestände (ab 4 Rev.): TÜP Lieberose/Reicherskreuz/LOS-LDS-SPN 25 BP inNistkästen (H. Haupt, H. Deutschmann u.a.); TÜP Jüterbog-West und -Ost/TF 30

Abb. 10

Bestandsentwicklung der Silbermöwe in Brandenburg 1992 bis2006Nach einem rasanten und permanenten Bestandsanstieg bis zum Jahr2002 auf fast 250 BP traten mit der Flutung von Restlöchern und demVerschwinden von Brutinseln in der Niederlausitz lokale Bestands-rückgänge auf. Gegenwärtig konnten nur noch 182 BP registriertwerden.

Abb. 11

Bestandsentwicklung der Schwarzkopfmöwe in Brandenburg 1990bis 2006Nachdem die Art erstmals 1990 als Brutvogel nachgewiesen wurde,kam es erst Ende der 1990er Jahre zur regelmäßigen Brutbesied-lung: Nach einem Bestandsmaximum von 17 BP im Jahr 2003 istder Bestand seitdem am einzigen Brutplatz wieder rückläufig.

Tabelle 7: Bestandssituation seltener Brutvögel terrestrischer Lebensräume in Brandenburg für das Jahr 2006

Potsdam Cottbus Frankfurt (O.) Land Brandenburg

2006 2006 2006 2004 2005 2006

Wiedehopf 63 Rev.(32 BN)

106 Rev.(68 BN)

33 Rev.(10 BN)

>150 Rev.(73 BN)

>201 Rev.(107 BN)

>202 Rev.(110 BN)

Saatkrähe 795 BP - 310 BP 795 BP 1.090 BP 1105 BP

Birkhuhn - 1 VK - >1 VK >1 VK 1 VK

Grauspecht 1 BP 6 rT/ET 2 rT/ET >1 RP/11 rT/ET

>1 BP/6 rT/ET

>1 BP/8 rT/ET

Bienenfresser - BZF (1) BZF (1) 1 BP BZF (2) BZF (2)

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TORSTEN RYSLAVY: ZUR BESTANDSSITUATION AUSGEWÄHLTER VOGELARTEN IN BRANDENBURG - JAHRESBERICHT 2006 13

Rev., davon 24 BP, dabei 20 in Nistkästen(S. Oehlschlaeger, T. Ryslavy); TÜP Hohen-leipisch/EE 5 Rev., davon 3 BP in Nistkästen(F. Raden)Brutkonzentrationen in der Kulturlandschaft(ab 4 Rev.): Bergbaufolgelandschaft Grün-haus bei Lauchhammer/OSL 18 Rev., dabei14 BP mit 17 BN (F. Raden); Bergbaufolge-landschaft Seese-Ost/OSL 11 Rev., davon9 BP in Nistkästen (W. Köhler, F. Raden);Oberspreewald/LDS-OSL 10 Rev., davon5 BP in Nistkästen (H. Haupt, H. Deutsch-mann); Bergbaufolgelandschaft Jänschwalde/SPN mind. 5 Rev. (R. Zech, B. Litzkow u.a.);Bergbaufolgelandschaft Kittlitz bei Lichte-nau/OSL 4 Rev., dabei 3 BN (F. Raden);Bergbaufolgelandschaft Meuro/OSL 4 Rev.,dabei 1 BN (F. Raden u. a.); Bergbaufolge-landschaft Schlabendorf/LDS 4 Rev. (H. Do-nath, M. Gierach u. a.)Reproduktion (FPFZ): BergbaufolgelandschaftGrünhaus bei Lauchhammer/OSL für 17Bruten mit bekanntem Bruterfolg 3,6 fl.juv./BP (F. Raden); TÜP Jüterbog/TF für 25Bruten mit bekanntem Bruterfolg (14 Erst-,11 Zweitbruten) 2,1 fl. juv./BP (S. Oehl-schlaeger, T. Ryslavy); Bergbaufolgeland-schaft Kittlitz bei Lichtenau/OSL für 3 Bruten2,7 fl. juv./BP (F. Raden); TÜP Hohenlei-pisch/EE für 3 Bruten 3,0 fl. juv./BP (F. Raden)

Saatkrähe (Corvus frugilegus) – >1.105 BPGegenüber dem Vorjahr etwa gleichbleiben-der Bestand; nur 7 besiedelte Ortschaften:Pritzwalk/PR ca. 480 BP in 2 Teilkolonien(UNB Prignitz); Wittenberge/PR 315 BP in 7Teilkolonien (M. Königshaus, H. Schulz);Prenzlau/UM 163 BP in 3 Teilkolonien (H.Schonert); Dedelow/UM 104 BP (H. Scho-nert); Eisenhüttenstadt/LOS mind. 37 BP (H.-P. Grätz); Schwedt/UM 3 BP (J. Haferland);Gartz/UM 3 BP (J. Haferland, U. Kraatz)

Birkhuhn (Lyrurus tetrix) – 1 VK1 Nachweis TÜP Zschornoer Heide/ SPN:

1.5.06 1 Henne beim Sandbaden (G. Noack)

Das Auerhuhn (Tetrao urogallus) gilt in Bran-denburg als ausgestorben. Zu den Nach-weisen der letzten Jahrzehnte – die letztendatieren aus den Jahren 1997/98 – sieheMÖCKEL (2005)

Grauspecht (Picus canus) – >1 BP/8 rT/ETWieder relativ wenige MeldungenSO-Brandenburg: Oberspreewald/LDS-OSLEnde März 2 rM an 2 Stellen (T. Noah, H.Deutschmann); Waldkomplex Weißhaus/EEAnf. April 1 rM (F. Raden); bei Plessa/EEEnde März 1 rM (S. Krüger); TeichgebietMaasdorf/EE Ende Mai + Mitte Juni 1 rM (J.Richter)O-Brandenburg: Schorfheide b. GroßSchönebeck/BAR 1 rM (C. Ahrens)N-Brandenburg: 1 BP mit 3 fl. juv. amNehmitzsee/OHV (KIRSCHEY 2006)außerhalb der Brutzeit: bei Schraden/EE 1Ind. Ende Dezember (T. Schneider), Wrie-zen/MOL Anf. März in Garten (S. Fahl, M.Fiddicke)

Bienenfresser (Merops apiaster) – BZF (2)Kein Brutnachweis; dies ist umso erstaunli-cher, da im benachbarten Sachsen-Anhaltmittlerweile bereits 244 BP in 45 Kolonienbrüten (FISCHER & DORNBUSCH 2006).Zwei Beobachtungen in der Niederlausitzund im Oderbruch: 27.5. – 4 Ind. Tagebau-rand bei Garrenchen/LDS fliegend (G.-P.Schulze); 3.6. – 1 Ind. Oderaue bei Gen-schmar/MOL fliegend (H. Haupt)

Aufgrund der (erfreulichen) sehr starken Zu-nahme des Brutbestandes von Raubwürger(Lanius excubitor) und Schwarzkehlchen(Saxicola torquata), deren Landesbeständeauf mittlerweile 550-750 Rev. bzw. 600-800Rev. geschätzt werden (RYSLAVY & MÄDLOW

2008), werden diese Arten vorerst nichtmehr in diesem Bericht behandelt.

LiteraturDITTBERNER, W. 2007: Weißbartseeschwalbe (Chlido-nias hybrida) und Weißflügelseeschwalbe (Chlido-nias leucopterus) brüten 2006 im unteren Odertal.Otis 15: 3-12FISCHER, S. & DORNBUSCH, G. 2006: Bestandssituationausgewählter Vogelarten in Sachsen-Anhalt – Jahres-bericht 2005. Berichte des Landesamtes fürUmweltschutz Sachsen-Anhalt, Sonderh. 1/2006: 5-27HANFT, M. & MOSER, F. 2006: TelemetrischeÜberwachung ausgewilderter Steinkäuze (Athenenoctua) im Untersuchungsgebiet HavelländischesLuch und Untere Havelniederung, Brandenburg. 52 S.,unveröff.KIRSCHEY, T. 2006: Brutnachweis des Grauspechts imNaturschutzgebiet Stechlin. Jahrbuch Ostprignitz-Ruppin 2007: 232-234.LANGGEMACH, T. 2004: Die Wiederbesiedlung Bran-denburgs durch den Uhu (Bubo bubo) im Lichtenahrungskundlicher Untersuchungen. Otis 12: 53-70LANGGEMACH, T. & BELLEBAUM, J. 2005: Prädation undder Schutz bodenbrütender Vogelarten in Deutsch-land. Vogelwelt 126: 259-298LANGGEMACH, T. & LITZBARSKI, H. 2005: Results of arti-ficial breeding in the german Great Bustard (Otis tar-da) Conservation Project. Aquila 112: 191-202LANGGEMACH, T. & RYSLAVY, T. 2006: Aktuelles aus derStaatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg. Otis 14:101-104LANGGEMACH, RYSLAVY, T. & DÜRR, T. 2008: Aktuellesaus der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg.Otis 16LANGGEMACH, T.; SCHELLER, W. & WEBER, M. 2005: TheLesser Spotted Eagle Aquila pomarina in Germany –recent data on population, population trend, repro-duction and threats. In: MIZERA, T. & B.-U. MEYBURG

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Ergänzungen und Korrekturen zum Jahres-bericht 2005 (RYSLAVY 2007):Tab. 4 – Seggenrohrsänger:Frankfurt – 12 sM, 2 BN; Land – 12 sM, 2 BN

Anschrift des Verfassers:Torsten RyslavyLandesumweltamt BrandenburgStaatliche VogelschutzwarteDorfstraße 3414715 Buckow (b. Nennhausen)

Abb. 12

Bestandsentwicklung der Saatkrähe in Brandenburg 1995 bis 2006Nach einem sehr starken Bestandsrückgang von ca. 1.700 BP Mitte der 1990er Jahre auf ca.650 BP im Jahr 2003 ist nun eine gewisse Bestandserholung ersichtlich. Allerdings sind nur6 bis 7 Brutkolonien (Brutortschaften) in Brandenburg besetzt. Knapp 75 % des Landesbe-standes kommt in zwei Städten der Westprignitz (Pritzwalk, Wittenberge) vor.

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14 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009; 14–18

Zusammenfassung

Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mitder Organisation des staatlichen Natur-schutzes vor und nach der Wende, mitschwerpunktmäßiger Orientierung auf dasLand Brandenburg. Dabei werden auch diejeweiligen gesetzlichen Rahmenbedingun-gen aufgegriffen. Im ersten Teil erfolgt eineDarstellung der Organisationsstruktur desstaatlichen Naturschutzes in der ehemaligenDDR. Eingebunden in die tief greifendengesellschaftlichen, politischen und sozialenUmwälzungen in der Wendezeit schließtsich eine Betrachtung der Organisation desstaatlichen Naturschutzes nach der Wendean. In diesem Rahmen erfolgt eine differen-zierte Darstellung ausgewählter bedeut-samer Ereignisse hinsichtlich der Verände-rungen in der Organisation des staatlichenNaturschutzes nach der Wende.

1 Einleitung

Während der Wendezeit, womit hier dietiefgreifenden gesellschaftlichen, politischenund sozialen Umwälzungen vom 9. Novem-ber 1989 bis zur deutschen Einheit am 3.Oktober 1990 gemeint sind, erfolgte aucheine Umorganisation des staatlichen Natur-schutzes. Nachfolgend wird nicht der Ver-such unternommen, eine Wertung der Or-ganisation des staatlichen Naturschutzesvor und nach der politischen Wende 1989vorzunehmen. Vielmehr sollen die wesent-lichen Ereignisse hinsichtlich der Umorgani-sation des staatlichen Naturschutzes wäh-rend der Wendezeit und die für die Organi-sation des staatlichen Naturschutzes jeweilsmaßgeblichen gesetzlichen Rahmenbedin-gungen aufgegriffen werden. Dabei wird inerster Linie auf die praktischen Erfahrungen,Erlebnisse und Einsichten des Verfassers, die

er während seiner Tätigkeiten bei der Bezirks-naturschutzbehörde des Rates des BezirkesPotsdam, bei der Bezirksverwaltungsbe-hörde Potsdam und beim brandenburgi-schen Umweltministerium sammeln konnte,zurückgegriffen.

2 Organisation desstaatlichen Naturschutzesvor der Wende

Wie in Abbildung 1 dargestellt, beruhte diestaatlich organisierte Naturschutzarbeit inder DDR (ab 1970 bis November 1989) imWesentlichen auf drei Säulen:1. der staatlichen Leitung im Ministerium

für Land-, Forst- und Nahrungsgüter-wirtschaft sowie den Räten der Bezirke,Kreise, Städte und Gemeinden,

2. der fachlichen Beratung beim Institutfür Landschaftsforschung und Natur-schutz (ILN), der Akademie der Land-wirtschaftswissenschaften (AdL) undihrer 5 regionalen Arbeitsgruppen sowieden ehrenamtlichen Bezirks- und Kreis-naturschutzbeauftragten und

3. den gesellschaftlichen Organisationen,insbesondere der Gesellschaft für Naturund Umwelt (GNU) im Kulturbund derDDR (vgl. Abb. 1).

Charakteristisch für den staatlichenNaturschutz in der DDR war die geringePersonalausstattung. So war auf allen Ver-waltungsebenen, ob im Landwirtschafts-ministerium, in den Bezirken oder in denKreisen, jeweils nur ein hauptamtlicher Mit-arbeiter mit der Wahrnehmung der Auf-gaben des Naturschutzes beschäftigt. Inden Kreisnaturschutzverwaltungen wardieser Mitarbeiter in der Regel darüber hin-aus aber auch noch als „Jagdreferent desKreises” tätig. Erhebliche Defizite bei derstaatlichen Leitung des Naturschutzeswaren so die Folge. Diese Lücken konntenzum großen Teil durch die zahlreichenehrenamtlichen Naturschutzhelfer gefülltwerden, die von den Kreis- und Bezirks-naturschutzbeauftragten angeleitet wurden.Die ehrenamtlichen Naturschutzhelfer ka-men häufig aus dem Kreise der Natur- und

DAMALS, IN DER ZEIT DES POLITISCHEN UMBRUCHS, ÜBERSCHLUGEN SICH OFTMALS DIE EREIGNISSE. ES WAR ABER

AUCH DIE ZEIT, IN DER TRÄUME WAHR WURDEN. VOR ALLEM IM EHRENAMTLICHEN NATURSCHUTZ HATTEN SICH IM

LAUFE DER JAHRE VIELE IDEEN ENTWICKELT, DIE NUN IN DIE TAT UMGESETZT WERDEN KONNTEN. HIERZU ZÄHLTE

ENDLICH DIE AUSWEISUNG VON NATIONALPARKS, NATURSCHUTZGEBIETEN, DIE ERRICHTUNG VON

NATURSCHUTZSTATIONEN UND LANDESLEHRSTÄTTEN FÜR NATURSCHUTZ.

HUBERTUS MECKELMANN

Zur Organisation des staatlichen Naturschutzes vor und nach der Wende1

Schlagwörter: staatlicher Naturschutz, Organisation des Naturschutzes, Naturschutzgesetz, Wende, Natur-schutz in der DDR, Naturschutz in Brandenburg

Organisationsschema des Naturschutzes ab 1970

Staatsorgan BeratendeEinrichtung

GesellschaftlicheOrganisationen

Ministerium für Land-,Forst- und Nahrungs-güterwirtschaft

Akademie der Landwirt-schaftswissenschaften derDDRInstitut für Landschaftsfor-schung und Naturschutz

Kulturbund der DDRPräsidium

Arbeitsgruppe des Insti-tuts für Landschaftsfor-schung und Naturschutz

Rat des Bezirkes Bezirksnaturschutz-beauftragter

Bezirksleitung undBezirksfachausschüssedes KB der DDR

Rat des Kreises Kreisnaturschutz-beauftragter

Kreisleitung des KB derDDR

Rat der StadtRat der Gemeinde

Ortsnaturschutz-beauftragter Fachgruppe,

Arbeitsgemeinschaft

NaturschutzhelferWeisungBeratung

1 Vortrag auf der Tagung „100 Jahre Naturschutzin Brandenburg 1908-2008” am 18.2.2008

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HUBERTUS MECKELMANN: ZUR ORGANISATION DES STAATLICHEN NATURSCHUTZES VOR UND NACH DER WENDE 15

Heimatfreunde, des Kulturbundes undgehörten unterschiedlichen Fachgruppenan. Ab 1981 waren sie unter dem Dach der„Gesellschaft für Natur und Umwelt desKulturbundes” tätig. Die Arbeit dieser vie-len, vielen Helfer kann nicht hoch genuggeschätzt werden. Ohne sie hätte sichnichts bewegt (Abb. 2). Leider kann andieser Stelle nicht auf das umfangreicheWirken der Arbeit der ehrenamtlichenNaturschutzhelfer und Naturschutzhelferin-nen eingegangen werden, gleichfalls nichtauf die überaus bedeutende, beratende undwissenschaftliche Arbeit der Mitarbeiter desInstitutes für Landschaftsforschung undNaturschutz und seiner Zweigstellen. Im Mittelpunkt der folgenden Betrachtungsteht die Organisation des staatlichenNaturschutzes in Brandenburg. Ende der70er Jahre wurden die Defizite imstaatlichen Naturschutz immer größer.Naturschutzgebiete, Feuchtgebiete von in-ternationaler Bedeutung, Schongebiete undHorstschutzzonen waren zum größten Teilordnungsrechtlich gesichert, aber praktischohne Betreuung und damit nur einge-schränkt wirksam. Das Naturschutzgebiets-system fand keine wesentliche Erweiterung.Es gab faktisch einen „Unterschutzstel-lungsstau”. Die Intensivierung der Land-wirtschaft verbunden mit den großflächigenMeliorationen führte zu immer größerenUmweltbelastungen und schloss eine natur-verträgliche Landnutzung aus. Die Organi-sation der Pflege von Halbkulturformatio-nen, z.B. Wiesen, Weiden, Hutungen, warungelöst. Da es auch an zentralen Weisun-gen des Ministeriums fehlte, gingen dieBezirksverwaltungsbehörden bei den Rätender Bezirke letztlich ihre eigenen Wege.Dies führte zu Veränderungen in der Or-ganisation des staatlichen Naturschutzes inden einzelnen Bezirken. Im Bezirk Potsdamwurde so z.B. 1978 mit dem Aufbau einesNetzes von Naturschutzstationen begon-nen. Bis zum Jahr 1989 arbeiteten hier 20hauptamtliche Mitarbeiter an 7 Natur-schutzstationen und nahmen unterschied-liche Aufgaben wahr. Das Aufgabenspek-

trum umfasste die Betreuung und Kontrollevon Schutzgebieten unterschiedlichster Kate-gorie, die Durchsetzung von Artenschutz-programmen für bestandsbedrohte undvom Aussterben bedrohte Tier- undPflanzenarten, unmittelbar praktische Maß-nahmen des Naturschutzes, wie Ausbringenvon Horstunterlagen, Pflege von Wiesen,Weiden und Hutungen sowie Forschungs-arbeiten. Ein Novum in der praktischenstaatlichen Leitungstätigkeit war, dass Mit-arbeiter der Naturschutzstationen staatlicheAufgaben, insbesondere solche der Kreis-naturschutzverwaltungen, wahrnahmen. Dasbetraf Stellungnahmen zu Standortverfahren,Absprachen mit den Land- und Forstwirt-schaftsbetrieben, den Abschluss von Verein-barungen, die Verfolgung von Ordnungs-widrigkeiten u.a.m. Unterstützung und vorallen Dingen wissenschaftliche Beratung fan-den die Mitarbeiter der Naturschutzstationenbei den Mitarbeitern der regionalen Arbeits-gruppe Potsdam des Institutes für Land-schaftsforschung und Naturschutz. Anfang der 80er Jahre wurde demstaatlichen Naturschutz bei der Bezirks-naturschutzbehörde Potsdam ein weiteresElement hinzugefügt. Es wurde eine Bezirks-arbeitsgruppe „Artenschutz” eingerichtet,die die Bezirksnaturschutzbehörde in allen

Fragen des speziellen Artenschutzes beriet.Auch der spezielle Artenschutz war ehren-amtlich in der DDR organisiert. So gab eseine zentrale Arbeitsgruppe zum Schutzvom Aussterben bedrohter Tierarten, dievom Institut für Landschaftsforschung undNaturschutz koordiniert wurde. Bereits inden 70er Jahren wurde ein Biberbetreu-ungsnetz aufgebaut. Gleiches galt für denTrappenschutz und den Schutz von Adlerund Schwarzstorch. Ein breites Netz vonehrenamtlichen Mitarbeitern führte diejährlichen Storchenzählungen durch. Ein Ar-beitskreis widmete sich dem Orchideen-schutz. Durch die Zentrale für die Wasser-vogelforschung, die bereits in den 60erJahren aufgebaut wurde, konnte ein weitverzweigtes, ehrenamtliches Zählernetz auf-gebaut werden, das die zweimal im Jahrstattfindenden Wasservogelzählungen durch-führte. In der Bezirksarbeitsgruppe Arten-schutz waren alle Bezirkskoordinatoren fürdie einzelnen Artengruppen zusammengefasst. Im Bezirk Potsdam wurden auchArbeitsgruppen für Säugetierschutz, Fisch-und Gewässerschutz und Entomologie ein-gerichtet.Von der Bezirksarbeitsgruppe wurde eineeigene Publikation, die „Mitteilungen Bezirks-arbeitsgruppe Artenschutz”, herausgege-

Abb. 2a

Mitarbeiter der Naturschutzstation Buckow bei Pflegearbeiten imNaturschutzgebiet Kleine Jahnberge (1987). Nach der Rodung desunerwünschten Gehölzaufwuchses erfolgte dort die Pflege derfloristisch wertvollen Halbtrockenrasen in der Regel mit Unter-stützung örtlicher Naturschutzhelfer. Foto: B. Litzbarski

Organisation des staatlichen Naturschutzesvor der Wende im Bezirk Potsdam

(Stand 1989)

Stellv. des Vorsitzendenfür Land-, Forst- und

Nahrungsgüterwirtschaft

Abteilung ForstwirtschaftBezirksnaturschutzbehörde

Naturschutzstationen(7 Stationen, 20 Mitarbeiter)

Bezirksarbeitsguppe„Artenschutz”

Abb. 3

Organisationsstrukturdes staatlichen Natur-schutzes beim Rat desBezirkes Potsdam imJahre 1989

Abb. 2b

Moormobil – Einsatz im NSG Zahrt bei Treuenbrietzen Anfang der80er Jahre; Erfindergeist war gefragt, um Technik für die Mahd aufwenig tragfähigen Niedermoorböden zu entwickeln; Roland Paepkewar der Konstrukteur dieses Moormobils. Foto: M. Hille

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16 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

ben. Diese erschien ab 1980 ein bis zweimaljährlich.Diese Situation führte zu der in Abbildung 3dargestellten Organisationsstruktur des staat-lichen Naturschutzes beim Rat des BezirkesPotsdam kurz vor der Wende 1989.Die rechtliche Grundlage für den Schutz derNatur und Umwelt in der DDR stellte das„Gesetz über die planmäßige Gestaltungder sozialistischen Landeskultur” (Landes-kulturgesetz) dar, das von der Volkskammerder DDR am 14. Mai 1970 beschlossenwurde und am 1. Juni 1970 in Kraft trat.Am selben Tag wurde die 1. Durchfüh-rungsverordnung vom „Landeskulturge-setz/Schutz und Pflege der Pflanzen- undTierwelt und der landschaftlichen Schön-heit” (Naturschutz-VO) verabschiedet. DieseNaturschutz-VO wurde erst am 18. Mai1989 novelliert. Die neue Naturschutz-VOwar das Ergebnis einer umfangreichenDiskussion zur Strategie und Taktik desNaturschutzes in der DDR. Die Organisationdes staatlichen Naturschutzes wurde imWesentlichen beibehalten. Als Verbesse-rung bestand nunmehr die Möglichkeit,Naturschutzstationen zu errichten undhauptamtliche Mitarbeiter für spezielleNaturschutzaufgaben und Aufgaben derLandschaftspflege einzusetzen. Darüberhinaus schlugen sich weitere Neuregelun-gen im Ergebnis der Strategiediskussion inder Naturschutz-VO nieder. Die Arten- undFormenvielfalt der Organismen und derBiotope zu erhalten, wurde als Grundsatzdes Naturschutzes definiert. Die Schutzge-bietskategorien Biosphärenreservate, Feucht-gebiete, Flächennaturdenkmale bis 5 Hek-tar, Schongebiete und Totalreservate wur-den eingeführt. Neu waren auch dieAusweisung ökologisch bedeutsamer Berei-che, die Ausweisung geschützter Organis-men und die Übernahme der Klassifizierungder Roten Liste der wild wachsendenPflanzen und Tiere. Auch wurde erstmalsdie Landschaftsplanung mit ihren Planungs-ebenen definiert. Die Naturschutzinstru-mente Eingriffsregelung und Landschafts-planung als Fachplanung für Naturschutzund Erholung existierten in der DDR nicht.Die Ausweisung von Nationalparken undNaturparken war auch weiterhin nichtmöglich.Die Regelungen der neuen Naturschutz-VOhatten auf die praktische Naturschutzarbeitaber keinen Einfluss mehr. Bereits mit derUmweltunion am 1. Juni 1990 wurde dasNaturschutzgesetz der Bundesrepublik inDDR-Recht umgesetzt. Nach der Wende bestaunten die Kollegenaus den alten Bundesländern die Arten- undBiotopvielfalt in unseren Landschaften.Gleichzeitig wurde aber auch mit Verwun-derung festgestellt, dass im staatlichenNaturschutz, trotz Naturschutzstationenund Naturschutzwarten in einigen Bezirkender DDR nur wenige hauptamtliche Mitar-beiter im Naturschutz tätig waren. DieseSituation führte später beim Aufbau derVerwaltungsstrukturen des staatliche Natur-schutzes in den neuen Bundesländern dazu,

dass Personal nicht umgeschult, versetztoder abgebaut wurde, sondern aus anderenBereichen und vor allem aus dem ehren-amtlichen Naturschutz neu rekrutiert wer-den musste. Trotzdem gelang es in der DDRvor der Wende durch die Leistungen desehrenamtlichen Naturschutzes und denengagierten Einsatz von Mitarbeitern in denstaatlichen Organen, in den wissenschaft-lichen Einrichtungen des Naturschutzes undan den Universitäten, Erfolge im Natur-schutz zu erzielen, mögen sie – gemessenan den vorgenommenen Aufgaben – nochso bescheiden ausfallen. Eine der schwierigs-ten Aufgaben war es, der immer intensiverwerdenden Landnutzung, Flächen zu ent-ziehen, um adäquate Landnutzungsformenzu etablieren bzw. sie rechtlich zu schützen.Auf der anderen Seite wiederum warendurch Staatsjagdgebiete, Truppenübungs-plätze und Grenzsicherungsanlagen rund15 % der Landesfläche von einer intensivenLandnutzung mehr oder weniger ausge-nommen. Aus dieser besonderen Situationheraus wuchs nach der Wende für denstaatlichen und ehrenamtlichen Naturschutzsowohl eine Chance als auch eine besondereHerausforderung, diese Flächen für denNaturschutz dauerhaft zu sichern.

3 Organisation desstaatlichen Naturschutzesnach der Wende

Nach mehr als 1½-jähriger Beratungszeittrat am 30. Juli 1992 das „Brandenburgi-sche Gesetz über Naturschutz und Land-schaftspflege” (Brandenburgisches Natur-schutzgesetz) in Kraft. Die Naturschutzver-waltung ist im Land Brandenburg nach demPrinzip der Zweistufigkeit der Landesver-waltung organisiert. Naturschutzbehördensind das für Naturschutz und Landschafts-pflege zuständige Ministerium als ObersteNaturschutzbehörde (Ministerium für Um-welt, Naturschutz und Raumordnung, Abt.Naturschutz und Landschaftspflege) unddie Landkreise und kreisfreien Städte als

Untere Naturschutzbehörden. Danebenwurden das Landesumweltamt als Fachbe-hörde für Naturschutz und Landschafts-pflege mit regionalen Außenstellen in Cott-bus und Frankfurt und als Anstalt des öf-fentlichen Rechts die Landesanstalt fürGroßschutzgebiete errichtet. Zur AbteilungNaturschutz und Landschaftspflege desLandesumweltamtes gehörten 11 Natur-schutzstationen und eine Landeslehrstättefür Naturschutz zur Wahrnehmung re-gionaler Aufgaben der Naturraumerkun-dung, der Realisierung und Koordinierungvon Projekten und Programmen (Arten-schutzprojekte, Biomonitoring), des Biotop-management sowie der Öffentlichkeits- undBildungsarbeit. Die Landesanstalt für Groß-schutzgebiete gewährleistete die einheit-liche Verwaltung der Nationalparks, Natur-parks und Biosphärenreservate und hattedie Aufgabe, Maßnahmen zu ihrer Pflegeund Entwicklung aufzustellen, durchzu-führen und zu koordinieren. Sie unterstandder Dienst- und Fachaufsicht der OberstenNaturschutzbehörde.Den Naturschutzbehörden obliegt die Durch-führung des Brandenburgischen Natur-schutzgesetzes. Soweit nichts anderes be-stimmt ist, sind die Landkreise und kreisfreienStädte als Untere Naturschutzbehörden fürden Vollzug des Gesetzes zuständig; das be-trifft die drei größeren HandlungsbereicheLandschaftsplanung, Schutzgebiete und all-gemeine naturschutz- und ordnungsrecht-liche Aufgaben. Die Organisation des staatlichen Natur-schutzes nach der Wende in Brandenburgist in Abbildung 4 dargestellt. Die AbteilungNaturschutz wurde klassisch nach denHandlungsfeldern des BrandenburgischenNaturschutzgesetzes in 5 Referate geglie-dert, so in:– Referat N 1 Koordinierung, Rechtsan-

gelegenheiten,– Referat N 2 Landschaftsplanung,– Referat N 3 Schutzgebiete- und Biotop-

verbundsystem,– Referat N 4 Artenschutz und Biotop-

management und

Organisation des staatlichen Naturschutzes nach der Wende in Brandenburg(Stand 1992)

Ministeriumfür Umwelt, Naturschutz

und Raumordnung

Abteilung Naturschutzund Landschaftspflege

Obere NaturschutzbehördeLandesumweltamtAbt. Naturschutz

Landesanstalt fürGroßschutzgebiete

Außenstellen(Cottbus, Frankfurt)

Landeslehrstätten(Lebus)

Naturschutzstationen(11)

Verwaltung

NationalparkNaturpark

BiosphärenreservatKreisverwaltung

Untere Naturschutzbehörde

Abb. 4

Organisation des staatlichen Naturschutzes in Brandenburg im Jahre 1992

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HUBERTUS MECKELMANN: ZUR ORGANISATION DES STAATLICHEN NATURSCHUTZES VOR UND NACH DER WENDE 17

– Referat N 5 Eingriffsregelung.Rückblickend ist einzuschätzen, dass inkürzester Zeit eine neue, moderne Organi-sationsstruktur geschaffen wurde (vgl. Abb.4). Die Personalausstattung mit jeweils 5Stellen je Referat im höheren und im ge-hobenen Dienst war, gemessen an frühe-ren Standards, geradezu traumhaft. Mit dem Brandenburgischen Naturschutz-gesetz wurden auch neue Naturschutz-instrumente wie die Landschaftsplanung,die Verbandsklage, das Vorkaufsrecht unddie Eingriffsregelung geschaffen. Darüberhinaus wurde der Vertragsnaturschutzetabliert und die Naturschutzförderung ein-gerichtet. Es standen am Anfang enormeSummen sowohl für den Vertragsnatur-schutz als auch für Fördermaßnahmen desNaturschutzes zur Verfügung. Ausgehendvon den Erfahrungen der Vorwendezeitwurde durch das Referat N 1 des Ministeri-ums für Umwelt, Naturschutz und Raum-ordnung der Kauf von Wiesen- und Acker-flächen, insbesondere in Schongebieten undFeuchtgebieten, vorangetrieben. Es hattesich gezeigt, dass ohne unmittelbarenFlächenzugriff Naturschutzmaßnahmen ge-genüber konkurrierenden Flächennutzun-gen nur schwer durchsetzbar sind. DieseSituation hat sich bis heute noch verschärft.Als neuer Konkurrent tritt neben den bis-herigen Bodennutzern (Land- und Forst-wirtschaft, Siedlung, Verkehr und Industrie)die Energiewirtschaft auf. Zum Flächener-werb gibt es keine Alternative. Ordnungs-rechtlich ist es sehr schwierig, große Flächenfür den Naturschutz dauerhaft zu sichern.Letztlich fehlt immer wieder Personal undGeld, um die in den Gesetzen und Verord-nungen festgehaltenen Naturschutzzieleauch umzusetzen. Faktisch mit der Verab-schiedung des Brandenburgischen Natur-schutzgesetzes wurde auch die Stiftung desöffentlichen Rechts „NaturSchutzFonds Bran-denburg” errichtet. Diese hat die Zeit über-dauert und eine damals nicht vorauszu-sehende Stellung im heutigen staatlichenNaturschutz erreicht. Die Stiftung ist nichtnur Träger der Naturwacht in Brandenburg,Eigentümer und Besitzer von rund 2.000 haNaturschutzflächen, sondern über die Rege-lung zur Ausgleichszahlung im Rahmen derEingriffsregelung auch wichtiger Geldgeberfür Naturschutzprojekte.In diese Zeit fällt auch der Beginn des erstenNaturschutzgroßprojektes von gesamtstaat-lich repräsentativer Bedeutung in der Nuthe-Nieplitz-Niederung. Zur Umsetzung derProjektziele wurden durch den Trägervereinca. 4.000 ha überwiegend landwirtschaft-liche Flächen und Gewässer erworben. DieAufbruchstimmung war auf ihrem Höhe-punkt. Eine besondere Verpflichtung ergabsich aus dem Nationalparkprogramm derWendezeit. Mit der Errichtung der Landes-anstalt für Großschutzgebiete am 9. De-zember 1992 wurde eine überaus effizientestaatliche Verwaltungsform zur einheit-lichen Betreuung und Weiterentwicklungdes Großschutzgebietssystems des LandesBrandenburg gefunden. So wurde auch die

aus einer Groß-Arbeitsbeschaffungsmaß-nahme hervorgegangene Naturwacht in denGroßschutzgebietsverwaltungen angesiedelt.Rückblickend bleibt festzustellen, dass aberder ehrenamtliche Naturschutz aus der poli-tischen Wende eher geschwächt als gestärkthervorgegangen ist. Sehr viele ehemalsehrenamtliche Naturschützer sind heute inden Naturschutzbehörden fest angestellt.Viele andere mussten aus Arbeitsplatzgrün-den einen Wohnortwechsel vornehmen undstanden nicht mehr zur Verfügung. Leiderwurde auch viel zu spät bemerkt, dassdas Brandenburgische Naturschutzgesetzeinen erheblichen Konstruktionsfehler hat-te. Sicher mit bester Absicht und mit denleidvollen Erfahrungen der Vorwendezeitbegründbar, wurden den Unteren Natur-schutzbehörden viel zu wenig Kompetenzenund Aufgaben zugestanden. Kompetenz-und Aufgabenkonzentrationen in der Obers-ten Naturschutzbehörde führten mit dembeginnenden wirtschaftlichen Aufschwungund der damit verbundenen Inanspruch-nahme von Natur und Umwelt, die wiede-rum den Einsatz des rechtlichen Regel-werkes des Naturschutzes voraussetzte, zurvölligen Überlastung der zuständigen Mit-arbeiter. Sichtbarer Ausdruck war die Ein-richtung von speziellen Arbeitsgruppen beider Abteilung Naturschutz des MUNR.Eine Reihe von Gesetzesnovellierungen warnotwendig, um diese Kopflastigkeit sukzes-sive zu überwinden. Die vorliegende Abhandlung berücksichtigt,wie eingangs dargestellt, den „Zeitraum vorder Wende” und den „Zeitraum nach derWende”, wobei die Betrachtung nach derWende Ende 1992 abgeschlossen wird. Eineintensive Betrachtung und Würdigung derOrganisation des staatlichen Naturschutzesund der eingesetzten Naturschutzinstru-mente bis zum heutigen Datum würde denvorgegebenen Rahmen sprengen, scheintaber aus der Sicht des Verfassers im Hinblickauf stattgefundene und stattfindende Um-strukturierungen in der Organisation desstaatlichen Naturschutzes und der Fragenach der Effizienz des staatlichen Verwal-tungshandelns und möglicher Alternativenzu den gebräuchlichen staatlichen Organi-sationformen aufschlussreich.Damals, in der Zeit des politischen Um-bruchs, überschlugen sich oftmals dieEreignisse. So passierte es häufig, dass nureinige wenige Tage Abwesenheit vom Ar-beitsplatz wegen dringender Dienstreisenreichten, um nicht mehr auf dem Laufendenzu sein. Die Ereignisse hatten sich schlicht-weg in eine andere Richtung bewegt, weildie politischen Entwicklungen alles überNacht überholt hatten. Es war aber auch dieZeit, in der Träume wahr wurden. Vor allemim ehrenamtlichen Naturschutz hatten sichim Laufe der Jahre viele Ideen entwickelt,die nun in die Tat umgesetzt werden konn-ten. Hierzu zählte endlich die Ausweisungvon Nationalparks, von Naturschutzge-bieten, die Errichtung von Naturschutz-stationen, Landeslehrstätte für Naturschutzsowie unzählige praktische Naturschutz-

maßnahmen wie die Renaturierung vonFließgewässern, die Extensivierung vonlandwirtschaftlichen Nutzflächen und dieAusweisung von großen Flächen ohneNutzung.Im Nachfolgenden wird der Versuch unter-nommen, auf die wichtigsten Ereignisse ausdiesem Abschnitt der Wendezeit chronolo-gisch einzugehen. Diese hatten einen wichti-gen Einfluss auf die Organisation des staat-lichen Naturschutzes nach der Wende.

4 Organisation des staat-lichen Naturschutzes nachder Wende – bedeutsameEreignisse in zeitlicherChronologie

Wie bereits an anderer Stelle erwähnt,haben sich die Ereignisse unmittelbar nachder Wende oftmals überschlagen. Deshalbwerden die aus der Sicht des Verfassers fürden staatlichen Naturschutz erwähnens-werten Ereignisse in der Tabelle 1 chronolo-gisch aufgelistet. Die Übersicht blickt aufden Zeitraum von November 1989 bisDezember 1992 zurück. Nachfolgend sollennur einige für die Organisation des staat-lichen Naturschutzes aber besonders bedeut-same Ereignisse aufgegriffen werden.Der zentrale staatliche Naturschutz in derDDR war bis zum 1. November 1989 beider Hauptabteilung Forstwirtschaft beimMinisterium für Land-, Forst- und Nah-rungsgüterwirtschaft angesiedelt. Auch hierhatten wir es – wie auf den übrigen staat-lichen Leitungsebenen – mit einer sehrgeringen Personalausstattung zu tun. Diebei diesem Ministerium nach der Wendeeingerichtete Abteilung Umwelt, Natur-schutz und Jagd hatte lediglich 2 Monatebis zum Ende des Jahres 1989 Bestand. AbJanuar 1990 war dann das Ministerium fürNaturschutz, Umweltschutz und Wasser-wirtschaft für die Umsetzung des Natur-schutzes in der DDR zuständig. Ab MitteJanuar 1990 war hier Prof. Succow als stell-vertretender Minister für den Bereich Natur-schutz und Ressourcenschutz zuständig.Was lange Jahre angemahnt wurde, konnteinnerhalb kürzester Zeit umgesetzt werden.Sichtbarer Ausdruck dieser arbeits- undereignisreichen Zeit war der Ministerrats-beschluss vom 29. Januar 1990 zur Struktur-reform des Naturschutzes und der Beschlussvom 16. März 1990 zur einstweiligen Siche-rung von 23 Großschutzgebieten. Aberauch auf Bezirksebene kam es zu großenUmgestaltungen. So forderte z.B. die Ab-teilung Forstwirtschaft des Rates des BezirkesPotsdam als Bezirksnaturschutzbehörde, be-reits im Februar 1990, 18 bis 20 Stellen zurVerstärkung des Naturschutzes bereitzu-stellen. Eine Abteilung Naturschutz wurdebeim Stellvertreter für Umwelt und Wasser-wirtschaft des Rates des Bezirkes dann imMärz 1990 eingerichtet. Noch im Märzwurden 8 Personalstellen zugeordnet undperspektivisch weitere 20 bis 25 Stellen fürdie Abteilung angefordert. Damit gelang es,

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18 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

später am 26. September, 57 NSG und 7LSG einstweilig sichergestellt, in diesen bei-den Bezirken von den jeweiligen Bezirksver-waltungsbehörden. Damit wurde faktischinnerhalb von wenigen Monaten der jahre-bzw. jahrzehntelang andauernde Antrags-stau bei den NSG- und LSG-Ausweisungenabgebaut. Die endgültige Unterschutzstel-lung der damals einstweilig sichergestelltenGebiete beschäftigt die Umweltbehördenzum großen Teil noch heute.Innerhalb kürzester Frist wurde auch einUmweltrahmengesetz für die DDR erarbei-tet, das am 1. Juli 1990 in Kraft gesetztwurde. Danach waren z.B. die Bezirksbevoll-mächtigten zuständig für die Ausweisungvon NSG und LSG. Die Entwürfe für eineigenes DDR-Naturschutzgesetz kamen nichtmehr zum Tragen. Mit der Umweltunion,

die gleichzeitig mit der Währungsunion am1. Juli 1990 gegründet wurde, ist faktischüber Nacht das Naturschutzgesetz der Bun-desrepublik in DDR-Recht übernommenworden. Danach war auch für die end-gültige Unterschutzstellung der einstweiliggesicherten Großschutzgebiete bundesdeut-sches Recht anzuwenden. Als dann im Au-gust 1990 klar war, dass am 3. Oktober dieVereinigung der beiden deutschen Staatenerfolgen wird, begann der vielfach geschil-derte Wettlauf mit der Zeit zur Sicherungdes Nationalparkprogramms der DDR. Am12. September 1990 beschloss der Minister-rat auf seiner letzten Sitzung die endgültigeUnterschutzstellung von 5 Nationalparken,6 Biosphärenreservaten und 3 Naturparken.Mit der Aufnahme dieser Schutzgebiets-ausweisungen in den Einigungsvertrag warendie schönsten Landschaften der ehemaligenDDR in ein gemeinsames Deutschland ein-gebracht.Mit dem Ländereinführungsgesetz vom 22.Juli 1990 und der Regierungsbildung imErgebnis der Landtagswahlen vom 3.Dezember 1990 wurde das Ministerium fürUmwelt, Naturschutz und Raumordnungdes Landes Brandenburg errichtet. DieGründung des Landesumweltamtes am 27.August 1991, die Verabschiedung des Bran-denburgischen Naturschutzgesetzes am 25.Juni 1992 im Brandenburgischen Landtagund die Gründung der Landesanstalt fürGroßschutzgebiete am 9. Dezember 1992waren weitere Meilensteine der Organisa-tion des staatlichen Naturschutzes nach derWende in Brandenburg und schließen denhier betrachteten Zeitraum ab.Auch wenn der Naturschutz heute von pri-vaten Stiftungen sowie gemeinnützigenVerbänden und Vereinen mitgetragen wird,muss die Hauptverantwortung für denNaturschutz aber auch in Zukunft beimStaat liegen. Insofern hat die Frage der Or-ganisation des staatlichen Naturschutzesauch weiterhin Relevanz.

Anschrift des Verfassers:Hubertus MeckelmannFuchsweg 1014558 Nuthetal

in relativ kurzer Zeit das umzusetzen, wasder ehrenamtliche Naturschutz und dieUmweltbewegung forderten, die Heraus-lösung des Naturschutzes aus den BereichenLand- und Forstwirtschaft und die Zuord-nung des Naturschutzes zu den BereichenUmweltschutz und Wasserwirtschaft beimMinisterium und bei den Räten der Bezirke.Das sichtbare Ergebnis der umfangreichenArbeit waren die Beschlüsse zur einstweili-gen Sicherstellung von Natur- und Land-schaftsschutzgebieten. Im Bezirk Frankfurtwurden am 14. März 1990 mit Bezirks-tagbeschluss 31 Naturschutzgebiete (NSG)festgesetzt und 3 Landschaftsschutzgebiete(LSG) wesentlich erweitert, im Bezirk Cott-bus wurden am 24. September 1990 3 NSGausgewiesen und 63 Gebiete einstweiliggesichert und im Bezirk Potsdam, 2 Tage

Tabelle 1: Bedeutsame Ereignisse in zeitlicher Chronologie

bis 01.11.1989 Hauptabteilung Forstwirtschaft beim Ministerium für Land-, Forst- und Nah-rungsgüterwirtschaft (MLFN), ist zuständig für Naturschutz

bis 31.12.1989 gibt es die Abteilung Umwelt, Naturschutz und Jagd beim MLFN

Januar 1990 Ministerium für Naturschutz, Umweltschutz und Wasserwirtschaft (MUNR)wird errichtet

15.01.1990 Prof. M. Succow als Stellvertretender Minister ist für die Bereiche Natur-schutz und Ressourcenschutz zuständig

29.01.1990 Beschluss des Ministerrates der DDR zur „Strukturreform des Naturschutzes”,Schreiben des MUNR v. 17.07.1990 an die Bezirksverwaltungsbehörden

Februar 1990 Rat des Bezirkes Potsdam, Abteilung Forstwirtschaft - Anforderung von 18-20 Stellen für den Naturschutz

01.03.1990 der Naturschutz wird von der Abt. Forstwirtschaft in die Abt. Naturschutz, Um-weltschutz und Wasserwirtschaft des Rates des Bezirkes Potsdam delegiert

07.03.1990 Anforderung von 8 Planstellen und perspektivisch weiteren 20-25 Stellen fürdie Abteilung Naturschutz

14.03.1990 Beschluss des Bezirkstages Frankfurt/Oder(31 NSG festgesetzt und 3 LSG wesentlich erweitert)

16.03.1990 Beschluss des Ministerrates zur einstweiligen Sicherung von 23 Gebieten

18.03.1990 Wahlen zur Volkskammer

29.06.1990 Umweltrahmengesetz (Bezirksbevollmächtigte zuständig für die Ausweisungvon NSG und LSG)

01.07.1990 Umweltunion

22.07.1990 Ländereinführungsgesetz

12.09.1990 Ministerrat beschließt „Nationalparkprogramm”(5 Nationalparks, 6 Biosphärenreservate und 3 Naturparks werden unterSchutz gestellt)

24.09.1990 Verfügung Nr.70/90 (3 NSG werden ausgewiesen und 63 Gebiete im BezirkCottbus werden einstweilig gesichert)

26.09.1990 Verfügung Nr.12/90 (7 LSG und 57 NSG werden einstweilig im Bezirk Pots-dam sichergestellt)

01.10.1990 Beginn der Groß-ABM Naturwacht in Brandenburg (mit 200 Mitarbeitern)

03.10.1990 Beitritt der DDR zur BRD

03.12.1990 Landtagswahlen – Regierungsbildung und Errichtung des Ministeriums fürUmwelt, Naturschutz und Raumordnung im Land Brandenburg

27.08.1991 Gründung des Landesumweltamtes

25.06.1992 Landtag beschließt Brandenburgisches Naturschutzgesetz

09.12.1992 Gründung der Landesanstalt für Großschutzgebiete

ABM – ArbeitsbeschaffungsmaßnahmenNSG – NaturschutzgebietLSG – Landschftsgebiet

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NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009; 19-31 19

Zusammenfassung

Insgesamt sind 15 Arten und zwei Unterar-ten der insgesamt 26 in Brandenburg aktuellvorkommenden Orchideen vom Aussterbenbedroht. Davon müssen zwei Arten (Orchismorio, Coeloglossum viride) derzeit als ver-schollen gelten. Bei den meisten anderengibt es jeweils nur noch ein Vorkommen, sodass diese hochgradig gefährdet sind. Diederzeitige stabile oder sogar positive Ent-wicklung der Vorkommen weniger Arten(Orchis palustris, O. tridentata, Anacamptispyramidalis) ist direkt von der Beibehaltungeiner extensiven Biotoppflege abhängig undkann daher nicht als langfristig gesichert an-gesehen werden. Hammarbya paludosawird möglicherweise bei anhaltender nega-tiver Entwicklung der letzten Standorte inmesotrophen Kessel- und Verlandungsmoo-ren in den nächsten 10 bis 15 Jahren bei unsaussterben.Die meisten heimischen Orchideen sind so-mit wie wohl kaum eine andere Artengrup-pe in Brandenburg in höchstem Maße inihrem Fortbestand gefährdet und müssennoch stärker als bisher Gegenstand gezielterMaßnahmen des Artenschutzes und derBiotoppflege werden.

1 Einleitung

Mit dem vorliegenden Beitrag wird die Folgevon Beiträgen zur heimischen Orchideen-flora fortgesetzt, die mit der Darstellung derin Brandenburg bereits ausgestorbenen Ar-ten (ZIMMERMANN 2008) begonnen wurde.Damit wird die erste zusammenfassendeDarstellung der Orchideen Brandenburgsseit Wisniewski (1960) weiter vervollstän-digt. Alle späteren Darstellungen betrachte-ten entweder die gesamte DDR (z.B.WISNIEWSKI 1969, HAMEL 1981), nur denBezirk Frankfurt/Oder (GELBRECHT 1974,WISNIEWSKI 1978b, HAMEL 1988) oder einzel-ne Landkreise (KLEMM 1977, HANSPACH

1981, FISCHER 1983, SCHULZ 1992). Der Bei-trag wird seine Fortsetzung in weiteren Bei-trägen zu den in Brandenburg weniger starkgefährdeten Orchideen finden.Viele wild wachsende Orchideen gehörennicht nur bei uns zu den vom Aussterbenbedrohten Pflanzenarten. Von den aktuell in

Brandenburg, teilweise in mehreren Unter-arten, Varietäten und Formen vorkommen-den 26 Orchideenarten sind 15 Arten undzwei Unterarten vom Aussterben bedroht(vgl. RISTOW et al. 2006). Das sind mehr alsein Drittel der jemals nachgewiesenen 39Arten oder fast zwei Drittel der heute nochvorkommenden Arten! Bei wohl kaum eineranderen Artengruppe dürfte die Gefähr-dungsbilanz so negativ ausfallen wie beiden Orchideen. Allerdings muss man dabeiberücksichtigen, dass viele der heute vomAussterben bedrohten Orchideen in Bran-denburg schon immer – zumindest seit derersten umfassenden Flora des Gebietes(ASCHERSON 1864) – sehr selten waren odernur sehr zerstreut vorkamen. Mit dem aktu-ell wieder als verschollen zu führenden Klei-nen Knabenkraut (Orchis morio) gehörtaber auch eine Art dazu, die in der histori-schen Kulturlandschaft des 19. Jahrhundertsrecht weit verbreitet war und noch Anfangder 1960er Jahre einige sehr große Vorkom-men in den Niederungsgebieten Branden-burgs hatte.Bei der Hälfte der vom Aussterben bedroh-ten Orchideen handelt es sich um Arten derFeuchtwiesen, Trockenrasen oder Moore.Obwohl die meisten dieser Arten auch frü-her bereits mehr oder weniger selten waren,so gab es doch historisch bei allen eine un-terschiedliche Anzahl von Vorkommen inverschiedenen Landesteilen. Als Hauptge-fährdungsursachen müssen dabei die Nut-zungsänderung oder -auflassung von Wie-sen und Trockenrasen sowie die Entwässe-rung von Mooren gelten. Für einige dieserArten hat Brandenburg eine herausragendeVerantwortung für die Erhaltung sowohldeutschlandweit als auch im europäischenMaßstab, da sich hier trotz der heutigenSeltenheit die bedeutendsten Vorkommenbefinden. Dazu gehören Sumpf-Glanzkraut(Liparis loeselii, Fauna-Flora-Habitat[FFH]-Richtlinie Anhang II/IV, in hohem Maßeverantwortlich), Sumpf-Weichwurz (Ham-marbya paludosa) und Sumpf-Knabenkraut(Orchis palustris, in hohem Maße verant-wortlich).Weitere acht der vom Aussterben bedroh-ten Orchideen-Arten haben ihre Lebensräu-me in unterschiedlichen Waldtypen. Allediese Arten waren schon immer sehr seltenund hatten auch in historischer Zeit nur

ganz wenige Fundorte, wie z.B. die Klein-blütige Stendelwurz (Epipactis microphylla)und die Grünliche Waldhyazinthe (Platan-thera chlorantha). Die Vorkommen befin-den sich nahezu ausschließlich in ausrei-chend geschützten Gebieten. Lediglich füreine dieser Arten, die Elbe-Sitter (Epipactisalbensis), ist Brandenburg aufgrund eineswesentlichen Anteils am kleinen mitteleu-ropäischen Verbreitungsgebiet in hohemMaße für die Erhaltung verantwortlich. Alleanderen „Waldorchideen”, die in Branden-burg teilweise sehr selten sind, haben inDeutschland und Europa eine recht weiteVerbreitung, teilweise sind sie sogar gebiets-weise häufig und in Deutschland überwie-gend gering gefährdet oder ungefährdet.Die Nomenklatur der behandelten Artenbzw. Sippen richtet sich wie bereits in derDarstellung der ausgestorbenen Arten (ZIM-MERMANN 2008) nach AHO (2005) und wirdin dieser Form überwiegend auch in anderereinschlägiger Literatur (BUTTLER 1986, PRES-SER 2002, ROTHMALER 2005) sowie in deraktuellen Roten Liste der GefäßpflanzenBrandenburgs (RISTOW et al. 2006) verwen-det. Die sich aus molekulargenetischenUntersuchungen von BATEMAN et al. 1997bzw. BATEMAN 2001 ergebenden Neukombi-nationen von Namen, die in einschlägigerneuer Spezialliteratur (z.B. den regelmäßigerscheinenden Mitteilungen der AHO oderauch KREUTZ 2008) immer häufiger zu fin-den sind, werden bei den betreffendenArten/Sippen in Klammern genannt.

2 Die in Brandenburg vomAussterben bedrohtenOrchideenarten

Anacamptis pyramidalis (L.) RICH. – Pyrami-den-Hundswurz, SpitzorchisDie Spitzorchis ist eine in Europa, Nordafrikaund Vorderasien mit subatlantisch-submedi-terrranem Schwerpunkt recht weit verbrei-tete Art. Das Areal reicht im Norden bisSüdschweden, Schottland und Irland. Vorallem im Mittelmeergebiet ist sie oft an ge-störten Standorten (z.B. Straßenrändern)anzutreffen.Anacamptis pyramidalis gehört zu denOrchideenarten mit mediterranem Vegetati-onszyklus, d.h. sie bildet auch im nordost-

EUROPA STELLT FÜR DIE ORCHIDEEN MIT 215 WILDWACHSENDEN ARTEN NUR EIN RANDGEBIET DAR.DIE ARTENZAHL WIRD AUF WELTWEIT 20.000 GESCHÄTZT. DAMIT GEHÖRT DIESE FAMILIE ZU DEN GRÖSSTEN

DES PFLANZENREICHS.

FRANK ZIMMERMANN

Verbreitung und Gefährdungssituation der heimischen Orchideen (Orchi-daceae) in BrandenburgTeil 2: Vom Aussterben bedrohte ArtenSchlagwörter: Orchidaceae, Brandenburg, vom Aussterben bedrohte Arten, historische und aktuelle Ver-

breitung, Gefährdungsursachen

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deutschen Tiefland (meist) Winterblattro-setten aus. Dies macht sie an den im Tief-land bevorzugten Niederungsstandortenrelativ empfindlich gegenüber Spätfrösten. Deutschlandweit gilt die Art als stark ge-fährdet (Kat. 2, vgl. KORNECK et al. 1996).Insgesamt ist A. pyramidalis von sechsFundorten in Brandenburg und Berlin be-kannt geworden. Die natürlichen Vorkom-men in den Rudower Wiesen (WISNIEWSKI

1978a) und bei Zossen (Ostufer Mellensee)sind längst (in Berlin wohl bereits im 19.Jahrhundert) erloschen. Ihr größtes bran-denburgisches Vorkommen hatte die Art inden ausgedehnten Niederungswiesen desBaruther Urstromtales südlich von Beelitz.Nachdem A. pyramidalis trotz aller Schutz-bestrebungen, die unter anderem auf denPotsdamer Garten- und Landschaftsarchi-tekten Hermann Göritz zurückgehen, dortoffensichtlich verschwunden war, wurde siein der Umgebung 1959 wiederentdeckt.1960 fanden sich etwa 550 blühendeExemplare (HUDZIOK 1964). Im Rahmen derKomplexmelioration der Wiesen und einesdarauffolgenden Umbruchs und Ackernut-zung des größten Teils der Niederung konn-te die Spitzorchis zunächst in zwei kleinenFlächennaturdenkmalen geschützt werden,ging aber immer weiter im Bestand zurück.Da aufgrund massiver Nährstoffeinträgeeine mittelfristige Erhaltung am natürlichenStandort nicht wahrscheinlich war, erfolgteschließlich unter fachlicher Begleitung desArbeitskreises zum Schutz der HeimischenOrchideen (AHO) der DDR eine Umsied-lung eines Teils der Pflanzen an verschiede-ne, sorgfältig ausgewählte Ersatzstandortein benachbarten Naturräumen (siehe auchKLAEBER 1993). Nur an zwei Ersatzstandortenkonnte sich Anacamptis bis heute dank ent-sprechender ehrenamtlicher Pflege der Flä-chen halten. Jedoch sind die Bestände anbeiden Standorten relativ klein gebliebenund konnten sich kaum weiter ausbreiten.

Umso erfreulicher ist, dass die beiden Vor-kommen im Baruther Urstromtal nach fastvollständigem Verschwinden dank Wieder-aufnahme der extensiven Wiesennutzungseit Mitte der 1990er Jahre wieder stabili-siert werden konnten. In den letzten Jahrenwurden angrenzende Flächen im Rahmenvon Ersatzmaßnahmen für den sechsstreifi-gen Ausbau der A 9 entsprechend umge-staltet und extensiviert, um den Nährstoff-eintrag aus den angrenzenden Ackerflächenzu mindern. Trotz völlig verändertem Was-serhaushalt kommt die Spitzorchis mit denneuen Bedingungen offensichtlich recht gutzurecht, und der Bestand konnte sich voneinem kleinen, zwischen 1977 und 1990jährlich schwankenden Bestand von durch-schnittlich etwa 30-40 Pflanzen (ESCHHOLZ

1993) auf gut 600 Pflanzen im Jahr 2008entwickeln (Eschholz, mündl.). Derzeit er-folgt eine speziell angepasste, jährlich eva-luierte Nutzung der Flächen durch einenÖko-Landwirtschaftsbetrieb. Trotz der erkennbaren Erfolge ist die Spitz-orchis in Brandenburg hochgradig gefähr-det, denn ihr Fortbestand ist von der Beibe-haltung der angepassten Landschaftspflegeund damit entsprechenden Agrar-Umwelt-Maßnahmen bzw. Vertragsnaturschutzmaß-nahmen abhängig.

Orchis purpurea HUDS. – Purpur-Knaben-krautO. purpurea ist in Europa recht weit verbrei-tet, hat jedoch ihre Hauptverbreitung in dertemperaten Zone und fehlt beispielsweise inSkandinavien. Die nördlichsten Vorkommenin Deutschland befinden sich im National-park Stubbenkammer auf Rügen. Während die Art in Mittel- und Süddeutsch-land auch (teilweise sehr individuenreiche)Vorkommen in Halbtrockenrasen hat, wächst

sie im Norden Deutschlands in Buchenwäl-dern. In Deutschland wird O. purpurea ins-gesamt als gefährdet eingestuft (Kat. 3, vgl.KORNECK et al. 1996), gilt aber beispielsweisein Thüringen und Sachsen-Anhalt als unge-fährdet.Das Purpur-Knabenkraut war in Branden-burg schon immer eine große Rarität und istan den wenigen bekannt gewordenenFundorten wohl schon im 19. Jahrhundertausgestorben. ASCHERSON (1864) gibt fürBrandenburg lediglich den auf Ratzlow zu-rückgehenden Fund „Melzow im FaulenOrt” sowie das von F. Peck 1862 entdeckteVorkommen in der Buchheide bei Templinan. Später wurde die Art noch 1925 beiRüdersdorf nachgewiesen (vgl. GELBRECHT

1974, HAMEL 1988), die dortigen Vorkom-men im Muschelkalkgebiet sind jedoch wiedie anderer kalkzeigenden Pflanzen (z.B.Aster amellus) seit langem durch den Kalk-abbau vernichtet. Im Gartzer Schrey (Natio-nalpark Unteres Odertal) war die Art wohlnoch nach 1950 vorhanden, ein angeblichesfrüheres Vorkommen bei Neuzelle gilt alsunsicher (vgl. BENKERT et al. 1996).Umso überraschender war der Neufund vonO. purpurea im Jahr 1982 im Nordteil desNationalparks Unteres Odertal bei Stolpe(KLAEBER 1992a). Offensichtlich alle branden-burgischen Standorte der Art lagen wie auchdieser Neufund in kalkreichen Buchenwäl-dern. KONCZAK (1992) ordnet den Bestandbei Stolpe dem Orchideen-Buchenwald (Ce-phalanthero-Fagetum) zu. Das auch in „guten Orchideenjahren” nurwenige, spärlich blühende Pflanzen umfas-sende Vorkommen deutet zweifelsfrei aufsuboptimale Bedingungen für die Art hin.Bereits KLAEBER (1992a) verweist auf dieLage unweit des Naturschutzgebietes „Bie-linek” in Polen hin, von dem aus möglicher-weise die Besiedlung des Standortes aufdeutscher Seite erfolgte. Trotz entsprechender Schutz- und Pflege-maßnahmen muss das einzige aktuelleBrandenburger Vorkommen von O. purpu-rea auch heute als akut gefährdet gelten.Auch durch die forstlichen Pflegemaßnah-men konnte der Bestand bislang nicht ver-größert werden.

Orchis tridentata SCOP. – Dreizähniges Kna-benkrautO. tridentata hat einen überwiegend sub-mediterranen Verbreitungsschwerpunkt undeinzelne, weit vorgeschobene Vorpostenvor-kommen in Westasien. Auch die Vorkom-men im Nordosten Brandenburgs liegenisoliert etwa 300 km nordöstlich des Verbrei-tungsschwerpunktes in Deutschland im Thü-ringer Muschelkalkgebiet. In Deutschlandgilt sie insgesamt nur als gefährdet (Kat. 3,vgl. KORNECK et al. 1996), ist allerdings außerin Nordrhein-Westfalen in allen anderenBundesländern mindestens stark gefährdet.Im Gegensatz zur vorigen Art ist O. triden-tata in Brandenburg wie auch in anderenOrchideenregionen eine typische Art kalk-bzw. basenreicher Halbtrockenrasen. Sie istin Brandenburg gleichzeitig die einzige typi-

Abb. 1

Spitzorchis (Anacamptis pyramidalis) in ei-ner Frischwiese im Baruther Urstromtal(21.6.2001) Foto: F. Zimmermann

Abb. 2

Das Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea)wurde 1982 im Unteren Odertal neu gefun-den und hat dort seinen einzigen aktuellenStandort (Aufnahme: Kleinjena/Sachsen-Anhalt, 29.4.1966). Foto: N. Wisniewski

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FRANK ZIMMERMANN: VERBREITUNG UND GEFÄHRDUNGSSITUATION DER HEIMISCHEN ORCHIDEEN (ORCHIDACEAE) IN BRANDENBURG, TEIL 2 21

sche Orchideenart von Trockenrasen (somitauch des FFH-LRT 6210 in prioritärer Aus-prägung), sieht man einmal von den histori-schen und wenigen aktuellen, früher dortzumeist nicht bekannten Vorkommen desHelm-Knabenkrautes (O. militaris) in eini-gen Trockenrasenreservaten am Randow-Welsebruch (vgl. u.a. KLAEBER 1992) sowiezwischen Seelow und Lebus an der mittle-ren Oder ab. Bei ASCHERSON (1864) findensich insgesamt drei Fundortangaben, beiPrenzlau („Landwehr bei Bietikow”), imGartzer Schrey (Nationalpark Unteres Oder-tal) und bei Eberswalde (Karlswerk). Die aktuellen Fundorte konzentrieren sichauf einige Trockenrasen-Schutzgebiete in dernordöstlichen Uckermark. Im Hauptvorkom-mensgebiet bei Geesow zeigt O. tridentataeine hohe Variabilität. Neben verschiedenenFärbungen und Fleckungen der Blüten konn-te im Jahr 2007 auch eine Pflanze mit durch-weg nicht gedrehten (resupinierten) Frucht-knoten beobachtet werden, bei der also dieLippen der Blüten nach oben ragen (sieheAbb. 4).Der Pflegezustand sämtlicher aktueller Vor-kommen ist derzeit – nach mittlerweile wie-der weitgehend aufgegebener Pflege durchextensive Beweidung – nicht optimal. Diesich gegenwärtig abzeichnende, künftigeBeweidung in einem Gebiet gibt Anlass zurHoffnung, dass die Bestände der Art zumin-dest stabilisiert werden können.Im Jahr 1993 fand N. Wedl ein historisch

nicht bekanntes Vorkommen von O. triden-tata im mittleren Odergebiet bei Lebus (vgl.KLEMM 2004). Im Jahr 2006 konnten dortdurch den Autor ca. 250 Pflanzen gezähltwerden, was auch von Wedl (mündl.) alsbisherige Maximalzahl an diesem Standortangegeben wird. Das Indigenat dieses Vor-kommens ist zwar nicht zweifelsfrei gesi-chert, zumal die Art vor dem Fund vor nun-mehr fast 20 Jahren auch aus der weiterenUmgebung vorher nie angegeben wurde.Im Kontext mit historischen und aktuellenVorkommen in benachbarten Gebieten Po-lens ist jedoch eine natürliche Herkunftwahrscheinlich (Hamel, mündl.).Dank der dort seit einigen Jahren mit ho-hem Betreuungsaufwand durchgeführten,extensiven Beweidung sind die Flächen ineinem derzeit sehr guten Pflegezustand.Wie alle aktuellen Vorkommen in Branden-burg ist jedoch auch dieses von der Auf-rechterhaltung oder Wiederaufnahme einerextensiven Nutzung abhängig. Diese Artder extensiven Beweidung ist jedoch be-triebsökonomisch kaum tragfähig und er-fordert auch weiterhin zwingend eineFinanzierung der Landschaftspflege überAgrar-Umwelt-Maßnahmen oder aus Ver-tragsnaturschutzmitteln des Landes. Dermittel- bis langfristige Fortbestand vonO. tridentata in Brandenburg darf daher inkeiner Weise als gesichert gelten.

Orchis morio L. (Anacamptis morio [L.]R.M. BATEMAN, PRIDGEON & M.W. CHASE) –Kleines KnabenkrautDas Verbreitungsgebiet von O. morio um-fasst große Teile Europas und reicht östlichbis Kleinasien und in die Kaukasusregion. InDeutschland gilt die Art noch als stark ge-fährdet (Kat. 2, vgl. KORNECK et al. 1996),was allerdings vor allem durch die geringereGefährdung in Süddeutschland bedingt ist.Im Nordosten Deutschlands ist sie überallakut vom Aussterben bedroht. Eigentlich müsste auch O. morio für Bran-denburg als ausgestorben geführt werden,wären nicht im Jahr 2002 von G. Wodarrazwei Pflanzen in der Niederlausitzer Berg-baufolgelandschaft (Nähe Stöbritzer See)gefunden worden (KLEMM 2002). Kurz nachdem Auffinden ist jedoch dieser Fundortwieder erloschen (W. Petrick, mündl.).

Abb.3

Das Dreizähnige Kna-benkraut (Orchis tri-dentata) hat einige sta-bile Vorkommen amRand des National-parks Unteres Odertal(16.5.2007).

Foto: F. Zimmermann

Abb. 4

Sehr selten treten auch bei Orchis tridenta-ta Pflanzen mit nicht resupiniertem Frucht-knoten auf, die Lippe ragt damit nach oben(16.5.2007). Foto: F. Zimmermann

Abb. 5

Vor knapp 50 Jahren bildete das KleineKnabenkraut (Orchis morio) auch in Bran-denburg noch einige große Bestände (beiGülpe, 28.5.1964). Foto: N. Wisniewski´

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ASCHERSON (1864) nennt für die Art keineEinzelfundorte und beschreibt ihr Vorkom-men für „trockne, kurzrasige Wiesen, lichteWälder, buschige Hügel, zerstreut durch dasGebiet, oft nur sparsam”. BENKERT et al.(1996) verzeichnen knapp 100 Fundorte fürBrandenburg und Berlin, von denen ca. 20auch noch nach 1950 vorhanden waren. Zudieser Zeit waren allerdings bereits sämt-liche Vorkommen im nördlichen Branden-burg erloschen.Wie keine andere Orchideenart hat O. morioseit Mitte des 19. Jahrhunderts einen massi-ven Bestandseinbruch erlitten. Im Vergleichzur offensichtlich noch konkurrenzschwä-cheren O. coriophora verlief der Ausster-beprozess allerdings weniger rasant. DieUrsachen für das Verschwinden sind inBrandenburg eindeutig in der Intensivierungder Grünlandnutzung, verbunden mit dervollständigen Zerstörung vieler Nieder-moorgebiete zu suchen, die in der Komplex-melioration der 1970er Jahre ihren Höhe-punkt erreichte. Die Hauptwuchsorte derletzten bekannten Vorkommen lagen in ma-geren Wiesen bzw. Borstgrasrasen im Ba-ruther Urstromtal und an Oder und Neiße,also in Lebensräumen, die durch die inten-sive landwirtschaftliche Nutzung nahezuvöllig vernichtet wurden. Abgesehen vomo.g. Fund an einem Sekundärstandort in derBergbaufolgelandschaft befand sich dasletzte Vorkommen am Oderdeich bei Neu-zelle, wo O. morio 1972 noch an mehrerenStellen gefunden wurde (KLAEBER 1974).Dort konnte die Art dann nochmals 1987beobachtet werden (SCHULZ 1992) undletztmalig wurde von S. Rätzel 1989 eineeinzelne blühende Pflanze gesehen (vgl.KLEMM 2000). Zwischen 1994 und 1996 konnte S. Rätzelan den Oderhängen bei Mallnow jeweilseine blühende Pflanze von O. morio beo-bachten, die allerdings dann ohne erkenn-bare Standortveränderung verschwand(KLEMM 2006). Wie auch bei der 2007unweit dieses Fundortes erstmals für Bran-denburg nachgewiesenen Bienen-Ragwurz(Ophrys apifera, vgl. LÜDICKE 2007) handel-te es sich hierbei möglicherweise um eineAnsalbung. Aufgrund einer speziell ausge-richteten und fachlich begleiteten Pflege derMallnower Oderhänge über fast 10 Jahrebefinden sich die Bereiche um das letztenachgewiesene Vorkommen in einem der-zeit guten Zustand.

Orchis palustris JACQ. (Anacamptis palustris[JACQ.] R.M. BATEMAN, PRIDGEON & M.W.CHASE – Sumpf-KnabenkrautDas Verbreitungsgebiet von O. palustrisreicht von Mitteleuropa über den Balkanund die nördliche Türkei bis nach Mittel-asien. Sie erreicht Südschweden, dagegenfehlt sie in Westeuropa weitestgehend. InBrandenburg hat die Art ihren aktuellenVerbreitungsschwerpunkt in Deutschland,während sie sonst nur noch ganz vereinzeltin einigen Bundesländern vorkommt und imNordwesten heute völlig fehlt (vgl. AHO

2005). Auch deutschlandweit ist sie vom

Aussterben bedroht (Kat. 1, KORNECK et al.1996). Insgesamt sind in Brandenburg Vor-kommen von O. palustris aus etwa 70Messtischblatt-Quadranten (MTBQ) nach-gewiesen (BENKERT et al. 1996). Mit demHavelland, der Notte-Niederung und dernördlichen Uckermark zeigen sich drei deut-liche, auch heute noch bestehende Verbrei-tungsschwerpunkte. In den anderen Landes-teilen war O. palustris schon immer extremselten oder fehlte völlig. Die Art zeigt hiervor allem bei den verbliebenen etwa 30 Vor-kommen eine ausgesprochene Bindung anhistorisch bekannt gewordene oder auchheute noch vorhandene Binnensalzstellenoder deren Umgebung, ohne damit als halo-phile Art gelten zu können (siehe MÜLLER-STOLL et al. 1962).Das Sumpf-Knabenkraut ist in sehr hohemMaße von einer angepassten Pflege ihrerStandorte abhängig. Trotz Nutzungsauflas-sung scheint die Art aber vielerorts zumin-dest in Einzelexemplaren überlebt zu haben.Wird an bereits verschwunden geglaubtenVorkommen eine extensive Wiesennutzung(Mahd) wieder aufgenommen, stellen sichoft bereits im ersten Jahr nach der Wieder-aufnahme der Nutzung wieder zahlreichePflanzen ein und innerhalb weniger Jahrebauen sich teilweise beachtliche Beständeauf. So konnten sich einer gut abgestimm-

ten Nutzung beispielsweise im Naturschutz-gebiet „Rietzer See” bei Brandenburg/Ha-vel in den letzten Jahren an mehreren Stel-len wieder Bestände von insgesamt ca.3.300 Pflanzen entwickeln (Sohns 2008 inlitt.). Ähnliches wird von Vorkommen inMecklenburg-Vorpommern berichtet, dieseit einigen Jahren wieder gepflegt werden(Kergel 2004 in litt.).Einige wichtige Vorkommen von O. palus-tris in Brandenburg befinden sich in der Flä-chenkulisse des seit 2006 laufenden, vonder EU kofinanzierten LIFE-Projektes „Bin-nensalzstellen in Brandenburg” und werdenderzeit gepflegt. Aus der Vergangenheit istallerdings bekannt, dass derartige Vorkom-men bei ausbleibender oder unangepassterNutzung genauso schnell wieder zusam-menbrechen oder ganz verschwinden kön-nen. Die Art ist somit in hohem Maße voneiner entsprechenden Flächennutzung ab-hängig, die zumeist nicht im Rahmen derregulären landwirtschaftlichen Nutzung zurealisieren ist, sondern sozusagen „amTropf” der Finanzierung aus geeignetenAgrar-Umwelt-Programmen (KULAP) oderVertragsnaturschutz-Mitteln hängt. Trotzaktuell positiver Bestandsentwicklungen inBrandenburg und Mecklenburg-Vorpom-mern muss O. palustris somit weiterhin alsvom Aussterben bedroht gelten.

Abb. 6

Einige Bestände desSumpfknabenkrautes(Orchis palustris) konn-ten in den letztenJahren durch geeigne-te Pflegemaßnahmendeutlich vergrößertwerden (NSG Pritzer-ber Laake, 3.6.2008).

Foto: F. Zimmermann

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FRANK ZIMMERMANN: VERBREITUNG UND GEFÄHRDUNGSSITUATION DER HEIMISCHEN ORCHIDEEN (ORCHIDACEAE) IN BRANDENBURG, TEIL 2 23

Dactylorhiza incarnata (L.) SOÓ ssp. ochro-leuca (BOLL) P.F. HUNT et SUMMERH. – Stroh-gelbes KnabenkrautDas Strohgelbe Knabenkraut hat ein dis-junktes Areal mit punktuellen Schwerpunkt-vorkommen in Süd- und Mittelskandinavienund im Alpenvorland. Einzelne Vorkommenliegen verstreut in Dänemark und Nordost-deutschland. Außer in Brandenburg kommtD. incarnata ssp. ochroleuca wohl inDeutschland aktuell nur noch äußerst seltenin Mecklenburg-Vorpommern und etwasweiter verbreitet im Bayerischen Alpenvor-land vor. Aufgrund einiger recht individuen-reicher Vorkommen im Süden gilt es inDeutschland nur als stark gefährdet (Kat. 2,vgl. KORNECK et al. 1996). Im Gegensatz zur Nominatsippe von Dactyl-orhiza incarnata war das Strohgelbe Kna-benkraut in Brandenburg schon immer ex-trem selten und wurde nur von knapp 10Fundorten bekannt. D. incarnata ssp. och-roleuca kam früher an mindestens 3 Stellenin der Umgebung von Templin sowie anwenigen Fundorten im Zossener Raum so-

wie bei Jüterbog (vgl. HUDZIOK 1964) vor.Die natürlichen Standorte sind naturnaheBraunmoosmoore, z.B. in den früher ausge-dehnten Talmooren, die als Lebensraum inBrandenburg heute fast völlig verschwun-den sind. Die von hier bekannt gewordenenFundorte lagen allerdings fast ausschließlichauf sogenannten Seeterrassen, die durchteilweise bereits vor Jahrhunderten vor-genommene Seespiegelabsenkungen aufKalkmudde in früheren flachen Seebuchtenentstanden waren und somit bereits Se-kundärstandorte darstellten. Nachfolgendkonnte dort die Entwicklung flachgründigerBraunmoosmore einsetzen, die jedoch kei-nen langfristig stabilen Lebensraum darstel-len, einer enormen Gehölzsukzession unter-liegen und nur unter einer äußerst aufwän-digen Mahd erhalten werden können. Heu-te ist in Brandenburg nur noch ein – inguten Jahren bis ca. 70 Pflanzen zählenderFundort bei Templin vorhanden. Der Stand-ort, an dem die ssp. ochroleuca gemeinsammit der Nominatsippe ssp. incarnata, D. in-carnata var. serotina sowie weiteren Orchi-

deen-Arten vorkommt, unterliegt seit Jah-ren einer speziellen Pflege. Im Rahmen des vom NaturschutzfondsBrandenburg geförderten Projektes derHumboldt-Universität Berlin (Dr. K. Zoglau-er) in Zusammenarbeit mit dem Landesum-weltamt und dem AHO Brandenburg zurErhaltung gefährdeter Orchideenarten wur-den Pflanzen aus Samen im Labor heran-gezogen und erfolgreich vor Ort zur Be-standsstützung wieder ausgebracht. Fallsdie bereits eingeleiteten Renaturierungs-maßnahmen an einem weiteren, noch voreinigen Jahren besiedelten Standort in derUmgebung erfolgreich verlaufen, soll in die-sem Projekt auch dort eine Wiederansied-lung erfolgen.

Dactylorhiza majalis (RCHB.) P.F. HUNT &SUMMERH. ssp. brevifolia (BISSE) SENGHAS –Kurzblättriges KnabenkrautDer taxonomische Status bzw. die Eigen-ständigkeit von D. majalis ssp. brevifolia istnicht eindeutig geklärt und durchaus um-stritten. HAEUPLER & MUER (2000), FUKAREK &HENKER (2006) sowie ROTHMALER (2005) füh-ren sie als eigenständige Unterart auf, wäh-rend sie in BAUMANN et al. (2002) sowie AHO

(2005) als solche nicht anerkannt wird.Nach Auffassung von PRESSER (2000) gehörtdie Sippe möglicherweise eher dem D. rus-sowii/D. traunsteineri-Komplex an.Die Unterart wurde zuerst von Wiesen amGalenbecker See beschrieben und ausMecklenburg-Vorpommern wurden danachweitere Vorkommen z.B. im Peenetal undam Ostufer der Müritz bekannt (vgl. FUKA-REK & HENKER 2006). Es handelt sich um zier-liche Pflanzen mit relativ schmalen, kurzenund eher wenig gefleckten Blättern undkurzen Blütenständen. Die Blütezeit liegtdeutlich später als bei der Nominatsippemajalis (etwa zusammen mit D. incarnatassp. incarnata).Lebensräume von D. majalis ssp. brevifoliasind kalk- bzw. basenreiche Zwischenmoore.Aus Brandenburg gibt es nur sehr wenigeFundortangaben für diese Sippe, und siewird aufgrund der extremen Gefährdungder letzten Standorte in RISTOW et al. (2006)als akut von Aussterben bedroht geführt.

Gymnadenia conopsea (L.) R. BR. – GroßeHändelwurz, Mücken-HändelwurzG. conopsea hat ein dem Gefleckten Kna-benkraut (D. maculata s.l.) sehr ähnlichesVerbreitungsgebiet, welches fast ganz Euro-pa und große Teile Asiens umfasst, jedochnoch weiter bis Ostasien reicht. Sie gehörtzu den in Deutschland insgesamt nicht soseltenen und insgesamt als ungefährdet (vgl.KORNECK et al. 1996) eingestuften Orchi-deen, wobei ihr Verbreitungsschwerpunkt inden Gebirgen liegt. Im norddeutschen Tiefland kam sie schonimmer nur zerstreut vor. Für Brandenburgbeschreibt ASCHERSON (1864) ihr Vorkom-men für „trockene Wiesen, gern mit D. ma-culata d.d.G. [Anm. des Autors: „durch dasGebiet zerstreut”], nicht immer in zahlrei-chen Expl.”, ohne einzelne Fundorte zu

Abb. 7

Vom Strohgelben Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata ssp. ochroleuca) gibt es aktuell nureinen einzigen Fundort bei Templin (21.6.2006). Foto: F. Zimmermann

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24 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 18 (1) 2009

nennen. Daraus lässt sich schließen, dassG. conopsea früher auch in BrandenburgKalk-Trockenrasen besiedelte. Der größteTeil der Vorkommen, die noch im 20. Jahr-hundert bestanden, lag jedoch überwie-gend in den Feuchtwiesen der Niederungs-gebiete, wo früher an wenigen Stellen auchdie ssp. densiflora vorkam. Wie bereits inZIMMERMANN (2008) an der Problematik derAbgrenzung von G. conopsea ssp. densiflo-ra dargelegt, war die deutliche standörtlicheTrennung der beiden Sippen für Branden-burg wohl nie so zutreffend. Bei allen aktu-ellen Vorkommen, die mit einer Ausnahmeausschließlich in Feuchtwiesen liegen, han-delt es sich durchweg um die ssp. conopsea.Die Brandenburger Pflanzen an natürlichenFundorten in Feuchtwiesen weisen durch-weg einen sehr lockeren, etwas pyramidalenBlütenstand und leicht nelkenartigen Duftder Blüten auf und blühen ab Anfang Juni.Insgesamt finden sich in BENKERT et al.(1996) knapp über 100 historisch bzw. ak-tuell besetzte MTBQ, ohne dass abgesehenvon Notteniederung und Baruther Urstrom-tal ausgesprochene Schwerpunkte erkenn-bar sind. Nach 1950 gab es in Brandenburgnur noch etwa 40 besetzte MTBQ. Aktuellgibt es jedoch wohl nur noch höchstens 10aktuelle Fundorte, die wenigen verbliebenStandorte weisen meist nur wenige Pflan-zen auf. Alle natürlichen aktuellen Fundorteliegen in artenreichen Feuchtwiesen bzw.wechselfeuchten Pfeifengraswiesen. Ein wei-terer Fundort im äußersten Nordosten Bran-denburgs (vgl. KLEMM 2004) in einem der-

zeit nicht gepflegten, kontinentalen Halb-trockenrasen, wo die Art mit Orchis triden-tata gemeinsam vorkommt, geht auf eineAussiedlung durch N. Wisniewski von 1965zurück (HAMEL 1995 in litt).Die noch verbliebenen Vorkommen von G.conopsea in Brandenburg bestehen fast aus-schließlich aus wenigen Pflanzen. Lediglichan einem Standort in einer seit einigen Jah-ren wieder gemähten und aktuell in einemsehr guten Pflegezustand befindlichen Pfei-fengraswiese bei Nauen (von H. Hammer-schmidt entdeckt) sowie im Ferbitzer Bruch(J. Fürstenow, mündl.) finden sich heutenoch größere Bestände von G. conopsea. Inden Jahren 2007 und 2008 konnten vomAutor am Nauener Standort jeweils ca. 350Pflanzen gezählt werden. G. conopsea wä-chst dort gemeinsam mit guten Beständenvon Orchis militaris (insgesamt ca. 200Pflanzen, 2007 und 2008 auch jeweils zweivöllig weiße Exemplare!) und Dactylorhizamajalis (2008 ca. 70 Exemplare), wenig D.incarnata ssp. incarnata (2008 ca. 12 Pflan-zen) sowie Einzelpflanzen von D. X ascher-soniana (2007 2 Pflanzen). Der sehr gute Erfolg der Pflegemaßnahmenan diesem Fundort lässt hoffen, dass die Artmöglicherweise auch an anderen früherenFundorten wiedergefunden werden kann,falls es gelingt, entsprechende Pflegemaß-nahmen beizubehalten oder neu zu etablie-ren (z.B. im NSG „Lange Dammwiesen,Unteres Annatal und Herrensee” in der Um-gebung von Strausberg).Ein anderer, noch vor einigen Jahren besetz-ter Fundort mit wenigen Pflanzen im Havel-land bei Nennhausen wurde durch denAusbau der ICE-Strecke nach Hamburgvernichtet. Die vorherige aufwändige Um-setzung der Pflanzen mit großzügig ausge-hobenen Grassoden an einen mutmaßlichgeeigneten Ersatzstandort in der Umge-bung verlief zwar zunächst erfolgreich,mittlerweile ist die Art dort allerdings nachstetigem Rückgang verschwunden (Jaschke2007, mündl.).

Plantanthera chlorantha (CUSTER) RCHB. –Grünliche WaldhyazintheP. chlorantha hat ein überwiegend zentral-europäisch-südosteuropäisches Areal, wei-ter östlich kommt sie lediglich im Kaukasusvor. Sowohl bei der historischen als auch deraktuellen Verbreitung in Deutschland istBrandenburg interessanterweise als einzigesBundesland nahezu vollständig ausgespart,während die Art im nördlich angrenzendenMecklenburg-Vorpommern wieder deutlichweiter verbreitet ist bzw. war. Dies magmöglicherweise in der stärkeren kontinen-talen Klimatönung mit sehr geringen Nie-derschlägen begründet sein, denn auch dieklimatisch kontinentale Bereiche Südost-und Osteuropas sind praktisch unbesiedelt.Deutschlandweit gilt P. chlorantha als ge-fährdet (Kat. 3, vgl. KORNECK et al. 1996).Sie besiedelt vorzugsweise artenreiche Berg-wiesen, in Norddeutschland auch Wälder. Imangrenzenden Mecklenburg-Vorpommernwird sie sogar als ungefährdet geführt.

Aus Brandenburg sind lediglich fünf, weitverstreute und in keinerlei räumlichemZusammenhang stehende Vorkommen be-kannt geworden, von denen vier jedochbereits vor 1950 erloschen sind (vgl. BENKERTet al. 1996). Umso verwunderlicher ist es,dass sich bis heute ein bereits von ASCHER-SON (1864) erwähntes Vorkommen im Lind-holz bei Nauen bis heute halten konnte.Zwar liegt der Fundort in einem vom Le-bensraum her geeignet erscheinenden Bio-top (Eichen-Hainbuchenwald). Der eigent-liche Fundort kann aber an sich in keinerWeise als optimal eingeschätzt werden, liegter doch im unmittelbaren Randbereich vonintensiv landwirtschaftlich genutzten Flä-chen (überwiegend Maisacker!) mit starkenNährstoffeinträgen. Trotz deutlich eutropheVerhältnisse anzeigender Vegetation (u.a.Giersch – Aegopodium podagraria) konntesich P. chlorantha hier erstaunlicherweisezusammen mit anderen anspruchs-vollenLaubwaldpflanzen (z.B. Mittlerer Lerchen-sporn – Corydalis intermedia, Wald-Ziest –Stachys sylvatica) halten und vermehrt sichauch in nicht geringem Umfang. Bei Bege-hungen durch den Autor 2001 und 2007konnten bis zu 70 blühende Pflanzen undca. 200 Jungpflanzen gefunden werden.Dabei umfasst das gesamte Vorkommennicht einmal einen Hektar Fläche.Aufgrund der geringen Größe und nichtvoraussehbarer Einflussfaktoren muss P.chlorantha trotz relativer Stabilität des Vor-kommens als vom Aussterben bedroht ge-führt werden.

Coeloglossum viride (L.) HARTMANN – GrüneHohlzungeWie kaum eine andere Orchideenart hat C.viride ein großes zirkumboreales Verbrei-tungsgebiet, das große Teile Europas, Asiensund Nordamerikas umfasst. In Südeuropawerden lediglich Gebirgsregionen besiedelt.Das isolierte Teilgebiet in Kaukasien erreichtnoch die Gebirge der nordöstlichen Türkei.In Deutschland kommt die Art als typischeBergwiesenorchidee aktuell fast ausschließ-

Abb. 9

Ein bereits von ASCHERSON (1864) erwähntesVorkommen der Grünlichen Waldhyanzin-the (Platanthera chlorantha) im NSG Lind-holz ist heute noch vorhanden (Aufnahme:bei Kiel/Schleswig-Holstein, Mai 1992).Foto: F. Zimmermann

Abb. 8

Die Große Händelwurz (Gymnadenia co-nopsea) hat aktuell nur noch weniger als 10Fundorte in Brandenburg (bei Nauen,8.6.2007). Foto: F. Zimmermann

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lich im Alpenraum vor, strahlte aber früherdeutlich weiter nach Norden aus. Aufgrundnoch zahlreicher Vorkommen in Bayern undBaden-Württemberg gilt die Art in Deutsch-land lediglich als gefährdet (Kat. 3, vgl.KORNECK et al. 1996).In Brandenburg wurden 12 Fundorte be-kannt (vgl. BENKERT et al. 1996), die jedochalle bereits im 19. bzw. Anfang des 20. Jahr-hunderts erloschen sind. Die meisten dieserFundorte lagen in der Niederlausitz, wo dieArt zuletzt 1940 beobachtet wurde (WISCH-KONY 1969, HAMEL 2004). Spätere Angabenaus dem Gebiet des Unteren Odertales, wodie Art bereits früher vorkam, gehen aufJahnke (vor 1960) und Eichhorn (für 1970)zurück. Nach mehrfacher Suche gelang P.Konczak der Nachweis (1993: 2 blühendePflanzen, 1995: 3 Pflanzen) in den StettinerBergen bei Mescherin (FISCHER & KONCZAK

2000; HAMEL 2004). Damit handelt es sichum den nördlichsten Fundort der Art inDeutschland überhaupt. Trotz intensiverNachsuche konnte C. viride dort nicht mehrwiedergefunden werden und die Art musswohl künftig als verschollen geführt wer-den. Die Trockenrasen im Fundgebiet imUnteren Odertal unterliegen aktuell keinerNutzung und zeigen eine starke Verbra-chung und Verbuschung.

Cephalanthera longifolia (L.) FRITSCH –Langblättriges WaldvögeleinDas Verbreitungsgebiet von C. longifoliaumfasst Europa fast vollständig, in Skandina-vien dünnt es nach Norden hin aus. Im Ostenwerden mit isolierten Vorposten einige Ge-birge Kleinasiens und der Kaukasus erreicht. Als typische Waldorchidee und charakteris-tische Art des Orchideen-Buchenwaldes(Cephalanthero-Fagetum) hat das Lang-blättrige Waldvögelein seinen Verbreitungs-schwerpunkt in den Kalk-BuchenwäldernMittel- und Süddeutschlands. Sie ist dortvielerorts nicht selten und gilt, obwohl sielediglich in Rheinland-Pfalz als ungefährdeteingestuft ist, auch in Deutschland als unge-fährdet (vgl. KORNECK et al. 1996). Nördlichder Berg- und Hügelländer (recht genauentlang des 52. Breitengrades!) endet dieziemlich geschlossene Verbreitung schlagar-tig, und es finden sich nur wenige punktuel-le Häufungen im Bereich der PommerschenHauptendmoräne sowie in der Stubnitz aufRügen/Mecklenburg-Vorpommern.In Brandenburg war C. longifolia schon im-mer extrem selten, ASCHERSON (1864) gibtlediglich zwei Fundorte bei Boitzenburg/Uckermark und Trampe/Eberswalde an.BENKERT et al. (1996) geben insgesamt 18jemals besetzte MTBQ an. Alle älteren Vor-kommen waren wohl bereits Ende des 19.Jahrhunderts erloschen. Umso überraschen-der war der Neufund von C. longifolia imJahr 1972 im Südteil des Naturparks Schlau-betal (vgl. GELBRECHT 1974). In den letztenJahren gelang der Wiederfund der Art imBad Freienwalder Waldgebiet und bei Buck-ow. Im Gegensatz zu den anderen beiden, inBrandenburg vorkommenden und etwasweiter verbreiteten Cephalanthera-Arten be-

Abb. 10

Die Grüne Hohlzunge (Coeloglossum viride) wurde am letzten Standort im NationalparkUnteres Odertal im Jahr 1995 zuletzt beobachtet (Aufnahme: Nationalpark KackarDagi/Türkei, 3.6.2006). Foto: F. Zimmermann

Abb. 11

Die wenigen Fundor-te des LangblättrigenWaldvögeleins (Ce-phalanthera longifo-lia) liegen in Ost-brandenburg (Auf-nahme: NationalparkKaragöl-Sahara/Tür-kei, 1.6.2006).

Foto: F.Zimmermann

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siedelte C. longifolia nie Sekundärstandorte.Die einzige Erhaltungsmöglichkeit für dieArt in Brandenburg besteht in einer sehr be-hutsamen forstlichen Pflege der wenigenVorkommen.

Epipactis albensis NOVAKOVA & RYDLO – Elbe-Stendelwurz, Elbe-SitterDas Vorkommen der erst 1978 aus demböhmischen Elbtal beschriebenen E. alben-sis in Brandenburg wurde lange Zeit ver-kannt. Es handelt um eine autogame, sehrzierliche, schattige Auen- und Feuchtwälderbewohnende Sippe, die außerdem erst sehrspät (oft erst im August) blüht. Das Arealder von PROCHAZKA (1982) zunächst für ei-nen möglichen Lokalendemiten des tsche-chisch-bömischen Elbtals gehaltenen Elbe-Stendelwurz umfasst nach heutigen Er-kenntnissen außerdem das sächsische Elbtal(vgl. AYSCHÉ 1988) sowie das östliche undnordöstliche Brandenburg. Folgt man denAusführungen von KOLNÍK & KUCERA (2002),die die Art offensichtlich auch an mehrerenStellen in der westlichen Slowakei gefundenhaben, kommt sie außerdem noch in Polen,Ungarn und Österreich vor.Somit kann E. albensis nach heutigen Er-kenntnissen als zentraleuropäischer Endemitmit einem sehr kleinen Areal gelten.Deutschland und vor allem Brandenburg ha-ben eine besondere Verantwortlichkeit fürdie Erhaltung der Art, findet sich doch inBrandenburg und Sachsen zusammen schät-zungsweise die Hälfte des Weltbestandes.In der Roten Liste Deutschlands (KORNECK etal. 1996) wird die Art nicht angegeben, wasu.a. in AHO (2005) zu der Fehleinschätzungals ungefährdete Art geführt hat. Auch diean gleicher Stelle gemachte Anmerkung,E. albensis gelte in Brandenburg unver-ständlicherweise als ungefährdet, ist falsch.In der vorletzten Roten Liste (BENKERT &

KLEMM 1993) wird E. confusa, zu der die da-mals bekannten Vorkommen von E. alben-sis entsprechend den weiter unten folgendAusführungen zunächst gestellt wurden, alsvom Aussterben bedroht geführt. Erst in deraktuellen Roten Liste (RISTOW et al. 2006)wird E. albensis aufgeführt und richtiger-weise ebenfalls als vom Aussterben bedrohteingestuft.Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wur-den wohl hierher zu stellende Pflanzen ausBrandenburg bekannt (vgl. ASCHERSON &GRAEBNER 1907 unter E. latifolia gracilis).Die von DAGEFÖRDE (1909) bei Eberswaldegefundenen Pflanzen wurden zunächst vonYOUNG (1953) zu E. confusa YOUNG gestellt. Anfang der 1990er Jahre erfolgte unabhän-gig voneinander der Nachweis von Vorkom-men bei Lieberose bzw. in der Schorfheide,die ebenfalls zunächst fälschlicherweise E.confusa zugeordnet wurden (HÖLZER 1992,KLAEBER 1992b). Erst durch WUCHERPFENNIG

(1993) erfolgte die Zuordnung der Pflanzenzu E. albensis. Die brandenburgischenPflanzen zeigen offensichtlich hinsichtlicheiniger Merkmalsdetails teilweise Abwei-chungen von denen der Typuspopulation,was weiterer Untersuchungen bedarf (SZCE-PANSKI 2007, mündl.; Kreutz 2008 in litt.;vgl. auch AHO 2005). Die Abweichungendürften jedoch im Bereich der Variabilitätder Art liegen, zumal sich bei solchen auto-gamen Sippen nicht selten voneinander ab-weichende, stabilisierte Merkmalskomplexean einzelnen Standorten ausbilden.Die Angaben in AHO (2005) für „Auwälder... des Odertals und der Uckermark” sindübrigens nicht richtig. Weder kommt die Artim Odertal vor (auch wenn das nicht weitvon den beiden Vorkommen im Schlaubetalentfernt ist!), noch handelt es sich umAuenwälder. Die brandenburgischen Vor-kommen liegen entweder in Erlenbruchwäl-dern, in Eichen-Hainbuchenwäldern oder ineinem Falle in einem schluchtwaldartigen,fragmentarischen Bestand eines Erlen-Eschen-Bachwaldes (Carici remotae-Fraxi-netumW. KOCH ex FAB. 1936). Insgesamt wurden aus Brandenburg neun E. albensis zuzuordnende Vorkommen be-kannt, von denen mindestens fünf auchheute noch existieren. Zwei aktuelle Vor-kommen befinden sich im Biosphärenreser-vat Schorfheide-Chorin, zwei im NaturparkSchlaubetal und ein weiteres bei Lieberose/Stockshof. Ein vom Autor seit etwa 10 Jah-ren regelmäßig kontrolliertes Vorkommenim Schlaubetal ist relativ stabil (jährlichschwankend ca. 10-40 Pflanzen an mehre-ren, nahe beieinanderliegenden Stellen; vgl.auch KLEMM 2000). Ein weiteres Vorkom-men im Schlaubetal mit max. 3 Pflanzenkonnte zunächst letztmalig 2003 beobach-tet werden, 2008 erfolgte durch den Autorgemeinsam mit S. Szcepanski eine Bestäti-gung von 5 Pflanzen an zwei Stellen wenigeMeter südlich der alten Fundstelle.Zur Erhaltung der wenigen, recht individu-enarmen Fundorte sind eine regelmäßigeBestandskontrolle und ggf. kleinflächigeforstliche Pflegemaßnahmen sowie eine

massive Schwarzwildbejagung erforderlich.Aufgrund der speziellen Lebensrauman-sprüche der konkurrenzschwachen Art musseine starke Beschattung der Standorte gesi-chert bleiben.

Epipactis microphylla (EHRH.) SW. – Klein-blättrige StendelwurzE. microphylla hat in Brandenburg lediglichdrei historische Fundorte, die beiden imNordosten galten bis vor kurzem als längsterloschen. Bei Oranienburg (Angabe nachRISTOW et al. 2006 nicht sicher!) wurde dieArt noch nach 1950 notiert (vgl. BENKERT etal. 1996). Umso überraschender war derWiederfund der Art vor wenigen Jahrendurch J. Rackelmann in der Melzower Forst,vermutlich an dem bereits von GRANTZOW

(1880) aufgeführten Fundort (vgl. RISTOW

et al. 2006). E. microphylla besiedelt dorteinen reichen Buchenwald (Mercuriali-Fa-getum).Die brandenburgischen Fundorte der Artliegen weitab vom geschlossenen Verbrei-tungsgebiet Mitteldeutschlands, wo sie inartenreichen Buchenwäldern gar nicht soselten ist und deutschlandweit nur als relativgering gefährdet gilt (Kat. 3, vgl. KORNECK etal. 1996). In AHO (2005) wurden auch diehistorischen Brandenburger Vorkommennicht berücksichtigt.In Brandenburg wurde E. microphylla ent-sprechend den gültigen Einstufungskriterienwegen einer nicht erkennbaren akuten Ge-fährdung dieses einen Standortes in die Ka-tegorie R (extrem selten) eingestuft (RISTOW

et al. 2006). Ob diese Einstufung unter Be-rücksichtigung der dort gemachten Anmer-

Abb. 12

Die Elbe-Sitter (Epipactis albensis) hat alszentraleuropäischer Endemit auch in Bran-denburg einige Fundorte (Naturpark Schlau-betal, Juli 1999). Foto: F. Zimmermann

Abb. 13, 14

Die Kleinblättrige Sitter (Epipactis micro-phylla) wurde vor einigen Jahren am bereitshistorisch bekannten Fundort in der Ucker-mark wiederentdeckt (Aufnahme: Mala Fa-tra/Slowakische Republik, Juni 1986).

Fotos: F. Zimmermann

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kungen („unter erheblichem Fraßdruckdurch Schalenwild”) richtig ist und die Artaufgrund ausdrücklich erkennbarer Gefähr-dungen am einzigen (!) Standort nicht dochauch als vom Aussterben bedroht geführtwerden müsste, bleibt fraglich.

Corallorhiza trifida CHATELAIN – KorallenwurzC. trifida ist eine der wenigen heimischen,saprophytisch lebenden Orchideen. Der Na-me rührt von dem weißen, korallenartigenRhizom her, über das sich die Pflanze überihren Pilzpartner in Symbiose Nährstoffe er-schließt. Es handelt sich um eine typischeOrchidee schattiger Wälder unterschiedli-chen Typs, auch Nadelwälder werden besie-delt. Einzelne Vorkommen, u.a. ein Neufundin Mecklenburg-Vorpommern (HENNICKE &KRIEDEMANN 2002) liegen auch in Mooren.Das weltweite Verbreitungsgebiet der Artumfasst große Teile Europas, Asiens undNordamerikas, sogar die Südteile von Grön-land und Island werden besiedelt. Südöst-lich finden sich im Kaukasusgebiet und dempontischen Küstengebirge in der Türkei iso-lierte Vorkommen.Deutschlandweit gilt C. trifida lediglich alsgefährdet (Kat. 3, vgl. KORNECK et al. 1996),was allerdings in erster Linie in der ver-gleichsweise geringen Gefährdung in TeilenMittel- und Süddeutschlands begründetliegt. In den nordwestdeutschen Bundeslän-dern ist die Art überall ausgestorben, in allenostdeutschen Bundesländern gilt sie als vomAussterben bedroht, lediglich in Bayern giltsie als ungefährdet.In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpom-

mern hat C. trifida auch historisch sehrzerstreute Vorkommen weitab der recht ge-schlossenen Verbreitung in Mitteldeutsch-land, im Schwarzwald und den Alpen undwar hier wohl schon immer sehr selten.ASCHERSON (1864) führt lediglich drei Fund-orte auf, einen davon weit abgelegen beiWittstock. Insgesamt wurden aus Branden-burg und Berlin 15 besetzte MTBQ angege-ben (BENKERT et al. 1996). Nach 1950 gab esnoch sechs Vorkommen, GELBRECHT (1974)vermerkt nur zwei Fundorte (bei Eberswaldeund im Kreis Eisenhüttenstadt). Heute gibtes nur ein Vorkommen im NaturparkSchlaubetal, das 1954 entdeckt wurde undmax. 160 Pflanzen aufwies (SCHULZ 1992).SCHULZ vermutete das baldige Aussterbender Art, da 1991 nur noch drei Pflanzen be-obachtet werden konnten. Wenige Jahrespäter konnte die Art am ursprünglichenStandort nicht mehr gefunden werden, einHangrutsch hatte das Vorkommen offen-sichtlich vernichtet (R. Schulz, mündl.). Wiederum einige Jahre später konnte M.Schulze C. trifida wenig östlich des altenFundortes nachweisen und seitdem erfolgtu.a. durch den Autor eine jährliche Kontrolledes Standortes. Zwischen 2002 und 2008konnten leicht schwankende Bestände zwi-schen 20 und max. 70 Pflanzen (2006,2007) gezählt werden. In manchen Jahrenwurden die Rhizome teilweise durchSchwarzwild ausgewühlt, nach nunmehrhäufiger Bejagung hat sich die Situation aberwieder verbessert. Mittlerweile wurden auchdie Bereiche unterhalb des erwähnten Hang-rutsches wieder besiedelt, wo der Autor

2007 drei Pflanzen finden konnte. Die Artkommt dort in unmittelbarer Nachbarschaftzu Epipactis albensis vor.

Liparis loeselii (L.) L.C. RICHARD – Sumpf-GlanzkrautL. loeselii hat ein großes weltweites Areal,das große Teile Mitteleuropas und Nord-amerikas umfasst. Kleinere Teilareale undEinzelvorkommen liegen in Mittel- und Ost-asien. Die aktuelle Verbreitung in Deutsch-land konzentriert sich auf Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sowie dasAlpenvorland, viele Vorkommen in anderenTeilen des Landes sind heute erloschen.Das Sumpf-Glanzkraut ist eine der beiden inDeutschland vorkommenden Orchideen-Arten, die auch in den Anhängen II und IVder FFH-Richtlinie enthalten sind und somitgleichzeitig die einzigen hierzulande strenggeschützten Orchideen-Arten darstellen.Nach KORNECK et al. (1996) gilt sie inDeutschland als stark gefährdet (Kat. 2), in 5Bundesländern ist sie bereits ausgestorben.Auch in Brandenburg sind heute viele derVorkommen in insgesamt etwa 100 besetz-ten MTBQ erloschen. Dabei wird die Pflan-ze sicher auch heute mitunter noch über-sehen. Die Aussage von HUDZIOK (1964) „...erweist sich bei größerer Aufmerksamkeitund wiederholter Beobachtung häufiger, alsmeist angenommen wird. Im Jungmoränen-gebiet nicht viel seltener als Epipactis pa-lustris.” ist heute allerdings definitiv nichtmehr zutreffend.Aktuell dürfte es nur noch etwa 10 Fund-orte in Brandenburg geben, von denen diemeisten nur noch wenige Pflanzen enthal-ten (vgl. ZIMMERMANN 1994). Nahezu alleheutigen Vorkommen befinden sich in ge-meldeten FFH-Gebieten. Der ursprünglicheLebensraum der Art – intakte basenreicheBraunmoosmoore – wurde durch die radika-le Melioration und Umgestaltung sämtlicherTalmoore und der meisten Quell- undHangmoore praktisch vollständig vernich-tet. Die meisten aktuellen Fundorte liegenauf sekundär ausgebildeten, meist flach-gründigen Braunmoosmooren auf Kalk-mudde von Seeterrassen, die durch Absen-kung der Wasserspiegel von Seen entstan-den sind. Zwar kommen diese Standorteden natürlichen Standorte von der Artenzu-sammensetzung sehr nahe, unterliegenaber einer starken natürlichen Sukzession zuMoor- und Bruchwäldern. Sie lassen sichnur durch aufwändige Pflege erhalten undkönnen langfristig den Fortbestand von L.loeselii in Brandenburg nicht sichern. Dasaktuell individuenstärkste, erst vor wenigenJahren wiedergefundene Vorkommen Bran-denburgs mit bis zu 300 Pflanzen im Jahr2007 befindet sich im Naturpark Schlaubetal.Die Fähigkeit von L. loeselii, geeignete Se-kundärstandorte besiedeln zu können, führ-te auch mehrfach zu kurzzeitig auftretendenMassenbeständen der Art, wie beispielsweisefrüher bei Hohensaaten oder noch in den1980er Jahren bei Kienbaum. In aufgelasse-nen, bis in Grundwasserniveau abgebautenKiesgruben mit einem gewissen Basengehalt

Abb. 15

Die bei uns extrem seltene Korallenwurz (Corallorhiza trifida) gedeiht nur noch an einerStelle im Naturpark Schlaubetal (24.5.2007). Foto: F. Zimmermann

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konnten mehrere Tausend Pflanzen gezähltwerden (Hamel, mündl.). Kurz vor Erlöschendieses Standortes wurden einige Pflanzen inein nicht weit entferntes Naturschutzgebietumgesiedelt, wo sich mittlerweile dank ge-eigneter Pflegemaßnahmen ein recht guterBestand etabliert hat. Erst im Jahr 2006konnte von P. Rupp ein individuenstarkesVorkommen auf einem ähnlichen Sekundär-standort bei Oranienburg gefunden werden(Weise 2006 in litt.). Trotz Pflegemaßnah-men sind solche Sekundärvorkommen je-doch leider nie von längerem Bestand.Im Rahmen eines EU-LIFE-Projektes soll inden nächsten Jahren versucht werden, dieletzten regenerierungsfähigen Durchströ-mungs- und Quellmoore Brandenburgswieder zu vernässen und langfristig alsLebensraum für verschiedene Arten derBraunmoosmoore wiederherzustellen. Be-reits seit 2005 erfolgt eine ex-situ-Vermeh-rung und Bestandsstützung von L. loeseliian einigen noch besiedelten StandortenBrandenburgs im Rahmen des vom Natur-schutzfonds Brandenburg geförderten Pro-jektes der Humboldt-Universität zu Berlin inZusammenarbeit zur Erhaltung gefährdeterOrchideenarten.

Hammarbya paludosa (L.) O. KUNTZE –Sumpf-WeichwurzDas weltweite Verbreitungsbild von H. pa-ludosa ähnelt dem von L. loeselii, allerdingskommt die Art in Europa noch deutlich wei-ter nördlich (bis Nordnorwegen) vor und istin Nordamerika punktuell recht verbreitet.Auch deutschlandweit muss die Sumpf-Weichwurz als vom Aussterben bedrohtgelten (KORNECK et al. 1996), lediglich inBayern ist sie aufgrund noch recht individu-enstarker Vorkommen im Alpenvorland nurstark gefährdet. Im Westen und Nordwes-ten Deutschlands ist sie bereits fast völligverschwunden. Vor allem in Niedersachsenhat sie bereits bis 1900 den Großteil ihrerVorkommen durch die Vernichtung der ehe-mals großflächigen Hochmoore durch denTorfabbau verloren.Neben der vorigen Art ist H. paludosa diezweite in Brandenburg vorkommende, anganz spezielle Moorstandorte gebundeneArt. Sie besiedelt jedoch im Gegensatz zuL. loeselii nährstoffarme, mesotrophe Torf-moos-Moore (Verlandungs- und Kessel-moore). Dort wächst sie stets sehr vereinzelt

auf stark schwingenden Torfmoosbülten,die auch bei höheren Moorwasserständennicht überstaut werden. Zwar gibt es nocheine ganze Reihe von diesen für das nord-deutsche pleistozäne Tiefland besonders ty-pischen Lebensräumen, dennoch hat auchH. paludosa heute in Brandenburg nur nochhöchstens 10 aktuelle Vorkommen fast aus-schließlich im Osten und Südosten des Lan-des. Insgesamt sind in Brandenburg ca. 50Fundorte der Art bekannt geworden, wobeinach 1950 nur noch etwa die Hälfte davonvorhanden war. Die meisten dieser Fundortesind wiederum bis zu den 1980er Jahrenebenfalls erloschen.Das liegt in erster Linie darin begründet,dass diese, offene Torfmoospolster besie-delnde Art äußerst konkurrenzschwach istund bereits geringste negative Standortver-änderungen zum Verschwinden führen,während typische Begleitarten wie WeißesSchnabelried (Rhynchospora alba) und Bla-senbinse (Scheuchzeria palustris) noch aus-dauern. Hinzu kommt, dass H. paludosasehr unscheinbar ist und daher leicht über-sehen werden kann, außerdem blüht sie an

Abb. 17, 18

Die Sumpfweichwurz(Hammarbya palu-dosa) hat nur nochwenige, individuen-arme Vorkommen inBrandenburg (Natur-park Schlaubetal,11.7.2008, Einzel-blüte Juli 1989).

Foto: F. Zimmermann

Abb. 16

Das Sumpf-Glanzkraut (Liparis loeselii) istan ihren Standorten, naturnahen Braun-moosmooren, extrem gefährdet (NaturparkSchlaubetal, Mai 2004).

Foto: F. Zimmermann

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FRANK ZIMMERMANN: VERBREITUNG UND GEFÄHRDUNGSSITUATION DER HEIMISCHEN ORCHIDEEN (ORCHIDACEAE) IN BRANDENBURG, TEIL 2 29

einem besiedelten Standort oft auch jahre-lang nicht. So konnte sie an einem Standortim Naturpark Schlaubetal zunächst 1989letztmalig vom Autor beobachtet werden,wurde dann aber trotz regelmäßiger Kon-trolle erst wieder im Jahr 2005 mit 14 Pflan-zen wiedergefunden. Nachdem in den bei-den folgenden Jahren die Nachsuche wie-derum ergebnislos war, konnten dort 2008sieben Pflanzen gefunden werden. Nachsu-chen an einem weiteren, noch vor etwa 10Jahren besetzten Fundort im Schlaubetalblieben trotz nach wie vor geeignet erschei-nender Standorte erfolglos. An einem Standort bei Lieberose konnte H.paludosa Mitte der 1990er Jahre von D.und H. Beutler in einem sich regenerieren-den Torfstichbereich in zahlreichen Exem-plaren gefunden werden, doch dieserStandort ist aufgrund fortschreitender Suk-zession seit Jahren nicht mehr besiedelt. Esbleibt zu hoffen, dass die in einigen beson-ders wertvollen Übergangs-Mooren Bran-denburgs begonnenen Wasserrückhal-tungsmaßnahmen künftig auch zur Förde-rung der Sumpf-Weichwurz führen. An denwenigen verbliebenen Vorkommen bedarfes dringend Maßnahmen zur Verbesserungdes Wasserhaushaltes, z.B. durch wirksamesAbdichten von Abflussgräben sowie geziel-ter Waldumbaumaßnahmen in den sehrkleinen Einzugsgebieten der Moore.In Berlin wurde H. paludosa um 1980 durchM. Succow letztmalig im NSG „KrummeLaake” beobachtet, spätere Nachsuchen imRahmen von vegetationskundlich-floristi-schen Arbeiten blieben erfolglos (vgl. ZIM-MERMANN 1987, 1991). Geeignete Standortesind dort heute nicht mehr vorhanden.

Cypripedium calceolus L. – FrauenschuhDer Frauenschuh ist die heimische Orchideemit den größten Blüten und nicht nur ausdiesem Grunde besonders attraktiv und un-ter Orchideenfreunden beliebt. Sein Areal inEuropa erstreckt sich von den Südwestalpenüber Südskandinavien und Nordwest-Russ-land bis zum Ural, weiter östlich kommt erdann wieder in der Mandschurei vor. InWesteuropa fehlt C. calceolus weitgehend.Besonders im Osten und Nordosten Deutsch-lands besteht offensichtlich eine starke pflan-zensoziologische Bindung an lichte Laubwäl-der als seine ursprünglichen Lebensräume,während er in den Hauptverbreitungsgebie-ten Mittel- und Süddeutschlands oft auchweniger naturnahe Standorte (z.B. Schwarz-kiefern-Forste) besiedelt. Deutschlandweitwird der Frauenschuh als gefährdete Art (Kat.3, vgl. KORNECK et al. 1996) geführt. In Brandenburg wurde der Frauenschuh voninsgesamt 10 Fundorten in der Uckermark,dem Odertal und dem Schlaubetal bekanntund war von jeher an den festgestelltenFundorten sehr selten. Der seit langem letz-te, sicher bekannte und nur noch mit weni-gen Exemplaren besetzte Bestand befindetsich im Schlaubetal. Dieses Vorkommenwurde mehrfach, besonders jedoch in den1960er Jahren durch „Orchideenfreunde”geplündert (GELBRECHT 1974, ZIMMERMANN

1996). Damals blieben nur Einzelpflanzenübrig und der Bestand konnte sich mühsamauf heute etwa 10 Pflanzen entwickeln. Diesmag wohl u.a. an der geringen Blühneigungder Pflanzen und dem sehr geringen Samen-ansatz an diesem Standort liegen, der viel-leicht durch weitgehend fehlende geeigneteBestäuber bedingt ist.C. calceolus ist ebenfalls Gegenstand derSchutzbemühungen im Rahmen des bereitsoben genannten Projektes der Berliner Hum-boldt-Universität zur Erhaltung vom Aus-sterben bedrohter Orchideen-Arten. In die-sem Zusammenhang erfolgt seit 2005 regel-mäßig eine Kontrolle des Standortes, diekünstliche Befruchtung der wenigen blühen-den Pflanzen sowie die ex-situ-Vermehrungdes gewonnen Saatgutes. Doch auch dieseMaßnahme wird von unbekannten „Orchi-deenfreunden” dadurch behindert, dassbereits mehrfach heranwachsende Samen-kapseln entfernt wurden. Der Erfolg der vor-gesehenen Bestandsstützung am Standortdieser neben L. loeselii einzigen in denAnhängen II und IV der FFH-Richtlinie gelis-teten und damit streng geschützten Orchi-deenart Deutschlands in Brandenburg wirddamit in Frage gestellt. Ein – kaum Erfolgversprechendes – Ermittlungsverfahren wur-de eingeleitet, künftig soll nach Möglichkeiteine Videoüberwachung für den Schutz vorPlünderung dienen.Ein möglicherweise noch bestehendes undvermutlich mit einem bereits historisch be-legten Fundort identisches Vorkommen(ASCHERSON 1864) in der Uckermark wirdvom zuständigen Revierförster streng ge-heim gehalten. Man kann nur hoffen, dassdamit der Standort, der somit bislang nichtaufgesucht werden konnte, auch tatsächlichgeschützt wird. Vielleicht wird er so vor

einer Plünderung bewahrt, ist aber auch fürdas laufende Schutzprojekt leider nichtnutzbar.

3 Diskussion und Ausblick

Aus verschiedenen Gründen gibt es kaumMöglichkeiten, die äußerst schlechte Be-standssituation eines großen Teiles der inBrandenburg vorkommenden, vom Ausster-ben bedrohten Orchideenarten zu verbes-sern. Vor allem bei den schon immer rechtseltenen Wald-Orchideen gilt es, derenStandorte weiterhin streng zu schützen unddort, wo dies angezeigt ist, ggf. durch Wald-umbaumaßnahmen oder behutsame, vorOrt abgestimmte Pflegeeingriffe die Stand-ortbedingungen zumindest zu erhalten undmöglicherweise in Einzelfällen zu verbessern.Bei dem einzigen sicher nachgewiesenen,aktuellen Vorkommen von Cypripedium cal-ceolus in Brandenburg sind zudem strengeSchutzmaßnahmen am Standort als Schutzvor erneuter Vernichtung erforderlich.Ganz erheblichen Handlungsbedarf gibt esbei den vom Aussterben bedrohten Artender Wiesen und Moore. Sowohl für die Ar-ten mit etwas stabilisiertem Bestand (Orchispalustris, O. tridentata, Anacamptis pyra-midalis) als auch Arten mit kritischem Zu-stand der Bestände (Dactylorhiza incarnatassp. ochroleuca, Gymnadenia conopsea) istin erster Linie die Aufrechterhaltung oderWiedereinführung einer extensiven Land-schaftspflege zwingende Voraussetzung fürdas mittel- bis langfristige Überleben. Extrem kritisch ist die Bestandssituation un-serer beiden Moororchideen, was aufgrundder aktuellen Auswirkungen des Klimawan-dels und den damit verbundenen problema-

Abb. 19

Der einzige sicher bestätigte Fundort des Frauenschuhs (Cypripedium calceolus) liegt imNaturpark Schlaubetal (24.5.2007). Foto: F. Zimmermann

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tischen Landschaftswasserhaushalt zusätz-lich verschärft wird. Einige der gegenwärtignoch recht gut besetzten Vorkommen vonLiparis loeselii in basenreichen Mooren aufehemaligen Seeterrassen sowie Sekundär-standorten (Kiesgruben) bedürfen eine regel-mäßigen, aufwändigen Pflege. Naturnahestabile Braunmoosmoore als ursprünglicheStandorte der Art gibt es in Brandenburg fastnicht mehr.Besonders alarmierend ist der anhaltend ne-gative Bestandstrend bei Hammarbya palu-dosa. Deren Standorte – nährstoffarme Kes-sel- und Verlandungsmoore – haben sichgerade auch in den letzten 10 bis 15 Jahrenganz gravierend oder in Einzelfällen auch„schleichend” negativ verändert. Zumeisthandelt es sich um bereits vor längerer Zeitvorentwässerte Moore, die jetzt besondersunter den aktuellen Entwicklungen desLandschaftswasserhaushaltes vieler Regio-nen Brandenburgs leiden. Mitunter sindentsprechende Moore bei oberflächlicherBetrachtung allerdings noch intakt, geringeVerschiebungen in Artenspektrum (v.a.Sphagnum-Arten) und Vegetationsstrukturhaben aber bereits entscheidende Auswir-kungen auf die äußerst konkurrenzschwa-che Art. Hinzu kommt erschwerend, dasssich die Sumpf-Weichwurz aufgrund ihresäußerst unsteten Auftretens (teilweise jah-relang ohne Blütentriebe) einer regelmäßi-gen Bestandkontrolle entzieht. Pflegemaß-nahmen sind (mit Ausnahme einer lediglichdie Symptome der Standortveränderungenbekämpfenden Entkusselung von aufkom-menden Gehölzen) nicht möglich. Einzigund allein die Stabilisierung des Wasser-haushaltes der betreffenden Moore durchRückbau von Entwässerungseinrichtungenund/oder Waldumbau in den Einzugsgebie-ten können mittel- bis langfristig zu einerVerbesserung der Lebensbedingungen fürdiese unscheinbare Art führen. Es darf aller-dings als fraglich gelten, ob H. paludosa anden letzten verbliebenen Standorten solange„aushält”, bis diese Maßnahmen greifen. Mit dem derzeit in einigen Moorgebieten inUmsetzung befindlichen Moorschutzrah-menplan und einem in Vorbereitung befind-lichen EU-LIFE-Projekt für den Schutz unddie Wiederherstellung basenreicher Braun-moosmoore werden derzeit einige Bestre-bungen für den aktiven Moorschutz inBrandenburg unternommen, die auch denhochgradig gefährdeten Moororchideen zu-gute kommen können. Außerdem wird im Rahmen eines vom Na-turschutzfonds Brandenburg gefördertenProjektes der Humboldt-Universität zu Ber-lin zur „Erhaltung vom Aussterben bedroh-ter Orchideen-Arten” in Zusammenarbeitmit dem Landesumweltamt und dem Ar-beitskreis „Heimische Orchideen” im Natur-schutzbund Brandenburg durch weitereMaßnahmen versucht, die Bestandssituati-on einiger Arten zu verbessern. So werdenderzeit Versuche unternommen, Pflanzenvon Dactylorhiza incarnata ssp. ochroleuca,Liparis loeselii, Orchis palustris, Cypripedi-um calceolus und weiteren Arten nach Ent-

nahme von Samen in vitro (im Labor) zuvermehren und die aufgezogenen Jung-pflanzen danach am Entnahmestandort –begleitet von entsprechenden Pflege- undRenaturierungsmaßnahmen – zu Bestands-stützungen wieder auszubringen. Zumin-dest bei Dactylorhiza incarnata ssp. ochro-leuca und Liparis loeselii sind bereits ersteErfolge zu verzeichnen. Künftig sollen dieherangezogenen Pflanzen auch in gut be-gründeten Einzelfällen zur Wiederansied-lung an früheren Vorkommen der Artenverwendet werden, die zuvor durch Rena-turierungs- und Pflegemaßnahmen wiederverbessert wurden. Alle Maßnahmen wer-den durch ein entsprechendes Monitoringwissenschaftlich begleitet und dokumen-tiert. Ein Teil des entnommenen Samenmate-rials wird übrigens in der wissenschaftlichenGenbank in Gatersleben kryokonserviert, woes praktisch unbegrenzt haltbar gemacht undsowohl für spätere wissenschaftliche Unter-suchungen oder Wiederansiedlungsmaßnah-men verfügbar gehalten wird.Trotz aller Schutzmaßnahmen wird die Be-standsituation bei den meisten der aktuellvom Aussterben bedrohten Orchideen-Ar-ten Brandenburgs auch künftig sehr kritischbleiben. Bei einigen Arten, die nur noch ei-nen einzigen aktuellen Fundort aufweisen,können unvorhergesehene Entwicklungentrotz des zumeist bestehenden Schutzeszum plötzlichen Auslöschen der Populationführen. Trotz der oben beschriebenen er-reichten Stabilisierungen der Bestände ein-zelner Arten ist es nicht in einem einzigenFalle absehbar, dass es künftig zu einer He-rabstufung der Gefährdungseinschätzungder Roten Liste kommen wird. Vielmehrmüssen große Anstrengen unternommenwerden, damit nicht weitere Orchideenarten,die derzeit in Brandenburg noch wenigerstark gefährdet sind, in die Kategorie „VomAussterben bedroht” hochgestuft werdenmüssen. Die Bestandstrends sind jedenfallsauch bei fast allen Arten der geringeren Ge-fährdungskategorien weiterhin negativ!

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