Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

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    Indikatorenbericht 2014zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

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    Impressum

    Herausgeber

    Bundesministerium r Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)Reerat entlichkeitsarbeit 11055 Berlin

    E-Mail: [email protected] Internet: www.bmub.bund.de

    Redaktion

    BMUB, Reerat N I 1, Ingelore Gdeke

    Bundesamt r Naturschutz (BN), Fachgebiet II 1.3, Dr. Ulrich Sukopp

    Gestaltung

    design_idee, bro_r_gestaltung, Erurt

    Druck

    Boniatius GmbH, Paderborn

    Bildnachweise

    Siehe Seite 111.

    TitelbildKiebitz (Vanellus vanellus)

    Stand

    4. Februar 2015 (Kabinettsbeschluss)

    1. Auflage

    2.500 Exemplare

    Bestellung dieser Publikation

    Publikationsversand der Bundesregierung

    Postach 48 10 09 18132 RostockTel.: 030 / 18 272 272 1 Fax: 030 / 18 10 272 272 1

    E-Mail: [email protected]

    Internet: www.bmub.bund.de/bestellormular

    Hinweis

    Diese Publikation ist Teil der entlichkeitsarbeit des Bundesministeriums r Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.

    Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkau bestimmt. Gedruckt au Recyclingpapier.

    Der Indikatorenbericht 2014 zur Nationalen Strategie zurbiologischen Vielalt wurde vom Bundeskabinett am 4. Februar 2015

    beschlossen.

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    1 Einleitung 4

    2 Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielalt 7

    2.1 Komponenten der biologischen Vielfalt 9

    2.1.1 Artenvielfalt und Landschaftsqualitt 9

    2.1.2 Gefhrdete Arten 19

    2.1.3 Erhaltungszustand der FFH-Lebensrume und FFH-Arten 232.1.4 Invasive Arten 29

    2.1.5 Gebietsschutz 33

    2.1.6 kologischer Gewsserzustand 37

    2.1.7 Zustand der Flussauen 41

    2.2 Siedlung und Verkehr 46

    2.2.1 Flcheninanspruchnahme 46

    2.2.2 Zersiedelung der Landschaft 50

    2.2.3 Landschaftszerschneidung 51

    2.3 Wirtschaftliche Nutzungen 56

    2.3.1 Agrarumweltmanahmen 56

    2.3.2 kologischer Landbau 60

    2.3.3 Landwirtschaftsflchen mit hohem Naturwert 63

    2.3.4 Genetische Vielfalt in der Landwirtschaft 67

    2.3.5 Gentechnik in der Landwirtschaft 71

    2.3.6 Stickstoffberschuss der Landwirtschaft 74

    2.3.7 Eutrophierende Stickstoffeintrge 79

    2.3.8 Nachhaltige Forstwirtschaft 83

    2.4 Klimawandel 87

    2.4.1 Dauer der Vegetationsperiode 87

    2.5 Gesellschaftliches Bewusstsein 92

    2.5.1 Bewusstsein fr biologische Vielfalt 92

    3 Gesamtbilanz 97

    4 Literatur 107

    3

    Inhalt

    Inhalt

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    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

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    Europische Honigbiene (Apis mellifera)

    Die biologische Vielalt ist eine wesentliche Grundlage r das Leben und

    die Gesundheit der Menschen. Sie umasst nicht nur den Reichtum an

    Arten bei Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikroorganismen, sondern auch

    die Vielalt an Lebensrumen und Erbanlagen. Die Erhaltung der biologi-

    schen Vielalt durch Schutz und nachhaltige Nutzung sichert langristig

    die Bedrnisse heutiger und kntiger Generationen. Sie zhlt neben

    dem Klimaschutz zu den groen Herausorderungen unserer Zeit. Au

    der Konerenz der Vereinten Nationen r Umwelt und Entwicklung

    (UNCED) im Jahr 1992 hat die Weltgemeinschat das UN-bereinkom-

    men ber die biologische Vielalt (Convention on Biological Diversity, CBD)

    verabschiedet mit dem Ziel, weltweit dem dramatischen Verlust an Arten,

    Lebensrumen und genetischer Diversitt zu begegnen. Deutschland hat

    sich international und national mit Nachdruck r die Ziele der CBD ein-

    gesetzt und im Jahr 2007 die Nationale Strategie zur biologischen Vielalt

    im Bundeskabinett beschlossen (BMU 2007).

    Mit der Nationalen Strategie zur biologischen Vielalt hat sich die Bundes-

    regierung ehrgeizige Ziele r die Erhaltung und Verbesserung der biolo-

    gischen Vielalt sowie deren nachhaltige Nutzung gesteckt. Ob Manah-

    men zur Erreichung dieser Ziele umgesetzt werden und ob die gesetzten

    Ziele tatschlich erreicht wurden, muss ortlauend erasst und bewertetwerden. Hierr werden in langristigen Monitoringprogrammen mit

    Einleitung1

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    Einleitung

    Vogelbeobachtung

    standardisierten Methoden unter anderem Daten zum Zustand der biolo-

    gischen Vielalt und zu Belastungen, die au Arten und Lebensrume ein-

    wirken, erhoben. Die daraus resultierenden Ergebnisse knnen in Form

    von Indikatoren dargestellt werden.

    Die Nationale Strategie zur biologischen Vielalt legt est, dass mit Hilevon Indikatoren eine zusammenassende Erolgskontrolle vorgenommen

    werden soll. Sie enthielt bereits bei ihrer Verabschiedung im Jahr 2007

    ein erstes Indikatorenset r die kntige Berichterstattung (BMU 2007).

    Die Indikatoren der Nationalen Strategie zur biologischen Vielalt haben

    Bezge zu den Visionen und Aktionseldern der Strategie. Sie inormieren

    in zusammenassender Form ber den Zustand und die Entwicklung der

    biologischen Vielalt in Deutschland. Die Indikatoren geben weiterhin

    Auskunt ber Belastungen und die bisher durchgehrten Manahmen

    zur Erhaltung und zur nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielalt. Im

    Ergebnis werden Fortschritte und Handlungsbedar r die Gestaltung der

    Naturschutzpolitik und anderer Politikbereiche mit Bezug zum Schutz

    der biologischen Vielalt deutlich.

    Das Indikatorenset dient auch der Inormation der interessierten ent-

    lichkeit. So finden sich aushrliche Darstellungen der Indikatoren im

    Internetportal www.biologischevielfalt.dedes Bundesamtes r Natur-

    schutz (BN). Au diesen Internetseiten stehen auerdem viele weitere

    Inormationen zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen

    Vielalt zur Vergung.

    Die Nationale Strategie zur biologischen Vielalt beinhaltet eine Vision r

    die Zukunt, die durch rund 330 Qualitts- und Handlungsziele zu einer

    Vielzahl biodiversittsrelevanter Themen konkretisiert wurde. Aus denHandlungszielen wurden in 16 Aktionseldern rund 430 konkrete Ma-

    nahmen staatlicher und nichtstaatlicher Akteure abgeleitet. Deutschland

    hat damit eine anspruchsvolle ressortbergreiende nationale Strategie

    zum bereinkommen ber die biologische Vielalt entwickelt. Zur Um-

    setzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielalt findet ein breit

    angelegter politischer und gesellschatlicher Prozess statt, der staatliche

    wie nichtstaatliche Akteure einbezieht. Es wurden vielltige Manah-

    men zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung unserer Natur- und Kul-

    turlandschaten, der Artenvielalt sowie der genetischen Ressourcen bei

    Pflanzen und Tieren einschlielich Wildpopulationen eingeleitet, unter

    anderem Agrarumwelt- und Vertragsnaturschutzmanahmen. Zukn-

    tig werden diese Manahmen um Klimamanahmen ergnzt. Dieser

    Umsetzungsprozess verlangt nach einer wissenschatlich undierten und

    transparenten Erolgskontrolle. Dabei ist jedoch zu beachten, dass viele

    eingeleitete Manahmen erst mittel- oder langristig Fortschritte zeigen

    werden.

    Das bereits in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielalt enthaltene

    erste Indikatorenset wurde in den olgenden Jahren ergnzt und weiterent-

    wickelt. Im Indikatorenbericht 2010 wurden die bis zu diesem Zeitpunkt

    entwickelten 19 Indikatoren erstmals in einheitlicher Form bilanziert (BMU

    2010). Der Rechenschatsbericht 2013 zum Umsetzungsstand der Nationa-

    len Strategie zur biologischen Vielalt enthielt ein eigenes Kapitel, in demmit Hile des Indikatorensets Bilanz gezogen wurde (BMU 2013). Fr den

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    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

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    Die Indikatoren der Nationalen

    Strategie zur biologischen Vielfalt

    informieren in zusammenfassen-der Form ber den Zustand und

    die Entwicklung der biologischen

    Vielfalt in Deutschland. Sie geben

    weiterhin Auskunft ber Belastun-

    gen und Manahmen zur Erhaltung

    und zur nachhaltigen Nutzung der

    biologischen Vielfalt. Im Ergebnis

    werden Fortschritte und Hand-

    lungsbedarf fr die Gestaltung der

    Naturschutzpolitik und anderer Po-

    litikbereiche mit Bezug zum Schutz

    der biologischen Vielfalt deutlich.

    vorliegenden Indikatorenbericht 2014 ergeben sich gegenber dem Bericht

    von 2010 olgende Vernderungen des Indikatorensets:

    Bei dem Indikator Invasive Arten werden jetzt die beiden olgenden

    Teilindikatoren berichtet:

    Der erste Teilindikator erasst die absolute Anzahl bisher inDeutschland nur kleinrumig vorkommender invasiver Arten

    r die Artengruppen der Gepflanzen und Fische.

    Der zweite Teilindikator benennt r diese beiden Artengruppen

    die absolute Anzahl der sich nach dem Jahr 2010 grorumig

    ausbreitenden invasiven Arten.

    Der bisherige Indikator Klimawandel und Frhlingsbeginn wird

    durch den Indikator Dauer der Vegetationsperiode ersetzt, der

    Vernderungen in der Lnge der Vegetationsperiode sowie Verschie-

    bungen im jhrlichen Eintrittsdatum des phnologischen Frhlings

    und Winters darstellt. Die Messungen beziehen sich au ausgewhlte

    Entwicklungsstadien zweier einheimischer Wildpflanzenarten im

    Verlau des Jahres.

    Die Vereinten Nationen haben die Jahre 2011 bis 2020 zur Dekade der

    Vereinten Nationen (UN-Dekade) der biologischen Vielalt ausgeruen.

    Durch vielltige Manahmen und Programme sollen mehr Menschen

    r die Erhaltung der biologischen Vielalt sensibilisiert werden. Das ge-

    sellschatliche Bewusstsein r den Wert der biologischen Vielalt und die

    Verantwortung r deren Schutz und nachhaltige Nutzung soll gerdert

    werden. Ziel der UN-Dekade zur biologischen Vielalt ist es, dass staatliche

    und nichtstaatliche Akteure gemeinsam dazu beitragen, die biologische

    Vielalt auch r die Zukunt zu bewahren. Im Verlau der UN-Dekade sollinternational und national Bilanz gezogen werden, wie es um die Erhal-

    tung der biologischen Vielalt bestellt ist. Der Indikatorenbericht 2014 zur

    Nationalen Strategie zur biologischen Vielalt leistet hierzu einen Beitrag,

    indem er wichtige Entwicklungstrends r Deutschland darstellt und

    bilanziert, wo Deutschland in Hinblick au das Ziel steht, den Verlust an

    biologischer Vielalt zu stoppen.

    Schachblumen

    (Fritillaria meleagris)

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    Die derzeit 19 Indikatoren der Nationalen Strategie zur biologischen

    Vielalt verteilen sich wie olgt au n Themenelder:

    Komponenten der biologischen Vielalt (7 Indikatoren),

    Siedlung und Verkehr(2 Indikatoren),

    Wirtschatliche Nutzungen (8 Indikatoren),

    Klimawandel(1 Indikator),

    Gesellschatliches Bewusstsein (1 Indikator).

    Im Folgenden werden diese 19 Indikatoren au dem Datenstand vom

    Mrz 2014 bilanziert und interpretiert. Die Darstellungen olgen einem

    einheitlichen Schema. Dabei werden Bezge zur konkreten Vision

    (Kapitel B) und den Aktionseldern (Kapitel C) der Nationalen Strategie

    zur biologischen Vielalt hergestellt.

    Die Benennung der Indikatoren in den berschriten gibt das behandelte

    Thema so knapp wie mglich wieder. Ein einleitender Text inormiert

    ber den Bezug des Indikators zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung

    der biologischen Vielalt. Unter der Zwischenberschrit Indikator wird

    eine Definition des Indikators gegeben und das mit dem Indikator verbun-

    dene Ziel der Nationalen Strategie zur biologischen Vielalt vorgestellt. Im

    Abschnitt Auau finden sich Angaben zur Herkunt der Daten sowie in

    zusammenassender Form zur Berechnung der Indikatorwerte. Der Verlaudes Indikators wird unter der Zwischenberschrit Aussage interpretiert.

    Dabei wird insbesondere der kntige Handlungsbedar deutlich gemacht.

    7

    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    Strukturreiche Landschaft inMecklenburg-Vorpommern

    Indikatorenset der Nationalen

    Strategie zur biologischen Vielalt

    2

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    + + Zielerreichungsgrad 90 ProzentDer aktuelle Wert liegt innerhalb

    des Zielbereiches.

    + Zielerreichungsgrad80 Prozent bis < 90 ProzentDer aktuelle Wert liegt in der Nhe

    des Zielbereiches.

    Zielerreichungsgrad50 Prozent bis < 80 ProzentDer aktuelle Wert liegt noch weit

    vom Zielbereich entfernt.

    Zielerreichungsgrad

    < 50 Prozent

    Der aktuelle Wert liegt noch sehr

    weit vom Zielbereich entfernt.

    Statistisch signifikanter Trend hin zum Zielbeziehungsweise Zielwert

    ~ Kein statisch signifikanter Trend feststellbar (keine Signifikanzfr ansteigenden oder abfallenden Trend)

    Statistisch signifikanter Trend weg vom Zielbeziehungsweise Zielwert

    Auerdem werden entsprechend der Datenvergbarkeit Aussagen zum

    Trend getroen. Der Trend wird nach einem statistischen Verahren (Rang-

    korrelationskoefizient nach Spearman) ber einen Zeitraum von zehn

    Jahren ermittelt unter Verwendung der letzten el Datenpunkte. Ausge-

    nommen ist hiervon der Indikator Dauer der Vegetationsperiode (Trend-

    berechnung ber den Zeitraum von 1951 bis 2012 mit 62 Datenpunkten).

    Die Ergebnisse der Berechnungen werden olgendermaen klassifiziert:

    Reicht die Zahl der Datenpunkte nicht aus oder ist die Vergleichbarkeit

    der Daten in den Zeitreihen eingeschrnkt, knnen keine Angaben zum

    Trend gemacht werden.

    Der Verlauf der Indikatoren und gegebenenfalls von Teilindikatoren wird in

    einheitlich gestalteten Diagrammen dargestellt. Neben dem Diagramm wer-

    den die wesentlichen Informationen zum jeweiligen Indikator in Hinblick

    auf die Themenfelder der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt, die

    Definition des Indikators, ein quantitativer Zielwert beziehungsweise ein

    allgemeines Qualittsziel und die Kernaussage kurz zusammengefasst.

    Hintergrundinormationen und Zitate insbesondere aus der Nationalen

    Strategie zur biologischen Vielalt stehen in der Marginalspalte und

    ergnzen die Aussagen der Indikatorentexte.

    Am Ende des Berichtes wird eine Gesamtbilanz der Aussagen aller 19 In-dikatoren der Nationalen Strategie zur biologischen Vielalt gezogen und

    in Form eines Indikatorenspiegels dargestellt. Der Bericht schliet mit

    einem Verzeichnis wichtiger weiterhrender Literaturquellen.

    Bei bestimmten Indikatoren wurden keine quantitativen Zielwerte, son-

    dern nur allgemeine Qualittsziele estgelegt. Liegen hingegen quantitative

    Zielwerte vor, so knnen Aussagen zum Grad der aktuellen Zielerreichung

    (Status) getroen werden. Fr den Status wird der Abstand zwischen dem

    letzten Datenpunkt und dem Zielwert ermittelt und in eine von vier Klas-

    sen eingeordnet. Das Ergebnis wird mit Hile von vier Symbolen visualisiert.Dabei gelten olgende Klassengrenzen r den Grad der Zielerreichung:

    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

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    Eine groe Vielalt an Tier- und Pflanzenarten ist eine wesentliche

    Voraussetzung r einen leistungshigen Naturhaushalt und bildet

    eine wichtige Lebensgrundlage des Menschen. Die Artenvielalt ist dabei

    eng verbunden mit der Vielalt an Lebensrumen und Landschaten. In

    Deutschland sind Natur und Landschat durch Jahrhunderte whrende

    Nutzungen geprgt, was zur Entstehung artenreicher Kulturlandschaten

    gehrt hat. Zur Erhaltung der au diese Weise entstandenen und der na-

    trlich gewachsenen biologischen Vielalt reicht ein kleinflchiger Schutz

    von Arten und Lebensrumen nicht aus. Vielmehr sind nachhaltige For-

    men der Landnutzung in der Gesamtlandschat, eine Begrenzung von

    Emissionen und ein schonender Umgang mit der Natur erorderlich.

    Um den Zustand von Natur und Landschat unter dem Einfluss viellti-

    ger Nutzungen au der gesamten Flche Deutschlands in zusammenas-

    sender Form zu bewerten, wurde ein Indikator entwickelt, der die Ver-

    nderungen der Bestnde ausgewhlter Vogelarten darstellt, welche die

    wichtigsten Landschats- und Lebensraumtypen in Deutschland repr-

    sentieren. Die Gre der Bestnde (nach Anzahl der Reviere beziehungs-

    weise Brutpaare) spiegelt die Eignung der Landschat als Lebensraum r

    die ausgewhlten Vogelarten wider. Da neben Vgeln auch andere Arten

    an eine reichhaltig gegliederte Landschat mit intakten, nachhaltig ge-nutzten Lebensrumen gebunden sind, bildet der Indikator indirekt auch

    die Entwicklung zahlreicher weiterer Arten in der Landschat und die

    Nachhaltigkeit der Landnutzung ab.

    2.1.1 Artenvielfalt und Landschaftsqualitt

    2.1 Komponenten der biologischen Vielalt

    9

    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    Goldammer(Emberiza citrinella)

    Der Indikator liefert Informationen

    zur Artenvielfalt, Landschaftsqua-

    litt und Nachhaltigkeit der Land-

    nutzungen.

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    Der Indikator Artenvielalt und Landschatsqualitt wurde als Schls-

    selindikator r die Nachhaltigkeit von Landnutzungen im Rahmen der

    Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie (Bundesregierung 2002) entwickelt

    und in die Nationale Strategie zur biologischen Vielalt bernommen.

    Er wird aktuell auch im Indikatorenbericht 2014 zur Nationalen Nach-haltigkeitsstrategie berichtet (Statistisches Bundesamt 2014).

    // Indikator

    Der Indikator lieert Inormationen zur Entwicklung der Artenvielalt,

    Landschatsqualitt und Nachhaltigkeit der Landnutzungen. Er asst hier-

    r Angaben ber die bundesweiten Bestandsgren ausgewhlter repr-

    sentativer Vogelarten der wichtigsten Landschats- und Lebensraumtypen

    Deutschlands in einer einachen Mazahl zusammen.

    Fr die Zielwertbildung hat ein Expertengremium r jede einzelne Vo-

    gelart einen Bestandswert r das Jahr 2015 estgelegt, der erreicht werden

    kann, wenn europische und nationale rechtliche Regelungen mit Bezug

    zum Naturschutz und die Leitlinien einer nachhaltigen Entwicklung z-

    gig umgesetzt werden. Die Zielwerte der Indikatorarten r das Jahr 2015

    wurden zunchst als Vielaches der damals bekannten Bestandsgren

    des Jahres 2002 bestimmt. Die resultierenden Indexwerte wurden nachol-

    gend einheitlich au 100 Prozent normiert. Daher ergeben sich r die Teil-

    indikatoren und den Gesamtindikator jeweils Zielwerte von 100 Prozent.

    // Aufbau

    Der Berechnung des Indikators liegt die Entwicklung der Bestnde vonderzeit 51 Vogelarten zu Grunde, die die wichtigsten Landschats- und

    Lebensraumtypen in Deutschland reprsentieren (Teilindikatoren zum

    Agrarland, zu Wldern, Siedlungen, Binnengewssern sowie Ksten und

    Meeren). Fr die Teilindikatoren wurden in Zusammenarbeit mit den

    Staatlichen Vogelschutzwarten der Lnder und dem Dachverband Deut-

    scher Aviaunisten (DDA) jeweils zehn beziehungsweise bei den Wldern

    el reprsentative Vogelarten als Indikatorarten ausgewhlt (siehe

    Tabelle 1). Au der Basis von Daten aus Programmen des Vogelmonito-

    rings unter anderem Zhlungen von Brutpaaren in Probeflchen, die

    ber ganz Deutschland verteilt sind wird r jede Art jhrlich die bun-

    desweite Bestandsgre errechnet. Diese wird in Relation zur Gre des

    r das Jahr 2015 estgelegten artspezifischen Zielwertes gesetzt. Dadurch

    ergibt sich ein jhrlicher Zielerreichungsgrad in Prozent. In die Berech-

    nung des Indikators wurde das im Jahr 2004 begonnene Monitoring

    hufiger Brutvgel einbezogen, das rumlich reprsentativ und statistisch

    belastbar ist. Hierr wurden im Jahr 2011 die Bestnde der Indikator-

    arten au mehr als 1.400 Probeflchen erasst.

    Fr jeden Teilindikator wird der arithmetische Mittelwert der Ziel-

    erreichungsgrade ber alle zehn beziehungsweise el ausgewhlten Vogel-

    arten gebildet. Diese Mittelwerte erlauben Aussagen zum Zustand der

    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

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    Die Bundesregierunghat beschlos-

    sen, fr die Berichterstattung zur

    Nationalen Strategie zur biologi-

    schen Vielfalt den Indikator Arten-

    vielfalt und Landschaftsqualitt

    mit einem Zielwert von 100 Prozent

    im Jahr 2015 beim Gesamtindikator

    und bei den Teilindikatoren zu ver-

    wenden.

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    Hauptlebensraum- beziehungs-weise Landschaftstyp

    Gewichtungsfaktor Ausgewhlte reprsentative Vogelarten

    Agrarland 0,52 Braunkehlchen, Feldlerche, Goldammer, Grauammer,Heidelerche, Kiebitz, Neuntter, Rotmilan, Steinkauz,

    Uferschnepfe

    Wlder 0,28 Grauspecht, Kleiber, Kleinspecht, Mittelspecht, Schreiadler,

    Schwarzspecht, Schwarzstorch, Sumpfmeise, Tannenmeise,

    Waldlaubsnger, Weidenmeise

    Siedlungen 0,11 Dohle, Gartenrotschwanz, Girlitz, Grnspecht, Hausrotschwanz,

    Haussperling, Mauersegler, Mehlschwalbe, Rauchschwalbe,

    Wendehals

    Binnengewsser 0,06 Eisvogel, Flussuferlufer, Haubentaucher, Kolbenente,

    Rohrdommel, Rohrweihe, Seeadler, Teichrohrsnger,

    Wasserralle, Zwergtaucher

    Ksten und Meere 0,03 Austernfischer, Eiderente, Flussseeschwalbe, Kornweihe,

    Kstenseeschwalbe, Mittelsger, Rotschenkel, Sandregenpfeifer,

    Trottellumme, Zwergseeschwalbe

    Alpen ausgesetzt

    Hauptlebensraum- beziehungsweise Landschatstypen. Der Gesamtindi-

    kator errechnet sich aus einer gewichteten Summierung der Teilindikato-

    ren (siehe Tabelle 1). Die Gewichtung bezieht sich dabei au den Flchen-anteil des jeweiligen Hauptlebensraum- beziehungsweise Landschatstyps

    an der Flche Deutschlands. Die bisherige Bilanzierung des Teilindikators

    zu den Alpen wurde vorbergehend ausgesetzt, da die Datengrundlage

    derzeit nicht ausreichend belastbar ist. Die Angaben des Gesamtindikators

    beziehen sich demzuolge derzeit au Deutschland ohne die Alpen. Die

    Datenreihe wurde hierr rckwirkend neu berechnet. Fr den ausgesetz-

    ten Teilindikator soll kntig die Datengrundlage durch Erweiterung der

    Zahl der Probeflchen verbessert werden. Die historischen Werte r die

    Jahre 1970 und 1975 sind rekonstruiert. Die Werte einiger Vogelarten in

    den Lebensrumen der Binnengewsser sowie Ksten und Meere wurden

    in einzelnen Jahren extrapoliert.

    // Aussage

    Der Wert des Indikators r die Artenvielalt lag im Jahr 1990 deutlich unter

    den Werten, die r die Jahre 1970 und 1975 rekonstruiert wurden (siehe

    Abbildung 1). Dies ist au Bestandseinbrche bei vielen Indikatorarten des

    Agrarlandes, der Siedlungen und der Binnengewsser vor 1990 zurckzu-

    hren. Die Teilindikatoren der Wlder sowie der Ksten und Meere blieben

    hingegen ber diesen Zeitraum stabil.

    In den letzten zehn Beobachtungsjahren (2001 bis 2011) hat sich der In-

    dikatorwert statistisch signifikant verschlechtert. Im Jahr 2011 lag er nurnoch bei 63 Prozent des Zielwertes und ist damit au den tiesten Wert der

    Quelle: Bundesamt fr Naturschutz 2014

    11

    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    Tabelle 1: Indikatorarten und Gewichtung der Hauptlebensraum- beziehungsweise Landschaftstypen

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    Themenfelder der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS)Fast alle Themenfelder, insbesondere C 1 Biotopverbund und Schutzgebietsnetze, C 6 Land- und Forstwirtschaft

    und C 12 Lndlicher Raum und Regionalentwicklung

    DefinitionIndex (Mazahl in Prozent) ber die bundesweiten Bestandsgren ausgewhlter reprsentativer Vogelarten

    in Hauptlebensraum- und Landschaftstypen

    ZielwertBis zum Jahr 2015 sollen die Teilindikatoren und der Gesamtindikator jeweils einen Zielwert von 100 Prozent erreichen.

    KernaussageDie Indikatorwerte liegen nach wie vor weit vom Zielwert entfernt. Bei gleichbleibender Entwicklung kann

    das Ziel von 100 Prozent im Jahr 2015 nicht ohne erhebliche zustzliche Anstrengungen von Bund, Lndern

    und auf kommunaler Ebene in mglichst allen betroffenen Politikfeldern erreicht werden.

    dargestellten Zeitreihe gesunken. Dieser negative Trend des Gesamtindi-

    kators wird wesentlich durch den Teilindikator r das Agrarland beein-

    flusst. Dieser ist im Jahr 2011 bis au 56 Prozent des Zielwertes abgesunken

    und hat sich in den letzten zehn Jahren statistisch signifikant verschlechtert.

    Auch der Teilindikator r Ksten und Meere (2011 bei 61 Prozent des

    Zielwertes) entwickelte sich in den letzten zehn Jahren statistisch signi-fikant weg vom Ziel. Die Teilindindikatoren r Binnengewsser und r

    Siedlungen lagen 2011 jeweils bei 68 Prozent des Zielwertes (ohne statis-

    tisch signifikanten Trend). Der Teilindikator r Wlder verzeichnete mit

    76 Prozent des Zielwertes im Jahr 2011 den gnstigsten Wert unter den

    Teilindikatoren (jedoch ohne statistisch signifikanten Trend).

    Quelle:Grafik: Bundesamt fr Naturschutz 2014, Daten: Dachverband Deutscher Avifaunisten 2013

    Abbildung 1: IndikatorArtenvielfalt und Landschaftsqualitt

    1970 1975 1990 1995 2000 2005 2011

    20

    80

    40

    100

    60

    120

    0

    Zielerreichungsgrad in Prozent

    Zielwert von 100 Prozent

    im Jahr 2015

    63

    2015

    Statistisch signifikanter Trendweg vom Zielwert Der aktuelle Wert liegt noch weitvom Zielbereich entfernt. Historische Vergleichswerte

    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    12

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    13/112

    ImAgrarlandist die Bestandssituation vieler Vogelarten kritisch (siehe

    Abbildung 2). Vgel, die au ckern, Wiesen und Weiden brten, gehen

    regional unterschiedlich augrund der intensiven landwirtschatlichen

    Nutzung nach wie vor im Bestand zurck. Whrend der letzten zehn Jahre

    bis zum Jahr 2011 wird dies am stark negativen Trend beispielsweise der

    Bestnde von Braunkehlchen, Kiebitz, Neuntter und Uerschnepe deut-

    lich. Grnlandumbruch und Energiepflanzenanbau knnen Auswirkungen

    au Landschatsqualitt und Artenvielalt haben. Ob die eingeleiteten Agra-

    rumwelt- und Naturschutzmanahmen mittel- und langristig zur Umkehr

    des negativen Trends im Agrarland hren, ist derzeit oen. Neben diesen

    Manahmen ist eine nachhaltige Nutzung in der Flche erorderlich.

    Quelle:Grafik: Bundesamt fr Naturschutz 2014, Daten: Dachverband Deutscher Avifaunisten 2013

    Zielwert von 100 Prozent

    im Jahr 2015

    Abbildung 2: TeilindikatorAgrarland

    1970 1975 1990 1995 2000 2005 2011

    20

    80

    40

    100

    60

    120

    0

    Zielerreichungsgrad in Prozent

    56

    2015

    Statistisch signifikanter Trend

    weg vom Zielwert

    Der aktuelle Wert liegt noch weit

    vom Zielbereich entfernt. Historische Vergleichswerte

    13

    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    Agrarlandschaft

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    14/112

    Wlderhaben derzeit den besten Teilindikatorwert, der bei 76 Prozent des

    Zielwertes liegt (siehe Abbildung 3). Die Frderung naturnaher Waldbewirt-

    schatung hat hierzu beigetragen. Fr den Zeitraum von 1998 bis 2008 gab

    es noch einen statistisch signifikanten positiven Trend, im Zeitraum von

    2001 bis 2011 entwickelte sich der Indikator ohne statistisch signifikanten

    Trend. Um zu einem positiven Trend zurckzukehren, mssen staatliche

    Frdermglichkeiten (zum Beispiel Waldumweltmanahmen) ausgeweitet

    und noch konsequenter genutzt werden. Trotz einer im Vergleich zu den

    anderen Teilindikatoren gnstigeren Situation ist der Zielwert auch in Wl-

    dern bei Weitem noch nicht erreicht. Hierr bedar es einer konsequenten

    Forthrung des naturnahen Waldbaus sowie der ortgesetzten Bercksich-

    tigung naturschutzachlicher Aspekte bei der orstlichen Bewirtschatung.

    ~ Kein statistisch signifikanterTrend feststellbar Der aktuelle Wert liegt noch weitvom Zielbereich entfernt.

    Historische Vergleichswerte

    Abbildung 3: TeilindikatorWlder

    1970 1975 1990 1995 2000 2005 2011 2015

    20

    80

    40

    100

    60

    120

    0

    Zielerreichungsgrad in Prozent

    Zielwert von 100 Prozent

    im Jahr 2015

    76

    Quelle:Grafik: Bundesamt fr Naturschutz 2014, Daten: Dachverband Deutscher Avifaunisten 2013

    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    14

    Buchenwald

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    15/112

    In Siedlungenfindet man sowohl Gebudebrter als auch Arten, die

    au Brachen, Obstwiesen und buerliche Strukturen in Drern und

    Ortsrandlagen angewiesen sind (siehe Abbildung 4). Die Bestandssituation

    r diese Arten ist nach wie vor noch weit vom Zielwert enternt. Grnde

    hierr liegen in erster Linie in der zunehmenden Versiegelung von Fl-

    chen, der Gebudesanierung sowie dem Verlust naturnaher Lebensrume

    und drflicher Strukturen.

    ~ Kein statistisch signifikanterTrend feststellbar Der aktuelle Wert liegt noch weitvom Zielbereich entfernt.

    Historische Vergleichswerte

    Zielwert von 100 Prozent

    im Jahr 2015

    Abbildung 4: TeilindikatorSiedlungen

    1970 1975 1990 1995 2000 2005 20152011

    20

    80

    40

    100

    60

    120

    0

    Zielerreichungsgrad in Prozent

    68

    Quelle:Grafik: Bundesamt fr Naturschutz 2014, Daten: Dachverband Deutscher Avifaunisten 2013

    15

    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    Neu errichtete Wohnsiedlung

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    16/112

    Der Indikatorverlau r die Binnengewsserweist ber die letzten Jahre

    hinweg deutliche Schwankungen au, ein statistisch signifikanter Trend

    zeichnet sich nicht ab (siehe Abbildung 5). Eine wichtige Rolle r die

    zukntige Entwicklung dieser Lebensrume spielen Manahmen zur

    Renaturierung von Flssen und Auen, die im Rahmen der Umsetzung der

    Wasserrahmenrichtlinie verstrkt durchgehrt werden sollen. Darber

    hinaus muss in vielen Gewssern die Nhrstoracht weiter reduziert

    werden als Voraussetzung r eine hohe biologische Vielalt.

    Quelle:Grafik: Bundesamt fr Naturschutz 2014, Daten: Dachverband Deutscher Avifaunisten 2013

    ~ Kein statistisch signifikanterTrend feststellbar Der aktuelle Wert liegt noch weitvom Zielbereich entfernt. Historische Vergleichswerte

    Abbildung 5: TeilindikatorBinnengewsser

    1970 1975 1990 1995 2000 2005 2011

    20

    80

    40

    100

    60

    120

    0

    Zielerreichungsgrad in Prozent

    Zielwert von 100 Prozent

    im Jahr 2015

    68

    2015

    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    16

    Binnensee

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    17/112

    Von dem negativen Trend bei den Ksten und Meerensind sowohl die

    Brutbestnde der Vogelarten der Strnde und Dnen als auch diejenigen

    des Grnlandes betroen (siehe Abbildung 6). Deutliche Rckgnge gab

    es in den letzten zehn Jahren bis zum Jahr 2011 beispielsweise bei den

    Bestnden von Austernfischer, Sandregenpeier und Kstenseeschwalbe.

    Die an den Ksten ergrienen Schutzmanahmen konnten noch keine

    Trendumkehr bewirken und sollten daher intensiviert werden.

    Statistisch signifikanter Trendweg vom Zielwert Der aktuelle Wert liegt noch weit

    vom Zielbereich entfernt. Historische Vergleichswerte

    Zielwert von 100 Prozent

    im Jahr 2015

    Abbildung 6: TeilindikatorKsten und Meere

    1970 1975 1990 1995 2000 2005 2011

    20

    80

    40

    100

    60

    120

    0

    Zielerreichungsgrad in Prozent

    61

    2015

    Quelle:Grafik: Bundesamt fr Naturschutz 2014, Daten: Dachverband Deutscher Avifaunisten 2013

    17

    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    Nordseekste mit Austernfischern(Haematopus ostralegus)

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    18/112

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    19/112

    Die Nationale Strategie zur biologischen Vielalt zielt darau ab, den Rck-

    gang der Artenvielalt auzuhalten und darber hinaus die Gehrdung

    von Arten zu verringern. Der Schutz von Arten ist ein zentrales Hand-

    lungseld des Naturschutzes in Deutschland, dem unverndert groe

    Bedeutung und Aktualitt zukommt. Dies ist Gegenstand von vlker-

    rechtlichen Regelungen, Regelungen au europischer Ebene (EU-Ebene)

    und au nationaler Ebene. Die bundesweiten Roten Listen enthalten r

    jede einzelne der rund 30.000 bewerteten Arten wichtige Inormationen

    zur Gehrdungssituation und werden in etwa zehnjhrigem Turnus ak-tualisiert. Ihr Stellenwert als Dokumentationsmedium des Artenschutzes

    ist stetig gewachsen, seit vor etwa 40 Jahren die ersten Roten Listen ver-

    entlicht wurden. Heute sind sie weithin bekannte und vielltig genutzte

    Instrumente des Naturschutzes. Der Indikator Gehrdete Arten stellt

    die Artengehrdung in Deutschland au der Basis der Bewertungen in

    den bundesweiten Roten Listen anschaulich dar.

    // Indikator

    Der Indikator asst die Angaben zur Gehrdung der Arten in bundes-

    weiten Roten Listen in einer Mazahl zusammen. Datengrundlage sind

    Einstuungen der Arten in die Rote-Liste-Kategorien, die ein System

    abgestuter Gehrdungsgrade bilden bis hin zum Aussterben von Arten.

    Der Index lieert einen Prozentwert, der das Ausma der Gehrdung aller

    bilanzierten Arten der Roten Listen wiedergibt.

    Zum Schutz der Artenvielalt wird in der Nationalen Strategie zur biologi-

    schen Vielalt als Ziel estgelegt, dass sich bis 2020 r den grten Teil der

    Rote-Liste-Arten die Gehrdungssituation um eine Stue verbessern soll.

    Au Grundlage dieser Vorgabe kann ein konkreter Zielwert von 15 Pro-

    zent r das Jahr 2020 berechnet werden. Dabei wird eine Verbesserung

    der Gehrdung aller aktuell bestandsgehrdeten Arten um eine Stue

    angenommen. Dies umasst die Arten der Kategorien 1 (Vom Aussterbenbedroht), 2 (Stark gehrdet), 3 (Gehrdet) und G (Gehrdung unbekann-

    ten Ausmaes).

    2.1.2 Gefhrdete Arten

    19

    Der Indikator bilanziert das

    Ausma der Gefhrdung von

    Arten ausgewhlter Artengruppen.

    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    Eurasischer Luchs (Lynx lynx)

    Bis 2020 hat sich fr den grten

    Teil der Rote-Liste-Arten die

    Gefhrdungssituation um eine

    Stufe verbessert.

    (BMU 2007: 27)

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    20/112

    // Aufbau

    Datengrundlage r die Berechnung des Indikators sind die von Exper-

    tengremien erstellten bundesweiten Roten Listen, die in etwa zehnjhri-

    gem Turnus aktualisiert werden. Fr die Berechnung stehen derzeit die

    Roten Listen der Pflanzen und Pilze von 1996 (Ludwig und Schnittler

    1996) und der Tiere von 1998 (Binot et al. 1998) zur Vergung, weiterhin

    die seit 2009 verentlichten aktuellen Fassungen der bundesweiten

    Roten Listen (Haupt et al. 2009, Ludwig und Matzke-Hajek 2011, Binot-

    Hae et al. 2011, Becker et al. 2013). Der Indikator wird vorlufig nur r

    die Gruppen der Wirbeltiere, Flechten im engeren Sinn, Schleimpilze,

    Groalgen des Meeres sowie r 28 Gruppen der Wirbellosen bilanziert,

    r die aktuelle Daten zur Gehrdung au Bundesebene vorliegen. Das

    Bundesamt r Naturschutz plant, die aktualisierten bundesweiten Roten

    Listen r weitere Artengruppen herauszugeben. Die Bilanzierung des

    Indikators wird kntig auch die Daten aus diesen Roten Listen umassen.

    In Zukunt sollen zustzlich zum Hauptindikator Teilindikatoren

    gebildet werden unter anderem zur Gehrdung der Arten, r deren

    Erhaltung Deutschland eine besondere Verantwortung trgt und deren

    Populationen gem den Zielen der Nationalen Strategie zur biologi-

    schen Vielalt bis 2020 eine berlebenshige Gre erreichen sollen.Weiterhin kann kntig ein Teilindikator den Stand des Wissens zur

    Artengehrdung in Deutschland beleuchten.

    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    20

    Kegelrobbe (Halichoerus grypus)

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    21/112

    In die Berechnung des Indikators flieen die Arten in Abhngigkeit von

    ihrer Gehrdung mit unterschiedlichen Gewichtungsaktoren ein. Dabei

    gilt: Je strker eine Art gehrdet ist, desto strker beeinflusst sie den Indi-

    katorwert. Aus der Bildung des Indexes resultiert eine Skala, au der null

    Prozent erreicht wrden, wenn keine der Arten bestandsgehrdet, ausge-storben oder verschollen wre. Bei 100 Prozent wren smtliche betrach-

    teten Arten ausgestorben oder verschollen.

    Quelle:Grafik: Bundesamt fr Naturschutz 2014, Daten: Rote Listen 1996, 1998, 2009, 2011, 2013

    21

    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    Abbildung 7: IndikatorGefhrdete Arten

    Indexwert in Prozent

    Der Indikator wird vorlufig nur fr die Gruppen der Wirbeltiere, Flechten im engeren Sinn, Schleimpilze, Groalgen

    des Meeres sowie fr 28 Gruppen der Wirbellosen bilanziert. N (1996/1998) = 7.855, N (2009/2011/2013) = 7.809.Aufgrund methodischer Vernderungen bei der Einstufung der Arten in Rote-Liste-Kategorien nach 1998 ist ein direkterVergleich der beiden bilanzierten Indikatorwerte nur eingeschrnkt mglich.

    Zielwert von 15 Prozent

    im Jahr 2020

    1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020

    10

    40

    20

    30

    0

    2321

    Themenfelder der NBSB 1.1.2 Artenvielfalt, C 2 Artenschutz und genetische Vielfalt

    DefinitionDer Indikator fasst die Gefhrdung der Arten der bundesweiten Roten Listen in einer einfachen Mazahl

    zusammen. Datengrundlage sind die Einstufungen der Arten in die Rote-Liste-Kategorien.

    ZielwertZum Schutz der Artenvielfalt wird bis 2020 eine Verringerung der Gefhrdung aller aktuell bestandsgefhrdeten

    Arten um eine Stufe angestrebt. Fr die hier betrachteten Gruppen ergibt sich daraus ein Zielwert von 15 Prozent.

    KernaussageFr das Jahr 2013 betrgt der vorlufig nur fr 37 Gruppen berechnete Indikatorwert 23 Prozent. Um den Zielwert

    von 15 Prozent bis zum Jahr 2020 zu erreichen, sind groe Anstrengungen im Artenschutz notwendig.

    Der aktuelle Wert liegt noch weitvom Zielbereich entfernt. Wert nach Roten Listen1996/1998 Wert nach Roten Listen2009/2011/2013

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    22/112

    // Aussage

    Fr das Jahr 2013 betrgt der vorlufig nur r die Gruppen der Wirbel-

    tiere, Flechten im engeren Sinn, Schleimpilze, Groalgen des Meeres so-

    wie r 28 Gruppen der Wirbellosen berechnete Indikatorwert 23 Prozent

    (siehe Abbildung 7). Verringert sich in Zukunt das Ausma der Gehr-dung von Arten, wird dieser Wert sinken. Vom Zielwert, der bei 15 Prozent

    liegt, ist der aktuelle Indikatorwert noch weit enternt. Um den Zielwert

    zu erreichen, msste sich die Gehrdung bei 2.640 von derzeit 7.809 bi-

    lanzierten Arten um eine Stue verringern. Gleichzeitig drte sich die

    Gehrdung der brigen Arten nicht verschren.

    Gegenber den entsprechenden Roten Listen von 1996/1998 ist r das

    Jahr 2013 tendenziell eine Verschlechterung estzustellen. Dies entspricht

    einer Verschrung der Gehrdung um eine Stue bei rund 680 Arten.

    Augrund methodischer Vernderungen bei der Einstuung der Arten

    in Rote-Liste-Kategorien nach 1998 ist ein direkter Vergleich der beiden

    Indikatorwerte nur eingeschrnkt mglich. Bei den Bilanzierungen muss

    darau hingewiesen werden, dass die bislang betrachteten Artengruppen

    circa el Prozent aller in Deutschland vorkommenden bekannten Arten

    der Tiere, Pflanzen und Pilze stellen. Eine Verallgemeinerung der hier

    getroenen Aussagen au die gesamte Artenvielalt in Deutschland und

    deren Gehrdung ist daher nur begrenzt mglich. Nach Erscheinen wei-

    terer aktueller Roter Listen wird sich die Zahl der in den Index eingehen-

    den Arten voraussichtlich noch deutlich vergrern, und die Aussagen des

    Indikators knnen sich gegebenenalls ndern. Dies betrit auch die Hhe

    des Zielwertes, die von der Zahl der bilanzierten Arten und deren Gehr-

    dung gem den Einstuungen in den aktuellen Roten Listen abhngt.

    Um den Zielwert fr die derzeit betrachteten Artengruppen (Stand: 2013)

    von 15 Prozent bis zum Jahr 2020 zu erreichen, sind weiterhin groe An-

    strengungen im Artenschutz erforderlich. Fr besonders gefhrdete Arten

    mssen Einzelmanahmen ergriffen werden, die das berleben dieser Arten

    sichern. Dabei sollten insbesondere solche bestandsgefhrdeten Arten pri-

    oritr behandelt werden, fr deren Erhaltung Deutschland eine hohe oder

    eine besonders hohe Verantwortlichkeit besitzt. Fr einen erfolgreichen

    Artenschutz ist es auerdem notwendig, das Wissen um alle in Deutschland

    vorkommenden Arten und um deren Gefhrdung zu verbessern.

    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    22

    Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    23/112

    1 Die FFH-Richtlinie schtzt konkrete Vorkommen bestimmter Lebensrume. Diesewerden beispielsweise in Anhang I der FFH-Richtlinie zu abstrakten Lebensraumtypenzusammengefasst.

    Die Naturschutzarbeit in Deutschland verdankt der Fauna-Flora-Habitat-

    Richtlinie (FFH-Richtlinie) zahlreiche positive Impulse, zum Beispiel

    die Ausweisung neuer Schutzgebiete oder stringente Prungen von

    Eingrien. Die Arten und Lebensrume gem den Anhngen der FFH-

    Richtlinie reprsentieren einen wichtigen Ausschnitt der biologischen

    Vielalt in Deutschland und der EU. Diese Schutzgter sind Bestandteil

    sehr unterschiedlicher kosysteme und haben eine hohe Bedeutungr den Naturschutz. Die Vorgaben der FFH-Richtlinie korrespondieren

    mit ast allen Aktionseldern der Nationalen Strategie zur biologischen

    Vielalt. Die Beurteilung des Erhaltungszustandes der FFH-Lebensrume1

    und FFH-Arten (FFH-Schutzgter) spielt eine zentrale Rolle bei der ber-

    prung der Erolge der FFH-Richtlinie sowie der Nationalen Strategie

    zur biologischen Vielalt. Basierend au einem Monitoring der FFH-

    Schutzgter, weiteren aktuellen Daten von Bund und Lndern sowie

    Experteneinschtzungen wird alle sechs Jahre ein nationaler FFH-Bericht

    mit Bewertungen des Erhaltungszustandes aller FFH-Schutzgter erstellt.

    Der Indikator asst diese Aussagen r Deutschland in einer einachen

    Mazahl zusammen.

    // Indikator

    Der Indikator wird als Indexwert berechnet, in den die Bewertungen des

    Erhaltungszustandes der Schutzgter der FFH-Richtlinie in Deutschland

    eingehen. Datengrundlage sind die nationalen FFH-Berichte 2007 und

    2013 mit den Bewertungsergebnissen zu den Lebensrumen gem

    Anhang I und zu den Vorkommen der Tier- und Pflanzenarten der

    Anhnge II, IV und V.

    2.1.3 Erhaltungszustand der FFH-Lebensrumeund FFH-Arten

    23

    Der Indikator gibt eine zusammen-

    fassende Aussage zum Erhaltungs-

    zustand der Lebensrume gem

    Anhang I und der Arten gem den

    Anhngen II, IV und V der FFH-

    Richtlinie in Deutschland.

    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    Schwarzes Moor im FFH-GebietBayerische Hohe Rhn

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    24/112

    // Aufbau

    Grundlage r die Berechnung des Indikators sind die Bewertungen des

    Erhaltungszustandes r jedes Schutzgut dierenziert nach den drei r

    Deutschland relevanten biogeographischen Regionen. Diese Angaben

    werden den nationalen FFH-Berichten entnommen, die alle sechs Jahre

    erstellt werden. Derzeit asst der Indikator die Ergebnisse des Berichts

    2007 (Berichtsperiode 2001 bis 2006) und des Berichts 2013 (Berichtspe-

    riode 2007 bis 2012) zusammen. Die Bewertung der Erhaltungszustndeerolgt in drei Stuen und wird mit den Farben einer Ampel visualisiert:

    gnstig (grn), ungnstig-unzureichend (gelb), ungnstig-schlecht

    (rot). Weiterhin wird die Kategorie unbekannt vergeben, wenn eine

    Bewertung augrund mangelnder Daten nicht vorgenommen werden

    kann. Auerdem gehen Angaben zum Trend des Erhaltungszustandes

    whrend einer Berichtsperiode in die Berechnung ein, was zu einer ei-

    ner abgestuten Aussage hrt. Bei diesen Trends wird unterschieden in:

    sich verbessernder (positiver) Trend (+), sich verschlechternder (nega-

    tiver) Trend (-), stabiler Trend (=) und unbekannter Trend (x). Fr

    die Indexberechnung werden die Schutzgter gem der Bewertung des

    Erhaltungszustandes und des Trends gewichtet. Dabei gilt: Je besser die

    Bewertung, desto grer ist der Gewichtungsaktor. Der Wert des Indika-

    tors betrgt null Prozent, wenn der Erhaltungszustand aller einflieen-

    den Schutzgter als ungnstig-schlecht bewertet wird, und 100 Prozent,

    wenn der Erhaltungszustand aller Schutzgter als gnstig bewertet wird.

    Schutzgter, deren Erhaltungszustand als unbekannt eingestut wurde,

    werden bei der Berechnung des Indikators nicht bercksichtigt. Soern

    Schutzgter in mehreren biogeographischen Regionen vorkommen, geht

    ihre Bewertung mehrach in den Index ein.

    Um die Vergleichbarkeit der Indikatorwerte r die Berichte 2007 und

    2013 zu erhhen und die Aussageschre zu verbessern, wurde die Berech-

    nung des Indikatorwertes r das Jahr 2007 rckwirkend an die Berech-nung r das Jahr 2013 in olgenden Punkten angepasst:

    In der Nationalen Strategie zur biologischen Vielalt ist als Ziel estge-

    legt, bis 2020 den Erhaltungszustand der FFH-Lebensrume signifikant

    zu verbessern, soern ein guter Erhaltungszustand noch nicht erreicht

    wurde. Ebenso soll eine signifikante Verbesserung des Erhaltungszustan-

    des smtlicher Arten und Lebensrume der Ksten und Meere bis 2020

    erreicht werden. Dieses Ziel wird r die Berechnung eines Zielwertes rden Indikator au alle FFH-Schutzgter bertragen, somit auch au alle

    Arten der Anhnge II, IV und V der FFH-Richtlinie. Dies korrespondiert

    mit der Zielsetzung der Richtlinie, einen gnstigen Erhaltungszustand

    aller Lebensrume und Arten der Anhnge zu bewahren oder wiederher-

    zustellen. Verbessert sich der Erhaltungszustand der FFH-Lebensrume

    und FFH-Arten mit ungnstigem Erhaltungszustand um mindestens eine

    Bewertungsstue, so wird dies als signifikante Verbesserung betrachtet.

    Zielwert ist demzuolge der Indexwert, der sich ergibt, wenn sich die Be-

    wertungen aller FFH-Schutzgter, deren Erhaltungszustand im nationa-

    len FFH-Bericht 2007 nicht als gnstig eingestut wurde, um genau eine

    Stue verbessern. Im Sinne einer einachen Kommunizierbarkeit wurde

    der so ermittelte Wert anschlieend gerundet. Es resultiert somit ein Ziel-

    wert von 80 Prozent r das Jahr 2020.

    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    24

    Fr die Ksten und Meere ist in der

    Nationalen Strategie zur biologi-

    schen Vielfalt das Ziel formuliert,

    bis 2020 fr alle Arten und Lebens-

    rume eine signifikante Verbesse-

    rung des Erhaltungszustandes zu

    erreichen (BMU 2007: 33).

    In der Nationalen Strategie zur

    biologischen Vielfalt ist als Ziel

    formuliert: Bis 2020 weisen alle

    Bestnde der Lebensraumtypen

    (gem Anhang I der FFH-Richt-linie), der geschtzten ( 30 Bun-

    desnaturschutzgesetz [BNatSchG])

    und gefhrdeten Biotoptypen

    sowie solcher, fr die Deutschland

    eine besondere Verantwortung hat

    beziehungsweise die eine beson-

    dere Bedeutung fr wandernde

    Arten haben, einen gegenber

    2005 signifikant besseren Erhal-

    tungszustand auf, sofern ein guter

    Erhaltungszustand noch nicht

    erreicht ist. (BMU 2007: 29)

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    25/112

    Die Artengruppen der Brlappe, Tormoose und Rentierflechten sowie die

    Fisch-Sammelgruppe der Gro-Marnen werden nicht mehr bercksich-

    tigt. Auerdem entllt eine Gewichtung nach den Anteilen der Verbrei-

    tungsgebiete der Schutzgter in den drei biogeographischen Regionen, da

    die hierr notwendigen Angaben nicht in allen Fllen vorliegen. Dagegen

    gehen seit der Berichtsperiode 2007 bis 2012 die Angaben zum Trend desErhaltungszustandes (siehe oben) in die Berechnung ein.

    Teilindikatoren werden nach demselben Verahren wie der Gesamtindi-

    kator berechnet, wobei jeweils eine Teilmenge der FFH-Schutzgter aus-

    gewhlt wird beispielsweise alle FFH-Arten und FFH-Lebensrume mit

    einem Schwerpunkt der Vorkommen an Ksten und in Meeren.

    // Aussage

    Fr die letzte Berichtsperiode 2007 bis 2012 betrgt der Indikatorwert

    46 Prozent. Gegenber der ersten Berichtsperiode 2001 bis 2006 liegt der

    Wert um gut vier Prozentpunkte niedriger. Fr Arten liegt er im Berichts-

    jahr 2013 mit 46 Prozent um gut zwei Prozentpunkte niedriger als im

    Berichtsjahr 2007, r Lebensrume mit 46 Prozent um gut acht Prozent-

    punkte. Damit hat der Wert r Lebensrume strker abgenommen als der

    r Arten.

    Es ist zu beachten, dass nderungen der Erhaltungszustnde nicht immer

    au tatschlichen Verbesserungen oder Verschlechterungen beruhen, son-

    dern unter anderem au genauere Daten beziehungsweise au verbesserte

    Kenntnisse oder methodische nderungen zurckgehen. Betrachtet man

    ausschlielich die tatschlichen Verbesserungen und Verschlechterungen

    der Erhaltungszustnde in allen drei biogeographischen Regionen imVergleich der beiden Berichtsperioden 2001 bis 2006 und 2007 bis 2012,

    so stehen bei den Arten 16 Verbesserungen 18 Verschlechterungen ge-

    genber, bei den Lebensrumen gab es keine Verbesserungen und 13 Ver-

    schlechterungen.

    Die Indikatorwerte der drei biogeographischen Regionen Deutschlands

    liegen in der Berichtsperiode 2007 bis 2012 sehr weit auseinander (siehe

    Tabelle 2): In der alpinen Region (ALP) betrgt der Wert des Indikators

    rund 72 Prozent, in der kontinentalen Region (KON) knapp 43 Prozent. In

    der atlantischen Region (ATL) erreichte der Indikator hingegen nur einen

    Wert von rund 35 Prozent.

    Jahr ALPArten

    ALPLebens-

    raumtypen

    ALPGesamt

    KONArten

    KONLebens-

    raumtypen

    KONGesamt

    ATLArten

    ATLLebens-

    raumtypen

    ATLGesamt

    2007 71 % 79 % 74 % 42 % 52 % 45 % 42 % 42 % 42 %

    2013 68 % 79 % 72 % 44 % 40 % 43 % 38 % 31 % 35 %

    Quelle: Bundesamt fr Naturschutz 2014

    25

    Tabelle 2: Indikatorwerte der drei biogeographischen Regionen Deutschlands

    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    Die Bundesregierung strebt auch

    in Hinblick auf den Schutz der

    Lebensrume und Arten der FFH-

    Richtlinie an:

    die dauerhafte Sicherung derNatura 2000-Gebiete inklusive

    Bereitstellung der erforderli-

    chen Finanzierung (Aktions-

    feld C 1 Biotopverbund und

    Schutzgebietsnetze),

    die Erarbeitung und Durch-fhrung von Artenschutzpro-

    grammen zur Erhaltung und

    Wiederansiedlung spezifischer

    Arten und Artengruppen (Ak-tionsfeld C 2 Artenschutz und

    genetische Vielfalt),

    die berprfung agrar- und

    umweltpolitischer Manah-

    men auf Nachhaltigkeit und

    wirtschaftlich zumutbare

    Mglichkeiten zur weiteren

    Verbesserung der Naturver-

    trglichkeit im Rahmen der

    EU-Agrarfrderung sowie der

    nationalen und europischenAgrar- und Umweltpolitik

    (Aktionsfeld C 6 Land- und

    Forstwirtschaft).

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    26/112

    Die Aussagen zum Trend des Erhaltungszustandes geben zustzliche

    Hinweise. Bei knapp ber der Hlte der Schutzgter liegt ein stabiler

    Trend vor, el Prozent weisen einen positiven Trend und 28 Prozent einen

    negativen Trend au. Auch diese Auswertungen spiegeln die im Vergleich

    zu den Arten ungnstigere Situation bei den Lebensrumen wider: Der

    Trend ist hier nur in drei von 188 Fllen (zwei Prozent) positiv und in60 Fllen (32 Prozent) negativ. Im Gegensatz dazu zeigt sich bei 16 Prozent

    der Arten ein positiver Trend (ALP: vier Prozent, ATL: 25 Prozent, KON:

    16 Prozent), bei 25 Prozent jedoch ein negativer Trend (ALP: 18 Prozent,

    ATL: 30 Prozent, KON: 25 Prozent).

    Das FFH-Monitoring erasst bei seltenen Arten und Lebensrumen je-

    des einzelne Vorkommen und bei hufiger vorkommenden Arten und

    Lebensrumen reprsentative Stichproben in deren gesamten Verbrei-

    tungsgebiet. Hierdurch nimmt die Kenntnis ber Zustand und Vernde-

    rung der Schutzgter kontinuierlich zu. In der letzten Berichtsperiode

    sank der Anteil der Schutzgter mit unbekanntem Erhaltungszustand

    bundesweit au zehn Prozent ab. Bei den Arten und Lebensrumen so-

    wie in den biogeographischen Regionen zeigen sich dabei deutliche Un-

    terschiede: Whrend bei den Lebensrumen der Kenntnisstand inzwi-

    schen mit zwei Prozent (2007: n Prozent) als unbekannt bewerteten

    Lebensraumtypen zuriedenstellend ist, liegt dieser Anteil bei den Arten

    bei 15 Prozent (2007: 17 Prozent). In der alpinen Region wurden rund

    20 Prozent der Schutzgter als unbekannt eingestut, in der kontinenta-

    len Region sieben Prozent und in der atlantischen Region neun Prozent.

    Es sind daher weitere Anstrengungen notwendig, um den Kenntnisstand

    bei den Arten in allen Regionen, insbesondere aber in der alpinen Region,

    zu verbessern.

    Bezogen au die Gesamtzahl der Arten und Lebensraumtypen der FFH-

    Richtlinie mit Vorkommen in den drei biogeographischen Regionen

    Deutschlands betrug in der Berichtsperiode 2007 bis 2012 der prozentuale

    Anteil der mit rot bewerteten Schutzgter 30 Prozent, der mit gelb

    bewerteten 34 Prozent und der mit grn bewerteten 26 Prozent. Der

    Indikatorwert und der hohe Anteil der mit gelb oder rot bewerteten

    Schutzgter zeigen den groen Handlungsbedar in Hinblick au eine

    ot nur mittel- bis langristig erreichbare Verbesserung des Erhaltungs-

    zustandes der Schutzgter der FFH-Richtlinie in Deutschland und damit

    auch den Schutz der biologischen Vielalt insgesamt. Die FFH-Richtlinie

    zielt au einen gnstigen Erhaltungszustand ihrer Schutzgter ab. Das

    Schutzgebietsnetz Natura 2000 stellt dar ein wesentliches Instrument

    dar. Aber auch Vorkommen auerhalb der FFH-Gebiete flieen in die

    Bewertung des Erhaltungszustandes ein.

    Die Werte von Teilindikatoren werden wie der Gesamtindikator berech-

    net, beziehen sich aber jeweils nur au eine Auswahl von FFH-Arten und

    FFH-Lebensrumen, deren Vorkommen zum Beispiel an bestimmte For-

    mationen gebunden sind (unter anderem Wlder, Stillgewsser, Moore).

    Diese Werte liegen r die Berichtsperiode 2007 bis 2012 zwischen 34 Pro-

    zent und 65 Prozent (siehe Tabelle 3). Die Ergebnisse verdeutlichen, dass

    der Handlungsbedar bei Lebensrumen und Arten der Moore, Ksten

    und Meere sowie landwirtschatlich geprgter kosysteme, die au Ma-nagementmanahmen beziehungsweise eine naturvertrgliche Nutzung

    angewiesen sind, grer ist als bei Schutzgtern mit Bindung an Wlder

    oder Gebirge.

    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    26

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    27/112

    Teilindikatoren Wert

    Erhaltungszustand von Schutzgtern verschiedener Formationen gem der Einteilung

    in Kapitel B 1.2 der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    Ksten/Meere:

    Stillgewsser:

    Fliegewsserund Auen:

    Moore:

    Gebirge:

    40 Prozent

    48 Prozent

    46 Prozent

    34 Prozent

    65 Prozent

    Erhaltungszustand nutzungsabhngiger beziehungsweise durch landwirtschaftliche

    Nutzung stark geprgter Schutzgter (nur landwirtschaftliches Offenland inklusive

    historischer Nutzungsformen)

    40 Prozent

    Erhaltungszustand waldgebundener Schutzgter 55 Prozent

    Durch gezielte Manahmen insbesondere des Naturschutzes konnte zwar

    in der letzten Berichtsperiode bei vielen Arten und Lebensrumen eine

    Stabilisierung oder sogar Verbesserung erreicht werden. Vielach reichten

    diese Manahmen aber nicht aus, um negativen Auswirkungen entgegen-

    zuwirken. Folgende Konsequenzen lassen sich daraus ableiten:

    Im Schutzgebietsnetz Natura 2000 muss die Erstellung von FFH-Ma-

    nagementplnen mit hoher Prioritt verolgt werden. Die notwendi-

    gen Schutzmanahmen r FFH-Lebensrume und FFH-Arten mssen

    zeitnah umgesetzt werden.

    Da viele Schutzgter auch auerhalb der FFH-Gebiete vorkommen,

    knnen auch dort Manahmen erorderlich sein, um insgesamt ei-

    nen gnstigen Erhaltungszustand zu bewahren oder zu erreichen.

    Soern diese Vorkommen keinem anderen Schutzstatus unterliegen,

    kommen hierr reiwillige Vereinbarungen (zum Beispiel Vertrags-

    naturschutz) in Betracht. Insbesondere r zahlreiche Arten und

    Lebensrume des Oenlandes sind nachhaltige landwirtschatliche

    Manahmen erorderlich.

    Der Erhaltungszustand vieler Schutzgter hngt von der Art der

    Flchennutzung ab, die nicht im direkten Einflussbereich des Na-

    turschutzes liegt. Zur Verbesserung der Erhaltungszustnde knnenNaturschutz und Flchennutzer sowie weitere relevante Akteure nur

    gemeinsam beitragen; insoweit ist eine verstrkte Zusammenarbeit

    anzustreben.

    Quelle: Bundesamt fr Naturschutz 2014

    27

    Tabelle 3: Werte ausgewhlter Teilindikatoren fr die Berichtsperiode 2007 bis 2012

    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    Magere Flachland-Mhwiese

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    28/112

    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    28

    Themenfelder der NBSInsbesondere B 1.1 Biodiversitt, B 1.2 Lebensrume, C 1 Biotopverbund und Schutzgebietsnetze, C 2 Artenschutz

    und C 6 Land- und Forstwirtschaft

    DefinitionIndex (Mazahl in Prozent) ber den gewichteten Erhaltungszustand der Lebensrume und Arten der FFH-Richtlinie

    in den drei biogeographischen Regionen Deutschlands

    ZielwertBis 2020 hat sich der Erhaltungszustand aller im Bericht 2007 noch mit ungnstig bewerteten Schutzgter um

    mindestens eine Stufe verbessert (Indexwert von 80 Prozent).

    KernaussageAuf Grundlage des FFH-Berichts 2013 (Berichtsperiode 2007 bis 2012) betrgt der Indikatorwert 46 Prozent.

    Er liegt damit nach wie vor weit vom Zielwert entfernt. Die Anstrengungen zur Verbesserung des Erhaltungs-

    zustands der FFH-Lebensrume und FFH-Arten mssen daher erheblich verstrkt werden.

    Quelle: Grafik: Bundesamt fr Naturschutz 2014, Daten: Bundesamt fr Naturschutz (2009, 2014)

    Zielwert von 80 Prozent

    im Jahr 2020

    Abbildung 8: IndikatorErhaltungszustand der FFH-Lebensrume und FFH-Arten

    2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020

    20

    80

    100

    40

    60

    0

    Index in Prozent

    4650

    Wert im Jahr 2007: Nationaler FFH-Bericht 2007 fr die Berichtsperiode 2001 bis 2006 (BfN 2009)

    Wert im Jahr 2013:Nationaler FFH-Bericht 2013 fr die Berichtsperiode 2007 bis 2012 (BfN 2014)

    Der aktuelle Wert liegt noch weit vom Zielbereich entfernt.

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    29/112

    Als invasiv gelten Arten, deren Vorkommen auerhalb ihres natrlichen

    Verbreitungsgebietes r die dort natrlich vorkommenden kosysteme,

    Biotope oder Arten ein erhebliches Gehrdungspotenzial darstellt. Dies

    ist beispielsweise dann der Fall, wenn durch die Ausbreitung einer inva-

    siven Art einheimische Arten an bestimmten Standorten verdrngt und

    dadurch in ihrem Bestand gehrdet werden. Die absichtliche Einuhr

    und das unbeabsichtigte Einschleppen invasiver Arten werden weltweitnach der Zerstrung von Lebensrumen als die zweitgrte Gehrdungs-

    ursache r die biologische Vielalt angesehen. Deutschland hat eine lange

    Geschichte der Besiedlung und Landnutzung, in deren Verlau ein um-

    angreicher Austausch von Arten mit anderen Gebieten der Welt erolgte.

    In den allermeisten Fllen haben sich diese neu nach Deutschland ge-

    langten Arten als nicht invasiv erwiesen. Im weltweiten Vergleich hat sich

    gezeigt, dass das Gehrdungspotenzial bei bestimmten invasiven Arten in

    Deutschland zwar hoch ist, insgesamt aber als weitaus geringer zu bewer-

    ten ist als beispielsweise im Falle isolierter Inseln.

    Vor allem durch die internationalen Verkehrs- und Handelsstrme ge-

    langen Arten nach Deutschland, die natrlich vorkommende Arten und

    Lebensrume gehrden knnen. Neben diesen negativen Auswirkungen

    aus Sicht des Naturschutzes knnen invasive Arten zustzlich negative ko-

    nomische Auswirkungen (zum Beispiel r die Forst- und Landwirtschat)

    oder negative gesundheitliche Auswirkungen r den Menschen (zum Bei-

    spiel die Herkulesstaude als Auslser von Hautverbrennungen) haben.

    In bestimmten Fllen haben Manahmen bereits zu einer deutlichen Zu-

    rckdrngung einzelner, erst kleinrumig vorkommender invasiver Arten

    gehrt (zum Beispiel Grobltiges Heusenkraut in Niedersachsen, Gelbe

    Scheinkalla im Taunus). Bei der Planung von Manahmen gegen sich in

    Deutschland ausbreitende invasive Arten haben solche Arten eine beson-dere Prioritt, die erst am Anang ihrer Ausbreitung stehen und gegen die

    2.1.4 Invasive Arten

    29

    Der Indikator bilanziert die Anzahl

    sich neu in Deutschland ausbrei-

    tender invasiver Arten, die fr hier

    natrlich vorkommende kosys-

    teme, Lebensrume oder Arten ein

    erhebliches Gefhrdungspotenzialdarstellen.

    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    Sibirischer Str(Acipenser baerii)

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    30/112

    geeignete Soortmanahmen ergrien werden knnen mit dem Ziel einer

    vollstndigen Beseitigung der Bestnde (vergleiche 40 Absatz 3 Satz 1

    Bundesnaturschutzgesetz [BNatSchG]).

    Diverse invasive Arten konnten sich ber lngere Zeitrume hinweg in

    Deutschland weit ausbreiten. In der Regel sind Manahmen bei weit ver-breiteten invasiven Arten nur lokal oder regional erolgversprechend und

    sollten darau abzielen, den negativen Einfluss dieser Arten au bestimmte

    besonders schtzenswerte Arten, Lebensrume oder Gebiete zu minimie-

    ren (vergleiche 40 Absatz 3 Satz 2 [BNatSchG]).

    // Indikator

    Der Indikator basiert au Listen in Deutschland bereits wildlebend vor-

    kommender invasiver Arten. Dabei handelt es sich um diejenigen Tier-

    und Pflanzenarten, die negative Auswirkungen au die biologische Vielalt

    bestimmter Lebensrume in Deutschland haben. Berichtet werden zwei

    Teilindikatoren:

    Erster Teilindikator ist die absolute Anzahl bisher in Deutschland

    nur kleinrumig vorkommender invasiver Arten in den betrachteten

    Artengruppen (siehe Tabelle 4). Diese Zahl ist ein Ma r die Dring-

    lichkeit, Soortmanahmen gegen sich neu ausbreitende invasive

    Arten zu ergreien.

    Als zweiter Teilindikator wird die Anzahl der invasiven Arten aus dem

    ersten Teilindikator berichtet, die nach dem Jahr 2010 nicht mehr als

    kleinrumig, sondern als grorumig verbreitet gelten und die des-

    halb vom ersten Teilindikator zum zweiten Teilindikator berhrtwerden mussten. Diese Zahl beschreibt das Ausma einer Gehrdung

    von kosystemen, Lebensrumen oder Arten durch sich in Deutsch-

    land stark ausbreitende invasive Arten in den Fllen, in denen geeig-

    nete Soortmanahmen nicht bekannt sind, nicht umgesetzt werden

    oder wirkungslos bleiben.

    Es besteht das Ziel, dass die Anzahl invasiver Arten in Zukunt nicht zu-

    nimmt. Bei Erolg der durchgehrten Manahmen wre es mglich,

    dass die Anzahl der Arten wieder bis au null abnimmt.

    // AufbauDie Anzahl der sich in Deutschland ausbreitenden invasiven Arten wird

    jeweils ber alle betrachteten Artengruppen summiert. Derzeit stehen

    hierr nur Daten von zwei Artengruppen zur Vergung (Gepflan-

    zen und Fische). Mit der Erassung weiterer Artengruppen wird sich die

    Datengrundlage r die beiden Teilindikatoren erweitern, so dass sich

    die Indikatorwerte voraussichtlich auch rckwirkend ndern werden.

    // Aussage

    Die beiden Teilindikatoren werden r die Jahre 2010 und 2012 vorlufig

    anhand von zwei Artengruppen (Gepflanzen und Fische) berechnet(siehe Abbildung 9). Als kleinrumig verbreitet gelten momentan insge-

    samt el invasive Arten (eine Fischart und zehn Arten der Gepflanzen),

    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    30

    Zum Schutz der biologischen Viel-

    falt vor negativen Auswirkungen

    invasiver Arten strebt die Bundes-

    regierung Folgendes an (BMU 2007):

    Bercksichtigung der Proble-

    matik der als invasiv bekannten

    Arten in Managementplnen

    (Seite 28),

    Vermeidung der Einschleppung

    invasiver Arten insbesondere

    in aquatische Lebensrume

    (Meere, Still- und Fliegewsser)

    (Seite 34, 35 und 37),

    berwachung, Frherkennung

    und Prvention (Seite 66),

    Anwendung der gesetzlichen

    Grundlagen aus Naturschutz

    und Pflanzenschutzrecht

    (Seite 67),

    Entwicklung von Empfehlun-

    gen zum Umgang mit invasiven

    Arten (Seite 68).

    Vor allem durch die internationa-

    len Verkehrs- und Handelsstrme

    gelangen nicht-heimische Arten

    (Neobiota) nach Deutschland, die

    heimische Arten gefhrden bezie-hungsweise verdrngen knnen.

    (BMU 2007: 27)

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    31/112

    Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Status

    Tracheophyta Gefpflanzen

    Crassula helmsii Nadelkraut Etabliert

    Hydrocotyle ranunculoides Groer Wassernabel Etabliert

    Lagarosiphon major Wechselblatt-Wasserpest Etabliert

    Ludwigia grandiflora Grobltiges Heusenkraut Etabliert

    Ludwigia x kentiana Kents Heusenkraut Etabliert

    Lysichiton americanus Gelbe Scheinkalla Etabliert

    Myriophyllum aquaticum Brasilianisches Tausendblatt Etabliert

    Myriophyllum heterophyllum Verschiedenblttriges Tausendblatt Etabliert

    Rhododendron ponticum Pontischer Rhododendron Etabliert

    Sarracenia purpurea Braunrote Schlauchpflanze Etabliert

    Pisces Fische

    Acipenser baeriiSibirischer Str Unbestndig

    gegen die nach 40 Absatz 3 Satz 1 BNatSchG Soortmanahmen zu

    ergreien sind (siehe Liste in Tabelle 4). Seit dem Jahr 2010 konnte sich

    keine kleinrumig vorkommende invasive Art des ersten Teilindikators

    in Deutschland so stark ausbreiten, dass sie jetzt als grorumig verbrei-

    tet gilt. Aktuell besitzt der zweite Teilindikator daher den Wert null. Es

    konnte allerdings auch keine invasive Art augrund erolgreicher Be-kmpung von der Liste des ersten Teilindikators genommen werden,

    was das Ziel ist. Insgesamt haben sich die Indikatorwerte des Jahres 2012

    gegenber dem Stand des Jahres 2010 nicht verndert.

    Die Bundesregierung hat in der Nationalen Strategie zur biologischen

    Vielalt mehrere Manahmen vorgeschlagen, die geeignet sind, die Beein-

    trchtigung der biologischen Vielalt durch invasive Arten zu verringern.

    Es muss besonderer Wert au die Prvention gelegt werden, um einer

    Gehrdung von kosystemen, Biotopen oder Arten durch invasive Arten

    entgegenzuwirken. Gelangen invasive Arten nach Deutschland, ist durch

    Frherkennung und Soortmanahmen deren Ansiedlung oder weitere

    Ausbreitung zu verhindern. Mit der im September 2014 verabschiedeten

    EU-Verordnung ber die Prvention und das Management der Einbrin-

    gung und Ausbreitung invasiver gebietsremder Arten sollen weitere Fort-

    schritte bei der Bekmpung invasiver Arten erzielt werden (Verordnung

    (EU) Nummer 1143/2014).

    Quelle: Bundesministerium fr Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit 2014

    31

    Tabelle 4: Liste von in Deutschland bisher nur kleinrumig vorkommenden invasiven Artender Gefpflanzen und Fische

    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    Brasilianisches Tausendblatt(Myriophyllum aquaticum)

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    32/112

    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    32

    Themenfelder der NBSB 1.1.2 Artenvielfalt, C 3 Biologische Sicherheit und Vermeidung von

    Faunen- und Florenverflschung

    DefinitionAnzahl invasiver Arten getrennt nach Anzahl kleinrumig vorkom-

    mender Arten und Anzahl der sich nach dem Jahr 2010 grorumig

    ausbreitenden Arten

    QualittszielDie Anzahl der sich neu in Deutschland ausbreitenden invasiven

    Arten ist zu minimieren; eine Erhhung der Anzahl sich grorumig

    ausbreitender invasiver Arten ist zu verhindern.

    KernaussageGegen elf invasive Arten, die bisher nur kleinrumig vorkommen,

    sind Sofortmanahmen zu ergreifen. Seit dem Jahr 2010 hat sich

    keine kleinrumig vorkommende invasive Art des ersten Teilindi-

    kators in Deutschland stark ausgebreitet.

    Abbildung 9: IndikatorInvasive Arten

    2010

    Anzahl der kleinrumig vorkommenden invasiven Arten

    Anzahl der sich nach dem Jahr 2010 grorumigausbreitenden invasiven Arten

    2012 2014

    2

    8

    10

    12

    14

    4

    6

    00 0

    1111

    Anzahl invasiver Arten der Gefpflanzen und Fische

    Gelbe Scheincalla(Lysichiton americanus)

    Fr das Jahr 2014

    liegen keine Werte vor.

    Quelle: Grafik: Bundesamt fr Naturschutz 2014, Daten: Bundesamt fr Naturschutz2014

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    33/112

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

    34/112

    Landflche Deutschlands betrgt 15,4 Prozent. Diese Flchen sind inzwi-

    schen berwiegend rechtlich gesichert worden, wobei ein Teil der Gebiete

    (circa 15 Prozent) als streng geschtzte Gebiete (Naturschutzgebiete, Na-

    tionalparke) ausgewiesen wurde. Die Kategorien Natura 2000-Gebiete,

    Naturschutzgebieteund Nationalparkeberlappen sich somit teil-

    weise. Deswegen knnen sie bei der Berechnung des Indikators Gebiets-schutz nicht addiert werden. In die Berechnung des Indikators gehen

    nur die als Naturschutzgebiet oder Nationalpark ausgewiesenen Natura

    2000-Gebiete ein.

    // Indikator

    Der Indikator Gebietsschutz bilanziert die Gesamtflche der streng ge-

    schtzten Gebiete in Deutschland. Dar wird der prozentuale Anteil der

    Flchen der Naturschutzgebiete (NSG) und der Nationalparke (NLP) an

    der Landflche Deutschlands ermittelt. Natura 2000-Gebiete sowie Kern-

    und Pflegezonen der Biosphrenreservate sind hierin eingeschlossen,

    wenn sie als NSG oder NLP ausgewiesen wurden.

    In der Nationalen Strategie zur biologischen Vielalt hat sich die Bun-

    desregierung verschiedene Ziele mit Bezug zum Gebietsschutz gesetzt:

    Bis 2010 sollte Deutschland au zehn Prozent der Landesflche ber ein

    reprsentatives und unktionshiges System vernetzter Biotope ver-

    gen. Auerdem soll sich bis 2020 die Natur au zwei Prozent der Flche

    Deutschlands wieder ungestrt entwickeln knnen. Bis 2010 sollte zudem

    der Auau des europischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 abge-

    schlossen sein. Mit der Ausweisung streng geschtzter Gebiete (Natur-

    schutzgebiete, Nationalparke) wird ein wichtiger Beitrag zur Erreichung

    dieser Ziele geleistet. Die Zustndigkeit r die Entscheidung ber dieAusweisung von Schutzgebieten liegt bei den Lndern. Der Bund kann

    diesen Prozess untersttzen (zum Beispiel durch die Frderung von Na-

    turschutzgroprojekten).

    // Aufbau

    Seit dem Jahr 2000 melden die Bundeslnder dem Bundesamt r Natur-

    schutz jhrlich die Daten zu den Flchen der Naturschutzgebiete (NSG)

    und der Nationalparke (NLP). Es wird der prozentuale Anteil der Gesamt-

    flche jeweils beider Kategorien von Schutzgebieten an der Landflche

    Deutschlands berechnet. Die Flchenanteile werden r die Berichtsjahre

    gesondert und in der Summe dargestellt. Nur im NLP Unteres Odertal

    wurden Flchen sowohl als NSG als auch als NLP gemeldet. Diese werden

    bei der Bilanzierung des Indikators als NLP-Flchen gezhlt. Die Flchen-

    anteile der als NSG oder NLP ausgewiesenen Kern- und Pflegezonen der

    Biosphrenreservate sowie der Natura 2000-Gebiete werden nicht geson-

    dert augehrt.

    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    34

    Das Aktionsfeld Biotopverbund

    und Schutzgebietsnetze der Nati-

    onalen Strategie zur biologischen

    Vielfalt stellt die zentrale Bedeu-

    tung der Ausweisung von Schutz-gebieten und deren Vernetzung fr

    die Erhaltung der biologischen Viel-

    falt heraus (BMU 2007: 64): Die

    Artenvielfalt und die genetische

    Vielfalt wildlebender Pflanzen-

    und Tierarten wird insbesondere

    durch den Schutz ihrer Habitate

    und Lebensrume erhalten. Bei der

    Erhaltung reproduktionsfhiger

    Populationen spielen der Biotop-

    verbund und Schutzgebietsnetze

    eine zentrale Rolle.

    Bis zum Jahre 2020 kann sich die

    Natur auf zwei Prozent der Flche

    Deutschlands wieder nach ihren

    eigenen Gesetzmigkeiten unge-

    strt entwickeln und Wildnis ent-

    stehen. Bis 2010 besitzt Deutsch-

    land auf zehn Prozent der Lan-

    desflche ein reprsentatives undfunktionsfhiges System vernetzter

    Biotope. Dieses Netz ist geeignet,

    die Lebensrume der wildlebenden

    Arten dauerhaft zu sichern und ist

    integraler Bestandteil eines euro-

    pischen Biotopverbunds.

    (BMU 2007: 28)

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

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    // Aussage

    Die Flche der streng geschtzten Gebiete stieg von 1.129.225 Hektar im

    Jahr 2000 (3,2 Prozent der Landflche Deutschlands) au 1.525.501 Hektar

    im Jahr 2012 (4,3 Prozent) an (siehe Abbildung 10). Whrend die Flche

    der Naturschutzgebiete seit 2000 stetig angewachsen ist, vergrerte sichdie Flche der Nationalparke nur zwischen den Jahren 2003 und 2004

    nach Grndung der Nationalparke Eiel in Nordrhein-Westalen und

    Kellerwald-Edersee in Hessen. Durch die Errichtung der Nationalparke

    Schwarzwald in Baden-Wrttemberg (seit 1. Januar 2014) und Huns-

    rck-Hochwald in Rheinland-Palz und im Saarland (voraussichtlich

    im Frhjahr 2015) wird sich die Flche weiter erhhen. Der Anstieg der

    Flche streng geschtzter Gebiete liegt unter anderem in der Umsetzung

    des Natura 2000-Netzwerkes begrndet. Auch wenn die Unterschutzstel-

    lung der gemeldeten Natura 2000-Gebiete in Deutschland noch nicht

    abgeschlossen ist, wird die Flche der streng geschtzten Gebiete dadurch

    voraussichtlich nur in einem berschaubaren Umang zunehmen. Dies

    liegt mageblich daran, dass die Gebiete inzwischen grtenteils rechtlich

    gesichert wurden und die Lnder neben der Ausweisung als NSG oder

    NLP andere Formen der Unterschutzstellung whlen.

    Neben einer rechtlichen Ausweisung von Schutzgebieten ist auch eine

    eektive Betreuung und Pflege der Gebiete im Sinne der estgelegten

    Ziele des Naturschutzes notwendig. Darber hinaus ist eine gute Vernet-

    zung der Schutzgebiete wichtig. Eine Aussage ber die Qualitt aller bun-

    desweit streng geschtzten Gebiete kann bislang nicht getroen werden.

    Abgeschlossen ist die erste Evaluierungsrunde r die deutschen Natio-

    nalparke. Die zusammenassenden Ergebnisse wurden von EUROPARC

    Deutschland (Dachverband der Nationalen Naturlandschaten) im Jahr2013 publiziert.

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    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    Hinweisschild in einemNaturschutzgebiet

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    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

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    Quelle:Grafik: Bundesamt fr Naturschutz 2014, Daten: Bundeslnder 2013

    Themenfelder der NBSB 1.1.3 Vielfalt der Lebensrume, C 1 Biotopverbund und Schutzgebietsnetze

    DefinitionFlchenanteil der Naturschutzgebiete (NSG) und der Nationalparke (NLP) sowie der als NSG oder NLP

    ausgewiesenen Kern- und Pflegezonen der Biosphrenreservate (BR) in Prozent der Landflche Deutschlands

    QualittszielMit der Ausweisung streng geschtzter Gebiete wird ein wichtiger Beitrag geleistet unter anderem zur

    Absicherung des nationalen Biotopverbundes und zur Unterschutzstellung von Natura 2000-Gebieten.

    KernaussageDer Flchenanteil streng geschtzter Gebiete ist in den Jahren von 2000 bis 2012 von 3,2 Prozent auf

    4,3 Prozent der Landflche Deutschlands gestiegen.

    Statistisch signifikanter Trendhin zum Ziel Naturschutzgebiete Nationalparke

    Abbildung 10: IndikatorGebietsschutz

    2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

    1

    4

    5

    2

    3

    0

    4,3

    Anteil streng geschtzter Gebiete an der Landflche in Prozent

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

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    Saubere, naturnahe Gewsser sind von herausragender Bedeutung r die

    Erhaltung der biologischen Vielalt in Deutschland. In Flssen, Bchen,

    Seen, bergangs- und Kstengewssern finden sich zahlreiche Arten und

    Lebensrume, die au Beeintrchtigungen zum Beispiel durch Nhrsto-

    eintrge, Verschmutzungen oder Verbauungen sehr empfindlich reagieren.Bis in die 1970er Jahre belasteten insbesondere Abwsser aus Klranlagen

    und der Industrie sowie Eintrge aus umliegenden landwirtschatlich

    genutzten Flchen die Gewsser sehr stark. Vielltige Bemhungen im

    Bereich der Gewsserreinhaltung whrend der letzten Jahrzehnte haben

    die biologische Wasserqualitt insgesamt verbessert. Inolge einer verrin-

    gerten Abwasserbelastung konnten viele Tiere und Pflanzen in die sau-

    berer gewordenen Gewsser zurckkehren. Jedoch bestehen in anderen

    Bereichen nach wie vor groe Defizite. Verbauung, Begradigung und Ent-

    wsserung der Auen hrten zu einer strukturellen Verarmung, zum Ver-

    lust an Artenvielalt sowie zu einer Vernderung der natrlichen Abfluss-

    dynamik. Die Fliegewsser sind durchschnittlich alle zwei Kilometer

    durch ein Wehr r Organismen und Sediment nicht mehr durchgngig.

    Diese tie greienden Vernderungen und Nhrstoeintrge aus der Land-

    wirtschat sind heute wesentliche Belastungsaktoren unserer Gewsser.

    Nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie 2000/60/EG und der

    Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie 2008/56/EG wird ein ganzheitliches

    Schutz- und Nutzungskonzept r die europischen Oberflchengewsser

    verolgt. Ziel ist dabei der gute kologische und chemische Zustand. Der

    vorliegende Indikator bilanziert den guten kologischen Zustand, der

    definiert ist als geringgige Abweichung von den jeweiligen natrlichen

    Bedingungen.

    2.1.6 kologischer Gewsserzustand

    37

    Der Indikatorgibt Auskunft berden kologischen Zustand von

    Flssen, Bchen, Seen, bergangs-

    und Kstengewssern.

    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    Naturnahes Fliegewsser

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    // Indikator

    Der Indikator bilanziert den Anteil der Wasserkrper der Flsse, Bche,

    Seen, bergangs- und Kstengewsser, die sich in einem guten oder sehr

    guten kologischen Zustand befinden, an der Gesamtanzahl aller bewerte-

    ten Wasserkrper. Die Gewsserbewertung gem Wasserrahmenrichtlinie(WRRL) orientiert sich dabei an den im Wasser lebenden Organismen, da

    die Zusammensetzung der aquatischen Lebensgemeinschaten des jeweili-

    gen Gewssertyps die Gesamtheit aller Einflussaktoren widerspiegelt.

    Gem den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie und den Zielsetzungen

    der Nationalen Strategie zur biologischen Vielalt sollen bis zum Jahr 2015

    grundstzlich alle Wasserkrper mindestens einen guten kologischen

    Zustand erreichen. Fr erheblich vernderte und knstliche Gewsser

    gilt als Ziel das sogenannte gute kologische Potenzial. Dieses Ziel be-

    rcksichtigt, dass augrund von Nutzungen in solchen Gewssern nicht

    alle natrlicherweise vorkommenden Habitate wiederhergestellt werden

    knnen. Es ist zu beachten, dass die Wasserrahmenrichtlinie Fristverln-

    gerungen bis 2027 und Ausnahmen von der Zielsetzung zulsst.

    // Aufbau

    Der Indikator basiert au Erhebungen der Gewsser nach den Vorgaben

    der Wasserrahmenrichtlinie. Dabei wird der kologische Zustand einzel-

    ner Flussabschnitte, Seen oder Kstengewsserteile bewertet. Grundein-

    heit der Erassungen sind sogenannte Wasserkrper, die als rumlich ge-

    trennt gelten, wenn sich deren Kategorie (Fluss, See, bergangs- oder Ks-

    tengewsser), deren Typ (zum Beispiel kiesgeprgte Strme, sandgeprgte

    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    38

    Alter Emsarm mit Gelben Teichrosen

    (Nuphar lutea)

    Bis 2015 ist mindestens ein guter

    kologischer und chemischer Zu-

    stand (WRRL) [der Seen, Weiher

    und Teiche] erreicht [].

    (BMU 2007: 34)

    Bis zum Jahre 2015 ist fr die

    Gewsser im Kstenraum ein guter

    kologischer und chemischer

    Qualittszustand erreicht.(BMU 2007: 33)

  • 7/23/2019 Indikatorenbericht Biologische Vielfalt 2014

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    Tieflandbche) oder deren Zustand (zum Beispiel gut, mig) ndert.

    In die Bewertung gehen Fliegewsser mit einem Einzugsgebiet von

    mindestens zehn Quadratkilometern und Seen mit einer Gre von

    mindestens 50 Hektar ein. In Deutschland gibt es knapp 9.900 Wasser-

    krper (9.070 in Flssen und Bchen, 710 in Seen, n in bergangs-und 74 in Kstengewssern).

    Die kologische Zustandsklasse eines Wasserkrpers ergibt sich aus dem

    Grad der Abweichung vom natrlichen Zustand des Gewssertyps hin-

    sichtlich Vorkommen und Hufigkeit der lebensraumtypischen Arten. Es

    werden n Klassen unterschieden: sehr gut, gut, mig, unberiedigend

    und schlecht. Die biologische Qualittskomponente mit der schlechtesten

    Bewertung bestimmt die Klassenzugehrigkeit. Zur Bewertung werden

    die Wirbellosenauna (Makrozoobenthos), die Fischauna sowie Pflanzen

    (Makrophyten, Phytobenthos, Phytoplankton) herangezogen. Wenn die

    Umweltqualittsnorm eines regional bedeutenden Schadstoes nicht

    eingehalten wird, kann der kologische Zustand bestenalls als mig

    bewertet werden. Ferner mssen die Werte r physikalisch-chemische

    Parameter, wie Nhrstogehalte, Temperatur oder Salzgehalte, in einem

    Bereich liegen, der die Funktionshigkeit des kosystems gewhrleistet.

    Die berwachungsergebnisse des kologischen Zustandes der Gewsser

    werden in Bewirtschatungsplnen dokumentiert. Termin r die ersten

    Plne war der 22. Dezember 2009. Der erste Bewirtschatungszyklus lut

    bis Dezember 2015. Danach werden zwei weitere Zyklen von jeweils sechs

    Jahren olgen. Innerhalb eines Zyklus wird jedes Jahr ein Teil der Gewsser

    neu bewertet. Somit liegen beginnend mit dem Jahr 2009 alle sechs Jahre

    neue Daten zum kologischen Zustand aller deutschen Gewsser vor. Derletzte vergbare Wert datiert daher noch aus dem Jahr 2009.

    // Aussage

    Nach den Bewertungsmastben der Wasserrahmenrichtlinie zeigt sich,

    dass im Jahr 2009 nur zehn Prozent der Wasserkrper einen guten oder

    sehr guten kologischen Zustand erreichten (siehe Abbildung 11). Dieses

    Gesamtergebnis spiegelt im Wesentlichen die Bewertung der Fliegews-

    ser (neun Prozent in einem guten oder sehr guten kologischen Zustand)

    in Deutschland wider, da diese den grten Teil der Wasserkrper stellen.

    Das Ergebnis r die Seen war positiver. Hier erreichten 39 Prozent einen

    guten oder sehr guten kologischen Zustand. Schlechter stand es um die

    Ksten- und besonders die bergangsgewsser, die den guten kologi-

    schen Zustand in nahezu allen Wasserkrpern verehlten. Die hufigsten

    Ursachen r eine Einstuung in einen migen, unberiedigenden oder

    schlechten Zustand sind bei den Fliegewssern Vernderungen der Hy-

    dromorphologie (zum Beispiel durch Verbauung, Begradigung und regel-

    mige Unterhaltung) sowie die ehlende Durchgngigkeit und die ho-

    hen, grtenteils aus der Landwirtschat stammenden Nhrstoeintrge.

    Diese Beeintrchtigungen schlagen sich in massiven Vernderungen der

    natrlichen Lebensgemeinschaten nieder. Bei den Seen, bergangs- und

    Kstengewssern sind die Nhrstoelastungen die wichtigste Ursache.

    39

    Bis 2015 ist entsprechend den

    Vorgaben der WRRL ein guter ko-

    logischer und chemischer Zustand

    beziehungsweise kologischesPotenzial der Flsse erreicht; die

    kologische Durchgngigkeit ist

    wiederhergestellt. [] Der Bestand

    der fr das jeweilige Fliegewsser

    charakteristischen Fischfauna ist

    dauerhaft gesichert.

    (BMU 2007: 35)

    Makrozoobenthos:

    Mit bloem Auge erkennbare

    wirbellose Tiere, die in oder auf

    der Gewssersohle leben

    Makrophyten: Mit bloem Auge

    erkennbare Wasserpflanzen

    Phytobenthos:Am Gewsser-

    boden aufwachsende Algen

    Phytoplankton:Im Wasser frei

    schwebende Algen

    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

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    INDIKATORENBERICHT 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

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    Themenfelder der NBS

    B 1.2.2 Ksten und Meere, B 1.2.3 Seen, Weiher, Teiche und Tmpel,B 1.2.4 Flsse und Auen, C 4 Gewsserschutz und Hochwasservorsorge

    DefinitionAnteil der Wasserkrper der Flsse, Bche, Seen, bergangs- und

    Kstengewsser, die sich in einem guten oder sehr guten kologischen

    Zustand befinden, an der Gesamtanzahl aller bewerteten Wasserkrper

    ZielwertBis zum Jahr 2015 erreichen prinzipiell 100 Prozent der Wasserkrper

    einen guten oder sehr guten kologischen Zustand.

    KernaussageNur zehn Prozent der Wasserkrper befanden sich im Jahr 2009 in

    einem guten oder sehr guten kologischen Zustand. Die hufigsten

    Ursachen fr Beeintrchtigungen sind Vernderungen der Gewsser-

    struktur und hohe Nhrstoffeintrge aus der Landwirtscha