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medianet.at industrial technology Virtual Reality Bau- kastensystem für den Mittelstand 74 Delta BigFoot Neuer 3D-Drucker für große Bauteile 75 Auszeichnung Design- preis für QuickPick Remote-Control 78 Smart Box Logistik- konzepte für Paket- und Kleinguttransport 79 Freitag, 23. Oktober 2015 COVER 73 © Panthermedia.net/Alberto Giacomazzi Industrie kann immer weniger investieren Abgaben sowie Lohnkosten engen finanziellen Spielraum der Betriebe gefährlich ein, Österreich wird als Standort zunehmend unattraktiv. 74 Helmut Schwarzl Ernennung Der Geschäftsführer der Geberit Produktions GmbH & Co KG ist neuer Obmann der kunststoff- verarbeitenden Industrie und vertritt damit 229 Betriebe mit einem Gesamtumsatz von rund 5,1 Mrd. €. © Geberit ServiceLetter 17 gratis Download auf ... www.leitbetrieb.com Starke Unternehmen zeigen Werte! Österreich ® Seit 1988 TOP-SERVICE! Die Kraft der SERVICEQUALITÄT Kundenbezogene Wertschöpfung bewirkt nachhaltigen Erfolg! Bespiel AKZEPTA im ServiceLetter 17 www.exclusive-design.at / Bild: shutterstock Wir automatisieren. automatisieren. Sicher. Pilz GmbH [email protected] www. pilz.at Sicher. www.vsl.at Tel: +43 2236 615 72 0 Verpackung - Koffer - Flightcase © Schaeffler Theorie & Praxis Industrie 4.0 ist ein heißes Thema für Forschung sowie Produktentwicklung. 76 © Crown

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Virtual Reality Bau-kastensystem für den Mittelstand 74

Delta BigFoot Neuer 3D-Drucker für große Bauteile 75

Auszeichnung Design-preis für QuickPick Remote-Control 78

Smart Box Logistik-konzepte für Paket- und Kleinguttransport 79

Freitag, 23. Oktober 2015 coVeR 73

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Industrie kann immer weniger investierenAbgaben sowie Lohnkosten engen finanziellen Spielraum der Betriebe gefährlich ein, Österreich wird als Standort zunehmend unattraktiv. 74

Helmut Schwarzl

ernennung Der Geschäftsführer der Geberit Produktions GmbH & Co KG ist neuer Obmann der kunststoff-verarbeitenden Industrie und vertritt damit 229 Betriebe mit

einem Gesamtumsatz von rund 5,1 Mrd. €.

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Theorie & Praxis Industrie 4.0 ist ein heißes Thema für Forschung sowie Produktentwicklung. 76

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medianet.at74 coverstory Freitag, 23. Oktober 2015

••• Von Britta Biron

WIEN. Zwischen 2001 und 2014 ist die Nettoinvestitionsquote (Bruttoinvestitionsquote abzüg-lich Abschreibungen, bezogen auf den Bruttoproduktionswert) der österreichischen Unternehmen von 13,5% auf 5,2% eingebrochen.

„Damit stehen wir vor einem ech-ten Problem. Denn wo keine Inves-titionen, da auch kein technischer Fortschritt, zu geringe Arbeitspro-duktivität und eine sinkende Nach-frage“, kommentiert Sigi Menz, Ob-mann der Bundessparte Industrie der WKO, das Ergebnis der Mitte

dieser Woche präsentierten Studie von WU-Professorin Eva Pichler.

Die Daten zeigen, dass in erster Linie die Investitionen der priva-ten Unternehmen sowie der priva-ten Haushalte rückläufig sind. Der Bausektor ist stark betroffen, aber auch Investitionen in Maschinen stagnieren seit 2011 oder sind re-al sogar rückläufig. Sogar bei In-vestitionen in F&E, angesichts des raschen technischen Fortschritts eigentlich ein Muss, gab es im Vor-jahr keine Steigerung.

„Problematisch ist die Tatsache, dass diese Entwicklung keinen kurzfristigen Rückgang darstellt

– wir erleben vielmehr einen lang-fristig sinkenden Trend bei den In-vestitionen“, so Pichler.

Die einzige Investitionskompo-nente, die kontinuierlich steigt, sind die Abschreibungen, vor allem für die teils zu hohen Investitionen, die die Unternehmen bis 2007 in allzu großem Optimismus getätigt haben.

Damit steht den Unternehmen ein immer geringer werdender Teil der Bruttowertschöpfung für an-dere Maßnahmen, wie etwa neue Maschinen oder F&E zur Verfü-gung, wodurch ihre Wettbewerbs-fähigkeit weiter sinkt. Und damit

kommt die heimische Industrie in einen gefährlichen Sog, der durch die hohe Abgabenquote (diese liegt derzeit bei 50%) sowie steigende Lohnstückkosten noch verschärft wird.

Der Ruf nach höheren Lohnab-schlüssen sei angesichts der aktu-ellen Lage kontraproduktiv und ge-fährde die österreichische Arbeits-produktivität. Die Lohneinkommen entwickelten sich schwach, die Gewinneinkommen jedoch noch schwächer: Seit 2007 fiel die Netto-gewinnquote der Unternehmen von 35,9 Mrd. € auf 25,4 Mrd. € – ein Rückgang um fast ein Drittel.

„Die Vorstellung, F&E könne lang-fristig im Land gehalten werden, wenn die kapitalintensiven Betrie-be mit der Produktion ins Ausland abwandern, ist eine Illusion. Denn die österreichische Forschung ist anwendungsorientiert und damit produktionsnah“, so Menz. Und auch der Dienstleistungssektor könne eine schwächelnde Industrie nicht ausgleichen.

„Es ist Eile geboten: Produktivi-tätsorientierte Lohnpolitik, Struk-turreform bei der öffentlichen Verwaltung, Förderalismusreform, Gesundheitswesen, Privatisierun-gen und Bildung müssen jetzt mehr als nur Schlagworte sein“, so Menz.

Eine Senkung der Lohnnebenkos-ten sei unabdingbar und ein erster wichtiger Schritt. Und angesichts der Tatsache, dass die Staatsquote nicht mehr gesteigert werden kön-ne, gelte es, intelligente Investiti-onsanreize zu setzen, wie etwa eine rasche Umsetzung Wohnbau-Paket, Lohnnebenkostensenkung vor 2018.

Weniger AuslandsinvestitionenAber nicht nur die Investitionslau-ne der heimischen Unternehmen sinkt; wie eine aktuelle Studie der Österreichischen Nationalbank zeigt, machen auch Geldgeber aus dem Ausland derzeit um Öster-reich lieber einen Bogen und haben im ersten Halbjahr 2015 150 Mio. € an Eigenkapital abgezogen. Auch das Volumen der konzerninternen Kredite an österreichische Tochter-unternhemen wurde um 300 Mio. € zurückgenommen.

starker einbruch bei InvestitionenUnternehmen fehlt zunehmend das Kapital für neue Technologien oder F&E. Dadurch wird Österreich als Industriestandort immer unattraktiver.

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BREMEN. Mit Virtual Reality (VR) lassen sich Fertigungssysteme schon in der frühen Entwicklungs-phase zuverlässig erproben und daher auch schneller und kosten-günstiger in die betriebliche Praxis übernehmen.

„Wegen der bislang hohen Kos-ten für solche Technologien wer-den diese derzeit fast nur in Groß-unternehmen und Konzernen ge-nutzt, durch das Verbundprojekt zum Smart Hybrid Prototyping (VIB-SHP) nun aber auch für den Mittelstand verfügbar gemacht.

Mit dem SHP-Baukasten sollen sich in der frühen Entwicklungs-phase die verschiedenen Produkt-eigenschaften darstellen lassen. Das Verhalten der virtuellen Anla-genkomponenten wird über ent-sprechende Simulationsmodelle

abgebildet und in Echtzeit und Realgröße in der VR-Umgebung erfahrbar. Anwender können über mit Sensoren und Aktuatoren aus-

gestattete Interfaces mit dem vir-tuellen 3D-Modell interagieren und das Zusammenspiel von Mechanik, Elektrik und Software auch funk-

tional erproben. Planer, Kunden, Konstrukteure und Automatisie-rungsexperten können das VR-Modell als Diskussionsgrundlage für ihre Zusammenarbeit nutzen, und auch die späteren Maschinen-bediener lassen sich damit wesent-lich stärker als bisher in die Ent-wicklung neuer Fertigungssysteme einbeziehen.

Industrie & ForschungContact Software liefert für das Projekt zwei zentrale Bausteine: einerseits ein neues, domänen-übergreifendes Konzept für die Produktmodellierung, andererseits für die Entwicklung und Validie-rung von neuen PLM-Schnittstel-len, um M- und E-CAD-Anwendun-gen, VR-Technologien, verschiedene Simulations-Tools und das ERP in den virtuellen Absicherungspro-zess einzubinden.

Industriepartner sind Beck-hoff Automation, EDAG, Mewes & Partner, Jonas & Redmann und Promess, die wissenschaftliche Be-gleitung erfolgt durch die TU Ber-lin und das Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruk-tionstechnik IPK. (red)

schneller & besser planenVerbundprojekt VIB-SHP soll Virtual Reality-Technologie künftig auch mittelständischen Betrieben zugänglich machen.

Virtual Reality soll künftig auch für mittelständische Betriebe leistbar sein.

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Sigi Menz, Ob-mann der Sparte Industrie in der Wirtschaftskam-mer Österreich.

sozIales engagement

ams spendet 40.000 EuroUNTERPREMSTÄTTEN. Beim steirischen Hightech-Unternehmen ams gibt es nicht nur Sensoren für die unter-schiedlichsten Anwendungen, sondern offenbar auch einen für Menschlichkeit. Denn an-gesichts der Tatsache, dass in der Nähe des Firmensitzes ein Flüchtingslager ist, hat die Belegschaft mit Unterstützung der Geschäftsführung eine Sammelaktion durchgeführt.

Deren Ergebnis, immerhin 40.000 €, sind kürzlich an den Samariterbund Österreich übergeben worden. (red)

chancen Im ausland

NWR präsentiert sich in Wien WIEN. Das Bundesland Nord-rhein-Westfalen erwirtschaf-tet mit 625 Mrd. € insgesamt 21,5% des deutschen Brutto-inlandsprodukts. Knapp 700 österreichische Unternehmen sind dort bereits tätig – und künftig sollen es noch mehr werden. Dafür veranstaltet die Wirtschaftsfördergesellschaft NRW.Invest gemeinsam mit der Deutschen Handelskammer in Österreich am 28. Oktober im Haus der Industrie einen Infoabend. (red)

beweglIche spItze

Aktiv gesteuertes Winglet von FACC

RIED I. INNKREIS. FACC fertigt Flügelspitzen für ver-schiedene Flugzeugtypen und engagiert sich auch sehr stark im F&E-Bereich zu diesem Thema.

Jüngste Neuheit ist das Acti-ve Morphing Winglet, das über eine Steuerklappe verfügt, die sich in Echtzeit den aktuel-len Verhältnissen anpasst. So können weitere 2.5% Treibstoff gespart werden und der Lärm-pegel um 2 Dezibel gesenkt werden.

Einen zusätzlichen Plus-punkt bieten die kürzeren akti-ven Flügelspitzen im Vergleich zu herkömmlichen horizonta-len Tragflächenverlängerungen auch hinsichtlich der Manöv-rierbarkeit auf dem Flughafen.

Der Active Morphing Win-glet-Prototyp wurde von FACC bereits intensiven Tests im Windkanal unterzogen. Die dabei gewonnen Ergebnisse liegen derzeit zur Evaluierung beim Flugzeughersteller Air-bus. (red)

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SCHWARZENBACH. Der 3D-Druck hat sich aufgrund seiner Flexibili-tät inzwischen in vielen Bereichen bewährt. Allerdings sind die meis-ten gängigen Drucker für kleinere Objekte konzipiert. Um hier eine größere Freiheit und mehr Gestal-tungsoptionen zu gewinnen, wur-de der DeltaTower entwickelt, der durch seine Rahmenkonstruktion aus exakt gefrästen Aluminium-Teilen ausreichend Platz bietet, um selbst große Werkstücke fertigen zu können.

Große MaterialvielfaltIm Gegensatz zum klassischen 3D-Drucker, der mit einem Schie-nensystem in X-, Y-, und Z-Achse arbeitet, nutzt der DeltaTower drei Präzisionslinearführungen und sechs Halterungsarme, um den Druckkopf mit der heißen Dü-se zu bewegen. Die Arme werden über Riementriebe gesteuert und verfahren die Druckeinheit dreidi-mensional im Raum, wodurch das zu druckende Objekt während des gesamten Prozesses fest auf dem Druckbett stehen bleiben kann.

„Auf diese Weise werden Schwin-gungen, wie sie bei sich bewegen-den Druckbetten entstehen, ver-mieden und es wird möglich, ins-gesamt höhere Objekte exakt zu drucken“, erklärt Joachim Schmidt, Geschäftsführer der PICCO’s 3D World GmbH, die den DeltaTower vertreibt und betreut.

Gedruckt wird per Fused Depo-sition Modelling-Verfahren (FDM), das heißt, ein Filament des ge-

wünschten Werkstoffs wird bei bis zu 295 °C aufgeschmolzen und über eine Düse schichtweise aufge-tragen, um das Objekt aufzubauen.

Die Düsen haben Durchmesser von 0,35 mm bis zu 0,9 mm, ein-schließlich einer Duschbrause mit 7 x 0,40 mm für den schnellen 3D- Druck; alternativ gibt es Düsen in weiteren Durchmessern.

Als Druckmaterial stehen ver-schiedene Stoffe zur Auswahl, da-runter gängige Kunststoffe wie PA und PETG, aber auch branchenspe-zifisch interessante Werkstoffe wie Keramik, hitzeresistentes ABS oder das biokompatible und abbaubare PLA.

Die Dicke der aufgetragenen Schicht lässt sich je nach Anspruch regeln: von 0,05 mm für feine De-tails bis 0,5 mm für höhere Stabi-lität oder Produktionsgeschwin-digkeit. Die Druckdauer richtet sich nach diesen Anforderungen an die Auflösung sowie nach der Größe und dem Material, in der Regel ist der Druck aber fast immer schnel-ler, effizienter und vor allem kos-tengünstiger als die herkömmliche Herstellung per abtragendem Ver-fahren, Umformung oder Guss.

Einfaches HandlingAls Druckvorlage dienen Objekt-Modelle, die per CAD erstellt und in das STL-Format exportiert werden. Diese Daten werden von der ent-sprechenden Software in einzelne Koordinaten aufgelöst, die der Druckkopf später abfahren muss.

Für den Druck wird die ausge-wählte Datei einfach per USB von einem Computer oder per TCP/IP 10/100-Schnittstelle übertragen. Selbst ein Speichermedium reicht dafür aus, da der DeltaTower auch über ein internes LCD-Panel und ein Dreh-Klick-Rad direkt am Ge-rät bedient werden kann. Über das Display hat der Bediener zudem alle wichtigen Parameter im Blick und kann jederzeit die Temperatu-ren des Druckers kontrollieren.

Die Einrichtung ist vergleichs-weise einfach, da ein Tastsensor automatisch die Kalibrierung und ebene Ausrichtung der Grundfläche übernimmt; der Benutzer muss le-diglich die Z-Höhe manuell einstel-len. (bb)

Freitag, 23. Oktober 2015 innovation & unternehmen 75

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3D-Druck im XXL-FormatDeltaTower Big Foot 2015L ermöglicht Fertigung von Werkstücken mit bis zu 110 cm Höhe und einer Fläche von 55 x 55 cm.

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Auf der heurigen Euromold wurde der bisher größte DeltaTower erstmals gezeigt.

Die Dicke der Schicht lässt sich nach Bedarf von 0,05 bis 0,5 mm einstellen.

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Noch ein weiter WegDie Auswertung zeigt, dass der Maschinen- und Anlagenbau im Vergleich zur gesamten verarbei-tenden Industrie bereits deutlich weiter – aber längst noch nicht am Ziel – ist.

Knapp 6% der deutschen Maschi-nen- und Anlagenbaus gehören zu den Industrie-4.0-Pionieren, und 18% haben erste systematische Maßnahmen getroffen und zählen daher zu den Einsteigern.

Allerdings zeigen sich bei der Auswertung nach den sechs ein-zelnen Themenfeldern für Indus-trie 4.0 – Strategie & Organisation, Smart Factory, Smart Operations, Smart Products, Data-driven Ser-vices sowie Mitarbeiter – zum Teil erhebliche Unterschiede.

Die Pioniere (mindestens Stufe 3) erreichen bei der Readiness-Messung (siehe Tabelle rechts) auf einer Skala von 0 bis 5 einen durch-schnittlichen Wert von 3,3 In den einzelnen Dimensionen weisen sie gegenüber den Einsteigern (Stufe 2) und Neulingen (Stufen 0 und 1) besonders bei den Themen Stra-tegie & Organisation sowie Smart Products und Data-driven Services einen deutlichen Vorsprung auf.

Aber generell besteht sowohl für die Pioniere als auch für die Anfän-ger in allen Bereichen noch erheb-licher Handlungsbedarf. So wird in drei Viertel der Unternehmen noch kein Kennzahlensystem zur Messung des Umsetzungsstands von Industrie 4.0 genutzt. Unter-nehmen sind zwar unternehmens-intern sehr stark vernetzt, unter-nehmensextern (vor allem in den Bereichen Einkauf, Service sowie F&E) besteht allerdings noch viel Potenzial.

Self-Check für ReifegradRund ein Drittel der Unternehmen, vor allem KMU und Großbetriebe, bieten bereits Data-driven Servi-ces an, jedoch ist nur die Hälfte von ihnen dabei mit dem Kunden vernetzt, um beispielsweise für die Optimierung der Produkte das Benutzerverhalten zu erfassen und zu analysieren. In Sachen Big Da-ta ist auch noch viel zu tun. Knapp ein Drittel der Unternehmen (30%) erfasst die anfallenden Daten über-haupt nicht, ein Viertel tut dies

zwar, wertet die Daten dann aber nicht aus.

Im Rahmen der VDMA-Studie haben die Projektpartner IW Con-sult und die RWTH Aachen ein Online-Werkzeug entwickelt, mit dem interessierte Unternehmen ih-re eigenen Industrie 4.0-Readiness ermitteln können.

„Dieser Check ist eine Beson-derheit der Studie. Er zeigt jedem Unternehmen nicht nur an, wo es auf dem Weg zu Industrie 4.0 steht, sondern auch, was es konkret tun kann, um die nächste Stufe im Rei-fegrad zu erreichen“, erläutert Karl Lichtblau, Geschäftsführer der IW Consult.

Der Selbst-Test steht unter www.industrie40-readiness.de zur Verfü-gung.

Erfolgsfaktor: MitarbeiterBeim Industrie 4.0-Thema Mit-arbeiter sind die Unternehmen, so Rauen, „schon am weitesten“, allerdings sehen die Betriebe feh-

••• Von Britta Biron

Gibt man in Google das Stichwort „In-dustrie 4.0“ ein, spukt die Such-plattform derzeit gut 18,6 Millio-nen Treffer aus,

Tendenz steigend, denn es vergeht kaum eine Woche, in der nicht neue Erkenntnisse, Studien und Um-fragen zum Thema auf den Markt kommen. So hat etwa die Impuls-Stiftung des VDMA vor wenigen Tagen den Industrie 4.0-Readiness- Report vorgelegt, der zeigt, wie weit der Maschinen- und Anlagen-bau bei der Umsetzung bereits ist, aber auch, welche Hürden bis zum Ziel noch zu überwinden sind.

„Die Ergebnisse zeigen, dass In-dustrie 4.0 im Maschinen- und An-lagenbau angekommen ist. Neun von zehn Unternehmen sehen da-rin deutliche Chancen, sich am Markt zu differenzieren“, erläutert Hartmut Rauen, stellvertretender VDMA-Hauptgeschäftsführer.

Hohe ErwartungenBefragt nach den Gründen, sich mit Industrie 4.0 zu beschäftigen, gaben 76,2% der Unternehmen an, dass dies zum Selbstverständnis von Technologieführern gehört. Bei rund drei Viertel der befragten Unternehmen steht das Thema auf der Agenda, weil die Marktentwick-lungen und der Wettbewerbsdruck dies erfordern.

Entsprechend werden vor allem wirtschaftliche Vorteile von Indus-trie 4.0 erwartet. Knapp 64% der Unternehmen rechnen mit Umsatz-

steigerungen, vor allem durch neue Geschäftsmodelle, ein erweitertes Produkt-oder Dienstleistungsport-folio oder eine stärkere Kundenbin-dung.

Effizienzsteigerungen im Ma-nagementsystem, etwa durch opti-mierte Koordinationsprozesse oder eine erhöhte Transparenz bei den Lagerbeständen und der Auftrags-bearbeitung, werden von 46,1% der Unternehmen erwartet.

76 innovation & unternehmen Freitag, 23. Oktober 2015

reif für 4.0?Während in der gesamten Industrie noch knapp 60% der Unterneh-men (s. Tabelle unten) Industrie 4.0 entweder als nicht relevant ansehen bzw. sich damit noch nicht beschäftigt haben, liegt der Anteil der Außenseiter im Maschinen- und Anlagenbau (MA) deutlich niedriger. Das Ergebnis zieht sich durch alle Reifegradstufen – vom Anfänger bis zum Experten. Den Exzellenz-Grad hat bisher noch kein Unternehmen erreicht.

helmut rauenStellv. Hauptge-schäftsführer des VDMA: „Industrie 4.0 im Maschinen- und Anlagenbau angekommen.“

Ein im Rahmen der Stu-die entwickelter Selbst-Check zeigt Unternehmen den eigenen Stand in Sachen Industrie 4.0.

Der Weg zur Smart Factory ist noch weitMaschinen- und Anlagenbauer sind zwar Musterschüler bei Industrie 4.0, doch auch die Pioniere sehen sich noch großen Hürden gegenüber.

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industrie 4.0-readiness

Stufe ma-Branche industrie allg.

0 – Außenstehender 38,9% 58,2%

1 – Anfänger 37,6% 30,9%

2 – Fortgeschrittene 17,9% 8,6%

3 – Erfahrener 4,6% 1,7%

4 – Experte 1,0% 0,6%

5 – Exzellenz 0 0

durchschn. Readiness 0,9 0,6Quelle: Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015

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medianet.at Freitag, 23. Oktober 2015 innovation & unternehmen 77

engel e-flomoDer smarte Temperierwas-serverteiler besitzt elektrische Regelventile und ermöglicht die vollautomati-sche Einstellung und Regelung der Durchfluss-mengen

Wir unterstützen unsere Kunden bei der Optimie-rung ihrer Ferti-gungsprozesse“, sagt Engel-CTO Stefan Engleder.

lendes Spezial-Know-how als eine der größten Hürden für weitere Maßnahmen zur durchgängig au-tomatisierten Fertigung.

Je nach den verschiedenen Kom-petenzbereichen, die dafür notwen-dig sind, schätzt nur ein Zehntel bis ein Drittel der Befragten die Fachkräftekompetenz in Bezug auf Industrie 4.0 als ausreichend vor-handen ein.

Daher wundert es nicht, dass Anbieter von Qualifizierungs- und Schulungsprogrammen, wie etwa Festo Didactic, in Industrie 4.0 ei-nen wesentlichen Treiber für ihre Branche sehen und ihre Program-me verstärkt danach ausrichten.

So bietet man seit heuer mit der MPS Transfer Factory eine Lern-fabrik, die viele Aspekte künftiger Technologien abbildet, integrierte Automation anschaulich macht und das Verständnis von hochgra-diger Vernetzung und prozessüber-greifendem Denken fördert.

„Technische Vernetzung ist das zentrale Thema unserer Zeit – ob privat oder im beruflichen Um-feld. Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien ver-schmelzen mit klassischen indus-triellen Prozessen zu sogenannten cyber-physischen Systemen. Reale

und virtuelle Welt wachsen immer weiter zusammen, das Internet der Dinge wird Wirklichkeit. Da-mit muss man umgehen lernen“, sagt Hermann Studnitzka, Leiter Didactic Concepts bei Festo Öster-reich.

Nachdem sich oftmals noch nicht absehen lässt, welche kon-kreten technischen Fähigkeiten Industrie 4.0 schlussendlich tat-sächlich erfordert, setzt das Schu-lungsprogramm von Festo Didactic besonders auf Methoden und Fä-higkeiten, Haltungen und Einstel-lungen, also jene Kompetenzen, die Mitarbeiter befähigen, sich in komplexen und schnell verändern-den Situationen selbst organisiert zurechtzufinden.

Zwei-Klassen-Gesellschaft?Auch das Beratungsunternehmen IDC Central Europe hat sich dem Thema Industrie 4.0 gewidmet und eine neue Studie präsentiert. Die Detailauswertung der Befragungs-ergebnisse zeigt ebenfalls, dass Maschinen- und Anlagenbauer deutlich mehr Industrie 4.0-Initiati-ven im Pilot oder umgesetzt haben, als Fabrikbetreiber (35% zu 23%).

„Es zeichnet sich eine Industrie 4.0 der zwei Geschwindigkeiten ab.

Es ist höchste Zeit, dass die Ferti-gungsbetriebe aus dieser Lethargie erwachen, wenn sie langfristig er-folgreich bleiben wollen“, bewertet Mark Alexander Schulte, Consul-tant und Projektleiter bei IDC, die Ergebnisse.

Als wichtigsten Erfolgsfaktor, noch deutlich vor IT-Sicherheit (26%), Unterstützung durch das Management (21%) oder einer gesi-cherten Finanzierung (13%), sehen die Umfrageteilnehmer ausgereif-tere Technologien und Lösungen für die intelligente und vernetzte Fabrik an (39%); allerdings wächst hier das Angebot kontinuierlich.

Industrie 4.0 für die PraxisSo bietet der OÖ Spritzguss-maschinen-Hersteller Engel be-reits smarte Maschinen, ein ei-genes Manufacturing Execution- System, das den zentralen Zugriff auf alle relevanten Zustands- und Prozessdaten ermöglicht und diese mit Qualitätskennzahlen in Bezie-hung setzt, sowie mit dem Portal Engel e-connect auch eine smarte Service-Lösung. Präsentiert wurde das Gesamtprogramm kürzlich auf der Fakuma auf einem als Smart Factory gestalteten Messestand.

„Viele zukünftige Herausforde-rungen und Lösungen können wir uns heute noch nicht vorstellen, und für jede Spritzgießaufgabe, jeden Betrieb und jeden Standort wird Industrie 4.0 anders ausse-hen“, sagt Engel-CTO Stefan Engle-der. „Der Vorteil der evolutionären Entwicklung von Industrie 4.0 ist, dass jedes Unternehmen jederzeit mit einer an die eigenen spezifi-schen Anforderungen angepassten Lösungen starten und diese dann sukzessive ausweiten kann. Die Op-

timierung der Fertigungsprozesse beginnt bei einzelnen Maschinen und kann bis zum globalen Ferti-gungsverbund reichen.“

Dem Thema Industrie 4.0 widmet man sich auch bei der Schaeffler-Gruppe. Der Hersteller von Präzi-sionskomponenten und Systemen für Motoren, Getriebe und Fahr-werke sowie Wälz- und Gleitlager hat gemeinsam mit Partnern das Konzept „Werkzeugmaschine 4.0“ entwickelt, das vom Sensor bis in die Cloud bestehende Technik mit neuen digitalisierten Komponen-ten vernetzt. Von den beiden Proto-typen wird einer im Schaeffler-Werk Höchstadt in der Fertigung von Genauigkeitslagern eingesetzt, der zweite dient zur Demonstration und war kürzlich auf der Fachmes-se EMO zu sehen.

Als Weltneuheit wurden zudem Wälzlager präsentiert, die mit einem Data Matrix-Code ausge-stattet sind. Dieser ermöglicht in Verbindung mit der PrecisionDesk-App die Überprüfung der Echtheit des Produkts. Weitere Funktionen wie z.B. der Abruf von Informatio-nen zu Leistungsfähigkeit und Ein-bau sind bereits in Planung.©

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readiness-index nach themenfeldern

themenfelder neulinge einsteiger Pioniere gesamt

Strategie & Organisation 0,3 1,6 3,3 0,8

Smart Factory 0,4 1,5 2,2 0,7

Smart Operations 1,0 2,0 2,9 1,4

Smart Products 0,4 2,2 4,6 1,1

Data-driven Services 0,1 0,7 2,1 0,3

Mitarbeiter 1,0 2,8 3,2 1,5Quelle: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015

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Design & Funktion„Uns geht es beim Produktdesign darum, machbare Lösungen für die bisher unerfüllten Anforderungen unserer Kunden zu schaffen. Un-sere multidisziplinären Entwick-lungs- und Designteams setzen mit modernen Denkansätzen alles dar-an, unseren Kunden neue Möglich-keiten des Einsatzes zukunftswei-sender Technologien näherzubrin-gen und somit die Produktivität im Lager zu steigern sowie die Ar-beitssicherheit und Nachhaltigkeit weiter zu verbessern“, kommentiert Mike Gallagher, Vice President of Design, bei Crown.

Kürzlich wurde das QuickRemo-te-System um ein Transceiver-Band erweitert. Damit stehen neben dem Handschuh und dem Modulhalter bereits drei Tragevarianten zur Verfügung. Da das Band mit den Klettverschlüssen bequem über alle Handschuharten passt, ist es die ideale Lösung für Einsätze bei niedrigen Temperaturen, wie etwa in Kühl- oder Gefrierhäusern.

Claudia Sebastiany, Marketing Product Technology Managerin bei Crown Equipment: „Auch unsere Kunden setzen zunehmend auf die-se Wearable-Technolgoie, um die Lagerproduktivität zu steigern und gleichzeitig Kosten zu sparen, ohne bei der Arbeitssicherheit Kompro-misse einzugehen.“

Neue FunktionenAuch hinsichtlich der Features wird QuickRemote laufend verbes-sert, zuletzt etwa um eine Heben- und Senken-Funktion. Neben dem Befüllen von Regalen eignet sich die neue Technologie auch als ergo-nomische Arbeitshilfe beim Bestü-cken von Produktionsmaschinen, Werkstatt- oder Montagetätigkei-ten.

78 transport & logistik Freitag, 23. Oktober 2015

••• Von Britta Biron

MÜNCHEN. Im Schnitt betritt und verlässt ein Kommissionierer pro Schicht etwa 1.200 Mal den Fahrer-stand seines Staplers. Der dafür notwendige Kraftaufwand ist etwa so hoch, als würde er zwei Mal bis zur zweiten Ebene des Eiffelturms hochsteigen.

Mehr ErgonomieMit dem QuickPick Remote System bietet Crown seit dem Vorjahr eine halbautomatische Navigations-technik, mit der bei der Bodenkom-missionierung weniger Strecken zu Fuß zurückgelegt werden müssen und bis zu 70% der Ein- und Aus-stiegsvorgänge vermieden werden können. Dies steigert die Produk-tivität, führt bei den Bedienern zu weniger Ermüdungserscheinungen und verbessert die Sicherheit.

Weitere AuszeichnungKürzlich erhielt das QuickRemo-te-System mit dem Design Excel-lence Award (IDEA) der Industri-al Designers Society of America (IDSA) eine weitere renommierte Auszeichnung. Im Vorjahr gab es

dafür bereits den IFOY Award in der Kategorie „Warehouse Trucks“, und Anfang die-

ses Jahres den German Design Award und den Good Design-Award des Chicago Athenaeum.

Erleichterung für kommissioniererMit der QuickRemote-Fernsteuerung für Stapler überzeugt Crown sowohl Intralogistiker, Lagerarbeiter als auch Produktdesigner.

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ATTNANG-PUCHHEIM. Seit April wird beim Fruchtsaft- und Nah-rungsmittelhersteller Spitz ein fahrerloses Transportsytem (APM) von Jungheinrich eingesetzt, um Leerpaletten zu den Abfüllanlagen zu bringen.

Und die Investition in den Auto Pallet Mover ERC 215a hat rasch zu positiven Effekten geführt: Ne-ben der Optimierung des Mate-rialflusses habe man, so Günter Heimbuchner, Leitung Logistik und Technischer Einkauf bei Spitz, „einen Qualitätszuwachs im Hin-blick auf Sauberkeit erreicht, weil sich die Staplerverkehre mit Pa-letten im Außenbereich erübrigen. Dadurch fällt in der Halle kein Schmutz mehr an, und es ist nicht mehr rutschig“.

Damit auch sonst für Sicherheit

gesorgt ist, hat Jungheinrich das Flurförderzeug mit einem Perso-nenschutzsystem in Antriebs- und Lastrichtung sowie mit Gabelspit-

zensensoren zur Palettenbruch-erkennung ausgestattet

Zu den Vorzügen des Auto Pal-let Movers gehört auch, dass sein

Einsatz keine aufwendigen Fräs-arbeiten am Boden erfordert hat, was in der Produktion eines Le-bensmittelherstellers sehr kritisch gewesen wäre. Er benötigt lediglich Reflektoren an den Strecken, um sich mithilfe eines Laserscanners zu orientieren. Die Kommunikation mit dem übergeordneten System läuft via WLAN.

Pluspunkte sammelt der APM ebenso wegen seiner Flexibilität bei notwendigen Kursänderungen.

Weitere Ausbaupläne„Wir arbeiten mit modernster Tech-nik und möchten uns daher auch in der Intralogistik durch Innova-tionen weiterentwickeln“, ergänzt Heimbuchner, der damit rechnet, dass sich die Investition in knapp viereinhalb Jahren amortisiert ha-ben wird. „Zurzeit planen wir ein neues Projekt für Auto Pallet Mover, die in unserer Division Süßwaren & Backwaren Leerpaletten transpor-tieren sollen“, so Heimbuchner zu den weiteren Plänen für den APM, die auch neue Einsatzmöglichkei-ten, etwa den Transport von Roh-material in die Produktion, betref-fen. (red)

Materialfluss 4.0Autonomes Transportsystem für Paletten von Jungheinrich bringt Spitz zahlreiche Vorteile in der Produktion.

Zwischen 2.500 bis 4.000 Ladungsträger transportiert der Auto Pallet Mover täglich.

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Mit der neuen He-ben- und Senken-Funktion kann die Staplergabel bequem auf die passende Höhe gebracht werden.

vErkEhrsManagEMEnt

Integriert und grenzübergreifendWIEN/GRAZ. KapschTraf-fiCom hat den Auftrag zur Lieferung des Advanced Traffic Management-Systems DYNAC für das grenzübergreifende Programm „CHARM“ erhalten. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der eng-lischen und niederländischen Behörden für Straßenbau und -betrieb, Highways England und Rijkswaterstaat, um die Sicherheit zu steigern und schneller auf Verkehrsvorfälle reagieren zu können.

Das Auftragsvolumen be-trägt dabei insgesamt rund 60 Mio. € und umfasst neben der Installation von DYNAC in den Verkehrsmanagementzen-tralen auch produktbezogene Serviceleistungen für einen Gesamtzeitraum von bis zu 13 Jahren. (red)

Epal-innovation

App zum Zählen von Paletten DÜSSELDORF. Nach mehreren Jahren Entwicklungsarbeit gemeinsam mit der TU Dort-mund und Fraunhofer IML und einjähriger Testphase hat die European Pallet Association e.V. (EPAL) jetzt die App „Pallet-Check Express“ auf den Markt gebracht.

Sie funktioniert auf jedem handelsüblichen Smartphone. Der Benutzer schießt einfach ein Foto von einem Palettensta-pel, die App zählt die Paletten und versendet automatisch das erstellte Tauschdokument per E-Mail. Darin enthalten sind neben der exakten Anzahl der Paletten auch Ort und Zeit des entsprechenden Tauschvor-gangs.

Die App, die derzeit nur auf Deutsch erhältlich ist, kostet nach 30tägiger Gratis-Testpha-se 6,90 € pro Monat als Abon-nement. (red)

iFoY aWarD 2016

Einreichfrist endet in KürzeUNTERFÖHRING. Wer hat die besten Stapler, Intralogistik-produkte und -dienstleistun-gen? Antworten darauf liefert alljährlich der IFOY Award, der Oscar der Intralogistik.

Bis zum 6. November können Hersteller noch ihre Bewer-bungen für den Bewerb 2016 abgeben, der um neue Katego-rien erweitert wurde.

Neben den beiden traditi-onellen Stapler-Kategorien „Counter Balanced Truck“ bis 3,5 und über 3,5 Tonnen gibt es jetzt auch die „Special Vehicle“-Kategorie für Sonder-fahrzeuge, Containerstapler, Mitnehmstapler oder Schwer-laststapler über acht Tonnen Tragkraft.

Beim „Special of the Year” werden herausragende tech-nische Details oder Kompo-nenten prämiert, die die Wirt-schaftlichkeit, Nachhaltigkeit oder die physischen oder psy-chischen Bedingungen für den Nutzer signifikant verbessern. (red)

Langzeittests haben ge­zeigt, dass mit Quick­Remote die Produktivität beim Kommissionieren um durchschnittlich zehn Prozent ansteigt.

Mike gallagher, Vice President of Design bei Crown Equipment

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medianet.at

ST. PÖLTEN. Das Volumen des Pa-kettransports steigt kontinuierlich, vor allem aufgrund des zunehmen-den Online-Handels. Die bisheri-gen Zustellservices sind darauf allerdings nur unzureichend ein-gerichtet und zudem auch viel zu unflexibel. Meist ist entweder die Anwesenheit des Empfängers not-wendig, mehrere Zustellversuche (die den Verkehr belasten) oder die persönliche Abholung.

Neue Lösungen, die hier Abhil-fe schaffen, stehen also auf der To-do-Liste vieler Forschungs-institute und Logistikunternehmen weit oben. Eines davon ist das Carl Ritter von Ghega-Institut für inte-grierte Mobilitätsforschung.

Mehr FlexibilitätInstitutsleiter Frank Michelber-ger dazu: „In unseren Projekten erforschen wir den Bedarf nach Verkehrslösungen der Zukunft und entwickeln dazu erste Prototypen.

Ziel sind leichter zu benutzende Systeme, barrierefreie Zugänge und nachhaltigere Verkehrsformen.“

Smarte Paket-BoxenGearbeitet wird derzeit etwa an der smarten Kleingut-Logistik. Im Pro-jekt SmartBox geht es darum, einen standardisierten Mehrwegbehälter mit eigener Intelligenz zur Steue-rung und Navigation der Transpor-te und zum benutzersicheren Zu-griff zu konzipieren und auch die Pool- und Transportsysteme sowie die dafür notwendige Zugriffs- und Kontrollsoftware.

Ein weiteres Ziel der Forscher ist es, ein Business-Modell zu ent-wickeln, das einerseits möglichst günstige und distanzabhängige Transportpreise ermöglicht, die Kosten der Leistungsträger ab-deckt und darüber hinaus auch kompatibel zu den bereits beste-henden Systemen der verschiede-nen Dienstleister ist. (bb)

LAS BAMBAS. Im Zuge der Mo-dernisierung der peruanischen Cuajone-Kupfermine wird auch der Transport zwischen der Mine und der Aufbereitungsanlage, der bisher per Eisenbahn erfolgte, neu konzipiert. Künftig wird dafür ein Förderband sowie ein Kreiselbre-cher eingesetzt.

Deutsches Power-DuoDie Hardware wurde von Thyssen Krupp entwickelt, Automatisie-rung, Energieverteilungseinrich-tungen sowie die Antriebstechnik kommen von Siemens.

Die Bandanlage besteht aus drei Einzelabschnitten, die mit insge-samt fünf integrierten Antriebs-

systemen ausgestattet werden. Für das größte Band werden zwei Direktantriebe mit jeweils 6.000 Ki-lowatt Leistung – bestehend aus ei-nem langsam laufenden Synchron-motor und einem Sinamics SL150 Umrichter – geliefert. Die zwei kleineren Zu- und Abfuhrbänder werden mit zwei 500 Kilowatt Nie-derspannungsmotoren mit rück-speisefähigen Niederspannungs-frequenzumrichtern Sinamics S150 und einem 1.200 Kilowatt Mittel-spannungsmotor angetrieben.

Siemens lieferte bereits im Jahr 2013 ein ähnliches Antriebssystem für ein HPGR System (High Pressu-re Grinding Rolls) der Anlage in der Cuajone Mine. (bb)

Freitag, 23. Oktober 2015 transport & logistik 79

EtherCAT-Klemmen

(IP 20)

Busklemmen

(IP 20)

EtherCAT Box

(IP 67)

Servomotor

50 V, 4 A W

50 V, 4 A, OCT W

Schrittmotor

24 V, 1,5 A W W

50 V, 5 A W W W

DC-Motor

24 V, 1 A W W

50 V, 3,5 A W W

50 V, 5 A W

smart-Boxen für paketeCarl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung arbeitet an Konzepten für die Kleingutransport 2.0.

© fo

to-k

raus

.at

kupfer-Bergbau am laufenden BandThyssen Krupp und Siemens errichten den Goliath unter den Förderbändern.

Frank Michelberger, Leiter Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung.

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medianet.at80 energie & ressourcen Freitag, 23. Oktober 2015

••• Von Britta Biron

FRAMINGHAM. Die Energieversor-gungsbranch steht vor einem tief-greifenden Wandel. In Europa wer-den, so eine Untersuchung des Be-ratungsunternehmens Accenture, die Umsätze der Energieversorger 2025 um bis zu 54 Mrd. € niedriger ausfallen als heute.

Zwei Beispiele dafür: Im ersten Halbjahr 2015 ist das EBITDA von RWE um 7% auf 3,2 Mrd. € und das betriebliche Ergebnis um 11% auf 2,0 Mrd. € gesunken. Das Betriebs-ergebnis von Vattenfall lag im 1. Quartal dieses Jahres mit 895,8 Mio. € um fast 30% unter jenem der Vorjahresperiode.

Einer der Hauptgründe für den Abwärtstrend ist der Ausbau der

Erneuerbaren Energien, vor allem der Solarenergie.

So prognostizieren Roland Berger-Experten, dass bis 2030 fast 12% des gesamten Stromver-brauchs in Europa auf Photovol-taik entfallen werden. Das führt zu zunehmende Schwankungen der Energiesysteme, sinkende Erzeu-gungsvolumina für die Energiever-sorger und niedrigeren Preisen.

Erneuerbare bringen BewegungMittlerweile rechnen, so die Ac-centure-Umfrage, 61% der europäi-schen Energieversorger (im Vorjahr 43%) mit Umsatzeinbrüchen auf-grund der dezentralen Stromver-sorgung. Und wie die aktuelle Um-frage von International Data Cor-poration (IDC) zeigt, wächst auch in

den USA die Sorge. „Sonnenenergie ist etwas, das mich nachts wach hält“, formulierte einer der befrag-ten CEOs die trüben Zukunftsaus-sichten seiner Branche.

Aber nicht nur die bisherigen Kunden machen den Unternehmen Konkurrenz, sondern auch neue Player aus „artfremden“ Branchen, vor allem Google und Telekom- Unternehmer.

Neue Ideen sind gefragt„Künftig wird es nicht mehr ausrei-chen, Kilowattstunden zu verkau-fen. Stattdessen müssen die Unter-nehmen Servicepakete entwickeln, um die Kunden beim Management ihres Energiebedarfs und damit ih-rer Energiekosten zu unterstützen“, so Wolfgang Anzengruber, Prä-

sident von Oesterreichs Energie, beim Trendforum am 14. Oktober.

Als zentrales Werkzeug des Wan-dels sieht Anzengruber die Digitali-sierung, die die Interaktion mit den Kunden erleichtert und damit eine Vielzahl neuer Geschäftsmodelle möglich macht. Ausreichend Daten habe man in Europa – bisher al-lerdings noch nicht die passenden Konzepte, um sie gewinnbringend zu nutzen.

Nach Meinung der von IDC be-fragten Manager der Energiever-sorger liegt das höchste Potenzial für künftiges Neugeschäft im Ener-giemanagement für Industrie- und Privatkunden, in neuen Netzdienst-leistungen sowie dem Ausbau von Ladestationen für eFahrzeuge. Auch in alternativen Energien sieht man interessantes Potenzial.

Und die Überlegungen gehen zum Teil in recht innovative Rich-tungen. Charles A. Freni, Senior Vice President des New Yorker Energieversorgers Central Hudson Gas & Electric, meint etwa: „Ein ähnliches Geschäftsmodell wie Uber, das auf der Einbeziehung von Dritt anbietern basiert, könnte für unsere Branche interessant sein.“

Mehr Flexibilität notwendigNeue Geschäftsstrategien müssen zwar auch andere Branchen entwi-ckeln, für die Energieversorger ist die Herausforderung aber noch ei-nen Tick größer, da ihre Planungs-horizonte mit 20 Jahren und mehr bisher deutlich länger als in ande-ren Industriesektoren waren und die Organisationsstrukturen daher oft immer noch behäbig und unfle-xibel sind.

Business as usual hat keine ZukunftDer Zubau Erneuerbarer Energie, Konkurrenz aus fremden Branchen und steigende Kundenforderungen zwingen Energie­versorger dazu, ihre Geschäftsmodelle zu erneuern.

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PETZENKIRCHEN/WIEN. „Größere Wasserlabors gibt es auch in ande-ren Ländern, aber wir können hier internationale Maßstäbe setzen, indem wir auf sehr umfassende Weise Daten aus mehreren Diszi-plinen zusammenführen“, so Gün-ter Blöschl, Professor am Institut für Wasserbau und Ingenieurhy-drologie der TU Wien, zum neuen 66 Hektar großen Forschungsareal im NÖ Petzenkirchen.

Geforscht wird am Hydrological Open Air Laboratory (HOAL) unter anderem zu den Themen Hoch-wasserschutz, Bodenerosion, Aus-breitung von Krankheitserregern oder verschiedenen Ursachen der Grundwasserverschmutzung.

In der Nähe befindet sich das Bundesamt für Wasserwirtschaft, das ebenfalls am Hydrolabor be-

teiligt ist. „Das ist für die Logistik sehr wichtig, schließlich braucht man einen festen Stützpunkt, von dem aus man die vielen Geräte warten kann“, sagt Blöschl.

Über 500 Sensoren liefern ver-schiedenste Daten – von der Boden-feuchte über die Temperatur und Grundwasserpegel bis zur chemi-schen Zusammensetzung des Was-sers. Sie wurden an Glasfaserkabel angeschlossen, über das Internet kann man die Messergebnisse je-derzeit abrufen.

Wichtige ExperimenteAm HOAL werden auch Hypothe-sen im Rahmen kontrollierter Ex-perimente getestet. So kann man etwa der Frage nachgehen, wo-her Sedimente stammen, die nach einem starken Regen in Bächen

nachgewiesen werden können, oder ob der Großteil des Regenwassers aus oberflächennahen Bodenregio-nen kommt.

Wasser ist bedeutendes ThemaDas Hydrologielabor ist eng mit dem vom FWF finanzierten Dok-toratskolleg „Water Resource Sys-tems“ an der TU Wien verbunden, das ebenfalls von Günter Blöschl geleitet wird. „Das Doktoratskolleg ist ein ganz wichtiges Instrument für die Ausbildung einer neuen Ge-neration von Hydrologinnen und Hydrologen“, sagt Günter Blöschl. „Gerade für Österreich ist das The-ma Wasser besonders wichtig. Wir stellen sicher, dass die österreichi-sche Forschung in diesem Bereich auch in Zukunft eine führende Rol-le spielt.“ (red)

open-Air-ForschungÜber 500 Sensoren im Hydrolabor der TU Wien liefern Daten zu Wasserbewegungen und Stoffkreisläufen.

Mast für die mikrometeorologischen Messungen am neuen Testgelände.

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e-MoBilität

Forschungscenter für BatterienSTUTTGART/RENNINGEN. Bosch erwartet, dass in zehn Jahren weltweit rund 15% aller Neufahrzeuge einen elektrifizierten Antrieb haben. Deshalb investiert das Unter-nehmen 400 Mio. € jährlich in die Elektromobilität und hat kürzlich ein neues Batterie-Forschungszentrum in Betrieb genommen. Hier widmet man sich in Zusammenarbeit mit Bosch-Experten aus Shanghai und Palo Alto im Silicon Valley der Verbesserung der Lithium-Ionen-Technologie.

Zusätzlich hat Bosch dafür auch ein Joint Venture mit GS Yuasa und der Mitsubishi Cor-poration gegründet und mit dem US-amerikanischen Start-up Seeo Inc. einen Spezialisten für innovative Festkörperbat-terie-Technologie an Bord. (red)

gAsconnect AustriA

Kurzfristige KapazitätenWIEN. Neben den bisherigen Jahres-, Quartals-, Monats- und Tageskapazitäten hat Gas Connect Austria vor Kurzem die Vermarktung untertägiger Transportkapazitäten gestar-tet, mit der Netzbenutzer jetzt Kapazitäten im Fernleitungs-netz stündlich für den Rest des jeweiligen Gastags buchen können.

„Mit der Einführung der Within-Day-Vermarktung bieten wir unseren Kunden eine weitere interessante Mög-lichkeit, um der steigenden Geschwindigkeit des Markts gerecht zu werden“, so Gas Connect Austria Geschäftsfüh-rer Harald Stindl.

Die Entwicklung hin zu kurz-fristigen Kapazitätsbuchungen, d.h. in Zeiträumen unter einem Jahr, hatte sich in den letzten Jahren schon abgezeichnet. (red)